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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 160

1898 -
— 160 — nicht herauskam, so war der Krieg eine unabwendbare Notwendigkeit. Demselben Zwang unterlag Preußen. Solange der deutsche Bund in der bisherigen Weise bestand, kam Preußen aus der unwürdigen Abhängigkeit von Österreich und den mit diesem zusammengehenden deutschen Staaten nicht heraus. Es war eben eine Unmöglichkeit, daß innerhalb eines Bundes, eines Staatenbundes, zwei Großmächte neben einander wohnen konnten: entweder die eine ordnete sich unter (Preußen zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.), dann wurden sie von einer Stufe zur andern herabgedrückt und gerade deswegen mit stetem Mißtrauen und steter Eifersucht betrachtet, oder beide machten ihre Stellung als gleichberechtigte Großmacht geltend (1864—1866), da mußte es schließlich zum Krieg kommen. Daß aber Österreich nicht diesem unhaltbaren Verhältnis durch Ausscheiden aus dem Bunde ein Ende machte, das lag daran, daß es eine Einbuße an Macht befürchtete, wenn es seine Stellung in Deutschland nicht behauptete, und daran, daß es sich nicht gewöhnen konnte, in Preußen eine ebenbürtige Großmacht zu sehen, sondern in seinem Beherrscher immer nur den Nachkommen der brandenburgischen Kurfürsten erblickte, die den Kaisern aus dem Hause Österreich Unterthan waren. 2. Welche Erkenntnis bewirkte der Krieg des Jahres 1866 bei den Deutschen? — Mit den überraschend schnellen Niederlagen, mit der Verlassenheit und Hülslosigkeit der westlichen und südlichen Staaten drängte sich unabweislich die Gewißheit von der Schwäche des deutschen Bundes auf. Weiter wußten nun die kleineren deutschen Fürsten, daß auf Österreich kein Berlaß sei, ebensowenig auf Frankreich, und so blieb nichts übrig als der vorher so verhaßte Anschluß an Preußen, das seine Kraft und die Fähigkeit, Bundesgenossen zu schützen, soeben glänzend bewiesen hatte. 3. Wie benimmt sich der Sieger? — Mit großer Mäßigung. Die Länder, die zum Bestand des preußischen Staates nötig sind, nimmt er allerdings in Besitz, denn es durfte nicht wieder vorkommen, daß der östliche Teil der preußischen Monarchie von dem westlichen durch feindliche Staaten geschieden war, aber das völlig besiegte Österreich braucht gar kein Land abzutreten und nur geringe Kriegskosten zu bezahlen, und ebenso mild werden die süddeutschen Staaten behandelt. König Wilhelm und sein großer Minister sieht in den Besiegten schon die Bundesgenossen. Sie haben also den Krieg geführt um des Friedens willen, wie es sein muß. 2. Die Vorbereitung zum Kriege. Ziel: Wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck mit der Volksvertretung um die Vorbereitung zu diesen Kriegen in Streit gerät. I Worin bestand die Vorbereitung? — König Wilhelm sah ein, daß das preußische Heer für einen Krieg nicht genüge, daß es an Offizieren und Mannschaften vergrößert, daß es besser eingeübt, mit besseren Waffen versehen werden müsse. Wenn das nicht geschehe, so

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1. Brandenburg - S. 48

1889 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
48 e. Der „siebentägige" deutsche Krieg 1866. 1. Ursache. Die Frage über den Besitz dieser Länder führte zu einem Zerwürfnisse zwischen beiden Großmächten. Daraus entstand ein neuer Krieg, an dem auch alle andern deutschen Staaten teil nahmen. Österreich wollte Preußen demütigen und seine alte Oberhoheit in Deutsch- land wieder aufrichten. Es fing an zu rüsten. Unser König wollte gerne Frieden behalten. Teils durch seine treuen Minister, teils persönlich suchte er ihn zu ver- mitteln, jedoch vergebens. Der König sagte zu Prinz Friedrich Karl: „Ich kanns bezeugen vor Gott, gebeten habe ich den Kaiser, gebeten, wie man nur bitten kann. Ich will ja selbst nichts haben. Ich will alles zuge- stehen, was sich mit Preußens Ehre vertragen kann. Aber er will den Krieg. Es soll wieder so sein, wie vor dem siebenjährigen Kriege, und das geht doch nicht." — Österreich forderte die Bundesstaaten zur Kriegsbereit- schaft gegen Preußen auf, und Preußen erklärte hierauf den Bund für aufgelöst. Mit Österreich hatten sich außer Süddeutschland auch Hannover, Sachsen, Kurhessen, Nassau, Hessen-Darmstadt, Meiningen, Reuß-Greiz und Frankfurt a. M., mit Preu- ßen die andern kleinen norddeutschen Staaten, außerdem Italien, verbunden. — Am 18. Juni erließ der König einen Aufruf an sein Volk, worin er sagte: „Das Vaterland ist in Gefahr! Wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen. Flehen wir den Lenker der Schlachten an, daß er unsere Waffen segne. Gott mit uns!" — Preußische Truppen besetzten schnell Sachsen, Kurhessen und Hannover. Dann rückte die preußische Armee in drei Heerhaufen in Böhmen ein und schlug die Öster- reicher in den Tagen vom 23.—29. Juni bei Trautenau, Podol, Nachod, Gitschin. Jetzt vereinigte sich die Elbarmee unter Herwarth v. Bittenfeld mit der I. Armee unter Prinz Friedrich Karl, und König Wilhelm selbst griff Benedeck, den Anführer des österr. Heeres, bei Königgrätz den 3. Juli 1866 an. Die Schlacht tobte schon von 7 Uhr morgens. Die Preußen konnten aber keinen entscheidenden Sieg davon- tragen, weil die Stellung der Österreicher sehr fest war. Mit Sehnsucht erwartete man die Ii. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Endlich gegen 2 Uhr nachmittags kam auch diese, durch weite Entfernung und schlechte Wege so lange zurückgehalten, auf dem Schlachtfelde an und brachte die Entscheidung. Sie warf sich auf das Dorf Chlum, den Mittel- punkt der österr. Stellung, nahm es und durchbrach die feindlichen Reihen. In wil- der Flucht verließ das Heed der Öster- reicher das Schlachtfeld, doch die Preußen folgten ihm mit solcher Schnelle, daß es keine Zeit behielt, sich wieder zu sammeln. Schon nach wenig Tagen standen die Preu- ßen vor Wien. Auch die Süddeutschen waren vom General Vogel v. Falken- stein bei Kissingen, Aschaffenburg, Hünfeld geschlagen worden. Da mußten Österreich und dessen Bundesgenossen den Frieden zu Prag schließen (23/8. 66). Hannover, Kurhessen, Nassau, Schleswig-Holstein, sowie kleinere Teile von Bayern und Hessen-Darmstadt wurden mit Preußen vereinigt. Die Staaten Norddeutschlands traten zum norddeutschen Bunde zusammen, und mit den Süddeutschen wurde ein Fig. 27. Kaiser Friedrich Iii.

2. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 468

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
468 48. Preußen seit bcr Verleihung der Verfassung. Landwehr auf fast die doppelte Zahl seines bisherigen Bestandes ge- bracht. Außerdem wurden Militär-Conventionen mit Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Waldeck geschlossen. Das Handelsgebiet des Zollvereins erhielt eine sehr bedeutende Erweiterung durch Abschluß eines preußisch-französischen Handelsver- trages (1862) und eines ähnlichen mit Belgien. Nachdem, wie im Westen, so auch im Osten Preußen eine sicherere Stellung gewonnen hatte durch eine Convention mit Rußland (1863) bezüglich des da- mals im russischen Polen ausgebrochenen Aufstandes, versuchte es die Lösung der schwierigsten Frage, des Verhältnisses zu Oesterreich und zu dem deutschen Bunde. Minister Bismarck hatte schon dem Land- tage gegenüber die Aeußerung gethan: die deutsche Frage werde nie durch Reden, sie könne nur durch Blut und Eisen gelöst werden, und in einer diplomatischen Rote Oesterreich den Rath gegeben, seinen Schwerpunkt außerhalb Deutschland (in Ofen) zu suchen, wo er sei. Kaiser Franz Joseph antwortete mit einem Reformplan vom 18. August 1863, dem zufolge Oesterreich an Deutschlands Spitze und Preußen auf eine Stufe mit Baiern gestellt werden sollte. König Wilhelm lehnte jede Betheiligung an diesem Plane ab und weigerte sich, dem deßhalb vom Kaiser nach Frankfurt berufenen Fürstentage beizu- wohnen. Der Tod des Königes von Dänemark (November 1863) eröffnete Preußen eine Gelegenheit, durch bewaffnete Einmischung in den be- vorstehenden Erbfolgestreit nicht nur den Flecken von Olmütz gänz- lich §u tilgen, sondern auch seine Stellung in Norddeutschland, na- mentlich in Bezug auf seine Marine, wesentlich zu stärken. Aus demselben Grunde konnte Oesterreich die Abtretung der Herzogthümer Schleswig und Holstein vom dänischen Staate nur sehr ungern sehen, und es schien gewiß, daß, wenn Preußen sich dieses Ziel offen stecke, es sowohl bei Oesterreich und den zu ihm haltenden Regierungen, als bei den übrigen Großmächten, die auf Deutschlands Erstarkung eifersüchtig sind, Widerstand finden werde. Dagegen ließen sich des- sere Erfolge erwarten, wenn es gelang, Oesterreich als Hülfsmacht ins Feld zu bringen, wodurch jeder Argwohn beschwichtigt werde; andererseits hielt Oesterreich es für vorteilhaft, Preußens Schritte im Norden zu beobachten, und so wurden denn beide deutsche Groß- mächte Bundesgenossen in dem zweiten Kampfe um Schleswig-Holstein 1864 (s. Nr. 49). Noch ahnete man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemeinsam eroberten Herzogthümer ein zwar kurzer, aber äußerst blutiger Krieg (1866) ausbrechen und dieser die Lösung der deutschen Frage zu Gunsten Preußens entscheiden sollte. Das Nähere s. Nr. 60. t

3. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 468

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
V 468 48. Preußen seit der Verleihung der Verfassung. Landwehr auf fast die doppelte Zahl seines bisherigen Bestandes ge- bracht. Außerdem wurdet! Militär-Conventionen mit Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Waldeck geschlossen. Das Handelsgebiet des Zollvereins erhielt eine sehr bedeutende Erweiterung durch Abschluß eitles preußisch-französischen Handelsver- trages (1862) und eines ähnlichen mit Belgien. Nachdem, wie im Westen, so atlch im Osten Preußen eine sicherere Stellung gewontlen hatte durch eine Convention mit Rußland (1863) bezüglich des da- mals im russischen Polen ausgebrochenen Aufstandes, versuchte es die Lösung der schwierigsten Frage, des Verhältnisses zu Oesterreich und zu dem deutschen Bunde. Minister Bismarck hatte schon dem Land- tage gegenüber die Aeußerung gethan: die deutsche Frage werde nie dtirch Reden, sie könne nur durch Blut und Eisen gelöst werden, und in einer diplomatischen Note Oesterreich den Rath gegeben, seinen Schwerpunkt außerhalb Deutschland (in Ofen) zu suchen, wo er sei. Kaiser Franz Joseph antwortete mit einem Reformplan vom 18. August 1863, dem zufolge Oesterreich an Deutschlands Spitze und Preußen auf eine Stufe mit Baiern gestellt werden sollte. König Wilhelm lehnte jede Betheiligung an diesem Plane ab und weigerte sich, dem deßhalb vom Kaiser nach Frankfurt berufenen Fürstentage beizu- wohnen. Der Tod des Königes von Dänemark (November 1863) eröffnete Preußen eine Gelegenheit, durch bewaffnete Einmischung in den be- vorstehenden Erbsolgestreit nicht nur den Flecken von Olmütz gänz- lich zu tilgen, sondern auch seine Stellung in Norddeutschland, na- mentlich in Bezug auf seine Marine, wesentlich zu stärken. Aus demselben Grunde konnte Oesterreich die Abtretung der Herzogthümer Schleswig und Holstein vom dänischen Staate nur sehr ungern sehen, und es schien gewiß, daß, wenn Preußen sich dieses Ziel offen stecke, es sowohl bei Oesterreich und den zu ihm haltenden Regierungen, als bei den übrigen Großmächten, die auf Deutschlands Erstarkung eifersüchtig sind, Widerstand finden werde. Dagegen ließen sich des- sere Erfolge erwarten, wenn es gelang, Oesterreich als Hülssmacht ins Feld zu bringen, wodurch jeder Argwohn beschwichtigt werde; andererseits hielt Oesterreich es für vortheilhaft, Preußens Schritte im Norden zu beobachten, und so wurden denn beide deutsche Groß- mächte Bundesgenossen in dem zweiten Kampfe um Schleswig-Holstein 1864 (s. Nr. 49). Noch ahnete man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemeinsam eroberten Herzogthümer ein zwar kurzer, aber äußerst blutiger Krieg (1866) ausbrechen und dieser die Lösung der deutschen Frage zu Gunsten Preußens entscheiden sollte. Das Nähere s. Nr. 60.

4. Das fünfte Schuljahr - S. 345

1901 - Langensalza : Schulbuchh.
d) Erzählt von dem Übergang der Preußen nach der Insel Alsen! ch Erzählt von dem Frieden zu Wien! Ii. Ter deutsche Krieg 1866. Vorbereitung. Mit welchem Kriege haben wir uns in der vorigen Stunde be- schäftigt? Welche beiden Mächte hatten in diesem Kriege gemeinsam gekämpft? Doch die Freundschaft zwischen Preußen und Österreich war nur von kurzer Dauer. Zwei Jahre später bekriegten sie sich gegen- seitig. Ziel. Mit dem Kriege zwischen Preußen und Österreich im Jahre 1863 wollen wir uns heute beschäftigen. Darbietung des Stoffes durch Vorerzählen des Lehrers. a) Die Veranlassung zum Kriege. Schon seit langer Zeit bestand Zwiespalt zwischen Österreich und Preußen darüber, welcher Staat den Vorrang in Deutschland haben sollte. Preußen war ein deutscher Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte aber viele Völker und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutsch- land nur behaupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der preußische Minister von Bismarck sprach es aus, „Deutschland könne nur durch Blut und Eisen geeinigt werden!" Hierzu kamen nun noch Streitigkeiten über die Verwaltung von Schleswig-Holstein. Österreich verlangte, daß in diesen Herzogtümern ein besonderer Fürst eingesetzt würde. Preußen war nicht dagegen, aber es verlangte zur bessern Verteidigung Deutschlands den Oberbefehl über die schleswig- holsteinsche Land- und Seemacht. Damit war Österreich nicht einver- standen und brachte die schleswig-holsteinsche Angelegenheit vor den deutschen Bundestag. Dieser beschloß mit neun gegen fünf Stimmen Krieg gegen Preußen. Ta erklärte Preußen den deutschen Bund für aufgelöst. Auf Seiten Österreichs standen die meisten deutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen, Hannover, Knrhessen, Hessen- Darmstadt, Nassau u. a.), mit Preußen waren einige kleinere deutsche Staaten (Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Koburg u. a.) und

5. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 355

1887 - Hannover : Meyer
160. Der deutsche Krieg von 1866., 355 dänische Kriegsschiff „Rolf Krake", um alle Boote in den Grund zu bohren; es schoß aber zu hoch und mußte auch bald vor den preußischen Strandbatterien das Weite suchen. Wie Alsen im Osten, so eroberten die Preußen im Westen die friesischen Inseln Sylt und Föhr; sie drangen auch bis zur äußersten Nordspitze Jütlands vor und pflanzten am Kap Skagen die preußische Fahne auf. 6. Friede (1864). Jetzt endlich war der Trotz der Dänen, die sich kaum noch in Kopenhagen sicher fühlten, gebrochen. Sie verstanden sich zu dem Wiener Frieden, durch welchen Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abgetreten wurden. Lauenburg überließ Österreich im folgenden Jahre gegen eine Geldentfchädignng an Preußen. Über die Herzogtümer verfügte man einstweilen so, daß Preußen Schleswig, Österreich Holstein in Verwaltung nahm. 160. Der deutsche stieg von 1866. 1. Veranlassung. Als Schleswig-Holstein für Deutschland zurückgewonnen war, erhob sich die Frage: Wer foll es haben? Österreich konnte es nicht gebrauchen, gönnte es aber auch Preußen nicht. Berechtigte Erbansprüche hatte ein Prinz Friedrich von Augusteuburg; ihn begehrten die Schleswig-Holsteiner zu ihrem Herrn; ihm wünschte auch Österreich die befreiten Lande zu übergeben. „Gut", sagte König Wilhelm, „aber etwas Nutzen muß Preußen, welches die Blutarbeit hauptsächlich gethan hat, doch auch davon haben; ich verlange den Mitbesitz des Kieler Hafens und den Oberbefehl über die fchleswig-holsteinischen Truppen." „Nichts da!" war die Antwort, und darüber kam es zu dem furchtbaren Bruderkriege von 1866, der, wie ein plötzlicher verheerender Gewittersturm über Deutschland und Österreich daherbrauste. 2. Tieferer Grund. Der eigentliche Grund zu diesem Kriege lag indes,doch viel tiefer; er ist in,der alten Eifersucht zwischen Preußen und Österreich zu suchen. Österreich war gewohnt, fast alle deutschen Staaten nach seinem Willen zu lenken; nur Preußen wollte sich ihm nicht beugen. Es glaubte diesen allzu kräftigen und selbstbewußten Nachbar einmal gründlich demütigen zu müssen, damit er ihm nicht endlich über den Kopf wachse. König Wilhelm dagegen und sein gewaltiger Minister Bismarck hielten es für das beste, Österreich ganz aus Deutschland hinauszuwerfen, damit Preußen die Führerschaft bekomme; nur so könne unser zerrissenes und ohnmächtiges deutsches Vaterland zu einem einigen und starken Staate erneuert werden. Darum der Kampf auf Leben und Tod. 3. Preußens Gegner und Bundesgenossen. Da die meisten deutschen Fürsten Österreichs Haß gegen Preußen teilten, so brachte Österreich auch den Bundestag auf seine Seite. Als derselbe am 14. Juni (1866) den Krieg gegen Preußen beschloß, verließ der preußische Gesandte den Saal mit der Erklärung, Preußen erkenne den Bund 23*

6. Geschichte für sächsische Schulen - S. 146

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
i — 146 — anschließenden Staaten (Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig u. a.) vom Deutschen Bunde zurück, der damit sein Ende erreichte. Noch einmal bot Preußen seinen nächsten Nachbarn (Sachsen, Hannover, Knrhessen und Nassau) den Frieden an, jedoch vergeblich. Drei Tage später waren diese Länder von Preußen besetzt. Die sächsische Armee war unter der Führung des Kronprinzen Albert nach Böhmen gegangen, um sich hier mit der österreichischen zu vereinigen. 2. Der Verlauf des Feldzuges. Die Hauptmacht des preußischen Heeres suchte die Österreicher in Böhmen auf. Am 3. Juli 1866 kam es zwischen 1866 Königgrätz und Sadowa zur Entscheidungsschlacht. Tapfer wurde auf beiden Seiten gekämpft. Der Kronprinz von Preußen, der am Nachmittage nach Moltkes Plan auf dem Schlachtfelde eintraf, gab. den Ausschlag. Die Österreicher mußten sich in trostloser Verfassung zurückziehen. Nun gingen die Preußen gerade' auf Wien los. Bald war das Heer nur noch 20 km davon entfernt. Die Wiener konnten vom Stephansturm schon die preußischen Wachtfeuer sehen. Inzwischen waren die Hannoveraner bei Langensalza zur Übergabe gezwungen und auch die süddeutschen Staaten besiegt worden. 3. Friede. Jetzt sah sich der Kaiser von Österreich genötigt, um Waffenstillstand zu bitten. Dieser wurde ihm im Vorfrieden zu Nickolsburg gewährt. 1866 Em 23. August kam der Friede zu Prag zustande. Darin wurde festgesetzt, daß Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. an Preußen fallen sollten. Österreich mußte aus dem Deutschen Bunde ausscheiden. Die anderen besiegten Staaten, darunter auch Sachsen, hatten nur eine Kriegskostenentschädigung zu zahlen. Preußen errichtete nun unter seiner Führung den Norddeutschen Bund, dem auch Sachsen beitreten mußte. Die Fürsten und Freien Städte waren durch Gesandte im Bundesrat vertreten und das Volk durch seine gewählten Abgeordneten im Reichstage. Bundesrat und Reichstag berieten die Gesetze. Die Regierungs-geschäste leitete der Bundeskanzler Graf Bismarck. Heer, Flotte, sowie Zoll-, Post- und Telegraphenwesen waren gemeinsame Angelegenheiten des Bundes. Auf der Grundlage des Norddeutschen Bundes ist dann später das Deutsche Reich ausgebaut worden. Der Norddeutsche Bund schloß .mit den süddeutschen Staaten ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis, demzufolge der König von Preußen für den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch über alle Truppen der süddeutschen Staaten erhielt. 4. Die Einigung Italiens. Früher bestand Italien aus mehreren Einzelstaaten mit selbständigen Fürsten; die Lombardei und Venetien aber standen unter der Herrschaft Österreichs. Da unternahm es der König Viktor Emanuel von Sardinien, Italien zu einigen. Als Bundesgenossen standen ihm die Franzosen zur Seite. Österreich wurde im . Jahre 1859 besiegt und trat die Lombardei ab. Die kleineren Staaten (Toskana, Modena, Parma) verjagten ihre Fürsten und erklärten sich durch Volksabstimmung für den Anschluß an Sardinien. Im nächsten Jahre eroberte der Freischarenführer Garibaldi Sizilien und Neapel, also den ganzen Süden der Halbinsel. Viktor Emanuel wurde zum Könige von Italien ausgerufen. Im Kriege 1866 gegen Österreich war Italien Preußens Bundesgenosse. Es unterlag zwar zu Lande und wurde auch in der Seeschlacht bet Lissa von dem tüchtigen Admiral Tegethoff geschlagen, erhielt aber infolge der preußischen Siege beim Friedensschluß Venetien. Gern hätte Viktor Emanuel auch den Kirchenstaat gehabt und Rom zu seiner Hauptstadt gemacht, aber Rom hielten die Franzosen

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 309

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
51. Der große deutsche Krieg von 1866. 309 barte recht augenscheinlich, eine wie verkehrte und unangemessene Stellung Preußen im deutschen Bunde einnahm. Preußen war der größte reindeutsche Staat und hatte in den Besreiungskriegen durch kühnste Thaten die herrlichsten Erfolge für Deutschland errungen; dennoch hatte die Eifersucht der anderen Fürsten ver- hindert, daß die westliche Masse seines Gebietes mit der östlichen in den richtigen Zusammenhang gebracht würde, und am Bundestage suchten die übrigen deutschen Staaten durch ihre Mehrheit das kühn aufstrebende Preußen immer nieder- zuhalten. Das war um so unbilliger, weil in: Fall eines Krieges Preußen die Hauptlast für Deutschland tragen mußte und das preußische Volk fast über seine Kräfte angestrengt ward, uin seine deutschen Brüder gegen das Ausland schützen zu können. Es war also eine Notwendigkeit für den König Wilhelm und seinen Minister Bismarck, dahin zu streben, daß Preußen im deutschen Bunde die Macht bekäme, die seinen Leistungen und Anstrengungen gebührte. Zu einer solchen Machterweiterung war die Gelegenheit nach dem glorreichen Ausgang des deutsch-dänischen Krieges gegeben. Preußen mußte und wollte in den für Deutschland gewonnenen Ländern festen Fuß behalten; und wenn König Wilhelm auch nicht abgeneigt war, die Wünsche der Schleswig-Holsteiner zu erfüllen und ihnen den Prinzen Friedrich von Augustenburg zum Herzog zu geben, so bestand er doch darauf, daß das schleswig-holsteinische Heer einen Teil des preußischen bilden und der schöne Kieler Hafen in seiner Hand bleiben solle. Damit waren aber die meisten anderen deutschen Fürsten, namentlich der Kaiser von Österreich, nicht einverstanden. Aus Eifersucht begünstigten sie jetzt die Ansprüche des augustenburgischen Hauses und wollten, daß die Herzogtümer unter der Regierung desselben einen vollkommen selbständigen deutschen Klein- staat bildeten. So ging es nicht länger mit der gemeinsamen Regierung Schles- wig-Holsteins durch Preußen und Österreich: durch den Vertrag von Gast ein im August 1865 setzten sie sich in der Weise aus einander, daß Österreich das kleine Lauenburg gegen eine Entschädigung von beinahe drei Millionen Thalern an Preußen abtrat, Schleswig aber fortan durch einen preußischen, Holstein durch einen österreichischen Statthalter regiert werden sollte. 2. Aber auch diese Verabredungen sicherten nicht lange den Frieden. Der preußische Statthalter in Schleswig, General von Manteuffel, regierte hier mit Festigkeit, aber zugleich mit großem Wohlwollen gegen die Bevölkerung; aber unter den Augen des österreichischen Statthalters in Holstein, des Generals von Gab lenz, geschah vieles, wodurch gegen Preußen Erbitterung hervorgerufen ward. Zugleich drängte sich die Entscheidung der Frage heran: wer Herr in Deutschland sein solle: das evangelische und reindeutsche Preußen oder das katholische und nur zum kleineren Teil Deutschland an- geh örige Österreich. Das letztere rüstete sich insgeheim, um Preußen mit Hilfe anderer deutschen Fürsten gewaltsam niederzudrücken, es zu zerstückeln und zu entehren; gleichzeitig verlangte aber der kraftvolle Gras Bismarck eine solche Umgestaltung des deutschen Bundes, daß Preußen dieselben Rechte und dieselbe Macht darin erhielte wie Österreich. So war der Krieg unvermeidlich, und es bedurfte nur eines Anlasses, ihn ausbrechen zu machen. Als nun in Holstein General von Gablenz die Stände des Landes berief, um mit ihnen ohne Preußens Mitwirkung über die Erbfolge zu beraten, erklärte General von Manteuffel den Vertrag von Gastein für gebrochen und rückte am 7. Juni 1866 über die Eider,

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 161

1898 -
— 161 - müsse er, wie sein Bruder im Jahre 1850, alle Forderungen anderer Mächte, besonders Österreichs, gewähren, also immer, auch zum Nachteil Preußens, nachgeben; denn er könne es ja nicht auf einen Krieg ankommen lassen. Wie kann aber darüber mit der Volksvertretung ein Streit entstehen? — Sie hatte die Geldmittel zu verwiegen. Nun wollen entweder die Volksvertreter überhaupt keinen Krieg (vielleicht gab es unter ihnen Großdeutsche, die zum mindesten einen Bruderkrieg mit Österreich nicht billigten), sie wollen also auch keine Vorbereitung dazu, oder sie halten die Art der Vorbereitung für verkehrt. Vielleicht auch waren ihnen die Geldopfer, die entstehen mußten, zu groß. — Wir haben aber doch gesehen, daß die Kriege notwendig waren, werden die Schüler sagen, daß also auch die Vorbereitung dazu notwendig war, denn ohne sie wären solch große, schnelle Erfolge nicht erreicht worden. Ja, das wissen wir jetzt, das wußten aber die Volksvertreter vor den Kriegen nicht. — Da sehen wir, wie König Wilhelm und sein Minister Bismarck klarer und richtiger die Zukunst vor Augen hatten, wie sie sich besser überlegt hatten, daß der vorhandene Zustand unerträglich sei, daß er geändert werden müsse; und wie sie dementsprechend die Mittel vorbereiteten. — Aber daß die Volksvertreter dem König und Bismarck nicht die bessere Einsicht zutrauten! werden die Schüler sagen, wird doch jetzt noch Bismarck als der größte Staatsmann gefeiert (Angaben dessen, was den Schülern davon bekannt ist). Daß darüber sogar ein Streit entstehen konnte! Ii a. Daran lag es eben. Damals wurde Bismarck nicht für einen großen Staatsmann gehalten. Man hatte in ganz Deutschland gegen ihn das größte Mißtrauen. — Äußerungen oder Thaten Bismarcks müssen die Veranlassung gewesen sein. In den Jahren 1849 und 1850 war er preußischer Abgeordneter und hatte als solcher öffentlich gegen die Frankfurter Nationalversammlung gesprochen, er hatte sogar den Olmützer Vertrag gutgeheißen und sich als einen Freund Österreichs gezeigt. — Man meinte, Bismarck sei ein Feind aller Freiheit des Volks, ein Feind der Einigung Deutschlands, ein Freund des deutschen Bundes, dazu wolle er Schleswig-Holstein den Dänen preisgeben. Das paßt aber gar nicht zu dem, was wir von Bismarck wissen! — Es muß eine große Umwandlung mit ihm vorgegangen sein. Die Umwandlung geschah in Frankfurt a. M., wohin er noch von Friedrich Wilhelm Iv. als Bundestagsgesandter sür Preußen geschickt wurde. — Hier erkannte er, daß es Österreich auf Preußens Erniedrigung abgesehen habe, um in Deutschland zu herrschen; er erkannte die Schwäche und Jämmerlichkeit des deutschen Bundes; er sah ein, daß Deutschland -» geeinigt werden müsse, um das ihm gebührende Ansehn zu erlangen (Dänemark!), ec sah ein, daß eine Einigung nur unter Ausschluß Österreichs möglich sei (Gründe!). Zusammenfassung: Der Umschwung in Bismarcks Ansichten. Staude u. Göpfert, Präparationen. Band V. 1 i

9. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 145

1903 - Paderborn : Schöningh
— 145 — unter österreichische, Schleswig unter preußische Verwaltung kam. Auf seinen Anteil an Lauenburg verzichtete Österreich zugunsten Preußens gegen eine Geldentschädigung. , L p, </J \/\ Cos.-C‘'’ Om, W- ,vi >>',/!/f-* ' X/-T1&. Per deutsche Krieg von 1866 und seine Kotgen. , J . x 1. Ursachen. Preußen war seit der Umgestaltung seines Heerwesens / der mächtigste aller Bundesstaaten: es besaß zudem bei weitem die größte Zahl deutscher Untertanen, da Österreich vorwiegend aus nichtdeutschen Ländern bestand. König Wilhelm, von Bismarck beraten, war daher nicht gewillt, sich Österreich länger unterzuordnen. Sein Ziel war die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung. Auch sonst zeigten sich Bestrebungen, die deutsche Bundesverfassung umzugestalten. Deshalb berief Kaiser Franz Josef als Vorsitzender des Bundestages einen deutschen Fürstenkongreß nach Frankfurt, 1863. Aber Preußen beteiligte sich an demselben nicht, weil sein Antrag auf Gleichstellung mit Österreich abgelehnt wurde. Der Ausbruch des offenen Krieges zwischen den beiden deutschen Großmächten war nur noch eine Frage der Zeit. Er erfolgte durch die Verwicklungen, welche wegen Schleswig-Holstein entstanden. Der preußische Ministerpräsident Bismarck nämlich beabsichtigte die Herzogtümer dem preußischen Staate einzuverleiben; Österreich dagegen wollte aus Schleswig-Holstein ein selbständiges Herzogtum bilden und berief die holsteinschen Stände, um über die künftige Verfassung zu beraten. Dies wurde von Preußen für eine Verletzung des Gasteiner Vertrags erklärt, welcher die Entscheidung über die Zukunst Schleswig-Holsteins der Vereinbarung beider Großmächte überlassen habe. Preußische Truppen besetzten Holstein, und Wilhelm I. beantragte beim Bundestage die Ausschließung Österreichs aus dem Deutschen Bunde. Das war mit einer Kriegserklärung gleichbedeutend. Ans Antrag Österreichs beschloß deshalb der Bundestag, gegen Preußen zu rüsten. Damit war der Bruch vollzogen; die Waffen mußten entscheiden. Auf der preußischen Seite standen nur die kleineren norddeutschen Staaten: aber es bestand schon ein geheimes Bündnis zwischen Preußen und dem Könige Viktor Emanuel von Italien, welcher den Österreichern Venetien zu entreißen hoffte. Zu Österreich standen außer den süddeutschen Staaten auch Sachsen, Hannover und Kurhessen. 2. Verlauf des Krieges. 3) In Norddeutschland. Unverzüglich besetzten die preußischen Truppen Sachsen, Hannover und Kurhessen. Die sächsische Armee zog sich rechtzeitig nach Böhmen zurück; auch die Hessen konnten sich noch mit Ernst, Teutsche Geschichte. 4. Aufl. 10 0

10. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 73

1900 - Osnabrück : Rackhorst
- 73 — gewaltigung, uitb Preußen und Österreich nahmen sich des bedrängten Bruderstammes an. Im Februar 1864 überschritten preußische und österreichische Truppen die dänische Grenze. 2. Düppel, Alsen, Friede. Das kleine Dänemark war den beiden deutschen Großmächten längst nicht gewachsen; aber es verließ sich auf eine starke Verschanzung, die Düppeler Schanzen, aus seine Flotte und auf die Hülse fremder Fürsten. Die Düppeler Schanzen lagen ans einem steil ansteigenden, fast ganz vom Wasser umgebenen Höhenrücken der Insel Alsen gegenüber. Das Gelände vor den Schanzen war durch Fußangeln, umgekehrte eiserne Eggen, verdeckte Gruben und Pfahlwerk säst unzugänglich gemacht. Prinz Friedrich Karl, ein Brudersohn König Wilhelms, übernahm die Eroberung dieser Schanzen. _ Nachdem sie wochenlang beschossen waren, begann der Sturm. Am frühen Morgen des 18. April verrichteten die schweren Geschütze noch einmal ihre Arbeit. Um 10 Uhr verstummten sie plötzlich; mit lautem Hurra brachen die Sturmreihen aus den Gräben hervor. Vorauf eilen die Schützen, ihnen folgen die Pioniere mit Leitern, Beilen, Brettern, Pulversäcken. Schon nach wenigen Minuten ist die erste Schanze erobert. Als bei einer anderen die Soldaten das starke Pfahlwerk nicht zu durchbrechen ver- mögen, springt der Pionier Klinke vor, indem er ruft: „Wartet, Kame- raden, ich öffne euch die Thür!" Damit hängt er seinen Pulversack an einen Pfahl, entzündet ihn und — wird samt mehreren Pfählen in die Luft geschlendert. Durch die entstandene Lücke dringen seine Kameraden ein. Nach zwei Stunden sind alle zehn Schanzen in den Händen unserer Krieger. Als die Dänen noch nicht nachgeben wollten, sondern sich ans ihren Inseln sicher wähnten, setzten preußische Krieger nachts auf Kähnen nach der Insel Alsen über und eroberten auch diese. Da ver- loren die Dänen den Mut. Im Frieden zu Wien entsagte der König von Dänemark allen Rechten ans Schleswig-Holstein, das nun vom Kaiser von Österreich und vom König Wilhelm gemeinsam regiert wurde. 63. Der deutsche Krieg von 1866. 1. Ursache. Die gemeinsame Verwaltung Schleswig-Holsteins führte bald zu Streitigkeiten zwischen den beiden Großmächten. Preußen fühlte sich jetzt auch stark genug, die Stellung sich zu erkämpfen, die ihm in Deutschland gebührte. Schon seit den Tagen des Großen Kur- fürsten hatte Österreich das Wachsen Preußens mit Eifersucht beobachtet; im Deutschen Bunde wurde Preußen stets überstimmt, obgleich es mehr deutsches Land, ein stärkeres Heer und eine bessere Staatsverwaltung besaß als Österreich. Als eine Verständigung zwischen den beiden Groß- mächten sich nicht erzielen ließ, rief Österreich beu Deutschen Bund um Hülfe an. Da beschlossen die meisten deutschen Fürsten den Krieg gegen Preußen, ans dessen Seite nur wenige kleine Staaten traten, wie Mecklenburg, Oldenburg und Brannschweig. Preußen erklärte, der Deutsche Bund sei damit ausgelöst, und zog das Schwert. 2. Langensalza. König Wilhelm ließ seinem Vetter, dem König Georg von Hannover, ein Bündnis anbieten; doch dieser lehnte es ab, verließ seine Hauptstadt und sammelte sein Heer in der Nähe von Göttingen, um von dort nach Süden 51t ziehen und sich mit den Bayern

11. Fürst Bismarcks Lebenswerk - S. 54

1903 - Leipzig : Scheffer
— 54 — ist kein Bund mehr, wenn alle Länder ihre Soldaten gegen ein Land aufstellen wollen. Der deutsche Bund ist zerrissen; wer mit Preußen einen neuen Bund machen will, der soll es sagen. Aber in den neuen Buud wird Österreich nicht ausgenommen, und die Länder, die ausgenommen werden, müssen ihre Soldaten unter preußischen Befehl stellen." Das wollten nun Bayern, Sachsen und Hannover nicht, und die Österreicher litten es natürlich erst recht nicht und so war denn Krieg. — Aber nun zeigte sich, was die Heeresreform genützt hatte. Alle Welt hatte gedacht, Preußen würde ganz und gar besiegt werden; und der Kaiser von Frankreich hatte sich schon gefreut, daß er dann Preußen helfen würde, damit man es nicht ganz zerstückelte; und er rechnete darauf, dann als Lohn für seine Hilfe das linke Rheinufer zu bekommen. Aber es kam ganz anders. Die preußischen Truppen, von ihrem Könige selber geführt, warfen die österreichische Macht in kurzer Zeit vollständig nieder, und die anderen deutschen Staaten kamen gar nicht dazu, sich ernstlich zu wehren; so rasch waren die Preußen da. Schon am 3. Juli 1866 wurde der österreichische General Benedek in der großen Schlacht bei Königgrätz, in der eine halbe Million Soldaten gegen einander kämpfte, vollständig besiegt. König Wilhelm kommandierte selber die Preußen, und der Minister von Bismarck, den er schon ein Jahr vorher wegen seiner Verdienste um Schleswig-Holstein zum Grafen gemacht hatte, war hier wie immer bei seinem Könige. Und das erste, was Bismarck sagte, als die Schlacht entschieden war und alle Preußen noch wütend auf die Österreicher loshieben, war: „Jetzt ist die deutsche Frage entschieden; aus Deutschland ist Österreich nun hinaus; jetzt gilt es, wieder mit Österreich gut Freund zu werden." Und das ist ihm schließlich, wenn auch erst dreizehn Jahre später, wirklich gelungen; seit 1879 sind Österreich und Deutschland fest mit-

12. Der deutsche Krieg 1866 - S. 19

1912 - Leipzig : Voigtländer
bisherigen Erfahrungen an eine Verständigung über Inhalt und Text der Vorschläge nicht glauben. Gleichwohl skizzierte der preußische Bundestagsgesandte, als die Bundesreformkommission am 11. Zttai zur ersten Beratung zusammentrat, die preußischen Vorschläge, und sie waren, verglichen mit dem, was später im nationalen Interesse gefordert und erreicht wurde, bescheiden genug. Um dem bei den deutschen Regierungen verbreiteten Argwohn entgegenzutreten, als handle es sich dabei um eine Unterwerfung deutscher Zürsten unter Preußen, ließ König Wilhelm durch Graf Bismarck am 27. Zttai in einem in alle deutschen Staaten entsendeten Rundschreiben feierlich erklären, daß ihm nichts ferner liege, als die deutschen Zürsten zu beeinträchtigen; er wolle nur mit ihnen als einer ihresgleichen für die gemeinsame Sicherheit nach innen und außen sorgen, aber besser als bisher; nie habe er einen (Ehrgeiz gehegt, der auf Kosten der Nachbarn und Bundesgenossen Befriedigung suche, und so beabsichtige er auch jetzt mit der Bundesreform nicht, den deutschen Zürsten Opfer anzusinnen, die Preußen nicht ebenso im Interesse der Gesamtheit zu bringen bereit sei. (Erst wenn Preußen auf dem Wege der Verständigung am Bunde und mit den Regierungen alle mittel vergebens erschöpft haben werde, um auch nur die notdürftigsten Zugeständnisse zu erlangen, werde es sein enges Programm erweitern. Ttzittleroeile hatten sich die Beziehungen zwischen (Österreich und Preußen dadurch ernster gestaltet, daß (Österreich die Schleswig-Holsteinische Zrage, von der der Streit der Großmächte ausgegangen war, aufs neue zu einer Angelegenheit des Deutschen Bundes zu machen suchte. In seiner Depesche vom 26. flpril 1866 vertrat (Sraf Ihensdorff die Ansicht, daß durch den Wiener Zriedens-vertrag die Herzogtümer nicht sowohl an Preußen und (Österreich zu voller Souveränität abgetreten worden seien, sondern daß König Christian Ix. nur zu ihren Gunsten auf seine Rechte verzichtet habe in der (Erwartung, daß die erwerbenden Staaten die Herzogtümer an einen Dritten abtreten würden, fluch bei der Gasteiner Konvention habe es sich nur um eine Teilung der Souveränitätsrechte bis auf weitere Vereinbarung 19 2 *

13. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 315

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
52. Der große Deutsche Krieg von 1866. 315 52. Der große Deutsche Krieg von 1866. 1. T\ie gemeinsame Regierung, welche Preußen und Österreich in den neu Jj erworbenen Ländern Schleswig-Holstein und Lauenburg führten, offenbarte recht augenscheinlich, eine wie verkehrte und unangemessene Stellung Preußen im Deutschen Bunde einnahm. Preußen war der größte reindeutsche Staat und hatte in den Besreiungskriegen durch kühnste Taten die herrlichsten Erfolge für Deutschland errungen; dennoch hatte die Eifersucht der anderen Fürsten ver- hindert, daß die westliche Masse seines Gebietes mit der östlichen in den richtigen Zusammenhang gebracht würde, und am Bundestage suchten die übrigen deut- schen Staaten durch ihre Mehrheit das kühn aufstrebende Preußen immer nieder- zuhalten. Das war um so unbilliger, weil im Fall eines Krieges Preußen die Hauptlast für Deutschland tragen mußte und das preußische Volk fast über seine Kräfte angestrengt ward, um seine deutschen Brüder gegen das Ausland schützen zu können. Es war also eine Notwendigkeit für den König Wilhelm und seinen Minister Bismarck, dahin zu streben, daß Preußen im Deutschen Bunde die Macht bekäme, die seinen Leistungen und Anstrengungen gebührte. Zu einer solchen Machterweiterung war die Gelegenheit nach dem glor- reichen Ausgang des deutsch-dänischen Krieges gegeben. Preußen mußte und wollte in den für Deutschland gewonnenen Ländern festen Fuß behalten; und wenn König Wilhelm auch nicht abgeneigt war, die Wünsche der Schleswig- Holsteiner zu erfüllen und ihnen den Erbprinzen Friedrich von Augustenburg zum Herzog zu geben, so bestand er doch darauf, daß das schleswig-holsteinische Heer einen Teil des preußischen bilden und der schöne Kieler Hafen in seiner Hand bleiben solle. Damit aber waren die meisten anderen deutschen Fürsten, nament- lich der Kaiser von Österreich, nicht einverstanden. Aus Eifersucht begünstigten sie jetzt die Ansprüche des augustenburgischen Hauses und wollten, daß die Her- zogtümer unter der Regierung desselben einen vollkommen selbständigen deutschen Kleinstaat bildeten. So ging es nicht länger mit der gemeinsamen Regierung Schleswig-Holsteins durch Preußen und Österreich: durch den Vertrag von Gastein im August 1865 setzten sie sich in der Weise auseinander, daß Öster- reich das kleine Lauenburg gegen eine Entschädigung von beinahe drei Millionen Talern an Preußen abtrat, Schleswig aber fortan durch einen preußischen, Holstein durch einen österreichischen Statthalter regiert werden sollte. 2. Aber auch diese Verabredungen sicherten nicht lange den Frieden. Der preußische Statthalter in Schleswig, General von Manteufsel, regierte hier mit Festigkeit, aber zugleich mit großem Wohlwollen gegen die Bevölkerung; aber unter den Augen des österreichischen Statthalters in Holstein, des Generals von Gablenz, geschah vieles, wodurch gegen Preußen Erbitterung hervorgerufen ward. Zugleich drängte sich die Entscheidung der Frage heran, wer Herr in Deutschland sein solle: das evangelische und reindeutsche Preußen oder das katholische und nur zum kleineren Teil Deutschland ange- hörige Österreich. Das letztere rüstete sich insgeheim, um Preußen mit Hilfe anderer deutschen Fürsten gewaltsam niederzudrücken, es zu zerstückeln und zu entehren; gleichzeitig verlangte aber der kraftvolle Graf Bismarck eine solche Um- gestaltung des Deutschen Bundes, daß Preußen dieselben Rechte und dieselbe Macht

14. Deutsche Geschichte - S. 232

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
232 95. Der Deutsche Krieg von 1866. mehrt worden, was ihm nicht zum Segen gereichen konnte. Darum ging Bismarck darauf hinaus, die Herzogtümer für Preußen zu erwerben. Dem widersetzte sich aber Österreich auf das entschiedenste, und fast wäre es schon im Jahre 1865 zu einem Kriege gekommen, den aber gerade damals Österreich nicht wünschte, weil es kein Geld hatte, und so kam es zu dem G a st e i u er Vertrag (14. August 1865). Da. nach übernahm Preußen vorläufig die Verwaltung in Schleswig, Österreich iu Holsteiu; außerdem erhielt Preußen den Kieler Hafen, und Lauen b u r g giug gegen Zahlung von 21h Millionen Taler in den Alleinbesitz von Preußen über. Auch war bestimmt, daß beide Mächte sich die Entscheidung über die Herzogtümer allein vorbehalten, ohne sich um deu Deutscheu Bund zu kümmern. König Wilhelm, der einem Kriege mit Österreich abgeneigt war, betrachtete den Vertrag von Gastein mit größter Befriedigung, sein Minister aber bezeichnete ihn als eine „Übersteigerung der Risse" und setzte alles daran, den unheilbaren Gegensatz der beiden Staaten vor eine Entscheidung der Waffen zu stellen. Um diese Entscheidung zu beschleunigen, brachte er die deutsche Frage mit der schleswig-holsteinischen in Verbindung und beantragte im April 1866 beim Bundestage iu Frankfurt die Einberufung eines deutschen Parlaments. Der Schlag war unmittelbar gegen Österreich gerichtet, das nunmehr die Entscheidung über Schleswig-Holsteiu dem Bundestage vorlegte. Damit hatte es aber gegen den Gasteiner Vertrag verstoßen, und Preußen erklärte, jetzt auch seinerseits nicht mehr an den Vertrag gebunden zu seilt und ließ seine Truppen in Holstein einrücken. Die Wiener Regierung klagte Preußen daraus beim Bundestage des Friedensbruches an und beantragte sofortige Mobilmach nn g. Preußen erklärte die Annahme des österreichischen Antrages für Kriegsfall. Am 14. Juni 1866 erfolgte die Abstimmung: mit 9 gegen 6 Stimmen wurde der Antrag Österreichs angenommen. Da erhob sich der preußische Gesandte und erklärte, daß Preußen den Bund nun für ausgelöst ansehe. Damit war der Krieg da. 2. Preußens Gegner und Bundesgenossen. Eine ungeheure Bewegung ging durch ganz Deutschland, als der Krieg, der so lange gedroht hatte, unmittelbar bevorstand. Die meisten deutschen Kleinstaaten waren bei Preußens Einigttugsbestrebmtgen um ihre Selbständigkeit besorgt; ihnen war der ohnmächtige Deutsche Bund, der ihre Rechte nicht schmälerte, und die Zweiherrfchaft Preußen und Österreich lieber als ein geeinigtes Deutschland mit Preußen an der Spitze; sie standen daher auch auf Österreichs Seite. Preußen hatte also außer mit dem mächtigen Österreich den Kampf zu bestehen mit ganz Süddeutschland (Bayern, Württemberg, Baden, Großherzogtum Hessen) und mit den norddeutschen Staaten, Hannover, K u r h e s s e n , Nassau und Sachsen. Zn Preußen hielt nur Mecklenburg, Oldenburg, die H a tt s a st ä d t e und Thüringen. Außerdem saud es einen Bundesgenossen an Italien, das in diesem Kriege Venetien zu gewinnen hoffte. 3. Krieg in Norddeutschland. Preußen, das den Krieg an so

15. Hilfsbuch für den Unterricht in Geographie, Geschichte, Naturbeschreibung und Naturlehre in Volksschulen - S. 65

1883 - Breslau : Morgenstern
Neuere Geschichte. 65 die sich zum Staate Rumänien vereinigen (seit 1866 Karl von Hohen- zollern Fürst, seit 1880 König). 1859: Italienischer Krieg Österreichs gegen König Victor Emanuel von Sardinien (Seit 1720 Königreich, früher Herzogtum Savoyen. Schon 1848 Karl Albert mit den Lombarden gegen Österreich verbündet) und seinen Bundesgenossen Kaiser Napoleon Hl. Preußen bietet Österreich seine Unterstützung an, verlangt dafür den Oberbefehl über sämtliche deutsche Bundes- truppen, was Österreich ablehnt. Friede zu Zürich: Lombardei an Frankreich abgetreten, von diesem an Sardinien geschenkt (wofür dieses 1860 Savoyen und Nizza an Frankreich abtritt). In allen übrigen Staaten Italiens schließt sich die Bevölkerung Sardinien an (Garibaldi in Sizilien und Neapel). 1860: Victor Emanuel, erster König von Italien (ch 1878). Nur Venetien verbleibt noch bis 1866 bei Österreich und ein Teil des.kirchen- staates bis 1870 dem Papst Pius Ix (1846 —1878). § 38. 1861: Küllifl Wilhelm I bereits seit 1858 Regent für seinen kranken Bruder. Feierliche .ürönung in Königsberg. Das Verhalten Österreichs im italienischen Kriege überzeugt ihn von der Notwendigkeit, Preußens Kriegs- macht zu erhöhen, um seiner Stellung in Deutschland zu genügen. Heeres- Reorganisation (v. Roon). Otto von Bismarck-Schönhausen (geb. d. 1. April 1815) Minister 1862. 1864: Deutsch-dänischer Krieg. Schon 1848—1850 hatte der Versuch des Königs von Dänemark, Schleswig (S. 40, 46) in Dänemark ein- zuverleiben, einen längeren Krieg verursacht, der das Verhältnis der Elbherzog- tümer zu Dänemark schließlich beim alteil gelassen hatte. 1863 erneuert Christian Ix den Versuch. Preußen und Österreich rücken in Holstein ein; Eroberung der Düppeler Schanzen (18. April) und der Insel Alsen (29. Juni) durch die Preußen unter Prinz Friedrich Karl. Friede zu Wien. Dänemark tritt Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preilßen und Österreich ab. Diese regeln ihren gemeinsamen Besitz durch den Gasteiner Ver- trag, geraten dann aber in Krieg darüber. 1866: Preußisch-österreichischer Krieg. Österreich beantragt mit Erfolg die Mobilmachung (gegen Preußen) beim deutschen Bunde: Preußen erklärt hierdurch den Bund für gebrochen und tritt aus (14. Juni). Verbündete Preußens: die kleineren norddeutschen Staaten und Italien, welches den Österreichern Venetien entreißen will — der Österreicher: Sachsen, Baiern, Würtemberg, Hannover, beide Hessen und (gezwungen) Baden. Einmarsch der Preußen in Sachsen, Hannover, Kurhessen, nachdem den Fürsten vergeblich Friede angeboten, wenn sie die Rüstungen einstellen und sich an der Berufung eines deutschen Parlaments beteiligen wollten. Gefangennahme des Kurfürsten von Hessen. Schlacht bei Langensalza. Drei preußische Armeeen rücken in Böhmen ein, die erste Armee unter Prinz Friedrich Karl, ver- einigt mit der Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld, siegt bei Gitschin, die zweite unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm bei Nachod, Skalitz (Steinmetz) und Trautenau. 3. Juli: Entscheidungsschlacht bei Königgrätz (Sndowa) — König Wilhelm (Hellmut v. Moltke, geb. d. 26. Okt. 1800) gegen Benedek. Hilssbuch für den Renliinterricht. 3. Anfinge. 5

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 309

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
51. Der große deutsche Krieg von 1866. 309 51. Der grosze deutsche Krieg Von 1866. 1. T\te gemeinsame Regierung, welche Preußen und Österreich in den neu jj erworbenen Ländern Schleswig-Holstein und Lauenburg führten, offen- barte recht augenscheinlich, eine wie Verkehrte und unangemessene Stellung Preußen im deutschen Bunde einnahm. Preußen,war der größte reindeutsche Staat und hatte in den Befreiungskriegen durch kühnste Thaten die herrlichsten Erfolge für Deutschland errungen; dennoch hatte die Eifersucht der anderen Fürsten Ver- hindert, daß die westliche Masse seines Gebietes mit der östlichen in den richtigen Zusammenhang gebracht würde, und am Bundestage suchten die übrigen deutschen Staaten durch ihre Mehrheit das kühn aufstrebende Preußen immer niederzu- halten. Das war um so unbilliger, weil im Fall eines Krieges Preußen die Hauptlast für Deutschland tragen mußte und das preußische Volk fast über seine Kräfte angestrengt ward, um seine deutschen Brüder gegen das Ausland schützen zu können. Es war also eine Notwendigkeit für den König Wilhelm und seinen Minister Bismarck, dahin zu streben, daß Preußen im deutschen Bunde die Macht bekäme, die seinen Leistungen und Anstrengungen gebührte. Zu einer solchen Machterweiternng war die Gelegenheit nach dem glor- reichen Ausgange des deutsch-dänischen Krieges gegeben. Preußen mußte und wollte in den für Deutschland gewonnenen Ländern festen Fuß behalten; und wenn König Wilhelm auch nicht abgeneigt war, die Wünsche der Schleswig- Holsteiner zu erfüllen und ihnen den Prinzen Friedrich von Augustenburg zum Herzog zu geben, so bestand er doch darauf, daß das schleswig-holsteinische Heer einen Teil des preußischen bilden und der schöne Kieler Hafen in seiner Hand bleiben solle. Damit waren aber die meisten andern deutschen Fürsten, nament- lich der Kaiser von Österreich, nicht einverstanden. Aus Eifersucht begünstigten sie jetzt die Ansprüche des augnstenburgischen Hauses und wollten, daß die Her- zogtümer unter der Regierung desselben einen vollkommen selbständigen deutschen Kleinstaat bildeten. So ging es nicht länger mit der gemeinsamen Regierung Schleswig-Holsteins durch Preußen und Österreich: durch den Vertrag von Gastein im August 1865 setzten sie sich in der Weise auseinander, daß Österreich das kleine Lauenbnrg gegen eine Entschädigung von beinahe drei Mil- lionen Thalern an Preußen abtrat, Schleswig aber fortan durch einen preußi- schen, Holstein durch einen österreichischen Statthalter regiert werden sollte. 2. Aber auch diese Verabredungen sicherten nicht lange den Frieden. Ter preußische Statthalter in Schleswig, General von Manteuffel, regierte hier mit Festigkeit, aber zugleich mit großem Wohlwollen gegen die Bevölkerung; aber unter den Augen des österreichischen Statthalters in Holstein, des Generals von Gablenz, geschah vieles, wodurch gegen Preußen Erbitterung hervorgerufen ward. Zugleich drängte sich die Entscheidung der Frage heran: wer Herr in Deutschland sein solle: das evangelische und reindentsche Preußen oder das katholische und nur zum kleineren Teil Deutschland unge- hörige Österreich. Das letztere rüstete sich insgeheim, um Preußen mit Hilfe anderer deutschen Fürsten gewaltsam niederzudrücken, es zu zerstückeln und zu entehren; gleichzeitig verlangte aber der kraftvolle Graf Bismarck eine solche Umgestaltung des deutschen Bundes, daß Preußen dieselben Rechte und dieselbe

17. Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse - S. 395

1876 - Berlin : Wohlgemuth
395 j ^48. Die Schlacht bei Königgriitz am 3. Juli 1866. r Nachdem Oesterreich und Preußen vereinigt den glücklichen Krieg x 'ßen Dänemark beendigt hatten, entstanden uni die Verwaltung der j ^edergewonnenen Provinzen Schleswig-Holstein zwischen den beiden t Großmächten Uneinigkeiten, die zu dem Kriege von 1866 führten, an * schern alle deutschen Staaten Theil nahmen und entweder auf Oester- Elchs oder Preußens Seite standen. p v Im Juni begannen die blutigen Kämpfe zunächst im Westen j Mtschlands, wo zuerst die Hannoveraner bei Langensalza mit den t Nutzen in ein Gefecht verwickelt wurden. Trotz tapferer Gegenwehr r ^>ßte am Tage nach der Schlacht die ganze hannoversche Armee die ) Waffen strecken. Dann kämpfte dieselbe preußische Armee am Main r 'gen die sogenannte Bundesarmee, bestehend aus bairischen, würtem- ^gischen, hessischen, badischen und nassauischen Truppen und besiegte H diese. . Aber der Hauptkampf fand in Böhmen statt, wo der Hauptfeind, Österreich, ein Heer von 250 000 Mann, dem sich noch 24 000 Sachsen '"schloffen, aufgestellt batte. , , Diesem Heere stellte der König von Preußen fast eben so viel Sieger in drei großen Armeen entgegen, von denen die erste, 93 000 %ut, der Prinz Friedrich Karl von Preußen, die zweite oder schlesische, 000 Mann, der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die dritte ^er Elbarmee, 46 000 Mann, der General Herwarth befehligte. Nach einer Anzahl glücklicher Gefechte und kleiner Schlachten, in :e»en die siegreichen Preußen immer weiter in Böhmen vordrangen, "vrmelte der österreichische Feldherr Beuedek sein Heer in der Nähe S Königgrätz und nahm eine äußerst feste Stellung auf den Hügeln S Sadowa ein. Unterdessen hatte sich der König Wilh elm I. trotz seiner 70 Jahre Berlin nach dem Kanipfplatze begeben, wo er den Oberbefehl über ^ gesammte preußische Heeresmacht übernahm. . In seiner nächsten Umgebung befand sich, außer den Ministern ^smarck und Roon, der General Moltkc, welcher an der Spitze des Aneralstabes stand und mit hohem Scharfsinn den Feldzugsplan ent- worfen hatte. Sofort wurde beschlossen, dem Feinde eine Schlacht zu "efern. Der preußische Schlachtplau, den General Moltke mit dem Könige 'och in der Nacht entworfen hatte, bestand darin: Prinz Friedrich Karl "t Centrum sollte mit seiner Arniee den Feind zuerst angreifen und fest- sten, bis die entfernter stehenden beiden andern Armeen herbeieilen und von beiden Seiten umfasien konnten. — Es war ein kühnes Wagniß. Unedel hatte sich einen Kampfplatz ausgesucht, wie er nicht besser sein Ante. Sein ganzes Lager glich einer Festung, so gut hatte er sich verschanzt. As Nebensiüßchen der Elbe, die Bistritz, bildete für die erste Armee nicht ^inge Hindernisse, da die sumpfigen Ufer dieses Flüßchens den Ueber- '?Ng sehr beschwerlich machten. Das Land zwischen der Bistritz und der "be ist mit kleinen Dörfern förmlich übersäet und bildet viele Hügel- Appen, welche die Oesterreicher mit zahlreichen Geschützen besetzt hatten, on deni preußischen Heere konnte sich anfänglich nur die Armee des Prinzen Friedrich Karl am Kampfe betheiligen; General Herwarth mit

18. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 151

1898 -
— 151 — müssen die Preußen, da jetzt, wie die Karte ausweist, Schleswig-Holstein zum Königreich Preußen gehört, nicht nur wiederum die Dänen besiegt und die Herzogtümer befreit, sondern auch ihre Erfolge behauptet haben; das Ausland und Österreich aber kann sich diesmal nicht zu Gunsten Dänemarks eingemischt haben. Wodurch mag wohl dieser Umschwung eingetreten sein? — Preußen hat vielleicht nunmehr eine Flotte gehabt; die ausländischen Großmächte und Österreich waren vielleicht durch Kriege an der Einmischung verhindert oder gerade mit Preußen eng befreundet. Vor allem muß Preußen etwas besessen haben. — Große Männer. Iia. Näheres erfahrt ihr durch das Lesestück: „Aus einer Zeitung (Provinzial-Korrefpondenz) vom 17. Februar 1864" (Schilling, Quellenbuch, S. 445). Daraus wird der wunderbare Umschwung erkannt: 1. Ein österreichisches Heer kämpft mit den Preußen gegen die Dänen. 2. Englands Einmischung wird nicht beachtet. 3. Die Schleswig-Holsteiner erhalten die Gewißheit, daß die Zeit der dänischen Vergewaltigung vorüber ist. 4. Ihr kennt nun auch die großen Männer, die den Umschwung bewirkt haben: König Wilhelm und sein großer Minister Bismarck (bekannt von den nationalen Festtagen). Wie war dieser Umschwung möglich? — Die Schüler setzen zusammen: Wilhelm I. war 1861 (s. oben) nach seines Bruders Tod König von Preußen geworden. Er hatte Bismarck zum Ministerpräsidenten ausgewählt. Der Dänenkönig versuchte von neuem, Schleswig Dänemark einzuverleiben. König Wilhelm beschloß auf Bismarcks Rat, dies nicht zu dulden. Aber für den König und seinen Minister war der erste Krieg um Schleswig-Holstein nicht vergeblich geführt worden. Sie sahen ein, daß gegen Österreich und die drei auswärtigen Großmächte das Ziel nicht erreicht werden könne, darum verbündeten sie sich mit Österreich. Frankreich und Rußland, ergänzt der Lehrer, waren schon vorher für völlige Neutralität gewonnen, und so konnte England bedeutet^ werden, es habe sich in deutsche Angelegenheiten nicht zu mischen. Überschrift: Die Ursache des Kriegs und die Vorbereitung dazu. Auch über den Verlauf des Kriegs könnt ihr berichten: Preußische und österreichische Truppen rückten im Anfang des Jahres 1864 in Holstein ein. Sie eroberten bald den größten Teil von Schleswig, standen vor den Düppeler Schanzen (Karte oder Zeichnung an der Tafel) und wollten diese und die Insel Alsen den Dänen entreißen. „Der Tag von Düppel" wird gelesen. Zur Ergänzung: Der dänische Offizier Anker wurde von dem

19. Der deutsche Krieg 1866 - S. 12

1912 - Leipzig : Voigtländer
alles Maßregeln, die^preußen mahnten, auf seiner^hul zu sein. Dadurch wurden Gegenrüstungen zu einer Notwendigkeit, zu einem Gebot der Selbstachtung und Selbsterhaltung. Sic wurden den deutschen Bundesgenossen in einem Rundschreiben vom 24. März angekündigt, da Preußen daran gelegen sein nutzte, festzustellen, daß es ohne irgend-welche unmittelbare oder mittelbare Herausforderung von Österreich bedroht wurde, An die Zeststellung der Tatsache knüpfte die preußische Regierung die $rage, ob und inwieweit sie gegenüber den österreichischen Rüstungen auf den guten willen der deutschen Regierungen, ihr bei Ab -tv e h r eines österreichischen Angriffs behilflich zu fein, rechnen könne. Sie kündigte aber auch an, daß sie infolge der Unfertigfeit der Militär-verhältnisse des Bundes und infolge der abnormen Lage, in die Preußen durch die feindselige Haltung der andern im Bunde befindlichen Großmacht gekommen sei, sich in die Notwendigkeit gedrängt sehe, eine den realen Verhältnissen Rechnung tragende Reformöes Bunde s in Antrag zu bringen. Preußen konnte mit Zug und Recht behaupten, daß es bei dieser Sache sich nicht um ein rein preußisches Interesse handle, sondern um ein deutsches, „wenn wir", heißt es in der Depesche, „Deutschlands nicht sicher sind, ist unsere Stellung gerade wegen unserer geographischen Lage gefährdeter als die der meisten europäischen Staaten; das Schicksal Preußens aber wird das Schicksal Deutschlands nach sich ziehen, und wir zweifeln nicht, daß, wenn Preußens Kraft einmal gebrochen märe, Deutschland an der Politik der europäischen Nationen nur noch passiv beteiligt sein würde. . . Wenn der Deutsche Bund in seiner jetzigen Gestalt und mit seinen jetzigen politischen und militärischen (Einrichtungen den großen europäischen Krisen, die aus mehr als einer Ursache jeden Augenblick auftauchen können, entgegengehen soll, so ist nur zu sehr zu befürchten, daß er feiner Aufgabe erliegen und Deutschland vor dem Schicksale Polens nicht schützen werd e." Seiner Ankündigung gemäß begann nun auch Preußen mit den Vorbereitungen in den unmittelbar durch einen 12

20. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 127

1909 - Leipzig : Voigtländer
H yy>vdhr König Wilhelm I. von Preußen. § 100. Der Deutsche Krieg von 1866. 127 § 100. Der Deutsche Krieg von 1866. 1. Ursache und Rttfmtg. Die Umgestaltung Deutschlands aus einem lose zusammenhängenden, machtlosen Ztaatenbunde zu einem einheitlichen mächtigen Bundesstaate war, solange sich zwei Großmächte, Österreich und Preußen, im Deutschen Bunde gegenüberstanden, auf friedlichem Wege nicht zu erreichen. Die von Bismarck geleitete preußische Regierung suchte daher die von dem deutschen Volke so lange ersehnte (Einheit Deutschlands durch den Krieg zu erlangen, in den sie wegen Schleswig-Holsteins mit Österreich geriet. Österreich arbeitete nämlich darauf hin, Schleswig-Holstein als neuen Kleinstaat dem Prinzen von Rugustenburg zu überantworten; Preußen war bestrebt, das neueroberte Land aufs engste mit sich selber zu verbinden, hierdurch kam es zwischen beiden Mächten zum Kriege. Österreich erhielt den Beistand der süddeutschen Staaten, sowie Sachsens, Hannovers, der beiden Hessen, Nassaus und einiger anderen mitteldeutschen Staaten. Mit Preußen, dem sich die kleinen norddeutschen Staaten anschlossen, verband sich Italien, um in den Besitz von Venedig zu gelangen (§ 978). — Hm 16. Juni 1866 begannen die Feindseligkeiten gegen Österreichs Verbündete mit dem gleichzeitigen (Einrücken preußischer Truppen in Hannover, Kurhessen und im Königreich Sachsen. Der Kurfürst von Hessen wurde kriegsgefangen,- das hannoversche Heer, welches nach Süden gezogen war, um sich mit den Bayern zu vereinigen, mußte nach dem von ihm siegreich bestandenen Treffen bei Langensalza i866 die Waffen strecken; die sächsischen Truppen räumten ihr Land, um sich 271 3anl in Böhmen der großen österreichischen Rrmee unter Venedek anzuschließen. 2. Der Kampf in Böhmen. Drei preußische Heere, die (Elb -armee unter hertvarth, die erste Rrmee unter dem Prinzen Friedrich Karl und die zweite Rrmee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, rückten von Sachsen und Schlesien her in Böhmen ein. Die zweite (schlesische) Rrmee siegte nach kurzem Mißerfolg (bei Trautenau) in den Treffen bei Nachod und Skalitz 21. u. 28. 3unt (General Steinmetz). Die erste Rrmee mit der (Elbarmee schlug die Österreicher in den Treffen bei lnünchengrätz und Gilschin. 28. u. 29. Juni Nachdem hieraus der König Wilhelm I. (ihm zur Seite als Lhef des Generalstabs der General Moltke) den Oberbefehl über die gesamte preußische Streitmacht übernommen, erfolgte die große