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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 168

1898 -
— 168 — ist eigentlich mehr als naiv. Es ist nur erklärlich ans der Meimmg: Uns Franzosen ist alles erlaubt, der deutsche Michel aber hat sich alles gefallen zu lassen.*) Damals, ;m Jahre 1870, war es gar nicht die Depesche Bismarcks, die den Krieg veranlaßte, sondern der Krieg wurde vom französischen Volk, wenigstens von der Mehrzahl seiner Vertreter gewünscht. — Die spanische Thronkandidatur, die doch eigentlich nur die Spanier und den Prinzen Leopold anging, war der Vorwand zum Krieg, was man am besten daraus sieht, daß den Franzosen die Entsagung des Prinzen nicht genügte. Sie wollten Rache für Sadowa nehmen, denn sie meinten, seit der Schlacht von Königgrätz würden nicht mehr sie, sondern die Preußen als die erste Nation Europas angesehen. Man hörte wohl auch die Franzosen sagen, die Sicherheit Frankreichs werde durch Deutschlands völlige Einigung zu sehr gefährdet. — Damals hatte das geeinte Deutschland nicht mehr Einwohner als Frankreich, etwa 38 Millionen! Auch meinten die Franzosen, Preußen schulde Frankreich Dank, weil Frankreich es 1866 nicht an seinen Siegen gehindert habe. — Das war doch kein Verdienst! Davon hätte nur gesprochen werden können, wenn der König von Preußen vor dem Krieg von 1866 Napoleon gebeten hätte, sich nicht in den Krieg zu mischen, und dieser es daraufhin nicht gethan hätte. Ihr wißt wohl noch, was die Franzosen als Zeichen der Dankbarkeit Preußens begehrten. — Das linke Rheinuser (Gebiete von Bayern und Hessen). Das alles wurde in Frankreich leidenschaftlich erörtert. — Besonders in Paris aus den Straßen: „ä Berlin, ä Berlin" 2c. Zusammenfassung. Die Emser Depesche sowie die ganze spanische Thronkandidatur war Vorwand; die wahren Ursachen: „Rache für Sadowa", Einigung Deutschlands, Rh ein grenze. Was haben die Emser Vorgänge und die bald darauf folgende französische Kriegserklärung vom 19. Juli in Deutschland bewirkt? — Die größte Aufregung (Reife König Wilhelms nach Berlin). Freudige *) Das Wort Mollkes, der mit Roon bei Bismarck war, als er den Bericht aus Ems erhielt und sogleich die Depesche niederschrieb, „vorhin klang es wie Chamade, jetzt wie eine Fanfare", ist vielfach falsch verstanden worden. Dadurch wird nicht die Ansicht bestätigt, als ob Bismarck irgend eine Veränderung vorgenommen habe. Moltke und Roon waren durch den Emser Bericht niedergeschlagen, weil der König nicht sofort die französische Forderung energisch zurückgewiesen habe, sondern erst nach einer Beratung; die Streichungen Bismarcks aber beseitigten ihre Niedergeschlagenheit. Sie sahen nun die Thatsachen, wie sie waren. Man muß wohl unterscheiden: Bismarck hatte den Krieg schon lange als unausbleiblich vorausgesehen; um so weniger konnte es ihm einfallen, den Frieden mit einer Demütigung zu erkaufen, vielmehr erteilte er ohne Bedenken den Franzofen die verdiente Züchtigung, mochten sie sich auch dadurch zum Krieg fortreißen lassen. Aber herbeigeführt hat nicht er den Krieg, sondern die Franzosen.

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1. Teil 2 - S. 223

1910 - Hannover : Helwing
223 abträte. Aber König Wilhelm und Bismarck antworteten: „Keinen Fuß breit deutschen Landes an Frankreich!" Als Napoleon dann seine Hand nach Luxemburg und Belgien ausstreckte, sorgte Bismarck dafür, daß er sie leer wieder zurückziehen mußte. Napoleon scheute vor einem Kriege zurück: doch er hatte Siege nötig, um seinen wankenden Thron zu festigen. Die Franzosen aber dürsteten darnach, Preußen zu demütigen und unschädlich zu machen. Indessen, sie mußten doch irgendeinen Grund, wenigstens einen Vorwand zum Kriege haben. 2. Die Veranlassung zum Kriege. Der Vorwand zum Kriege mit Preußen war überraschend schnell gefunden. Die Spanier hatten um jene Zeit ihre Königin vertrieben und suchten einen neuen König. Sie boten die spanische Krone dem Erbprinzen von Hohenzollern an. Dieser war mit dem preußischen Königshause sowohl, als auch mit dem Kaiser Napoleon verwandt. Prinz Leopold erklärte, er wolle die Krone Spaniens annehmen, wenn die Spanier ihn wählen würden. Darüber brach nun in Frankreich ein ungeheurer Lärm los. Alles drängte zun: Kriege. Als Prinz Leopold sah, welch schlimme Folgen seine Wahl zum König von Spanien haben könnte, verzichtete er auf die dargebotene Krone. Damit schien jede Veranlassung zum Kriege beseitigt zu sein. Aber die Franzosen wollten den Krieg. Darum mußte der französische Botschafter Benedetti den König Wilhelm, der in Bad Ems friedlich seinen Kränchenbrunnen trank, auf- fordern, er solle versprechen, daß er niemals einen: Hohenzollern erlauben werde, den spanischen Thron zu besteigen. Ja, man verlangte sogar von dem greisen König, er solle die französische Nation um Entschuldigung bitten, daß Prinz Leopold bereit gewesen war, König von Spanien zu werden. Das war zu viel verlangt. König Wilhelm wies den Botschafter Benedetti kurz und bündig ab. Dann sandte er eine Depesche an Bismarck, die diesem berichtete, was geschehen war. Bismarck ließ diese Depesche in gekürzter Forn: veröffentlichen. Dadurch fühlten die Franzosen sich sehr beleidigt. „Nach Berlin! Nach Berlin!" „Rache für Sadowa!" hallte es in Paris, in Frankreich. Am 19. Juli 1870 wurde an Preußen der Krieg erklärt. 3. A l l d e u t s ch l a n d bereitet sich zum K a n: p f e. König Wilhelm sah voraus, was kommen würde, nachdem er die Forderung Napoleons zurückgewiesen hatte. Deshalb eilte er gleich darauf von Ems nach Berlin. Überall jubelten Deutschlands Völker ihn: zu und der Jubel zeigte ihm, daß sie völlig eins mit ihn: seien, wenn es Deutschlands Ehre gelte. Eine Begeisterung wie 1813 ergriff alle deutschen Stämme von den Alpen bis zum Strand. Sie vergaßen, was sie getrennt hatte, und fühlten sich wie ein einig Volk von Brüdern. König Wilhelm erklärte: „Wir werden

2. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 429

1916 - Leipzig : Ploetz
429 Deutsch-französischer Krieg 1870—1871. stehung eines mächtigen deutschen Bundesreiches erschien den Franzosen wie eine Einigung und Schmälerung ihres Ruhmes. Daher Übereinkunft mit Österreich, 1871 „Rache für Sadowa“ zu nehmen. Veranlassungen : 1. Die inneren Verlegenheiten der Re- gierung Napoleons Iii., welcher, für seinen Thron fürchtend, dem gesetzgebenden Körper (S. 398) erweiterte Rechte zögernd zugesteht. 2. Die Ablehnung der seit 1866 wiederholt verlangten Ausgleichungen für die Vergrößerung Preußens an Land und Macht (S. 424, 427 f.). Der von Napoleon durch Benedetti 1867 schriftlich in Berlin eingereichte Vertragsentwurf, nach welchem Napoleon Luxemburg und Belgien besetzen und dafür Preußen die Aufnahme der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund gestatten wollte, war von Bismarck „dilatorisch“ be- handelt, der Entwurf selber in Berlin zurückbehalten worden. Vorwand : Die Übertragung der spanischen Krone an den Prinzen von Hohenzollern (s. S. 468), die in Paris als eine preußische, Frankreich gefährdende Intrigue dargestellt wird. Das durch den französischen Botschafter Benedetti in Ems (9. Juli) an König Wilhelm I. gestellte Verlangen, „dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der spanischen Krone zu ver- bieten“, wird zurückgewiesen. Nach dem freiwilligen Rücktritt des Prinzen verlangt die französische Regierung eine Erklärung des Königs, „daß er die Bewerbung des Prinzen um die spanische Krone in Zukunft niemals wieder zulassen werde“. König Wilhelm weist den französischen Botschafter ab (13. Juli); Graf Bismarck läßt die Nachricht davon gebende „Emser Depesche“ in, verkürzter Form alsbald durch die Zeitungen verbreiten. Darauf Kriegserklärung Frankreichs (19. Juli). Die süd- deutschen Staaten schließen sich unverzüglich auf Grund der bestehenden Bündnisse (S. 427) der Kriegsrüstung des Nord- deutschen Bundes an. A. Der Krieg gegen die kaiserliche Armee. Deutsche Streitkräfte. Oberbefehl König Wilhelm l. Chef des Generalstabes: General y. Moltke. Am 31. Juli stehen bereit: I. Armee (General y. Steinmetz) südlich von Trier, 60 000 M. Ii. Armee (Prinz Friedrich Karl) südlich von Mainz, 194 000 M. einschl. Reserve. Iii. Armee (hierbei zwei Bayr. Korps sowie Württemb. und Badische Div.; Kronprinz von Preußen) zwischen Landau und Speier, 130 000 M. Drei Armeekorps (100 000 M.) werden Anfang August zur Verstärkung herangezogen. I

3. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 98

1910 - Berlin : Parey
98 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. 5. Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. a) Die Kriegsursache. Mit neidischen Blicken sahen die Franzosen auf die wachsende Macht Preußens und die Einigung der norddeutschen Staaten. Sie fühlten sich in ihrer Waffenehre übertroffen und schrieben ganz offen in ihren Zeitungen „Rache für Sadowa". Kaiser Napoleon Iii. nutzte schließlich dem Drängen seines Volkes nachgeben und Frankreich kriegsbereit machen. Die Zahl der Soldaten war bereits seit 1867 vermehrt und Fußvolk und Artillerie mit neuen vorzüglichen Waffen ausgerüstet worden. Auch hoffte er, in den früheren Gegnern Preußens, in Österreich und in den Süddeutschen, eifrige Bundesgenossen zu finden, sobald der Krieg nur erst da wäre. Ein Vorwand dazu fand sich bald. Die Spanier hatten ihre Königin vertrieben und boten die Krone ihres Landes dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an, einem entfernten Verwandten des Königs von Preußen. Da erhob sich in Frankreich ein ungeheurer Lärm, und Napoleon Iii. ließ durch seinen Minister erklären, Frankreich dürfe es unter feinen Umständen dulden, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Als dem Prinzen nun klar wurde, welche Folgen die Annahme der spanischen Krone möglicherweise haben könnte, verzichtete er aus freiem Antriebe auf die Krone. So schien jeder Grund zu einer Entzweiung der beiden Großmächte geschwunden. Aber die Franzosen gaben sich damit nicht zufrieden, denn sie wollten den Krieg. Darum wurde der französische Gesandte Senebetti beauftragt, vom König Wilhelm eine schriftliche Erklärung zuforbern, daß erniemals seine Einwilligung geben werbe, wenn abermals ein Hohenzollernprinz zum Könige von Spanien gewählt werben sollte. Der Eesanbte reiste nach Ems, wo sich der König zur Kur aufhielt, um sein Anliegen vorzubringen. Der König aber lehnte das Verlangen des Gesanbten, der seine Forberung zuletzt noch in un-passenber Weise auf der Promenabe angebracht hatte, entschieben ab. Als barauf der Graf Bismarck die sog. ,,Emser Depesche" und bamit zugleich die ganze Ungehörigfeit des Ansinnens veröffentlichen ließ, gerieten die französischen Staatsmänner und die Pariser Bevölkerung in höchste Wut und zwangen den Kaiser Napoleon, an Preußen den Krieg zu erklären. Am 19. Juli traf die Kriegserklärung in Berlin ein. b) Kriegsrüstung und Aufmarsch der Streitkräfte. Schon am 15. Juli war König Wilhelm von Ems abgereist. Seine Fahrt nach Berlin gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Sofort nach seiner Ankunft erteilte er den Befehl zur Mobilmachung der ganzen norbbeutschen Armee, und am 19. Juli trat der Reichs-

4. Geschichtswiederholungen in Fragen und Antworten - S. 159

1914 - München : Hugendubel
Frage 297—299. 2. durch die wachsenden Schwierigkeiten im Innern. b) Indem er der Einigung Deutschlands entgegentrat,^ wandte er sich gegen das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“-(s. o. Frage 285 b und c). 297. Inwiefern konnte Frankreich in der spanischen Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern, eine Bedrohung erblicken? In der spanischen Thronkandidatur des Prinzen Leopolct von Hohenzollern sah Frankreich eine Erneuerung des Reiches Karls V., also die Möglichkeit einer Bedrohung von zwei Seiten her. 29s. Welche Rolle spielt in der Vorgeschichte des Krieges die sogenannte Emser Depesche? In der Emser Depesche vom 13. Juli 1870 teilte König, Wilhelm an Bismarck die Zurückweisung der Forderungen des französischen Botschafters Benedetti (Entschuldigungsschreiben für die Zustimmung zur spanischen Thronkandidatur, Sicherung gegen eine Wiederholung) mit. Durch die-Kürzungen Bismarcks erhielt sie den Charakter eines endgültigen Abbruchs der Verhandlungen. Die Folge war die französische Kriegserklärung vom 19. Juli. 299. a) Welche Ergebnisse hatten die Augustschlachten des Krieges 1870? b) Welches war die militärische und politische Folge der Schlacht bei Sedan? c) Welche Aufgabe verblieb den deutschen Armeen nach der Besiegung Napoleons? d) Wie wurde sie gelöst? a) Durch die Schlachten von Weißenburg und Wörth. (4. und 6. August) wurde die Armee Mac Mahons auf die Marnelinie zurückgeworfen, durch die Schlachten um Metz-(14.—18. August) die Armee Bazaines in Metz eingeschlossen. b) Die militärische Folge der Schlacht bei Sedan, war die Kapitulation der letzten im Felde stehenden Armee-des kaiserlichen Frankreich, die politische war die Gefangen-nähme Napoleons und der Sturz des Kaisertums (7. September). c) Nach der Besiegung Napoleons verblieb den deutschen Armeen die Aufgabe der Niederringung des republikanischen Frankreich.

5. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 44

1912 - Langensalza : Beltz
44 Die Gründung des neuen Deutschen Reiches. blick war Frankreich noch nicht fertig gerüstet, und diese Gelegenheit wollte Bismarck nicht vorübergehen lassen, ohne den Franzosen ihren anmaßenden Hochmut und ihre Ländergier heimzuzahlen. Darum fing er den abgeschossenen Pfeil geschickt und energisch auf und schleuderte ihn in der berühmten Umgestaltung der Emfer Depesche auf seinen Schützen zurück." Bismarck sagte sich: Mit einer Demütigung wollen wir uns den Frieden nicht erkaufen; dann wäre es mit nuferer Achtung in der Welt dahin. Wir weifen die französischen Anmaßungen aufs Entschiedenste zu-rucf, mögen die Franzosen sich dadurch auch zum Kriege fortreißen lassen. Sie allein haben ihn herbeigeführt; wir haben nur die Ehre nuferes Staates gewahrt. — Zusammenfassung. e) Wie wirkte i)ie gekürzte Emser Depesche auf die Franzosen? Sie fühlten sich schwer gekränkt. Es blieb ihnen zweierlei übrig. Entweder mußten sie die kraftvolle Bismarcksche Zurückweisung auf sich nehmen oder losschlagen. — Wie durfte Frankreich den Krieg erklären, da es doch noch nicht fertig gerüstet hatte? Der Kaiser hätte wohl gern uoch einige Zeit gewartet. Aber das französische Volk war für keinen Aufschub. Tobende Menschenmassen durchzogen die Straßen von Paris und riefen: „Krieg mit den Preußen! Krieg auf der Stelle! Nach Berlin! Nach Berlin!" Da konnte Napoleon Iii. nicht widerstehen. Er hatte den Krieg jetzt noch nicht gewollt. Aber nun fürchtete er, das Volk würde ihn stürzen, wenn er noch lange mit der Kriegserklärung zauderte. So wurde er von den hochmütigen, eitlen, leidenschaftlichen Franzosen gezwungen, Preußen den Krieg zu erklären. Kein Franzose zweifelte .am Stege; man hoffte, bald in Berlin zu sein und den Frieden in Königsberg schließen zu können. — Zusammenfassung. Hatte Bismarck die Gefahr des Krieges nicht abwenden können? Ja; es wäre nicht zum Kriege gekommen, wenn Bismarck die Depesche ungekürzt veröffentlicht oder überhaupt nicht veröffentlicht hätte. Dann aber hätten die Franzosen über die den Preußen zugefügte Demut laut aufgejubelt, und das Ansehen des preußischen Staates hätte dadurch sehr gelitten. Doch der weitausblickende Staatsmann wußte, daß es, wenn auch etwas später, doch zum Kriege gekommen wäre. Die Franzosen hätten einen neuen Vorwand gesucht und gefunden. Dann befand sich Preußen in gleicher Lage. — Zusammenfassung. Faßt nun eure Urteile überdas Verhalten des Königs und Bismarcks und der Franzosen und ihres Kaisers zusammen! Rückblick: Welches war der Vorwand zum Kriege? (Die spanische Thronfolgefrage und die Emfer Depesche.) Worin sind dieurfacheu des deutsch-französischen Krieges zu suchen? (1. Frankreich war eifersüchtig und neidisch auf Preußens wachsende Macht. 2. Es fürchtete die aufsteigende Macht Preußens dermaßen, das; es sich in feiner Vorherrschaftsstellung in Europa bedroht sah.

6. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 45

1912 - Langensalza : Beltz
Der deutsch-französische Krieg. 45 3. Es war deshalb besorgt um die sich immer mehr vollziehende Einigung Deutschlands und wollte diese verhindern. 4. Napoleon fühlte sich auf seinem Thron nicht mehr sicher und wollte seine Herrscherstellung durch kriegerische Erfolge festigen. Er handelte ganz nach dem Vorbilde seines Vorgängers, Napoleons I.) Überschrift? Zusammenfassung: Vorwand und Ursache des Krieges. Ii. Der Krieg gegen das Kaiserreich. 1. Die einmütige Erhebung Deutschlands. Ziel: Wie die Deutschen über die anmatzenden Forderungen Frankreichs und über die französische Kriegserklärung dachten. a) Als die Emser Depesche im Volke bekannt wurde, wurde Ganzdeutschland aus seiner anfangs ruhigen Stimmung aufgerüttelt. „An demselben 15. Juli, an welchem Frankreich aus Eifersucht auf Preußens Wachstum den Angriffskrieg beschloß, reiste König Wilhelm von Ems nach Berlin zurück. . . Wo der königliche Zug anhielt, waren die Bahnhöfe mit gedrängten Menschenmassen erfüllt, welche den greisen Herrscher mit unablässigen Jubelrufen begrüßten. Da war kein Unterschied von alt und jung, von Stadt und Land, von altpreußischen und neu-erworbenen Provinzen." „Die Fahrt war ein vollständiger Fackelzug, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. Schon im Lahntale standen die Leute an Stationen, an denen gar nicht gehalten wurde, dicht gedrängt und riefeu Hurra! An Orten, an denen für den König keine große Zuneigung vorauszusetzen war, in Gießen und Göttingen, waren die Leute wie toll. In Kassel war es kaum zum Durchdringen. Kaum hielt der Zug, so kletterten die Leute auf die Wagen; unter neunmaligem Hoch und Hurra ging es selten ab. In Börssum, einer kleinen Station, sahen wir von weitem schon Fahnen, Schützen, eine Masse Menschen; es war ein außergewöhnlicher Zug aus Braunschweig gekommen, dem Könige ein Hurra zu bringen. Wie oft haben wir die Rufe gehört; Nach Frankreich! Nach Paris! Mobil machen! Einkleiden! In Magdeburg glaubten wir die ersten Erklärungen der französischen Minister erwarten zu können. Aber es war nichts." „Der Kronprinz, Bismarck, Roon und Mvltke waren dem Könige bis Brandenburg entgegengefahren, um ohne Zeitverlust gleich die dringlichsten Vorkehrungen mit ihm zu besprechen. Noch wollte der König nicht an den Ausbruch des Krieges glauben; er dachte, daß jetzt die französische Aufregung sich beruhigen würde. Als der Zug in den ebenfalls von dichten Menschenmassen erfüllten und umlagerten Berliner Bahnhof eingelaufen war, überreichte auf dem Bahnsteig Herr von Thile dem Grafen Bismarck das eben aus Paris gekommene Telegramm mit der Erklärung der französischen Minister. Es wurde Sr. Majestät vorgelesen; der König sagte; „Das sieht ja sehr kriegerisch aus; da werden wir wohl drei Armeekorps sogleich mobil machen müssen." Bismarck sagte; „Majestät, das wird nicht reichen; die Franzosen mobilisieren jetzt schon ihre ganze Armee." Der König befahl darauf Bismarck eine nochmalige Vorlesung der ganzen Depesche. „Aber das ist ja die Kriegserklärung," rief er jetzt in tiefer Bewegung, „also wirklich noch

7. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 325

1896 - Breslau : Hirt
Ursache und Ausbruch des deutsch-französischen Krieges/ 325 Spaltung ihnen vielfach Gelegenheit zum Angriff und zur Einmischung gegeben. Durch die Errichtung des Norddeutschen Bundes unter Preußens Führung hatte Deutschland einen großen Schritt zu seiner Einigung und Selbständigkeit gethan, und das französische Heer empfand es bitter, von dem preußischen in der Waffenehre übertreffen zu sein. Auch Napoleon Iii. bedurfte neuer Siege. Durch Unrecht und Gewalt hatte er den französischen Thron erlangt, durch gewissenlose Mittel suchte er sich auf demselben zu erhalten. Es war ihm sogar gelungen, Frankreich Kriegsruhm und Gebietserweiterung zu gewinnen; aber allmählich fühlte er doch den Boden unter seinen Füßen wanken. Besonders hatten es ihm die Franzosen übel genommen, daß er 1866 nicht rechtzeitig eingegriffen und die Einigung Deutschlands nicht gehindert hatte. Zunächst versuchte er, Preußen ohne Krieg zur Abtretung deutscher Grenzgebiete zu bewegen; als ihm dies aber nicht gelang, beschloß er, vom Bolk gedrängt, „Rache sür Sadowa" zu nehmen und Preußen in einem gewaltigen Kriege niederzuwerfen. Mit großen Anstrengungen hatte er seine Armee seit 1866 neu eingerichtet und verstärkt und suchte nur noch nach einem Vorwande, Preußen den Krieg zu erklären. Ein solcher war bald gefunden. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin Jsabella entthront und vertrieben. Seitdem herrschte große Verwirrung in diesem Lande; um derselben ein Ende zu machen, trug die herrschende Partei im Jahre 1870 dem katholischen Erbprinzen Leopold von Hohen-zollern die spanische Königskrone an. Prinz Leopold, ein Sohn des Fürsten Anton von- Hohenzollern, der sein Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen an Preußen abgetreten hatte, war durch seine Gemahlin mit dem portugiesischen Hofe, durch seine Mutter mit dem Kaiser von Frankreich nahe verwandt. Er erklärte sich zur Annahme der spanischen Krone bereit. Dagegen erhob aber Frankreich seine Stimme. Es fürchtete durch die Erhebung eines Prinzen von Hohenzollern eine neue Zunahme der preußischen Macht und drohte mit Krieg, wenn der Plan nicht rückgängig gemacht würde. Da verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die ihm angebotene Königskrone, welchen Schritt König Wilhelm billigte. Dennoch war man in Paris nicht zufrieden gestellt; der französische Botschafter Benedetti reiste nach Ems, wo König Wilhelm zu seiner Erholung weilte, und forderte von diesem, er solle ein Entschuldigungsschreiben an den Kaiser Napoleon richten, daß er dem Prinzen nicht schon früher die Annahme der Wahl untersagt habe, und zugleich versprechen, niemals gestatten zu wollen, daß ein Hohenzoller in Spanien als Thronbewerber auftrete. Der König wies die Zumutungen des Franzosen aufs würdigste zurück, und als dieser ihn fortwährend belästigte, wandte er sich an den Adjutanten mit den Worten: „Sagen Sie doch diesem Herrn, daß ich ihm weiter nichts mitzuteilen habe." Die Franzosen sahen in dieser Abfertigung ihres Gesandten die Ehre Frankreichs verletzt und behaupteten, daß Preußen bereits zum Kriege

8. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 176

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 176 — gesichert, wenn er der französischen nationalen Eitelkeit durch glänzende Besiegung Preußens Genüge that. Auch gedrängt von seiner Gemahlin, faßte Napoleon endlich den Entschluß zum Kriege mit Preußen. Ein Vorwand dazu fand sich bald. 2. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin Jsabella vertrieben und trugen nun, anfangs Juli 1870, durch ihren Ministerpräsidenten , den Marschall Prim, dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern*) aus der jüngeren schwäbischen Linie die spanische Königskrone an. Der Prinz erklärte sich zur Annahme bereit, falls die Volksvertreter (die Kortes) seine Wahl bestätigen würden. Dagegen erhob aber Frankreich seine Stimme. Es erblickte in der hohen-zollerschen Thronkandidatur ein neues, ehrgeiziges Übergreifen Preußens und drohte mit Krieg, falls Preußen nicht verhinderte, daß der Prinz von Hohenzollern die spanische Krone annähme. Da verzichtete der Prinz freiwillig auf die angebotene Krone, und jeder Grund zum Streite schien beseitigt. Aber in Frankreich verlangte man auf jeden Fall den Krieg. Der französische Botschafter Benedetti stellte darum an den König Wilhelm, der zu seiner Erholung in Ems weilte, das Ansinnen, daß er durch ein entschuldigendes Schreiben dem Kaiser der Franzosen die Verzichtleistung des Prinzen bestätigen und die Versicherung hinzufügen möchte, daß auch in Zukunft diese Bewerbung nicht wieder aufgenommen werden sollte. Fest und würdig wies der König diese Zumutung zurück, und als der französische Botschafter fortfuhr, den König in zudringlicher Weise zu belästigen, sagte dieser zu seinem Adjutanten: „Sagen Sie dem Herrn, daß ich ihm nichts weiter mitzuteilen hätte, und daß er das weitere von meinem Ministerium erwarten müßte." Das geschah zu Ems am 13. Juli. Jetzt hatte Frankreich den so lange gesuchten Vorwand zum Kriege mit Preußen. 3. Die Nachricht von den Vorgängen in Ems, die mannhafte Zurückweisung französischer Unverschämtheit durch König Wilhelm brachten aber überall in Deutschland eine tiefgehende Bewegung hervor. Eine solche freche Herausforderung wurde in allen Kreisen des deutschen Volkes mit heiligem Zorne und sittlicher Entrüstung aufgenommen. Frankreich hatte den Krieg gewollt, Deutschland verweigerte ihn nicht. In Frankreich hatte man gehofft, durch Versprechungen und Vorspiegelungen den deutschen Süden vom Norden abzuziehen, aber die Fürsten Süddeutschlands zögerten nicht, in dieser gemeinschaftlichen Sache Deutschlands ihr Zusammengehen mit Preußen und dem norddeutschen Bunde auf gründ der Schutz- und Trutzbündnisse von 1866 zu erklären. Nachdem in der Nacht vom 15. bis 16. Juli König Wilhelm, der am 15. unter unermeßlichem Jubel seines Volkes von Ems nach Berlin zurückgekehrt war, den Befehl zur Mobilmachung des norddeutschen Bundesheeres gegeben hatte, wurde noch m *) Vermählt mit der Infantin Antonie von Portugal und mütterlicherseits der napoleonischen Dynastie fast näher verwandt als der preußischen.

9. Der Krieg mit dem Kaisertum - S. V

1904 - Berlin : Paetel
Inhalt. «Bett» I. Uorgcschichte* 1. Schreiben Bismarcks vom 29. Juli 1870 über die Stellung der französischen Regierung zu Deutschland 1864, 1866 und seitdem. 2. Aus einer militärischen Denkschrift Moltkes vom 8. August 1866. 3. Nachricht von der Kandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern für den spanischen Thron. 4. Erzählung Bismarcks über seine erste Auffassung von dieser Kandidatur. 5. Aus der Rede des französischen Ministers, Herzogs von Gramont vom 6. Juli. 6. Aus Graf Beuedettis Depeschenwechsel mit dem Pariser Ministerium. 7. Erzählung Bismarcks über die Wirkung der berühmten Emser Depesche. 8. Schreiben Bismarcks vom 18. Juli über den französischen Kriegsvorwand. 9. Urteil eines Franzosen. 10. Bismarcks Antwort auf den englischen Vermittelungsantrag ....................................1—18 Ii. Ereignisse bis zur Überschreitung der französischen Grenze. 1. Gras von Roons Bericht über die Ankunft König Wilhelms in Potsdam und den Mobilmachungsbefehl. 2. Zeitungsnachrichten über die begeisterte Aufnahme dieses Besehles. 3. Die Thronrede des Königs vom 19. Juli und Napoleons Proklamation vom 23.

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 145

1904 - Cöthen : Schulze
— 145 — scheiterte ebenfalls: Preußen war bereit, die luxemburgische Frage durch eine Diplomatenversammlung in London (1867) zum Austrage bringen zu lassen; hier wurde Luxemburg für neutral erklärt, die Befestigung der Stadt geschleift und Preußen veranlaßt, seine noch aus der Zeit des Deutschen Bundes dort garnisonierenden Truppen herauszuziehen. Immer leidenschaftlicher verlangte die französische Nation „Rache für Sadowa". Sie fühlte sich durch die 1866 geschehenen Veränderungen in den Hintergrund gedrängt. Auch durch das verunglückte mexikanische Unternehmen war Napoleons Ansehen gesunken. Durch einen glücklichen Krieg mochte er die Festigung seines Thrones erhoffen. Schon 1867 näherte er sich Österreich. Auch der König von Italien wurde gewonnen <1869). Man einigte sich über einen gemeinsamen Kriegsplan gegen Preußen (Anfang 1870). Nicht am Wenigsten sind es jesuitische Einflüsse gewesen, welche den Krieg gegen das protestantische Preußen schließlich heraufbeschworen haben. Der Vorwand zum Kriege war bald gefunden. In Spanien Anzösim war die Königin Jsabella (1868) vertrieben worden. Dem Erb- ^neg Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen wurde von der Provisorischen Regierung in Spanien die Krone angeboten. Am ß. Juli (1870) erklärte Gramont, der Minister des Auswärtigen in Frankreich, auf eine Interpellation in der französischen Kammer, Frankreich werde es niemals dulden, daß Preußen einen König in Spanien einsetze. Der französische Gesandte Benedetti verlangte vom Könige Wilhelm, der damals gerade in Ems zur Kur weilte, dem Hoheuzollernprinzen die Annahme der Krone zu verbieten. Höflich und entschieden erklärte der greise König, daß der Prinz in der Angelegenheit völlig sreie Hand habe. Jeder Grund zu einer Verstimmung schien beseitigt, als der Sigmaringer das spanische Angebot aus eigenem Entschlüsse ausschlug (12. Juli). Da verlangte Benedetti in aufdringlicher Weise vom Könige (13. Juli), er sollte auch für die Zukunft sich verpflichten, dem Prinzen die Annahme der Krone zu verbieten. Mit königlichem Stolze wies der Monarch dieses Ansinnen zurück und verweigerte dem französischen Gesandten jede weitere Audienz in dieser Sache. Bismarck veröffentlichte in einer geharnischten Depesche die Vorgänge von Ems. Die preußischen Gesandten und Botschafter an den auswärtigen Höfen wurden ebenfalls von Bismarck von den Vorkommnissen Arndt, Quellensätze. (Blume, Quellensätze Iv). 10

11. Geschichtsbilder - S. 110

1890 - Leipzig : Richter
— 110 — Frankreich sammelte 1870 seine Heere zum Kriege gegen Deutschland, um dessen Einigung und Erstarkung zu hindern. Es wollte den Krieg und suchte nach einem Vorwande, und auch der geringste war ihm dazu gut genug. Noch am 30. Juni 1870 hatte ein französischer Minister öffentlich erklärt: „Zu keiner Zeit war die Aufrechterhaltung des Friedens gesicherter als jetzt", und wenige Tage darauf, am 19. Juli, traf in Berlin die französische Kriegserklärung ein. Was aber war der Vorwand? Spanien hatte sich damals einen Prinzen von Hohenzollern, einen entfernten Verwandten des Königs Wilhelm von Preußen, zum Könige gewählt, Frankreich aber war damit nicht einverstanden und verlangte, daß der König seinem Verwandten die Annahme der Wahl verbiete. Unterdessen hatte der Prinz, der jeden Anlaß zum Streite oder gar zum Kriege vermeiden wollte, freiwillig auf die spanische Krone verzichtet. Damit hätten die Franzosen wohl zufrieden fein können, weil sie aber gern einen Vorwand zum Kriege haben wollten, verlangte Kaiser Napoleon Iii. nun, König Wilhelm sollte erklären, er werde anch fernerhin nie zugeben, daß ein hohenzollernscher Prinz den spanischen Thron besteige. Eine solche Zusage konnte König Wilhelm gar nicht geben, denn es stand gar nicht in seiner Macht, einem hohenzollern)chen Prinzen etwas zu verbieten oder zu befehlen. Als er das dem französischen Gesandten sagte, ward dieser, wie es ihm Kaiser Napoleon befohlen hatte, zudringlich; er ließ dem Könige, der sich gerade zur Kur in Ems aufhielt, auch auf feinem Spaziergange keine Ruhe. Und als der König dem Gesandten nicht mehr antwortete, sondern ihm den Rücken kehrte, meinten die Franzosen, das sei eine Beleidigung Frankreichs, und so ward der Krieg erklärt. 2. Ein so absichtlich herbeigeführter Friedensbruch erfüllte das ganze deutsche Volk mit Ingrimm. Napoleon Iii. hatte zwar gehofft, es in dem^Kriege mit Preußen allein zu thun zu haben, die süddeutschen Staaten wenigstens hoffte er auf französischer Seite gegen Preußen kämpfen zu sehen; aber darin hatte er sich sehr geirrt. Tie Zeiten des Rheinbundes waren vorüber. Als Napoleon I. den Rheinbund gründete, ging das alte deutsche Reich in Trümmer, als Napoleon Iii. einen neuen Rheinbund gründen wollte, erstand ein neues deutsches Reich zu herrlicher Blüte. Die einmütige Erhebung des deutschen Volkes, der Wetteifer, der in allen Kreisen zur Rettung des bedrohten Vaterlandes sich kundgab, die Opferfreudigkeit, mit der Freiwillige Blut und Leben, mit der Reiche und Arme die Mittel zur Pflege der Verwundeten dem Vaterlande zum Opfer darboten, erinnerten an die Erhebung im Jahre 1813. Und wie damals die Prinzessinnen des königlichen Hauses, so erließ diesmal die Königin Augusta einen Aufruf zu Liebesdiensten an die deutschen Frauen, in welchem sie schrieb: „Das Vaterland erwartet, daß alle Frauen bereit sind, ihre Pflicht zu thun."

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 300

1892 - Breslau : Hirt
300 Die Neuzeit. erste Stimme zu führen und in allen wichtigen Angelegenheiten den Ausschlag zu geben. Namentlich hatte Deutschland in seiner Zerrissenheit und Spaltung ihnen vielfach Gelegenheit zum Angriff und zur Einmischung gegeben. Durch die Errichtung des Norddeutschen Bundes unter Preußens Führung hatte Deutschland einen großen Schritt zu seiner Einigung und Selbständigkeit gethan, und das französische Heer empfand es bitter, von dem preußischen in der Waffenehre übertroffen zu sein. Auch Napoleon Iii. bedurfte neuer Siege. Durch Unrecht und Gewalt hatte er den französischen Thron erlangt, durch gewissenlose Mittel suchte er sich auf demselben zu erhalten. Es war ihm sogar gelungen-, Frankreich Kriegsruhm und Gebietserweiterung zu gewinnen; ak$;^allmählich fühlte er doch den Boden unter seinen Füßen wanken; besonders hatten es ihm die Franzosen übel genommen, daß er 186.6-nicht /rechtzeitig eingegriffen und die Einigung Deutschlands,-.-nicht gehindert-: -hatte.. Zunächst versuchte er, Preußen ohne Krieg zu^Mtretungdeutscher Grenzgebiete zu bewegen; als ihm dies aber .-nicht gelang, beschloß er. vom Boise gedrängt, „Rache für Sadowa" zu-.n-ehmen und Preußen in einem gewaltigen Kriege niederzuwerfen. Mit großen Anstrengungen hatte er seine Armee seit 1866 neu eingerichtet uijib verstärkt und suchte nur noch nach einem Vorwande, Preußen Krieg zu erklären. Ein solcher war bald gefunden. Die Spanier, hatten im Jahre 1868 ihre Königin Jfabella entthront untertrieben. Seitdem, herrschte große Verwirrung in diesem Lande; um derselben . ein Ende zu machen, trug die herrschende Partei im Jahre:.1b70 dem katholischen Erbprinzen Leopold von Hohenzollern die spanische Königskrone an. Prinz Leopold, ein Sohn des Fürsten Anton von Hohenzollern, der sein Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen an Preußen abgetreten hatte, war durch seine Gemahlin mit dem portugiesischen Hofe, durch seine Mutter mit dem Kaiser von Frankreich nahe verwandt. Er erklärte sich zur Annahme der spanischen Krone bereit. Dagegen erhob aber Frankreich seine Stimme. Es fürchtete durch die Erhebung eines Prinzen von Hohenzollern eine neue Zunahme der preußischen Macht und drohte mit Krieg, wenn der Plan nicht rückgängig gemacht würde. Da verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die ihm angebotene Königskrone, welchen Schritt König Wilhelm billigte. Dennoch war man in Paris nicht zufrieden gestellt; der französische Botschafter Benedetti reiste nach Ems, wo König Wilhelm zu seiner Erholung weilte, und forderte von diesem, er solle ein Entschuldigungsschreiben an den Kaiser Napoleon richten, daß er dem Prinzen nicht schon früher die Annahme der Wahl untersagt habe, und zugleich versprechen, niemals gestatten zu wollen, daß ein Hohenzoller in Spanien als Thronbewerber auftrete. Der König wies die Zumutungen des Franzosen aufs würdigste zurück, und als dieser ihn fortwährend belästigte, wandte er sich an den Adjutanten mit den Worten: „Sagen Sie doch diesem Herrn, daß

13. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 41

1912 - Langensalza : Beltz
Der deutsch-französische Krieg. 41 also angeeignet, wie einst Napoleon I. (Ergänzung: Frankreich war seit 1848 wieder eine Republik, 1851 wurde Napoleon Präsident, und schon ein Jahr darauf machte er sich zum Kaiser der Franzosen.) Durch sieg-Kriege jenseits des Ozeans (Mexico) befestigte er seine Stellung, und die ruhmsüchtigen Franzosen fanden Gefallen an ihrem zweiten Kaiserreiche. In ihrer Eitelkeit wurden sie auf die Erfolge des preußischen Heeres 1864 und 1866 eifersüchtig. Sie fanden es nicht in der Ordnung,, daß auch eine andere Nation Ruhm gewinnen sollte! Sie verlangten Rache für Sadowa (Königgrätz). — Bald fingen die Säulen des Kaiserreiches an zu wanken. In Frankreich gab es viele Freunde der alten Republik. Ihnen gefiel die Alleinherrschaft des Kaisers nicht. So sah Napoleon Iii. seine Stellung erschüttert, und um das Volk zufrieden zu stellen, mußte er ihm Freiheiten und Rechte zugestehen. Aber dadurch wurde das Volk nicht beruhigt. Da dachte Napoleon: Ich will die Eitelkeit und Ruhmsucht meines Volkes befriedigen; dann wird meine Machtstellung wieder steigen. So suchte er nach dem Vorwand zu einem neuen Kriege und hoffte, durch glückliche Waffenerfolge die Sucht des französischen Volkes nach Kriegsruhm zu befriedigen. Frankreich war nicht vorbereitet. Der Krieg in Amerika hatte große Geldsummen verschlungen und viele Soldaten gekostet. Aber Napoleon Iii. wollte sein Glück wagen und die Gelegenheit, den Vorwand zum Kriege, sich nicht entwischen lassen. Darum schickte er dem Könige von Preußen die Kriegserklärung. Zusammenfassung: Warum Frankreich den Krieg erklärte. Hätte Preußen (Deutschland) den Krieg nicht verhindern können? e) Warum verweigerte Köuig Wilhelm den Franzosen die Zustimmung zu ihrer sonderbaren Forderung? Die Vorgänge in Ems. „Der Graf Benedetti beantragte am 9. Juli eine Audienz beim Könige, die ihm sofort bewilligt ward. In derselben verlangte er, der König solle dem Erbprinzen von Hohenzollern den Befehl erteilen, seine Annahme der spanischen Krone zurückzunehmen. Der König entgegnete, daß, da er keinen Befehl zur Annahme der Thronkandidatur erteilt habe, er ebensowenig einen Befehl zur Rücknahme erteilen könne. Am 11. erbat und erhielt der französische Botschafter eine zweite Audienz, in welcher er einen Druck auf den König auszuüben suchte, damit derselbe in den Prinzen dringe, der Krone zu entsagen. Der König erwiderte, der Prinz sei vollkommen frei in seinen Entschlüssen, übrigens wisse er selbst nicht einmal, wo der Prinz, der eine Alpenreise machen wolle, sich in diesem Augenblicke befinde. Auf der Brunnen-Promenade am 13. morgens gab der König dem Botschafter ein ihm selbst soeben zugestelltes Extrablatt der „Kölner Zeitung" mit einem Privat-Telegramm ans Sig-maringen über den Verzicht des Prinzen mit der Bemerkung, daß er (der König) selbst noch kein Schreiben aus Sigmaringen erhalten habe, ein solches aber wohl heute erwarten könne. Graf Benedetti erwähnte, daß er schon gestern Abend die Nachricht vom Verzicht aus Paris erhalten habe, und als der König die Sache hiermit als erledigt mtfal), verlangte der Botschafter nunmehr ganz unerwartet vom Könige, er solle die bestimmte Versicherung aussprechen, daß er niemals wieder seine Ein-

14. Geschichte der Neuzeit - S. 124

1917 - Leipzig : Hirt
1^4__Die Zeit der Umwlzungen. , C'est la peixel" drohte Benedetti. Eh bien", erwiderte Bismarck kaltbltig ces a gi^srre . Er wute wohl, da Frankreich, durch die Unternehmung gegen Mexiko geschwcht, damals nicht in der Lage war, diese Drohung wahr zu machen. 1867 wollte- Napoleon das Groherzogtum Luxemburg, das nicht m den Norddeutschen Bund eingetreten war, in dessen Hauptstadt aber Preußen das Besatzungsrecht hatte, fr Frankreich kuflich erwerben. Schon war ' f mit dem Landesherrn, dem König von Holland, handelseinig, als ihn der Widerspruch des Norddeutschen Bundes und die Verffentlichung der schtz - und ^rntzbndnis - Vertrge bewog, den Plan aufzugeben. Auch Preußen gab nach, indem es seine Besatzung zurckzog. Auf einer Londoner Konferenz wurde Luxemburg fr neutral erklrt. 12. Der Deutsch-Franzsische Krieg. .. 1. Ursachen. Durch die Grndung des Norddeutschen Bundes und 1871 be^en Zusammenschlu mit den sddeutschen Staaten war Deutschland mchtig ' ^worden. Dagegen hatte das Ansehen Frankreichs durch die mexikanische Angelegenheit und dadurch, da. Napoleon 1866 seine Absicht in Deutsch-- fanb nicht erreicht hatte, gelitten. berdies verletzte es die franzsische Ruhmsucht, da die Preußen bei Kniggrtz so glnzend gesiegt hatten, glnzender als die Franzosen bei Magenta und Solferino. Eine groe Partei in Frankreich, zu der auch die Kaiserin Eugenie gehrte, schrte deshalb zum Kriege; die Zeitungen predigten Rache fr Sadowa" und verlangten die Rheingrenze. Napoleon selbst konnte sich schwer zum Kriege entschlieen; aber es war fr ihn bedenklich, sich dem allgemeinen Drngen zu widerfetzen. Denn das Volk wurde je lnger, desto mehr un-zufrieden darber, da er fast wie ein unumschrnkter Fürst regierte, und forderte Erweiterung der Rechte des Gesetzgebenden Krpers. Statt diese Forderung zu erfllen, hoffte er die Unzufriedenen durch einen Sieg der Preußen zu beschwichtigen. 2. Veranlassung. Die Spanier bertrugen ihren erledigten Knigs-thron dem Prinzen Leopold vonhohenzollern, einem entfernten Verwandten des preuischen Knigshauses. Da das Hohenzollerngeschlecht auch in Spanien regieren sollte, war mehr, als die franzsische Kriegs-Partei ertragen konnte. Um aber nicht die unschuldige Veranlassung eines furchtbaren Krieges zu sein, verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die spanische Krone. Nun verlangte Napoleons Gesandter Benedetti von dem im Bade Ems weilenden König Wilhelm das Versprechen, auch in Zukunft zu verhindern, da ein Hohenzoller jemals den spanischen Thron besteige. Diese Zumutung lehnte der König mit ruhiger Wrde ab; aber die Franzosen erklrten die Zurckweisung sr eine Beleidigung ihrer Nation und forderten Genugtuung. Der König setzte seinen Kanzler telegraphisch von allem in Kenntnis; Bismarck aber verffentlichte die Emfer Depesche" in verkrzter Form. Der Krieg war jetzt unvermeidlich.

15. Der Unterricht in der Geschichte - S. 195

1893 - Delitzsch : R. Pabst
Der deutsch-französische Krieg. 195 Vereinigung Süd- und Norddeutschlands geschah infolge des Krieges mit Frankreich. d) Die alte Schmach gesühnt. 1870—1871. 1) Ursache des deutsch-französischen Krieges. Seit dem Prager-Frieden regte sich Frankreichs Neid gegen Preußen. Die „große Nation" betrachtete deu Sieg bei Königgrätz (Sadowa) als einen Abbruch ihres eigenen Kriegsruhmes, forderte „Rache für Sadowa" und erhob das Geschrei nach der „Rheingrenze". Auch Napoleon war auf die preußische Regierung nicht gut zu sprechen. Nicht nur, daß sie 1866 jede Abtretung linksrheinischen Gebietes verweigerte, sondern sie hinderte auch seine Raubpläne gegen Luxemburg und Belgien. In allen feinen letzten Unternehmungen hatte Napoleon Unglück gehabt, wodurch die Unzufriedenheit des Franzosenvolkes erregt wurde. Nur ein glücklich geführter Krieg konnte seinen schwankenden Thron befestigen. Am geeignetsten mußte ihm ein von dem französischen Volke selbst sehnlichst gewünschter Krieg gegen die Preußen erscheinen. Ein Vorwand dazu faud sich bald Die Spanier hatten ihre Königin verjagt und sahen sich nach einem neuen König utn. Ihre Wahl fiel auf den Prinzen Leopold von Hohenzollern, der nach mehrfachem Drängen die Krone annahm. Hierüber schlugen die Franzosen Lärm. Sie schrieen: „Dahinter steckt das unersättliche Preußen, das hinter unserm Rücken seine Macht ausdehnen will!" Dem drohenden Blutvergießen vorzubeugen, verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die spanische Krone. Da aber das französische Volk zum Kriege drängte, stellte die französische Regierung durch ihren Gesandten Benedetti an König Wilhelm die beleidigende Forderung, er solle versprechen, dem hohen-zollernschen Prinzen auch siir die Zukunft die Annahme der spanischen Krone zu verbieten. Ja, dem preußisaen Gesandten in Paris wurde angedeutet, daß ein Entschuldigungsbrief des Königs an den Kaiser am besten das beleidigte Nationalgefühl in Frankreich beschwichtigen werde. König Wilhelm, der znr Kur in Bad Ems weilte, lehnte das freche Ansinnen würdevoll ab. Darüber waren alle deutscheu Herzen entzückt. Des greisen Herrschers Rückkehr nach Berlin glich einem Triumphzuge. Vom Fels bis zum Meer hörte man das bis dahin wenig bekannte Lied: „Die Wacht am Rhein" singen. Am Todestage der Königin Luise traf die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen ein, und au demselben Tage erneuerte König Wilhelm den Orden des eisernen Kreuzes. Tie Franzosen Hatten bestimmt darauf gerechnet, die Süddeutschen würden sich ihnen anschließen oder wenigstens neutral bleiben; sie hatten sich verrechnet. Der freventlich heraufbeschworene Krieg rief in All-Deutschland ein Gefühl der Entrüstung hervor, und es scharte sich um seinen obersten Kriegsherrn König Wilhelm. So einig hatte man Deutschland seit Jahrhunderten nicht gesehen. Während nun die Fran- 13* Bl

16. Realienbuch - S. 121

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 121 6. ver Veutsch-Zranzöfische Krieg 1870/71. a) stnlafe. vie Franzosen hatten die preußischen Ruhmestaten und die fortschreitende Einigung Deutschlands mit Besorgnis verfolgt. Napoleon Iii. befürchtete seinen Thron zu verlieren, wenn er nicht durch einen ruhmvollen Feldzug gegen Preußen sein wankendes Ansehen bei dem ehrgeizigen Volke befestigte. Ein Vorwand zum Kriege war bald gefunden. — Die Spanier boten 1870 dem Prinzen Leopold von k)ohenzollern die Königskrone an. Obgleich dieser Fürst, der dem süddeutschen Zweige des hohenzollerngeschlechtes angehörte, der Familie Napoleons näher verwandt war als dem preußischen Königshause, erklärte die französische Negierung, sie werde nicht dulden, daß ein hohenzoller den spanischen Thron besteige, weil darin eine Bedrohung Frankreichs liege. Prinz Leopold verzichtete daraufhin auf die spanische Krone. Aber nun verlangte der französische Botschafter, König Wilhelm solle an Napoleon einen entschuldigenden Brief schreiben und versprechen, daß er auch für die Zukunft dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone verbieten werde. Diese Zu- mutung, sich vor Napoleon zu demütigen, wies König Wilhelm, der in Ems zur Kur weilte, würdevoll zurück und erklärte, für ihn sei die Angelegenheit durch den Verzicht des Prinzen erledigt. Als der französische Botschafter neue Unterredungen nachsuchte, um seine Forderung zu wiederholen, ließ ihm der König sagen, er habe ihm nichts weiter mitzuteilen. In der französischen Volksvertretung waren inzwischen heftige Reden gegen Preußen gehalten worden, und in Paris zogen aufgeregte Irenschenmasfen mit dem Rufe: „Nach Berlin!" durch die Straßen. Als Bismarck die telegraphische Nachricht von der Abweisung des französischen Botschafters in Ems veröffentlichte, stieg die Er- regung in Paris auf den Gipfel. Der französische Kriegsminister teilte der Volks- vertretung mit, zu einem Feldzuge sei alles völlig bereit, und so wurde der Krieg an Preußen erklärt. — König Wilhelm reiste, von brausendem Jubel des Volkes auf allen Bahnhöfen begrüßt, nach Berlin und befahl, das lheer kriegsbereit zu machen. Am Todestage seiner Rlutter besuchte er die Gräber seiner Eltern und erneuerte dann den Orden vom Eisernen Kreuze. — Die süddeutschen Staaten, auf deren Abfall Napoleon Iii. gerechnet hatte, stellten dem Bündnisse getreu ihre Truppen unter König Wilhelms Befehl. Die wehrhaften Rlänner aller deutschen Stämme eilten unter dem Gesänge der „Wacht am Rhein" zu den Waffen. Alldeutschland nahm den Kampf auf. b) Die Aufstellung der k)eere. In 14 Tagen und ohne Störung vollzog sich nach den Plänen des Generals von Iroltke der Aufmarsch der deutschen Heere. Drei große Armeen wurden gebildet. Vie I. Armee sammelte sich zwischen Koblenz und Trier; sie stand unter dem Befehle des Generals v. Steinmetz. Die Ii. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl nahm in der Rheinpfalz Aufstellung. Die Iii. Armee setzte sich aus den süddeutschen Truppen und drei preußischen Korps zusammen; sie wurde in der Gegend von Irannheim zusammengezogen und von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen befehligt, dem wie 1866 General v. Blumenthal als Berater beigegeben war. Zurverteidigung der Seeküsten gegen die überlegene französische Flotte waren 9o Ooo Irann bestimmt. König Wilhelm begab sich mit Iroltke, Roon und Bismarck an die Westgrenze und übernahm den Oberbefehl über die drei Armeen. — Die Franzosen hatten zwei Heere gebildet. Vas eine, unter Bazaine (basähn), stand bei Rietz, das andre, unter Irac Rlahon, bei Straßburg. Zu diesem gehörten auch die Turkos, mohammedanisch-arabische Truppen, die aus Algier hergeholt worden waren. Napoleon hatte seiner Gemahlin, der Kaiserin Eugenie, die Regierung übertragen und sich der Armee Bazaines angeschlossen. c) Die Schlachten an der Grenze. Der Aufmarsch der französischen Truppen

17. Realienbuch - S. 121

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 121 6. Der Deutsch-Zranzöfische Krieg J870/7j(. a) Rnlaß. Die Franzosen hatten die preußischen Ruhmestaten und die fortschreitende Einigung Deutschlands mit Besorgnis verfolgt. Napoleon befürchtete seinen Thron zu verlieren, wenn er nicht durch einen ruhmvollen Feldzug gegen Preußen sein wankendes Nnfehen bei dem ehrgeizigen Volke befestigte. Tin Vorwand zum Kriege war bald gefunden. —Die Spanier boten 1870 dem Prinzen Leopold von ksohenzollern die Königskrone an. Obgleich dieser Fürst, der dem süddeutschen Zweige des kfohenzollerngeschlechtes angehörte, der Familie Napoleons näher verwandt war als dem preußischen Königshause, erklärte die französische Negierung, sie werde nicht dulden, daß ein k)ohenzoller den spanischen Thron besteige, weil darin eine Bedrohung Frankreichs liege. Prinz Leopold verzichtete daraufhin auf die spanische Krone. Nber nun verlangte der französische Botschafter, König Wilhelm solle an Napoleon einen entschuldigenden Brief schreiben und versprechen, daß er auch für die Zukunft dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone verbieten werde. Diese Zu- mutung, sich vor Napoleon zu demütigen, wies König Wilhelm, der in Ems zur Kur weilte, würdevoll zurück und erklärte, für ihn sei die Nngelegenheit durch den Verzicht des Prinzen erledigt. Nls der französische Botschafter neue Unterredungen nachsuchte, um seine Forderung zu wiederholen, ließ ihm der König sagen, er habe ihm nichts weiter mitzuteilen. In der französischen Volksvertretung waren inzwischen heftige Reden gegen Preußen gehalten worden, und in Paris zogen aufgeregte Menschenmassen mit dem Ruse: „Nach Berlin!" durch die Straßen. Nls Bismarck die telegraphische Nachricht von der Abweisung des französischen Botschafters in Ems veröffentlichte, stieg die Er- regung in Paris auf den Gipfel. Der französische Kriegsminister teilte der Volks- vertretung mit, zu einem Feldzuge sei alles völlig bereit, und so wurde der Krieg an Preußen erklärt. — König Wilhelm reiste, von brausendem Jubel des Volkes auf allen Bahnhöfen begrüßt, nach Berlin und befahl, das Heer kriegsbereit zu machen. Nm Todestage seiner Mutter besuchte er die Gräber seiner Eltern und erneuerte dann òen Grden vom Eisernen Kreuze. — Die süddeutschen Staaten, auf deren Abfall Napoleon Iii. gerechnet hatte, stellten dem Bündnisse getreu ihre Truppen unter König Wilhelms Befehl. Die wehrhaften Männer aller deutschen Stämme eilten unter dem Gesänge der „Wacht am Rhein" zu den Waffen. Alldeutschland nahm den Kamps aus. b) Die Ausstellung der Heere. In 14 Tagen und ohne Störung vollzog sich nach den Plänen des Generals von Rloltke der Aufmarsch der deutschen Heere. Drei große Armeen wurden gebildet. Die I. Armee sammelte sich zwischen Koblenz und Trier; sie stand unter dem Befehle des Generals v. Steinmetz. Die Ii. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl nahm in der Rheinpfalz Aufstellung. Die Iii. Armee setzte sich aus den süddeutschen Truppen und drei preußischen Korps zusammen; sie wurde in der Gegend von Mannheim zusammengezogen und von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen befehligt, dem wie 1866 General v. Blumenthal als Berater beigegeben war. Zurverteidigung der Seeküsten gegen die überlegene französische Flotte waren 90 000 Mann bestimmt. König Wilhelm begab sich mit Moltke, Roon und Bismarck an die Westgrenze und übernahm den Oberbefehl über die drei Armeen. - Die Franzosen hatten zwei Heere gebildet. Das eine, unter Bazaine (basähn), stand bei Metz, das andre, unter Mac Mahon, bei Straßburg. Zu diesem gehörten auch die Turkos, mohammedanisch-arabische Truppen, die aus Algier hergeholt worden waren. Napoleon hatte die Regierung seiner Gemahlin, der Kaiserin Eugenie, übertragen und sich d^r Armee Bazaines angeschlossen. c) Die Schlachten an der Grenze. Der Rusmarsch der französischen Truppen

18. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 266

1903 - Wiesbaden : Behrend
266 Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau bilden, und aus den 22 Staaten nrdlich des Maines einen Nord-deutschen Bund unter preuischer Fhrung stiftete. Napoleon Iii. hatte es zu verhindern gewut, da auch die Staaten sdlich des Maines in diesen Bund eintraten. Er wollte aus ihnen eine Art Rheinbund fr den Kampf gegen Preußen bilden. Durch die milde Behandlung der Sdstaaten erreichte König Wilhelm bald nachher doch wenigstens ein Schutz- und Trutzbndnis mit ihnen, nach welchem sie sich verpflichteten, im Falle eines Krieges ihre Truppen unter preuischen Oberbefehl zu stellen. Auch gelang die Bildung eines Zoll- und Handelsvereins. Nord- und Sdstaaten wurden nun von Preußen vertreten und gefhrt. Das Bewutsein der Zusammengehrigkeit brach immer mehr durch und ermg-lichte wenige Jahre spter die Einigung. Frhling war es geworden in Deutschland! Ein Wort Bismarcks aus jener Zeit lautete: Setzen wir Deutschland in den Sattel! Reiten wird es schon knnen!" 5. Der Krieg gegen Frankreich. 1870/71. a) Ursache und Veranlassung. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf den Kriegsruhm und auf die wachsende Macht und Gre Preuens. Die Einigkeit unter den Deutschen erfllte sie mit Besorgnis und Furcht; denn ein einiges Deutschland mute ihnen zu groß und zu mchtig werden. Von jeher waren sie der Erzfeind deutscher Einig-keit gewesen. Immer lauter ertnte in Frankreich das Kriegs-geschrei: Rache fr Sadowa!" Immer grer wurde die Unzu-sriedeuheit der Franzosen mit ihrer zgernden Regierung. Sie suchten nach einem Anlasse, um mit Preußen Krieg zu beginnen. Ein Vorwand fand sich bald. Das spanische Volk bot seine Knigskrone im Jahre 1870 dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an, einem entfernten Verwandten des preuischen Knigshauses. Dieser erklrte sich zur Annahme bereit. Das wollte Frankreich nicht zugeben, weil so das Reich Karls V. wiederhergestellt wrde und Frankreich dadurch von beiden Seiten umklammert werde". Der franzsische Botschafter Graf Bene-detti wurde nach Ems geschickt, wo König Wilhelm damals zur Strkung seiner Gesundheit weilte. Er hatte den Auftrag, an ihn die Forderung zu stellen, dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der Knigskrone zu verbieten. Freimtig antwortete der König, er habe dem Prinzen frher die Annahme der Krone nicht befohlen und knne sie ihm jetzt auch nicht verbieten. Um den Frieden nicht zu stren, verzichtete nun Prinz Leopold freiwillig auf den spanischen Thron. Aber die Franzosen wollten sich die gnstige Gelegenheit zur Demtigung Preuens nicht entgehen lassen. In aufdringlicher Weise verlangte die franzsische Regierung vom König Wilhelm in Ems, er solle an Na-Poleon einen Entschuldigungsbrief schreiben und darin versprechen, da

19. Geschichte der Neuzeit - S. 140

1902 - München [u.a.] : Franz
140 Anstoß zum deutsch-französischen Krieg. zu Ungunften Frankreichs entschieden. Das Großherzogtum blieb em selbständiger Staat und Mitglied des deutschen Zollvereins. Stimmung in Obwohl die von der Luxemburger Frage drohende Kriegsgefahr Frankreich. noch einmal vorübergegangen, gab man sich in Berlin darüber keiner Täuschung mehr hin, daß es über kurz oder lang mit Frankreich zum Krieg kommen werde, _ und bereitete deshalb alles darauf vor. Mau hatte sich in Frankreich daran gewöhnt, im Widerspruch mit den Jahrhunderte alten Sprachgrenzen den Rhein als die natürliche, Frankreich von Rechts wegen zukommende Grenze zu betrachten, und hatte sich zu lauge mit dem Gedanken geschmeichelt, daß Frankreich eine Art Schiedsrichteramt in Europa gebühre. Die energische Politik, die Bismarck zum Zwecke der Einigung Deutschlands eingeschlagen, faßte man in Frankreich als Eroberungssucht Preußens auf und fühlte sich durch dessen ungeahnte Erfolge zurückgesetzt. Dieser Regungen des französischen Nationalstolzes konnte Napoleon Iii. nicht mehr Herr werden; man verlangte „Rache für Sadowa", und so suchte Napoleon durch einen Krieg gegen das verhaßte Preußen alle seine Mißerfolge vergessen zu machen und seine Untertanen neu für sich zu gewinnen. Einen Vorwand zum Krieg gab die Lage Spaniens. Anstoß zum deutsch-sranzöfischen Krieg. In Spanien war die Königin Jsabella 1868 vertrieben worden. Um dem Lande wieder ruhigere Verhältnisse Zu sichern, bot die provisorische Regierung 1870 dem Prinzen Leopold von Hohenzollern-S igmarin gen die spanische Thron- Krone an. Kaum hatte derselbe jedoch seine Zusage gegeben, als pshfll ba§ Ministerium Napoleons Iii. dies als einen Versuch Hohenzollern Preußens hinstellte, die Monarchie Karls V. im Hanse Hohenzollern zu erneuern, wodurch die Sicherheit Frankreichs bedroht und dessen Ehre verletzt würde. Dementsprechend verlangte der französische Botschafter Benedetti von König Wilhelm, der sich gerade zum Kurgebrauch in Ems aufhielt, er solle „dem Prinzen von Hohen-Französische zollern die Annahme der spanischen Krone verbieten." einspräche. Diese Zumutung wurde höflich abgelehnt, da nicht König Wilhelm, sondern der Vater des Prinzen Leopold das Haupt jener Seitenlinie des hohenzollerischen Hauses, der Prinz überdies auch volljährig und Herr seiner Entschließungen war. Um nicht die Verantwortung eines schweren Krieges auf sich zu laden, verzichtete Prinz Leopold freiwillig auf die ihm angebotene Würde. Allein Rücktritt die französische Regierung forderte nun von König Wil-Leopolbs. Helm die Erklärung, „daß er die Kandidatur des Prinzen für die spanische Krone auch in Zukunft nie wieder zulassen werde."

20. Für die Klassen III - I - S. 190

1913 - Breslau : Hirt
190 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. 17. Der Deutsch-Franzsische Krieg von 1870 und 1871. 1. Ursache und Ausbruch. a) Kriegsvorwand. Kein europisches Volk hatte das Wachsen und Erstarken des Preuischen Staates mit mehr Eifersucht angesehen als die Frauzosen. Durch die Errichtung des Norddeutschen Bnn-des unter Preuens Fhruug hatte Deutschland einen groen Schritt zu seiner Einigkeit und Selbstndigkeit getan. Dadurch wurde den Franzosen die Gelegenheit entzogen, sich in deutsche Angelegenheiten zu misch en) das franzsische Heer aber empfand es bitter, von dem preuischen in der Waffenehre bertroffen worden zu sein. Auch Napoleon Iii. bedurfte neuer Siege. Er fhlte seinen Thron bereits wanken. Beson-ders hatten es ihm die Franzosen belgenommen, da er 1866 nicht durch einen rechtzeitigen Eingriff die Einigung Deutschlands gehindert hatte. Zwar hatte sein Minister Benedetti damals als Entschdigung" fr Frankreich die Rheinpfalz, Rheinheffen mit Mainz sowie Luxemburg verlangt und sogar die Drohung hinzugefgt: Lehnen Sie ab, so ist das der Krieg!" Als aber Bismarck kaltbltig erwiderte: Nun, dann der Krieg!" zog sich Napoleon zurck, rstete aber eifrig, um mglichst bald Rache fr Sadowa" zu nehmen und Preußen in einem ge-waltigen Kriege niederzuwerfen. Die Rstungen waren 1870 beendet-jetzt bedurfte es nur noch eines Vorwandes, Preußen den Krieg zu erklären. Der war bald gefunden. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Knigin Jfabella ver-trieben. Seitdem herrschte groe Verwirrung im Lande. Um ihr ein Ende zu machen, trug die herrschende Partei im Jahre 1870 dem katholischen Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen die spanische Knigskrone an. Prinz Leopold erklrte sich nach mehrmaliger Ablehnung zur Annahme der Krone bereit. Obgleich seine Mutter mit Napoleon verwandt war, behaupteten die Franzosen dennoch, durch die Erhebung eines Prinzen von Hohenzollern wachse die preuische Macht, und drohten mit Krieg, wenn der Plan nicht rckgngig gemacht wrde. Da verzichtete Prinz Leopold ans die Krone, und König Wilhelm billigte dies. Dennoch war man in Paris nicht zufriedengestellt. Benedetti reiste nach Ems, wo König Wilhelm zu seiner Erholung weilte, und forderte von ihm, er solle ein Entschuldigungsschreiben an den Kaiser Napoleon richten, da er dem Prinzen nicht schon frher die Annahme der Wahl untersagt habe, und zugleich versprechen, niemals gestatten zu wollen, da ein Hohenzoller in Spanien als Thronbewerber austrete. Der König wies die Zumutungen des Franzosen zurck. Die