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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 479

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 176. Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. Leopold I. rc. 479 schützen im Rücken hatte. Während er mit 20 000 Mann die Festung in Schach hielt, wandte er sich mit 40 000 gegen die 200 000 Türken und schlug sie in offener Feldschlacht, worauf Belgrad sich ergeben mußte. Das Glück blieb seinen Waffen bis an das Ende getreu. Eugen starb als der gefeiertste Feldherr seines Jahrhunderts am 21. April 1736. 4. Der Parlamentsrat Roland de Ravanlx in Metz hatte dem Kriegsminister Louvois gezeigt, wie man den Ausdruck: Depeirden zen in beit Friedensschlüssen auslegen könne, so daß man auf alle Ortschaften Anspruch machen dürfe, welche je mit einem der in den verschiedenen Friedensschlüssen an Frankreich abgetretenen Besitzungen in Verbindung standen. Auf Grund dieser Auslegung behauptete nun Ludwig Xiv., ihm gebühre die volle Souveränität über die in den Jahren 1648, 1659, 1668 und 1679 erworbenen Reichslande, und biefe gehe so weit, daß er auch alle und jebe Zngehörben, welche einmal mit jenen in Verbinbung geftanben, zurückzuforbern berechtigt sei. So zwang er denn nicht nur die zehn Reichsstädte und die Reichsritterschaft zur Huldigung, sondern verlangte auch, daß die außerhalb der drei lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun angesessenen Vasallen ihm als Oberherrn huldigen sollten. Er setzte zu diesem Zwecke vier Gerichtshöfe (Reunions-kammern) in Metz, Dornik (Tournay), Breisach und Besan^on nieder, die untersuchen mußten, welche Orte mit den an ihn abgetretenen früher in Verbinbung stauben. 5. Der Krieg ober vielmehr der Raubzug der Franzosen in der Pfalz wirb auch der Orleanssche Krieg genannt (1688—1697). Karl von der Pfalz starb nämlich firtberlos. Seine Schwester war an den Herzog von Orleans, Bruder Ludwigs Xiv., verheiratet, und beshalb erhob Subroig Xiv. Erbansprüche namens seiner Schwägerin. Im Frieden von Ry swyk wurde Papst Jnno cenz Xii. als Schiedsrichter aufgestellt. Dieser entschied dahin, daß der Kurfürst Johann Wilhelm, aus dem Hause Pfalz-Neu bürg, im Besitze der Pfalz bleiben, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten Karl von der Pfalz aber mit Geld entschädigt werden sollte. 6. Ludwig Xiv. sandte seinen Kriegsminister Louvois in die Pfalz, welcher das ganze Land so vollständig zur Wüste machte, daß die Kaiserlichen beim Abzüge der Franzosen ihnen nicht einmal folgen konnten. Wie Louvois, so hauste Melac, der sich selbst „einen Bruder des Teufels" nannte, in der Pfalz, in Baden und in Württemberg. Zu Spei er würden sogar die Gräber im Dome aufgewühlt. Dreimal unternahmen die Franzosen solche Raubzüge in die Rhein-lanbe. Heibelberg, Mannheim, Worms, Speier, Oppenheim, Kreuznach, Bruchsal, Labenburg, Wiesloch, Baden, Rastatt und viele kleinere Ortschaften würden niebergebrannt und die Einwohner auf das französische Gebiet getrieben. Enblich brängte bet kaiserliche Felbzengmeister L n d-wig Wilhelm, Markgraf von Baden, die Franzosen wieder über den Rhein zurück (1693). 7. Die Franzosen siegten unter dem Marschall von Luxemburg in beit Niederlanden bei Fleurus (Flöri) (1690) und bei Neerwi u-b en (1693) über die vereinigten Verbünbeten, unter (Satinat bei Mar-saglia (1693) über den Herzog von Savoyen, währenb Ven-bottte selbst nach Spanien drang und Barcelona eroberte. 8. Während Deutschland von außen bedrängt wurde, häufte» sich die Streitigkeiten im Innern so sehr, daß man den Reichstag zu Rege nsbnrg nicht mehr schließen konnte. Derselbe wurde deshalb per-

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1. Die Neuere Geschichte - S. 122

1850 - Hannover : Hahn
122 rechthaltung des Waffenstillstandes von 1684 zu Stande gebracht, was Ludwig zürnend wie eine Kriegserklärung aufnahm. Er ließ sich daher von Louvois (das Fenster zu Trianon) leicht zu einem neuen Kriege verleiten, wozu die Erbansprüche der Her- zogin von Orleans auf pfälzische Landestheile zunächst den Vorwand gaben. 3) Als nämlich der Kurfürst Karl aus der simmerschen Linie unbeerbt starb (1685), erhob Ludwig im Namen der an seinen Bruder, den Herzog von Orleans, vermählten Schwester des- selben Ansprüche nicht bloß auf die Attodd, sondern aüch auf ei- nen großen Theil des Landes gegen den rechtmäßigen Erben, den Herzog (Philipp Wilhelm) von Pfalz-Neubnrg. Nach einigen Verhandlungen eröffnten die Franzosen den Feldzug noch vor der Kriegserklärung mit der Umlagerung von Philippsburg und der Einnahme von Mainz (1688), wodurch ein allgemeiner Krieg unvermeidlich ward. 4) Nach dem rückstchtlosen Plane des harten Louvois sollte die Pfalz zur Sicherung der französischen Grenzen von dieser Seite in eine Wüste verwandelt werden, was zum Theil ausge- führt wurde (1689). Nach Weise der Barbaren brannten die Franzosen (unter dem Herzog von Crequi, Melac u. a.) Worms, Speier, Heidelberg, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Nastadt, Baden u. a. nieder. 5) Dagegen trat nun, als um diese Zeit Wilhelm Iii. auf den englischen Thron berufen wurde (1688) und Ludwig den ver- triebenen Jacob Ii. unterstützte, auch England zu Wien dem großen Bunde zwischen dem Kaiser, Holland und Spanien gegen Ludwig bei. Savoien hatte sich schon früher angeschlossen. 6) Der Hauptkampf wurde in den Niederlanden und in Italien geführt. Dort hielt der Herzog von Luxemburgs durch seine Siege bei Fleurus (1690) über die Holländer und Engländer unter dem Fürsten von Waldeck; bei Steenkerken (1692) und bei Neerwinden (1693) über Wilhelm 111. das Über- gewicht der französischen Waffen aufrecht. __ In Italien siegte der auch durch Reinheit und Festigkeit des Charakters treffliche Ca- tinai bei Staffarda (1690), Marsaglia (1693- über den Herzog Victor Amadeus von Savoyen und besetzte dies Land. Vendóme drang nach Catalonien und eroberte Barcelona. Am Rheine hielt der Markgraf Ludwig von Baden (seit 1693) die Franzosen wenigstens von weiterm Vordringen auf. 7) Desto unglücklicher kämpften die Franzosen zur See. Die Expedition, die Jacob Ii. nach Irland bringen sollte, wurde durch den Sieg Wilhelm's Iii. am Boynestuß (1690) gänzlich vereitelt. Die Seeschlacht bei la Hogue (1692), wo die eng- lisch-niederländische Flotte unter Rnßel und Alm onde einen

2. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 142

1877 - Mainz : Kunze
142 Auch wollte er den Grafen Wilhelm Egon von Frsten-berg, dessen Bruder ihm die Stadt Straburg verrtherischer Weise in die Hnde gespielt hatte, trotz Kaiser und Papst zum Erzbischos von Kln machen. Als ihm darin nicht willfahrt wurde, erklrte er an Deutschland den Krieg. Der neue Kurfürst aus der neuburgischen Linie, des Kaisers Schwiegervater, wute diesen, sowie die bedeutendsten Reichsfrsten, darunter den groen Kurfrsten, Spanien, Schweden 1686 in dem Augsburger Bndnisse zu vereinigen. Wilhelm Iii., der 1688 den englischen Thron bestiegen hatte, schlo sich nebst Holland und dem Herzog von Savoyen 1689 in der groen Wiener Alliance den Augsburger Verbndeten an. Der Krieg gewann eine groe Ausdehnung, die Rhein-gegenden, die Niederlande, Italien, Spanien und Irland wurden Schaupltze desselben. Ludwig Xiv. ,begann nach dem Plane des Kriegsministers Louvois mit einer schrecklichen Verwstung der Pfalz, welche in eine Einde verwandelt wurde. Mann-heim, Worms, Speier, Oppenheim, Frankenthal, Ladenburg und andere Städte sanken in Asche; die Mauern der Stadt Heidelberg und die herrlichen Thrme des Schlosses wurden gesprengt, die halbe Stadt verbrannt, im Dome zu Speier wurden die Grber der Kaiser durchwhlt. Tausend Ortschaften wurden im ganzen verdet, fnfzig Schlsser verbrannt. Auch im Trier'schen und Kurklnischen wtheten die Franzosen. Am Rheine waren inde die militrischen Erfolge der Franzosen nicht bedeutend, weil die Reichsstnde, erschreckt durch die Verwstung der Pfalz, zu einem einheitlichen und ener-gischen Handeln sich aufrafften und in der Person des Prinzen Ludwig von Baden (seit 1693) den Franzosen einen tchtigen Feldherrn gegenber stellten. Zur See waren die Franzosen unglcklich. Der entthronte Stuart Jakob Ii. von England, welcher mit franzsischen Truppen 1689 fast ganz Irland gewonnen hatte, wurde 1690 von Wilhelm Iii. am Boyneflu besiegt: die englifch-hollndische Flotte siegte ferner 1692 bei La Hogue und machte dadurch

3. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 409

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 40. § 252. Ludwigs Xiv dritter Raubzug. 409 eine Menge Städte und Dörfer von Oppenheim bis in den Elsaß hinein in Asche sanken und so die schöne Pfalz in eine Wüste verwandelt wurde. Die Verwüstung ging so weit, daß fast alle Weinstöcke ausgerissen und die Fruchtbäume an der Wurzel abgehauen wurden, 400,000 Einwohner um ihre Habe kamen, zum Teil viehisch mishandelt, und teilweise niedergemacht wurden. In Heidelberg wurde das schöne kurfürstliche Schloß nach vorhergegangener Ausplünderung in die Luft gesprengt. In Mannheim mußten die Einwohner selbst ihre Festungswerke und Paläste sprengen, der Rest wurde in Brand gesteckt. Spei er und Worms wurden nach schwerer Brandschatzung gänzlich zerstört und in Asche gelegt. Im Dom zu Speier wurden die Kaisergräber aufgebrochen und die Särge ihrer Kostbarkeiten beraubt, doch die kaiserlichen Gebeine, wie sich später zeigte, geschont. In Worms blieb nur der Dom stehen. An 1200 Städte und Dörfer in den pfälzischen Rhein- landen traf ein ähnliches Los: darunter befanden sich Oppenheim, Kreuznach, Alzey, Gernsheim, Frankenthal, Wachenheim, Ladenburg, Breiten, Bruchsal, Baden-Baden, Rastatt, Pforzheim u. v. a. O. Auf die Frage an den Herzog von Crequi, warum die Einwohner dieser Länder gegen allen Kriegsgebrauch so hart behandelt würden, gab er zur Antwort: Ketzer verdienten ebensosehr die Ausrottung mit Feuer und Schwert wie die Muhammedaner! Unterdessen hatte sich das Augsburger Bündnis durch den Beitritt Brandenburgs, wo nachdem Tode des großen Kurfürsten (am 19. April 1688) sein Sohn Friedrich Iii zur Regierung gekommen war, ferner durch die Teilnahme von Kursachsen und Savoyen, und zuletzt durch den Beitritt Englands, (dessen Thron der Prinz Wilhelm von Oranien nach dem Sturze Jakobs Ii 1689 bestieg), zu einer großen Coalition erweitert, welche noch im Jahre 1688 ihre Operationen begann. Gleich anfangs wurden die Franzosen von den Brandenburgern und Niederländern bei Neuß geschlagen, alsdann von dem tapfern Herzog Karl von Lothringen mit Hilfe der Baiern und Sachsen aus Mainz, und von dem Fürsten von Waldeck durch ein englisch-niederländisches Heer aus Flandern vertrieben. Doch gingen nach dem Tode des Herzogs von Lothringen alle jene Vorteile durch die Schlacht bei Fleurus 1690 wieder verloren, in welcher der französische Marschall von Luxemburg das vom Fürsten von Waldeck befehligte deutschholländische Heer schlug. Auch begab sich Ludwig Xiv nun persönlich zum Heer und eroberte 1691 die wichtige Festung Mons. Wiewohl Louvois, der Haupturheber dieses Kriegs und Vertreter der Eroberungs- und Gewaltspolitik Ludwigs Xiv, am Schlag starb, so hatte doch sein Tod auf die Fortsetzung dieses Kriegs zunächst keinen Einfluß. Der König selbst wohnte im Feldzuge 1692 der Einnahme von Namur bei, und wenn auch seine Flotte bei La Hogue das Übergewicht der englischen Flotte fühlen mußte, so hatte er doch in diesem Jahre noch die Übermacht zu Lande. Allein da der Markgraf Ludwig von Baden den weiteren Fortgang der französischen Waffen am Rheine hemmte, und König Ludwig auch gegen Spanien in den Pyrenäen und gegen Savoyen in Italien zu kämpfen hatte, so suchte er die Verbündeten wieder durch Unterhandlungen zu trennen, um dadurch einen günstigen Frieden zu erlangen, dessen seine erschöpften Finanzen bedurften. Allein die Verbündeten, besonders England und Österreich, hielten noch fest zusammen, so daß Ludwig 1693 neue Anstrengungen machen mußte. Ungeachtet der Marschall von Luxemburg in Flandern am 29. Juni jenes Jahres den Sieg bei Neerwinden über ein von König Wil-

4. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 288

1916 - Leipzig : Ploetz
288 Neuere Geschichte. Infolge der Schwäche des Deutschen Reiches steigt der Übermut Ludwigs Xiv. so weit, daß er 1680 Reunionskammern in Metz, Breisach, Besançon, Tournai/ einsetzt. Diese fran- zösischen Gerichtshöfe untersuchen und entscheiden, was jemals zu den in den letzten vier Friedensschlüssen an Frank- reich abgetretenen Ländern und Plätzen gehört hat. Der König vollstreckt mit seinen Truppen die Reunionsbeschlüsse, indem er zu der Gewalttat mitten im Frieden den Hohn einer Rechts- form hinzufügt. 1681. Die Franzosen besetzen Straßburg im Einver- 30. Sept, ständnis mit dem Bischof Franz Egon von Fürstenberg. Einfall in die spanischen Nieder- lande 1683. Besetzung von Luxemburg und Trier 1684. Diesen Rechtsverletzungen tritt das Deutsche Reich nur mit leeren Protesten entgegen; schließlich wird 1684 zu Regensburg ein zwanzigjähriger Waffenstillstand mit Ludwig Xiv. ab- geschlossen, wonach er alle bis zum 1. August 1681 besetzten Gebiete, dazu auch Straßburg, behält. 1684. Eine französische Flotte bombardiert Genua, um es für seine Verbindung mit Spanien zu strafen. 1685. Aufhebung des Edikts von Nantes (s. S. 257). Die Ausübung des reformierten Bekenntnisses in Frankreich wird untersagt, die Erziehung der Kinder in der katholischen Religion befohlen, die Auswanderung verboten. Über 50 000 Familien entkommen indes nach Holland, England, Brandenburg (Réfugiés). Die Protestanten im Elsaß behalten die ihnen zugesicherte Religionsfreiheit. 1688—1697. Raubkrieg gegen Deutschland (Pfälzischer Krieg). Nach dem Tode des Kurfürsten Karl von der Pfalz (1685), dessen Schwester Elisabeth Charlotte (Liselotte) mit dem Herzog Philipp von Orléans, Bruder Ludwigs Xiv., vermählt war (S. 390), erhebt Frankreich gegen- über der Linie Neuburg Ansprüche auf einen großen Teil des Landes. Im Erzbistum Köln will Ludwig Xiv. die Wahl des Straßburger Bischofs Wilhelm von Fürstenberg gegen den Prinzen Clemens von Bayern durchsetzen. Bündnis zu Augsburg gegen Frankreich 1686 zwischen dem noch durch den Türken- krieg (S. 290) in Anspruch genommenen Kaiser, Spanien, Schweden und den bedeutendsten Reichsfürsten (Brandenburg, Sachsen, Hannover, Hessen-Kassel), nach der in England 1688 erfolgten Thronveränderung (S. 297 f.) zu der Großen Allianz erweitert, der England, Holland und Herzog Victor Amadeus Ii. von Savoyen (Piemont) beitreten. Die französischen Heere rücken in die Rheinlände ein (Sept. 1688). Furchtbare Verheerung der Pfalz durch Mélac auf Befehl von Louvois (März — Juni 1689); die Städte Heidel- berg (samt dem Schloß), Alannheim, Speier, Worms und

5. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 291

1869 - Berlin : Herbig
Frankreich unter Ludwig Xiy. 291 (1688), Besetzung Luxemburgs und Wegnahme von Trier (1684). Lothringen bleibt von Frankreich besetzt. Die Schwäche des deut- schen Reiches, die Türkenkriege, die seit dem Frieden zu Nymwegen zerrütteten europæischen Verhältnisse bewirken, dass diesen empören- den Gewalttaten nur leere Protestationen entgegentreten und 1684 zu Regensburg von Kaiser und Reich ein zwanzigjähriger Waffen- stillstand mit Ludwig Xiv. abgeschlossen wird, wonach er alles bis zum 1. August 1681 Reunirte (auch Strassburg) behält. 1685. Aufhebung des Edicts von Nantes (siehe Seite 278). Die Ausübung der reformirtcn Religion in Frankreich untersagt. Erziehung der Kinder in der kathol. Religion befohlen, Auswanderung verboten. (Die Protestanten im Eisass behalten die ihnen vertrags- mässig gewährleistete Religionsfreiheit.) Indessen entkommen über 50,000 Familien (namentlich nach Holland, England, Brandenburg). 1688—1697. Dritter Krieg (Pfälzischer Erbschaftskrieg'. Veranlassung: Nach dem Aussterben des Pfalz- Simmersehen Mannsstammes mit Kurfürst Karl (1685), dessen Schwester an den Herzog von Orléans, Bruder Ludwigs Xiv., verheirathet war, erhebt der König Ansprüche auf den Allodialnachlass, den er bald auf den grössten Theil des Landes ausdehnt. Hierzu kommt ein Streit über die Erzbischofswahl zu Cöln (1688). Ludwig will den Bischof von Fürstenberg von Strassburg gegen Prinz Clemens von Baiern durch- setzen. Auf des Ministers Louvois Rath bricht Ludwig den Waffen- stillstand. Bündniss zu Augsburg gegen Frankreich vom Kaiser, Spanien, Schweden und den bedeutendsten Reichs fürsten, welches sich nach der in England 1688 erfolgten Revolution (siehe Seite 298) zu der grossen Wiener Allianz (1689) erweitert, zu der England, Holland und Savoyen Zutritt. Furchtbare Verheerung der Pfalz auf Befehl von Louvois (Hei- delberg, Mannheim, Speier, Worms, alle Orte bis zur elsassischeu Grenze etc.). Die militärischen Erfolge der Franzosen am Rhein sind unbedeutend, besonders seit 1693, wo Prinz Ludwig von Baden den Oberbefehl hat. Der Hauptschauplatz des Krieges ist in den Niederlanden, Siege des Marschalls von Luxemburg bei Fleurus (1690), bei Steenkerken (1692), bei Neerwinden (1693), die beiden letzten über Wilhelm Iii., der aber trotz seiner Niederlagen immer 19 *

6. Uebersicht über die Deutsche Geschichte in Fragen und Anwtworten - S. 69

1886 - Nürnberg : Korn
— 69 - 1. Abtretung von Freiburg i. Br., doch Philippsburg von Frankreich geräumt; Lothringen weiterhin in den Händen Frankreichs wegen der dem Herzog (Karl Iv) gestellten unannehmbaren Bedingungen. 2. Abtretung der Franche-Eomte und von 12 festen Plätzen der spanischen Niederlande (Valenciennes, St. Omer, Eambray rc.) genehmigt. 5. Welche weiteren Einbußen an Ausdehnung und Gel- 286. tung erfuhr das Reich durch die Macht Ludwigs Xiv während des Friedens bis 1688? 1. 1679 und 80 „Reunionskammern" zu (Tournay), Metz, Breisach und Besan^on zur Bestimmung der Gebietsteile (Pertinentia) und Lehen (Dependentia), die zu den 1648 und nachher an Frankreich abgetretenen Städten und Landschaften gehört hätten; Einverleibung derselben (z. B. Saarbrücken, Homburg). 1681 Wegnahme von Straßburg. 2. Auf einen Bündnisabschluß des Kaisers, Spaniens, Schwedens*) und Hollands hin Einmarsch eines französischen Heeres in Trier; Besetzung von Luremburg. 3. Dann Waffenstillstand ^1684 zu Regensburg und „Augsburger Bund" (ohne Holland) 1686 nur zur Abwehr gegen noch weiteres Vorgehen Frankreichs und wegen der auf einen Teil der Pfalz erhobenen Ansprüche. 6a. Mit welchem Anlasse zum dritten Raubkriege, 287. dem sogen. Orleans'schen, bezeugte Ludwig Xiv aufs neue seine Auffassung über sein Verhältnis zum Reiche 1688? Kriegserklärung wegen kaiserlicher und päpstlicher Nichtbestätigung des zum Erzbischof von Köln gewählten Egon von Fürstenberg, eines dienstbaren Werkzeuges L. Xiv. Erneuerung der nichtigen Ansprüche auf die Pfalz-Simmernschen Hausgüter (cf. S. 78). b. Wie wenig vorteilhaft waren die Feldzüge dieses Krie- 288. ges, in welchem besonders England-Holland (infolge des Königtums Wilhelms Iii seit 1689) an den Kaiser und die mit ihm verbündeten Reichsstände sich anschloß, sowohl am Rhein, als in den Niederla nden? a. Ende 1688 und 1689 furchtbare Verheerung der Pfalz (Louvois, Melac, Duras), Niederbrennung von Heidelberg (Schloß!), Mannheim, Speier (Kaisergräber!), Worms, zahlloser Burgen und anderer Orte. b. Ungenügende deutsche Heeresmacht unter Karl (Iv) v. Lothringen, dann Mar Emmanuel v. Bayern und Ludwig v. Baden; doch vor letzterem Rückzug der Franzosen bei Heilbronn (1693). 2. In den Niederlanden Marschall v Luxembourg in dreifeldzügen im Vorteil gegenüber Wilhelm Iii.**) (Großer Sieg der englisch-holländ. Flotte bei la Hogue, unweit Cherbourg. Siege der Franzosen in Italien gegenüber Savoyen.) c. Welche Umstände machten Ludwig Xiv gleichwohl zu 289. Verhandlungen geneigt? welche Bestimmungen des Ryswyker Friedens 1697 gewährten dem Reiche und dem Kaiser endlich einige Vorteile gegenüber der bisherigen Uebermacht Frankreichs? •) Karl Xi erbt Zweibrücken 1681 (cf. S. 78). **) Wilhelm Iii bei Fleurus, n-ö von Eharleroi, 1690, bei Steenkerken, n-o-n von Mons, 1692, dsgl. bei Neerwmden, zwischen Löwen und Lüttich, 1693, von M. von Luxembourg überwunden.

7. Die neuere Zeit - S. 80

1892 - München [u.a.] : Buchner
80 - reiche Elsaß erblickte. — Die berüchtigten Reunionen und die widerrechtliche Aneignung Straßburgs riefen auch in Frankreich Widerspruch hervor. Erzbischof Fsnelon schrieb in einem für den König bestimmten Brief (1694) darüber: „Ein solches Verfahren hat ganz Europa gegen Sie geeint und erregt." d) Der dritte Eroberungskrieg oder der pfälzische Erbfolgekrieg (1688 — 97). Der Regensbnrger Stillstand war nicht von Dauer. Ludwig Xiv. erhob bei dem Erlöschen der Simmern'schen Linie (1685) Anspruch auf die Allodialbesitznngen der Kurpfalz für seinen Bruder, den Herzog von Orleans, dessen Gemahlin Elisabeth Charlotte eine Schwester des (linder-losen) letzten Kurfürsten war-. Gegen diese unberechtigten Ansprüche schlossen der Kaiser, Spanien, Schweden und die bedeutendsten deutschen Reichsstände das Augsburger Bündnis (1686). Als dann die kaiserlichen Waffen im Türkenkriege unerwartete Erfolge erzielten (1688 die Eroberung Belgrads), nahm Ludwig Xiv. die Nichtbestätigung seines Schützlings Wilhelm von Fürstenberg als Erzbischofs von Köln2 zum Vorwand, um Deutschland mit Krieg zu überziehen. Da auch der Herzog von Savoyen, sowie Holland und England (seit 1689 unter Wilhelm Iii. von Oranien) sich gegen Frankreich erklärten, so breitete sich der Kriegsschauplatz von den Niederlanden den Rhein entlang bis nach Italien aus. Gleichzeitig wurde zur See und in Irland gekämpft, wo der von Frankreich unterstützte Jakob Ii. den Kampf um die englische Krone zu erneuern suchte. Da Österreich auch mit der Türkei int Kriege lag und der französische Gesandte beim Sultan den Abschluß des Friedens hintertrieb, so konnte Deutschland nicht mit seiner gesamten Wehrkraft in den Krieg gegen Ludwig eintreten. 1. Der Krieg begann am Rhein. Die Franzosen besetzten rasch die Pfalz und drangen auf einzelnen Streifzügen bis nach Schwaben vor (1688). Als sie die Pfalz nicht halten konnten, verwüsteten sie dieselbe schonnngs-l_os (Zün.—Aug. 1089): Heidelberg, Mannheim rechts des Rheins, Speier, Worms, Frankenthal, Kreuznach links des Rheins wurden unter Melae und andern Führern in Asche gelegt. Später behauptete sich Ludwig von Baden als kaiserlicher Feldherr am Mittelrheiy gegen die Franzosen. Der Befehl Ludwigs Xiv. und seines Ministers Louvois: „brülez le Palatinat“ wurde als militärische Maßregel beschönigt; indes war die Zerstörung des Heidel- 1 Die zahlreichen Briefe dieser pfälzischen „Liselotte" bekunden, wie unbehaglich sich die deutsche Fürstentochter in dem französischen Hofleben fühlte. 2 Wilhelm v. Fürstenb. war seinem Bruder Franz als Bischof v. Straßburg gefolgt, war zum Kardinal erhoben und zum Koadjutor des^Erzbischofs von Köln ernannt worden. Dieser zu Frankreich neigende Prälat sollte nun selbst Erzbischof von Köln werden; Papst und Kaiser traten aber für den von einer Minderheit des Kölner Domkapitels erwählten bayerischen Prinzen Joseph Klemens ein; vgl. S. 50.

8. Mittlere und neue Geschichte - S. 197

1877 - Leipzig : Senf
11. Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt. 197 Hauptsitz ihrer Lehre und der Jansenist Pascal schlug den Jesuiten durch seine lettres provinciales, worin er ihre Moral bloß stellte, eine tiefe Wunde. Aber der Papst nahm gegen die Jansenisten Par-thei und verurtheilte sie 1713 durch die Bulle unigenitus, sie wurden unterdrückt. Ludwigs fähigster Minister, Colbert, war 1683 gestorben, auch der gewaltthätige und herrschsüchtige, aber talentvolle Kriegsminister Louvois 1692. Die folgenden Minister waren meistens talentlos und durch den Einfluß der Maintenon erhoben. Louvois Herrschsucht soll den König noch zum dritten Krieg veranlaßt haben (die schiefen Fenster von Trianon). Als 1685 in der Kurpfalz die calvinischelinie Pfalz-Simmern erlosch und die katholische Pfalz-Neuburg folgte, erhob Ludwig im Namen seiner Schwägerin, der Herzogin von Orleans, einer Schwester des verstorbenen Kurfürsten, nicht nur Anspruch auf die gesammte bewegliche Hinterlassenschaft, sondern auch auf die Allo-dien. Dies und eine streitige Erzbischofswahl in Kölln veranlaßte den dritten Krieg Ludwigs Xiv. (von 1688—1697) gegen Kaiser und Reich, Holland, Spanien und den Herzog von Savoyen, den Ludwig damit anfing, daß er die Pfalz grausamer als je verwüsten und die Städte Worms und Speier ganz einäschern ließ- Als der Erbstatthalter Wilhelm 111. aber durch Vertreibung seines Schwiegervaters Jakob 11. König von England geworden war, trat auch dies Land in den Bund gegen Ludwig, dessen Macht durch den Krieg mit so vielen Feinden sich immer mehr erschöpfte. Zwar war der Admiral Tourville noch 1690 im Seetreffen mit den Holländern bei Dieppe glücklich, aber 1692 unterlag er im Seetreffen bei La Hogue der vereinigten englischen und holländischen Flotte. Zu Lande behaupteten die Franzosen noch ihr Uebergewicht durch die talentvollen Führer Luxembourg und Catinat. Ersterer siegte in den spanischen Niederlanden 1690 bei Fleurus, 1692 bei Steenkerken und 1693 bei Neerwinden, die beiden letzten Male über König Wilhelm, aber ohne Entscheidung. Denn so oft dieser auch auf offnem Felde unterlag, so schnell wußte er nach seiner Niederlage den Feinden zu imponiren und die Folgen seiner Siege zu vereiteln. Auch der fähige Catinat siegte über den Herzog von Savoyen 1690 bei Staffarda und 1693 bei Marsaglia (beides Orte in Piemont), aber Frankreich fühlte sich durch seine Siege erschöpft und gewährte schon 1696 dem Herzoge, dem es Eafale und Pignerol einräumte, Frieden. In Hinsicht auf die bevorstehende Erledigung des spanischen Thrones, den Ludwig für seinen zweiten Enkel zu erwerben gedachte,

9. Die mittlere Geschichte seit dem Vertrage von Verdun und die Geschichte der neueren Zeit - S. 105

1883 - Gütersloh : Bertelsmann
Erste Hälfte. Von 1648—1721. A. Frankreich. 105 c) ein 20jähriger Waffenstillstand mit dem durch Konfessionshaß gespaltenen deutschen Reich 1684. 2. Auf Betreiben des Kanzlers le Tellier (Louvois' Vater), des jesuitischen königlichen Beichtvaters Pöre la Chaise und der Frau von Maintenon beschließt Ludwig Xiv.: a) die Bedrückung der in der Rechtsertigungslehre von der katholischen Kirche abweichenden Iansenisten (s. § 166, B); b) die Aushebung des Ediktes von Nantes (§ 138) und die 1685 Verfolgung der Hugenotten durch die Dragonaden Lo uvois'. — Auswanderung von 700000 gewert)fleißigen Hugenotten, besonders nach Brandenburg. — Tapferer Widerstand der Waldenser in den Sevennen, der sog. Kamisarden, 1702—1704. Iii. Der dritte Raubkrieg, der orleanische, 1688—97, a) veranlaßt 1. durch die Ansprüche, welche Ludwig Xiv., die durch glückliche Türkenkriege wachsende Macht Österreichs fürchtend, für feine Schwägerin Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans, Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von Pfalz-Simmern (f 1685), auf die Pfalz macht; 2. durch die Kölner Erzbischofswahl (Jos. Clemens von Bayern, vom Papst und Kaiser gewählt gegen den von Ludwig vorgeschlagenen Wilhelm Egon von Fürstenberg, Bruder und Nachfolger des franzosensreundlichen Franz Eqort! Bischofs von Straßburg (t 1682); b) geführt von Ludwig Xiv. gegen Kaiser Leopo ld I., der verbündet ist mit Brandenburg, Bayern, Sachsen, Schweden, Spanien, Savoyen (Augsburger Bündnis 1686) und, als Wilhelm Iii. von Oranien den englischen Thron bestieg (1689), auch mit England und Holland. c) Auf Louvois' Betrieb Brandschatzung Schwabens und Frankens und furchtbare Verheerung der Pfalz durch Nelac 1689 (Heidelberg, Mannheim, Worms, Speier und gegen 1200 andere Orte verwüstet, Jan. bis Ang. 1689); d) Landsiege der Franzosen 1. in den Niederlanden (Marschall von Luxembourg bei Flenrus 1690; bei Stenkerken lb92 und bei Neerwinden über Wilhelm Iii. 1693); tn Italien (Catinat gegen den Herzog von Savoyen); am Rhein gegen die deutsche Kriegsmacht unter Ludwig von Baden. y e) Seejieg Tourvilles bei Dieppe (1690); aber dessen Niederlage durch die holländisch-englische Flotte in der Seeschlacht bei dem Vorgebirge la Hogue in der Normandie 1692 und bte Erschöpfung Frankreichs bestimmen Ludwig zum Frieden zu Ryswyk (Schloß bei Haag): 1697 1. Ludwig Xiv. behält von den Reunionen nur das Elf atz bls zur Queich, auch Straßburg;

10. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 134

1880 - Berlin : Habel
134 macht Ludwigs. Der französische Minister Louvois benutzte dies, seinen Herrn zum Kriege zu drängen, und nun mußten zwei Ereignisse zum Vorwaude der Kriegserklärung dienen, nämlich Erstens der pfälzische Erbschaftsstreit. Nach dem im Jahre 1685 erfolgten Tode Kurfürst Karls von der Pfalz (von der simmernschen Linie) war die Linie Pfalz-Neuburg die nächstberechtigte Erbin der hinterlassenen Lande. Aber Ludwig beanspruchte dieselbe, den Gesetzen des Reiches und des kurfürstlichen Hauses zuwider, für feinen Bruder, den Herzog von Orleans, den Gemahl der Charlotte Elisabeth, der Schwester des verstorbenen Kurfürsten. Zweitens die Nichtbestätigung des infolge französischer Bestechung zum Erzbischof von Köln gewählten Bischofs von Straßburg und bisherigen Koadjutors von Köln, Wilhelms von Fürstenberg, Bruders des 1682 verstorbenen verräterischen Franz Egon, seitens des Kaisers und des Papstes im Jahre 1688. b) Verlauf des Krieges. Der Krieg, welcher gleichzeitig am Rhein, in Spanien, den Niederlanden, Italien und Irland (Schlacht an der Boyne, f. Seite 121) geführt ward, begann mit einer schrecklichen Verwüstung der Pfalz, wo den Mordbrennern des Generals Melac auf Louvois Befehl Städte und Dörfer in Masse zum Opfer fielen (Verbrennung von Worms, Zerstörung des Domes zu Speyer und Schändung der Kaisergräber, Sprengung des Heidelberger Schlosses u. s. w.). Trotz der Mehrzahl ihrer Gegner waren die Fran- i69o zosen doch im ganzen siegreich. Sie siegten 1690 unter dem talentvollen Marschall von Luxembnrg über die Deutschen unter dem Fürsten von Wal deck bei Fleurus (westlich von 1692 Natrtur), im Jahre 1692 bei Steenkerken (nordöstlich von 1693 Bergen) und 1693 bei Neerwinden (südöstlich von Löwen) gegen Wilhelm Iii. Zwar wurde die französische Flotte bei dem Cap la Hague von der vereinigten englisch-holländischen Seemacht 1692 fast ganz vernichtet; dafür aber hatten die Franzosen unterdessen auch in Italien mit Glück gefochten, 1690 indem Catinat daselbst 1690 über den Herzog von Savoyen den Sieg bei Staffarda (am oberen Po) davongetragen hatte. _ Am Oberrhein endlich, wo der geschickte Markgraf Ludwig von Baden nach dem Tode des ausgezeichneten kaiserlichen Generals Karl von Lothringen die deutschen Streitkräfte befehligte, behaupteten Ludwigs Feldherren gleichfalls das Feld, so daß auf allen Punkten der Krieg einen für die Franzosen günstigen Verlauf nahm. Dennoch bot Ludwig die Hand zum Frieden, da feine bedeutendsten Generale tot

11. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 319

1877 - Berlin : Herbig
Frankreich unter Ludwig Xiv. 319 Simmerschen Mannstammes mit Kurfürst Karl (1685), dessen Schwester an den Herzog von Orléans, Bruder Ludwigs Xiv., verheirathet war, erhebt der König Ansprüche auf den Allodialnachlass, die er bald auf * den grüfsten Theil des Landes ausdehnt. Hierzu kommt ein Streit über die Erzbischofswahl zu Göln (1688). Ludwig will den Bischof von Fibrstenberg von Strafsburg gegen Prinz Clemens von Baiern durchsetzen. Auf des Ministers Louvois Rath bricht Ludwig den Waffenstillstand. Bündnis zu Augsburg (1686) gegen Frank- reich vom Kaiser, Spanien, Schiveden und den bedeutendsten Reichs- fürsten, welches sich nach der in England 1688 erfolgten Revolu- tion (s. S. 326) zu der grofscn Wiener Allianz (1689) erweitert, zu der England, Holland und Savoyen zutritt. Furchtbare Verheerung der Pfalz auf Befehl von Louvois (Hei- delberg, Mannheim, Speier, Worms, alle Orte bis zur elsässischen Grenze, etc.), ausgeführt durch Melac. Die militärischen Erfolge der Franzosen am Rhein sind unbedeutend, besonders seit 1693, wo Prinz Ludwig von Raden den Oberbefehl erhält. Der Hauptschauplatz des Krieges ist in den Niederlanden. Siege des Marschalls von Luxem- bourg bei Fleurus (1690), bei Steenkerken (1692j, bei Neenvinden (1693), die beiden letzten über Wilhelm Iii., der aber trotz seiner Niederlagen immer wieder das Feld behauptet. In Italien ist Catinat gegen den Herzog von Savoyen siegreich. Eine französische Lan- dung in Irland für den vertriebenen Jakob Ii. hat nur vorüber- gehenden Erfolg (s. S. 326), Niederlage der französischen Flotte bei Gap La Hogue (1692) durch die Engländer und Holländer. 169(7. Separatfriede mit Savoyen zu Turin. Der Herzog erhält alle eroberten Plätze (Pigncrol) zurück, vermählt seine Tochter mit Ludwigs Enkel, dem Duc de Bourgogne, und verspricht Neutralität. 1097. Friede zu Ryswick (spr.relsweik, einem Dorfo b.haag). 1 ) Frankreich behält die Reunionen im Eisass (auch Strafsburg), gibt allos sonst vom deutschen Reiche Reunirte zurück, die pfälzische Erbschaftssache wird einem Schiedsgericht übergeben, der Herzog von Lothringen wird vollständig restituirt. 2) England« Holland und Spanien erhalten und geben alles Eroberte zurück, nur mit Spanien eine Grenzberichtigung zu Gunsten Frankreichs. Wilhelm Iii. wird als König von England anerkannt. '

12. Vom Westfälischen Frieden bis zu Kaiser Wilhelm II. - S. 12

1894 - Breslau : Trewendt
12 Deutschland von Ludwig Xiv. und den Türken zugleich bedroht gegen ihn vorgedrungen. Ludwig Xiv. hatte also einen großen Erfolg zu verzeichnen, obwohl ihm die Einverleibung Hollands nicht gelungen war. § 8. Deutschland von Ludwig Xiv. und den Türken zugleich bedroht. [Reunionskammern. — Straßburg 1861. — Die Türken vor Wien 1683.] Trotz des Friedensschlusses setzte Ludwig seine Anstrengungen, sich zum Herrn Deutschlands zu machen, in schamloser Weise fort. Er errichtete Chambres de reunion, Reunionskammern, zu Metz, Besan^on und Breisach, die geschichtlich nachweisen sollten, daß Frankreich infolge der Friedensschlüsse von Münster und Nymwegen noch Ansprüche auf viele Gebietsteile habe, die einst zu den abgetretenen Ländern, wie Elsaß und die Franche Comte, gehört Hätten; er zog die ihm von den Kammern bezeichneten Stücke (über 350 Ortschaften) sofort ein und schädigte dadurch .nicht bloß viele deutsche Reichsstände, sondern auch Spanien, Holland und Schweden, dessen König Karl Xi. aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken stammte. Ein Einspruch des deutschen Reichstages gegen diese offenbare Gewaltthätigkeit verhallte ohne Wirkung. Die Schmach des Deutscheu Reiches war aber noch nicht voll: denn Ludwig ließ 1681 mitten im Frieden auch die Freie Reichsstadt Straßburg einschließen und durch Louvois zur Übergabe zwingen; der Bischof Franz Egon von Fürstenberg und eine französisch gesinnte Partei in der Stadt erleichterten den schändlichen Anschlag, gegen den Kaiser und Reich nur ohnmächtigen Unwillen bezeigten. Denn schon zog im Osten ein neuer Sturm Herauf: durch Ludwig aufgehetzt, rückten die Türken unter ihrem Großwesir Kara Mustafa 1683 bis vor Wien, und auch diese Stadt wäre verloren gewesen, Hätte sie nicht Gras Rüdiger von Stahremberg so lange aufs tapferste verteidigt, bis der Reichsfeldherr Karl von Lothringen und der Polenkönig Johann So bi es ki zu Hülfe eilten und durch einen glänzenden Sieg vor den Mauern Entsatz brachten. Trotzdem war die Türkengefahr immer noch so groß, daß der Kaiser 1684 im Waffenstillstände von Regens-bnrg auf die widerrechtlichen Eroberungen Ludwigs vorderhand verzichtete, nur um nach Osten Hin freie Hand zu behalten. § 9. Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. 1688—1697. [Schlachten bei Flenrns und am Boynefluß 1690; bei Steen-kerken 1692 und bei Neerwinden 1693. Friede von Rijswijk 1697.] Und schon schickte sich Ludwig zu einem neuen Gewaltstreich an: Im Jahre 1685 starb der letzte Kurfürst ans dem Hause Pfalz-Simmern, und Psalz-Nenbnrg gelangte in den Besitz der Kurpfalz.

13. Teil 3 - S. 49

1885 - Leipzig : Teubner
— 49 — zu den in den letzten Friedensschlüssen an Frankreich abgetretenen Territorien gehört hätten. Den Entscheidungen dieser Gerichtshöfe folgte sofort die militärische Besitznahme der betreffenden Orte. Zahlreiche reichsunmittelbare Stände im Elsafs wurden der französischen Herrschaft unterworfen, Luxemburg, Mömpelgard, die schwedischen Besitzungen in Pfalz-Zweibrücken und zahlreiche andere Gebiete von Frankreich unter dem Scheine des Rechts geraubt. Am schreiendsten aber war die an der freien Reichsstadt Strafsburg verübte Gewaltthat, welche mitten im Frieden durch Verrat des Strafsburger Bischofs Egon von Fürstenberg von einer französischen Armee 30. Sept. 1681 in Besitz genommen wurde. Die Zerrissenheit des deutschen Reichs und die durch den 1682 wieder ausgebrochenen Türkenkrieg (1683 Wien belagert) gesteigerten Bedrängnisse des Kaisers verhinderten energische Abwehr der französischen Frevel und führten 1684 zu dem schmachvollen zwanzigjährigen Waffenstillstand zu Regensburg, welcher den französischen König im Besitz des Geraubten liefs. Der dritte Raubkrieg 1689 —1697. Nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-Simmern 1685 erhob Ludwig Ansprüche auf den Allodialbesitz des verstorbenen Kurfürsten für dessen Schwester Elisabeth Charlotte, die Gemahlin des Herzogs von Orleans, Bruders des Königs. Doch ward gegen Ludwigs Ländersucht 1686 zwischen dem Kaiser, Spanien, Schweden, dem Kurfürsten von Brandenburg und anderen Reichsfürsten ein Bündnis zu Augsburg geschlossen, dem sich 1689 noch Holland, England unter Wilhelm von Oranien und Savoyen anschlossen. Unmittelbaren Anlafs zur Kriegserklärung Frankreichs an den Kaiser gab die Nichtbestätigung des unter französischem Einflufs zum Erzbischof von Köln gewählten Wilhelm von Fürstenberg,*) Bischofs von Strafsburg. Der Krieg begann mit der Besetzung der ganzen Rheinlinie durch die Franzosen und einer furchtbaren Verheerung der Pfalz, die nach Louvois' Rat in eine Einöde verwandelt werden sollte. General Melac leitete die Verheerung, das Heidelberger Schlofs wurde gesprengt, die Kaisergräber zu Speier geschändet, 1200 Städte und Dörfer in Asche gelegt. Hauptschauplatz des Krieges waren die Niederlande, wo Wilhelm von Oranien trotz der Siege des Marschalls von Luxemburg bei Fleurus (1690), Steenkerken (1692) und Neerwinden (1693) das Feld behauptete. Zur See siegten die Franzosen bei Dieppe (1690), *) Bruder des inzwischen gestorbenen Egon. Papst Innocenz Xi. verwarf die Wahl und erklärte sich für den Kandidaten der Minorität, Josef Klemens von Bayern. Bichter-Dietsch, Grundrifs Hl 4

14. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 44

1898 - Bamberg : Buchner
44 Leopold I. 16581705. deutschen Hohenzollern (in Bayreuth, Erlangen und Schwabach) wegen ihres Glau-bens und wegen ihrer Geschicklichkeit (besonders in der Strumpfweberei) freundliche Aufnahme. Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. oder der pflzische Erb-folgekrieg 16881697: Die Linie Simmern, die seit 1559 die pflzische 1685 Kurwrde inne hatte, starb 1685 aus. Die Kurlnder samt der Kurwrde gingen auf die Neuburger Linie der pflzischen Wittelsbacher der; den Allodialbesitz des Simmernfchen Hauses aber beanspruchte Ludwig Xiv. im Namen, jedoch gegen den Willen seiner Schwgerin Elisabeth Charlotte, die eine Schwester des letzten Kurfrsten aus diesem Hause war. Whrend die Verhandlungen darber noch schwebten, schuf Ludwig Xiv. einen neuen Streitfall: er wollte den französisch gesinnten Wilhelm von Frstenberg, 1688 einen Bruder des Straburger Bischofs, auf den 1688 erledigten erzbischflichen Stuhl von Kln bringen. Das Klner Erzbistum hatten seit einem Jahrhundert bayerische Prinzen inne, und nach dem Willen des Papstes und des Kaisers sollte auch jetzt wieder ein bayerischer Prinz, nmlich Joseph Klemens, ein Bruder Max Emanuels, Erzbischos von Kln werden. Sogleich nach der Erstrmung Belgrads schickte Ludwig Xiv. ein Heer an den Rhein. Da er sr einen langwierigen Krieg nicht gengend gerstet war, wollte er durch wuchtige Schlge eine rasche Entscheidung her-beishren. Wirklich wurden binnen kurzem die vier rheinischen Kurfrsten-tmer von den Franzosen erobert und die Lnder bis Stuttgart und Ulm gebrandschatzt. Als aber die Franzosen im Frhjahr 1689 von den Deutschen zurckgeworfen wurden, fhrte Melac den teuflischen Befehl des franzsischen 1689 Kriegsministers Louvois aus: Brennt die Pfalz nieder! Heidelberg (auch Heilbronn) wurde zum Teil, Mannheim, Worms, Speyer, Oppenheim vllig zerstrt. Die ganze Pfalz sollte zur Wste gemacht werden, damit den Deutschen ein Angriff auf Frankreich erschwert wrde. Obwohl sich nun Spanien, Savoyen und Wilhelm Iii., Generalstatthalter von Holland und seit 1689 auch König von England mit dem Reiche verbanden, war der Verlaus des Krieges sr die Verbndeten doch nicht sehr gnstig. Die Franzosen waren zwar zur See unglcklich, aber in Oberitalien und in den Niederlanden (bei Fleurus 1690, Steenkerken 1692 und Neerwinden 1693) waren sie siegreich und drangen abermals der den Rhein vor. Als sie vor Ludwig von Baden 1693 zurckweichen muten, wurde Heidelberg von ihnen vollends eingeschert. Allmhlich lockerte sich der Zusammenhang unter den Verbndeten, und Ludwig Xiv., der seine Krfte sr den Streit um das spanische Erbe sparen wollte, er-

15. Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte - S. 118

1878 - Würzburg : Stahel
118 § 58. Dritter Raubkrieg Ludwig's Xiv. Thron erben solle. Er war im dritten Raubkriege und im spanischen Erbfolgekriege der Wächter des europäischen Gleichgewichts, einer Politik, welche sowol von seiner Nachfolgerin Anna 1702—1714, als auch von den ihr folgenden Welfischen Herrschern eingehalten wurde. § 58. Dritter Raubkrieg Ludwigs Xiv. 1688—1697. Inhalt: Bei dem Aussterben des Hauses Pfalz-Simmeru 1685 erhebt Ludwig Xiv. Ansprüche auf den Allodialbesitz des verstorbenen Kurfürsten Karl. Dagegen wird 1686 das Augsburger Bündnis geschlossen. Ludwig lässt 1689 die Pfalz durch Melac entsetzlich verheeren; deshalb kommt es auf das Betreiben Wilhelm's zur Wiener Allianz 1689. Doch siegt Luxemburg 1690 bei Fleurus, 1692 bei Steenkerken, 1693 bei Neerwinden; Catinat 1690 bei Staffarda, 1693 bei Marsaglia; auch am Rhein sind die Franzosen im Vorteil. Zur See siegt zwar Tourville bei Dieppe 1690, wird aber bei La Hogue geschlagen. Allseitige Erschöpfung und die Rücksicht auf die spanische Erbfolgefrage füren zum Frieden zu Ryswick 1697, in dem Frankreich außer Straßburg und dem Elsaß die meisten reunirten Orte nebst Breisach und Freiburg herausgibt. 1688-1697 Der dritte Raubkrieg 1688—1697. Der dritte Raubkrieg, auch Orleans'scher Krieg, pfälzischer Erbfolgekrieg genannt, wurde dadurch veranlasst, dass Ludwig Xiv. nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-Simmern 1685 Ansprüche auf Besitzungen des verstorbenen Kurfürsten Karl für dessen Schwester, die Herzogin von Orleans, machte. Hm diesen neuen Gewalttätigkeiten Frankreichs Schranken zu setzen und den Frieden zu erhalten, kam auf Betreiben des Wilhelm von Oranien 1686 das Augsburger Bündnis zwischen dem Kaiser, Spanien,. Schweden und dem größten Teil der deutschen Fürsten zu stände. Ludwig aber betrachtete dies bereits als eine Kriegserklärung und' beschloss, den Krieg zu beginnen, als 1688 Wilhelm durch die Revolution in England, der Kaiser in Ungarn beschäftigt war. Als Vorwand benützte er: a) die Nichtbestätigung des durch französischen Einfluss zum Erzbischof von Eöln gemalten Wilhelm Egon von Fürstenberg, Bruder des Verräters von Straßburg, Franz Egon; b) die Vorenthaltung der pfälzischen Erbschaft. Da man in Frankreich eine energische Erhebung des deutschen Volkes befürchtete, so sann Louvois zur Bewältigung des erwarteten Sturmes ein ganz eigentümliches Mittel aus. Zunächst wollte er die Deutschen durch furchtbare Grausamkeiten von jedem Widerstände gegen Frankreich abschrecken^ und dann sollte zur Abhaltung seiner Gegner zwischen Frankreich und Deutschland eine Wüste gelegt werden, da man das rheinische Gebiet doch nicht glaubte behaupten zu können. Noch im Laufe des Jares 1688 rückten die Franzosen in die Pfalz und die Nachbarländer ein, und mit Beginn des Jares 1689 kam der von Louvois ausgedachte Verwüstungsplan zur Ansfürung, also mitten im

16. Geschichte der neueren und der neuesten Zeit - S. 23

1913 - Braunschweig : Appelhans
- 23 - Ludwig Xiv. kam den Feinden zuvor durch Beginn des Iii. Raubkrieges. Veranlassung: Er machte fr seine Schwgerin Liselotte" von der Pfalz, die Gemahlin des Herzogs von Orleans, auf Teile der Pfalz An-spruch. (La guerre du Palatinat".) Ludwig besetzte die Pfalz und das Erzbistum Kln. Gegen Ludwig verbndeten sich: 1. Der Kaiser, die greren deutschen Fürsten, vor allem der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, und das Reich (kein deutscher Fürst auf franzsischer Seite!) 2. Holland und England (Wilhelm von Dramen!) 3. Spanien. 4. Savoyen. Kriegsschaupltze. 1. Rhein. a) Friedrich Iii. von Brandenburg eroberte Bonn zurck. b) Barbarische Verwstung der Pfalz beim Rckzge der Franzosen durch Melac auf Befehl von Louvois. (Schndung des franzsischen Namens fr alle Zeiten.) Gnzliche Zerstrung Heidelbergs 1689 und 1693. (Worms, Speier - Schndung der Kaisergrber.) Es sollte zwischen den kaiserlichen Heeren und den Franzosen, die sich schwach fhlten, eine Wste liegen. 2. Niederlande. Die Erfolge der Franzosen waren trotz dreier Siege des Marschalls Luxembourgs gegenber Wilhelm Iii. gering. 3. See. Gnzliche Niederlage der franzsischen Flotte durch die Englnder. Wenn sich auch die Franzosen auf allen Kriegsschaupltzen behaupteten, so hatten sie doch nirgends entscheidende Erfolge. Ludwig war zum Frieden geneigt. Grnde: 1. Finanzielle und wirtschaftliche Erschpfung Frankreichs. 2. Die Erledigung der spanischen Erbschaft stand in Aussicht. Ludwig mute neue Krfte sammeln. 1697 Friede zu Rysrvik. (Dorf beim Haag.) a) Ludwig gab die Reunionen heraus auer Strasburg und Elsa. b) Der Herzog von Lothringen kehrte in sein Land zurck.1) c) Der katholische Gottesdienst sollte berall geduldet werden, wo er während der franzsischen Besetzung eingefhrt roar.2) Ergebnis: Frankreich hat unbedingt die erste Stellung in Europa erkmpft. x) Die 1670 vertriebenen Herzge von Lothringen waren auch nach 1679 von ihrem Lande fern geblieben, weil die Franzosen wie Herren darin schalteten. 2) Die Ryswiker Klausel benutzte der katholische Kurfürst der Pfalz zur Katholisierung der Pfalz. I

17. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 20

1898 -
20 — Zusammenfassung. Überschrift: Der Raub Straßburg s. Aber der große König (die Franzosen sagen „Ludwig der Große") war noch nicht zufrieden. Er wollte auch die Pfalz in seinen Besitz bringen. — Lage dieses Landes (die jetzige bayrische Rheinpfalz und das nördliche Baden mit Heidelberg). Der Bruder Ludwigs des Xiv., der Herzog Philipp von Orleans, war mit der Schwester des Kurfürsten von der Pfalz verheiratet. Als dieser kinderlos starb, erhob Ludwig für seinen Bruder Ansprüche auf die Pfalz, obgleich die Prinzessin bei der Heirat auf alle Ansprüche verzichtet hatte. — „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus." Da seine Ansprüche von Kaiser und Reich nicht anerkannt wurden, so unternahm er einen Krieg gegen Deutschland. Dabei hoffte er noch andere Wünsche befriedigen zu können, z. B. daß ihm die im Elsaß gemachte Beute von Kaiser und Reich ausdrücklich abgetreten würde. Er glaubte, die Deutschen würden durch einen plötzlichen Einfall in die unvorbereiteten Grenzländer eingeschüchtert und würden dann alle seine Wünsche erfüllen. — Ariedensbruch Ludwigs Xiv. Seine aerinaschäkiae Meinung über die Deutschen. Aber Ludwig Xiv. bedachte nicht, daß das Selbstgefühl der Deutschen sich gehoben hatte. — Durch die Siege der Brandenburger über die Schweden, z. B. bei Fehrbellin und durch andere Siege, die in den letzten sieben Jahren, feit der Eroberung Straßburgs erfochten worden waren (und von denen ihr später erfahren sollt). Die Franzosen drangen zunächst siegreich (in der Pfalz, nach Mainz, Franken, Schwaben) vor, aber diesmal beschloß der Kaiser, den Franzosen entgegenzutreten, obgleich er damals auch einen Krieg gegen die Türken führte, und auch der Reichstag beschloß den Krieg. Was wird nun geschehen? — Von allen Seiten kommen die deutschen Truppen gegen die Franzosen: Österreicher, Bayern, Sachsen. Aber der große Kurfürst war ja mit Ludwig Xiv. verbündet? In den letzten Jahren seines Lebens hatte der große Kurfürst sich wieder mit dem Kaiser verbündet, auch war er kurz vor Beginn dieses Krieges gestorben, und sein Sohn, der neue Kurfürst, war ein entschiedener Gegner Ludwigs Xiv. — Es werden also diesmal, wie schon vor der Schlacht bei Fehrbellin, auch die Brandenburger gegen die Franzosen marschieren. Ja, und vor den vereinten deutschen Truppen mußten die Franzosen sich zurückziehen. Da ließ Ludwig Xiv., auf Anraten seines Kriegsministers Louvois, die Pfalz verwüsten. Warum wohl? — Weil er dies Land nicht behaupten konnte, sollten es auch die Deutschen nicht besitzen. Ja, es sollte dort eine Wüste entstehen, damit die deutschen Truppen in jenen Gegenden sich nicht festsetzen könnten (in den befestigten Städten) und keine Nahrungsmittel vorfänden (auf dem Lande). Ihr sollt darüber ein Lefestück lesen. „Die Verwüstung der Pfalz" wird gelesen.

18. Die Neue Zeit - S. 101

1895 - Leipzig : Dürr
101 e) Die beiden letzten Kriege Ludwigs Xiv. Im Jahre 1685 starb der Kurfürst Karl von der Pfalz, ohne einen Sohn zu hinterlassen; sein Erbe war der Pfalzgraf von Neuburg. Aber Ludwig Xiv. erhob sofort Ansprüche auf die Allo- dien (Familiengüter) des erloschenen kurfürstlichen Hauses, angeblich im Namen seiner Schwägerin, der Herzogin C h a r l o t t e v o n O r l e a n s, die eine Schwester des verstorbenen Kurfürsten war. Als Allodien betrachtete er den größten Teil der Pfalz, unter anderem die Stadt Oppenheim. Die Folge war, daß der Kaiser, die Könige von Spanien und Schweden, die rheinischen Fürsten und die Kurfürsten von Bayern und Sachsen zu Augsburg ein Bündnis zu gegenseitigem Schutz schlossen, falls der französische König die Pfalz mit Gewalt nehmen würde. Louvois bestürmte Ludwig, das Bündnis als Kriegserklärung aufzu- fassen und erreichte sein Ziel. So entbrannte 1688 der sogenannte Orleanssche Krieg oder der Krieg um die Pfalz. Da in demselben Jahre Wilhelm von Oranien den englischen Thron bestieg, so traten auch England und Holland dem Bunde gegen Frankreich bei, Brandenburg hatte sich schon vorher zu gemeinsamem Vorgehen mit den Niederlanden geeinigt. Louvois beantwortete diese Rüstungen damit, daß er die Pfalz verheeren ließ; er wollte zwischen Deutschland und Frankreich eine Wüste schaffen, um die Feinde von der Grenze abzuhalten. Der Marschall von Duras vollzog den Befehl des Ministers mitten im Winter und im Frühjahr 1689. Der erste Schlag galt Heidelberg; die Dörfer rings umher wurden niedergebrannt, die Einwohner vertrieben; das schöne Schloß ist damals gesprengt, ein Teil der Stadt in Asche gelegt worden. Bald darauf erfolgte die Zerstörung der Städte Mannheim, Pforzheim, Speier. Die Kaisergrüber im Dom zu Speier wurden geplündert, die Gebeine herausgeworfen. Im Sommer traf dasselbe traurige Schicksal die Städte Durlach, Rastadt, Baden. Louvois wollte auch Trier durch Feuer vernichten lassen, aber der König widersetzte sich diesem Vorschlage entschieden; überhaupt ist wohl anzunehmen, daß Ludwig Xiv. von den Greueln, die Louvois verübte, nur zum kleinsten Teile Kenntnis gehabt hat. Der Krieg wurde in den spanischen Niederlanden, in Savoyen, in den Pyrenäen und zur See geführt. Im allgemeinen waren die Franzosen siegreich. König Wilhelm Iii. kämpfte in den spanischen Niederlanden nicht glücklich gegen den Marschall von Luxemburg; er

19. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 44

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
44 die Rheinlinie, aber beim Vorrcken der Verbndeten konnten sie ihre Stellungen nicht behaupten und muten sich auf die festen Städte Mainz, Trier, Bonn und Philippsburg beschrnken. Um den zahlreichen Gegnern den Aufenthalt in den Rheingegenden un-mglich zu machen, schrieb Ludwigs Kriegsminister Louvois an den Marschall Duroc: Es sei des Knigs Wille, da alle Orte und Pltze, die dem Feinde zum Aufenthalt oder zu Winterquartieren am Rhein dienen, oder den franzsischen Pltzen an diesem Flusse zum Schaden gereichen knnten, zerstrt werden sollten." Und nun begann das Treiben der franzsischen Mordbrenner mit unerhrter Grausamkeit. Der rgste Pfalz-verwster war der General Melac. Er lie das herrliche Heidelberger Schlo und die Neckarbrcke teilweise in die Luft sprengen; Rohrbach, Wiesloch, Baden, Bretten, Rastatt, Pforzheim und andere Ortschaften wurden niedergebrannt, die blhenden Drfer an der Bergstrae wurden in Aschenhaufen verwandelt. Die Brger von Mannheim muten bei der Zerstrung der Festungswerke und Gebude selbst Hand anlegen. Worms sank mit Ausnahme der Domkirche in Asche; Spei er wurde angezndet, und beim Dombrande wurden die Gebeine der alten Kaiser verhhnt. Die Erbitterung der Gegner der solch frevelhaftes Verfahren war groß und be-wirkte, da die militrischen Erfolge der Franzosen unbedeutend waren. Mainz und Bonn wurden ihnen durch Reichstruppen und die Brandenburger entrissen. Erst i. 1.1690 erfocht der Marschall von Luxemburg bei Fleurus in den Niederlanden einen Sieg der ein deutsches Heer und i. I. 1693 der den König Wilhelm Iii. von Gro-britannien bei Neerwinden. Als aber (1693) der Prinz Ludwig von Baden den Oberbefehl der das deutsche Heer erhielt, stellte dieser durch kluge Verteidigung des Neckarstroms das Gleichgewicht wieder einigermaen her. Die Ermdung aller krieg-1697 fhrenden Teile fhrte endlich i. I. 1697 den Frieden zu Ryswick (beim Haag) herbei, nach welchem Frankreich alle Rennionen im Elsa und Straburg behielt und nur Freiburg im Breisgau wieder herausgeben mute. Veranlassung und Parteistellung. Im Jahre 1697 hatte Ludwig Xiv. deshalb so schnell den Abschlu des Ryswicker Friedens betrieben, weil er Zeit gewinnen wollte, seine Krfte zu einem neuen, wichtigeren Kampfe zu sammeln. In Spanien regierte damals Karl Ii.1), der letzte Habsburger auf dem Throne Philipps Ii., und bei seiner Krnklichkeit rechneten die Grostaaten Europas schon seit Jahren mit dem Eintreten seines Todes. Da nun Karls ltere Stiefschwester, die Gemahlin Ludwigs Xiv., vor x) Philipp Iii., König in Spanien f 1621. Anna, Philipp Iv. Maria Anna, Ludwig Xiv. Maria Theresia. Karl Ii. Marg. Theresia. Leopold I. Der spanische Erbfolgekrieg. 17011714. Ludwigs Xiii. Gem. Ferdinands Iii. Ludwig, Dauphin. Marie Antonie, Joseph, Karl. Philipp v. Anjou. Gem. Max Emanuels v. Bayern. Joseph Ferdinand.

20. Die Neuzeit - S. 80

1905 - Bamberg : Buchner
80 Da sterreich auch mit der Trkei im Kriege lag und der franzsische Gesandte beim Sultan den Abschlu des Friedens hintertrieb, so konnte Deutschland nicht mit seiner gesamten Wehrkraft in den Krieg gegen Ludwig eintreten. 1. Der Krieg begann am Rhein. Die Franzosen besetzten rasch die Psalz und drangen aus einzelnen Streiszgen bis nach Schwaben vor (1688). Als sie die Psalz nicht halten konnten, verwsteten sie dieselbe schonungs-los (Jan.aug. 1689): Heidelberg, Mannheim rechts des Rheins, Speier, Worms, Frankenthal, Kreuznach links des Rheins wurden unter Melac und andern Fhrern in Asche gelegt. Spter behauptete sich Ludwig von Baden als kaiserlicher Feldherr am Mittelrhein gegen die Franzosen. Der Befehl Ludwigs Xiv. und seines Ministers Lonvois: Miez le Palatinat" wurde als militrische Maregel beschnigt; indes war bte Zerstrung des Heidelberger Schlosses, die 1693 wiederholt wurde, und anderer ^nutcher Gebude eingestandenermaen eine Gewaltmaregel gegen den neuen Kurfrsten, Philipp Wilhelm von Neuburg, den Schwiegervater Kaiser Leopolds. Ob die er-strnnq der Dome von Worms und Speier (wo auch die Kaisergraber nicht verschont wurden) vom allerchriftlichsten" König ausdrcklich befohlen war, steht nicht fest. In dem ausfhrlichen Bericht des Speierer Domdechanten von Rollmgen Hecht t* hierber: Allermaen auch diefalls die Opinion gantz different, und Ewige s versichert halten, da des Knigs in Frankreich sowohl als dessen hoher Generalitat aufrichtige Meinung gewesen, dieses stattliche Gebu von der gemeinen Ru ne zu erinneren und prserviren; andere aber dafr halten und soutemren, da es nimmer diese Meinung gehabt, sondern die Intention auf den betrbten Erfolg gerichtet gewesen, und allein durch die vorgeschtzte intendierte Conservation dahm abgezielt worden die gar zu groe allgemeine Blme zu evitireu und Emen oder Anderen zu groen Vorbitten, Lamentiren und Verstrnngen ferne solche offenbare Anla zu geben." 2. Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg eroberte das von den Franzosen besetzte Bonn und vertrieb die Feinde ans dem Kurfrstentum Kln; dagegen war der Marschall Lnxembourg in den Niederlanden in mehreren Schlachten siegreich: bei Fleuru^ (1690), Steenkerken (Steinkirchen, 1692) und Reer winden (1693). Aber Wilhelm Iii. stand nach den Niederlagen immer wieder schlagfertig da, und Lnxembourg starb 1695. 3. Zur See unterlag die franzsische Flotte bei La Hogue (westl. von Cherbonrg) 1692 der englifch-hollndifchen; der Versuch Jakobs Il, sich in Irland zu behaupten, war schon 1690 durch seine Niederlage am Boyneslu vereitelt worden. 4. Der Herzog von S avoyen wurde von Catinat besiegt und schlo gegen Zurckgabe der reunierten Festung Caf al e Frieden mit Frankreich.