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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 545

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 198. Die Kunst. Nützliche Erfindungen. 545 Krakau Medizin und Mathematik, und wurde als Professor letzterer Wissenschaft nach Rom berufen. Dort trat er in den geistlichen Stand und erhielt ein Kanonikat am Dom zu Frauenburg. Sein System machte ungeheures Aufsehen und stieß begreiflich im Anfange auf entschiedenen Widerstand, namentlich bei Tycho de Brahe, dem Hofastronomen Rudolfs ü. in Prag. Die Kirche verbot, diesen Satz zu lehren, da derselbe noch nicht erwiesen war und außer Tycho de Brahe andere ausgezeichnete Gelehrte, wie Baco von Verulam und Cartesius, dawider stritten. Der Pisaner Galileo Galilei, Professor der Mathematik zu Padua und Florenz, übertrat dieses Verbot, wurde deshalb nach Rom vorgeladen und zum Widerrufe angehalten, welchen er kuieend in üblicher Weise leistete. Daß derselbe in das Gefängnis geworfen worden sei, ist eine Lüge, und daß er beim Aufstehen gesagt habe: „und sie bewegt sich doch", ist nicht erwiesen und bei dem ehrenwerten Charakter Galileis schwer zu glauben. Galilei schrieb selbst, daß er vom Papste wie ein seiner Achtung würdiger Mann behandelt worden sei. Nach seinem Widerrufe wurde er gar nicht mehr belästigt. Er setzte seine Untersuchungen ruhig fort und starb im Alter von 78 Jahren in der Nähe von Florenz. Johann Kepler aus Magstadt in Württemberg, ein Schüler Tycho de Brahes, stellte die nach ihm benannten Keplersehen Gesetze über den Lauf der Weltkörper auf, insbesondere, daß die planetarischen Körper sich um ihreu Hauptlorper nicht in Kreisen, sondern in Ellipsen bewegen. Er war ebenfalls kaiserlicher Hofmathematiker, auch eine Zeitlang in Wallensteins Dienst und starb in Regensburg, wohin er nach einem vielbewegten Leben und in sehr gedrückter Lage gereist war, um bei dem 1630 versammelten Reichstage die Bezahlung seiner Gehaltsrückstände zu erwirken. 5. Otto von Guericke war 1646 Bürgermeister in Magdeburg, wo er auch geboren war. Er beschäftigte sich nicht nur mit Physik, sondern auch mit Astronomie und war der erste, der auf die Meinung kam, daß die Wiederkehr der Kometen sich berechnen lassen müsse. 6. Schon 1543 zeigte der spanische Seekapitän Blasco de Geray vor Kaiser Karl V. im Hafen von Barcelona ein Schiff, welches bei Windstille ohne Segel und Ruder bewegt werden konnte. Die Maschine, welche die Kraft ersetzte, bestand aus einem Kessel mit siedendem Wasser, und das Schiff hatte auf jeder Seite ein Rad. Das Schiff ging in einer Stunde zwei Stunden weit. Der Kaiser war damit zufriedeu, aber der kaiserliche Schatzmeister war gegen den Bau solcher Schisse. Doch erhielt Blasco be Geray eine Entschädigung für seine Auslagen und einen höheren Rang in der Flotte. 7. Anbere nützliche Erfinbungen aus dem Gebiete der Gewerbsthätig-keit sinb: das Spinnrad, welches der Steinmetz Jürgens aus Braunschweig (1530) erfand. Das Stricken ist ebenfalls eine Erfindung aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts und kam zuerst in Norddeutschland auf. Das Spitzenklöppeln führte die Nürubergerin Barbara Uttmaun im Erzgebirge • ein (1562). In diesem Zeitraum wurden anch verschiedene fremde Gewächse nach Europa eingeführt, welche im Laufe der Zeit Lebensbedürfnisse geworden sind. So die Kartoffeln, welche die Spanier aus Peru gebracht und in den Niederlanden, Italien und Burgund verbreitet wurden. Man hielt sie anfangs für Trüffeln und nannte sie deshalb tartufulo. Franz ©rase und Walter Raletgh brachten sie nach England. In Deutschland wurden sie erst seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts angebaut. Den Tabak, den 23"

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1. Allgemeine Erdkunde - S. 89

1885 - Breslau : Hirt
Die Erde in ihren Beziehungen zu anderen Weltkörpern. 89 S ,S S" ,s sondern daß sie selbst sich zugleich um eine Rotationsachse drehe und in der- selben Richtung (von Westen nach Osten) in einer Kreisbahn um die Sonne laufe. Letztere Bewegung, die sogenannte Revolution, führe sie in einem Jahre aus. Die Sonne werde von den Planeten, zu denen also auch die Erde gehöre, in nachstehender Reihenfolge umkreist: Merkur, Venus, Erde mit dem Monde, Mars, Jnpiter und Saturn. Dieses System wurde von ihm ebenfalls in seinem großen Werke „Ds revolutionibus'' aufgestellt, doch ohne eigentlichen Beweis. Er stieß alsbald auf heftigen Widerspruchs) doch fand er auch sehr viele Anhänger und Verteidiger, unter denen als die bedeutend- sten Kepler und Galilei zu uennen sind.2) Copernicus wies nach, daß in seinem System sich der jährliche scheinbare Lauf der Sonne ebenso gut erkläre wie bei der früheren Annahme, der scheinbare Lauf der Planeten aber viel einfacher und ungezwungener sich ergebe. Doch dauerte es immer noch ein Jahrhundert, ehe seine Lehre die allgemein anerkannte war. Unter der von Copernicus gemachten Voraussetzung lassen sich viele Thatsachen einfach erklären, die sonst unerklärbar sein würden. Erklärung des Laufes der Planeten. Juden Figuren 16** und 16b bedeute S die Sonne, E die Erde, Y die Venus, M den Mars. Betrachten wir zunächst den Lauf der Venus. Ihre Elonga- Fig. i6a. tion ist durch den Winkel Sey, die Richtung ihrer Bewegung unter den Fixsternen durch sey gegeben, wo s ein Fixstern ist, bei welchem von 1) Am lebhaftesten bekämpfte ihn Riceioli [ritscfjoli], ein nicht unbedeutender Astronom, der aber als Jesuit in der Lehre des Copernicus eine Gefahr für die Kirche erblickte. Auch der nach Copernicus auftretende tüchtige Astronom Tycho de Brahe war ein Gegner seines Systems, welches er durch ein anderes ersetzen wollte, bei welchem die Erde ruhend blieb. Einen eigentlichen Vorgänger hat Copernicus nur an Aristarch von Samos gehabt. 2) Johannes Kepler (1571 —1630), zu Magstatt (in Württemberg) geboren, wurde als Studierender zu Tübingen mit der Lehre des Copernicus bekannt. Wegen seines evangelischen Glaubens zur Auswanderung aus Steiermark genötigt, wo er Lehrer am Gymnasium zu Graz war, wurde er 1599 von Tycho als dessen Gehilfe an die Sternwarte zu Prag berufen, deren Leitung er nach Tychos Tode (1601) übernahm: später Hielt er sich mehrere Jahre als Wallensteins Hofastronom zu Sagau auf. Er starb auf der Reise zum Regensburger Konzil. Hauptwerke: Astronomia nova de motibus stellae Martis und Harmonia mundi. Galileo Galilei (1564—1642), geboren zu Pisa, Professor daselbst und später zu Padua, mußte die Verteidigung des copernicanischen Systems in seinem „Zwiegespräch über die beiden Weltsysteme" vor der Inquisition widerrufen und abschwören.

2. Theil 3 - S. 135

1839 - Leipzig : Fleischer
135 sein Amt niederzulegen, und nach Florenz zu gehen, wo ihn ein reicher Freund (Salviati) bei sich aufnahm. In dessen Hause lernte ihn ein venetianischer Senator (Sagredo) kennen; und dieser brachte es dahin, daß Galilei nach Padua als Lehrer der Mathematik berufen wurde. Hierhin strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören; auch ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und Prinzen kamen nach Padua, um seine Bekanntschaft zu machen. Dabei machte er hier viele nützliche Erfindungen, z. B. die hydrosta- tische Wage. Er soll das Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung man sonst auch dem Holländer Cornelius Drebbel zu- schreibt; er erfand ein Mittel, die Kraft des Magnets bedeutend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber die der Ferngläser. Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst darauf geleitet. Die Kin- der eines .Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cornelius Jansen, spielten einmal im Jahre 1609 mit mehreren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt Dabei hielten sie ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, sahen hindurch, und erstaunten, als sie den Wetterhahn des Kirchthurms, nach welchem sie ihre Gläser ge- richtet hatten, so nahe erblickten. Sie erzählten ihre Entdeckung dem Vater, und der benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein Rohr zu- sammenzusetzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete er das neue Instrument zu nichts anderem an, als zur Spielerei und Befriedigung der Neugier. Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch in dem- selben Jahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie aufs weiseste zu nutzen. Er kaufte eine Menge geschliffener Gläser von verschiedener Größe; nach wenigen Tagen hatte er schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammengesetzt werden müßten, um entfernte Gegen- stände dem Auge näher zu bringen Das erste Fernglas der Art ver- größerte nur neun Mal. Nach sechs Tagen reiste er nach Venedig, und setzte hier ein zweites zusammen, welches sechzig Mal vergrößerte, und ehe er noch von hier zurückreiste, brachte er noch ein drittes zu Stande von einer tausendfältigen Vergrößerung. Aber sein Haupt- verdienst bestand in der Anwendung der Erfindung auf die erhabenste aller menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das neuerfundene Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende von Welten, die bisher dem Auge verborgen geblieben waren, zeigten sich ihm nun, und nun erst erkannte man mit Bestimmtheit, wie unrichtig die Systeme des Ptolemäus und des Tycho de Brahe, und wie rich- tig das copernicanische sey. Zuerst betrachtete Galilei den Mond, und erkannte hier, daß die Flecken Berge, Thäler und vielleicht Meere wä- ren, ja er berechnete schon die Höhe der Mondberge aus ihrem Schat- ten. Ferner entdeckte er, daß die Planeten kein eigenes Licht hatten,

3. Die neue Zeit - S. 51

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
Neuer Religionshader unter Rudolf Ii. und Matthias. 51 Kaiser Statutes \<i\2\619. Vergebens suchten mehrere Fürsten den bayrischen Herzog zur Annahme der Kaiserkrone zu bestimmen; Maximilian verharrte bei der Weigerung. So blieb das Kaisertum beim Habsburgischen Hause. Am 3. Juni 1612 wurde Matthias zu Frankfurt einhellig gewhlt. Mit ungewhnlicher Pracht feierte man die Wahl. Und doch hatte man wenig Ursache sich zu beglckwnschen. Matthias hatte die besten Mannesjahre schon hinter steh, unh'-in dem leiden-schaftlichen Vorgehen gegen seinen Bruder schien sich seine ganze Thatkrast erschpft zu haben. Jetzt als Kaiser liebte er frhliche und prunkhaste Feste, fand Genu an der reichen Hinterlassenschaft seines Bruders und schob die schweren Regierungssorgen ebenfalls weit von sich. Als strengglubiger Katholik widerstand er allen Forderungen der protestantischen Union. So wirkte auch seine Regierung in keiner Weise zum Frieden. Immer schwarzer sammelten sich die Wetter-wlken der Deutschland, und unaufhaltsam nahte der furchtbarste aller Kriege, die jemals die Welt durchtobten. "Ergnzungen: Neue Blte der Wissenschaften und glnzende Entdeckungen im 16. Jahrhundert. Rudolf Ii. wirkt indirekt mit, indem er neben Schwindlern und Betrgern doch auch ernsthafte Forscher und Gelehrte an seinen Hof zog. Schon frher Pflege der Mathematik und Astronomie; Nif. Kopernikus von Thorn (starb 1543), terrae motor, solis coelique Stator" (er hie die Erde gehen, die Sonne stehen). Auf Veranlassung des Papstes Gregor Xiii. 1582 der neue (von den Protestanten erst spter angenom-mene) gregorianische Kalender statt des alteu julianischen. An Rudolfs Ii. Hof Tycho de Brahe (starb 1610) und Joh. Kepler, geboren in Weil der Stadt 1571, gestorben 1630 zu Regensburg und dort begraben. Kepler in Graz mit den Protestanten ver-trieben durch Erzherzog Ferdinand; auf Einladung Tychos geht Kepler nach Prag, wird kaiserlicher Mathematieus". (Verteidigung seiner des Hexenwerks angeklagten Mutter.) Kepler fhrt das kopernikanische System durch. Keplers Fernrohr. Gleichzeitig mit Kepler in Italien Galileo Galilei (1564r1642); Untersuchungen der die Schwingung des Pendels. Kirchlicher Wider-spruch gegen die Lehre von der Erdbewegung. Vor dem geistlichen Gericht auf den Knieen widerrufend, soll Galilei leise gesagt haben: E pur si muove (und doch bewegt sie sich). In den Sammlungen Kaiser Rudolfs befand sich auch die Bibelbersetzung des Ulfilas (Leitfaden Ii, 14. Ergnzung). Mitglieder der Union: Pfalz-graf Friedrich Iv., Markgraf Georg von Baden, Herzog Johann Friedrich von Wrttemberg, Markgraf Joachim Ernst von Ansbach, Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg; spter auch die Städte

4. Neue Geschichte - S. 120

1859 - Leipzig : Fleischer
120 Auge verborgen geblieben waren, zeigten sich ihm nun, und nun erst erkannte man mit Bestimmtheit, wie unrichtig die Systeme des Ptolemäus und des Tycho de Brahe, und wie richtig das copernicanische sei. Zuerst betrachtete Galilei den Mond, und erkannte hier, daß die Flecken Berge, Thäler und vielleicht Meere wären, ja er berechnete schon die Höhe der Mondberge aus ihrem Schatten. Ferner entdeckte er, daß die Planeten kein eigenes Licht hätten, sondern es, wie die Erde, von der Sonne erhielten. Von diesen Sternen schwang er sich zu den Fixsternen hinauf. Wie erstaunte er, als nun wohl zehnmal mehr Sterne seinem Auge sichtbar wurden, als man bisher gesehen hatte! Allein im Orion sah er 500 neue Sterne, und als er die Milchstraße betrachtete, entdeckte er, daß der matte Schein sich in zahllose Sterne auf- löse, die zu entfernt wären, als daß das unbewaffnete Auge sie einzeln erkennen könnte. Auch lösten sich nun die Nebelflecke in eine Masse von unzähligen Sternen auf. Daß er, trunken vor Freude und Bewunderung, nun jede sternenhelle Nacht zu Beobachtungen benutzte, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. „Ich bin vor Verwunderung außer mir," schrieb er an einen Freund, „und sage Gott unendlichen Dank, daß es ihm gefallen hat, so große und allen Jahrhunderten unbekannte Wunder durch mich zu entdecken." Jedes Jahr bereicherte er die Wissenschaft mit neuen Entdeckungen. So fand er, daß der Jupiter vier Monde habe. Dann richtete er seinen Blick auf die Sonne, und nahm wahr, daß die Sonnenflecke sich von Westen nach Osten bewegten, woraus er mit Recht schloß, daß sich die Sonne von Westen nach Osten um ihre Axe drehe. So sehr sich nun auch viele Gelehrte über diese herrlichen Entdeckungen freuten, vor Allen der berühmte Kepler in Prag, so sehr ärgerten sich Andere, besonders die Italiener, über ihn, theils aus Neid, theils weil ihr über Alles verehrter Aristoteles durch Galilei weit in den Hinter- grund gestellt wurde. Einer behauptete, schon Ptolemäus hätte das Fernrohr erfunden, ein Anderer, er sei der Entdecker der Jupitersmonde, und was des neidischen Geschwätzes mehr war. Bei dem Allen vergaß Galilei auch der Erde nicht, und stellte wichtige Beobachtungen an über die Schwere und das Gleichgewicht der festen und flüssigen Körper, erfand und vervollkommnete eine Menge von Maschinen, und erweiterte und verbesserte die Artillerie- und Kriegsbaukunst. Ungeachtet er so fleißig studirte, beobachtete, forschte und entdeckte, so war er doch keines- wegs ein finstrer, menschenscheuer Gelehrter, sondern im Gegentheil ein Freund der Geselligkeit, und brachte seine Erholungsstunden gern in Gesellschaften und bei Gastmählern zu. Im Jahre 1610 berief ihn der Großherzog von Florenz nach dieser Haupt- stadt als Mathematiker seines Hofes mit einem bedeutenden Gehalte. Wie freute er sich, in sein Vaterland zurückkehren zu können! Hier setzte er seine Beobachtungen am Himmel fort. Alle seine Entdeckungen können hier nicht angeführt werden. Es fei genug, die wichtigsten zu erwähnen, z. B. daß Venus und Mars, wie der Mond, zu- und abnähmen. In Rom, wo er seine Freunde besuchte, zeigte er diesen seine Entdeckungen am Himmel, und setzte sie so in Erstaunen, daß einer von ihnen an den Großherzog schrieb: „Er hat seine Entdeckungen so augenscheinlich bewiesen, daß alle sachverstän- dige Männer dieser Stadt die Wahrheit eingesehen und bewundert haben.

5. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 756

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
756 Neuere Ges chichle. 6, Von der Mathematik und den Natur-Wis- senschaften. Auch die Mathematik und die Natur - Wissenschaften wurden im Laufe des sechzehnten und siebzehnten Jahrhun- derts sehr erweitert. Nicolaus Copernicus (geb. 1475, gest. 1545) ward durch seine Lehre von der Be- wegung der Welt-Körper der Stifter eines neuen Testa- ments der Astronomie, und seinen Ruhm erzählen die Him- mel. Tycho de Brahe (geb. 1546, gest. 1601) berei- cherte die Astronomie mit vielen Beobachtungen. Kepler (geb. 1571, gest. 1650), ein großer, vielumfassender Geist, fand die Gesetze der Bewegung der Planeten. End- lich Galilei (geb. 1564, gest. 1641) erwarb sich durch mehrere Entdeckungen in Bezug auf Astronomie und Me- chanik hohen Ruhm. Außer diesen Helden in der Wissens schaft lebten in diesem Zeiträume noch viele andere in der Mathematik und den Natur-Wissenschaften ausgezeichnete Gelehrte. 77 Bon der Geschichte und Geographie. Auch die Geschichte, von der, sich in jeder Hin- sicht'neu gestaltenden, Zeit vielfach bereichert, und durch den Protestantismus, für welchen sie eine unentbehrliche Stütze war, neu belebt, richtete sich an den Mustern des griechischen und römischen Alterthums im Laufe des sech- zehnten und siebzehnten Jahrhunderts mehr und mehr auf. Vornehmlich Ztal i e n, sonach dasjenige Land, wo die Liebe für die classischen Schriften der Alten zuerst wieder erwacht war, zeichnete sich schon am Anfänge dieses Zeitraums in der Geschichtschreibung aus. Selbst mehrere ausländi- sche Herrscher ließen die Geschichte ihrer Reiche durch ita- lienische Gelehrte verfassen. Unter den vielen trefflichen Geschichtschreibern dieses Landes ragte vornehmlich Nic- colo Macchiavelli (geb. 1469, gest. 1527) hervor. Seine „Betrachtungen über die erste Decade des Livius," sein „Fürst," und seine „Florentinische Geschichte" beur- kunden seine Geistes-Verwandtschaft mit den großen Ge- schichtschreibern der Alten. Auch Francesco Guicciar- dini aus Florenz (gehören 1432, gestorben 1540),

6. Theil 1 - S. 3

1876 - Langensalza : Greßler
3 man ihn schon vorher feindselig verfolgt hatte, vor die Inquisition gefordert. Hier mußte er im Jahre 1630 auf den Knieen die Wahrheiten, die er von der Bewegung der Erde gelehrt, nachdem man ihn vorher einige Monate gefangen gehalten, widerrufen. Zwar hatten ihn die Qualen des Gefängnisses sehr entkräftet, aber dennoch soll er mit verbissener Wuth beim Aufstehen auf die Erde gestampft und dabei heimlich die Worte ausgesprochen haben: »und sie bewegt sich doch.« Er wurde hierauf zur Kerkerstrafe verurtheilt, sein System, das der Bibel zuwider sei, verdammt, und seine Schrift verboten. Aus Gnade wurde ihm aber die Kerkerstrafe erlassen und man verwies ihn anfangs in den bischöflichen Palast zu Siena und bald darauf in das Kirchspiel Arzebei bei Florenz. Hier beschäftigte er sich, selbst noch als er später blind und taub war, kein Schlaf des Nachts in seine Augen kam und die heftigsten Gliederschmerzen ihn quälten, mit Nachdenken über die Natur, bis er endlich im Jahre 1642 sein leidenreiches Leben endete. — Tycho de Brahe, ein Däne, geboren 1516, der anfangs in Dänemark, später Astronom bei dem Kaiser Rudolph in Prag war und daselbst 1601 starb, suchte zwar das alte System, nach welchem die Erde still stehen und die Sonne sich bewegen sollte, wieder geltend zu machen, allein bald kam man, besonders durch die von Johann Kepler (geboren 1571 im Würtembergischen, gestorben 1630 in Regensburg) aufgestellten Gesetze, aus das ko- pernikanische, als das einzig richtige zurück, und jemehr die Künste und Wissenschaften fortfchritten, desto mehr gründete sich die Ueber- zeugung von der Richtigkeit desselben. Es traten mehrere große Astronomen aus, Kartesius (gestorben in Stockholm 1650), New- ton (sprich: Njutt'n, gestorben 1727) und Wilhelm Herschel (geb. 1738 in Hannover, gest. 1822 in London); es wurden Stern- warten gebaut, kostbare Instrumente angeschafft, und so erhielt man denn nach und nach die gegenwärtige Ansicht von dem Weltgebäude. Nach dieser Ansicht steht die Sonne fest, d. h. sie bewegt sich nicht um andere Körper, sondern nur um ihre eigene Axe; um sie herum aber bewegen sich die Erde und die bis jetzt entdeckten Planeten mit ihren Monden, sowie die Kometen,'und zwar nicht in ganz kreisrunden, sondern in mehr länglichrunden Bah- nen. — Der berühmte Astronom Mädler zu Dorpat glaubt jetzt die längst gesuchte Eentralsonne, die Sonne der Sonnen oder den feststehenden Punkt im Weltgebäude entdeckt zu haben, um den sich unsere Sonne mit ihrem Planetensysteme gleich allen übrigen uns sichtbaren, den Fixsternen, bewegt. Diese Mittelsonne soll der Stern Alcyone im Siebengestirn sein, der 34,000,000 Sonnenweiten von uns entfernt ist, ein Raum, welchen der Lichtstrahl erst in 537 Jahren zu durcheilen i*

7. Teil 5 = Oberstufe - S. 5

1905 - Glogau : Flemming
5 Beweisen konnten auch Galilei und Kepler die heliozentrische Lehre nicht. Wohl erschien in Galilei's Fernrohr (1610) der Jupiter mit seinen Monden wie eine Veranschaulichung des neuen Systems; wohl ließ die streng mathematische Untersuchung Kepler's (1609, 1619) er- kennen, daß die vorliegenden Mars-Beobachtungen am vollkommensten mit einer elliptischen Bahn dieses Planeten um die in dem einen Brennpunkt befindliche Sonne in Einklang zu bringen wären — aber selbst das verlieh der jungen Lehre nur einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, und der 69jährige Galilei mußte sie sogar angesichts der Folter als „Irrtum und Ketzerei" abschwören (1633).1 Erst Isaak Newton's sniut'n) Gravitationsgesetz (1687), ja eigentlich erst die ganze, darauf fußende theoretifche Mechanik als unwiderlegbare mathematische Wissenschaft beweist die Richtigkeit des heliozentrischen Systems; denn danach ist es ein Unding, daß die große Masse der Sonne die kleine der Erde umkreisen sollte; das ganze Planetensystem muß sich vielmehr um den gemeinsamen Schwerpunkt bewegen, der meist noch in den Sonnenkörper fällt. Erst zu Newton's Zeit^ wurden leidlich genaue Erd- messungen vorgenommen. Bestimmungen der Länge des Sekunden- pendels unter verschiedenen Breiten (1672) bestätigten Newton's und Huyghens' iheuchens; Lehre von der Abplattung,^ und den vollgültigen Beleg für diese gaben die von der Pariser Akademie 1735/36 ausgesandten Expeditionen, die in Lappland ein Meridian- stück länger fanden als das entsprechende in Peru> Seitdem sind 1 * * 4 1 Johannes Kepler joder Keppler) wurde Ende 1571 zu Weil der Stadt (in Schwaben) geboren, betrieb erst in Graz als Professor (seit 1593) gründlich Mathematik und Astronomie, mußte (als Protestant) 1600 weichen, wurde 1601 kaiserlicher Hofastronoin in Prag, lebte 1612—1626 meist in Linz und wurde 1627 vom Kaiser an Wallenstein gewiesen; er beschloß aber schon 1630 sein an Bedräng- nissen reiches Leben zu Regensbnrg. Gaiileo Galilei wurde 1564 zu Pisa geboren, >vo er 1589 eine Professur für Mathematik übernahm; seit 1610 wohnte er meist in oder bei Florenz; er starb 1642. Das Verhör und die Abschwörung fand in Rom statt; das vielgenannte Wort „eppur si muove“ („und sie bewegt sich doch!") ist ein „Treppenwitz der Weltgeschichte". Vgl. S. Günther, Kepler; Galilei (Geisteshelden Xxii), Berlin, 1896. ^ Sir Isaac Newton wurde zu Anfang 1643 geboren, studierte in Cam- bridge, wo er 1669 Professor der Mathematik wurde. 1687 erschien sein Haupt- werk „Philosophiae naturalis principia mathematica“. Er starb 1727 und wurde in der Westminster-Abtei beigesetzt. b Christian Huyghens wurde 1629 im Haag geboren und starb dort 1695. Von seinen Leistungen sind am bekanntesten die Pendeluhr und die Wellentheorie des Lichtes. 4 Alts Grund der damaligen Messungen mit der ,.toise de Pérou“ und der Erdbogenmessung irr Frankreich 1792 erfolgte zur Zeit der französischen Revolution (1799) die Längenbestimmung des Meters, das der 10000000. Teil des Erd- meridianquadranten sein sollte. Das Pariser „Mètre des Archives“ war, wie man später erkannte, etwas zu klein, wurde dann aber vernünftigerweise als Normal- maß beibehalten. — In unseren Tagen werden wieder in Ecuador und Spitzbergen Gradbogen gemessen.

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 288

1874 - Mainz : Kunze
288 Die Erde als Weltkörper. überließ der Sonne das ihr gebührende Recht, Mittelpunkt all der Bahnen zu sein, in welchen die Planetenschaar, darunter auch die von ihrem Mond umkreiste Erde, in verschiedenen, aber fest abgegrenzten Zeiten sich umwälzt und ihrem Centralkörper, mit dem sie uranfänglich eins war, im Weltenranme folgt. Zwar ward das ko p er nikanifch e System noch vielfach angefeindet, besonders von Priestern, welche den Umlauf der Erde für antibiblisch hielten. Ein Astronom von nicht geringem Verdienst, Tycho de Brahe, versuchte deshalb ein Mittelding von ptolomäischem und kopernikanischem System aufzustellen, doch vergeblich. Der große Naturforscher Galilei wurde 1633, 90 Jahre nach Kopernikus Tode, noch als An- Hänger desselben von den Jesuiten verklagt, in den Jnquisitionskerker zu Rom geworfen und, als ein 70jähriger Greis, zum Widerruf gezwungen. Dennoch drangen die Be- hauptungen des Kopernikus durch. Ausgezeichnete Forscher bekräftigten ihre Wahrheit, indem sie einige der Naturgesetze, wouach die Welten sich bewegen, wenigstens ihren Wirkungen nach mit Glück enthüllten. Dies waren vorzüglich der Deutsche Kepler und der Engländer Newton. Andere, wie der Deutsche Herschel, machten mit Hilfe der nenerfundenen Fernröhre neue Entdeckungen und trugen auf diese Weise dazu bei, unsere Kenntnis des Sonnensystems mehr und mehr zu vervollständigen*). Keplers und Newtons Verdienste in dieser Hinsicht verhalten sich zu dem des Köper- nikns etwa so: Kopernikus fand, daß die Planeten um die Sonne kreisen, Kepler gab an, wie dies geschehe, Newton erklärte das warum. Die Bahnen der Planeten sind nämlich keine Kreise, sondern Ellipsen, und die Sonne befindet sich nicht im Centrum derselben, sondern zwar in der Apsidenlinie (großen Axe der Ellipse), aber seitwärts in einem der beiden Brennpunkte, so daß die Planeten auf ihren Bahnen bald in die Sonnennähe (Perihelinm), bald in die Sonnenferne (Aphelinm) gelangen müssen und sämmtliche Planetenbahnen nicht concentrische, sondern excentrische Kreise bilden. Das *) Kover nikns war gebürtig ans Thorn; s. o. Seite 139. In der Schrift, worin dieser wackere Forscher kurz vor seinem Tode 1543 die gefundenen Wahrheiten mittheilte, sagt er mit freudigem Bewußtsein: „In der Mitte des Ganzen thront die „Sonne; denn wer wollte ttt diesem schönsten der Tempel jene Leuchte an einem des- „seren Orte aufhängen als da, wo sie das Ganze erleuchten kann? So beherrscht die „Sonne von ihrem königlichen Thron ihre herumwandelnde Sternenfamilie. Durch „diese Anordnung habe ich eine bewnndernngswürdige Symmetrie der Welt gefunden, „und eine harmonische Verbindung der Bahnen, ihrer Bewegung und Größe nach, die „sich auf keine andere Art finden läßt." — Tycho de Brahe stammte ans dem südlichen Schweden, geb. 1546 und gest. zu Prag 1601. — Galilei 1564 zu Pisa geboren, seit seiner Kerkerhast kränklich und halb erblindet, in den letzten Lebensjahren staarblind und dennoch mit wichtigen Forschungen beschäftigt, starb zu Florenz 1642. — Kepler war ein Schwabe, geb. 1571 zu Weil in Würtemberg. Er starb als armer Mann zu Regensbnrg 1630. — Newton ward mehr im Leben geehrt und starb 85 Jahre alt zu London 1727. — Wilhelm Herschel war ein Niedersachse, geb. J738 zu Han- nover, gest. zu London 1822. — Laplace, ein Franzose, 1749 —1847, umfaßte das Sonnensystem und seine regelmäßigen Veränderungen mit analytischen Formeln, an deren Hand er zu den verschiedensten Zuständen dieses Systems gelangte: hinauf zu den fernsten Zeiten und hinab zu denen, die den Beobachtern die Znkunft entschleiern wird. — John Herschel, Sohn Wilhelms, 1792-1871, gehörte zu den jetzigen Astro- nomen ersten Ranges.

9. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 248

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
248 wurde dieser schon in seinem fünfzehnten Jahre in die Klosterschule zu Maulbronn und in seinem achtzehnten Jahre in das Stift zu Tübingen ausgenommen. Er studirte hier Theologie und Mathematik, wurde i59z Professor der Mathematik und Moral am Gymnasium in Grätz, kam spater nach Ungarn und levo auf die Einladungen des berühmten Tycho Brahe nach Prag, um mit diesem astronomische Beobachtungen und Messungen anzustellen. Kaiser Rudolph Ii. ernannte ihn zum kaiserlichen Mathematikus, allein ohne bestimmten Gehalt, so daß sich Keppler genöthigt sah, nebenher Medizin zu studiren, und sich von seiner Praxis und von der Astrologie zu nähren. Elf Jahre hatte er so mit Sorgen und Dürftigkeit zu kämpfen und im Hinblick darauf sagt Kästner von ihm: „Er wußte nur die Geister zu vergnügen, „Drum ließen ihn die Körper ohne Brod." Im Jahr 1612 erhielt er endlich einen Ruf nach Linz und im folgen- den Jahre begab er sich im Gefolge des Kaisers nach Regensburg. 1618 wurde er von Kaiser Ferdinand Ii. auf's Reue als kaiserlicher Mathemati- kus eingesetzt, nachdem er einen Ruf nach Bologna ausgeschlagen hatte. 1626 trat Keppler in die Dienste Wallensteins und hielt sich nun meist in Sagan in Schlesien auf. Im Jahr 1630 machte er eine Reise nach Regens- burg, um seine rückständigen Dienstgelder einzutreiben und starb daselbst. Auf die „Keppler'schen Gesetze" des Laufs der Planeten und Monde gründet sich die ganze neuere Theorie des Laufs der Weltkörper. Er maß den Lauf, die Ferne der Planeten, Des Himmels Regeln bat er festgestellt, Zum ersten Mal, seit sich bewegt die Welt. Ein Newton ist Ihm dankend nachgetreten. Magstadt, Mktst. mit 2194 Ew., wor. 2 Kath., an der Straße von Stuttgart nach Calw im Gän gelegen; vortrefflicher Ge- treidebau; Pferdezucht. Renningen, Pfd. mit 1796 Ew., wor. 5 Kath, an einem Zufluß der Würm. Heims heim, Städtchen in einem Seitenthal der Würm, mit 1263 ev. Ew. Im Mittelalter waren hier immer viele Edelleute ansäßig. Das Städtchen wurde >365 im Schleglerkriege merkwürdig durch die Drei Könige zu Heimsen. Drei Könige zu Heimsen, wer hätt' es je gedacht? Mit Rittern und mit Rossen, in Herrlichkeit und Pracht? Es sind die hohen Häupter der Schlegelbrüderschaft, Sich Könige zu nennen, das gibt der Sache Kraft.

10. Mathematische Geographie für humanistische Gymnasien - S. 44

1908 - München : Lindauer
44 2) Johannes Kepler, geboren 1571 in Weil der Stadt in Württemberg, besuchte die Klosterschulen Adelberg und Maul- bronn und bezog -1589 die Universität Tübingen, um Theologie zu studieren. Hier wurde er durch seinen Lehrer Möstlin in die Lehren der Astronomie eingeführt und mit dem Systeme des Coppernicus bekannt gemacht. Da er wegen seiner religiösen Anschauungen in Württemberg nicht zum Kirchendienste verwendet wurde, so nahm er eine Lehrstelle für Mathematik am Gymnasium Graz an. Dort gab er bald das Werk Mysterium cosmo- graphicum heraus, wodurch er sich in wissenschaftlichen Kreisen großen Ruf erwarb und besonders mit dem in Prag beobachtenden Tycho Brahe und dem Italiener Galilei bekannt wurde. Als die Protestanten aus Steiermark vertrieben wurden, ging er nach Prag als Gehilfe Tycho Brahes. Letzterer starb bald darauf (1601), worauf Kepler zu dessen Nachfolger ernannt wurde und von Kaiser Rudolf den Titel eines kaiserlichen Hosastrouomen erhielt. Es war ihm besonders daran gelegen, genaue Planeten- tafeln zu berechnen, weshalb er die exakten Beobachtungen Tycho Brahes über den Planeten Mars benützte, um sich endlich einmal über die Form der Bahnen Klarheit zu verschaffen. Nach vielen vergeblichen Versuchen fand er die zwei ersten nach ihm benannten Gesetze, die er 1609 in seinem großen Werke Astronomia nova veröffentlichte. Da ihm nach Abfetzung seines Gönners, Kaiser Rudolfs, sein Gehalt sehr unregelmäßig, oftmals auch gar nicht ausbezahlt wurde, und sonstiges häusliches Unglück über ihn kam, so nahm er eine Lehrstelle am Gymnasium in Linz an, wo er sich nebenbei mit den Untersuchungen über die Planetenbahnen beschäftigte. Nach jahrelangen mühevollen Arbeiten fand er end- lich 1618 das sogenannte dritte Gesetz, das er in seiner Schrift Harmonices mundi veröffentlichte. Einige Jahre später wurde Kepler wieder in sein Amt als Hofastronom eingesetzt und besorgte nun die Herausgabe seiner Planetentafeln (Rudolfinifche Tafeln), die fast hundert Jahre lang die besten und genauesten unter den damals vorhandenen waren. Nachdem er vergeblich um Aus- zahluug seines rückständigen Gehaltes gebeten hatte, wurde er an Wallenstein verwiesen, der ihm eine Professur in Rostock anbot. Kepler lehnte diese ab und begab sich zum Reichstage nach Regensburg, um seine Ansprüche geltend zu machen. Von der

11. Theil 3 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Tycho de Brahe. Nikolaus Copernikus. 145 er den berühmten Astronomen Tycho de Brahe in seinem Dienst hatte. Dieser merkwürdige Mann war 1546 in Schonen, dem Theile von Schweden geboren, der damals zu Dänemark gehörte, und hatte sich schon von seinem 14. Jahre an mit aller Wißbegierde auf Sternkunde gelegt, obgleich er diese Lieblingsneigung anfangs nur heimlich verfolgen konnte, weil sein Vater durchaus verlangte, daß er die Rechte studiren sollte. Nachdem er sich auf deutschen Universitäten gebildet hatte, kehrte er nach seinem Vaterlande zurück und machte sich zuerst dadurch bekannt, daß er einen Stern von ungewöhnlicher Größe, den man srüher noch nie gesehen hatte und der 16 Monate am Himmel stand, beobachtete und beschrieb. Auch der König von Dänemark, Friedrich Ii., wurde nun auf ihn aufmerksam und schenkte ihm, um ihn in Dänemark festzuhalten, die im Sunde gelegene kleine Insel Hw een, wo er ihm eine Sternwarte, Uraniborg, erbaute. Hier arbeitete der fleißige Mann 21 Jahre lang, und bald sprach man in ganz Europa von seinem Ruhme. Nur ist zu verwundern, daß er bei seinem großen Fleiße dennoch Vorurtheileu huldigte, deren Ungrund er, sollte man meinen, bald hätte erkennen müssen. Er bildete sich nämlich ein, daß die Erde unbeweglich fest stände, und daß sich um dieses Sternchen das ganze Weltgebäude drehte, nämlich zuerst der Mond, dann die Sonne mit den sie umkreisenden übrigen Planeten, hinter ihnen zuletzt die Fixsterne. Nachdem sein Gönner, der König gestorben war, berief ihn Kaiser Rudolph Ii. zu sich, damit er ihm aus den Sternen wahrsage. Er erbaute ihm eine schöne Sternwarte in Prag, die noch heute steht, unweit des kaiserlichen Schlosses auf dem Hradschin. Aber er lebte hier nnr vier Jahre; da starb er plötzlich, nach einer erhaltenen Einladung zu einem böhmischen Großen, über der Tafel, 1603. Ihm verdanken wir also die richtige Kenntniß der Bewegung der Gestirne nicht. Dies Verdienst hat Nikolaus Eopernicus, der 70 Jahre vor ihm lebte, dessen Belehrung aber Tycho keinen Glauben schenkte. Eopernicus wurde 1473 in Thorn geboren, stubirte in Krakau Mathematik und Astronomie mit großem Eifer, dann eben so in Bologna und Rom, wo man ihn zum Professor machte und gern behalten hätte, wenn et; nicht vorgezogen hätte, nach Frauenburg zu gehen, wo er Domherr war. Hier war es, wo er seine großen Beobachtungen der Gestirne anstellte und, der erste unter allen Astronomen, den wahren Stand derselben erkannte, Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 10

12. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 663

1839 - Wesel : Bagel
663 die ptolemäische und copernikanische Weltordnung herausgegeben, worin er drei Personen redend einführt und es dahin gestellt seyn läßt, auf welcher Seite die Wahrheit sey, obgleich die Beweise für Eopernikus entschieden das Uebergewicht haben, so wurde er, ob er schon von dem Pabst die Erlaubniß erhalte» hatte, das Werk drucken lassen zu dürfen, auf's Neue verfolgt, besonders von den Jesuiten, welche Urban Vill. gegen ihn aufreizten. Er mußte sich kränklich im Winter 1633 nach Rom begeben, wurde einige Zeit in's Gefängniß gesetzt und Endlich verdammt, auf den Knieen, die Hand auf das Evangelium gelegt, Abbitte zu thun und seine Irrthümer und Ketzereien zu widerrufen. "Und doch bewegt sie sich!" sagte er, als er aufstand, indem er mit dem Fuße stampfte. Er wurde nach Siena verwiesen, wo er fort- während wissenschaftliche Beschäftigungen trieb und namentlich auch das Schwanken des Monds entdeckte. Seine letzten Jahre wurden ihm durch allerlei körperliche Unfälle, Blindheit, Taubheit re. verbittert. Er starb 1642, 78 Jahre alt, und seine Leiche wurde in Florenz beigesetzt, wo ihm neben dem Denkmal des Michel Angelo 1737 ein prächtiges Mausoleum errichtet wurde. Neben seinen ernsten Studien liebte er Zeichenkunst, Musik und Poesie. Den Ariost wußte er auswendig und Zog ihn Tasso weit vor. Merkwürdig ist, daß er wenige Bücher besaß, indem er äußerte, das beste Buch sey die Natur. Nach ihm nennen wir billig Keppler, der sich um die Astronomie unsterbliche Verdienste erworben hat, indem sie ihm den Grund der Höhe verdankt, zu der sie seither gelangt ist. Er war 1571 zu Weil, die Stadt, jetzt zu Würtemberg gehörig, damals aber Reichsstadt, geboren. Nachdem er in der Klosterschule Maulbronn gebildet worden, bezog er die Universität Tübingen und studirte zuerst Philosophie und Mathematik, darauf aber Theologie. Nebenbei jedoch trieb er als ^eblingssache besonders Astronomie und beschäftigte sich vorzüglich mit der ^^vegung der Weltkörper. Von Tübingen nach Görz berufen, setzte Cl' seine Untersuchungen fort. Nach einer Reise nach Ungarn verließ seine Stelle und gieng nach Prag, um gemeinschaftlich mit dem erühmten Tycho de Brahe eine wissenschaftliche Arbeit zu fertigen. Durch die Empfehlung dieses berühmten Mannes wurde er am Hofe Rudolphs Ii. ^gestellt, der ein großer Freund der Sternkunde und Sterndeuterei war. Darneben aber studirte er Medicin, weil ihm sein Amt nicht , genug euitruß. Während des 30jährigen Kriegs blieb sogar das ihm bestimmte Jahrgeld aus, und auch als er in Linz vom Kaiser Matthias angestellt war, konnte er das Rückständige nicht erhalten. Endlich, vom Kaiser Ferdinand Iv. als kaiserlicher Machen

13. Slg. 2 - S. 28

1879 - Dresden : Meinhold
28 S3urg zu Prag gegenübersitzen. Der Eine, mit einem Zirkel und einem Polyeder in der Hand, sucht offenbar seinem Zuhörer mathematische Lehrsätze begreiflich zu machen; das neben ihm stehende Tellurium, der Himmelsglobus, das nach den Sternen gerichtete Teleskop lassen keinen Zweifel, welche Forschungen seinen Geist beschäftigen. Es ist Johann Kepler, einer der größten Söhne, die Deutschland je gehabt hat, sein Schüler, der Kaiser Rudolph Ii., der im Jahre 1576 ans seinen Vater Maximilian Ii. gefolgt war. Freilich war an ihm des großen Astronomen Mühe verschwendet, sein beschränkter, durch die Jesuiten nur zum Gehorsam gegen seinen Beichtvater erzogener Geist vermag dem kühnen Gedankenfluge seines Lehrers nicht zu folgen, ihn beschäftigt das Verlangen, in den Sternen die Zukunft zu lesen, den Stein der Weisen aufzufinden und die Kunst des Goldmachens zu entdecken, wo Jener sich mit Entzücken in die Betrachtung der ewigen Harmonie des Weltenbaues versenkt. Die Liebhaberei des Kaisers hatte jedoch das Gute, daß er feine Residenz Prag zum Hauptfitz der damals in Deutschland erwachenden astronomischen Thätigkeit zu derselben Zeit erhob, wo Galiläi in Italien seine unsterblichen Entdeckungen machte. Der Däne Tycho de Brahe, durch Intriguen aus feinem Vaterlande vertrieben, fand in Prag gastliche Aufnahme und sorgenfreie Muse, um seine Berechnungen über die Bewegungen der Himmelskörper vollenden zu können, und durch diesen wieder ward Kepler nach Prag gezogen. Das Leben dieses merkwürdigen Mannes bietet ein treues, aber trauriges Spiegelbild der Zeit, in der er lebte und die ihn nicht verstand. Als der Sohn eines armen Gastwirths 1571 zu Weil im Würt-temtier gischen geboren, wendete er sich auf der Universität Tübingen dem Studium der Theologie zu, aber bald, dem Drange seines Genies folgend, vertauschte er dasselbe mit dem der Astronomie und Mathematik, obgleich diese Wissenschaften damals noch so tief standen, daß die übrigen Facultäten mit Verachtung auf sie herabsahen. Noch nicht 22 Jahre alt, erhielt er von den Ständen des Herzogthums Steyermark einen Ruf als Profeffor der Mathematik und Moral an das Gymnasium zu Graz. Wenn er aber die Hoffnung hegte, sich feinen wissenschaftlichen Forschungen hier ungestört überlassen zu können, so ging diese keineswegs in Erfüllung. Schon nach zwei Jahren begann die Verfolgung, durch welche Erzherzog Ferdinand fein Land von der protestantischen Ketzerei säuberte; bei Todesstrafe wurde auch Keplern geboten, vor Sonnenuntergang die Stadt zu verlassen und die Güter, welche er durch feine Frau befaß, zu veräußern. In dieser schlimmen Lage traf ihn die Einladung Tycho de Brahes, nach Prag zu kommen und mit einem Jahrgehalte, sowie dem Titel eines kaiserlichen Mathematikus ihn bei der Berechnung der Himmelstafeln, die er feinem Beschützer zu Ehren die Rudolphinifchen nannte, zu unterstützen. Kepler nahm sie an und als Tycho im nächsten Jahre (1601) starb, ward Kepler fein Nachfolger als Director der kaiserlichen Sternwarte. Hier nun begann er feine großartige Thätigkeit mit der Entdeckung der elliptischen Gestalt der Planetenbahnen und der Gesetze ihrer Bewegungen, und die Erfindung des Fernrohres, welche damals die Welt in Bewegung setzte, diente nur dazu, die Wahrheit seiner Behauptungen festzustellen. Da aber zog der Sturz des Kaisers Rudolph auch für ihn die verhängnisvollsten Folgen nach sich. Sein Gehalt wurde ihm nicht mehr ausgezahlt, und um nicht mit den ©einigen zu hungern, sah er sich genöthigt, eine Professur am Gymnasium zu Linz anzunehmen. In den 15 Jahren, die er hier wirkte, entstand fein großes Werk, die Weltharmonik, vollendete er die Rudolphinifchen Tafeln unter Umständen, wie sie nicht trauriger sein können.

14. Neue Geschichte - S. 119

1859 - Leipzig : Fleischer
119 sondern stellte sich mit seinem Euklides in der Hand an die halbgeöffnete Stubenthüre, und suchte zu Hause durch Nachdenken das Halbgehörte zu er- gänzen. Endlich sprach er den Lehrer um Unterricht an, wurde willig ange- nommen, und bald erstaunte jener über die tiefen Kenntnisse, die sich Galilei schon erworben hatte. Seitdem legte sich dieser ganz auf Mathematik. Seine Gelehrsamkeit empfahl ihn dem Großherzog von Florenz, der ihn in seinem Lüsten Jahre zum Professor der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher stellte er wichtige Versuche auf dem etwas schief hangenden Thurme dieser Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte, daß die Mei- nung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des Großen) darüber falsch sei. So sehr auch dies seinen Ruhm erhöhte, so machte er sich doch auch viele Feinde dadurch, weil Aristoteles damals von allen Professoren und Stu- denten als untrügliches Orakel verehrt wurde. Mancherlei Verdrießlichkeiten bewogen ihn, nach zwei Jahren sein Amt niederzulegen, und nach Florenz zu gehen, wo ihn ein reicher Freund (Salviati) bei sich aufnahm. In dessen Hause lernte ihn ein venetianischer Senator (Sagredo) kennen; und dieser brachte es dahin, daß Galilei nach Padua als Lehrer der Mathematik be- rufen wurde. Hier strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören; auch ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und Prinzen ka- men nach Padua, um seine Bekanntschaft zu machen. Dabei machte er hier viele nützliche Erfindungen, z. B. die hydrostatische Wage. Er soll das Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung man sonst auch dem Holländer Cornelius Drebbel zuschreibt; er erfand ein Mittel, die Kraft des Magnets bedeutend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber die der Ferngläser. Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst daraus geleitet. Die Kinder eines Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cornelius Jansen, spielten einmal im Jahre 1609 mit mehreren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt Dabei hielten sie ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, sahen hindurch, und erstaunten, als sie den Wetterhahn des Kirchthurms, nach wel- chem sie ihre Gläser gerichtet hatten, so nahe erblickten. Sie erzählten ihre Entdeckung dem Vater, und der benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein Rohr zusammenzusetzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete er das neue Instrument zu nichts Anderem an, als zur Spielerei und Be- friedigung der Neugier. Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch in demselben Jahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie aufs Weiseste zu nutzen. Er kaufte eine Menge geschliffener Gläser von verschiedener Größe; nach we- nigen Tagen hatte er schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammen- gesetzt werden müßten, um entfernte Gegenstände dem Auge näher zu bringen. Das erste Fernglas der Art vergrößerte nur neun Mal. Nach sechs Tagen reiste er nach Venedig, und setzte hier ein zweites zusammen, welches sechzig Mal vergrößerte, und ehe er noch von hier zurückreiste, brachte er noch ein drittes zu Stande von einer tausendfältigen Vergrößerung. Aber sein Haupt- verdienst bestand in der Anwendung der Erfindung aus die erhabenste aller menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das neuerfuudene Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende von Welten, die bisher dem

15. Grundriß der Geschichte - S. 197

1886 - Breslau : Hirt
Xiy. Zeitalter der Reformation. Viertes Kapitel. 197 Domherrn Nikolaus Kopernikus (f 1543), dessen System Besttigung und Begrndung durch Galilei (f 1642) und Johann Kepler (f 1633) erhielt, welche an die Beobachtungen Tycho de Brahes anknpften, der ein eignes Planetensystem aufstellte. Es war ein schweres Miverstndnis, wenn man meinte, das Kopernikanische System schdige die christliche Wahrheit, so da die Inquisition von Galilei Widerruf erzwingen wollte. Wie Kepler die Wahrheit in der Natur erforschte und dieselbe doch auch in der Schrift ehrte, so wurde auch Isaak Newton, der die wissenschaftliche Begrndung der neuen Ent-deckungen vollendete, durch die Naturwissenschaft nicht von Gott ab-, sondern zu ihm hingefhrt. Eine Folge der Fortschritte der Astronomie war die Verbesserung des Julianischen Kalenders auf Veranlassung des Papstes Gregor Xiii. (1582); weitere naturwissenschaftliche Fortschritte im 16. und 17. Jahrhundert sind bezeichnet durch: Ver-besserung des Fernrohrs (Johnson), Anwendung chemischer Arzneimittel (Theophrastus Paracelsus), Entdeckung des Blutumlaufs, Erfindung des Barometers (Toricelli) und Beobachtung des Erdmagnetismus (Gilbert). Um die Erhaltung und Wiederherstellung des deutschen Volkes in und nach dem groen Kriege haben neben den frstlichen Beamten die Dorfpfarrer das beste Verdienst, und das evangelische Pfarrhaus gab dem deutschen Volke die meisten hervorragenden Gelehrten, Dich-ter, Knstler und Beamte auf lange Zeit hinaus. Wohl macht sich in der Streitpredigt des 17. Jahrhunderts eine unfruchtbare Gelehr-sainkeit auf den Kanzeln breit, aber die Trbsal des Krieges erweckte auch lebendige Zeugen gesunder Frmmigkeit, Zucht und Ehrbarkeit in Johann Arndt (wahres Christentum"), Heinrich Mller (geist-liche Erquickstunden"), Christian Scriver (zufllige Andachten"), Valerius Herberger (Herzpostille") und Johann Habermann (Gebetbuch). Die Reformation pflegte als Schlssel zu tieferer Er-fastung der hl. Schrift und als Grundlage aller hhern Bildung die philologischen Studien. Es blhten die lateinischen Schulen eines Trotzendors in Goldberg, Neanders in Jhlefeld, Sturms in Straburg, Gigas in Schulpforte u. ct., zur Bekmpfung des Pro-testantismus die Jesuiten schulen. Nach dem Vorgange Kursachsens trat man aber auch der Idee der heutigen Volksschule nher. Amos Comenius, Prediger der bhmisch-mhrischen Brdergemeinde, dringt auf Organisation einer Gesamtschule mit naturgemem Unterrichte als Hauptrettungsmittel aus dem Verderben des 30 jhrigen Krieges. In seinem Geiste begrndet nach dem Kriege Herzog Ernst der Fromme durch feinen Schulmethodus" einen wohlgeordneten evangelischen Volks-Unterricht.

16. Theil 3 - S. 134

1839 - Leipzig : Fleischer
134 bewegte. Die übrigen Planeten waren damals noch nicht bekannt. Daß seine Meinung die richtige sey, hat sich im Laufe der Zei- ten durch die unzähligen Beobachtungen bewiesen, die seitdem ange- stellt sind. Auf dem von Copernicus gelegten Grunde baute ein anderer großer Geist weiter fort, Galileo Galilei. Er wurde in Pisa ge- boren, wo sein Vater, ein Edelmann, in sehr mäßigen Vermögensum- ständen lebte. Anfangs sollte der Knabe den Tuchhandel lernen; da er aber große Lust und auch Fähigkeiten zum Studieren zeigte, so gab ihm der Vater nach, und freute sich bald der schönen Fortschritte, die derselbe im Zeichnen, in der Mathematik und in alten Sprachen machte. In den Erholungsstunden machte er mechanische Instrumente, und was er Künstliches sah, suchte er auch nachzuahmen. Auf der Universität in Pisa sollte er Philosophie studieren; aber an dem nichti- gen Streite über unfruchtbare Lehrsätze, die gar keinen Einfluß auf das Leben des Menschen haben, kennte er keinen Geschmack finden; nur das, was ins Leben eingreift, zog ihn unwiderstehlich an. Als er einst, 19 Jahre alt, in der Domkirche in Pisa saß, sah er, wie sich eine an einem Seile von der Decke herabhangende Lampe, die zufällig in Bewegung gesetzt war, ganz regelmäßig hin und her bewegte. Dies brachte ihn auf die Entdeckung der Gesetze des Pendels, der seit der Zeit gebraucht worden ist, um die Zeit abzumessen; denn je kürzer der Faden ist, an dem das Gewicht hangt, desto schneller sind seine Bewegungen, und umgekehrt. Aus diesem Beispiel kann man sehen, wie aufmerksam er auf Alles war, was um ihn herum vorging. Gern hätte er den Vorlesungen eines sehr geschickten Mathematikers in Pisa (Ricci) beigewohnt; da dieser aber nur Hofleute und Pagen unter seinen Zuhörern hatte, so getraute sich der bescheidene Jüngling nicht, ihn darum anzusprechen, sondern stellte sich mit seinem Euklides in der Hand an die halbgeöffnete Stubenthüre, und suchte zu Hause durch Nachdenken das Halbgehörte zu ergänzen. Endlich sprach er den Leh- rer um Unterricht an, wurde willig angenommen, und bald erstaunte jener über die tiefen Kenntnisse, die sich Galilei schon erworben hatte. Seitdem legte sich dieser ganz auf Mathematik. Seine Gelehrsamkeit empfahl ihn dem Großherzog von Florenz, der ihn in seinem Lösten Jahre zum Professor der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher stellte er wichtige Versuche auf dem etwas schief hängenden Thurme dieser Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte, daß die Meinung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des Gro- ßen) darüber falsch sey. So sehr auch dies seinen Ruhm erhöhte, so machte er sich doch auch viele Feinde dadurch, weil Aristoteles damals von allen Professoren und Studenten als untrügliches Orakel verehrt wurde. Mancherlei Verdrießlichkeiten bewogen ihn, nach zwei Jahren

17. Neue Geschichte - S. 116

1859 - Leipzig : Fleischer
116 so ließ man sich doch dadurch nicht irre machen. Denn so lange man keine Fernrohre hatte, konnte man keine großen Beobachtungen am Himmel anstellen. Fast anderthalb Jahrtausend war dieses System in Geltung. Da gelang es einem scharf denkenden, unbefangenen Forscher, Nikolaus Copernicus, das wahre Verhältniß des Sonnensystems zu entdecken. Copernicus wurde 1473 in Thorn geboren, studirte in Krakau Philo- sophie und Medicin, und wurde zum Doctor ernannt. Aber keine Wissen- schaft zog ihn mehr an als die Mathematik und die Astronomie, und da er in Krakau gerade einen vorzüglichen Lehrer lregiomontanus) fand, so studirte er mit solcher Lust und solchem Eifer, daß er bald seinen Lehrer übersah. Nun reiste er nach Italien, studirte eine Zeitlang in Bologna, dann in Rom, und erlangte hier schon großen Ruhm. Man machte ihn hier zum Professor der Mathematik; er blieb aber nur einige Jahre da, weil er Domherr in Frauenburg in Preußen geworden war. Hier in Frauenburg hatte er nun Muße, ganz der Beobachtung der Gestirne obzuliegen, und es ist wirklich recht bewunderungswürdig, mit welchem Scharfsinne der gelehrte Mann, ohne Teleskope, mit nur ganz einfachen Instrumenten die wahre Stellung der Ge- stirne heraus fand, und ihre Bewegungen berechnete. Im Jahre 1530 machte er zuerst den Erfolg seiner genauen Beobachtungen bekannt, und nun strömten viele gelehrte Männer zu ihm, um aus seinem eigenen Munde seine Belehrun- gen zu erhalten. Er starb 1543. Er setzte die Sonne in die Mitte des Planetensystems, und lehrte, daß sich um sie erst Merkur, dann Venus, die Erde mit dem Monde, Mars, Jupiter, Saturn bewegten. Die übrigen Planeten waren damals noch nicht bekannt. Daß seine Meinung die richtige sei, hat sich im Laufe der Zeiten durch die unzäh- ligen Beobachtungen bewiesen, die seitdem angestellt sind. Im 16. Jahrhundert aber lebte ein Mann, der ein neues Sternensystem aufstellte, Tycho de Brahe. Er war 1546 in Schweden geboren, und wurde, da das Gut seines Vaters in Schonen, einer damals dem Könige von Dänemark gehörenden Provinz Schwedens, lag, nach Kopenhagen geschickt, um da Rhetorik und Philosophie zu studiren. Als er 14 Jahre alt war, traf eine Sonnenfiusterniß ein, und zwar zu der Zeit, die von den Astrono- men vorher angekündigt worden war. Das machte solchen Eindruck auf ihn, daß er wünschte, so viel zu lernen, um auch einmal dergleichen Veränderungen vorher berechnen zu können. Er legte sich nun mit großem Eifer auf Ma- thematik und Sternkunde, so schwer es ihm auch gemacht wurde. Denn. als er, 16 Jahre alt, die Universität in Leipzig besuchte, wollte ihm sein Hof-^ meister durchaus nicht erlauben, etwas Anderes als die Rechte zu studiren, und er durfte daher nur verstohlen in seinen astronomischen Büchern lesen, die er immer in der Tasche bei sich trug, und wenn sein Hofmeister schlief, stand er am offenen Fenster mit dem Himmels-Globus in der Hand, und studirte die Sternbilder. Als er noch nicht 20 Jahre alt war, reiste er von

18. Globuskunde zum Schulgebrauche und Selbststudium - S. 3

1879 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 3 — Durchmesser und befindet sich zu Belle tri im Museum des Car- diuals Borgia; der andere, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, wird in dem mathematischen Salon zu Dresden aufbewahrt. Auch Roger Ii. von Sicilien ließ einen silbernen Erdglobus anfertigen, welchen der Araber Edrisi 1154 beschrieb und ihn später den Europäern wieder überlieferte. In Deutschland beschäftigte sich zuerst mit der Verfertigung der Globen Negiomontanns (eigentlich Johann Müller, geboren zu Königsberg [Regiomontium] in Franken 1436, gest. 1476), die dünn von Mehreren in Nürnberg, der schon damals wegen ihrer geschickten Künstler berühmten Stadt, nachgemacht wurden. Die noch jetzt in Nürnberg befindliche Erdkugel des Martin Behaim stammt aus dem Jahre 1492. Im 16. Jahrhundert verfertigte n. A. Gerhard Mercator, ein Flanderer, einen ausgezeichneten Globus für Karl V., und Tycho de Brahe brachte 1583 eine messingene Himmelskugel von 1,8 m Durchmesser zu Stande. Die größte Erdkugel, die sogen. Gottorp'sche Weltkugel, wurde von dein Mechaniker Andreas Busch aus Limburg für Friedrich Iii., Herzog von Holstein, gemacht. Sie wurde 1656 angefangen, aber erst 1664 vollendet. Dieselbe war aus Kupfer gefertigt und hatte 3,3 in im Durchmeffer. Sie wurde in G ol- lery bei Schleswig aufgestellt; auf der äußeren Fläche stellte sie die Erdkugel, auf der iunern die Himmelskugel vor, indem die Gestirne durch kleine Löcher angezeigt waren. In ihrer hohlen Mitte um die Achse war ein Tisch mit Bänken angebracht, woran 12 Per- sonen sitzen und beobachten konnten, wie sich das Himmelsgewölbe in 24 Stunden über sie hinwegbewegte. Dieses Kunstwerk befindet sich seit 1713 in der kaiserlichen Kunstsammlung zu St. Peters- bürg. Einen fast ebenso großen Globus construirte Vincenz Cornelius für Ludwig Xiv. Um die Verbesserung der Globen machte sich besonders verdient Eberhard Weigel, geb. 1625 zu Weida, gest. 1699 als Pro- fesfor zu Jena. Er verfertigte unter anderen kleineren auch einen großen Globus von Kupfer, 3,0 in im Durchmesser haltend, den er Pankosmos (Weltkugel) nannte und dem Könige von Däne- mark, Christian V., überreichte. Ein Uhrwerk setzte ihn in Be- wegnng und man konnte ebenfalls hineingehen. Die erste Werkstätte, wo man wohlfeilere Erd- und Himmels- kugeln bekommen konnte, eröffnete F. Andreä in Nürnberg und seit 1728 Doppelmayer (geb. 1677 zu Nürnberg, gest. daselbst 1750 als Professor der Mathematik), dessen Globen bald weit und breit besucht wurden und auch jetzt noch brauchbar sind; sie haben gewöhnlich 18—36 cm Durchmesser. l*

19. Theil 1 - S. 3

1864 - Langensalza : Greßler
3 man ihn schon vorher feindselig verfolgt hatte, vor die Inquisition gefordert. Hier mußte er im Jahre 1630 auf den Knieen die Wahrheiten, die er von der Bewegung der Erde gelehrt, nachdem man ihn vorher einige- Monate gefangen gehalten, widerrufen. Zwar hatten ihn die Qualen des Gefängnisses sehr entkräftet, aber dennoch soll er mit verbissener Wuth beim Aufstehn auf die Erde gestampft und dabei heimlich die Worte ausgesprochen haben: „und sie bewegt sich doch!" Er wurde hierauf zur Kerkerstrafe verurtheilt, |eüt System, das der Bibel zuwider sei, verdammt, und seine Schrift verboten. Aus Gnade wurde ibm aber die Kerkerstrafe erlassen und man verwies ihn anfangs in den bischöflichen Palast zu Siena und bald darauf in das Kirchspiel Arzebei bei Florenz. Hier beschäftigte er sich, selbst noch als er später blind und taub war, kein Schlaf des Nachts in seine Augen kam und die heftigsten Gliederschmerzen ihn quälten, mit Nachdenken über die Natur, bis er endlich im Jahre 1642 sein leidenreiches Leben endete. — Tycho de Brahe, ein Däne, geboren 1516, der anfangs in Dänemark, fpäter Astronom bei dem Kaiser Rudolph in Prag war und daselbst 1601 starb, suchte zwar das alte System, nach welchem die Erde still stehen und die Sonne sich bewegen sollte, wieder geltend zu machen, allein bald kam man, besonders durch die von Johann Keppler (geboren 1571 im Würtembergischen, gestorben 1630 in Regensburg) aufgestellten Gesetze, auf das ko- pernikanische, als das einzig richtige zurück, und jemehr die Künste und Wissenschaften fortschritten, desto mehr gründete sich die Ueber- zeugung von der Richtigkeit desselben. Es traten mehrere große Astronomen auf, Kartesius (gestorben in Stockholm 1650), New- ton (sprich: Njutt'm, gestorben 1727) und Wilhelm Herschel (geboren 1738 in Hannover); es wurden Sternwarten gebaut, kost- hare Instrumente angeschafft, und so erhielt man denn nach und nach die gegenwärtige Ansicht von dem Weltgebäude. Nach dieser Ansicht steht die Sonne fest, d. h. sie bewegt sich nicht um andere Körper, sondern nur um ihre eigene Axe; um sie herum aber bewegen sich hie Erde und die bis jetzt entdeckteil Planeten mit ihren Monden, sowie die Kometen, und zwar nicht in ganz kreisrunden, sondern in mehr länglichrunden Bah- nen. — Der berühmte Astronom Mädler zu Dorpat glaubt jetzt die längst gesuchte Centralsonne, die Sonne der Sonnen oder den feststehenden Punkt im Weltgebäude entdeckt zu haben, um den sich rnrsere Sonne mit ihrein Planetensysteme gleich allen übrigen uns sichtbaren, den Fixsternen, bewegt. Diese M i t t e l s o n n e soll der S t e r n A l c y o n im S i e b e n g e st i r n sein, der 34,000,Ooo Sonnenweiten von uns entfernt ist, ein Raum, welchen der Lichtstrahl erst in 537 Jahren zu durcheilen i*

20. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 11

1870 - Halle : Schwetschke
Mond, Erde und Sonne. u zufällige Entdeckungen, wie das Auftreten großer Geister sich in einen kurzen Zeitraum zusammendrängen, so sehen wir diese Erscheinung aus die auf- fallendste Weise in dem ersten Decennium des 17. Jahrhunderts wiederholt. Tycho, der Gründer der neuern messenden Astronomie, Kepler, Galilei und Bacon von Verulam, sind Zeitgenossen. Alle, außer Tycho, haben in reifen Jahren noch die Arbeiten von Descartes und Fermat erlebt. So verbreitete sich das Wissen über" die wichtigsten Gegenstände der Erscheinungs- welt in den himmlischen Räumen, wie über die Art, durch Erfindung neuer Organe, diese Gegenstände zu erfassen, in dem kurzen Zeitraume der ersten 10 bis 12 Jahre eines mit Galilei und Kepler anbrechenden, mit Newton und Leibnitz endenden Jahrhunderts. Die zufällige Erfindung der raumdurchdringenden Kraft der Fernröhre wurde zuerst in Holland, wahrscheinlich schon in den letzten Monaten des Jahres 1608 bekannt. Als die Nachricht von der in Holland gemachten Erfindung des telescopischen Sehens im Mai 1609 sich nach Venedig ver- breitete, wo Galilei zufällig anwesend war, errieth dieser das Wesentliche der Construction eines Fernrohrs und brachte sogleich das seinige in Padua zu Stande. Er richtete dasselbe zuerst auf die Gebirgslandschaften des Mondes, er durchforschte die Gruppe der Plejaden, die Milchstraße und die Stern- gruppe im Kopf des Orion. Dann folgten schnell hintereinander die großen Entdeckungen der vier Trabanten des Jupiter, der zwei Handhaben des Saturn (seine undeutlich gesehene, nicht erkannte Ringumgebung), der Sonnenslecken und der sichelförmigen Gestalt der Venus. Die Bekanntschaft mit dem Satelliten-System des Jupiter und die mit den Phasen der Venus haben den wesentlichsten Einfluß aus die Befestigung und Verbreitung des Copernicanischen Systems gehabt. Auf die Entdeckung der Nebenplaneten des Jupiter folgte bald die Beobachtung der sogenannten Dreigestaltung des Saturn. Schon im November 1610 meldete Galilei dem Kepler, daß „der Saturn aus drei Sternen bestehe, die sich gegenseitig berühren Die vielen dem Auge sichtbaren Kometen von 1577 an bis zu der Erscheinung des Halley'schen Kometen 1607 (acht an der Zahl) regte zu Speculationen über die Entstehung dieser Weltkörper an. (Nach dem „Kosmos v. Humboldt". Cotta'sche Ausgabe, zweiter Band, S. 350 ff.) §. 8. Mond, Erde und Sonne. 1. Der Mond ist für uns der nächste von allen Himmelskörpern, deshalb erscheint er uns größer als irgend ein Stern. Seine Entfernung von der Erde beträgt 50,000 Meilen. 2. Der Mond bewegt sich in 27 Tagen 7 Stunden 43 Minuten von Westen nach Osten um die Erde und in umgekehrter Ordnung um sich selbst. Bei seiner Bewegung um die Erde bleibt er aber nicht in gleicher Entfernung zu den übrigen Sternen, sondern bleibt hinter ihnen nach Osten zu zurück. Er bewegt sich scheinbar langsamer um die Erde, so daß wenn die Sterne 29 mal um die Erde gelaufen sind, er erst 28 mal diesen Weg gemacht hat. Nach dieser Zeit steht er wieder bei denselben Sternen; man nennt diese Zeit einen siderischen Monat. In dieselbe Stellung zur Sonne ist er aber in dieser Zeit noch