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1. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1887 - Leipzig : Teubner
Kurverein zu Reuse 1338. Ludwig abgesetzt 1346. 193 lichster Verbindung wie in den Tagen ihrer Jugend; sie aßen an einem Tische und schliefen auf einem Lager. Während Ludwig einen Kriegszug außerhalb der Grenzen Bayerns machen mußte, vertraute er seinem einstigen Feinde die Verwaltung Bayerns an. Friedrich führte wohl den Titel eines römischen Königs fort; aber an der Reichsregierung hatte er geringen Teil. Er starb im I. 1330. .. Leopold von Östreich war schon 1326 gestorben; aber der Papst Johann und nach ihm Benedict Xii. setzten ihre «V r Feindseligkeiten gegen den deutschen Kaiser fort. Ludwig sollte bloß um den Preis der Thronentsagung vom Banne befreit werden. Die Päpste wohnten damals in Avignon in Frankreich und waren ganz in den Händen des französischen Königs, der ein Interesse darin fand, Deutschland zu verwirren und zu schwächen. Als alle Versöhuungs-verfuche Ludwigs vergeblich waren, erklärten im I. 1338,^ die deutschen Kurfürsten auf dem ersten Kurverein zu Reuse am Rhein oberhalb Koblenz, daß der Papst sich in die deutsche Königswahl nicht zu mischen habe; sobald die Kurfürsten einstimmig ober der größte Teil einen König gewählt hätten, so fei dieser König und bedürfe der päpstlichen Bestätigung nicht. Die Kurfürsten waren durch diesen Beschluß König mit mächtiger Hilfe zur Seite getreten; aber das gute Einverständnis zwischen König und Fürsten währte nicht lange. Ludwig verletzte die Fürsten durch eine allzugroße Ländersucht. Nach dem Aussterben des askanischen Hauses gab er die Markgrafschaft Brandenburg an feinen Sohn Ludwig. Die Gräfin Margaretha von Tyrol, welche /■ ^ von einem ihrer Schlosser den Beinamen Maultafch hatte, schied er eigenmächtig von ihrem Gemahl, Johann von Böhmen, und vermählte sie mit seinem ebengenannten Sohne Ludwig. Auch die Grafschaften Holland, Seeland, Friesland 8- ^ und Hennegau zog er als erledigte Reichslehen ein und belehnte damit feine Gemahlin, die eine Tochter des letzten Grafen von Holland war. So kam es, daß im I. 1346 fünf Kurfürsten sich von dem Papste Clemens Vi. bestimmen ©toll Erzählungen. Iii. 1z

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1892 - München [u.a.] : Franz
108 Der Kurverein zu Reuse. — Ludwigs Ländererwerbungen :c. Der Kurverein zu Ziense 1338. Nach Ludwigs Abzug aus Jtalieu unterwarf sich Nikolaus V.7 der sich nicht mehr halten konnte, bald dem Papste zu Avignon. Der Streit des Kaisers mit dem Papsttum dauerte auch nach dem Tode Johanns Xxii. fort, obwohl Ludwig eine Aussöhnung mit der Kirche anstrebte und der neue Papst (Benedikt Xii.) dieselbe gerne vollzogen hätte. Aber der französische König, der sich immer noch Hoffnung auf die deutsche Krone machte, hintertrieb die Versöhnung. Deshalb traten die Kurfürsten am Königsstuhl zu Reuse (oberh. Koblenz) 1338 zusammen und erklärten, wer von der Mehr-zahl der Kurfürsten gewählt worden, sei mich ohne Bestätigung von feite des Papstes befugt, den Königstitel zu führen und die königlichen wie kaiserlichen Rechte auszuüben. Ludwigs Läudererweröungen und Verfeindung mit den Luxemburgern. Die Eintracht zwischen Ludwig und den Kurfürsten wurde gestört, zum Teil durch die unfreundliche Stellung, in welche er zum luxemburgischen Haus geraten war. Durch dessen Partei war Ludwig einst gewählt worden. Der Sohn seines Vorgängers, der Böhmenkönig Johann, war sein vornehmster Bundesgenosse im Thronstreit mit den Habsburgeru gewesen, aber bald nach der Schlacht von Ampsing erkaltete dessen Freundschaft für Ludwig. Es war nämlich um jene Zeit das kurfürstliche Haus in Brandenburg ausgestorben. Johann von Böhmen hatte sich auf dieses Land Hoffnung gemacht; Ludwig verlieh jedoch Brandenburg seinem Brandenburg eigenen gleichnamigen Sohne 1324. In dieser Politik, die Macht-1324. ' stellnng seines Hauses im Reiche zu heben, fuhr Ludwig fort und zerfiel deshalb mit den Kurfürsten. Daß er 1341 Niederbayern, wo die Linie feiner Verwandten erloschen war, mit Oberbayern wieder vereinigte, konnte ihm niemand verargen : aber die Art, wie er 1342 Tirol 1342. Tirol erwarb, indem er die Ehe der Erbin dieses Landes schied und die letztere mit feinem ältesten Sohne vermählte, gab einerseits dem Papste neuen Grund zur Beschwerde, entfremdete andrerseits die Kurfürsten dem Kaiser noch mehr. Nachdem Ludwig (1345) auch noch Hol-Holland 1345 land, Seeland und Friesland als erledigte Reichslehen seiner Gemahlin, der Schwester des letzten Grafen von Holland, zugewandt hatte, traten fünf Kurfürsten 1346 zu Reuse zusammen, erklärten Ludwig für abgefetzt und wählten gegen ihn den Sohn des Böhmenkönigs Johann, den Markgrafen Karl van Mähren, zum deutschen König

2. Lehrbuch der mittleren Geschichte - S. 164

1882 - Berlin : Habel
164 Ludwig war nicht abgeneigt, sich mit dem Papste auszusöhnen, ja er war sogar bereit, sich Demütigungen zu unterwerfen und auf die Krone zu Gunsten eines Verwandten zu verzichten, aber dazu kam es nicht, da der Papst aus Philipps Vi. von Frankreich Betrieb die Abtretung Burgunds verlangte. Diese Anmaßung hatte endlich eine bedeutende Rückwirkung zu Gunsten des Kaisers zur Folge. Nachdem derselbe durch Ablegung eines Glaubensbekenntnisses sich von dem Vorwurfe der Ketzerei gereinigt hatte, traten die Kurfürsten auf Betrieb 1338 des Erzbischofs von Mainz im Kurverein zu Reuse 1338 zusammen und erklärten einstimmig, daß jeder rechtmäßig gewählte König seine Gewalt von Gott allein habe, eine Genehmigung von Seiten des Papstes zur Ausübung seiner herkömmlichen Rechte sei nicht nötig. Hierzu fügte Ludwig in einem Manifeste die Erklärung, daß auch der kaiserliche Name unabhängig vom Papste sei. Der Reichsbeschluß zu Reuse hat hauptsächlich mit dazu beigetragen, daß die Regierung Ludwigs Iv. die letzte war, welche durch heftige Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum erschüttert ward. c) Ludwigs Hauspolitik und Tod. Ludwig würde sich jetzt auch besser in Ansehen gehalten haben, hätte er nicht das Bestreben gezeigt, seine Hausmacht übermäßig zu vergrößern. So belehnte er nach dem Aussterben der Assanier (1320) seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg, ohne die Rechte der nächsten Verwandten zu achten. Dadurch daß er die Ehe der Margarethe Maultasch, Erbin von Tirol, mit einem Sohne Johanns von Böhmen eigenmächtig löste und dieselbe seinem Sohne Ludwig von Brandenburg vermählte, brachte er Tirol an sein Haus. Durch seine Gemahlin, die Schwester des Grafen Wilhelm von Holland, welcher gegen die Friesen fiel, erwarb er Holland, Seeland, Fries land und Henne-gau. Dieses bedrohliche Anwachsen der bairischen Macht machte die Fürsten besorgt. Wegen seines Eingreifens in geistliche Rechte bei Auslösung der Ehe der Margarethe von Tirol von Papst Clemens Vi. abermals in den Bann gethan, verlor Ludwig den Boden vollends unter seinen Füßen, als jener es dahin 1346 brachte, daß er als ketzerischer Kaiser abgesetzt und 1346 Markgraf Karl von Mähren, Sohn des (1346 in der Schlacht bei Crecy gefallenen) Königs Johann von Böhmen, von fünf Kurfürsten unter erniedrigenden Bedingungen zum Gegenkönig erwählt ward. Treu blieben ihm nur die Fürsten des bairischen Hauses (Pfalz, Brandenburg it. f. w.) und besonders auch die Mehrzahl der Städte, so daß er sich bis zu seinem Tode zu halten vermochte, ja wohl gar über seinen Gegner den Sieg

3. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 157

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 157 — Seitdem bemühte sich der Kaiser wiederholt um eine Aussöhnung mit dem Papste; aber weder Johann Xxii., noch seine Nachfolger stellten annehmbare Bedingungen. Da der Abschluß eines Friedens durch den König Philipp Vi. von Frankreich verhütet wurde, so schloß Ludwig mit Eduard Iii. von England ein Bündnis, um ihn in dem großen Englisch-Französischen Erbfolgekriege zu unterstützen. Zugleich drängte eine große nationale Bewegung zum Kampfe mit Frankreich. Die deutschen Kurfürsten selbst traten für den Kaiser ein. In dem Kurverein zu Reuse 1338 erklärten sie gegenüber den 1338 Forderungen der Päpste, daß der von der Mehrheit der Kurfürsten erwählte König der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe. Die kriegerische Begeisterung nutzte Ludwig nicht aus. Als die Franzosen (1340) bei Sluys von den Engländern zur See besiegt waren, bat er Philipp Vi., ihm den Frieden mit dem Papste zu vermitteln. Dadurch büßte er viel von seiner Volksbeliebtheit ein. Auch die Kurfürsten entfremdete er sich durch sein Bestreben, seine Hausmacht, die schon durch Niederbayern verstärkt war, immer mehr auszudehnen. Johann von Böhmen machte er sich zum Feinde, als er beim Regierungsantritt der Margarete Maultasche Kärnten den Habsburgern gab und schließlich auf ihren Wunfch ihre Ehe mit Johann Heinrich, dem Sohne Johanns, schied. Margarete heiratete hierauf des Kaifers Sohn Ludwig von Brandenburg und verschaffte so den Wittelsbachern auch Tirol. Durch die Ehescheidung hatte er in die Rechte der Kirche eingegriffen, und der Papst (Clemens Vi.) tat ihn aufs neue in den Bann. Absetzung Ludwigs. Als der Kaiser nach dem Tode seines Schwagers noch die Grafschaften Holland, Seeland, Hennegau und Friesland als erledigte Reichslehen einzog, erklärten fünf Kurfürsten ihn sür abgesetzt und erwählten den ältesten Sohn Johanns (des Blinden) Karl zum Könige. 1346 Erst nach der Schlacht bei Crecy, in der Karl auf seiten der Fran- 1346 zosen mitgesochten und sein erblindeter Vater gefallen war, wnrde er zu Bonn gekrönt. Cöln und Aachen blieben aber wie die meisten Städte dem Kaiser treu, und Karls Macht war gering, bis Ludwig i. I. 1347 auf 1347 einer Bärenjagd in der Nähe von München starb?) B. Das Deutsche Reich unter den Luxemburgern. 1347—1487. 1. Karl Iv. 1347—1378. l347_ Karl Iv., erzogen ant französischen Hofe, war ein sprachenkunbiger1378 und gelehrter Fürst. Die wittelsbachische Partei stellte ihm in Günther 1) Schloß in Tirol an der oberen Etsch, südöstlich von Meran. 2) Er ist in der Franenkirche zu München beigesetzt.

4. Das Mittelalter - S. 125

1891 - Berlin : Grote
Tie fortschreitende Auflösung des deutschen Reichs k. 125 in die Hand. Am 15. Juli 1338 verbanden sich die Kurfürsten (außer Johann von Böhmen) in Oberlahnstein eidlich zur Aufrechterhaltung der Ehren und Rechte des Reicks gegen jedermann; am folgenden Tage erklärten sie unter Teilnahme anderer geistlicher und weltlicher Fürsten zu Reuse feierlich als Recht und bewährte Ge-^Aur-^ wohnheit des Reichs, daß dem dnrch die Kurfürsten rechtmäßig Ge- Rense. wählten der Titel eines Königs und die königliche und kaiserliche Regierung zustünden — sog. Kurverein zu Rense — wonach es nur zur Erlangung des Kaisertitels päpstlicher Mitwirkung bedurfte — und versuchten so die Konstituierung eines national-deutschen Königtums, das sich jeder Einwirkung der Kurie und des Auslandes entzog. Litterarisch vertrat diese Richtung namentlich der Würzburger Domherr 161 Lupold vonbebenbnrg in dem Werk de j uribus imperii et regni, das zuerst zwischen Kaisertum und Königtum scharf schied, indem er letzteres nicht mit der Kirche von dem römischen Imperium, sondern von Karl dem Großen herleitete und als deutsch-national erwies, während das Kaisertum zwar römischen Ursprungs, aber nicht von dem Papste, sondern von dem römischen Volke zu vergeben sei. 6. Aber Ludwig selbst lähmte die nationale Bewegung. Während 162 er in Avignon um Frieden warb, entfremdete er die Fürsten durch ß“bt^i0ä sein Hausmachtsstreben. 1324 hatte er Brandenburg seinem Sohne Ludwig gegeben, 1340 erwarb er gegen das Erbrecht der Pfälzer Niederbayern und 1342 durch eigenmächtige Scheidung Margarete Maultaschs, der Tochter und Erbin Heinrichs von Kärnten (§§ 153, 158), von Johann Heinrich, dem Sohn Johanns von Böhmen, und ihre Vermählung mit seinem Sohn Ludwig Tirol; sogar Eduard Iii. entfremdete er, indem er für seine Gemahlin Holland als Erbe in Besitz nahm. So erhielten Papst Clemens Vi. und Frankreich freie Hand gegen ihn. 1346 bannte und entsetzte ihn ersterer von neuem; die drei geistlichen Kurfürsten mit Böhmen und Pfalz erhoben den ältesten Sohn Johanns von Böhmen, Karl, zum König. Als „Pfasfenkönig" verspottet und nicht unterstützt, entwich dieser nach Frankreich, wo er bei Crech (§ 149) mitfocht. Erst der plötzliche Tod Ludwigs (November) 1347 bot ihm die Möglichkeit die Krone zu gewinnen. 7. Karl Iv. (1346 — 78), in Frankreich und Italien gelehrt 163 erzogen, ein Freund von Wissenschaft und Kunst (Beziehungen zu Petrarca und Boccaccio — feine Selbstbiographie bis 1346) hat sich 1378-zwar im Gegensatz zu seiner Vorliebe für Böhmen, das ihm einen

5. Deutsche Geschichte - S. 129

1881 - Straßburg : Schultz
Ludwig der Baier. 129 im Kurverein zu Reuse (1838)* zusammen und erklrten, da 1338 die Gltigkeit der deutschen Knigswahl keineswegs von der Besttigung des Papstes abhngig sei. Auch ein groer Teil der Geistlichkeit und selbst eine Partei unter den Franziscanern stand auf Ludwigs Seite; vor allem aber sprachen sich die Städte fr Ludwig aus. Jetzt hatte Ludwig das ganze deutsche Volk hinter sich; auch dachte er daran, in Verbindung mit Eduard Iii von England den König von Frankreich zur Nachgiebigkeit zu zwingen; allein bald verfiel er wieder in seine frhere Unentschlossenheit und verlor so den gnstigen Augenblick. Gleichzeitig erbitterte er durch rcksichts-lose Erweiterung seiner Hausmacht die deutschen Fürsten. So ber-heiratete er z. B. seinen Sohn, den Kurfrsten von Brandenburg, mit der Margaretha Maultasch, der reichen Erbin von Tirol, die sich von ihrem ersten Gemahl, einem Sohn Johanns von Bhmen, eigen-mchtig geschieden hatte. Diese und andere Eigenmchtigkeiten machten endlich die Mehrzahl der Kurfrsten den Ermahnungen des Papstes zugnglich. Sie setzten auf einem zweiten Kurtage zu Reuse (1346) 1346 den König Ludwig ab und whlten statt seiner Karl von Bhmen, den Sohn Johanns. Nichtsdestoweniger behauptete sich Ludwig mit Hilfe der Städte. Johann und Karl gingen nach Frankreich, um sich dort Hilfe zu verschassen, wo der blinde Johann in der berhmten Schlacht bei Crecy (1346) gefallen ist. Bald darauf starb auch 1345 Ludwig an einem Schlagflusse auf der Jagd (1347). Ohne ein kraftiger Herrscher zu sein, hat Ludwig doch fr die Geschichte Deutsch-lands keine geringe Bedeutung; denn da er besonders auf die Hilfe der Städte angewiesen war, so hat er diese durch Vergnstigungen, wie kein Kaiser vor und nach ihm, gehoben. Auch hat der lange Streit mit dem Papste, in welchem Bann und Interdikt der Deutsch-land ausgesprochen war, nicht wenig dazu beigetragen, die Furcht vor diesen Strafen und schlielich das Ansehen des Papstes in Deutschland zu vermindern. 6. Karl Iv (13471378). 1347. Auch nach Ludwigs Tode erkannte die Familie der Wittels-bach er die in Baiern, der Pfalz, in Brandenburg und in Tirol end-lich auch m der Grafschaft Holland herrschte, Karl Iv nicht an Sie stellten vielmehr in der Person des Grafen Gnther von Schwarz-brg emen Gegenknig auf. Dagegen wute Karl Iv durch Auf-stelhmg eines Kronprtendenten in der Mark Brandenburg, des falschen -S"' d>e Macht der Wittelsbacher in diesem Lande auf das b-d-nlichste Zu erschttern. Endlich einigte man sich dahin, da die Wt-l-bacher Gunther aufgaben. Karl Iv Waldemar fallen lie. Salb darauf starb Gnther, wahrscheinlich an Gift (1348). X348 * Ein Dorf nicht weit von Coblenz. Deutsche Geschichte.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 256

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
256 Deutschland und Italien sinken. Papst als einen Ketzer ab und einen Minoriten als Nikolaus V. ein. Allein die italienische Freundschaft war bald zu Ende; Ludwig brauchte Geld und die Italiener bezahlten nicht gerne. Daher raubten die deut- schen Soldaten, die Römer rebellierten, der Kaiser mußte weichen, und als ihn auch die Lombarden verließen, indem sich Guelfen und Ghibellinen mit einander versöhnten, kehrte Ludwig rühmlos nach Deutschland zurück. Sein Papst that Kirchenbuße und erhielt in Avignon ein anständiges Auskommen. Als der Kaiser Italien verloren hatte, suchte er die Aussöhnung mit dem Papste und wollte ihm auch die Minoriten opfern, die sich gegen die päpstlichen Ansprüche auf Reichsverweserei u. s. w. ausgesprochen hatten. Doch Johann Xxii. wies alle Anträge ab; er starb 1334 und hinterließ (nach einer wohl übertriebenen Angabe) 17 Millionen Gold- stücke und dazu noch Kostbarkeiten im Wertste von 7 Millionen; so wacker hatte er sein oberstes Absolutionsrecht, das Dispensationsrecht und die Besteuerung der Geistlichkeit zum Zwecke eines Kreuzzuges zu benutzen verstanden. Sein Nachfolger Benedikt Xu. hätte den Kaiser, der flehent- lich um Absolution bat, gerne absolviert, allein der König von Frank- reich erlaubte es nicht, denn es war ihm viel daran gelegen, daß Deutschland sich entzweie. Der Kurtag zu Reuse (1338). Da wurde es aber selbst den deutschen Fürsten zu bunt; als Lud- wig 1338 auf dem Reichstage zu Frankfurt weinend das Glaubensbe- kenntniß gesprochen hatte, erkannten sie alle Prozeduren des Papstes Johann Xxii. und Benedikts Xii. für null und nichtig, und alle Kur- fürsten mit Ausnahme des Königs von Böhmen erklärten auf dem Kur- tage zu Reuse (bei Boppard), daß der von ihnen rechtmäßig gewählte König der päpstlichen Bestätigung gar nicht bedürfe und ihm die Reichs- verwaltung von Rechts und Gewohnheit wegen zustehe. Der Scgcnkönig Kart Iv. (1346). Ludwig wollte 1339 noch einmal nach Italien ziehen, aber Johann Heinrich von Tyrol sperrte ihm die Pässe; denn bereits hatte das Glück des Kaisers in der Vergrößerung seiner Hausmacht die Fürsten gegen ihn aufgebracht, und als er 1342 gegen göttliches und menschliches Recht die Margaretha Maultasch von Johann Heinrich schied und seinem eigenen Sohne vermählte, 1343 Holland, Seeland, Friesland und Utrecht an sein Haus brachte, erbitterte er sie so, daß es dem Papste Klemens Vi., der alle Maßregeln Johanns Xxii. erneuerte, gelang, die Mehrzahl der Kurfürsten zur Wahl eines Gegenkönigs zu bewegen. Sie versammelten sich in Reuse 1346 und erwählten den Sohn des Königs Johann von

7. Deutsche Geschichte - S. 53

1888 - Heidelberg : Winter
Der Kurverein zu Reuse. Karl Iv. 53 zusammen (1338) und stellten den Grundsatz auf, daß der rechtmäßig gewühlte deutsche König die Macht eines römischen Kaisers auch ohne päpstliche Bestätigung solle ausüben können. Damit war die Einmischung des Papstes in die deutsche Königswahl ein- für allemal abgewiesen. c. Innere Entwicklung der Städte. Mit Plan und Klugheit sorgte jedoch Ludwig sowohl für die Ruhe und Ordnung im Reiche als für das Gedeihen des Bürgerstandes. Bisher lag in den Städten die Regierung in den Händen der Patrizier (§ 85). Schon manchmal hatten die Zünfte der Handwerker versucht, Anteil am Stadtregiment zu gewinnen, aber es war ihnen nicht gelungen. Jetzt entschied Ludwig, daß auch die Zünfte Anteil am Stadtregiment haben sollten. Von dieser Zeit an nahmen die Städte einen ungeheuren Aufschwung, so daß sie im 14. und 15. Jahrhundert Mittelpunkte des geistigen Lebens in Deutschland wurden. d. Mehrung der wittelsbachifchen Hausmacht. Ludwig war auch auf die Mehrung seiner Hausmacht bedacht. Er belehnte seinen ältesten Sohn Ludwig mit der 1320 erledigten Mark Brandenburg, erwarb durch seine zweite Gemahlin die Grafschaft Holland, Seeland, Friesland, Hennegau und verschaffte seinem Sohne Ludwig dem Brandenburger durch dessen Verheiratung mit Margaretha Maultafch die Grafschaft Tyrol. Aber in dem Anwachsen der wittelsbachifchen Hausmacht sahen die Reichssürsten eine Bedrohung ihrer eigenen Stellung. Als nun der Papst die Kurfürsten aufs neue aufforderte, einen Gegenkönig aufzustellen, erkor die Mehrzahl derselben Karl von Mähren, den Sohn Johanns von Böhmen, zum König 1346. Mit Glück kämpfte Ludwig eine Zeitlang um seine Krone. Da machte ein Schlaganfall seinem Leben ein schnelles Ende. Knp. 3. Kaiser aus beut luxemburgischen Hause 1346—1437. § 91. Karl Iv. 1346 —1378. Karl gelangte erst zu allgemeiner Anerkennung, nachdem er einen Gegenkönig, Günther von Schwarzburg, welchen die wittelsbachische Partei aufgestellt hatte, zum Verzicht auf die Krone gebracht und sich mit den Wittelsbachern ausgesöhnt hatte. Er war vor allem daraus bedacht, sein Erbland Böhmen blühend, reich und mächtig zu machen. Daher förderte er den Anbau des Landes und unterstützte das bürgerliche Handwerk; auch gründete er in Prag 1348 eine Universität, die erste in Deutschland. Da er sehr sparsam war, so hatte er immer Geld, was ihm die Ausführung feiner Plane, welche besonders die Vergrößerung feiner Hausmacht bezweckten, sehr erleichterte. So brachte er nach und nach die Oberpfalz, die Ober - und Nieder-Lausitz, Brandenburg und Schlesien an sein Haus, so daß seine Erbländer von der Grenze Pommerns bis zur Donau reichten. Hut das übrige Deutschland kümmerte er sich wenig. Die Rechte, welche sich die Kurfürsten bisher angeeignet und gewohnheitsmäßig ausgeübt hatten, bestätigte er durch ein Gesetz, die goldene Dulle 1356. Darnach stand die Königswahl den oben (§ 84) genannten Reichsfürsten jetzt gesetzlich zu. Außerdem erhielten die Kurfürsten in ihren Ländern (Territorien) die höchste Gerichtsbarkeit und eine Reihe anderer wichtiger Vorrechte, welche

8. Geschichte des Mittelalters - S. 33

1891 - Münster i.W. : Aschendorff
2) Niederlage Leopolds im Engpässe Morgarten durch die Schweizer. 1322 3) Ludwigs Sieg bei Mühldorf (auf der Ampfinger Heide) über Friedrich. Hülfe des Burggrafen Friedrich von Nürnberg. — Gefangenschaft Friedrichs auf dem Schlosse Trausnitz. 4) Fortsetzung des Kampfes zwischen Ludwig u. Leopold. 1325 5) Aussöhnung Wischen Ludwig und Friedrich. 1330 6) Friedrichs Tod auf dem Schlosse Gnttenstein. 2. Ludwigs Streit mit dem Papste. 1) Feindschaft zwischen Ludwig und Johann Xxii. wegen des Anspruches des Papstes aus die Reichsverwaltung in Italien. i 394 2) Verhänannq des Bannes über Ludwig und des Inter- diktes über Deutschland. 3) Verderblicher Einfluß der französischen Könige auf die -1377 Päpste während der babylonischen Gefangenschaft der Päpste in Avignon. 1327 4) Ludwigs Zug nach Italien. — Erwerbung der lom- bardischen Krone in Mailand und der Kaiserkrone in Rom. 1338 '> Kurverein zu Reuse. 1) Wunsch der deutschen Fürsten, sich und das Reich von den Aussprüchen des vom französischen Könige beeinflußten Papstes unabhängig zu machen. 1338 2) Versammlung der Kurfürsten (außer Böhmen) auf dem Königsstuhle bei fiense (unweit Koblenz). Derjenige Fürsy dcr 5uvdi die Mehrheit der Kurfürsten zum Reichsoberhaupte gewählt ist/ hat hierdurch das volle Recht auf den Königsthron, ohne daß es dazu der Bestätigung des Papstes bedarf. 3) Reichsversammlung ;u Frankfurt. Der von der Mehr-heit der Kurfürsten Gewählte darf auch den Kaifertitel führen. 4. Bemühungen Ludwigs um die Vergrößerung seiner Hausmacht. 1324 1) Zeichnung seines Sohnes Ludwig mit der Mark Bran- denburg nach dem Aussterben des aslanischen Hauses. 1342 2) versuch der Erwerbung Tirols dnrch ungesetzliche Auflösung der Ehe der Margaretha Maultasch und ihre Vermählung mit seinem Sohne Ludwig. 1345 3) Einziehung der Grafschaften Holland, Seeland, Friesland und Hennegan als erledigter Reichslehen. 1346 4) Absetzung Lndwigs und Mahl des Markgrafen

9. Grundriß der Weltgeschichte - S. 137

1885 - Nürnberg : Korn
3. Periode, 1273—1517. I. Deutschland. 137 Herzog Friedrich der Schöne von Österreich (1314 bis 1330), ein Sohn Albrechts I., von der Habsburger-päpstlichen Partei znm König gewählt. Acht Jahre lang befehdeten sich die beiden Parteien. Besonders unversöhnlich zeigte sich Friedrichs Bruder, Herzog Leopold, derselbe, den die Schweizer am Morgarten besiegten (§ 68, 3). Friedrich der Schöne 1332 wurde von Ludwig dem Bayer bei Ampfing und Mühldorf n- Chr. (1322) geschlagen und als Gefangener ans die Bnrg Transnitz gebracht, aber später gegen das Versprechen freigelassen, daß die Mühldorf Feindseligkeiten aufhören sollten. Da jedoch Leopold sich nicht znm Frieden bestimmen ließ, stellte sich Friedrich in München fernem Gegner wieder. Gerührt durch solche Treue, nahm ihn Ludwig zu seinem Mitregenten an. Friedrich starb im Jahre 1330. Von den Ghibellinen nach Italien gerufen, empfing Ludwig aus den Händen des römischen Volks die Kaiserkrone (1329 >* aber bte Wankelmütigkeit der Römer nötigte ihn zur Heimkehr' schort vorher hatte Papst Johann Xxii. von Avignon aus tüo die Papste 70 x$ahre lang (1309—1378) residierten und ganz unter französischem Einflüsse standen, den Kaiser mit dem Laune und sein Reich mit dem Interdikt belegt. Doch hielten % sll ?seu öum Kaiser; auf dem Kurverein zu Reuse n Chr ^erhall, Koblenz bestimmten sie (1338): ein durch die Mehr-Kurzem zahl der Kurfürsten gewählter König bedürfe zur Ausübung Z" Reuse, semer Rechte nicht erst der päpstlichen Bestätigung. Durch seine Lauderlucht verfeindete sich Ludwig b. 8. mit den Kurfürsten, Lr belehnte nämlich nach dem Aussterben des askanischen Hauses 2) seinen Sohn Ludwig mit der Mark Branden burg <1324) und veychaffte demselbeu auch Tirol durch dessen Vermahlung mit der Gräfin von Tirol Margareta (Manltasch) deren erste Ehe der Kaiser für ungültig erklärte (1342). Seine eigene Gemahlin Margareta von Holland belehnte Ludwig der Bayer nach dem Tode ihres Bruders mit den Grafschaften und Seeland (1346). Wegen dieser willkürlichen Handlungen erklärten auf Betreiben des Papstes fünf Kurfürsten den Kaiser für abgesetzt und wählten den Mark-Karl eiueu Sohn des Bohmenkonigs Joham, und Enkel Kaner Heinrichs Vii., zum König (1346); diesem stellte jedoch (ifö Ludwig d. B. Im folgenden Jahre starb (1347), die entgegen6 Günther von Schwarzburg «„/ Karl It (1347-1378) aus dem Hause Böhmen- S? rnof1?1 erf mä> «bcm Tode des Gegenkönigs Gün-h V 1349) allgemein anerkannt. Staatsklug, gelehrt und

10. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1901 - München [u.a.] : Franz
Ludwigs des Bayern Römerzug. — Der Kurverein zu Reuse. 95 Int er bist1) verhängte. Aber biefe Maßregel blieb vielfach wirkungslos, hauptsächlich auch beshalb, weil die Franziskaner auf die Seite Ludwigs traten, Bann und Jnterbikt für unrechtmäßig erklärten und fortfuhren, Messe zu lesen, zu prebigen und Sakramente zu fpenben. Ludwigs des Bayern Römerzug. Als Johann Xxii. Versuche machte, die deutsche Krone dem französischen König zu verschaffen, söhnte fichlnbwig mit feinem Gefangenen Friedrich (1325) aus, und als auch dessen ehrgeiziger Bruder Leopold (1326) gestorben war, folgte Ludwig den immer dringenderen Einladuugen der Ghibellinen und zog nach Italien. In Rom mit Jubel aufgenommen, erhielt er 1328 von bett Vertretern des römischen Volkes, an deren Spitze das Oberhaupt der ghibellinisch gesinnten Familie Colonna stand, die Kaiserkrone, ließ Ludwigs Johann Xxii. für abgefetzt erklären und einen Franziskaner-Kaiserkröuuug mönch zum Gegenpapst wählen. ^'-8. Auf dem Rückweg ans Italien verglich sich Ludwig mit bett Söhnen feines Bruders Rudolf, indem er ihnen im Hausvertrag Der Hausver-von Pavia 1329 die rheinische Pfalz (mit Heidelberg) und trst9 von den um Arnberg gelegenen bayerischen Nordgan abtrat. Für den Pavia 1329. letzteren wurde jetzt allmählich die Bezeichnung Oberpfalz üblich. Der Knrverein zu Renle 1338. Nach Ludwigs Abzug aus Italien unterwarf sich der von Ludwig eingesetzte Gegenpapst, der sich nicht mehr halten konnte, bald dem Papste zu Avignon. Der Streit des Kaisers mit dem Aviguou. Papsttum dauerte auch nach dem Tode Johanns Xxii. fort, obwohl Ludwig eine Aussöhnung mit der Kirche anstrebte. Eine gewaltige nationale Bewegung erwachte jetzt in Deutschland. Am Königs stuhl2) zu Rcnsc (oberh. Koblenz) traten 1338 die Reuse. Kurfürsten zusammen und erklärten, daß der von der Mehrzahl der Kurfürsten Erkorene rechtmäßiger deutscher König sei und die königlichen wie kaiserlichen Rechte ausüben dürfe, ohne daß eine Bestätigung Vonseiten des Papstes nötig sei; nur zu-r Erlangung des kaiserlichen Titels sei dessen Mitwirkung in Form der Krönung erforderlich. Ludwigs Ländererwerbnngen und Verfeindung mit den Lützelbnrgern. Die Eintracht zwischen Ludwig und den Kurfürsten wurde bald gestört, und zwar hauptsächlich durch fein Streben, feine Hausmacht *) Verbot aller kirchlichen und gottesdienstlichen Haudlungen. — Gedicht: „Das Interdikt" v. ö. Lingg. 2) Gedicht: „Der Königsstuhl zu Reuse" von G. Psarrius.

11. Die mittlere Zeit - S. 138

1881 - Leipzig : Krüger
— 138 — doch in Italien nicht zu behaupten. Dagegen gelang es ihm. die über die Einmischung des Papstes in die deutschen Verhältnisse erbitterten Wahlfürsten zu einem folgenreichen Schritte zu veranlassen. Bei einer Versammlung an dem Königstuhl zu R e u s e (1338) erklärten sie. daß der von den deutschen Fürsten gewählte König der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe. Kurverein zu (Kurverein zu Rense.) Reuse 1338. Die späteren Regierungsjahre Ludwigs entsprachen den Erwartungen, die man anfangs von ihm gehegt hatte, nicht. Teils bewies er sich trotz aller Feindseligkeiten der Päpste gegen ihn nachgiebig gegen ihre Forderungen bis zu unwürdiger Schwäche, teils vermochte er das Spiel des ränkesüchtigen Königs Johann von Böhmen, der in Verbindung mit Frankreich und dem Papste für sein Haus die deutsche Krone zu gewinnen hoffte, weder zu durchschauen noch zu zerreißen; ganz besonders setzte er sich aber in der Achtung seiner Unterthanen dadurch herab, daß er aus Ländergier das Recht mit Füßen trat. Seinem ältesten Sohne Ludwig hatte er nach dem Aus-Wittelsbacher sterben des Hauses Anhalt bereits die Mark Brandenburg über-m ®uqrgben= tragen; um ihm auch das für Bavern so günstig gelegene Tyrol 1324—1373. zu verschaffen. trennte er aus eigener Machtvollkommenheit die ^Tyrols*^ rechtsgültige Ehe der Fürstin dieses Landes. Margarethe von Maultasch, und vermählte dieselbe auf ihren Wunsch mit Ludwig. Damit verletzte er wohlbegründete Rechte des Papstes und zog sich die erbitterte Feindschaft des Hauses Luxemburg zu. Nun wurde der Sohn des böhmischen Königs Karl (1346) zum Karl von Gegenkönig gewählt und sein letztes Lebensjahr noch durch die Böhmen Greuel eines Bürgerkrieges verbittert. Unvermutet starb er ®*S^öni8 auf einer Jagd, vom Schlage getroffen. — Vorangegangen im Tode war ihm sein Gegner, der erblindete König Johann von Böhmen, der auf abenteuerliche Weise in der Schlacht von Crecy, wo er für Frankreich gegen England stritt, umkam.*) 2. Die Luxemburger. a. Karl Iv. (1347-1378). Karl Iv. §. 171. Durch den Tod Ludwigs wurde Karl Iv., der 1347—1378. seinem Vater in der Regierung Böhmens gefolgt war, noch *) E. Taubert: König Johanns v. Böhmen Heldentod.

12. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 242

1847 - Leipzig : Engelmann
242 Das christliche Mittelalter. auf; der Jubel, mit dem er anfangs in Italien begrüßt wurde, verlor sich bald, als man seine selbstsüchtigen Absichten erkannte; und Jo- hann Xxii. weigerte sich, den Bannfluch zu lösen, ehe Ludwig der Kaiserkrone entsagt hatte. So dauerte der Kampf fort. Als aber der iss*, neue Papst Benedikt Xii. von dem französischen König gezwungen wurde, gegen seinen Willen Bann und Interdikt zu wiederholen, so er- 1338. ließen die versammelten Kurfürsten auf dem Kurverein zu Reuse die Erklärung: daß fortan jede von den Kurfürsten vollzogene Kaiserwahl auch ohne päpstliche Bestätigung Gültigkeit hätte. Die Geistlichen, die dem Interdikt Folge leisteten, wurden als Ruhestörer behandelt. §. 325. Ludwigs Ausgang. Diese Eintracht zwischen den deutschen Fürsten und dem Kaiser zur Schwächung der päpstlichen Ge- walt schwand bald, als Ludwig aus eigener Machtvollkommenheit die Ehe der Gräfin Margaretha Maultasch (mit einem böhmischen Prinzen) trennte, um durch deren Vermählung mit seinem Sohne Lud- wig ihr Erbland Tyrol an sein Haus zu bringen, und er zugleich durch eigenmächtige Einziehung mehrer für erledigte Reichslehen erklär- ter Staaten (Brandenburg, Holland, Seeland u. a.) seine Län- dergier beurkundete. Darum gelang es dem neuen Papst Clemens Vi., der auf der feindseligen Bahn gegen den Kaiser fortschritt, einen Theil der Kurfürsten zu gewinnen und (zu Rense) die Wahl eines Gegen- 1346. kaisers aus dem luxemburgischen Hause durchzusetzen. Aber die Mehrzahl des deutschen Volks, besonders die Reichsstädte, hielten zu Ludwig, daher der neue durch päpstlichen und französischen Einfluß gewählte Kaiser Karl Iv. (Sohn des erblindeten, in der Schlacht von Crecy (§. 346) gefallenen Königs Johann von Böhmen) erst allgemeine Anerkennung fand, als nach vielen Kämpfen der rüstige Lud- 1347. wig ans einer Bärenjagd bei München gestorben und ^ auch sein von der bayerischen Partei erwählter Nachfolger Günther von Schwarz- burg bald nach seiner Krönung (wie man glaubte durch Gift) zu 1349. Frankfurt in ein frühes Grab gesunken war. Margaretha Maultasch, die ihren bayerischen Gemahl überlebte, vermachte bei ihrem Tod Tyrol dem östreichischen Hause, bei dem es verblieb. §. 326. Geistliche Brüderschaften und Mystiker. Der Auf- enthalt der Päpste zu Avignon und das darauf folgende Schisma (§. 331) brachte die Kirche um ihr Ansehen. Dies erhellt nicht nur aus dem siegreichen Kampfe, den weltliche Regenten, wie Philipp der Schöne, Ludwig der Bayer, Eduard Iii. und Richard Ii. von England (§. 345.) mit dem

13. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 50

1903 - Paderborn : Schöningh
§ 37. Ludwig der Wayer, 1314—1347. 1. Kampf mit Friedrich dem Schönen. Ludwig war nur von einem Teile der Kurfürsten gewählt. Sein Vetter Friedrich der Schöne von Österreich machte ihm die Krone streitig. Aus seiten Ludwigs standen die Städte, für Friedrich kämpfte der Adel, vor allem sein Bruder Leopold, „die Blume der Ritterschaft". In der Entscheidungsschlacht bei Mühldorf am Inn (1322) geriet Friedrich in Gefangenschaft. Leopold aber setzte den Kampf mit Glück fort. so daß Ludwig sich genötigt sah, seinen Gegner ans der Haft (auf der Burg Trausnitz in der Oberpfalz) zu entlassen. Friedrich versprach, seinen Bruder zum Frieden zu bewegen; da aber Leopold darauf nicht einging, so kehrte er. treu seinem gegebenen Worte, in die Gefangenschaft zurück. Durch solchen Edelmut gerührt, schenkte ihm Ludwig die Freiheit und ließ ihm sogar den königlichen Titel. Friedrich starb 1330. Zu Beginn des Kampfes hatte Ludwig die sogenannten Waldstätte (Uri, Schwyz, Unterwalden), welche von Österreich abhängig waren, gegen Friedrich aufgewiegelt. Leopold wollte sie für ihren Übermut strafen, erlitt aber 1315 auf dem Morgarten in einem Engpaffe eine schwere Niederlage. Nach diesem Siege beschworen die Waldstätte einen ewigen Bund, aus welchem die Schweizer Eidgenossenschaft entstand. Die Erzählungen von dem Rütlibunde, von Geßler und Tell gehören der Sage an. Die Eidgenossenschaft erweiterte sich bald durch Beitritt anderer Städte und behauptete in mehreren siegreichen Kämpfen ihre Unabhängigkeit gegen die österreichischen Herzöge. 2. Kampf mit dem Papsttum. Die Päpste residierten seit 1309 in Avignon und standen ganz unter dem Einflüsse der französischen Könige. Als Ludwig nun einen Römerzug unternahm und aus den Händen des römischen Volkes die Kaiserkrone empfing, beanspruchte der Papst die Bestätigung. Als er, durch den französischen König veranlaßt, auch andere, unbillige Zumutungen an Ludwig stellte, antwortete dieser mit Einsetzung eines Gegenpapstes, worauf ihn der Bann traf. Aber die Kurfürsten erklärten auf dem Kurverein zu Reuse 1338, daß der von den deutschen Fürsten gewählte König der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe. Leider dauerte die Eintracht zwischen dem Kaiser und den Fürsten nicht lange. Ludwig hatte nach dem Aussterben der Assanier Brandenburg seinem gleichnamigen Sohne verliehen. Derselbe erhielt auch Tirol nebst Kärnten durch seine Vermählung mit der Gräfin Margarete Manltasch. Außerdem zog Ludwig Holland. Friesland, Seeland und Hennegau als erledigte Reichslehen ein. Diese Ländergier erbitterte die Fürsten. 1346 setzten sie Ludwig ab und wählten den Luxemburger Karl von Mähren, den Enkel Heinrichs Vii. Schon drohte der Ausbruch eines Bürgerkrieges, als Ludwig auf einer Bärenjagd an einem Herzschlage plötzlich starb.

14. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 59

1915 - Berlin : Vahlen
Ludwig der Bayer. Karl Iv. von Böhmen. §§ 67. 68. 59 dem der Schall eines Jagdhorns zu den Ländern der vier rheinischen Kurfürsten drang, traten sie 1338 zu einem Kurverein zusammen und gaben die nachher vom Reichstag zu Frankfurt bestätigte Erklärung ab: ein deutscher König habe seine Würde allein von Gott und durch die Wahl der deutschen Kurfürsten; dem Papste stehe dabei keine Entscheidung, Bestätigung oder Verwerfung zu. Zum erstenmal seit langer Zeit hatten sie sich erinnert, was sie deutscher Ehre und Unabhängigkeit schuldig waren. 3. Daß die' Einigkeit zwischen Kaiser und Fürsten nicht länger dauerte, daran war namentlich Ludwigs Ländergier schuld. Schon 1324, bald nach der Mühldorfer Schlacht, hatte er seinen Sohn Ludwig mit der Markgrafschaft Brandenburg belehnt, als hier die Nachkommen Albrechts des Bären, die glänzenden und mächtigen Askanier, 1320 ausgestorben waren. Denselben Sohn vermählte er, um Tirol zu gewinnen, mit der Erbin dieses Landes, der Gräfin Margarete Maul-tasch, nachdem er ihre Ehe mit Johann Heinrich, einem Sohne König Johanns von Böhmen, eigenmächtig getrennt hatte. Deshalb ward er vom Papste gebannt; die Kurfürsten fielen von ihm ab und wählten 1346 ganz unter päpstlichem Einfluß den ältesten Sohn Johanns von Böhmen (S. 56 Anm.), der dem Papste sehr weitgehende Versprechungen gemacht hatte, als Karl Iv. zum deutschen Könige. Wieder wäre es zum Bürgerkriege gekommen, wenn nicht 1347 Ludwig der Bayer plötzlich, auf einer Bärenjagd, vom Schlage gerührt, gestorben wäre. § 68. Karl Iv. von Böhmen. 1346—1378. l. Der „Pfaffenkönig" Karl war ein fein gebildeter, ja gelehrter Herrscher, nüchtern, 1346—1378. besonnen und von großem diplomatischem Geschick, dabei vor allem auch ein kluger Rechner. Nach Ludwigs Tod gelang es ihm bald, in einem großen Teile Deutschlands Anerkennung zu finden. Doch traten ihm die in Bayern und Brandenburg herrschenden Wittelsbacher entgegen. Freilich ihr Gegenkönig, Günter von Schwarzburg, konnte sich nicht behaupten, aber Unsicherheit und Unruhe blieben doch im Lande. — Und wie in Deutschland, so suchten auch anderwärts Krieg und schweres Unheil die Menschen heim. Der König Englands stritt mit dem Frankreichs um die französische Krone in einem langjährigen Kriege, und während in Frankreich, Italien und Deutschland ein Teil des Volkes unter bittrer Armut seufzte, schienen die Bevorrechteten in wüster Genußsucht alles Lebensernstes zu vergessen. Der Schwarze Tod, die furchtbare Pest, die damals durch Europa ging, steigerte bei vielen nur die Leichtfertigkeit, während sie bei anderen, vor allem bei den sogenannten Geißlern oder Flagellanten, maßlose, schwärmerische Bußübungen hervorrief. 2. Auch die spätere Regierungszeit Karls Iv. brachte für Gesamtdeutschland keine dauernde Heilung der verworrenen Zustände; dagegen hob der Kaiser seine Erblande in emsiger Arbeit. Für Böhmen und

15. Mittelalter - S. 108

1890 - Berlin : Weidmann
— 108 — 1330- 1346 1346 -1338 Versuche Ludwigs, sich mit der Kirche auszusöhnen, auch nach dem Tode Johanns Xxii. durch Frankreich vereitelt: Deutschland mit dem Interdikt belegt, das jedoch seine Wirkung verfehlt. Die erniedrigenden Bedingungen, die der Papst stellt, veranlafsen 1338 den Kurverein zu Rense: die Kurfürsten erklären, wer von den Kurfürsten zum deutschen König gewählt sei, sei König, gleichviel ob ihn der Papst bestätige oder nicht. 1340 Erste Pulverfabrik in Augsburg (in Spandau 1344, in Liegnitz 1348). Zündmischungen, früh den Chinesen, später den Ostrom ern (griech. Feuer) und den Arabern bekannt, erregten den Kreuzfahrern großen Schrecken. Das Pulver beschreibt schon Albertus Magnus: Kanonen, gleichfalls den Chinesen, Indern und Arabern zuerst bekannt, kommen um 1250 bei den Mauren in Spanien vor; seit dem 14. Jh. werden die ‘Donnermaschinen’ häufiger. — Die Zeit des angeblichen Erfinders des Pulvers, des Franziskaners Berthold Schwarz aus Freiburg i. Br. (Denkmal 1853), steht nicht fest (1250? 1320? 1354?). 1342 Um seinem Hause Tyrol zu verschaffen, löst Ludwig kraft kaiserlicher Vollmacht die Ehe der Erbin von Tyrol, Margarete Maultasche, mit Heinrich von Böhmen und vermählt sie mit seinem Sohne Ludwig dem Älteren von Brandenburg: daher der Bann gegen ihn erneuert. 1346 Ludwig gewinnt durch seine Gemahlin Holland, Seeland und Friesland. Seine wachsende Macht erfüllt die Kurfürsten mit Sorge, daher auf Betreiben des Papstes Karl von Luxemburg, Sohn Johanns von Böhmen. Enkel Heinrichs Vii., zu Kense zum König gewählt, nachdem er sich zu Avignon allen Bedingungen des Papstes unterworfen. ■1437 Die Luxemburger dauernd auf dem Thron. -1378 Karl Iv. kommt vor dem Tode Ludwigs (1347) nicht zu Ansehen. Klug und praktisch, nach Maximilian ‘Böhmens Erz- 1341 Petrarca wegen seiner lateinischen Dichtungen im Aufträge des Königs von Neapel auf dem Kapitol zum Dichter gekrönt. Die von den Griechen überkommene Sitte der Körner, in musischen Wettkämpfen den Lorbeer zu erteilen, hatten die deutschen Kaiser wieder aufgenommen. Petrarca legte vorher ein förmliches Examen ab. Noch jetzt in England die Hofwürde eines ‘poeta laureatus’. Vgl. zu 1487.

16. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 139

1911 - Breslau : Hirt
Deutsche Geschichte im Mittelalter. 139 Der Papst Johann Xxii. hatte schon vorher die Wahl Ludwigs verworfen und ihn gebannt. Nun entspann sich zwischen dem Könige und dem Papste ein langjähriger Streit, in dem auch die Vertreter des Franziskanerordens auf des Königs Seite traten, weil sie an der Verweltlichung der kirchlichen Gewalt schweren Anstoß nahmen. Da zugleich der Unwille über die Übergriffe des in französischer Abhängigkeit stehenden Papstes in Deutschland mächtig um sich griff, traten die Kurfürsten 1338 zu einem Kurverein in Rense zusammen und erklärten, der deutsche König habe seine Würde allein von Gott und durch die Wahl der Kurfürsten. Später wurde in Frankfurt hinzugefügt, daß dem deutschen Könige das Recht zustehe, sich Kaiser zu nennen, ohne daß es eines Römerzuges bedürfe. Durch diesen Beschluß wurde dem Papste das Recht der Entscheidung über die deutsche Königswahl, das er für sich in Anspruch nahm, abgesprochen, es verlor aber auch der Kaiser seine universale Stellung. Bald darauf ist jedoch Ludwig mit ihm wieder in Unterhandlungen getreten. Ludwig suchte seine Hausmacht nach allen Seiten hin zu erweitern. Er gab 1324 die Mark Brandenburg nach dem Aussterben der Askanier seinem ältesten Sohne Ludwig, trennte später eigenmächtig die Ehe der Erbin von Tirol, Margarete Manltasch, und vermählte sie mit seinem Sohne, um das Land an sein Haus zu bringen (es fiel jedoch nach dem Tode Margaretens an die Habsburger). In den Niederlanden zog er Holland, Seeland und Friesland, auf die seiner Gemahlin ein Erbrecht zustand, als erledigte Reichslehen ein. Durch die Verfügung über Tirol hatte er sich mit der luxemburgischen Partei, die ihn erhoben hatte, verfeindet. Die Kurfürsten wählten 1346 den Sohn Johanns von Böhmen (der in der Schlacht bei Crecy 1346 als Verbündeter der Franzosen fiel), Karl, zum Könige. Bevor der Bürgerkrieg zum Ausbruch kam, starb Ludwig 1347. § 78. Karl Iv. (1346-1378) ist der bebeutenbste Kaiser des Mittelalters nach dem Interregnum. Er übertraf seine Zeitgenossen unter den beutschm Fürsten durch Bilbung (er sprach sieben Sprachen), biplomatisches Geschick und vorzügliche Finanzwirtschaft. Die von seinem Vater ver-pfanbeten Schlösser in Böhmen hat er alle wieber eingelöst. Seine praktische Natur richtete sich nur auf das Erreichbare. Den Wiberspruch der Wittelsbacher gegen seine Wahl beseitigte er rasch. Der von ihnen aufgestellte Gegenkönig Günter von Schwarzburg starb 6alb (Grabmal im Frankfurter Dom), und in der Mark Branbenlrnrg begünstigte Karl den falschen Waldemar, wodurch er den Markgrafen Ludwig nötigte, Frieden mit ihm zu schließen. Nachdem Karl von Abgesandten des Papstes auf dem ersten Römerzuge (Cola di Rienzi, Tribun) zum Kaiser gekrönt worden war, gab er dem Reiche das große Reichsgesetz der „Golbenen Bulle" (1356). Es würde auf dem Reichstage zu Nürnberg beschlossen nnb in Metz verkünbigt. Die Frage der Königswahl würde hier enbgültig geregelt. Die Berechtigung, an der Wahl teilzunehmen, erhielten die brei Erzbischöfe von

17. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 199

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 199 — Ludwig zog im Jahre 1327 über die Alpen und ließ sich in Mailand zum König von Italien und in Rom von einigen vornehmen Römern zum Kaiser krönen. Hierauf sprach er über Johaun Xxii. die Absetzung aus und ließ durch das römische Volk einen Minoriten zum Gegenpapst erwählen, der den Namen Nikolaus V. annahm. Die Freundschaft Ludwigs mit den Italienern war jedoch nicht von langer Dauer; die italienischen Unterstützungen blieben bald aus, und Ludwig mußte ruhmlos nach Deutschland zurückkehren, worauf der Gegenpapst seine angemaßte Würde niederlegte und zu Avignon Kirchenbuße tat. Er brachte daselbst noch drei Jahre in milder Haft zu. Da alle Versuche Ludwigs zur Aussöhnung mit dem Oberhaupte der Kirche trotz der versöhnlichen Gesinnungen Benedikts Xii., des Nachfolgers Johanns Xxii., an dem ränkevollen Entgegenwirken Frankreichs scheiterten, schlossen die deutschen Fürsten zur Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit des Reiches dem Papste gegenüber im 1338 auf einer Versammlung zu Reuse den ersten Kurverein. Durch diesen wurde erklärt, daß dem von der Mehrheit der Kurfürsten gewählten deutschen Könige auch ohne päpstliche Bestätigung das Recht zustehe, die kaiserliche Gewalt auszuüben. Ein Reichstag zu Frankfurt beschloß sodann, daß auch der Kaisertitel nur von der Wahl der Kurfürsten abhängen solle. Ludwigs fernere Regierung war nicht minder stürmisch als seine frühere. Schon nach der Schlacht bei Mühldorf hatte er durch die Verleihung der erledigten Mark Brandenburg ctn seinen ältesten Sohn Ludwig seine Hausmacht vergrößert. Später verleitete ihn sein Streben nach Ländererwerb, die Ehe der Erbin von Tirol, Margarete Maultasch, mit dem böhmischen Prinzen Heinrich aus eigener Machtvollkommenheit zu lösen und Margarete mit seinem Sohne Ludwig von Brandenburg zu vermählen, wodurch er die Unzufriedenheit der Fürsten und die Zahl feiner Gegner vermehrte. Auf einer zweiten Kurversammlung zu Rense (1346) sprachen fünf Kurfürsten die Absetzung Ludwigs aus und wählten statt seiner den luxemburgischen Prinzen Karl, dem bald darauf durch den Tod seines Vaters Johann auch die böhmische Krone zufiel. Die Städte und die Mehrzahl der Fürsten blieben zwar Ludwig treu. Aber ehe es zwischen beiden zu einem entscheidenden Kampfe kommen konnte, starb Ludwig, vom Schlage getroffen, auf einer Bärenjagd in der Nähe von München (Oktober 1347). § 75. die Kaiser aus dem Haufe Luxemburg. ' 1. Karl Iv. (1347—1378). Der Zwiespalt der Parteien wurde durch Ludwigs Tod nicht sofort geschlichtet. Die bayrischen Fürsten wählten, hauptsächlich von den Städten unterstützt, einen Gegenkönig in der Person des tapfern Grafen Günther von Schwarzburg. Dieser zog am Rheine Truppen zusammen, wurde jedoch, ehe es zum Kampfe kam, von

18. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 231

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig im Banne. Deutschland unter dem Interdikte. 231 Allein die italienische Freundschaft war bald zu Ende; Ludwig brauchte Geld und die Italiener bezahlten nicht gerne. Daher raubten die deutschen Soldaten, die Römer rebellierten, der Kaiser mußte weichen, und als ihn auch die Lombarden verließen, indem sich Guelfen und Ghibellinen mit einander versöhnten, kehrte Ludwig rühmlos nach Deutschland zurück. Sein Papst that Kirchenbuße und erhielt in Avignon ein anständiges Auskommen. Als der Kaiser Italien verloren hatte, suchte er die Aussöhnung mit dem Papste und wollte ihm auch die Minoriten opfern, die sich gegen die päpst- lichen Ansprüche auf Reichsverweserei u. s. w. ausgesprochen hatten. Doch Johann Xxii. wies alle Anträge ab; er starb 1334 und hinterließ (nach einer wohl übertriebenen Angabe) 17 Millionen Goldstücke und dazu noch Kostbarkeiten im Werthe von 7 Millionen; so wacker hatte er sein oberstes Absolutionsrecht, das Dispensationsrecht und die Be- steuerung der Geistlichkeit zum Zwecke eines Kreuzzuges zu benutzen ver- standen. Sein Nachfolger Benedikt Xu. hätte den Kaiser, der flehent- lich um Absolution bat, gerne absolviert, allein der König von Frankreich erlaubte es nicht, denn es war ihm viel daran gelegen, daß Deutschland sich entzweie. Nun wurde es aber selbst den deutschen Fürsten zu bunt; als Ludwig 1338 auf dem Reichstage zu Frankfurt weinend das Glau- bensbekenntniß gesprochen hatte, erkannten sie alle Prozeduren des Pap- stes Johann Xxii. und Benedikts Xii. für null und nichtig, und alle Kurfürsten, mit Ausnahme des Königs von Böhmen, erklärten auf dem Kurtage zu Reuse (bei Boppard), daß der von ihnen rechtmäßig ge- wählte König der päpstlichen Bestätigung gar nicht bedürfe und ihm die Reichsverwaltung von Rechts und Gewohnheit wegen zustehe. Ludwig wollte 1339 noch einmal nach Italien ziehen, aber Johann Heinrich von Tprol sperrte ihm die Pässe; denn bereits hatte das Glück des Kaisers in der Vergrößerung seiner Hauömacht die Fürsten gegen ihn aufge- bracht, und als er 1342 gegen göttliches und menschliches Recht die Margaretha Maultasch von Johann Heinrich schied und seinem eigenen Sohne vermählte, 1343 Holland, Seeland, Friesland und Utrecht an sein Haus brachte, erbitterte er sie so, daß es dem Papste Klemens Vi., der alle Maßregeln Johanns Xxii. erneuerte, gelang, die Mehrzahl der Kurfürsten zur Wahl eines Gegenkönigs zu bewegen. Sie versammelten sich in Reuse 1346 und erwählten den Sohn des Königs Johann von Böhmen, Karl, zum Könige; dieser war am französischen Hofe erzogen worden, wo er Gewandtheit und List erlernt hatte. Ludwigen blieben nur die Pfalz und Brandenburg, wo Wittelsbacher herrschten, treu; doch kam es zu keinem förmlichen Kriege, weil der Kaiser den 11. Oktober 1347 auf der Bärenjagd von einem Schlage gerührt starb.

19. Die deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 67

1900 - Berlin : Weidmann
Ludwig von Oberbayern 13141347. 67 der Oberpfalz zurck. Durch diese Treue gerhrt, nahm Ludwig ihn 1325 als Mitregenten an; beide Könige genossen brigens geringes Ansehn und kamen z. B. niemals nach Norddeutschland. [Kurverein zu Rense 1338.] Ludwigs Regierung ist nun aber besonders dadurch denkwrdig, da unter ihr der letzte Kampf zwischen der kaiserlichen und der ppstlichen Gewalt stattfand, und da in diesem Kampfe die deutschen Fürsten auf die Seite des Kaisers traten. Als nmlich Johann Xxii. diesen mit dem Banne und Deutschland mit dem Interdikte^) belegte, weil die ghibelli-nische Partei in Italien durch deutsche Truppen untersttzt wurde, unternahm Ludwig (1327) einen Rmerzug, lie sich in Rom durch Laieuhaud die Kaiserkrone aufsetzen und erhob einen Gegenpapst. Eine Ausshnung zwischen dem Kaiser, der sich bald wieder schwach und nachgiebig zeigte, und dem Nachfolger Johanns Xxii. wurde durch den König von Frankreich hintertrieben. Hierdurch gereizt, und um die nationale Selbstndigkeit zu wahren, erklrten 1338 zu Reuse bei Koblenz fast alle Kurfrsten^), da ein von der Mehrzahl der Wahl-frsten gewhlter König nicht der Besttigung des rmischen Stuhles bedrfe; zugleich bestimmte Ludwig, da jeder deutsche König auch ohne ppstliche Krnung die Kaiser wrde besitze. Dieses Ereignis fgte der Macht des ppstlichen Stuhles einen neuen Verlust zu. [Die wittelsbachische Hausmacht.] Ludwig erwarb eine groartige Hausmacht, indem er 1. die Mark Brandenburg, die durch das Aussterben der Askanier erledigt worden war, 1323 seinem unmndigen Sohne Ludwig verlieh; 2. das Herzogtum Nieder-bayern mit seinem Stammlande Oberbayern vereinigte; 3. seinen Sohn Ludwig von Brandenburg mit der Grfin Margarete von Maultafch4), der Erbin von Tirol, vermhlte und 4. durch seine Gemahlin die Grafschaft Holland und Seeland erbte. Der Wittels-bachische Besitz reichte damit von der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen Meere und erregte bei den Kurfrsten einen solchen Neid, da fnf von ihnen in Karl Iv., dem Sohne Johanns von Bhmens, ') Die Oberpfalz liegt etwa zwischen Bhmerwald und frnkischem Jura. 2) Die Ppste bten das Recht aus, ganze Lnder mit dem Interdikte zu belegen, d. h. allen ffentlichen Gottesdienst einstellen zu lassen. 3) Daher wurde spter die Zusammenkunft Kurverein zu Rense genannt. 4) Manltasch war ein Schlo in Tirol. 6) Johann von Bhmen fiel 1346 in der Schlacht von Crecy auf Seiten der Franzosen gegen die mit Ludwig verbndeten Englnder. 5*

20. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 112

1879 - Leipzig : Weber
112 Die Zeit fer Auflösung in Staat und Kirche. nicht auf, aber sie waren nicht gegen seine Person, sondern gegen das Reich gerichtet, und nun nahmen die Kurfürsten (außer Böhmen) der Sache desselben sich an. Nachdem sie in Labn stein 1338. ( 1 5. Juli 1338) die Ehre, alle Rechte und Gewobnbeiten des Reichs gegen Jedermann einmiithig schützen zu wollen erklärt hatten, fertigten sie am 16. Juli in Reuse ein äußerst feindseliges Schreiben an den Papst aus und betonten, daß die Wahl des deutschen Königs allein den Kurfürsten zustehe und keiner Bestätigung des Papstes bedürfe. Ein fo einmüthiges Vorgehen schlug durch und bewies, daß dynastische Interessen noch nickt alle vaterländische Gesinnung in den Fürsten des Reichs erstickt hatten. § 132. Aber Ludwig benutzte die ihm günstige Strömung nickt. Mit den Fürsten, die ihn eben gestützt, überwarf er sick bald. Anstatt dem Reiche zu nützen, war er nur um Vermehrung seiner Hausmacht besorgt. Schon den Mühldorser Sieg (§ 130) hatte er zur Belebnung seines Sobnes Ludwig mit der Mark Brandenburg (1324) benutzt, wo die Askanier 1342. (§§ 104, 105) 1320 ausgestorben waren. Jetzt (1342) sann er zunächst auf die Erwerbung Tyrols. Er vermählte zu diesem Zweck seinen Sohn Ludwig mit der Erbin dieses Landes, Margarethe Maultausch, deren Ebe mit einem Sohne Johann's von Böhmen er vorher trennen ließ. Die Folge war ein entschiedenes Zerwürsniß mit dem mächtigen luxemburgischen Hause und Papst Clemens Vi., der demselben angehörte. Ludwig. der von Clemens gebannt wurde, kam in die äußerste Noth; er sollte Alles, was er gegen den Papst gethan, zurücknehmen, keine Gesetze ohne Zustimmung desselben geben, keine Verbindungen mit den Feinden desselben eingehen. Da legten sich nock 1344. einmal die Kurfürsten zur Ehre des Reichs ins Mittel (1344). Aber Ludwig verfolgte auch fortan nur eigennützige Pläne — er zog nach dem Tode feines Schwagers Wilhelm von Holland dessen Besitzungen an sich, 1345 —, und so brachten endlich, 1346. 1346, die Ludwig noch immer feindlichen Luxemburger und deren Anhänger es dahin, daß Jobann's von Böhmen (f 1346, in der Schlacht bei Crccy) Sohn, Karl von Mähren, zum