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1. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 51

1881 - Leipzig : Teubner
Moreau und Iourdan in Süddeutschland 1796. 51 Tyrol sich mit den in Deutschland kämpfenden Armeen vereinigen sollte. Die Österreicher hatten eine Armee am Niederrhein von 91 000 Mann unter dem jungen Erzherzog Karl, der sich in den vorigen Jahren als einen talentvollen Feldherrn gezeigt hatte; am Oberrhein stand der alte ehrenwerte Wurmser, ein tüchtiger Feldherr, mit 81 000 Mann. Als dieser bald nach der Eröffnung des Feldzugs mit 25 000 Mann nach Italien geschickt ward, trat an seine Stelle Latour, den Oberbefehl aber erhielt über beide Heere der Erzherzog Karl. Am 1. Juni 1796 drangen die Franzosen am Niederrhein vor, wurden aber bei Wetzlar geschlagen und mußten sich über den Rhein zurückziehen. Am 24. Juni überschritt Moreau den Rhein bei Straßburg, nahm Kehl und drang dann durch die Pässe des Schwarzwaldes in Würtemberg ein, woranfwürtemberg und Baden sowie der ganze schwäbische Kreis einen Waffenstillstand abschlössen. Um „Sicherheit von Personen und Eigentum" zu erlangen, zahlte Würtemberg eine Kontribution von 4 Millionen Livres, Baden 2 Millionen, die übrigen Stände des schwäbischen Kreises 12 Millionen, ungerechnet die ungeheuren Requisitionen an Lebensmitteln, Pferden, Kleidung u. f. w. Baden z. B. lieferte 1000 Pferde, 500 Ochsen, 25 000 Centner Getreide, 12 000 'Säcke Hafer, 5000 Centner Heu und 25 000 Paar Schuhe. Der schwäbische Kreis mußte 8000 Pferde, 5000 Ochsen, 150 000 Centner Brotfrüchte, 100 000 Säcke Haser, 150 000 Centner Heu und 100 000 Paar Schuhe liefern. Aber den versprochenen Schutz von Personen und Eigentum erlangte man doch nicht. Die Franzosen, welche den Völkern „Freiheit und Gleichheit" zu bringen vorgaben, „Krieg den Palästen und Frieden den Hütten," erlaubten sich von den Generalen herab bis zum Gemeinen die schändlichsten Räubereien und Gewaltthaten gegen Hohe wie Niedere. Unter Drohung von Mord und Brand nahmen sie alles, was nicht niet- und nagelfest war; wenn Kisten und Kasten geleert waren, zerschnitten sie wohl die Betten, streuten die Federn umher und schleppten die Überzüge mit. Den Frauen rissen 4*

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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 198

1910 - Breslau : Dülfer
198 Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Ende der Freiheitskriege. den überrheinischen Ämtern Verhandlungen gepflogen würden über Getreide, das man den Franzosen gegen Assignaten liefern wolle, und ob es mit Genehmigung der Re- gierung geschehe, daß man dem Reichsfeind Früchte und Vieh schaffe, ja sogar in Mann- heim selbst Lieferungsverträge zugunsten der feindlichen Armee abschließe". (Hausier.) 3. Als im Jahre 1796 die französischen Heere in Süddeutschland ein- drangen, beeilten sich die Reichsstände, durch größere Opfer als die, welche sie dem Vaterlande verweigert hatten, vom Feinde den Frieden zu erkaufen. Während der Führer des kaiserlichen Heeres, Erzherzog Karl, mit „kalt- blütiger Ruhe und Besounenheit seine Maßregeln traf, die Süddeutschland in kurzer Zeit von der feindlichen Invasion befreiten, desertierten die schwäbischen Reichstruppen von dem österreichischen Heere, und ihr General erklärte, daß das schwäbische Kontingent an den kriegerischen Bewegungen keinen Anteil mehr nehmen könne, da der Kreis mit den Franzosen unterhandle; ebenso hatte der Herzog von Württemberg seine Truppen zurückgezogen, und das kursächsische Korps folgte diesem Beispiel. Die Franzosen lehrten jetzt die Deutschen, wieviel man diesen kleinen Gebieten zumuten konnte; dieselben, die sich zum größten Teil oft und lange gesträubt, ihr Kontingent und ihre Römermonate zu stellen, gaben jetzt dem Reichsfeinde das Zehn- und Zwanzig- fache von dem, was sie dem Reiche zu ihrem eigenen Schutze verweigert hatten". (Hausier.) Anmerkung. Baden lieferte den Franzosen allein 2 Millionen Livres, 1000 Pferde, 500 Zentner Getreide, 12000 Sack Hafer, 5000 Zentner Heu und 25 000 Paar Schuhe; der übrige schwäbische Kreis erkaufte den Frieden für 12 Millionen Livres, 8000 Pferde, 5000 Ochsen, 150000 Zentner Brotgetreide, 100 000 Sack Hafer, 150000 Zentner Heu und 100000 Paar Schuhe. Baden und Württemberg gingen über diese Neutralitätsverträge noch hinaus, sie schlossen mit Frankreich Frieden unter dem Versprechen, in Zukunft keiner der Republik verfeindeten Macht Hilfe zu leisten (auch dem Reiche nicht) und die Abtretung des linken Rheinufers anzuerkennen; dafür er- hielten sie aus den zu säkularisierenden Kirchengütern verschiedene Gebietserweiterungen zugesichert. „So schritt die Auflösung des Reichsverbandes rasch vor. Indem Württemberg und Baden Verpflichtungen eingingen, zu denen sie als Reichs- stände nimmer berechtigt waren, erreichte die französische Politik ihren Zweck; sie trennte, wie früher Preußen, so jetzt auch den deutschen Südwesten vom Kaiser, erzwang Separatverträge und isolierte Österreich, bis es auch seiner- seits mit der Republik Frieden auf Deutschlands Kosten schloß." (Häusser.) 4. Auf dem Rastatter Kongreß boten die Vertreter des Deutschen Reiches ein so jammervolles Bild nationaler Selbstentäußerung, daß es den Franzosen leicht wurde, sich als die Herren des ehemals so mächtigen Deutschen Reiches aufzuspielen. a. Zur Neuregelung der durch die Abtretung des linken Rheinufers veränderten Besitzverhältnisse des Reichsgebietes war 1798 der Rastatter Kongreß eröffnet worden, auf welchem das Reich durch eine Deputation von 76 Mitgliedern vertreten war. Schon die Art und Weise, in welcher die Reichsdiplomatie ihre Geschäfte zu führen beliebte, und der aller Pietät bare frivole Ton, in welchem die fürstlichen Gesandten die Vorgänge des Kongresses zu besprechen pflegten, ließen erkennen, welchen Tiefstand das nationale Leben damals erreicht hatte. „Es konnte scheinen, als sei die Rastatter Episode nicht etwa ein Stück tiefer Erniedrigung Deutschlands, sondern eine lustige Komödie gewesen, aus der jeder einzelne so viel Nutzen und Amüsement als möglich

2. Mit einem Stahlstich - S. 296

1839 - Stuttgart : Belser
J9g Achtes Hauptstück. großer Umsicht bei Kehl den Rhein , drängte die geschwäch. ten Feinde vor sich her, trieb den herbeigeeitten Erzher- zog am 9. Juli durch die Schlacht bei Malsch bi's Pforz» heim, und marschierte dem Kniebis zu in den Schwarz- wald. Erschreckt entzog Markgraf Karl Friedrich von Baden den Kaiserlichen sein Contingent, zahlte an Mo- reau 2 Millionen Kriegssieuer, lieferte 1000 Pferde, 500 Ochsen, 25,000 Centner Frucht, 12,000 Säcke Haber, 50,000 Centner Heu, 25,000 Paar Schuhe, verzichtete auf 14 Quadratmeilen jenseits des Rheins, und erhielt dafür das Versprechen einer Entschädigung. Wirten- bcrg, wo 1793 auf Karl Eugen dessen Bruder Ludwig Eugen, 1795 ein zweiter Bruder Friedrich Eugen gefolgt war, erkaufte noch uin einige Tage früher seinen Frieden, trat das Mvmpelgardische ab, zahlte 4 Millio- nen Franken baar, und lieferte Kriegsbcdürfnisse im Ucber- fluß. Auch die übrigen Contingente aus Schwaben wur- den dem Kaiser untreu; Sachsen sogar schloß einen Neu- tralitätsvertrag, und berief seine Truppen in die Hei- math. Zugleich erneuerte Jvurdan die Operationen am Niederrhein, setzte glücklich über, siegte den 10. Juli bei Friedberg über Feldzeugmeister Wartcnsleben, und gewann den 1ö. Frankfurt. In so schwieriger Lage be- schloß der Erzherzog, den Feinden, unter Vermeidung ei- ner Schlacht, jeden Schritt streitig zu machen, und sich auf solche Art zurückzuzichen, daß er Gelegenheit finde, mit Wartenslcben vereint, unversehens entweder über Moreau . oder über Jvurdan herzufallen. Sein Marsch gieng, nach lebhaften Gefechten bei Kannstadt und Eß- lingen, über Schorndorf, Gmünd, Bvbmenkirch, Heiden- heim , und trotz des mißlichen Kampfes bei Nercsheim glücklich an die Donau, gegen Ncuburg und Ingolstadt. Jvurdan hatte inzwischen Würzburg genommen, Bam- berg erreicht, und 8 Millionen Livres im fränkischen Kreis gebrandschayt; allein statt sich von Dorchheim aus über Octtingcn mit Moreau zu verbinden, hieng er chrgcitzig dem Gedanken eines Marsches gegen Böhmen nach, und

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 330

1868 - München : Lindauer
330 Bayern unter Karl Theodor. Rumford mit 10,000 Mann bayerischer Truppen vergeblich zu decken suchte. Da Preußen durch den Separatfrieden, den es am 5. April 1795 mit Frankreich geschlossen, die übrigen Reichsglieder preisgegeben und unter solchen Verhältnissen die Fortsetzung des Krieges von Seite Bayerns auch nicht die min- deste Aussicht ans guten Erfolg hatte, so schloß Bayern nach dem Beispiele Badens und Württembergs am 7. September 1796 zu Pfaffenhofen mit Moreau einen Waffenstillstand, worin man versprach, den Franzosen freien Zug durch das Land zu gestatten und 10 Millionen Livres nebst einer Menge von Naturalien, selbst Kunstschätzen (3300 Pferde, 200,000 Centner Getreide, eben so viel Heu, 100,000 Paar Schuhe, 10,000 Paar Stiesel, 30,000 Ellen Tuch, 20 Gemälde ans der Bildergallerie it. a. nt.) zu entrichten. Doch der schnelle Rückzug Jourdans an den Rhein, ein verlornes Treffen bei München gegen die österreichischen Generale Frölich und Fürst von Fürstenberg (11. September 1796), das Anrücken des österreichischen Generals Hotze gegen Ingolstadt nöthigte auch Moreau zu dem berühmt gewordenen Rückztlg über Augsbtlrg nach Schwaben, durch den Schwarzwald und das Kiuzingthal nach Straßbilrg. Bayern war so der aufgelegten Lieferimgen enthoben und binnen wenigen Tagen von Feinden leer. Uebrigens hatte es durch Qnartier- lasten, Contributionen, Plünderungen und Erpressungen aller Art von den Oesterreichern und Condoern nicht weniger erlitten als von den Franzosen. Der Schaden dieses Krieges belief sich auf dreißig Millionen. Diesen mehrte noch eine verheerende Viehseuche, die sich 1796—1799 über das ganze Land verbreitete. Glücklicher als Jonrdan und Moreau in Deutschland war Na- poleon Bon aparte in Italien gewesen. Seine Siege bei Montenotte, Millesimo (ein Collectivname für die Gefechte vom 13.—15. April 1796), Lodi, Arcole, Tarvis zwangen den Kaiser Franz Ii zum Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797). Ein geheimer Artikel dieses Friedens ver- hieß den Oesterreichern Salzburg und von Bayern alles Land am rechten Ufer des Inn nebst der Stadt Wasser- burg, wogegen Oesterreich in die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich einwilligte, ein würdiges Seitenstück

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 648

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
648 97. Der Krieg in Deutschland, 1796 und 1797. am Niederrhein standen 91,000 Mann unter Erzherzog Karl, am Oberrhein 81,000 Mann unter Wurmscr. Aber bald nach Beginn des Feldzuges wurde zur Verstärkung der Kriegsmacht in Italien ein Theil der österreichischen Truppen vom Rhein abgerufen; Wurmser selbst brach am 18. Juni mit 25,000 Mann dahin auf. Nun wurde Erzherzog Karl zum Oberbefehlshaber beider Heere ernannt; das be- sondere Commando des oberrheinischen bekam Latour. Die Einheit des Befehls machte wieder gut, was durch das Abweichen von dem Kriegs- plane des wiener Hof-Kriegsraths, den Krieg am linken Rheinufer zu führen, eingebüßt wurde. Der Feldzug ward am 1. Juni eröffnet; zuerst am Niederrhein. Kleber, Befehlshaber des linken Flügels der Sambre- und Maas- armee, siegte bei Altenkirchen und trieb die Oesterreicher bis zur Lahn zurück. Jetzt erst kam Erzherzog Karl zum Heere; sein Sieg über Lefebvre bei Wetzlar und daraus bei Uckerath über Kleber, nöthigte Jourdan zum Rückzuge auf das linke Rheinufer. Nun (24. Juni) überschritt auch Moreau den Rhein bei Straß- burg, bemächtigte sich des schlecht befestigten Brückenkopfes von Kehl, zerstreute ein feindliches Corps bei Renchen, gewann die Gebirgspässe über den Kniebis und drang in das Württembergische ein; am 18. Juli standen die Franzosen vor Stuttgart. Jetzt lös'te sich das schwache Reichsband, welches Süddeutschland mit Oesterreich zur Waffengenossen- schaft zusammengehalteu hatte: Württemberg entschloß sich für Waffen- stillstand, bald darauf folgte Baden, demnächst die Gesammtheit der schwäbischen Kreise, Friedensschlüsse jener Fürsten und in diesen Ver- zicht auf Landschaften ,1>es linken Rheinufers. Indessen war auch Jourdan wieder aufgebrochen, bei Neuwied über den Rhein gegangen und an die Lahn gerückt. Kleber bombardirte Frankfurt und nach dessen Uebergabe bewegte sich die ganze Armee nach Franken zu. Erzherzog Karl, dessen Armee durch Abzug der schwäbischen Kriegsvölker bedeutend abgenommen hatte und von der sich nun auch das kursächsische Contingcnt absonderte, um heimzuziehen, kam in Ge- fahr, in der Seite angegriffen zu werden, ja, wenn der ebenfalls vor- gedrungene Moreau zur Vereinigung mit Jourdan gelangte, stand Alles auf dem Spiele. Aber Moreau war nicht bedacht, mit Jourdan in Verbindung zu gelangen, was zu erreichen er Alles Hütte ausbieten sollen und was am Ende gar nicht so schwer war; es gelang dem Erzherzog, den letzteren einzeln zu treffen. Jourdan's Vorposten reichten bis in die Gegend von Regensburg, als Erzherzog Karl zum Angriffe schritt. Sieger in zwei Schlachten, bei Amberg am 24. August und bei Würzburg am 3. September, trieb der Erzherzog Jourdan's Heer aus Franken und vom Main nach der Lahn zurück; Frankfurt wurde von den Franzosen geräumt, die Blokade von Mainz und Ehrenbreit- stein aufgehoben. Ehe noch der Rückzug auf das linke Rheinufer ganz vollendet war, gab Jourdan, mißvergnügt über das Direetorium, welches

5. Geschichte der Neuzeit - S. 365

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Der Nationalkonvent. 365 stischen Haufen auf die Halbinsel, während die Chouans in ihre Heimat flohen, schlug am 16. Juli einen Ausfall der Emigranten zurck und er-strmte durch den Verrat einiger hundert in England dem Emigrantencorps einverleibten Republikaner, die ein Ausfallpfrtchen ffneten, während eines Unwetters in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli das Fort Penthievre. Ein groer Teil der Emigranten fiel am 21. im Kampfe; 800 derselben und etwa 1300 Chouaus retteten sich auf die englischen Schiffe, die sich wegen der hochgehenden See der Kste nicht hinlnglich nhern konnten, oder wie die Franzosen behaupten, die Emigranten und Chouans zu einem Verzweiflungs-kmpfe ntigen wollten. 3600 gefangene Chouans entlie Hoche in ihre Ge-meinden; 711 gefangene Emigranten, Gemeine und Offiziere, den Bischof von Dole mit 50 Geistlichen mute er auf Befehl der Konventsdeputierten er-schieen lassen. Mit den erbeuteten Vorrten beluden die Sieger der 4000 Fuhrwerke. e) Verteidigungskrieg sterreichs in den Jahren 1796 und 1797. a) Deutscher Kriegsschauplatz. Nach Carnots Plan machten die franzsischen Heere, nachdem durch fter-reich der Waffenstillstand am 31. Mai 1796 gekndigt war, einen drei-fachen Angriff: die Sambre-Maasarmee unter Jourdan ging der den Niederrhein, die Rhein-Moselarmee unter Moreau der den Oberrhein; Napoleon Bonaparte fhrte ein drittes Heer nach Italien. Jourdan warf die sterreicher unter dem Prinzen Ferdinand von Wrt-temberg bei Altenkirchen zurck, ward aber von dem schleunigst herbeigeeilten Erzherzog Karl bei Wetzlar und Uckerath (15. und 19. Juli) geschlagen und ging in seine alten Stellungen zurck. Am 4. Juni hatte Moreau mit einem starken Heere den Strom bei Straburg berschritten und die schwachen sterreichischen Truppen zurckgeworfen. Erzherzog Karl mute infolge der Gefechte bei Malsch (9. Juli) und Neresheim (11. August) bis nach Jngol-stadt zurckweichen. Der schwbische Kreis mute den Franzosen 25 Millionen Francs Brandschatzung zahlen, sie mit Lebensmitteln, Kleidern, Pferden u. s. w. versehen; Wrttemberg trat seine berrheinische Besitzung Mmpelgard frm-lich ab. Soviel hat der schwbische Kreis nie ans Reich geliefert. Whrend Moreau in Schwaben seine Ernte hielt, brach Jourdan wieder hervor und trieb das schwache sterreichische Heer unter Wartensleben der Sieg, Lahn und Main zurck, nahm Frankfurt, Nrnberg u. s. w., brandschatzte Frankfurt um 6 Millionen, den frnkischen Kreis um 16 Millionen Francs und nherte sich mit dem linken Flgel dem Bhmerwald, während er mit dem rechten Moreau die Hand zu reichen suchte. Da der-

6. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 341

1869 - Berlin : Herbig
Erste französische Revolution, Directorium. 341 In Paris wird eine neue (dritte) Verfassung durchgesetzt. Die ausübende Gewalt wird einem Directorium von fünf Personen, die gesetzgebende dem Rathe der Alten (250) und dem Rathe der Fünfhundert übertragen, aber festgesetzt, dass 2/8 der Mitglieder beider Käthe aus deu Conventsmitgliedern gewählt werden müssen. Gegen diese Wahlbeschränkung erheben sich die von den Royalisten bearbeiteten Pariser Sectionen (Stadtviertel) in einem Aufstande. Auf Barras Antrag wird General Bonaparte an die Spitze der Truppen des Convents gestellt. Durch den blutigen Sieg (Kartätschenfeuer von der Kirche St. Roch aus) vom 13teu Vendémiaire (5. Oct. 1795) schlägt dieser den Aufstand nieder. Der Convent löst sich auf. 17«95—17*>ö. Directorialregierung in Frankreich. In der Vendée nach kurzem Waffenstillstand neuer blutiger Kampf, der sich auch über die Bretagne erstreckt (Chouans). Hoche unterdrückt (bis März 1796) den Aufstand in der Vendée. Auf Carnots Rath unternimmt das Directorium gegen Oester- reich einen dreifachen Angriff. 1) die Sambre-Maas-Armee unter Jourdan dringt vom Niederrhein bis nach Franken vor, 2) die Rhein-Mosel-Armee unter Moreau vom Oberrhein durch Schwaben und Baiern, 3) die italienische Armee unter Napoleon Bonaparte soll Oesterreich in Italien angreifen und sich durch Tyrol mit den beiden andern vereinigen. Der deutsche Feldzug nimmt einen für die Franzosen glücklichen Anfang, Jourdan und Moreau dringen nach Baiern vor, Baden, Baiern und Wurtemberg werden gezwungen, Waffenstillstände ab- zuschliessen. Doch plötzlich wendet sich das Glück. 1796. Erzherzog Karl von Oesterreich (Bruder des Kaisers Franz) ergreift die Offensive gegen Jourdan, schlägt ihn bei Amberg (Ang.) und bei Würzburg (Sept.). Jourdan flüchtet bis zur Sieg, legt den Oberbefehl nieder. Hierauf Erzherzog Karl gegen Moreau, der einen meisterhaften Rückzug nach dem Oberrhein macht. 1796. Glänzender Feldzug Napoléons in Italien. Er dringt von Nizza aus die Küste entlang vor, besiegt die Oester- April. reicher in den Gefechten bei Millesimo, die Piemon- teeen bei Mondovi und zwingt den König Victor Ama- deus von Sardinien (im Mai) zu einem

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 318

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
318 Zeitalter der Revolution. Sektionen bewaffneten sich, der Konvent aber übertrug das Kommando über die Truppen und das Patriotenbataillon von 1789 dem Direktor Barras und dieser dem Brigadegeneral-Napoleon Bon aparte. Als die Sektionen unter General Danikan die Tuilerien stürmen wollten, fanden sie dieselben im besten Vertheidigungsstande, und Bonaparte zer- schmetterte mit dem Geschütze die Kolonnen, welche den Zugang erzwingen wollten (5. Oktober). Der Konvent erließ nun ein Amnestiegesetz, gab dem Revolutionsplatz den Namen Eintrachtsplatz und erklärte am 20. Ok- tober seine Sitzungen für beendigt. Achtes Kapitel. Der Krieg von 1790. Jourdan, Moreau, der Erzherzog Karl. Am 31. Mai kündigte Oesterreich den Waffenstillstand am Rheine auf, den Klairfait mit Pichcgru am 1. Januar geschlossen hatte. Der Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl, führte den Oberbefehl, unter ihm kommandierte am Oberrhein der alte Feldmarschall Wurmser, der je- doch bald 25,000 Mann der besten Truppen nach Italien führte. Die Franzosen gingen unter Jourdan über den Niederrhein und warfen die Oesterreicher unter dem Prinzen Ferdinand von Württemberg bei Altenkirchen zurück; der Erzherzog Karl eilte aber schleunig her- bei und schlug Jourdan bei Wetzlar und Ukerath (15. und 19. Juni). Hier fiel eines der glänzendsten Bajonetgefechte vor; General Kleber ließ fünf Bataillone mit gefällter Waffe vergehen; ohne einen Schuß zu thun, unter dem Spiele der Militärmufik, erwarteten sie die öster- reichischen- Grenadiere; nach einem wüthenden Kampfe von 20 Minuten waren die kühnen Angreifer vernichtet. Jourdan ging in seine alten Stellungen zurück; am 4. Juni aber hatte Moreau mit einem starken Heere bei Straßburg den Strom überschritten und die schwachen Heer- haufen der Oesterreicher zurückgeworfen; Erzherzog Karl selbst mußte bei Malsch weichen und unter fortwährenden Gefechten durch Schwaben bis Bayern zurückgehen. Der schwäbische Kreis bezahlte 25 Millionen Fr. Brandschatzung, versah das Heer mit Lebensmitteln, Fourage, Pferden, Kleidern u. s. w.; Württemberg trat seine überrheinische Besitzung Müm- pelgard förmlich ab; so viel hatte der schwäbische Kreis nie an das Reich geliefert und hätte es auch nie gutwillig gethan. Während Moreau den Erzherzog zurückdrängte und bei den weltlichen und geistlichen Herren in Schwaben seine Aernte hielt, war Jourdan wieder hervorgebrochen

8. Bd. 9 - S. 209

1846 - Braunschweig : Westermann
208 Sechstes Kap. Das Direktorin nt. Frankfurt, Würzburg, Nürnberg erobert, allenthalben schwere Brand- schaznngen cintreibend, und war in die Obcrpfalz gedrungen, mit seiner Linken den böhmischen Pässen nahend, mit der Rechten die Vereinigung mit Morcan suchend. In so großer Gefahr verordnctc Ocstreich den Ans- stand in Masse gegen den fnrchbaren Feind; aber da rettete eine kühne Be- wegung des Erzherzogs Karl Oestreich und Deutschland. Bisher hatten Warten sieben und Werneck gegen Jourdan's überlegene Hecresmacht nicht Stand halten mögen. Der Erzherzog selbst stritt gegen Moreau. Plözlich entzog er sich durch einen klug vorbereiteten Marsch diesem Gegner, ging mit 20,000 Mann Kerntruppcn bei Ingolstadt auf das linke Do- nannfcr, dann in Eilmärschen an der Altmühl hinauf, und stürzte bei Dei- ning auf Bernadotte (22. August), den er durch raschen Angriff be- siegte. Jvurdan, jezt im Rücken bedroht, weicht nach Amberg zurück, wird alldort geschlagen (24. August), und weicht nach Würzburg, wird er- eilt vom Erzherzog, von Neuem entscheidend geschlagen (3. Sept.), und flicht in wilder Auflösung bis hinter die Lahn, endlich, hier abermal besiegt (der tapfere General Marc ca u verlor dabei sein Leben) [17. Sept.), bis Düs- seldorf. Schweren Verlust an Menschen und Krregsgeräth hatte das schlecht disciplinirte Heer durch die Wuth der Landleute erlitten, die jezt rächend wider die fliehenden Räuber sich erhoben. Durch solche Zertrümmerung des jourdan'schen Heeres gerieth auch jenes, welches Moreau befehligte, in die äußerste Gefahr. Der Eroberer Südteutschlands, dessen Zorn abzuwenden den Rcichsständen kein Preis zu hoch gewesen (gleich nach seinen ersten Siegen hatten Würtcmbcrg und Baden, dann sämmtliche schwäbische Stände, Reichsstände und Prälaten einen Waffenstillstand erkauft (Juli) um 20 Millionen an Geld und unge- heuere Naturallieferungen; Friedensverträge mit den beiden ersten folgten bald nach (August), Würtemberg und Baden traten darin ihre Bcsizungcn auf dem linken Rhcinufer, auch die Rheininseln an Frankreich ab; 'endlich schloß auch Baiern zu Pfaffenhofen einen Waffenstillstand (7. Sept.) um den Preis von 10 Millionen an Geld, von viclnamigen Kriegsbedürfniflen und 20 Gemälden); der furchtbare Moreau sah jezt plözlich seinen linken Flügel entblößt, seine Verbindungen mit dem Rhein abgeschnitten, seinen Rücken bereits vonfeindcsschaarcn bedroht. Denn vom Niederrhein zogen die Sieger Jourdan's mit Macht herauf gegen Kehl, und bcsezt.cn die Pässe

9. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 376

1877 - Berlin : Herbig
376 Neuere Geschichte, Dritte Periode. die Spitze der Truppen dos Konvents gestellt. Durch den blutigen Sieg (Kartätschenfeuer von der Kirche St.-Roch aus) vom 13. Vendé- miaire (5. Oktober 1795) schlägt dieser den Aufstand nieder. Der Konvent löst sich auf. 1795—1799. Direktorialregierung in Frankreich. In der Vendée nach kurzem Waffenstillstand neuer blutiger Kampf, der sich auch über die Bretagne erstreckt (Chouans). Hoche unterdrückt (bis 5. März 1796) den Aufstand in der Vendée. Auf Carnots Rath unternimmt das Direktorium gegen Oester- reich einen dreifachen Angriff. 1) Die Sambre-Maas-Armee unter Jourdan dringt vom Niederrhein bis nach Franken vor, 2) die Rhein-Mosel-Armee unter Moreau vom Oberrhein durch Schwaben und Baiern, 3) die italienische Armee unter Napoléon Bonaparte soll Oesterreich in Italien angreifen und sich durch Tyrol mit den beiden andern vereinigen. Der deutsche Feldzug nimmt einen für die Franzosen glück- lichen Anfang, Jourdan und Moreau dringen nach Baiern vor, Baden, Baiern und Wurtemberg werden gezwungen, Waffenstill- stände abzuschliefsen. Doch plötzlich wendet sich das Glück. 1796. Erzherzog- Karl von Oesterreich (Bruder des Kaisers Franz) ergreift die Offensive gegen Jourdan, schlägt ihn bei Arnberg (Aug.) und bei Würzburg (Sept.). Jourdan flüchtet bis zur Sieg, legt den Oberbefehl nieder. Hierauf Erzherzog Karl gegen Moreau, der sich nach dem Oberrhein zurückzieht. 1796. Glänzender Feldzug Bonapartes in Italien. Er dringt von Nizza aus die Küste entlang vor, besiegt die Oester- April. reicher in den Gefechten bei Millesimo, die Piemonteson bei Mondovi und zwingt den König Victor Amadeus von Sardinien (im Mai) zu einem Separatfrieden : 1) Abtretung von Savoyen und Nizza an die Republik Frankreich. 2) Die Franzosen besetzen die Piemontesischen Festungen. Offensiv- und Defensivbündnis zwischen Frankreich u. Spanien, welches an England Krieg erklärt (Aug. 1796). Verfolgung der Oesterreicher. Erstürmung der Addabrücke bei Lodi, Napoléon zieht in Mailand ein, erobert die ganze Lombardei

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 235

1900 - Karlsruhe : Lang
— 235 — Die in Folge der französischen Revolution ausbrechenden Kriege brachten der Markgrafschaft schwere Lasten und Beschädigungen. Im Jahre 1796 war Karl Friedrich genötigt, sich von den Franzosen einen Waffenstillstand durch Zahlung von 2 Millionen Franken und Lieferung von 1000 Pferden, 500 Ochsen, 25,000 Zentnern Getreide, 12,000 Säcken Hafer. 5000 Zentnern Heu und 25,000 Paar Schuhen zu erkaufen und auf seine linksrheinischen Besitzungen zu verzichten. Trotzdem hatte das Land bis zum Frieden vou Lüneville noch vieles Kriegsnngemach zu erdulden. Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803*) erlangte Karl Friedrich einen reichlichen Ersatz für die abgetretenen Gebiete, nämlich die pfälzischen Ämter Ladenburg, Heidelberg und Breiten, die rechtsrheinischen Gebietsteile der Bistümer Konstanz, Straßburg und Speier, sowie mehrere Abteien und Reichsstädte, im Ganzen 60 Quadratmeilen mit 237,000 Einwohnern. Der Markgras erhielt die Kurfürstenwürde, und der neue Kurstaat Baden umfaßte 103 Quadratmeilen mit 413,000 Einwohnern. Als Napoleon 1805 gegen Österreich zu Felde zog, zwang er den Kurfürsten von Baden, ihm 3000 Mann Hilfstruppen zu stellen. Nach dem Preßburger Frieden erhielt Kiirbctden die Stadt Konstanz, den Breisgau und die Orteuau. und kurz daraus, bei der Stiftung des Rheinbundes, eine weitere Vergrößerung. Napoleon wollte, daß Karl Friedrich den Königstitel führe; doch dieser lehnte es ab und nahm den Titel eines Großherzogs an. In allen diesen Verhältnissen gehorchte Karl Friedrich einer unausweichbareu Notwendigkeit; sein Leben lang hatte er treu zum deutschen Vaterland gehalten und sich redlich angestrengt, den deutschen Sinn zu heben und zu fördern, deutsche Dichter, Gelehrte und Künstler beschützt, ja sich Mühe gegeben, eine „deutsche Gesellschaft zur Erhaltung und Beförderung des Gemeingeistes" ins Leben zu rufen. Als die Kriege ausbrachen, war feine Markgrafschaft als Grenzland den Angriffen der Franzosen mehr ausgesetzt, als irgend ein anderer Teil Deutschlands; seine Macht war nicht hinreichend, um sein Land zu verteidigen; das Reich ließ ihn ohne Schutz, und so konnte er nichts anderes thun, als sich mit schwerem Herzen in die schlimmen Zeiten schicken. Hätte er anders gehandelt, so hätte er wie sein Land dadurch nur Schlimmeres erfahren müssen. Das aus so vielen fremdartigen Bestandteilen gebildete neue Großherzogtum wurde durch die sieben „Konstitutionsedikte" von 1807 bis 1809 zu einem einheitlichen Staatswesen eingerichtet. Au diesen Regiernngsgesckäften nahm Großherzog Karl Friedrich noch teil, bis im Jahre 1808 die Gebrechen des Alters und Kränklichkeit den Achtzigjährigen nötigten, sich von den Staatsangelegen-

11. Zeit- und Lebensbilder aus der neueren und neuesten deutschen und württembergischen Geschichte - S. 17

1896 - Stuttgart : Bonz
— 17 — Bewohnern Stuttgarts blieb der Ernst der Lage nicht verborgen. Man war entschlossen, sein möglichstes zu thun und schritt nnverweilt zur That. General Hügel wurde mit der vorhandenen unbeträchtlichen Jnsanterie und einigen Geschützen nach dem Roßbühl bei Freudeustadt abgeschickt, um die nächste Zugangsstraße vom Rheinthal nach Württemberg zu versperren. Zur Verstärkung der Württembergischen Kreistruppen ans dem Roßbühl erwartete der Erbprinz Friedrich einige österreichische Abteilungen. Schon am Abend des 2. Juli rückten aber die Franzosen gegen die Stellung auf dem Roßbühl vor. Überall erschienen sie mit bedeutender Übermacht den schwäbischen Kreistruppen gegenüber. Doch hielten sich diese in der Schanze und in der nächsten Umgebung über eine Stunde, in der Hoffnung, daß die versprochene Verstärkung noch eintreffen werde. Da keine Unterstützung erschien, so mußten sie nach tapferer Gegenwehr der Übermacht weichen und den Paß aufgeben. Am 3. Juli rückten die Franzosen in Freudenstadt ein, am 14. waren sie bis Weil der Stadt vorgedrungen, und am 18. erschienen sie in Stuttgart. Aber es war auch schon die von Württemberg mit Frankreich in Baden-Baden abgeschlossene Waffenstillstands- und Neutralitätsurkunde eingetroffen. Nach derselben verpflichtete sich der Herzog von Württemberg zur Zahlung von 4 Millionen französischer Livres (8,2 Mill. Mark) in barem Gelde an den Zahlmeister der Rhein- und Mofelarmee, sowie zur Lieferung von 100 000 Zentnern Brotfrüchten, 50 000 Säcken Haber, 100 000 Zentnern Heu, 50 000 Paar Schuhen und 4 200 Pferden. * Die in Württemberg einmarschierten Franzosen versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Ein württembergischer Geschichtsschreiber erzählt: „Von Schrecken war das ganze Land ergriffen. In buntem Gemisch sah man die Straßen von Fliehenden bedeckt, welche in den neutralen preußischen Fürstentümern in Franken eine Zuflucht suchten. Da erschienen die reichen Equipagen der Fürsten und des Adels, von langen Zügen hungernder Handwerksburschen unterbrochen, die den Kriegsschauplatz verließen, um in friedlicheren Gegenden Arbeit und Nahrung zu finden. Wem es nicht gelang, sich und das Seine in» Ausland zu retten, der vergrub feine Schätze in die Erde und legte in den Waldungen Verstecke für das Vieh an. Eine endlos scheinende Wagenreihe, bald von Geschützen und Kriegsgerätschaften, bald Klenk, Zeit- und Lebensbilder. Z

12. Die Neuere Geschichte - S. 160

1850 - Hannover : Hahn
160 Antheil, sondern unterstützte die Unternehmungen der Verbündeten durch seine Flotten und durch Subsidien. Der Schauplatz des Krieges war Teutschland und Italien. Das teutsche Heer erhielt an dem 24jährigen Erzherzog Karl, des Kaisers edlen Bruder, einen der ausgezeichnetsten Heerführer der neuern Zeit. Es war etwa 200,000 Mann stark in zwei Abtheilungen, am Oberrhein unter Wurmser und nach dessen baldiger Abberufung nach Italien unter Latour, am Unterrhein unter dem Erzherzog selbst... Das italienische Heer war über 100,000 Mann stark, die Ostreicher und Neapolitaner unter Beaulieu, später unter Wurmser, die Piemontesen unter dem General Colli. 2) Auch das französische Directorium hatte für den neuen entscheidenden Feldzug große Rüstungen gemacht und die Mittel dazu durch Zwangsanleihen und ein neues Papiergeld, die Territorialmandate, gewonnen. Carnot's Kriegöplan war auf das Herz Ostreichs gerichtet. Moreau sollte vom Oberrhein, Jourdan vom Niederrhein aus gen Oftreich vorrücken. Die italienische Armee aber von Italien aus Ästreich bedrohen. 3) Am Rhein ward der Waffenstillstand am 21. Mai ge- kündigt. Jourdan, der bei Düsseldorf über den Rhein setzte, drängte die Ostreicher unter fortwährenden wechselvollen Gefechten bis in die Oberpfalz. Moreau, der am 24. Jun. bei Kehl über den Rhein ging, rückte unaufhaltsam über den Schwarzwald nach Baiern vor. Der Markgraf von Baden, der Herzog von Würtemberg, der Kurfürst von der Pfalz, überhaupt die Stände des schwäbischen und fränkischen Kreises, mußten mit der franzö- sischen Republik Separatverträge abschließen und zum Voraus auf ihre Besitzungen auf dem linken Rheinufer, Frankreichs längst ersehntes Ziel, entsagen, wofür sie auf Kosten ihrer Mitstände entschädigt werden sollten. 4) So waren die französischen Heere bis in's Herz von Ober- teutschland vorgedrungen und hatten in den durchzogenen Land- schaften sich neu bekleidet und große Summen erpreßt. Im Au- gust stand Jourdan bereits in der Gegend von Regensburg und Moreau in der Nähe von Jngoldstadt, während eine Abtheilung seines Heeres Tyrol bedrohte. Jetzt entwickelte aber der Erz- herzog seinen meisterhaften Vertheidigungsplan. Plötzlich wandte er sich mit verstärkter Macht gegen Jourdan, schlug dessen rech- ten Flügel unter dem General Bernadotte bei Teining (22. Aug.) und Jourdan selbst bei Amberg (24. Aug.) und bei Würzburg (3. Sept.). Jourdan's zurückziehendes Heer lös'te sich bald in völlige Flucht auf und nur die Reste erreichten Düs- seldorf wieder. Durch diese Ereignisse ward Moreau in seinem Rücken bedroht und zum Rückzug aus Baiern gezwungen. Er bewirkte denselben (seit 20. Sept.) durch Schwaben und die Eng- pässe des Schwarzwaldes unter steten Gefechten mit den verfol-

13. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 679

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
679 Nachfolger ward der vier und zwanzigjährige Erz; Herzog Karl, der schon bei Neerwinden und Lan- drecieö die Tapferkeit des gemeinen Kriegers mit dem Blicke des Feldherrn vereinigt gezeigt hatte, und als Prinz des Hauses doppelt geeignet schien, den vaterländischen Muth des Heers zu befeuern; mit Rücksicht auf die Reichstruppen ward er zu- gleich zum Reichs-Feldmarschall ernannt. Dieser jugendliche Heerführer hatte seine Probe in dem Feldzuge des Jahrs 1796 zu bestehen, der, Französischer Seite, nach einem riesenmäßigen Opera- tionsplane auf Eroberung Deutschlands und einen dreifachen Einbruch in den Kern der Oesterreichi- schen Monarchie berechnet war, und anfangs von den glänzendsten Erfolgen gekrönt ward. Iourdan drang von der Lahn aus weit über Würzburg bis in die Nähe von Regensburg; Moreau, des ab- gerufenen Pichegru Nachfolger, überschwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte, an der Spitze der Italienischen Armee bis Trident vorgerückt, schien auch auf dem Wege nach demselben Ziele, und schon sahen die Bewunderer und Schildhal- ter der Revolution (noch war Deutschland reich daran) alle drei Armeen an den Ufern der Donau vereinigt und im reißenden Zuge nach Wien. Da- mals fiel das Schrecken des Untergangs auf die Schwäbischen und Fränkischen Reichsstände, und mit ungeheuren Opfern an baarem Gelbe und Lie- ferungen (dem Fränkischen Kreise allein ward eine Steuer von 8 Millionen Livres aufgelegt) erkaufte zuerst Würtemberg, dann Baden, Bamberg rc. von /

14. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 72

1898 - Bamberg : Buchner
72 Napoleon. Spanien schlo Frieden und Freundschaft mit Frankreich; ebenso Holland, das den Namen batavische Republik bekam, nachdem es von den Fran-zosen erobert und sein Staatswesen nach franzsischem Muster umgestaltet worden war. England beschrnkte sich aus den Seekrieg, wobei es sich durch Wegnahme hollndischer Kolonieen (Kapland, Ceylon) bereicherte. 1796 1796: Frankreich rstete drei Armeen aus: Napoleon sollte in 44 Oberitalien die Sardinier und die sterreicher angreifen, Moreau vom Oberrhein und Jourdan vom Mittelrhein aus in Sddeutschland ein-dringen. Franz Ii. bertrug den Krieg in Sddeutschland seinem Bruder, dem Erzherzog Karl. Der Erfolg zeigte, da Karl, obwohl erst 25 Jahre alt, diese hohe Auszeichnung verdiente. Zunchst wich erzwar, weil er zugleich Moreau und Jourdan im Auge behalten mute, nach Bayern zurck; dann warf er sich aber rasch auf Jourdan und fchlug ihn bei Amberg und bei Wrzburg bis zur Vernichtung. Moreau, gegen den sich hieraus Karl wandte, trat eiligst den Rckzug an; kurz zuvor hatte er sich noch von dem bayerischen Kurfrsten Karl Theodor zu Pfaffenhofen einen teuern Waffenstillstand abkaufen lassen. Die franzsischen Heere fhrten die Phrase im Munde: Krieg den Palsten, Friede den Htten!", verbten aber an hoch und niedrig entsetzliche Greuel. berdies legte Jourdan dem frnkischen Kreis 8 Mill. und der Reichsstadt Nrnberg 2i/2 Mill. Franken Kriegskontribution auf. An Moreau mute Baden 2, Wrt-temberg 4, der schwbische Kreis 12 und Bayern 10 Mill. Fr. bezahlen. Napoleon machte durch seinen glnzenden Feldzug in Oberitalien alle in Sddeutschland errungenen Vorteile zu Nichte. Er zog mit seinem Heere, das er bei Nizza im klglichsten Zustand antras, lngs der Kste gegen Genua. Durch einige glckliche Treffen trennte er die Sardinier von den sterreichern und zwang den König von Sardinien zu einem Waffenstillstand. Dann trieb er die sterreicher der die Adda (bei Lodi) bis nach Mantua zurck. Die Festung wurde von den fter-reichern tapfer verteidigt, aber vier Versuche, sie von Norden oder Osten her zu entsetzen, waren vergeblich. 1797 1797: Mantua mute von dem sterreichischen General Wurmser am 2. Februar bergeben werden. Napoleon nahm nach diesem Sieg das Herzogtum Modena in Besitz und zwang den Papst, seine zwischen Modena und dem adriatischen Meere gelegenen Besitzungen abzutreten. berdies erprete er von den Besiegten 80 Millionen Fr. und nach dem Muster rmischer Feldherren kostbare Kunstschtze. Im Rcken gedeckt, trat er jetzt den Marsch gegen Wien an und nherte sich der Kaiserstadt bis aus 200 km. Erzherzog Karl, der ihm mit geringer Truppenmacht entgegen-

15. Theil 4 - S. 100

1813 - Leipzig : Hinrichs
100 Achte Periode. 644. Fortsetzung. Am Rheine ruhten die Waffen bis zum Ende des Mais 1796. Am Oberrheine standen Wurmser und der Erzher- zog Karl, am Niederrheine der Prinz Ferdinand von Wirtemberg den Franzosen gegen über. Die reißenden Fortschritte der Franzosen in Italien bestimmten den Wiener Hof, den Waffenstillstand am Rheine aufzukündigen (21 Mai). Da drangen Kleber und Lese vre, welche unter Jour- dan standen, von Düsseldorf aus am rechten Rheinufer bis an die Lahn vor, und siegten über den Prinzen von W-rtem- berg bei Altenkirch en (4 Iuny). Als aber der Erzher- zog Karl von diesem Vordringen der Franzosen benachrich- tigt wurde, wandte er sich gegen den Niederrhein, bekämpfte den General Lefevre (15 Iuny) bei Wetzlar, den Genera! Kleber (19 Inny) bei Uckerod, und drückte die Franzosen bis Düsseldorf zurück. Doch wahrend dieser siegreichen Erfolge am Niederrheine, welche die Oestreicher genöthigt hatten, am Oberrheine das linke Nheinufer zu verlassen, ging Moreau bei Straßburg mit 90,000 Mann auf das rechte Rheinufer. Die Festung Kehl fiel bei dem ersten Angriffe. Die Siege Bonapartes bewirkten Wnrmsers Abberufung nach Italien, und der Erz- he zog Karl mußte vom Niederrheine über Mainz sich gegen Moreau wenden, wahrend Wartensleben zwischen der Sieg und der Lahn stehen blieb. Bevor aber der Erzher- zog den Oberrhern erreichte, hatte Desaix die schwäbischen Truppen und das mit ihnen verbundene östreichische Corps unter Sztarray (28 Iuny) bei Renchen, und Mo- reau (5 Iuly) den General Latomr bei Rastadt geschla- gen, worauf er den Erzherzog (9 Iuly) bei Ettlingen besiegte. Die Oesireicher zogen sich bis Ulm zurück. Der Herzog von Wirtemberg erkaufte den Waffenstillstand (17 Jul.) mit 4 Will. Livres, der Markgraf von Baden (25 Iuly) mit 2 Mill. Livres und ansehnlichen Lieferungen. Sie mußten ihre Truppen von den Oestreichern zurückziehen,

16. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 649

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
gegen Frankreich 1813—1815. 649 morsen, den Rückzug antraten. Alles wurde geraubt, vernichtet, verheert; wer aus den brennenden Häusern retten oder sie löschen wollte, ward dabei erschossen. Aber diese Schandthaten erblaßten vor denjenigen, welche Jourdan 1796 in Franken verübte. Die Kriegssteuern, so unerschwinglich sie zu sein schienen, verschwanden neben den maßlosen Plünderungen, die von jedermann, vom General bis zum gemeiuen Soldaten, verübt wurden. Die Kommissarieu zumal raubten ins Ungemessene; dafür gaben sie den.einwohnern, wiederum gegen gute Zahlung, „Sauvegarden," welche so lange blieben, als von ihrem Hauswirt etwas zu erpressen war. Waren die Kisten und Kassen teer, so wurden wohl die Betten zerschnitten, die Federn umhergestreut, die Überzüge mitgeschleppt. Kirchen und Heiligtümer waren nicht sicherer als anderes Eigentum. Wo die Raubgier ungesättigt blieb, folgten Mißhandlungen der wehrlosen Einwohner, von anderen Schandthaten zu schweigen. Zügellos wie unter Jourdan frevelten die Franzosen damals überall, so selbst unter Moreau 1796 in Schwaben. Der Herzog von Würtemberg hatte sich von ihm „die Sicherheit von Land und Leuten" mit 4 Millionen Franken erkauft, gleichwohl stahlen die Franzosen an Geld und Gut über eine Million Gulden, die Verwüstung der Felder nicht mitgerechnet. Für denselben Schutz, aus dieselbe Weise gewährt, zahlte Baden an barem Gelde 2 Millionen Franken, der übrige schwäbische Kreis 12 Millionen ohne die Naturalien. Großartiger und systematischer wurde der Raub unter Napoleon betrieben. Sein Generalintendant war der unerbitterliche Darn; der Gesamtbetrag der französischen Erpressungen in Norddeutschland, so weit solche durch Darus Hand gegangen, betrug nach dessen eigener Angabe die Summe von über 513 Millionen Franken, von denen Ende des Jahres 1808 474 Millionen bezahlt waren. Die nachweisbaren, unmittelbare» Brandschatzungen Frankreichs in Geld und Geldeswert beliefen sich während des Krieges 1806 und 1807 auf rund 1020 Millionen, dieser Betrag übersteigt das 13 fache des Jahreseinkommens des damaligen Preußen; und bis 1813 hatte Napoleon eine zweite Milliarde dazu erpreßt, das 26 fache Jahreseinkommen des Staates. Dazu kommen die ungezählten Millionen, welche in die Tasche der Generäle, Offiziere, Soldaten, Intendanten, Inspektoren, Kommissare aller Art geflossen sind!*) Nach dem in großen Zügen gegebenen Bilde mögen hier noch einige wenige kleinere Bilder von der Not damaliger Zeit folgen. Die nächste und fühlbarste Last war die Einquartierung, denn dem Oberbefehlshaber war sofort Leben, Ehre und Eigentum der Einwohner so gut wie preisge-gegeben. Der General Lallemand verlangte 1813 in Lübeck vor Ablauf einer Viertelstunde zwei Wegweiser, mit der Drohung, wenn sie nicht kämen, den ganzen Gemeinderat binden und knebeln lassen zu wollen. Einem Bürger, der, vor seiner Hausthür stehend, ihn nicht grüßte, schlug er den Hut vom Kopfe, einen andern zwang er, vor ihm zu fnieen. Einem Glasermeister, der bei Ankunft des Generals einen Augenblick feierte und auf die barsche Aufforderung, in seiner Arbeit fortzufahren, erst eine Priese Tabak nahm, ließ er 25 Stockprügel aufzählen. Ebenso verfuhren die Eivil-beamten. Als die Einwohner des „Arrondissements" Stade bei dem „Unterpräsetten" sich beschwerten, daß bei den unerträglichen Requisitionen ihnen nichts mehr Übrig bliebe, schrie er ihnen zu: „Dann könnt Ihr Kot fressen." *) Max Dunker: Ans der Zeit Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms Iii. Leipzig 1876.

17. Bd. 3 - S. 529

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 12. Der General Bonaparte. 529 ihn halten. Der Statthalter Erzherzog Ferdinand floh. Bonaparte rückte am 16. Mai trinmphirend ein. Er verkündigt gleich: „Mailänder! Lombarden! ihr sollt jetzt frei fein" und in der nächsten Stunde legte er der Stadt eine Kontribution von 20 Mill. auf. Andere Millionen zahlten Parma und Modena für bloßen Waffenstillstand. Empörte sich das ausgefogeue Landvolk, so stellte ein Blutbad wie in Pavia bald die Ruhe her. Nachdem Beaulieu die Besatzung des festen Mantua verstärkt hatte, zog er sich kummervoll nach Tirol Zurück. Moreau gieug bei Straßburg über den Rhein, erst nachdem Wurmfer in's bedrohte Tirol abgezogen war. Er schlug die Schwäbischen Kreistruppen bei Kehl, drang durch den Schwarzwald, überschritt den Neckar und bemächtigte sich des Schwäbischen Kreises. Er legte ihm eine Kontribution von 25 Millionen Franken und ungeheure Naturallieferungen auf. Jourdau zog von Norden her bis Frankfurt a. M. und brandschatzte die Stadt um 12 Mill., überflutete den Fränkischen Kreis und ließ ihn außer maßlosen Leistungen an Lebensmitteln, Kleidern, Pferden 2c. noch 14 Millionen baar bezahlen. Würtemberg, Baden ac. schlossen zugleich Separatfrieden mit der Republik unter Bedingungen, welche sie zu deren Vasallen machten. So machten es die Franzosen überall, wo sie hinkamen. Wahrlich die deutschen Gebiete entrichteten diesem Feinde das Dreißigfache dessen, was sie zu seiner Abwehr dem Vaterland zu opfern für „unerschwinglich" erklärt hatten! Und wie führten sie sich sonst auf, diese übermüthigen, unflätigen Menschen! Gutes, deutsches Essen warfen sie, als für sie zu schlecht, sammt den Schüsseln zum Fenster hinaus! Ihren Mist legten sie auf die Altäre nieder! Kein weibliches Wesen war vor ihrer rohen Gier sicher; Frauen flohen vor ihnen zu Hunderten in die Wälder! Doch es wendet sich das glänzende Blatt. Den Oberbefehl über die 140,000 Oestreichs führte Lesebuch der Weltgeschichte. Iii. 3. Aufl. 34

18. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 722

1858 - Weimar : Böhlau
722 Napoleon un- terwirft Ita- lien 1796. 1796 drang Jourdan von der Lahn ans über Würzburg bis in die Nähe von Regensburg; Moreau, Pichegrü's Nachfolger, über- schwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte rückte an der Spitze der italienischen Armee biß Trident vor. Die schwäbischen und fränki- schen Reichsstände, Würtemberg, Baden, Bamberg und andere, erkauf- ten mit ungeheuren Opfern Stillstand und die Erlaubniß, Friedensge- sandte nach Paris schicken zu dürfen. Der Erzherzog Karl, der an die Spitze der kaiserlichen Armee gestellt war, sah sich genöthigt, die Bundestruppen, als er sie am meisten bedurfte, entwaffnen zu lasten. Dennoch schlug er den von Bernadotte zu weit vorwärts geführten Flü- gel der Jourdanschen Armee bei Teining, dann diese Armee selbst bei Würz bürg, so daß die Geschlagenen in lvildec Flucht dem Rheine zu- eilten. Moreau hatte den Kurfürsten von Baiern zu einem schmählichen und kostbaren Waffenstillstand genöthigt, sah sich aber, in Folge der Un- fälle Jourdans, von den Oestreichern im Rücken bedroht und trat einen in der Geschichte der Kriegskunst berühmten Rückzug an. In den meisten Staaten Italiens waren unter milden Herrschern bedeutende Fortschritte zum Bessern geschehen. Die Grenze Italiens ge- gen Frankreich gehörte dem Beherrscher von Savoyen und Piemont, der sich seit 1718 König von Sardinien nannte. Der König Victor Ama- deus Iii., der seit 1773 regierte, hatte sich ganz auf das Militäcwesen geworfen und hatte sich dabei das Verfahren Friedrichs Ii. zum Muster genommen. Dieses lange getriebene Soldatenspiel bestand seine Probe schlecht, als es Ernst ward und die französischen Machthaber den König Victor 1792 mit Krieg überzogen. Unter alten kraftlosen Generalen und jungen, von Verachtung deß Feindes strotzenden Officieren verloren die Piemontesen beim ersten Angriffe Nizza und Savoyen. Unter mör- derischen Gefechten ging die Vertheidigungslinie der Alpen verloren, und 1795 gewann das republikanische Heer Boden auf der Südseite der Al- pen. Aber die Unordnung, welche um diese Zeit in der republikanischen Staatsverwaltung einriß, und der durch den Fall der Assignate herbei- geführte Staatßbankrott entzog den Gewalthabern die Mittel, deren sie zum Kriege bedurften, und brachte schreckliches Elend über das italieni- sche Heer. Da erhielt im Frühjahr 1796 der Cocse Napoleon Bo- naparte, der sich durch seine Heirath mit Jose ph inen, der von dem Direktor Barras beschützten Wittwe deß Generals Beauharnais, mit Barras befreundet harte, den Oberbefehl über das gegen die Oestreicher und Piemontesen kämpfende Heer. Der Zustand desselben war kläglich; Mangel an Verpflegung und Kleidung hatten die Bande der Zucht ge- löst. Aber Napoleon verstand es, den französischen Krieger zu Großtha- ten zu treiben. Ihm, dem sechs und zwanzigjährigen, gegenüber stand der östreichische General Beaulieu, dessen sonstige Tüchtigkeit hohes Alter geschwächt hatte. Bei Montenotte schlug Napoleon die Oest- reicher, bei Mondovi die sardinische Armee. Der Muth des Königs Victor Amadeus war gebrochen. Der König schloß einen Waffenstillstand und bald nachher Frieden mit Frankreich. Er mußte den Bund mit Oestreich aufgeben, den Franzosen die Festungen Alessandria, Coni und Tor ton a einräumen und Savoyen und Nizza abtreten. Millionen baaren Geldes mußten unter allerlei Benennungen erlegt werden.

19. Bd. 6 - S. 302

1845 - Leipzig : Kollmann
302 In Deutschland hatten die Waffen bis zum Ende des Mai'ö geruht. Bonaparte's reißende Fortschritte in Italien aber brach- ten den Wiener Hof zu dem verzweifelten Entschlüsse, den Fran- zosen den Stillstand aufzukündigen, und so begannen die Feind- seligkeiten am Rheine von neuem. Schon in den ersten zwei Wochen wurden die Oestcrreicher bis nach Wetzlar zurückge- drängt. Hier suchten die Franzosen, unter dem Generale Le- se b re, die längs der Dil*l laufende Linie des Erzherzog Karl — Bruders des Kaisers, der an Clairfait's Statt das Obercom- mando erhalten hatte zu durchbrechen, wurden aber geschla- gen und genöthigt, sich in schnellen Märschen nach dem Nicder- rheine zurückzuzichen, weil sie fürchteten, überflügelt zu werden. Unterdessen hatten die Franzosen den ganzen Strich von der Mo- sel bis gegen Mainz hin in Besitz genommen und zugleich ihre beiden Hauptheere am Ober- und Niederrhcine, unter Moreau, des abgerufenen Pichegrü Nachfolger, und Iourdan, in Ver- bindung gebracht. Während der Erzherzog den Franzosen bis Duytz nachsctzte, ging Moreau über den Rhein; ein Unterneh- men, das er mit vieler Kühnheit und Klugheit bewerkstelligte. Er bemächtigte sich der Bcrgpäffe des Kniebis, dehnte sich in's Würtembergische aus und schlug den Erzherzog, der vom Nie- derrheine hcrbeigeeilt war, in die Flucht, worauf sich das ganze kaiserliche Heer in Schwaben zurückzog. Auf der andern Seite drang Iourdan wieder gegen die Lahn hervor und nöthigte die Oesterreicher, ihre Stellung bei Wetzlar zu verlassen und sich nach Frankfurt hin zurückzuziehen. Die Franzosen folgten ihnen, forderten die Stadt auf und nahmen sie, nachdem sie einen Theil derselben in Brand geschossen, mit §apituiation ein. Nun brei- tete sich Iourdan nach Aschaffenburg, nach dem Oden- walde, der Bergstraße und nach Darmstadt aus und suchte sich dem General Moreau immer mehr zu nähern. — Das unaufhaltsame Vordringen der Franzosen verbreitete ein so allge- meines Schrecken unter den schwäbischen und fränkischen Reichs- ständen, daß sie sich schnell durch besondere Neutralitätsvcrträge zu retten suchten. Mit Ungeheuern Opfern an baarem Gelde und Lieferungen (dem fränkischen Kreise allein ward eine Steuer von acht Millionen Livres aufgelegt) erkaufte zuerst der Herzog von Würtemberg, und acht Tage später der Markgraf von Baden, einen Stillstand (17, und 25, Juli) von den französi-

20. Mittlere und neue Geschichte - S. 289

1877 - Leipzig : Senf
111. Französische Revolution und deren Folgen. 289 5. Zeit des Direktoriums, vom 26. Oktober 1795 bis zum 9. November (18. Brumaire) 1799. Das Direktorium begann mit neuen Finanzmaaßregeln im Innern, um den fast erloschnen Credit wieder herzustellen, und mit imponirenden kriegerischen Unternehmungen nach Außen. Statt der ganz werthlos gewordnen Assignaten, die nur im Allgemeinen die Nationalgüter als Unterpfand für das Papiergeld bezeichneten, traten die Territorialmandate, die, jedes besonders, den Namen eines bestimmten Nationalgutes als Unterpfand hatten. Nach Außen wurden drei Heere aufgestellt: am Niederrhein unter Jourdan, am Oberrhein unter Moreau und in Italien unter Bonaparte; sie sollten alle drei gegen Wien vordringen und hier vereinigt den deutschen Kaiser zum Frieden zwingen. Anfangs war das Vordringen auch der beiden ersten dieser Armeen siegreich, schon war Jourdan bis an die Naab nahe der böhmischen Gränze vorgedrungen und Moreau hatte nach einander Baden, Wmemberg und Baiern überwältigt und zu Verträgen genöthigt und war in München eingezogen. Aber jetzt erschien der erst vierund-zwanzigjährige Erzherzog Carl, Bruder des Kaisers Franz H., als neuer Feldherr bei den Oesterreichern und traf Jourdans Armee mit verderblichen Schlägen am Ende des Augusts und bei Würzburg am 3. September 1796. In wilder Unordnung eilten die Franzosen zurück, zugleich von den über ihre Raubsucht erbitterten Bauern und den Oesterreichern verfolgt und nur elende Trümmer derselben erreichten den Niederrhein. Auch Moreau, nun von vorne und vom linken Flügel bedroht, trat jetzt einen gefährlichen Rückzug an, namentlich durch den Höllenpaß im Schwarzwald, den er aber ohne bedeutenden Verlust mit Geschicklichkeit ausführte. Nur Bonaparte fesselte in Ita-lken das Glück beständig an seine Fersen. Sechsundzwanzig Jahre alt, zeigte er ein überlegnes Feldherrntalent, worin rasche Kühnheit und Berechnung gleich bemerkbar waren, zugleich benutzte er schonungslos die Mittel der besetzten Länder. Gegenübergestellt den Piemontesen und Oesterreichern, gewinnt er im April 1796 die Schlachten von Monte-notte, Millrsimo und Dego, trennt die beiden feindlichen Armeen und zwingt den König von Sardinieu zum Frieden, in dem er Savoyen und Nizza an Frankreich abtritt. Nach dem so sehr gefeierten Uebergang über die Adda bei Lodi den 10. Mai 1796 besetzt er Mailand und beginnt die Belagerung von Mantua. Die kleinen Herzoge von Parma und Modena erkaufen sich den Frieden mit Geld und Auslieferung werthvoller Gemälde, welche die Bildergallerie in Paris schmücken sollten, aber um Mantua entstehen die hartnäckigsten 37