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1. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 144

1881 - Leipzig : Teubner
144 Streit wegen Luxemburgs 1867. Österreich und einen Zerfall des deutschen Bundes. Daher kam ihm im Jahre 1866 der Krieg zwischen Preußen und Österreich gelegen; er erwartete, daß das kleine Preußen seinem mächtigen Gegner unterliegen oder daß beide doch sich gegenseitig erschöpfen würden, und dann konnte er mit seinen Ansprüchen erfolgreich auftreten. Aber die Schlacht bei Königgrätz vereitelte bald seine Hoffnungen. Doch mischte er sich zunächst, um Preußens Macht nicht zu sehr sich ausdehnen zu lassen, in die diplomatischen Verhandlungen über den Frieden und bewirkte, daß die Mainlinie festgehalten wurde. Dann verlangte er dafür, daß er sich in dem Kriege neutral verhalten habe, und für die Anerkennung der geschehenen Vergrößerung Preußens zum Ausgleich eine Abtretung auf dem linken Ufer des Rheins, er verlangte einige preußische Distrikte, Luxemburg, Rheinhessen und Rheinbayern mit den Festungen Mainz und Landau. Er schlug ferner eine Allianz von Frankreich und Preußen vor, die den Zweck hatte, Frankreich Belgien zu verschaffen und die Herrschaft Preußens über Süddeutschland auszudehnen. Aber der König Wilhelm und sein Minister, Graf Bismark, gingen auf diese lockenden Pläne nicht ein; der König Wilhelm erklärte, daß kein Fuß breit deutschen Bodens abgetreten werden solle. Nun suchte Napoleon im Jahre 1867 sich dadurch in den Besitz des deutschen Großherzogtums Luxemburg zu setzen, daß er es dem König von Holland abkaufte. Aber durch die Einspräche Preußens mußten die Unterhandlungen abgebrochen werden. Dagegen verlangte jetzt Napoleon, daß die preußische Besatzung die Festung Luxemburg räume. Schon war durch die Aufregung in Deutschland und Frankreich der Ausbruch des Krieges nahe, als die europäischen Großmächte auf der Londoner Conferenz eine Vereinbarung erzielten, wonach das Großherzogtum als neutrales Land anerkannt und die Festung Luxemburg von den Preußen geräumt und geschleift ward. Der Kaiser Napoleon und die „große Nation", wie die eitlen Franzosen sich gerne nannten, fühlten sich gedemütigt und tief gekränkt, daß Preußen, ohne sich um ihre Zu-

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1. Geschichte der Neuzeit - S. 259

1895 - Hannover : Manz & Lange
Die Zeit König Wilhelms I. 259 Iv. Der deutsch-französische Krieg und die Neubegründung des deutschen Reiches 1870/1. A. Vorgeschichte. Am meisten Ärgernis erregte das Wachstum Preussens am kaiserlichen Hof in Paris. Vergebens hatte Napoleon schon vor dem Ausbruch des Krieges von 1866 wie auch nach der Schlacht von Königgrätz Bismarck Anträge gemacht, worin er gegen seine Zustimmung zur Vergrösserung Preussens einen Gebietszuwachs für Frankreich in Gestalt linksrheinischer deutscher Landesteile verlangte. Er war beide Male zurückgewiesen worden. 1) Die luxemburgische Frage 1867: Um aber wenigstens einen Gewinn davonzutragen und das Geschrei der französischen Chauvinisten zu beschwichtigen, die über Preussens Erfolge erbittert „Rache für Sadöwa“verlangten, wollte Napoleon im Frühjahr 1867 vom König der Niederlande das zum ehemaligen deutschen Bund gehörige Grossherzogtum Luxemburg2) kaufen. Hierauf war der bisherige Landesherr einzugehen bereit; er knüpfte jedoch seine Zustimmung an die Einwilligung Preussens, dem das Besatzungsrecht in der Bundesfestung Luxemburg zu-stand. Vergebens bot Napoleon Preussen für die Genehmigung des Kaufes ein Angriffs- und Verteidigungsbündnis an. Bismarck liess im Haag erklären, sein König werde die Abtretung als Kriegsfall ansehen, und vereitelte dadurch den Plan. Dagegen wurde das Grossherzogtum Luxemburg nach einem Beschluss der Grossmächte für neutral erklärt; es blieb dem König der Niederlande, verlor aber seine preussische Besatzung3). 2) Die spanische Thronfrage 1870: Die Niederlagen, welche Napoleons auswärtige Politik in Mejiko und gegenüber Preussen erlitten hatte, gefährdeten auch die Festigkeit seiner Stellung innerhalb Frankreichs; das bewies vor allem der Ausfall der Wahlen 1869, durch welche die Gegner der Regierung bedeutenden Zuwachs erhielten. Eine mächtige Partei am Pariser Hof, -wozu dic-ö-cmahtm des Kaism's-gehörte, arbeitete deshalb darauf hin, durch eine auswärtige Unternehmung die Missstimmung im Lande abzulenken und dem Kaisertum durch einen siegreich geführten Krieg gegen Preussen neue Beliebtheit im 1) Dorf westnordwestlich von Königgrätz, nach dem die Franzosen die Schlacht vom 3. Juli 1866 benennen. 2) Damals durch Personalunion mit dem Königreich der Niederlande verbunden. 8) Nach dem Tode König Wilhelms in. 1890 folgte ihm in den Niederlanden seine Tochter, in Luxemburg nach dem salischen Gesetz der frühere Herzog von Nassau. 17*

2. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 417

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 417 — Mit Italien schloß Oesterreich am 6. October den Frieden zu Wien auf Grundlage der Abtretung Venetiens und der Anerkennung des Königreichs Italien. Für Oesterreich führte der unglückliche Krieg eine von dem Reichskanzler Grafen Beust^(früher sächsischer Minister) geleitete Umgestaltung in liberalem Sinne herbei. Zum Behufe einer dauernden Aussöhnung mit Ungarn wurde die Reichseinheit aufgegeben und, unter Herstellung der ungarischen Verfassung, das Kaiserthum Oesterreich als österreichisch - ungarische Monarchie in die Länder diesseits und jenseits der Leith a (cisleitha-nische und transleithanische) mit getrennten Ministerien zersplittert, worauf der Kaiser Franz Joseph am 8..Jnni 1867 zu Pesth feierlich als apostolischer König von Ungarn gekrönt wurde. §. 154. Der deutsch-franmsche Rrieg von 1870—1871. Napoleon Iii. hatte den deutschen Krieg im Jahre 1866, den er durch sein Dazwischentreten zu verhindern in der Lage gewesen sein würde, in der sicheren Hoffnung zum Ausbruche kommen lassen, daß derselbe sich in die Länge ziehen und die beiderseitige Entkräftung Oesterreichs und Preußens ihm das Schiedsrichteramt in die Hände spielen werde, bei welcher Gelegenheit er die längst ersehnte „Grenzberichtigung Frankreichs" durch den Erwerb des linken Rheinufers durchzusetzen gedachte. _ Das Fehlschlagen dieser Hoffnung hatte in Frankreich eine große Mißstimmung hervorgerufen, welcher Napoleon durch den Erwerb des Großherzogthums Luxemburg, dessen Verbindung mit Deutschland durch die Auflösung des deutschen Bundes aufgehoben war, eilte Ableitung zu verfchaffeu suchte. Gegen die zu diesem Zwecke mit dem Könige von Holland angeknüpften Unterhandlungen erhob Preußen Einsprache, woraus Napoleon den Abzug der preußischen Besatzung aus Luxemburg verlangte. Die Gefahr eines Krieges, der bei der gegenseitigen Aufregung unvermeidlich schien, wurde durch die Londoner Conferenz (7. bis 14. Mai 1867), bei welcher Italien als sechste Großmacht anerkannt wurde, durch die Vereinbarung abgewendet, daß das Großherzogthum Luxemburg für immer ein neutrales Laud sein und> die Festung Luxemburg geschleift werden solle. In Frankreich dauerte indessen die Unzufriedenheit mit der kaiserlichen Politik und die Mißstimmung gegen Preußen fort, und „Revanche für Sado tta" blieb die allgemeine Losung. Bei dieser Stimmung der Bevölkerung lag die Befürchtung des früheren oder späteren Ansbruchs eines Krieges zwischen Frankreich und Preußen um so Klein, Weltgesch. 3. Aufl. 97

3. Illustrierte preußische Geschichte - S. 281

1904 - Breslau : Hirt
1. Die Errichtung des Deutschen Reichs durch Kaiser Wilhelm den Großen. 281 Mittel um, sie zu bessern. Ein solches schien ihm Luxemburg zu bieten. Dies Land war 1815 dem Könige von Holland als Entschädigung für den Verlust seiner nassauischen Besitzungen überlassen worden und durch Personalunion mit Holland vereinigt. Als sich nun 1830 infolge der französischen Revolution Belgien von Holland trennte, vereinigte man den wallonischen Teil Luxemburgs mit Belgien, während der deutsche bei Holland verblieb, aber seine eigene Verwaltung hatte und zum Teutschen Bunde sowie zum Zollverein gehörte. Die 3tabt Luxemburg war eine deutsche Bundesfestung, in ihr lag eine preußische Besatzung, die auch nach der Auflösung des Bundes nicht abgezogen war. Auf Napoleons Drängen war der König von Holland bereit, das seit alten Zeiten deutsche Land an Frankreich abzutreten, und dieses verlangte die Räumung der angeblich Frankreich bedrohenden Festung. Schon schien der Krieg unvermeidlich zu sein; da gab Preußen, das noch der Ruhe bedurfte, seine Einwilligung dazu, daß die Luxemburger Frage einer europäischen Konferenz vorgelegt werde. Nach deren Entscheidung wurde die Festung Luxemburg von den Preußen geräumt, dann geschleift, das Land verblieb dem holländischen Herrscherhaus, wurde für neutral erklärt und unter den Schutz der europäischen Großmächte gestellt (1867), doch blieb es im deutschen Zollverein. Die dadurch gewonnene Friedenszeit benutzte der Norddeutsche Buud, seine einzelnen Glieder enger miteinander zu verbinden. Auch die Verbindung mit Süddeutschland würde baburch noch enger geknüpft, daß der Zollverein, beut der Norddeutsche Buub als einheitliches Gebiet beitrat, ans festerer Grnnblage mit den sübbeutschen Staaten wieber geschlossen würde, und im Frühjahr 1868 trat in Berlin das erste beutsche Zollparlament zusammen, das auch siibbeutsche Abgeordnete umfaßte und somit der Vorbote einer noch innigeren Vereinigung des deutschen Volkes würde. E. v. Geißel, der schon ungebulbig gefragt hatte: Wann doch, wann erscheint der Meister, Der, o Deutschland, dich erbaut? begrüßte 1867 König Wilhelm in Lübeck mit den Worten: Und sei's als letzter Wunsch gesprochen, Daß noch dereinst dein Aug' es sieht, Wie übers Reich ununterbrochen Vom Fels zum Meer dein Adler zieht! Dieser Wunsch sollte schneller in Erfüllung gehen, als wir zu hoffen wagten: von jetzt an ist die preußische Geschichte zugleich beutsche Geschichte. 4. Der deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871.*) Ursache und Ausbruch desselben. Tie Luxemburger Angelegenheit hatte Napoleon nur eine neue Nieber-lage gebracht; mit allem Eifer rüstete er jetzt zum Kriege. Nach preußischem *) Den Lesern, die sich über die Geschichte des preußisch-deutschen Heeres von lernen Ansängen bis aus die neuste Zeit näher unterrichten wollen, sei folgendes

4. Die Geschichte in tabellarischer Übersicht - S. 214

1887 - Hannover : Helwing
Hundheim, die Hessen bei Wertheim, die Württemberger 1866 bei Tauberbischofsheim, die Bayern bei Helmstedt. 2. Aug. Waffenstillstand. d) Kriegsschauplatz in Italien. 24. Juni Erzherzog Albrecht siegt über die Italiener unter Sa mär* mora bei Cu st 6zza. Der Kaiser von Österreich tritt Venetien an Napoleon ab (4. Juli), der den Frieden vermitteln soll. Die Italiener besetzen Venetien. so. Jul» Seeschlacht bei Lissa: Die italienische Flotte unter Perskuo wird von der österreichischen unter Tegetthof geschlagen. Waffenstillstand zwischen Italien und Österreich. 23.Aug. Friede zu Prag zwischen Österreich und Preußen: Österreich scheidet aus dem deutschen Staateuverbaude aus, erkennt die Auflösung des deutschen Bundes an, überträgt seine Rechte an Schleswig-Holstein auf Preußen und zahlt 60 Mill. Mark Kriegskosten. Sachsen behält seinen Territorialbestand, zahlt aber 30 Mill. Mark Kriegskosten. — Preußen fordert die Übergabe Venetiens an Italien. Durch die Friedensschlüsse zu Berlin wird der Krieg mit den Bundesstaaten beendigt. Preußen bildet die neuen Provinzen:Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Nassau (Kurhessen, Nassau, Hessen-Homburg, Frankfurt a. M. und einige kleinere darmstädtische und bayrische Gebietsteile). Preußen gewinnt einen Zuwachs von 1306 Q.-M. mit 4x/2 Mill. Einwohnern. Abschließung geheimer Schutz- und Trutzbündnisse mit Bayern, Baden und Württemberg. 1867 Gründung des norddeutschen Bundes: König Wilhelm it. April wird Präsident, Graf Bismarck Bundeskanzler. Bundesrat. Reichstag. 1868 Gründung des Zollvereins zwischen dem norddeutschen Bunde und Süddeutschland. 1867 Die Luxemburger Frage. Napoleon unterhandelt mit dem König von Holland über den Ankauf des Großherzogtums Luxemburg, wo in der Festung Luxemburg immer noch eine preußische Besatzung steht, trotzdem der deutsche Bund schon 1866 aufgelöst war. Preußen hindert den Verkauf, Napoleon fordert nun aber die Räumung Luxemburgs durch die Preußen. Die ernste Verwickelung wird beseitigt durch die Londoner Konferenz der Großmächte: Luxemburg wird neutral unter Garantie

5. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 95

1877 - Nürnberg : Korn
— 95 — eben so die Herzogtümer Schleswig-Holstein: zufaitu men 1300 Quadratmeilen mit \\ Millionen Einwohnern. So hatte Preußen durch einen siebenwöchentlichen Krieg die Oberherrschaft in Deutschland errungen. 4. Im April 1867 ward der norddeutsche Bund gegründet, der 22 Staaten mit 7500 Quadratmeilen und 30 Millionen Einwohnern umfaßte. Preußen hatte im B un-d es rath 17 Stimmen, die übrigen Staaten zusammen 26 Stimmen. Die Vertreter des Volkes bildeten den Reichstag. Der preußische Minister Vismark wurde Bundeskanzler. Im Zollparlament waren auch die süddeutschen Staaten vertreten. Während sich die neue Ordnung in Deutschland vollzog, kam die Luxemburger Frage, die Napoleon zu Gunsten Frankreichs gelöst zu sehen wünschte. Die Londoner Konferenz im Mai 1867 erklärte jedoch Luxemburg für neutral, so daß Preußen sein Besatzungsrecht aufgab und die Festung geschleift wurde. Seitdem war die Stimmung in Frankreich dem neuen Deutschland gegenüber sehr unfreundlich, und der Krieg zwischen beiden Ländern schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. 44. Der deutsch-französische Krieg — 1870. 1. Die Spanier, welche 1868 ihre Königin Jsa-bella vertrieben hatten, boten 1870 die erledigte Krone dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an. Darüber gab es in Frankreich eine große Aufregung, so daß der Prinz Leopold auf die spanische Krone verzichtete. Nun verlangte aber der französische Botschafter Benedetti von dem in Ems weilenden König Wilhelm, er solle das Versprechen leisten, daß er niemals seine Einwilligung geben werde, wenn wieder ein ähnlicher Fall vorkommen sollte; auch ließ man in Paris dem preußischen Botschafter andeuten, daß ein

6. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 175

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 175 — deut der Republik, zum Kaiser der Franzosen gemacht. Dadurch, daß er Handel und Gewerbe hob und durch die äußere Politik der eitlen, stets nach Ruhm lüsternen Nation schmeichelte, wußte er sich auf dem Throne zu erhalten. So demütigte er im Krimkriege 1854—56 im Bunde mit England die russische Übermacht, und, verbündet mit Emanuel von Sardinien, entriß er den Österreichern (1859) die Lom-bardei. Aber bereits seit der Mitte der sechziger Jahre begann das Glück sich von ihm zu wenden. Die Expedition nach Mexiko, wo er ein von Frankreich abhängiges Kaisertum unter dem Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich herstellen wollte, war ein verfehltes Unternehmen. Der unglückliche Erzherzog, seit April 1864 Kaiser von Mexiko, wurde von den mexikanischen Republikanern 1867 erschossen. Je kläglicher dieses Unternehmen verlaufen war, um so mehr erhob sich der Unwille der republikanisch Gesinnten in Frankreich, die Frankreichs Ruhm durch Napoleon verdunkelt glaubten, namentlich seit Preußen durch seine glorreichen Siege im Jahre 1866 den französischen Kriegsruhm weit zurücktreten ließ. Die Republikaner machten es Napoleon zum Vorwurf, daß er Preußens Machtzuwachs nicht verhindert habe, und das Begehren wurde laut, so schnell als möglich mit Preußen Krieg zu beginnen. „Rache für Sadowa" — Demütigung Preußens und Wegnahme des Rheinufers — war deshalb das Verlangen des französischen Volkes. Die Lage Napoleons war sehr mißlich; er sah sich von seinem Volke zu einem Kriege gedrängt, dessen Gefahren 'keiner besser ermaß als er selbst. 1. Bereits im Jahre 1867 wäre es durch die Luxemburger Frage*) zum Kriege gekommen, wenn die Reform des französischen Heeres durch Heranbildung der Reserven und der Mobilgarde, durch vollständige Einführung des Chassepotgewehres und der Mitrailleusen beendigt gewesen wäre. Diese Armeeumbildung wurde aber in den Jahren 1867 — 69 durch den einsichtigen Kriegsminister Niel vollständig durchgeführt, und nun wurde das Drängen der Kriegspartei noch ungestümer, die Stellung Napoleons schwieriger. Dieser entschloß sich deshalb, um die Republikaner zu versöhnen, zu einer Veränderung in dem bisherigen Verfassungssystem. An Stelle des persönlichen Kaiserregiments wurde eine freisinnige Verfassung mit dem parlamentarischen Ministerium Ollivier gesetzt, und eine allgemeine Volksabstimmung hatte diese neue Ära Napoleons bestätigt. Aber trotz der großen Mehrheit, die sich für die Aufrechterhaltung des Kaisertums in Frankreich erklärte, schien doch Napoleons Thron nur dann *) Das Großherzogtum Luxemburg, das seit 1815 mit den Niederlanden in Personalunion stand, und seit 1839 ein Teil der niederländischen Provinz Limburg gehörten dem deutschen Bunde an. Seit Auflösung desselben (1866) zeigte Napoleon große Lust, beide Länder mit Einwilligung des Königs der Niederlande zu annektieren, und er verlangte die Räumung der Festung Luxemburg von den Preußen, die letztere noch immer besetzt hielten. Preußen 9. Friedens wegen nach und zog seine Besatzung zurück. Aus gründ der Bestimmungen der zu London zusammengetretenen europäischen Konferenz °r .er e Festungswerke der Stadt Luxemburg geschleift und die fraq* Iichen Gebiete unter niederländischer Herrschaft für neutral erklärt.

7. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 541

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 54. § 313. Luxemburger Frage. Reformen in Österreich. 541 reiturigen hiezu, berief die Bevollmächtigten aller nördlich vom Main gelegenen Staaten auf den 17. Dezember 1866 zu einer Conferenz nach Berlin und legte ihnen den Entwurf einer Bundesverfassung zur Beratung vor. Nach Vollendung derselben wurde der am 12. Febr. gewählte norddeutsche Reichstag vom König von Preußen am 24. Februar mit einer staatsmännischen und patriotischen Rede eröffnet. Dieser Reichstag unterzog den von den Bevollmächtigten ihm vorgelegten Entwurf einer nochmaligen Beratung, welche sich bis zum 17. April hinauszog. Bundesregierungen und Reichstag waren nun über die Bestimmungen der Verfassung einig, und der König von Preußen erteilte ihr an diesem Tage im Namen sämtlicher 22 Bundesstaaten die Sanction. Er konnte mit Stolz sagen: „Die Zeit ist herbeigekommen, wo unser deutsches Vaterland durch seine Gesamtkraft seinen Frieden, seine Macht und seine Würde zu vertreten im Stande ist." Denn dieser norddeutsche Bund umfaßte 7540 Quadratmeilen mit nahezu 30 Millionen Einwohnern, und dem König von Preußen wurde der Oberbefehl über die ganze, nach gemeinschaftlichem Plan organisirte norddeutsche Wehrkraft und die diplomatische Vertretung des Bundes im Ausland übertragen. Graf Bismarck wurde zum Bundeskanzler ernannt. Auch die süddeutschen Staaten, von welchen Hessen am 17. März eine Mititärconvention mit Preußen abgeschlossen hatte, führten die preußische Wehrverfaffung ein, um, wenn Deutschlands Grenzen bedroht sein sollten, ihren Allianzverpflichtungen nachzukommen und ihre Streitmacht als würdiges Glied in den großen deutschen Heereskörper einzufügen. Die Verbindung von Nord- und Süddeutschland wurde durch Abschluß des neuen Zollvertrags vom 8. Juli und durch das daraus hervorgehende Zollparla-ment (s. S. 546) eine noch innigere. Schon im Frühjahr 1867 schien es, als ob dieses neu construirte Deutschland seine Feuerprobe bestehen sollte. Der König von Holland wünschte das Großherzogtum Luxemburg, das dem früheren deutschen Bunde angehört hatte, dem norddeutschen Buude nicht eingefügt zu sehen. So lange es zu Holland gehörte, wünschte auch Preußen dies nicht, wollte aber das durch die Verträge von 1815 und 1816 ihm zugesprochene Besatzungsrecht nicht aufgeben. Als es nun hörte, daß Kaiser Napoleon damit umgehe, die Provinz Luxemburg samt der Festung dem holländischen König abzukaufen, protestirte es aufs entschiedenste dagegen. Frankreich stand von seinem Vorhaben ab, verlangte aber den Abzug der preußischen Besatzung aus der Festung. Um einem Kriege vorzubeugen, vereinigten sich die Großmächte, welche bei dem Vertrag vom 19. April 1839 die Garantie für das Großherzogtum übernommen hatten, nebst Belgien und Italien am 7. Mai zu der Conferenz von London. Schon am 11. Mai konnte der neue Vertrag unterzeichnet werden, wonach Luxemburg bei Holland zu bleiben hat, einen neutralen Staat bildet, seine Neutralität von den Unterzeichnern des Vertrags garantirt ist, die Festung von den preußischen Truppen geräumt und von dem König von Holland geschleift wird. Damit war die fast tausendjährige Verbindung Luxemburgs mit Deutschland gelöst, aber als Mitglied des Zollvereins blieb es mit dem Mutterlande noch verbunden. Auch in Österreich, welches noch 331/2 Millionen Einwohner hat, fand eine Veränderung der politischen Verhältnisse statt. Dort übernahm der

8. Geschichte der Neuzeit - S. 174

1892 - München [u.a.] : Franz
Rheingelüste. Belgien. Luxemburg. Londoner Kon ferenz 1867. Stimmung in Frankreich. 174 Vorgeschichte des deutsch-französischen Krieges. und die französische Nation durch Gebietserweiterungen zu versöhnen. Deshalb hatte er den Ausbruch des Krieges zwischen den beiden deutschen Großmächten 1866 nicht ungern gesehen, da er hoffte, beide würden sich gegenseitig so schwächen, daß er sich ihnen als Vermittler aufdrängen und dabei linksrheinische Gebiete erhalten könne. Der wider alles Erwarten rasche und siegreiche Kampf Preußens und dessen nationale Haltung nach dem Kriege zerstörten diese Hoffnung. Napoleon hatte nämlich noch 1866 gleich nach Beendigung des Krieges verlangt, daß Preußen ihm linksrheinische Gebiete überlasse, widrigenfalls Frankreich Krieg erklären müsse, war aber auf die entschlossen ablehnende Haltung Preußens hin noch einmal zurückgewichen. Da Preußen sich 1866 beim Friedenschluß der süddeutschen Staaten energisch angenommen und dadurch gezeigt hatte, daß es zu einer streng nationalen Politik entschlossen war, strebte Napoleon die Erwerbung Belgiens und Luxemburgs für Frankreich an. Um diesen Preis, erklärte er dem Berliner Kabinett, wolle er sogar den Eintritt der süddeutscheu Staaten in den Nordbund befördern. Allein Bismarck erwartete dies Ergebnis von der Kraft des nationalen Gedankens und wies die Anträge Napoleons konsequent zurück. Hierauf suchte dieser auch ohne Preußen sein Ziel zu erreichen. Er knüpfte 1867 mit dem König der Niederlande Unterhandlungen an, um diesem das Großherzogtum Luxemburg abzukaufeu. Derselbe war bereit, darauf einzugehen, gab jedoch vorher noch der preußischen Regieruug davon Kenntnis, die aus den Zeiten des deutscheu Bundes her eine Besatzung in der einstigen Bundesfestung Luxemburg hielt. Preußen legte Verwahrung gegen eine Vereinigung des deutsch sprechenden und zum deutscheu Zollverein gehörenden Läudcheus mit Frankreich ein und veröffentlichte, als sich in Frankreich eine wachsende kriegerische Stimmung kundgab, das bis dahin geheim gehaltene Schutz- und Trutzbündnis mit Süddeutschland. Napoleon lenkte ein und gab zu, daß die Streitfrage auf einet Konferenz der Großmächte zu London 1867 entschieden werde. Diese bestimmte, daß das mit dem Königreiche der Niederlande durch Personalunion verbundene Großherzogtum Luxemburg ein selbständiger Staat bleibe, dessen Neutralität unter den gemeinsamen Schutz der europäischen Großmächte gestellt wurde. Dagegen gab Preußen sein Besatzungsrecht auf und willigte in die Schleifung der Festungswerke, da Frankreich erklärt hatte, es fühle sich durch die Anwesenheit einer preußischen Besatzung in, Luxemburg und durch den Festungscharakter dieser Stadt bedroht. Übrigens blieb das Großherzogtum im deutschen Zollverein. Obwohl die von der Luxemburger Frage drohende Kriegsgefahr noch einmal vorübergegangen, gab man sich in Berlin darüber keiner Täuschung mehr hin, daß es über kurz oder lang mit Frank-

9. Neue Zeit - S. 431

1897 - Stuttgart : Neff
431 tag vereinbart, am 17. April 1867 proklamiert wurde1) (über den Inhalt der Verfassung s. § 134); Bundeskanzler wurde der preussische Ministerpräsident Bismarck. Die Schutz- und Trutz- bündnisse mit den süddeutschen Staaten wurden am 19. März 1867 veröffentlicht und 6. November erneuert gleichzeitig mit der Ratifikation der Verträge, durch welche die süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund sich dahin einigten, dass die Gesetzgebung über das gesamte Zollwesen der deutschen Staaten einem Bundesrat unter Preussens Präsidium und einem Zollparlament überwiesen wurde; dieses bestand aus dem Norddeutschen Reichstag und süddeutschen Abgeordneten, die nach demselben Wahlgesetz ge- wählt wurden. Die auswärtige Politik wurde dadurch bestimmt, dass Volk und Regierung von Frankreich in die 1866 ohne und gegen ihren Willen geschaffenen Thatsachen sich nicht finden konnten, die zusammen mit der mexikanischen Expedition dem Ansehen Napoleons einen schweren Stoss versetzt und dem französischen Uehergewicht in Europa vollends ein Ende gemacht hatten. Durch Marschall Niel Hess Napoleon eine Militärreorganisation in Angriff nehmen. Sein Versuch, die erregte öffentliche Meinung Frankreichs durch den Ankauf Luxemburgs zu befriedigen, scheiterte an dem Widerspruch Preussens, es wurde der Ausgleich getroffen, dass das Grossherzogtum Luxemburg im Londoner Vertrag \ 11. Mai 1867) für neutral erklärt und somit die Festung von der preussischen Be- satzung geräumt wurde; Luxemburg blieb im deutschen Zollverein. Bei einem Besuch in Salzburg (August 1867) bahnte Napoleon ein gegen den Norddeutschen Bund gerichtetes Einvernehmen mit Oesterreich an, dem 1869 auch der König von Italien beizutreten bereit war, obgleich Frankreich sich weigerte, ihm Rom als Hauptstadt zuzugestehen, und obgleich der Ver- such Garibaldis, Rom zu nehmen, durch eine dem Papst zu Hilfe gesandte französische Division bei Mentäna (November 1867) blutig vereitelt worden war. Die von Georg V. 1867 gebildete „Welfenlegion11 fand in Frankreich Aufnahme; in Preussen wurde das Vermögen des früheren Königs von Hannover und des früheren Kurfürsten von Hessen (März 1868) beschlagnahmt, um zur Bekämpfung der von beiden betriebenen Agitation zu dienen, und zwar ohne Rechnungslegung („Weifenfonds“). Geheime Verhandlungen, die seit 1869 zwischen Frankreich, Oesterreich und Italien geführt wurden, hatten das Er- gebnis, dass man sich 1870 über einen gemeinsamen Kriegsplan verständigte. In dementschluss zumkrieg wurde Napoleon, der zur Begründung eines parlamentarischen Regierungssystems, jedoch mit unmittelbarem Appell 9 * * 9 Der Norddeutsche Bund entfaltete 1867—70 eine lebhafte gesetz- geberische Thätigkeit, im allgemeinen im Sinn des politischen und volkswirt- schaftlichen Liberalismus. Durch das Gesetz über Gleichberechtigung der Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Hinsicht vom 3. Juli 1869 wurde die Judenemancipation zum Abschluss gebracht. Der „Leibzoll“ war schon 1787 in Preussen, 1803 im übrigen Deutschland, soweit er noch bestand, aufgehoben worden, dagegen war wie in Preussen, so auch in den deutschen Gebieten, die unter dem unmittelbaren Einfluss der französischen Herrschaft den Juden volle Gleichstellung gewährt hatten, diese nach 1815 und ebenso nach 1848 vielfach wieder beschränkt worden. (In der Schweiz erfolgte die vollständige Emancipation 1863, in Oesterreich-Ungarn 1867.)

10. Mittlere und neue Geschichte - S. 477

1877 - Leipzig : Senf
Iv. Die Geschichte vom Juli 1867 bis Juli 1871. 477 Bismark Enthüllungen in einer Depesche an die verschiedenen preußischen Gesandten über die frühern ehrgeizigen Pläne Napoleons. Im Mai 1866 sei Preußen der Vorschlag eines Defensiv- und Offensivbündnisses mit Frankreich gemacht worden, nach welchem Preußen deutsche Gebiete von 7 — 8 Millionen Einwohnern nach freier Wahl und das Recht der in seinem Sinne durchzuführenden Bundesreform, Frankreich aber das linksrheinsche Gebiet zwischen Mosel und Rhein, aber ohne Coblenz und Mainz, ferner noch Rheinbaiern und Rheinhessen bekommen solle. Preußen habe 1866 im Juni aber dies Projekt abgelehnt. Wenn man bedenkt, wie kritisch im Juni 1866 die Lage Preußens war, so ist aus dieser Ablehnung allein schon die hohe Festigkeit Königs Wilhelms und seines großen Staatsmannes zu ersehen. Nun sind auch die Enthüllungen zu erklären, die Stephano Jacini, Minister der öffentlichen Arbeiten unter Lamarmora's Vorsitz in Italien, 1868 über das Jahr 1866 gab, nach welchen Oesterreich im Mai schon Venedig an Italien zu überlassen versprach, wenn dieses im Kriege mit Preußen neutral bleiben wolle, was Italien bekanntlich zurückwies und was nur durch die Einwirkung des gegen Preußen erbitterten Napoleons aus Oesterreich zu erklären ist. Ein zweites Mal, am 5. August nach Königsgrätz, verlangte Benedetti die Grenze von 1814, Rheinbaiern und Rheinhessen und die Zurückziehung der Preußen aus Luxemburg. Natürlich wurde dies jetzt erst recht verweigert, wie auch der bald darauf geforderte Abzug der Preußen aus Mainz. Den dritten Vertragsentwurf zu einem Defensiv- und Offensivbund zwischen Preußen und Frankreich legte dann Benedetti im Frühjahr 1867 gleich nach dem Luxemburger Handel vor. Darnach solle Preußen den Ankauf Luxemburgs an Frankreich unterstützen, sick auch verpflichten, falls die französischen Truppen Eelgien erobern müßten, dieselben zu unterstützen, wogegen Frankreich versprach, die preußischen Annexionen von 1866 anzuerkennen, sich auch einer Aufnahme der süddeutschen Staaten in den Nordbund nicht zu widersetzen. Bismark erklärte die Annahme dieses Vorschlages vorläufig für unmöglich, bat aber Benedetti, ihm den von Benedettis eigener Haud auf dem Papier der französischen Gesandschast geschriebenen Entwurf in seinen, Bismarks, Händen zurückzulassen, um, wie er vielleicht sagte, das Original gelegentlich dem König Wilhelm mitzutheilen, was merkwürdiger Weise von Benedetti gewährt wurde. Seine Entschuldigung, die er dem Herzoge von Grammont zukommen ließ, in der er darauf einging, die Combinationen, so zu sagen unter Bismarks Diktat aufzuzeichnen, mußte wirklich alle Welt erheitern. Selbst das französische Journal Patrie sprach

11. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 451

1905 - Breslau : Hirt
§ 101. Wilhelm I. bis zum Deutsch-französischen Kriege. 451 konnte der König jetzt die Aufgabe in Angriff nehmen, die norddeutschen Staaten in einem Bunde zu vereinigen. Diese hatten schon durch besondere Verträge dem Könige von Preußen die Militärhoheit abgetreten, im Februar 1867 wurde nun der aus allgemeinen, direkten Wahlen des Volkes hervorgegangene Reichstag eröffnet, der in wenigen Wochen die Nerfassuna desiejoxmxntschen Bun d e,s beriet. Sie stimmt im wesentlichen mit der heutigen Reichsverfassung überein. Die meisten europäischen Völker mißgönnten Deutschland diese Erstarkung, am meisten die Franzosen, die es ihrem Kaiser nicht verzeihen konnten, daß er Preußen auf seiner Siegesbahn nicht rechtzeitig gehemmt oder doch wenigstens auch für Frankreich einen Ländergewinn erworben hatte. Ihr Ärger wuchs noch, als um diese Zeit die von König Wilhelm mit den süddeutschen Staaten abgeschlossenen Verträge zu Schutz und Trutz bekannt wurden. Durch den Ausgang des Unternehmens in Mexiko (S. 426) verschlimmerte sich Napoleons Lage noch mehr, und unruhig sah er sich nach einem Mittel um, sie zu bessern. Ein solches schien ihm Luxemburg zu bieten. Dies Land hatte früher eine ähnliche Stellung zu Deutschland wie Schleswig: es war durch Personalunion mit Holland verbunden, hatte seine eigene Verwaltung, gehörte aber zum Deutschen Bunde und zum Zollverein. Die Stadt Luxemburg war eine deutsche Bundesfestung, in ihr lag eine preußische Besatzung, die auch nach der Auslösung des Bundes nicht abgezogen war. Auf Napoleons Drängen war der König von Holland bereit, das seit alten Zeiten deutsche Land an Frankreich abzutreten, und dieses verlangte die Räumung der angeblich Frankreich bedrohenden Festung. Schon {schien der Krieg unvermeidlich zu sein; da gab Preußen, das noch der Ruhe bedurfte, feine Einwilligung dazu, daß die Luxemburger Frage einer europäischen Konferenz vorgelegt werde. Nach deren Entscheidung wurde die Festung Luxemburg von den Preußen geräumt, dann geschleift, das Land verblieb dem holländischen Herrscherhause, wurde für neutral erklärt und unter den Schutz der europäischen Großmächte gestellt (1867), doch blieb es im deutschen Zollverein. Die dadurch gewonnene Friedenszeit benutzte der Norddeutsche Bund, seine einzelnen Glieder zu einem Staatsganzen zu verschmelzen. Es wurde u. a. ein Mues Strafgesetzbuch aesckaffen. ein Reichsoberhandelsgericht in Leipzig eingesetzt, Freizügigkeit uitd eine neue Maß-und Gewichls-orduunq eingeführt. Auch die Verbindung mit Süddeutschland wurde dadurch noch enger geknüpft, daß der Zollverein, dem der Norddeutsche Bund als einheitliches Gebiet beitrat, auf festerer Grundlage mit den süddeutschen Staaten wieder geschlossen wurde, und im Frühjahr 1868 trat in Berlin das erste deutsche Zollparlament zusammen, das auch füb-ömtsche Abgeordnete umfaßte und' sonnt der Vorbote einer noch innigeren Bereinigung des deutschen Volkes wurde.

12. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 147

1882 - Mainz : Kirchheim
— 147 — melburg, Kissin gen, Laufach und Aschaffen bürg im Juli 1866. Gleichzeitig besetzten die Preußen Nassau und Frankfurt a. M. Der Kern der österreichischen Trappen unter dem General-Feldmarschall Benedek stand in Böhmen. Die preußischen Armeen in Böhmen befehligten der Kronprinz Friedrich Wilhelm und der Prinz Friedrich Karl, während die Elbarmee unter Herwarth v. Bittenfeld stand. Nach verschiedenen kleinern Gefechten verloren die Öesterreicher die blutige Schlacht bei Königgrätz oder Sadowa am 3. Juli 1866, wo König Wilhelm selbst den Oberbefehl führte. Gegen die Italiener, die gleichzeitig und im Bunde mit Preußen gegen Oesterreich Krieg führten, blieben die deutschen Waffen siegreich. Erzherzog Albrecht drängte Garibaldi zurück, und Victor Emmanuel wurde bei Cu-stozza geschlagen am 24. Juni 1866; ebenso war der österreichische Admiral T e g e t h o f f bei L i s s a über die italienische Flotte siegreich. Dennoch mußte Oesterreich den Frieden durch die Abtretung der Lombardei und Venedigs erkaufen. Victor Emmanuel, der schon 1859 einen Teil des Kirchenstaates an sich gerissen, setzte dies 1866 fort und nahm 1870 dem Papste Pius Ix. auch Rom weg. Die übrigen italienischen Fürsten hatten ein gleiches Schicksal. Zwischen Preußen und Oesterreich erfolgte der Friedensschluß zu Prag am 23. August 1866. Preußen bekam Schleswig-Holstein, Nassau, Kurhessen, Frankfurt a. M., Hannover und 30 Millionen Kriegskosten. Die deutschen Kleinstaaten schlossen Separatfrieden und bildeten mit Preußen an der Spitze den Norddeutschen Bund, dessen Kanzler Fürst Bismarck wurde. Napoleon Iii. und sein Volk waren unzufrieden mit dem Ausgange des Krieges von 1866. Der französische Kaiser verlangte Luxemburg, um Frankreich abzurunden. Preußen widersetzte sich dieser Forderung. Deshalb wurde die Festung Luxemburg geschleift, und das Großherzogtum als neutrales Land erklärt. Die Spannung dauerte fort bis 1870. In diesem Jahre trug man dem Prinzen Leopold von Hohenzollern die spanische Königskrone an. Napoleon Iii. erblickte darin eine neue Gefahr für Frankreich und stellte an König Wilhelm das Ansinnen, er solle verhindern, daß sein Verwandter die 10*

13. Bd. 1 - S. 23

1913 - Leipzig : Poeschel
Die Entstehung -es Deutschen Reiches 23 Kaiser Napoleon Iii. nicht dulden konnte, daß ein anderer Staat mehr Ruhm erworben habe als er. Und das französische Volk schrie lauter als das Österreichs: „Revanche pour Sadowa“. Es war, als wenn die Waffentaten Preußens seinem eigenen Ruhme Abbruch getan hatten. Verstärkt wurde die Mißstimmung Frankreichs dadurch, daß es von dem Plane, Luxemburg von Holland abzukaufen, durch den starken Einspruch Preußens abstehen mußte, und zwar, nach- dem die französische Regierung schon siegesgewiß den europäischen Staaten von der baldigen Gebietsvergrößerung Mitteilung gemacht hattet. Es beginnen die diplomatischen Schachzüge Napoleons, die eine Koalition gegen Preußen-Norddeutschland zu stände zu bringen suchen. Bismarck aber durchschaut diese Pläne und erzwingt eine Kriegserklärung Frankreichs, noch bevor dieses genügend gerüstet, noch bevor die Koalition zu stände gekommen ist. Die spanische Thronkandidatur bildete den Anlaß zum Ausbruch des Krieges. Die unerhörten Ansprüche Napoleons, der dem Bot- schafter in Paris den Gedanken eines Entschuldigungsbriefes des Königs Wilhelm unterbreiten ließ und weiter dem Gesandten Bene- detti die Weisung erteilte, vom preußischen König eine feste Bindung für alle Zukunft zu verlangen, brachten die Entscheidung. Wilhelm wies die Forderung Benedettis schlicht und vornehm zurück. Er hielt die Angelegenheit damit und mit dem vorher schon ausgesprochenen Rücktritt des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen von der spanischen Thronkandidatur für erledigt und lehnte es deshalb ab, den Gesandten noch einmal zu empfangen. Dadurch, daß Bis- *) Luxemburg, das nach Auflösung des Deutschen Bundes ohne engen Zusammen- hang mit den übrigen deutschen Staaten war, wurde auf einer Konferenz für neutral erklärt, d. h. unter den Schuh der Großmächte gestellt, die preußischen Truppen aus der Festung Luxemburg zurückgezogen und deren Werke geschleift. Das Großherzogtum blieb aber im deutschen Zollverein, dem es heute noch an- gehört. Dafür erhielt das Deutsche Reich 1871 durch Vertrag, vorläufig auf 42 Jahre, die Eisenbahnen in diesem Staate. Die Personalunion mit Holland löste sich, als im Jahre 1890 in Holland die weibliche Linie mit der Königin Wilhelmina zur Regierung kam. Seitdem ist Luxemburg ein eigener neutraler Staat, in dem allerdings später, 1907, auch die weibliche Erbfolge zugelassen wurde.

14. Vaterländische Geschichte für evangelische Schulen - S. 107

1890 - Kreuznach : Reinhard Schmithals
— 107 — Schon 1866 hatte er feine Vermittlung angeboten, aber welsche Hinterlist wurde an König Wilhelms deutscher Treue zu Schanden.*) - Preußen war durch diesen Krieg stärker und mächtiger, Deutschland einiger geworden, und Napoleon hatte nichts erreicht. 2. Ta brachte die Luxemburger Frage neue Verlegenheit, ^te Festung Luxemburg war von Preußen auch nach der Auflösung des deutschen Bundes besetzt gehalten, obwohl das Ländchen unabhängig geworden war Auf Veranlassung des Königs von Holland stellte Napoleon nuu 1867 an Preußen die Aufforderung, die Festung zu räumen und zeigte gleichzeitig an, daß er das Ländchen durch Kauf an Frankreich bringen wolle. Das konnte Preußen auf keinen Fall zugeben. Um nicht dieses kleinen Ländchens wegen in einen Krieg mit Frankreich zu geraten, wurde eine Konferenz nach London berufen. In dieser einigte man sich dahin, daß Preußen seine Truppen aus der Festung nehmen, diese über dann geschleift und das Land für neutral erklärt werden solle. So hatte Napoleon wiederum keinen Erfolg gehabt, und dazu erlitt das französische Ansehen auch in Mexiko noch eine große Niederlage. Seine Achtung in Europa und im eigenen Lande begann zu sinken, er mußte bedacht sein, durch einen siegreichen Krieg seine Herrschaft zu befestigen. B. Seit lange schon rüstete er und suchte nach Bundesgenossen gegen Preußen. Aber Oesterreich sowohl als auch Italien wagten nicht, sich offen mit ihm zu verbünden und Rußland blieb Preußens treuer Freund. So war das Jahr 1870 herangekommen. Frankreich glaubte sich nun hinlänglich gerüstet, um es mit Preußen aufzunehmen; glaubte Napoleon doch, daß beim Ausbruch des Krieges die süddeutschen Staaten, Oesterreich, vielleicht auch Dänemark und Hannover sich sofort mit ihm verbünden würden. Es fehlte nur an einem äußeren Dorwande zum Kriege, und dieser fand sich bald. C. In Spanien war 1868 eine Revolution ausgebrochen und die Königin Jsabella vertrieben worden. Nun wollten die Spanier den Prinzen Leopold von Hoheuzollern-Sigmarin gen zu ihrem Könige erwählen. Schon 1869 war dies der französischen Regierung bekannt, aber sie schien dagegen nichts einzuwenden zu haben. Im Juni 1870 erklärte sich der Prinz zur Annahme der Krone bereit, und nun begann das schnöde Spiel in Frankreich. In der Volksversammlung, in den Zeitungen begann man Drohungen gegen Preußen auszustoßen. Der französische Botschafter Graf Benedetli wurde nach Ems *) Im Frühjahr 1866 ließ er Preußen ein Bündnis antragen, versprach 300,vvo Mann Hülfstr^ppen gegen Oesterreich, und 6—8 Millionen Vergrößerung, wenn Preußen ihm einen Landstrich zwischen Rhein und Mosel abtreten wolle. Der König war entrüstet und lehnte ab. Daraus ließ er einen neuen Entwurf vorlegen und verlangte einen großen Teil des Reg.-Bez. Trier, einen Teil von Luxemburg, von Rhemhessen und der Rheinpfalz. Daraus antwortete Bismarck gar nicht. Endlich dichte er gar mit Krieg, wenn ihm nicht wenigstens die Festung Main; abgetreten würde. Bismarck antwortete: „Gut, dann ist der Krieg erklärt". Da wich Napoleon zurück. Bald nach dem Kriege versprach er Preußen, er wolle nicht hindern, daß Siiddeutschland mit Nord« deutschland vereinigt werde, wenn ihm Luxemburg und Belgien abgetreten würde. Wiederum wurde er abgewiesen.

15. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 430

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 430 — schien, wurde von der Londoner Konferenz (7.—14. Mai 1867), bei welcher Italien als sechste Großmacht anerkannt wurde, durch die Vereinbarung beseitigt, daß das Großherzogtum Luxemburg für immer ein neutrales Land sein und die Festung Luxemburg geschleift werden solle. In Frankreich dauerte indessen die Unzufriedenheit mit der kaiserlichen Politik und die Mißstimmung gegen Preußen fort, und „Revanche für Sadowa" blieb die allgemeine Losung. Bei dieser Stimmung der Bevölkerung lag die Befürchtung des früheren oder späteren Ausbruches eines Krieges zwischen Frankreich und Preußen um so näher, als Napoleon selbst eines solchen zur Befestigung seines wankenden Thrones zu bedürfen schien. Die Kandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Ligmaringen (gest. Juni 1905) für den spanischen Thron bot zu demselben den erwünschten Vorwand. Die französische Regierung wollte in dieser Kandidatur eine durch Preußen heraufbeschworene Gefahr für Frankreich erblicken, wobei sie in der Kammer von einem Wiedererstehen des Reiches Karls V. sprach, und stellte, nachdem der Prinz von Hohenzollern selbst von derselben zurückgetreten war, durch seinen Botschafter 23 e nebet ti an den König von Preußen die Forderung, daß er sich verpflichte, eine Wiederaufnahme derselben nicht zu dulden. Da der König Wilhelm, der sich damals zur Kur in Ems aufhielt, sich dessen weigerte und es ablehnte, den Gesandten weiterhin zu empfangen, erklärte Frankreich am 19. Juli 1870 förmlich an Preußen den Krieg. 2. Allsbruch des Krieges. Aufmarsch der Heere. Napoleon hatte auf die Abneigung des südlichen Deutschland gegen Preußen gerechnet und von demselben mindestens Neutralität erwartet; diese Erwartung schlug jedoch fehl: dem Übermute Frankreichs und der freventlichen Vermessenheit seiner Kriegserklärung gegenüber zeigte sich Deutschland einig, und sämtliche deutsche Staaten schlossen sich dem Kriege gegen dasselbe unter Preußens Führung an. König Wilhelm übernahm in Person den Oberbefehl über das deutsche Heer, während die strategische Leitung des Feldzuges dem Chef des preußischen Generalstabes, Generalleutnant von Moltke, übertragen und die Führung der drei Hauptarmeen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen (dritte oder süddeutsche Armee), dem Prinzen Friedrich Karl (zweite Armee) und dem General Steinmetz (erste Armee) anvertraut wurde. Zum Oberbefehlshaber der zum Schutze der deutschen Nord- und Ostseeküsten gegen französische Angriffe zur See bestimmten Streitkräfte wurde der General Vogel von Falcken-stein ernannt. Zur Belohnung persönlicher Tapferkeit im Kriege erneuerte König Wilhelm das von seinem Vater in den Befreiungskriegen gestiftete' Eiserne Kreuz. Wie ein elektrischer Schlag hatte die französische Herausforderung ganz Deutschland durchzuckt; die Erinnerung an die Befreiungskriege war erwacht, und patriotische Kundgebungen aller Art legten Zeugnis

16. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 706

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
706 Das Zeitalter Wilhelm? I. noch vor dem Kaufabschluß unterrichtet worden war, dagegen Verwahrung ein, und um der Welt zu zeigen, daß ganz Deutschland im Falle eines Krieges gegen Frankreich zusammenstehen werde, ließ Graf Bismarck die Bündnisverträge mit den süddeutschen Staaten veröffentlichen. Der Eindruck innerhalb wie außerhalb Deutschlands war gewaltig, und der Krieg schien bevorzustehen. Doch Graf Bismarck wußte ihn abzuwenden. Luxemburg gehörte nicht zum Norddeutschen Bunde, und die preußischen Truppen, welche in der Festung als Besatzung lagen, waren noch von früher dort, als es zum Deutschen Bunde gehörte. Da dieser aber nunmehr aufgelöst war, so ging Bismarck auf die Vorschläge der Großmächte ein, welche dieserhalb in London Beratungen pflegten. Luxemburg wurde für neutral erklärt, die Werke der angeblich Frankreich bedrohenden Festungen wurden geschleift und die preußischen Truppen herausgezogen. König Wilhelm folgte zum Beweis feiner friedlichen Gesinnung bald darauf einer Einladung des Kaisers Napoleon zur großen Weltindustrieausstellung nach Paris, wo er von Napoleon sowohl, als vom ganzen französischen Volke mit großer Auszeichnung empfangen wurde. Der Krieg war aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, Napoleon wartete nur auf eine bessere Gelegenheit. Nachdem der Kaiser von Frankreich schon im Jahre 1867 mit dem Kaiser von Österreich bei Gelegenheit eines Besuches in Salzburg Verabredungen getroffen hatte wegen eines gemeinsamen Vorgehens gegenüber den Bestrebungen, Nord- und Süddeutschland enger zu verknüpfen, wurde 1869 auch mit Italien ein Verteidigungsbündnis vereinbart. Ein Dreibund von Frankreich, Österreich und Italien sollte gegen Preußen ins Feld treten und die Lage Deutschlands auf den Stand, wie er vor 1866 gewesen, zurückzwingen. Noch ehe man sich über den zu ergreifenden Anlaß zum Krieg verständigt, hatte man das Jahr 1870 zu diesem Kriege ausersehen. Der Erzherzog Albrecht von Österreich war im Februar 1870 zu diesem Zwecke in Paris, später, im Juni, war der französische General Lebrun nach Wien gekommen. Man hatte das gemeinsame Vorgehen im Kriege besprochen und war über die Einzelheiten der Ausführung fchon einig geworden. Napoleon lauerte auf den Augenblick, gegen Deutschland loszuschlagen, Österreich befand sich in derselben Stimmung; beide bereiteten den Krieg vor. Auch Dänemark war zum Anfall auf Preußen geneigt, ^n Süddeutschland war die preußenfeindliche Stimmung im Wachsen. Nur Rußland stand auf Preußens Seite und war bereit, Österreich in Schach zu halten. Da brach im Juli 1870 das Unwetter los. 1. Der Kriegsvorwand und die Kriegserklärung. Die Königin Jsabella Ii. von Spanien war im September 1868 von ihren Spaniern weggejagt worden. Heftige Parteikämpfe fanden statt; um sie zu beenden, boten die Leiter der Regierung dem Erbprinzen von Hohenzollern die Krone an. Der Prinz Leopold war mit dem preußischen Königshause kaum verwandt, stand vielmehr durch seine Mutter Josephine den Bonaparte nahe. Zu Ende des Juni 1870 erklärte er sich bereit, die Krone anzunehmen. König Wilhelm gab nur als Haupt des Gesamthauses seine Zustimmung. An eine Gefährdung des Friedens durch diese Angelegenheit dachte er so wenig, daß er die gewohnte Kur in Ems antrat. Indes die französische Regierung hatte sofort den „peinlichen Eindruck," daß die Thronbesteigung eines Hohenzollern in Spanien die Sicherheit Frankreichs gefährde, und schon am 8. Juli erklärte G r a m m o n t, der Minister des Äußeren, Frankreich werde niemals dulden, „daß Preußen in Spanien einen König einsetze". Infolge dessen stellte der französische Botschafter Graf B e n e d e t t i

17. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 186

1910 - Paderborn : Schöningh
186 Das Neunzehnte Jahrhundert. Emanuel von Italien Denetien verschafft. Die Einigung Italiens war damit noch nicht vollendet; denn Rom war noch Eigentum des Papstes. Des Königs Streben war es in der Folge, Rom und den Kirchenstaat dem Königreiche einzuverleiben. In Frankreich erregten der unerwartete Aufschwung Preußens und die Einigung Deutschlands heftigen Neid. Napoleon Iii. und Thiers glaubten die großen Änderungen an ihrer Ostgrenze ohne eine Landentschädigung auf der linken Rheinseite nicht hinnehmen zu können. Aber sie vermochten nicht, von Bismarck und König Wilhelm ein Zugeständnis zu erlangen. Als die preußenfeindliche Partei in Paris dem Kaiser eine Instruktion für den Gesandten Benedetti abgerungen hatte, nach der dieser Bismarck vor die Wahl zwischen Abtretung von linksrheinischem Gebiete mit Mainz oder den Krieg stellen sollte, wies Bismarck darauf hin, daß er im Falle des Krieges die ganze deutsche Nation hinter sich habe. Da Frankreich sah, daß ihm deutsches Land zu erwerben unmöglich war, warb es vergebens um die Zustimmung Preußens zur Annexion Belgiens. Auch der Plan der Erwerbung Luxemburgs gelang nicht. Wenn auch der König der Niederlande, der gleichzeitig Großherzog von Luxemburg war, sich mit der Abtretung des ehedem zum Deutschen Bunde gehörenden Großherzogtums einverstanden erklärte, so zog er sich doch von dem Geschäfte zurück, als Preußen Schwierigkeiten machte. Die Angelegenheit führte hart an die Grenze eines Krieges, hatte aber keinen weiteren Erfolg, als daß die preußische Besatzung aus Luxemburg abzog, die frühere Bundesfestung geschleift und Luxemburg als neutrales Gebiet unter den Schutz der Mächte gestellt wurde. Für Napoleon bedeutete dieser Ausgang eine neue Niederlage. Trotz dieser Niederlage aber gestaltete sich nach der Begleichung der Luxemburger Frage das Verhältnis Preußens zu Frankreich äußerlich günstig. König Wilhelm besuchte 1867 die Pariser Weltausstellung, und jede Verwicklung schien ausgeschlossen. In der Stille aber verfolgte die französische Regierung andere Ziele und wurde in deren Erreichung von Wien aus unterstützt. Durch die Einführung des Chassepotgewehres, die Verstärkung des Friedensstandes des Heeres und die Errichtung einer Mobilgarde (Landwehr) suchte Napoleon sich für den bevorstehenden Kampf besser zu rüsten. Zu Anfang des Jahres 1870 berief er das liberale Ministerium Ollivier und gewährte einige liberale Verfassungsänderungen (Ministerverantwortlichkeit, Recht der Kammer, Petitionen anzunehmen, Volksabstimmung bei Verfassungsänderungen). Auf diese Weise sicherte Napoleon seine Stellung in Frankreich, die aber nur ein großer Erfolg dauernd

18. Deutsche Geschichte - S. 236

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
236 96. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870—71. 96. Der Dnitsctj-iraiiuistsriif Krieg non 1870—71. 1. Ursachen des Krieges. Preußens Erfolge wurden besonders in Paris recht unangenehm empfunden. Das französische Volk hatte sich eingebildet, das kriegerischste der Welt zu sein; nun hatte plötzlich das kleine Preußen diesen Waffenruhm zunichte gemacht. Frankreich hielt sich für den ersten Staat Europas und nannte sich gern „die große Nation"; nun erwuchs durch die Bildung des Norddeutschen Bundes ein Nachbarreich, das Frankreich bald die erste Stelle streitig machen mußte. Das konnte die französische Eitelkeit nicht ertragen; und als ob die österreichische Niederlage eilte französische gewesen wäre, so forderte man „Rache für Sadowa!" Der Kaiser Napoleon mußte wieder Land und Ruhm gewinnen, um seht Volk zu befriedigen und sein Ansehen wiederherzustellen. Schon 1866 Hatte er als eine Entschädigung für feine Neutralität einige Landgebiete am Rhein von Deutschland gefordert, war aber von Bismarck zurückgewiesen worden. 1867 versuchte er, das Großherzogtum Luxemburg sich anzueignen. Dieses wurde vom König der Niederlande regiert, Hatte zum Deutschen Bunde gehört, war aber nicht in den Norddeutschen Bund eingetreten; in der Hauptstadt, der Festung Luxemburg, lag eine preußische Besatzung. Der König der Niederlande war bereit, gegen eine ©efdentfchäbigung Luxemburg ait Frankreich abzutreten. Dagegen erhob aber Bismarck Einspruch. Schließlich erklärten die Großmächte Luxemburg für neutrales Gebiet, Preußen verzichtete auf fein Befatzuugsrecht, und die Festung wurde geschleift. Wieder hatte Napoleon kein Glück gehabt. Nur ein siegreicher Krieg gegen Preußen konnte ihm das alte Ansehen zurückgeben lind feinen wankenden Thron befestigen. 2. Frankreichs Vorwand zum Kriege. Wer Streit sucht, findet bald einen Vorwand. Im Sommer 1870 suchten die Spanier für ihren erledigten Thron einett König und wählten den Prinzen Leopold von H o h e n z o l l e r n , einen entfernten Verwandten König Wilhelms. Da erhob Frankreich ein furchtbares Geschrei: nimmermehr dürfte es zugeben, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Der französische Gesandte, Graf B e n e d e 11 i, mußte sich sofort zum König Wilhelm begeben, der friedlich zu Ems feilten Brunnen trank, und von ihm fordern, daß er dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Ruhig erwiderte Wilhelm, das müsse der Prinz selber beurteilen, er habe als König von Preußen nichts mit der Sache zu schassen. Was tat nun Leopold? Er verzichtete auf die spanische Krone. So hatte nun Frankreich seinen Willen. Doch nein, es hatte ihn nicht; denn es wollte ja Krieg. Deshalb mußte Benebetti abermals zu König Wilhelm gehen und verlangen, er jolle au Napoleon einen Brief schreiben des Inhalts: er habe der französischen Nation nicht zu nahe treten wollen; er hoffe, der Zwiespalt fei nun beseitigt; er werde dem Prinzen nicht erlauben, sich noch einmal nm die spanische Krone zu bewerben. Also einen Entfchuldignngsbrief sollte der König schreiben. Er wies natürlich dies unverschämte Ansinnen zurück, und als Benedetti wegen derselben

19. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 167

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 167 — Bundes: Heer und Flotte, Post- und Telegraphenwesen und einige Teile der Gesetzgebung (Zoll- und Steuerwesen, Handel und Verkehr, Eisenbahnen, Rechtspflege) waren dem konstitutionellen Norddeutschen Bunde vorbehalten. Da die süddeutschen Staaten wirtschaftlich durch den Zollverein und militärisch durch die Schutz- und Trutzbündnisse dem Norddeutschen Bnnde sich augeschlossen hatten, so war die deutsche Frage in der Hauptsache gelöst. c) Der Deutsch-Französische Krieg 1870—1871. 1870- Ursache: In Frankreich war die öffentliche Meinung über die Erfolge 1871 Preußens und den Zusammenschluß der deutschen Stämme mächtig erregt. Seine herrschende Stellung in Europa erschien gefährdet; man verlangte „Rache für Sadowa". Die gehofften Entschädigungen („Kompensationen") waren Napoleon nicht zu teil geworden. Um seinen Einfluß, der zu schwinden begann, wiederherzustellen, gab er ein neues Heergesetz, das zu dem stehenden Heere eine Reserve und eine mobile Nationalgarde hinzufügte. Außerdem erhielt die Armee in dem Chassepotgewehr eine vortreffliche Waffe. Die Luxemburger Frage. Durch eine Gebietsvergrößerung suchte Napoleon das erregte Nationalgefühl zu beschwichtigen. Daher verhandelte er im Haag wegen Abtretung des Großherzogtums Luxemburg gegen eine 1867 Geldsumme. Das Land gehörte dem Zollverein an, und Preußen hatte das Besatzungsrecht der starken Festung. Als aber Bismarck den König der Niederlande ersuchte, auf die erregte öffentliche Meinung in Deutschland Rücksicht zu nehmen, zog dieser seine Einwilligung zurück. Bei der Erbitterung Napoleons schien ein Krieg bevorzustehen. Doch die Friedensliebe Wilhelms I. verhütete ihn. Auf einer nach London berufenen Konferenz der Großmächte wurde der Streit dahin beigelegt, daß Frankreich auf die Erwerbung, Preußen auf fein Besatzungsrecht verzichtete und die Festungswerke geschleift würden. Frankreichs Bemühungen um Bündnisse. Nach der Beilegung des Streites um Luxemburg schien die Pariser Weltausstellung den Frieden zu verbürgen, und König Wilhelm I. besuchte sie. Napoleon sah sich aber nach Bundesgenossen um und benutzte das tragische Ende des Kaisers Maximilian *), um bei einem Beileidsbesuche, den er dessen Bruder, dem Kaiser Franz Joseph, in Salzburg abstattete, Beziehungen mit Österreich anzuknüpfen. Graf Beuft wurde die Seele der preußenfeindlichen Bestrebungen. Auch Italien war zu einem Verteidigungsbündnisse bereit, verlangte aber die Zurückziehung der französischen Truppen aus Rom. Militärische Besprechungen fanden 1870 statt. Kaiser Franz Joseph erklärte aber, nur dann gemeinsame Sache mit Frankreich machen zu können, wenn Napoleon zum Kriege gezwungen würde oder in Süddeutschland als Befreier, nicht als Feind erscheine. — Die Franzosen hofften ferner auf ]) Siehe Seite 159.

20. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 531

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
60. Der deutsch-französische Krieg. 531 Länderbesitz eingebracht, freilich auf Kosten des anderweit entschädigten Verbündeten. Frankreich schien befriedigt. Seit mehr als 50 Jahren war sein Boden von keinem äußern Feinde betreten worden; das Land erfreute sich eines hohen Grades von materiellem Wohlstände, Luxus und Geschmack feierten ihre Triumphe in der (zweiten) Pariser Ausstellung (1867), die Tuilerieen beherbergten die Monarchen Europa's als Gäste. Im Kriege Preußens gegen Oesterreich war Frankreich neutral geblieben, weil man darauf rechnete, daß die beiden deutschen Großmächte bei fast gleichen Kräften sich gegenseitig erschöpfen würden und daß dann ein vermittelndes Einschreiten neuen Gewinn bringen werde; nur auf die so schnelle und so vollständige Niederlage Oesterreichs war man nicht gefaßt. Dieses Ereigniß war dem kaiserlichen Cabinet um so unwillkommener, als man eben erst den abenteuerlichen, angeblich aus civilisatorischen Gründen unternommenen Feldzug nach Mejiko beendet hatte, der nicht nur die Hülfsquellen Frankreichs erschöpfte, sondern auch große Mängel in der Organisation der Armee bloslegte, so daß der Kaiser und seine Räthe einsahen, wie wenig die Streitkräste Frankreichs in diesem Moment zu einem großen Kriege gegen Preußen bereit seien, welches allein von allen Großmächten bisher weder als Alliirter noch als Gegner mit Frankreich in Berührung gekommen war. Daher versuchte Napoleon durch thätiges Eingreifen in die diplomatischen Verhandlungen nach dem österreichisch-preußischen Kriege eine Kompensation für sich auf dem linken deutschen Rheinufer zu gewinnen, angeblich zur Herstellung des politischen Gleichgewichts. Als jedoch König Wilhelm auf diese Zumuthung mit der Hand am Schwerte erklärte, „nicht einen Schornstein" an Frankreich abtreten zu wollen, ward die Luxemburger Frage hervorgesucht, um der französischen Eigenliebe Genugthuung zu verschaffen. Mit Holland wurde heimlich wegen Abtretung von Luxemburg gegen eine entsprechende Entschädigung in Geld unterhandelt, und als Preußen sich entschieden gegen eine solche Abtretung erklärte, wollte Napoleon zuletzt auf die Abtretung des Landes verzichten, wenn Preußen auf fein Besatzungsrecht verzichte. Preußen, das zur Eon-solidirung des eben ins Leben getretenen Norddeutschen Bundes Frieden wünschte, gab sein Besatzungsrecht in Luxemburg auf, dessen Festung geschleift wurde, und begnügte sich damit, die Besitznahme Luxemburgs durch die Franzosen vereitelt zu haben, mochten diese sich immerhin eines diplomatischen Sieges rühmen. Während nun unter dem Kriegs-Minister Marschall Niel (t 1869) an der Umgestaltung und Kräftigung der französischen Armee, an der Ergänzung, Vermehrung und Verbesserung des Kriegs-Materials (Einführung des Ehassepot-Gewehrs und der Mitrailleusen) unablässig gearbeitet wurde, schürte die Kriegspartei, welche in die nächste Umgebung des Kaisers und daher zu größerem Einflüsse gelangt war, das Feuer und verfolgte mit fieberhafter Ungeduld ihr Endziel: Preußens