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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 64

1892 - Gera : Hofmann
— 64 — Gelübde der Treue. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe standen an der Kirchthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Gepredigt wurde über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Als der Bischof den König und die Königin an Stirn und Handgelenk mit heiligem Öle salbte, rief er: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" Alles Volk aber rief: „Amen, Anten! Glück zu dem Könige und der Königin!" Dem Volke überließ man das rote Tuch aus dem Wege und warf unter Krönungsmünzen dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt. Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen, Hühnern und Ferkeln, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. In Berlin und Königsberg wurden neue Armenhäuser gegründet und im ganzen Lande Dankgottesdienste gehalten. 5. Er förderte Kunst und Wissenschaft. Weil der König den Glanz liebte, so verschönerte er Berlin durch allerlei Bauten und Denkmäler. Sein trefflicher Helfer dabei war der Baumeister Andreas Schlüter. Derselbe baute das königliche Schloß, das Zeughaus und andere herrliche Bauten und errichtete das Reiterstandbild des großen Kurfürsten auf der langen Brücke. In Halle gründete der König eine Universität oder Hochschule. An derselben wirkte mit besonderem Segen der fromme Aug. Herrn. Francke. In feiner Liebe zu den Armen und in feinem Gottvertrauen gründete dieser das berühmte Waisenhaus, in dem heute Tausende unterhalten und erzogen werden. Berlin wurde verschönert, durch die Friedrichstadt vergrößert und die Spree eingedämmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20000 ans 60000. Die Handwerker hatten guten Verdienst; mancherlei Waren wurden in Fabriken hergestellt; der Handel mit fremden Ländern hob sich. Nur drückten schwere Schulden das Land, denn der König war zu freigebig gegen feine Günstlinge und sparte nichts, um der jungen Krone Glanz und Ansehen zu geben. Den gütigen und freundlichen König liebte das Volk, aber die Günstlinge haßte es. 6. Er starb gottergeben. Allerlei Kummer im Hause und eine furchtbare Pest in Preußen trübten den Lebensabend des Königs. Ein Jahr vor feinem Tode hatte er die Freude, daß ihm ein Enkel geboren 3v Friedrich I.

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1. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 70

1901 - Leipzig : Hofmann
- 70 - 1 3. Die Krönung fand den 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Friedrich brach mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge dahin auf, daß 30 000 Vorspannpferde nötig waren. Herolde verkündeten unter Glockengeläut und Volksjubel auf fünf öffentlichen Plätzen, daß Preußen zu einem Königreiche erhoben worden sei. Am Vorabend der Krönung stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden mit seinem Wahlspruch als Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsfchmuck war außerordentlich kostbar. Von den Knöpfen des Scharlachrockes kostete jeder 3000 Dukaten, und der Purpurmantel war durch einen Haken mit drei Diamanten zusammengehalten, die eine Tonne Goldes wert waren. Im Saale des Schlosses setzte Friedrich sich und der Königin die Krone selber auf und empfing auf silbernem Throne die Huldigung. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt, und Soldaten bildeten Spalier. König und Königin gingen unter einem Thronhimmel, den 10 Edelleute trugen. Zwei Bischöfe standen an der Kirchenthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Gepredigt wurde über Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Knieend empfingen König und Königin am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk ries: „Amen, Amen! Glück zu dem König und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hafen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und tzwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. Die Armen wurden reichlich bedacht und in Berlin und Königsberg neue Armenhäuser gegründet. 4. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. In Berlin wurde ein Gelehrtenverein mit Leibniz an der Spitze, in Halle eine Hochschule gegründet. An derselben wirkte August Hermann Francke; mit dem unerschöpflichen Kapital seiner Liebe und seines Gottvertrauens gründete er das Waisenhaus in Halle und rief die evangelische Mission ins Leben. In Berlin schuf der unsterbliche Schlüter das königliche Schloß, das Zeughaus, das Reiterstandbild des großen Kurfürsten und andere Kunstwerke. So wurde Berlin verschönert, durch die Friedrichstadt vergrößert und die Spree eingedämmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20 000 auf 61000. Die Handwerker hatten guten Verdienst. Allerlei Fabriken wetteiferten in der Herstellung gesuchter Waren. Der Handel nach fremden Ländern hob sich. In Charloltenburg umgab sich die edle und hochgebildete Königin Sophie Charlotte mit einem Kreise ausgezeichneter Männer und Frauen. 5. Sein Ende. Die letzte Freude Friedrichs war die Geburt eines Enkels am 24. Januar 1712, der in der Taufe Friedrich, von der Nachwelt aber der Große genannt wurde. Sonst war sein Lebensabend trübe. Eine furchtbare Pest wütete in Preußen. Durch den großen Luxus und die Günstlinge war das Land in Schulden geraten. Das Volk seufzte unter schweren Abgaben und verwünschte sein dreifaches W, d. h. die Günstlinge Wartenberg, Wartensleben und Wittgenstein; den guten, menschenfreundlichen König aber liebte es. Auf dem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorüber geht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran.'f Sein Wahlspruch lautete: Jedem das Seine!

2. Illustriertes Realienbuch - S. 70

1902 - Leipzig : Hofmann
70 I 3. Die Krönung fand den 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Friedrich brach mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge dahin auf, daß 30 00o Vorspannpferde nötig waren. Herolde ver- kündeten unter Glockengeläut und Volksjubel auf fünf öffentlichen Plätzen, daß Preußen zu einem Königreiche erhoben worden sei. Am Vorabend der Krönung stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden mit seinem Wahlfpruch als Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsschmuck war außer- ordentlich kostbar. Von den Knöpfen des Scharlachrockes kostete jeder 3000 Dukaten, und der Purpurmantel war durch einen Haken mit drei Diamanten zusammengehalten, die eine Tonne Goldes wert waren. Im Saale des Schlosses fetzte Friedrich sich und der Königin die Krone selber auf und em- pfing auf silbernem Throne die Huldigung. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt, und Soldaten bildeten Spalier. König und Königin gingen unter einem Thronhimmel, den Io Edelleute trugen. Zwei Bischöfe standen an der Kirchenthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Gepredigt wurde über Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Knieend empfingen König und Königin am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof ries: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem König und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. Die Armen wurden reichlich bedacht und in Berlin und Königs- berg neue Armenhäuser gegründet. 4. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. In Berlin wurde ein Gelehrten verein mit Leib niz an der Spitze, in Halle eine Hochschule gegründet. An derselben wirkte August Hermann Francke; mit dem unerschöpflichen Kapital seiner Liebe und seines Gottvertrauens gründete er das Waisenhaus in Halle und rief die evangelische Mission ins Leben. In Berlin schuf der unsterbliche Schlüter das königliche Schloß, das Zeughaus, das Reiterstandbild des großen Kurfürsten und andere Kunst- werke. So wurde Berlin verschönert, durch die Friedrichstadt vergrößert und die Spree eingedämmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20 000 auf 61 000. Die Handwerker hatten guten Verdienst. Allerlei Fabriken wett- eiferten in der Herstellung gesuchter Waren. Der Handel nach fremden Ländern hob sich. In Charlottenburg umgab sich die edle und hoch- gebildete Königin Sophie Charlotte mit einem Kreise ausgezeichneter Männer und Frauen. 5. Sein Ende. Die letzte Freude Friedrichs war die Geburt eines Enkels am 24. Januar 1712, der in der Taufe Friedrich, von der Nachwelt aber der Große genannt wurde. Sonst war sein Lebensabend trübe. Eine furchtbare Pest wütete in Preußen. Durch den großen Luxus und die Günst- linge war das Land in Schulden geraten. Das Volk seufzte unter schweren Abgaben und verwünschte sein dreifaches W, d. h. die Günstlinge Wartenberg, Wartensleben und Wittgenstein; den guten, menschenfreundlichen König aber liebte es. Auf dem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorüber geht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." Sein Wahlspruch lautete: Jedem das Seine!

3. Kleines Realienbuch - S. 41

1895 - Gera : Hofmann
41 die Kurfürsten von Brandenburg." Endlich wurde dem Kurfürsten gestattet, sich die Königskrone in Preußen, wo er selbständiger Herzog war, aufzusetzen. 3. Die Krönung fand den 18. Jan. 17ü1 in Königsberg statt. Friedrich zog mit großem Gefolge dahin. Herolde verkündigten unter Glockengeläute, daß Preußen zu einem Königreiche erhoben sei. Friedrich stiftete den schwarzen Adlerorden mit der Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsschmuck war außerordentlich kostbar. Im Schlosse setzte Friedrich sich und der Königin die Krone auf und empfing auf silbernem Throne die Hul- digung. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe standen an der Kirchenthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Gepredigt wurde über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Als der Bischof den König und die Königin an Stirn und Handgelenk salbte, rief er: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt. Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. In Berlin und Königsberg wurden neue Armen- häuser gegründet. 4. Friedrichs Regierung. Friedrich förderte Kunst und Wissenschaft. In Halle gründete er eine Hochschule. An derselben wirkte der fromme August Hermann Francke. In seiner Liebe zu den Armen und in seinem Gott- vertrauen gründete er das berühmte Waisenhaus zu Halle. Berlin schmückte der Baumeister Schlüter mit schönen Bauten und vielen Kunstwerken, so mit einem Reiterstandbilde des großen Kurfürsten. Die Friedrichsstadt wurde an- gelegt und die Spree eingedämmt. Die Handwerker hatten guten Verdienst, und der Handel hob sich. Die Einwohnerzahl stieg auf 60000. Den gütigen, freund- lichen König liebte das Volk, aber seine Günstlinge, die das Land in schwere Schulden stürzten, haßte es. Die edle und hochgebildete Königin Sophie Char- lotte weilte am liebsten in Charlottenburg im Kreise ausgezeichneter Männer und Frauen. Friedrichs letzte Freude war die Geburt eines Enkels am 24. Jan. 1712, der in der Taufe Friedrich, von der Nachwelt aber der Große genannt wurde. Sein Wahlspruch war: „Jedem das Seine!" Auf seinem Totenbette sprach er: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorüber geht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran!" 22. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenfreund (1713—1740). 1. Der schlichte Charakter. Sein Wesen war einfach und derb. Er aß bürgerliche Kost, ging im schlichten Soldatenrock und ruhte auf hölzernem Schemel. Wer ihm widersprach, den fuhr er barsch an: „Räsonnier er nicht!" „Die Königsgewalt wollte er wie einen Fels von Erz aufrichten." Zwei Juden, 17. König Friedrich I.

4. Kleines Realienbuch - S. 41

1898 - Gera : Hofmann
41 König Friedrich I. die Kurfürsten von Brandenburg." Endlich wurde dem Kurfürsten gestattet, sich die Königskrone in Preußen, wo er selbständiger Herzog war, aufzusetzen. 3. Die Krönung fand den 18. Jan. 1701 in Königsberg statt. Friedrich zog mit großem Gefolge dahin. Herolde verkündigten unter Glockengeläute, daß Preußen zu einem Königreiche erhoben sei. Friedrich stiftete den schwarzen Adlerorden mit der Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsschmuck war außerordentlich kostbar. Im Schlosse setzte Friedrich sich und der Königin die Krone auf und empfing auf silbernem Throne die Hul- digung. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe standen an der Kirchenthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Gepredigt wurde über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Als der Bischof den König und die Königin an Stirn und Handgelenk salbte, rief er: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt. Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. In Berlin und Königsberg wurden neue Armen- häuser gegründet. 4. Friedrichs Regierung. Friedrich förderte Kunst und Wissenschaft. In Halle gründete er eine Hochschule. Anderselben wirkte der fromme August Hermann Francke. In seiner Liebe zu den Armen und in seinem Gott- vertrauen gründete er das berühmte Waisenhaus zu Halle. Berlin schmückte der Baumeister Schlüter mit schönen Bauten und vielen Kunstwerken, so mit einein Reiterstandbilde des großen Kurfürsten. Die Friedrichsstadt wurde an- gelegt und die Spree eingedämmt. Die Handwerker hatten guten Verdienst, und der Handel hob sich. Die Einwohnerzahl stieg auf 60000. Den gütigen, freund- lichen König liebte das Volk, aber seine Günstlinge, die das Land in schwere Schulden stürzten, haßte es. Die edle und hochgebildete Königin Sophie Char- lotte weilte am liebsten in Charlottenburg im Kreise ausgezeichneter Männer und Frauen. Friedrichs letzte Freude war die Geburt eines Enkels am 24. Jan. 1712, der in der Taufe Friedrich, von der Nachwelt aber der Große genannt wurde. Sein Wahlspruch war: „Jedem das Seine!" Auf seinem Totenbette sprach er: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorüber geht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran!" 22. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenfreund (I71s—1740). 1. Der schlichte Charakter. Sein Wesen war einfach und derb. Er ah bürgerliche Kost, ging im schlichten Soldatenrock und ruhte auf hölzernem Schemel. Wer ihm widersprach, den fuhr er barsch an: „Räsonnier er nicht!" „Die Königsgewalt wollte er wie einen Fels von Erz aufrichten." Zwei Juden,

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 172

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
kündigten Herolde unter Glockengeläut auf fünf öffentlichen Plätzen in Königsberg, dass Preussen zu einem Königreich erhoben sei. Am 17. Januar stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden; als Umschrift trügt er seinen Wahlspruch: ,,Jedem das Seine!“ Der Krönungsschmuck war ausserordentlich kostbar. Der Scharlachrock Friedrichs hatte Knöpfe von Diamanten, von denen jeder wohl 30000 Mark wert war. Die Königin Sophie Charlotte hatte einen Straufs von kostbaren Perlen auf der Brust. Im Schlosse setzte Friedrich sich und der Königin die Krone auf und empfing, auf silbernem Throne sitzend, die Huldigung, d. h. das Gelübde der Treue. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe standen an der Kirchthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!“ Gepredigt wurde über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren.“ Als der Bischof den König und die Königin an Stirn und Handgelenk mit heiligem Öle salbte, rief er: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!“ Alles Volk aber rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!“ 3. Dem Volke überliess man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter die Leute. Auch für Speise und Trank war ge- sorgt. Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen, Hühnern und Ferkeln, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weifsen Wein für die Durstigen. In Berlin und Königsberg wurden neue Armenhäuser gegründet und im ganzen Lande Dankgottesdienste gehalten. Nach p0iack. 249. Friedrich Wilhelm I. 1713-1740. a. Jugend. Sparsamkeit und schlichter Charakter. Tabakskollegium. 1. Friedrich Wilhelm I. war der Sohn des ersten Königs von Preußen. Er war schon in seiner Jugend sehr sparsam. Über alle Einnahmen und Ausgaben führte er genaue Rechnung. Einen goldgestickten Schlafrock warf er ins Feuer. Er hatte als Kiild eine zarte Gesichtsfarbe. Das war nicht nach seinem Sinn. Er rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um recht braun zu brennen. Am liebsten trieb er Soldatenspiele. Seinen Körper härtete er durch Reiten, Fechten, Schwimmen und Jagen ab. 2. In allen Dingen führte er die größte Sparsamkeit ein. Gleich bei seinem Regierungsantritte ließ er sich die Liste der Hofbeamten seines Vaters vorlegen. Von den hundert Kammerherren behielt er nur zwölf; die übrigen strich er aus und rief: „Können sich davon scheren, brauche sie nicht!" Allerlei goldene und silberne Schmncksachen, die sein Vater erworben hatte, verkaufte er und bezahlte damit die Schulden seines Vaters. Bürgerliche Hausmannskost war ihm die liebste. Seine Frau und seine Töchter nähten, strickten, kochten und wirtschafteten wie in jedem Bürgerhause. Er ging immer im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Aller Prunk und aller Zwang war ihm verhaßt. Er sprach derb und nngesucht. sticht selten fuhr er die Leute hart an. Manche Schlagworte kehrten oft wieder, so: „Seine Schuldigkeit thun!" „Gottesfurcht im Leibe haben!" re. Wider- spruch konnte er nicht vertragen. Er schnitt ihn mit den Worten ab: „Räsonnier' er nicht!" Leicht geriet er in Zorn und war dann mit Scheltworten, ja, Stock- schlügen nicht sparsam. Einst traf er zwei Juden im Schlvßgarten. Sie flohen

6. Illustriertes Realienbuch - S. 58

1883 - Berlin : Hofmann
58 27. König Friedrich I. seiner edlen Mutter und den: ernsten Dunkelmann war er sorgfältig er- zogen worden. Er war gutherzig und leutselig, aber auch eitel und prunk- liebend. Schmeichler gewannen leicht sein Ohr und Günstlinge sein Herz. So wusste sich der geschmeidige Kolb von Wartenberg einzunisten und den strengen, sparsamen Dunkel- mann zu verdrängen. 2. Friedrichs Streben ging ans die Erwerbung der Königskrone. Zn der ererbten Macht wollte er auch den gebührenden „Namen gesellen. Weder Gold noch Überredung wurden gespart, um den kaiserlichen Hof in Wien dazu geneigt zu machen. Aber der Kaiser zögerte und schwankte, weil er meinte, ,,die Könige von Preußen möchten nicht so willig zum Gehorsam sein wie die Kurfürsten von Bran- denburg." Endlich kam der Krön vertrag zu Stande, wodurch dem Kur- fürsten von Brandenburg gestattet wurde, sich die Königskrone in Preußen, wo er selbständiger Herzog war, aufzusetzen (1700). 3. Die Krönung fand den 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Friedrich brach mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge dahin auf, daß 30 000 Vorspannpferde nötig waren. Herolde ver- kündigten unter Glockengeläut und Volksjubel auf 5 öffentlichen Plätzen die Botschaft, daß Preußen zu einem Königreich erhoben sei. Am Vorabend der Krönung stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden mit der Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsschmuck war außerordentlich kostbar. Von den Knöpfen des Scharlachrockcs kostete jeder 3000 Dukaten, und der Purpurmantel war durch einen Haken mit 3 Diamanten zusammengehalten, die eine Tonne Goldes wert waren. Im Saale des Schlosses setzte Friedrich sich und der Königin die Krone selber auf und empfing auf silbernem Throne die Huldigung. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt, und Soldaten bildeten Spalier. König und Königin gingen unter einem Thron- himmel, den 10 Edelleute trugen. Zwei Bischöfe standen an der Kirchenthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Gepredigt wurde über Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Knieend empfingen König und Königin am Altar die Salbung an Stirn und Hand- gelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und 2 künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. Die Armen wurden reichlich be- dacht und in Berlin und Königsberg neue Armenhäuser gegründet. 3. Schöpfungen unter Friedrichs Regicrnn.q. In Berlin wurde ein Gelehrtenverein mit Leibnitz an der Spitze, in Halle eine Hochschule gegründet. An derselben wirkte August Hermann Francke, der mit dem

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 79

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Friedrich I. 79 Die Könige von Areußen. 54. Friedrich I., 1701—1713. 2>cs_ Fürsten Charakter. Er war des großen Kurfürsten und der edlen Luise Henriette ältester Sohn und folgte seinem Vater 1688 als Friedrich Iii. in der Regierung. Von seinen einsichtsvollen Eltern nnb dem ernsten Dunkelmann sorgfältig erzogen, war es boch zu bebanern, daß er Pracht und Answanb sehr liebte mib sich von Schmeichlern und Günstlingen gern leiten ließ. Körperlich war er schwächlich und auch etwas verwachsen. Seine Umgebung wußte er bitrch ein leutseliges Wesen und Freigebigkeit zu gewinnen. Seinem Glanz und Ruhm liebenden Charakter entsprach das Streben nach der Erwerbung der Königskrone. Er wollte der von seinem Vater geerbten Macht auch den gebührenden Namen beigesellen. Brandenburg genoß damals mehr Ehre und Ansehen in Europa als manches Königreich; darum gebachte Friedrich das Herzogtum Preußen, in welchem er unabhängig vom Kaiser regierte, zu einem Königreiche und sich selbst zu einem Könige zu erhebeu. Nichts würde gespart, um dazu bic kaiserliche Erlaubnis zu erhalten. Als sie endlich gegeben worben, machte sich Friedrich mit seiner Familie und dem gesamten Hofstaate im Dezember 1700 auf bat Weg nach Königsberg, um sich bort krönen zu lass eit. Es war ein ungeheurer Zug, zu besten Fortschaffnng etwa 30000 Pferbe nötig würden. Die Krönung. Sic saub am 18. Januar 1701 zu Königsberg statt. Herolde verkündigten unter Glockengeläut, daß Preußen zu einem Königreich erhoben fei. Friedrich hatte Tags vorher den schwarzen Ablerorben gestiftet, mit der Inschrift: „Jebeni das Seine." Der Kröuungsschmnck war außerordentlich kostbar. Jeber Knopf des Scharlachrockes kostete Bo000 Mark, und die bvei Diamanten an beit Hafen des Purpurmantels eine Tonne Goldes. Im Saale des Schlosses setzte Friedrich sich und der Königin Sophie Eharlottc die Krone auf und empsing ans silbernem Throne bic Hulbiguug. Der Weg nach der Schloßkirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe stauben'au der Kircheuthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Gcprcbigt wttrbe über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieber ehren!" Als der Bischof von Bär den König und die Königin an Stirn und Handgelenk salbte, ries er: »Gott salbe unsern König und unsere Königin mit beut heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" Der Landesherr nannte sich von nun an: „Friedrich I., König in Preußen," erst fein Enkel Friedrich Ii. nahm den Titel „König von Preußen" an. In Königsberg wurde zum Anbeuten au btc Krönung Friebrichs I. das Waisenhaus gegrünbet. . Unter- Friedrichs I. 9lrfltmiitß wirkte an der Hochschule zu Halle der fromme Angnst Hrrnttinn Francke. In seiner Liebe zu beit Armen und in seinem Gott-vertrauen gründete er das berühmte Waisenhaus zu Halle. Berlin schmückte der Baumeister Schlüter auf des Königs Befehl mit schölten Bauten und vielen Kunstwerken sowie mit einem Rcitcrstaubbilbc des großen Kurfürsten. Die edle und hochgebilbete Königin Sophie (Shnrluttc weilte ant liebsten zu Eharlottcuburg im Kreise ausgezeichneter Männer mib Frauen. Dem bentfehen Kaiser leistete Friedrich die für die Einwilligung zur Krönung versprochene Hilfe im spanischen Erbfolgekriege. Die preußischen Truppen zogen unter der Führung des Erbprinzen Leopold von Anhalt-Dessan gegen Frankreich an den Rhetit und nach Italien und kämpften tapfer an der Seite der Kaiserlichen in den Schlachten hei Hochstäbt, Turin rc. Gleichwohl erwarb er sich baburch von Österreich keinen Dank, vielmehr ging bitrch so kostspielige Dienstleistungen, durch beu großen Hofstaat, wie überhaupt durch bic Liebe des Königs zu Pracht nnb Answanb die Wohlfahrt des Landes zurück. Auch würden in beit letzten Jahren der Regierung Friebrichs I. die östlichen Gebiete feines Reiches von einer furchtbaren Pest heimgesucht, woburch z. B. der heutige Regierungsbezirk Gumbiimeu entvölkert wurde. •“>5. Friedrich Wilhelm 1, 1713—1740? Des Königs Charakter. Der neue König bildete in vielen Dingen einen Gegensatz zu seinem Vater. So wie dieser Glait^ und Pracht geliebt hatte, haßte Friedrich Wilhelm I. beides von Jugend ans, liebte aber Ordnung und Spar-

8. Neuere und neueste Geschichte - S. 37

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
des Herrn!" Ter Text der Predigt war Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Darnach legte der König Krone und Zepter ab und empfing kniend am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe unsern König mit seinem heil'geu Geiste!" Hierauf empfing die Königin die Salbung, und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann nach dem Schlosse zurück zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Wer da flinke Hände hatte, konnte reich ausgehen. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, wurde auf dem Markte unter die Hungrigen verteilt: für die Durstigen sprudelten unablässig zwei künstliche Adler roten und weißen Wein. Tie Armen wurden reichlich bedacht, und in Berlin und Königsberg wurden neue Armenhäuser gegründet. Tie Festlichkeiten dauerten ein Vierteljahr. Sie endeten erst mit dem glanzvollen Einzuge des Königs in Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande über das Wort: „Das hat Gott gethan!" Die meisten Staaten erkannten Friedrich als König an: nur der Papst protestierte heftig dagegen. 4. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. Duldsamkeit m religiösen Dingen und ein hoher Sinn für Künste und Wissenschaften zeichneten den König aus. In Berlin gründete er die Akademie der Wissenschaften, an deren Spitze der gelehrte Philosoph Leibniz stand, in Halle eine Universität, an welcher der gelehrte Thomasius und der sromme August Hermann Francke wirkten. Letzterer hat mit dem unerschöslichen Kapital seiner Liebe und seines Gottvertrauens das Halle'sche Waisenhaus mit seinen übrigen großartigen Anstalten ins Leben gerufen. In Berlin schuf der unsterbliche Schlüter das königliche Schloß, das Zeughaus-, die Reiterstatue des großen Kurfürsten und viele herrliche Bauten. Die feingebildete Königin Sophie Charlotte umgab sich in ihrem lieben Charlottenburg mit einem Kreise ausgezeichneter Männer und grauen, in dem sie durch Schönheit, Herzensgute und Geistesreichtum der strahlende Mittelpunkt war. — Friedrichs Lebensabend wurde durch eine furchtbare Pest und häusliche Kümmernisse getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt: die Nachwelt hat ihn den Großen genannt. 12. Peter der Große und Karl Xii. v,’ tilgend. Gegen das Ende des 17. Jahrhlliiderts galt Rußland noch für die Wildnis Europas; rauh wie das Klima waren auch die Bewohner, welche man als zu Asien gehörig betrach-

9. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 214

1892 - Gera : Hofmann
214 goldene Krone auf und krnte dann auch die Knigin. Auf silbernen Thronen sitzend, empfingen sie die Huldigungen des Hofes und der Stnde. Dann bewegte sich der feierliche Zug nach der Schlokirche. Die Majestten gingen unter prchtigen Thronhimmeln, welche zehn Edelleute trugen; der Weg war mit rotem Tuch belegt, und Soldaten zu Ro und Fu bildeten Spalier. Zwei neuernannte Bischfe standen am Kirchenportale und riefen: Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Der Text der Predigt war Samuels Wort: Wer mich ehrt, den will ich wieder ehren." Danach legte der König Krone und Zepter ab und empfing knieend am Mar die Salbung an Stirn und Hand-gelenk, wobei der Bischof rief: Gott falbe unfern König mit seinem heiligen Geiste!" Hieraus empfing die Knigin die Salbung, und alles Volk rief:' Amen, Amen! Glck zu dem Könige und der Knigin!" In feierlichem Zuge ging es dann nach dem Schlosse zurck zum Krnungsmahle. Dem Volke berlie man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krnungsmnzen unter die Menge. Auch fr Speise und Trank war gesorgt: Ein mchtiger Ochse, gefllt mit Schafen, Rehen, Hafen und Hhnern, wurde auf dem Markte gebraten und unter die Hungrigen verteilt; zwei knstliche Adler sprudelten unablssig roten und weien Wein fr die Durstigen. Die Armen wurden reichlich bedacht und in Berlin wie in Knigsberg neue Armenhuser gegrndet. Die Festlichkeiten endeten mit dem glanzvollen Einzug des Knigs in Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande der das Wort: Das hat Gott gethan!" i) Der Dukaten ist eine Goldmnze im Werte von ungefhr 10 Mark. 4. Schpfungen unter Friedrichs Regierung. Friedrich gefiel sich in der Rolle eines Beschtzers und Frderers der Knste und Wissenschaften. In Berlin grndete er die Akademie der Wissen- Zeughaus, das Reiterstandbild des groen Kurfrsten und viele herrliche Bauten. \6?>. Aug. Ejerm. Francke. So wurde Berlin verschnert, durch die Friedrichstadt vergrert und die Spree eingedmmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20000 auf 61000. Die Handwerker hatten guten Verdienst; allerlei Fabriken wetteiferten in der Herstellung gesuchter Waren; der Handel nach fremden Lndern schsten, an deren Spitze der gelehrte Philosoph Leibniz stand, in Halle eine Universitt, an welcher der gelehrte Thomasius^) und der fromme August Hermann Francke^) wirkten. Letzterer hat mit dem unerschpflichen Kapitale seiner Liebe und seines Gottvertrauens das Hallesche Waisenhaus nebst seinen brigen groartigen Anstalten ins Leben gerufen. In Berlin schuf der unsterbliche Schlter das knigliche Schlo, das

10. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 51

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 51 — 2. Friedrichs Streben ging auf die Erwerbung der Königskrone. Zu der ererbten Macht wollte er auch den gebührenden Namen gesellen. Weber Golb noch Überredung würden gespart, um den kaiserlichen Hof in Wien dazu geneigt zu machen. Aber der Kaiser zögerte und schwankte, weil er meinte, „die Könige von Preußen möchten nicht so willig zum Gehorsam sein wie die Kurfürsten von Brandenburg." Endlich kam der Kronvertrag 1700 zu Stande, wodurch dem Kurfürsten von Brandenburg gestattet wurde, sich die Königskrone in Preußen, wo er selbständiger Herzog war, auszusetzen. 3. Die Krönung faitb den 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Friedrich brach mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge dahin auf, dass 30,000 Borfpannpseüe nöthig waren. Herolde verkündigten unter Glockengeläut und Volksjubel auf 5 öffentlichen Plätzen die Botschaft', dass Preußen zu einem Königreich erhoben sei. Am Vorabend der Krönung stiftete Friedrich den sckiwarzen Adlerorden mit der Inschrift: „Jedem das Seine." Der Krönungsschmuck war außerordentlich kostbar. Von den Knöpfen des Scharlach-rockes kostete jeder 3000 Dukaten, und der Purpurmantel war durch einen Hafen mit 3 Diamanten zusammen gehalten, die eine Tonne Gold werth waren. Im Saale des Schlosses setzte Friedrich sich und der Königin die Krone selber ans und empfing auf silbernem Throne die Huldigung. Der Weg nach der Kirche war mit rothem Tuch belegt, und Soldaten bildeten Spalier. König und Königin gingen unter einem Thronhimmel, den 10 Edelleute trugen. Zwei Bischöfe standen an der Kirchthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Gepredigt wurde über Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Knieend empfingen König und Königin am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe unfern König und unsere Königin mit feinem heiligen Geiste!" und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rothe Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hafen und Hühnern, gab den Hungrigen Speise, und 2 künstliche Adler sprudelten rothen und weißen Wein für die Durstigen. Die Armen wurden reichlich bedacht und in Berlin und Königsberg neue Armenhäuser gegründet. 3. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. In Berlin wurde cm Gelehrtenverein mit Leibnitz an der Spitze, in Halle eine Hochschule gegründet. An derselben wirkte August Hermann Francke, der mit dem unerschöpflichen Kapital feiner Liebe und seines Gottvertrauens das Waisenhaus in Halle gegründet hat. In Berlin schuf der unsterbliche Schlüter das königl. Schloss, das Zeughaus, 4*

11. Preußischer Kinderfreund - S. 280

1859 - Königsberg : Bon
280 Da empfingen sie unter dem Thronhimmel die Huldigungen aller An- wesenden. Endlich riefen die Glocken zur Kirche. Der Weg dahin war mit rothem Tuch belegt. Zu beiden Seiten des Weges standen Soldaten zu Pferde und zu Fuß. Der König und die Königin gingen unter prächtigen, von Edelleuten getragenen Thronhimmeln: dahinter folgten die Abgeordneten der verschiedenen Stände. Der Zulauf des Volks war unermesilich. An der Kirchthür empfingen die beiden höchsten Geistlichen die Majestäten mit den Worten: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Unter Trompeten- und Paukenschall gingen der König und die Königin zu den Thronen, die an beiden Seiten des Altars errichtet waren. Lobgesang und Altargebet begannen; der Bischof von Bär hielt dann die Predigt über die Worte aus dem 1. Buch Samuelis Kap. 2, 30: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Darauf erfolgte die Salbung. Der König trat zum Altar, kniete nieder, nahm die Krone vom Haupt und legte sie und das Scepter neben sich. Der Bischof von Bür salbte ihn mit Oel an der Stirn und an den Handgelenken, indem er sprach; „Gott salbe unsern König mit Seinem heiligen Geiste!" — Darauf setzte sich der König die Krone wieder auf das Haupt. Nun trat auch die Königin zum Altar und empfing die Salbung. Als die heilige Handlung vorüber war, rief alles Volk: „Amen, Amens Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Le- den!" Die Glocken läuteten, die Soldaten feuerten ihre Gewehre ab, und die Kanonen auf den Wällen donnerten. Das Tuch vom Kirchenwege wurde dem Volke überlasten; Münzen mit dem Bildniste des Königs und der Königin wurden ausgeworfen. Da wurde Manchem das Bücken nicht schwer. Das Ergötzlichste aber war der große Ochse, der auf einem Platze vor dem Schloste gebraten wurde und daneben zwei kunstreich gearbeitete Adler, die unablässig Wein sprudelten. Da hatte Mancher ein frohes Festessen und dazu einen heitern Trunk, dem es sonst wohl nimmer so gut gereicht worden. Auch gründete der König wohlthätige An- stalten und bedachte die Stadtarmen mit einem Geschenk von tausend Thalern. Erst im März trat der König seine Rückreise nach Berlin an. Ein all- gemeines Dankfest durch das ganze Land beschloss am 22. Juni sämmtliche Krönungsfeiern. Der König hatte den Text für die Predigten aus den Psal- men gewählt: „Alle Menschen, die es sehen, werden sagen, das hat Gott gethan, und merken, dast es sein Werk ist." 33. Zum 24. Januar. (1712: Geburtstag Friedrichs des Großen.) 1. Friedrich Wilhelm I. und sein Fritz. Friedrich Wilhelm I. hat als König das Kriegsheer trefflich gerüstet und das Gespann meisterhaft geschirrt, mit welchem sein großer Sohn die Kriegs- und Siegesfahrt beginnen sollte. Soldaten waren seine Freude und sein Stolz, er nannte sie nur seine lieben blauen Kinder; besonders aber liebte er sein Leibregiment, das aus lauter großen Leuten bestand, die man gewöhnlich nur die „großen Potsdamer" nannte. Es war diesen Gardisten verstattet, Ge- werbe zu treiben, Handarbeiten auf öffentlicher Straße durfte aber keiner ver- richten; darum galten sie Bürgersleuten für vornehm. Einzelnen baute der

12. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 98

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 98 — sich selbst gegeben habe". Hierauf begab sich der König in feierlichem Zuge in die Gemächer der Königin, welcher er selbst die Krone auf das Haupt setzte. Nun schritten der König und die Königin mit ihrem beider* fettigen Gefolge in den Audienzsaal, ließen sich auf silbernen Thronsesseln nieder und nahmen die Huldigungen der Großen und der Stände entgegen. Dann ging der Zug unter Glockengeläute zur Kirche. An dem Portal derselben wurden die Majestäten durch zwei Oberhofprediger, die zu diesem Zwecke geadelt und zu Bischösen ernannt worden waren, mit dem Spruche empfangen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Nach der Predigt über das Schriftwort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren", erfolgte die Salbung mit den Worten: „Der Herr, unser Gott, salbe Ew. Königliche Majestät selbst mit dem heiligen Geiste, daß Sie als ein Gesalbter des Herrn dies Ihr Volk und Königreich regieren, auch bei guter Gesundheit viele Jahre den Rat und Willen Ihres Gottes erfüllen durch unsern Herrn Jesum Christum! Amen!" Nach der heiligen Handlung rief das Volk: „Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Unter Kanonendonner und Glockengeläute zog dann die Prozession nach dem Schlosse zurück, woselbst ein Prunkmahl stattfand, bei welchem der König und die Königin mit der Krone auf dem Haupte speisten. Für das Volk wurde auf dem Schloßhofe ein großer Ochse gebraten, der mit Schafen, Rehen, Ferkeln, Hühnern k. gefüllt war. Aus einem schwarzen und einem roten Adler sprudelte roter und weißer Wein. Das rote Tuch, womit der Weg bedeckt war, den der Zug genommen hatte, wurde unter das Volk verteilt. Abends erstrahlte die Krönungsstadt in einem bunten Flammenmeer. Zur bleibenden Erinnerung an den denkwürdigen Krönungstag gründete der König das Waisenhaus in Königsberg und ein Armenhaus in Berlin. Dem Krönungstage folgte noch eine ganze Reihe von Festlichkeiten der verschiedensten Art. Erst im Marz traten die Majestäten mit ihrem Gefolge die Rückreise nach Berlin an, und am 6. Mat wurden dieselben hier aufs glänzendste empfangen. Die bisherige Georgenstraße erhielt den Namen „König-straße", während das frühere Georgenthor „Königsthor" genannt wurde. Am 22. Juni beschloß ein im ganzen Lande gehaltenes Dank-, Buß- und Betsest die Krönungsfeierlichkeiten. Da die auswärtigen Mächte, denen Friedrich die Annahme des Königstitels angezeigt hatte, die Anerkennung des neuen Königreiches ans-fprachen und auch Papst Klemens Xi., der anfangs dagegen Widerspruch erhoben hatte, schließlich nachgab, so war Preußen unwiderruflich ein Königreich geworden. Indessen nannte sich Friedrich ausdrücklich König

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 267

1906 - Langensalza : Gressler
267 eine glänzende Versammlung im königlichen Schlosse. Gegen 0 Unr ließ sich der König ankleiden. Er trug ein goldgesticktes Gewand von rotem Scharlach mit Knöpfen von Diamanten, von denen jeder 3000 Dukaten kostete, einen Purpurmantel von rotem Sammet, der mit goldenen Kronen und Adlern bestickt und mit Hermelin beseht war; die goldene, mit drei prächtigen Diamanten geschmückte Spange, die ihn vorn zusammenhielt, wurde auf eine Tonne Goldes geschäht. So trat er in den Pruuksaal des Schlosses, wo ihn die Edeln seines Landes erwarteten. Hier war ein prächtiger -ihron errichtet. Neben den zwei silbernen Thronsesseln lagen auf zwei kleinen Tischen die Zeichen der königlichen Würde: Krone, Szepter und Reichsapfel. Der König sehte sich die Krone selbst auf das Haupt zum Zeichen, daß er sie keinem Menschen verdanke; dann empfing und krönte er die Königin, die natürlich auch prächtig geschmückt war. Hierauf ließen sich beide auf den Thronsesseln nieder und empfingen die Huldigungen der versammelten Stände. Dann begab sich der feierliche Zug zur Schloßkirche. Der Weg dahin war mit rotem Tuche belegt, und zu beiden Seiten standen Soldaten. Der König und die Königin schritten unter prächtigen Thronhimmeln, die von Edelleuten getragen wurden. Am Eingänge des Gotteshauses empfingen zwei Bischöfe den König und die Königin und geleiteten sie unter den Klängen der Orgel nach dem Altar, wo die Majestäten nur zwei Thronfeffeln Platz nahmen. Der Bischof I)r. von Bär hielt eine ergreifende Predigt: dann knieten der König und die Königin nacheinander vor dem Altare nieder, wo sie mit geweihtem Cie an der Stirn und an beiden Händen gesalbt wurden. „Herr Jesu, salbe du selbst unsern König mit deinem heiligen Geiste", sagte der fromme Bischof, und das Volk rief: „Amen! Amen!" Als dann nach der heiligen Handlung alle Glocken läuteten und die Kanonen aus den Wällen ihre Festgrüße weit in das Land hinein donnerten, kannte der Jubel keine Grenzen. Am Nachmittage fanden allerlei Volksbelustigungen statt. Wer hätte da arbeiten wollen, wo es so viel zu sehen und zu hören lind auch zu schmausen gab! Zunächst wurde das rote Tuch, das auf dem Wege gelegen hatte, dem Volke überlassen: dann warfen

14. Diesterwegs Realienbuch - S. 107

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
107 ging er in feierlichem Zuge in die Zimmer der Königin, welche ein Kleid von Goldstoff mit Diamanten trug, voran schritt ein Page mit Krone und Zepter,- sie neigte sich mit den Damen ihres Gefolges vor dem Könige, welcher ihr selbst die Krone aufsetzte, worauf beide, mit ihrem Gefolge in den Mdienzsaal zurück- gekehrt, von den Thronsesseln aus die Huldigungen der Großen und Stände empfingen. Dann begann unter Glockengeläut der Zug zur Kirche, Herolde, Pauken und Trompeten voran. Der weg dahin war mit rotem Tuch belegt. Zu beiden Seiten des Weges standen Soldaten. Der König und die Königin gingen unter prächtigen, von zehn Edelleuten getragenen Thronhimmeln, ge- folgt von einer wogenden Wenge. 5ln der Kirche empfingen zwei zu Bischöfen ernannte Gberhofprediger die Herrscher mit dem Spruch: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Sodann begaben sie sich auf die Throne, die an beiden Seiten des Altars errichtet waren. Der Bischof von Bär hielt darauf die predigt über 1. Samuel 1, Zo: „wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Darauf erfolgte die Salbung. Der König trat zum Mar, kniete nieder, nahm die Krone vom Haupt, legte sie und das Zepter neben sich und betete. Lin köstliches Gefäß von Jaspis enthielt das Gl, damit salbte der Bischof von Bär den König auf die Stirn und den puls beider Hände unter dem Spruche: „Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geiste." Dann setzte sich der König die Krone wieder auf das Haupt und nahm das Zepter. Ebenso geschah die Salbung der Königin. Nach der heiligen Handlung rief alles Volk: „Nmen, 5lmen! Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Unter Glockengeläut und Kanonendonner ging die Prozession zurück nach dem Schlosse. Vas rote Tuch wurde dem Volk überlassen, doch angenehmer noch war der große Gchse, der auf einem Platze vor dem Schlosse gebraten wurde und mit Schafen, Nehen, Ferkeln, Hasen, Hühnern usw. angefüllt war, während aus einem kunstreich gearbeiteten schwarzen und roten Udler weißer und roter wein sprudelte. Das war Labsal für das Volk, aber das Waisenhaus zu Königs- berg und ein großes Armenhaus zu Berlin sind bleibende Denkmale dieses Tages. Erst am 8. März trat der König seine Nückreise nach Berlin an. Ein all- gemeines Dank-, Butz- und Letfest, im ganzen Lande gehalten, beschloß am 22. Zum alle Feierlichkeiten. Nach Hahn und Schmidt. Friedrich Wilhelms I. Sorge für das Wohl feiner Untertanen. (Eigene Nussprüche und Verfügungen.) Saget dem Fürsten von Anhalt, daß ich der Finanz min ist er und der Feldmarschall des Königs von Preußen bin! Das wird den König von Preußen aufrechterhalten. Me deutsche Fürsten müßten Schelme sein, die es nicht gut mit dem Kaiser und dem Reich meinten. wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angriffen, so müßte das ein Kujon von einem deutschen Fürsten sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran wagte, sich dagegen zu setzen. Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genuß zuzubringen, wie die meisten tun, sondern um seine Länder wohl zu regieren. Zur Arbeit sind die Regenten erkoren,- will ein Fürst Ehre erwerben und mit Ehren seine Regierung führen, so muß er alle seine Geschäfte selbst vollziehen.

15. Sagen und Geschichten - S. 101

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
101 hatte. Darüber hing ihm der purpurfarbene, über und über mit goldenen Kronen und Adlern besäete Sammetmantel, von einer Diamantagraffe zusammengehalten, die nicht weniger als 100 000 Thaler kostete. Nachdem er sich auf dem im Saale errichteten Throne niedergelassen, ließ er sich die goldene, mit den teuersten Edelsteinen geschmückte Krone reichen und setzte sie sich mit eigenen Händen aufs Haupt, zum Zeichen, daß er sie keinem Menschen als sich selbst verdanke. Hierauf krönte er auch feine Gemahlin Sophie Charlotte, und beide nahmen dann die Huldigungen der Prinzen des königlichen Hauses und der Würdenträger des Staates entgegen. Jetzt riefen die Glocken zur Kirche, denn dort sollte zu dem wichtigen Werke der Segen des Himmels herabgefleht und die Weihe der Salbung vollzogen werden. Unter einem prächtigen Baldachin, welchen 24 vornehme Edelleute trugen, begaben sich der König und die Königin zum Gotteshause. Der Weg dahin war mit rotem Tuche belegt, und zu beiden Seiten hatten sich die Leibgarden in reicher Uniform aufgestellt. Am Portale wurden die Majestäten von den zu Bischöfen ernannten Oberhofpredigern mit den Worten empfangen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn." Nach der Predigt schritt der König auf den Altar zu, legte Krone und Scepter ab und kniete nieder, um die Salbung zu empfangen. Aus einem kostbaren Gefäße voll duftenden Öles befeuchtete ihn einer der Bischöfe die Stirn und die Pulsadern der Handgelenke, indem er sprach: „Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geiste!" In derselben Weise wurde auch die Salbung der Königin vollzogen. Das Volk aber rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Unter Kanonendonner, Pauken- und Trompetenschall kehrte der Zug nach dem Schlosse zurück. Hier fand ein glänzendes Krönungsmahl statt, während dessen auch das Volk nicht leer ausging. _ Auf freiem Platze wurde ein ganzer Ochse, angefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, am Spieße gebraten und unter die Menge verteilt; dazu sprudelte ein künstlicher Springbrunnen roten und weißen Wein. Auch das Tuch, das auf dem Wege zur Kirche ausgelegt gewesen, überließ man dem Volke, und zugleich streuten königliche Diener beträchtliche Summen in Gold- und Silbermünzen aus. Die Armen von Königsberg erhielten außerdem ein Geschenk von 1000 Thalern, und hier wie in Berlin wurden neue Armenhäuser zur Erinnerung an das frohe Ereignis gegründet. Fast ein Vierteljahr hindurch wechselten in Königsberg die verschiedenartigsten Festlichkeiten. Dann begab sich Friedrich nach Berlin, wo man ihm einen überaus glänzenden Empfang bereitete. Zum Schluß ordnete der König einen im ganzen Lande abge-

16. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 268

1899 - Gera : Hofmann
268 einen schwarzen Adler mit Lorbeer und Donnerkeil in den Klanen. Darüber steht Friedrichs Wahl sprach: Suum cuique, d. h. Jedem das Seine. Kanonendonner und Glockengelänte begrüßten in der Frühe den Krönnngstag. Friedrich warf sich in den glänzendsten Schmnck. Sein goldgestickter Scharlachrock hatte Diamantknöpfe, von denen jeder dreitansend Dnkaten wert war. Den Pnrpnrmantel hielt eine Spange ans drei Diamanten, im Werte von einer Tonne Gold, znsammen. Ebenso kostbar war der Schmnck der Königin, besonders ein Stranß köstlicher Perlen ans der Brnst. Im Saale des königlichen Schlosses setzte sich Friedrich selbst die kostbare goldene Krone ans und krönte dann anch die Königin. Ans silbernen Thronen sitzend, empfingen sie die Hnldignngen des Hofes und der Stände. Dann bewegte sich der feier- liche Zng nach der Schloßkirche. Die Majestäten gingen nnter prächtigen Thronhimmeln, welche zehn Edellente tragen; der Weg war mit rotem Tnch belegt, and Soldaten zu Roß and Faß bildeten Spalier. Zwei nenernannte Bischöfe standen am Kirchenportale and riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Der Text der Predigt war Samuels Wort: „Wer mich ehrt, den will ich wieder ehren." Danach legte der König Krone und Zepter ab und empfing knieend am Altar die Salbnng an Stirn and Handgelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe nnsern König mit feinem heiligen Geiste!" Hieranf empfing die Königin die Salbnng, and alles Volks rief: „Amen! Amen! Glück zu dem Könige and der Königin!" In feierlichem Znge ging es dann nach dem Schlosse znrück znm Krönnngsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tnch ans dem Wege and warf Krönnngsmünzen nnter die Menge. Anch für Speise and Trank war gesorgt: Ein mächtiger Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, wnrde ans dem Markte ge- braten und nnter die Hnngrigen verteilt; zwei künstliche Adler sprndelten nnablässig roten und weißen Wein für die Dnrstigen. Die Armen wnrden reichlich bedacht und in Berlin wie in Königsberg nene Armen- hänser gegründet. Die Festlichkeiten danerten ein Vierteljahr. Sie endeten mit dem glanzvollen Einznge des Königs in Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande über das Wort: „Das hat Gott gethan!" Die meisten Staaten erkannten Friedrich als König an, nnr der Papst protestierte heftig dagegen. Friedrich Iii. hieß seitdem Friedrich I., König in Prenßen. 5. Er förderte Kunst und Wissenschaft. Friedrich gefiel sich in der Rolle eines Beschützers und Förderers der Künste und Wissenschaften. In Berlin gründete er (1700) die Akademie der Wissenschaften, an deren Spitze der gelehrte Philosoph Leibniz stand. „Sie sollte eine dentsch gesinnte Genossenschaft der Wissenschaften sein und absonderlich mitsorgen, daß die dentsche Sprache in ihrer Reinigkeit erhalten, die Ehre und Zier der deutschen Nation gemehrt und die vater- ländische Geschichte nicht versäumt werde." In Halle wurde eine Universität gegründet, an welcher der gelehrte Thomasius und der fromme August Hermann Francke wirkten. Thomasius hielt zuerst seine Vorlesungen in deutscher Sprache, bekämpfte die Hexenprozesse und

17. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 24

1911 - Breslau : Handel
24 nicht unter dem Kaiser stand. Als Kurfürst von Brandenbura daaeaen war er von ihm abhängig. 2. Krönung. Die Krönung fand am 18. Januar 1701 in Königsberg statt. Seit diesem Tage ist Preußen ein Königreich. Am Tage vor der Krönung stiftete der König den Schwarzen Adlerorden. Er trägt die Inschrift: „Suum euique“, d. H. Jedem das Seine." Dies war auch der Wahlspruch des Königs. Er wollte damit sagen, daß er jedem vergelten werde, wie er es verdient. Zur Krönung trug der König einen mit Gold gestickten roten Rock (Scharlachrock), der Diamantknöpfe hatte, und einen prachtvollen Krönungsmantel (Purpurmantel). Er setzte sich im Schlosse zu Königsberg selbst die Königskrone auf. Dann krönte er auch feine Gemahlin. Hierauf fand die Salbung in der Schloßkirche statt. Das Volk rief dabei: „Glück zu dem Könige, Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Auf die kirchliche Feier solqte das Krönungsmahl im Schlosse. Volksbelustigungen. Der Weg vom Schlosse zur Schloßkirche war mit rotem Tuche ausgelegt, welches das Volk erhielt. Für dieses wurde auch ein ganzes Rind gebraten, das mit Schafen, Hasen und Geflügel gefüllt war. Dazu bekam es roten und weißen Wein zu trinken, der aus zwei Adlern sprudelte. Auch Geld wurde unter das Volk geworfen. Zum Andenken an diesen Tag gründete der Köniq ein Waisenhaus in Königsberg. 3. Regierung. Kurfürst Friedrich Iii. nannte sich als König Friedrich I., König in Preußen. Er ließ in Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus (Ruhmeshalle) erbauen. In Halle gründete er eine Hochschule. Dem Großen Kurfürsten ließ er in Berlin ein schönes Denkmal errichten. Am Ende seiner Regierung herrschte in Ostpreußen die Pest, an der viele Menschen starben (7$ der Bewohner). Friedrich brauchte zu seinen Festen, Bauten und zur Unterhaltung des Heeres viel Geld. Das Volk mußte deshalb hohe Abgaben zahlen. Trotzdem geriet das Land in Schulden. Doch liebte das Volk den König) denn er war milde und gütig. Sophie Charlotte. Die Gemahlin Friedrichs I. hieß Sophie Charlotte. Sie war eine kluge Frau und sprach gern mit gelehrten Leuten (Leibniz). Der König ließ ihr bei Berlin das Schloß Charlotten-bürg erbauen. Ii. Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. 1. Regierungsantritt und Lebensweise. Friedrich Wilhelm I. war ein strenger, fleißiger und sparsamer Fürst. Als er zur Regierung kam, entließ er viele Hofbeamte und Diener. Er verkaufte auch die prächtigen Wagen, Pferde und Geschirre, welche er geerbt hatte. Mit dem Gelde bezahlte er die Schulden seines Vaters. Er

18. Das vierte Schuljahr - S. 461

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
461 und unsere Königin mit dem heiligen Geiste.") Mit welchem Glück- wünsche begrüßte das Volk das Königspaar? („Amen, Amen! Glück zu dem Könige re.") Wodurch wurde dieser feierliche Augenblick der Salbung noch weiter ausgezeichnet? (Es wurde mit allen Glocken ge- läutet, die Soldaten re.) So war Preußen ein Königreich geworden. Zusammenfassung: Erzählt von der feierlichen Salbung des Königspaares in der Kirche zu Königsberg! Was veranstaltete der König nach der kirchlichen Feier für das Volk? (Öffentliche Feste.) Was erhielt das Volk als Andenken an den Krönungstag? (Münzen mit den Bildnissen des Königs und der Königin.) Wo wurde das Volk gespeist? (Auf dem Marktplatze.) Was wurde hier für das Volk gebraten? (Ein großer Ochse.) Aus welche Weise war für Getränke gesorgt? (Zwei kunstreich gearbeitete Adler lieferten roten und weißen Wein für jedermann.) Was konnte hier mancher thun, dem es sonst nur ärmlich ging? (Er konnte sich satt essen und heiter trinken.) In welcher Weise gedachte der König der Armen von Königsberg noch besonders? (Er schenkte ihnen 1000 Thaler — 3000 Mark.) Was gründete der König zum Andenken an die Krönung? (Zwei Waisenhäuser.) In welchen Städten sind diese er- baut? (Eins in Königsberg und eins in Berlin.) Wer sollte hier auf Kosten des Königs erzogen werden? (Die Waisen.) Was sind Waisen? (Kinder, die ihre Eltern durch den Tod verloren haben.) Zusammenfassung: Erzählt von den Festen, die der König nach der Krönung für das Volk veranstaltete! c) Welche Eigenschaften haben wir an König Friedrich besonders hervorgehoben? (Seine Freundlichkeit und Gutmütigkeit.) Wie hatte sein Volk ihn wegen dieser Eigenschaften? (Sehr lieb.) Friedrich war auch ein guter Regent. Woraus erkennen wir das? (Er stand des Morgens schon frühe auf, um seine Regierungsgeschäfte zu besorgen.) Wofür sorgte er besonders? (Für die Vergrößerung seines Heeres und für das Ansehen seines Staates.) Der König liebte auch Glanz und Pracht. Was that er deshalb? (Er baute das königliche Schloß in Berlin.) Welches berühmte Denkmal hat er in Berlin auch gebaut? (Das Denkmal des großen Kurfürsten.) Was hat er in der Stadt Halle gegründet? (Eine neue Hochschule.) Wie war sein Hofstaat, mit dem er sich umgab? (Sehr glänzend.) Was verursachten seine Bauten, seine Truppen und sein glänzender Hofstaat aber? (Viele Ausgaben.) Was that er, um diese Ausgaben zu decken? (Er legte

19. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 182

1883 - Berlin : Hofmann
182 Tonne Gold, zusammen. Ebenso kostbar war der Schmuck der Knigin, besonders ein Strau kstlicher Perlen auf der Brust. Im Saale des kniglichen Schlosses setzte sich Friedrich selbst die kostbare goldene Krone auf und krnte dann auch die Knigin. Auf silbernen Thronen sitzend, empfingen sie die Huldigung des Hofes und der Stnde. Dann bewegte sich der feierliche Zug nach der Schlokirche. Die Majestten gingen unter prchtigen Thronhimmeln, die 10 Edelleute trugen; der Weg war mit rotem Tuche belegt, und Soldaten zu Ro und Fu bildeten Spalier. Zwei neuernannte Bischfe standen am Kirchenportale und riefen: Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Der Text der Predigt war Samuels Wort: Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Danach legte der König Krone und Zepter ab und empfing knieend am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief: Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geiste!" Hierauf empfing die Knigin die Salbung, und alles Volk rief: Amen, Amen! Glck zu dem Könige und der Knigin!" In feierlichem Zuge ging es dann nach dem Schlosse zurck zum Krnungsmahle. Dem Volke berlie man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krnungsmnzen unter die Menge. Auch fr Speise und Trank war gesorgt: Ein mchtiger Ochse, gefllt mit Schafen Rehen, Hasen und Hhnern, wurde auf dem Markte gebraten und unter die Hungrigen verteilt; zwei knstliche Adler sprudelten unablssig roten und weien Wein fr die Durstigen. Die Armen wurden reichlich bedacht und in Berlin wie Knigsberg neue Armenhuser gegrndet. Die Festlichkeiten dauerten ein Vierteljahr. Sie endeten mit dem glanzvollen Einzge des Knigs in Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande der das Wort: Das hat Gott gethau!" Die meisten Staaten erkannten Friedrich als König an, nur der Papst protestierte heftig dagegen. 4. Schpfungen unter Friedrichs Regierung. Friedrich gefiel sich in der Rolle eines Beschtzers und Frderers der Knste und Wissen-schasten. In Berlin grndete er die Akademie der Wissenschaften, an deren Spitze der gelehrte Philosoph L e i b n i z stand, in Halle eine Uni-versitt, an welcher der gelehrte T h o m a s i u s und der fromme Aug st Hermann Francke wirkten. Letzterer hat mit dem unerschpflichen Kapitale seiner Liebe und seines Gottvertrauens das H a l l e sche Waisen-haus mit seinen brigen groartigen Anstalten ins Leben gerufen. In Berlin schuf der unsterbliche Schlter das knigliche Schlo, das Zeug-haus, die Reiterstatue des groen Kurfrsten und viele herrliche Bauten. Die feingebildete Knigin Sophiecharlotte umgab sich in ihrem lieben Schlosse Charlottenburg, welches bei Berlin in der Nhe des Dorfes Lietzen fr sie erbaut wurde und daher anfangs Lietzenbnrg hie, mit einem Kreise ausgezeichneter Männer und Frauen, in den: sie durch Schnheit, Herzensgte und Geistesreichtum der strahlende Mittelpunkt war. Durch seinen Luxus kam der König zuletzt in immer grere Geldverlegenheit und fiel Goldmachern und andern Betrgern in

20. Geschichte für die Mittelstufe - S. 21

1913 - Breslau : Hirt
B. Brandenburgisch-Preußische Geschichte. 21 Kinder des Volkes baute sie ein Waisenhaus. Leider wurde sie nur 40 Jahre alt. Der Kurfürst konnte sie nicht vergessen. Wenn er ihr Bild sah, rief er oft: „O Luise, wie vermisse ich dich und deinen Rat!" — Der Große Kurfürst starb im Jahre 1688. Iv. Preußen wird ein Königreich. 1. Vorbereitung zur Krönung. Der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten war Kurfürst Friedrich Iii. Er erbte von seinem Vater ein Land, das größer war als manches Königreich. Dazu gehörten außer der Mark Brandenburg große Gebiete in Sachsen, in Westfalen und am Rhein, sowie Hinterpommern und das Herzogtum Preußen fern im Osten an der russischen Grenze Friedrich Iii. beschloß daher, sich zum Könige zu machen. Das konnte er aber nicht ohne Erlaubnis des Kaisers. Diese erhielt er dafür, daß er dem Kaiser versprach, ihn in einem Kriege mit 8000 Soldaten zu unterstützen. 2. Die Krönungsfeier. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung im Schlosse zu Königsberg statt. Sie wurde mit großer Pracht gefeiert. Friedrich war glänzend geschmückt; er trug einen Rock von Scharlach, der mit Gold gestickt und mit Knöpfen von Diamanten besetzt war. Darüber hing der Königsmantel von rotem Samt, mit goldenen Kronen und Adlern bestickt und mit weißem Pelz besetzt. Eben so schön war die Königin geschmückt. In dem Saale des Schlosses war ein prächtiger Thron errichtet mit zwei silbernen Sesseln. Zu den Seiten des Thrones standen zwei silberne Tische, auf denen Krone und Zepter für den König und die Königin lagen. Der König setzte sich selbst die Krone auf das Haupt und krönte dann auch die Königin. Darauf ging es in langem Zuge zur Schloßkirche. Der Weg dahin war mit rotem Tuche belegt. Das Herrscherpaar ging unter einem prächtigen Thronhimmel, der von Edelleuten getragen wurde. Nach einem Gottesdienste wurden König und Königin vom Bischof gesalbt. Alles Volk rief: „Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Dazu läuteten alle Glocken und donnerten die Kanonen. Nach der Feier fanden noch mehrere Tage hindurch große Feste in Königsberg statt. Auf dem Schloßplätze wurde das Volk bewirtet. Ein großer Ochse, mit Wildbret und Geflügel ausgefüllt, wurde am Feuer gebraten und unter die Menge verteilt. Aus zwei künstlichen Adlern sprudelte roter und weißer Wein für jedermann. Den Armen der Stadt schenkte der König tausend Taler, und in Königsberg und Berlin gründete er Armenhäuser zur Erinnerung an die Krönung. 3. Das neue Königreich. Friedrich Iii. nannte sich von jetzt an Friedrich I., König in Preußen. Alle seine Untertanen führten den gemeinsamen Namen Preußen und erhielten die schwarz-weiße preußische Fahne. Darum singen wir noch heute in dem Preußenliede: König Friedrich