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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 83

1892 - Gera : Hofmann
— 83 — lag. „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie hinnehmen willst, so geschehe dein Wille!" seufzte er an ihrem Bette. Zu dem Kinde aber sprach er: „Magdalenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" „Ja, Herzensvater, wie Gott will!" antwortete das kranke Kind. Als sie im Sarge lag, sprach der betrübte Vater: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie die Sterne, ja wie die Sonne!" Zu dem trauernden Volke sprach 40. Martin Luther, er: „Weinet nicht, denn zum Himmel habe ich eine Heilige geschickt." — Bei Tische, wo es nie an Gästen fehlte, liebte Luther eine heitere Unterhaltung. Des Abends ^ergötzte er sich mit seinen Hausgenossen an Gesang und Saitenspiel. So war sein häusliches Leben ein Muster für jede christliche Familie. 12. Wie er aus der Welt schied am 18. Februar 1546. Luther hatte nie eine starke Gesundheit gehabt. Viele heftige Krankheitsfälle suchten ihn heim. Oft meinte er zu sterben und nannte sich schon mit 50 Jahren einen alten, gebrochenen Mann. Die vielen Arbeiten, Kämpfe und Sorgen rieben feine Kräfte auf. Einst fchloß er eine Vorlesung an der Hochschule mit den Worten: „Unser Herr Gott gebe, daß man's nach mir besser mache; ich tarn nicht mehr, ich bin schwach. Bittet Gott, daß er mir ein gutes, seliges Sterbestüudleiu verleihe." Trotz seiner Schwäche und Hinfälligkeit half er überall mit Rat und That. Und wenige Tage vergingen, wo er nicht um eins oder das andere angelaufen wurde. So baten ihn feine ehemaligen Herren, die Grafen von Mansfeld, daß er nach Eisleben kommen und einen Streit über die Einkünfte des Bergwerks fchlichten möge. Im Januar 1546 machte er sich auf den Weg. In Holle, wo die Saale ausgetreten war und Eisschollen trieb, erkältete er sich. Sein Freund Justus Jonas aus Nordhausen, der Pfarrer in Halle war, begleitete ihn nach Eisleben. Hier schlichtete er unter großen Schmerzen den Streit „feiner Herren" und versöhnte sie. Er predigte auch mehrmals in der Kirche und schrieb tröstliche Briefe an feine Käthe, ja scherzte über ihre Sorgen. Eine heftige Brustbeklemmung warf ihn endlich auf das Krankenlager. Ahnungsvoll sprach er: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft; wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Alle bemühten sich aufs liebevollste um ihn, besonders auch die gräfliche Familie. Aber das Übel wuchs, und der Todesschweiß trat aus seine Stirn. Dreimal rief er hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du treuer Gott!" Dann ward er ganz still. Justus Jonas rief ihm ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater 6*

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1. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 133

1911 - Langensalza : Beltz
Die deutsche Reformation. 133 in diesen Garten komme; aber er hat eine Muhme, Lene, die muß er mitbringen. Da sprach der Mann: Es soll ja sein, gehe hin und schreibe ihm also. Darum, liebes Söhnlin Hänsichen, lerne und bete ja getrost und sage es Lippus und Josten auch, daß sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiemit bis dem lieben allmächtigen Gott befohlen und grüße Muhme Lenen und gib ihr einen Buß von meinetwegen. Dein lieber Vater Martinus Luther." Als den Eltern einst ein kleines Töchterchen gestorben war, schrieb Luther schmerzlich bewegt an einen Freund: „Elisabeth hat uns Lebewohl gesagt, um zu Christus zu gehen, durch den Tod zum Leben. Sie hat mir ein wundersam krankes Herz znrückgelasseu; nie hätte ich vorher gedacht, daß ein Vaterherz so weich werde gegeu die Kinder." Nach einiger Zeit wurde ihm ein zweites Töchterchen, Magdalena, schwer krank. Als ur. Luther merkte, daß er auch dies werde hingeben müssen, stärkte er sich im Gebet und sprach: „Ich habe sie so sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gerne bei dir wissen." Als Seuchen gestorben war und im Sarge lag, sah der Vater sie an und sprach: „Du liebes Leuchen, wie wohl ist dir geschehen: du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." Dann tröstete er sich und seine Käthe: „Wunderding ist es, zu wissen, daß sie im Frieden ruht, und doch noch so traurig sein!" So herzlich er seine Kinder liebte, so streng erzog er sie. Seinem Sohne Hans verzieh er einmal drei Tage lang nicht, so daß selbst die Mutter und Freunde für den Knaben baten. Aber Dr. Luther sagte: „Ich will lieber einen toten als einen ungezogenen Sohn baben." Überschrift? Zusammenfassung: Ter liebevolle und treue Familienvater. Hauptüberschrift? Hauptzusammenfassung: Luther im Kreise der Seinen. 2. Ziel: Wie Dr. Luther in Einleben starb. 1. Im Jahre 1546 reiste Luther nach Eisleben, um dort einen Streit zu schlichten, der unter den Grafen von Mansfeld wegen der reichen Silber-und Kupferschieferbergwerke entstanden war. In Halle mußte er mehrere Tage bei seinem Freunde, dem Superintendenten Jonas, bleiben; denn die Saale ging stark mit Eis und war weit über die User getreten. Als er dann die Weiterreise fortsetzte, begleitete ihn Justus Jonas. Auf der Überfahrt über die Saale hatte sich Luther erkältet und bekam heftige Brustbeklemmungen, so daß er krank in seiner Geburtsstadt anlangte. Aber sein Zustand besserte sich wieder. Er konnte sogar viermal predigen und an allen Verhandlungen, die zur Ausgleichung der Streitigkeiten abgehalten wurden, teilnehmen. Zu seiner großen Freude söhnten sich die Streitenden aus. Luther schrieb an seine Käthe: „Wir hoffen, diese Woche wiederzukommen." Überschrift? Zusammenfassung: Luthers Reise und Erkrankung. 2. Aber er sollte Wittenberg nicht wiedersehen. Tie Brustbeklemmungen stellten sich plötzlich wieder ein und wurden so eftig, daß Luther auf seinem Zimmer bleiben mußte. Er legte sich öfters aufs Bett, bald ging er wieder in der Stube umher und betete halblaut. Zu Dr. Jonas sagte er: „Ich bin zu Eisleben geboren und getauft; wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Gegen Abend wurden die Schmerzen heftiger. Luther legte sich zu Bett. Aus seinen Wunsch rieb man ihn mit warmen Tüchern. Aber die Krankheit

2. Geschichte für sächsische Schulen - S. 84

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 84 - 11. Die Bilderstürmer. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt et die Nachricht, daß fein Freund und Amtsgenofse Karlstadt in feinem schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geistlichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und feine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Melanchthon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarz erd und war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule' war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Profeffor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders beförderte er durch feine Sprachkenntnisse das Werk der • Bibelübersetzung. Er ist auch der Berfasser der Augsburgifchen Konfession. (S. 89.) 13. Lut Hertz Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne aus dem • Kloster Nimbschen bei Grimma — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr streng. Seinem Sohne Hans, dem er jenen bekannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal drei Tage die Verleihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magda-lencheu, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder ausstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn mau abends an seinem Haufe vorüberging, so hörte • man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder fangen und Luther sdlbst begleitete t>en Gesang mit Flötenspiel ober mit der Lernte. 1546 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einlabung des Grafen Mansfelb nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor feinem Ende rief er breimal hastig hintereinanderi „Vetter, in beine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm fein Freund Dr. Jonas laut ms Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther antwortete deutlich hörbar: „Ja l1' wandte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort in derselben Kirche beigesetzt, au deren Tür er einst die 95 Sätze geschlagen hatte.

3. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 71

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— Till. Tie Bilderstürmer. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freunb und Amtsgenosse Karlstabt in seinem schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geistlichen zu vertreiben und Heiligenbilber und Altäre zu vernichten. Da hielt ey Sucher nicht mehr länger ans der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und prebigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstabt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Melanchthon war Luthers treuester Freunb und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerb und war der Sohn eines Waffenschmiebs. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon würde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freunbschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, saust und aufrichtig und staub Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders beförberte er bnrch feine Sprachkenntniffe das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 74.) 13. Luthers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe.^ „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus, sagte er. An seinen Kinbent hatte er große Freube. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie boch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen bekannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal brei Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben,“ sagte er. Einst erkrankte feine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magbalena. Luther staub an ihrem Bette und jagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, ba es bein Wille ist, daß bu sie bahinnehmen willst, so will ich sie gern bei bir wissen." Tann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magba-lenchen, bu bleibest gern hier bei beirtem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenben Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Tu liebes Kind, wie wohl ist bir geschehen! Du wirst wieber aufstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." — Bei mische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abenbs an seinem Hause vorüberging, so hörte man bannnen anmutige Musik erklingen. Seine Kind er sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel ober mit der Laute. 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einlabung des Grasen 1546 Mansfelb nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wieberfehen. In Eisleben, wo biefex Gotteshelb geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise würde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor feinem Ende rief er breimal hastig hintereinanber: „Vater, in beine Hänbe befehle ich meinen Geist; bu hast mich erlöset, bu treuer Gott." Dann rief ihm fein Freunb Dr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürbiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr geptebigt habt, beftänbig bleiben?" Luther antwortete bentlich hörbar: „Ja!" wanbte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche würde nach Wittenberg gebracht und bort in berfelben Kirche beigesetzt, an beren Tür er einst die 95 Sätze geschlagen hatte.

4. Neuere und neueste Geschichte - S. 9

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 9 — Kinder. Im Jahre 1542 erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther wich kaum noch von dem Bette der Tochter. „Ich habe sie sehr lieb," seufzte er: „aber lieber Gott, da es dein Wille ist. daß du sie dahin nehmen willst, sc, will ich sie gern bei dir wissen." Magdalenchen starb. Und da das Volk kam, die Leiche zu bestatten, und ihm Luthers Betrübnis nahe ging, da sagte er: „Es soll euch lieb sein: ich habe einen Heiligen gen Himmel geschickt, ja einen lebendigen Heiligen. O hätten wir einen solchen Tod! Einen solchen Tod wollte ich aus der Stelle annehmen." — „Dr. Luther bei dem Tode seines Lenchen" von Julius Sturm. 11. Luthers Tod. Zu Ansauge des Jahres 1546 sah es so drohend aus. daß die Ausrechthaltung des Friedens kaum mehr möglich schien. Luther hat oft gebetet, Gott möge ihn doch ja hinwegnehmen, ehe das Unheil des Kriegs über Deutschland hereinbreche. In seinen letzten Jahren wurde er häufig von Krankheit heimgesucht: dennoch predigte er sonntäglich und ließ von seiner rastlosen Thätigkeit nicht ab. Im Anfange d^s Jahres 1546 machte er eine Reise von Wittenberg nach Eisleben, um unter den Grasen von Mansfeld eine Streitigkeit wegen der dortigen Silberbergwerke zu schlichten. Tie Grafen empfingen ihn sehr freundlich, und sein Versöhnungswerk ging gut von statten. Allein am 17. Februar fühlte er sich unwohl, daß er zu Haufe bleiben mußte. Zwei Söhne und fein Freund Dr. Jonas waren bei ihm. Er sprach viel von feinem Tode und sagte: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft, wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Am Abende befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung. Er wurde immer schwächer. Betend rief er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst." Dann schwieg er und sank plötzlich zusammen. Auf die Frage des Dr. Jonas, ob er Christum, den Sohn Gottes bekenne, antwortete er vernehmlich: „Ja!" Dann entschlief er sanft mit gefalteten Händen in der Nacht des 18. Februar 1546. Sobald die Todesnachricht nach Wittenberg kam, gab der Kurfürst den Befehl, die Leiche nach Wittenberg zu schassen. Auf dem Wege tonten die Glocken aller Kirchen, und die Trauer im Lande war sehr groß. In der Schloßkirche ruht die irdische Hülle des großen Reformators, neben ihm feit 1560 auch Philipp Melanch-thon. In Wittenberg und Worms, Eisleben und Leipzig hat man Luthern Denkmäler gefetzt. Luther war der größte Mann feiner Zeit, bewundernswürdig durch die Kraft feines Geistes und die Tiefe feines Gemüts, durch seinen lebendigen Glauben, seinen unerschütterlichen Heldenmut und seine rastlose Thätigkeit. Er war nicht nur der Begründer einer neuen Kirche, sondern auch der Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache und des evangelischen Kirchenlieds.

5. Geschichtsbilder - S. 76

1890 - Leipzig : Richter
— 76 — Zu versöhnen. Im Januar des Jahres 1546 reiste er dahin. Von Halle aus. wo er wegen des in der Saale treibenden Eises etliche Tage warten mußte, begleitete ihn sein alter Freund Justus Jonas, der jetzt in Halle Pfarrer war. Luther fühlte sich schon auf der Reise sehr unwohl. In Eisleben nahm er aber trotzdem an den Verhandlungen thätigen Anteil, auch predigte er daselbst viermal. Seine letzte Predigt schloß er freilich mit den Worten: „Viel mehr wäre von diesem Evangelio weiter zu sagen, aber ich bin zu schwach, wir wollen's hierbei lassen." Seiner Gattin, die um ihn sehr besorgt war, schrieb er mehrere tröstende Briese, ja er scherzte sogar Über ihre Sorgen und mahnte sie, nur den lieben Gott sorgen zu lassen Die Unterhandlungen über den Streitfall der Grasen waren endlich einem glücklichen Abschlüsse nahe. Da schrieb Luther an seine Gattin: „Wir hoffen, diese Woche wieder heimzukommen, so Gott will." Aber Gott^hatte beschlossen, ihn zur himmlischen Heimat zu führen. Am 17. Februar baten ihn die Grafen, feiner Schwäche wegen nicht an den Verhandlungen teilzunehmen, und er selbst sprach voll Todesahnung zu seinen Freunden: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft; wie, juenn ich hier bleiben sollte?" Er nahm von den Heiltränken und Stärkküchlein ein, die ihm die sorgende Gattin nachgesendet hatte; am Abend aber setzten ihm Brustschmerzen heftig zu. Er bat, ihn mit heißen Tüchern zu reiben, wie es daheim feine Gattin oft gethan habe, und danach spürte er Erleichterung. Zwei herbeigerufene Ärzte, zahlreiche Freunde und auch der Graf Albrecht von Mansfeld und dessen Gattin waren um die Pflege des Kranken eifrig bemüht. Als schon der Todesschweiß auf die Stirne trat, begann er laut Gott zu danken, der seinen Sohn ihm geoffenbart habe, den er bekannt und geliebt. Dann sprach er den Spruch: „Also hat Gott die Welt geliebt" und andere biblische Worte, zuletzt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Dann ward er ganz still. Da trat Justus Jonas noch einmal heran und fragte ihn: „Ehrwürdiger Vater, wollet ihr aus Christum und die Lehre, wie ihr sie gepredigt, beständig bleiben?" uni) Luther antwortete ein lautes, vernehmliches „Ja". Dann wandte er sich auf die rechte Seite und schlief ein. Nach und nach erkaltete der Körper, er holte noch einmal tief Atem und war entschlafen. Es war zwischen 2 und 3 Uhr in der Frühe des 18. Februar 15-16. Der Kurfürst, dem man von dem Tode des teuren Mannes sofort Nachricht gab, befahl, daß die irdischen Überreste in Wittenberg zur Erde bestattet werden sollten. Das war ein stattlicher Trauerzug von Eisleben bis Wittenberg. In allen Orten, durch die der Leichenzug ging, wurde mit den Glocken geläutet, Geistliche und Lehrer gingen mit der Schuljugend und unter großem Geleit der Erwachsenen dem Zuge bis zur Grenze des Ortsbezirks entgegen und begleiteten ihn unter thränen und unter Absingung Lutherscher Lieder bis zur andern Grenze,

6. Realienbuch - S. 65

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
65 r Sprache zu übersetzen, wodurch er sich ein unsterbliches Verdienst um das deutsche Volk erworben hat. 11. Die Kildernürnier. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freund und Amtsgenosse Karlstadt in seinem schwärmerischen Eiser so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geist- lichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Welancklkon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders beförderte er durch seine Sprachkenntnisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 68.) 13. Luikers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen be- kannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal drei Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinuehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magda- lenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder aufstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luikers "Cod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des 1546 Grasen Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm sein Freund vr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther Realienbuch A. (I. Geschichte.) 5 5

7. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 106

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 106 — den er sorgfältig aufbewahrt hatte. Doch er bedachte sich kurz, griff in den Beutel und sagte: „Joachim heraus, der Herr Christus ist da!" 43. Luthers Tod. Luther war trotz Krankheit und Schwäche zum dritten Mal nach Eisleben gereist, um einen bösen Erbschaftsstreit zwischen den Grafen von Mansfeld zu schlichten. Am 14. Februar 1546 predigte er zum letzten Mal in der Stadtkirche, aber er mußte mit den Worten abbrechen: „Das und viel mehr wäre von diesem Evangelium (Matth. 11, 25—30) noch zu sagen; aber ich bin zu schwach." Seine Schwachheit nahm noch zu, besonders klagte er über Herzbeklemmung und Schwindel. Mühsam ging er am 16. Februar in seinem Stüblein auf und ab und sprach plötzlich zu den zwei Freunden, die bei ihm waren (Justus Jonas und der Mansfeldifche Hofprediger Cölius): „Ich bin hier zu Eisleben getauft — wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Zum Abendessen ging Luther noch ins Speisezimmer hinab, zog sich aber bald auf sein Zimmer zurück, wo er eine Stunde schlief. Um 10 Uhr schickte er seine Freunde und seine beiden Söhne, die bei ihm wachten, zu Bett und ging in sein Schlafzimmer. Dabei reichte er ihnen die Hand zur Gutenacht und sagte: „Betet für das Evangelium, daß es ihm wohl gehe; denn das Konzil zu Trient und der leidige Papst zürnen hart mit ihm." Dann schlief er bis 1 Uhr. Da wachte er auf und sprach zu Jonas: „Ach, Herr Gott, wie ist mir so wehe! Ach, lieber Doctor Jonas, ich glaube, ich werde hier zu Eisleben, da ich geboren und getauft bin, auch bleiben." Nun ging Luther in die Stube und legte sich auf ein Ruhebett, zugleich klagte er über arge Schmerzen in der Brust. Bald kamen zwei Ärzte, sowie der Gras von Mansfeld und feine Gemahlin, und alle bemühten sich mit allerlei Mitteln, feine Schmerzen zu lindern. Ein heftiger Schweiß brach bei ihm aus. Da tröstete Jonas: „Ihr

8. Realienbuch - S. 65

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
65 r Sprache zu übersetzen, wodurch er sich ein unsterbliches Verdienst um das deutsche Volk erworben hat. 11. Die Bilderstürmer. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freund und Amtsgenosse Karl st a dt in seinem schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geist- lichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg. Eutrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. flßelancbtbon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eiites Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite« besonders beförderte er durch seilte Sprachkeiintnisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Kousession. (S. 68.) 13. Luikers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern halte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen be- kannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal drei Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magda- lenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Killd antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, uiid als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder ausstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sönne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luikers "Cod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des 1546 Grafen Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krailkenbctt. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm sein Freund Dr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther Realienbuch A. (I. Beschichte.) 5 5

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 65

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
65 I schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geistlichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte 8 Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Melanchthon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eines Waffen- schmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders förderte er durch seine Sprachkenntnisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 68.) 13. Luthers Familienleben. Luthers Gemahlin — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr verlebte er eine glückliche Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen bekannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal 3 Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magdalenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder aufstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man Abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm sein Freund vr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther antwortete deutlich hörbar: „Ja!" wandte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort in derselben Kirche bei- gesetzt, an deren Tür er einst die 95 Thesen geschlagen hatte. 39- Verlauf der Reformation. 1. Ausbreitung der Reformation. Die Lehre Luthers, aus der reinen - Quelle des göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des Volks, und an vielen Orten, wo Priester und Volk einig waren, führte man, Kahnmeyer u. Schulze, Realienbuch A. (I. Geschichte.) 5

10. Mittelstufe - S. 67

1903 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
07 schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geistlichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte 8 Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Melanchthon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eines Waffen- schmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders forderte er durch seine Sprachkeuutuisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 70.) 13. Luthers Familienleben. Luthers Gemahlin — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr verlebte er eine glückliche Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen bekannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal 3 Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magdalenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder aufstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man Abends au seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, bu treuer Gott." Daun rief ihm sein Freund vr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, nwllt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther antwortete deutlich hörbar: „Ja!" wandte sich auf die rechte Seite und entschlief. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort in derselben Kirche bei- gesetzt, an deren Dir er einst die 95 Thesen geschlagen hatte. 39. Verlauf der Reformation. 1. Ausbreitung der Reformation. Die Lehre Luthers, aus der reinen Quelle des göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des Volks, und an vielen Orten, wo Priester und Volk einig waren, führte man, 5*

11. Realienbuch - S. 65

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
65 r Sprache zu übersetzen, wodurch er sich ein unsterbliches Verdienst um das deutsche Volk erworben hat. 11. vre Vuckernürnier. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freund und Amtsgeuosse Karlstadt in seinem schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geist- lichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. iödancbthor» war Luthers treuester Freund und ein leyr gelehrter und frommer Mann. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Luther. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders beförderte er durch seine Sprachkenntnisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 68.) 13. Luikers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Küthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen be- kannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal drei Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Töchterchen: „Magda- lenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin §u jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder aufstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luikers Hock. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des 1540 Grafen Mansfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm sein Freund Di*. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther Realienbuch A. (I. Geschichte.) 5

12. Realienbuch - S. 65

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
65 I Sprache zu übersetzen, wodurch er sich ein unsterbliches Verdienst um das deutsche Volk erworben hat. 11. Oie Kuckerstürrner. Als er etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freund und Amtsgeuosse Karlstadt in seinem schwärmerischen Eifer so weit ging, mit seinem Anhange die katholischen Geist- lichen zu vertreiben und Heiligenbilder und Altäre zu vernichten. Da hielt es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. 12. Ömancbtbon war Luthers treuester Freund und ein sehr gelehrter und frommer Miaun. Er hieß eigentlich Schwarzerd und war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer, und mit 21 Jahren schon wurde er Professor an der Universität zu Wittenberg. Hier schloß er eine innige und ungetrübte Freundschaft mit Ltither. Er war von zarter Gestalt, schlicht, sanft und aufrichtig und stand Luther in allen Dingen treu zur Seite, besonders beförderte er durch seine Sprachkenntnisse das Werk der Bibelübersetzung. Er ist auch der Verfasser der Augsbnrgischen Koitfession. (S. 68.) 13. Lutkers Familienleben. Luthers Frau — eine ehemalige Nonne — hieß Katharina von Bora. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe. „Ich bin im Besitze meiner lieben Käthe reicher und glücklicher als Krösus," sagte er. An seinen Kindern hatte er große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch sehr strenge. Seinem Sohne Hans, dem er jenen be- kannten lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, verweigerte er einmal drei Tage die Verzeihung. „Ich will lieber einen toten als ungeratenen Sohn haben," sagte er. Einst erkrankte seine innig geliebte vierzehnjährige Tochter Magdalena. Luther stand an ihrem Bette und sagte: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir wissen." Dann sprach er zu seinem Tvchterchen: „Magda- lenchen, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern hin zu jenem Vater?" Und das kranke Kind antwortete: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Am folgenden Tage starb sie, und als sie im Sarge lag, sagte Luther: „Du liebes Kind, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder ausstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." — Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. 14. Luikers 'Cod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des 15-1g Grafen Mausfeld nach Eisleben. Er sollte aber Wittenberg nicht wiedersehen. In Eisleben, wo dieser Gottesheld geboren, sollte er auch sterben. Schon auf der Hinreise wurde er krank, und in Eisleben verschlimmerte sich die Krankheit. Bald befiel ihn eine heftige Brustbeklemmung und warf ihn aufs Krankenbett. Kurz vor seinem Ende rief er dreimal hastig hintereinander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du treuer Gott." Dann rief ihm sein Freund vr. Jonas laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt habt, beständig bleiben?" Luther Realienbuch A. (I. Geschichte.) 5 5

13. Das Vaterland - S. 76

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
76 Durch die angestrengte Arbeit war sein Körper endlich schwach und ge- brechlich geworden. Obgleich schmerzhafte Krankheit ihn niederbeugte, reiste er doch mitten im Winter 1546 nach Eisleben, um zwei feindliche Brüder zu versöhnen. Dort, in seiner Geburtsstadt, starb er am 18. Februar. Seine letzten Worte waren: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, du mein getreuer Gott." Seine Leiche wurde, von vielen trauernden Menschen begleitet, nach Wittenberg gebracht und mit großen Feierlichkeiten in der Schloßkirche bestattet. Tausende weinten an seinem Grabe. Der treue Melanchthon lebte noch 14 Jahre. Dann erhielt er neben Luther seine Grabstätte. Andrä. 39. Luther beim Tode seines Töchterleins. Magdalenchen, das liebe Töchterlein des frommen Mannes Luther, lag einstmals sehr krank darnieder. Das betrübte den Vater tief, und er betete, da er bei ihr am Bette saß: „Ich habe sie sehr lieb; aber, lieber Gott! da es dein Wille ist, daß du sie hinwegnehmen willst, will ich sie gern bei dir wissen." Darnach wandte er sich zu seiner Tochter und sagte zu ihr: „Leuchen, mein Töchterlein, du bleibest gern hier bei deinem Vater und ziehest auch gern zu jenem Vater?" Sie sprach: „Ja, Herzensvater, wie Gott will." Da sagte der Vater: „Du liebes Töchterlein, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!" und wandte sich herum und sprach: „Ich habe sie ja sehr lieb." Da nun Magdalencken in den letzten Ziigen lag und jetzt sterben wollte, fiel der Vater vor dem Bette auf seine Kniee, weinte bitterlich und betete , daß Gott sie erlösen wolle. Indem kommt ihr Bruder, der damals au einem entfernten Orte in die Schule ging. Nach diesem hatte sie sehr verlangt, also daß der Vater ihn hatte auf einem Wagen holen lassen. Als sie ihren lieben Bruder sieht, entschläft sie in des Vaters Armen. Die Mutter war wohl auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bette, um der Traurigkeit willen. Da sprach der Vater zu ihr: „Liebes Weib, bedenke doch, wo sie hinkommt; ihr ist ja wohl. Ich hätte sie auch gern behalten; doch geschehe Gottes Wille." Und da das Kind in den Sarg gelegt ward, sah er es an und sprach: „Du liebes Leuchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne." Mathesius. 40. Di-. Luthers Wohlthätigkeit. Ein Mann, der um des Glaubens willen vertrieben war, sprach Dr. Luther einst um eine Gabe an. Luther hatte selber nur einen Thaler in seiner Kasse, den er lange aufgespart hatte. Solche Geldstücke wurden damals Joachimsthaler genannt, nach der Stadt Joachimsthal im Erzgebirge, wo sie geprägt wurden; davon heißen sie heutzutage Thaler. Als Luther nun angesprochen ward, bedachte er sich kurz, griff fröhlich nach dem Thaler mit den Worten: „Jochen, heraus, der Herr Christus ist da," und gab ihn dem armen Manne. —

14. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 44

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 44 — Gott will." Da sagte er: „Du liebes Töchterlein, der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach!" und wandte sich herum und sprach: „Ich habe sie ja sehr lieb." Da nun Magdalenchen in den letzten Zügen lag und jetzt sterben wollte, fiel der Vater vor dem Bette auf seine Knie, weinte bitterlich und betete, daß Gott sie erlösen wolle. Indem kommt ihr Bruder, der damals an einem entfernten Orte in die Schule ging. Nach diesem hatte sie sehr verlangt, also daß der Vater ihn hatte auf einem Wagen holen lassen. Als sie ihren lieben Bruder sieht, entschläft sie in des Vaters Armen. Die Mutter war wohl auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bette um der Traurigkeit willen. Da sprach der Vater zu ihr: „Liebes Weib, bedenke doch, wo sie hinkommt! Ihr ist ja wohl. Ich hätte sie auch gerne behalten; doch Gottes Wille geschehe." Und da das Kind in den Sarg gelegt ward, sah er es an und sprach: „Du liebes Lenchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne!" (Matthesins.) 3. Bei Tische. Abends. Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüberging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder fangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Lante. g. Luikers Wohltätigkeit. Luther hatte kein Vermögen. Auch sein Gehalt war kärglich, nur 200, später 300 Gulden, so daß es ihm oft an Geld fehlte. Bei feinen geringen Einkünften unterstützte er doch die Armen so reichlich und bereitwillig, daß er oft den letzten Groschen ausgab und weiter den lieben Gott sorgen ließ. Einst kam ein armer Student zu ihm, der von Wittenberg abgehen wollte, und bat ihn um etwas Reisegeld. Luther gestand ihm offen, daß er gerade kein Geld habe. Da weinte der Student und sagte, nun wisse er keinen, der ihm helfen würde. Das jammert Luther, er schaut sich in der Stube um und sieht einen silbernen Becher. Den reicht er dem Studenten und spricht: „Da nimm und reise in Gottes Namen." Der Stndent will dxn Becher nicht nehmen, und Luthers Frau Katharina sagt mit bedenklichem Gesichte: „Willst du denn alles weggeben?" Da drückt Luther den Becher zusammen und spricht: „Trag ihn flugs zum Goldschmied und verkaufe ihn. Ich brauche den silbernen Becher nicht." Ein andermal bat ihn ein Armer um eine Unterstützung. Nach langem Suchen fand Luther einen Joachimstaler. Da rief er fröhlich: „Joachim, heraus! Der Heiland ist da!" Da er einst kein Geld hatte uni) einen armen Mann nicht nnbeschenkt gehen lassen wollte, nahm er das Patengeld seiner Kinder und gab es ihm; und als seine Frau ihm Vorstellungen machte, sagte er: „Gott ist reich, er wird schon etwas anderes bescheren und noch mehr." Nach seinem Tode sagte Käthe: „Ja, hätte mein Herr einen anderen Sinn gehabt, so wäre er sehr reich geworden." Melanchthon erwiderte: „Jawohl, aber dann wäre er nicht der Luther geworden." (Nach Bifchoff.) h. Luthers x|ob. 1. Sein Sterbestündlein. Zn Anfang des Jahres 1546 reiste Luther nach Eisleben. Die Grafen von Mansfeld hatten ihn dahin eingeladen, damit er ihren Streit wegen der Silbergruben schlichte. Als er sich seiner Geburtsstadt näherte, kamen ihm die Grasen und die Bürger mit 113 Pferden entgegen und brachten ihn in feierlichem Zuge in die Stadt. Luther aber hatte sich unter-

15. Der Unterricht in der Geschichte - S. 12

1893 - Delitzsch : R. Pabst
12 Luther, der große Reformator. reichen, sondern gefangen nehmen und vor den Kaiser bringen. Allein der Kurfürst Friedrich ließ den frommen Gottesftreiter nach der Wartburg bringen, damit er vor des Kaisers Verfolgung sicher sei. Hier übersetzte er die Bibel ins Deutsche. Als aber Unruhen in Wittenberg ausbrachen, ließ er sich nicht länger halten. Er eilte hin und stellte die Ordnung wieder her. Immer mächtiger breitete sich jetzt die Reformation aus, weder geistliche uoch weltliche Fürsten konnten sie dämpfen. e) wie Luther ein frommer Familienvater war. Seit dem Jahre 1525 lebte Lnther mit seiner Gemahlin Katharina in glücklichster Ehe. Katharina war im Kloster Nimptschen bei Grimma erzogen worden. Luther nannte sie nicht anders, als seine liebe Käthe. Die Ehe war mit sechs Kindern gesegnet, von denen zwei vor den Eltern starben. Luther hielt seine Kinder streng, wiewohl er sie sehr lieb hatte. Jeder kennt den herzigen Brief, den er von Kobnrg aus an seinen kleinen 'Sohn „Hänschen" schrieb. Wie schmerzbewegt sehen wir ihn am Sterbebette seines zwölfjährigen geliebten Magdalenchens stehen! „Liebes Len-chen", sagte er zu seinem sterbenden Töchterchen, „du möchtest gern bei deinem irdischen Vater hier bleiben, möchtest wohl aber auch geru zu deinem himmlischen Vater ziehen?" „Ja", sagte Lenchen mit brechender stimme, „ja, Herzensvater, wie Gott will!" Bald daraus entschlummerte das Kind. Luther drückte ihm die Augen zu und wandte sich tröstend an die schluchzende Mutter und an die teilnehmenden Freunde mit den Worten: „Ich bin dem Fleische nach recht traurig, aber dem Geiste nach bin ich fröhlich, haben wir doch einen Heiligen gen Himmel gesandt. 0, hätten wir doch einen solchen Tod! Solch' Ende möchte ich aus diese Stunde annehmen. Wer so stirbt, der stirbt wohl!" d) Wie Luther gestorben ist. In: Alter hatte Luther unter heftigen gichtischen Schmerzen zu leiden. Auch erblindete er auf eiuem Auge. 1546 reiste er auf die Eiuladuug der Grafen von Mansfeld nach Eisleben, nm einen in der gräflichen Familie ausgebrochenen Vermögensstreit zu schlichten. Bei Halle war die Saale ausgetreten, weswegen die Reise sich um drei Tage verzögerte. Im Hause seines freundes Dr. Jonas, der Pfarrer an der Marienkirche zu Halle war, fand er herzliche Aufnahme. Müde und lebenssatt kam Luther in Eisleben an. Tie Grafen von Mansfeld ließen sich zu seinem großen Schmerze nicht einigen, wie sehr er auch vermittelnd auftrat. Mehr und mehr fühlte der Gottesmann sein Ende herannahen. Er sagte: „Ich bin hier in Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte ?" In der Nacht vom 17. zum 18. Februar stauben alle feine Sieben um ihn her. Gegen Mitternacht befiel den Kranken eine heftige Brustbeklemmung. Nachdem er sich etwas erholt hatte, sprach er zu Dr. Jonas: „Betet zu unserm Gott für sein Evangelium, daß es ihm trohl gehe." Früh drei Uhr rief er dreimal hinter einander: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist, dn hast mich erlöset, iw treuer Gott!" Ta rief ihm Dr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre, die ihr verkündigt habt, beständig bleiben?" Er ant-

16. Theil 3 - S. 39

1839 - Leipzig : Fleischer
39 befehle ich meinen Geist! Freunde, betet zu Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohl gehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm," reichte jedem die Hand, schlief bis 1 Uhr, und weckte dann den Doc- ter Jonas und seine Bedienten, die bei ihm schliefen. „O Herr Gott!" rief er, „wie ist mir so übel! Mich drückt's so hart um die Brust! O ich werde zu Eisleben bleiben!" Man half ihm sogleich heraus, und brachte ihn in die Stube, wo er langsam umherging. Indessen war das ganze Haus in Bewegung gerathen; man holte die Aerzte, Graf Albrecht und die Gräfin eilten mit stärkenden Arzneien herbei, und der eine rieth dies, und der andere jenes. Luther aber faltete die Hände und betete: „mein himmlischer Vater, ewig barm- herziger Gott, du hast mir deinen lieben Sohn Jesum Christum ge- offenbaret; den habe ich gelehrt, den habe ich bekannt, den liebe ich und den ehre ich als meinen lieben Heiland und Erlöser. Nimm meine Seele zu dir!" Dann sprach er: „ich fahre dahin, aber wir haben einen Gott, der da hilft, und einen Herrn, der vom Tode er- rettet." Darauf rief er drei Mal: „in deine Hände befehle ich mei- nen Geist! Du hast mich erlöst." Da er plötzlich schwieg und zu- sammensank, so rieb ihm die Gräfin die Schläfen mit Spiritus; er öffnete auch noch einmal die Augen, konnte aber nur noch schwach mit Ja oder Nein antworten. Cölius und Jonas aber fragten ihn: „aller- liebster Vater, bekennet ihr Christum, den Sohn Gottes, unfern Hei- land und Erlöser?" — „Ja!" war seine vernehmliche Antwort. Nun aber wurde ihm Stirne und Angesicht kalt, er holte noch einmal tief Athem, und entschlief sanft mit gefallenen Händen. Dies war am 18. Februar 1546, in der Nacht zwischen 2 — 3 Uhr. Sogleich wurde ein Eilbote nach Wittenberg an den Kurfürsten Johann Friedrich geschickt (einen Sohn Johanns des Standhaften, der 1532 gestorben war), und dieser befahl, daß die theure Leiche nach Wittenberg gebracht werde. Als die Nachricht von Luthers Ableben in Eisleben sich ver, breitete, trauerte die ganze Stadt wie um einen Vater, und als ihm Justus Jonas eine Leichenrede hielt, blieb kein Auge trocken. Auf dem Zuge von Eisleben über Halle nach Wittenberg wurden in allen Dörfern die Glocken geläutet, und segnend standen die Landleute in Trauerkleidern am Wege. In Wittenberg wurde die Leiche in der Schloßkirche vor dem Altäre eingesenkt; eine schöne Metallplatte deckt noch die Ruhestätte des großen Reformators. Melanchthon lebte noch 14 Jahre länger; dann wurde itzm neben seinem Freunde sein Grab angewiesen. Da ruhen sie neben einander friedlich, wie sie einst ge- meinsam die reine Erkenntniß Gottes unter den Menschen auszubrei- ten sich bemühten. Bald nach Luthers Tode erkannten seine Freunde, wie gütig die Vorsehung ihn gerade jetzt abgefordert habe, -da die Spannung der

17. Teil 1 - S. 44

1900 - : Velhagen & Klasing
— 44 — lieb." Da nun Magdalenchen in den letzten Zügen lag und jetzt sterben wollte, fiel der Vater vor dem Bette auf seine Knie, weinte bitterlich und betete, daß Gott sie erlösen wolle. Indem kommt ihr Bruder, der damals an einem entfernten Orte in die Schule ging. Nach diesem hatte sie sehr verlangt, also daß der Vater ihn hatte auf einem Wagen holen lassen. Als sie ihren lieben Bruder sieht, entschläft sie in des Vaters Armen. Die Mutter war wohl auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bette um der Traurigkeit willen. Da sprach der Vater zu ihr: „Liebes Weib, bedenke doch, wo sie hinkommt! Ihr ist ja wohl. Ich hätte sie auch gerne behalten; doch Gottes Wille geschehe." Und da das Kind in den Sarg gelegt ward, sah er es an und sprach: „Du liebes Lenchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne!" (Matthesius.) 4. Bei Tische. Abends. Bei Tische liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hanse vorüberging, so hörte man darinnen an- mutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen die lieblichsten Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. g. Luthers Wohlthätigkeit. Luther hatte kein Vermögen. Auch sein Gehalt war kärglich, nur 200, später 300 Gulden, so daß es ihm oft an Geld fehlte. Bei feinen geringen Ein- künften unterstützte er doch die Armen so reichlich und bereitwillig, daß er oft den letzten Groschen ausgab und weiter den lieben Gott sorgen ließ. Einst kam ein armer Student zu ihm, der von Wittenberg abgehen wollte, und bat ihn um etwas Reisegeld. Luther gestand ihm offen, daß er gerade kein Geld habe. Da weinte der Student und sagte, nun wisse er keinen, der ihm helfen würde. Das jammert Luther, er schaut sich in der Stube um und sieht einen silbernen Becher. Den reicht er dem Studenten und spricht: „Da nimm und reise in Gottes Namen." Der Student will den Becher nicht nehmen, und Luthers Frau Katharina sagt mit bedenklichem Gesichte: „Willst du denn alles weggeben?" Da drückt Luther den Becher zusammen und spricht: „Trag ihn flugs zum Goldschmied und verkaufe ihn. Ich brauche den silbernen Becher nicht." Ein andermal bat ihn ein Armer um eine Unterstützung. Nach langem Suchen fand Luther einen: Joachimsthaler. Da rief er fröhlich: „Joachim, heraus! Der Heiland ist da!" Da er einst kein Geld hatte und einen armen Mann nicht unbeschenkt gehen lassen wollte, nahm er das Patengeld seiner Kinder und gab es ihm; und als seine Frau ihm Vorstellungen machte, sagte er: „Gott ist reich, er wird schon etwas andres bescheren und noch mehr." Nach seinem Tode sagte Käthe: „Ja, hätte mein Herr einen andern Sinn gehabt, so wäre er sehr reich geworden." Melanchthon erwiderte: „Jawohl, aber dann wäre er nicht der Luther geworden." (Nach Bischofs.) h. Luthers Hod. 1. Sein Sterbestündlein. Zu Ausaug des Jahres 1546 reiste Luther nach Eisleben. Die Grafen von Mansfeld hatten ihn dahin eingeladen, damit er ihren Streit wegen der Silbergruben schlichte. Als er sich seiner Geburtsstadt näherte, kamen ihm die Grasen und die Bürger mit 113 Pferden entgegen und brachten ihn in feierlichem Zuge in die Stadt. Luther aber hatte sich unterwegs erkältet und kam krank in Eisleben an. Doch erholte er sich soweit wieder,

18. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 104

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 104 — fein Geld, doch besann er sich, holte das Patengeld seines jüngstgeborenen Kindes und gab es dem Bittenden. Als Frau Käthe sich später etwas ungehalten darüber zeigte, meinte er: „Laß es gut sein! Gott ist reich, er wird anderes bescheren." Einst kam ein um seines Glaubens willen Vertriebener. Luther hatte nur noch einen schönen Joachimsthaler. Nach kurzem Bedenken fuhr er in den Geldbeutel und sprach: „Joachim, heraus, der Herr Christus ist da." Ein andermal versetzte er die silbernen Hochzeitsbecher seiner Frau. Sein Wahlspruch war: „Geben ist seliger, denn nehmen." Luther sah gern Tischgenossen bei sich. Bei fröhlicher Mahlzeit, unter guten Freunden ging ihm das Herz auf. Ernst und Scherz sprudelte dann von seinen Lippen; launige Erzählungen, lehrreiche Geschichten, Fabeln und sinnreiche Sprüche wechselten ab. Manche dieser Tischgespräche sind von seinen Freunden niedergeschrieben worden und so auf uns gekommen. — In seinem Hause pflegte er auch die Musik. Sie galt ihm als ein heiliges Geschenk des allgütigen Gottes. Er konnte nicht Worte genug finden, sie zu preisen. 9. Luthers Tod. Unter vielen Kämpfen war Luther 62 Jahre alt geworden. Häufige Krankheiten hatten feine Gesundheit untergraben. Obgleich arbeitsmüde und lebenssatt, unternahm er es dennoch, einen zwischen den Grafen von Mansfeld ausgebrochenen Streit zu schlichten. Schon im Oktober 1545 reiste er nach Eisleben, ohne etwas auszurichten. Auch eine zweite Fahrt, zu Weihnachten bei grimmer Winterkälte unternommen, blieb erfolglos. Da fuhr er im Januar 1546 zum brittenmale dorthin, von seinen drei Söhnen und einigen Freunben begleitet. In Halle mußte er drei Tage verweilen, da die Saale infolge eingetretenen Tanwetters gewaltig angeschwollen war. Am vierten Tage fuhr er auf einem Kahne über den noch immer reißenben Fluß, wobei er sich eine heftige Erkältung zuzog. Es gelang ihm, den Frieden zwischen den streitenden Grafen herzustellen, so daß er bald nach Wittenberg zurückzukehren hoffte. Gott aber hatte es anders beschlossen. Schon am 17. Februar fühlte er sich unwohl. Darum ging er frühzeitig zu Bett. Als er nachts erwachte, sprach er zu Dr. Jonas: „O Herr Gott, mir wird so wehe und bange; ich werbe nun wohl in Eisleben, ba ich geboren und getauft bin, bleiben." Seine Kräfte nahmen schnell ab. Inzwischen hatten sich auch seine Söhne, zwei Ärzte, mehrere Frennbe, auch Graf Albrecht von Mansfelb nebst Gemahlin eingefnnben. Als schon der Tobesschweiß auf feine Stirne trat, begann er laut, Gott zu bansen, der feinen Sohn ihm geoffenbaret habe. Dann betete er: „Also hat Gott die Welt geliebt" und anbere biblische Worte, zuletzt: „Vater, in beine Hänbe befehle ich meinen Geist." Dann würde er ganz still. Als aber Dr. Jonas mit lauter Stimme rief: „Ehrwürbiger Vater, wollet ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie geprebigt, bestänbig sterben?" antwortete er laut und beutlich: „Ja!" Dann roanbte er sich auf die anbere Seite und entschlummerte saust, ohne Tobeskampf, zwischen 2 und 3 Uhr morgens am 18. Februar 1546. — Überall, wohin die Kunde von seinem Hinscheiden drang, verbreitete sich tiefe Trauer. Auf Befehl des Kurfürsten wurde die Leiche nach Wittenberg gebracht. In allen Orten, durch die der Leichenzug ging, wurden die Glocken geläutet; Geistliche und Lehrer gingen mit der Schuljugenb und den Erwachsenen dem Zuge bis zur Grenze des Ortsbezirkes entgegen und begleiteten ihn unter dem Gesänge von Sutherliebern bis zur anbeten Grenze. In Wittenberg warb der Sarg unter dem Geleite

19. Neuere Geschichte - S. 60

1861 - Leipzig : Brandstetter
60 vertrauteren Freunde zu Gaste; als das Mahl geeudigt war, bat er sie, im Vorgefühle der großen Gefahr, welche der Sache des Evangeliums drohte: „ja standhaft zu harren!" „So lang' ich lebe", sprach er, „wird's, ob Gott will, keine Gefahr haben und guter Friede in Deutschland bleiben; wenn ich aber sterbe, so betet! es wird wahrlich Betens brauchen und unsere Kinder werden müssen nach den Spießen greifen und wird in Deutschland übel stehen. Das Koncilium zu Trient ist uns sehr gram und will uns überaus übel, darum sage ich, betet fleißig nach mei- nem Tode!" Im Anfänge des Jahres 1546 fuhr er mitten im Winter, obwohl sehr leidend, nach Eisleben, wohin ihn die Grafen von Mansfeld, seine ehemaligen Landesherren, zu kommen gebeten hatten, um einen Familien- zwist zu schlichten. Da hatte Frau Katharina großen Kummer. Luther aber schrieb ihr folgenden Brief: „Meiner lieben Hausfrauen Katherin Lutherin, Doctorin, Selbs- martyrin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frauen zu Händen und Füßen. Gnad' und Fried' im Herrn. Liese, du liebe Käthe, den Johannem und den kleinen Catechismum, davon du einmal sagtest: es ist doch alles in dem Buche von mir gesagt. Denn du willst sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da könnte zehn Doctoren Mar- tinus schaffen, wo der einige alte ersöffe in der Saal oder im Ofenloch oder auf Wolfes*) Vogelherd. Laß mich in Frieden mit deiner Sorge, ich habe einen bessern Sorger, denn du und alle Engel sind. Der liegt in der Krippen zu Bethlehem, aber sitzet gleichwohl zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sei in Frieden. Amen." In einem andern Briefe schreibt er beinahe unwillig über ihren Kleinmuth: „Ich sorge", schreibt er, „wo du nicht aufhörst zu sorgen, es möchte uns zuletzt die Erde verschlingen und alle Elemente verfolgen. Lehrest du also den Catechismum und den Glauben? Bete du und laß Gott sorgen, es heißt: wirs deine Anliegen aus den Herrn, der sorget für dich, Pf. 55, und viel mehr Orten." Katharina hatte aber nicht umsonst gesorgt, denn was sie befürch- tete, traf ein. Schon unterwegs setzten ihm Beklemmungen und Ohn- mächten heftig zu, und in Eisleben nahm das Nebel mit jedem Tage mehr überhand, bis ihn endlich heftige Brustschmerzen auf's Lager warfen. Am 18. Februar gegen Abend sprach er zu Dr. Jonas, der mit ihm gekommen war: „Es wäre doch sonderbar, wenn ich hier in Eisleben, wo ich getauft wurde, auch sterben sollte; doch wie Gott will." Er legte sich dann zur Ruhe, wachte aber gegen 1 Uhr wieder auf, und klagte über zunehmende Beklemmung. Darauf kam vr. Jonas und seine drei Söhne, *) Wolf Sieberger war Luther's Diener, der einst sich einen Vogelherd einrich- tete, wogegen Luther eine launige Klagschrift der Vögel aufsetzte.

20. Die weite Welt - S. 51

1905 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
51 frisch und gesund, ohne daß uns die Sachen Unlust machen, und Doktor Jonas wollte gern einen bösen Schenkel haben, daß er sich an einen Laden ungefähr gestoßen, so groß ist der Neid in den Leuten, daß er mir nicht wollt' gönnen, allein einen bösen Schenkel zu haben. Hiermit Gott befohlen! Wir wollen nun fort, gerne los sein und heimfahren, wenn's Gott wollte. Amen, Amen, Amen. Am Tage Scholastika (d. i. den 10. Febr.) 1546. Dr. Martin Luther. Am 17. Februar ward Luther aber sehr krank, so daß er auf seiner Stube bleiben mußte. Er betete viel und sprach zu seinen Freunden: „Ich bin hier zu Eisleben geboren; wie, wenn ich hier sterben sollte?" Nach dem Abendessen ward es schlimmer mit ihm. Um 10 Uhr legte er sich zu Bett. Darauf reichte er seinen Söhnen und Freunden die Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für sein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Papst zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, aber um 1 Uhr erwachte er wieder, von Brustbeklemmungen gequält. Nun kamen Arzte. Auch der Graf Albrecht von Mansfeld und dessen Gemahlin erschienen und brachten stärkende Tropfen. Doch die Brustbeklem- mungen wurden immer heftiger. Seine Freunde meinten, weil er schwitze, werde Gott Gnade zu seiner Besserung geben; er aber ant- wortete: „Es ist kalter Todesschweiß. Ich werde meinen Geist auf- geben; denn die Krankheit mehret sich." Dann betete er: „O mein himmlischer Vater, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn Jesum Christum offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt, den ich geliebet und gelobet habe. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe, laß dir meine Seele befohlen sein. O himm- lischer Vater, ob ich schon diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerissen werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich bei dir ewig bleiben werde und aus deinen Händen mich niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Wir haben einen Gott des Heils und einen Herrn Herrn, der mitten aus dem Tode uns führet." Dann betete er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du getreuer Gott." Nun ward er still, und ob man ihn gleich rüttelte, schlug er kein Auge aus. Da rief ihm Dr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf die Lehre Jesu, wie Ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er ant- wortete mit einem deutlichen Ja, legte sich auf die rechte Seite und starb so sanft und ruhig, daß die Umstehenden noch lange meinten, er schlummere. Es war in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr am 18. Februar 1546, als Dr. Luther heimging. Die Nachricht von seinem Tode verbreitete eine tiefe Trauer über das ganze Land. Nach dem Willen des Kurfürsten ward der Sarg 4*