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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 36

1913 - Langensalza : Beltz
36 Der römische Grenzwall. im Zimmer. — Wie die Lebensweise so wurde auch die Beschäftigung der Germanen eine andere. Vor allen Dingen gewöhnten sich die germanischen Männer an wirkliche Arbeit. Während der Ackerbau in alter Zeit Sache der Unfreien war, so widmete sich ihm jetzt der freie Mann. Arbeiten wurde nicht mehr als Schimpf und Schande angesehen. Man lernte die Arbeit schätzen und ehren. Viele freie deutsche Männer durchzogen als Händler das Land. Man kaufte von ihnen viel lieber als von den römischen Kaufleuten; denn der Germane liebte rechtliches Tun und Handeln und verabscheute Hintergehung und Betrug. So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Am Rhein, Main, an der Donau und auch im Innern des alten Germaniens kamen zu bestimmten Zeiten im Jahre die Händler zusammen und boten ihre Waren feil. So gab es also damals schon eine Art Märkte. Bis hoch nach Norden reisten die germanischen Händler. „Die römischen Heerstraßen mit ihren Meilensteinen wurden bald Handelsstraßen, an deren Gräben sich Baumreihen hinzogen. Münzen und Gewichte kamen in Gebrauch und verdrängten mit der Zeit den Tauschhandel. — Mit den Waren kamen aus dem Süden zugleich die Buchstaben. Gebrauchte man diese in den ersten Zeiten auch hauptsächlich nur zum Zauber, so begann man doch bald, mit ihnen einzelne Worte, vor allem Namen, zu schreiben. Jetzt lernten die Germanen von den Römern auch nach Tagen rechnen; bisher zählten sie nach Nächten. An die Stelle des Mondjahres trat das römische Sonnenjahr mit seinen zwölf Monaten und seinen zweiund fünfzig Wochen von je sieben Tagen." Mehrere Jahrhunderte lang bildete der lange Wassergraben mit der dahinter liegenden Mauer die Grenze zwischen Deutschland und dem römischen Reiche. Dann aber wurden die Pfähle am Grenzwall morsch und verfaulten; dürres Laub fiel in den Graben und füllte ihn aus, und er sah zuletzt aus wie ein schnurgerader Weg. Die hölzernen Türme verfielen und verfaulten ebenfalls; die Balköne fielen herab, und Gras, Büsche und Bäume wuchsen auf der Grenzmauer. Sie ist noch heute da. Wie eine breite, hohe, steinerne Straße geht sie stundenweit schnurgerade durch den Wald; Gras und Disteln wachsen zwischen den Steinen. Und wenn die Bauern im Walde einen Baum fällen und nach den Wurzeln graben, da finden sie oft tief in der Erde alte Goldmünzen und Scherben, rostige Schwerter und rostige Hufeifen." Vertiefung. D i e Bedeutung der Grenzwehr. a) Für die Römer. Sie diente der Verteidigung und Eroberung. Der Rheinwall sicherte den Eintritt nach Gallien, die Donauwehr die Alpenstraßen nach Italien. Die zahlreichen Lager und Schanzen hinter der Wehr waren wichtige, geschützte Ausfallstore nach Germanien hin. Durch die Grenzwehr wurden also die Germanen an jeder kriegerischen Ausbreitung nach Süden und Westen hin gehindert. b) Für die Germanen. Der Grenzwall ermöglichte ein verhältnismäßig ruhiges und ungestörtes Kulturleben nach römischer Art. Den anwohnenden Germanen wurde dadurch ein lehrreiches Vorbild für eigene Kultur fortschritte gegeben. Alle Fortschritte, die das germanische Leben in der Folgezeit aufweist, ein vervollkommneter Ackerbau, Obstbau, bessere Wiesenwirtschaft und Viehzucht, besserer Häuf erb au, die ersten Anfänge eines germanischen Binnenhandels, Entwicklung des Gewerbes,

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1. Aus der Heimat - S. 27

1910 - Nürnberg : Korn
— 27 — dörfern tranken kein Bier, sondern einen gelben Hellen Trank, den sie vinum und mostum nannten. Bald tranken auch die Bajuwaren gern davon und nannten die Getränke Wein und Most. Und das Geschirr, in dem der Wein war, nannten sie statt vas Faß und den Mann, der die Fässer machte, anstatt cuparius Küfer. Wenn aber der Herzog etwas schreiben lassen wollte, so ließ er einen Welchen holen; denn er selber konnte nicht schreiben. Und wenn dann der Walche so flink die Buchstaben hinmalte, so nannte er selber das scribere und das Geschriebene scriptum. So lernten die Bajuwaren gar viel von den Walchen. Aber sie verachteten die Welchen und nannten sie nur ihre Knechte. Und die Walchen verheirateten sich mit den Mägden der Bajuwaren, ihre Kinder vergaßen die alte Sprache und redeten deutsch. Der Zaun am Grenzgraben wurde morsch und verfiel, dürres Laub fiel in den Graben und füllte ihn aus, und er sah zuletzt aus wie ein schnurgerader Weg. Die hölzernen Türme verfielen und verfaulten^ die Balköne fielen herab und Gras, Büsche und Bäume wuch* sen auf der Grenzmauer. Sie ist noch heute da. Wie eine breite, hohe, steinerne Straße geht sie stundenweit schnurgerade durch den Wald, Gras und Disteln wachsen zwischen den Steinen. Und wenn die Bauern im Walde einen Baum fällen und nach den Wurzeln graben, da finden sie oft tief in der Erde alte Goldmünzen und Scherben, rostige Schwerter und rostige Hufeisen. Der vergessene Friedhof. Es war Sonntag. Der Apotheker stand unten auf der Straße und schaute hinauf zum Amtsrichter, der mit der Pfeife im Fenster lehnte. „Wenn du Lust hast," rief er hinauf, „so kann ich dir etwas zeigen." — Der Amtsrichter hatte Lust. Er nahm Hut und Stock, pfiff seinem Hund und kam herunter. Sie gingen in den Wald, erst auf dem richtigen Weg, dann kreuz und quer, wie es des Apothekers Gewohnheit war. „Hier ist es!" sagte er und stand still. Es war ein großer, ebener Platz; uralte Föhren standen da, die waren so hoch und breitästig gewachsen, als wäre da besonders guter Waldboden. Sie gingen ein paar Schritte vorwärts an den Rand des Berges und schauten hinab; da unten lag das Städtlein, dort lief der Fluß durchs enge Tal. Weit konnte man da herumsehen. „So,

2. Realienbuch - S. 9

1914 - Langensalza : Beyer
I Die Germanen. •— ß. Die Germanen im Kampfe mit den Römern. H Tochter Thusnelda, die von ihrem Vater dem Armin wieder genommen war, in die römische Gefangenschaft. Auf einem andern Auge besiegte er Armin zweimal. Tr wurde abgerufen und feierte in Nom einen glänzenden Triumph, an dem auch Thusnelda teilnehmen mußte. Armin wurde im Alter von 37 Zähren von seinen eigenen verwandten meuchlings erntordet, weil man sagte, er habe nach der Alleinherrschaft gestrebt. So erntete er von seinen Zeitgenossen für die Befreiung Germaniens schnöden Undank. Die Nachwelt aber hat ihn nicht vergessen. Sein Name lebt in Liedern fort, und in den ersten Jahren des neuen Deutschen Reiches ist ihm in der Nähe von Detmold ein gewaltiges Denkmal, das Hermanns- denkmal, errichtet worden. 5. Errichtung der röinischen Grenzwehr und friedliche Einwirkungen der Römer auf die Germanen, von nun an bildeten Rhein und Donau im wesentlichen die Grenzen zwischen dem freien Germanien und dem römischen Reiche. Die Römer waren jetzt nicht mehr darauf bedacht, Germanien zu erobern, sondern sie begnügten sich damit, die Grenzen zu schützen. Doch schlugen sie das südwestliche Stück Deutschlands zu ihrem Reiche und schlossen es durch eine Grenz- wehr, die sie Limes nannten, nach Nordosten ab. Die Grenzwehr be- gann am Rheine unterhalb der Lahnmündung, lief über den Taunus und zog von hier in südlicher und südöstlicher Richtung bis zur Mün- dung der Altmühl. Sie bestand zum Teil aus einer Mauer, zum Teil aber aus Trdwall und Graben. Doch hinter dem walle erhoben sich eine große Anzahl warttürme, von denen die Wächter ins germanische Land schauen konnten. Außer den warttürmeu waren kleinere und größere Festungswerke oder Rastelle vorhanden, die weiter voneinander entfernt lagen. Dn denselben wohnten die römischen Soldaten. Tins dieser Rastelle ist die Saalburg bei Homburg vor der Höhe, deren Grund- mauern bloßgelegt wurden und die nach den: Muster ähnlicher Bauten wieder hergerichtet worden ist. Das Land zwischen Rhein, Donau und der Grenzwehr hieß das Zeh nt land, weil die dortigen Bewohner den zehnten Teil ihrer Trnte an die Römer entrichten mußten. Sowohl hier als auch in den übrigen Grenzgebieten wurden Städte gegründet. Am Rhein entstanden z. B. Mainz und Röln, an der Mosel Trier; hier wohnten zeitweise die römischen Raiser, und noch heute erinnern die Ruinen gewaltiger römischer Bauten an jene Zeit. Dn dem Gebiete der Donau erhoben sich Regensburg, Augsburg und Wien. Die Römer führten am Rhein und an der Mosel den Weinbau ein; auch Mb st. bäume pflanzten sie, und der Ackerbau wurde von ihnen verbessert. Bald knüpften sie mit den Germanen Handelsverbindungen an. Der römische Rausmann erhandelte in Germanien Pferde und Rinder, pelzwerk und Felle, wolle und Honig. Gern nahm er auch das lange blonde Haar der germanischen Frauen, mit dem sich die reichen

3. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 9

1903 - Paderborn : Schöningh
— 9 — gaben die Römer den -Angriffskrieg auf. Die Ehre der römischen Waffen war ja wiederhergestellt, und der Kaiser Tiberins sah voraus, daß die Germanen sich gegenseitig bekämpfen und zerfleischen würden. 6. Arminius' und Marbods Cnde; Thusnelda. In der Tat entbrannte schon im nächsten Jahre ein furchtbarer Krieg zwischen Arminius und Marbod. Der Markomannenkönig mußte weichen und floh, von allen verlassen, zu den Römern. Auch Arminius fand bald nachher ein unrühmliches Ende. Da er sich bemühte, alle germanischen Stämme zu einem Reiche zu vereinigen, so beschuldigte man ihn, er strebe nach der Alleinherrschaft. In den nun folgenden Kämpfen wurde Arminius auf Anstiften des Segestes ermordet (21). Derselbe ehrlose Segestes hatte schon vorher seine eigene Tochter Thusnelda, welche sich wider seinen Willen mit Arminius vermählt hatte, an die Römer ausgeliefert; sie und ihr Sohn Th u m 6 licus starben in der Gefangenschaft. § 7.^Eimvirkung der römischen Kultur. 1. Grenzwall. Ohne eigentlichen Friedensschluß hatte der große Kamps zwischen Römern und Germanen ein vorläufiges Ende gefunden. Die Römer fahen ein, daß sie Deutschland nicht unterwerfen konnten; die Germanen aber hatten oft genug die Überlegenheit der römischen Kriegskunst kennen gelernt und waren unter sich entzweit. Fortan blieb deshalb im Westen der Rhein, im Süden die Donau die Grenze. Doch besaßen die Römer die Landschaft zwischen Rhein und Donau, welche einst die Markomannen bewohnt hatten (das heutige Baden, Württemberg, einen Teil von Bayern und Hessen). Znr Sicherung dieses reichen Landstriches hatten schon Drusus und Germaniens den Bau einer großartigen Befestigung begonnen, welche im Anfange des zweiten Jahrhnnderts vollendet wurde. Sie bestand tn einem Erdwalle (stellenweise Mauer), an welchem sich ein Graben hinzog. In mäßigen Abständen voneinander erhoben sich feste Türme. Reste dieses Grenzwalles, welcher in wechselnder Richtung von Kelheim a. d. Donau auf Cöln zulief, sind noch erhalten und werden im Volksmunde als Teufelsoder Heidenmauer bezeichnet. 2. Fortschritte der Kultur im römischen Germanien. Für die unterworfenen deutschen Gebiete sorgten die römischen Kaiser in der mannigfaltigsten Weise. Der Ackerbau wurde vervollkommnet, Weinberge wurden angelegt, edle Obst- und Gemüsesorten eingeführt. Das Dickicht der Wälder lichtete sich allmählich, treffliche Landstraßen erleichterten den Verkehr, Handel und Gewerbe blühten, die Städte wurden zahlreicher und stärker bevölkert.

4. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 19

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 8. Angriffskriege der Römer gegen die Germanen. 19 Armins. Der Befreier Deutschlands strebte nach einer festeren Vereinigung der Stämme Nordwestgermaniens; vielleicht machte er auch den Versuch, seine herzogliche Gewalt in eine königliche umzuwandeln. Dieses Streben fand die Mißbilligung der Adeligen unter den Cheruskern. Armin wurde das Opfer der Hinterlist; er fiel durch den Dolch eines seiner Sippe angehörigen Mörders (21 n. Chr.). Später wurden seine Taten in Heldenliedern verherrlicht und erst unsere Zeit setzte ihm in Anerkennung seiner großen Verdienste im Teutoburger Walde unweit Detmold ein Denkmal. Armin war der erste große Feldherr und Staatsmann der Germanen. 9. Noch vor Ablauf des ersten Jahrhunderts (unter dem Kaiser Trajan 98—117) ging das Land zwischen Oberrhein, Main und der oberen Donau, also das heutige Württemberg, Baden und bayerische Franken in den Besitz der Römer über. Dieselben verteilten die anbaufähigen Flächen an alt gediente Soldaten, sowie an germanische und gallische Kolonisten. Da letztere von den Erträgnissen des Bodens, den Baumsrüchteu und dem Vieh den Zehnten an die Herren zu entrichten hatten, so wurde das durch obige Grenzen eingeschlossene Gebiet das Zehntland (agri decumates) genannt. Um die neue Provinz, wie auch Vindelicien vor dem Einfluten benachbarter germanischer Stämme zu schützen, wurde unter dem Kaiser Trajan und Hadrian (117—138) ein Grenzwall (limes Romanus oder vallum Hadriäni) oder Pfahlgraben erbaut. Derselbe bestand, wenigstens in seiner östlichen Hälfte (Donaulimes), in einer die Gegend durchlaufenden Hochstraße von zwölf Fuß Breite und fünf Fuß Höhe, welche durch einen daneben hinziehenden Graben und durch ab und zu auftretende Kastelle und Wachttürme geschirmt wurde. Der Grenzwall, dessen Reste im Volksmunde unter dem Namen „Teufelsmauer" bekannt sind, begann bei Kehlheim an der Donau und erstreckte sich in mannigfachen Krümmungen über Weißenburg a/S., Gunzenhausen, Kocher und Jaxt an den Main, umfaßte den Taunus und endete am Rhein bei Andernach. Neben der militärischen hatte der Grenzwall eine hervorragend kulturelle Bedeutung. Durch ihn gesichert, konnte hinter ihm (im Zehntland und in Vindelicien) ein reiches Kulturleben nach römischer Art zur Entfaltung kommen, das sich namentlich in der Anlage und im Aufblühen von Städten (Stugsburg-Augusta Vindelicorum, Regeus-burg-Castra Regina, Paffcm-Castra Batava, Salzburg-Juvavum oder Juvavia, Bregenz-Brigantia), in der Vervollkommnung des Ackerbaues, in der Pflege edler Obstsorten, feiner Gartenfrüchte und der Rebe, in der Benutzung der Mineralquellen (Baden-Baden, Taunus, Aachen) und in der Ausbeutung der Bergwerke offenbarte. Die Wohltaten der kulturellen Fortschritte kamen auch den benachbarten freien Germanen zu statten. 2* Zehntland. Grenzwall. Kultur.

5. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 183

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
183 Wall, den sie auf der steilen Außenseite durch starke Pfähle festigten. Außerdem lief dort noch ein tiefer und breiter Gräbern hin. Die Innenseite fiel all- mählich ab; hier war eine breite Militärstraße angelegt, an welcher man von Zeit zu Zeit kleine Wachthäuschen und star- ke, festungsartigekastelle antraf; in diesen lag be- ständig eine militärische Besatzung. Befestigte Durchgänge führten ins jenseitige freie Ger- manien hinein. Dieser Grenzwall zog sich von Regensburg westwärts bis zum Hohenstaufen und von hier in nörd- licher Richtung über Osterburken (hier wor- ein Kastell) und Wall- dürn bis Miltenberg am Main; das letzte Stück führte über das Taunuskastell „Saalburg" (bei Homburg) an den Rhein unter- halb Koblenz. Drohte an einer Stelle ein Überfall, so wurden durch Trommeln und Tubatöne oder nachts durch Feuerzeichen die benachbarten Truppen zur Abwehr herbeigerufen. Das Land innerhalb dieses Grenzwalles hieß das Zehntland, weil die Bewohner den Zehnten an Vieh und Feldsriichten an die Obrigkeit abliefern mußten. In dem schwach bewohnten Lande siedelten sich Gallier von jenseits des Rheins und ausgediente römische Soldaten an. Sie rodeten den Wald aus, entwässerten die Sümpfe durch Abzugsgräben und bebauten das so gewonnene Land mit einheimischen und fremdländischen Gemüsen und Getreidearten; auch edle Obstsorten pflanzten sie an. — In größeren Orten trieben sie allerlei Ge- werbe, so das Töpfer- und Schnsiiedehandwerk. — Wo heiße Quellen dem Boden entquollen, wurden sie zur Anlage kunstvoller Bäder beniitzt; noch heute sind ihre Ruinen in Baden und Badenweiler zu sehen. — Wohlgepslegte Straßen durchzogen das Land. Um die Kastelle der römischen Besatzungen siedelten sich Handwerker und Ackerbauer in großer Zahl an, so daß aus ihnen oft bedeutende Städte hervorgingen; Wien, Augsburg, Bregenz, Konstanz, Basel, Breisach, Baden, Pforzheim, Straßburg, Speyer, Heidelberg, Worms, Mainz, Koblenz, Cöln, Trier waren ehemals römische Ansiedlungen. Kühne Händler wagten sich mit römischen Waren jenseits des Grenzwalls ms freie Germanien hinüber (siehe Seite 177). Dorthin brachten sie kunstvolle Waffen, Schmucksachen, bunte Tücher und Wein und tauschten dagegen solche Dinge ein, welche die Römer besonders schätzten: Pelzwerk, rohen Bernstein und Frauenhaare; letztere galten nämlich bei den Römerinnen als kostbarer Schmuck. So entwickelte sich zwischen den Römern und Germanen vom Zehntland aus ein lebhafter friedlicher Verkehr. Der Reichtum der Ansiedler lockte jedoch die benachbarten Alemannen zu wiederholten Beutefahrten. Trotz des Grenzwalls drangen sie immer häufiger Römer am Grenzwall.

6. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 6

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. stand vom Thron gestürzt und floh zu den Römern, die ihm in Italien eine sumtntus Freistatt gewährten. Dann fand Arminius den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verräterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man warf ihm vor, er habe nach der Königskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die römische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den späteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegründet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt. Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Römerreichs. Nur das südwestliche Deutschland besetzten die Römer und Greäehr schützten es durch eine Grenzwehr, die etwa von der Mündung der Lahn renz e i. ^ ^ Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und. Graben, Warttürmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die Saalburg bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist. Die Germanen. Germanische § 6. Wirtschaft und Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. ^ großes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte große Viehherden ernähren; aber nur selten traf man auf bestellte Äcker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur für ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum am Grund und Boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was man an Geräten, Waffen und Kleibnng brauchte, fertigte man meist selbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegenstände von Händlern, so z. B. Salz. Metalle und Waffen. Erst als römische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. H. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhäusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Dörfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Germanen nicht; ihr Freiheitsgefühl empörte sich gegen das enge Zusammenleben hinter Stadtmauern. Völler- Die Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen schäften.in ^ Völkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen sind die Friesen an der Nordsee, die Chatten im

7. Deutsche Geschichte - S. 6

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 Deutsche Geschichte bts zur Gründung des nationalen Staats 919. stand vom Thron gestürzt und floh zu den Römern, die ihm in Italien eine Ll. Freistatt gewährten. Dann fand Arm in ins den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verräterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man warf ihm vor, er habe nach der Königskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die römische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den späteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegründet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt. Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Römerreichs. Nur das südwestliche Deutschland besetzten die Römer und Gre^wehr fetzten es durch eine Grenzwehr, die etwa von der Mündung der Lahn in den Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und Graben, Warttürmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die Saalburg bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist. Die Germanen. Germanische § 6. Wirtschaft ltttb Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. no^ e{n großes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte große Viehherden ernähren; aber nur selten traf man auf bestellte Acker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur für ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum an Grund und'boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was man an Geräten, Waffen und Kleidung brauchte, fertigte man meist selbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegenstände von Händlern, so z. B. Salz, Metalle und Waffen. Erst als römische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. h. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhäusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Dörfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Germanen nicht; ihr Freiheitsgefühl empörte sich gegen das enge Zusammenleben hinter Stadtmauern, schäften Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen in viele Völkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen find die Friesen an der Nordsee, die Chatten im

8. Geschichte des Altertums - S. 82

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Die Germanen. Angriff der Römer. Tiberius und Lrusus. 82 Iv. Die Kultur der westlichen Mittclmecrländcr. Später aber, als sich Putzsucht entwickelte, kamen alle Toilettenkünste zur Geltung. 4. Die Sicherung der Provinzen. Augustus dachte nicht an neue Eroberungen, er wollte das riesige Reich wieder gesund machen und dessen Grenzen schützen. Ein starkes Armeekorps lag am Rhein und ein anderes an der Ostgrenze. Während aber hier die Parther bald wieder ungefährlich wurden, weil sie unter sich uneinig wurden, war die Lage am Rhein viel ernster. Seit Cäsar den sühnen germanischen Häuptling Ariovist aus Gallien verjagt und den Rhein zur Grenze gemacht hatte, waren die Germanen den Römern viel bekannter geworden. Die Germanen erschienen ihnen als riesige Menschen, blauäugig, blondhaarig und von Heller Hautfarbe, mit gewaltiger Körperkraft ausgerüstet. Ihre Lebensweise war einfach, ihre Sitten streng. Die Frau erfreute sich hoher Achtung. Sie wohnten teils in Einzelgehöften, die noch ans der Zeit stammten, als Kelten zwischen Rhein und Elbe gesessen hatten, oder in lang gestreckten Dörfern. Sie trieben etwas Ackerbau und Viehzucht, besonders pflegten sie die Jagd. Jedoch die Stämme der Germanen waren nicht groß. Zwischen den Stämmen bestand häufig Feindschaft, so daß selten einer dem andern half. So war die kriegerische Macht des großen Volkes verhältnismäßig gering, obwohl jeder Germane ein geborener Krieger zu sein schien. Das Land selbst glich einem sumpfreichen Urwald, auf dessen sparsam gelegenen lichten Stellen Ackerbau getrieben werden konnte. Dennoch lockte die Römer das rätselhafte Land. Sie konnten manches daraus brauchen, Tiere, Holz und Menfchen. Als Freie waren die Germanen willkommene Soldaten im römischen Heere. Als Sklaven gaben sie Arbeiter oder Gladiatoren. Besonders reizte die Römer das prächtige goldblonde Haar der germanischen Frauen und Mädchen. Bald wurde es in Rom Mode, blondes Haar zu tragen. Wie den Römern die Eroberung und Urbarmachung Galliens geglückt war, so hofften sie ein gleiches von Germanien. Von 2 Seiten zogen die Römer gegen Germanien, vom Süden und Westen. Im Süden trennte das gewaltige Gebirge der Alpen Germanien von Italien. Gallier bewohnten es. Aber des Kaisers Stiefsohn Tiberius unterwarf die Gebirgsvölker und alles Land nördlich bis zur Donau. Er zog dann die Donau hinab und unterwarf auch alle Völkerstümme auf dem nördlichen Teile der Balkanhalbinsel. Inzwischen drang sein Bruder Drusus über den Rhein und kam bis zur Elbe. Er hat Züge zu Wasser und zu Lande gemacht. Er baute 2 Festungen: das Fort Miso am Teutoburger Walde und die Saalburg am Taunus. Doch auf einem Kriegszug stürzte Drusus mit seinem Pferd und starb infolge davon. Darauf übernahm Tiberius hier das Kommando. Ihm gelang es, auf friedliche Weise die Germanen an römische Art zu gewöhnen, daß sie allmählich gefügiger wurden und es so aussah, als wenn das rechtsrheinische Germanien auch eine römische Provinz werden würde. Jedoch der neue

9. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 34

1913 - Langensalza : Beltz
34 Der römische Grenzwall. sollte so befestigt werden, daß es wie ein nnübersteigbarer Wall jedes Eindringen der Feinde bort Norden her unmöglich machte. Es wurde zuerst eine Grenzwehr gegen die unruhigen Kalten gebaut. Von Ems an der Lahn bis zum Taunus und über biefen hin würde eine Reihe stark befestigter Garnisonen errichtet. Diese Grenzbefestigungen würden unter späteren Kaisern erweitert und verstärkt. Da würde die alte Wehr zunächst vom Main aus bis zum Hohenstaufen verlängert. In der Mitte des zweiten Jahrhuuberts würde die Donaugrenzwehr angeschlossen. Sie begann an der Münbung der Altmühl und lief bis zum Hohenstaufen. So hatten die Römer ein ganzes großes Viereck germanischen Laubes von Dentschlanb abgetrennt. Wie sah nun diese Grenzwehr aus? „So lang der Bergrücken (Taunus) war, lies eine hohe breite Mauer entlang, stunbenweit, wie ohne Aufhören. Vor der Mauer war ein tiefer Graben; in bett Graben waren hohe Pfähle eingeschlagen, einer bicht neben dem andern. Das waren der Grenzzauu und der Grenzgraben, und ba-hinter war die manneshohe Grenzmauer aus Steinen und Erbe. Und hinter der Grenzmauer ragte ein Turm empor, oben aus Balken gezimmert und mit roten Ziegeln geb eckt. Unten sah man keinen Eingang, aber hoch oben war ein Balkon rings um bert Turm mit einer Türe, und wer auf den Turm wollte, der mußte erst eine Leiter an den Balkon lehnen und hinaufsteigen. Auf der Grenzmauer, die so breit war wie eine Straße, ging ein Mann auf und ab, den eisernen Helm auf dem Kopf, bett Spieß in der Hand. Manchmal blieb er stehen, schaute herüber und horchte. Dann marschierte er weiter. Immer auf und ab." Füufhuubert Meter von ihm entfernt hielt trieb er ein anberer Wächter Ausschau, und das ging so weiter die ganze Grenzwehr entlang. Jeber Wächter sanb im Regenwetter Schutz in seinem Wachthäuschen. Merkte er Gefahr von der germanischen Seite, so vergewisserte er sich, inbem er den Beobachtungsturm erstieg. Wenn sich seine Vermutungen bestätigten, dann machte er am Wachthäuschen ein Helles Feuer. Die Wächter in der Nachbarschaft wußten, was das bebeutete. Es war das jebesmal das Signal, daß Germanen im Anmarsch waren. Jeber Wächter gab das Signal weiter, urtb balb würde es in den Schanzen und Lagern lebenbig. Die bort wohnenben Soldaten rückten aus der Heerstraße, die hinter dem Grenz wall entlang lief, heran und ließen keinen Germanen über die Grenze kommen. Manche von biefen kamen nicht in kriegerischer Absicht; viele trieb die bloße Neugierbe; benn die römischen Hänbler erzählten in den germanischen Bauerrtbörfern viel von dem Leben und Treiben der Römer jenseits des Grenzwalles, von den schönen Städten mit den feinen Häusern itrtb den schönen breiten Straßen, den Weinbergen und den Obst- und Gemüsegärten. Da bekam mancher Deutsche Lust, das schöne Laub zu sehen. Er würde von den Grenzwächtern aber nur burchgelafjfen, wenn er Grenzzoll zahlte und die Waffen ablieferte. Und dann sanb er hinter der großen Mauer viel mehr und viel Schöneres, als er es sich hatte träumen lassen. Das mußten Vater und Mutter, Schwestern, Brüder und die Bekannten auch erfahren. Die erstaunten denn nicht wenig über das, was der Heimgekehrte ihnen zu erzählen hatte. Einmal in dem schönen Lande gewesen, hielt es so manchen nicht mehr daheim. Das einfache Leben im Bauerndorfe, der Hafermehlbrei und der Met auf dem väterlichen Tische behagten dem Sohne nicht mehr. Er sagte allen Ade und wanderte aus der Heimat, um sich hinter dem Grenzwall in der Nähe einer Rötn erst ab t, eines Römerlagers anzufiebeln. Viele, viele folgten seinem Beispiele. Die Römer sahen das gern und ließen jeben hinüber, der die Steuer

10. Geschichte für sächsische Schulen - S. 10

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I — 10 — Der Grenzwall hemmte den Wandertrieb der Germanen, machte sie seßhaft und nötigte sie, ein Bauernvolk zu werden. 2. Einfluß der Römer auf die Germanen. Die Berührung mit den Römern war für die Germanen von großer Bedeutung. Viele germanische Jünglinge nahmen Dienste bei den Römern und gelangten im Heer und als Beamte bis in die höchsten Stellen. Sie lernten int römischen Waffenrocke die Welt kennen. Nach ihrer Rückkehr erweckten sie durch ihre Erzählungen bei ihren Volksgenossen Sehnsucht nach dem sonnigen Italien. Ein lebhafter Handel tauschte die Waren aus. Für Sklaven, Pferde, Rinder, Pelze und Honig bekamen die Deutschen Wein, Zeuge, Schmucksachen, Waffen und römisches Geld. Durch die Römer lernte man allerlei feine Gartenfrüchte und eine bessere Bestellung des Bodens kennen. Die Ufer der Mosel und des Rheins wurden mit Reben bepflanzt und edle Obstbäume vou Italien ans eingeführt. 3. Bölkerbündnisfe. Die Germanen hatten in den Kämpfen mit den Römern gelernt, daß Einigkeit stark macht. In der Folgezeit schlossen sich darum kleinere Völkerschaften zu größeren Völkerbündnissen zusammen und zogen dann unter einem Herzog in den Kampf. Die Alamannen wohnten am Main und besetzten später das Land zwischen Schwarzwald und Wasgeuwald. Die Franken (die Freien) saßen am Mittel- und Unterrhein. Den Sachsen, die ihren Namen von ihrem kurzen Schwert „Sachs" erhalten haben, gehörte das Gebiet zwischen Niederrhein und Elbe. Die Goten hatten ihren Sitz an der unteren Donau. Sie waren die ersten Deutschen, die das Christentum annahmen. Ihr Bischof Wulsila übersetzte die Bibel ins Gotische. Einige Teile sind uns als ältestes Denkmal deutscher Sprache erhalten. Iii. Die Völkerwanderung. u Hlaricb* 1. Ursache und Beginn der Völkerwanderung. Der befestigte römische Grenzwall hinderte die Germanen, sich weiter nach Westen und Süden auszubreiten. Die Westgermanen wurden seßhaft und bauten mehr als bisher den Acker. Da sich Die Völker stark vermehrten, reichte der vorhandene Boden zur Viehzucht und dem rohbetriebenen Ackerbau nicht mehr aus. Die Landnot trieb die Germanen, sich neue Wohnsitze zu suchen. Dazu kam noch, daß sie von ihren slawischen Nachbarn int Osten gedrängt wurden. Diese „Völkerwanderung" begann am Ende des zweiten Jahrhunderts und richtete ihren Ansturm gegen das römische Reich. Durch den Einfall der Hunnen in Europa kamen die Völker in eine raschere Bewegung. Die Gefährt aus der Zeit der Völkerwanderung. Hunnen unterwarfen zunächst die

11. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 39

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 39 — und Westgermaniens ein vollständig verändertes Gepräge an: das Rhein-, Mosel-, Main- und Neckartal füllten sich allmählich mit römischen Villen, Dörfern und Städten; der Lauf der Flüsse wurde geregelt, Wald und Sumpf mit Straßen durchzogen, Bergwerke und Steinbrüche eröffnet; Bäder und Tempel, Fabriken und Wirtshäuser, Schulen und Theater verpflanzten römische Bildung hierher; einige Städte, wie 'Rottenburg, Baden-Baden, Ladenburg, wurden zu Glanzstätten römischen Reichtums, und von Baden-Baden bis nach Aachen hinab war fast jede warme und heilkräftige Quelle den Römern bekannt, wurde von ihnen überbaut und benutzt. Aufgabe: Erzähle, was die Germanen in Landwirtschaft und Gewerbe von den Römern lernen konnten'. 3. Der Pfahlgraben und das Zehntland. Am lebhaftesten war dieser friedliche Verkehr, dieser gegenseitige Austausch natürlich in den Grenzländern an Rhein und Donau. Zum Schutze ihrer Rhein- und Donaugrenze hatten die Römer nämlich im 2. Jahrhundert n. Chr. einen gewaltigen Grenzwall, den Pfahlgraben oder Limes, gebaut. Er begann in der Nähe von Kehl-heim an der Mündung der Altmühl in die Donau, führte in nordwestlicher Richtung über die Altmühl zum Kocher und Jagst und von da nordwärts über den Main nach der Wetterau bis Wiesbaden und Homburg, umschloß den Süd- und Westabhang des Taunus und endigte bei Rheinbrohl in der Nähe von Koblenz. Er war ein etwa 4 m breiter und 1v2 m hoher Damm, der teils aus Erde, teils aus Steinen errichtet und vielfach noch durch einen davorliegenden, mit Pallisaden gespickten Graben geschützt war. Die aufgeschichtete Erde war durch eingerammte Pfähle befestigt („Pfahlgraben!"), die Steine waren durch Mörtel verbunden. Seine Reste heißen noch heute im Volksmunde die „Teufelsmauer"; denn so gewaltig erschien das Werk den zerstreuten Germanen, daß sie es von der Hand übernatürlicher Mächte errichtet glaubten. Der Pfahlgraben diente als Grenzstraße und als Grenzwehr. Zu letzterem Zwecke war er durch eine große Zahl von Kastellen, die in Sag er form angelegt waren, befestigt. Das wichtigste, uns am besten erhaltene Kastell ist die Saalburg bei Homburg. Zahlreiche Wachttürme gewährten einen weiten Ausblick in das Land; denn vor dem Pfahlgraben lag ein breiter Strich Landes gänzlich unbebaut und unbewohnt, die Bäume waren niedergeschlagen und t)ie Büsche weggebrannt, um den Wachen den freien Überblick über die Umgegend zu erleichtern. Von den Wachttürmen meldeten die Posten einander durch Signale die Ankunft bewaffneter Germanen; denn so frei und ungehindert die Römer selbst in Germanien verkehrten, so machten sie es den Germanen doch nicht leicht, römisches Gebiet zu betreten. Das durfte nur an ganz bestimmten Plätzen gegen Erlegung der vorgeschriebenen

12. Wege zum Staatsgedanken - S. 191

1912 - Straßburg i.E. : Bull
3. Germanen gegen Rom. 191 sie gehindert hätte, wären wohl die Germanen kriegslustig immer weiter gewandert und hätten an eine Einigung gar nicht gedacht. Darum war es ein Glück, daß das Römerreich den Wander- lustigen im Wege lag, daß der Süden und Westen Europas den Römern gehörte. Denken wir uns nur, ganz Europa wäre von dem- selben Volke bewohnt gewesen, das die Germanen aus Deutschland vertrieben haben, von den Kelten. Dann hätten die Germanen immer weiter nach Süden und Westen wandern können; die weicheren Kelten hätten sie vor sich Hergetrieben, unterjocht. So wären die Germanen zuletzt über ganz Europa verstreut gewesen, zerteilt in zahllose Hundert- schaften, von denen jede nur für sich gelebt hätte. Wer weiß, was dann aus unserm Volke geworden wäre! Aber Gott im Limmel meinte es gut mit unsern Voreltern. Darum ließ er sie auf das gewaltige Weltreich der Römer stoßen. Das war ihnen ein sehr gefährlicher Feind. Wohl liebten sie den Kampf, den Krieg. (Vgl. voriges Thema.) Aber die Römer waren keine Kelten, die man leicht besiegen konnte. Sie verstanden den Krieg noch besser als die Germanen. (Lier Ausmalung des Gegen- satzes zwischen römischer und germanischer Kampfesweise und Be- waffnung. Der germanische Keil. „Jauchzend springt die Jugend Germaniens in die Speere.") Aber warum soll es gut gewesen sein für unsere Väter, daß ein so krieggeübtes Volk ihnen im Wege stand? Ergebnis: Jetzt merkten die Germanen: So geht das nicht. Die Männer einer ein- zigen Hundertschaft sind viel zu schwach gegen die römischen Leere. Wir müssen zusammenhalten. So vereinigten sich die Kriegsscharen mehrerer Hundertschaften miteinander und lernten gemeinsam kämpfen. And jetzt griffen die Römer sogar die Germanen an. Sie blieben nicht mehr in ihrem Lande, sondern drangen in die dichten Wälder Germaniens ein. (Hier kurze Darstellung der Züge des Drusus und des Tiberius nach Germanien; Festung Aliso an der Lippe.) Diese Einfälle waren ein reiner Segen für das germanische Volk. Als die schwere Römerfaust ihm an der Kehle lag, da lernte es, daß es gut und heilsam ist, wenn alle zusammenhalten. (Hier Schilderung des Drucks durch die Römer: Steuern, Gerichtswesen; römische Sprache bei den Gerichtsverhandlungen, schriftliches Ver- fahren; im Gegensatze dazu Thing.) So hat also das Römerreich, ohne daß es wollte, selber geholfen, daß die Germanen einig und stark wurden, damit sie später das Römerreich zerschlagen und ein deutsches Weltreich gründen konnten.

13. Teil 2,1 - S. 13

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Die Germanen bis zur Vlkerwanderung. 13 und sdlich der Donau. Ruf weitere Eroberungen verzichteten die rmischen Kaiser und waren nur noch daraus bedacht, das Erworbene gegen die wehr Angriffe und Beutezge der Germanen zu sichern. Deswegen wurde ein gewaltiger Grenzwall (limes) errichtet. Schon unter teiberius waren Befestigungen angelegt worden. Dann wurde das Werk zu verschiedenen Zeiten gefrdert, bis alle einzelnen Teile untereinander zu einer Grenzwehr von gewaltiger Ausdehnung verbunden waren. Die Vollendung fllt wahrscheinlich unter Hadrian. Es war ein durchschnittlich 16 Fu hoher Erdwall, durch Pfhle ver- Beschaffen-strkt und von einem 10 tiefen Graben begleitet. Zum Teil tvar ausbeiimmg es auch eine Mauer, von der heute noch starke berreste vorhanden sind. des limes Das Volk nennt sie Teufelsmauer, vom Rhein, unterhalb der Mosel-mndung, zog sich die Xdehr ostwrts der den Taunus, ging in scharfer Wendung nach Sden zum Main, weiter sdwrts bis zum Schwbischen Jura, wendete sich wieder nach Osten und endete an der Donau oberhalb Regensburg. Rlle 500 Schritt erhob sich ein Wartturm, von dem aus beim herannahen der Feinde Feuerzeichen gegeben wurden. 3n greren Abstnden waren Standlager und Kastelle errichtet, wie die Saalburg im Taunus bei Homburg v. d. h. Die Germanen waren nun an der Ausbreitung nach Sden und Westen ^wngen verhindert. Denn keiner durfte bewaffnet den Grenzwall berschreiten; Beseitigung ja es mute sogar ein Soll gezahlt werden. So wurden unsere vorfahren in der Nachbarschaft des Walles an grere Sehaftigkeit und an den friedlichen Verkehr mit den Rmern gewhnt. Die anwohnenden Völker haben daher viel von diesen gelernt. Denn innerhalb des Walles, be-sonders im Neckargebiete, den sogenannten Zehntlanden (agri decumates), entwickelte sich bald ein blhendes Kulturleben. Ackerbau und Viehzucht verstanden die Rmer besser zu betreiben als die germanischen Bauern. Sie lehrten diese bessere Huser zu bauen, da den Germanen der Steinbau noch unbekannt war. Gartenbau, Gbst- und Gemsezucht ist uns von den Rmern berkommen. Das beweisen viele Worte unserer Sprache, die der rmischen entlehnt sind. Rn den rmischen Standlagern erblhten volkreiche Städte mit stattlichen Bauten, von denen wir noch heute Trmmer finden. Die germanischen Provinzen gehrten zu den blhendsten des ganzen Reiches. Rrt und Sitten der Germanen. 13. Abstammung der Germanen und ihr Land. 3n Krieg und Frieden waren die Rmer vielfach mit den Germanen zusammengekommen , und sie interessierten sich daher lebhaft fr die Herkunft, Lebensweise und die Sitten des Volkes, dessen Kraft und Khnheit und dessen hohe Anlagen sie bewunderten. Daher haben uns ihre Schriftsteller ein lebendiges Bild von dem Leben unserer vorfahren hinterlassen.

14. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 17

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Kämpfe der Römer mit den Germanen. 17 Gebiete an der Donau eingerichtet. In der Mitte derselben lag Augsburg; Regensburg war eine der stärksten Festungen, Passau am Inn ein Standlager. Im Lauf der Zeit fiel auch die Südwestecke Deutschlands zwischen den Donauqueüen, dem Oberrhein, dem unteren Main, dem Neckar und der rauhen Alb in ihre Hände. Allmählich bildeten sich aus den Standlagern Städte. Unter dem Schutze des Walles reihten sich die Zelte und Buden der Marketender und Händler und wandelten sich bald in Häuser um. Die ausgedienten Soldaten, die sich verheiratet hatten, siedelten sich hier in festen Wohnungen an. In ihrem Lagerdorf selbst erhoben sich große Bauten: Tempel, Bäder, Wasserleitungen, selbst Amphitheater entstanden. An der Grenze und an den großen Heerstraßen entstanden eine Menge Ansiedelungen. Auch aus den benachbarten Landschaften, namentlich aus Gallien, kamen neue Ansiedler herbei, um die Lücken auszufüllen und gegen Zins das ihnen zugemessene Land zu bebauen. Das ganze sogenannte „Zehntland", (das heutige Bayern, Württemberg, Baden) füllte sich mit römischen Villen, Dörfern und Städten. Der Lauf der Flüsse wurde geregelt, Wald und Sumpf wurden mit Straßen durchzogen, Bergwerke und Steinbrüche eröffnet, Bäder und Tempel, Wirtshäuser, Schulen und Theater errichtet. Die Germanen halten nur einzelne Striche flüchtig bebaut, jetzt kamen aus Italien und Gallien zahlreiche Kulturpflanzen, die bisher unbekannt gewesen waren; Blumen und Obstbäume zierten die Gärten, Reben begannen Felder und Hügel zu schmücken. Die hier weilenden Germanen lernten die Sprache der Römer und nahmen deren Glauben an, sie lernten römische Geräte und römischen Hausbau kennen. Wiesen bewässern und Gärten pflegen. Wie es im Neckarthal war, so war es auch im Moselthal. Von Süden zogen die Händler auf den Waldstraßen, welche die Heere gebahnt hatten, bald einzeln, bald in Karawanen in das Innere des Landes, hielten sich eine Zeitlang in den Dörfern der Germanen auf und erzählten von ihrem mächtigen Kaiser auch in den Gegenden an der Weser und der Elbe, aus denen Arminius die römischen Heere für immer vertrieben hatte. Diese Händler brachten schöne römische Münzen mit dem Bildnis des Kaisers mit, und mancher germanische Fürst bewahrte sie in den Truhen auf. Prächtige Waffen, gar manches feine Schmuckstück wurde von den Händlern erworben, und sie nahmen dafür saftige Schinken aus den Walddörfern mit, oder Braten und Daunen der fetten Gänse von den üppigen Weiden des Niederlandes Roßbach, Hülfsbuch re. 2

15. Nr. 14 - S. 5

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 5 Rom aber herrschte großer Schrecken. Der Kaiser Augustus rang die Hände und rief: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Bald danach brach Uneinigkeit unter den deutschen Fürsten aus. Sie beneideten Armin um seinen Ruhm und fürchteten, er würde sich zu ihrem Könige auswerfen. 12 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde wurde Armin meuchlings ermordet. Seit 1875 steht im Teutoburger Walde sein Denkmal. Hoch schwingt er sein Schwert, das die Inschrift trügt: „Deutsch- lands Einigkeit meine Stärke; meine Stärke Deutschlands Macht." es Friedlicher Verkehr der Römer mit den Germanen. Dem Aufstande folgte eine lange Friedenszeit. Die Römer drangen wieder langsam vor, legten an wichtigen Punkten Festungen an und errichteten von der Lippe den Rhein entlang bis zur Donau einen hohen Grenzwall (Bild 2), der 2. Römischer Grenzwall. (Nach Turris limiti tutando destinata; Verlag von Fr. A. Perthes in Gotha.) durch Türme und kleine Festungen (Kastelles geschützt war. Von diesen Kastellen ist die Saalburg bei Homburg auf Befehl Kaiser Wilhelms Ii. in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt worden. Neben den Kastellen bildeten sich nach und nach Städte. So entstanden dort Straßburg, Worms, Koblenz, Bonn, Cöln, Trier n. a. Ans dem Inneren des Landes kamen die Germanen nach den Grenzorten, brachten die Erzeugnisse ihres Landes zum Verkauf mit und tauschten dafür römische Geräte, Kleider und Waffen ein. Ebenso zogen auch römische Händler tief in das Land bis zur Nord- und Ostsee und führten Bernstein und blondes Haar germanischer Frauen in Rom ein. Durch den friedlichen Verkehr mit den Römern wurde der Ackerbau gehoben und der Anbau von edlen Obstsorten, von Wein und Weizen begonnen.

16. Geschichte für katholische Schulen - S. 5

1911 - Breslau : Hirt
I Geschichte. 5 Rom aber herrschte großer Schrecken. Der Kaiser Augustus rang die Hände und rief: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Bald danach brach Uneinigkeit unter den deutschen Fürsten aus. Sie beneideten Armin um seinen Ruhm und fürchteten, er würde sich zu ihrem Könige auswerfen. 12 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde wurde Armin meuchlings ermordet. Seit 1875 steht im Teutoburger Walde sein Denkmal. Hoch schwingt er sein Schwert, das die Inschrift trägt: „Deutschlands Einigkeit meine Stärke; meine Stärke Deutschlands Macht." c) Friedlicher Verkehr der Römer mit den Germanen. Dem Aufstande folgte eine lange Friedenszeit. Die Römer drangen wieder langsam vor, legten an wichtigen Punkten Festungen an und errichteten von der Lippe den Rhein entlang bis zur Donau einen hohen Grenzwall (Bild 2), der 2. Römischer Grenzwall. (Nach Turris limiti tutando destinata; Verlag von Fr. A. Perthes in Gotha.) durch Türme und kleine Festungen [Pastelle] geschützt war. Von diesen Kastellen ist die Saalburg bei Homburg auf Befehl Kaiser Wilhelms Ii. in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt worden. Neben den Kastellen bildeten sich nach und »ach Städte. So entstanden dort Straßburg, Worms, Koblenz, Bonn, Cöln, Trier it. a. Aus dem Inneren des Landes kamen die Germanen nach den Grenzorten, brachten die Erzeugnisse ihres Landes zum Verkauf mit und tauschten dafür römische Geräte, Kleider und Waffen ein. Ebenso zogen auch römische Händler tief in das Land bis zur Nord- und Ostsee und führten Bernstein und blondes Haar germanischer Frauen in Rom ein. Durch den friedlichen Verkehr mit den Römern wurde der Ackerbau gehoben und der Anbau von edlen Obstsorten, von Wein und Weizen begonnen.

17. Geschichte für konfessionell gemischte Schulen - S. 5

1911 - Breslau : Hirt
1 Geschichte. b Rom aber herrschte großer Schrecken. Der Kaiser Augustus rang die Hände und rief: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Bald danach brach Uneinigkeit unter den deutschen Fürsten aus. Sie beneideten Armin um seinen Ruhm und fürchteten, er würde sich zu ihrem Könige auswerfen. 12 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde wurde Armin meuchlings ermordet. Seit 1875 steht im Teutoburger Walde sein Denkmal. Hoch schwingt er sein Schwert, das die Inschrift trägt: „Deutschlands Einigkeit meine Stärke; meine Stärke Deutschlands Macht." c) Friedlicher Verkehr der Römer mit den Germanen. Dem Aufstande folgte eine lange Friedenszeit. Die Römer drangen wieder langsam vor, legten an wichtigen Punkten Festungen an und errichteten von der Lippe den Rhein entlang bis zur Donau einen hohen Grenzwall (Bild 2), der 2. Römischer Grenzwall. (Nach Turris lirniti tutando destinata; Verlag von Fr. A. Perthes in Gotha.) durch Türme und kleine Festungen [Pastelle] geschützt war. Von diesen Kastellen ist die Saalbnrg bei Homburg auf Befehl Kaiser Wilhelms Ii. in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt worden. Neben den Kastellen bildeten sich nach und nach Städte. So entstanden dort Straßburg, Worms, Koblenz, Bonn, Cöln, Trier n. a. Aus dem Inneren des Landes kamen die Germanen nach den Grenzorten, brachten die Erzeugnisse ihres Landes zum Verkauf mit und tauschten dafür römische Geräte, Kleider und Waffen ein. Ebenso zogen auch römische Händler tief in das Land bis zur Nord- und Ostsee und führten Bernstein und blondes Haar germanischer Frauen in Rom ein. Durch den friedlichen Verkehr mit den Römern wurde der Ackerbau gehoben und der Anbau von edlen Obstsorten, von Wein und Weizen begonnen.

18. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 15

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die römische Kaiserzeit. 15 den Main entlang und über den Odenwald an den Neckar geführt wurde, um es besser zu bewachen. Wachttürme und weiter zurück Kastelle dienten den Vorposten als Stützpunkte. § 10. Die Limesanlagen und die Grenzsperre. Die Arbeit der slavischen Kaiser wurde nach festen Zielen fortgesetzt von den folgenden Kaisern Trajan (98—117), Hadrian (117—138) und Antoninus Pius (138—161), welche das Gebiet noch erweitert, den Grenzweg befestigt, das Straßennetz ausgebaut und die Kolonisation des gewonnenen Gebiets auf alle Weise gefördert haben. Die beiden letzten Kaiser schoben die Limeslinie vor und verlegten die Verteidigung an die äußere Linie, die zugleich als Grenzsperre diente. Steinkastelle x) und Steintürme traten an die Stelle der Erdbefestigungen und der hölzernen Türme, Truppen aus fernen Gegenden wie Britannien und Spanien kamen als Wachposten in dies Waldland. Später wurde die Grenzlinie noch durch Wall und Graben und Palissadenzauu verstärkt, soweit nicht der Main die Grenze bildete. Von Miltenberg ging der Grenzwall über Walldürn und weiter in schnurgerader Richtung auch über Schluchten nach Welzheim. Hier schloß der rätische Limes an, den man in eine Mauer, wie die chinesische, verwandelt hat (im Ansang des 3. Jahrhunderts), 175 km deckte eine mehr als meterdicke Mauer von 21/z m Höhe die Grenze. Doch all diese ängstlichen Maßregeln waren umsonst, denn nach 162 drängten in immer stärkeren Stößen die germanischen Stämme über die römischen Schutzwehren. § 11. Die Kultur der römischen Grenzländer aus deutschem Boden. In diese Grenzgebiete drängten sich allerlei Kolonisten. Neben den Soldaten traten Ackerbauer, Handwerker, Künstler und Händler. Auf den Domänen wurden Pächter angesiedelt. Einzelne Dorf sch asten bekamen allmählich städtisches Wesen mit Selbstverwaltung wie schon unter Trajan Lopoduuum, der Mittelpunkt einer großen Gaugemeinde (civitas Ulpia). Aber während im Keltenlande eine neue Mischkultur erwuchs, war sie in ihrer äußern Erscheinung in jenen Grenzlanden nicht viel anders als etwa am Rande der afrikanischen Sahara. Meierhöfe, größere Gutshöfe und heitere Villen wurden erbaut aus Stein und Ziegel, Mosaiken deckten auch hier den Boden, Thermen mit den Heizanlagen unter dem 1) In die Zeit Hadrians und seines Nachfolgers fällt der Bau der Saalburg auf dem Taunus über Homburg vor der Höhe, die, nach dem Wunsche nnferes Kaisers wieder hergestellt, ein so anschauliches Bild eines römischen Kastells gibt.

19. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 53

1894 - Gera : Hofmann
I. Die Vorzeit. 8. Die römische Militärgrenze. 53 Vorzeit. Die Ansprüche zwar bleiben die gleichen: noch immer wird die Eroberung oder wenigstens die Befriedung des Landes bis zur Weser angestrebt, und im Süden Deutschlands gefällt man sich sogar in einer Erweiterung der bisherigen Aufgabe, indem man das Land zwischen Rhein und Neckar, ja über diesen hinaus gallischer Einwanderung öffnet. Aber die alte Thatkraft ist dahin; nur wenn germanische Einfälle den Angriff verwegen herausfordern, dringen die Legionen in das verwachsene Dickicht der swebischen oder istwäischen Wälder; im übrigen begnügt man sich mit der unrömischen Form strikter Verteidigung durch Wall und Graben. In diesen Bestrebungen ersteht im Westen und Süden Deutschlands, in den Rhein- wie den Donaugegenden allmählich, vornehmlich im Laufe des ersten Jahrhunderts, eine Militärgrenze, wie sie alternde Kulturen gegen die andringende Kraft jugendlicher Völker zu errichten pflegen." (K. Lamprecht.) Unter den Flaviern (seit 69) und der Dynastie des Nerva (seit 96) war wieder ein frischerer Zug in das römische Reich gekommen; noch einmal nahm es wenigstens an einigen Grenzen den Gedanken auf, seiner Macht und Gesittung die Völkerwildnis des Nordens zu unterwerfen. Am Rhein geschah das allerdings nur in bescheidenem Maßstabe. Einige der benachbarten Stämme wie die Chatten, Tubauteu (zwischen Assel und Vecht) und Brukterer wurden vorübergehend zum Gehorsam gebracht. Eiue militärische Besetzung rechtsrheinischen Landes hat am Niederrhein nicht stattgefunden, ebenso wenig eine Verschiebung der römischen Kulturgrenze; denn der Schwerpunkt der Grenzpolitik lag seit dem Ende des ersten Jahrhunderts nicht mehr am Rhein, sondern an der Donau, weil von hier, nicht von dort die größte Gefahr drohte. Dagegen setzten sich im Vorlande des Oberrheins gallische Abenteurer fest, und ihre Siedelungen wurden allmählich so ansehnlich, daß Kaiser Domitian (81 bis 96) beschloß, dies ganze Gebiet, die sogenannten Zehntlande (agri decumates), bis über den Neckar hinaus durch eine feste Grenzsperre zu sichern. Er begann deshalb am Taunus die Erbauung des germanischen Limes. Trajan (98—117) hat ihn wohl im wesentlichen vollendet und damit die römische Grenzwehr zum völligen Abschluß gebracht. Der römische Grenzwall oder „Psahlgraben", limes, begann an der Grenze der beiden germanischen Provinzen bei Rheinbrohl gegenüber der Ahrmündung, lief zum Taunus und längs des Nordabhanges desselben, das untere Kinzigthal einschließend, ostwärts, dann südlich bis zum Main, den er bei Ober-Krotzenburg erreichte, so daß dieser Fluß selbst bis Miltenberg die Grenzscheide bildete; von da ab ging der Limes schnurgerade bis Lorch an der Rems. Hier begann dann der rätische Limes, der im flachen Bogen längs der Rauhen Alb zog und bei Kehlheim ober Regensburg die Douau erreichte. Die ganze Grenzlinie hat eine Länge von 370 römischen Meilen (542 km), von denen 250 (368 km) auf den germanischen, 120 (174 km) auf den rätischen Limes entfallen, und ist nicht eigentlich ein Festungswerk, wie der Piktenwall Hadrians im nördlichen England, sondern eine Grenzsperre, welche die Überwachung des Grenzverkehrs den Germanen gegenüber erleichtern sollte, deshalb nur bei Tage nach Ablegung der Waffen und Zahlung des etwaigen Eingangszolles passiert werden durfte und nur insoweit befestigt war, daß die Wach-

20. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 29

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Germanen und Römer. 29 Trotz zahlreicher Kämpfe war also weder den Germanen die Gewinnung Galliens noch den Römern die Unterwerfung Germaniens gelungen. Rhein und Donau blieben für die ersten Jahrhunderte die Grenzen, und auf die Zeiten der Kämpfe folgte ein Zeitalter fruchtbarer Verkehrsbeziehungen zwischen den einstigen Gegnern. Immer zahlreicher traten germanische Jünglinge in römische Kriegsdienste; germanische Häuptlinge mit ihren Gefolgschaften wurden insbesondere gern in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen; denn man kannte ihre Tapferkeit und Treue.—And wie anziehend mußte die römische Kultur auf die Natursöhne wirken! Zwar lebte die große Masse des römischen Volkes in Stadt und Land in überaus gedrückter Lage, aber um so unwiderstehlicher zog das Glänzende des Kaiserreiches den Sohn der nordischen Wälder an: die prächtigen Bauten, die schönen und zweckmäßigen Geräte, die Vergnügungen und Genüsse des Lebens. So kehrten zahlreiche Germanen der Leimat dauernd den Rücken und siedelten sich im römischen Reiche an. Andere aber kamen wieder heim und brachten die fremden Sitten und Einrichtungen mit. An die Stelle der Lolzhütte trat nun hier und da das steinerne Laus mit dicken Mauern (murus), mehreren Kammern (camera), Fenstern (fenestra) und Türen (porta, Pforte). Die Lolzschindel und das Strohdach wurden vielfach durch die Ziegel (tegula) verdrängt. In den Gärten gediehen bald aus Italien und Gallien stammende Fruchtsorten, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche (persicum), Kirschen (cerasus) und Pflaumen Dazu wohlschmeckende Gemüsearten, wie Kohl und Spargel. Südliche Reben schmückten Lügel und Flußufer, und zahlreiche Winzer (vinator) kelterten ihre Trauben. Bald kamen von Süden und Westen her die römischen Ländler. Einzeln und in Karawanen drangen sie auf den schmalen Waldwegen in das Innere Germaniens und brachten Tauschwaren mit: römische Münzen mit den Bildnissen der Kaiser, Waffen, Geräte für Feld und Garten und manches Schmuckstück für die germanischen Frauen: Armbänder, Ketten, Spangen und Spiegel. Dafür tauschte man Lörner und Läute der Tiere des Waldes, Gänsefedern, Mohrrüben und anderes ein. Mit den Gegenständen drangen auch die fremden Bezeichnungen ein und leben noch heute als „Lehnwörter" fort. Nicht mit der gleichen Bequemlichkeit konnte der Germane römisches Gebiet betreten. Daran hinderte seit dem Ende des ersten Jahrhunderts der limes („Grenzwall"), auch Ladrianswall genannt, weil Kaiser Ladrian ihn vollendete. Das war eine von Regensburg bis Koblenz reichende, gegen sechzig Meilen lange Befestigung, die von der Donau bis in die Gegend von Schwäbisch-Gmünd aus einer zweieinhalb Meter hohen Bruchsteinmauer und