Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 30

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 30 - 16. Heinrich H., der Löwe. 1302—1329. 1. „Der Löwe." — Heinrich Ii. war ein thatkräftiger Fürst. Während der Abwesenheit seines Vaters hatte er schon mehrere Raubburgen zerstört und den Landsrieden mit eiserner Hand aufrecht erhalten. Seit er aus dem Reichstage zu Erfurt im Beisein des Kaisers Rudols (1273—1291) den Ritterschlag empfangen hatte, ging er stets im Harnisch einher. Furchtlos und mutig wie ein Löwe, verbrachte er den größten Teil seines Lebens in schweren Kämpfen, aus denen er stets als Sieger hervorging. 2. Der Froh der Seestädte. — Einen heftigen Kampf hatte Heinrich Ii. gegen die Seestädte Wismar und Rostock zu bestehen, welche als Mitglieder des mächtigen Hansabundes kräftig aufgeblüht waren und vereint nach völliger Unabhängigkeit von der fürstlichen Oberhoheit strebten. Im Jahre 1310 wollte Heinrich die Hochzeit seiner Tochter auf feinem Schlöffe in Wismar feiern; die Stadt verschloß ihm jedoch die Thore. Zürnend zog der Fürst ab und feierte das Fest in Sternberg. In ähnlicher Weise lehnte sich die Stadt Rostock gegen ihren damaligen Oberlehnsherrn Erich von Dänemark aus. 3. Das furnier bei Rostock. — König Erich gedachte zu Psinasten 1311 in Rostock ein großes Turnier zu halten und hatte zu demselben zahlreiche Einladungen ergehen lassen. Unter dem Vorgeben, die Sicherheit der Stadt würde durch die Menge des zuströmenden Volks gefährdet, schlossen die Rostocker die Thore und ließen niemand herein. König Erich schlug jetzt sein Lager auf dem rechten Warnowufer (zwischen Bartelsdors und Toitenwinkel) aus. Hier erhob sich bald eine prächtige Zeltstadt, in der Wochen hindurch die glanzvollsten Feste und Lustbarkeiten einander folgten. Es war das glänzendste Turnier, das je im Wendenlande stattgefunden hatte. Außer den meisten norddeutschen Fürsten waren viele Erzbischöse und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern gekommen; auch Spielleute, Minnesänger und Gaukler waren in Menge erschienen. Außer dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg empfingen 19 Fürsten und 80 adlige Herren auf dem Turniere den Ritterschlag. Neben den Ergötzlichfeiten des Festes wurden aber auch ernste Beratungen Über die Bestrafung der trotzigen Seestädte gepflogen. Heinrich

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Geschichtsbilder - S. 127

1903 - Berlin : Süsserott
(5. Das Wiedersehen. — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden-Räte entgegen, um die Wahrheit der Knude zu prüfen. Diese Vorsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger ausgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten; einer war bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränft, der anbere bei Sternberg verbrannt worben. Die alten Räte erkannten ihren Herrn wegen seines elenben Aussehens nicht wieber. Erst ans den Antworten, welche der Pilger auf ihre Fragen gab, wurden sie gewiß, daß er ihr Herr sei. Nachbem Gläsin erobert und geschleift worben, zogen Vater nnb Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 7. Heinrichs Tod. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen. Vier Jahre nur regierte er mit seinem Sohne noch zusammen. Dann legte er sein mübes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war. 31. Heinrich Ii., der Löwe. 1302—1329. 1. „Der Löwe." — Heinrich Ii. von Mecklenburg war eiu Fürst von kriegerischer Gesinnung. Währenb der Abwesenheit seines Vaters hatte er schon mehrere Ranbburgen zerstört und den Lanbfrieben mit eiserner Hand aufrechterhalten. Seit er auf dem Reichstage zu Erfurt im Beisein des Kaisers Rubolf den Ritterschlag empfangen hatte, ging er stets im Harnisch einher. Furchtlos und mittig rote ein Löwe, verbrachte der streitbare Held den größten Teil seines Lebens in schweren Kämpfen, ans denen er stets als Sieger hervorging. 2. Der Trotz der Seestädte. — Einen heftigen Kampf hatte Heinrich Ii. gegen die Seestädte Wismar und Rostock zu bestehen, welche ein Bündnis miteinander schlossen und nach völliger Unabhängigkeit von der fürstlichen Oberhoheit strebten. Im Jahre 1310 wollte Heinrich die Hochzeit seiner Tochter auf dem Schlosse in Wismar feiern; die Stadt verschloß ihm jeboch die Tore. Zürneub zog der Fürst ab und feierte das Fest in Sternberg. In ähnlicher Weise lehnte sich die Stadt Rostock gegen ihren damaligen Oberlehnsherrett Heinrich Ii. der Löwe. Erich von Dänemark auf. 3. Das Turnier bei Rostock. — König Erich gebachte zu Pfingsten: 1311 in Rostock ein großes Turnier zu hatten und hatte zu bemselben zahlreiche Einladungen ergehen lassen. Unter beut Vorgeben, die Sicherheit der Stadt würde durch die Menge des zuströmenben Volks gesährbet,.

2. Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen - S. 13

1908 - Berlin : Süsserott
— 13 — Um Johannis 1298 kam Heinrich I. in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Helden herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Gläsin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater tommen werde. Sogleich eilte er nach Wismar, um seiner Mutter diese Kunde zu bringen. 5. Das Wiedersehen. — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Rate entgegen, um die Wahrheit der Kunde zu prüfen. Diese Borsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger aufgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Raten sogleich erkannt und geleitet. Nachdem 'Gläsin erobert und geschleift worden, zogen 25ater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. Tod. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen. Am 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war. 11. Heinrich Ii., der Löwe. 1302—1320. 1. „Der Löwe". — Heinrich Ii. war ein Fürst von kriegerischer Gesinnung. Während der Abwesenheit seines Vaters hatte er schon mehrere Raubburgen zerstört und den Landfrieden mit eiserner Hand aufrecht erhalten. Als streitbarer Held ging er stets im Harnisch einher. Furchtlos und mutig wie ein Löwe, verbrachte er den größten Teil seines Lebens in schweren Kämpfen, aus denen er stets als Sieger hervorging. 2. Der Trotz der Seestädte. — Einen heftigen Kampf hatte Heinrich Ii. gegen die Seestädte Wismar und Rostock zu bestehen, welche ein Bündnis miteinander schlossen und nach völliger Unabhängigkeit von ^ der fürstlichen Oberhoheit strebten. Im Jahre 1310 wollte Heinrich die Hochzeit seiner Tochter auf seinem Schlosse in Wismar feiern; die Stadt verschloß ihm jedoch die Tore. Zürnend zog der Fürst ab und feierte das Fest in Sternberg. In ähnlicher Weise lehnte sich Rostock gegen den König Erich von Dänemark auf, der 1301 ihr Oberlehnsherr geworden war. 3. Das Turnier bei Rostock. — König Erich gedachte zu Pfingsten 1311 in Rostock ein großes Turnier zu heilten und hatte zu demselben große Einladungen ergehen lassen. Unter dem Vorgeben, die Sicherheit der Stadt würde durch die Menge des zuströmenden Volks gefährdet, schlossen die Rostocker ihre Tore und ließen niemand herein. König Erich schlug jetzt sein Lager auf dem rechten Wamowufer (zwischen Gehlsdorf und Toitenwinkel) auf. Hier erhob sich bald eine prächtige Zeltstadt, in der Wochen hindurch die glanzvollsten Feste und Lustbarkeiten einander folgten. Es war das glänzendste Turnier, das je im Wendenlande stattgefunden hatte. Außer den meisten norddeutschen Fürsten waren viele Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern gekommen; auch Spielleute, Minnesänger und Gaukler waren in Menge erschienen. Reben den Ergötzlich feiten des Festes wurden aber auch ernste Beratungen über die Bestrafung der trotzigen Seestädte gepflogen. Heinrich der Löwe erhielt den Auftrag, beide Städte zu demütigen. Gleich nach Schluß des Turniers begann der Kampf.

3. Geschichtsbilder - S. 128

1903 - Berlin : Süsserott
— 128 - schlossen die Rostocker ihre Tore und ließen niemand herein. König Erich schlug jetzt sein Lager auf dem rechten Warnownfer (zwischen Gehlsdorf und Toitenwinkel) auf. Hier erhob sich bald eine prächtige Zeltstadt, in der Wochen hindurch die glanzvollsten Feste und Lustbarkeiten einander folgten. Es war das glänzendste Turnier, das je im Wendenlande stattgefunden hatte. Außer den meisten norddeutschen Fürsten waren viele Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern gekommen; auch Spielleute, Minnesänger und Gaukler waren in Menge erschienen. Neben den Ergötzlichkeiten des Festes wurden aber auch ernste Beratungen über die Bestrafung der trotzigen Seestädte gepflogen. Heinrich der Löwe erhielt den Auftrag, beide Städte zu demütigen. Gleich nach Schluß des Turniers begann der Kampf. 4. Der Kampf gegen die Seestädte. — Wismar unterlag schnell trotz der Hülfe, welche die Schwesterstadt leistete. Nicht so leicht gelang die Bezwingung Rostocks. Heinrich errichtete in Warnemünde an jeder Seite der Flußmündung ein Blockhaus, um den Handel der Stadt zu vernichten. Die Rostocker zerstörten beide Blockhäuser und erbauten aus den Steinen des Petrikirchturms, den sie zu diesem Zwecke abtrugen, einen festen Wartturm zum Schutze der Warnowmündung. Heinrich belagerte diesen Wartturm, und die Besatzung desselben mußte sich nach elf Wochen -ergeben. Auf die Kunde hiervon brach in Rostock ein Bürgerkrieg ans. An der Spitze der Volkspartei stand der Kaufmann Heinrich Runge, welcher deu Rat absetzen und sich zum Bürgermeister wählen ließ. Heinrich überrumpelte die Stadt und stellte mit dem Schwerte die alte Ordnung wieder her. Rostock mußte 14000 Mark Silber an Kriegskosten zahlen und Heinrich den Löwen als Statthalter des Dänenkönigs anerkennen. 5. „Der Lande Rostock und Stargard Herr?' — Als bald darauf König Erich starb, nahm Heinrich der Löwe Stadt und Herrschaft Rostock in Besitz und behauptete sich mit Waffengewalt gegen Erichs Nachfolger, der ihm endlich das Land Rostock abtrat. So wurde Heinrich der Löwe „des Landes Rostock Herr." — Noch eine zweite Erwerbung glückte dem tapferen Fürsten. Heinrich war mit Beatrix, der Tochter des Markgrafen von Brandenburg vermählt, die ihm als Brautschatz das Land Stargard zubrachte. Später wollten die Brandenburger ihm das Land Stargard wieder entreißen, und es kam zum Kriege. Bei Gransee wurde 1316 -eine blutige Schlacht geschlagen. Die Brandenburger hatten eine vierfache Übermacht, zerstoben aber endlich wie eine Schar Hühner über das Schlachtfeld. Seitdem nennen sich die mecklenburgischen Fürsten „der Lande Rostock und Stargard Herr." 6. Letzte Lebensjahre. — Noch andere siegreiche Kriege führte Heinrich der Löwe, und Mecklenburg war nahe daran, die erste Macht Norddentfchiands zu werden. Das fortwährende Kriegführen kostete jedoch viel Geld, und Heinrich mußte in seiner Not zahlreiche fürstliche Besitzungen an die Ritter des Landes verpfänden. Dadurch kam ein mächtiger und trotziger Bafallenstand hoch, der seinen Nachfolgern viel zu schaffen machte. Heinrich der Löwe stiftete das Kloster zu Ribnitz und starb 1329. Er wurde in der Kirche zu Doberan begraben- 31. Albrecht Ii., der Große. 1329—1379. 1. Albrechts Ii. Jugend. — Albrecht Ii., der älteste Sohn Heinrichs Äes Löwen, war beim Tode seines Vaters erst zwölf Jahre alt. Die vielen

4. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 339

1892 - Leipzig : Voigtländer
7] und Mecklenburg-Strelitz. 339 deutschen Ansiedlern füllte, lag das Land der Redarier, das jetzige Mecklenburg-Strelitz, unter pommerscher Herrschaft öde und wüst da. Städte gab es nicht; als slavische Burgen werden Stargard und Beseritz genannt; das Kloster Broda, 1170 in der Nähe des späteren Neubrandenburg als Prämonstratenserstift gegründet, war die einzige kirchliche Anstalt im Lande. Eine bessere Zeit erschien erst, als der Pommernherzog Wartislav 1236 das Land an die Markgrasen Johann und Otto von Brandenburg abtrat. Diese gingen sogleich mit Eiser an die planmäßige und umfassende Besiedelung des Landes. Die deutsche Bevölkerung ist größtenteils von der Altmark eingewandert. Die Namen vieler Dörser sind von der Altmark hierher übertragen, die ersten Städte Friedland (1244) und Neubrandenburg (1248) erhielten Stendaler und Brandenburger Recht. Als das Land 1304 an das mecklenburgische Fürstenhaus kam, erscheint die Bevölkerung als deutsch. 3. Heinrich der Löwe von Mecklenburg. (1302—1329.) Durch die Landesteilung vom Jahre 1229 wurde Mecklenburg so geschwächt, daß es an den Zeitereignissen keinen hervorragenden Anteil nehmen konnte. Da ging aus der Hauptlinie ein kriegerischer Fürst hervor, der den Versuch machte, seinem Lande eine herrschende Stellung im Norden Deutschlands zu erringen. Dies war Heinrich Ii., den man wegen seiner Tapferkeit „den Löwen" nannte. Als er zur Regierung kam, hatten Wismar und Rostock mit den benachbarten Seestädten ein Schutz- und Trutzbllndnis geschlossen und suchten im Vertrauen auf dies Bündnis sich der Herrschaft ihrer Fürsten möglichst zu entziehen. Im Jahre 1310 wollte nun Heinrich die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto von Lüneburg auf feinem Schlosse in Wismar feiern, die Stadt aber verwehrte ihm den Einzug. Heinrich nutzte das Hochzeitsfest nach Sternberg verlegen, gelobte aber, die Stadt für ihren Übermut zu züchtigen. Die Gelegenheit hierzu sollte sich ihm bald bieten. Herr von Rostock war damals König Erich von Dänemark. Er erließ eine Einladung an viele auswärtige Fürsten zu einem großen Turniere, das zu Pfingsten 1311 in Rostock abgehalten werden sollte. Alle weltlichen Fürsten der umliegenden Länder, auch Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern folgten dem Rufe. Die Rostocker aber schlossen die Thore und ließen keinen Teilnehmer am Turnier in die Stadt. König Erich machte gute Miene zum bösen Spiel, lobte die Vorsicht der Stadt und schlug ihr gegenüber am rechten Warnowufer ein prächtiges Lager auf. Am 12. Juni empfing hier der junge Markgraf Waldemar von Brandenburg mit 19 Fürsten und 80 adligen Herrn den Ritterschlag. Hieran schlossen sich Turniere und Festlichkeiten aller Art. Auch Minnesänger fehlten nicht, und Spielleute und Gaukler ergötzten das Volk. Aber auch ernste Beratungen pflogen die versammelten Fürsten; man beschloß den Trotz der übermütigen Seestädte zu brechen und übertrug Heinrich dem Löwen deren Züchtigung. 22*

5. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 27

1899 - Leipzig : Voigtländer
- 27 — werden sollte. Alle weltlichen Fürsten der umliegenden Länder, auch Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern, folgten dem Rufe. Die Rostocker aber schlossen die Thore und ließen keinen Teilnehmer am Turnier in die Stadt. König Erich machte gute Miene zum bösen Spiel, lobte die Vorsicht der Stadt und schlug ihr gegenüber am rechten Warnownfer ein prächtiges Lager auf. Am 12. Juni empfing hier der junge Markgraf Waldemar von Brandenburg mit 19 Fürsten und 80 adligen Herren den Ritterschlag. Hieran schlossen sich Turniere und Festlichkeiten aller Art. Auch Minnesänger fehlten nicht, und Spielleute und Gaukler ergötzten das Volk. Aber auch ernste Beratungen pflogen die verfammelten Fürsten; man beschloß, den Trotz der übermütigen Seestädte zu brechen, und übertrug Heinrich dem Löwen deren Züchtigung. König Erich ernannte Heinrich zu diesem Zwecke zum Statthalter des Landes Rostock. Wismar wurde schnell bezwungen. Rostock leistete hartnäckigen Widerstand. Die Städter zerstörten die beiden Blockhäuser, durch die Heinrich bei Warnemünde den Fluß gesperrt hatte, und errichteten dort einen festen Wachturm; da es an Material fehlte, brachen sie den Petrikirchturm ab und benutzten die Steine zu diesem Bau. Aber im Sommer 1312 erschien König Erich mit größerer Macht bei Warnemünde, unter Leitung Herzog Heinrichs wurde die Besatzung des Rostocker Turmes zur Übergabe gezwungen und die Warnow durch vier neue Türme vollständig gesperrt. Dann schritt man zur Belagerung der Stadt. Vergebens ermahnte jetzt der Rat der Stadt zum Frieden. Der Pöbel, aufgereizt von dem ehrgeizigen Kaufmann Heinrich Runge, beschuldigte die Mitglieder des Rates, im Einverständnisse mit den Feinden zu handeln, fiel über sie her, setzte diejenigen, welche sich nicht durch die Flucht zu retten vermochten, gefangen und ließ sie unter grausamen Martern hinrichten. Heinrich Runge trat nun an die Spitze des neuen Rates, aber Handel und Verkehr stockten, die Lebensadern waren der Hansestadt unterbunden. Auf die Dauer war dies für die Bewohner der Stadt un-

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 20

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
- 20 - fürsten gewühlt. Diese waren die Erzbischöfe von Mainz. Trier und Köln, die Kurfürsten bort der Pfalz, Sachsen und Brandenburg und der König von Böhmen. Stiftung der Universitäten. 1440 erfonb Johann Guttenberg die Buchdruckerkunst. Dadurch wurde die Wissenschaft gewaltig geförbert und die Bilbung allgemeiner. Wichtig waren ferner die Erfindungen des Kompasses und des Schießpulvers. Berthold Schwarz. — Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453). § 21. Heinrich Ii., der Löwe. Auf Heinrich I. folgte (1302) Heinrich Ii. auf dem mecklenburgischen Throne. Dieser durch Tapferkeit^ und Felbherrn-geschick ausgezeichnete Fürst hatte viel mit den Seestäbten Rostock und Wismar, sowie mit dem Markgrafen von Branbeubnrg zu kämpfen. Als er die Hochzeit seiner Tochter in Wismar feiern wollte, verschloß ihm diese Stadt die Thore. Ebenso machte es die Stadt Rostock gegen ihren Oberlehnsherrn, den König Erich von Dänemark, als dieser (1311) hier ein glänzenbes Turnier • feiern wollte. Erich schlug in der Nähe von Gehlsborf sein Lager auf. Auf diesem Turnier, ans welchem 6000 Ritter und Knappen im Turnieranzuge anwesenb waren, würde die Züchtigung bet beiben Seestäbte beschlossen. Wismar warb bald bezwungen. Rostock ergab sich erst, nachdem es manche Noth erbulbet hatte. Heinrich Runge. Wegen des Besitzes des Laubes Stargarb, welches seine Gemahlin Beatrix ihm als Brautschatz mitgebracht hatte, gerieth Heinrich der Löwe mit dem Markgrafen Walbemar von Brandenburg in Krieg. Er besiegte betreiben in der Schlacht bei Gransee (1316). Vom König Erich würde Heinrich mit Rostock belehnt. Er nannte sich beshalb „der Lande Rostock und Stargarb Herr." Mecklenburg litt ganz entsetzlich durch diese Kriege. § 22. Die katholische Kirche vor der Reformation. Don Christi Leiben, Sterben und Erlösen würde in den Kirchen gar wenig geprebigt. Dagegen betrachtete man bis Jungfrau Maria und andere Heilige, welche mehr gute Werke gethan haben sollten, als zu ihrer Seligkeit nöthig gewesen, als

7. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 26

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 26 — zeugten sie sich, daß es der alte Fürst Heinrich war. Nun eilte auch die Gattin herbei, die an gewissen Wahrzeichen ihren Eheherrn sogleich wieder erkannte, und mit ihr der älteste Sohn Heinrich, den der Fürst als dreijährigen Knaben verlassen hatte und der inzwischen ein gar stattlicher Kriegsheld geworden war. Jubel ging durch das ganze Land; Wismar bereitete dem alten Landesherrn einen festlichen Empfang, und als er der Nachbarstadt Lübeck, die sich, wenn auch vergeblich, um seine Freilassung bemüht hatte, einen Besuch abstattete, ritten ihm Ratsherren und Bürger „mit Schalle" entgegen und erwiesen ihm große Ehren. Lange sollte jedoch der Pilger seine Heimkehr nicht überleben. Er starb am 2. Januar 1302; sein treuer Dienstknecht Martin Vleyer war ihm schon im Tode vorangegangen. 5* Heinrich der Löwe von Mecklenburg (J302—2% Durch die Landesteilung vom Jahre 1229 wurde Mecklenburg so geschwächt, daß es an den Zeitereignissen keinen hervorragenden Anteil nehmen konnte. Da ging aus der Hauptlinie ein kriegerischer Fürst hervor, der den Versuch machte, seinem Lande eine herrschende Stellung im Norden Deutschlands zu erringen. Dies war Heinrich Ii., den man wegen seiner Tapferkeit „den Löwen" nannte. Als er zur Regierung kam, hatten Wismar und Rostock mit den benachbarten Seestädten ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen und suchten im Vertrauen auf dies Bündnis sich der Herrschaft ihrer Fürsten möglichst zu entziehen. Im Jahre 1310 wollte nun Heinrich die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto von Lüneburg auf seinem Schlosse in Wismar feiern, die Stadt aber verwehrte ihm den Einzug. Heinrich mußte das Hochzeitsfest nach Sternberg verlegen, gelobte aber, die Stadt für ihren Übermut zu züchtigen. Die Gelegenheit hierzu sollte sich ihm bald bieten. Herr von Rostock war damals König Erich von Dänemark. Er erließ eine Einladung an viele auswärtige Fürsten zu einem großen Turniere, das zu Pfingsten 1311 in Rostock abgehalten

8. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 67

1897 - Wismar : Hinstorff
67 Tochter des Markgrafen von Brandenburg. Sie brachte ihm als Brautschatz das Land Stargard mit. 1. Sein Kampf mit Wismar und Rostock. Heinrich hat fast die ganze Zeit seines Lebens im Felde zugebracht. Seme bedeutendsten Kmpfe hatte er gegen die Seestdte Wismar und Rostock Zu führen. Diese waren durch den groen Seehandel, den sie be-trieben, stark und mchtig geworden, und trachteten nun darnach, sich von der Oberhoheit der Fürsten loszumachen. Den Ansto hierzu gab Wismar. Heinrich wollte nmlich im Jahre 1310 die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzog Otto von Lneburg auf seinem Schlosse zu Wismar feiern. Die Wismarschen befrchteten, da durch das viele fremde Volk Unruhe und Unordnung in der Stadt entstehen knnte, und schlssen die Thore. Zrnend mute Heinrich abziehen und die Hochzeit zu Sternberg seiern. hnlich erging es dem Könige Erich von Dnemark im folgenden Jahre. Rostock stand damals unter dnischer Oberhoheit. Erich kam mit einem groen Gefolge nach Rostock und wollte dort seine Feste feiern. Da wurde der Rat bedenklich und schlo die Thore. In seinem Unmute schlug Erich an der anderen Seite der Warnow sein Lager auf und versammelte zwischen Gehlsdorf und Bartelsdorf sein Gefolge. Hier wurde nun der glnzendste Hofhalt gefeiert, den Mecklenburg je gesehen hat. Eine Menge Fürsten, selbst aus Schwaben und vom Rheine her, waren gekommen, das Fest zu ver-herrlichen. Dazu sollen 6000 Ritter dort gewesen sein. Wochen-lang whrten die Turniere und endeten schlielich mit dem Beschlu, die aufrhrerischen Städte gemeinschaftlich zu zchtigen. Wenige Wochen spter stand deshalb Heinrich mit groer Macht vor Wismar. Er trieb die Stadt in kurzer Zeit so in die Enge, da sie unter harten Bedingungen den Frieden annehmen mute. Schwerer giug es mit Rostock. Es hatte sein Schicksal kommen sehen und sich daher nach Krften gerstet. Heinrich konnte hier zunchst nichts weiter erreichen, als da er zu Warnemnde zwei Blockhuser er-richten lie, um den Seehandel der Stadt zu stren. Die Rostocker aber berfielen unversehens die Schanzen, zerstrten sie und erbauten an ihrer Stelle einen Turm. Nun nderte sich der Stand der Dinge. Die Mecklenburger und Dnen verbanden sich, zerstrten den Turm und sperrten abermals den Hasen. Dadurch entstand eine groe Teurung in der Stadt. Schiffahrt, Handel und Gewerbe lagen darnieder. Verdienst war nirgends. In Rostock selbst herrschte Aufruhr. Unter Anfhrung des Johann Runge berfiel der Pbel die Ratsherren, denen man die Schuld beima. Einige wurden ge-ttet, andere ins Gefngnis geworfen. Nur ein Teil konnte sich durch die Flucht retten. Ein neuer Rat wurde eingesetzt. Aber es fehlte berall an Vertrauen. Rostock htte untergehen mssen, wenn dieser Zustand lange angehalten htte. Da berrumpelte Heinrich .die Stadt und stellte mit dem Schwerte in der Hand die Ordnung

9. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 56

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 56 — werden, dann gab es saure Arbeit; beim die Feinde suchten die Mauer zu zerstreu ober zu übersteigen. Sie schoben den Mauerbrecher heran, zogen den an Ketten wagerecht hängenben schweren Balken etwas zurück und stießen ihn dann mit seiner eisernen Spitze gegen die Mauer, um eine Bresche zu legen. X.ber sie schleuberten mit Wurfmaschinen schwere Steine in die Stadt Mittlerweile war der hölzerne Belagerungsturm fertig, der die Stadtmauer überragte. Er würde aus Räbern bicht herangeschoben, eine Fallbrücke niebergelassen und nun brangen die Krieger in die Stadt. Andere erstiegen mit Leitern die Mauer. Die Bürger aber wehren sich. Ein Loch in der Mauer wirb sofort tpteber ausgefüllt. Mit der Armbrust suchen sie jeben Feind, der sichtbar wirb niederzuschießen. eie gießen Pech, Schwefel und geschmolzenes Blei aus die Andringenden und suchen den Belagerungsturm in Branb zu setzen. Ost werben die Feinde mit blutigen Kopsen heimgeschickt. Z. I) ein rieb Ii.» der Cöwe, von Mecklenburg. 1302—1329. 1. Kampf mit den Seestädten. Die Seestabt Wismar allein schon fühlte [ich mächtig genug, den Fürsten zu trotzen. Bereits während der Abwesenheit Heinrichs des^ Pilgers hatte sie Anastasia und ihren Söhnen verschiedentlich die Tore verschlossen. So machte sie es auch wieber, als 1310 Heinrich Ii., der den Beinamen „der Löwe" trägt, in ihren Mauern die Hochzeit seiner Tochter mit dem Herzog X tto von Lüneburg feiern wollte. Die zusammenströmenbe Menschenmenge könne die Orbnnng der Stadt gefährden, hieß es. Das Fest mußte in eternberg stattfinden. 1311 aber kam Heinrich wieber. Wismar mußte sich ergeben, obgleich es im Kampf durch Rostock und Lübeck unterstützt würde. 2. Der Lande^ Rostock Herr. Wie Wismar dem Fürsten Heinrich, so verschloß 1311 die Stadt Rostock ihrem Lehnsherrn König Erich" von Dänemark die Tore, als dieser dort zur Pfingstzeit Hoftag und Turnier ’ abhalten wollte. Am Gehlsdorfer Ufer mußten die Feste stattfinden. In außerordentlich prunkvoller Weise wurde gefeiert und zugleich der Rachezug gegen die unbotmäßige Stadt beschlossen. Heinrich der Löwe sollte ihn ausführen. Das war allerdings nicht leicht. Um zunächst den Rostockern den Zugang zur See abzuschneiden, ließ Heinrich bei Warnemünde zwei Wachttürme erbauen. Die Rostocker zerstörten sie und bauten aus den Steinen des abgetragenen Petri-Kirchturms und der Warnemünder Kirche nun selbst einen festen Turm, den nach längerer Zeit Heinrich wieder bezwang, indem er die Bemannung aushungerte. Die Stadt nahm er erst im Januar 1314 durch einen Handstreich ein. Ein Wagen mußte wie zufällig ein Rad im Tor verlieren, wodurch das Schließen der Pforte verhindert wurde. Damit machte er zugleich einem Aufruhr ein Ende. Die Aufrührer (Thomas Runge) wurden gerädert und der vertriebene Rat wieder eingesetzt. Heinrich wurde Statthalter von Rostock und nach König 1323 Erichs Tod der Lande Rostock Herr (1323). Darauf deutet der Greif im mecklenburgischen Wappen. 3. Herr von Stargard. Heinrichs Gemahlin Beatrix, Tochter des Markgrafen Albrecht Iii. von Brandenburg brachte ihm 1292 das Land Stargard als Brautschatz mit in die Ehe. (S. Frauenarm im Mecklenburger Wappen!) Beatrix starb 1213. Waldemar von Brandeburg forderte nun Stargard zurück

10. Realienbuch mit Abbildungen - S. 92

1908 - Rostock : Boldt
92 und Rostock, die fort und fort nach größerer Selbständigkeit trachteten, war er wenig gewogens ebensowenig den schamlosen Raubrittern, denen er in Gemeinschaft mit andern mehr als 10 Raubburgen zerstört hat. Um so ergebener waren ihm seine kriegslustigen Edelleute. Er hat den Besitz seines Fürstentums um die Herrschaft Rostock und das Land Stargard vergrößert. Daher führen von Heinrich Ii. an die Herrscher- Mecklenburgs den Titel: „der Lande Rostock und Stargard Herr". 2. Sein Kampf mit den Seestädten. Als Heinrich Ii. die Hochzeit seiner Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto von Lüneburg in Wismar feiern wollte, schloß die Stadt ihre Tore zu, wahrscheinlich aus Furcht vor Störungen, da viele fremde Fürsten und Herren von Heinrich zur Hochzeit geladen waren. Grollend zog er ab und feierte die Hochzeit in Sternberg. Ähnliches nahm sich einige Zeit darauf auch Rostock heraus. Als König Erich von Dänemark, der sich für den Oberherrn der Ostseeländer hielt, hier ein großes Turnier abhalten wollte, ließ die Stadt die zahlreich versammelten Fürsten und Herren nicht ein. Das Turnier mußte außerhalb der Stadt bei Gehlsdorf abgehalten werden. Es war ein überaus prunkvolles Fest. Täglich hielt der König offene Tafel, nicht bloß für die geladenen Gäste, sondern auch für alle Zuschauer. Wein und Bier konnte jedermann aus den hergerichteten Brunnen soviel schöpfen, als er mochte, und für die Pferde lag ein großer Haufen Hafer ausgeschüttet da. Im Festspiel zeichneten sich auch 23 mecklenburgische Adlige aus, die vom König Erich zu Rittern geschlagen wurden. Als solche erhielten sie einen scharlachroten Mantel, innen mit russischem Pelzwerk gefüttert, und ein dänisches Roß nebst Schild und Schwert. Damit erschienen sie hernach täglich zum Kampf- spiele. — Aber auch ernste Dinge wurden in diesen Festtagen beraten. Die Seestädte sollten für ihren Übermut gestraft werden. Unserm Herzog Heinrich wurde diese Züchtigung übertragen. Zunächst wandte er sich gegen Wismar, welches er bald bezwang. Dann zog er gegen Rostock, welches er erst nach jahrelangen harten Kämpfen, zuletzt durch einen kühnen Handstreich, überwand. Er hielt ein strenges Gericht. Die Stadt mußte ihm den Treueid leisten und die hohe Geldsumme von 14 000 Mark sein Silber (über 7 a Mill. Mark) zahlen. 3. Sein Kampf um die Herrschaft Stargard. Im Jahre 1292 vermählte sich Heinrich mit Beatrix, der Tochter des Markgrafen Albrecht von Brandenburg. Als Mitgift erhielt Beatrix das Land Stargard, das heutige Meckl.-Strelitz, gegen eine geringe Kaufsumme. Später aber sorderten die Erben Albrechts, der kinderlos starb, das Land wieder zurück. Heinrich verweigerte die Zurückgabe und geriet dadurch mit Waldemar von Brandenburg in einen blutigen Krieg. Waldemar zog mit einem 4 mal so großen Heere gegen Heinrich. Dieser schlug ihn aber bei Gransee so vollständig, daß er gern Frieden schloß und Heinrich als Herrn von Stargard anerkannte. Ein damaliger Chronist sagt über diese Schlacht: „Das war das größte Streiten, das je zu unsern Zeiten im wendischen Lande geschah!" Noch manchen Kamps und Strauß hatte Heinrich zu bestehen, aber er wich nicht. — Als er 1329 sein tatenreiches Leben beschloß, hinterließ er seinen Nachfolgern ein angesehenes Land und einen geachteten Fürstennamen. (Vergl. auch 2. Leseb. Nr. 131.)

11. Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt - S. 20

1900 - Rostock : Süsserott
- 20 8. Aus der Regierungspit Heinrichs des Lwen von Mecklenburg. a. Wie Heinrich der Lande Rostock und Stargard Herr ward. Heinrich Ii. von Mecklenburg, der Sohn Heinrichs des Pilgers, erhielt wegen seiner Tapferkeit schon von seinen Zeit-genossen den Beinamen der Lwe", denselben, den einst der groe Sachsenherzog Heinrich, der Bezwinger des Wendenlandes, getragen hatte. Ihm verdankt Mecklenburg zwei Erweiterungen seines Gebietes, die Erwerbung der Herrschast Rostock und des Landes Stargard. Die Herrschaft Rostock war einer der vier Teile, in welche Mecklenburg im Jahre 1229 von den vier Urenkeln Pribislavs geteilt worden war. Sie geriet im Anfang des 14. Jahrhunderts in die Gewalt des Dnenknigs Erich. Schon da-mals aber stand die Stadt Rostock mit Lbeck, Wismar und anderen Seestdten in einem Bndnis, dem wendischen Stdte-bunde", der sich in der Folgezeit zu dem mchtigen Bunde der Hansa erweiterte; alle diese Städte, die reich und blhend und deren Brger voll Stolz und Selbstgefhl waren, strebten danach, sich von den Fürsten unabhngig zu machen. Auch Rostock und Wismar waren deshalb schon in mancherlei Strei-tigkeiten geraten. So hatte Wismar im Jahre 1310 seinem eigenen Fürsten Heinrich dem Lwen, als er die Hochzeit seiner Tochter hier feiern wollte, den Eintritt verweigert, fo da Heinrich die Hochzeit nach Sternberg verlegen mute. hnlich machte es Rostock, als im Jahre 1311 König Erich ein groes Turnier dort zu feiern gedachte. Sie frchteten, lieen die Brger dem Könige sagen, da durch die vielen Fremden Unruhen und Auf-rhr in der Stadt entstehen knnten, und verschlossen seinen Gsten die Thore. Der König machte gute Miene zum bsen Spiel, lobte die Vorsicht der Rostocker und feierte das Turnier auf einem ebenen Felde am rechten Ufer der Warnow (in der Nhe des heutigen Dorfes Toitenwinkel), wo eine ganze Zelt-stadt fr Fürsten und Ritter entstand. Wochenlang reihte sich eine Festlichkeit an die andere, doch wurden auch ernstere Beratungen gepflogen: die Fürsten ver-banden sich zur Zchtigung der bermtigen Seestdte. Gleich nach dem Schlsse des Turniers wandte sich Heinrich der Lwe

12. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 31

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 31 - der Löwe erhielt den Auftrag, beide Städte zu demütigen. Gleich nach Schluß des Turniers begann der Kampf. 4. Der Kampf gegen die Seestädte. — Wismar unterlag schnell trotz der Hülfe, welche die Schwesterstadt leistete. Nicht so leicht gelang die Bezwingung Rostocks. Heinrich errichtete in Warnemünde an jeder Seite der Flußmündung ein Blockhaus, um den Handel der Stadt zu vernichten. Die Rostocker zerstörten beide Blockhäuser und erbauten aus den Steinen des Petrikirchturms, den sie zu diesem Zwecke abtrugen, einen festen Wartturm zum Schutze der Warnow-mündung. Heinrich belagerte diesen Wartturm, und die Besatzung desselben mußte sich nach elf Wochen ergeben. Auf die Kunde hiervon brach in Rostock ein Bürgerkrieg aus. Die einem Friedensschlüsse zugeneigte Ratspartei ward von der Volkspartei, an deren Spitze der Kaufmann Heinrich Runge stand, des geheimen Einverständnisses mit dem Feinde beschulbigt. Die von Runge aufgehetzten Bürger wüteten mit Plünbern und Morben unter den Trägern der stäbtischen Gewalt. Ein neuer Rat würde eingesetzt, Heinrich Runge zum Bürgermeister gewählt. Heinrich Ii. aber überrumpelte die Stadt und stellte mit dem Schwerte die alte Orbnung röieber her. Rostock mußte 14000 Mark Silber an Kriegskosten zahlen und Erich von Dänemark aufs neue als seinen Herrn anerkennen, welcher dann Heinrich zum Statthalter einsetzte. 1312. 5. „Der Lande Rostock und Stargard Herr". — Als 1319 König Erich starb, nahm Heinrich die Stadt und Herrschaft Rostock ohne weiteres in Erbbesitz und behauptete sich mit Waffengewalt gegen Erichs Nachfolger, der ihm am 21. Mai 1323 das Land Rostock förmlich abtrat. So würde Heinrich der Löwe „des Landes Rostock Herr". — Noch eine anbere Erwerbung glückte dem tapfern Fürsten. Heinrich hatte sich 1292 mit Beatrix, der Tochter des Markgrasen Albrecht von Branbenburg vermählt, die ihm als Brautschatz das Land Stargard zubrachte. Die Rechtsgültigkeit der Vereinigung Stargards mit Mecklenburg warb von Brandenburg in dem Vertrag von Wittmannsbors 1304anerkannt, nach dem 1-344 erfolgten Tode der Beatrix jeboch von Albrechts Nachfolger Walbemar angefochten. Es kam zum Kriege zwischen den Branbenburgern und Mecklenburgern. Erstere, obwohl in vierfacher Übermacht, würden 1316 in der Schlacht bei Granfee völlig geschlagen und mußten im Frieden

13. Kurzgefaßte Geschichte Mecklenburgs - S. 21

1904 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 21 — legte er das Schwert nur selten beiseite und stritt unaufhörlich und mit Glück für die Erweiterung der Macht seines Hauses. Vor allem führte er einen heftigen Kampf mit den Seestädten N o st o ck und ßampf mit Wismar. Diese hatten mit Stralsund, Greifswald und Lübeck den Bund der w e n d i s ch e n S t ä d t e geschlossen, eine jener Vereinigungen, aus denen sich die große deutsche Hansa entwickelte, und strebten nach völliger Selbständigkeit. Wismar hatte schon vorher mehrfach Streit mit den Fürsten gehabt, jetzt verweigerte es Heinrich den Einlaß, als er dort die Hochzeit seiner Tochter feiern wollte; aber Heinrich zog mit Heeresmacht heran, und die Bürger zogen es nach vergeblichen Ausfällen vor, sich zu unterwerfen. Mit Wismar wareu die Nostocker verbündet, und diese hatten sogar das fürstliche Schloß in Wismar, den sogenannten Fürstenhof, zerstört. Außerdem wollten sie ihrem Herrn, dem Könige von Dänemark, in dessen Gewalt die Herrschaft Rostock inzwischen geraten war, die Abhaltung eines Turniers in ihren Mauern nicht gestatten. König Erich, mit Heinrich dem Löwen verbündet, übertrug diesem die Statthalterschaft von Rostock und die Belagerung der Stadt. Der nun ausbrechende Kampf wurde mit großer Heftigkeit geführt. Die Rostocker schonten selbst die Kirchen nicht, brachen den Turm der Petrikirche ab und bauten von den Steinen einen Turm an der Waruowmündung, aber auch dieser wurde nach längerer Belagerung von Heinrich bezwungen. Dann kam es innerhalb der Stadt zu Ausschreitungen, der alte Rat wurde abgesetzt und ein neuer gewählt, aber derselbe vermochte die Stadt nicht zu halten und sah sich gezwungen Frieden zu schließen. Als dann aber wieder Unruhen ausbrachen, nahm Heinrich die Stadt Rostock mit Gewalt ein und wurde nach einiger Zeit von demtro6crt 13u'

14. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 267

1867 - Rostock : Hirsch
267 See traf Heinrich mit seiner vielgeprüften Gemahlin zusammen, nachdem er fast sieben und Zwanzig Jahre von ihr getrennt gewesen war. Von seinen drei Kindern fand er nur noch seinen Sohn Heinrich am Leben. Seine Tochter war an den Herzog von Gnesen verheirathet und von ihrem eignen Mann ermordet worden. Sein jüngster Sohn war auf einer Fahrt von Wismar nach Pol mit dem Boote umgeschlagen und sammt seiner ganzen Begleitung er- trunken. Vier Jahre lang regierte Heinrich noch sein Land in Frieden. Aber seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen. Am 2. Januar 1302 zog er sein Pilgerkleid gänzlich aus und ging ein in das Vaterland, das er gesucht und dessen er sich unter allen schweren Leiden im Glauben getröstet hatte. 40. Heinrich Ii, der Löwe. Heinrich!!, des Pilgers Sohn, den man den Löwen heißt, wurde Fürst an des Vaters Statt. Er war ein ritterlicher und mannhafter Fürst und hatte schon, da sein Vater noch in Kairo gefangen saß, mehrere Raubburgen zerstört, um Friede und Recht im Lande aufrecht zu erhalten. Er war mit der Tochter des Mark- grafen von Brandenburg verheirathet, die ihm, weil ihr Vater keine Söhne hinterließ, das Land Stargard als Brantschatz mitge- bracht hatte. Heinrich der Löwe war ein kriegerischer Fürst und hat einen großen Theil seines Lebens im Felde zugebracht. Seine bedeutend- sten inneren Kämpfe waren gegen die Seestädte Wismar und Rostock gerichtet, die damals anfingen sich zu fühlen und sich ganz aus der Oberhoheit der Fürsten loszumachen Lust hatten. Als er 1310 die Hochzeit seiner Tochter in Wismar feiern wollte, wozu er viele Gäste geladen hatte, schlossen die Wismarschen die Thore zu und wollten niemandeneinlassen; denn, sagten sie, es wäre zu befürchten, daß viel fremdes Volk mit in die Stadt kommen und Unruhe und Unordnung darinnen anrichten möchte. Zürnend zog Heinrich ab und feierte die Hochzeit in Sternberg. Im folgenden Jahre machte es die Stadt Rostock ebenso mit dem Könige von Dänemark, der vor einiger Zeit ihr Herr ge- worden war. Als dieser mit einem großen Gefolge nach Rostock kam, um dort Hof zu halten, wurde der Rath bedenklich und schloß ihm die Thore zu. In seinem Unmuthe schlug der König auf der andern Seite der Warnow zwischen Gehlsdorf und Bartelsdorf ein Lager auf und feiertedort seine Feste. Es war der glänzendste Hofhält, den Wendenland je gesehen hatte. Viele weltliche Fürsten aus den benachbarten Ländern, Erzbischöfe und eine große Zahl von Rittern, selbst aus Schwaben und vom Rhein her, waren ge-

15. Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen - S. 14

1908 - Berlin : Süsserott
— 14 — 4. Der Kampf gegen die Seestädte. — Wismar unterlag schnell trotz der Hilfe, welche die Schwesterstadt leistete. Nicht so leicht gelang die Bezwingung Rostocks. Heinrich errichtete in Warnemünde an jeder Seite der Flußmündung ein Blockhans, um den Handel der Stadt zu vernichten. Die Rostocker zerstörten beide Blockhäuser und erbauten aus den Steinen des Petrikirchturms, den sie zu diesem Zwecke abtrugen, einen festen Wartturm zum Schutz der Warnowmündung. Heinrich belagerte diesen Wartturm, und die Besatzung desselben mußte sich nach elf Wochen ergeben. Auf die Kunde hiervon brach in Rostock ein Bürgerkrieg aus. An der Spitze der Volkspartei stand der Kaufmann Heinrich Runge, welcher den Rat absetzen und sich zum Bürgermeister wählen ließ. Es gelang Heinrich ü., die Stadt zu überrumpeln und mit dem Schwerte die Ordnung wieder herzustellen. Rostock mußte 14000 Mark Silber an Kriegskosten zahlen und den Herzog als Statthalter des Dänenkönigs anerkennen. 9. „Der Lande Rostock und Stargard Herr.- — Als bald darauf König Erich starb, nahm Heinrich der Löwe Stadt und Herrschaft Rostock in Besitz und behauptete sich mit Waffengewalt gegen Erichs Nachfolger, der ihm endlich das Land Rostock förmlich abtrat. So wurde Heinrich der Löwe „des Landes Rostock Herr". — Noch eine zweite Erwerbung glückte dem tapfern Fürsten. Heinrich Ii. war mit Beatrix, der Tochter des Markgrafen Albrecht von Brandenburg vermählt, die ihm als Brantschatz das Land Stargard zubrachte. Die Rechtsgültigkeit dieses Besitzes wurde nach dem Tode der Beatrix von Albrechts Nachfolger Waldemar angefochten. Es kam zum Kriege zwischen den Brandenburgern und Mecklenburgern. Erstere, obwohl in vierfacher Übermacht, wurden 1316 in der Schlacht bei Gransee geschlagen und mußten im Frieden von Templin Heinrich dem Löwen das Land Stargard lassen. Seit dieser Zeit nennen sich die mecklenburgischen Fürsten „der Lande Rostock und Stargard Herr". 12. Albrecht Ii., der Große. 1329—1379. 1. Albrecht Ii. als Landesfürst. — Albrecht Ii., der älteste Sohn Heinrichs des Löwen, war bei Antritt seiner Regierung erst 12 Jahre alt. Die vielen Kriege, welche sein Vater geführt, hatten dem Wohl des Landes schwere Wunden geschlagen. Die fürstlichen Besitzungen befanden sich meist im Pfandbesitz des Adels. Auf den Landstraßen herrschte die größte Unsicherheit. Sobald Albrecht Ii. die Volljährigkeit erreicht hatte, trat er den übermütigen Adligen kühn entgegen und zwang sie, ihm seine Schlösser und Burgen zurückzugeben. Er bekämpfte die Raubritter und brachte gegen sie einen Landfriedensbund zwischen benachbarten Fürsten zustande. 2. Albrecht Ii., „Herzog von Mecklenburg". — Als Kaiser Ludwig der Baier 1347 gestorben war, gedachte sein Nachfolger Karl Iv. (1347—1378) die Mark Brandenburg an fein Haus zu bringen. Um sich hierzu den Beistand Albrechts Ii. zu sichern, erhob Kaiser Karl Iv. im Jahre 1348 Mecklenburg zum Herzogtum. Damit wurde der Oberhoheit, welche die Herzöge von Sachsen über Mecklenburg beanspruchten, für immer ein Ende gemacht. 8. Albrecht Ii., „Graf von Schwerin". — Im Jahre 1359 gelang es Albrecht Ii., sein Land durch Erwerbung der Grafschaft Schwerin zu vergrößern. Er fügte jetzt seinen Titeln den Zusatz „Graf von Schwerin* bei Die bisherige Grafenburg wurde bald die Landeshauptstadt.

16. Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt - S. 21

1900 - Rostock : Süsserott
21 gegen Wismar und zwang die Stadt noch im Jahre 1311 zu einem demtigen Frieden. Lnger dauerte der Kampf gegen Rostock, an dem König Erich selbst teilnahm, doch auch Rostock mute sich im Jahre 1312 unterwerfen und wurde nun mit seinem ganzen Gebiete von König Erich an Heinrich als Lehen gegeben. Heinrichs zweite Erwerbung, das Land Stargard (Meck-lenburg - Strelitz), hatte bis auf seine Zeit zu Brandenburg ge-hrt, Heinrich erhielt es als Mitgift fr seine Gemahlin Beatrix, eine brandenburgische Prinzessin. Nach dem Tode der Beatrix aber suchte Markgraf Waldemar sich mit Gewalt wieder in den Besitz des Landes zu setzen, wurde indessen von Heinrich hinaus-getrieben und erlitt im Jahre 1316 bei Gransee (in der Prieg-nitz) eine schwere Niederlage, woraus er Stargard an Heinrich von neuem abtrat. Beide Landschaften, Rostock und Stargard, sind seitdem im Besitz der mecklenburgischen Fürsten geblieben, die in ihren Titel die Bezeichnung der Lande Rostock und Stargard Herr" ausgenommen haben. Heinrich der Lwe starb im Jahre 1329 und ward in der Kirche zu Doberan begraben. Noch angesehener als Heinrich der Lwe war sein Sohn Albrecht der Groe (13291379), der fr sich und seine Nach-folger von Kaiser Karl Iv. den Herzogstitel erhielt (1348) und den Besitz seines Hauses durch Ankauf der Grafschaft Schwerin mehrte (1358). Sein Sohn Albrecht (Iii.) ward 1364 König von Schweden, verlor aber die Krone nach 25 Jahren wieder. b. Das Turnier zu Rostock. Im Jahre 1302 war König Erich von Dnemark Ober-lehnsherr von Rostock geworden. Um den deutschen Fürsten seine Macht und seinen Reichtum zu zeigen, entschlo er sich, im Frhling des Jahres 1311 bei seiner neuen Stadt ein groes Turnier abzuhalten. Zahlreiche Fürsten folgten seiner Einladung. Es kamen die Fürsten von Mecklenburg, die Grafen von Schwerin und Holstein, die Markgrasen von Brandenburg und Meien, die Herzge von Sachsen und Braunschweig. Auch aus Friesland, Franken und Thringen, ja selbst aus Schwaben, Bayern und Polen stellten sich Fürsten, Grafen und Herren ein.

17. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 119

1886 - Leipzig : Spamer
Das Ostseegebiet Mecklenburgs. 119 Vorsicht der Stadt und meinte, es sei auch besser, bei solchen Festlichkeiten auf freiem Felde und unter luftigen Zelten, als in räucherigen Häusern zu ver- weilen. Das ritterliche Fest wurde nun der Stadt gegenüber auf dem Gehls- dorfer Felde äußerst prächtig abgehalten, wobei zugleich der Plan zur Über- wältigung und Demütigung der trotzigen Städte reifte. Der Sohn Heinrichs des Pilgers, Heinrich Ii. der Löwe, ein sehr unternehmender und kriegerischer Fürst, der sich schon des Güstrowschen Fürstentums bemächtigt hatte, wo sein Vetter Heinrich von Werle-Güstrow von seinen Söhnen umgebracht war, und dem 1304 als Mitgift seiner Gemahlin, einer Tochter des Markgrafen von Brandenburg, auch das Fürstentum Stargard zugefallen war, wurde mit der Ausführung der gegen Wismar und Rostock beschlossenen Maßregeln beauftragt. Wismar hatte schon früher dem Löwen ähnlich so getrotzt, wie jetzt Rostock seinem Oberlehnsherrn; es wurde schnell bezwungen. Rostock war gewarnt und besser vorbereitet. Heinrich begann den Kamps damit, daß er bei Warne- münde den Strom durch in ihn versenkte Schiffe und Steine und zwei über den Strom hin durch eine Brücke verbundene Blockhäuser sperrte. Die Rostocker steckten das eine Blockhaus in Brand und führten die Besatzung des andern als Gefangene nach Rostock. Dann bauten sie einen festen Turm bei Warne- münde aus den Steinen der demolierten Türme zweier Kirchen, legten eine starke Besatzung hinein, rüsteten einen großen Prahm (flaches Fahrzeug) aus zum Schutz der Warnow, machten einen Raubzug nach den dänischen Inseln und kehrten mit reicher Beute heim. Nun kam König Erich selbst (1312) mit einer Flotte und zu ihm stießen die ihm vom vorausgehenden Jahre her ver- bündeten Fürsten. Die Warnow wurde durch ein Pfahlwerk, das Rostock von seinen Verbündeten isolierte, gesperrt, die Festung der Rostocker nach dreimonat- licher tapferer Verteidigung durch Hunger zur Übergabe genötigt. Nachdem die Fürsten zu dem eroberten Turme noch vier neue Türme hinzugefügt hatten, von denen den einen die Dänen, den andern Markgraf Waldemar, den dritten Heinrich der Löwe, den vierten alle gemeinschaftlich besetzten, wurde Rostock selbst belagert. Der Rat, die Gefahr einsehend, wünschte Frieden zu machen. Die Bürgerschaft ließ sich aber von dem ehrgeizigen Kaufmann Heinrich Runge gegen den Rat als Verräter aufhetzen. Wer von diesem nicht fliehen konnte, wurde gefangen und hingerichtet, unter ihnen selbst der Bruder Runges, der, als er zum Richtplatze geführt wurde, seinen Bruder vergebens um sein Leben bat. Ein neuer Rat aus niederem Volk wurde eingesetzt und Heinrich Runge zum Bürgermeister erwählt. Inzwischen war Rostock wegen Entweihung der Kirchen, aus deren Steinen der Turm in Warnemünde erbaut war, in den Bann gethan und die Stadt wurde durch die Belagerung hart bedrängt. Da erhielt Erich schlimme Bot- schaften aus Dänemark, die ihn nötigten, nach Hause zurückzukehren und die Belagerung aufzuheben. So war Rostock auf der Landseite frei, aber die Mündung ihres Flusses war noch in Feindes Hand. Es gelang nun den Be- sonneren unter den Bürgern, diese zu einer Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen geneigt zu machen. Es kam zu einem Vergleich. Heinrich bekam 14000 Mark Silber als Ersatz für seine Kriegskosten, und es wurde ihm eingeräumt, einen Hauptmann mit Kriegsvolk in die Stadt zu legen, wogegen er die Ver- zeihung des Dänenkönigs und die Aufhebung des Bannes erwirkte.

18. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 118

1886 - Leipzig : Spamer
118 Land Mecklenburg. Rostock, das jetzt etwas über 40 000 Einwohner hat, besaß allen Berech- nungen zufolge nie zuvor eine so hohe Zahl derselben, selbst nicht in den blühendsten Zeiten seiner mittelalterlichen Macht und Größe, wo es Königen und Fürsten trotzte und nächst Lübeck das mächtigste, rührigste und geachtetste Mitglied des Hansabundes war. Es hat eine reiche und sehr anziehende Ge- schichte, in der die Mannhaftigkeit und Freiheitsliebe seiner Bürger nicht minder als die Klugheit und Weisheit seiner Regenten glänzend erscheint. Als Heinrich Borwin Iii., dem die Herrschaft Rostock bei der Landesteilung 1229 zufiel, eine Zwingburg beim Bramower, jetzt Kröpeliner Thor erbauen wollte, war die Stadt schon mächtig genug, um das Beginnen zu vereiteln, und sein Nach- folger Waldemar mußte sich verpflichten, den Burgwall abzutragen und später sogar versprechen, 7 km von der Stadt und auf beiden Seiten der Unterwarnow bis Warnemünde keine Burg anzulegen, auch seine bei Schmarl an dem Flusse gelegene Hundsburg an die Stadt zum Abbruch zu verkaufen. Im ganzen Mittelalter ist von einer Burg zu Rostock nicht mehr die Rede. Der Rostocker Landfrieden, den die Städte Rostock, Wismar, Lübeck, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin und Anklam 1282 mit den norddeutschen Fürsten schlössen, war einer der ersten Grundsteine zum Bau der mächtigen Hansa. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarben viele der reicheren Bürger zahlreiche Landgüter und waren im stände, der Geldnot der Fürsten abzuhelfen. Die Stadt erschien fast wie eine freie Reichsstadt, obgleich sie nie reichsfrei gewesen ist. Doch wurde sie seit dem 14. Jahrhundert als besonderes Reichsglied zur Reichs- Hilfe ausgerufen und ihr Rat nannte sich bis zum Erbvergleich von 1788 eine „von Gott gesetzte Obrigkeit". Im Jahre 1300 hatte der junge Fürst Nikolaus von Rostock, das Kind beigenannt, durch die Verwandten seiner von ihm verlassenen Braut bedrängt, dem dänischen Könige Erich die Lehnshoheit über sein Land aufgetragen, und die Stadt Rostock mußte dem Könige huldigen. Gleich darauf (1308) schlössen die Städte Rostock, Wismar, Stralsund und Greifswald, die sich nichts Gutes von den Dänen und Pommern versahen, ein Schutz- und Trutzbündnis. Aber auch die Fürsten machten gemeinschaftliche Sache. Auf die Einladnng Erichs erschienen im Frühjahr 1311 die Fürsten von Mecklenburg, die Grasen von Schwerin und Holstein, die Markgrafen von Brandenburg und Meißen, die Herzöge von Sachsen und Braunschweig, andre Fürsten, Grafen und Herren aus Friesland, Franken. Thüringen. Schwaben, Bayern und Polen, desgleichen die Erzbischöfe von Magdeburg und Bremen, die Bischöfe von Hildesheim, Halberstadt, Kammin, Schleswig, Lübeck, Brandenburg, Ratzeburg, Schwerin, aus Schweden der Erzbischos von Luud, aus Dänemark die Bischöfe von Roeskilde, Odense und Abo, außerdem zahlreiche Ritter und Edle aus den benachbarten Städten, an die 6000 zusammen, um dem großen Turniere beizuwohnen, das Erich bei Rostock zu halten beschlossen hatte. Als er selbst mit großer Pracht über See ankam, die Warnow hinausfuhr und den Rostockern seinen Besuch ansagen ließ, daß sie ihm und seinem Gefolge gutes Quartier bereiten möchten, schlössen diese ihre Thore zu und gewährten weder dem Könige noch einem seiner Gäste den Eintritt. „Sie trügen Bedenken", erwiderten sie, „so viele Fremde in ihre Mauern aufzunehmen, weil dadurch leicht Tumult und Aufruhr in der Stadt entstehen könne." Der König machte gute Miene, er lobte die

19. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 120

1886 - Leipzig : Spamer
120 Land Mecklenburg. Dies geschah 1315. Im folgenden Jahre gelang es Heinrich, an den sich die vertriebenen Ratsmitglieder um Wiedereinsetzung gewendet hatten, durch einen geschickt ausgeführten Überfall mit hinreichender Macht in die Stadt ein- zudringen und jene wieder in ihre Ämter einzusetzen. Dem Strafgericht, das mit Schwert und Rad gegen die Aufrührer wütete, entging jedoch Heinrich Runge durch rechtzeitige Flucht, Als König Erich 1319 starb, nahm Heinrich der Löwe die ganze Herrschaft Rostock ohne Verzug in Besitz und behauptete sich darin mit Waffengewalt gegen Erichs Nachfolger, der sich 1323 bequemen mußte, ihm das Land als erbliches Lehen zu übertragen. Heinrichs Sohn, Albrecht Ii., welchem von dem in Wismar residierenden Vormundschaftsrate Gefahr drohte, warf sich 1336 der Stadt Rostock in die Arme, bekämpfte mit Hilfe der Hansa den aufrührerischen Adel und schloß mit vielen Fürsten und Städten zu Lübeck 1333 ein Landfriedensbündnis. Die größte Rolle spielten die Städte der wendischen Hansa in den An- gelegenheiten der drei nordischen Reiche, indem sie mit ihrer Macht dem meck- lenburgischeu Prinzen Albrecht zu dem schwedischen Throne verhalsen (1363). Rostock gab in dem Kriege, der sich aus der Gefangennahme Albrechts durch Margareta von Dänemark entspann, Kaperbriefe aus und bildete den Haupt- stapelplatz für die von den Vitalienbrüdern zusammengeraubten Vorräte und Schätze. Der sich in die Länge ziehende Krieg, die starken Leistungen, zu denen die Bürger verpflichtet waren, und die zuweilen von den Dänen gewonnenen Vorteile erregten zuletzt den Mißmut der Bürgerschaft von Wismar und Rostock. Daher gelang es, wie wir oben bei Wismar gesehen, dem Nachfolger Margaretas, dem Könige Erich, in beiden Städten die Bürger mit dem Rat zu entzweien; in beiden Städten brachen Empörungen aus. In Rostock wurde der 1408 schon einmal vertriebene und durch Dazwischenkunft der Landesheere 1417 wieder eingesetzte alte Rat 1427 aufs neue verbannt und der Bürgerausschuß der Sechzig Männer wieder eingesetzt, und weder die Reichsacht noch die Waffen der Herzöge (seit 1348 war Mecklenburg Herzogtum) vermochten die alte Ord- nung der Dinge herzustellen. Rostock und Stralsund schlössen 1430 einseitig Frieden mit Dänemark und trennten sich dadurch von der Hansa. Erst der Bannfluch des Baseler Konzils, infolgedesfen auch die 1419 gestiftete Universität 1437 nach Greifswald auswanderte (was beiläufig der Grund zur späteren Stiftung der Greifswalder Universität 1456 wurde) bewirkte, daß Rostock 1439 die Hand zur Versöhnung bot, wobei jedoch die Bürgerschaft ihren Willen durchsetzte, denn der Ausschuß der Sechzig blieb bei Bestand nebst mehrfacher Beschränkung des Rates. Mit der tatsächlichen Lossagung von der Hansa war aber die politische Macht der Stadt von nun an geknickt, wenn auch im Laufe des 15. Jahr- Hunderts der Handel noch zu größerer Blüte gedieh. Rostock hatte damals 250 Brauereien, deren Erzeugniffe, durchschnittlich 250 000 Tonnen Bier jährlich, bis nach England versandt wurden. Während der Salzhandel im Besitz Wis- mars war, handelte Rostock mit Waren aus aller Herren Ländern, und es bildete sich die Landfahrer-Krämerkompanie aus landfahrenden Kaufleuten aller Länder zur Beförderung des Warenhandels und Geldverkehrs 1466. Die Zusammen- kunst der Kaufleute fand jährlich bald nach Eröffnung der Schiffahrt um Pfingsten statt, und so entstand die Rostocker Pfingstmesse und der sogenannte Trinitatis-,

20. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 58

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 58 — Norwegen die Krone. Albrecht schimpfte auf die „Pfaffenmagd" und den „König Hosenlos" und hatte keine Lust, gutwillig zu weichen. Tie „Psaffenmagd" aber schlug ihn und nahm ihn in der Schlacht bei Falköping (1389) gefangen, verhöhnte ihn (Mütze mit 19 m langem Schweif) und ließ ihn nach Schloß Lindholm (Schonen) bringen. Erst nach Zähren konnten Rostock und Wismar den Herzog gegen Zahlung von 60000 Mark loskausen. 6. Bitalienbrüder. Um Margarete zur Freigabe des gefangenen Fürsten zu be-wegen, stellten Rostock und Wismar Kaperbriefe auf alle nordischen Schiffe aus. Das war ein Leben für Freibeuter, Ritter, Bürger, Bauern und allerlei Gesindel. Weil sie sich auf eigene Kosten erhielten und Johann von Stargard in Stockholm mit Lebensmitteln (Viktnalien) versehen wollten, nannten sie sich Vitalienbrüder. Bald war es ihnen gleich, was für ein Schiffte beraubten. „Gottes Freund, aller Welt Feind," war ihre Losung. Ta mußten die Seestädte Einhalt gebieten. Aber viele mochten von dem ihnen liebgewordenen Ränberwesen nicht lassen. Der gefürchtete Klaus Störtebecker aus Wismar konnte endlich gefangen und hingerichtet werden. ^ /. Zustände im Herzogtum. In den Mecklenburger Landen sah es traurig aus. Tie Abwesenheit des Fürsten hatte ungemein geschadet. Das Land war verschuldet. Tas ,\ au st recht herrschte. Tie Kämpfe zwischen Ltädten und Rittern wollten nicht enden. Albrecht konnte sich nach seiner Freilassung zwar nun um sein Land allein kümmern, aber die Zustände irgendwie zu bessern, gelang ihm nicht, ebensowenig seinen nächsten Aachfolgern. Tie Unsicherheit durch die Raubritter nahm noch immer zu. (So nahm einmal Balthasar von Werle Heinrich Moltke von Toitenwinkel gefangen und marterte ihn zu Tode.) Ter märkische Adel unter Führung der Putlitze verwüstete den ganzen Lüden von Mecklenburg. 7. Mecklenburg am Ausgang des Miltelallers. Fürsten. Bei der geringen Macht der Herzöge kann es nicht wundern, daß Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg (S. 88) den Versuch machte, Mecklenburg wieder unter seine Lehnshoheit zu bringen. Herzog Johann wurde 1418 gefangen genommen und nach ^angermünde gebracht. Albrecht V. von Mecklenburg-Schwerin heiratete zwar des Kurfürsten Tochter. Das blieb für das Land aber ohne Bedeutung, weil er bald nachher starb. Als 1436 die Linie Güstrow-Werle erlosch, kam es zwischen Kurfürst Friedrich Ii. und Heinrich von Mecklenburg zum Vertrag von Wittstock (1442). Gegen eine Geldentschädigung verzichtete Brandenburg auf Güstrow-Werle; stirbt aber das Fürstenhaus in Mecklenburg aus, so fällt das Land den Hohenzollern zu. Das ist noch heute gültig. — Eine Zeitlang führte Johanns Iv. Witwe die Regentschaft. Sie teilte das Land in 11 Ämter. — Ihr Nachfolger, Heinrich Iv., war ein Schlemmer. (Ter „Ticke", „Banzkower Gläser".) 2. Universität Rostock. In all der trüben Zeit geschah aber doch etwas Hocherfreuliches: die Gründung der Universität Rostock, die unter den Herzögen Johann Iv. 1419 und Albrecht V. am 12. November 1419 feierlichst eröffnet wurde. Sie verließ 1432 Rostock, weil der Papst die Stadt in den Bann getan hatte, und siedelte nach Greifswald über, kehrte aber 1443 zurück. (1436: Universität Greifswald.) ^ 3. Tie Seestädte. 1427 wurde die Flotte der Hansa im Sund von König Erich von Dänemark völlig besiegt. Dadurch kam es in Wismar und Rostock zu lange dauernden inneren Wirren. In Wismar war der Anführer des Aufruhrs der Wollenweber Klaus Jesup. Die Bürgermeister Banzkow und von Haren sollten die Hansa verraten haben. Lie wurden hingerichtet. Ihre Söhne wandten sich, da sie in Mecklenburg keine Hilfe fanden, an den Kaiser. Die Stadt kam in die Acht. Der alte Rat wurde wieder hergestellt. Aus Rostock mußten vier Bürgermeister fliehen. Die Stadt trotzte dem Kaiser Sigismund, als dieser sie mit der Acht belegte. Erst der Bann des Papstes wirkte. — Als 1487 Herzog Magnus gegen den Willen der Bürger in Rostock ein Domstift errichten wollte, kam es zu einem Aufruhr. Magnus konnte sich soeben retten. Sein Kanzler Thomas Rode wurde erschlagen. (Sühnestein in der Badstüberstraße.) 1491 kam es zwischen Fürst und Stadt zu einem Vergleich. („Rostocker Domfehde.") 4 Stände. Wie das Ansehen der Fürsten sank, hob sich die Macht der sogenannten Land stünde: Prälaten (höhere Geistlichkeit), mit dem Bischof von Schwerin an der