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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1902 - Karlsruhe : Lang
— 73 — Zur besseren Erhaltung des Landfriedens wurde das Reichsgebiet in zehn Kreise eingeteilt?) Xvii. Die Kirchentrennung. Martin Luther war der Sohn eines Landmannes aus Möhra in Thüringen. Sein Vater verließ seine Heimat und nahm seinen Wohnsitz in Eisleben und später iu Mausfeld, wo er sich durch Bergmauusarbeit ernährte. In Eisleben wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren. Er hatte eine harte Jugend; denn seine Eltern waren arm und hielten ihn strenge. Wegen seiner guten Anlagen wurde er zum Studieren bestimmt und in die lateinische Schule nach Magdeburg und später nach Eisenach gebracht. Hier mußte er sich seinen Lebensunterhalt zum Teil dadurch erwerben, daß er, wie dies damals gebräuchlich war, mit andern Schülern vor den Häusern reicher Leute geistliche Lieder saug. In seinem achtzehnten Jahre begab er sich nach Erfurt auf die hohe Schule, um sich zum Rechtsgelehrten auszubilden. Er war in jener Zeit ein lebensfroher Jüngling und eben fo fehr wegen seines Eifers für das Studium, als wegen seiner heiteren Gemütlichkeit und seiner Neigung zu Musik und Gesang bei den übrigen Studenten geachtet und beliebt. Der Tod seines besten Freundes erfüllte ihn mit tiefer Betrübnis, und als er bald darauf durch ein schweres Gewitter in Lebensgefahr kam, legte er das Gelübde ab, dem weltlichen Leben zu entsagen und Mönch zu werden. Obgleich sein Vater diesen Entschluß nicht billigte, trat Martin Luther doch in das Kloster der Augustiner zu Erfurt ein. Mit größtem Eifer erfüllte er die Pflichten, die das Klosterleben ihm auferlegte, und betrieb das Studium der Gottesgelehrtheit mit solchem Erfolge, daß der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihn als Professor an die hohe Schule zu Wittenberg berief. Hier hielt er Vorträge über die Briefe des Apostels Paulus, über die Psalmen und über die Schriften des Kirchenvaters Augustinus *) Zwischen den Alpen und dein Thüringer Wald der schwäbische, bayerische, österreichische und der fränkische Kreis, nördlich davon zwischen Weser und Ostsee im Gebiete der Elbe und Oder der obersächsische und der niedersächsische Kreis, zwischen Weser, Ems und Niederrhein der westfälische Kreis; der oberrheinische umsaßt Elsaß-Lothringen, einen großen Teil der bayerischen Pfalz, das heutige Großherzogtum Hessen und die preußische Provinz Hessen-Nassau, der niederrheinische oder kurrheinische die Gebiete des Psalzgrasen bei Rhein und der drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier; der burgundische Kreis begriff in sich Holland, Belgien, Luxemburg und die Freigrafschaft Burgund, westlich vom Jura. Böhmen, Mähren, Schlesien und die Schweiz waren keinem Kreise zugeteilt.

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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 70

1900 - Karlsruhe : Lang
— 70 — Xyii. Die Kirchentrennung. Martin Luther war der Sohn eines Landmannes ans Möhra in Thüringen. Sein Vater verließ seine Heimat und nahm seinen Wohnsitz in Eisleben und später in Mansfeld, wo er sich dnrch Bergmannsarbeit ernährte. In Eisleben wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren. Er hatte eine harte Jugend; denn seine Eltern waren arm und ^hielten ihn strenge. Wegen seiner guten Anlagen wurde er zum Studieren bestimmt und in die lateinische Schule nach Magdeburg und später nach Eisenach gebracht. Hier mußte_ er sich seinen Lebensunterhalt zum Teil dadurch erwerben, daß er, wie dies damals gebräuchlich war, mit andern Schülern vor den Häusern reicher Leute geistliche Lieder sang. In seinem achtzehnten Jahre begab er sich nach Erfurt auf die hohe Schule, um sich zum Rechtsgelehrteu auszubilden. Er war in jener Zeit ein lebensfroher Jüngling und eben so sehr wegen seines Eifers für das Studium, als wegen seiner heitern Gemütlichkeit und seiner Neiguug zu Musik und Gesang bei den übrigen Studenten geachtet und beliebt. Der Tod seines besten Freuudes erfüllte ihn mit tiefer Betrübnis, und als er bald darauf durch ein schweres Gewitter in Lebensgefahr kam, legte er das Gelübde ab. dem weltlichen Leben zu entsagen und Mönch zu werden. Obgleich sein Vater diesen Entschluß nicht billigte, trat Martin Luther doch in das Kloster der Augustiner zu Erfurt ein. Mit größtem Elfer erfüllte er die Pflichten, die das Klosterleben ihm auferlegte, und betrieb das Studium der Gottesgelehrtheit mit solchem Erfolge, daß der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen ihn als Pro--sessor an die hohe Schule zu Wittenberg berief. Hier hielt er Vorträge über die Briese des Apostels Paulus, über die Psalmen und über die Schriften des Kirchenvaters Angnstinns und predigte von Zeit zu Zeit unter großem Zulaufe des Volkes in der Schloßkirche. Im Jahre 1517 wurde durch den Predigermönch Tetzel der Ablaß in Lachsen und Thüringen verkündet. Dies veranlaßte Luther, am 31. Oktober 1517 fünsnndnennzig Thesen oder Sätze über den Ablaß an der Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg anzuschlagen. Er that damit nichts Außerordentliches; denn es war damals Gebrauch unter den Gelehrten, daß sie durch Anschlagzettel an den Kirchenthoren Lehrsätze bekannt gaben und sich zugleich anheischig machten, deren Wahrheit zu beweisen. Luthers sünsuudueunzig Thesen über den Ablaß machten großes Aussehen; Tetzel schlug bald darauf in Frankfurt an der Oder einhundertsechs Gegenthesen an, und es entstand nun ein Streit unter den Gottesgelehrten, indem die einen zu Luther hielten, die andern zu seinem Gegner. Aus beiden Seiten wurde die nächsten drei Jahre mit Eifer und Leidenschaft gestritten. Luthers Gegner erwirkten im Jahre 1520 eine päpstliche Bulle, durch bte emundvierzig aus Luthers Schriften gezogene Sätze

2. Deutsche Geschichte - S. 98

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
98 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648. § 103. Martin Luther. Martin Luther stammte aus einer Bauernfamilie. Sein Vater, der aus Thüringen gebürtig war, arbeitete als armer io. Novbr. Bergmann in Eisleben, wo sein Sohn Martin am 10. November 1483 1483' geboren wurde; später zog er nach M a n s f e l d, wo er sich ein Haus erwarb und ein angesehener Mann wurde. Der Sohn wurde streng erzogen und oft „hart gestäupt". Mit vierzehn Jahren wurde er nach Magdeburg auf die lateinische Schule gebracht, von wo er bald nach Eisenach übersiedelte ; dort sang er, um sein Brot zu verdienen, als Kurrendeschüler toor den Häusern. Erst als sich Frau Ursula Cotta seiner erbarmte und ihn Erfurt, an ihren Tisch zog, lernte er ein behaglicheres Leben kennen. 1501 bezog lo01' er die Universität Erfurt; er sollte Jura studieren, um später ein Beamter werden zu können. Aber nach vierjährigem Studium trat Luther, von 1505. Gewissensängsten getrieben, in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein. Dort unterzog er sich allen mönchischen Pflichten mit dem größten Eifer und der größten Selbstverleugnung. Er sammelte Almosen vor den Türen der Leute, er marterte Leib und Seele durch Buhübungen und Kasteiungen, er vertiefte sich in die Schrift und die Kirchenlehrer, ohne doch den Frieden des Herzens mit Gott zu finden. Da brachte ihm zuerst der Generalvikar des Ordens, Johann Staupitz, die Überzeugung nahe, daß der Mensch nicht durch die eigenen Werke gerecht werden könne, daß Gott aber um Christi willen dem, der reuig zu ihm komme, seine Sünden vergebe. Und diese Überzeugung kräftigte sich in ihm mehr und mehr durch das Studium der Briefe des Apostels Paulus und der Schriften des großen Kirchenvaters Augustinus. Seitdem ward Luther immer fester in sich, immer mutiger, immer freudiger, ein starker religiöser Charakter. 1508 wurde er auf 508**0’ (Stäupt^ Betreiben an die Universität Wittenberg berufen, die der sächsische Kurfürst Friedrichderweisevor kurzcm gegründet hatte; dieser entstammte der ernestinischen Linie des Hauses Wettin, während die albertinische Linie in Sachsen-Meißen herrschte. Einige Jahre später hatte Luther in Ordensangelegenheiten eine Reise nach Rom zu machen. Da kam 1517 Tetzel, zwar nicht nach Kursachsen, das ihm der Kurfürst zu betreten verboten hatte, aber doch an die Grenze des sächsischen Gebietes und fand auch aus Wittenberg viel Zulauf. Unter diesen Umständen fühlte sich Luther durch seine Pflicht als Seelsorger gedrängt, nicht zu schweigen, sondern sich gegen den Mißbrauch des Ablasses öffentlich zu erklären, und am Abend des 31. Oktober 1517 schlug er seine lateinisch Die abgefaßten 95 Thesen über den Ablaß an die Tür der Schloßkirche zu 8v Oktober Wittenberg. Er hatte dabei zunächst nur die Absicht, Tetzel zur öffentlichen 1517' Disputation herauszufordern, wie das damals unter Gelehrten häufig vor-

3. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 9

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Martin Luther und bte Reformation. 9 schrieb einen Ablaß aus; einer der Ablaßprediger, die in Deutschland umherzogen, war der Dominikanermönch Johann Tetzel. Da trat ihm Dr. Martin Luther entgegen. § 10. Martin Luther. Martin Luther stammte aus einer Bauern-familie. Sein Vater, der aus Thüringen gebürtig war, arbeitete als armer Bergmann in Eisleben, wo sein Sohn Martin am 10. November 1483 io.swjemkr geboren wurde; später zog er nach Mansfeld, wo er sich ein Haus erwarb und ein angesehener Mann wurde. Der Sohn wurde streng erzogen und oft „hart gestäupt". Mit vierzehn Jahren wurde er nach Magdeburg auf die lateinische Schule gebracht, von wo er bald nach Eisenach übersiedelte; dort sang er, um sein Brot zu verdienen, als Kurrendeschüler vor den Häusern. Erst als sich Frau Ursula Cotta seiner erbarmte und ihn an ihren Tisch zog, lernte er ein behaglicheres Leben kennen. 1501 bezog er die Universität Erfurt; er sollte Jura Erfurt, studieren, um später ein Beamter werden zu können. Aber nach vierjährigem Studium trat Luther, von Gewissensängsten getrieben, durch den plötzlichen Tod eines Freundes, durch einen neben ihm niederzuckenden Blitz an die ewigen Dinge gemahnt, in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein. Dort unterzog er sich allen mönchischen 1505. Pflichten mit dem größten Eifer und der größten Selbstverleugnung, ohne doch lange Zeit den Frieden des Herzens mit Gott zu finden. Da war es der Generalvikar des Ordens, Johann Staupitz, der ihm nahe trat und ihn durch seinen Zuspruch stärkte; immer fester wurde in ihm das Vertrauen auf die vergebende Gnade Gottes. 1508 wurde er auf Staupitz' Betreiben an die Universität Wittenberg berufen, die derbtttenberg. sächsische Kurfürst Friedrich der Weise vor kurzem gegründet hatte; 1508> dieser entstammte der ernestinischen Linie des Hauses Wettin, während die albertinische Linie in Sachsen-Meiningen herrschte. Einige Jahre später hatte Luther in Ordensangelegenheiten eine Reise nach Rom zu machen. Da kam 1517 Tetzel, zwar nicht nach Kursachsen, das ihm der Kurfürst zu betreten verboten hatte, aber doch an die Grenze des sächsischen Gebietes und fand auch aus Wittenberg viel Zulauf. Unter diesen Umständen fühlte sich Luther durch seine Pflicht als Seelsorger gedrängt, nicht zu schweigen, sondern sich gegen den Mißbrauch des Ablasses öffentlich zu erklären, und am Abend des 31. Oktober 1517 schlug er seine lateinisch abgefaßten 95 Thesen über den Ablaß an die Tür der Schloß- Die kirche zu Wittenberg. Er hatte dabei zunächst nur die Absicht, Tetzel sl msev zur öffentlichen Disputation herauszufordern, wie das damals unter 1517,

4. Von der Reformation bis zur Gegenwart - S. 1

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
Doktor Martin Luther. Martin Luther, Sohn eines Bauern und Bergmanns zu Möhra tut Mannsfeldischen, wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Die armen, aber braven Eltern behandelten den Knaben mit großer Strenge, sorgten aber auch für eine gute Erziehung. Der Vater hielt den kleinen Martin fleißig zur Schule und trug ihn bei schlechtem Wetter auf seinen Armen hin. Da der Knabe einen großen Eifer zum Lernen zeigte, entschloß sich der Vater, einen Gelehrten aus ihm zu machen und schickte ihn auf die lateinische Schule zu Magdeburg und ein Jahr darauf nach Eisenach, wo Martin sich seinen Unterhalt kümmerlich durch Singen und Beten vor den Thüren wohlhabender Leute erwerben mußte; oftmals empfing er statt Brod harte Worte. Durch feine schöne Stimme und sein ernstes bescheidenes Wesen zog er die Aufmerksamkeit einer edlen Witwe, Namens Cotta, auf sich, die ihn in ihr Haus nahm und unterstützte. Im achtzehnten Lebensjahre bezog Martin Luther die Universität Erfurt, woselbst er sich nach dem Wunsche des Vaters dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit widmete. Er kam rasch vorwärts und wurde nach einigen Jahren zum Magister befördert; als solcher durste er selbst öffentliche Vorlesungen halten. Eine lateinische Bibel, die er auf der

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 46

1903 - Berlin : Nicolai
46 15* Dr. Martin Luther. Luthers Jugend. Der ehrsame Bergmann Hans Luther war von Möhra in Thüringen nach Eisleben in der Grafschaft Mansfeld gezogen in der Hoffnung, dort reichlicheren Verdienst zu finden. 10.11.1483 Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen Martin erhielt. Als der Knabe kaum ein halbes Jahr alt war, verließen die Eltern Eisleben und zogen nach Mansfeld. Hans Luther mußte sein Brot durch schwere Arbeit verdienen, seine Frau half ihm treulich und hat oft das Holz aus dem Walde auf ihrem Rücken heimgetragen. In Mansfeld gelangten die Eltern jedoch nach und nach zu Wohlstand. Hans Luther erwarb ein eigenes Haus, wurde Besitzer zweier Schmelzöfen und zum Mitglieds des Stadtrates gewählt. Der kleine Martin wurde sehr streng erzogen. Seine Eltern straften ihn oft um einer Kleinigkeit willen hart, auch die Schulen waren damals rechte „Kerker und Höllen". Martin wurde frühzeitig nach der Schule geschickt. Da er schwächlich war, trug ihn der Vater oft auf den Armen dorthin. In der Schule lernte er fleißig und leicht und sollte daher ein gelehrter Mann werden. Der Vater schickte ihn später auf die höheren Schulen nach Magdeburg und Eisenach. Der arme Knabe mußte sich kümmerlich durchschlagen, in Eisenach durch Singen vor den Türen reicher Leute sein Brot erwerben. Eine fromme und wohlhabende Frau, namens Cotta, aber hatte ihn wegen seines andächtigen Singens liebgewonnen und nahm ihn auf in ihr Haus und an ihren Tisch. Noch nicht 18 Jahre alt, bezog Martin Luther die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters Jura (Rechtswissenschaft) zu studieren. Hier sah er zum ersten Male eine ganze Bibel, bisher hatte er nur Bruchstücke daraus kennengelernt. Er schlug sie auf und fand die Geschichte von Eli und Samuel, und er wollte auch ein Samuel werden und sprechen: „Rede, Herr, dein Knecht höret." Er fing jeden Morgen seine Arbeit mit Gebet an, denn sein Sprüchlein war: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert." Aber der junge Student wurde von der Sorge gequält: Was muß ich tun, daß ich selig werde? Er erfüllte alles gewissenhaft, was die Kirche vorschrieb, um sündhafte Neigungen zu töten, erhielt aber den Frieden seiner Seele

6. Deutsche Geschichte von der Reformation bis auf Friedrich den Großen - S. 3

1892 - Berlin : Nicolai
3 ins der griechischen Sprache den Weg zum Urtexte des neuen Testaments eröffnet hatte, prüften die Gelehrten die Lehren der Kirche nach denen des Heilands und seiner Apostel. So wurde der Boden allmählich bereitet. Die Sehnsucht nach Besserung lebte in vielen; es bedurfte aber eines Mannes, der es laut aussprach, was Tausende empfanden, der die Treue der Überzeugung und den Mut besaß, alleu Gefahren Zu trotzen. Dieser Mann erschien in Martin Luther. Dr. Martin Luther. 1433 Martin Luther (geb. 10. Nov. 1483) war einem Bauerngeschlechte entsprossen, welches im westlichen Abhange des Thüriugerwaldes in und um Möhra wirtschaftete. Haus Luther war nach der Grafschaft Mansfeld gewandert, um sein Brot als Bergmann zu erwerben. In Eisleben wohnte er unter dürftigen Verhältnissen, als ihm Martin geboren wurde, der den Namen nach einem Heiligen des Tages erhielt. Der Knabe wuchs hier auf; er fah, wie der Vater das Brot sauer verdiente, und wie die Mutter das Holz auf ihrem Rücken aus dem Walde nach Hause trug. In Mansfeld, wohin die Familie übersiedelte, gelangte sie zu einigem Wohlstände, der Vater sogar zu einer angesehenen Stellung im Stadtrate. Der Knabe erfuhr nur harte Zucht; er wurde vom Vater wie vom Lehrer überstreuge behandelt, wegen geringer Vergehnngen wohl 15 Mal des Tages gestäupt. Nach einem Wunsche des Vaters sollte aus dem Knaben ein Rechtsgelehrter werden; er wurde daher auf höhere Schulen, zuerst nach Magdeburg und dann nach Eisenach geschickt. Auch hier hatte er kein leichtes Leben. Durch Singen an den Thüren der Wohlhabenden mußte er sich den Unterhalt erwerben. Zu Eisenach nahm ihn Frau Cotta, welche Gefallen an seinem Gesänge und herzlichen Gebete gefunden hatte, in ihr Haus auf; dort lernte er den Segen eines liebevollen Familienlebens kennen. Erfurt. Das Kloster. Um die Rechtswissenschaft zu studieren, bezog Martin die Universität zu Erfurt. Allein er fand keine Befriedigung in diesem Studium. Ein Zug tiefer Schwermut ging durch seine Seele, er trieb ihn, der Welt zu entsagen, um den Frieden in der Einsamkeit eines Klosters und in der Ausübung des geistlichen Berufes zu suchen. Ein Gelübde, welches er bei heftigem Gewitter gethan, der jähe Tod eines Freundes brachten ihn zum Entschlüsse. So trat er gegen den Willen 1505 des Vaters in das Kloster der Augustiner ein und wurde ein eifriger Mönch. Mit peinlicher Gewissenhaftigkeit kam er den Vorschriften des Klosters nach; er ging mit dem Bettelsacke in die Häuser und verrichtete die niedrigsten Dienste. Sehr ernst nahm er es mit dem Gedanken an die ewige Seligkeit. Schwer ängstigte ihn der Gedanke der göttlichen Gerechtigkeit, die den Sünder strafen müsse, der die Gebote nicht erfüllte. l* \ ('

7. Geschichte der Neuzeit - S. 4

1887 - Wiesbaden : Kunze
4 Erste Periode der Neuzeit. bei Eisenach entstammte, seine Mutter eine geborene Ziegler.*) Über seine Herkunft äußerte Luther später: „Ich bin eines Bauern Sohn, mein Vater, Großvater, Ahnherr sind rechte Bauern gewest." Nach Eisleben war das Elternpaar kurze Zeit vor der Geburt des ältesten Sohnes Martin gezogen, weil Hans Luther in dem daselbst blühenden Bergbau lohnende Arbeit zu finden hoffte. Aber schon ein halbes Jahr später siedelte die Familie nach dem nahen Orte Man s-seld über. Hier kam der Vater als fleißiger Berghauer allmählich zu Wohlstand und wurde Ratsmitglied. Die Eltern nahmen sich der Erziehung ihrer drei Söhne und vier Töchter, die sie bekamen, mit Liebe und Aufopferung an. Im Alter von 5 Jahren wurde Martin Luther in die Schule zu Mansfeld geschickt und hier wie im elterlichen Hause streng behandelt, sodaß der an sich lebhafte und aufgeweckte Knabe ein schüchternes Wesen annahm, das ihm lange anhaftete. Im 14. Jahre kam Martin Luther auf die lateinische Schule zu Magdeburg. Er mußte sich hier mit Singen vor den Häusern wohlhabender Leute einen Teil seines Unterhaltes erwerben. Da er diesen jedoch nur kümmerlich fand, schickte ihn sein Vater im folgenden Jahre nach Eisenach, wo Verwandte seiner Mutter wohnten. Aber auch hier mußte er mit den Kurrendeschülern umhergehen, um durch Singen sein Brot zu verdienen. Hierdurch gewann er die Zuneigung der Gattin eines wohlhabenden Patriziers, der frommen Frau Ursula Cotta. Diese nahm ihn „um seines Singens und herzlichen Gebets willen" zu sich in ihr Haus und an ihren Tisch, sodaß er nun der Nahrungssorgen enthoben war. 1501 bezog Martin Luther, 18 Jahre alt, die Universität Erfurt, um sich nach dem Willen seines Vaters zum Rechtsgelehrten auszubilden. Wie damals üblich, studierte er zuerst Philosophie, welche als Grundlage aller Wissenschaften angesehen wurde, und strebte mit andern jugendlichen Genossen den höchsten Aufgaben menschlichen Erkennens zu. Im geselligen Kreise gab er sich gern dem Gesang und dem Lautenspiel hin, Künsten, die er sein Leben lang mit Liebe pflegte. Von der Philosophie ging er zum Studium der griechischen und römischen Klassiker über und erlangte 1505 die Magister würd e. Nachdem hiermit die Vorstudien abgeschlossen waren, nahm er nach den Bestimmungen seines Vaters das Rechtsstudium auf. Aber durch harte Erziehung schüchtern gemacht, scheute *) Der nach einer andern altert Angabe vielfach angeführte Name Lindemann beruht auf einer Verwechslung mit Luthers Großmutter.

8. Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 9

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Ii. Die Neubelebung des europäischen Geistes im 16. Jahrhundert. 9 starren, unveränderlichen Lehre gemacht hatte, wurde den Geistlichen bte Freube am Jbealen genommen, so daß sein Sinn auf das Materielle gerichtet würde. Jnfolgebessen sank er vielfach auf eine ziemlich tiefe sittliche Stufe. Alles, was das beutfche Volk unerträglich fanb, wofür es Besserungen für notig hielt, brachte der Reformator Luther zum Ausbruck. Luther. Man sah bamals bnrchans mehr die Schaben, die durch die Kirche entstauben waren, als das Gute, was sie geleistet hatte. Martin Luthers Vorfahren finb nach seinem Ausspruche „Bauern gewest". Sein Vater, Haus Luther, war aus Möhra nach Eisleben gezogen, um bort Kindheit, als Bergmann zu arbeiten. Hier gebar ihm am 1483 am 10. November seine Frau Margarete seinen ältesten Sohn, der nach dem Heiligen des Tages Martin genannt würde. Von Eisleben verzog die Familie nach Mansselb, wo Hans Luther sich allmählich zu einer gewissen Wohlhabenheit heraufarbeitete. Zuletzt befleibete er sogar das Amt eines Mitglieds des Gemeinbe-rates. Die Erziehung des jungen Martin war streng. Der harten Weise der Zeit entsprechen^ wurden Kinder hart, fast grausam erzogen. Luther erzählt, seine Mutter habe ihn einmal wegen einer Nuß blutig geschlagen. Mit 6 Jahren würde er in die Schule zu Mansselb geschickt. Mit 8 Jahren kam der Knabe auf die Lateinschule zu Magdeburg. Auch seine Schulzeit war Schule, hart und grausam. Einmal würde er fünfzehnmal hintereinanber geschlagen. Zwei Jahre später kam er nach Eisenach, wo sich seiner eine reiche Patrizierfrau, Ursula Cotta, erbarmte. Seine schöne Stimme hatte ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, währenb er als Kurrendeschüler vor ihrem Hause sang. 18 Jahre alt bezog er die Universität Erfurt, um Jura zu stubieren, benn sein Universität. Vater hielt die Theologen für sittlich üerborben. Luther stubierte jeboch mehr Philosophie. Aber ein starker religiöser Trieb, Seelenangst um eigene, vermeintliche Sünben weckten Neigung zur Theologie. Ein schreckliches Erlebnis — ein Freund wurde an seiner Seite vom Blitz erschlagen — ließ ihn das Gelübde tun, Mönch znwerden. Er trat 1505 in das Augustiner- Kloster, fl oster zu Erfurt ein. Sein Vater grollte ihm. Auch im Kloster fand Luther keine Befriedigung. Er faßte das Mönchs-gelübbe sehr streng; sagte er boch selbst, wenn jemanb durch Möncherei ins Himmelreich gelangt wäre, so würde er es gekonnt haben. Der Orbensvikar Johann von Staupitz staub ihm mit Rat bei, wenn er verzweifeln wollte. Seine Seele fanb Erquickung im Studium der Bibel, besonders des Römerbriefes. Drei Jahre später wurde er an die 1502 gegrünbete Universität Lehrer an der Wittenberg gerufen, wo er Philosophie und Theologie lehrte. 1511 machte Unitierfit5t-er im Orbensauftrag eine Reife nach Rom, war aber bitter enttäuscht über den Papst und die römische Frömmigkeit. „Je näher Rom, um so ärger Christen," ist fein Urteil. Zurückgekehrt wirkte er in der Stille zu Wittenberg bis zum Jahre 1517, als ihn das Treiben des Ablaßkrämers Tetzel Tehel. in die Öffentlichkeit trieb und ihn plötzlich zu einem in ganz Europa bekannten Mann machte.

9. Realienbuch für Berlin und Vororte - S. 49

1911 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
49 war. Seine Heere vermochten nichts auszurichten, obgleich sich die Hussiten in zwei Parteien gespalten hatten. Sie plünderten Kirchen und Klöster und ver- wüsteten sogar die Nachbarländer (S. 64). 1433 gestand das Konzil zu Basel der gemäßigten Partei den Kelch beim Abendmahl zu. Die andere Partei wurde darauf in einem Kampfe aufgerieben, und 1436 konnte Sigismund endlich als König in Prag einziehen. 3. Dr. Martin Qitber. H. Luther-Denkmal auf dem Neuen Markt; am Lockei sitzend: Ionas, Lruciger, Reuchlin und Spalatin, stehend: Melanchthon und Bugenhagen; aus den Lreppenwangen: Hutten und Sickingen, 2. Di« Reformation, Wandgemälde von W, v. Kaulbach im Treppenhaus« des Neuen Museums, 3, Luther di« Bibel übersetzend, Gemälde von G. Spangenberg in der Nationalgalerie, if, Rnrfürst Friedrich der weis«, Bildnis von A, Dürer im Raiser-Friedrich-Museum, L. Luthers Lebensgang bis 15jt. 1. Jugend. Luther, eines Bergmanns Sohn, wurde am 10. November 1483 1483 in Eisleben geboren und am folgenden Tage auf den Namen Martin getauft. Bald darauf siedelte die Familie nach Mansfeld über, wo der Vater ein geachteter Bürger und Ratsherr wurde. Der kleine Martin wurde in Schule und Haus streng erzogen^); da er fleißig war und schnell lernte, sollte er einmal ein gelehrter Mann werden. In seinem 14. Jahre brachten ihn die Eltern auf die lateinische Schule nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Hier sang er, um seinen Unterhalt zu verdienen, mit anderen Schülern vor den Häusern reicher Leute, bis ihn Frau Ursula Cotta liebevoll in ihr Haus aufnahm. 2. Luther in Erfurt. 1501 bezog Luther die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters die Rechte zu studieren. Da ihm dieses Studium nicht zusagte, wandte er sich der Theologie und Philosophie zu. 1505 erlangte er die Würde eines Magisters und hielt Vorlesungen an der Universität zu Erfurt. Gequält von dem Gefühle seiner Sündhaftigkeit und von banger Sorge um das Heil seiner Seele, trat er in demselben Jahre als Mönch in das dortige Augustiner- kloster. Vergeblich suchte er hier durch eifrige Bet- und Bußübuugen, durch harte Selbstkasteiungen die innere Ruhe zu erlangen17). Selbst das Studium der Bibel und der Kirchenväter gewährte ihm keinen Trost. Da wies ihn der wohlwollende Ordensvorsteher Johann von Staupitz auf die Briefe des Apostels Paulus und die Schriften des heiligen Augustinus hin, und hier fand er endlich die erlösende Lehre, daß Buße Sinnesänderung sei und der Mensch vor Gott gerecht werde, „nicht durch des Gesetzes Werke, sondern allein durch den Glauben". 3. Luthers Berufung nach Miltenberg. Im Jahre 1508 berief ihn 1508 Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zum Lehrer an die neugegründete Hochschule in Wittenberg; später wurde er vom Rate der Stadt auch zum Prediger der Pfarrkirche ernannt. Im Jahre 1510 ging Luther in Ordensangelegen- isiv heiten nach Rom, wo er die Sittenverderbnis der dortigen Geistlichen erkannte. d. Der Ablafzftreit. 1. Der Hblaß und Cuthers Huftreten dagegen. Um die Mittel zur Vollendung der Peterskirche in Rom zu erlangen, schrieb Papst Leo X. einen all- Realienbuch, a

10. Sagen und Geschichten - S. 47

1889 - Breslau : Hirt
Martin Luther. Unser großer Reformator stammte aus einem Bauerngeschlechte Thüringens, sein Vater Hans Luther wurde aber Schieferhauer und ließ sich in Eisleben nieder. Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn Martin geboren. Ein halbes Jahr nach der Geburt des Knaben siedelte Hans Luther nach Mansfeld über, wo Martin den ersten Unterricht erhielt, später besuchte er bessere Schulen in Magdeburg und Eisenach. Wegen seiner Armut mußte er als sogenannter Kurrendschüler vor den Thüren wohlhabender Bürger ums Brot singen, bis ihn Frau Ursula Cotta, die Gattin eines vornehmen Bürgers, in ihr Haus nahm. Im achtzehnten Lebensjahre bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Willen des Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren. Aber unwiderstehlich zog ihn die Gottesgelahrtheit an, und er vertiefte sich in die Bibel, von der er zum erstenmal ein vollständiges Exemplar auf der Universitätsbibliothek kennen lernte. Heftig quälte ihn der Gedanke an das Strafgericht Gottes, das ihm wegen feiner Sünden drohe, dazu stimmte ihn der plötzliche Tod eines feiner Freunde traurig, und als er einmal von einem schweren Gewitter überrascht wurde, gelobte er der heiligen Anna, der Welt zu entsagen und ein Mönch zu werden. Er trat in das Kloster der Augustinermönche zu Erfurt und suchte durch eifriges Befolgen der Ordensregeln den Frieden seiner Seele zu erlangen, säst hätte er sich „zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." Aber die Schwermut verließ ihn nicht. Da richtete ein alter Klosterbruder seinen Mut auf durch die Mahnung, auf Gottes Gnade zu hoffen. Noch mehr wirkten die Tröstungen des Ordensvorstehers Johann von Staupitz. Endlich erkannte er, daß wir nicht gerecht und selig werden durch äußere Werke der Buße, sondern aus Gnaden Gottes durch den Glauben, daß Christus um unserer Sünden willen für uns den Tod erlitten habe. Durch die Empfehlung von Staupitz kam Luther als Lehrer der Philosophie an die Universität zu Wittenberg, die der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen gegründet hatte. Auf einer Reife nach Italien und Rom that er einen Einblick in den üppigen und sittenlosen Lebenswandel der römischen Geistlichen. Bald nach feiner Rückkehr erhielt er die Würde eines Doktors und Professors der Theologie und hielt vielbesuchte Predigten in der Pfarrkirche Wittenberg«. io. Nov. 1433

11. Real-Buch für Volksschulen - S. 109

1840 - [S.l.] : Selbstverl. P. Gudenrath und J. Ch. Reimerz
109 Jahr nachher dem Freunde Hußens, Hieronymus von Prag, zu Theil. Er wurde auf derselben Stelle verbrannt, an welcher das Feuer Hußens Gebeine verzehrt hatte. Da die Freunde Hußens ihres Lehrers Verbrennung erfuhren, entbrannten sie vor Zorn. Der furchtbare Hussitenkrieg brach aus, in welchem ein böhmischer Edelmann, Johannes Ziska, an der Spitze seiner treuen Böhmen sechs wüthende, siegreiche Feldzüge ge- gen Kaiser und Papst führte. Die Nachkommen der Hussiten sind bekannt unter dem Namen der böhmischen und mährischen Brüder. 12. Kraftvoll, fest und von wahrer Gottesfurcht durch- drungen, tritt jetzt unser geliebter Dr. Martin Luther auf. Er wurde im Jahre 1463 auf einer Reise in Eisleben geboren. Sein Vater hieß Hans Luther, der im Dorfe Möre wohnte, bald aber nach Mansfeld zog und dort an den Bergwerken ar- beitete. Hans Luthers Gottesfurcht, Treue und Rechtschaffen- heit erwarben ihm allgemeine Achtung, so daß er bald unter die Mitglieder des Stadtraths aufgenommen ward. Der kleine Martin wurde früh in die Schule geschickt und anfangs vom Vater auf den Armen dahin getragen. Im I4ten Jahre kam Luther auf die Schule zu Magdeburg und ein Jahr nachher auf die Schule zu Eisenach, woselbst er in der ersten Zeit küm- merlich lebte, jedoch bald von einer reichen Kaufmanns-Wittwe Unterstützung erhielt. 1501. begab er sich auf die Universität nach Erfurt und ward daselbst 1503 Magister. Doch sein an- haltendes Studium und seine Zurückziehung von Menschen mach- ten ihn etwas scheu und kränklich. Der Vater Martins wollte, sein Sohn sollte die Rechtswissenschaft studiren; allein die Vor- sehung hatte ihn zu etwas Höherem bestimmt, denn als Mar- tin Luther einst mit seinem Freunde Alexius von einem Besuch seiner Eltern wieder nach Erfurt geht, erschlägt ein Blitz den Alexius an Luthers Seite. Luther, voll Angst, thut ein Ge- lübde, sich dem Klosterlcben zu weihen und geht sogleich, von Unruhe getrieben, in ein Augustiner-Kloster. Hier fing er an, die Bibel eifrig zu lesen. Im Kloster mußte er aber die be- schwerlichsten und ekelhaftesten Geschäfte verrichten, bis endlich der gute Dr. Staupitz sich des armen Jünglings erbarmte und ihn dem Kurfürsten von Sachsen zum Lehrer an der Universität zu Wittenberg empfahl. Jetzt söhnte Luther seinen Vater, der mir des Sohnes Uebertritc zum geistlichen Stande so sehr un- zufrieden gewesen war, wieder aus. Auch predigte Luther mit vielem Beifall und ward zugleich Prediger an der Stadtkirche

12. Teil 2 - S. 137

1910 - Hannover : Helwing
137 -Verehrung, der schamlosen Ausbeutung der Christenheit durch den Papst und die höheren Geistlichen u. a. m. Ihre Predigt fand großen Beifall; aber die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern haben sie nicht zustande gebracht. Wiklif wurde von der Universität als Ketzer ausgestoßen, und Hus in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 3. Di'. Martin Luther, a) Seine Jugend. Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Vater war ein Bergmann, ernst, arm und ehrenfest. Nicht minder streng war seine Mutter. Daher wurde Martin im Hause streng erzogen und bekam ein furchtsam Gemüt. In der Schule zu Mansfeld, wohin Luthers Eltern bald nach seiner Geburt übergesiedelt waren, wurde die Rute häufig und heftig geschwungen. Auch Martin Luther, der doch geschickt und fleißig int Lernen loar, hat sie oft genug kosten müssen. Später schickte ihn der Vater nach Magdeburg in die Schule und schließlich nach Eisenach. An beiden Orten mußte Martin sich sein täglich Brot durch Singen im Schülerchor in der Kirche und vor den Häusern der Bürger verdienen, bis ihn die wohlhabende Frau Cotta in ihr Haus aufnahm und ihn hielt wie ihren Sohn. Nun konnte er sorglos lernen. Sein Vater hatte sich inzwischen zunr Besitzer von zwei Schmelzöfen herauf- gearbeitet und beschloß, seinen Martin studieren zu lassen. Er schickte ihn auf die Universität in Erfurt, wo Martin ein Rechtsgelehrter werden sollte, obwohl er nicht große Lust dazu hatte. In der Bücherei der Universität fand er eine Bibel, in welcher er mit Lust und Andacht las. Luther war ein frommer, fleißiger und fröhlicher Student; aber die harte Zucht seiner Kinderjahre hatten seiner Seele einen ernsten Zug eingeprägt. Schwere Krankheit und der plötzliche Tod eines lieben Freundes legten ihn: die Frage nahe: wie würde es dir ergehen, wenn du bitrcf) den Tod plötzlich vor Gott, den strengen Richter, gestellt würdest? Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig. Als er einst draußen von einem heftigen Gewitter überrascht wurde, rief er in seiner Todesangst: „Hilf, liebe Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!" Wenige Tage später begehrte und fand er Aufnahme inr Augustinerkloster zu Erfurt. b) Luther i rtt Kloster. Martin Luther ließ sichs blutsauer mit feiner Möncherei werden. Im Kloster hatte er die niedrigsten Arbeiten zu verrichten; nicht selten mußte er mit dem Bettelsack durch die Straßen von Erfurt ziehen, um für das Kloster Gaben einzusammeln. Er fastete und kasteite seinen Leib bis aufs äußerste. „Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein," so bnrfte er später bekennen. Ein Trost war es für ihn, daß er im Kloster die h. Schrift lesen und lernen durfte. Aber das alles gab seinen: geängstigten Herzen

13. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 2

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
2 Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. leichterte die Verbreitung einer allgemeinern Bildung in den mittleren und den unteren Ständen des Volkes, zumal da auch die Herstellung des gleichfalls aus dem äußersten Osten überkommenen Lumpenpapiers im Abendlande immer weitere Ausdehnung gewann. Die kirchliche Reformation endlich zerriß zwar die Einheit der römischen Kirche, hob aber die Geistlichkeit aus ihrem sittlichen Verfall, förderte die Wissenschaft durch eigene Forschungen in den höchsten und heiligsten Fragen der Menschheit und setzte an die Stelle von Menschensatzungen das Wort Gottes. Allerdings schuf sie auch einen scharfen Gegensatz zwischen den evangelischen und katholischen Staaten. 2. Tie Reformation bis zum Wormser Edikt von 1521. Die Hoffnungen der Völker auf eine Reform der verderbten Kirche durch die großen Kirchenversauunlungen des Mittelalters, zumal die zu Pisa und zu Konstanz, waren nicht in Erfüllung gegangen. Endlich aber gab der Ablaß, den Papst Leo X., wie es hieß, zum Ausbau der Peterskirche in Nom für die Christenheit ausschrieb, den Anstoß zu einer Bewegung, welche eine vollständige Reform eines großen Teiles der Kirche herbeiführte. Der Mann, der den Mut hatte, den Irrlehren der alten Kirche entgegenzutreten, der Ausdauer genug besaß, um im Kampfe nicht zu erlahmen, und dem die Kraft befchieden war, die reine Lehre wieder herzustellen und die Kirche neu aufzubauen, das war Martin Luther. Martin Luther ist am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater Hans Luther, anfangs Bauer in Möhra bei Eisenach, war nach Eisleben übergesiedelt, um als Bergmann besseren Verdienst zu gewinnen. Aus Nahrungssorgen verließ er aber mit seiner Frau Margarete (geb. Ziegler) und seinem Söhnchen Martin schon nach einem halben Jahre Eisleben und zog nach den: benachbarten Mansfeld, wo seine Lage sich allmählich besserte. Hier erhielt Martin Luther bis zu seinem 14. Jahre den ersten Unterricht; dann brachte ihn sein Vater auf eine höhere Schule nach Magdeburg und ein Jahr später nach Eisenach. Bei der Armut seiner Eltern mußte er sich den täglichen Unterhalt durch Singen vor den Häusern der Wohlhabenden erwerben, bis ihm Frau Ursula Cotta liebreiche Aufnahme gewährte. Im Jahre 1501 bezog er die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters die Rechtswissenschaft zu studieren, doch überwog bei ihm die Neigung zu philosophischen und theologischen Studien, und im Jahre 1505 wurde er Magister der Philosophie. Das Studium der Bibel mahnte ihn, daß er jeden Augenblick bereit sein müsse, vor Gottes Richterstuhl zu treten. Als er auf einer Rückreise von seinen Eltern unweit Erfurt von einem furchtbaren Gewitter überrascht wurde und der Blitz zu seinen Füßen einschlug, gelobte er ein Mönch zu werden und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Aber obwohl

14. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 339

1847 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 339 verletzt, das Asylrecht hemmte die Handhabung der städtischen Justiz und Polizei, die Klöster und vielen Feiertage begünstigten Bettelei und Vagabundenleben, dem der ehrsame Bürgerstand vor Allem gram war — kein Wunder also, daß die Volksliteratur, die damals in den Städten blühte, ihre Angriffe und ihren Spott gegen Mönche und Geistliche richtete und hierin mit dem Streben der Humanisten zusam- mentraf. — Noch war in Sachsen und den Nachbarländern der Same der Hussi tischen Ketzerei nicht ganz untergegangen, und nährte in dem gemeinen Mann, dem die hohen Stolgebühren oft wehe thaten, während er in Zeiten der Trübsal umsonst sich um Hülfe und Trost an den gleichgültigen Seelsorger wandte, den Geist der Opposition. li) »r. Martin Luther. §. 418. Martin Luther wurde geboren zu Eis leben am 10. Nov. 1480. Sein Vater war ein ehrsamer Bergmann aus einem Bauernge- schlecht in Möhra, der später nach Mansfeld übersiedelte. Hier in der gesunden Bcrglnft des Thüringer Waldes wuchs Luther unter strenger Zucht heran. Da ihn sein Vater zum Studium der Rechtswissenschaft bestimmt hatte, so wurde er in seinem 15. Jahre auf die Schule zu Eisenach ge- bracht und besuchte dann die Universität Erfurt. Vier Jahre lag er hier den Studien mit allem Fleiße ob, als ihn angstvolle Sorge um daö Heil seiner Seele, der plötzliche Tod eines Freundes und eigne Lebensge- fahr bei einem schweren Gewitter zu dem Entschluß brachten, in das Kloster zu gehen. Noch einmal ergötzte er sich mit seinen Freunden bei heiterm Gesang , Saitenspiel und Wein, und schloß sich dann in die stille Zelle eines Augustiner-Klosters in Erfurt ein. Hier unterzog er sich gewissen- haft allen Pflichten und Dienstleistungen eines Bettelmönchö, aber weder diese Erniedrigung und Selbstentsagung, noch das fleißige Studium der Scholastiker vermochten den Trübsinn seiner Seele und das angstvolle Ringen der Creatur nach einer Vereinigung mit ihrem Schöpfer zu lin- dern ; daö thatenlose Leben in der einsamen Klause begünstigte seinen Hang zum Grübeln und erhöhte seine Schwcrmuth und sein Seelenleiden, bis es endlich in dem Glauben, daß der Mensch nicht durch seine Werke, sondern durch den Glauben an die Barmherzigkeit Gottes in Christo selig werde, Beruhigung fand. Durch die Empfeh- lung des Ordensvorstehers Staupitz, der sich Luthers Vertrauen gewon- nen und ihn durch Trost und Führung aufgerichtet hatte, kam er 1508 nach Wittenberg, um auf der von Kurfürst Friedrich dem Weisen ncugcgründetcn Universität theologische Vorlesungen zu halten. In diesem seiner kräftigen Natur entsprechenden Wirkungskreis entfaltete er alsbald die größte Thätigkeit; er wartete seines Amts als Prediger und Seelsorger, er bekümmerte sich um die Angelegenheiten seines Klosters, für das er 1511 eine Reise nach Rom unternahm, er hielt Vorlesungen und befaßte sich mit wissenschaftlichen Arbeiten, die theils die Auslegung der heiligen 22*

15. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 113

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Martin Luther und die Reformation. 113 als von geistlichen Interessen erfllt waren; auch sonst hrte man viele Klagen der das weltliche Leben von Geistlichen. Besonderen Groll hatte es von jeher erregt, ba die ppstliche Kurie aus allen katholischen Lndern groe Geldsummen nach Rom zog, die nicht wieder den allgemeinen kirchlichen Bedrfnissen zugute kamen. Eine groe Ausdehnung hatte vornehmlich das Ablawesen gewonnen. Auch Papst Leo X., der zum Neubau der ver Abla. Peterskirche viel Geld brauchte, schrieb einen Abla aus; einer der Abla-prediger, die in Deutschland umherzogen, war der Dominikanermnch I o -Hann Tetzel. Ihm trat Dr. Martin Luther entgegen. 112. Martin Luther. Martin Luther stammte aus einer Bauern-samilie. Sein Vater, der aus Thringen gebrtig war, arbeitete als armer Bergmann in Eisleben, wo sein Sohn Martin am 10. November 1483io.d?o= geboren wurde; spter zog er nach Mansseld, wo er sich ein Haus er- 1433. warb und ein angesehener Mann wurde. Der Sohn wurde streng erzogen und oft hart gestupt". Mit vierzehn Jahren wurde er nach Magde-brg auf die lateinische Schule gebracht, von wo er bald nach Eisenach bersiedelte; dort sang er, um sein Brot zu verdienen, als Kurrendeschler vor dm Husern. Erst als sich Frau Ursula Cotta seiner erbarmte und ihn an ihren Tisch zog, lernte er ein behaglicheres Leben kennen. Im Jahre 1501 Erfurt, bezog er die Universitt Ersnrt; er sollte Jura studieren, um spter einlj0l Beamter werden zu knnen. Aber dieser Wunsch des Vaters ging nicht in Erfllung. Nach vierjhrigem Studium trat Luther, von Gewissensngsten getrieben, durch den schnellen Tod eines Freundes sowie durch einen neben ihm niederzuckenden Blitz an die ewigen Dinge gemahnt, in das Kloster der Augustiner in Erfurt ein. Im Jahre 1508 empfahl ihn Staupitz, der 1505. Generalvikar seines Ordens, zu einem Lehramt an der vor kurzem gegrndeten Universitt Wittenberg. Hier, in der Residenzstadt des schsischen Wittenberg. Kurfrsten Friedrichs des Weisen, eines Fürsten aus der ernestimschen Linie des Hauses Wettin, wirkte er nun als Professor und Prediger. Auch in seinem Orden nahm er eine hervorragende Stellung ein. Im Jahre 1511 wurde er in Ordensangelegenheiten mit einem anderen Ordensbruder nach Rom geschickt. Da kam im Jahre 1517 Tetzel, zwar nicht nach Kursachsen, das ihm der Kurfürst zu betreten verboten hatte, aber doch an die Grenze des schsischen Gebietes und fand auch in Wittenberg viel Zulauf. Unter diesen Umstnden fhlte sich Luther gedrngt, nicht zu schweigen, sondern sich gegen den Mibrauch des Ablasses ffentlich zu erklären, und am Abend des 95 Assen. 31.Oktober 1517 schlug er seine lateinisch abgefaten 95 Thesen ber3115i76er Neubauer u. Rsiger, Lehrb. d. Gesch. Ii. 8

16. Der biographische Unterricht - S. 59

1859 - Berlin : Gaertner
I. Deutschland Martin Luther. §. 62. Luthers Jugend. Marlin Luther wurde im Jahre 1482 am 10. November in Eisleben geboren. Sein Vater, Hans Luther und seine Mutter Margarethe, geb. Lindemann, lebten in dem Dorfe Möhra bei Eisleben. Sie kamen später nach Mansfeld, wo Martin seinen ersten Unterricht erhielt. Vater, Mutter und Lehrer straften ihn zuweilen recht hart. Als Martin 14 Jahre alt war, wurde er nach Magdeburg und bald daraus nach Eisenach auf die Schule geschickt. In Eisenach nahm sich die Frau Cotta seiner beson- ders an, indem sie ihm Wohnung und Kost gab, für ihn das Schul- geld bezahlte und ihn in der Musik unterrichten ließ. Im 18. Jahre kam Luther nach Erfurt auf die Universität. Er sollte eigentlich ein Rechtsgelehrter werden. Allein eine lateinische Bibel, die er in der Universitätsbibliothek fand, brachte ihn auf andere Gedanken. Je mehr er seine Bibel las, desto weniger Gefallen fand er an der Rechts- gelehrsamkeit. Er beschloß daher, seine Laufbahn zu ändern. In sei- nem Beschluß bestärkte ihn noch der plötzliche Tod seines Freundes Alexius. Er ging in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde Mönch. Im Kloster hatte Luther ein sehr trauriges Leben. Er glaubte nicht fromm genug zu sein und härmte sich deshalb sehr ab. Als im Jahre 1508 der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen für die Universität Wittenberg einen Professor der Theologie suchte, wandte er sich des- halb an Dr. Johann von Staupitz, den Vorsteher des Augustinerklo- sters in Erfurt. Dieser schlug Luthern zu der Stelle vor, und so kam

17. Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen - S. 78

1886 - Danzig : Gruihn
— 78 — den Briefe durch reitende Boten von einer Handelsstadt znr andern, Pakete und Personen aber durch Lohnkutscher befördert. Die Briefe ins Ausland sowie an Orte, die uicht an der Straße lagen, mußten durch Gelegenheit oder durch eigene Boten abgesendet werden, was teils unsicher, teils sehr kostspielig war. Maximilian errichtete (1516) zuerst zwischen Wien und Brüssel eine regelmäßige Postverbindnng, welche sich nach und nach über gauz Deutschland verbreitete und 'immer mehr vervollkommnet wurde. 22. Luther und die Reformation. Martin Luther wurde 1483 am 10. November als Sohn eines Bergmannes zu Eisleben geboren. Schon frühzeitig hielt ihn fein Vater zur Schule an. Nachdem er seine Gymnasialbildung vollendet hatte, bezog er die Universität und studierte die Rechtswissenschaft. Später aber gab er das Studium auf und ging in das Augustinerkloster zu Erfurt. Wegen seiner großen Gelehrsamkeit wurde er bald darauf Professor an der Universität zu Wittenberg und trat auch als Prediger mit großem Beifall auf. Um diese Zeit ließ Papst Leo X. zu Rom die Peterskirche bauen und erteilte allen denen einen Ablaß, welche hierzu Geld beitrugen. Als ein Mönch Namens Tetzel auch in der Gegend von Wittenberg den Ablaß verkündete, schrieb Luther 95 Sätze oder Thesen gegen den Ablaß und andere Lehren der Kirche nieder und schlug dieselben an die Schloßkirche zu Witteuberg (31. Oktober 1517). Die Sätze wurden durch die Buchdruckerkunst schnell verbreitet und fanden viele Anhänger und Gegner. Der Papst schickte gelehrte Männer ab, die Luther beweisen sollten, daß er unrecht habe. Da jedoch alles vergeblich war, that der Papst ihn in den Bann. Luther aber verbrannte die päpstliche Bulle vor dem Elsterthore zu Wittenberg. Der Reichstag zu Worms. 1521. Kaiser Karl V. hielt darauf zu Worms (im Großherzogtum Hessen) einen Reichstag ab, zu welchem auch Luther beschieden wurde. Von diesem wurde hier verlangt, daß er seine Lehren widerrufen follte. Luther ging jedoch darauf nicht ein und wurde später, da der Kaiser sein Gegner war, in die Reichsacht erklärt. Für Luthers Sicherheit war indes gesorgt; denn der Kurfürst von Sachsen Friedrich der Weise ließ ihn auf der Rückreise von Worms durch zwei verkappte Edelleute scheinbar gefangen nehmen und sofort auf die Wartbürg (bei Eisenach) führen, wo er vorläufig lebte. Die Reichstage zu Speier, 1539, Augsburg, 1530. Da Luthers Lehre viele Anhänger fand, so wurde nach Speier (in der Rheinpfalz) ein Reichstag berufen. Hier beschloß man, daß die Lutheraner sich bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung aller Neuerungen enthalten sollten. Dagegen aber protestierten Luthers Anhänger, und sie erhielten von diesem Protest den Namen Protestanten. — Daraus wurde zu Augsburg (in Bayern) ein Reichstag abgehalten, auf welchem die Protestanten ihr Glaubensbekenntnis überreichten, welches die „Augsburger Konfession" genannt | wird. Der Kaiser erklärte sich als Gegner der Lutheraner und setzte ihnen eine kurze Frist, zum katholischen Glanben zurückzukehren. Luthers Tod. Als Luther im Januar 1546 nach Eisleben reiste, wurde er matt und schwach, so daß er meinte, sterben zu müssen. Sein Zustand verschlimmerte sich so, daß er am 18. Februar entschlief. Der Kur- f fürst von Sachsen ließ Luthers Leiche nach Wittenberg bringen, wo dieselbe in der dortigen Schloßkirche unter großer Feierlichkeit beigesetzt wurde. Zwingli und Calvin. In der Schweiz stand damals Ulrich Zwingli, Pfarrer zu Zürich, auf, griff manche Lehren der katholischen Kirche an und I stiftete die sogenannte reformierte Kirche. In Genf verkündete Calvin ebenfalls eine neue Lehre. Seine Anhänger nannten sich auch Reformierte.

18. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen höherer Lehranstalten - S. 32

1908 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Von Martin Luther. 9. Bon Martin Luther. ^ifeniv Wohl ein jeder kennt den teuern Gottesmann Martin Luther. ^U9<m ' Im rauchgeschwrzten Eisleben im Mansfeldischen steht ein altes Haus, daran verkndet eine Tafel: Hier wurde am 10. November 1483 Martin Luther geboren. Eisleben. Er war armer Leute Kind, eines Bergmanns Sohn. Der alte Hans Luther war mit seinem Weibe aus Thringen nach Eisleben ge-kommen, um bessern Verdienst zu finden; aber die drckende Armut wich auch hier nicht von ihm. Erst spter kam er in Mansseld zu einigem Wohlstand. Martins Jugendjahre waren nicht wonnig. Die Eltern meinten's herzlich gut mit ihrem ltesten, waren aber sehr streng, wegen kleiner Vergehen wurde er hart gestupt". Als der Vater merkte, da Martin ein kluger Kopf sei, nahm er sich vor, ihn etwas Rechtes lernen zu lassen. Er schickte den Kleinen in die Schule; waren die Wege mit Schnee be-deckt, trug er ihn wohl auf den Armen hin. Auch bei dem strengen Lehrer lernte der Knabe die Rute kennen. Eisenach. Spter tat der Vater den Knaben auf die Lateinschule, zuerst nach Magdeburg, dann nach Eisenach. Auch hier war die Armut sein Gefhrte. Da sang er mit anderen armen Kameraden unter Fhrung eines Lehrers vor den Tren der Huser geistliche Lieder; dafr reichten mildttige Hnde ein wenig Speise oder einige Pfennige. Eines Tages erbarmte sich eine wohlhabende Frau des kleinen bleichen Sngers und lie ihn fter mittags an ihrem Tische essen. Erfurt. In Eisenach schnallte endlich der Jngling sein Bndel und zog gen Erfurt. An der Universitt sollte er nach dem Wunsche des Vaters die Rechtswissenschaften studieren. Ein echter und rechter Student sa er fleiig der den Bchern, war aber auch gern bei Gesang und Lauten-spiel im Kreise froher Freunde. Glnzend bestand er die erste Prfung, und bald hoffte der Vater seinen Sohn als tchtigen Rechtsgelehrten zu sehen. Da trat eine entscheidende Wendung ein. * Luther In stillen Stunden qulte Luthern der Gedanke, da er nicht fromm im Kloster. gcttug fej und da ihm Gott darob zrne. Dazu berraschte ihn einst auf der Landstrae ein schweres Gewitter, ein greller Blitz fuhr dicht vor

19. Der biographische Unterricht - S. 48

1874 - Berlin : Gaertner
Zweite Abtheilung. Lebensbeschreibungen und Denkwürdigkeiten von Martin Luther bis auf die neueste Zeit. I. Deutschland. Martin Luther. §• 62. Luthers Jugend. Martin Lucher wurde im Jahre 1483 am 10. November in Eisleben geboren. Sein Vater, Hans Luther/ und seine Mutier Margarete, geb. Lindemann, lebten in dem Dorfe Möhra bei Eisleben. Sie kamen später nach Mansfeld, wo Martin feinen ersten Unterricht erhielt. Vater, Mutter und Lehrer straften ihn zuweilen recht hart. Als Martin 14 Jahre alt war, wurde er nach Magdeburg und bald darauf nach Eisenach auf die Schule geschickt. In Eisenach nahm stch die Frau Cotta feiner besonders an, indem sie ihm Wohnung und Kost gab, für ihn das Schulgeld bezahlte und ihn in der Musik unterrichten ließ. Im 18. Jahre kam Luther nach Erfurt auf die Universität. Er sollte eigentlich ein Rechtsgelehrter werden. Allein eine lateinische Bibel, die er in der Universitätsbibliothek fand, brachte ihn auf andre Gedanken. Je mehr er seine Bibel las, desto weniger Gefallen fand er an der Rechtsgelehrsamkeit. Er beschloss daher, seine Laufbahn zu ändern. In feinem Beschluss bestärkte ihn noch der plötzliche Tod seines Freundes Alqius. Er ging in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde Mönch. Im Kloster hatte Luther ein sehr trauriges Leben. Er glaubte, nicht fromm genug zu fein, und härmte sich deshalb sehr ab. Als im Jahre 1508 der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen für die Universität Wittenberg einen Professor der Theologie suchte, wandte er sich an Dr. Johann von Staripitz, den Vorsteher des Augustinerklosters in Erfurt. Dieser schlug Suchern zu der Stelle vor, und so kam Luther von Erfurt nach Wittenberg, wo er den größten Theil seines Lebens zugebracht hat. §• 63. Luther in Wittenberg. Luther war mit Zagen nach Wittenberg gegangen, und, als ihn Staupitz sogar zum Predigen in der Stadtkirche aufforderte, sagte er: „Herr, Ihr bringt mich um mein Leben, ich werde es nicht ein Vierteljahr treiben." Dennoch ging es mit Luthers Predigten so gut, dass er zum Prediger gewählt wurde. Nach einigen Jahren bekam Luther, der noch immer Mönch war, den Auftrag, in Angelegenheiten feines Ordens nach Rom zu reifen. Auf dieser Reife, noch mehr aber in Rom, lernte er den Leichtsinn der katholischen Geistlichen kennen. Nach feiner Rückkehr wurde er zum Doktor der Theologie ernannt. Da geschah es, dass ein Dominikanermönch, Johann Tezel, Norddeutschland durchzog und Ablass verkaufte. Die Päpste sagten nämlich, es sei in vielen Kirchen, besonders in Rom, ein großer Schatz von guten Werken aufbewahrt. Diese guten Werke seien diejenigen guten Handlungen, welche die Heiligen mehr gethan hätten, als sie eigentlich zu thun brauchten. Wenn nun jemand viel gesündigt habe, wofür er von Gott oder von der Obrigkeit bestraft werden müsfe, so brauche er nur, um der Strafe zu entgehen, sich solche guten

20. Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern - S. 61

1899 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
V. Die Zeit der Reformation. 61 erhoben. Diese Steuern führten verschiedene Namen. Bei der Festsetzung derselben mußten die Landstände befragt werden. Das Reisgeld war eine Kriegssteuer, die von jenen erhoben wurde, welche nicht als Reiter zu dienen brauchten. Eine der ersten Steuern war die Viehoder Klauensteuer. Später kam die Vermögenssteuer auf, die den zwanzigsten Pfennig, also 5 Prozent, betrug. Auch die Grund- oder Bodensteuer wurde damals eingeführt. Bei der Huldigung des Herzogs mußte auch öfter eine außergewöhnliche Steuer „von Huldigung wegen" entrichtet werden. Zoll und Ungeld waren die ersten indirekten Steuern, die von Vieh, Wein, Salz, Getreide, Tuch, Leinwand, Eisen u. a. erhoben wurden. Das Ungeld erregte oft den Unwillen des Volkes. Diener, Knechte und Mägde, sowie der Adel und die Prälaten waren steuerfrei. 62. Der Kirchenstreil. 1. Zwei große Kirchenversammlungen hatten nicht vermocht, das Verderben, das in die Kirche gedrungen war, zu beseitigen. Erst nach vielen Kämpfen gelang es, die Kirche an Haupt und Gliedern zu bessern; dabei ist leider die Einheit derselben verloren gegangen. In diesem Streite tritt ein Mann hervor, mit dessen Namen die Geschichte jener Zeit aufs engste verknüpft ist: Doktor Martin Luther. Er wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren und war eines Bergmanns Sohn. Seine Eltern waren arme Leute und mußten sich's blutsauer werden lassen. Sie hielten ihre Kinder streng und früh zur Arbeit. Luther erzählt selbst von seiner Jugend: „Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ihm gram ward, und es währte lange, bis er mich wieder zu sich gewöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut danach floß. Aber sie meinten es doch herzlich gut". Wie das Elternhaus, so hielt auch die Schule strenge Zucht. Luther ist da einmal an einem Vormittage fünfzehnmal hintereinander gestrichen worden. Damit er weiter käme, schickten die Eltern ihn nach Magdeburg, später nach Eisenach in die Schule, wo er sich, wie die meisten Schüler der damaligen Zeit, das Brot vor den Thüren ersiugen mußte. Mit dem achtzehnten Jahre zog Luther auf die Universität Erfurt, weil der Vater wünschte, daß er ein Rechtsgelehrter werden sollte; aber er verließ die Universität und trat als Mönch in das Angnstinerkloster zu Erfurt. Nachdem er drei Jahre dort gewesen, wurde er durch den Kurfürsten von Sachsen zum Lehrer an der neu errichteten Universität Wittenberg und zum Prediger an der Schloßkirche daselbst berufen. 2. Luther lehrte vornehmlich nach der Bibel. Dadurch kam er mit dem Mönche Tetzel, der in derselben Gegend Ablaßbriefe verkaufte, in Feindschaft, und es entstand ein Streit, der bald die ganze Gegend um Wittenberg erfüllte. Um allen Menschen klar zu machen, welches seine Meinung in kirchlichen Dingen sei, schrieb Luther 95 Sätze und schlug sie nach der Sitte der-damaligen Zeit am 31. Oktober 1517 an die Schloß-