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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 586

1906 - München : Oldenbourg
586 121. Die Waffenstreckung bei Sedan. besten Freunde Frankreichs? So würden die Franzosen auch die besten Freunde Deutschlands werden, wenn dieses sich großmütig zeige und nicht durch unzeitgemäße Härte erloschene Leidenschaften wieder anfache. Hier unterbrach ihn Graf Bismarck mit den Worten: „Nein, Frankreich hat sich nicht geändert, es hat selbst den Krieg gewollt und um diesem nationalen Ruhmeswahne in dynastischem Interesse zu schmeicheln hat der Kaiser Napoleon Iii. uns herausgefordert. Wir wissen sehr wohl, daß der vernünftige und besonnene Teil der Nation nicht zum Kriege trieb; nichtsdestoweniger hat er den Gedanken desselben gerne angenommen. Wir wissen sehr wohl, daß die Armee uns durchaus nicht am meisten feind war, aber der Teil Frankreichs, welcher zum Kriege trieb, ist eben derjenige, welcher die Regierungen macht und stürzt. Bei ihnen ist es das Gesindel und auch die Journalisten und die wollen wir züchtigen; deshalb müssen wir nach Paris. Wer weiß, was geschieht? Vielleicht bildet sich bei Ihnen irgend eine Regierung, die vor nichts Achtung hat, die Gesetze nach ihrem Belieben macht und den Ergebungsvertrag nicht anerkennt, den Sie für die Armee schließen werden, die vielleicht die Offiziere zwingt die Versprechungen zu brechen, die sie uns gegeben haben, denn ohne Zweifel wird man sich verteidigen wollen um jeden Preis. Wir wissen wohl, daß man in Frankreich schnell Soldaten macht; aber junge Krieger wiegen feuerfeste Krieger nicht auf, und was man nicht aus dem Stegreis macht, das ist ein Offizierkorps, das sind selbst die Unterossiziere. Wir wollen den Frieden, aber einen dauerhaften Frieden und unter den Bedingungen, die ich Ihnen fchon angegeben habe; zu dem Zweck müssen wir Frankreich unfähig machen uns zu widerstehen. Das Los der Schlachten hat uns die besten Soldaten, die besten Ossiziere der französischen Armee in die Hände gegeben; sie gutwillig freigeben um sie von neuem gegen uns marschieren zu sehen wäre Wahnwitz, hieße den Krieg verlängern und fündigen wider das Wohl unserer Völker. Nein, General, wie warmen Anteil wir nehmen mögen an Ihrer Lage, wie schmeichelhaft unsere Meinung sein mag von Ihrer Armee — wir können Ihre Forderung nicht bewilligen und nichts ändern an den ersten Bedingungen, die Ihnen gestellt worden sind." — „Wohlan," sagte General Wimpsien würdevoll, „dann ist mir ebenso unmöglich eine solche Kapitulation zu unterzeichnen und wir sangen die Schlacht von neuem an." Jetzt ergriff der General Castelnau das Wort und sagte mit stockender Stimme: „Ich glaube, der Augenblick ist gekommen die Botschaft des Kaisers auszurichten." — „Wir hören, General," sagte Graf Bismarck. — „Der Kaiser," fuhr General Castelnau fort, „hat mich beauftragt Sr. Majestät dem Könige von Preußen zu bemerken, daß er ihm seinen Degen ohne Bedingung zugesandt und sich persönlich ganz seiner Gnade übergeben habe, aber nur in der Hoffnung, daß der König gerührt sein werde durch solch vollständige Hingabe, daß er dies Opfer würdigen und darum der französischen Armee eine ehrenvolle Kapitulation bewilligen werde, eine solche, wie ihr Mut sie verdient habe."

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1. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 290

1896 - Leipzig : Dürr
290 Mnz zu schmeicheln, hat Kaiser Napoleon uns herausgefordert Wir wissen wohl, da der vernnftige und besonnene Teil Ihres Volkes nicht zum Kriege trieb. Nichtsdestoweniger hat dieser ver-nnstige und besonnene Teil den Gedanken des Krieges gerne ans-genommen. Bei Ihnen ist es das Gesindel und auch die Zeitnngs-schreiben welche zum Kriege trieben, und die wollen wir zchtigen deshalb mssen wir nach Paris! Wir wissen wohl, da man in Frankreich schnell Soldaten macht; aber junge Krieger wiegen feuer-feste Krieger nicht auf, und was man nicht aus dem Stegreif macht, das ist ein Offizierkorps, das sind auch die Unteroffiziere. Das Los der Schlachten hat uns die besten Soldaten, die besten Offiziere des franzsischen Heeres in die Hand gegeben; sie gutwillig frei-geben, um sie von neuem gegen uns marschieren zu sehen, wre Wahnwitz; das hiee den Krieg verlngern und sndigen wider das Wohl unserer Völker. Nein! General, wie warmen Anteil wir nehmen mgen an Ihrer Lage, wie schmeichelhaft unsere Meinung sein mag von Ihrem Heere: wir knnen Ihre Forderung nicht bewilligen und nichts ndern an den ersten Bedingungen, die Ihnen gestellt worden sind." (Oncken.) J Nun wohl entgegnete Wimpffen mit Ernst und Wrde fr mich liegt diefelbe Unmglichkeit vor, mich folchen Bedingungen zu unterwerfen; wir werden wiederum den Kampf beginnen." Eine Pause trat ein; schwer lastete dieselbe auf allen. Da erhob sich General Castelnau mit den Worten: Ich erachte den Zeitpunkt fr gekommen, eine Botschaft des Kaifers auszurichten." Wir hren, Herr General!" sagte Bismarck. Der Kaiser", fuhr Castelnau fort, hat mir befohlen, Sr. Majestt dem Könige von Preußen bemerklich zu machen, da er demselben seinen Degen be-dingnngslos berreicht und sich fr feine Person ganz seiner Gnade ergeben habe, da er aber also nur in der Hoffnung gehandelt habe, der König werde, in Rcksicht auf eine so vollstndige Hingebung, dem fran-zfifchen Heere so ehrenvolle Bedingungen gewhren, wie es sie verdient hat." Darauf Bismarck: Ist das alles?" Ja!" erwiderte Castelnau. Und wiederum Bismarck: Aber was fr ein Degen ist das, welchen Napo-leon bergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs oder nur sein eigener Degen? Falls es der Degen Frankreichs wre, so knnten die Bedingungen betrchtlich gemildert werden, und Ihre Botschaft wre dann von schwerwiegender Bedeutung." Es ist nur der Degen des Kaisers", gab Castelnau zur Antwort. In diesem Falle, warf jetzt Moltke ein, wird dadurch an unseren Bedingungen nichts gendert. Der Kaiser aber wird fr sich selbst alle Vergnstigungen erhalten, die er nur immer verlangen mag."

2. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 273

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
nicht mehr gegen die deutschen Heere zu fechten?" Moltke gab ein be- stimmtes „Nein!" zur Antwort. „Nun denn, so wünsche ich zu wissen, was für Kapitulationsbedingungen Se. Majestät der König von Preußen uns zu gewähren gewillt ist." Worauf Moltke: „Die Bedingungen sind ganz einfach. Die ganze französische Armee mit Waffen und Gepäck ist kriegsgefangen. Die Offiziere dürfen ihre Degen behalten als Achtungs- beweise für ihre Tapferkeit; aber auch sie gehen in Kriegsgefangenschaft." Wogegen Wimpfsen: „Das sind sehr harte Bedingungen und, wie mir scheint, hätte die französische Armee durch ihren Heldenmut bessere ver- dient." „Ja" — sagte jetzt Bismarck — „der tapfere Widerstand ihrer Armee verdiente zweifelsohne die ehrenhaftesten Bedingungen. Wir lassen dem energischen Führer und den braven Soldaten alle Gerechtigkeit widerfahren; aber, beachten Sie es wohl, Frankreich war es, das den Krieg anhob. Deutschland wünscht die rasche Wieder- herstellung des Friedens, und wir dürfen nichts vernachlässigen, was die Dauer des Kampfes abkürzen kann. Eins der wirksamsten Mittel hier- für aber ist, Frankreich eine Armee zu entziehen, die den Rahmen für neue Armeen liefern kann. Also — wir haben es reiflich überlegt und bleiben dabei — Ihre Armee streckt die Waffen und wird kriegs- gefangen nach Deutschland geführt." Wimpffen verwahrte sich lebhaft gegen diese Bedingungen und erklärte deren Annahme für unstatthaft mit dem Beifügen: „Es wird mir unmöglich, eine solche Kapitulation zu unterzeichnen; wir werden die Schlacht wieder anheben." Hier nahm der General Castelnau das Wort: „Ich halte den Augenblick für ge- kommen, eine Botschaft des Kaisers zu bestellen." „Wir hören, Herr General," sagte Bismarck. Darauf Castelnau: „Der Kaiser hat mich beauftragt, Sr. Majestät dem König von Preußen bemerklich zu machen, daß er demselben seinen Degen bedingungslos überreicht und sich für seine Person unbedingt ergeben habe, daß er aber also nur in der Hoffnung gehandelt, der König werde, in Rücksicht auf eine so voll- ständige Hingebung, der französischen Armee eine so ehrenvolle Kapitu- lation geben, wie sie eine verdient hat." Bismarck: „Ist das alles?" Castelnau: „Ja." Bismarck: „Aber was ist das für ein Degen, den Napoleon der Dritte übergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs, oder ist es sein Degen? Falls es der Degen Frankreichs ist, so könnten die Bedingungen beträchtlich gemildert werden, und Ihre Botschaft wäre dann von äußerster Wichtigkeit." Castelnau: „Es ist der Degen des Kaisers." Moltke: „Dann wird dadurch nichts an den Bedingungen Breidenstein, Mittelschnllesebuch Iv. Westpreuhen. 18

3. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 272

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
272 Gerechtigkeit widerfahren; aber, beachten Sie es wohl, Frankreich war es, das den Krieg anhob. Deutschland wünscht die rasche Wieder- herstellung des Friedens, und wir dürfen nichts vernachlässigen, was die Dauer des Kampfes abkürzen kann. Eins der wirksamsten Mittel hier- für aber ist, Frankreich eine Armee zu entziehen, die den Rahmen für neue Armeen liefern kann. Also — wir haben es reiflich überlegt und bleiben dabei — Ihre Armee streckt die Waffen und wird kriegs- gefangen nach Deutschland geführt." Wimpffen verwahrte sich lebhaft gegen diese Bedingungen und erklärte deren Annahme für unstatthaft mit dem Beifügen: „Es wird mir unmöglich, eine solche Kapitulation zu unterzeichnen; wir werden die Schlacht wieder anheben." Hier nahm der General Castelnau das Wort: „Ich halte den Augenblick für ge- kommen, eine Botschaft des Kaisers zu bestellen." „Wir hören, Herr General," sagte Bismarck. Darauf Castelnau: „Der Kaiser hat mich beauftragt, Sr. Majestät dem König von Preußen bemerklich zu machen, daß er demselben seinen Degen bedingungslos überreicht und sich für seine Person unbedingt ergeben habe, daß er aber also nur in der Hoffnung gehandelt, der König werde, in Rücksicht aus eine so voll- ständige Hingebung, der französischen Armee eine so ehrenvolle Kapitu- lation geben, wie sie eine verdient hat." Bismarck: „Ist das alles?" Castelnau: „Ja." Bismarck: „Aber was ist das für ein Degen, den Napoleon der Dritte übergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs, oder ist es sein Degen? Falls es der Degen Frankreichs ist, so könnten die Bedingungen beträchtlich gemildert werden, und Ihre Botschaft wäre dann von äußerster Wichtigkeit." Castelnau: „Es ist der Degen des Kaisers." Moltke: „Dann wird dadurch nichts an den Bedingungen geändert." Wimpffen: „Wir erneuern also den Kampf." Moltke: „Der Ihnen bewilligte Waffenstillstand läuft morgen um 4 Uhr ab. Genau um 4 Uhr werde ich das Feuer eröffnen." Man stand auf, und die Franzosen riefen nach ihren Pferden. Bismarck legte sich ins Mittel, indem er Moltke veranlaßte, den französischen Unterhändlern die Unmöglichkeit, von ihrer Seite den Kampf zu erneuern, darzutun. Die am Abend von dem deutschen Heere eingenommenen Stellungen wären so, daß es die französische Armee vernichten könne, wenn es wolle. Worauf Wimpffen: „Ich werde einen Offizier senden, um diese furcht- baren Stellungen zu besichtigen, und bei seiner Rückkehr werde ich mir die Sache überlegen und meinen Entschluß fassen." Moltke: „Sie brauchen niemand zu schicken, es ist ganz überflüssig, denn Sie können

4. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 271

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
271 „diesem Bismarck" und seiner Schöpfung, dem großen, endlich geeinten Vaterland. Und sein Lennert! Ia, der war auch dabei! Auch sein Blut half die Brücke schlagen über den Main. 123. Die Übergabe von Sedan. Johannes Scherr. In der Nacht vom 1. auf den 2. September wurde, wie der deutsche Heersürst es besohlen, zu Donchery über die Waffenstreckung der ein- geschlossenen französischen Armee unterhandelt. Von einem deutschen Offizier geleitet, trafen die französischen Unter- händler, General Wimpffen, General Faure und General Castelnau, zur 10. Abendstunde in Donchery ein, wo Bismarck und Moltke schon zuvor angelangt waren. Wimpffen trat nicht leichten Herzens in den Verhandlungssaal. War ihm doch auferlegt, ,,mit den beiden Männern zu unterhandeln, welche, jeder in seiner Art, als die zwei begabtesten unsrer Zeit anerkannt waren." Die Verhandlung begann mit der Er- klärung Wimpffens, daß, wäre es nach seinem Willen gegangen, der Kampf fortgesetzt worden wäre; denn die französische Armee wäre, obzwar auf Sedan zurückgeworfen, immer noch kampffähig. Allein dem Willen des Kaisers gemäß sei er als Unterhändler hier. Er hoffe als solcher, die ehrenhaftesten Bedingungen gewährt zu erhalten und stellte die Frage: „Kann die französische Armee mit Waffen und Gepäck und allen Ehren, die Soldaten gebühren, die wacker ihre Schuldigkeit getan, abziehen, so sie sich verpflichtet, während der Dauer dieses Krieges nicht mehr gegen die deutschen Heere zu fechten?" Moltke gab ein be- stimmtes „Nein!" zur Antwort. „Nun denn, so wünsche ich zu wissen, was für Kapitulationsbedingungen Se. Majestät der König von Preußen uns zu gewähren gewillt ist." Worauf Moltke: „Die Bedingungen sind ganz einfach. Die ganze französische Armee mit Waffen und Gepäck ist kriegsgefangen. Die Offiziere dürfen ihre Degen behalten als Achtungs- beweise für ihre Tapferkeit; aber auch sie gehen in Kriegsgefangenschaft." Wogegen Wimpffen: „Das sind sehr harte Bedingungen und, wie mir scheint, hätte die französische Armee durch ihren Heldenmut bessere ver- dient." „Ja" — sagte jetzt Bismarck — „der tapfere Widerstand ihrer Armee verdiente zweifelsohne die ehrenhaftesten Bedingungen. Wir lassen dem energischen Führer und den braven Soldaten alle

5. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 286

1896 - Leipzig : Dürr
286 Franzsischen in dem Mae mchtig waren, da sie die in fran-zsischer Sprache sich bewegenden Verhandlungen, bei denen gem der hohen Bedeutsamkeit derselben jedwedes Wort und jedwede Wen-dnng nach dem begrifflichen Inhalte wie nach der augenblicklichen Verwendung mit aller Schrfe und Bestimmtheit erkannt und gedeutet werden mute, vollkommen beherrschten. Von den franzsischen Unterhndlern war keiner des Deutschen mchtig. Der franzsische Oberfeldherr General Wimpffen nahm Moltke gegenber an der andern Seite des Tisches Platz; rckwrts von ihm, jedoch auerhalb des Lichtkreises, saen die Generle Faure und Castelnau; hinter diesen stand das Gefolge. Auf Moltkes Anregung legte Wimpffen die Vollmacht vor, d:e thtt zur Fhrung und zum Abschlu der Verhandlungen be-rechtigte. Auf Moltkes weitere Fragen gab er die Erklrung ab, da der General Faure in seiner Eigenschaft als Generalstabschef ihn begleitet habe, da dagegen der General Castelnau lediglich zur Vertretung der persnlichen Angelegenheiten des Kaisers Napoleon erschienen sei. Dann trat Stillschweigen ein. Peinliche Minuten verflossen. Unbeweglich sa Moltke da, das geistreiche Antlitz mit seinen scharf geschnittenen Zgen und seinem durchdringenden Blick dem Gegner zugewandt; unbeweglich blieb Graf Bismarck, die Hnde auf den gewaltigen Pallasch, den er zwischen den Beinen hielt, gesttzt, das mchtige Haupt mit seinen markigen Zgen hoch erhoben, unter den buschigen Brauen die blitzenden Augen halb verborgen. Schweren Herzens war Wimpffen erschienen. War ihm doch wie er uns selbst erzhlt die Aufgabe zugewiesen worden, mit zwei Mnnern zu verhandeln, welche, jeder in seiner Art, als die zwei begabtesten Männer der Zeit anerkannt waren". Jetzt sah er sich gentigt, da Moltke in eisigem Schweigen verharrte, das erste Wort zu sprechen. Ich mchte, sagte Wimpffen, die Bedingungen kennen lernen, welche Se. Majestt der König von Preußen uns zu bewilligen geneigt ist". Moltke entgegnete: Diese Bedingungen sind sehr einfach: Die ganze Armee ist kriegsgefangen mit Waffen und Gepck; den Offizieren wird man ihre Waffen lassen als Zeichen der Achtung vor ihrem Mute; aber sie werden Kriegsgefangene wie die Mann-schasten auch". Demgegenber stellte Wimpffen die Frage: Kann die franzsische Armee mit Waffen und Gepck und allen Ehren, welche Soldaten gebhren, die so wacker ihre Schuldigkeit gethan haben, abziehen unter der Verpflichtung, während der Dauer dieses

6. Die neueste Zeit - S. 264

1897 - Leipzig : Dürr
— 264 — Heeres und der Festung vollendet war, befahl er die Stadt zu beschießen. Bald loderten die Flammen über die Dächer empor, und um 4 Uhr nachmittags wehte die weiße Fahne von den Zinnen der Werke. Sofort verstummten die Geschütze, der Kampf hörte auf allen Punkten auf, und der König sandte den Oberstlieutnant Bronsart von Schellenberg an General von Wimpffen mit der Forderung, Festung und Heer zu übergeben. Der Abgesandte wurde zum Kaiser Napoleon geführt und erhielt von diesem die Antwort, daß er an Se. Majestät den König Wilhelm schreiben werde. Der Brief, von General Reille überbracht, lautete: „Nachdem es mir nicht vergönnt war, in der Mitte meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu legen." Die Antwort des Königs war kurz und bestimmt: daß er den Degen des Kaisers annehme, im übrigen aber mit den näheren Bestimmungen über die Kapitulation den General von Moltke beauftragt habe. Jn Donchery verhandelten Gras von Moltke und Graf von Bismarck mit dem General von Wimpffen und General Castelnau. Da die französischen Bevollmächtigten auf die von deutscher Seite gestellten Bedingungen nicht eingehen wollten, so wurde die Besprechung abgebrochen und erst am 2. September um 10 Uhr in Frenois wieder ausgenommen. Hier traten Moltke und Wimpffen zur letzten Entschließung zusammen, und nach 11 Uhr überbrachte ersterer dem König Wilhelm, der mit den Fürsten, seinen Räten und Generalen auf der Höhe bei Freuois Umschau hielt, die unterzeichnete Kapitulation. Die ganze französische Armee sollte die Waffen niederlegen, die Festung mit allem Kriegsmaterial sofort ausgeliefert werden. Die Offiziere wollte man auf ihr Ehrenwort, im Verlaufe des Krieges nicht wieder gegen die Deutschen zu kämpfen, entlassen, die Mannschaften aber sollten sämtlich kriegsgefangen sein und bis zu ihrer Abführung nach Deutschland auf der nordwestlich der Festung von der Maas gebildeten Halbinsel untergebracht werden. Napoleon war bereits um 6 Uhr am Morgen von Sedan abgegangen, um den Bundeskanzler von Bismarck aufzusuchen. Vor einem kleinen Hanse an der Straße nach Donchery trafen der tiefgebeugte Kaiser und der große deutsche Staatsmann zusammen. Napoleon bat, daß ihm der Kanzler eine Unterredung mit dem König Wilhelm verschaffen möchte. Bismarck machte darauf aufmerksam, daß dies vor dem Abschluß der Kapitulation nicht möglich sei und riet dem Kaiser, in dem Schlößchen Bellevue bei Frenois sein Schicksal zu erwarten. Dorthin begab sich König Wilhelm nach dem Empfang der Kapitulation^

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 582

1906 - München : Oldenbourg
582 121. Die Waffenstreckung bei Sedan. Bewegung, die sein Inneres erfüllte, aber auch die ernsten Sorgen, die ihr das Gegengewicht hielten. Für alle Glückwünsche und verwegenen Hoffnnngs-worte dankte er nur mit einem Händedruck. Unter vielen Trunkenen schien er der einzig Nüchterne zu sein und zum Grafen Bismarck sagte er: „Dies weltgeschichtliche Ereignis, fürchte ich, bringt uns den'frieden noch nicht." Noch in der Nacht fand zu Donchery die erste Zusammenkunft der Bevollmächtigten statt, deren Aufgabe war den Vertrag über die Waffenstreckung des französischen Heeres abzuschließen. Zu dieser Zusammenkunft begab sich der General von Moltke, begleitet von feinem Generalqnartiermeister und dem Generalstab; auf Befehl des Königs wohnte auch der Bundeskanzler Graf Bismarck der Unterredung bei, die der Rittmeister Graf Nostiz an Ort und Stelle zu stenographieren hatte. Auf dem Wege nach Donchery erwogen Bismarck und Moltke die Frage, inwieweit es möglich sein werde die Achtung vor der Tapferkeit, mit der der Feind sich geschlagen hatte, in den Bedingungen zu betätigen, die ihm jetzt gestellt werden mußten, und sie einigten sich rasch in dem Entschlüsse den Satz festzuhalten, daß ein Volk, welches vier Jahre lang diesen Krieg gefordert habe um eine von ihm selbst gar nicht erlittene Niederlage zu rächen, die Niederlage, die es nunmehr selbst erfahren, niemals verschmerzen und folglich auch großmütige Schonung nie verzeihen werde. Daraus ergab sich von selbst die Forderung: Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der ganzen Armee. Im Quartiere des Grafen Bismarck zu Donchery fand nachts 10 Uhr die Unterredung statt. Die Franzosen waren schon seit zehn Minuten versammelt, als General von Moltke mit Graf Bismarck, General von Blumenthal und einigen Offizieren eintrat. Nach kurzer Begrüßung fragte er den General von Wimpffen, ob er Vollmachten besitze, und auf dessen bejahende Antwort verlangte er sie zu sehen und zu prüfen. Nachdem dies geschehen war, stellte General Wimpffen seine Begleiter, den General Caftelnau und den General Fanre, vor. Auf die Frage des Generals von Moltke, in welcher Eigenschaft diese beiden Generale gekommen feiert, antwortete General Fanre, er sei gekommen als Stabschef des Marschalls Mac Mahon um General Wimpffen zu begleiten, habe aber fönst keinen amtlichen Auftrag, und der General Caftelnau sagte, er habe eine mündliche und halbamtliche Mitteilung des Kaisers zu überbringen, diese Mitteilung werde aber erst am Ende der Unterredung ihre Wirkung tun; an der Unterredung selber anderweitig teilzunehmen habe er keinen Auftrag. Darauf nannte General von Moltke mit einer Handbewegnug den Grafen Bismarck und den General von Blumenthal und man fetzte sich an den Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand. Auf der einen Seite dieses Tisches, auf dem eine rote Decke lag, saß Moltke mit Bismarck zur Linken und Blumenthal zur Rechten, auf der anderen faß allein der General von Wimpffen; hinter ihm, im Schatten fast verloren, die Generale Castelnau und Fanre und die anderen französischen

8. Die Belagerung von Metz - S. 107

1913 - Leipzig : Voigtländer
Ehre zu verteidigen." — „Aber, was verlangen Sie?" — Da der König von Preußen die von der Armee von Metz bewiesene Tapferkeit anerkennen will, so möge er damit beginnen, gerecht und unparteiisch zu sein und nicht das Schicksal der Soldaten von dem der Offiziere trennen. So hat man die Gewohnheit, in der französischen Armee zu handeln." — „was kann man denn für die Soldaten tun?" — „Ihnen die kriegerischen Ehren bewilligen." — „was verstehen Sie darunter?" — Nach einigen unserem General gegebenen Erklärungen über das, was die §ranzosen unter kriegerischen Ehren verstehen, antwortete Herr v. Stiehle, daß er dem Prinzen Friedrich Karl davon Mitteilung machen und daß man diesen Artikel in blanco (offen) lassen und das Hinzufügen werde, was bewilligt werden würde. — „Die natürliche Konsequenz dieser Konzession ist," fügte der französische Major hinzu, „daß alle Offiziere ohne Unterschied ihre Waffen behalten." — „was dieses anbelangt," erwiderte der General v. Stiehle, so dürfen Sie nicht darauf rechnen. Es ist mir, sowie dem Prinzen selbst, verboten, es vom König zu verlangen, seit französische Offiziere ihr wort gebrochen haben." — „wir wissen nicht," entgegnete lebhaft und mit würde der Major, „ob französische Offiziere ihr wort gebrochen haben. 3n allen Zöllen nehmen wir nicht die Solidarität für diese isolierten Tatsachen an. Ich kann Ihnen, General, nur eins sagen, nämlich: daß nichts abgemacht ist; ich glaube nicht, daß unsere Armee so niedergeschlagen ist, daß sie harte Bedingungen annimmt, wenn diese Bedingungen nicht durch ein Zeichen der Achtung, die ihre militärische Ehre sicherstellt, gemildert werden." Der General Jarras, der sich bis dahin darauf beschränkt hatte, einige Zeichen der Unzufriedenheit und Ungeduld zu geben, wollte dem Major Stillschweigen auferlegen, indem er sagte, daß alles abgemacht sei. Der junge Major warf ihm einen kalten, würdigen, ruhigen Blick zu und sich an Herrn v. Stiehle wendend, sagte er: „General! es ist ein Recht für uns; wir fordern es; wir werden in diesem Punkte nicht nachgeben, nehmen Sie sich in acht." — Der General v. Stichle erhob sich alsdann und näherte sich dem Major. An seine Seite trat sein Kamerad, bereit, ihn in dieser edlen Diskussion zu unterstützen. Herr v. Stiehle, sichtlich ge- 107

9. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 95

1909 - Leipzig : Hirt
7. Der Französische Krieg 1870—1871. 95 war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen. Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfältig erwogen, inwieweit es möglich wäre, den nach tapferm Widerstand überwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewußt, daß die Franzofen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen würden, noch weniger aber eine gegen sie geübte Großmut. General von Moltke forderte daher vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der französischen Armee. General Wimpffen erklärte hierauf, unter fo harten und die Ehre des französischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschluß einer Kapitulation nicht verantworten zu können; er machte den Vorschlag, man möge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, und sie dann in ihre Heimat entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmächtigten, dem militärischen Gefühle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die Überzeugung fest, daß es eines wirklichen Pfandes bedürfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklärte daher, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und sie im Weigerungsfälle am nächsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu müssen. General Wimpffen wurde ausdrücklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmöglichkeit eines fernern Widerstandes zu überzeugen. Graf von Bismarck trat den Ausführungen des Grafen Moltke bei. Den französischen Gegenvorschlag erklärte er als unannehmbar, weil sich bei den augenblicklich so unsicher» Zuständen des Landes eine neue Regierung entwickeln könne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevölkerung zu beit Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzigmal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklärt habe, werde auch diese Niederlage zu rächen suchen. Letzteres bedürfe daher sicherer Bürgschaften, um endlich im Frieden leben zu körnten. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 ständigen Waffenstillstandes, damit er mit den übrigen französischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten könne. General von Moltke lehnte auch dieses ab und kündigte schließlich für den Fall, daß die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wären, den Wiederbeginn des Kampfes an. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse geführt zu haben, und die französischen Bevollmächtigten begaben sich nach Sedan zurück. Da es indessen keinem Zweifel unterlag, daß die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Bedingungen werbe fügen muffen, so würde der Wortlaut der letztem noch in der Nacht vom Großen Generalstabe des Hauptquartiers festgesetzt. Am Morgen des 2. September hielten sich die beutscheit Truppen zur Wieberaustmhnte des Kampfes bereit; die Artillerie stanb schußfertig in ihren Stellungen. Da von französischer Seite noch immer kein Bevollmächtigter erschien, so würde ein Hauptmann nach Seban entsanbt, um dem General

10. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 627

1888 - Berlin : Hertz
König Wilhelm und Napoleon. 627 Die Begegnung des Königs mit dem Kaiser fand in einem Schlößchen Bellevue statt, wohin Graf Bismarck den Kaiser kurz zuvor geleitet hatte. Der König kam, umgeben von dem Kronprinzen und mehreren teutschen Fürsten und den Offizieren. Napoleon Iii. empfing den Sieger von Sedan an der Außenseite des Hauses vor der Treppe, zog seine Militärmütze ab, als der König sich ihm näherte und verbeugte sich mit tiefer Ehrerbietung. Dann begleitete er den König und den Kronprinzen in das Innere des Hauses, wo eine Unterredung stattfand. Von der Unterhaltung der beiden Monarchen wird (freilich unverbürgt) berichtet, daß der König zuerst gesprochen habe: „Gott habe in dem Kriege, den er nicht gewollt, ihm den Sieg gegeben." Der Kaiser sagte, „er sei durch die öffentliche Meinung zum Kriege gezwungen worden." Der König aber erwiderte: „Ihre Minister schufen jene öffentliche Meinung." — Nach einer Pause erkannte der König an, daß die französische Armee tapfer gekämpft habe. Napoleon nahm dies dankbar auf, sagte aber: die deutschen Truppen besaßen eine Disciplin, die den französischen fehlte. Er rühmte vor Allem die preußische Artillerie als die beste der Welt. König Wilhelm versicherte, daß seine Armee vor und nach 1866 alle Erfahrungen anderer Völker gewissenhaft geprüft und alles Gute sich angeeignet habe. — Napoleon glaubte, Prinz Friedrich Carl habe das Schicksal des Tages von Sedan entschieden, und war betroffen, zu hören, daß derselbe noch mit sieben Corps vor Metz stehe. Auf die Frage des Königs, ob der Kaiser noch irgend welche Unterhandlungen beabsichtige, erwiderte derselbe: „Die Kaiserin in Paris hat als Regentin allein die Macht zu unterhandeln. Ich bin machtlos und kann weder Besehle geben noch Bedingungen stellen." Das Anerbieten des Königs, der dem Kaiser sein Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel zur Verfügung stellte, nahm Napoleon Iii. dankend an und fügte nur noch den Wunsch hinzu, daß ihm, soweit er bei seiner Ueber-führnng nach Deutschland französisches Gebiet zu passireu habe, eine starke militärische Bedeckung gewährt werden möge. Als die Unterredung beendet, verabschiedete er sich von Dem König und dem Kronprinzen in tiefer Bewegung. In seinen Augen standen Thränen, die er zu verbergen suchte. Der König beobachtete neben ihm eine ernste, würdevolle, kriegerische Haltung. Nach dem Abschlusse der Kapitulation und nachdem dieselbe im Königlichen Hauptquartier verlesen war, richtete der König an die anwesenden Fürsten folgende Worte: „Sie wissen nun, meine Herren, welch großes geschichtliches Ereigniß sich zugetragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Thaten der vereinigten Armeen, denen ich mich gerade bei dieser Veranlassung gedrungen fühle, meinen königlichen Dank auszusprechen, um so mehr, als diese großen Erfolge wohl geeignet sind, den Kitt noch fester zu gestalten, der die Fürsten ves Norddeutschen Bundes und meine anderen Verbündeten — deren Fürstliche Mitglieder ich in diesem großen Moment zahlreich um mich versammelt sehe — mit Uns verbündet, so daß wir hoffen dürfen, einer glücklichen Zukunft entgegen zu gehen. Allerdings ist unsere Aufgabe mit Dem, was sich unter unseren Augen vollzieht, noch nicht vollendet; denn wir wissen nicht, wie das übrige Frankreich es aufnehmen und beut» 40*

11. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 129

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
129 Ter Bundeskanzler Graf Bismarck trat den Ausführungen des Generalstabschefs bei. Ten französischen Gegenvorschlag bezeichnete er als vollkommen unannehmbar, weil sich bei den augenblicklich so unsicheren Zuständen des Landes eine neue Regierung entwickeln könne, welche dann unter Nichtachtung des hier etwa geschlossenen Bertrages die ganze Bevölkerung zu den Waffen rufen werde, wie es schon im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, welches im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzigmal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklärt habe, werde auch diese Niederlage zu rächen suchen. Letzteres bedürfe daher sicherer Bürgschaften, nm endlich in Frieden leben zu können. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines viernndzwanzig-stüudigen Waffenstillstandes, damit er innerhalb dieser Frist mit den übrigen französischen Generalen zu einem Kriegsrat zusammentreten könne. General von Moltke lehnte aber auch dieses Ansinnen ab und kündigte schließlich für den Fall, daß die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wären, den Wiederbeginn der Feindseligkeiten an. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnis geführt zu haben, und die französischen Bevollmächtigten begaben sich nach Sedan zurück. Ta es indessen keinem Zweisel unterlag, daß die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Bedingungen werde fügen müssen, so wurde der Wortlaut der letzteren noch im Laufe der Nacht vom Generalstabe des großen Hauptquartiers aufgesetzt. Zur Fortsetzung der Verhandlungen erschien am 2. September morgens nicht der französische Oberbefehlshaber, sondern der Kaiser Napoleon in Person, welcher nach seiner am vorigen Tage abgegebenen Erklärung zum Abschluß einer Kapitulation nicht mehr berechtigt sein konnte. Der Kaiser war in Begleitung einiger- Offiziere seiner nächsten Umgebung in aller Frühe von Sedan nach Donchery aufgebrochen und hatte gleichzeitig durch General Reille den Grasen Bismarck um eine Unterredung ersuchen lassen. Letzterer traf den Kaiser auf halbem Wege zwischen Sedan und Donchery. Als dieser zunächst um eine persönliche Zusammenkunft mit dem Könige bat, teilte ihm der Bundeskanzler mit, daß sich das Hauptquartier Sr. Majestät in Veudresse befinde; beide begaben sich darauf zu weiterer Besprechung in ein Häuschen an der großen Straße. Gras Bismarck richtete an den Kaiser die Frage, ob derselbe zu Fried ensverh an Mutigen geneigt sei, erhielt aber die Antwort, sich dieserhalb an die Regierung in Paris zu wenden. Ta unter solchen Umständen die Sachlage ihren rein militärischen Charakter behielt und lediglich von diesem Standpunkte aus behandelt werden mußte, so wurde General von Moltke zum Kaiser entboten, welcher letztere nunmehr den Wunsch aussprach, daß die französische Armee aus belgisches Gebiet übergeführt werden möge. Ter deutsche Generalslabschef vermoäste hierauf nicht einzugehn, er begab sich nun auf den Weg Meyer, Hoheiizollernbuch. Ju.sto. c,

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 189

1905 - Breslau : Hirt
109. V. Vom Sturze Napoleons I. bis zum Jahre 1871. 189 Befehl Sr. Majestt des Knigs wohnte auch Graf von Bismarck der Besprechung bei. Von franzsischer Seite war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen. Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfltig erwogen, inwieweit es mglich wre, den nach tapferm Widerstande berwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewut, da die Franzosen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen wrden, noch weniger aber eine gegen sie gebte Gromut. General von Moltke forderte deshalb vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der franzsischen Armee. General Wimpffen erklrte hierauf, unter so harten und die Ehre des franzsischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschlu einer Kapitulation nicht verantworten zu knnen; er machte den Vorschlag, man mge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutsch-land zu dienen, und sie dann in ihre Heimat zu entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmchtigten, dem militrischen Gefhle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die berzeugung fest, da es eines wirklichen Pfandes bedrfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklrte deswegen, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und dieselbe im Weigerungsfalle am nchsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu mssen. Es wurde dem General Wimpffen ans-drcklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmglichkeit eines fernem Wider-standes zu berzeugen. Graf von Bismarck trat den Ausfhrungen des Generals von Moltke bei. Den franzsischen Gegenvorschlag erklrte er als vollkommen unannehm-bar, weil sich bei den augenblicklich so uusichern Zustnden des Landes eine neue Regierung entwickeln knne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevlkerung zu den Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzig Mal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklrt habe, werde auch diese Niederlage zu rchen suchen. Letzteres bedrfe darum sicherer Brgschaften, um endlich in Frieden leben zu knnen. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 stndigen Waffenstillstandes, damit er innerhalb dieser Frist mit den brigen sran-zsischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten knne. General von Moltke lehnte auch dieses Ansinnen ab und kndigte schlielich fr den Fall, da die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wren, den Wiederbeginn des Kampfes an. e) Abbruch der Verhandlungen. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse gefhrt

13. Illustrierte preußische Geschichte - S. 298

1904 - Breslau : Hirt
298 Dritter Zeitraum. gegen; Napoleon verließ seinen Wagen, und beide setzten sich vor einem am Wege stehenden Weberhäuschen nieder. Bismarck lehnte es ab, über die Kapitulation, und Napoleon, über den Frieden zu verhandeln: der inzwischen benachrichtigte König aber wollte den Kaiser vor Abschluß der Kapitulation nicht sprechen. So blieb Wimpffen nichts weiter übrig, als darein zu willigen, daß seine ganze Armee in Kriegsgefangenschaft geriet und nur die Offiziere auf Ehrenwort entlassen wurden. Um ein Uhr traf König Wilhelm auf dem Schlosse Bellevue mit Napoleon zusammen. Er war tief ergriffen, als er den noch vor kurzem so mächtigen Kaiser ganz gebrochen und als seinen Gefangenen vor sich sah. Zum Wohnsitze bestimmte er ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel; eine deutsche Ehrenwache begleitete den Gefangenen bis an die belgische Grenze, dort erfuhr er schon die Nachricht von dem Ausbruch der Revolutiou in Paris. Am Nachmittag besuchte der greise König seine Truppen. „Kinder," sprach er. „ich danke euch für eure Tapferkeit. Aber der Krieg ist noch nicht aus: ich führe euch uach Paris!" Endloser Jubel war die Antwort und begleitete den geliebten Feldherrn auf seinem fünfstündigen Ritt von Lager zu Lager. Bei der Abendtafel ergriff der dankbare König das Glas mit den Worten: „Wir müssen auf das Wohl meiner braven Armee trinken. Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General von Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf von Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht!" Seiner Gemahlin hatte der König sckon am 1. September den glücklichen Ausgang der Schlacht, am 2. den Abschluß der Kapitulation gemeldet und demutsvoll hinzugefügt: „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!" Am folgenden Tage schrieb er der Königin: „Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen! Ich beuge mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten auserfehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen und in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen. Was ich alles empfand, nachdem ich vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht gesehen habe, kann ich nicht beschreiben." Die Verluste der Deutschen betrugen etwa 9000 Mann, die der Franzosen das Doppelte; außerdem verloren diese während der Schlacht und durch die Waffenstreckung 104000 Mann an Gefangenen und die gesamte Ausrüstung der Armee. Kämpfe gegen die französische Republik. Tie Nachricht von der Kapitulation von Sedan erweckte im deutschen Volke Jubel und Dankbarkeit gegen Gott, bei den Franzosen Enttäuschung und Erbitterung. Statt aber die Ursache ihrer Niederlage in der Überlegenheit des Gegners zu suchen, schrieen sie über Verrat, und die Führer der Linken benutzten die Verstimmung gegen die Regierung, um mit Hilfe des neuerungssüchtigen Volkes am 4. September die Republik zu erklären, die ja 1792 das Land gerettet hatte. An die Spitze der neuen Regierung traten General Trochu, sowie die beiden Advokaten Jules Favre und Gambetta; bald daraus ward in Tours eine Nebenregierung eingerichtet. Die Kaiserin Eugenie war entflohen und fand mit ihrem Sohne in England gastliche Aufnahme. Die neue Regierung knüpfte zwar gleich Verhandlungen mit König Wilhelm an; als aber Bismarck, um Deutschland in Zukunft vor ähnlichen Überfällen Frankreichs zu sichern, die Abtretung des Elsaß sowie des deutsch redenden Teils von Lothringen verlangte, erwiderte Jules Favre: „Keinen Schritt Landes, keinen Stein unserer Festungen!" Die deutsche Heeresleitung hatte das vorausgesehen und sofort nach Unterzeichnung der Kapitulation von Sedan der dritten und vierten Armee den Befehl zum Vormarsch auf Paris erteilt; schon ant 15. begann die Einschließung

14. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 587

1906 - München : Oldenbourg
121. Die Waffenstreckung bei Seban. 587 „Ist das alles?" fragte Bismarck. — „Ja", antwortete der General. — „Aber wessen Degen ist denn eigentlich der, den der Kaiser Napoleon Iii. übergeben hat? Ist es der Degen Frankreichs oder nur sein eigener Degen? Ist es der Degen Frankreichs, so können die Bedingungen ganz erheblich gemildert werden und Ihre Botschaft hätte ein ganz außerordentliches Gewicht." — „Es ist nur der Degen des Kaisers", antwortete der General. — „In diesem Falle," sagte General Moltke, „ändert sich nichts an den Bedingungen; für seine Person aber wird der Kaiser erhalten, was immer er verlangen mag." Der Brief des Kaifers war also nur eine Falle gewesen, welche der Großmut des Königs Wilhelm gestellt war. Wenn er nicht durchschaute, was der kaiserliche Brief absichtlich im Dunkeln ließ, so sollte er in dem Glauben, Frankreich selber liege ihm zu Füßen und ein rascher Friede sei schon ein Opser wert, so lange gelassen werden, bis er gerührt durch das schreckliche Schicksal des Kaisers die Zusage gegeben hätte, er wolle die Armee entlassen und dann erst sollte er erfahren, daß er nicht das Oberhaupt Frankreichs, sondern lediglich einen ganz gewöhnlichen Schlachtenbummler gefangen genommen habe. Das war die Hinterlist, die durch dieses Gespräch zu Douchery gleichzeitig aufgedeckt und vereitelt ward. Dem General Wimpften blieb jetzt nichts übrig als Unterwerfung oder neuer Kampf und zum letztem schien er entschlossen. Er erklärte dem General Moltke: „Wir nehmen den Kampf von neuem auf", worauf Moltke antwortete: „Die Waffenruhe erlischt morgen früh um 4 Uhr. Genau um 4 Uhr eröffne ich das Feuer." Alles war aufgestanden um nach den Pferden zu rufen. Seit den letzten Worten des Generals Moltke herrschte ein eisiges Schweigen, niemand sprach ein Wort, da wandte sich Graf Bismarck von neuem an den General Wimpffen und sagte: „Ja, General, Sie haben tapfere und heldenmütige Soldaten, ich zweifle nicht daran, daß Sie morgen Wunder der Tapferkeit verrichten und uns empfindliche Verluste beibringen werden; aber was würde das helfen? Morgen abend werden Sie nicht weiter sein als heute, nur werden Sie das ganz unnütz vergossene Blut Ihrer und unserer Soldaten auf dem Gewissen haben. Lassen Sie sich durch einen Augenblick des Unmuts nicht bestimmen die Beratung abzubrechen. Der General von Moltke wird Sie, wie ich hoffe, überzeugen, daß jeder Widerftandsverfuch Ihrerseits Torheit wäre." Man setzte sich wieder und General Moltke begann von neuem: „Ich wiederhole Ihnen die Versicherung, daß ein Durchbruch niemals gelingen kann, selbst wenn Ihre Truppen sich in den allerbesten Stellungen befänden; denn, abgesehen von der großen Überlegenheit meiner Streiterzahl und meiner Artillerie, nehme ich Stellungen ein, aus denen ich Sedan in einigen Stunden in Brand fchießen kann. Diese Stellungen beherrschen alle Ausgänge, durch welche Sie versuchen könnten den Kreis, der Sie umschließt, zu verlassen und sie sind so stark, daß es unmöglich ist sie wegzunehmen."

15. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 274

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
274 wie er folgenden Tages seiner Frau schrieb, dem gefangenen Kaiser ent- gegen. Ungefähr halbwegs Sedan traf er den Wagen, in welchem Napoleon mit den Generalen Castelnau, Ney und Vaubert sah, während drei Offiziere hinterdrein ritten. Der Kaiserschemen mochte hoffen, beim König von Preußen persönlich für die Armee noch etwas herauszu- schlagen; aber daneben hatte er sich wohl auch darum so früh aus dem Höllenkessel von Sedan fortgemacht — ohne übrigens zu vergessen, sein sehr umständliches Gepäck mitherauszunehmen — weil ihm beim derzeitigen Sachbestand die deutsche Kriegsgefangenschaft immerhin mehr Sicherheit bot als die französische Schattenkaiserschaft. Als Bismarck den haltenden Wagen erreichte, stieg er ab, trat an den Schlag und grüßte den Gefangenen mit aller Höflichkeit. Napoleon erfuhr nun, daß der König nicht in Donchery, sondern in Vendresse wäre. Bismarck bot ihm sein Quartier in dem Städtchen an, was angenommen wurde. Als aber der Wagen sich der Maasbrücke näherte, schien Napoleon die Einfahrt in den getümmelvollen Ort zu scheuen, ließ unter einem über der Straße auf einem Höhenhang stehenden Häuschen halten und fragte Bismarck, ob er nicht hier absteigen könnte. Der Kanzler schickte den ihm gefolgten Legationsrat Bismarck-Bohlen hinauf, der den Bescheid zurückbrachte, das einstöckige, gelbangestrichene Häuschen wäre zwar nicht mit Verwundeten belegt, aber sehr dürftig im Innern. „Tut nichts," sagte Napoleon, trat in das kleine Haus und stieg mit Bismarck die enge, morsche Treppe hinaus. „In einer Kammer von 10 Fuß Ge- viert," schreibt der Kanzler, „mit einem fichtenen Tische und zwei Binsen- stühlen saßen wir eine Stunde; die andern waren unten. Ein gewaltiger Kontrast mit unserm letzten Beisammensein 1867 in den Tuilerien! Unsre Unterhaltung war schwierig, wenn ich nicht Dinge berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger Hand Niedergeworfenen schmerz- lich berühren mußten." Schon auf der Straße hatte Napoleon den Kanzler gefragt, welchen Aufenthaltsort der König ihm, dem Ge- fangenen, bestimmt hätte. Bismarck hatte hierüber keine Auskunft zu geben vermocht. Jetzt sprach der Kaiser von den besseren Kapitulations- bedingungen, welche der französischen Armee gewährt werden sollten. Allein der Kanzler schob dieses Thema sachte beiseite, erklärend, das wäre eine rein militärische Frage und müßte demnach zwischen Moltke und Wimpffen erledigt werden. Seinerseits tat Bismarck die Frage, ob der Kaiser zu Friedensunterhandlungen geneigt wäre. „Ich bin als Gefangener gar nicht in der Lage, solche Verhandlungen anzuheben,"

16. Teil 3 - S. 367

1889 - Hannover : Helwing
Der deutsch-französische Krieg; 1870—1871. 367 ihr schriftliches Ehrenwort, in diesem Kriege nicht wieder gegen Deutschland zu fechten, die Freiheit und behielten ihre Waffen. Nach dem Abschlüsse der Kapitulation richtete König Wilhelm an die anwesenden Fürsten folgende Worte: „Sie wissen nun, meine Herren, welch großes geschichtliches Ereignis sich zugetragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Thaten der vereinigten Armeen, denen ich mich gerade bei dieser Veranlassung gedrungen fühle, meinen königlichen Dank auszusprechen, um so mehr, als diese großen Erfolge wohl geeignet sind, den Kitt noch fester zu gestalten, der die Fürsten des Norddeutschen Bundes und meine anderen Verbündeten — deren fürstliche Mitglieder ich in diesem großen Moment zahlreich um mich versammelt habe — mit uns verbindet, so daß wir hoffen dürfen, einer glücklichen Zukunft entgegen zu gehen. Allerdings ist unsere Aufgabe mit dem, was sich unter unseren Augen vollzieht, noch nicht vollendet; denn wir wissen nicht, wie das übrige Frankreich es aufnehmen und beurteilen wird. Darum müssen wir schlagfertig bleiben; aber schon jetzt meinen Dank jedem, der ein Blatt zum Lorbeer- und Ruhmeskranze unseres Vaterlandes hinzufügt." Beim Mittagsmahle im Hauptquartier brachte König Wilhelm am Tage nach der Kapitulation folgenden Trinkspruch aus: „Wir müssen heute aus Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee trinken. Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General von Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf von Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht. Lassen Sie uns also auf das Wohl der Armee, der drei von mir Genannten und jedes Einzelnen unter den Anwesenden trinken, der nach seinen Kräften zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat." Der Seekrieg. Konnten die Deutschen im Anblick ihres Landheeres guter Zuversicht sein, so hatten sie doch Grund, sich vor der Seemacht des Feindes zu fürchten. Über 300 Schiffe mit 900 Kanonen standen den Franzosen zu Gebote, denen wir kaum 100 Fahrzeuge mit etwa 300 Geschützen entgegenstellen konnten. Zunächst war die deutsche Nordsee bedroht. Unter den Küstenbewohnern herrschte dort gleich nach dem Ausbruch des Krieges eine nicht geringe Aufregung, weil man wußte, was man bei einer etwaigen Landung der Franzosen zu fürchten hatte; das Auftreten derselben von den Zeiten der Befreiungskriege her war noch in frischer Erinnerung. Bald wollte man hier, bald dort die feindliche Flotte erblickt haben. Diese Besorgnis erwies sich indes als grundlos, dank der Fürsorge unserer umsichtigen Regierung. Schon ant 29. August wurden alle Seezeichen weggenommen, alle Leuchtfeuer an der Küste ausgelöscht: wo sonst der Seemann durch die grüne Tonne vor Untiefen und Schäden gewarnt war, da war er jetzt sich selbst überlasten; wo sonst der Schein des Leuchtturmes dem Fahrenden den Weg gezeigt hatte, mußte der Feind im Finstern tappen. An allen gefährlichen Punkten unserer Küste wurden außerdem noch Befestigungen aufgeworfen, Küstenwachen zogen hin und her und standen mit dem Jnnenlande auf telegraphischem Wege in Verbindung. Und sollte es dennoch einem Schiffe gelingen, dem Lande sich zu nahen, so konnte es jeden Augenblick in die Lust gesprengt werden; denn verborgen unter dem Wasser lagen die tückischen Torpedos. Zum Generalgouverneur der Küstenlande wurde General Vogel von Falkenstein, zum Oberbefehlshaber der Küstentruppen der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ernannt. Der Gouverneur forderte zur Bildung einer freiwilligen

17. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 584

1906 - München : Oldenbourg
584 121. Die Waffenstreckung bei Sedan. solchen Umständen können Sie sich nicht durchschlagen, denn ich habe jetzt rings um Sie her noch 240000 Mann mit 500 Feuerschlünden, von denen schon 300 in Stellung sind um auf Sedan zu schießen, die 200 anderen werden morgen bei Tagesanbruch in Stellung sein. Wollen Sie sich davon überzeugen, so kann ich einen Ihrer Offiziere in die verschiedenen Aufstellungen unserer Truppen führen lassen und er wird die Richtigkeit dessen, was ich sage, bestätigen können. In Sedan aber sich zu verteidigen ist Ihnen erst recht unmöglich: Sie haben nicht für 48 Stunden mehr zu leben und Munition haben Sie gar nicht mehr." Jetzt zog General Wimpffen andere Saiten auf; er riet durch Großmut den Dank Frankreichs zu erwerben und dadurch dem künftigen Frieden Bürgschaften der Dauer zu geben. „Sie werden Frieden schließen," sagte er, „und wünschen ohne Zweifel ihn bald zu schließen; mehr als jede andere ist die französische Nation hochherzig und ritterlich und folglich auch empfänglich für die Großmut, die man ihr erweist, und dankbar für die Schonung, die man ihr zeigt. Wenn Sie uns Bedingungen bewilligen, die dem Selbstgefühle der Armee schmeicheln, wird sich das Land mich geschmeichelt fühlen, das wird in den Augen der Nation den Schmerz der Niederlage mildern und ein unter solchen Umständen geschlossener Friede wird Aussicht auf Dauer haben, denn Ihr hochherziges Handeln wird die Türe geöffnet haben für die Wiederkehr der Empfindungen der Gegenliebe, wie sie zwischen zwei großen Nachbarvölkern bestehen sollen und wie Sie sie auch wünschen müssen. Wenn Sie dagegen ans Maßregeln der Strenge wider uns beharren, so werden Sie Zorn und Haß in jeder Soldatenbrust entzünden: das Ehrgefühl der ganzen Nation wird unheilbar verletzt; denn sie wird sich eins fühlen mit der Armee und dieselben Empfindungen haben wie diese. So werden Sie alle schlechten Triebe wieder aufwecken, welche der Fortschritt der Gesittung eingeschläfert hatte, und Sie werden zwischen Frankreich und Preußen endlosen Krieg entflammen." Das war das Stichwort, auf das Graf Bismarck gewartet hatte. Deu Wert bessert, was man im Jahre 1815 „moralische Garantien" genannt, die Unausrottbarkeil der Rhein- und Rachegelüste der Franzosen hatte er ja in vieljähriger Erfahrung gründlich kennen gelernt und alles, was er früher um des lieben Friedens willen gewaltsam in sich zurückgehalten, das strömte er jetzt aus in einer der glänzendsten Stegreifreden, die jemals in so engem Kreise gehalten worden sind: „Ihre Schlußfolgerung, Herr General," sagte er, „scheint beim ersten Blicke bündig zu sein, in Wahrheit ist sie bloß bestechend und hält keiner Prüfung stand. Im allgemeinen muß man ans Dank sehr wenig, aus die Dankbarkeit eines Volkes aber gar nicht rechnen. An die Dankbarkeit eines Souveräns, im Notfälle an die seiner Familie kann man glauben, unter Umstünden sogar mit aller Zuversicht darauf zählen, aber ich wiederhole, von der Dankbarkeit einer Nation muß man nichts erwarten. Wäre das französische Volk ein Volk wie andere, hätte es gediegene Ein-

18. Teil 3 - S. 337

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 337 — die weiße Fahne am Thor von Sedan wehte, da schwieg plötzlich das Feuer der deutschen Geschütze, und die Verhandlungen nahmen ihren Anfang. c) Die Gefangennahme Napoleons und seines ganzen Heeres. Als sich die weiße Fahne am Thore von Sedan zeigte, sandte König Wilhelm einen seiner Offiziere ab, die Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern. Als dieser in Sedan nach dem französischen Oberbefehlshaber fragte, wurde er unerwartet vor Kaiser Napoleon geführt, von dessen Anwesenheit in Sedan man deutscherseits nichts wußte. Als ihn Napoleon fragte, was für Aufträge er habe, und er antwortete, Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern, wies ihn der Kaiser an General Wimpffen, den Oberbefehlshaber. Er selbst schrieb einen Brief an König Wilhelm, den fein Generaladjutant Reille um 7 Uhr abends dem Könige überbrachte. Dadurch erfuhr der König erst mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Noch ehe er den Brief öffnete, sagte er dem französischen General: „Aber ich verlange als erste Bedingung, daß die Armee die Waffen niederlege."*) Der Brief des Kaisers lautete: 'kda es mir nicht vergönnt war, inmitten meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in Ew. Majestät Hände niederzulegen." Damit gab sich Napoleon dem Könige gefangen. Dieser war von dem Ereignis tief bewegt, reichte den Umstehenden die Hand, besprach sich mit Moltke und Bismarck und schrieb dann auf einem von einem Offizier ihm vorgehaltenen Schemel folgende Antwort: „Indem ich die Umstände bedauere, unter denen wir uns begegnen, nehme ich Ew. Majestät Degen an und bitte Sie, einen Ihrer Offiziere bevollmächtigen zu wollen, über die Kapitulation der Armee zu unterhandeln, die sich unter Ihrem Befehl so tapfer geschlagen hat. Meinerseits habe ich hierzu den General von Moltke bestimmt." Am Abend kamen denn auch Moltke und Bismarck mit Wimpffen, dem Oberbefehlshaber der französischen Armee, in Donchery, westlich von Sedan, zusammen, um über die Bedingungen zu verhandeln, unter denen sich Armee und Festung ergeben sollte. Diese Verhandlungen dauerten bis nachts 1 Uhr. Wimpffen verlangte, daß man die Truppen in die Heimat entlassen solle, nachdem sie das Versprechen gegeben, in diesem Kriege nicht mehr gegen Preußen 3u kämpfen. Moltke und Bismarck aber gingen darauf nicht ein; sie verlangten vielmehr Niederlegung der Waffen und Kriegsgefangenschaft des ganzen Heeres. Umsonst bemühte sich der französische Feldherr, eine Milderung der bitteren Notwendigkeit zu erlangen; an der ehernen Brust Moltkes und Bismarcks scheiterten alle seine Versuche. Als er daher erklärte, diese harte Bedingung nicht annehmen zu können, drohte man ihm mit einer Erneuerung des Kampfes am nächsten Tage und wies ihn auf die Stärke und Stellungen der deutschen *) vergleiche den Brief König Wilhelms über die Schlacht bei Sedan an seine Gemahlin. Richter, Quellenbuch Nr. 164. Kornrumpf, Handbuch rc. Iii. oo

19. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 403

1907 - Leipzig : Brandstetter
403 unterhandeln, die sich unter Ihrem Befehl so tapfer geschlagen hat. Meiner- seits habe ich hierzu den General von Moltke bestimmt." bb) Kapitulationsverhandlungen. Am Abend kamen denn auch Moltke und Bismarck mit Wimpffen, dem Oberbefehlshaber der französischen Armee, in Donchery, westlich von Sedan, zusammen, um über die Be- dingungen zu verhandeln, unter denen sich Armee und Festung ergeben sollte. Diese Verhandlungen dauerten bis nachts 1 Uhr. Wimpffen verlangte, daß man die Truppen in die Heimat entlassen solle, nachdem sie das Versprechen gegeben, in diesem Kriege nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen. Moltke und Bismarck aber gingen darauf nicht ein; sie verlangten vielmehr Nieder- legung der Waffen und Kriegsgefangenschaft des ganzen Heeres. Umsonst bemühte sich der französische Feldherr, eine Milderung der bitteren Notwendig- keit zu erlangen; an der ehernen Brust Moltkes und Bismarcks scheiterten alle seine Versuche. Als er daher erklärte, diese harte Bedingung nicht an- nehmen zu können, drohte man ihm mit einer Erneuerung des Kampfes am nächsten Tage und wies ihn ans die Stärke und Stellungen der deutschen Heerkörper hin, um ihn von der Unmöglichkeit eines ferneren Widerstandes zu überzeugen. Endlich gewährte man ihm bis zum nächsten Tage morgens 9 Uhr Bedenkzeit; würde bis dahin die Kapitulation nicht abgeschlossen sein, so würde das Feuer auf Sedan wieder beginnen. Wimpffen kehrte um 1 Uhr nachts nach Sedan zurück und berief sämtliche Generale seines Heeres zu einem Kriegsrat. Dieser sprach sich fast einmütig gegen die Wiederaufnahme des Kampfes ans, und so kam endlich am Morgen des 2. September die Kapitulation zustande. Durch sie erlebte die Welt das unglaubliche, in der ganzen Kriegsgeschichte einzig dastehende Schauspiel, daß außer den 21000 Mann, die während der Schlacht gefangen genommen worden waren, ein ganzes Heer von 83000 Mann sich dem Sieger ergab, darunter 1 Marschall (Mac Mahon), 40 Generale und 2800 Offiziere. Unter der gewaltigen Kriegsbeute befanden sich 558 Kanonen und Mitrail- leusen, 66000 Gewehre, 1072 Fahrzeuge aller Art und 6000 noch brauchbare Pferde. 6c) Die Ausführung der Kapitulation begann sofort. Am 2. September und auch noch den ganzen folgenden Tag wurde im Angesichte eines bayerischen und eines norddeutschen Armeekorps die Waffenstreckung vollzogen. Die französische Armee, seit zwei Tagen ohne Lebensmittel, in den engen Straßen und Werken in und um Sedan zusammengedrängt, bot bereits das Bild völliger Auflösung. Mit Ingrimm hatten die französischen Soldaten gehört, daß ihr Schicksal die Kriegsgefangenschaft sei. Viele zer- brachen ihre Säbel und verbrannten ihre Fahnen, um sie nicht dem Feinde ausliefern zu müssen. Verwünschungen gegen den Kaiser und die Heerführer 26*

20. Überblick über die brandenburgisch-preußische Geschichte bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 106

1900 - Leipzig : Hirt
106 Von dem Sturze Napoleons I. bis zur Erneuerung des Deutschen Reiches. begeben; auf Befehl Sr. Majestt des Knigs wohnte auch Graf v. Bismarck der Besprechung bei. Von franzsischer Seite war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen. Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General v. Moltke sorgfltig erwogen, inwieweit es mglich wre, den nach tapferm Widerstande berwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewut, da die Franzosen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen wrden, noch weniger aber eine gegen sie gebte Gromut. General v. Moltke forderte daher vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der franzsischen Armee. General Wimpffen er-klrte hierauf, unter so harten und die Ehre des franzsischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschlu einer Kapitulation nicht verantworten zu knnen; er machte den Vorschlag, man mge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, und sie dann in ihre Heimat entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmchtigten, dem militrischen Gefhle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die berzeugung fest, da es eines wirklichen Pfandes bedrfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General v. Moltke erklrte daher, an einer bedingungslosen Kapitulation fest-halten und dieselbe im Weigerungsfalle am nchsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu mssen. Es wurde dem General Wimpffen ausdrcklich ge-stattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmglichkeit eines fernem Widerstandes zu berzeugen. Graf v. Bismarck trat den Ausfhrungen des Grafen Moltke bei. Den franzsischen Gegenvorschlag erklrte er als vollkommen unannehmbar, weil sich bei d.en augenblicklich so unsichern Zustnden des Landes eine neue Regierung entwickeln knne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevlkerung zu den Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzig Mal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklrt habe, werde auch diese Niederlage zu rchen suchen. Letzteres bedrfe daher sicherer Brgschaften, um endlich in Frieden leben zu knnen. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 stndigen Waffenstillstandes, damit er innerhalb dieser Frist mit den brigen franzsischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten knne. General v. Moltke lehnte auch dieses Ansinnen ab und kndigte schlielich fr den Fall, da die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wren, den Wiederbeginn des Kampfes an. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse gefhrt zu haben, und die franzsischen Bevoll-mchtigten begaben sich nach Sedan zurck. Da es indessen keinem Zweifel unterlag, da die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Be-dingungen werde fgen mssen, so wurde der Wortlaut der letztem noch in der Nacht vom Generalstabe des groen Hauptquartiers aufgesetzt. Am Morgen des 2. September hielten sich die deutschen Truppen zur Wiederaufnahme des Kampfes bereit; die Artillerie stand fchufertig in ihren'