Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Das Mittelalter - S. 47

1893 - Leipzig : Dürr
— 47 — Langobarden sehr ungern sah. Nach nicht langer Zeit schickte er die Frau wie eine Verstoßene zu ihrem Vater znrück und lud dadurch die Feindschaft des laugobardischeu Königshauses auf sich. Im Jahre 771 starb Karlmann, und Karl wurde vom Volke zum Alleinherrscher im Frankenreiche erwählt. Aber Karlmanns Witwe wandte sich mit ihren Kindern zum Langobardenköuige, offenbar in der Absicht, um unter dessen Schutze Ansprüche auf einen Teil des Frankenreiches zu erheben. Kaum hatte Karl das ganze Frankenreich unter feinem Szepter vereinigt, so bot sich feiner staatsrnännischen Begabung und seinem Thatendurste ein großes Ziel dar in der Bekämpfung des Sachsen-volkes. Die Sachsen, ein germanischer Völkerbund wie derjenige der Frauken, hatten Norddeutfchland zwischen Ems und Elbe inne. Landschaftlich schieden sie sich in Westfalen an der oberen Sieg, Ruhr und Lippe, Engern an der Weser und Ostfalen an der Elbe, aber diese Namen bezeichneten keine Volksunterfchiede. Die Sachsen bewahrten treu die altgermanische Verfassung und Religion. Zu Marklo an der Weser wurde alljährlich eine große Volksersamm-lung abgehalten, welche über Krieg und Frieden entschied und, wenn der Heerbann aufgeboten werden sollte, einen Herzog (Heerführer) wählte. Könige gab es nicht, jeder Gau erkor sich feinen Vorsteher (Grasen), der im Gerichte den Vorsitz führte und an der Spitze der waffenfähigen Mannschaft in den Krieg zog. Die Gaugemeinde teilte sich in Stände. Die Vornehmsten waren die Edelinge, welche auch die Heiligtümer bewahrten und das Priesteramt verwalteten, den Kern des Volkes bildeten die Freien, und den untersten Platz nahmen die abhängigen aber nicht rechtlosen Lassen (Hörigen) ein. Die Verfassung hatte etwas natürlich Tüchtiges, aber das Volk entbehrte doch der einheitlichen Führung, welche dem erblichen Königtums zufällt, und dies war die Schattenseite derselben. Wurden die Sachsen von irgend einer Seite angegriffen, so wehrte sich der nächftliegcnde Gau; mußten die ungeordneten Scharen, wie es meist geschah, der Übermacht weichen, so verstand sich die Gaugemeinde zu einem Scheinfrieden, wohl gar zu einer augenblicklichen Unterwerfung, freilich nur, um bei passender Gelegenheit das Joch wieder abzuschütteln. Diese Art der Kriegführung war sehr geeignet, die Kräfte des Landes unnütz zu vergeuden. Wie sie nach 30 jährigem Kampfe den Franken unterlagen, so wären sie sicher früher oder später den Normannen oder Slaven dienstbar geworden, Der Krieg mit den Sachsen war für Karl, der unaufhörlichen Grenzstreitigkeiten wegen, unabwendbar. Er mußte die Sachsen unter seine Gewalt bringen, um Frieden zu haben, und es reizte ihn, das heidnische Volk zum Christeutume zu bekehren.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 20

1905 - Breslau : Handel
20 Aus der deutschen Geschichte. f) Karl der Große (768—814). 768 Gemäß der bei den Franken üblichen Erbfolgeordnung mußte Karl, der Sohn Pippins des Jüngeren, die Herrschaft des Reiches mit feinem Bruder Karlmaun teilen. Mit diesem geriet er jedoch bald in Streitigkeiten, und nur der schon nach dreijähriger Regierung erfolgte Tod Karlmanns verhinderte den Ausbruch eines Bruderkrieges. Indem Karl die Erbanfprüche der zwei von Karlmann hinterlassenen Knaben überging, ward die Einheit des Frankenreichs wieder hergestellt. Kriege, a) Der Langobardenkricg. Karlmanns Witwe begab sich mit ihren beiden Söhnen in den Schutz des Langobardenkönigs Desi-derins. Dieser forderte vom Papste, daß er die Knaben zu fränkischen Königen falbe. Als dem Ansinnen nicht Folge • gegeben wurde, besetzte er die Städte der Pippiuscheu Schenkung und bedrohte Rom. Der bedrängte Papst wandte sich an den mächtigen Frankenkönig um Hilfe. — Karl ging 773 mit starker Kriegsmacht über die Alpen. Die Langobarden verteidigten die Alpenpässe nur lässig. Viele verließen das Heer beim Anrücken der Franken. So kam es überhaupt zu keiner Feldschlacht. Desiderius warf sich in seine Hauptstadt Pablo. Da sich die Belagerung dieses sesteu Platzes in die Länge zog, begab sich Karl zur Feier des Osterfestes nach Rom. Daselbst bestätigte er die dem heiligen Stuhle von Pippin gemachte Schenkung. Mittlerweile hatte Desiderius Pavia übergeben müssen. Er wurde als Gefangener über die 774 Alpen geführt und ist als Mönch gestorben. Sein Land kam unter Karls Herrschaft. 772 b) Der Sachsenkricg (772—803). Das Land der Sachsen erstreckte bis von der Eider und Elbe bis in die Nähe des Rheins und reichte südwärts bis zur Unstrut. Nach ihren Wohnsitzen unterschied man sie in Westfalen (westlich von den Engern), Engern (an der Weser),^ Ostfalen (östlich von den Engern bis zur Elbe) und Nordalbinger (jenseit der Elbe bis zur Eider). Sie bildeten jedoch kein geschlossenes Staats-wesen, sondern lebten in Gaugemeinschaften, die nur für den Fall eines Krieges zusammentraten und einen gemeinschaftlichen Anführer wählten. Mit der altgermanifchen Verfassung hatte sich auch die Religion unserer Altvorderen, das Heidentum, ungeschwächt erhalten. Gegen die Franken und das Christentum hegten sie tiefen Haß und machten oft Einfälle ins fränkische Gebiet. Auf dem Maifelde zu Worms beschloß Karl den Krieg gegen dieses Volk, um es seiner Herrschaft zu unterwerfen und dem Christentume zu gewinnen. Als er 772 in Sachsen eindrang, fand er kein feindliches Heer vor sich und vermochte die einzelnen Gaue bis zur Weser, leicht

2. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 54

1898 - Breslau : Goerlich
- 54 — 2. Larl War teil. Um das Jahr 720 n. Chr. Geb. wurde Karl der Hammer (Martell) Hausmeier. Er erhielt triefen Beinamen, weil er i. I. 732 zwischen Tours und Poitiers die Mohammedaner besiegte, welche von Spanien aus mit großer Heeresmacht einen Teil Frankreichs erobert hatten. Durch diesen Sieg rettete Karl Europa vor dem Islam; er wurde der Schützer der abendländischen Christenheit und des Frankenreiches. 3. Pipin der Lurze. Von Karls Söhnen wurde Pipin, der wegen seiner kleinen Gestalt „der Kurze" genannt wurde, Hausmeier. Er bekämpfte mit kräftiger Hand die Herzoge von Bayern und Schwaben, welche sich dem Reiche nicht fügen wollten. Er wollte sich aber nicht mit der Macht des Königs begnügen, sondern auch den Namen eines solchen führen. Daher schickte er (752) zwei Bischöfe nach Rom und lief, den Papst fragen: „Solle derjenige König der Franken bleiben, der fast gar keine Macht hat und sich mit dem bloßen Namen eines Königs begnügt?" Darauf antwortete der Papst: „Derjenige soll König heißen, der das Reich beherrscht!" Mit dieser Entscheidung kehrten die Gesandten zurück, und der Papst erteilte dem Erzbischöfe von Mainz den Auftrag, Pipitt zum Könige der Franken zu weihen und zu salben. Der letzte König aus dem Hause der Merowinger wurde abgesetzt; sein langes Haar, das Zeichen der königlichen Würde, wurde geschoren, und er mußte den Rest feines Lebens im Kloster verbringen. Pipin bezeigte sich auch dankbar gegen den Papst. Bei einem Felbzuge gegen die Longobarden schenkte er dem Papste und dessen Nachfolgern das Gebiet von Ravenna, das er erobert hatte. Das war die Grundlage der weltlichen Macht des Papstes, des Kirchenstaates, der bis 1870 bestand. 2. Karl der Große als Kriegsheld. 1. Karls des Großen Thronbesteigung. Nach Pipins Tode (768) wurde das Reich unter seine beiden Söhne Karl und Karlmann geteilt. Karl war damals 26 Jahre alt; ihm als dem älteren hatte der Vater den größeren Teil des Reiches überwiesen. Anfangs regierten beide Brüder gemeinschaftlich; nach Karlmanns Tode herrschte er über das ganze Reich. 2. Die Kriege gegen die Sachsen, a) Die Sachsen bewohnten das Gebiet vom Zusammenfluß der Werra und Fulda bis an die Norb-see und Eider und von der Elbe und Saale bis fast an den Nieder» rfiein. Sie bewahrten den heidnischen Götterglauben und ihre alte Verfassung, wonach nur in Zeiten des Krieges Herzöge gewählt wurdeu, sonst aber Älteste die einzelnen Gaue regierten. Die Stämme der Franken und Sachsen haßten einander, und da die Grenzen beider Gebiete zweifelhaft waren, gab es oft Streitigkeiten. Oftmals unternahmen auch die Sachsen verheerende Einfälle in das Frankenreich, so daß Karl zum Kriege gezwungen war. Allein das Sachfenland war noch mit großen Wäldern und Sümpfen bedeckt, und wenn Karls Heer ins Land drang, flüchteten die Bewohner der einzeln stehenden Höfe.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 40

1884 - Wiesbaden : Kunze
40 bildung. Er folgte seinem Vater in Gemeinschaft mit seinem Bruder Karlmann, mit welchem er das Reich teilte, nicht nach Nationen des Ostens und Westens, sondern so, dafs Karl die nördliche, Karlmann die südliche Hälfte erhielt, doch mit Festhaltung des Prinzips der Einheit. Nach Karlmanns Tod 771 regiert Karl mit Ausschlufs der unmündigen Söhne seines Bruders allein. A. Seine Kriege. I. Sachsenkriege: Die Wohnsitze der Sachsen (s. o. S. 8.) dehnten sich damals von der Eider bis zum Zusammenflufs von Werra und Fulda, von Elbe und Saale bis zum Rhein. Hauptteile des Stammes waren: Westfalen (Fala = Ebene), Engern, Ostfalen; dazu die Nordalbinger jenseits der Elbe. Die Verfassung war noch die altgermanische: die Gaugemeinden unter Fürsten, im Kriege ein gemeinsamer Heerführer innerhalb jener vier Teile des Volkes. Es ist zweifelhaft, ob ein allgemeiner Landtag aller Sachsen (zu Marklo an der Weser?) stattfand: das Volk zerfiel in drei Stände: Edlinge, Frilinge, Lassen (Liten). Es bestand ein alter Gegensatz der christlichen Franken und heidnischen Sachsen, der zu langjährigen Grenzstreitigkeiten geführt hatte und Bonifatius kirchliche Neugründungen gefährdete. Karls Ziel war die Unterwerfung und Bekehrung des Volkes, das zugleich für den alten Glauben und die alte Freiheit kämpfte. Daher wurde der Krieg zugleich Religionskrieg. 772 1) Feldzug von 772. Die Irminsul bei Eresburg wird zerstört; das Land bis zur Weser verwüstet, die Sachsen ohne Schlacht unterworfen; die Mission beginnt. 773—774 Ii. Langobardenkrieg 773—774: Karl, des Langobardenkönigs Desiderius Schwiegersohn, verstiefs seine Gemahlin. Die Folge war der vergebliche Versuch des letzteren, den Papst zur Salbung der Söhne Karlmanns zu bestimmen. Die Bedrängung Roms veranlaßt Karls Hilfezug und Besuch in Rom zum Osterfest 774, wo das patrimonium Petri erweitert wurde. Die langobardische Hauptstadt Pavia erliegt; Desiderius wird Mönch; Karl König der Langobarden; — doch bleibt den Langobarden eine große Selbständigkeit in Einrichtungen und Gesetzen. — Die fast souveräne Herzogsgewalt in Friaul, Spoleto und

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 17

1883 - Hannover : Helwing
Die Karolinger im Frankenreiche. 17 2) Karl der Kroße; 768-814. g. Karl und Karlmann. Nach Pipins Tode folgten seine beiden 7ßg Söhne Karl und Karlmann; jener erhielt den nördlichen und östlichen bis Teil, dieser den südlichen und westlichen; Aquitanien blieb ihnen gemein- 814 sam. Zwischen beiden Brüdern bestand keine Freundschaft. Ihre Mutter Bertha brachte eine Vermählung beider Brüder mit zwei Töchtern des Königs der Longobarden, Desid erius, zustande, aber nach Jahresfrist entließ Karl seine Frau wieder. 771 starb Karlmann, dadurch wurde ein Bruderkrieg verhütet. Karl nahm nun mit Zustimmung vieler Großen seines Reiches'das ganze Frankenreich in Besitz. Er war jetzt 29 Jahr alt; denn er ist wahrscheinlich 742 zu Aachen geboren. b. Erster Zug gegen die Sachsen. Karls großes Ziel war, alle germanischen Völker zu einem christlichen Reiche zu vereinigen; er be- gann mit der Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen. Diese bildeten einen Völkerbund; zu demselben gehörten die Nordalbinger in Hol- stein, die Ostfalen zwischen Elbe und Leine, die Engern auf beiden Ufern der Weser und die Westfalen zwischen Weser und Rhein. Ein gemeinsames Oberhaupt fehlte, nur die gemeinsame Gefahr einigte sie, und alljährlich versammelten sich Abgeordnete sämtlicher Gaue, um über gemeinsame Kriegsangelegenheiten zu beraten. Mit angestammter Tapferkeit und Hartnäckigkeit hatten sie bisher jeder fremden Gewalt getrotzt und allen Bekehrungsversuchen widerstanden. Sie haßten die Franken samt ihrer neuen Religion, und schon 100 Jahre lang hatte der Krieg zwischen diesen beiden Völkern, namentlich an den Grenzen, gewährt. Auf dem Maifelde1 zu Worms wurde 772 der Krieg gegen die 772 Sachsen beschlossen. Karl nahm seinen Weg von Worms über den Rhein und Main an die Weser und eroberte die Eresb urg.2 Dann zerstörte er die Irmensäule (Jrminsul), in einem heiligen Haine zwischen Weser und Diemel. Als er bis an die Weser gedrungen war, baten die Sachsen um Frieden und stellten 12 Geiseln. Wittekind (Widukind), der Haupt- anführer der Sachsen, floh nach Jütland. e. Krieg gegen die Longobarden. Gleich nach dem ersten Sachsen- zuge ließ Karl auf dem Maifelde zu Genf den Krieg gegen die Lan- gobarden beschließen. Desiderius war Karls Feind', weil dieser eine seiner Töchter verstoßen und die andere und deren Söhne ihrer Erbschaft beraubt hatte. Desiderius hatte die Vertriebenen aufgenommen, die Söhne Karlmanns als Frankenkönige anerkannt und vom Papste deren Salbung verlangt. Dieser weigerte sich aber und wurde nun von Desiderius bedrängt. In seiner Not rief er König Karl als den Schutz- herrn Roms, um Hülfe an. Dies kam Karl sehr gelegen. Von Genf aus zog er 773 über die Alpen 3 und lagerte sich in der Pogegend. Die 1 Unter den merowingischen Königen wurde diese Reichsversammlung im März abgehalten; Pipin verlegte sie auf den Mai, nun hieß sie Maiseld. - Eres- burg, das heutige Stadtbergen an der Diemel, linkem Nebenflüsse der Weser. 3 Die Sage erzählt, ein Spielmann habe Karl den Weg gezeigt und dafür von ihm das- jenige Land erhalten, in welchem ringsum das Blasen seines Hornes vernommen werden konnte. Hofsmeyer und Hering, Hülfsbuch Ii. 2

5. Geschichte für konfessionell gemischte Schulen - S. 16

1910 - Breslau : Hirt
16 Geschichte. I Große mit einem starken Heere siegreich in das Sachsenland ein, unterwarf das heidnische Volk und unterdrückte auch mehrere Ausstände, die später unter der Führung des Sachsenherzogs Widukind ausbrachen. Widukind sah nun ein, daß feine Götter ohnmächtig seien, und ließ sich mit vielen Edlen taufen. Um jedem weiteren Aufstande vorzubeugen, siedelte Karl 10 000 Sachsen im Frankenreiche an, und fränkische Ansiedler mußten sich in Sachsen niederlassen. Er führte auch die Ordnung der christlichen Kirche ein und ließ Bistümer und Klöster errichten, damit das Christentum dem Herzen des Volkes näher gebracht würde. Nach und nach gewöhnten sich die Sachsen an die neue Herrschaft. Das Frankenreich umfaßte nunmehr alle deutschen Stämme auf dem Festlande. b) Seine weiteren Kriege. Als Karlmann gestorben war, verlangte seine Witwe Anteil an der Regierung des Frankenreiches für ihre beiden Söhne. Weil Karl nicht darauf einging, zog sie zu ihrem Vater, dem Könige der Longo--barden, und bat ihn um Schutz. Der Longobardenkönig verlangte nun vom Papste, daß er die beiden Knaben zu Königen der Franken salben sollte. Da der Papst dies nicht tat, bedrohte er ihn mit Krieg. Karl eilte dem Papste auf feine Bitte zu Hilfe, besiegte die Longobarden, schickte den König und seine Familie in ein Kloster und nahm das Land in Besitz. In Spanien brachen unter den maurischen Herrschern Streitigkeiten aus. Karl wurde von einem dieser Herrscher um Hilfe gebeten und zog mit einem Heere über die Pyrenäen. Er konnte zunächst wenig ausrichten. Auf dem Rückzüge wurde feine Nachhut von wilden Gebirgsvölkern überfallen und vernichtet. Auch der Held Roland fand hierbei feinen Tod. [Rolandfage.] Später gelang es Karl dennoch, den nördlichen Teil Spaniens zu erobern. Er gründete dort die spanische Mark. Als Karl die Sachsen unterworfen hatte, dehnte sich sein Reich bis an die Gebiete der Wenden aus, die das Land östlich von der Elbe, der Saale und dem Böhmerwalde bewohnten. Da die Wenden oft raubend in das fränkische Gebiet vorstießen, zwang er sie durch einen Krieg zur Unterwerfung. Zur Sicherheit gegen weitere Einfälle gründete er Marken und baute Burgen, aus denen später Städte, wie Magdeburg und Halle, entstanden. Im heutigen Ungarn wohnte ein wildes Reitervolk, die Avaren, die oft in das benachbarte Frankenreich einfielen. Karl eroberte ihr Land und gründete dort die avarische Mark. In ihr liegt der Anfang des österreichischen Staates. 3. Die Verwaltung des Landes. Die guten Einrichtungen, die Chlodwig und seine Nachfolger getroffen hatten, ließ Karl bestehen. Er verbesserte sie jedoch und schuf neue, soweit es nötig war. Das ganze Reich war in Gaue geteilt. An der Spitze jedes Gaues stand ein Gaugraf. Er führte im Kriege den Heerbann des Gaues und hielt im Frieden im Namen des Königs die Gerichtstage ab. Bei denselben entschieden nicht mehr die Freien, sondern sieben Schössen, die von dem Gaugrafen aus den angesehensten Bewohnern des Gaues auf Lebenszeit gewählt wurden. An den Grenzen bestanden Marken, die von Markgrafen verwaltet wurden. Diese hatten noch größere Voll-

6. Historisches Hilfsbuch für die oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 40

1883 - Wiesbaden : Kunze
40 nach Nationen des Ostens und Westens, sondern so, dafs Karl die nördliche, Karlmann die südliche Hälfte erhielt, doch mit Festhaltung des Begriffs der Einheit. Nach Karlmanns Tod 771 regiert Karl mit Ausschlufs der unmündigen Söhne seines Bruders allein. A. Seine Kriege. I. Sachsenkriege: Die Wohnsitze der Sachsen (s. o. S. 8.) dehnten sich damals von der Eider bis zum Zusammenflufs von Werra und Fulda, von Elbe und Saale bis zum Rhein. Hauptteile des Stammes waren: Westfalen (Fala = Ebene), Engern, Ostfalen; dazu die Nordalbinger jenseits der Elbe. Die politische Form war noch die alte Volks Verfassung: die Gaugemeinden unter Fürsten, im Kriege ein gemeinsamer Heerführer innerhalb jener vier Teile des Volkes. Es ist zweifelhaft, ob ein allgemeiner Landtag aller Sachsen (zu Marklo an der W eser ?) stattfand. Die einzelnen Stammteile zerfielen in je drei Stände: Edlinge, Frilinge, Lassen (Liten). Es bestand ein alter Gegensatz der christlichen Franken und heidnischen Sachsen, der zu langjährigen Grenzstreitigkeiten geführt hatte und Bonifatius kirchliche Neugründungen gefährdete. Karls Ziel war die Unterwerfung und Bekehrung des Volkes, das zugleich für den alten Glauben und die alte Freiheit kämpfte. Daher wurde der Krieg zugleich Religionskrieg. 1) Feldzug von 772. Die Irminsul bei Eresburg wird zerstört; das Land bis zur Weser verwüstet, die Sachsen ohne offenen Kampf unterworfen; die Mission beginnt. Ii. Langobardenkrieg 773—74: Karl, des Langobardenkönigs Desiderius Schwiegersohn, verstiefs seine Gemahlin. Die Folge war der vergebliche Versuch des letzteren, den Papst zur Salbung der Söhne Karlmanns zu bestimmen. Die Bedrängung Roms veranlaßt Karls Hilfezug und Besuch in Rom zum Osterfest 774, wo das patrimonium Petri erweitert wurde. Die langobardische Hauptstadt Pavia erliegt; Desiderius wird Mönch; Karl König der Langobarden; — doch bleibt eine große Selbständigkeit der langobardischen Einrichtungen und Gesetze. Die fast souveräne Herzogsgewalt in Friaul, Spoleto und Benevent wird in den nächsten Jahren

7. Geschichte des deutschen Volkes - S. 55

1905 - Berlin : Vahlen
Karl der Groe. 7071. 55 brachen, kam Karl zum zweiten- und drittenmal nach Italien (776 und 781); die Langobarden wurden nun unter Grafen gestellt, wie die Bewohner des cminen Frankenreichs, und das Lehnsweseu trat auch hier in Kraft wodurch besonders die Geistlichkeit groen Gterbesitz und Einflu erhielt, Wie wenig Italien gleichwohl im Frankenreiche aufging, beweist am besten der Umstand, da Karl sich veranlat sah, seinen Sohn Pippin (solange er unmndig war, unter Leitung des Adalhard und Angilbert) zum Unter-knig von Italien zu machen, wie er denn auch den Titel eines Knigs der Langobarden stets neben seinen anderen Titeln fhrte. S 71. Die Sachsen ( 24) waren das einzige deutsche Volk des Fest-lands das sich bisher der Macht des Frankenreiches und der Einwirkung des Christentums ganz entzogen hatte und in alter Selbstndigkeit fortlebte. Sie zerfielen in drei Stmme: die Westfalen (im Gebiet der Ems, Livpe Ruhr und Sieg), die Engern (Angrivarier, 9, zu beiden weiten der Weser) und die Ostsalen (von der Leine bis zur Elbe), zu denen als vierter noch die Nordalbinger (nrdlich von der unteren Elbe bis zur Eider) gerechnet werden knnen. Bei Opfer und Gericht, in Rat und Krieg lieen sie sich von ihren Edelingen leiten; sonst bildeten hier freie Männer, Frilinge, die Markgenossenschaften und Gaugemeinden ( 15). Ob sich wirklich die Freien aller Gaue jhrlich einmal zum gesamten -Bolrs-dwa in Marklo an der Weser versammelten, ist sehr zweifelhaft. Da sie ihr Gebiet meist erobert hatten, standen unter den Frilingen zahlreiche Liten ( 15), die einen dritten Stand bildeten, und endlich noch Leib-eigene, die rechtlos in der Gemeinde lebten. Die Sachsen waren wilden, freiheitstrotzigen Sinnes; von ihren Feinden wurden sie grausam und treulos genannt. An den Grenzen waren sie gefhrliche Ruber und dadurch lstige Strer der Ordnung und des Friedens im Frankenreiche. Es war eine Notwendigkeit fr Karl, dies Volk zu unterwerfen und zum Christenglauben zu bringen. Daher war, wie schon gesagt, der Sachsenkrieg seine erste groe Unternehmung und blieb die Hauptaufgabe seines Lebens. Schon 772 auf dem Maifelde zu Worms warb der Krieg beschlossen. Der _ erste Angriff aalt den Engern. Karl zerstrte einen ihrer festen Sitze, die Eres brg (bei Stadtberge, jetzt Marsberg, an der Diemel), und brach ihr Heiligtum, die Jrminsule im Osninggebirge; ja er drang bis zur Weser vor, und soweit er kam, unterwarfen sich ihm die Sachsen. Als Karl aber in den folgenden Jahren gegen die Langobarden zu Felde zog ( 70), erhoben sich die Sachsen wieder insgesamt. Vor allem entflammte sie zum Kampfe ihr Fhrer (Herzog) Widukind, der, erlaucht an Geschlecht und reich durch weiten Besitz, groen Einflu auf das Volk bte und von dessen Khnheit und Schlauheit noch heute Sagen und Lieder in Westfalen erzählen. Nach zwei neuen Feldzgen jedoch schien Karl am Ziele. Auf schsischem Boden, zu Paderborn, hielt er 777 das Maifeld, und die schsischen Edlen kamen, gelobten Treue und versprachen, das Christentum ungehindert predigen zu lassen. Doch Widukind hatte nicht geschworen: er war zu den stamm- des Speers Geschenke bietest, so will ich sie auch auf der Schneide des Speers empfangen." So nahm er sie und tauschte dann, zu stolz, um sich von Karl etwas schenken zu lassen, seinen Armring dagegen. Diesen und nicht den Adelchis brachte der Ritter heim; als ihn aber der König anlegen wollte, fiel er ihm weit der den Arm bis auf die Schulter herab; da sprach Karl: Es ist nicht zu verwundern, da dieser Mann so gewaltige Krfte hat." (Nach Grimms Sagen und dem Chronicon Novalicienfe [Kloster Novalese im Tal von Sufaj).

8. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 60

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 60 — Karlmann (771) starb, vereinigte Karl, unbekümmert um das Recht der Söhne Karlmanns, wieder das ganze Frankenreich. Karls Streben ging dahin, die alten Grenzfeinde zu unterwerfen, die germanischen Stämme zu einem Gesamtstaate zu vereinigen, Kirche und Papst zu schützen, das Christentum zu verbreiten und Staat und Kirche neu zu ordnen. a) Karl als Eroberer. Der Langobardenkrieg. Karl verstieß seine Gemahlin, eine Tochter des Desiderius. Bei dem erbitterten Langobardenkönig suchte auch die Witwe Karlmanns mit ihren Söhnen Zuflucht. Um den Schimpf zu rächen und eine Spaltung im Frankenreich hervorzurufen, verlangte Desiderius vom Papste Hadrian I., er solle die Söhne Karlmanns zu Königen krönen, und rüstete zum Einfall ins römische Gebiet, als der Papst das Verlangen nicht erfüllte. Obwohl Karl bereits in einen Krieg mit den Sachsen verwickelt war, zog er auf Hadrians Hilsegefuch über den M. Cenis, belagerte Desiderius in Pavia, zwang ihn zur Ergebung und schickte ihn und seine Familie in ein Kloster. Das Langobarden reich bis zum Garigliano 774 wurde 774 mit dem Frankenreich vereinigt, und Karl nahm den Titel „König der Langobarden" und „Patricias der Römer" an. Die langobardische Verfassung blieb anfangs bestehen, allmählich wurden aber die fränkischen Einrichtungen, z. B. Lehnswefen, Heerbann, Immunität ufw., eingeführt. Die Sachsenkriege. Für Deutschlands Entwickelung wurden am wichtigsten die Kämpfe mit den Sachsen. Sie waren noch Heiden und lebten mit den Franken in alter Stammesfeindschaft. Ihre Wohnsitze erstreckten sich vom Rhein bis an die Saale, Elbe und Eider. Aber so tapfer und so einig sie in ihrem Hasse gegen Franken und Christen waren, politische Einigung fehlte ihnen durchaus, denn ihre vier Hauptgruppen: Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier, zerfielen wieder in kleine Stämme oder Gaue. Diese Zersplitterung brachte ihnen den Verlust ihrer Freiheit und ihres Glaubens, denn sie ließ einen gemeinsamen Kampf sämtlicher Sachsen gegen den Feind nicht zu. Die bedrohten Gebiete wählten nach alter Weise einen Herzog aus dem Adel. Es gab drei Stände: Adalinge, Frilinge (freie Volksgenossen) und Lazzen oder Liten (Hörige). 772 Um den alten Grenzfehden ein Ende zu machen, eroberte Karl i. I. 772 die Eresburg im südlichen Gebiete der Engern und zerstörte die in der Nähe gelegene Jrminsul, einen heiligen Baum. Während seines Feldzugs gegen die Langobarden erhoben sich die Sachsen, wurden aber — zunächst die Engern, dann die Ostfalen, schließlich 777 die Westfalen — unterworfen. Daher hielt Karl i. I. 777 auf sächsischem Boden, in Paderborn, einen Reichstag ab, wo die Unterworfenen den Treueid leisten und in Masse sich taufen lassen mußten. Zug nach Spanien. In Paderborn erschienen Gesandte des Statt-

9. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges - S. 27

1904 - Halle : Gesenius
Wandels und durch die unermüdliche Hilfe, die sie Armen, Kranken, Notleidenden und Wanderern leisteten. Sie pflegten die Bildung durch die Erhaltung der Wissenschaft, durch Abschreibearbeiten, durch den Unterricht der Jugend. Sie pflegten die Mission weiter, indem sie Prediger hinaus ins Heidenland sandten. Sie pflegten aber auch den Acker- und Gartenbau, den sie vorzüglich betrieben, und die Kolonisation des Landes, zu der sie aneiferten. Sie bauten selbst im Verein mit ihren Hörigen und Leibeigenen, die ihnen geschenkt oder zugewiesen waren, den Acker und bestellten mit ihnen den Garten. Besonders führten sie den Weizenbau ein, zogen auch auch feineres Obst: Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche und später Wein. Ähnlich den Mönchsklöstern entstanden bald auch Nonnenklöster, die ebenso wirkten. Die christliche Kirche verfuhr mit den Neubekehrten nachsichtig. Sie legte die großenkirchenfeste auf die Tage der alten heidnischen Feste und nahm manche religiöse Gebräuche der Heiden verändert an. Die Göttergestalten der Germanen verwandelten sich vielfach in diejenigen von Heiligen, die ähnliche Züge mit jenen halten. Auf diese Weise führte man das Volk mählich vom Heidentum zum Christentum über. 13. Karl -er Große und die Sachsen. Der Frankenkönig Pippin der Kurze hinterließ zwei Söhne, die Karl und Karlmann hießen. Als Karlmann nach drei Jahren starb, schloß Karl seines Bruders beide Söhne einfach von der Regierung aus. Er war noch nicht ganz dreißig Jahre alt, als er Alleinherrscher des Frankenreiches wurde. Karl bestieg den Thron mit dem festen Vorsatze, alle Germanenvölker des Festlandes zu einem Staate zu vereinigen. „Ein Reich, eine Kirche, ein Herr!" das war sein Wahlspruch. Es waren noch zwei germanische Völker, die seinem Szepter nicht gehorchten, im Süden die Langobarden und im Norden die Sachsen. Beide gedachte er zu unterwerfen. Bonifatius hatte es nicht fertig gebracht, die Sachsen zu Christen zu machen; durch die Predigt allein war das nicht möglich. Die Versuche mußten mit Waffengewalt unterstützt werden. Denn die Sachsen waren freie Männer und niemand untertan. Sie wohnten rechts vom Rheine bis über die Elbe hin in vier großen Gemeinschaften: Westfalen bis zur Weser, Engern bis zur Leine, Ostfalen bis zur Elbe und Nordelbier jenseits dieses Stromes bis zur Ostsee hin. Noch lebten sie ganz in altgermanischer Weise; zu Marklo an der Weser kam die Volksversammlung der Edelinge und Freien aller Gaue zusammen, bei dem Heiligtume des Sachsnot (Ziu), des Schwertgottes.

10. Nr. 1a - S. 16

1916 - Breslau : Hirt
16 Geschichte. I Große mit einem starken Heere siegreich in das Sachsenland ein, unterwarf das heidnische Volk und unterdrückte auch mehrere Aufstände, die später unter der Führung des Sachsenherzogs Widukind ausbrachen. Widukind sah nun ein, daß seine Götter ohnmächtig seien, und ließ sich mit vielen Edlen taufen. Um jedem weiteren Aufstande vorzubeugen, siedelte Karl 10 000 Sachsen im Frankenreiche an, und fränkische Ansiedler mußten sich in Sachsen niederlassen. Er führte auch die Ordnung der christlichen Kirche ein und ließ Bistümer und Klöster errichten, damit das Christentum dem Herzen des Volkes näher gebracht würde. Nach und nach gewöhnten sich die Sachsen an die neue Herrschaft. Das Frankenreich umfaßte nunmehr alle deutschen Stämme auf dem Festlande. b) Seine weiteren Kriege. Als Karlmann gestorben war, verlangte seine Witwe Anteil an der Regierung des Frankenreiches für ihre beiden Söhne. Weil Karl nicht darauf einging, zog sie zu ihrem Vater, dem Könige der Lango- barden, und bat ihn um Schutz. Der Longobardenkönig verlangte nun vom Papste, daß er die beiden Knaben zu Königen der Franken salben sollte. Da der Papst dies nicht tat, bedrohte er ihn mit Krieg. Karl eilte dem Papste auf seine Bitte zu Hilfe, besiegte die Langobarden, schickte den König und seine Familie in ein Kloster und nahm das Land in Besitz. In Spanien brachen unter den maurischen Herrschern Streitigkeiten aus. Karl wurde von einem dieser Herrscher um Hilfe gebeten und zog mit einem Heere über die Pyrenäen. Er konnte zunächst wenig ausrichten. Auf dem Rück- züge wurde seine Nachhut von wilden Gebirgsvölkern überfallen und vernichtet. Auch der Held Roland fand hierbei seinen Tod. snolandsagel Später gelang es Karl dennoch, den nördlichen Teil Spaniens zu erobern. Er gründete dort die spanische Mark. Als Karl die Sachsen unterworfen hatte, dehnte sich sein Reich bis an die Gebiete der Wenden aus, die das Land östlich von der Elbe, der Saale und dem Böhmerwalde bewohnten. Da die Wenden oft raubend in das fränkische Gebiet vorstießen, zwang er sie durch einen Krieg zur Unterwerfung. Zur Sicherheit gegen weitere Einfälle gründete er Marken und baute Burgen, aus denen später Städte, wie Magdeburg und Halle, entstanden. Im heutigen Ungarn wohnte ein wildes Reitervolk, die Avaren, die oft in das benachbarte Frankenreich einfielen. Karl eroberte ihr Land und gründete dort die avarische Mark. In ihr liegt der Anfang des österreichi- schen Staates. 3. Die Verwaltung des Landes. Die guten Einrichtungen, die Chlod- wig und seine Nachfolger getroffen hatten, ließ Karl bestehen. Er verbesserte sie jedoch und schuf neue, soweit es nötig war. Das ganze Reich war in Gaue geteilt. An der Spitze jedes Gaues stand ein Gaugraf. Er führte im Kriege den Heerbann des Gaues und hielt im Frieden im Namen des Königs die Gerichtstage ab. Bei denselben entschieden nicht mehr die Freien, sondern sieben Schöffen, die von dem Gaugrafen aus den angesehensten Bewohnern des Gaues auf Lebenszeit gewählt wurden. An den Grenzen bestanden Marken, die von Markgrafen verwaltet wurden. Diese hatten noch größere Voll-

11. Nr. 1 - S. 16

1910 - Breslau : Hirt
16 Geschichte. I Große mit einem starken Heere siegreich in das Sachsenland ein, unterwarf das heidnische Volk und unterdrückte auch mehrere Ausstände, die später unter der Führung des Sachsenherzogs Widukind ausbrachen. Widukind sah nun ein, daß seine Götter ohnmächtig seien, und ließ sich mit vielen Edlen taufen. Um jedeni weiteren Aufstande vorzubeugen, siedelte Karl 10 000 Sachsen im Frankenreiche an, und fränkische Ansiedler mußten sich in Sachsen niederlassen. Er führte auch die Ordnung der christlichen Kirche ein und ließ Bistümer und Klöster errichten, damit das Christentum dem Herzen des Volkes näher gebracht würde. Nach und nach gewöhnten sich die Sachsen an die neue Herrschaft. Das Frankenreich umfaßte nunmehr alle deutschen Stämme auf dem Festlande. b) Seine weiteren Kriege. Als Karlmann gestorben war, verlangte seine Witwe Anteil an der Negierung des Frankenreiches für ihre beiden Söhne. Weil Karl nicht darauf einging, zog sie zu ihrem Vater, dem Könige der Longo - barden, und bat ihn um Schutz. Der Longobardenkönig verlangte nun vom Papste, daß er die beiden Knaben zu Königen der Franken salben sollte. Da der Papst dies nicht tat, bedrohte er ihn mit Krieg. Karl eilte dem Papste auf seine Bitte zu Hilfe, besiegte die Langobarden, schickte den König und seine Familie in ein Kloster und nahm das Land in Besitz. In Spanien brachen unter den maurischen Herrschern Streitigkeiten aus. Karl wurde vou einem dieser Herrscher um Hilfe gebeten und zog mit einem Heere über die Pyrenäen. Er konnte zunächst wenig ausrichten. Auf dem Rück- züge wurde seine Nachhut von wilden Gebirgsvölkern überfallen und vernichtet. Auch der Held Rolarrd fand hierbei [einen Tod. srolandsage.j Später gelang es Karl dennoch, den nördlichen Teil Spaniens zu erobern. Er gründete dort die spanische Mark. Als Karl die Sachsen unterworfen hatte, dehnte sich sein Reich bis an die Gebiete der Wenden aus, die das Land östlich von der Elbe, der Saale und dem Böhmerwalde bewohnten. Da die Wenden oft raubend in das fränkische Gebiet vorstießen, zwang er sie durch einen Krieg zur Unterwerfung. Zur Sicherheit gegen weitere Einfälle gründete er Marken und baute Burgen, aus denen später Städte, wie Magdeburg und Halle, entstanden. Im heutigen Ungarn wohnte ein wildes Reitervolk, die Avaren, die oft in das benachbarte Frankenreich einfielen. Karl eroberte ihr Land und gründete dort die avarische Mark. In ihr liegt der Anfang des österreichi- schen Staates. 3. Die Verwaltung des Landes. Die guten Einrichtungen, die Chlod- wig und seine Nachfolger getroffen hatten, ließ Karl bestehen. Er verbesserte sie jedoch und schuf neue, soweit es nötig war. Das ganze Reich war in Gaue geteilt. An der Spitze jedes Gaues stand ein Gaugraf. Er führte im Kriege den Heerbann des Gaues und hielt im Frieden im Namen des Königs die Gerichtstage ab. Bei denselben entschieden nicht mehr die Freien, sondern sieben Schöffen, die von dem Gaugrafen aus den angesehensten Bewohnern des Gaues auf Lebenszeit gewählt wurden. An den Grenzen bestanden Marken, die von Markgrafen verwaltet wurden. Diese hatten noch größere Voll-

12. Bis zum Interregnum - S. 122

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 122 — untergebracht hatte. Damit ihn auch das Volk als rechtmäßigen Herrscher anerkennen möchte, ließ er sich außerdem nach alter Weise auf einer großen Reichsversammlung zum König wählen. Nach Pipins Tode regierten dessen Söhne Karl und Karlmann zunächst gemeinsam. Leider standen sie nicht im besten Einvernehmen, und der schou nach dreijähriger Regierung eintretende Tod Karlmanns bewahrte das Frankenreich vor einem Bürgerkriege. Die Franken atmeten erleichtert aus und erkannten unter Ausschluß der Söhne Karlmanns von der Thronfolge die Alleinherrschaft Karls gern an. Diesen Frankenfürsten hatte die Natur mit allen Vorzügen des Körpers und des Geistes ausgestattet. Sein stattlicher Körper voll Kraft und überragender Größe, sein männliches Austreten, sein klares Auge flößten allen, denen er gegenüber trat, Achtung und Ehrfurcht ein. Sein scharfer Geist erkannte allenthalben vorhandene Mängel und wußte das Bessere zu finden. Mit zäher Willenskraft fetzte er vorgefaßte Pläne auch durch und ging in allem geraden Wegs auf das Ziel los. Er geizte nicht nach Kriegsruhm; die Kriege waren ihm nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck. Niederlagen konnten ihn nicht entmutigen, Erfolge nicht stolz machen; immer blieb er bedächtig. Bei allem großen Tun fand er auch Zeit, dem Kleinsten seine Aufmerksamkeit zu widmen. Er kümmerte sich um Einzelheiten seines Haushaltes und seiner Güter ebenso wie um die großen Fragen der Reichsverwaltung. Dieser Fürst wurde für mehr als ein Menschenalter der Erzieher seines Volkes. b) Einfügung der Sachsen in den Reichsverband. Karl der Große wollte vor allem die Einheit aller Germanen herbeiführen und christliche Kultur verbreiten. Die Sachsen bewahrten aber noch immer ihre alte Unabhängigkeit. Sie hatten am treuesten ihre alten Wohnsitze an der Weser und Elbe festgehalten. Ihr großer Völkerbund gliederte sich in Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbinger; zu ihnen gehörten auch die Nachkommen der alten Cherusker. Bei ihnen herrschten noch Zustände der Urzeit. Sie hatten kein gemeinsames Oberhaupt. Nur für einen Kriegszug erkoren sie sich einen Herzog, im übrigen hatten sie noch die alte Gauverfassung, nach der aus den Edelsippen die Gaufürsten erwählt wurden. Bei ihnen trat noch alljährlich die große Volksversammlung zusammen, um über allgemeine Angelegenheiten, über Krieg und Frieden zu beraten. Nach alter Weise opferte der

13. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 49

1909 - : Schöningh
§ 5. Das Frankenreich unter den Karolingern. 49 Als 768 Pipin das Frankenreich unter seine Söhne Karl und Karlmann teilte, schien es, als ob die Einheit wieder verloren gehen sollte. Durch die Vermählung der beiden Könige mit Töchtern des Langobardenkönigs Desiderius wurde ein enges Verhältnis zu Norditalien geschaffen. Da auch Thassilo, der Bahernherzog, eine Tochter des Langobardenkönigs zur Gemahlin hatte, wurde dieser wieder selbständiger als vorher. Doch Karlmann starb 771, und mit kühnem Griff machte Karl sich zum Alleinherrscher. Des Desiderius Tochter schickte er heim, und Karlmanns Söhnen erkannte er keine Thronrechte zu. Da Desiderius diese beim Papste für seine Enkel durchsetzen wollte und bei der Weigerung den Papst mit Krieg überzog, rief Papst Hadrian I. Karl zu Hilfe. Dieser zog nach Italien und machte dem Langobardenreiche ein Ende, indem er es mit dem Frankenreiche verband; seit dieser Zeit nannte sich Karl König der Franken und Langobarden. So begründete Karl den germanisch-romanischen Großstaat, der alle europäischen Staaten an Macht weit hinter sich ließ. Während seiner ersten Anwesenheit in Italien bestätigte Karl dem Papste auch die Pipinsche Schenkung (774). Als ein Volk sreier Bauern hausten in ihren unwegsamen Sumps-und Waldgebieten noch stets die Sachsen in säst unveränderten germanischen Ordnungen. Von den Altesten der Gaue und der Volksgemeinde wurden sie regiert; im Falle des Krieges stellte jeder der vier Stämme (Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier) einen Herzog an seine Spitze. Von den Franken und den übrigen germanischen Binnenstämmen schied sie vor allem ihr Gegensatz zum Christentum und zur christlichen Kultur, und dieser Gegensatz drohte sie dauernd dem deutschen Wesen zu entfremden. Da kam Karl, und mit mächtigem Arme vernichtete er ihre politische und religiöse Sonderstellung; in vieljährigem mörderischem Kampfe (772/785) brach er den Freiheitssinn dieses Volkes und unterwarf es feiner Herrschaft, die er durch das Christentum befestigte. In heldenhaftem Trotz stemmten sich die Sachsen unter Führung Widukinds gegen das Joch des fränkischen Staates und der christlichen Kirche. Erst als sie die Erfolglosigkeit des Widerstandes, der ihre Kraft aufrieb, eiufaheu, beugten sie sich der Frankenherrschaft und der Taufe. Auch die slawischen Obotriten, Wilzen und Sorben erkannten Karls Oberhoheit an, wahrten jedoch ihre innere Selbständigkeit; gegen die Dänen behauptete und befestigte Karl die Eidergrenze, und der Bahernherzog Thassilo, der für feine Selbständigkeit kämpfte, endigte im Kloster Lorsch, nachdem sein Herzogtum Karls Reich einverleibt worden war. In einer Reihe von Feldzügen warf der Frankenkönig Kreuzberg, Entwicklung des deutschen Volkes. I. 4

14. Geschichte für katholische Schulen - S. 16

1910 - Breslau : Hirt
16 Geschichte. I auch die Ordnung der christlichen Kirche ein und ließ Bistümer und Klöster errichten, damit das Christentum dem Herzen des Volkes näher gebracht würde. Nach und nach gewöhnten sich die Sachsen an die neue Herrschaft ^„Dreizehn-linden"^. Das Frankenreich umfaßte nunmehr alle deutschen Stämme auf dem Festlande. b) Seine weiteren Kriege. Als Karlmann gestorben war, verlangte seine Witwe Anteil an der Regierung des Frankenreiches sür ihre beiden Söhne. Weil Karl nicht darauf einging, zog sie zu ihrem Vater, dem Könige der L o ng o-barden, und bat ihn um Schutz. Der Longobardenkönig verlangte nun vom Papste, daß er die beiden Knaben zu Königen der Franken salben sollte. Als der Papst dies nicht tat, bedrohte er ihn mit Krieg. Karl eilte dem Papste auf feine Bitte zu Hilfe, besiegte die Longobarden, schickte den König und seine Familie in ein Kloster und nahm das Land in Besitz. In Spanien brachen unter den maurischen Herrschern Streitigkeiten aus. Karl wurde von einem dieser Herrscher um Hilfe gebeten und zog mit einem Heere über die Pyrenäen. Er konnte zunächst wenig ausrichten. Auf dem Rückzüge wurde seine Nachhut von wilden Gebirgsvölkern überfallen und vernichtet. Auch der Held Roland fand hierbei seinen Tod. [Rolandjage.] Später gelang es Karl dennoch, den nördlichen Teil Spaniens zu erobern. Er gründete dort die spanische Mark. Als Karl die Sachsen unterworfen hatte, dehnte sich sein Reich bis an die Gebiete der Wenden aus, die das Land östlich von der Elbe, der Saale und dem Böhmerwalde bewohnten. Weil die Wenden oft raubend in das fränkische Gebiet einfielen, zwang er sie durch einen Krieg zur Unterwerfung. Zur Sicherheit gegen weitere Einfälle gründete er Marken und baute Burgen, aus denen später Städte, wie Magdeburg und Halle, entstanden. Im heutigen Ungarn wohnten die Awaren, ein wildes Reitervolk. Da sie oft in das benachbarte Frankenreich einfielen, eroberte Karl ihr Land und gründete dort die awarifche Mark. In ihr liegt der Anfang des österreichischen Staates. 3. Die Verwaltung des Landes. Die guten Einrichtungen, die Chlodwig und seine Nachfolger getroffen hatten, ließ Karl bestehen. Er verbesserte sie jedoch und schuf neue, soweit es nötig war. Das ganze Reich war in Gaue geteilt. An der Spitze jedes Gaues stand ein Gaugraf. Er führte im Kriege den Heerbann des Gaues und hielt im Frieden irrt Namen des Königs die Gerichtstage ab. Bei denselben entschieden nicht mehr die Freien, sondern sieben Schöffen, die von dem Gaugrafen aus den angesehensten Bewohnern des Gaues auf Lebenszeit gewählt wurden. An den Grenzen bestanden Marken, die von Markgrafen verwaltet wurden. Diese hatten noch größere Vollmacht als die Gaugrafen. Sie mußten das Land vor Einfällen der Nachbarn schützen und durften deshalb im Notfälle die wehrhaften Männer aus dem benachbarten Gau zu den Waffen rufen. Zur Verwaltung der königlichen Güter [Domänen] wurden Amtmänner eingesetzt, die dort im Namen des Königs Recht sprachen. Einen Hansmeier gab es nicht mehr. Für mehrere

15. Geschichte des Mittelalters - S. 34

1870 - Mainz : Kunze
34 Seine Persönlichkeit: sein Aeußeres im Alter beschreibt Einhard V. Carol. M. c. 22, z. B. formae auctoritas ac dig- nitas tarn stanti quam sedenti plurima; /dann: incessu firmo totaque corporis habitudine yirili; Kleidung und Nahrung c. 23 und 24; geistige Interessen c. 25 flg. — Geburtsjahr (742 oder 747?) und Geburtsort ungewiß. Mangelhafte Jugendbil- dung. Etwa 26jährig folgte er seinem Vater in Gemeinschaft mit seinem Bruder Karlmann. Theilung des Reiches, nicht nach Nationen des Ostens und Westens, sondern in eine nördliche und südliche Hälfte, doch mit Festhaltung des Begriffes der Einheit. Nach Karlmanns Tod 771 Alleinregiernng Karls mit Ausschluß der unmündigen Söhne seines Bruders. A. Seine Kriege. I. Langobardenkriege 773 — 74: Karl, des Lango- bardenkönigs Desiderius Schwiegersohn, verstieß seine Gemahlin. Die Folge war der vergebliche Versuch des letzteren, den Pabst zur Salbung der Söhne Karlmanns zu bestimmen. Bedrängung Roms; Karls Hülfezng und Besuch in Rom zum Osterfest 774; Erweiterung des patrimonium Petri. Fall der langobaroischen Hauptstadt Pavia; Desiderius wird Mönch; Karl König der Langobarden; — doch mit großer Selbständigkeit der langvbar- dischen Einrichtungen und Gesetze. — Beseitigung der fast sou- veränen Herzogsgewalt in Frianl, Benevent und Spoleto in den nächsten Jahren; 780 Karls Sohn Pippin Unterkönig von Italien. — Ii. Sachsenkriege: Die Wohnsitze der Sachsen damals von dex Eider bis zum Zusanunenfluß von Werra und Fulda, von Elbe und Saale bis zum Rhein. Haupttheile des Stamms: Wesffalen, Engern, Ostfalen (auch Osterleute); dazu die Nord- albinger oder Nordleute. Die politische Form noch die alte Volks- verfassung: die Gaugemeinden unter Fürsten, im Kriege ein gemeinsamer Heerführer innerhalb jener 4 Theile des Volks. Zweifelhaft, ob ein allgemeiner Landtag aller Sachsen (zu Marklo an der Weser?) stattfand. Drei Stände: Edlinge, Frilinge, Lassen (Liten). Alter Gegensatz der christlichen Franken und heidnischen Sachsen; langjährige Grenzstreitigkeiten; Karls Ziel die Unter- werfung und Bekehrung des Volkes, das zugleich für beu alten

16. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 44

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Unterwerfung der Langobarden 774. Die Sachsen. Die Sachsen-lriege 772—804. 44 Iii. Das Frankenreich. sammenhang dargestellt werden kann, möge hier erst des Streites Erwähnung geschehen, den er mit den Langobarden auszufechten hatte. 2. Die Witwe Karlmanns floh, nachdem Karl die Alleinherrschaft an sich gerissen hatte, mit ihren Söhnen zu ihrem Vater Desiderius, dem König der Langobarden. Dieser empfand Karls Handlungsweise als Schimpf und sann auf Rache. Überzeugt von dem Erbrecht seiner Enkel, suchte er den Papst Hadrian zu veranlassen, daß er sie als Könige des Frankenreichs salbe. Als der Papst die Salbung verweigerte, drohte Desiderius mit Anwendung von Gewalt: Besetzung des Exarchats und Wegnahme Roms. Da wandte sich Hadrian an den mächtigen Beherrscher der Franken. Karl zog 773 an der Spitze eines Heeres von Burgund aus (Mt. Cenis) über die Alpen und belagerte das sestumwallte Pavia am Po, wohin sich Desiderius geflüchtet hatte. 774 mußte sich die Stadt ergeben. Desiderius wurde entthront und mit seiner Familie als Gefangener in ein fränkisches Kloster abgeführt. Der Sieger verleibte das Langobardenreich dem fränkischen Staate ein, setzte sich selber die Eiserne Krone (so genannt wegen eines eisernen Reifes, der angeblich aus einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet war) aufs Haupt und nannte sich hinfort: König der Franken und Langobarden. 3. 2 Jahre vorher hatte der wichtige und folgenreiche Krieg gegen die Sachsen begonnen. Noch immer hausten dieselben in den unwegsamen Wald- und Sumpflandschaften zwischen Rhein und Elbe als ein loser Bund von vier Stämmen: den Engern zu beiden Seiten der Weser, den Westfalen zwischen Weser und Ems, den Ost-salen zwischen Weser und Elbe und den Nordalbingern zwischen Elbe und Eider. Wie ihre Väter, so hingen auch sie noch mit aller Zähigkeit an den heidnischen Göttern, Sitten und Einrichtungen, hielten nach altgermanischem Brauch ihre Volksversammlungen, bestimmten in derselben ihre Gauvorsteher und fügten sich in ihrem Freiheitssinn nur in den Zeiten der Not einem gemeinsamen Oberhaupt, einem Herzog, zu welchem sie in der Regel einen ihrer hochangesehenen Edel in ge erkoren. Die christliche Religion war ihnen verhaßt; Glaubensboten, welche zu ihnen vordrangen, wurden verfolgt; ebenso hatten sie eine starke Abneigung gegen die benachbarten Franken und deren die persönliche Freiheit einschränkende staatliche Einrichtungen. Die feindliche Stellung zu den Franken, sowie Beutelust trieben sie öfters zu Einfällen in das fränkische Gebiet und zu Plünderungen, und solche Grenzverletzungen und Störungen des Friedens bildeten sür Karl den Großen den Anlaß, das Land der Sachsen mit Krieg zu überziehen und das freiheitsstolze Volk zu unterwerfen. 4. Auf einem Reichstag zu Worms wurde 772 der Krieg beschlossen. Gleich daraus überschritt Karl an der Spitze des fränkischen

17. Das Mittelalter - S. 72

1881 - Paderborn : Schöningh
— 72 — im Winter 785 mit grosser Heeresmacht in der Eresburg verschanzte und weit und breit das Land durch Streifzüge verheeren liess, wurde die Kraft der Sachsen gebrochen. Auch Widukind verliess seinen Zufluchtsort jenseits der Elbe und liess sich zu Attigny an der Aisne taufen. 3. Periode , 793—804. Nach achtjähriger Waffenruhe brach der Krieg von neuem aus, als Karl den sächsischen Heerbann gegen die Avaren aufbot. Der Krieg wurde nur durch jährlich erneuerte Feldzüge, welche von festen Standlagern aus planmässig betrieben werden konnten, und durch häufige Verheerung der Gegend zwischen Weser und Elbe völlig beendet. Viele sächsische Gaugemeinden, ja der ganze Stamm der Transalbinger, deren Land an die den Franken verbündeten Obotriten überwiesen wurde, wurde in das fränkische Reich verpflanzt und im Christentume erzogen. Dadurch wurden zugleich Glaubensboten gewonnen, welche in die Heimat zurückgeschickt das Christentum bei ihren Landsleuten verbreiteten. Dass der Krieg durch einen Frieden zu Selz an der fränkischen Saale (803) beendet sei, ist nicht wahrscheinlich, da Karl die Sachsen als ein völlig unterworfenes \ olk behandelte und Sachsen als ein seinem Reiche völlig einverleibtes Gebiet ansah.x) 2. Die zwei Kriege gegen die Longobarden, 773 und 776. Karl hatte seine zweite Gemahlin, eine Tochter des Longo-bardenkönigs Desiderius, verstossen. Dieser, darüber ergrimmt, nahm jetzt für die zu ihm geflohenen Söhne Karlmanns Partei und forderte den Papst Hadrian auf, dieselben zu Königen zu krönen. Der Papst aber weigerte sich und wandte sich, als Desiderius mit Heeresmacht Rom bedrohte, an den Frankenkönig als den natürlichen Beschützer des päpstlichen Stuhls. Da die Partei der Söhne Karlmanns immer mehr Zuwachs erhielt und von Baiern, Aquitanien und selbst vom Hofe zu Constantinopel unterstützt wurde, so drang Karl eilends durch die Pässe des Mt. Cenis und Grossen St. Bernhard in Italien ein und liess den Desiderius in Pa via belagern. Er selbst begab sich nach Rom, bestätigte und erweiterte die Pipinsche Schenkung2) und wurde zum römischen Patricius ernannt. Desiderius, in Pavia zur Übergabe gezwungen, wurde in ein fränkisches Kloster geschickt, Karl setzte sich die sogenannte eiserne lombardische Krone auf und nannte sich fortan König der Franken und Longobarden. — Zu einem zweiten Zuge gegen die Longobarden wurde Karl 776 veranlasst, als der Sohn des Desiderius, J) Vergl. Phillips, Deutsche Gesch. Ii, S. 88. — Assmann, Mittelalter I, S. 113, Anm. 1, hält einen Friedensschluss für wahrscheinlich. 2) S. Abel, Papst Hadrian I. und die weltliche Herrschaft des römischen Stuhls (in den Forschungen der deutschen Geschichte. Bd. 1, Heft 3).

18. Bd. 1 - S. 570

1883 - Leipzig : Engelmann
570 Das Mittelalter. §. 317. Sachsen in Westfalen wurden zur Entrichtung eines Tributs gezwungen, bei den ungehorsamen Alle mannen hob er die Herzogswürde auf und ließ das Land durch Kammerboten regieren, und der Herzog von Bayern mußte den Frankenkönig als Oberherrn anerkennen und ihm Treue schwören. 2. Karl der Große (768-814). 7sa §. 317. Bei seinem Tode theilte Pipin das Reich unter seine Söhne, so daß Karl Anstrasien und die Länder des Nordens, Karlmann, der jüngere, den Süden, von der Grenze Bayerns bis zu den Pyrenäen erhielt. Als aber letzterer, mit dem Bruder während eines Krieges gegen Aquitanien 771. verfeindet und entzweit, schon nach drei Jahren starb, wurde (mit Umgehung seiner zwei Söhne) durch einen Beschluß der Reichsstände Karl Alleinherrscher der Franken, und regierte viele Jahre kräftig nach Außen, gerecht und glorreich nach Innen. Wie „ein Stern in dunkler Nacht" leuchtet seine hohe Gestalt hervor, und die Geschichte hat ihn vorzugsweise den Großen genannt. „Größere Herrschergaben haben sich selten in einem Manne vereinigt, und vielleicht nie hat ein Genie eine günstigere Zeit zu unsterblichen Thaten gesunden." Doch hafteten seiner Natur noch die Spuren altgermanischer Barbarei an, und wie sehr man seinen Geist, seine Willenskraft und seinen Unternehmungssinn im Großen und Ganzen bewundern muß, in einzelnen Handlungen begegnet man einem harten und strengen Gemüth. — Zuerst brachte Karl die bewegliche Bevölkerung des südlichen Landes Aquitanien, welche sich der Herrschaft der Franken entziehen wollte, zur Unterwerfung und beseitigte das eingeborne Dynastengeschlecht. Dann führte er, theils aus Glaubenseifer, theils um sein Reich gegen räuberische Einfälle zu sichern, einunddreißig Jahre lang blutige Kriege wider den Sachsenbund, der aus mehreren heidnischen Völkern an der Weser und Elbe (Engern, Ost- und Westfalen) bestand und an die Sitze der Franken und Friesen grenzte. Der Völkerbund der Sachsen (§. 274) hatte sich während der großen Wanderung nach Süden und Westen ausgedehnt, und war, nachdem er in Gemeinschaft mit den Franken das mächtige Reich der Thüringer erobert (§. 287), bis in die Umgebungen des Harzes vorgedrungen. Trotz vielfacher Befehdung von Seiten der Merowinger und ihrer Majordomus und ungeachtet der Tribntpflichtigkeit, zu welcher Pipin der Kleine die westlichen Gaue gezwungen, hatte doch der Kern des Volks seine alte Freiheit bewahrt. Als freie Heiden waren die Sachsen natürliche Feinde der fränkisch-christlichen Verfassung. Sie haben nie Könige gehabt, sondern sie lebten, wie die alten Germanen, in freien Gemeinden, unter ihren Grafen und Edeliugeu; nur im Kriege vereinigten sie sich unter freigewählten Herzogen. Städte wurden so wenig bei ihnen gefunden, als im übrigen Deutschland, aber Burgen sah man hin und wieder. Eine gemeinsame Obrigkeit für das ganze Volk fehlte; auf der Landesgemeinde zu Marklo an der Weser, wo aus den freien Ständen des Volks Abgeordnete erschienen, wurde über die allgemeinen Landesangelegenheiten Raths gepflogen und über Krieg und Frieden entschieden. Der Sachsenkrieg war ein wahrer Nationalkrieg, ja ein heiliger Krieg: die Sachsen stritten für ihren Wodan und ihre Freiheit, die Franken für Christus, den Welterlöser, für die im Christenthum wurzelnde Bildung und für ihre

19. Teil 2 - S. 73

1887 - Hannover : Helwing
Karl der Große. 73 so zäher der fränkischen Unterwerfung widerstrebten; jeder Widerstand gegen Karl konnte bei ihnen auf Unterstützung rechnen, aufs äußerste haßten sie das von Karl mit so vielem Eifer begünstigte Christentum. Kein Volk hatte das altdeutsche Wesen treuer bewahrt: als echte Söhne der Cherusker, die einst Hermann gegen die Römer geführt, hatten sie die alte Volksfreiheit gegen die Königsherrschaft mitsamt dem alten Heidentum freudig verteidigt. In den Gegenden, wo einst die Römer der deutschen Naturkraft unterlegen waren, sollte sich auch jetzt der Krieg abspielen, nur, daß es zugleich ein Kampf für den Christenglauben war: mit den Reliquien der Heiligen zog Karl in den Streit, Missionare begleiteten den Zug seiner Kriegsheere. An der Spitze ihrer Gaue standen/wie in der Urzeit, von den Gemeinden gewählte Gaufürsten; alljährlich versammelte sich zu Marklo an der Weser die große Landesgemeinde, allgemeine Angelegenheiten zu beraten und über Krieg und Frieden zu entscheiden; hier wurde für den Krieg der Herzog gewählt. Dem Stande nach zerfielen die Sachsen in die mächtgen, wenngleich nicht zahlreichen Edlinge (Frilinge) und Liten (Lassen), eine große' Klasse Abhängiger ohne eigenen Besitz, aber mit persönlicher Freiheit. Im Gebiete der Sieg, Ruhr, Lippe und Ems wohnten die Westfalen, zu beiden Seiten der Weser bis zur Leine die Engern, östlich davon bis zur Elbe die Ostfalen; getrennt von der Hauptmasse saßen von der Unterelbe bis zur Eider die Nordalbinger, in deren Gebiete der Sachsenname zuerst auftritt. Es entsprach ganz der kriegerischen Größe des Kaisers, daß er mit dem Hauptwerk seines Lebens den Lauf seiner Thaten begann; schon 772, auf 772 dem Maifelde zu Worms, ward der Krieg gegen die Sachsen beschlossen. Sein erster Angriff richtete sich gegen die Hauptfestung der Sachsen, die Eresburg an der Diemel, wo jetzt Stadtbergen liegt. Darauf versicherte er sich eines religiösen Heiligtums der Sachsen, der Jrminsul in einem geweihten Bezirke des Eggegebirges, die nach dem Glauben der Sachsen das Weltall trug; bis zur Weser wurde alles Land mit Feuer und Schwert verwüstet. Die Sachsen, ohne festeren Zusammenhalt, waren in einzelnen Kämpfen unschwer zu besiegen; sie stellten sich selten zum offenen Kampfe gegen die kriegsmächtigen Franken, gelobten Unterwerfung und gaben Geiseln. Das Haupt der Sachsen, Widukind, später der Liebling ihrer Sage, war aus dem gebeugten Sachsenlande zu den Dänen entwichen; aber der zähe, schweigende Widerstand, der trotzige Unwille sagte es Karl, daß alle einzelnen Siege für die Entscheidung des Krieges wenig ausmachten. Sobald Karl ihr Land verlassen mußte, besetzten sie aufs neue die Eresburg, nahmen die Siegburg an der Ruhr und überfielen das fränkische Gebiet. Karl konnte das Sachsenland nicht dauernd unter seiner festen Hand halten; denn feine Verbindung mit Rom legte ihm die Pflicht auf, als römischer Patricius für den Papst einzutreten in dessen Kampfe gegen Desiderius, den König der Longobarden. Dieser war, seitdem Karl sein Weib verstoßen, der bitterste Feind seines Schwiegersohnes; Karl hatte außerdem, wenngleich mit Zustimmung des ganzen Frankenvolkes, die Söhne Karlmanns vom Throne ausgeschlossen. Die Mutter

20. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 199

1894 - Gera : Hofmann
2. Karls des Großen äußere Regierung. 199 Italien gleichwohl im Frankenreiche aufging, beweist am besten der Umstand, daß Karl sich veranlaßt sah, seinen Sohn Pippin (so lange er unmündig war, unter Leitung des Adalhard und Angilbert) zum Unterkönig von Italien zu machen. Die Sachsen waren das einzige deutsche Volk des Festlandes, das bisher der Macht des Frankenreiches und der Einwirkung des Christentums sich ganz entzogen hatte und in alter Selbständigkeit fortlebte. Sie zerfielen in drei Stämme, die Westfalen (im Gebiet der Ems, Lippe, Ruhr und Sieg), Engern (Angrivarier, zu beiden Seiten der Weser) und Ostfalen (von der Leine bis zur Elbe), zu denen noch die Nordalbinger (nördlich von der untern Elbe bis zur Eider) gerechnet werden können. Bei Opfer und Rat, im Gericht und im Krieg, ließen sie sich von ihren Edlingen leiten; sonst bildeten hier freie Männer, Frilinge, die Markgenossenschaften und Gaugemeinden, die sich zum gesamten Volksthing in Marklo an der Weser alljährlich versammelten. Da sie ihr Gebiet meist erobert hatten, standen unter den Frilingen zahlreiche Liten, die einen dritten Stand bildeten, und endlich noch Leibeigene, die ohne Berechtigung in den Gemeinden lebten. — Die Sachsen waren wilden, freiheitstrotzigen Charakters; von ihren Feinden wurden sie grausam und treulos genannt. An den Grenzen waren sie gefährliche Räuber und dadurch lästige Störer der Ordnung und des Friedens im Frankenreiche. Es war eine Notwendigkeit für Karl, dies Volk zu unterwerfen und zum Christenglauben zu bringen. Daher war, wie schon gesagt, der Sachsenkrieg seine erste Unternehmung und blieb die Hauptarbeit seines Lebens. Schon 772 auf dem Maifelde zu Worms ward der Krieg beschlossen. Der erste Angriff galt den Engern. Karl zerstörte einen ihrer festen Sitze, die Eresburg (bei Stadtberge an der Diemel), und brach ihr Heiligtum, die Jrminsäule im Osninggebirge, ja er zog bis zur Weser, und soweit er kam, unterwarfen sich die Sachsen und gelobten Treue. Als Karl aber in den folgenden Jahren den Feldzug gegen die Langobarden machte, er- hoben sich die Sachsen wieder insgesamt. Vor allem entflammte sie ihr Führer (Herzog) Widukiud, der, erlaucht an Geschlecht und reich durch weiten Besitz, großen Einfluß auf das Volk übte und von bessert Kühnheit und Schlauheit noch heute Sagen und Lieder in Westfalen erzählen. Nach zwei neuen Feldzügen schien jedoch Karl am Ziele. Auf sächsischem Boden, zu Paderborn, hielt er das Maifeld 777, und die sächsischen Edlen kamen, gelobten Treue und versprachen, das Christentum ungehindert predigen zu lassen. Doch Widukind hatte nicht geschworen, sondern befand sich flüchtig bei den stammverwandten, gleichfalls noch heidnischen Dänen. Kaum hatte Karl der Sachsen Nach der Abbildung auf Land verlassen, da kehrte Widukind zurück, und der Kampf tz^m^Wemleuf begann von neuem. Neue Züge Karls trieben Widukind xi. Jahrh. W. wieder in die Fremde und die Sachsen zu erneuter Unterwerfung; schon übertrug Karl fränkische Einrichtungen zu den Sachsen, schon erschienen sächsische Edlinge als seine Beamten. Ein Maifeld, das er an den Quellen der