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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 8

1918 - Leipzig : Voigtländer
Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; waren sie doch die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die aus Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das wort Buchstabe. 2. Der (Botterglaube der Deutschen, t. (5ötter. Die alten Deutschen verehrten viele Götter. Die gewaltigen Naturmachte, die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan ober Odin. (Er regierte als „Allvater" die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, intdalhall. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednesday — wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Idagett auf der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz, tvie Zdodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als (Bott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Hamen. — stls der dritte der großen Götter galt 3 i u (Ct)r), der einarmige Kriegs« und Schwertgott. (Er war die ausführende Hand rdobans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein Tag ist der Dienstag. — tdodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der weit. Sie war Schutzgöttin des häuslichen herbes und der Hausfrau; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spinbei. — Göttin der Liebe war F r e rj a; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Ruf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. 3n dem Haine stand ein geweihter wagen, mit Tüchern überdeckt Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die (Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand

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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 8

1905 - Leipzig : Voigtländer
2. Der Götterglaube der Deutschen. 1. Götter. Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan oder Odin. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednes-—Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Namen. — Als der dritte der großen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein heiliger Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war die Schutzgöttin des häuslichen Herdes und die Beschützerin der Hausfrauen; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Freya; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende, mütterliche Gottheit war N e r t h u s, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 196

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 196 — wältigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sjjuii. und die fruchtbringende ($ rd_e, ferner die unbezwingliche ■fii_g l b e n f r fl f t. die in den Schlachten den Sieg erkämpft, — das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wodan. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stanb, und den Menschen jeglichen Segen spenbete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Eine mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erbe. Auf einer Insel im nörblichen Meere lag ein stiller Hain, besten uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stanb ein geweihter Wagen, mit Tüchern überbecft. Zn gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erbe zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet bitrch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: ba ruhten die Waffen, ba herrschte nur Friebe und Frenbe. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, würde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwanb wieber von der Erbe. — Wie Nerthus hatten auch die übrigen Götter ihre Heiligthümer im Dunkel der Haine und Wölber. Dorthin waldfaftr t e t e man; botf, unter alten, geheiligten Bäumen, brachte man Pferbe, die liebsten Thiere, ja wohl auch Menschen, als Opfer bar; bort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzenbilber hatten die Deutschen nicht: die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können oder in menschlicher Gestalt abgebildet zu werden. An ein zukünftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Tobes-furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferm nach Wqlha der himmlischen Burg Wodans, wo sie Alles in Fülle fanden, was sie ans Erben beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe , fröhliche Jagben, festliche Schmausereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Walhalla's Freuden aus-

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 191

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 191 — Könige. Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Mal statt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Sie alle kamen bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlag zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, fo erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Mahnungen sich jeder willig fügte, denn sie waren die Diener der Gottheit. 7. Die Götter der Deutschen. — Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wodan. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Eine mütterliche Gottheit war N er thu s, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Hain stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen,

4. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 8

1918 - Leipzig : Voigtländer
stimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Lin mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie Me Htal statt. Da hatte jeder freie Mann das Hecht zu reden. Alle kanten bewaffnet; denn Xd affen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten vorschlage zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei denderfammlungen hieltenpriester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; waren sie doch die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die auf Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das Wort Buchstabe. 2. Der Götterglaube der Deutschen. t. Götter. Die alten Deutschen oerehrten vielegötter. Die gewaltigen Naturmächte, die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende (Erde, ferner die unbezroingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hietz Wodan oder ©bin. (Er regierte als „Allvater" die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednesday = Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Chor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen auf der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen hernieder-sendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Hach ihm hat der Donnerstag den Hamen. — Rls der dritte der großen Götter galt 3iu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. (Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Hebert ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war Schutzgöttin des häuslichen Herdes und der Hausfrau; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Zreqa; ihr war der Freitag geheiligt.

5. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 338

1880 - Sondershausen : Eupel
338 Erde, ferner die unbezwingliche Helden kraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, — das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wo dam Er regierte die Welt und^lcnkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden ans in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen All- vater. Eine mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern geleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für das Volk; da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zu- rück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder von der Erde. — Wie Nerthus, hatten auch die übrigen Götter ihre Heilig- tümer im Dunkel der Haine und Wälder. Dorthin wallfahrte man; dort, unter alten geheiligten Bäumen brachte man Pferde, die liebsten Thiere, ja wohl auch Menschen, als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzen- bilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können, oder in mensch- licher Gestalt abgebildet zu werden. An ein künftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todes- furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferen nach Walhalla, der himmlischen Burg Wodans, wo sie alles in Fülle fanden, was sie auf Erden beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe, fröhliche Jagden, festliche Schnmnsereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Wal- hallas Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das Reich der Hel, die Hölle, und mußten dort in ewiger Finsternis schmachten. Andrä. 2. Hermann, Deutschlands Befreier. Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt- halter Varus in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische Weise Gericht; römische Advokaten legten das Recht mit aller Spitzfindig- keit aus, und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, Varus ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Rutenbündeln vor sich hertragen, welche ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körperlicher Züch- tigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Die Gegenden zwischen dem Rheine und der Weser schienen dem Varus schon so gut wie Unterthan. Da regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker staud ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang, im römischen Heere gedient, die Kunst des Krieges erlernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edlen Geschlechts, un- tadelig von Sitten, klug wie wenige seines Volkes, von feuriger Bered-

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 6

1895 - Leipzig : Voigtländer
Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Asen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit golbenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde nieberstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesbergs Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den besruchtenben Regen herniedersenbet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch -Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bat der, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Lo ki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe- Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d.h.die gndige Gttin") ober93erchta" (b.h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wildenheeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) ge-feiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch dasland. Das waren festliche Tage fr alles Volk. Da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelsen und Schwarzelfen. 2. Der Gtterdienst. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem ge-heimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen brachte man Pferde, die liebstentiere, ja wohlauch Menschen als Opfer

7. Die mittlere Zeit - S. 9

1880 - München : Kgl. Zentral-Schulbücher-Verl.
Der Glaube der alten Deutschen. 9 zu Ehren dem Tode geweiht. Wenn das Tier sein Leben unter dem Schlachtmesser verhauchte oder das Blut des Menschen verströmte, glaubte man am sichersten die Himmlischen zu versöhnen, am wohlgefälligsten für ihren Schutz und Segen zu danken. Die vornehmsten Gottheiten. Als der höchste Gott galt den Germanen Wodan, im Norden Odin genannt, der Allvater, der im Himmel thront und hoch zu Roß im brausenden Sturm einherfährt. Von ihm kommen alle Gaben; er bestimmt die menschlichen Schicksale. Er segnet den Acker, er begabt den Menschen mit Kraft des Geistes nud Körpers, er verleiht auch im Kampfe den Sieg. Von den Wochentagen war ihm der Mittwoch geweiht, von den Tieren der Wolf und der Rabe.-— Wodan zur Seite stund seine Gemahlin Frigga oder Freia, die Göttin der Liebe; sie schirmte die Ehe und Familie; ihr heiliger Tag war der Freitag. — Hoch gefeiert waren auch Wodans Söhne: Donar oder Thor, der Gott des Donners, der mit seinem Hammer die wilden Riesen zerschmettert; und Zin oder Tyr, der Gott der Schlachten. Donars Tag war der Donnerstag, der des Ziu der Dienstag. — Besonderer Verehrung genoß Nerthus, die mütterliche Erde, die das Land mit Früchten segnet. Auf einer Insel des nordischen Meeres, vielleichtauf Rügen, hatte sie einen heiligen Hain mit einem einsamen See. Dort stund ihr heiliger Wagen, mit Tüchern verhüllt. Ahnten die Priester, daß die Göttin nahe sei, dann führten sie diesen Wagen durchs Land; und überall, wo er durchzog, verbreitete sich Friede und Frende. Zustand nach dem Tode. Felsenfest glaubten die Germanen an eine Fortdauer nach dem Tode. Zwar die an Krankheit oder Altersschwäche starben, fuhren hinab zu Hellia, der finstern Göttin der Unterwelt, die tief im Dunkel der Erde wohnt. Bei ihr haben die Abgeschiedenen ein freudloses Dasein. Um so herrlicher war das Los derer, die iu der Männerschlacht den beneideten Tod fanden. Sie wurden durch Wodans Dienerinnen, die Walküren, nach Walhalla, Wodans goldenem Schlosse, emporgetragen. Dort erwachten sie zu

8. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 90

1891 - Leipzig : Voigtländer
90 so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Die gewaltigen Natur-mchte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkmpft, das waren des Volkes Gottheiten. Als hchster Gott wurde der Wind - und Sturmgott Wuotan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringen-den Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet, namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, ver-leiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochfitz; zwei Raben auf feinen Achseln flstern ihm Kunde vom Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochfitz aus, nichts entgeht feinem Blick. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Afen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Sieges-speer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniederfendet. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Baldur, der aber auf Anstiften des bfert Gottes Loki gettet wird. Unter den Gttinnen waren Frigg, Wuotans Gemahlin, die Gttin der Ehe, und Freya, die Gttin des Frhlings und der Liebe, die angesehensten. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Ner-thus gefeiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrd-lichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck.

9. Realienbuch - S. 6

1907 - Danzig : Axt
6 im Dorfe lag. Städte gab es in alter Zeit noch nicht. — Die freien Männer beschäftigten sich mit Jag*' und Krieg. Den Acker mußten die Sklaven bebauen. — Eine Anzahl von Familien mit ihren Grundstücken bildete eine Mark, und mehrere Marken gehörten zu einem Gau, an dessen Spitze der gewählte Gaugraf stand, welcher über Recht und Unrecht entschied und im Kriege die Gautruppen anführte. — Die alten Deutschen waren tapfer und. hielten ihr Wort wie einen Eid. Besonders ehrte man die Frauen, und die Ehe galt als heilig. Auch übten sie die Gastfreundschaft und gewährten jedem Wanderer Obdach und Verpflegung. Gab es nichts zu tun, so lagerten die Männer auf weichem Bärenfell, beteiligten sich an Gelagen, ergötzten sich am Würfelspiel und tranken Met im Übermaß. Wodan und Thor. Die alten Deutschen verehrten mehrere Götter, unter welchen Wodan als der mächtigste galt. Dieser thront nach dem Glauben unserer Vorfahren in der Himmelsburg Walhalla. Er trägt einen Goldhelm und Goldharnisch, ist umgürtet mit einem Schwerte und hält die Kriegslanze in der Rechten. Zwei Raben sitzen auf seinen Schultern und verkünden ihm, was sie auf dem Fluge durch die Welt erschauten. Auf einem schneeweißen Roß reitet er aus und lenkt die Schlachten. — Wodans kraftvollster Sohn ist Thor oder Donar, der Donnergott. Dieser trägt einen Hammer, welcher stets das Ziel trifft und nach jedem Wurf in die Hand des Gottes zurückkehrt. Thor läßt donnern und blitzen, sendet Sonnenschein und Regen und sorgt für das Gedeihen der Feldfrüchte. Nerthus. Auch die Göttin Nerthus oder Hertha wurde von den alten Deutschen verehrt. Diese wohnte in einem geheimnisvollen Hain auf einer Insel. Auf ihrem Wagen, der mit geweihten Kühen bespannt war, zog sie zuweilen durch die Länder und beglückte die Menschen. War die Göttin des Umganges mit den Sterblichen müde, so wurde sie von den Priestern zurück in den Hain gebracht. Das jenseitige Leben. Nach dem Glauben der alten Deutschen wurden die in der Schlacht gefallenen, tapferen Helden von den Walküren oder Schlachtenjnngfrauen auf deren Rossen nach der Himmelsburg Walhalla zu Wodan gebracht, wo sie täglich am Festmahle und an lustigen Kämpfen teilnahmen. Wer auf Erden nicht in der Schlacht, sondern eines natürlichen Todes starb, kam in das dunkle Reich der Göttin Hel. Dort saßen die Guten an goldenen Tischen und Bänken, tranken Met und gedachten ver- gangener Zeiten. Die Bösen aber wurden mit Schwertern zerstochen und von wilden Tieren zerfleischt, so daß man nur Wimmern und Wehklagen hörte. Die Cimbern und Teutonen, zwei deutsche Völker, die aus Jütland stammten, verließen mit Weib und Kind ihre Heimat, um sich neue Wohn- sitze zu erkämpfen. Nach mehrfachen Siegen kamen sie nach Gallien (Frankreich), wo sich die Römer unter dem Feldherrn Marius den Teutonen entgegen- stellten. Bei Aix säxs im südlichen Frankreich kam es (102 v. Chr.) zur Schlacht, in welcher die Teutonen besiegt wurden. Die Cimbern, welche inzwischen über den Brennerpaß nach Italien hinabgestiegen waren, trafen mit dem römischen Heere bei Vereellä, auf der Randischen Ebene (in Piemont), zusammen und wurden von Marius ebenfalls vollständig geschlagen. 5. K ermann, der Aefreier Deutschtands. Herrschaft der Römer. Zur Zeit Christi waren die Römer bis an den Rhein vorgedrungen. Drusus, der Stiefsohn des Augustus, zog auch bis in das Innere Deutschlands und gelangte sogar bis zur Elbe. Hier trat ihm, wie man erzählt, ein deutsches Wahrsagerweib eutgegen und rief ihm zu: „Wohin willst du, unersättlicher Drusus? Kehre um, das Ende deiner Tage ist gekommen!" Nachdem Drusus hierauf seinen Rückzug

10. Mein Vaterland - S. 230

1909 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
230 alten Deutschen waren nämlich Heiden, die viele Götter verehrten. In dunklen Wäldern und unter uralten Eichen feierten sie ihnen Opferfeste. Im heiligen Hain auf Rügen wohnte die Göttin Freia, Hertha; wohin sie kam, brachte sie Frieden und Fruchtbarkeit. Weil sie so hold war, wurde sie auch Frau Holle genannt. Nach ihr erhielt der Freitag seinen Namen. Ihr Gemahl war Wodan, der über den Wolken in Walhalla wohnte. Er brachte den Helden in der Schlacht Sieg; ihm war der Mittwoch geweiht. Gefürchtet war Hel, die in ihrem finsteren Reiche (Hölle) hauste. Der Gott des Donners und Blitzes war Donar, nach dem der Donnerstag seinen Namen erhielt. Der Dienstag war der Tag des Kriegsgottes Ziu. Wonach sind der Sonntag und Montag benannt- Auch glaubten unsere Vorfahren an Zwerge, Elfen (Alben) und Niren, die Erde, Luft und Wasser belebten. Einige waren dem Menschen freundlich gesinnt (Heinzelmännchen), andere wieder quälten ihn (der Nachtgott Alp, der Mahrt). Pommersche Göttersagen. 1) Die Göttin Hertha auf Rügen: Auf Rügen liegt im Schatten gewaltiger Buchen ein stiller, runder See. An seinem nördlichen Ufer erhob sich einst die Hertha-Burg, in der die Göttin Hertha wohnte. Uralte Buchen umstanden Burg und See und bildeten den heiligen Hain, den nur die Priester betreten durften. Selbst der wilde Ur, der heulende Wolf und der böse Bär wagten sich selten hinein. Wenn aber der Frühling ins Land kehrte, dann wurde es in ihm lebendig. Ganze Scharen von Männern kamen herbei, riesig von Gestalt und in der Hand den scharfen Speer; es waren die Ureinwohner unserer Heimat. Sie sind gekommen, zu Ehren ihrer Göttin Hertha das Frühlingsfest zu feiern. Diese ist herniedergestiegen auf ihren Wagen, den die Priester mit kostbaren Teppichen bedeckt und mit geweihten Kühen bespannt haben. So fährt sie auf der Insel umher, begleitet von zwölf keuschen Jungfrauen und geführt von einem Oberpriester. Fröhlich sind die Orte, die sie durchzieht. Aller Krieg und Streit ruht, und nur Friede und Freude herrscht, wenn sie durchs Land fährt. Kehrte sie dann in den heiligen Hain zurück, so wurde sie und der Wagen im See gebadet. Die Sklaven aber, die solche Dienste verrichteten, wurden in ihm ertränkt. (Siehe Hirts Lese- buch, Anhang S. 9 „auf Iasmund"!)

11. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 9

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 9 — — Die allnährende mütterliche Gottheit war Herthus, die Göttin der Erde. Ruf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. 3n dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Seiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Vas waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und $reude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder von der Erde. — Heben den Hauptgöttern gab es noch untergeordnete göttliche Wesen. Da war die liebliche Zrühlingsgöttin Gstära Ihr Fest, das der im Frühling wiedererwachenden Natur, war den Deutschen so lieb geworden, daß später die in diese Zeit fallende christliche Feier den alten Hamen Ostern behielt. (Dstäras Lieblingstier war der Hase, der schon den Kindern der alten Deutschen die Ostereier legte. — Huch glaubte man an die drei Hörnen oder Schicksalgöttinnen, in deren Macht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft liegt. — Die Walküren begleiten als Schildjungfrauen Wodan auf das Schlachtfeld, die Walstatt; sie „küren die Wal", d. H. sie bestimmen nach göttlichem Ratschluß die Helden, die in der Schlacht fallen sollen, und tragen sie auf ihren durch die Luft sausenden Rossen empor nach Walhall. — Ebenfalls in der Luft Hausen die neckischen und die bösen Elben oder Elsen. In der Tiefe der Erde sitzen die Zwerge als Hüter der Schätze. Im Wasser wohnen die gefährlichen Hixen ober Wassergeister; sie lieben die Musik und mischen sich gern unter tanzenbe Menschen. — So sahen unsere vorfahren im Brausen des Sturmes, in der toilben Felbfchlacht und im stillen Walten der Hatur überall die leitenbe und lenkenbe hanb einer Gottheit. Der Glaube an die alten Götter war ihnen so ans herz gewachsen, daß auch das Christentum ihn nicht ganz austilgen konnte; als Aberglaube in Sitte, Sage und Märchen lebt er still weiter bis auf den heutigen Tag. 2. Baumr. Ein Sohn Wobans ist der jugendlich schöne Lichtgott Balbur, der Liebling aller Götter; er mußte früh sterben. Die Sage erzählt barüber folgenbes: Baldur hatte schwere Träume, die ihm Gefahr ankünbigten. Um ihn zu be-

12. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 18

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
18 I. Zeitr. Von 113 vor. Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. Mann seine Stimme mit, wenn etwas wichtiges beschlossen werden sollte. Dann versammelten sie sich zur Volksgemeinde; die Priester, welche im höchsten Ansehen standen, hielten Ordnung und geboten Stillschweigen; der König, die Fürsten und Angesehensten, welche schon vorher die Sache unter sich überlegt hatten, die Ael-testen, welche aus langer Erfahrung den besten Rath ertheilen konnten, nahmen das Wort und redeten für oder wider die Sache. Nahm das Volk den Vorschlag an, so schlug es die Waffen klirrend aneinander; das war das ehrenvollste Zeichen des Beifalls; verwarf es ihn, so geschah dies durch Zischen und Gemurmel. Wenn etwa in der Versammlung das Todesurtheil über einen Volks-verräther oder andern schweren Verbrecher gefällt werden sollte, so konnte das nur der Priester thun. Der sprach im Namen der Gottheit; nur den Göttern räumten sie das Recht ein, über das Leben eines freien Mannes das Urtheil zu sprechen. Ueberhaupt war die Ehrfurcht der alten Deutschen gegen ihre Götter sehr groß, und ihre Begriffe von denselben reiner und erhabener als bei allen andern heidnischen Völkern, sowohl der alten, als der neuem Zeit. Sie dichteten ihren Göttern nicht so viele kleinliche Fehler und menschliche Leidenschaften an, und die Ahnung einer unsichtbaren, unendlichen Kraft, welche die Welt regiert, war so lebhaft in ihnen, daß sie sich nicht entschließen konnten, die Gottheit in eingeschlossenen Tempeln zu verehren; ihre Verehrungsplätze waren heilige Haine mit uralten, gen Himmel strebenden Bäumen und mit dem erhabenen blauen Himmelsgewölbe über ihnen. Ihren obersten Gott nannten unsere Vorfahren im südlichen Deutschland Wuotan, im nördlichen Wodan (Gwodan). Er war der Götterkönig, der Allvater, der Lenker der Geschicke, namentlich des Krieges. Er verlieh den Sieg, wie alle edle Gaben. Er war der Gott des Himmels und der Stürme. Er hatte ein einziges Auge (die Sonne!), einen langen Bart, trug einen breiten Hut auf dem Haupte und einen weiten Mantel um die Schultern, ritt auf einem Grauschimmel durch die Lust und führte einen Speer, der abgeschossen von selbst in seine Hand zurückkehrte. Die Gemahlin Wuotans war Frikka, die Schützerin der Frauen. Eine andere Göttin, die als Mutter Erde verehrt wurde, war die Nerthus. Auf einer Insel des Meeres stand in einem heiligen Haine ein mit Decken verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durste. Wenn dieser bemerkte, daß die Göttin in diesem ihrem Heiligthume anwesend sei, wurde der Wagen mit Kühen bespannt und durchs Land gefahren. Während dieses Umzuges ruhte Kampf und Streit; wo die Göttin einkehrte, waren fröhliche Feste. Nach der Rückkehr wurden Wagen und Decken in einem verborgenen See gewaschen; die Sklaven aber, welche diesen Dienst verrichteten, wurden nach der Sage jedesmal vom See verschlungen. Ein Sohn Wuotans war der Gewittergott, Donar oder Thunar genannt. Er führte in seiner Hand einen Hammer (den einschlagenden Blitz!), hatte einen langen feuerrothen Bart und fuhr auf einem mit Böcken bespannten Wagen. Der Kriegsgott war der einhändige Ziu, in manchen Gegenden Er und Sachsnot genannt. Auch der Glaube an eine Unsterblichkeit der Seele war unseren Vorfahren

13. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1876 - Münster : Coppenrath
10 seine Htte; das Feuer als Bild der Sonne; die Erde (Hertha), welche geduldig, einer liebenden Mutter gleich, des Lebens Bedrfnisse hervor-bringt und aus ihrem Sche Berge, Flsse und Wlder emportreibt. Der Hauptsitz der Verehrung der Hertha, von Tacitus wird sie Nerthus genannt, war auf einer Insel im nrdlichen Meer. Hier lag ein heiliger Hain an einem stillen Waldsee, hier erschien sie zu gewissen Zeiten in leibhafter Gestalt, hier stand auch ihr Wagen, mit Teppichen reich be-hangen, mit geweihten Khen bespannt. Von Priestern in tiefer Ehr-furcht begleitet wurde der Gttin Gespann durch die deutschen Lnder umhergefhrt. Freude und Glckseligkeit herrschte dann aller Orten. Es ruhete jede Fehde, bis die Priester die erhabene Gttin in ihr Heilig-thum zurckfhrten. Sie badete alsdann in dem See und verschwand wieder. Welche Insel gemeint sei, und wo der See der Gttin gelegen, ist uns unbekannt; frher deutete man ein zirkelrundes Becken auf der Insel Rgen, von mosigen Hgeln umkrnzt, von uralten Buchen be-schattet, gern als den s. g. Herthasee. Als den hchsten Gott verehrten die Germanen den Wodan oder Guodan (Odin), freilich stand ur-sprnglich der Allvater, vielleicht eine Erinnerung an den Einen wahren Gott, noch hher, aber mehr und mehr verscholl dessen Name und Dienst. An den Wodan richtete man seine Gelbde, er verlieh den Sieg in den Schlachten. Den Gott, welcher der ihrem Haupte hinter schwarzem Gewlke furchtbar den Donner rollte und den Wetterstral schleuderte, verehrten sie unter dem Namen Thor oder Donar. Der Donnerkeil galt als sein Hammer. Am liebsten thronte er auf freier Bergeshhe, wie eine Menge von Donnerbergen und Hgeln dies im ganzen beut-scheu Lande bezeugt. Vorzglich in dem heutigen Thringen hatte er seine heiligen Berge und Haine; dort brachte das Volk irn Schatten seiner Donnereichen die geweihten Opfer. Auf der Hhe von Dornburg an der Saale soll sein Felsenaltar gebauet gewesen sein. Als Gttin der ehelichen Liebe und Freundschaft verehrten sie die Freja, wovon noch das Wort Freien fr Anknpfung einer ehelichen Verbindung stammen soll. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fhrt sie durch die Lfte, eine riesengroe Gestalt, welche die Milchstrae als Halsschmuck trgt. Der gemeinschaftliche Stammvater aller Deutschen aber, dem deshalb auch gttliche Ehre erwiesen wurde, hie Tuisko. Der farbige Regen-bogen galt als die Brcke zwischen Himmel und Erde, auf welcher die Götter auf- und niederstiegen.

14. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 35

1869 - Erfurt : Körner
35 berten Gemach stand gewöhnlich noch ein Webstnhl, auf welchem die Weiber für die Familie linnene und wollene Zeuge bereiteten. Das Heiligthum des Hauses, der Herd, stand in der Mitte des weiten Raumes; hier wurde ge- gessen und getrunken und von Abenteuern erzählt. 3. Religion der alten Deutschen. Die alten Deutschen waren Götzen- diener, dienten aber ihren Göttern nicht, wie andere heidnische Völker, in Tempeln, sondern auf heiligen Bergen oder in heiligen Hainen, besonders unter Eichen, zum Theil auch an Seen, Flüssen und Quellen. Der oberste Gott hieß Wuotan oder, wie die Niederdeutschen ihn nannten, Wodan, der'!'nordische Odin. Er ist der Lenker der Schlachten. Seine mächtige Ge- stalt in einen weiten, dunklen Mantel gehüllt, einen breiten Hut auf dem Haupte, den Speer in der Hand, reitet er auf seinem weißen Rosse im Sturm- winde oft durch die Lüste und hält fröhliche Jagd. Mit seinem hellleuchtenden Auge, der Sonne, schaut er durch das Himmelsfenster auf die Erde, deren Gedeihen von ihm abhängt. Durch ihn nur giebt es Sieg und Beute und ohne ihn keinen Himmel. Wer nicht im Kampfe sein Leben verliert, kann nicht nach Walhalla kommen. Das ist, meinte man, eine schöne Stadt mit 500 Thoren und 50 Pforten. Hier ist der Wohnsitz tapferer Männer, mit denen Wodan täglich vor die Thore der Stadt reitet. Dort tummeln sie ihre Rosse und ergötzen sich in lustigen Kämpfen. Sind diese aber beendet, so steigen Alle, als wäre nichts geschehen, wieder gesund und frisch auf ihre Rosse, und lustig geht es nach der Stadt zurück. Dort wartet ihrer ein reiches Mahl, bei welchem sie von den ewigen Jungfrauen (Walküren) bedient werden. Nur den Tapferen werden die Freuden Walhalla's zu Theil; die Feigen und Ehr- losen kommen in das Reich der bleichen Hela. Thor oder Donar ist der Sohn Wodan's. Er ist der Gewitter- oder Donnergott. Wenn am Himmel sich dunkle Gewitterwolken zeigen, dann fährt er auf seinem Wagen daher, und es donnert. Aus seinem rothen Barte fahren zuckende Blitze durch die Luft. Hertha war die Göttin der Erde, die Spenderin des Segens in Feld und Wald. Ihren Sitz hatte sie in der Herthaburg auf der Insel Rügen. Wenn mit dem wiederkehrenden Lenze die erstarrte Erde unter den erwär- menden Strahlen der Sonne erwachte, dann tauchten ganze Schaaren riesiger Männergestalten aus dem Dunkel der Wälder hervor, um das Frühlingsfest zur Ehre ihrer Göttin zu feiern. Schon ist diese — das haben die Priester geschaut und verkündigt — herabgestiegen aus ihren Wagen im heiligen Hain; schon haben die Priester den Wagen bespannt mit den weißen, geweihten Kühen und ihn bedeckt mit köstlichen Teppichen. Erwartungsvoll steht die Menge. Da nahet der Zug der Priester mit dem Wagen der Göttin, welche unbemerkt von dem Volke, über ihre Schöpfung und über die Zeichen der Ver- ehrung sich freut, die man ihr zollt. So fährt sie ans der Insel umher. In dieser Zeit gab es fröhliche Tage. Man zog in keinen Krieg, ergriff keine Waffen zum Kampf. War der Wagen mit der Göttin vorüber, so belustigte mau sich mit Spiel und Tanz. Wenn aber die Göttin des Umganges mit den Sterblichen müde war, so führten die Priester den Wagen zurück in das Innerste des Haines. Dort wurde sie nebst Wagen und Teppichen in dem geheimnißvollen See gebadet. Die Sklaven, welche man dabei gebrauchte, wurden in dem See ertränkt. 3"

15. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 95

1884 - Flensburg : Westphalen
95 Auch Karl der Große schien es für nötig zu halten, aus seinen Schutz bedacht zu sein. Er baute auf der Eseshö an der Stör die Burg Esesfeld, die der Grund zu dem jetzigen Itzehoe geworden ist, 809. An der Mündung der Alster in die Elbe wurde Hammaburg (die Burg im Walde) erbaut, unter deren Schutz die Stadt Hamburg erblühte. Im Jahre 810, als Karl in Aachen anwesend war, erhielt er plötzlich die Nachricht, daß Gottfried mit seiner Flotte in Fries-land, dem jetzigen Holland, gelandet sei. Ehe aber der Kaiser den Kamps eröffnen konnte, wurde ihm gemeldet, der König Gottfried habe durch seine eigenen Kriegsleute den Tod gefunden und sein Nachfolger Hemming treffe Anordnungen zum Rückzüge. In dem Frieden, der 811 zu Stande kam, wurde die Eider zur Nordgrenze des fränkischen Reiches bestimmt. 4. Glauben und Leben unserer heidnischen Vorfahren. Die Sachsen, Friesen, Angeln und Juten, die als verschiedene Zweige eines großen Stammes anzusehen sind, hatten bei aller Verschiedenheit so viel Übereinstimmendes, daß wir sie zusammenfassen können. Als oberster Gott wurde bei den nördlichen Völkern Odin verehrt, den die Sachsen Wodan nannten. Er ist der Allvater, der mit seinem allsehenden Auge aus seiner himmlischen Wohnung auf die Erde herabschaut und alle Schicksale lenkt, besonders aber den Ausgang der Schlachten in seiner Hand hat. Der vornehmste seiner Söhne war Donar oder Thor, der Gott des Krieges und des Donners. Auf seinem Heerwagen fuhr er zur Zeit des Gewitters unter dem Himmel und tras die Feinde mit seinem mächtigen Hammer, der immer, nachdem er ihn zur Erde geschleudert, in seine Hand zurückkehrte. Der Gott Freyr, auch Odins Sohn, sorgte für Jagd und Fischerei, für günstigen Wind und gute Jahre. Seine Schwester Freia war die Göttin der Liebe und die Geberin alles Segens in Wald und Feld. Wie dem Odin der Mittwoch geheiligt war, so wurde der Donnerstag nach Thor, der Freitag nach Freia benannt. Als böse Geister in dieser Götterwelt werden Loki und seine furchtbare Tochter Hell oder Hela angesehen.*) *) Nach dem römischen Schriftsteller Tacitus verehrten 7 deutsche Völkerschaften an der Ostsee die Göttin Nerthus, die allernahrende Mutter Erde. Auf einer Insel hatte sie einen heiligen Hain, in welchem ein mit Decken verhüllter Wagen stand Wenn der Priester, der hier angestellt war, verkündigte, die Göttin sei herabgestiegen auf ihren Wagen, so bespannte er ihn mit geweihten Kühen und geleitete ihn mit tiefster Ehrfurcht. Großer Jubel herrschte an allen Orten, welche die Göttin ihres Besuches würdigte. Nachdem sie ihren Einzug gehalten, wurde der Wagen nebst den Decken in einem geheimnisvollen See, dem Nerthussee, gebadet. Die Sklaven aber, welche diesen Dienst verrichteten, wurden von dem See verschlungen. Einige Gelehrte halten die Insel

16. Die deutsche Geschichte - S. 40

1829 - Elberfeld : Büschler
40 (Sin leitun g, ‘t\i\\v\v\’\\v\va\V'vvv\vv\v\\\vimv\ii\t\v\vviv\n\\\vv\vv\vi\vv\\t\v Die alten Deutschen verehrten gleich den Persern, Sonne, und Feuer; als obersten Gott aber den Wodan (Guodan den Goden, Guten, Gott). Sie nannten ihn auch mit einem schönen Namen Allvater. — Der Sonne hielten sie in den heiligen Hai- nen weiße Pferde, welche vor den geweihten Wagen gespannt, von dem Priester oder dem Fürsten geführt wurden. Diese achteten sorgfältig auf ihr Wiehern, denn das galt ihnen, wie gleichfalls den Persern, #) als eine Vorbedeutung der Ankunft und als ein Zeichen des Willens der Gottheit. Als die wohltätigste Göttin verehrten sie die Mutter Erde; sie nannten sie Hertha, '^) und von ihrer Verehrung wird nns folgendes erzählt: „Es war auf einer Insel im Meere ein heili- ger Hain, und in demselben ein geweihter mit Teppichen bedeckter Wagen. Bisweilen, (das merkten die Priester), stieg die Göttin von den heiligen Wohnungen herab, dann fuhr der Wagen mit ge- weihten Kühen bespannt, vom Priester in tiefster Ehrfurcht beglei- tet. Dann waren die Tage fröhlich, die Orte festlich, die sie ihrer Gegenwart würdigte, dann zogen sie Ln keinen Krieg, ergriffen keine Waffen, verschlossen ruhte alles Eisen; man kannte nur Friede und Ruhe, und liebte sie allein, bis der Priester die, des Umgangs der Sterblichen gesättigte, Göttin in den Tempel zurückführte. Dar- auf wurde der Wagen und Teppich, und, wenn man es glauben will, die Göttin selbst in einem geheimnißvollen See gebadet; Sklaven verrichteten den Dienst, die sogleich derselbe See verschlang. Daher ein geheimes Grauen und eine heilige Unwissenheit, was das sein möge, das nur, die sterben mußten, erblickten." „Jene Insel des heiligen Haines steht noch im Meere, (erzählt ein Jetziger), das lieblichste Eiland der Ostsee. Ihr Name heißt Rügen, und noch wird Germanisch in ihr gesprochen. Ein an- deres Geschlecht und ein anderer Gott haben die alten verdrängt, aber die unsterbliche Sage bleibt lebendig. Noch zeigt der Einge- *) Man denke an die Wahl des Darkus Hysstaspis. **) Tacit, Germ Xl. Die Lesart Hertha ist zwar nur eine Con- jcctur, und Herthus oder gar Nerthus die ursprüngliche; allein die Beschreibung der Gottheit und ihres Dienstes weiset deutlich auf die ge- nannte Göttin hin.

17. Abth. 2 - S. 17

1817 - Elberfeld : Büschler
Einleitung. \i. Die alten Teutschen verehrten, gleich den Persern, Sonne und Feuer; als obersten Gott aber den Wodan (Guodan, den Goden, Guten, Gott). Sie nannten ihn auch mit einem schönen Namen Allva- ter. — Der Sonne hielten sie in den heiligen Hai- nen weiße Pferde, welche, vor den geweihten Wa. gen gespannt, von dem Priester oder dem Fürsten, geführt wurden. Diese achteten sorgfältig auf ihr Wiehern, denn das galt ihnen, wie gleichfalls den Persern, als eine Vorbedeutung der Zukunft. Als die wohlthatrgste Göttin verehrten sie die Mutter Erde; sie nannten sie Hertha, und von ihrer Verehrung wird uns Folgendes erzählt: „Es war auf einer Insel im Meere ein heiliger Hain, und in demselben ein geweihter, mit Teppichen be- deckter Wagen. Bisweilen, (das merkten die Prie- ster), stieg dre Göttin von den heiligen Wohnungen herab; dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, vom Priester in tiefster Ehrfurcht begleitet. Dann waren die Tage fröhlich, die Orte festlich, die sie ihrer Gegenwart würdigte; dann zogen sie in kei- nen Krieg, ergriffen keine Waffen, verschlossen ruhte alles Eisen; man kannte nur Friede und Ruhe, und liebte sie allein, bis der Priester die, des Umgangs der Sterblichen gesättigte, Göttin in den Tempel zurückführte. Darauf wurde der Magen unl> Teppich, und, wenn man cs glauben will, die Göttin selbst in einem geheimnißvollen See gebadet; Sklaven verrich- teten den Dienst, die sogleich derselbe See verschlang. Daher ein geheimes Grauen und eine heilige Un- wissenheit, was das seyn möge, das nur, die sterben mußten, erblickten." „Jene Insel des heiligen Haines steht noch im Meere, (erzählt ein Jetziger), das lieblichste Eiland Kohlr. T- G- ir T b- 2te Aull. (2)

18. Realienbuch für Volksschulen - S. 6

1895 - Danzig : Axt
— 6 — A. Deutsche Geschichte. 2. Die alten Deutschen. Das Land und die Bewohner. Zur Zeit Christi sah es in Deutsch- land ganz anders aus als heute. Es gab wenig angebautes Land; der größte Teil des Bodens bestand aus Sumpfland und Urwald, wo noch Auerochsen, Elentiere, Wölfe und Bären hausten. Die alten Deutschen waren groß und kräftig, hatten blaue Augen und goldgelbes Haar. Die Kleidung der Männer bestand meistens aus Tierfellen, während die Frauen Leinengewänder trugen. — Als Wohnung diente ein hölzernes Haus, das mitten in der Feldmark lag. Städte und Dörfer liebte man nicht. — Die freien Männer beschäftigten sich mit Jagd und Krieg. Den Acker mußten die Sklaven bebauen. — Eine Anzahl von Familien mit ihren Grundstücken bildete eine Mark, und mehrere Marken gehörten zu einem Gau, an dessen Spitze der gewählte Gaugraf stand, welcher über Recht und Unrecht entschied und im Kriege die Gautruppen anführte. — Die alten Deutschen waren tapfer und hielten ihr Wort wie einen Eid. 'Besonders ehrte man die Frauen, und die Ehe galt als heilig. Auch übten sie die Gastfreundschaft und gewährten jedem Wanderer Obdach und Verpflegung. Gab es nichts zu thun, so lagerten die Männer auf weichem Bärenfell, betei- ligten sich an Gelagen, ergötzten sich am Würfelspiel und tranken Met im Übermaß. Wodan und Thor. Die alten Deutschen verehrten mehrere Götter, unter welchen Wodan der mächtigste war. Dieser thront nach dem Glauben unserer Vorfahren in der Himmelsburg Walhall. Er trägt einen Goldhelm und Goldharnisch, ist umgürtet mit einem Schwerte und hält die Kriegslanze in der Rechten. Zwei Raben sitzen auf seinen Schultern und verkünden ihm, was sie auf dem Fluge durch die Welt erschauten. Auf einem schneeweißen Roß reitet er aus und lenkt die Schlachten. — Wodans kraftvollster Sohn ist Thor oder Donar, der Donnergott. Dieser trägt einen Hammer, welcher stets das Ziel trifft und nach jedem Wurf in die Hand des Gottes zurückkehrt. Thor läßt donnern und blitzen, sendet Sonnenschein und Regen und sorgt für das Gedeihen der Feldfrüchte. Nerthus. Auch die Göttin Nerthus oder Hertha wurde von den alten Deutschen verehrt. Diese wohnte in einem geheimnisvollen Hain auf einer Insel im Nordmeere. Auf ihrem Wagen, der mit geweihten Kühen bespannt war, zog sie zuweilen durch die Länder und beglückte die Menschen. War die Göttin des Umganges mit den Sterblichen müde, so wurde sie von den Priestern zurück in den Hain gebracht. Das jenseitige Leben Nach dem Glauben der alten Deutschen wurden die in der Schlacht gefallenen tapferen Helden von den Walküren oder Schlachtenjungfrauen ans deren Rossen nach der Himmelsburg Walhall zu Wodan gebracht, wo sie täglich am Festmahle und an lustigen Kämpfen teil- nahmen. Wer aus Erden nicht in der Schlacht, sondern eines natürlichen Todes starb, kam in das dunkle Reich der Göttin Hel. Dort saßen die Guten an goldenen Tischen und Bänken, tranken Met und gedachten vergangener Zeiten. Die Bösen aber wurden mit Schwertern zerstochen und von wilden Tieren zer- fleischt, so daß man nur Wimmern und Wehklagen hörte. Die Cimbern und Teutonen, zwei deutsche Völker, die aus Jütland stammten, verließen mit Weib und Kind ihre Heimat, um sich neue Wohnsitze zu erkämpfen. Nach mehrfachen Siegen kamen sie nach Gallien (Frankreich), wo sich die Römer unter dem Feldherrn Marius den Teutonen entgegenstellten. Bei Aix säxs im südlichen Frankreich kam es (102 v Chr ) zur Schlacht, in welcher die Teutonen besiegt wurden. Die Cimbern, welche inzwischen über den

19. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 10

1907 - : Velhagen & Klasing
— 10 — Die den Strohtod Gestorbenen gelangen nicht in die Walhalla, sondern -kommen in die Unterwelt zu der Götttn Hel. (Aus „Hel" [= Hehlerin, Verbergen^ ist das Wort „Hölle" entstanden.) Im Herbste und in den heiligen 12 Nächten (Wynachten, d. h. geweihten Nächten) zieht Wodan mit Sturmgebraus durchs Land. Blitzschnell fährt er dahin; denn ein achtsüßiges Roß trägt ihn. Im Heulen des Sturmes meinte man das Geheul seiner Wölfe zu vernehmen. Im Gefolge des Sturmgottes sieht man allerlei Gestalten von Jägern und Hunden, d. s. die Seelen der Gestorbenen. (Sage vom wilden Jäger I., S. 5.) (Die Stürme jagen die Regenwolken vor sich her. Darum ist Wodan auch der Gott der Fruchtbarkeit.) 3. Frigg oder Freia ist die Gemahlin Wodans. Unter dem Namen Nerthns (Hertha), d. i. die Mutter Erde, wurde sie auf der Insel Rügen verehrt. „Es ist auf einer Insel des Mzeans ein heiliger fjain und darin ein geweihter, mit einem Gewände bedeckter wagen. Ihn zu berühren, ist nur dem Priester erlaubt. (Er merkt es, daß die Göttin in ihrem Heiligtum gegenwärtig ist, und begleitet sie dann, wenn sie auf dem mit Kühen bespannten wagen dahinfährt, in großer Ehrfurcht. Dann herrscht Freude und Jubel an den ©rten, die sie ihres Besuchs würdigt. Friede und Ruhe sind nur so lange besannt und erwünscht, bis der Priester die Göttin, wenn sie genug hat vom Umgange mit den Sterblichen, in den heiligen Raum zurückbringt. Alsbald werden wagen und Gewand und, wenn man es glauben will, die Gottheit selbst in einem verborgenen See abgewaschen. Die Sklaven, die den Dienst verrichten, verschlingt sogleich der See." (Tacilus.) Als Freia war sie ihrem Gemahl Wodan die treue Hausfrau, die mit Aug' und Hand den Haushalt leitete. Sie beförderte auch den Flachsbau und das Spinnen. An ihrem goldenen Spinnrocken spann sie wunderschönes, weiches Garn, das sie fleißigen Spinnerinnen als Belohnung schenkte. Dieses Garn nahm niemals ein Ende, so daß die Beschenkten ihr Lebtag genug Garn für ihren Webstuhl hatten. Fand aber die Göttin, wenn sie in den 12 Nächten in den Häusern Umschau hielt, noch Werg aus einem Rocken, so strafte sie die faule Spinnerin. Sie ist auch die Beschützerin der Ehe. Von ihrem Namen stammt das Wort „frigen" — freien, und ebenso ist der Freitag nach ihr benannt. Der Wagen, auf dem sie fuhr, war mit Katzen befpannt. Die Bräute pflegten sorgsam die Katzen, die Lieblingstiere Freias, damit sie am Hochzeitstage gutes Wetter bekämen. 4. Thor oder Donar ist ein Sohn Wodans. Ihm gehört das weite Luftgebiet zwischen Himmel und Erde. Auf den höchsten Bergspitzen hat er seinen Wohnsitz. Er lenkt das Wetter und sendet Tau und Regen. Nach hartem Kampse vertreibt er die Berg- oder Frostriesen und hält als Frühlingsgott mit seiner Schwester Ostara seinen Einzug. Wenn aber im Sommer die Glutriesen alles Grün versengen, dann zieht Thor in einer schwarzen Wetterwolke herauf. Ein roter Bart umrahmt sein Gesicht, und seine Locken leuchten gleich einer Feuerlohe. Er steht auf seinem Wagen, der mit zwei Ziegenböcken bespannt ist. Die rollenden Räder verursachen den Donner. Aus seinem roten Barte sprühen Blitze, und mit der Hand wirft er seinen Hammer gegen die Bergriesen. Tödlich getroffen, taumeln diese dahin. Von den Tagen ist ihm der Donnerstag geweiht. In manchen Sandgruben findet man noch heute merkwürdig geformte spitze Steine. Man nennt sie Donnerkeile, weil man glaubte, daß die Blitze Thors in die Erde gefahren feien und sich in diese Steine verwandelt hätten. (In Wirklichkeit sind es versteinerte Schalen von jetzt nicht mehr lebenden Tintenfischen.) Von den Bäumen ist die Eiche dem Thor geheiligt; denn nach ihr wirft er oft seinen Hammer. Seine Lieblingstiere sind der Fuchs, das Eichhörnchen und das Rot-

20. Die mittlere Zeit - S. 12

1890 - München : Oldenbourg
12 Erster Zeitraum: 113 v. Chr. bis 486 n. Chr. zu Ehren dem Tode geweiht. Wenn das Tier sein Leben unter dem Schlachtmesser verhauchte oder das Blut des Menschen verstrmte, glaubte man am sichersten die Himm-tischen zu vershnen, am wohlgeflligsten fr ihren Schutz und Segen zu danken. Die vornehmsten Gottheiten. Als der hchste Gott galt den Germanen Wodan, im Norden Odin genannt, der Allvater, der im Himmel thront und hoch zu Ro im brausenden Sturm einherfhrt. Von ihm kommen alle Gaben; er bestimmt die menschlichen Schicksale. Er segnet den Acker, er begabt den Menschen mit Kraft des Geistes und Krpers, er verleiht auch im Kampfe den Sieg. Von den Wochentagen war ihm der Mittwoch geweiht, von den Tieren der Wolf und der Rabe. Wodan zur Seite stund seine Gemahlin Frigga oder Freia, die Gttin der Liebe; sie schirmte die Ehe und Familie; ihr heiliger Tag war der Freitag. Hoch gefeiert waren auch Wodans Shne: Donar oder Thor, der Gott des Donners, der mit seinem Hammer die wilden Riesen zerschmettert; und Ziu oder Tyr, der Gott der Schlachten. Donars Tag war der Donnerstag, der des Ziu der Dienstag. - Besonderer Verehrung geno Nerthus, die mtterliche Erde, die das Land mit Frchten segnet. Auf einer Insel des nordischen Meeres, vielleicht auf Rgen, hatte sie einen heiligen Hain mit einem einsamen See, Dort stund ihr heiliger Wagen, mit Tchern verhllt. Ahnten die Priester, da die Gttin nahe sei, dann fhrten sie diesen Wagen durchs Land; und berall, wo er durchzog, verbreitete sich Friede und Freude. Zustand nach dem Tode. Felsenfest glaubten die Germanen an eine Fort-dauer nach dem Tode. Zwar die an Krankheit oder Altersschwche starben, fuhren hinab zu Hellia, der sinstern Gttin der Unterwelt, die tief im Dunkel der Erde wohnt. Bei ihr haben die Abgeschiedenen ein freudloses Dasein. Um so herrlicher war das Los derer, die in der Mnnerschlacht den beneideten Tod fanden. Sie wurden durch Wodans Dienerinnen, die Walkren, nach Walhalla, Wodans goldenem Schlosse, emporgetragen. Dort erwachten sie zu