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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 153

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Sagen von Desiderius und Adelgis. 153 Westen auf wie eine finstere Wetterwolke, und als sie näher kam, da sah man es von funkelnden Waffen blitzen, und nun ritt er. daher, der eiserne Karl, bedeckt mit eisernem Helm und Schild, umkleidet mit eisernen Schienen und ' eisernem Panzer, in der Hand die hochragende eiserne Lanze. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe; und alle, die ihn umgaben, waren auf gleiche Weise ausgerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen, die Sonnenstrahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah der spähende Otter mit einem einzigen raschen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Steh da! dort hast du den Karl, nach dem du so viel gefragt hast!" Und mit diesen Worten stürzte er ohnmächtig zu Boden. Unten jammerte das Volt in der Stadt. „ O das Eisenwehe, das Eisen!" Der König aber stieg vom Turme herab und suchte Tröstung im Gebet; wie er denn stets ein frommer Christ war und regelmäßig um Mitternacht aufstand und in die Kirche ging, um zu beten. Man erzählt aber, daß die Thore der Kirche sich vor ihm von selbst geöffnet hätten. Im eigenen Hause des unglücklichen Königs lauerte der Verrat. Jtkmge hatte Karl vergeblich die starke Stadt belagert. Da sah die jüngste Tochter des Desiderius den Frankenkönig von einer Zinne aus und ward von Liebe zu ihm ergriffen. In blinder Leidenschast schrieb sie an Karl einen Brief, in dem stand, daß sie, wenn der König sie zum Ehgemahl nehmen wollte, ihm die Stadt und ihres Vaters Schatz ansliefern werde. Diesen Brief wickelte sie um einen Pfeil und schoß ihn auf einer Armbrust über den Ticino. Er kam wirklich in Karls Hände, und dieser antwortete so, daß die thörichte Leidenschaft den Sinn der Jungfrau nur noch mehr gefangen nahm. Unter dem Haupte ihres schlummernden Vaters hervor stahl sie die Schlüssel der Stadt und meldete dem Frankenkönig, daß er in der kommenden Nacht das Stadtthor geöffnet finden werde, ^lls alles in Pavia arglos des Schlummers pflegte, zog das feindliche Heer still und geräuschlos ein. Fröhlich hüpfte die Jungfrau dem Geliebten entgegen. Aber es war finstere Nacht; sie geriet in das Gedränge, ward zu Boden gerissen und endete unter den Hufen der fränkischen Rosse. Das war der Lohn ihres Verrates. Durch das Wiehern der Pferde und das Klirren der Waffen erwachten die Bewohner der Stadt und liefen verwirrt aus ihren Häusern hinaus. Viele wurden im Dunkel der Nacht zertreten oder erschlagen. Als die Franken in den königlichen Palast drangen, warf sich Adelgis ihnen entgegen und erschlug viele. Aber sein Vater wehrte ihm und sprach: „Es ist Gottes Wille, daß der Langobarden Reich vergehe.'1 Da entfloh Adelgis in der allgemeinen Verwirrung ans der Stadt, während Karl in die Königsburg einzog und den Desiderius gefangen nahm. Die ganze

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1. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 328

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
328 40. Fall des Langobardenreiches und Sage von Desiderius. Hand den hochragenden eisernen Speer. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe. Und alle, die ihn umgaben, waren aus gleiche Weise ausgerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen; die Sonnenstrahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah Otker mit einem einzigen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Sieh da! dort hast du den Karl, nach dem du so viel ge- fragt hast!" Und mit diesen Worten stürzte er ohnmächtig zu Boden. Unten in der Stadt jammerte das Volk: „O, das Eisen! Wehe, das Eisen!" Der König aber stieg vom Turme herab und suchte Tröstung im Gebet. In einer Nacht erstürmten die Franken die Stadt. Durch das Wiehern der Pferde und das Klirren der Waffen er- wachten erst die Bewohner und liefen verwirrt aus ihren Häusern hinaus. Viele wurden im Dunkeln zertreten oder erschlagen. Als die Franken in den königlichen Palast drangen, warf sich Adelgis ihnen entgegen und erschlug viele. Aber sein Vater wehrte ihm und sprach: „Es ist Gottes Wille, daß der Langobarden Reich vergehe." Da entfloh Adelgis in der allgemeinen Verwirrung aus der Stadt, während Karl in die Königsburg einzog und den Desiderius gefangen nahm. Die ganze Bürgerschaft mußte herbeikommen und dem Sieger den Eid der Treue schwören. Der fromme König blieb auch im Unglück gottergebenen Sinnes und ertrug sein schweres Los mit Gelassenheit, bis Gott ihn durch einen sanften Tod aus diesem Jammerthale zu sich rief. Sein Sohn Adelgis hatte diesen Duldersinn nicht geerbt, sondern suchte auf alle Weise Karl zu schaden. Als dieser bereits in Frieden Italien beherrschte und einmal in der Stadt Pavia Hof hielt, beschloß der verwegene Jüngling selbst dahin zu gehen, um zu sehen, ob noch Hoffnung sei, daß er das Reich wiedergewinne. Auf einem Schifflein fuhr er den Fluß hin- auf, wie ein Mann aus niederm Stande. So kam er in die Burg. Nur der Truchseß, ein alter treuer Diener seines Vaters, erkannte ihn wieder. Zu diesem sprach Adelgis: „Wenn heute König Karl zu Mittag speist, so weise mir einen Sitz am untersten Ende eines Tisches an und schaffe,

2. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 35

1903 - Breslau : Hirt
— 35 — mit dunkeln eisenschwarzen Meereswogen gegen die Mauern der Stadt anschwellen, dann ist Aussicht da, daß Karl kommt." Er hatte noch nicht ausgesprochen, als zuerst gegen Westen es anfing sich zu zeigen wie eine finstere Wolke, die den hellsten Tag in furchtbare Schatten hüllt. Aber als der Kaiser allmählich näher kam, glänzte den Belagerten von dem Scheine der Waffen ein Tag entgegen, der für sie finsterer war tote jede Nacht. Da sah man ihn auck selbst, den eisernen Karl, behelmt mit eisernem Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, die eiserne Brust und die breiten Schultern geschützt durch einen eisernen Harnisch; die Linke trug die hoch aufgerichtete eiserne Lanze, denn die Rechte war immer für den siegreichen Stahl bereit; die Schenkel, welche von anderen, um leichter zu Pferde steigen zu können, ohne Harnisch gelassen zu werden pflegen, waren bei ihm nach außen mit eisernen Schuppen bedeckt. Die eisernen Beinschienen brauche ich nicht zu erwähnen, denn die waren bei dem ganzen Heere gebräuchlich. An seinem Schilde sah man nichts als Eisen. Auch sein Pserd war eisern an Farbe und Mut. Diese Rüstung hatten alle, die ihm voran zogen, die ihm zur Seite gingen, und alle, die ihm nachfolgten und überhaupt die ganze Heeresmacht nach Kräften nachgeahmt. Eisen erfüllte die Felder und Wege; die Strahlen der Sonne wurden zurückgeworfen durch den Glanz des Eisens; dem kalten Eisen bezeugte das vor Schrecken erstarrte Volk seine Huldigung, das Entsetzen vor dem glänzenden Eisen drang tief unter die Erde. O das Eisen! Wehe das Eisen! so tönte das verworrene Geschrei der Einwohner. Durch das Eisen erzitterte die Festigkeit der Mauern, und der Mut der Jünglinge verging vor dem Eisen der Alten. Dies also sah der Späher Otkar mit raschem Blick und sprach zum Desiderius: „Siehe, da hast du ihn, nach dem du so eifrig geforscht hast." Und mit den Worten stürzte er fast leblos zusammen. Der Mönch von Novalese erzählt weiter über die Eroberung Pavias: Wie nun Karl die Stadt Pavia schon lange belagert hielt, schrieb des Desiderius Tochter einen Brief an Karl und schoß ihn mit einer Armbrust über den Fluß Ticinus; in dem Brief stand, wenn sie der König zum Ehgemahl nehmen wolle, werde sie ihm die Stadt und den ganzen Schatz ihres Vaters überliefern. Karl antwortete ihr darauf so, daß die Liebe der Jungfrau nur noch stärker entzündet wurde. Sie stahl ihrem schlafenden Vater die Schlüssel der Stadt unter dem Kopfkissen weg und meldete dem König wieder vermittels der Armbrust, er solle sich in dieser Nacht bereit machen, auf ein gegebenes Zeichen in die Stadt zu rücken. Als nun Karl nachts ins Tor einzog, sprang ihm das Mädchen fröhlich entgegen, aber im Gedränge geriet sie unter die Hufe der Rosse und wurde, weil es finstere Nacht war, von diesen zertreten. Über dem Gewieher der Pferde erwachte Algis, des Königs Sohn, zog sein Schwert und tötete viele Franken. Aber sein Vater verbot ihm, sich zu wehren, weil es Gottes Wille sei, daß die Stadt in Feindes Hand komme. Da entfloh Algis, Karl aber nahm die Stadt in seinen Besitz und zog in die königliche Burg und ließ sich daselbst Treue schwören. Einige sagen, Karl habe dem König Desiderius in der Stadt Pavia die Augen ausstechen lassen. Als nun Karl bereits im ruhigen Besitz von Italien war und sich in der Stadt Pavia aufhielt, wollte Algis, der Sohn des Königs Desiderius, sehen, was da vorging, und wagte es, selbst nach Pavia zu kommen. Denn er war, wie schon gesagt, von Jugend auf sehr stark und kühn von Mut. Er fuhr zu Schiff dahin, nicht wie ein Königssohn, sondern umgeben von wenigen Leuten, wie einer aus geringem Stande. Von niemandem wurde er erkannt, bis zuletzt von einem ehemaligen treuen Diener seines Vaters. Es war aber schon lange her, daß er Vater und Reich verloren hatte. Wie er sich nun von jenem erkannt sah, so bat er ihn flehentlich und bei dem Eid der Treue, den er einst seinem Vater geschworen, daß er ihn nicht dem König Karl verraten möchte. „Bei meiner Treue," antwortete jener, „ich will dich niemandem verraten, solange 3*

3. Das Mittelalter - S. 78

1866 - Leipzig : Brandstetter
76 Wie sie noch so redeten, zeigte sich ihnen ein anderer Haufe Bewaff- neter. Als Desiderius die erblickte, sprach er bestürzt: „Das ist sicherlich Karl!" Aber Autkar entgegnete: „Auch das noch nicht, noch immer nicht!" Darauf nahten die Bischöfe, die Aebte, die Priester. Als Desiderius diese sah und schon an sein nahes Ende dachte, sprach er: „Laßt uns hinunter- steigen und uns verbergen vor dem Anblick des furchtbaren Feindes!" Autkar aber sagte: „Wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde starren siehst, wenn es dir scheint, als wälzte der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist Karl uns nahe!" Als sie noch so redeten, zeigte sich im fernen Westen ein schwarzes Gewimmel, ähnlich einer dicken Wolke, welche ihre Schatten auf den sonnen- hellen Tag wirft. Allmälig kam der Haufe heran und das Gefilde er- glänzte weithin von den blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm, mit eisernen Armschienen, und die breite Brust und die Schultern mit einem eisernen Panzer umhüllt. In der linken Hand trug er einen langen eisenbeschlagenen Speer, dessen Spitze zum Himmel sah, die rechte aber ruhte immer am Schwertgrifs; an den Hüften trug er eiserne Panzerbekleidung und eiserne Schienen bedeckten auch seine Beine. Am Schilde sah man nichts als Eisen und sein Roß zeigte mit der Farbe des Eisens auch eiserne Festigkeit. Alle umringten den König und ritten theils vor ihm, theils an seiner Seite, theils hinter ihm. Die Bürger, die von den Mauern aus zuschauten, riefen aus: „O des Eisens, mit welchem der König bewehrt ist!" Als die Beiden vom Thurme herab das Alles erblickten, wandte sich Autkar zu Desiderius und sprach: „Siehe, da ist er, den du zu sehen begehrtest!" Desiderius aber stürzte vor Schrecken nieder. 3. Sage von der Einnahme von Pavia. Desiderius floh mit einem Sohne und einer Tochter nach Pavia und hielt sich für sicher in dieser festen Stadt. Die Tochter des Desiderius hatte aber viel von der Macht des Königs Karl vernommen und ließ ihm deshalb mit einem Wurfgeschosse über den Tieinus einen Brief in sein Lager werfen. In diesem Briefe stand, daß sie ihm die Stadt und alle Schätze ihres Vaters überliefern würde, wenn er sie zu seiner Frau und zur Königin des fränkischen Reiches machen wollte. Auf diesen Brief antwortete ihr Karl so, daß die Liebe der longobardischen Königstochter noch mehr angefacht wurde. Sie ließ dem König wiederum durch ein Wurfgeschoß die Nachricht sagen, daß er sich in derselben Nacht am Thore bereit halten sollte, welches sie auf das gegebene Zeichen öffnen würde. So geschah es. Sie nahm die Schlüssel und öffnete das Thor und als- bald stürzten die Franken in die Stadt. Die Tochter des Desiderius wollte Karl unter den Reitern aufsuchen, aber sie gerieth unter die Pferde und ward im Getümmel von den Hufen zertreten.

4. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 35

1904 - Breslau : Hirt
35 mit dunkeln eisenschwarzen Meereswogen gegen die Mauern der Stadt anschwellen, dann ist Aussicht da, da Karl kommt." Er hatte noch nicht ausgesprochen, als uerst gegen Westen es anfing sich zu zeigen wie eine finstere Wolke, die den ellsten Tag in furchtbare Schatten hllt. Aber als der Kaiser allmhlich nher kam, glnzte den Belagerten von dem Scheine der Waffen ein Tag entgegen der fr sie finsterer war tote jede Nacht. Da sah man ihn auch selbst, den eisernen Karl, behelmt mit eisernem Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, die eiserne Brust und die breiten Schultern geschtzt durch einen eisernen Harnisch; die Linke^ trug die hoch aufgerichtete eiserne Lanze, denn die Rechte war immer fr den siegreichen Stahl bereit; die Schenkel, welche von anderen, um leichter zu Pferde steigen zu knnen, ohne Harnisch gelassen zu werden pflegen, waren bei ihm nach auen mtt eisernen Schuppen bedeckt. Die eisernen Beinschienen brauche ich nicht zu erwhnen, denn die waren bei dem ganzen Heere gebruchlich. An seinem Schilde sah man nichts als Eisen. Auch sein Pferd war eifern an Farbe und Mut. Diese Rstung hatten alle, die ihm voran zogen, die ihm zur Seite gingen, und alle, die ihm nachfolgten und berhaupt die ganze Heeresmacht nach Krften nachgeahmt. Eisen erfllte die Felder und Wege; die Strahlen der Sonne wurden zurckgeworfen durch den Glanz des Eisens; dem kalten Eisen bezeugte das vor Schrecken erstarrte Volk seine Huldigung, das Entsetzen vor dem glnzenden Eisen drang tief unter die Erde. O das Eisen! Wehe das Eisen' so tnte das verworrene Geschrei der Einwohner. Durch das Eisen erzitterte die Festigkeit der Mauern, und der Mut der Jnglinge verging vor dem Eisen der Alten. Dies also sah der Spher Otkar mit raschem Blick und sprach zum Defidertus: ..Siehe, da hast du ihn, nach dem du so eifrig geforscht Haft." Und mtt den Worten strzte er fast leblos zusammen. Der Mnch von Novalese erzhlt weiter der die Eroberung Pavias: , Wie nun Karl die Stadt Pavia schon lange belagert hielt, schrieb des Desi-denus Tochter einen Brief an Karl und scho ihn mit einer Armbrust der den 6w Ticmus; m dem Brief stand, wenn sie der König zum Ehgemahl nehmen wolle, werde sie ihm bte Stadt und den ganzen Schatz ihres Baters berliefern. Karl antwortete ihr darauf so, da die Liebe der Jungfrau nur noch strker ent-zndet wurde. Sie stahl ihrem schlafenden Vater die Schlssel der Stadt unter dem Kopfktssen weg und meldete dem König wieder vermittels der Armbrust er solle sich m dieser Nacht bereit machen, auf ein gegebenes Zeichen in die Stadt zu rucken. Als nun Karl nachts ins Tor einzog, sprang ihm das Mdchen frh-lich entgegen aber tm Gedrnge geriet sie unter die Hufe der Rosse und wurde, es finstere Nacht war, von diesen zertreten. Uber dem Gewieher der Pferde erwachte Algts, des Knigs Sohn, zog sein Schwert und ttete viele Franken. Aber fem Vater verbot ihm, sich zu wehren, weil es Gottes Wille sei da die Stadt tn Kindes Hand komme. Da entfloh Algis, Karl aber nahm die Stadt m fernen Besitz und zog in bte knigliche Burg und lie sich daselbst Treue schworen. Etntge sagen, Karl habe dem König Desiberius in der Stadt Pavia bte Augen ausstechen lassen. Als nun Karl bereits im ruhigen Besitz von Italien war und sich m der Stadt Pavia aufhielt, wollte Algis, der Sohn des Knias Desiderms, sehen, was da vorging, und wagte es, selbst nach Pavia zu kommen. Denn er war, wie schon gesagt, von Jugend auf sehr stark und khn von Mut. o Ju7r P Schiff dahtn, nicht wie ein Knigsfehn, fondern umgeben von weniaen Leuten tote einer aus geringem Stande. Von niemandem wurde er erkannt, m zuletzt von einem ehemaligen treuen Diener feines Vaters. Es war aber schon lange her da er Vater und Reich verloren hatte. Wie er sich nun von jenem erkannt sah, fo bat er ihn flehentlich und bei dem Eib der Treue, den er ernst seinem Vater geschworen, da er ihn nicht dem König Karl verraten mchte. " metner Treue," antwortete jener, ich will dich niemandem verraten, solange 3*

5. Das Mittelalter - S. 76

1877 - Leipzig : Brandstetter
76 Wie sie noch so redeten, zeigte sich ihnen ein anderer Haufe Bewaffneter. Als Desiderius die erblickte, sprach er bestürzt: „Das ist sicherlich Karl!" Aber Autkar entgegnete: „Auch das noch nicht, noch immer nicht!" Daraus naheten die Bischöfe, die Aebte, die Priester. Als Desiderius diese sah und schon an sein nahes Ende dachte, sprach er: „Laßt uns hinuntersteigen und uns verbergen vor dem Anblick des furchtbaren Feindes!" Autkar aber sagte: „Wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde starren siehst, wenn es dir scheint, als wälzte der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist Karl uns nahe!" Als sie noch so redeten, zeigte sich im fernen Westen ein schwarzes Gewimmel, ähnlich einer dicken Wolke, welche ihre Schalten auf den sonnenhellen Tag wirft. Allmälig kam der Haufe heran und das Gefilde erglänzte weithin von den blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm, mit eisernen Armschienen, und die breite Brust und die Schultern mit einem eisernen Panzer umhüllt. In der linken Hand trug er einen langen eisenbeschlagenen Speer, dessen Spitze zum Himmel sah, die rechte aber ruhte immer am Schwertgriff; an den Hüften trug er eiserne Panzerbekleidung und eiserne Schienen bedeckten auch seine Beine. Am Schilde sah man nichts als Eisen und sein Roß zeigte mit der Farbe des Eisens auch eiserne Festigkeit. Alle umringten den König und ritten theils vor ihm, theils an seiner Seite, theils hinter ihm. Die Bürger, die von den Mauern aus zuschauten, riefen aus: „O des Eisens, mit welchem der König bewehrt ist!" Als die Beiden vom Thurme herab das Alles erblickten, wandte sich Autkar zu Desiderius und sprach: „Siehe, da ist er, den du zu sehen begehrtest!" Desiderius aber stürzte vor Schrecken nieder. 3. Sage von der Einnahme von Pavia. Desiderius floh mit einem Sohne und einer Tochter nach Pavia und hielt sich für sicher in dieser festen Stadt. Die Tochter des Desiderius hatte aber viel von der Macht des Königs Karl vernommen und ließ ihm deshalb mit einem Wurfgeschosse über den Ticinus einen Brief in sein Lager werfen. In diesem Briefe stand, daß sie ihm die Stadt und alle Schätze ihres Vaters überliefern würde, wenn er sie zu seiner Frau und zur Königin des fränkischen Reiches machen wollte. Auf diesen Brief antwortete ihr Karl so, daß die Liebe der longo-' bardischen Königstochter noch mehr angefacht wurde. Sie ließ dem König wiederum durch ein Wurfgeschoß die Nachricht sagen, daß er sich in derselben Nacht am Thore bereit halten sollte, welches sie auf das gegebene Zeichen öffnen würde. So geschah es. Sie nahm die Schlüffel und öffnete das Thor und alsbald stürzten die Franken in die Stadt. Die Tochter des Desiderius wollte Karl unter den Reitern aufsuchen,

6. Teil 3 = Kl. 6 - S. 232

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
232 Schar, das waren die Bischöfe, Äbte und Geistlichen mit ihren Knechten. „Darunter ist doch Karl?“ fragte Desiderius. Doch Otker schüttelt das Haupt. Hierauf tauchte eine andere Schar auf, das war des Frankenherrschers Hofgesinde. „Da ist Karl!“ rief Desiderius. Aber Otker sprach: „Noch nicht, noch immer nicht.“ Da rief der König außer sich: „O so laß uns niedersteigen und uns in der Erde Schoß verbergen vor dem Angesicht dieses schreck- lichen Feindes!“ Aber Otker starrte wie sinnberaubt hinaus in die Ferne und sagte bebend: „Wenn es aufgeht wie eine eiserne Saat auf dem Gefilde, und wenn es dich dünken wird, als wälzten Po und Ticino dunkle, eisenschwarze Meereswogen gegen diese Mauern, dann wisse, daß Karl naht!“ Und siehe, da stieg es im Westen auf wie eine finstere Wetter- wolke, und als sie näher kam, da sah man es von funkelnden Waffen blitzen; und nun ritt er daher, der eiserne Karl, bedeckt mit eisernem Helm und Schild, umkleidet mit eisernen Schienen und eisernem Panzer, in der Hand den hochragenden eisernen Speer. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe. Und alle, die ihn umgaben, waren auf gleiche Weise aus- gerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen; die Sonnen- strahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah Otker mit einem einzigen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Sieh da! Dort hast du den Karl, nach dem du so viel gefragt hast!“ Und mit diesen Worten stürzte er ohnmächtig zu Boden. — Unten in der Stadt jammerte das Volk: „O, das Eisen! Wehe, das Eisen!“ Der König aber stieg vom Turme herab und suchte Tröstung im Gebet. 152. Klein Roland. von cudwtg abund. Gedichte. Kritische Ausgabe von Erich Schmidt u. Julius Hartmann. 1. Band. Stuttgart 1898. 8. 258. 1. Frau Vertu saß in der Felsenkluft, sie klagt' ihr bittres Los. Klein Roland spielt' in freier Luft, des Klage war nicht groß. 2. „O König Karl, mein Bruder hehr! O daß ich floh von dir! Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr', nun zürnst du schrecklich mir.

7. Teil 3 = Kl. 6 - S. 227

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Der eiserne Karl. Von Gotthold Klee. Die alten Deutschen. 2. Ausl. Gütersloh 1903. S. 327. Ais Karl der Große mit dem Langobardenkönige Desiderius Krieg führte, lebte an dessen Hofe ein edler Franke namens Otker, der vor Jahren vor Karls Zorn aus dem Frankenreich entflohen war. Als nun die Kunde erscholl, Karl nähere sich mit seiner ganzen Streitmacht der Stadt, stieg Desiderius mit Otker auf einen hohen Turm, von dessen Zinnen man weit über die Ebene schauen konnte. Der Gepäcktroß rückte zuerst heran. „Ist Karl unter diesem Heere?“ fragte der König. „Noch nicht,“ antwortete Otker. Nun kam das Heer der Völker, die sich Karl unterworfen hatte. „Hier- unter befindet sich doch Karl gewiß?“ sprach Desiderius; aber der Franke versetzte: „Noch nicht!“ Da rief der König: „Was sollen wir tun; wenn noch mehrere mit ihm kommen?“ „Ich weiß es nicht,“ antwortete Otker finster. Indem zeigte sich eine neue Schar, das waren die Bischöfe, Äbte und Geistlichen mit ihren Knechten. „Darunter ist doch Karl?“ fragte Desiderius. Doch Otker schüttelte das Haupt. Hierauf tauchte eine andere Schar auf, das war des Frankenherrschers Hofgesinde. „Da ist Karl!“ rief Desiderius. Aber Otker sprach: „Noch nicht, noch immer nicht.“ Da rief der König außer sich: „O so laß uns niedersteigen und uns in der Erde Schoß verbergen vor dem Angesicht dieses schrecklichen Feindes!“ Aber Otker starrte wie sinnberaubt hinaus in die Ferne und sagte bebend: „Wenn es aufgeht wie eine eiserne Saat auf dem Gefilde, und wenn es dich dünken wird, als wälzten Po und Ticino dunkle, eisenschwarze Meereswogen gegen diese Mauern, dann wisse, daß Karl naht!“ Und siehe, da stieg es im Westen auf wie eine finstere Wetter- wolke, und als sie näher kam, da sah man es von funkelnden Waffen blitzen; und nun ritt er daher, der eiserne Karl, bedeckt mit eisernem Helm und Schild, umkleidet mit eisernen Schienen und eisernem Panzer, in der Hand den hochragenden eisernen Speer. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe. Und alle, die ihn umgaben, waren auf gleiche Weise aus- gerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen; die Sonnen- strahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah Otker mit einem einzigen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Sieh da! Dort hast du den Karl, nach dem du so viel 15*

8. Teil 2 - S. 74

1887 - Hannover : Helwing
74 Mittlere Zeit. derselben war gleichfalls zu Desiderius geflohen, der die Prinzen als Frankenkönige anerkannt hatte und nun vom Papste Hadrian deren Salbung verlangte. Aber letzterer blieb „demanthart", und als Desiderius mit Heeresmacht gegen Rom zog und das päpstliche Gebiet besetzte, wandte er sich um Hülfe an Karl. (773.) Dieser kam. Die von ihm überschrittenen Alpenpäffe, der Mont Cenis und der große St. Bernhard, waren schlecht besetzt, und ohne großen Widerstand gelangte Karl in die lombardische Ebene. Desiderius stellte sich nicht zu offener Schlacht, sondern beschränkte sich auf die Verteidigung der Städte, die einzeln genommen werden mußten. Unterdessen begab' sich Karl als Patricius der Stadt nach Rom. Mit allen Ehren, wie sie beim Empfang eines Exarchen oder Patricius des griechischen Kaiserreichs üblich gewesen waren, wurde er eingeholt. An der Thür der Peterskirche trat chm der Papst entgegen; unter dem Gesänge: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" schritten beide zum Grabe des Apostels und neigten sich zu gemeinsamem Gebet. Karl erklärte, er habe den Krieg nicht begonnen, um Land und Leute zu gewinnen, sondern zum Schutz und zur Er- höhung der Kirche. Nachdem Karl in Rom mit glänzendster Pracht die Feier des Osterfestes begangen, schritt er im Frühjahr zur Fortsetzung des Krieges gegen die Longo'barden. Die Belagerung der Stadt Paviä zog sich sieben Monate in die Länge. Des Siegers Majestät findet ihren Abglanz in folgender Sage. Bei Desiderius befand sich Otkar, ein Dienstmann Karls, der zu den Longobarden geflohen war. Als nun der König Karl mit seinem Heere heranzog, stiegen beide auf einen hohen Turm. Zuerst kam das Gepäck, und Desiderius fragte: „Ist das Karl?" — „Noch nicht", war die Antwort. Darauf kam ein Haufe gemeiner Krieger. Desiderius fragte wieder und erhielt dieselbe Antwort. Während sie noch sprachen, erschien das Hausgesinde. „Das ist Karl!" tief der König. ,,Auch noch nicht!" erwiderte Otkar. Jetzt zeigten sich die Bischöfe, Äbte, Geistlichen und Kapläne mit ihren Dienern. Da wurde der König unruhig, Angstschweiß trat vor seine Stirn; mühsam stammelte er die Worte: „Laß uns hinuntersteigen und uns unter der Erde verbergen vor dem Zorn eines so furchtbaren Feindes!" Aber Otkar entgegnete voll Bangigkeit: „Wenn du siehst, daß auf den Gefilden ein eisernes Saatfeld starrt, dann ist Aussicht da, daß Karl kommt!" Da erschien schon im Westen eine finstere Wolke, die den bellen Tag verdunkelte. Näher kam sie, und das Gefilde leuchtete von blanken Waffen. Da erschien er selbst, der eiserne Karl! Den Kopf mit eisernem Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, die breite Brust und die gewaltigen Schultern durch eisernen Harnisch geschützt; die Linke trug die hoch ausgerichtete eiserne Lanze, denn die Rechte war stets für den siegreichen Stahl bereit. Die Schenkel waren mit eisernen Schuppen, die Beine mit eisernen Beinschienen bedeckt; an seinem Schilde sah man nichts als Eisen. Auch sein Pferd war eisern an Mut und Farbe. Sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, und Feld und Straße waren mit Eisen bedeckt. „Sieh", rief Otkar, ,,da hast du ihn, nach dem du so eifrig geforscht hast!" — Desiderius aber stürzte bei diesen Worten fast leblos zusammen. Nach dem Fall Pavias entledigte sich Karl seines Feindes auf immerdar: Desiderius wurde samt seiner Gemahlin und einer Tochter ins Kloster geschickt;I.was aus Karlmanns Söhnen geworden, ist nicht

9. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 45

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
45 Noch hatte er feine Worte nicht geendet, als es zuerst im Westen wie eine dunkle Wetterwolke heraufstieg, die den hellen Tag in dstere Nacht verwandelte. Aber nher und nher kam der Kaiser, und nun erglnzte den Belagerten von den funkelnden Waffen ein Tag entgegen, der fr sie verhngnisvoller war, als selbst die Nacht. Und nun sah man ihn selbst, den eisernen Karl, bebeckt mit eisernem Helm, mit eisernen Armschienen um-kleibet, den eisernen Panzer um die eiserne Brust und die beiben Schultern. Eine eiserne hochragenbe Lanze hielt er in der Linken, benn die Rechte war immer bereit, den unbesiegten Stahl zu führen. Die Schenkel, die bei anderen ungepanzert zu fein pflegten, um die Pferde leichter besteigen zu knnen, waren bei ihm mit eisernen Schuppen geschtzt. Was soll ich von den Beinschienen sagen? Waren sie doch bei dem ganzen Heere von Elfen. Nichts fah matt an feinem Schilde als Eisen. Auch fein Ro zeigte das Eisen in seinem Ungestm und in seiner Farbe. Wer voranzog, wer auf der Seite war, wer folgte, alle trugen dieselbe Rstung, und nach Mg-feit hatte das ganze Heer sich wie der König gewaffnet. Eisen erfllte die gelber und Straen, die Strahlen der Sonne wiberspiegelten sich in dem Glnze des Eisens. Dem kalten Eisen bezeugte das vor Schrecken erstarrte Volk Ehre, und das glnzende Eisen verbreitete Furcht allenthalben. O das Eisen, wehe das Eisen!" tnte die verworrene Klage der Brger. Vor dem Eisen erzitterte die Festigkeit der Mauern, und der Mut der Jnglinge wie die Einsicht der Allen fchtoanben vor dem Eisen dahin. Das, was ich stammelnber, zahnloser Mann in trger Breite und unschner Form zu erzählen versucht habe, das sah der wahrheitsliebende Spher Otker mit einem schnellen Blick, und sogleich wanbte er sich zu Desiberius und sagte: Siehe, ba ist Karl, den du so lange eifrig gesucht hast!" und mit biesen Worten strzte er fast leblos nieber. Der Mnch von Novalese erzhlt weiter: Wie nun die Stobt schon lange belagert wrbe, ba geschah es, da die Tochter des Desiderius mit einer Armbrust einen Brief der den Ticiuus-flu in das Lager des Knigs fcho, itt dem sie fchrieb, da, wenn dieser sie zur Ehe nehmen wollte, sie ihm sogleich die Stadt und den ganzen Schatz des Vaters ausliefern wrbe. Karl antwortete ihr mit Worten, die ihre Liebe zu ihm noch heftiger werben lieen. Darauf stahl sie heimlich die Schlssel zu dem Tore der Stadt, die zu Hupten des schlafenben Vaters lagen, und melbete wieber vermittelst der Armbrust dem König, er solle sich in biefer Nacht bereit halten, mit den Seinen, fobalb sie ihm das Zeichen gebe, in die Stadt einzurcken. Dieser tat also. Als nun inmitten der Nacht Karl sich dem Tore der Stadt nherte und durch basselbe hineinbrang, sprang ihm die Knigstochter, glcklich, das Versprechen erfllt zu sehen, entgegen, aber sie geriet alsbalb unter die Hufe der Roffe und hauchte, von biesen zerstampft, ihre Seele aus, benn es war finstere Nacht. Da erwachte durch das Wiehern der Roffe, die durch das Tor einbrangen, des Knigs Sohn Abalgis. Er ri das Schwert aus der Scheibe und erfchlug alle Franken, die hereinkamen, doch alfobalb verwies ihm dies fein Vater, weil es Gottes Wille fei, da die Stadt in die Hand der Feinde falle. Wie aber Adalgis fah, da er es mit einem fo groen Heere nicht aufnehmen knne, eilte er flchtig davon. Karl jedoch bemchtigte sich der

10. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 83

1912 - Langensalza : Beltz
— 83 — vor dem Eisen erzitterte die Festigkeit der Mauern, und der Mut der Jünglinge wie die Einsicht der Riten schwanden vor dem (Eisen dahin. Das, was ick stammelnder, zahnloser Mann in träger Breite und unschöner Form zu erzählen versucht habe, das sah der wahrheitsliebende Späher Dtker mit einem schnellen Blick, und sogleich wandte er sich zu Desiderius und sagte: ,,Siehe, da ist Karl, den du so lange eifrig gesucht hast!" und mit diesen Worten stürzte er fast leblos nieder. Fränkische Sage, erzählt von dem „Mönch von 5t. Gallen" (um 880). 35. Karl und Adalgis. Wie nun die Stadt pavia schon lange belagert wurde, da geschah es, datz die Tochter des Desiderius mit einer Rrmbrust einen Brief über den Ticinus-fluß in das Lager des Königs schoß, in dem sie schrieb, daß, wenn dieser sie zur Ehe nehmen wollte, sie ihm sogleich die Stadt und den ganzen Schatz des Vaters ausliefern würde. Karl antwortete ihr mit Morten, die ihre Liebe zu ihm noch heftiger werden ließen. Darauf stahl sie heimlich die Schlüssel zu dem Core der Stadt, die zu Häupten des schlafenden Vaters lagen, und meldete wieder vermittelst der Rrmbrust dem König, er solle sich in dieser Nacht bereit halten, mit den Seinen, sobald sie ihm das Zeichen gebe, in die Stadt einzurücken. Vieser tat also. Rls nun inmitten der Nacht Karl sich dem Tore der Stadt näherte und durch dasselbe hineindrang, sprang ihm die Königstochter, glücklich, das versprechen erfüllt zu sehen, entgegen, aber sie geriet alsbald unter die Hufe der Rosse und hauchte, von diesen zerstampft, ihre Seele aus, denn es war finstere Nacht. Da erwachte durch das wiehern der Rosse, die durch das Tor eindrangen, des Königs Sohn Rbalgis. (Er riß das Schwert aus der Scheide und erschlug alle Franken, die hereinkamen, doch alsobald verwies ihm dies sein Vater, weil es Gottes Wille sei, daß die Stadt in die Hand der Feinde falle, wie aber Rbalgis sah, daß er es mit einem so großen Heere nicht aufnehmen könne, eilte er flüchtig bavon. Karl jeboch bemächtigte sich der Stadt, zog zur königlichen Pfalz, ließ die ganze Bürgerschaft hierher entbieten und sie den Lid der Treue schwören. (744.) (Es erzählen aber einige, König Karl habe den Desiderius in der Stadt pavia, in der er gefangen wurde, blenden lassen. Als nun Karl bereits im Frieden das ganze Reich Italien beherrschte und er zufällig in der Stadt pavia Hof hielt, wagte es Rbalgis allein auf Kund* schaft zu kommen, benn er wünschte zu wissen, was man hier tat und sagte, und ob er noch Hoffnung auf das Reich haben könne. (Er war aber, wie wir schon gesagt haben, von jugenb auf voll Kraft und Kühnheit und Kriegen* schen Sinnes. Da er nun in die Stadt gekommen war, erkannte ihn nie-manb, denn er fuhr in einem Schiffe daher nicht wie ein Königssohn, sondern umgeben von einer kleinen Schar Leute, als wäre er geringen Stanbes. Keiner von den Kriegsleuten erkannte ihn, zuletzt aber erkannte ihn ein Mann, der mit ihm sehr vertraut und dem Vater ein sehr treuer Diener gewesen war. (Es war aber schon lange her, daß er Vater und Reich verloren hatte. Da er nun sah, daß er von jenem erkannt werde und nicht länger verborgen bleiben könne, begann er ihn flehentlich zu bitten und bei dem Tide, den er einst seinem Vater und ihm geschworen tyatte, zu beschwören, daß er dem König Karl seine Rnwesenheit nicht ver-rate. Jener gewährte ihm die Bitte und sprach: ,,Bei meiner Treue, 6*

11. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 16

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
— 16 — untergegebene Theil des Reiches wollte nicht seine unmündigen Söhne, sondern den kräftigen König Karl als seinen Herrn anerkennen. Karl nahm die Wahl an; aber der longobardifche König Desiderats nahm dte beiden Söhne Karlmanns an seinen Hof und wollte den Papst Hadrian zwingen, sie als Frankenkönige zu krönen. Er fiel verheerend in das päpstliche Gebiet ein und belagerte Rom. Da schickte der Papst Boten an Karl und bat um schleunige Hülfe. Karl war gern bereit, dem heil. Vater beizustehen; er sammelte ein Heer und zog nach Italien. Pavia wurde erobert, Desiderius gefangen genommen und dem Longobardenreiche ein Ende gemacht. Karl ließ sich vom Erzbischöfe m Mailand zum König der Longobarden krönen; aber die Longobarden behielten ihre Verfafsung und ihre Gesetze. Die Sage vom eisernen Karl. Als Karl gegen Pavia zog, wollte Desiderats die Macht des Feindes kennen lernen und stieg daher mit einem landflüchtigen Franken auf einen Thurm. Zuerst sahen sie den Vortrab der Franken, dann den langen Zug des Gepäcks, dann Reiterhaufen, hierauf die Schaar der Geistlichen, und jedesmal fragte Desiderats, ob Karl unter jenem Haufen fet, erhielt aber stets die Antwort: „Noch nicht!" Da ward dem Longobardenkönige bange, so daß er vorn Thurme herabjteigen wollte; der Franke hielt ihn aber zurück, indem er sagte: „Wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde hervorsprießxn siehst, wenn es dir scheint, als walzten der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist uns Karl nahe." Kaum hatte er gesprochen, so erschien im Westen ein schwarzes Gewimmel tote eine Wolke. Das Gewimmel kam näher und weithin glanzte es im Gefilde von blanken Waffen. Da erschien auch „der eiserne Karl", bedeckt von einem eisernen Helm, eisernen Arm schienen und einem eisernen Panzer. Seine Linke führte einen gewaltigen eisenbeschlagenen Speer, seine Rechte ruhte auf dem kräftigen Schtoertgriff, Etsenringe umhüllten seine Hüsten, Lisenschienen seine Beine, Roß und Schild schimmerten von Eisen, und die neben, vor und hinter ihm ritten, waren gleichfalls mit Eisen bedeckt. Da fiel dem Longobardenkönig „ob des Eisens, mit welchem Karl bewehrt war," der Muth;, eilends stieg er vom Thurme herab und übergab bte Stadt. 3. Karls Kaiserkrönung. Der Nachfolger des Papstes Hadrian war Papst Leo. Derselbe hatte von bösen Leuten, deren Ungerechtigkeit er nicht dulden wollte, viel zu leiden. Bei einer feierlichen Prozession überfiel ihn eine Rotte von Wüstlingen, warf ihn zu Boden und mißhandelte ihn. Da floh der Papst aus Italien zu den Franken. Er zeigte Karl die Narben, die von seinen Wunden geblieben waren und erzählte ihm, wie er mißhandelt worden sei. — Karl versprach Hülse, und der Papst

12. Das Mittelalter - S. 66

1852 - Leipzig : Brandstetter
66 konnte. Als sie nun zuerst das Heer der Krieger aus dem weiten fränkischen Reiche erblickten, sprach Desiverius zu Autkar: „Ist der König Karl unter dieser Schaar?" „Noch nicht," antwortete Autkar. Darauf nahete das Ge- päck heran, welches gar kein Ende nehmen wollte, und Desiderius fragte wie- der: „Ist Karl unter dieser Schaar?" „Noch nicht, noch nicht!" erwiederte Autkar. Da begann es dem Desiderius schwül zu Muthe zu werden und er sprach: „Was sollen wir denn thun, wenn ihrer noch mehr kommen?" Autkar sprach: „Du sollst ihn sehen, wenn er herannaht; aber was aus uns werden soll, weiß ich nicht!" Wie sie noch so redeten, zeigte sich ihnen ein anderer Haufe Bewaffneter. Als Desiderius die erblickte, sprach er bestürzt: „Das ist sicherlich Karl!" Aber Autkar entgegnete: „Auch das noch nicht, noch immer nicht!" Darauf nahten die Bischöfe, die Aebte, die Priester. Als Desiderius diese sah und schon an sein nahes Ende dachte, sprach er: „Laß uns hinunter steigen und uns verbergen vor dem Anblick des furchtbaren Feindes!" Autkar aber sagte: „Wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde starren siehst, wenn es dir scheint, als wälzte der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist Karl uns nahe!" Als sie noch so redeten, zeigte sich im fernen Westen ein schwarzes Ge- wimmel ähnlich einer dicken Wolke, welche ihre Schatten auf den sonnenhellen Tag wirft. Allmälig kam der Haufe heran und das Gestlde erglänzte weithin von den blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm, mit eisernen Armschienen, und die breite Brust und die Schultern mit einem eisernen Panzer umhüllt. In der linken Hand trug er einen langen eisen- beschlagenen Speer, dessen Spitze zum Himmel sah, die Rechte aber ruhte immer am Schwertgriff; an den Hüften trug er eiserne Panzerbekleidung und eiserne Schienen bedeckten auch seine Beine. Am Schilde sah man nichts als Eisen und sein Rost zeigte mit der Farbe des Eisens auch eiserne Fe- stigkeit. Alle umringten den König und ritten theils vor ihm, theils an sei- ner Seite, theils hinter ihm. Die Bürger, die von den Mauern aus zuschau- ten, riesen aus: „O des Eisens, mit welchem der König bewehrt ist!" Als die Beiden vom Thurme herab das Alles erblickten, wandte sich Autkar zu Deside- rius und sprach: „Siehe, da ist er, den du zu sehen begehrtest!" Desiderius aber stürzte vor Schrecken nieder. 3. Sage von der Einnahme von Pavia. Desiderius stoh mit einem Sohne und einer Tochter nach Pavia und hielt sich für sicher in dieser festen Stadt. Die Tochter des Desiderius hatte aber viel von der Macht des Königs Karl vernommen und ließ ihm deshalb mit einem Wurfgeschosse über den Ticinus einen Brief in sein Lager werfen. In diesem Briefe stand, daß sie ihm die Stadt und alle Schätze ihres Vaters über- liefern würde, wenn er sie zu seiner Frau und zur Königin des fränkischen Reiches machen wollte. Auf diesen Brief antwortete ihr Karl so, daß die Liebe der longobarvischen Königstochter noch mehr angefacht wurde. Sie ließ dem König wiederum durch ein Wurfgeschoß die Nachricht sagen, daß er sich in der- selben Nacht am Thore bereit halten sollte, welches sie auf das gegebene Zei- chen öffnen würde. So geschah es. Sie nahm die Schlüssel und öffnete das Thor und alsbald stürzten die Franken in die Stadt. Die Tochter des Desi-

13. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 26

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 26 - gewiß," sagte Desiderius bestimmt; denn mächtig und groß ist das Heer." Otker antwortete: ,Noch nicht, noch nicht." Da wurde der König ängstlich und sprach: „Weh, was sollen wir beginnen, wenn der Karl noch stärker kommt." „Wie er kommen wird, wirst du gewahr werden; was mit uns geschehen wird, weiß ich nicht," antwortete jener. Unter diesen Reden zeigte sich ein neuer Troß. Erstaunt sagte Desiderius: „Darunter ist doch Karl?" „Immer noch nicht," sprach Otker. Jetzt erblickt man im dichten Volksgewimmel Bischöfe, Äbte, Capellane, Kreuze und Fahnen ragten aus der Menge hervor, und süßer Weihrauch wirbelte auf. Außer sich stöhnte Desiderius: „Laß uns niedersteigen und uns bergen in der Erde vor dem Angesichte des starken Feindes." Da erinnerte sich Otker der Zeit, wo er noch Karls Größe und Herrlichkeit oft gesehen hatte, und er sprach: Wenn das Thal des Tessin und des Po weithin erglänzt in blanken Waffen, dann wird Karl erscheinen. Kaum war das Wort gesprochen, da erschienen die zahllosen Scharen der Krieger. Wie int Tessin eine Welle der andern folgte, so folgte eine Reiterschar der andern. Jetzt erschien auch Karl. Eisern war sein Helm, eisern Panzer und Schild. Arme und Beine waren mit Eisenpanzern geschützt, und auch sein Roß schien eisern an Mut und Farbe. Alle die vorausgingen, zur Seite waren und ihm nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet. Otker rief: „Hier ist er endlich, König, nach dem du so viel gefragt hast," und er stürzte erschrocken zu Boden. Ergänzungen. 1- Ob wohl Karl die Stadt Pavia erobern wird? Einem so mächtigen Heere wird Desiderius nicht auf die Dauer Widerstand leisten können. In der That mußte sich die Stadt nach sechsmonatlicher Belagerung ergeben. Der gefangene Desiderius wurde in ein Kloster geschickt und sein Reich mit dem fränkischen vereinigt. Karl nannte sich von nun ab König der Franken und Longobarden. 2. Karl der Große zog auch nach Rom. Welchen Empfang wird er dort gefunden haben? Der Papst Hadrian I. und das römische Volk werden ihn mit Freude und Dankbarkeit aufgenommen haben; denn Karl hatte ihren Feind vernichtet. — Der Papst, die Geistlichkeit, das ganze Volk ging ihm im feierlichen Zuge entgegen, und unter dem freudigen Zurufe des Volkes: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" zog Karl in Rom ein. 3. Die Päpste hatten also in den Frankenkönigen Gönner und mächtige Beschützer. Wie wird sich da auch nach Hadrians Tode der neue Papst Leo Iii. zu Karl gestellt haben? Er wird sich bestrebt haben, in Frieden und Freundschaft mit ihm zu leben. — Karl war wieder einmal in Rom. Es war gerade zu Weihnachten des Jahres 800. Mit dem Purpurmantel angethan kniete er am heiligen Festtage vor den Stufen des Hochaltars in der St. Peterskirche.

14. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 24

1880 - Halle : Anton
24 Dret Jahre lang theilte er die Herrschaft mit seinem Bruder Karl-rnann; nach dessen Tode wurde er Alleinherrscher des Frankenreichs. Karl wurde nicht umsonst „der Große" genannt: er war groß als Kriegsheld. 1. Aus Wunsch seiner Mutter hatte er die Tochter des Langobarden konigs Desiderius geheirathet, sie aber nach kurzer Zeit wieder nach Hause geschickt. Desiderius war darüber sehr erzürnt. Mit Freuden nahm er darum Karlmanns Wittwe mit ihren beiden Söhnen aus und verlangte vom Papste, er solle dieselben zu Königen der Franken salben; und_ als dieser der Forderung nicht nackkam, besetzte er den größten Theil des Kirchenstaates. Vom Papste zu Hilfe gerufen, zog nun Karl als Schirmherr desselben gegen den Langobardenkönig Deflderius und belagerte ihn in ^seiner Hauptstadt Pavia. Als Desiderius von der Ankunft Karls hörte, stieg er mit einem Ritter, welcher einst vor des Frankenkönigs Zorn zu ihm geflohen war, auf einen hohen Thurm, von wo sie die Ankommenden weit und breit erblicken konnten. Eine nach der andern erschienen die verschiedenen Abtheilungen des Frankenheeres; jedesmal fragte Desiderius mit steigender Angst, ob Karl unter den Kommenden sei, aber jedesmal erhielt er zur Antwort: „Noch nicht." Endlich zeigte es sich im Westen wie eine finstere Wolke: das war der eiserne Karl mit seinen eisernen Rittern — aus dem Haupte den eisernen Helm, die Arme mit eisernen Schienen bedeckt, Brust und Schultern durch eisernen Harnisch geschützt, in der Linken die hochaufgerichtete eiserne Lanze, die Rechte am Griff des eisernen Schwertes. So erfüllte Eisen die Felder und Wege, und die Strahlen der Sonne wurden durch feinen Glanz zurückgeworfen. Da sprach des Desiderus Begleiter: „Siehe, da ist er, nach dem dn so lange geforscht hast." Desiderius aber stürzte bei diesen Worten fast leblos zusammen. Karl eroberte Pavia, schickte Desiderius in ein Kloster und ließ sich mit der eisernen Krone zum König der Lombarden krönen. Wohl war diese Krone auch von Gold, aber im Innern derselben befand sich ein eiserner Reis, welcher angeblich aus einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet worden war; darum hieß sie die eiserne Krone. So wurde im Jahre 774 das lombardische Reich Hem Frankenreiche einverleibt. 2. Nachbarn der Franken waren die Sachsen. Sie wohnten zwischen Harz und Nordsee vom Niederrhein bis zur Elbe und zerfielen in die Westfalen (- zwischen Rhein und Weser), die Engern (= am Harz und im Weserthal) und die Ostfalen (— rechts von den Engern bis zur Elbe). Sie lebten noch ganz nach der Weise der alten Germanen; Städte und Dörfer gab es bei ihnen nicht; vielmehr wohnten sie in einzelnen Höfen, welche in der Mitte der zu ihnen gehörigen Felder, Wiesen und Wälder lagen. Könige hatten sie nicht, sondern Herzöge, welche jedoch nur für die Dauer eines Kriegszugs gewählt wurden. Als geschworene Feinde der Franken fielen sie häufig in deren Gebiet ein.

15. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 374

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 374 — Marsch alk, mar, märe = Pferd, sch als — Knecht. Veränderung dieses Wortes in Marschall und der Bedeutungswandel. Truchseß —von truhe; der die Truhen und ihren Inhalt zu bewahren hatte. Zu 4. Wie Karl sein Reich erweiterte. a. Karl und die Langobarden. Woher die Langobarden? Wie waren sie nach Italien gekommen? Völkerwanderung. Sage: Der eiserne Karl. Zur Zeit, als König Karl den Lombardenkönig Desiderius befeindete, lebte an des letztern Hofe Ogger, ein edler Franke, der vor Karls Ungnade das Land hatte räumen müssen. Wie nun die Nachricht erscholl, Karl rücke mit Heeresmacht heran, standen Desiderius und Ogger auf einem hohen Turm, von dessen Gipfel man weit und breit in das Reich schauen konnte. Das Gepäck rückte in Haufen an. Ist Karl unter diesem großen Heer? frug König Desiderius? „Noch nicht", versetzte Ogger. Nun kam der Landsturm des ganzen fränkischen Reichs. »Herunter befindet sich Karl aber gewiß", sagte Desiderius bestimmt. Ogger antwortete: „Noch nicht." Da tobte der König und sagte: „Was sollen wir anfangen, wenn noch mehrere mit ihm kommen?" „Wie er kommen wird", antwortete jener, „sollst du gewahr werden; was mit uns geschehe, weiß ich nicht." Unter diesen Reden zeigte sich ein neuer Troß. Erstaunt sagte Desiderius: „Darunter ist Karl?" „Immer noch nicht", sprach Ogger. Nächstdem erblickte man Bischöfe, Äbte, Kapellane mit ihrer Geistlichkeit. Außer sich stöhnte Desiderius: „O, laß uns niedersteigen und uns bergen in der Erde vor dem Angesichte dieses grausamen Feindes!" Da erinnerte sich Ogger der herrlichen, unvergleichlichen Macht des Königs Karl aus besseren Zeiten her und brach in die Worte aus: „Wenn du die Saat auf den Feldern wirst starren sehn, den eisernen Po und Tissino mit dunkeln eisenschwarzen Meereswellen die Stadtmauern überschwemmen, dann gewarte, daß Karl kommt." Kaum war dies ausgeredet, als sich in Westen wie eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Dann sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der Linken hoch aufreckend. In der Rechten hielt er den Stahl, der Schild war ganz aus Eisen, und auch sein Roß schien eisern an Mut und Farbe. Alle, die ihm vorausgingen, zur Seite waren und ihm nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet. Einen schnellen Blick darauf werfend, rief Ogger: „Hier hast du den, nach dem du so viel fragtest" und stürzte halb entseelt zu Boden. Brüder Grimm. Desiderius und Tassilo. — Vergleich.

16. Aus alten Zeiten - S. 178

1883 - Hannover : Hahn
— 178 — Unter diesen Reden zeigte sich ein neuer Haufen. Erstaunt sagte Desiderius: Darunter ist doch Karl?" — „Immer noch nicht," sprach ?9öcrr« •mäemorermt(fr!e man Bischöfe, Äbte und Kapellane mit ihrer Geistlichkeit. Außer sich stöhnte Desiderius: „D, laß uns nieder--steigen und uns bergen in der Erde vor dem Angesichte dieses arau-samen Mndes." Ogger aber brach in die Worte aus: „Wenn du die ^Laat auf den Feldern wirst starren sehen, den Po und Tissino mit eiftnjchwarzen Meereswellen die Stadtmauern überschwemmen dann gewarte, daß Karl kömmt." rrn ^au,m ^ör dies ausgeredet, als sich im Westen eine finstere .Wolfe zeigte, die den hellen Lag beschattete. Dann sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der Linken hoch aufreckend. j>n der Rechten hielt er den Stahl. Der Schild war gant aus Eisen und auch sein Roß schien eisern an Mut und Farbe. Alle, die ihm vorausgingen, zur Seite waren und ihm nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet, -frier'hast du dm, nach den du so viel fragtest," rief Ogger und stürzte halb entseelt zu Boden. Solcher Heeresmacht konnte sich Desiderius nicht lange erwehren. Bald eroberte Karl die Hauptstadt, nahm den König gefangen und ließ ihn geschoren m ein Kloster setzen, wo er nach kurzer ^eit starb Das longobardische Reich ward mit dem fränkischen vereinigt, und Karl nannte sich von nun an König der Franken und Langobarden und Schutzherr von Rom. 2. Einen viel schwierigeren^Krieg hatte Karl schon vorher mit den wachsen angefangen. Die Sachsen waren das einzige deutsche Bolk, das um diese Zeit noch in den alten Sitten und Gesetzen ganz frei für sich lebte. Noch opferten sie in ihren heiligen Hainen dem Wodan und dem Donar und feierten noch immer in ihren Gefangen die Thaten, wodurch sie ihre Götter und ihre Freiheit vor den Römern gerettet hatten. Mit den Franken lebten sie von altersher in Fehde. Denn nach altdeutscher Gewohnheit liebte es die kriegslustige Jugend der Sachsen unter einem tapferen Herzog tn das Land der Nachbarn einzufallen und nach kurzem Streifzuge mit Beute und Siegeszeichen zurückzukehren. Solche Nachbaren waren dem König Karl nicht angenehm. Er nahm sich daher vor, sie feiner Herrschaft zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Auf einer großen Reichsversammlung in Worms stellte er in beredten Worten die wiederholten Feindseligkeiten der Sachsen und das Verdienst ihrer Bekehrung seinen Edlen vor, und alle stimmten ihm bei und beschlossen den Krieg. Unverweilt siel nun Karl mit einem großen Heer in das unvorbereitete Sachfenland ein, verwüstete alles mit Feuer und Schwert, eroberte die Feste Eresburg und zerstörte das Heiligtum, das die Sachsen Jrminsul nannten. Dann zog der König an die Weser und ließ sich dort von den Sachsen zwölf Geiseln geben. Als aber Karl den Zug gegen die Langobarden machte, so glaubten die Sachsen sich feine Abwesenheit zu nutze machen zu

17. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 93

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
93 zur Seite gingen und alle, die ihm nachfolgten. Eisen erfllte die Felder und Wege; die Strahlen der Sonne wurden zurckgeworfen durch deu Glanz des Eisens; dem kalten Eisen bezeugte das vor Schrecken erstarrte Volk seine Huldigung, das Entsetzen vor dem glnzenden Eisen drang tief unter die Erde. O das Eisen! Wehe das Eisen! so tnte das ver-worrene Geschrei der Einwohner. Durch das Eisen erzitterte die Festigkeit der Mauern, und der Much der Jnglinge verging vor dem Eisen der Alten. -Das sah der wahrheitsliebende Spher Otkar mit raschem Blick und sprach zum Desiderius i Siehe, da hast du ihn, nach dem du so eifrig geforscht hast". Und bei diesen Worten strzte Destderius sast leblos zusammen. Karl verlie auf kurze Zeit sein Heer vor Pavia und zog nach Rom, um persnlich den Bund^eines Vaters Pippin mit dem Papste zu erneuern; er vermehrte die Pippin'sche Schenkung um Spoleto. Nach sechsmonatlicher Belagerung mute sich Pavia ergeben; Desiderius wurde mit ]einen Enkeln in ein frnkisches Kloster geschickt und das eroberte L on gobardenreich dem Frankenreiche einverleibt. 774. l) Als nun Karl bereits im ruhigen Besitze von Italien war und sich in der Stadt Pavia aufhielt, wollte Adelgis, der Sohn des Knigs Desiderius, sehen, was da vorging, und wagte es selbst, nach Pavia zu kommen. Denn er war von Jugend aus sehr stark und khn von Muth. Er fuhr zu Schiff dahin, nicht wie ein Knigssohn, sondern umgeben von wenigen Leuten, wie einer aus geringem Stande. Von niemandem wurde er erkannt, bis zuletzt von einem ehemaligen treuen Diener seines Vaters. Es war aber schon lange her, da er Vater und Reich verloren hatte. Als er sich nun von jenem erkannt sah, bat er ihn flehentlich und bei dein Eide der Treue, den er einst seinem Vater geschworen, da er ihn nicht dem Könige Karl verrathen mchte. Bei meiner Treue", antwortete jener, ich will dich niemandem verrathen, so lange ich dich verhehlen kann." So bitte ich denn", sagte Adelgis weiter, setze mich heute, wenn der König zu Mittag speist, an's Ende eines Tisches und schaffe, da alle Knochen, die man von der Tafel aufhebt, vor mich gelegt werden." Der andere versprach es; denn er war es, der die kniglichen Speisen auftragen mute, und als es nun an's Essen ging, that er alles der Verabredung gem. Adelgis aber zerbrach alle Knochen, a gleich einem hungrigen Lwen das Mark daraus und warf sie dann unter den Tisch. Als der König die Tafel aufgehoben hatte, erblickte er den Haufen Knochen unter dem Tych, und er fragte: Wer hat, um des Himmels willen, soviel *) Aus der Chronik von Novalese, die den reichsten Tagenschah aus der Geschichte der Longobarden enthlt.

18. Teil 1 - S. 82

1892 - Aachen : Barth
82 immer erhielt er die Antwort: Noch nicht!" Zuletzt zog die Schar der Ritter heran, und in ihrer Mitte ragte unter allen König Karl hervor. Von Eisen waren sein Helm, Panzer und Schild, und selbst sein Pferd schien von Eisen zu sein. Bei diesem Anblicke rief Desiderins aus: Lasset uns in die Erde kriechen vor diesem gewaltigen Feinde." Als Karl nun die Stadt belagerte, fate die Tochter des Desiderius eine groe Liebe zu ihm. Um ihu fr sich zu ge-Winnen, wollte sie sogar Verrat an ihrem Vater den. Sie schrieb an König Karl einen Brief, in welchem sie ihm die Stadt auszuliefern versprach, wenn er sie zu seiner Gemahlin machen wolle. Mit einer Armbrust scho sie das Schreiben in das frnkische Lager. Karl erwiderte den Brief mit schmeichlerischen Worten, und die Jungfrau entwendete ihrem Vater während der Nacht die Schlssel der Stadt und ffnete den Feinden ein Thor. Doch als die Verrterin nun voll Freude dem geliebten Könige entgegen eilte, geriet sie in dem Gedrnge unter die Rosse und fand so ihren Tod. 6. Krieg mit den Arabern in Spanien. Wenige Jahre nachher machte Karl einen Kriegszug nach Spanien. Dieses Land war seit mehr als 150 Jahren in dem Besitz mehrerer afrikanischen Fürsten, welche einander fortwhrend bekriegten. Nun bat einer derselben Karl um Hilfe, indem er ihm die Oberherrschaft der sein Reich anbot. Karl hoffte, den Unglubigen einen Teil des geraubten Landes wieder entreien zu knnen, und gewhrte die Hilfe. Er berschritt glcklich die Pyrenen und eroberte alles Land bis zum E b r o f l u f s e. Aber auf dem Rckzge wurde sein Heer in den Schluchten der Pyrenen von den wilden Gebirgsvlkern heimtckisch berfallen und groenteils niedergemacht. Karl verlor viele tapferen Ritter, unter ihnen den berhmten Helden Roland. Das Volk verherrlichte spter in feinen Liedern diesen Kampf auf folgende Weise. Einer der Gefhrten Karls, Namens Ganelun, bte an feinem Herrn Verrat. Als Karl das Land schon wieder verlassen hatte, reizte jener die Unglubigen auf, die Nachhut der Franken in dem Gebirge pltzlich zu ber-satten. Roland, welcher die Nachhut fhrte, stie in sein Horn,

19. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 144

1883 - Heidelberg : Winter
144 Karl der Große. Freilich gab sich der alte Freiheitstrotz der Sachsen noch einige Mal in einzelnen Aufstanden fund, die Karl indes leicht dämpfte. Die langwierigen Kämpfe gegen die Sachsen wurden durch mehrere andere Kriege Karls unterbrochen. Gleich nach dem Beginn des Sachsenkriegs zog Karl gegen den germanischen Volksstamm der Langobarden, welche (um 568) unter ihrem König Alboin im nördlichen Italien ein Reich gegründet hatten. Nach ihnen hieß später Norditalien auch „Lombardei". Da die Longobarden auch nach Mittelitalien vordrangen, so rief Papst Hadrian I, der Beherrscher des Kirchenstaats, den mächtigen Frankenkönig zu Hilse. Karl zog mit Heeresmacht heran und rückte vor Pavia, die Hauptstadt der Longobarben. Hier stanb Desiberins, der König der Longobarben, auf einem hohen Turm, um den Anmarsch der Franken zu beobachten. Ihm zur Seite stanb Dtfer, ein Dienst-mairn Karls, der bei diesem in Ungnade gefallen und zu den Longobarden geflohen war. Als man von fern den Troß des fränkischen Heeres herannahen sah, fragte Desiderius, ob das Karl sei? „Noch nicht", antwortete Dtfer. Darauf kam das Frankenheer herangezogen, Desiderius that dieselbe Frage und erhielt dieselbe Antwort. Da wurde der König unruhig und rief: „Was sollen wir thun, wenn mehrere kommen?" Jetzt zeigte sich ein anderer Haufe Bewaffneter. „Aber unter diesen ist er gewiß?" fragte Desiderius erschrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Daraus nahten die Bischöfe, die Äbte, die Priester. Bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit bebender Stimme: „Laß uns hinabsteigen und Schutz suchen vor dem Anblicke des grimmigen Feindes". Kaum hatte er ausgesprochen, als sich's vom Abend her wie eine düstere Wolke zeigte, die den hellen Tag verdunkelt. Allmählich kam der Haufe näher und weithin glänzte das Gefilde von blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helme und Brust-panzer, mit eisernen Arm- und Beinschienen. In der linken Haub trug er einen langen Speer, die rechte ruhte am Schwertgriffe. Am Schilbe sah man nichts als Eisen; auch sein Roß war bepanzert. Sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, so daß Felb und Straße mit Eisen wie bebeckt war und die Schwerter in der Sonne blitzten. „Das ist er", rief Otker aus, „den bu zu sehen begehrt hast!" Desiberins aber erbleichte vor Schrecken und stieg verzagenb vom Turme. Sechs Monate belagerte Karl der Große Pavia, dann ergab sich die Stadt. Desiderius geriet in Gefangenschaft, das Longobardenreich wurde mit dem fränkischen vereinigt (774).

20. Geschichte des deutschen Volkes - S. 46

1871 - Berlin : Vahlen
46 Karl der Groe. 768814. 70. Karl und Karlmann waren Beide mit Tchtern des Langobardenknigs Desiderius vermhlt gewesen, trotzdem der Pabst sich mit diesem Bunde von Anfang an sehr wenig zufrieden gezeigt hatte. Karlmann war seiner Ge-mahlin bis zu seinem Tode treu geblieben, Karl aber hatte die seine bald nach seinem Regierungsantritt verstoen und sie ihrem Vater, dem Könige Desiderius, heimgesandt. Als Karlmann starb, hinterlie er zwei Shne, die Karl mit Umgehung des strengen Rechtes, wenngleich nach alter Frankensitte und mit Zu-stimmung des gesammten Volkes, von der Erbfolge ausschlo. Mit diesen Kindern floh Karlmanns Wittwe gleichfalls zu Desiderius, und dieser erkannte sie als Frankenknige an und verlangte vom Pabste Hadrian, da er sie als solche salben sollte. Der Papst aber hielt, wie seine Vorgnger, zu dem mch-tigen Gebieter des Frankenreiches und weigerte sich, die zu thun. Dafr bedrngte Desiderius ihn in Rom. Der Pabst rief nun Karl um Hilfe an, der auch sogleich einen Feldzug unternahm und mit einem groen Heere, das er in Genf gesammelt hatte, der den St. Bernhard stieg. Desiderius flchtete sich vor dem eisernen Karl" in seine feste Hauptstadt Pavia. Karl aber be-setzte, mit Hilfe einer pbstlich-frnkifch gesinnten Partei, den ganzen Norden Italiens. Dann wandte er sich nach Rom, wo ihn der Papst wie einen Er-lfer empfing; Gelobet fei der da kommt im Namen des Herrn!" tnten ihm die Lobgesnge entgegen. In St. Peters Dom feierte er das Osterfest (774) mit groer Andacht und Pracht. Im Frhling eroberte er dann Pavia, schickte den Desiderius fammt den Shnen feines Bruders in's Kloster, und fgte die Langobarden dem groen Frankenreiche bei, ohne ihnen jedoch ihr eigenes Recht, ja selbst ihre Herzge zu nehmen. Karl herrschte jedoch nur bis zum Garigliauo; von da an gen Sden, von einem Meere zum andern, im Herzogthum Bene-vent, blieben unter Arichis freie Langobarden, die die Gesandten Karls mit Falken auf der Faust stolz und prchtig auf der Treppe ihrer Burg empfingen; von goldenem Stuhl erhob sich der Herzog, und leistete mehr aus Ehre, denn aus Furcht Schwur und Gehorsam, womit sich Karl begngte. Ebenso blieb Venedig frei. Auch des Desiderius Sohn, Adelgis, beugte sich nicht, sondern ging lieber in's Elend. Er war, wie ihn die Sage beschreibt, ein starker Jngling, der in der Schlacht mit eiserner Stange seine Feinde nieder-schlug, und der einst unerkannt zu Pavia in dem ehemaligen Palaste seines Vaters sich mit Karl zu Tische setzte, Hirsch- und Rinber- und Brenknochen wie Hanfstengel brach und das Mark baraus trank, wie es der Lwe thut bei feinem Mahle; zu spt erfuhr Karl, wer der Gast gewesen*). Als spter zu Gunsten biefes Adelgis Aufstnbe ausbrachen, kam Karl zum zweiten und britten Mal nach Italien (776, 787), und von der Zeit an wurden die Langobarden unter Grafen gestellt, wie das ganze Frankenreich, und das Lehnswesen trat *) Da sprach einer seiner Ritter: Wenn Du mir, o Herr, Deinen Armring gbest, so getraute ich mir ihn lebend oder tobt zu bringen"; und so lief er dem Adelgis nach. Dieser war im Schiff bm Ticino hinabgefahren. Jener ereilte ihn, hielt die Spangen boch und winkte ihn zum Ufer: Karl sende ihm ein Gastgeschenk nach. Arglos rnberte Abelgis heran; ba fiels ihm auf, ba jener ihm die Geschenke auf der Spitze des Speers reiche. Alsbalb warf er den Panzer der und den Schilb vor: Wenn Du mir auf der Schneide des Speers Geschenke bietest, so will ich sie auch auf der Schneide des Speers empfangen." So nahm er sie, und tauschte dann, zu stolz um sich von Karl etwas schenken zu lasten, seinen Armring dagegen. Diesen, und nicht den Adelgis, brachte der Ritter heim; als ihn aber der König anlegen wollte, fiel er ihm weit der den Arm bis auf die Schulter herab; da sprach Karl: Es ist nicht zu verwundern, da dieser Mann so gewaltige Krfte hat." (Nach Grimms Sagen und dem Chronicon von Novalese.)