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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
Königsmantel und dem Gürtel, gab ihm Stab und Scepter und sprach: „Züchtige väterlich die Verirrten, wache über deine Unterthanen und erzeige den Witwen und Waisen deine Milde." Hierauf salbte er ihn mit dem heiligen Oele, setzte ihm die Krone aufs Haupt und stellte ihn auf einen zwischen Marmorsäulen erbauten Thron, wo das ganze Volk den Neugekrönten schauen konnte. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begab sich Otto iu den kaiserlichen Palast, setzte sich an eine marmorne Speisetafel und hielt das Königsmahl. Die Herzöge leisteten die Ehrendienste und bedienten den jungen Herrscher. Der Herzog von Lothringen, Giselbert, ordnete als Erzkämmerer die Festseier, der Frankenherzog Eberhard sorgte als Truchseß für die Tafel, der Herzog von Schwaben schenkte den Wein ein, und der Herzog von Baiern war Marschall: er wies dem Gefolge die Lagerplätze an und nahm für die Ritter und Pferde Bedacht. 2. Was sein Vater begonnen, führte Otto kühn durch. Mit kräftiger Hand suchte er die gespaltenen deutschen Stämme zu einem Reiche zu verbinden, den Herzögen ihre Unabhängigkeit zu entziehen und als freier König der Deutschen zu herrschen. Durch dies Streben erregte er aber den Neid der trotzigen Großen, welche dem König gleich stehen wollten, und ward in heftige Kämpfe verwickelt. Doch sein Glück blieb ihm treu, und mit seiner gewaltigen Tapferkeit überwand er alle seine Gegner. Vor allem fühlte sich Eberhard von Franken verletzt. Dieser hatte einen ungehorsamen Vasallen bekriegt, dessen Burg gestürmt und die Bewohner erschlagen. Otto strafte ihn für den Reichsfriedensbruch und verurtheilte die Bundesgenossen desselben zu der entehrenden Strafe, Hunde nach Magdeburg zu tragen. Aus Rache verband sich Eberhard mit dem leidenschaftlichen Thankmar, Ottos ältestem Bruder, der sich zurückgesetzt fühlte, und erhob die Fahne der Empörung wider den königlichen Jüngling. Vergebens versuchte Otto den Weg der Milde und der Versöhnung; wilde Kriegsgreuel wurden in Hessen und Westfalen verübt. Da zog Otto mit Heeresmacht gegen die Empörer und erstürmte die Er e sbu rg, welcher sich Thankmar bemächtigt hatte. Von den Seinen rerlasfen, suchte Thankmar in einer Kirche Schutz. Aber die Sieger folgten ihm, und während sich an dem Altar ein harter Kampf entspann, flog ein Speer durchs Fenster und traf den Königssohn in den Rücken. Verwundet stürzte er nieder. Nun eilte ein Ritter herbei und gab ihm den Todesstoß. Eberhard flehte um Gnade, und Otto, großmüthig gegen Reuige, verwies ihn auf kurze Zeit nach Hildesheim und gab ihm sogar, nachdem er aufs neue den Treuschwur geleistet hatte, die frühere Stellung wieder zurück. 3. Nicht lange darnach griff Ottos jüngerer Bruder Heinrich zu den Waffen. Da der Vater bei seiner Geburt schon die Königskrone trug, glaubte er gerechtere Ansprüche auf den Thron zu haben. Er verbündete sich mit dem unzufriedenen Eberhard und dem ehrsüchtigen Giselbert von Lothringen, welcher sein Herzogthum in ein selbständiges Königreich zu verwandeln hoffte, rückte gegen seinen Bruder und brachte

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1. Badisches Realienbuch - S. 67

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
67 1 • und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mund- schenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unter- kunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögensverwalter) die ganze Feier. 2. Otto sucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. zum Vorbilde. Sein- Streben ging vor allem dahin, die königliche Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher suchte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches noch mehr wie sein Vater zu bloßen Lehenstrügern zu machen, die er nach seinem Willen ein- und absetzen: konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem war Eberhard Oou Franken über Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden zum Kampfe. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard t>ou Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto be- lagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 4. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Es entstand ein dreijähriger Krieg, der für die Feinde des Königs einen ungünstigen Ausgang nahm. Mit Eberhard und Heinrich vereinigte sich auch der Schwager Ottos, Herzog Gisel- bert von Lothringen. Dieser wollte sein Herzogtunr unabhängig machen. Es kam zum Kampfe. Otto siegte. Heinrich erhielt Verzeihung; aber bald darauf stiftete er in Sachsen eine Verschwörung gegen Otto an. Da erfuhr Otto, daß Eberhard und Giselbert ihr Heer über den Rhein gesetzt hatteir, nur in Sachsen einzudringen. Als sie nun eines Tages sorglos beim Brettspiel saßen, überfiel er sie plötzlich. Eberhard wurde erschlagen. Giselbert wollte über den Rhein entfliehen. Aber der Kahn sank unter, und Giselbert ertrank. Heinrich erhielt zum zweitenmal Verzeihung. Er ruhte aber nicht und förderte sogar einen ruchlosen Anschlag gegen Ottos Leben. In Quedlinburg sollte Otto überfallen werden. Aber die Mörder wurden entdeckt und hingerichtet. Nun kehrte aufrichtige Rene in Heinrichs Seele ein. Als Otto das Weihnachtsfest im Dome zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und in: Büßerhemde und warf sich dem schwergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn auf, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm. (Gedicht: Kaiser Otto und sein Bruder Heinrich.) 5. Befestigung und Ausdehnung der königlichen Macht. Nach und nach ge- lang es Otto, alle ihn: feindlich gesinnten Großen des Reiches zu besiegen. Nun wuchs seine königliche Macht immer mehr. Setzte er einen Lehensmann ein, so mußte dieser vor feinem Throne knieen, und wenn ihn dann Otto mit der befahnten Lanze belehnte (berührte), so mußte er ihm mit zusammengelegten Händen ge- loben, daß er ihm alle Zeit treu und gehorsam sein und ihm folgen loollte, wohin er ihn entbiete. Die Herzogtümer verlieh er fortan nur an nahe Verwandte oder an treu ergebene Freunde; sein . Bruder Heinrich erhielt das Herzogtum Bayern, sein Sohn Ludolf Schwaben, Lothringen übergab er seinem Schwager, dem Frankenherzog Konrad, während er Franken und Sachsen persönlich verwaltete. So erreichte der König das Ziel, das er sich gesteckt hatte, immer mehr: nämlich 5*

2. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 28

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 28 2. Otto sucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. zum Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher suchte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches noch mehr wie sein Vater zu bloßen Lehnsträgern zu machen, die er nach seinem Willen ein und ab setzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem war Eberhard von Franken über Ottos Streben ausgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser verweigerte ihm den Gehorsam. „Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren Stamm gekommen war, und wollte,: keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die ge- bührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten." Um nun den ungehorsamen Lehnsmann zu züchtigen, fiel Eberhard in Sachsen ein und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bald aber traf ihn rücklings ein Speer, und er sank zu Boden. Otto ver- nahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars lviegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog war. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Krone von Rechts lvegen gebühre. Es entstand ein 3 jähriger Krieg. Mit Eberhard und Heinrich vereinigte sich auch der Schwager Ottos, Herzog Giselbert von Lothringen. Dieser wollte sein Herzogtum unabhängig machen. Es kam zum Kampfe. Otto siegte. Heinrich erhielt Verzeihung. Bald darauf aber stiftete er eine Verschwörung gegen Otto in Sachsen. Da erfuhr Otto, daß Eberhard und Giselbert ihr Heer über den Rhein gesetzt hatten, um in Sachsen einzudringen. Als sie nun eines Tages sorglos beim Brettspiel saßen, überfiel er sie plötzlich. Eberhard wurde erschlagen. Giselbert wollte über den Rhein entfliehen. Aber der Kahn sank unter, und Giselbert ertrank. Heinrich erhielt zum zweitenmal Verzeihung. Er ruhte aber nicht und stiftete sogar eine Verschwörung gegen Ottos Leben an. In Quedlinburg sollte Otto überfallen werden. Aber die Mörder wurden entdeckt und hingerichtet. Nun kehrte aufrichtige Reue in Heinrichs Seele ein. Als Otto das Weihnachtsfest in: Dome zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich deut schwergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn aus, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm. (Gedicht: Kaiser Otto und sein Bruder Heinrich.) 6. Befestigung und Ausdehnung der königlichen Macht. Nach und nach gelang es Otto, alle ihm feindlich gesinnten Großen des Reiches zu besiegen. Nun wuchs seine königliche Macht innner mehr. Setzte er einen Lehnsmann ein, so

3. Mittelstufe - S. 30

1903 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 30 — 2. Otto sucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. zum Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche Gelvalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher suchte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches noch mehr wie sein Vater zu bloßen Lehnsträgern zu machen, die er nach seinem Willen ein und ab setzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem tvar Eberhard von Franken über Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser verweigerte ihm den Gehorsam. „Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche. Herrschaft an ihren Stamm gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die ge- bührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten." Um nun den ungehorsamen Lehnsmann zu züchtigen, siel Eberhard in Sachsen ein und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich ans ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch ivnrde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresbnrg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bald aber traf ihn rücklings ein Speer, und er sank zu Boden. Otto ver- nahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich lvar nämlich geboren, als sein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog lvar. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Krone von Rechts wegen gebühre. Es entstand ein 3 jähriger Krieg. Mit Eberhard und Heinrich vereinigte sich auch der Schwager Ottos, Herzog Giselbert von Lothringen. Dieser wollte sein Herzogtum unabhängig machen. Es kam zum Kampfe. Otto siegte. Heinrich erhielt Verzeihung. Bald darauf aber stiftete er eine Verschwörung gegen Otto in Sachsen. Da erfuhr Otto, daß Eberhard und Giselbert ihr Heer über den Rhein gesetzt hatten, um in Sachsen einzudringen. Als sie nun eines Tages sorglos beim Brettspiel saßen, überfiel er sic plötzlich. Eberhard lvurde erschlagen. Giselbert lvollte über den Rhein entfliehen. Aber der Kahn sank unter, und Giselbert ertrank. Heinrich erhielt zum zweitenmal Verzeihung. Er ruhte aber nicht und stiftete sogar eine Verschwörung gegen Ottos Leben an. In Quedlinburg sollte Otto überfallen werden. Aber die Mörder wurden entdeckt und hingerichtet. Nun kehrte aufrichtige Reue in Heinrichs Seele ein. Als Otto das Weihnachtsfest im Dome zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich dem schlvergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn auf, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm. (Gedicht: Kaiser Otto und sein Bruder Heinrich.) 6. Befestigung und Ausdehnung der königliche» Macht. Nach und nach gelang es Otto, alle ihm feindlich gesinnten Großen des Reiches zu besiegen. Nun lvuchs seine königliche Macht immer mehr. Setzte er einen Lehnsmann ein, so

4. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 48

1911 - Leipzig : Hirt
48 Das Deutsch-Rmische Reich bis zum Ausgange des Mittelalters. Krone auf. Dann ftteg Otto zum Throne empor, der zwischen zwei Marmorsulen errichtet war. Jetzt begann die Messe. Danach kehrte er mit allen Fürsten Grafen mo?Ls= und Edlen, Bischfen und bten in die Pfalz zurck. Hier wurde das Krnungs-mahl aufgetragen. Der trig fct an einer Djtarntortafet, und die Herzge bienten ihm m den Erzmtern. Der Herzog Giselbert von Lothringen ordnete als Erzkammerer die ganze Feier; der Herzog Eberhard von Franken sorgte als Erztruchse fr die Tafel; der Schwabenherzog versah das Amt des Erzmund-schenken und der Bayernherzog das des Erzmarschalls. Als die Festlichkeiten beendet waren, lohnte Otto einen jeden der Groen mit reichlichen Geschenken, und froh kehrten alle in die Heimat zurck. Ottos Ziel. 2. Ottos Kmpfe mit den Herzgen und Neuordnung der Reichs-Verfassung. Otto hatte sich Karl den Groen zum Vorbild genommen. Ihm war es nicht genug, wie sein Vater der erste unter den deutschen Fürsten zu sein, er wollte gleich seinem Vorbilde ein allgewaltiger Herrscher sein, dem sich die Herzge als seine bloen Vasallen unterzuordnen hatten. Mit groer Strenge, ja mit Hrte verfolgte Otto sein Ziel und geriet dadurch in langjhrige Kmpfe mit den Herzgen. Den Herzog Eberhard von Franken, der eigenmchtig einen seiner ungehorsamen Vasallen bestraft hatte, verurteilte Otto zu einer Geldbue. Eberhard war tief gekrnkt. Er verband sich mit Ottos lterm Stiefbruder Thankmar gegen den König. Aber Thankmar unterlag und fand seinen Tod. Im Inner? Eberhard erhielt Verzeihung, verband sich aber bald darauf mit dem jngern Bruder Ottos. Heinrich, der Ansprche aus den Thron erhob. Den beiden Emprern schlo sich Giselbert, Ottos Schwager, an. der sein Herzogtum Lothringen zu einem selbstndigen Knigreich erheben wollte. Nicht lange danach wurden Eberhard und Giselbert von Freunden Ottos auf einer Talwiese bei Andernach beim Brettspiel berrascht; Eberhard fiel im Handgemenge, und Giselbert ertrank beim Versuch, sich der den Rhein zu retten. Heinrich bat jetzt um Gnade, und Otto gewhrte sie. Trotzdem schmiedete jener bald darauf neue, schlimmre Plne. Er stiftete eine Ver-schwrung, den kniglichen Bruder zu ermorden. Der ruchlose Plan wurde verraten, und Heinrich floh. Auf die Frbitte der Mutter verzieh auch diesmal der König, schickte den Schuldigen aber in Haft nach Ingelheim. Sie wurde ihm bald unertrglich. Mit Hilfe feines Beicht-Vaters entfloh er in der Heiligen Nacht nach Frankfurt, wo Otto das Weihnachtsfest feierte. Reumtig warf er sich dem König zu Fen und flehte um Gnade. Otto hob ihn auf. schlo ihn in seine Arme und gab ihm die Freiheit. d?r H^?g- Bald darauf verlieh er^ihm das Herzogtum Bayern. Schwaben tumer. gab er seinem Sohne Ludolf und Lothringen seinem Schwiegersohne Konrad dem Roten, dem tapfersten Ritter seiner Zeit. Indem Otto so die Herzogtmer an seine nchsten Verwandten verteilte, brachte er sie durch die Person ihrer verwandten Herzge einander nher und

5. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 28

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 28 — einer Strafe von 100 Pfund Silber, und feine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß ru Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thaukmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Er es bürg sest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe, thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ent ergrimmter Löwe, biv er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. jycitttiti). Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als fein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog war. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Krone von Rechts wegen gebühre. Es entstand ein dreijähriger Krieg. Mit Eberhard und Heinrich vereinigte sich auch der Schwager Ottos, Herzog Giselbert von Lothringen. Dieser wollte sein Herzogtum unabhängig machen. Es kam zum Mampfe. Otto siegte. Heinrich erhielt Verzeihung. Bald daraus stiftete er eine Ver-schwöruug gegen Otto in Sachsen. Da erfuhr Otto, daß Eberhard und Giselbert ihr Heer über den Rhein gesetzt hatten, um in Sachsen einzudringen. Als sie nun eines Taqes sorglos beim Brettspiel saßen, überfiel er sie plötzlich. Eberhard wurde erschlagen. Giselbert wollte über den Rhein entfliehen. Aber der Kahn sank unter, und Giselbert ertrank. Heinrich erhielt zum zweitenmal Verzeihung. Er ruhte aber nicht und stiftete sogar eine Verschwörung gegen Ottos Leben an. In Quedlinburg sollte Otto überfallen werden. Aber die Mörder wurden entdeckt und hingerichtet. Nun kehrte aufrichtige Reue in Heinrichs Seele ein. Als Otto das Weihnachtsfest im Dome zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich dem schwergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn auf, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm. (Gedicht: Kaiser Otto und fein Bruder Heinrich.) 6. Befestigung und Ausdehnung der königlichen Macht. Nach und nach gelang es Otto, alle ihm feindlich gesinnten Großen des Reiches zu besiegen. Nun wuchs seine königliche Macht immer mehr. Setzte er einen Lehnsmann ein, so mußte dieser vor seinem Throne knieen, und wenn ihn dann Otto mit der & es ahnten Lanze belehnte (berührte), so mußte er ihm mit zusammengelegten Händen geloben, daß er ihm alle Zeit treu und gehorsam sein und ihm folgen wollte, wohin er ihn entbiete. So erreichte der König das Ziel, das er sich gesteckt hatte, immer mehr: nämlich die verschiedenen Stämme des deutschen Reiches zu einem Ganzen zu vereinigen und so das Reich einheitlich zu ge- stalten. Zu seiner Zeit entstand für die Gesamtheit derselben zuerst die Benennung „deutsches Volk", und auch ihre Sprache wurde von jetzt an als „deutsch" bezeichnet. Aber auch nach außen hin erweiterte Otto seine Macht. Im Osten seines Reiches stellte er die Marken wieder her (Nordmark, Lausitz usw.) und setzte hier den Kampf gegen die Slawen fort. Dadurch gewann er das Land zwischen Elbe und Oder. (S. 30, 3.) 7. Otto wird König der Langobarden. In Italien waren große Unruhen ausgebrochen, seit es von Deutschland getrennt war. Zu Ottos Zeit starb dort

6. Geschichte und Geographie - S. 49

1886 - Hamburg : Meißner
— 49 — fortlief). Das Amt des Erztruchseß, dem die Anordnung der Festtafel oblag, hatte Herzog Eberhard von Franken, Erzmnndschenk war Herzog Hermann von Schwaben, Giselbert von Lothringen war Erzkämmerer, und das Amt des Erzmarfchalls, der für die Unterbringung des Rittergefolges sorgte, übernahm der Herzog von Bayern. Otto selbst war eine ritterliche Erscheinung, hohe Kraft, beharrlicher Wille, große Strenge, aber auch Gerechtigkeit und Großmut zeichneten ihn aus. Nach dem Vorbilde Karls des Großen wollte er herrschen. In den ersten Jahren feiner Regierung hatte Otto innere Kampfe mit aufständischen Fürsten zu bestehen; zuerst gegen den Herzog Eberhard von Franken. Dieser war wegen einer Fehde von Otto mit Strafe belegt worden. Im Unwillen darüber verband er sich mit Thankmar, einem Stiefbruder des Königs, der sich zurückgesetzt fühlte, weil Otto zwei tapfere Männer, obwohl geringerer Herkunft, den Grafen Gero und den Sachsen Hermann Billung, zu Markgrafen an die Grenze gegen die Slaven gefetzt und ihm ein solches Amt nicht anvertraut hatte. Thankmar bemächtigte sich der Eresburg und unternahm Raubzüge durch das Land. Aber bald ward feine Burg eingenommen und er ohne Ottos Wissen getötet. Da unterwarf sich Eberhard von Franken und erlangte bald Verzeihung. — Des Königs jüngerer Bruder Heinrich strebte aus Ehrgeiz nach der Krone. Er verband sich mit Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen zu einem Bunde gegen den Bruder. Aber das Glück war wieder auf Ottos Seite. Sein Heer besiegte die ihm an Zahl überlegenen Gegner in der Schlacht bei Birthen. Als nun die beiben Herzöge in einen Hinterhalt gerieten, wobei Eberharb fiel, währenb Gifelbrecht auf der Flucht im Rheine ertrank, war der Aufstanb niedergeworfen. Heinrich, des Königs Bruder, erhielt auf warnte Fürsprache der Mutter Verzeihung von Otto. Von nun an blieb er ihm unerschütterlich treu. Währenb biefer inneren Kämpfe waren die Dänen in Schleswig eingefallen. Ottos Heere brartgert tief in das Gebiet des Feinbes und gewannen einen glänzenben Sieg. Nach der Sage ist Otto selbst bis in die Norbfpitze von Jütlanb Notgedrungen und hat feinen Speer weit ins Meer gefchleubert. (Ottenfunb.) Gegen die L-laven hatte Gero harte Kämpfe zu bestehen. Immer wieber empörten sie sich; aber überall trat Gero siegreich auf. Allmählich schritt die beutfche Herrschaft vor. Gero grünbete feste Plätze und Bistümer (Havelberg und Branben-burg) und rief sächsische Anfiebler ins Land. Auf biefe Weise konnte er das Land zwischen Elbe und Ober, das heutige Vranbenburg, für beutfche Sprache und Sitte gewinnen (germanisieren). Damit legte er bett Grunb zur späteren Mark Branbenburg. So stand Otto I. ums Jahr 950 als gewaltiger Herrscher Geschichte it. Geographie. 4

7. Kursus 2 - S. 53

1897 - Altenburg : Pierer
53 während Eberhard, nachdem er die Trauerbotschaft erhalten hat, des Knigs Bruder Heinrich, den er gefangen hlt, bittet, fr ihn Verzeihung zu erwirken. Unter welcher Bedingung will dieser es thun? Ob Otto sie gewhrt? Ja, sie wird ihm gewhrt; hat er sich doch frher so edelmtig bewiesen. Zusammenfassung: König Ottos Kampf wider Eberhard von Franken und seinen Bruder Thankmar. Ob Herzog Eberhard nun seinen Treuschwur halten wird? 2. Wie sich Herzog Eberhard von Franken mit Ottos jngerem Bruder Heinrich emprt. Warum hlt er den Treuschwur nicht? Er hatte ja Herzog Heinrich gelobt, sich mit ibm gegen den König, seinen Herrn und Bruder, zu erheben und ihm die Krone aufs Haupt zu setzen. Unter dieser Bedingung allein hatte Heinrich Frsprache beim König eingelegt. Eberhard hatte also nur dem Könige gegenber Treue geheuchelt. Im Herzen trug er sich schon mit dem Gedanken einer neuen Emprung. Ob noch andre sich den Emprern anschlieen? Ja, Ottos Schwager, der Herzog Giselbert von Lothringen und der König von Frankreich. -Was erkennen wir hieraus? Di^Hnzge scheinen mit Ottos Regierung nicht zufrieden gewesen zu sein. Es war so. Otto behandelte die Herzge so wie seine Sachsen und verlangte von ihnen denselben Gehorsam wie von jenen. Ihm lag nicht nur daran, dem Namen nach deutscher König zu sein, sondern er wollte auch die Macht als deutscher König ausben, wie aus der Bestrafung Eberhards und seiner Vasallen deutlich hervorging. Das gefiel den Herzgen nicht; sie wollten nicht Beamte des Knigs sein, sondern selbstndige Herren. Deshalb emprten sie sich mit Heinrich. Ob der Plan gelingt? Nein. Eberhard und Giselbert unternehmen einen Raubzug nach dem Rheine, um des Knigs Getreuen durch Brand und Raub zu schdigen; aber des Knigs Ritter berfallen sie pltzlich. Eberhard wird von den ihn verfolgenden Feinden nieder-gehauen, während Giselbert in den Fluten des Rheines umkommt. Was wird aus Heinrich werden? Er floh nach Frankreich, erhielt aber auf_derjdmter Frsprache Verzeihung und durfte bpimfphrm _ Ob König Mo'nunmuhe^kle vor setlmslfeinden? Nein; noch einmal zettelt Heinrich eine Verschwrung an, diesmal mit den Groen / des Sachsenlandes. Heimlich wollen sie den König b.f^ierbes j Osterfestes ermorden und Heinrich die Krone aufs Haupt setzen. Obi der Anschlag gelingt? Otto erfhrt davon, schtzt sich durch einei starke Leibwache und vereitelt so den Anschlag. Nach dem Feste lt er die Verschwrer ergreifen und tten. Heinrich entflieht. Ob et wieder heimkehren darf? Seine Begnadigung. Sage. Gedicht von Mhler.*) Zusammenfassung: Wie Ottos Bruder Heinrich sich mit den Herzgen verbndet und nach der Krone trachtet. Hauptzusammenfassung: Ottos Kampf um seine Krone. Iii. Wodurch die Aufstnde der Herzge herbeigefhrt wurden und was sie zur Folge hatten. *) Kaiser Otto I. und sein Bruder Heinrich.

8. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. 46

1900 - Gießen : Roth
44 Bilder aus der deutschen Geschichte. nahm ihnen dasselbe wieder ab und gründete die Mark Schleswig. So waren auch im Norden die von Karl dem Großen dem Reiche gesteckten Grenzen tviederhergestellt. Heinrichs Tod. Nachdem Heinrich so im Innern Ordnung geschafft und nach außen das Ansehen des Reiches wiederhergestellt hatte, berief er die Großen des Reichs nach Erfurt und empfahl ihnen feinen Sohn Otto zum Nachfolger. Kurze Zeit darauf starb er in Memleben und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster zu Quedlinburg beigesetzt. 11. Mo der Kroße (936—973). Krönung. Otto war ein würdiger Nachfolger seines Vaters, wenn er auch andere Wege ging als dieser. Seine Krönung zum deutschen König erfolgte in Aachen durch den Erzbischof von Mainz. Hierbei verrichteten zum erstenmal die vornehmsten Fürsten die Arbeiten der ihnen übertragenen Ämter. Die Krönungsfeier leitete der Herzog von Lothringen als Reichs kämm ere r. Der Herzog von Frauken sorgte als Truchseß für die Tafel; der Herzog von Schwaben versah das Scheukenamt, und der Herzog von Bayern traf als Marsch all Vorsorge für die Ritter und deren Pferde. Ottos Eigenart. König Heinrich hatte sich mit der Ehre begnügt, der erste unter den deutschen Fürsten zu sein. Gewitzigt durch die schlimmen Erfahrungen seines Vorgängers, hatte er den Herzögen in der Verwaltung ihrer Stammlaude fast volle Selbständigkeit gewährt und es geschehen lassen, daß diese ihre Würden auf ihre Nach- folger vererbten. Anders Otto! Sein Vorbild war Karl der Große. Wie dieser erkannte er seine Aufgabe darin. v1 i die deutschen Stämme zu einem einheitlichen Reiche (i l zu vereinigen, in welchem er unbeschränkt die höchste Richter- und Herrschergewalt ausübte. Er betrachtete des- halb die Herzogswürde als ein Reichsamt, das von ihm nach freier Entschließung vergeben werden könne. Otto der Große. Sdie Reichseinkünste, die unter der schwächlichen Regierung der Karolinger zum großen Teil verschleudert worden waren, suchte er wieder zu sammeln und zu bewahren. Zu diesen gehörten die Erträge der Kammer- güter, Reichsforsteu und Bergwerke, die Zölle und Gerichtsbußen, sowie der Ertrag des Müuzrechts. Innere Kämpfe. Das Bestreben Ottos zur Erhöhung der königlichen Macht weckte allenthalben Unzufriedenheit. Namentlich betrachtete Eberhard von Frauken die wachsende Macht der Sachsen mit Eifersucht. Er war Otto gram, weil dieser ihn wegen Bruchs des Landfriedens mit einer Strafe belegt hatte. Er verband sich deshalb mit Thankmar, einem Stiefbruder Ottos, und beide erhoben die Fahne der Empörung. Thankmar wurde erschlagen, und Eberhard mußte Ottos Gnade an- rufen. — Heinrich, ein jüngerer Bruder Ottos, hielt sich für würdiger, die Königs- krone zu tragen, weil er geborm wurde, als sein Vater bereits König war. Voni Ehrgeiz verblendet, verband er sich mit den Herzögen von Franken und Lothringen, um seinen Bruder vom Throne zu stoßen. Zweimal brachten die Empörer den König in große Not. da wurden sie bei Andernach von königstreuen Rittern plötzlich überfallen. Eberhard und Giselbert, Herzog von Lothringen, wurden getötet, Heinrich aber mußte sich unterwerfen. Otto ließ seinem Bruder Gnade angedeihen, erntete aber schlechten Dank von dem verblendeten Jüngling, denn noch zweimal empörte er sich. Trotzdem verzieh ihm der König großmütig zum zweiten und dritten Male. Endlich erfaßte Reue das Herz des hochstrebenden Jünglings, er versöhnte sich mit seinem Bruder unil erkannte dessen Vorrang rückhaltlos au.

9. Geschichte des deutschen Volkes - S. 70

1867 - Berlin : Vahlen
70 Otto der Große. 936—973. Innere deutsche Verhältnisse bis 950. ß 105—107. Volk rief Heil dem von ihm gekornen Herrscher, und die Herzoge der einzelnen Stämme leisteten ihm Lei Tisch und Hof die persönlichen Dienste des Mund- schenken, Truchseß, Marschalls und Kämmerers (§ 55.), wie sie die Großen von ihren Lehnsträgern zu empfangen gewohnt waren. Und anders, als Heinrich I. faßte Otto I., dem als Vorbild der gewaltige Karl der Große diente, sein Königsamt; hatte Heinrich die großen Herzöge der Stämme fast wie selbststän- dige Fürsten behandelt, so betrachtete sie Otto wieder als seine Beamten und Lehnsträger, die er, wenn sie sich gegen ihn oder das Reich vergingen, absetzen durfte. — Zunächst hatte Otto die äußeren Grenzen des Reichs zu schützen. Denn die wendischen Völker benutzte!, den Regierungswechsel, um in einem Auf- stande einen Befreiungsversuch zu machen. Aber Otto hielt sie im Gehorsam, und besonders half ihm dabei ein sächsischer Großer, Hermann Billung, Graf in der sächsischen Nordmark, der hier weiter und weiter die deutsche Herr- schaft ausdehnte. — Die Böhmen hatten sich gleichfalls erhoben, und behaup- teten, während Otto im Reiche beschäftigt war, wirklich eine fast zwölfjährige Unabhängigkeit. Auch die Ungarn versuchten einzelne Einfälle, gaben sie aber bald auf, als sie sahen, wie Otto an Kraft und Entschlossenheit seinem Vater nicht nachstand. § 106. Schlimmer als die äußeren Gefahren waren die inneren. Ueber das herrischere Auftreten des jungen Otto und über die Bevorzugung der stolzen Sachsen, waren die Franken mißmüthig, deren Herzog noch jener Eberhard war, der einst Heinrich I. die Krone gebracht hatte (§ 98.). Otto gewährte diesem die reichen Belehnungen nicht, die er von dem Vater erhalten hatte. Während hier Unzufriedenheit gährte, brach bereits der Baierherzog — er hieß auch Eberhard — in offenem Aufstand los. Otto zog gegen diesen, besiegte ihn, setzte ihn ab und hob hier alle jene Rechte auf, die Heinrich I. den Baier- herzögen noch gelassen. Unterdessen aber bildete sich im Norden Deutschlands die drohende Verschwörung völlig aus. Otto hatte einen älteren Halbbruder, Thankmar, ans einer ersten Ehe Heinrichs, die von der Kirche wegen zu naher Verwandschaft getrennt worden war. Dieser fühlte sich zurückgesetzt, und ' erhob sich mit dem gleichfalls unzufriedenen Eberhard. Beide verwüsteten West- falen und Eberhard nahm selbst den jüngeren Bruder Ottos, Heinrich, ge- fangen. Jetzt eilte der König Otto herbei, Thankmar floh und schloß sich in die Eresberg (§ 71.) ein, wo er beim Sturm von Otto s Leuten in der Kirche am Altar, wohin er geflüchtet, in tapferem Kampfe erschlagen wurde. Eberhard erhielt Vergebung, indem er seinen Gefangenen, den jungen Heinrich, zum Für- sprecher wählte. § 107. Schon aber war durch Eberhards Anreizung in der Seele dieses Jünglings Mißmuth gegen seinen eigenen Bruder geweckt. Otto war zwar Heinrichs I. ältester Sohn: aber er war geboren, als dieser noch Herzog war; Heinrich dagegen war demselben, als er schon König war, geboren; ihn vor Allem liebte die Mutter, Mathilde, und der stolze Jüngling hielt sich mehr als den Bruder berechtigt, des Vaters Nachfolger zu sein. Er unterhandelte mit seinem wankelmüthigen Schwager, dem Herzog Giselbert von Lotharingen, und begann den Aufstand, indem er zu diesem sich begab, 939. Aber ehe noch die Empörung weiter griff, eilte Otto mit geringer Macht über den Rhein, schlug Heinrich und Giselbert bei Birthen, und diese konnten nun nicht anders sich helfen, als selbst den französischen König, Ludwig Iv., Ultramarinus, zu Hilfe zu rufen, der aber Otto wenig schadete. Heinrich suchte damals schein- bar Versöhnung, erhielt sie auf Fürsprache seiner Mutter Mathilde, benutzte

10. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 98

1903 - Wiesbaden : Behrend
98 von Bayern bernahm das Unterbringen der Gste (Erzmarschall). Diese Ehrenmter blieben in der Zukunft bei den Herzgen des Reiches, während die Erzbischfe von Mainz, Kln und Trier das Recht der Krnung beanspruchten. Der Herzog von Sachsen ist nicht erwhnt, weil der Kaiser, wie vor ihm sein Vater, das Sachsenland als Herzog selbst verwaltete. Spter bergab Otto das Herzogtum Sachsen einem Verwandten, Hermann, aus dem Hause Billung. (S. 106. 109.) 2. Kmpfe gegen die Emprer im Reiche. Otto hatte von seiner kniglichen Wrde eine hohe Auffassung und nahm sich den gewaltigen Karl den Groen zum Vorbild. Sein Ziel war: straffe, einheit-liehe Regierung des Reiches durch den Herrscher. Darum sah er die Stellung der Herzge nur als Reichsamt an, das keinerlei Vorrechte zum Nachteil der Krone mit sich bringen drfe. Sein Streben nach Erhhung der kniglichen Gewalt brachte ihm aber viele Kmpfe. Otto hatte einen altern Stiefbruder, Thankmar, der sich von ihm zurck-gefetzt fhlte. Dieser wurde durch Eberhard von Franken, denselben Herzog, der einst die Krone an Ottos Vater abgetreten hatte, zur Emprung verleitet. Eber-hard hatte den Reichsfrieden dadurch gebrochen, da er sich in einem Streite mit einem ungehorsamen Lehnsmann selbst Recht verschaffte, statt beim Könige sein Recht zu suchen. Otto verurteilte ihn zu einer gerechten Strafe und lud dadurch den Groll Eberhards auf sich. Thankmar setzte sich in der Eresburg fest. Als Otto die Burg erstrmen lie, wurde Thankmar am Altar der Kirche durch einen Lanzenstich gettet. Eberhard rief nun die Gnade Ottos an, hatte aber unterdessen schon mit dem jngern Bruder Ottos, Heinrich, den Plan zu einer neuen Erhebung ver>H abredet. Heinrich glaubte, grere Ansprche auf den Thron zu haben als Otto, weil er geboren wurde, als sein Vater schon König war, während dieser bei Ottos Geburt erst die Herzogswrde besa. Auch der Herzog Giselbert von Loth-ringen sagte den Aufrhrern Hilfe zu. Mehrmals versuchte Otto vergeblich, sich mit seinem Bruder Heinrich zu vershnen; dann schlug er das Heer der Emprer unweit Tanten. Bald darauf erhielt er die Botschaft vom Tode seiner beiden gefhrlichsten Gegner Eberhard und Giselbert. Ein Vetter Eber-Harbs, der treu zu Otto hielt, hatte diese bei Andernach berfallen; Eberhard siel nach heldenmtiger Gegenwehr, und der Herzog von Lothringen ertrank auf der Flucht in den Wellen des Rheines. Heinrich floh nach Frankreich. Obwohl Otto ihm verzieh, stiftete er eine Verschwrung gegen das Leben des Knigs an, die aber verraten wurde. Nun wurde Heinrich zu Ingelheim in Haft genommen, und endlich kehrte Reue in sein Herz ein. Er floh nachts und warf sich dem König, als dieser die Weihnachtsmette im Dome zu Frankfurt a. M. besuchte, im hrenen Bugewande zu Fen Wiederum erhielt er Ver-zeihung und war von nun an der treue st efreundseineshoch herzigen Bruders. (Gedicht: Kaiser Otto und Heinrich", von H. von Mhler.) So war Otto Sieger der alle seine Gegner. Um die knigliche Macht zu befestigen und zu erhhen, besetzte er die Stammes-Herzogtmer nach und nach mit seinen nchsten Verwandten; Lothringen erhielt sein Schwiegersohn Konrad der Rote von Franken, Bayern bertrug er seinem Bruder Heinrich, Schwaben seinem Sohne Ludolf, Sachsen (anfnglich, f. o.) und Franken verwaltete er selbst. Dann setzte er Pfalzgrafen ein, welche die Herzge und Grafen zu berwachen hatten. Aber mit der Verleihung der Herzogtmer an feine nchsten Verwandten

11. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 76

1918 - Breslau : Hirt
76 Die Könige aus dem Sächsischen Haus. Otto der Große. 936-973. § 41. Die Begründung der Reichsgewalt. Otto I. war vierundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, und von vornherein entschlossen, die Königsgewalt zu erweitern. Er ließ sich zu Aachen salben und krönen, empfing hier die Hulbiguug, ja die Hofdienste der Herzöge und schien durch diese ersten Handlungen ausbrücken zu wollen, daß er an Karl den Großen «ueber anzuknüpfen gebenfe. Als nach dem Tode des Herzogs von Bayern bessen Sohn die Hulbigung verweigerte, setzte ihn Otto ab, ernannte einen neuen Herzog und schmälerte zugleich seine herzoglichen Rechte. Empörungen gegen Otto. Der Versuch, die königliche Gewalt zu vermehren, richtete sich gegen die Herzoge; es kam deshalb zweimal zu Ausständen gegen Otto, das erstemal im Anfange, das zweitemal in der Mitte seiner Regierung. 1. Ansstanb Eberharbs und Heinrichs. Als Herzog Eberhard von Franken, Konrads I. Bruder, weil er sich eigenmächtig gegen einen sächsischen Großen Recht verschafft hatte, von Otto zu einer Buße verurteilt worden war, empörte er sich gegen den König und verbündete sich mit Thankmar, Ottos Stiefbruder. Durch ihn bekam er Heinrich, Ottos jüngeren Bruder, in die Hand. Als Thankmar auf der Eresburg gefallen war, erneute Eberhard nach vorübergehender Verständigung mit Otto den Aufstand; Giselbert von Lothringen und Heinrich, dem viele sächsische Große, unwillig über Ottos Herrschest, anhingen, schloffen sich ihm an. Das Königtum war schwer bedroht. Aber bei Birten wurden feine Gegner geschlagen, in einem zweiten Gefechte bei Andernach fiel Eberhard, Giselbert ertrank auf der Flucht im Rheine, Heinrich unterwarf sich. Häßliche Anschläge, die er später noch gegen das Leben Ottos richtete, mißlangen; in Frankfurt föhnten sich endlich die Brüber vvllstänbig miteinander ans. Darauf erhielten sämtliche ertebigten Herzogtümer vom Könige Herzöge, die er dem Kreise seiner nächsten Verwanbteu entnahm. Franken verwaltete er selbst, Lothringen erhielt fein Eibam Konrab, Bayern, das balb bar ans erlebigt würde, fein Brnber Heinrich, Schwaben fein Sohn Lubolf. Überall würde die herzogliche Gewalt geschmälert; der König behielt der Krone das Recht vor, die erledigten Bistümer zu besetzen, er zog das noch vorhandene Königsgut, dessen Verwaltung den Herzogen überlassen worden war, ein und unterstellte es königlichen Pfalzgrafen. 2. Der Aufstand der Söhne. Als Otto zum erstenmal nach Italien gezogen war, empörten sich Ludolf und Konrad gegen ihn, hauptsächlich wohl, weil sie mit Heinrich von Bayern, der den größten Einfluß auf den König ausübte, verfeindet waren. Wieder schlossen sich

12. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 42

1905 - Breslau : Dülfer
42 Grndung des heiligen rmischen Reiches deutscher Nation. es zu langwierigen, erbitterten inneren Kmpfen, aus denen Otto immer siegreich hervorging. Nach und nach brachte er alle Herzogtmer an sich und gab sie seinen Verwandten, doch auch diese waren ihm nicht immer treu. Zuerst emprte sich gegen ihn sein lterer Bruder Thankmar, der grere Anrechte auf die Krone zu haben glaubte. Den Ansto zu diesem Streite gab der Herzog Eberhard von /Franken, der 919 Heinrich I. die Knigskrone bermlch! htte'! Hot er einst eigenmchtig einen ungehorsamen schsischen Lehnsmann bestrafte, verurteilte ihn Otto zu einer Bermgensbue, während die frnkischen Kriegsobersten Hunde bis nach Magdeburg tragen muten (eine Ehren-strafe fr Freie). Darber ergrimmt, verband sich Eberbard mit dem unzufriedenen Thankmar. . Anfangs war dieser vom Glck begnstigt, nahm eine Burg ein und fand hier feinen jngeren Bruder Heinrich, den er dem Herzog Eberhard als Pfand auslieferte. Bald jedoch wurde er von den Mannen des Knigs in der Feste Eresburg eingeschlossen und nach tapferer Gegenwehr gettet. Eberhard unterwarf sich und bat den König um Verzeihung. Da Heinrich der Frbitter beim Könige wurde, kam der Herzog mit einer kurzen Verbannung davon. _ Er lohnte jedoch die Milde Ottos I. mit Undank; denn er stellte dem herrschschtigen Heinrich vor, da er der rechtmige Erbe des Knigs-thrones wre, da er und nicht Otto kniglichen Geblts sei (Otto war bereits vor, Heinrich erst nach der Erhebung des Baters zur Knigs-wrde geboren). Mit Heinrich und Eberhard war auch der Herzog Giselbert von Lotbrinaen. der Schwager des Knigs, an dem neuen Aufstande beteiligt. Die Aufstndischen zogen an den Rhein; Otto er-eilte sie bei der Mndung der Lippe, und sein tapferes Heer besiegte sie 939 939 in der Schlacht bei Birten. Spter setzte er den Kampf mit abwechselndem Gl^n^Lohrmgen" und am Oberrhein fort; zu feinen Gegnern hatte sich noch der von ihm gekrnkte Erzbischos Friedrich von Mainz gesellt. Als eines Tages die^Herzoge Giselbert und Eberhard bei Andernach der den Rhein gesetzt waren und nach Rckkehr ihres Heeres nur mit geringem Gefolge beim Mahle saen, wurden sie berrascht und vollends geschlagen; beide Herzge fanden hier ihren Tod. Nach kurzer Zeit lag nun Elsa und Lothringen bezwungen zu Ottos Fen; auch sein aufrhrerischer Bruder mute sich bald vor ihm demtigen. Otto zeigte sich gromtig und bertrug ihm spter die Herzogswrde von Lothringen; der Mainzer Erzbischos wurde mit kurzer Verbannung bestraft. Aufs neue erntete Otto I. schnden Undank. Als er Heinrich nach herrischem Regiment seines Herzogtums entsetzen mute, verband dieser sich mit dem Erzbischos Friedrich wiederum gegen den König; sie wollten ihn durch Verschworne ermorden lassen. Doch der tckische Anschlag wurde verraten, der Erzbischos dem Abt von Fulda als Gefangener ber-geben, Heinrich in Ingelheim in strenger Haft gehalten; dennoch gelang es ihm zu entfliehen.

13. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit der sächsischen Kaiser. 45 hatte, lud er vor sein Gericht; aber Eberhard kam nicht, sondern stiftete eine Verschwörung gegen Otto, an der sich anch Ottos Halbbruder Thank-mar beteiligte. Durch die Eroberung der Eresburg (Marsberg), wohin sich die Verschworenen zurückgezogen hatten, wars Otto den Ausstand nieder. Thankmar fiel; Eberhard unterwarf sich, verband sich aber bald darauf sss. mit Ottos jüngerem Bruder Heinrich, der bessere Ansprüche ans den Thron zu haben glaubte, und dem Herzog von Lothringen Giselbert. Otto besiegte sie bei Birten unweit lauten. Nun verband sich selbst der König Ludwig Iv. von Frankreich mit den Empörern; aber Eberhard und Giselbert wurden von den Anhängern Ottos bei Andernach geschlagen,Andernach. Eberhard fiel im Kampfe, Giselbert ertrank auf der Flucht im Rheiu; Heinrich unterwarf sich. Bald brachen neue Streitigkeiten zwischen den Brüdern ans; Heinrich zettelte sogar eine Verschwörung gegen das Leben des Königs an; aber der Plan wurde entdeckt. Durch Vermittlung der Königinmutter Mathilde kam eine Versöhnung zustande; Weihnachten 941 warf Heinrich sich in Frankfurt Otto zu Füßen, der ihm verzieh. Nun war der Widerstand der Herzoge gebrochen. Um die Stellung ®c'^“n8 des Königs den Herzogen gegenüber dauernd zu sichern, suchte Otto die Herzogtümer Macht der Herzoge zu schwächen, indem er die Beaufsichtigung der Reichs-giiter ihnen nahm und Pfalzgrafen übertrug und ihnen das Recht entzog. bei der Einsetzung der Bischöse und Grasen mitzuwirken. Wurde ein Herzogtum durch den Tod des Inhabers frei, so gab er es einem seiner Verwandten; Bayern erhielt sein Bruder Heinrich, Lothringen ein Nachkomme König Konrads I., Konrad der Rote, dem er seine Tochter Lintgard vermählte, Schwaben sein Sohn Liudols, Franken verwaltete er selbst. So waren alle Herzogtümer im Besitz der königlichen Familie. § 38. Otto I. und die nnchbarodlker. Während dieser inneren Kämpfe mit Wirren waren die Slawen wieder in die sächsischen Grenzlande eingebrochen; den ®latden-aber die Markgrasen Hermann Billnng an der unteren Elbe und Gero an der mittleren Elbe wehrten sie mit Erfolg ab. Gero überraschte ihre Markgraf Fürsten bei einem Mahle und erschlug viele. Später stellte Otto sich ®er0-selbst an die Spitze, unterwarf das Gebiet bis zur Oder und zwang den Böhmenherzog, seine Oberhoheit anzuerkennen. Um die Herrschast in den eroberten Ländern dauernd zu sichern, legte er nicht nur Burgstädte mit einer militärischen Besatzung an, sondern begann auch mit einer planmäßigen Kolonisation und Christianisierung. Er gründete die Bistümer Brandenburg, Havelberg (Erzbistum Maiuz), ferner Oldenburg, Schleswig, Ripeu, Aarhus (Erzbistum Bremen). Später wurden noch die Bistümer Zeitz, Merseburg und Meißen eingerichtet und nebst Brandenburg und Havelberg dem neugegründeten Erzbistum Magdeburg unterstellt, das nun der Mittelpunkt der ©ermanifierung l1968.ura und Christianisierung des Ostens wurde.

14. Realienbuch - S. 26

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 26 2. Otto der Große (936—973) und die letzten sächsischen Kaiser. 1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf begab er sich nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich auf den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; dort überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögens- verwalter) die ganze Feier. 2. Otto lucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. znm Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher suchte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches noch mehr wie sein Vater zu bloßen Lehns- trägern zu machen, die er nach seinem Willen ein- und absetzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in un- aufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem war Eberhard von Franken über Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser verweigerte ihm den Gehorsam. „Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren Stamm gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die gebührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten." Um nun den Ungehorsamen zu züchtigen, fiel Eberhard in Sachsen ein und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog

15. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 52

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
52 Zweite Periode. 8001273. Kaiser und Papst. Stnde seiner Zeit hatte er keinen gelehrten Unterricht empfangen; auch schreiben konnte er nicht. Schon mit 17 Jahren war er mit Edith, der Tochter des englischen Knigs, vermhlt worden. Nicht besonders groß, war er von krftiger Gestalt und dabei von einer gewissen Anmut der Bewegung. Seine Lebensweise war einfach; als eifriger Jger und gewandter Reiter bewahrte er sich bis ins Alter die Kraft seiner Jugend. Im Zorn konnte er ausbrausend und hart sein, aber sonst war er freundlich und mild gegen jedermann, treu gegen seine Freunde und gromtig gegen berwundene Gegner. Wer ihn sah, erkannte sofort an Blick und Wesen den gewaltigen Herrscher. Willensstark, unerschtterlich in den Stunden der Not, voll Vertrauen auf seine Sache, geschickt, die geeigneten Männer zur Ausfhrung seiner Plne zu finden, wurde er einer der grten Herr-scher Deutschlands und mit dem Beinamen des Groen ausgezeichnet. c. Die Kmpfe mi! den Brdern und den Herzgen. Nach dem Tode Arnulfs von Bayern unterlie dessen Sohn Eberhard die Huldigung. Darauf zog Otto mit einem Heere heran, setzte ihn ab und bergab das Herzogtum Arnulfs Bruder Berthold von Krnten, wobei er aber die Verfgung der die Bistmer und Klster jetzt fr sich in Anspruch nahm. Indessen grollte Herzog Eberhard von Franken, der einst seinem Vater die Krone gebracht hatte, weil Otto ihn wegen Land-friedensbrnches mit einer Geldstrafe belegt und seine Vasallen zur Strafe des Hundetragens verurteilt hatte.1) Er wie Thankmar, Ottos lterer Bruder, welcher darber Verdru empfand, da statt seiner der kluge und khne Gero zum Hter der schsischen Grenzwehr ernannt war, erhoben die Waffen. Zwar fiel Thankmar bei der Verteidigung der von ihm eroberten Eresburg, und Eberhard unterwarf sich (938). Bald aber verband sich der Frankenherzog, Rache suchend, mit Giselbert von Lothringen und mit des Knigs jngerem Bruder Heinrich und em-prte sich von neuem. Dieser Heinrich, der als kniglicher Prinz, und nicht mehr als herzoglicher, wie Otto, geboren war, glaubte mehr Recht aus den Thron zu haben und hatte sich durch Eberhard verfhren lassen, selbst nach der Krone zu streben. Nach manchen Wechselfllen wurden 939 die aufstndigen Fürsten bei Andernach am Rhein besiegt (939). Eberhard fiel im Kampfe, Giselbert ertrank auf der Flucht im Strom. Heinrich aber, der trotz erlangter Verzeihung einen Mordanschlag gegen den kniglichen Bruder verabredet hatte, wurde gefangen und schlielich, nachdem er sich am Weihnachtsfest 941 zu Frankfurt Otto reuevoll zu Fen geworfen hatte, wieder in Gnaden aufgenommen.^) Nun endlich hielt er die schuldige Treue und suchte seine Verfehlungen an dem Bruder wieder gut zu machen. 1) Die Strafe des Hundetragens bestand darin, da der Verurteilte unter Be-deckung von Reisigen einen rudigen Hund eine Strecke weit tragen mute. 2) Vgl. das Gedicht v. Mhlers Otto I. und Heinrich".

16. Teil 2 - S. 42

1912 - Leipzig : Freytag
auf; Eberhard, der einst die Reichskleinodien zu Ottos Vater gebracht hatte, verband sich mit Ottos älterem Stiefbruder Thankmar. Die Aufrührer würden besiegt; Thankmar fanb bei der Erstürmung der Eresburg seinen Tod, und Eberhard erhielt Verzeihung. Nach kurzer Zeit brach jedoch ein zweiter Ausstand aus. Diesmal trug einen großen Teil der Schulb Ottos jüngerer Bruder Heinrich; er war ein ehrgeiziger Jüngling und trachtete selbst nach der Königskrone. Im Verein mit Eberharb von Franken und Giselbert von Lothringen glaubte er, sein Ziel zu erreichen; aber das Glück blieb den Waffen der Königlichen treu. Bei Anbernach errangen sie einen Sieg; die beiben Herzöge kamen um, und Heinrich unterwarf sich und würde begnadigt. Trotzbem empörte er sich wieber; er stiftete eine Verschwörung an, die den Zweck haben sollte, Otto bei der Feier des Osterfestes im Dom zu Queblinburg zu ermorden. Die Verschwörung wurde aber entdeckt, und die meisten Verschworenen wurden gefangen genommen. Viele der Schuldigen wurden hart bestraft, Heinrich erhielt strenge Kerkerhaft. Jetzt wachte sein Gewissen auf; er erkannte feine schweren Verbrechen und beschloß, ein besserer Mensch zu werden. Es gelang ihm, aus dem Kerker zu entkommen. In: Bnßgewande warf er sich seinem Bruder Otto im Dom zu Frankfurt am Main zu Füßen und erhielt Verzeihung. Fortan war er Ottos treuester Anhänger. Diese Kämpfe hatten in König Otto die Erkenntnis reifen lassen, daß er die alten Stammesherzöge nicht wie seine Beamten behandeln könne, wenn sie nicht näher mit seiner Familie verbunden würden. Deshalb setzte er jetzt zu Herzögen Männer ein, die mit ihm verwandt waren, und von denen er annehmen durste, daß sie den Eid der Treue halten würden. Bayern bekam sein Bruder Heinrich, nach Schwaben schickte er seinen Sohn Ludolf, und Herzog der Lothringer würde bcr Franke Konrab, der mit feiner Tochter vermählt war. Die Herzogtümer Franken und Sachsen verwaltete Otto selbst; erst später setzte er über die treuen Sachsen seinen Freunb Hermann Billuug. Außerbem beschränkte der König die Macht bcr neuen Herzöge; sie mußten überall die früheren königlichen Güter herausgeben, und königliche Beamte, die Pfalzgrafen, wachten über ihre Hanblungen. Auch belehnte Otto schon jetzt viele Bischöfe und Abte mit Länbereien, die einst Herzögen gehört hatten. 3. Otto erwirbt Italien und sein zweiter Kampf mit den Herzögen. Nach der Beseitigung der alten Stammessürsten wandte Otto das deutsche Schwert nach außen. — Nach dem Aussteifen der Karolinger in Italien ging es daselbst drunter und drüber. Im Süden suchten die Araber die Herrschaft des Kaisers von Konstantinopel zu beseitigen, und im Norden trachtete der Markgraf B e r e.n g a r v o n I v r e a nach der Königskrone. Der junge König von Italien war plötzlich gestorben. Da riß Berengar die Macht an sich und suchte die Witwe des Königs mit seinem Sohne zu vermählen, um aus diese Weise ein Anrecht aus den Thron zu gewinnen. Adelheid aber sträubte sich gegen den neuen Ehebund. Da ließ sie Berengar aus ein Schloß am Gardasee gefangen fetzen. Mit Hilfe eines treuen Mönchs gewann sie aber die Freiheit wieder, flüchtete nach dem festen Canossa und rief von hier Ottos Beistand an. Nichts kam dem deutschen Könige

17. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 20

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I — 20 — feine königliche Macht nach innen wie nach außen zur Geltung gebracht. Nicht mit Unrecht nennt man ihn daher den „Begründer des deutschen Kaiserreichs". }5. (Dtto der Große. 936—973. 1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto einstimmig zum Könige. Bald darauf begab sich derselbe nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich aus den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; daselbst überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen, das Zepter, den Stab, salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war der Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer die ganze Feier. So viel Leute waren nach Aachen zum Krönungsfest gekommen, daß sie in der Stadt gar nicht alle Platz finden konnten, sondern zum Teil vor derselben in Zelten wohnen mußten. 2. Eberhard. Bald daraus fiel Eberhard von Franken in Sachsen ein und richtete daselbst große Verheerungen an, um sich an einem seiner Lehnsleute zu rächen, der ihn beleidigt hatte. Dafür verurteilte ihn Otto zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 3. Thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser vereinigte sich mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe; bald aber traf ihn rücklings ein Speer, und er sank zu Boden. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 4. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn aus. Heinrich war nämlich geboren, als fein Vater schon die Königskrone trug, während letzterer bet Ottos Geburt noch Herzog war. Daher meinte Heinrich, daß ihm die Königskrone von Rechts wegen gebühre. Es entstand ein Sjähriger Krieg. Endlich siegte Otto. Als er darauf das Weihnachtsfest im Dom zu Frankfurt a. M. feierte, erschien Heinrich barfuß und im Büßerhemde und warf sich dem schwergekränkten Bruder zu Füßen. Otto hob ihn ans, verzieh ihm seine Schuld und hatte fortan einen treuen Freund an ihm. 5. Befestigung und Ausdehnung der kaiserlichen Macht. Gleich seinem Vater strebte Otto dahin, die verschiedenen Stämme des deutschen Reiches zu einem Ganzen zu bereinigen. Zu feiner Zeit entstand für - die Gesamtheit derselben zuerst die Benennung „deutsches Volk", und auch ihre Sprache wurde von jetzt an als „deutsch" bezeichnet. Die Herzöge machte er noch mehr wie fein Vater zu bloßen Lehnsträgern des Kaisers. Er setzte sie ein und ab, und wenn er sie mit der besahnten Lanze belehnte (berührte), dann mußten sie ihm mit zusammengelegten Händen geloben, daß sie ihm allezeit treu und gehorsam sein und ihm folgen wollten, wohin er sie entbiete. Im Osten seines Reiches stellte er die Marken wieder her (Nordmark, Lausitz rc.) und setzte hier den Kampf gegen die Slaven fort. Dadurch gewann er das Land zwischen Elbe und Oder. Eine sagenhafte Kunde späterer Zeit meldet auch, daß Otto gegen die Dänen siegreich bis zur Nordspitze Jütlands vorgerückt sei. Hier soll er zum Zeichen

18. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 47

1902 - Breslau : Hirt
Otto I.: Kampf gegen Wenden und Dnen. Vermhlung mit Adelheid. 47 besonders den Unwillen der Franken, deren alter Herzog Eberhard einst Heinrich I. zur Krone verholfen hatte. Eberhard verband sich mit Ottos lterem Bruder Thankmar zum Kriege gegen den König, und es gelang ihnen sogar, Ottos jngeren Bruder Heinrich, der sich Hoffnung auf den Thron machte, gefangen zu nehmen und dann fr sich zu ge-Winnen. Endlich schlssen sich ihnen auch noch Giselbert von Lothringen und der Erzbischof Friedrich von Mainz an. Aber Otto ging siegreich aus dem Kampfe hervor. Eberhard, Giselbert und Thankmar kamen im Kampfe um. Heinrich, der sich dreimal in eine Verschwrung gegen seinen Bruder einlie, wurde endlich gefangen gesetzt. Da kehrte die Reue in sein Gemt ein; er entwich aus dem Gefngnis und wandte sich nach Frankfurt, wo Otto das Weihnachtsfest feierte. Hier warf er sich in hrenem Bergewaude vor feinem Bruder im Dome auf den Boden und flehte um Gnade. Otto verzieh ihm gromtig zum drittenmal; ja er belehnte ihn fogar mit dem wichtigen Herzogtum Bayern. Seitdem haben beide wie treue Brder miteinander gelebt. So hatte König Otto die Herzge des Reichs berwunden. In allen Herzogtmern setzte er Pfalzgrafen ein, die seine Gter verwalteten, in seinem Namen zu Gericht saen und die Herzge beaufsichtigten. Die Herzge nahm er soviel als mglich aus den Angehrigen seines Hauses; sein ltester Sohn Ludolf heiratete die Tochter des Schwabenherzogs und erbte spter dessen Amt; Lothringen erhielt sein Schwiegersohn Konrad, und Bayern hatte sein Bruder Heinrich inne. Franken, Sachsen und Thringen verwaltete er selbst; spter machte er den getreuen Hermann Willing zum Herzoge von Sachsen. c. Kampf gegen die Wenden und Dnen. Daneben bemhte Otto sich, das Land der Wenden zwischen Elbe und Oder der deutschen Sitte und dem Christentums zu unterwerfen. Hermann Billing arbeitete an der unteren Elbe und an der Ostsee, Markgraf Gero an der Spree und Havel. Gero war ein harter, gewaltttiger Kriegsmann. Einst lie er dreiig zu ihm geladene Wendenhuptlinge, die sich gegen ihn verschworen hatten, niederstoen. Den dadurch heraufbeschworenen allgemeinen Auf-stand der Wenden vermochte er nur mit Aufbietung aller Kraft zu unter-drcken. In dem unterworfenen Lande wurden Bistmer errichtet: Olden-brg im stlichen Holstein, Havelberg, Brandenburg, Merseburg und das Erzbistum Magdeburg. Nach Geros Tode wurde das von ihm verwaltete Gebiet in die Nord mark (spter Altmark genannt), die Ostmark oder Lausitz und in die Mark Meien geteilt. <1. Vermhlung mit Adelheid; Kampf gegen seine Shne. Bisher war Otto alles gelungen; berall erkannte man ihn als den ersten Fürsten des Abendlandes an. Sein hchstes Streben aber war, die Kaiserkrone zu gewinnen, deshalb war sein Auge stets auf Italien gerichtet. Hier wurde damals eine junge Knigswitwe, Adelheid mit Namen, von mchtigen

19. Realienbuch - S. 26

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 26 2. Otto der Große (936—973) und die letzten sächsischen Kaiser. 1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf zog er nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich auf den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; dort überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundsche nk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kämmerer (Schatzmeister, Vermögens- verwalter) die ganze Feier. 2. Otto sucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. znm Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher wollte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches zu königlichen Beamten machen, die er nach seinem Willen ein- und absetzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem war Eberhard von Franken über Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, so kam es zwischen beiden zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser verweigerte ihm den Gehorsam. „Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren Stamm gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die gebührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten." Eberhard wollte nun den Ungehorsamen züchtigen. Er fiel in Sachsen ein und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König Otto als obersten Richter angerufen hatte, so verurteilte ihn dieser zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eresburg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe, bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. Heinrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog

20. Realienbuch - S. 26

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 26 2. Otto der Große (936—973) und die letzten sächsischen Kaiser. 1. Krönung. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die deutschen Fürsten und wählten seinen Sohn Otto zum Könige. Bald darauf zog er nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. Hier setzte er sich auf den marmornen Thron Karls d. Gr. und empfing von den Fürsten den Huldigungseid. Alsdann begab er sich in den Dom; dort überreichte ihm der Erzbischof von Mainz das Königsschwert, den Mantel mit goldenen Spangen und das Zepter (den Stab), salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Bei dem Festmahle bedienten ihn die Herzöge. Eberhard von Franken war Truchseß und stellte die Speisen auf den Tisch; der Herzog von Schwaben diente als Mundschenk; der Herzog von Bayern war Marschall und hatte als solcher für die Unterkunft der Ritter und ihrer Pferde zu sorgen; der Herzog von Lothringen ordnete als Kümmerer (Schatzmeister, Vermögens- verwalter) die ganze Feier. 2. Otto sucht die königliche Macht zu heben. Otto nahm sich Karl d. Gr. znm Vorbilde. Sein Streben ging vor allem dahin, die königliche Gewalt fest in seine Hand zu bekommen. Daher wollte er die Herzöge und anderen Großen seines Reiches zu königlichen Beamten machen, die er nach seinem Willen ein- und absetzen konnte. Das reizte aber die Großen zu offener Empörung und verwickelte den König in unaufhörliche Kämpfe. 3. Eberhard von Franken. Vor allem war Eberhard von Franken über Ottos Streben aufgebracht, und es dauerte nicht lange, fo kam es zwischen beiden zum Kampfe. Eberhard hatte nämlich in Sachsen einen Lehnsmann. Dieser verweigerte ihm den Gehorsam. „Die Sachsen waren stolz darauf geworden, daß die königliche Herrschaft an ihren Stamm gekommen war, und wollten keinem Manne anderen Stammes mehr dienen. Trugen sie von einem solchen ein Lehen, so leisteten sie ihm als ihrem Lehnsherrn nicht die gebührende Ehre, sondern taten, als ob sie alles nur dem Könige zu danken hätten." Eberhard wollte nun den Ungehorsamen züchtigen. Er fiel in Sachsen ein und steckte die Burg seines Lehnsmannes in Brand. Da er aber nicht den König Otto als obersten Richter angerufen hatte, fo verurteilte ihn dieser zu einer Strafe von 100 Pfund Silber, und seine Freunde, die ihm Beistand geleistet, mußten öffentlich auf ihren Schultern Hunde in das königliche Schloß zu Magdeburg tragen. Dadurch wurde Eberhard ein erbitterter Feind des Königs. 4. thankmar. Otto hatte einen älteren Stiefbruder, Thankmar; dieser glaubte sich durch Otto zurückgesetzt. Er vereinigte sich daher mit Eberhard von Franken, setzte sich in der alten Eres bürg fest und verwüstete das Land weit und breit. Otto belagerte die Burg und zwang sie bald zur Übergabe. Thankmar suchte Schutz in der Kirche. Dort stand er am Altar und focht wie ein ergrimmter Löwe, bis er von hinten durch einen Speerwurf getötet wurde. Otto vernahm mit großer Betrübnis die Nachricht von seinem Tode. 5. F)einrich. Nach dem Tode Thankmars wiegelte Eberhard Ottos jüngeren Bruder Heinrich gegen ihn auf. Heinrich war nämlich geboren, als sein Vater schon die Königskrone trug, während Otto geboren war, als sein Vater noch Herzog