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1. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 73

1911 - Breslau : Hirt
Karl der Groe. 73 von Namen fort, wie Breisgau, Hegau, Klettgau, Sundgau, Baar u. a. An den Grenzen hatten die Markgrafen auer ihrer Grafschaft noch das den Feinden entrissene Grenzgebiet zu verwalten, weshalb sie grerer Macht bedurften, als den gewhnlichen Grafen zustand. (Dnische, Awa-rifche Mark u. a.) Die grte Schwierigkeit bot es fr die karoliugifche Verwaltung, eine wirksame Aufsicht der die Grafen auszuben, um den Mibrauch der ihnen verliehenen Beamtengewalt zu verhten. Zu diesem Zwecke hat Karl in den spteren Jahren seiner Regierung die Knigs-boten (Sendgrafen, missi dominici) eingesetzt. Je zwei von dem König ernannte Beamte, von denen einer ein Geistlicher war, erhielten die Ober-aussieht der mehrere Grafschaften, bereisten diese, beaufsichtigten die Ver-waltung der Grafen, nahmen Klagen der sie entgegen und stellten vor-handene Mngel ab. Alljhrlich versammelte der König die Groen seines Reiches, die Erzbischse, Bischfe, bte und Grafen (nicht mehr alle freien Gau-genossen) zu der Reichsversammlung auf dem Maifelde und hrte ihren Rat in den Angelegenheiten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Beschlsse nicht gebunden, sondern teilte ihnen die Gesetze und kniglichen Verordnungen mit, die, soweit ntig, die Grafen in ihren Gauen verkndigten. Die Einknfte des Knigs sind dieselben wie in der Merowingerzeit. Die wichtigsten waren die Ertrge der Krongter, der deren Bewirtschaftung Karl eingehende Vorschriften erlie. Sorge fr Schule und Bildung. Karl befrderte die ge-lehrte (lateinische) Bildung in seinem Reiche. Er zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Hof und stand mit ihnen in regem Verkehr. Alkuin, Paulus Diakonus, Angilbert und Einhard, der uns Leben und Taten Karls erzhlt hat, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstand das Lateinische und konnte es sprechen; selbst ohne gelehrte Bildung aufgewachsen, bemhte er sich im Alter, noch das Schreiben zu lernen. Das Vorbild des Knigs mute notwendig den Eifer seiner Umgebung beleben. Die Hofschule in der Art einer Aka-demie, an deren regelmigen Sitzungen der König selbst mit seiner Fa-milie teilnahm, war der Mittelpunkt der gelehrten Studien. Der knf-tige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber ebenso der fr den Laienstand bestimmte Knabe. Von der Hofschule zweigten sich spter neue Schulen ab, Klster und Bischofssitze wurden die Mittelpunkte lateinischer Bildung. Trotzdem war seine Sorge fr nationale Bildung ebenso groß. Er selbst, die Seinigen, seine Umgebung sprachen Hochdeutsch, welchem Umstnde die hochdeutsche Mundart den Vorrang verdankt, wie wir es der Unterwerfung der Sachsen mittelbar verdanken, da die Hochdeutschen und Niederdeutschen nicht zwei Nationen geworden sind. Zu seiner Zeit treffen wir zuerst den Ausdruck Deutsch" als Bezeichnung der Volkssprache im Gegensatz zum Lateinischen und Romanischen; zuerst in seiner Zeit zu-sammenhngende Auszeichnungen in deutscher Sprache, zunchst religisen

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1. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 66

1911 - Breslau : Hirt
66 Das Frankenreich unter den Karolingern. 36. (vgl. 30). Die Grafen hatten wie frher die allgemeine Verwaltung, die Gerichtsbarkeit und das Heerwesen unter sich. Die Grafschaft bestand aus mehreren Hundertschaften; an der Spitze einer solchen stand der Schult-hei. An den Grenzen wurden mehrere Grafschaften zu einer Mark zu-fammeugelegt und unter einen Markgrafen gestellt, die so der eine grere militrische Gewalt verfgten. Die grte Schwierigkeit bot es fr die karoliugische Verwaltung, eine wirksame Aussicht der die Grafen auszuben, um den Mibrauch der ihnen verliehenen Gewalt zu ver-hten. Zu diesem Zwecke hat Karl in den spteren Jahren seiner Regie-rnng die Knigsboten (Sendgrafen, missi dominici) als Kontrollbehrde eingesetzt. Je zwei vom Könige auf ein Jahr ernannte Beamte, von denen einer ein Geistlicher war, erhielten nmlich die Oberaufsicht der mehrere Grafschaften, bereisten diese, beaufsichtigten die Verwaltung der Grafen, nahmen Klagen der sie entgegen und stellten vorhandene Mngel ab; dem Könige hatten sie schriftlich Bericht zu erstatten. Allmhlich wuten sie ihre Wrde dauernd zu machen und dadurch die Stellung der ehemaligen Herzge einzunehmen. Das Maifeld. Alljhrlich versammelte der König die Groen seines Reiches zu der Reichsversammlung auf dem Maifelde" und hrte ihren Rat in den Angelegenheiten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Beschlsse nicht gebunden, sondern teilte ihnen seine Zustze zu den bereits anfge-zeichneten Volksrechten und die von ihm neu erlassenen Gesetze mit. Von der Reichsversammlung durch Zuruf angenommen und in einzelnen Kapiteln aufgezeichnet, bildeten diese Kapitularien" den ersten Versuch einer germanisch-romanischen Reichsgesetzgebung. Einknfte Unter den Einknften des Reiches waren die Ertrge der Krn-des Reiches. und die Regalien", d. h. die kniglichen Rechte auf bestimmte Einnahmen, z. B. das Zoll- und Marktrecht, das Mnzrecht, die Gerichts-geflle und gerichtlichen Buen. Dazu kamen die Naturallieferungen der Untertanen fr den König. Sorge fr Karl frderte die gelehrte Lateinische) Bildung in seinem Reiche. Schule und Er zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Bildung. un^ Mt ihnen in regem Verkehr; Alkuin, Paulus Diakomis,. Augilbert und Einhard, Karls Biograph, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstand das Lateinische und konnte es sprechen; selbst ohne gelehrte Bildung aufgewachsen, bemhte er sich im Alter, noch das Schreiben zu erlerneu. Das Vorbild des Knigs belebte den Eifer seiner Um-gebung. Die Hofschule, eine Art Akademie, an deren regelmigen Sitzungen der König selbst mit seiner Familie teilnahm, war der Mittel-pnnkt der gelehrten Studien. Der knftige Geistliche wurde hier aus-gebildet, aber ebenso der fr den Laienstand bestimmte Knabe. Von der Hofschule zweigten sich spter neue Schulen ab; Klster und Bischofssitze wurden die Mittelpunkte lateinischer Bildung. Ebenso groß aber war seine Sorge fr nationale Bildung. Damals kam der Ausdruck Deutsch" als Bezeichnung der Volkssprache (im Gegensatz zum Lateinischen und*

2. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 66

1906 - Breslau : Hirt
66 Aus der Geschichte des Mittelalters. Verfassung und Verwaltung. Der König regierte, wie die Merowinger, unbeschrnkt. Der wesentlichste Unterschied von der frheren Verfassung lag darin, da das Herzogtum berall beseitigt und das ganze Reich in Grafschaften eingeteilt wurde. An den Grenzen wurden mehrere Grafschaften zu einer Mark zusammengelegt und unter einen Markgrafen gestellt; diese Einrichtung ermglichte einen bessern Schutz gegen seindliche Angriffe. Die grte Schwierigkeit bot es fr die karolingifche Verwaltung, eine wirksame Aufsicht der die Grafen auszuben, um den Mibrauch der ihnen verliehenen Gewalt zu ver-hten. Zu diesem Zwecke hat Karl in den spteren Jahren seiner Re-gierung die Knigsboten (missi dominici) eingesetzt. Je zwei von dem König ernannte Beamte, von denen einer gewhnlich ein Bischof war, erhielten die Oberaufsicht der mehrere Grafschaften, bereisten diese, beaufsichtigten die Verwaltung der Grafen, nahmen Klagen der sie ent-gegen und stellten vorhandene Mngel ab. Alljhrlich versammelte der König die Groen seines Reiches zu der Reichsversammlung auf dem Maifelde und hrte ihren Rat in den Angelegenheiten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Be-schlsse nicht gebunden, sondern teilte ihnen die Gesetze und kniglichen Ver-Ordnungen mit, die, soweit ntig, die Grafen in ihren Gauen verkndigten. Die Einknfte des Knigs sind dieselben wie in der Merowinger-zeit. Die wichtigsten waren die Ertrge der Krongter, der deren Be-wirtschastung Karl eingehende Vorschriften erlie. Sorge fr Schule und Bildung. Karl befrderte die ge-lehrte (lateinische) Bildung in seinem Reiche. Er zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Hof und stand mit ihnen in regem Verkehr. Alkuin, Paulus Diakonus, Angilbert und Einhard, der Geschichtschreiber Karls, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstand das Lateinische und konnte es sprechen, vergeblich aber bemhte er sich in spteren Jahren das Schreiben noch zu erlernen. Das Vor-bild des Knigs mute notwendig den Eifer seiner Umgebung beleben. Die Hosschule war der Mittelpunkt der gelehrten Studien. Der knftige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber auch der fr den Laienstand bestimmte Knabe sollte hier lernen. Von der Hofschule zweigten sich spter neue Schulen ab, Klster und Bischofssitze wurden die Mittel-punkte lateinischer Bildung. Erst durch diese von Karl begrndete, in die Bahnen geleitete und aus jede Weise gefrderte erzieherische Ttigkeit wurde den Germanen eine tiefere Auffassung des Christentums ermglicht und die Bekanntschaft mit antiken Schriftstellern vermittelt. Erst damals begannen sie das Erbe der antiken Kultur auch innerlich anzutreten. 37. Die Erneuerung des Kaisertums. Als Karl im Jahre 800 in Rom verweilte und am Weihnachtsmorgen feine Andacht in der Peters-

3. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 65

1918 - Breslau : Hirt
Aus der inneren Geschichte. 65 führung der Prüfung unterliegt, und steht dem Könige in großer, sich immer mehr befestigender Selbständigkeit gegenüber. Gerade die Entwicklung des Lehnswesens hat es unmöglich gemacht, daß im Mittelalter eine straffere Verwaltung des Reiches ausgebaut wurde. Verfassung und Verwaltung. Der König regierte, wie manche Merowinger, unbeschränkt. Das ganze Reich war in Grafschaften eingeteilt. An den Grenzen wurden mehrere Grafschaften zu einer Mark zusammengelegt und unter einen Markgrafen gestellt; diese Einrichtung ermöglichte einen besseren Schutz gegen feindliche Angriffe. Die größte Schwierigkeit bot es für die karolingische Verwaltung, eine wirksame Aufsicht über die Grafen auszuüben, um den Mißbrauch der ihnen verliehenen Gewalt zu verhüten. Zn diesem Zwecke hat Karl in den späteren Jahren seiner Regierung die Königsboten (missi dominici) eingesetzt. Je zwei von dem König ernannte Beamte, von denen einer gewöhnlich ein Geistlicher war, erhielten die Oberaufsicht über mehrere Grafschaften, bereisten diese, beaufsichtigten die Verwaltung der Grafen, nahmen Klagen über sie entgegen und stellten vorhandene Mängel ab. Alljährlich versammelte der König die Großen seines Reiches zu der Reichsversammlung auf dem Maifelde und hörte ihren Rat in den Angelegenheiten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Beschlüsse nicht gebunden, sondern teilte ihnen die Gesetze (Kapitularien) und königlichen Verordnungen mit, die, soweit nötig, die Grafen in ihren Gauen verkündigten. Die Einkünfte des Königs sind dieselben wie in der Merowingerzeit. Die wichtigsten waren die Erträge der Krongüter, auf denen Musterwirtschaften eingerichtet wurden. Über Feld- und Gartenbau, Viehzucht, Bereitung des Bieres und Weines, die Behandlung des Honigs und Wachses u. dgl. gab er, wie aus dem capitulare de villis erhellt, eingehende Vorschriften. Sorge für Schule und Bildung. Karl beförderte die gelehrte (lateinische) Bildung in seinem Reiche, zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Hof und stand mit ihnen in regem Verkehr. Alkuin, Paulus Diakonus, Petrus von Pisa, Angilbert und Einhard, der Geschichtschreiber Karls, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Mit ihnen bildete er eine Akademie (Gelehrtenverein), den Mittelpunkt der neu auflebenden klassischen Bildung. Karl verstand und sprach das Lateinische, vergeblich aber bemühte er sich in späteren Jahren, das Schreiben noch zu erlernen. Das Volkstümliche vernachlässigte er dabei keineswegs; er ließ Heldenlieder sammeln, bemühte sich um die deutsche Sprache, sorgte für Elementarunterricht. Das Vorbild des Königs mußte notwendig den Eifer seiner Umgebung beleben. Die Hos sch ule war der Mittelpunkt des gelehrten Unterrichts. Der künftige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber auch der für den Laienstand bestimmte Knabe sollte hier lernen. Von der Hofschnle zweigten sich neue Schulen ab, Klöster und Bischofssitze wurden die Mittelpunkte lateinischer Bildung. Pfeifer, Geschichte V. B. 5

4. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 64

1912 - Breslau : Hirt
64 Das Frankenreich unter den Karolingern. 36. 37. gerichtlichen Buen. Dazu kamen die Naturallieferungen der Untertanen fr den König. Schule und Karl frderte die gelehrte Lateinische) Bildnng in seinem Lande. Er Bildung, zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Hof und stand mit ihnen in regem Verkehr; Alkuin, Paulus Diakonus, Angilbert und Einhard, Karls Biograph, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstand das Lateinische und konnte es sprechen; selbst ohne gelehrte Bildung aufgewachsen, bemhte er sich im Alter, noch das Schreiben zu erlernen. Das Vorbild des Knigs belebte den Eifer seiner Umgebung. Die Hofschule, eine Art Akademie, an bereit regelmigen Sitzungen der König selbst mit seiner Familie teilnahm, war der Mittelpunkt der gelehrten Studien. Der knftige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber ebeufo der fr den Laienstand bestimmte Knabe. Von der Hosschule zweigten sich spter neue Schulen ab; Klster und Bischofssitze wurden die Mittelpunkte lateinischer Bildung. Ebenso groß aber war seine Sorge fr nationale Bildung. Damals kam der Ausdruck Deutsch" (d. h. zum Volke gehrig, volkstmlich" von ahd. diot, Volk") als Bezeichnung der Volkssprache (im Gegensatz zum Lateinischen und Romanischen) auf.1 Aus seiner Zeit stammen auch die ersten zusammenhngenben Aufzeichnungen (zunchst religisen Inhaltes) in beutscher Sprache. Die alten deutschen Heibenlieber lie Karl sammeln, während schon sein Sohn Ludwig nichts mehr davon wissen wollte. Auch gab er den Winden und Monaten deutsche Namen und begann selbst die Abfassung einer deutschen Grammatik. Krnung"' 37. Die Erneuerung des abendlndischen Kaisertums. Das (25.Te3.800). 9teich Karls des Groen umfate die meisten Lnder, die einst das West-rmische Reich gebildet hatten. Dazu kamen des Knigs Stellung als Schirm-Herr der abendlndischen Kirche und die Idee des Universalreiches. Be-sonders in Italien regte sich der Wunsch nach einer Erneuerung des west-rmischen Kaisertums und der bertragung der Kaiserwrde auf den frnkischen König, den Patrizius von Rom und Hort der abendlndischen Christenheit. Als daher 799 Papst Leo Iii., den die Rmer vertrieben hatten, von Karl nach Rom zurckgefhrt worden war, fetzte er am Weihnachtstage 800 ihm, während er am Altare Petri kniete, eine goldene Krone aufs Haupt; zugleich huldigte ihm das anwesende Volk als Im-perator und Augustus. Bedeutung Karl betrachtete sich fortan wie die rmischen Kaiser seit Konstantin Krnung1'das absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches und lie sich daher von seinen Untertanen einen neuen Treueid schwren, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Versto gegen gttliches Gebot anerkannt wurde. Die Weltmonarchie war somit von den Rmern auf die Deutschen ber-gegangen. Die Kulturwelt, welche die politische Arbeit der Karolinger und die kirchliche der Ppste neu geschaffen hatte, erhielt durch die Erneuerung des Westrmischen Kaiserreiches eine ihrer Gre und Selbstndigkeit wr-dige politische Gestalt; sie bettigte die ihr innewohnende Kraft dadurch, da sie weiter lebte, wirkte und fortfchritt, auch als diese Form zerbrochen war. 1 Erst spter wurde der Ausdruck Deutsch" znr Benennung des Volkes selbst verwandt.

5. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 63

1912 - Breslau : Hirt
Der Staat Karls des Groen. 63 Da es im Frankenreiche an gebildeten, des Lesens und Schreibens kundigen Laien fehlte, konnte eine Verwaltung, wie sie im rmisch-byzantinischen Reiche bestand, hier nicht eingerichtet werden; das Lehnswesen bot die einzige Mglichkeit, eine staatliche Ordnung in dem weiten Gebiete her-zustellen. Aber diese Form hat eine straffe Zentralisation der Verwaltung des Reiches unmglich gemacht. Karl regierte, wie die Merowinger, unbeschrnkt; er war der Feld- Verfassung Herr, der oberste Richter und der Gesetzgeber seines Volkes und ernannte Verwaltung, alle oberen (staatlichen und kirchlichen) Beamten. Der wesentlichste Unter-schied von der frheren Verfassung lag aber darin, da das Herzogtum berall beseitigt und das ganze Reich in Grafschaften eingeteilt wurde. Indem sich diese Einteilung zunchst mglichst an die bereits vorhandene Gaueinteilung anschlo, bildete in der Regel jeder Gau eine Grafschaft (vgl. 30). Die Grafen hatten wie frher die allgemeine Verwaltung, die Gerichtsbarkeit und das Heerwesen unter sich. Die Grafschaft bestand ans mehreren Hundertschaften; an der Spitze einer solchen stand der Schulthei. An den Grenzen wurden mehrere Grafschaften zu einer Mark zusammen* gelegt und unter einen Markgrafen gestellt, der so der eine grere militrische Gewalt verfgte. Die grte Schwierigkeit bot es fr die karoliugifche Verwaltung, eine wirksame Aussicht der die Grafen auszuben, um den Mibrauch der ihnen verliehenen Gewalt zu verhten. Zu diesem Zwecke hat Karl in den spteren Jahren seiner Regierung die Knigs-boten (Sendgrafen, missi dominici) als Kontrollbehrde eingesetzt. Je zwei vom König auf ein Jahr ernannte Beamte, von denen einer ein Geistlicher war, erhielten nmlich die Oberaufsicht der mehrere Grafschaften, bereisten diese, beaufsichtigten die Verwaltung der Grafen, nahmen Klagen der sie entgegen und stellten vorhandene Mngel ab; dem Könige hatten sie fchrift-lieh Bericht zu erstatten. Allmhlich wuten sie ihre Wrde dauernd zu machen und dadurch die Stellung der ehemaligen Herzge einzunehmen. Alljhrlich versammelte der König die Groen seines Reiches zu der matfeib. Reichsversammlung auf dem Maifelde" und hrte ihren Rat in den Angelegenheiten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Beschlsse nicht gebunden, sondern teilte ihnen seine Zustze zu den bereits aufgezeichneten Volksrechten und die von ihm neu erlassenen Gesetze mit. Von der Reichsversammlung durch Zuruf angenommen und in einzelnen Kapiteln aufgezeichnet, bildeten diese Kapitularien" den ersten Versuch einer germa-nisch-romanischen Reichsgesetzgebung. Unter den Einknften des Reiches waren die Ertrge der Krongter Einknfte und die Regalien", b. h. die kniglichen Rechte auf bestimmte Einnahmen,des Reiches, z. B. das Zoll- und Marktrecht, das Mnzrecht, die Gerichtsgeflle und gerichtlichen Buen. Dazu kamen die Raturallieferungen der Untertanen fr den König. Karl frderte die gelehrte (lateinische) Bildung in seinem Lande. Er Sorge fr zog die gelehrtesten Männer der damaligen Christenheit an seinen Hos und B?idung"^ stand mit ihnen in regem Verkehr; Alkuin, Paulus Diakonus, Angilbert und Einhard, Karls Biograph, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstand das Lateinische und konnte es sprechen; selbst ohne gelehrte Bildung aufgewachsen, bemhte er sich im Alter, noch das Schreiben zu erlernen.

6. Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 - S. 40

1910 - Breslau : Hirt
40 Iii. Die Karolinger. Nach dem Abzge der Langobarden (568, vgl. 26) hatten die Awaren die Ebene an Thei und Donau besetzt. Karls Sohn Pippin eroberte nach mehreren Feldzgen ihren Knigsring, die von einem kreisfrmig angelegten Erdwall umschlossene Hauptburg, und verleibte das Land als Awarische oder Pannonische Mark ein. In dem eroberten Gebiet amostab-hange der Alpen siedelte Karl deutsche dauern, besonders aus Bayern, an. 36. Die Ordnung des Frankeureiches. Der Ordnung, die Karl seinem Reiche gab, fgten sich alle seine verschiedenen Bewohner, Ro-manen, Germanen und Slawen, gleichmig ein. Er teilte es in Gaue, an deren Spitze er Grafen stellte; die Herzogsgewalt dagegen schaffte er berall ab. Der Graf stand an der Stelle des Knigs, er hielt Versammlung und Gericht, bot den Heerbann auf und verwaltete das Knigsgut. Ans der Zahl der Männer, denen er besonderes Zutrauen schenkte, whlte Karl die Sendboten" oder Knigs boten". Sie hatten die Aufsicht der die Grafen und die ihnen unterstellten Gaue auszuben, Beschwerden entgegenzunehmen und zu untersuchen und dem Könige Bericht zu erstatten. Alljhrlich wurden die Groen des Reiches, die Erzbischfe, Bischfe, bte und Grafen, zur Reichsversammlung an den Hof be-rufen, wo Gesetze und Verordnungen beraten wurden. Da das Reich von Feinden dauernd bedroht war, teilte Karl das Grenzland in grere Bezirke, Marken, ein und stellte sie unter Markgrafen. Das Heerwesen. Fr seine Feldzge gebrauchte der König, wie schon seine Vorgnger, hauptschlich Reiter. Er gab geeigneten Mnnern Land zu Lehen, d. h. nicht als Eigentum, sondern zur Nutznieung auf Lebenszeit, wofr sie ihm als Vasallen zu Ro, allein oder mit ge-wappneten Knechten, ins Feld folgen muten. Der Heerbann der Freien wurde seltener aufgeboten. 37. Erneuerung des westrmischen Kaisertums (800). Karls Sorge fr die Bildung; sein Ende. Im Jahre 800 hielt sich Karl in Rom auf. Als er am Weihnachtstage die Peterskirche besuchte und am Altar zum Gebet niederkniete, setzte ihm Papst Leo Iii. die Kaiserkrone aufs Haupt Das anwesende Volk begrte ihn mit lautem Zuruf. Karl nannte sich seitdem Kaiser der Rmer. Sein Ruhm erscholl weithin. Noch in Rom berreichten ihm Ge-sandte des Patriarchen von Jerusalem die Schlssel des Heiligen Grabes und die Schlssel und Fahne der Stadt, und ehe er Italien verlie, traf eine Gesandtschaft des Kalifen Harun al Raschid ans Bagdad bei ihm ein und kndigte die baldige Ankunft groer Geschenke ihres Herrn an. Karls Sorge fr Schule und Bildung. Um die Bildung feiner Franken, besonders derjenigen, die spter den Dienst an den Kirchen ber-nehmen sollten, zu heben, berief Karl gelehrte Männer an seinen Hof und bertrug ihnen die Sorge fr den Unterricht. Unter ihnen war Alkuin der einflureichste und bedeutendste. Jnger war Einhard, der uns Leben und Taten Karls in lateinischer Sprache erzhlt hat. Am Hofe wurde eine Schule gegrndet, an der die Shne der Vornehmen im

7. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 64

1912 - Breslau : Hirt
64 Das Frankenreich unter den Karolingern. 3638. Das Vorbild des Knigs belebte bett Eifer seiner Umgebung. Die Hos-schule, eine Art Akabemie, an bereu regelmigen Sitzungen der König selbst mit seiner Familie teilnahm, war der Mittelpunkt der gelehrten Stubien. Der knftige Geistliche wurde hier ausgebildet, aber ebenso der fr den Laienstand bestimmte Knabe. Von der Hofschule zweigten sich spter neue Schulen ab; Klster und Bischofssitze wrben die Mittelpunkte lateinischer Bilbung. Ebenso groß aber war seine Sorge fr nationale Bilbung. Damals kam der Ausbruck Deutsch" (b. h. zum Volke gehrig, volkstm-lich" von ahb. diot = Volk) als Bezeichnung der Volkssprache (im Gegensatz zum Lateinischen und Romanischen) aus1. Aus seiner Zeit stammen auch die ersten zusammenhngenden Auszeichnungen (zunchst religisen Inhaltes) in beutscher Sprache. Die alten deutschen Helbenlteber lie Karl sammeln, während schon sein Sohn Ludwig nichts mehr davon wissen wollte. Auch gab er den Winben und Monaten beutfche Namen und begann selbst die Abfassung einer deutschen Grammatik. Karls Kaiser- 37. Die Erneuerung des abendlndischen Kaisertums. Das <25?e?.80v) Reich Karls des Groen umfate die meisten Sauber, die einst das Westrmische Reich gebildet hatten. Dazu kamen des Knigs Stellung als Schirm-Herr der abenblnbischen Kirche und die Idee des Universalreiches. Be-sonders in Italien regte sich der Wunsch, das westrmische Kaisertum zu erneuern und die Kaiserwrbe auf den frnkischen König, den Patrizins von Rom und Hort der abenblnbischen Christenheit, zu bertragen. Als bah er 799 Papst Leo Iii., den die Rmer vertrieben hatten, von Karl nach Rom zurckgefhrt worben war, setzte er ihm am Weihnachtstage 800, während er am Altare Petri kniete, eine goldene Krone aufs Haupt; zugleich hulbigte ihm das anwesende Volk als Imperator und Augustus. Bedeutung Karl betrachtete sich fortan wie die rmischen Kaiser seit Konstantin der Kaiser. bo absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches und lie sich ronung. kafjer Ott feinen Untertanen einen neuen Treueid schwren, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Versto gegen gttliches Gebot anerkannt wurde. Die Weltmonarchie war somit von den Rmern ans die Deutschen ber-gegangen. Die Kulturwelt, welche die politische Arbeit der Karolinger und die kirchliche der Ppste neu geschaffen hatte, erhielt durch die Erneuerung des Westrmischen Kaiserreiches eine ihrer Gre und Selbstndigkeit wr-dige politische Gestalt; sie bettigte die ihr innewohnende Kraft baburch, ba sie weiter lebte, wirkte und fortschritt, auch als diese Forin zerbrochen war. Karls Per. 38. Karls Persnlichkeit und Tod. Rckblick. Karl war ein ge- w<Mger Mann von helbenmigem Wchse mit groen, lebhaften Augen. Sein Aussehen war achtunggebietend, der Gang fest, die Stimme hell. Seine Tracht war die heimifch-frnkifche: nur bei Festlichkeiten erschien er in golbburchwirktem Kleibe mit Diabein. Seine Lebensweise war einfach und mig, die Jagb seine Erholung. Sein Lieblingsaufenthalt war Aachen. i Erst spter wurde der Ausdruck Deutsch" zur Benennung des Volkes selbst verwandt.

8. Geschichtliches Hülfsbuch für die oberen Klassen der höheren Mädchenschulen - S. 89

1888 - Leipzig : Teubner
- 89 Karls weitere Kriege bezwecken die Sicherung der Grenzen seines weiten Reiches gegenber feindlichen Nachbarn. Auf einem Feldzug gegen die spanischen Araber unterwirft er das Land bis zum Ebro. Tod Rolands bei Roncesvalles. Die Ostmark gegen die Avaren (Ostreich); Kriege gegen 99. die Normannen, denen die Eider als Grenze gesetzt wird (Nor-mannen heien die Germanen in Skandinavien; achte auf ihr Hervortreten im Mittelalter!). Kmpfe mit den Slaven (damit giebt Karl die Richtung der deutschen Kolonisation an). Karl wirft die selbstndigen Gewalten in seinem Reiche nieder; Aufhebung des Stammesherzogtums. An der Spitze jedes Gaues steht der Gau gras als kniglicher Beamter; unter seinem Vorsitz finden die Schffen das Recht. Die Grafen werden von den Knigs-boten (Sendboten) berwacht. Besonders sorgt Karl fr den Schutz der Armen und Schwachen, sowie fr das Wohl der kleinen Freien, die durch die langen Kriege schwer leiden. Die Markgrafen. Durch eine glnzende Hofhaltung in den verschiedenen Pfalzen kettete Karl die Groen an sich; sein Lieblingssitz war Aachen;' Bau des Aachener Mnsters.^) Karl selbst war eine knigliche Erscheinung, in allen ritterlichen Knsten vor seiner Umgebung hervorragend, im huslichen Leben einfach, bei festlichen Gelegen-heitert prunkvoll. Karl suchte die Bildung seines Volkes zu frdern. Die . 100. Geistlichkeit wurde zum Bau fchuer Kirchen und zur Errichtung von Schulen angehalten, damit berall im Frankenreiche christliche Sitte und edle Menschlichkeit verbreitet wrde. Der Kirchengesang wurde nach italienischem Vorbilde verbessert. Karl versammelte berhmte Gelehrte an seinem Hofe, unter ihnen Einhard, der sein Leben in lateinischer Sprache beschrieben hat. Was weit du von dem Lerneifer des alten Herrschers? In Aachen entstand eine Hofschule. Erzhle von dem Besuch Karls in einer seiner Schulen! So suchte Karl das, was von griechisch-rmischer Bildung aus den Strmen der Vlkerwanderung gerettet war, zu sammeln und in seinem Reiche neu anzupflanzen. Daneben behielt er auch Sinn fr das Vaterlndische und Volkstmliche. Er veranstaltete eine Sammlung der alten Heldenlieder, die leider verloren gegangen ist, begann eine deutsche Grammatik, gab den Monaten deutsche Namen (zhle einige ans!). *) Rethels Wandgemlde in Aachen.

9. Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 - S. 43

1904 - Leipzig [u.a.] : Teubner
5. Karl der Groe 768 814. 43 c. Durch Einschrfung der Christenpflichten. Im Kreise seiner Freunde lie Karl sich gern König David nennen. Er hielt es fr seine Aufgabe, die Christenheit gegen alle ihre Feinde zu schtzen, sich der Unglcklichen und Verfolgten anzunehmen und dem Evangelium Bahn zu brechen bis ans Ende der Erde. So lie er auch aus seinen Reichsgesetzen alles ausmerzen, was den gttlichen Geboten zu wider-sprechen schien, und verlangte von seinen Sendboten, da sie das Volk nicht nur vor dem Bsen warnen und zum Guten ermahnen, sondern auch darauf hinweisen sollten, da es vor dem Richterstuhle Christi Rechenschaft ablegen msse. So verband er auch mit den Versamm-lungen der weltlichen Herren auf dem Maifelde gewhnlich die der geistlichen zu einer Synode, um der die kirchliche Ordnung und das kirchliche Leben zu beraten. d. Durch Erleichterung der Wallfahrken. Ebenso bot ihm seine Freundschaft mit dem mchtigen Kalifen von Bagdad Harun al Raschid Gelegenheit, den frnkischen Wallfahrern Erleichterungen zu verschaffen. D. Wie Karl die Wissenschaften pflegt, a. Er bt sich selbst. Karl der Groe hatte eine unbegrenzte Achtung vor dem edlen Wissen und fate scharf und schnell auf. Aber er hatte in feiner Jugend einen kmmerlichen Unterricht genossen und konnte infolgedessen bei seinem Regierungsantritt weder schreiben noch rechnen. Um das Versumte nachzuholen, lie er keine Mhe unversucht und brachte es im Rechnen auch wirklich noch zu einer leidlichen Fertigkeit; doch die des Schwertes gewohnte Hand lernte die Feder nicht mehr führen. In den weltlichen Wissenschaften seiner Seit1), namentlich in der Astronomie bte er sich trotz seiner Jahre mit Flei und Erfolg; besonders gern trat er in schlaflosen Nchten ans Fenster und schaute voll Ehrfurcht zu den Sternen hinauf. b. Er sammelt Gelehrte um sich. Um fr eine bessere Bildung seiner Shne und seiner Beamten zu sorgen, zog er viele gelehrte Männer an seinen Hof und verkehrte mit ihnen, wie mit Freunden. Die bedeutendsten unter diesen waren der Angelsachse Alcuin, der Langobarde Paulus Dialonns, der Ostgote Theodulf und der Franke Einhard, der spter Karls Leben beschrieben hat. Mit diesen bildete er eine gelehrte Gesell-schast (Akademie) und studierte mit ihnen besonders lateinische Schriften. c. Er interessiert sich fr die Bildung der Jugend. Daneben errichtete er an seinem Hose eine Hofschule fr die Kinder seiner Hofbeamten und gebot den Bischfen und bten seines Reiches, berall fr die Er-richtung von Schulen und die Unterweisung der Jugend, in erster Linie von angehenden Geistlichen, Sorge zu tragen. Von seinem groen Jnter-esse fr die Schulen zeugen auch seine hufigen Viftiationen, von 1) Es waren Grammatik, Dialektik (Denklehre), Rhetorik (Redekunst) und Astronomie.

10. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 125

1894 - Dresden : Jacobi
125 euern Adel und euer hbsches Aussehen, und dessen seid versichert: wenn ihr nicht eiligst eure frhere Nachlssigkeit durch sorgsame Anstrengung wieder gut macht, so habt ihr von Karl nie etwas gutes zu erwarten."*) Neben der Hofschule grndete Karl mit Alcnins Hilfe noch viele andere berhmte Schulen an den Bischofssitzen und bei den Klstern, zur Ausbildung junger Geistlichen bestimmt Die ersteren waren mit den Domkirchen und Domgeistlichen verbunden und fhrten den Namen Domschulen", die berhmtesten befanden sich zu Metz und Soissons. Von den Klosterschulen hatte die zu Tours den besten Ruf; sie wurde von Alcuin selbst geleitet. Hier erzog er sich auch eine Reihe von Schlern, die sein Werk mit Eifer fortfhrten, so den berhmten Rabanus Maurus, spter Abt zu Fulba. Doch nicht nur die Geistlichen und Hofleute allein sollten unterwiesen werben, sonbern auch die unteren Stnbe; deshalb erlie der König 789 an die Geistlichen den Befehl, Schulen einzurichten, in benen die Laien Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen lernen sollten. Es begegnet uns also schon bei dem groen Karl der Plan einer Volksschule. Die Bemhungen des eifrigen Knigs waren nicht vergebens, wenigstens nicht in den Kreisen der Geistlichen und Hofleute. Wie 1000 Jahre spter sich zu Weimar ein Musenhof um den kunstlieben-ben Herzog bilbete, so schon zu biefer Zeit am Hofe Karls eine Aka-bemie, eine Gelehrten- und Dichtergesellschaft, bereu eifrigstes Mitglieb der König selbst war. Er dichtete auch und fhrte als Dichter den Namen David. Diesem Kreise gehrten weiter an, die Mitglieder seiner Familie, Alcuin, Einhard (f. vorne!) und Angilbert, ein vornehmer Franke, der seiner vorzglichen Dichtungen wegen den Beinamen Homer" erhielt. Bei den Geistlichen hatte er durch seine Anregung nachhaltend Eifer zur Pflege der Wissenschaft erregt, wie wir dies bald in den Klstern zu Fulda, Reichenau, St. Gallen, in den Domschulen zu Puder-born, Osnabrck u. a. sogar in Deutschland finden werden. e) Seine Sorge fr die deutsche Sprache. Leider war diese Bildung meistens eine lateinische, welche die deutsche Muttersprache verachtete. Anders hatte es der groe Karl gewnscht, er wollte die bentsche Muttersprache gepflegt und gehegt wissen. Zu diesem Zweck lie er, nach dem Berichte seines Biographen Einhard, die beutjchen Lieber, in denen die Thaten und Kriege der alten Könige besungen wurden, aufschreiben, damit sie unvergessen blieben. (Leiber lie sein Nachfolger, Ludwig der Fromme," sie vernichten, da sie heidnisch" wren!) Auch begann er mit seinen Gelehrten eine Grammatik der deutschen Sprache abzufassen. Ferner gab er den Monaten Be-nennungen aus seiner eigenen Sprache, und zwar nannte er den Januar Wintermquoth," den Februar Hornung,"**) den Mrz Lenzinmanoth," *) Lies das Gedicht: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt" von Gerok! **) Von Hrkot."

11. Hilfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 29

1894 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Das fränkische Reich bis zum Vertrage von Verdun. 29 licher und weltlicher Einrichtungen, welche für das gesamte Reich allgemeine Geltung hatten. Das ganze Reich teilte Karl der Große in Gaue, an deren Spitze als königliche Beamte die Grafen standen. Diese sprachen im Namen des Königs das Recht, hoben die dienstpflichtige Mannschaft des Gaues (den Heerbann) zum Kriegsdienste aus und zogen die königlichen Einkünfte und Gefälle ein. Wichtiger und größer als die anderen Grafschaften waren die an der Grenze, die sogenannten Markgrafschaften. Den Markgrafen war zugleich der Schutz der Grenzen anvertraut, weshalb sie jeden Augenblick über die waffenfähige Mannschaft verfügen durften. Solche Marken waren die dänische Mark, die sächsischen Marken, die Ostmark, die spanische Mark. Dadurch, daß die Marken sich später auf feindliches Gebiet ausdehnten, sind aus einigen von ihnen wichtige Staaten und Reiche hervorgegangen, wie Brandenburg (Preußen) und Österreich. Durch das ganze Reich zerstreut lagen die Güter, Höfe und Pfalzen des Königs, wie Nimwegen, Aachen, Ingelheims; ihre Beaufsichtigung und Verwaltung führten die Pfalz grafen. Jährlich bereisten je zwei Königsboten, ein Geistlicher und ein Weltlicher, die Gaue, um die Amtsführung der Grafen zu prüfen. — Zweimal im Jahre traten die weltlichen und die geistlichen Großen und die obersten Beamten zur Reichsversammlung, dem Maifelde, zusammen und berieten und beschlossen daselbst über Krieg und Frieden, auch zum Teil über die innere Verwaltung und über neue Gesetze. Ihre Beschlüsse erhielten Gesetzeskraft, wenn der König sie bestätigte, und wurden oft schriftlich, in lateinischer Sprache, ausgefertigt. Die Beschlüsse der Reichstage und die königlichen Verordnungen heißen Kapitularien. Das Gerichtswesen. Über die wichtigsten Angelegenheiten fällte im Königsgericht der König selbst das Urteil, in den minder wichtigen Volksgerichten entschieden je sieben, aus den wohlhabendsten Freien erwählte, Schössen. Eine besondere Thätigkeit wandte Karl der Große der Verwaltung der zahlreichen Krongüter zu. Auf ihnen legte er wahre Musterwirtschaften an und gab selbst für die Verwalter der Güter eine schriftliche Anweisung über ihre Bewirtschaftung. Pflege der Wissenschaften. In der richtigen Erkenntnis von dem Werte der klassischen Bildung zog Karl gern fremde Gelehrte an seinen Hof, wie den Angelsachsen Alkuin und den Langobarden Paulus Diaconus, um durch sie die Kenntnis der lateinischen Sprache und der in ihr geschriebenen Werke verbreiten zu lassen. An seinem Hofe errichtete er eine Hofschule, in der junge Leute in der 1) Nimwegen liegt in den Niederlanden an der Waal, Aachen in der Rheinprovinz nahe der niederländisch-belgischen Grenze, Ingelheim im Großherzogtum Hessen zwischen Mainz und Bingen.

12. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 29

1898 - : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Iv. Das fränkische Reich bis zum Vertrage von Verdun. 29 Gaue, an deren Spitze als königliche Beamte die Grasen standen. Diese sprachen im Namen des Königs das Recht, hoben die dienstpflichtige Mannschaft des Gaues (den Heerbann) §uin_ Kriegsdienste aus und zogen die königlichen Einkünfte und Gefälle ein. Wichtiger und größer als die anderen Grafschaften waren die an der Grenze, die sogenannten Markgrafschaften. Den Markgrafen war zugleich der Schutz der Grenzen anvertraut, weshalb sie jeden Augenblick über die waffenfähige Mannschaft verfügen durften. Solche Marken waren die dänische Mark, die sächsischen Marken, die Ostmark, die spanische Mark. Dadurch, daß sie sich später auf feindliches Gebiet ausdehnten, sind aus einigen von ihnen wichtige Staaten und Reiche hervorgegangen, wie Brandenburg (Preußen) und Österreich. Durch das ganze Reich zerstreut lagen die Güter, Höfe und Pfalzen des Königs, wie Nimwegen, Aachen, Ingelheims; ihre Beaufsichtigung und Verwaltung führten die Pfalzgrafen. Jährlich bereisten je zwei Königsboten, ein Geistlicher und ein Weltlicher, die Gaue, um die Amtsführung der Grafen zu prüfen. — Zweimal im Jahre traten die weltlichen und die geistlichen Großen und die obersten Beamten zur Reichs Versammlung, dem Maifelde, zusammen und berieten und beschlossen daselbst über Krieg und Frieden, auch zum Teil über die innere Verwaltung und über neue Gesetze. Ihre Beschlüsse erhielten Gesetzeskraft, wenn der König sie bestätigte, und wurden oft schriftlich, in lateinischer Sprache, ausgefertigt. Die Beschlüsse der Reichstage und die königlichen Verordnungen heißen Kapitularien. Das Gerichtswesen. Über die wichtigsten Angelegenheiten fällte im Königsgericht der König selbst das Urteil, in den minder wichtigen Volksgerichten entschieden je sieben, aus den wohlhabendsten Freien erwählte, Schöffen. Eine besondere Thätigkeit wandte Karl der Große der Verwaltung der zahlreichen Krongüter zu. Auf ihnen legte er wahre Musterwirtschaften an und gab selbst für die Verwalter der Güter eine schriftliche Anweisung über ihre Bewirtschaftung. Pflege der Wissenschaften. In der richtigen Erkenntnis von dem Werte der klassischen Bildung zog Karl gern fremde Gelehrte an seinen Hof, wie den Angelsachsen Alkuin und den Langobarden Paulus Diaconus, um durch sie die Kenntnis der lateinischen Sprache und der in ihr geschriebenen Werke verbreiten zu lassen. An seinem Hofe errichtete er eine Hofschule, in der junge Leute in der lateinischen Sprache unterrichtet wurden, vorzugsweise solche, die sich 1) Nimwegen liegt in den Niederlanden an der Waal, Aachen in der Rheinprovinz nahe der niederländisch-belgischen Grenze, Ingelheim im Großherzogtum Hessen zwischen Mainz und Bingen.

13. Für die 3. Klasse - S. 18

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 Karl als Frderer der Kultur. vor, die gewhnlich ohne Widerspruch Annahme fanden. Hier hielt er auch die Heerschau ab und empfing die Abgaben der Vasallen. In seiner Hand vereinigte Karl weiter das Amt des Kriegsherrn und des obersten Richters. Gaugrafen. Das ganze Frankenreich wurde in Gaue eingeteilt, die von Gau-grasen verwaltet wurden, die Gaue zerfielen nach altem Brauch in Hundertschaften mit Schultheien oder Zentgrasen an der Spitze. Diese Beamten bten die richterliche Gewalt in ihren Bezirken aus und befehligten die Krieger. der die Grenzgaue oder Marken setzte Karl Markgrafen. Markgrafen, tchtige Kriegsleute, die die Grenzen gegen ure Feinde zu schtzen hatten. Von Zeit zu Zeit erschienen in den Gauen und Marken zwei Knigsboten. Knigsboten. Diese, ein Graf und ein hoher Geistlicher, prften die Verwaltung, hielten Gericht, nahmen Beschwerden entgegen und erstatteten dem Könige Bericht der ihre Inspektionen. Karl als Frderer der Kultur. ^benfutor330" 23. Karl besa in seinem weiten Reiche viele Krongter oder Schften?' Domnen, aus deren Ertrgnissen ein groer Teil des Hofhaltes bestritten ward. Den Gtern wandte der König die regste Frsorge zu. Er bekmmerte sich aufs eingehendste um Acker-, Garten- und Weinbau, gab Vorschriften der die Leistungen des Gesindes und forderte von den Vgten oder Verwaltern genaue Abrechnungen. So wurden seine Muster-wirtschaften fr Grogrundbesitzer und Bauern des Frankenreiches vor-bildlich. geistigen^Kultur. Eifrig war auch Karl um die geistige Bildung seines Volkes Pflege^dezbkirch- bemht, besonders lag ihm die Pflege des kirchlichen Lebens am Herzen, en c etu. ^ ^ rmische Gottesdienstordnung und rmischen Gesang ein, grndete Bistmer und Klster und errichtete Dom- und Klosterschulen, die vor allem zuknftige Geistliche bildeten. Ihn selbst beseelte ein seltner Wissensdrang, er berief berhmte Gelehrte an seinen Hof, darunter den Manschaft^und Angelsachsen Alkuin, der zu Tours die nachmals so berhmte Kloster-Kunst. schule ins Leben rief. In diesem gelehrten Kreise bemhte man sich vor allem, die Literatur des Altertums zu verstehn und die Reste der antiken Bildung den rauhen Germanen zu vermitteln: man las die alten Schriftsteller, verfate lateinische Gedichte und trieb wissenschaftliche Studien, die dann in den Klstern Pflegsttten fanden. Bei aller Vorliebe fr die lateinische Bildung verga Karl die Sprache der Germanen nicht: er lie die alten Sagen und Lieder sammeln, die leider verloren gegangen sind, und gab den Winden und Monaten deutsche Namen. Auch die Kunst, besonders die Baukunst, fand in Karl einen Freund. Fr den Prachtbau seiner Aachener Pfalz, die noch nach Jahr-Hunderten das Entzcken der Beschauer bildete, lie er Sulen und sonstige

14. Deutsche Geschichte - S. 52

1881 - Straßburg : Schultz
52 Das Frankenreich. Karl der Groe. die Gesandten fremder Reiche, des mchtigen Harun al Raschid vom Eufrat, der Araber aus Spanien, der Angelsachsen, des Papstes u. s. w. Reich beschenkt kehrten diese Gesandten in ihre Heimat zurck, wie sie auch nicht mit leeren Hnden gekommen waren. Nicht minder wurde der groe Tro der Gesolge und der am Hose lebenden Bas-sallen dort verpflegt. Eine weitere Ausgabe des Knigs bestand in den vielen Geschenken, die derselbe an einheimische und fremde Groe, besonders aber an die Kirchen machte. Auch die groen Bauten des Knigs verursachten einen nicht geringen Auswand. f. Sorge Karls fr Bildung des Volkes. Noch haben wir die Verdienste Karls um die Bildung und den Wohlstand seines Volkes zu erwhnen. In seiner Jugend hatte er sicher nur die ge-whnliche Erziehung eines vornehmen Franken (d. h. die Hebung im Waffen und Weidwerk) erhalten. Um so bewunderungswrdiger ist es, da er als König die gelehrte Bildung nicht nur schtzte, sondern auch sich selbst noch zu erwerben suchte. An seinem Hose versammelte er die hervorragendsten Gelehrten seiner Zeit, so aus Italien Paul Warnefried (Paulus Diaconus), den berhmten Verfasser einer Geschichte der Langobarden; so auch den Franken Einhard, der die Lebensgeschichte des Kaisers in einfacher, ansprechender Sprache ge-schrieben hat, n. a. m. Der Mittelpunkt aber dieses ganzen Kreises war der transmarinische Schwan", der Angelsachse Alkuin. Auf einer Reise nach Italien war dieser in Parma mit Karl zusammen-getroffen und dort von Karl auf das ehrenvollste an seinen Hos ein-geladen; er kam (782) zur groen Freude des Knigs, der wohl sagte, da ihm der Besitz dieses Mannes der Unterwerfung Sachsens gleich-komme. Alle diese Männer wurden die Freunde und Lehrer des Knigs; in ihrer Gesellschaft entkleidete er sich der kniglichen Wrde; sie bildeten gewissermaen eine Gelehrtenrepublik, in welcher sie sich den Namen berhmter Männer der Vorzeit beilegten. So hie Karl David, Alkuin Flaccus u. s. w. Aber nicht blo zum eignen Vergngen, sondern um die Bildung des Volkes zu frdern, hatte Karl diese Männer herbeigezogen; daher wurde mit ihrer Hilfe zu-nchst die Hofschule Karls, die zu einer wirklichen Hochschule fr die Shne vornehmer Franken sich entwickelte, dann die Kl oft er schulen (Volksschulen) angelegt, unter denen wieder die zu Fulda, Tours, Fontenelle (im Hennegau), St. Gallen, Reichenau eine euro-pische Berhmtheit erlangten. Alle diese Schulen untersttzte Karl auf das reichlichste; ja er kam selbst in dieselben, um sich von den Fortschritten der Schler zu berzeugen. Trotz aller dieser gelehrten Bestrebungen blieb doch Karl durch und durch ein deutscher Mann. So lie er die alten deutschen Volkslieder, die spter sein Sohn Ludwig iu mnchischer Be-schrnktheit der Vernichtung preisgegeben hat, sorgfltig sammeln; so ersann er sr die Monate deutsche Namen, und er selbst soll eine deutsche Grammatik versat haben; den Gottesdienst befahl er

15. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 64

1898 - Breslau : Hirt
64 Geschichte des Mittelalters. Erste Periode. zu berlassen, um es von ihm als Lehen zu nehmen; denn dadurch trat er unter den Schutz seines Lehnsherrn. Die Lehnsleute erschienen im Felde fast ausnahmslos zu Pferde; darum brgerte sich fr sie bald der Name Ritter" ein, der schlielich, da in der Zahl der Ritter die Strke des Heeres bestand, fast gleich-bedeutend mit Krieger" wurde. Sie bildeten sich zum alleinigen Krieger-stand und zu einem neuen Adel aus. Durch das Lehnswesen nahm, was Karls Scharfblicke entging, die Freiheit der Einzelnen ab, nicht minder auch die kriegerische Kraft des ganzen Volkes, welches sich, geschtzt von den Rittern, der Waffen entwhnte und darum spter eine Beute seiner Schutzherren wurden. d. Karls Sorge fr die Wohlfahrt und Bildung seines Volkes. Sein Leben lang blieb Karl ein Pfleger der Kirche, die mit ihren Ordnungen dazu beitrug, da sich die von ihm regierten Völker, so ver-schieden sie auch waren, als ein Ganzes fhlten. Die Bischfe, unter denen sich jetzt auch viele deutscher Abkunft befanden, waren den Grafen gleich geachtet und gleichfalls mit groem Grundbesitz belehnt. Von allen Ertrgnissen des Feldes bestimmte Karl den zehnten Teil fr die Kirche. Diesen Zehnten trieb er mit groer Strenge ein und erschwerte dadurch den Neubekehrten die vllige Unterordnung, aber er nahm auch seine Gter nicht aus; ebenso untersttzte er den Bau von Kirchen und Klstern mit reichen Mitteln. Mit Eifer betrieb er die Hebung des Kirchengesanges; italienische Gesanglehrer sollten in dieser Kunst die Franken frdern, die sich hierbei aber wenig bildsam erwiesen. Whrend die Kirche ausschlielich die welsche, lateinische Bildung pflegte, bersah der Kaiser keineswegs, was fr Schtze auch in seiner deutschen Muttersprache zu heben seien. Er lie deshalb eine Samm-luug deutscher Volksgesnge veranstalten und soll schon an die Abfassung einer deutschen Grammatik gedacht haben. Den Geistlichen schrieb er vor, in deutschen Kirchen deutsch zu predigen und in deutschen Schulen deutsch zu unterrichten. Den Winden und den Monaten gab er deutsche Namen, (Wintannanoth, Hornnng, Lenzinmanoth, Ostarmanoth ?c.); doch brgerten letztere sich nicht ein. Gelehrte und Lehrer zog Karl an seinen Hof, vor-nehmlich aus England, woher Alkuin zu ihm kam. Dieser gewann groen Einflu auf das kirchliche Leben des Frankenreichs. Er grndete die berhmte Klosterschnle zu Tours, die ein Muster fr viele hnliche Anstalten wurde. Das Vorbild aller Schulen sollte die Hofschule sein, die immer da war, wo sich der Hof befand, und die von den Kindern aller Hofbeamten, reichen wie armen, besucht werden mute. Der Kaiser berzeugte sich oft persnlich von dem Stande dieser Schule. Stets war Karl darauf bedacht, den Wohlstand in seinem Reiche zu heben. Vor allem pflegte er den Ackerbau. Auf seinen Krongtern

16. II = Oberstufe - S. 75

1905 - Breslau : Handel
7 5 angefallen, zu Boden geworfen und mihandelt. Da unternahm Karl einen neuen Zug nach Italien und hielt ein strenges Gericht der die Emprer. Ungestrt konnte man jetzt das Weihnachtsfest feiern, mit dem damals ein neues Jahrhundert anfing. Karl erschien am Festtage in der Peterskirche und kniete andchtig nieder. Da nahte sich ihm der Papst, gefolgt von der hohen Geistlichkeit, setzte dem Frankenknig die Krone auf das Haupt und salbte ihn zum rmischen Kaiser und zum weltlichen Oberherrn der gesamten katholischen Christenheit. Das Volk rief: Heil und Segen dem von Gott gekrnten groen und friedbringenden Kaiser Karl!" C. Karls des Groen Staatsverwaltung. 1) Die Regierung des Landes. Karl der Groe beherrschte jetzt ein Reich, dos von Mittelitalien bis zur Nordsee, vom Atlantischen Meere und dem Ebro bis zur Elbe und Raab sich erstreckte. Dieses weite Reich verstand er mit Weisheit zu regieren. Alle Macht ver-einigte er in seiner Hand, und doch schonte er den Freiheitssinn der Germanen. Im Frhling jedes Jahres versammelte er die weltlichen und geistlichen Groen zu einem Reichstage, der oft mit dem Mai-felde, d. h. mit der Heeresmusterung verbunden war. Da wurden Beratungen der Krieg und Frieden abgehalten und Verordnungen erlassen, welche aufgeschrieben wurden. Das Land war in Gaue geteilt, an deren Spitze die Gaugrafen standen. Sie leiteten die Gerichte und fhrten den Heerbann, d. h. die Kriegerabteilung des Gaues, zu der alle Freien gehrten. 2) Sorge fr das Christentum und christliche Mit besonderer Liebe sorgte Karl sr das Christentum. Er stellte gewissen-haste Geistliche au, grndete neue Bistmer, Kirchen und Klster. Streng hielt er auf einen sittlichen Lebenswandel bei den Geistlichen. Er befahl ihnen auch, dem Volke die Glaubenswahrheiten in deutscher Sprache vorzutragen. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes lie er Snger und Orgelspieler aus Italien nach Deutschland kommen) seine Franken hatten noch zu rauhe Stimmen. An seinem Hose lebten berhmte Gelehrte, die gleichsam einen Verein bildeten, dem der Kaiser selbst angehrte. Der Vorsteher dieses Vereins war Alkuin, Karls Ratgeber in weltlichen und geistlichen Dingen. Er leitete auch eine Schule, die mit dem Hose Karls des Groen wanderte. In diese Hofschule muten alle Beamten ihre Kinder schicken) auch die Shne und Tchter des Kaisers besuchten sie. Karl hielt selbst einmal in derselben eine Prfung ab, wobei er die fleiigen Schler auf die rechte, die trgen auf die linke Seite stellte. Erstere lobte er und versprach ihnen im spteren Leben gute Stellungen) letztere tadelte er mit harten Worten. Weil Karls eigene Bildung in seiner Jugend vernachlssigt worden war, lie er sich in seinem Alter noch von Alkuin unterrichten. Erst spt lernte er das Schreiben. Aber immer zeigte er einen lebhasten Bildungstrieb. Er lie Heldenlieder sammeln,

17. Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters - S. 157

1901 - Dresden : Damm
157 er doch auch das Schriftlatein, die Sprache der Gelehrten, und hatte Sinn und Verstndnis fr alle ihre Be-strebungen. 4. Darum zog er hervorragende Gelehrte aus allen Landen an seinen Hof, wie den Angelsachsen Alcuin, den er in Italien kennen gelernt hatte, ebendaher den Gramma-tiker Petrus von Pisa und den Langobarden Paulus Diacon us, den Geschichtschreiber seines Volkes. Mit ihrer Hilfe arbeitete er unablssig auf eine Wiederbelebung der antiken (rmischen) Bildung hin. Den Mittelpunkt dieser Bestrebungen bildete lange Jahre die von Alcuin ge-leitete Hofschule, in der junge Leute zu zuknftigen bten und Bischfen ausgebildet wurden, an der aber auch Er-wachfene teilnahmen, auch Laien, der König und seine vor-nehmsten Diener selber, dazu die Damen des Hofes. Daraus erwuchs neben der eigentlichen Schule eine frmliche Aka-demie, in der sich Karl und seine vertrauteren Wissenschaft-lichen Freunde und Ratgeber in zwangloser Weise unter klassischen und biblischen Namen zu regelmigen Sitzungen vereinigten. Es wurden hier die mannigfachsten Wissenschaft-lichen Aufgaben gestellt und gelst, poetische Episteln ge-wechselt, aber auch praktisch wichtige Fragen behandelt. 5. Aus diesen Kreisen und den neu aufblhenden Klosterschulen (Fulda, St. Gallen, Tours, Karls Schul-Visitation) erwuchs eine umfngliche lateinische Litteratur, insbesondere auch eine lateinische Geschichtschreibung und Dichtkunst, nach dem Vorbilde der altklassischen. Ihr hervorragendster Vertreter wurde Einhard, der erste der jngeren Generation, der schon unter dem Einflu von Karls Zeitalter (im Kloster Fulda und in der Hofschule) erwachsen war (Vita Caroli Magni). Daneben schtzte Karl doch auch die deutsche Sprache und Dichtung. Er lie die alten deutschen Heldenlieder niederschreiben, begann eine deutsche Grammatik, erfand fr die rmischen deutsche

18. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 64

1911 - Breslau : Hirt
64 Aus der Geschichte des Mittelalters. gelegensten, die er ihnen vorlegen wollte. Er war an ihre Beschlüsse nicht gebunben, sonbern teilte ihnen die Gesetze (Kapitnlarien) und königlichen Ver-orbnungen mit, die, soweit nötig, die Grafen in ihren Gauen verfünbigten. Die Einkünfte des Königs sinb bieselben wie in der Merowingerzeit. Die wichtigsten waren die Erträge der Krongüter, auf benen Musterwirtschaften eingerichtet würden. Über Felb- und Gartenbau, Viehzucht, Bereitung des Bieres und Weines, die Behanblung des Honigs und Wachses u. bgl. gab er, wie aus dem capitulare de villis erhellt, etngehenbe Vorschriften. (Fränkische Hofanlage.) Sorge für Schule und Bilbung. Karl beförberte die gelehrte (lateinische) Bilbung in seinem Reiche, zog die gelehrtesten Männer der bctmaligen Christenheit an seinen Hos und staub mit ihnen in regem Verkehr. Alkuin, Paulus Diakonus, Angilbert und Einharb, der Geschichtschreiber Karls, wirkten gleichsam unter seinen Augen. Karl verstaub und sprach das Lateinische, vergeblich aber bemühte er sich in späteren Jahren, das Schreiben noch zu erlernen. Das Vorbilb des Königs mußte notwenbig den Eifer feiner Umgebung beleben. Die Hof schule war der Mittelpunkt der gelehrten Stubien. Der künftige Geistliche würde hier ausgebilbet, aber auch der für den Laienstanb bestimmte Knabe sollte hier lernen. Von der Hoffchule zweigten sich später neue Schulen ab, Klöster und Bischofsfitze würden die Mittelpunkte lateinischer Bilbung. Erst durch diese von Karl begrünbete, in die Bahnen geleitete und auf jebe Weise geförberte erzieherische Tätigkeit würde den Germanen eine tiefere Auffassung des Christentums ermöglicht und die Bekanntschaft mit antiken Schriftstellern vermittelt. Erst bamals begannen sie das Erbe der antiken Kultur auch innerlich anzutreten. § 37. Die Erneuerung des Kaisertums. Als Karl im Jahre 800 in Rom verweilte und am Weihnachtsmorgen feine Anbacht in der Peterskirche verrichtete, setzte ihm der Papst Leo Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt; das anwefenbe Volk begrüßte den Imperator mit Zuruf. Dem Kaiser kam die plötzliche Krönung unerwartet, wohl weil er eine Ver-ftäubigung mit Ost-Rom erstrebte. Der oftrömifche Hos verweigerte ihm zunächst die Anerkennung und gewährte sie später nur gegen eine Gebietsabtretung. Karl betrachtete sich wie die römischen Kaiser feit Konstantin als das absolute Oberhaupt des ihm unterstellten Reiches. Er ließ sich von seinen Untertanen einen neuen Treueib schworen, in dem der Ungehorsam gegen den Kaiser als Verstoß gegen göttliches Gebot anerkannt würde. Seine Auffassung vom Kaisertum ist also die theokratifche, die er vielleicht aus Augustins Schrift de ei vitale Dei gewonnen hatte. Der Kaiser erschien jetzt als das weltliche Oberhaupt der abenblänbischen Christenheit. Kurz vor seinem Tode hat er in Aachen feinen einzigen Sohn Ludwig zum Mitkaifer gekrönt. Hier ist er gestorben und in der Krypta des von ihm erbauten (byzantinischen) Münsters beigesetzt (814).

19. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 29

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
29 der oberste Schirmherr der Kirche, dem sich der Papst und die gesamte Geistlichkeit willig unterordneten. Ohne des Kaisers Einwilligung sollte hinfort kein Papst eingesetzt werden. d) Karls Sorge fr Schule und Kirche. 1. Schule. Karl hatte in seiner Jugend weder lesen noch schreiben gelernt; denn in diesen Knsten wurden damals die Frstenshne nicht unterrichtet. Doch suchte er es spter nachzuholen (I, S. 21); er lernte sogar das Lateinische und etwas Griechisch. An seinem Hofe grndete er fr die Kinder seiner Hofbeamten die sogenannte Hofschule". (I, S. 21.) Auch Kloster-und Domschulen legte er an. Auerdem aber sammelte er an seinem Hofe einen,Kreis von Gelehrten, so den Angelsachsen Aknin, der in der Heiligen Schrift besser bewandert war als alle Meister der damaligen Zeit," den Grammatiker Petrus, den Gelehrten Einhard u. a. Mit diesen Mnnern bildete er eine Art Akademie, zu der auch seine Tchter gehrten. In den Klstern sollten Geistliche fr ihren Beruf vorgebildet werden, und die Geist-licheu sollten wiederum die Lehrer des Volkes sein. Denn die Unwissenheit," sagte Karl, ist die Mutter aller Irrtmer." Ganz besonders pflegte Karl auch die deutsche Sprache. Die Sprache der Gelehrten war dazumal das Latein; alle Bcher wurden in dieser Sprache geschrieben. Karl aber wollte die deutsche Sprache zu Ehren bringen. Deshalb lie er das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser ins Deutsche bersetzen und befahl, da jeder diese beiden Stcke auswendig lernen sollte. Auch die alten deutschen Heldengesnge lie er sammeln und aufschreiben; doch sind sie schon unter seinem Nachfolger verloren gegangen. 2. Kirche. Um das Christentum im Sachsenland zu frdern, grndete er dort Bischofssitze, die er den Erzbischsen von Cln und Mainz unterordnete und deren Zahl allmhlich (zum Teil erst unter Karls Nachfolger) auf acht stieg: Minden, Osnabrck, Halberstadt, Verden, Bremen, Pader-born, Mnster und Hildesheim. Von hier aus sollte die christliche Lehre unter dem Volke verbreitet werden. Der Bischof hatte die Aufsicht der die Kirchen und Klster eines greren Gebiets. Dieses Gebiet nannte man Bistum oder auch Sprengel" des Bischofs. (Sprengel eigentlich soviel wie Wedel, zur Besprengung mit Weihwasser.) Zur Hilfeleistung waren dem Bischof eine Anzahl Geistliche beigegeben, aus denen spter die Domherren wurden. Karl sorgte dafr, da die Bistmer tchtige Bischfe und die Gemeinden tchtige Geistliche bekamen. 802 verordnete er: Bischfe, bte und berhaupt Geistliche sollen nicht zum Jagen Hunde, Habichte oder Sperber besitzen, sondern es soll ein jeder voll und genug in seinem Stande nach den kirchlichen Bestimmungen und der Regel leben." Auch baute Karl Kirchen und schmckte sie mit Heiligenbildern wrdig aus. Die schnste unter all diesen Kirchen war die Marienkirche oder der Dom in Aachen. Zur Verbesserung des Kirchengesanges lie er Snger aus Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertnen lieen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen der einen

20. Die Blütezeit des römischen Reiches unter den großen Kaisern, Deutsche und preußische Geschichte bis 1740 - S. 42

1904 - Breslau : Hirt
42 Die Franken. Karl erneuert das Studium der Alten. Um die Bildung seiner Franken, besonders derjenigen, die spter den Dienst an den Kirchen ber-nehmen sollten, zu heben, berief Karl gelehrte Männer an seinen Hof und bertrug ihnen die Sorge fr den Unterricht. Unter diesen Mnnern ist Alkuin der einflureichste und bedeutendste Ratgeber des Kaisers in kirchlichen Angelegenheiten gewesen. Jnger war Einhard, der uns in lateinischer Sprache Leben und Taten Karls erzhlt hat. Karl grndete an seinem Hof eine Schule, an der die Shne seiner Vornehmen im Lesen und Schreiben des Lateinischen unterrichtet wurden. Er selbst war ohne gelehrte Erziehung aufgewachsen, aber er bemhte sich in spteren Jahren noch, das Schreiben zu lernen. Aus seiner Hofschule sind die gelehrten Männer hervorgegangen, die an verschiedenen Orten des Reichs, an Bischofssitzen und Klstern Schulen errichteten, so da eine feinere Bildung sich rasch im ganzen Frankenreiche verbreitete. Karls Ende. In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Karl mit Vorliebe in Aachen auf, wo er sich eine Pfalz (Schlo) und einen Dom gebaut hatte. Hier krnte er den einzigen Sohn, der ihn berlebte, Ludwig, mit eigener Hand zum Kaiser. Hier ist er gestorben und in der Krypta des Doms beigesetzt worden. Karl war ein gewaltiger Mann von heldenmigem Wchse, ein tchtiger Kriegsherr und ein groer Gesetzgeber. Lange lebte das Ge-dchtnis an ihn und seine Taten bei den Vlkern seines Reiches weiter. Die Westfranken liebten von seinen Heerfahrten und Heldentaten gegen Heiden und Muhammedaner zu erzählen, die Deutschen sprachen gern von ihm als dem weisen und gerechten Richter, der den Hochmut der Groen dmpfte und der den kleinen Mann seine starke schtzende Hand hielt. 3. Der Zerfall des Reiches Karls. Das Reich Karls des Groen berdauerte seinen Grnder nur ein Vierteljahrhundert. Unter seinen Nachkommen trennten sich die einzelnen Nationen: Deutsche, Franzosen und Italiener voneinander und grndeten selbstndige Reiche. 843 Teilungsvertrag zu Verdun. 870 Teilungsvertrag zu Merfen. 888 Zerfall des Reichs in Gst- und !vestfranken, Z}och= und Niederburgund und Italien. 37. Die Teilung des Reichs. Schon Karls Sohn Ludwig der Fromme (814840) hatte nicht das Ansehen wie sein Vater, ja die letzten Jahre seines Lebens verliefen in widerwrtigen Streitigkeiten und Kmpfen mit seinen Shnen um deren Erbfolge. Bei Kolmar auf dem Lgenfelde verleiteten die Shne sein Heer zum Abfall von ihm und ntigten ihn, sich zu ergeben, der Krone fr unwrdig zu erklären und Bue zu tun.