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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 232

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
232 Neue Geschichte. er auf und gieng zuerst an den Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben wurde noch am gleichen Tage geantwortet; und wenn einer zudringlich war, konnte er sagen: „Die armen Leute haben zwar sehr oft Unrecht, aber ich muß sie doch hören; denn dazu bin ich da." Nicht leicht hat ein König so viel gearbeitet als er, während er zugleich auch vielen wissenschaftlichen Beschäftigungen oblag. Seine Reden hatten immer etwas Bündiges lind Sinniges; und jetzt noch begeistern für ihn die vielen Anekdoten, die von ihm im Umlauf sind. Leider ist sein Geist dem Christenthum fremd geblieben; und so große Bewunderung seine königlichen Eigenschaften Jedermann abuöthigen, so klein erscheint er in Sachen der Religion. Doch war er duldsam, schaffte gleich die Folter ab und verkündigte Freiheit des Glaubens mit den Worten: „Alle Religionen müssen geduldet werden; Jeder soll hier nach feiner Feigen selig werden." Sein Unglaube aber, der ihn für Voltaire it. A. schwärmen ließ, hatte bei seinem großen Einflüsse höchst nachtheilige Wirkungen auf feine Zeit. Freilich war auch feine religiöse Erziehung nicht in die rechten Hände gefallen. § 91. Seine Kriege sind es vornehmlich, die ihn und seinen Staat erhoben. Nach dem Aussterben des österreichischen Mannsstammes machte er begründete Ansprüche auf Schlesien geltend. Noch im Winter 1740 rückte er in Schlesien ein, und gewann April 1741 die erste Schlacht bei Mollwitz gegen die österreichischen Truppen. Zwar nicht er selbst war der Sieger, sondern fein tüchtiger General, der Gras Schwerin; aber von ihm lernte der König schnell das Kriegführen. Jetzt standen auch Spanien, Frankreich, Bayern, Sachsen gegen Maria Theresia auf; und diese, von allen Seiten bedrängt und zum zweiten Male von Friedrich besiegt, schloß mit dem Letzteren 1742 zu Breslau einen Separatfrieden, in welchem sie Schlesien abtrat. Sie wurde darauf über alle ihre Feinde Meister. Aber ihre fortgesetzten Rüstungen schienen darauf zu deuten, daß sie

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1. Teil 3 - S. 81

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 81 — er allen Konfessionen in seinem Staate Schutz und Duldung zugesagt. Er sagte: „Die Religionen müssen alle geduldet werden und muß die Regierung nur das Auge darauf haben, daß keine der anderen Abbruch thut. In meinem Staate kann ein jeder nach seiner Fa^on selig werden." Durch diesen Grundsatz zeichnete er sich vor vielen Fürsten seiner Zeit, welche Andersgläubige verfolgten oder ihnen nur beschränkte Rechte gewährten, rühmlichst aus. Zum Schirmherrn des Protestantismus berufen, genoß nach der Erwerbuug Schlesiens die katholische Kirche daselbst mehr Rechte als die evangelische, die unter der österreichischen Herrschaft hart bedrückt worden war, so daß die Protestanten Schlesiens nach wie vor Steuern an die katholische Kirche zahlen mußten. Und auch später, als der Köuig während des 7 jährigen Krieges durch die verräterischen Umtriebe der katholischen Geistlichkeit von dieser übertriebenen Schonung nni> Duldung zurückkam, blieb die katholische Kirche noch immer günstiger gestellt als in irgend einem anderen protestantischen Staate. 4* Die Rechtspflege des Königs. Für Recht und Gerechtigkeit allen seinen Unterthanen gegenüber zu sorgen, sah Friedrich als die erste Pflicht eines Fürsten an. Er wollte in der Rechtspflege alle Parteigunst entfernen, die langwierigen, sich oft jahrelang hinschleppenden Prozesse abkürzen und die Härte vieler Strafen mildern, wie er ja auch schon beim Antritt seiner Regierung die Folter aufgehoben hatte. Deshalb schärfte er den Richtern die strengste Unparteilichkeit ein; sie sollten richten ohne Ansehen der Person; vor dem Gesetze sollten alle gleich sein. „Die Richter müssen allen Menschen ohne Ansehen der Person, Großen und Kleinen, Armen und Reichen, gleiche und ununparteiische Justiz zuteil werden lassen, so wie sie gedenken, solches vor dem gerechten Richterstuhle Gottes zu verantworten, damit die Seufzer der Witwen und Waisen, auch anderer Bedrängten nicht auf ihr und ihrer Kinder Haupt kommen mögen." — Er selbst wollte vor dem Gesetze nicht mehr gelten als der Geringste seiner Unterthanen: „Tie Richter müssen nur wissen, daß der geringste Bauer, ja der Bettler ebensowohl ein Mensch ist wie Se. Majestät, und daß ihm alle Gerechtigkeit widerfahren muß, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind. Es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauern klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauern gleich, und muß nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne Ansehen der Person. Danach mögen sich die Richter in allen Provinzen nur zu richten haben, und wo sie nicht mit der Justiz ohne alles Ansehen der Person und des Standes gerade durchgehn,. sondern die natürliche Billigkeit bei Seite setzen, so sollen sie es mit Sr. Majestät zu thun kriegen. Denn ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande." Wie sehr bei solcher Gesinnung des Königs das Vertrauen des Volkes zur Unparteilichkeit der Rechtspstege stieg, und wie willig der König selber sich dem Gesetze beugte, beweist die bekannte Geschichte des Müllers von Sanssouci. Bei Potsdam hatte sich Friedrich der Große ein schönes Lustschloß Sanssouci erbaut, in welchem er von der Last und Arbeit seiner Kriegsjahre ausruhen und sich Kornrumpf, Handbuch rc. Iii. q

2. Neuzeit - S. 232

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 232 — eine Teuerung hervorgerufen hatte, ließ er feine gefüllten Kornhäuser öffnen und das Getreide billiger an die Armen verkaufen. Den Generalen befahl er, die Soldaten nicht mehr so grausam und unmenschlich wie ehedem zu behandeln. Tie gewalttätigen Werbungen untersagte er ganz. Die Riesengarde zu Potsdam löste er auf, da sie ihm zu kostspielig war. Für das ersparte Geld vermehrte er in aller Stille das Heer um 16000 Mann, sodaß es nun gegen 100000 Mann zählte; denn auch er hielt ein treffliches Heer für die starke Säule des Staates. Alle freuten sich des jungen Herrschers und sahen einer goldenen Zeit des Friedens entgegen. Aber es sollte anders kommen. 2. Die Veranlassung zum ersten schlesischen Kriege. Im Jahre 1740 starb auch der deutsche Kaiser. Er hinterließ nur eine Tochter Maria Theresia. Nach einem früheren Vertrage sollte diese die Herrschaft über seine Erb- und Kronländer erhalten. Aber der Kurfürst von Bayern meinte, er habe nähere Ansprüche aus diese Länder, da er ein Nachkomme von Ferdinand I. sei. Daher rückte er mit einem Heere in Österreich ein, um seine Erbansprüche geltend zu machen. Mit ihm standen Frankreich, Spanien und Sachsen im Bunde, denn jedes dieser Reiche wollte sich einen Teil der Beute sichern. Dieser Krieg, welcher der österreichische Erbfolgekrieg heißt, ^währte von 1740—1748. Maria Theresia befand sich in großer Not. Ihr mußte darum daran gelegen sein, starke Bundesgenossen zu gewinnen. Dies sagte sich auch Friedrich Ii. Er erbot sich, ihr gegen alle Feinde beizustehen, wenn sie ihm die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Wohlan, Brieg und Jägerndorf herausgebe, welche der deutsche Kaiser dem großen Kurfürsten widerrechtlich vorenthalten hatte. Aber Maria Theresia ging nicht darauf ein, sie erklärte: „Eher müßten die Türken vor Wien stehen, ehe ich auf Schlesien, verzichte." Daher entschloß sich Friedrich Ii., sein gutes Recht mit dem Schwerte geltend zu machen. So entbrannte im Jahre 1740 der erste Stieg um Schlesien. 3. Die Besetzung Schlesiens. Sofort rückte er mit einem schlagfertigen Heere in Schlesien ein-Bald hatte er das Land besetzt, denn es wurde nur von wenigen österreichischen Truppen verteidigt. Den erschrockenen Bewohnern von Schlesien verkündigte er, daß er nicht als ihr Feind komme. Seine Soldaten mußten die strengste Ordnung und Zucht halten und alles, was sie brauchten, bar bezahlen. Die evangelischen Bewohner Schlesiens empfingen den jungen König als Retter und Beschützer ihres bedrückten Glaubens. Die katholische Bevölkerung, welche Bedrückungen fürchtete, beruhigte er damit, daß er ihnen volle Glaubensfreiheit zusicherte; denn es war Friedrichs Hauptgrundsatz, daß in seinen Ländern alle Religionen geduldet werden sollten, daß der Fürst nur dafür sorgen müsse, daß keine der andern

3. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 89

1907 - Leipzig : Brandstetter
89 Berlin, daß er „bei der bald herzustellenden öffentlichen Ruhe sein Augenmerk mit darauf gerichtet habe, daß die bisher so gar schlecht bestellten Schulen auf dem Lande nach aller Möglichkeit verbessert werden müßten". Und noch in demselben Jahre erschien das „ General-Land s chul re glem en t" *), ein Schulgesetz für die Volksschulen auf dem Lande. Dasselbe bestimmte, daß die Kinder vom 5. bis zum 13. oder 14. Lebensjahre die Schule besuchen sollten, bis sie nicht nur das Nötigste vom Christentum erfaßt hätten, sondern auch fertig lesen und schreiben könnten. Die Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten dennoch das Schulgeld bezahlen und außerdem bestraft werden. Untaugliche und unwürdige Lehrer sollten nicht geduldet, überhaupt keiner ohne Prüfung und Probe angestellt werden. Leider kam das Gesetz wenig zur Ausführung; die meisten Landschulen blieben mit schlecht besoldeten Lehrern aus dem Handwerkerstande besetzt, wozu später noch manche ausgediente Unteroffiziere hinzukamen; denn es fehlte an tüchtigen, für ihr Amt vorgebil- deten Lehrern. Auch waren viele Gemeinden zu arm, etwas für die Schulen tun zu können. In vielen Orten gab es daher gar keine Schule oder nur eine sogenannte Winterschule, deren Lehrer iin Winter angenommen, von den Bauern der Reihe nach beherbergt und ernährt, im Sommer aber wieder ent- lassen wurde. Seitens des Staates die Schulen auf dem Lande zu unter- stützen, dazu mangelte es an Geld. Dagegen unterstützte Friedrich gern und freudig die damals in seinem Lande entstehenden ersten Lehrerseminare, in denen durch die Vorbildung besserer Lehrer ein guter Grund zur Hebung des Schulwesens gelegt wurde. Auch der Kirche hat er seinen Schutz nicht versagt. Er ließ viele zer- störte Kirchen wieder aufbauen und Geistliche anstellen. Obgleich selbst nicht streng gläubig, hielt er doch auf Gottesfurcht im Volke, nur war ihm aller religiöse Zank und Streit zuwider. Gleich bei seinem Regierungsantritt hatte er allen Konfessionen in seinem Staate Schutz und Duldung zugesagt. Er sagte: „Die Religionen müssen alle geduldet werden und muß die Regierung nur das Auge darauf haben, daß keine der anderen Abbruch tut. In meinem Staate kann ein jeder nach seiner Fasson selig werden." Durch diesen Grund- satz zeichnete er sich vor vielen Fürsten seiner Zeit, die Andersgläubige ver- folgten oder ihnen nur beschränkte Rechte gewährten, rühmlichst aus. Zum Schirmherrn des Protestantismus berufen, genoß nach der Erwerbung Schlesiens die katholische Kirche daselbst mehr Rechte als die evangelische, die unter der österreichischen Herrschaft hart bedrückt worden war, so daß die Protestanten Schlesiens nach wie vor Steuern an die katholische Kirche zahlen mußten. Und auch später, als der König während des 7 jährigen Krieges durch die *) Vergl. Albert Richter, Quellenbuch. 5. Ausl. S. 237: „Das General-Land- Schul-Reglement".

4. Vom Westfälischen Frieden bis zu Kaiser Wilhelm II. - S. 51

1894 - Breslau : Trewendt
Trennung der Stände und Rechtsstaat 51 seinen neidischen Nachbarn sicher sein wollte. Obgleich der König die bisher üblichen Gewaltsamkeiten bei den Werbungen ernstlich bestrafte, so blieb doch die Zucht bei den Regimentern immer noch äußerst streng, ja grausam, und da die Mehrzahl der Einberufenen aus Fremdländern bestand, so glich die Armee immer noch mehr einem Söldner-Heere, als einem Volksheere. Daraus entsprang auch die tiefe Verachtung, in der der damalige Soldatenstand beim Volke stand. Trotzdem wurde namentlich die Tüchtigkeit der Reiterei und Artillerie von keinem anderen Lande Europas erreicht, zumal als der König durch die Gründung der ^Militärakademie (1755) und der Ingenieurschule (1775) auch für die fachwissenschaftliche Ausbildung der Offiziere sorgte. [Trennung der Stände und Rechtsstaats Eine der Gruud-ansichten Friedrichs Ii. war, daß die Trennung der Stände aufrecht erhalten würde, und er suchte nur dahin zu wirken, daß keiner den anderen beeinträchtige. Die Bauern, sagt er, sollen niemals Rittergüter kaufen, die Edelleute niemals Bauerngüter einziehen, weil jene nicht als Offiziere dienen können, die Edelleute aber, wenn sie Vorwerke aus den Bauerngütern machen, die Zahl der Einwohner verringern. Auch die Bürger sollen keine Güter der Edelleute kaufen; sie würden dadurch nur verhindert werden, ihr Vermögen in Handel und Wandel anzulegen. Die Offiziere fast aller Waffengattungen entnahm er ausschließlich dem Adelstände. Aber seinem aufgeklärten Sinne entsprach es, allen Ständen gegenüber Humanität zu üben, wie er denn gleich nach feinem Regierungsantritt die Folter, außer bei Hochverratsanklagen, abschaffte, und die Rechte des einzelnen mehr als bisher üblich zu achten. Dies zeigte'sich sowohl in der Gewährung völliger Religionsfreiheit, als auch in dem allmählichen Verzicht auf richterliche Machtfprüche. Schon am 22. Juni 1740 verfügte er: „Die Religionen müssen alle tolerieret werden, und muß der Fiskal (Staatsanwalt) nur das Auge darauf haben, daß keine der anderen Abbruch thue, denn hier muß ei» jeder nach feiner Fa^on selig werden." „Würde ich mich," sagt er ferner, „für eine ober die andere Religion erklären, so würde ich Parteiungs-Verfolgung und Auswanderungen veranlassen; ich suche den verschiedenen Glaubensgenossen zu zeigen, daß sie alle Mitbürger sind." So ließ er auch nach der Eroberung Schlesiens den Zehnten, den die Protestanten an die katholischen Pfarrer ihres Ortes zu entrichten hatten, noch lange Zeit bestehen, und die während der österreichischen Zeit von den Katholiken beanspruchten Kirchen blieben meist auch fernerhin katholisch.

5. Fünfzehn Bilder aus der deutschen Geschichte - S. 62

1891 - Düsseldorf : Bagel
62 *3* Der 7jährige Krieg. Maria Theresia, deren Gemahl in der Zeit deutscher Kaiser geworden war, konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Die Thränen traten ihr in die Augen, wenn sie einen Schlesier sah. Sie verband sich deshalb heimlich mit Sachsen, Rußland. Frankreich und Schweden, um Friedrich Schlesien wieder zu entreißen. Friedrich wurde' das Bündnis verraten, und ehe die Feinde es ahnten, fiel er in Sachsen ein. Bei Pirna nahm er die ganze sächsische Armee gefangen. L. Prag. Darauf zog er nach Böhmen und schlug die Österreicher bei Prag. Die Preußen begannen in dieser Schlacht schon zu weichen, da ergriff Schwerin, Friedrichs bester Feldherr, die Fahne und stürmte mit den Worten: „Mir nach, meine Kinder!" auf den Feind. Gleich darauf durchbohrten drei Kartätschenkugeln seine Brust. Durch feinen Tod wurden die Preußen so erbittert, daß sie sich wie Löwen auf die Österreicher stürzten und sie in die Flucht schlugen. Als man dem Könige die Kunde von dem Tode Schwerins brachte, sprach er tiefbewegt: „Schwerin war mehr als 10000 Mann wert." Als Friedrich darauf Prag belagerte, rückte ein anderes österreichisches Heer heran. b. Kollin. Es kam zur Schlacht bei Kollin. Das österreichische Heer war doppelt so stark wie das preußische. Friedrich mußte deshalb trotz der tapfersten Gegenwehr weichen. Mit vierzig Mann ging er selber gegen eine feindliche Batterie vor. Bald aber war er mit seinem Adjutanten allein, der ihn fragte: „Wollen denn Eure Majestät die Batterie allein stürmen?" Da erst blieb der König stehen, betrachtete die Stellung der Feinde und befahl den Rückzug. Die Hälfte feiner Armee war gefallen. Als er den Rest feiner Garde sah, sprach er mit Thränen in den Augen: „Kinder, ihr habt einen schlimmen Tag gehabt, habt aber Geduld, ich werde alles wieder gut machen!" c. Roßbach. Friedrich mußte nun Böhmen verlassen und zog sich nach Sachsen zurück. In der Zeit waren die Franzosen in Thüringen eingefallen und wollten Friedrich auch ans Sachsen vertreiben. Das merkte Friedrich und rückte deshalb den Franzosen entgegen. Am 5. November 1757 lagerte er sich bei Roßbach auf einem Hügel, wo ihn die Franzosen sehen konnten. Hier wollten sie ihn umzingeln und mit seiner ganzen Armee gefangen nehmen. Ganz ruhig fochten die Preußen ihr Mittagessen. In einem Augenblick aber standen sie in Reih’ und Glied. Ehe noch die Franzosen daran dachten, ihre Truppen aufzustellen, waren die Preußen mitten unter ihnen. Besonders war der kühne Reitergeneral Seidlitz mit seinen Schwadronen wie der Blitz unter sie gefahren und hatte

6. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 113

1891 - Leipzig : Voigtländer
47. Friedrich als Fürst und Mensch. 1. Friedrichs landesväterliches Walten. — Friedrichs erste Sorge nach erkämpftem Frieden war darauf gerichtet, die Wunden zu heilen, welche der Krieg seinem Lande geschlagen hatte. Das Getreide, welches er schon für deu nächsten Feldzug hatte aufkaufen lassen, verteilte er als Saatkorn unter die verarmten Landleute, und die Pferde, welche für das Geschütz und Gepäck bestimmt waren, gab er für den Ackerbau her. Aus seinen eigenen Ersparnissen baute er die niedergebrannten Ortschaften wieder auf, ließ er notleidenden Gegenden Geldunterstützungen zufließen. Denn für sich selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise, seine Kleidung waren höchst einfach. „Ich bin arm," pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." So half er mit freigebiger Hand und unermüdlicher Fürsorge dem gesunkenen Wohlstände seines Landes wieder auf, und erhob durch Unterstützung der Gewerbthätigkeit und des Handels, durch Förderung der Rechtspflege und der Volksbildung sein Land zu einer Blüte, wie es sie vorher nie gekannt hatte. — Auch dem Bauernstände suchte der König aufzuhelfen. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben und in das mildere Verhältnis der „Gutsunterthänigkeit" umgewandelt. Ferner wurden die Frondienste beschränkt und die körperliche Mißhandlung der Bauern strenge verboten. — Auch war der König bemüht, die vollste Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der verschiedenen Konfessionen durchzuführen. „Es muß," so schrieb er, „unter den katholischen und evangelischen Unterthanen nicht der allermindeste Unterschied gemacht werden, sondern selbige müssen ohne Rücksicht auf die Religion auf gleichen unparteiischen Fuß behandelt werden." 2. Schlesien und Westpreußen. — Seine ganz besondere Fürsorge wandte Friedrich der Große der mit so großen Mühen und Opfern erworbenen Provinz Schlesien zu, die unter seiner weisen Regierung bald zur schönsten Blüte gedieh. — Ebenso erfreute sich später die neu gewonnene Provinz Andrä, Deutsche Geschichte. Ausg. A. 8

7. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 234

1897 - Leipzig : Baedeker
234 Ae von dem Gedanken, Preußen groß und berühmt zu machen. Gleich beim Antritt ferner Regierung beschloß er, die alten Ansprüche Kreutzens aus die schlesischen Herzogtümer wieder zu erneuern. Als ^ r österreichische Herrscher Karl Vi. gestorben war, wurde seiner Lochter Nana Theresia die Erbschaft von vielen Seiten bestritten. Friedrich bot ihr seine Hilfe an gegen alle ihre Feinde, wenn sie ihm — Schlesien überließe. Doch stolz wies sie dies Anerbieten zurück. La entschloß jtch Friedrich kurz, sein Recht mit dem Schwerte geltend zu machen. Noch im Dezember 1740 rückte er in Schlesien ein und besetzte es. Erst im folgenden Jahre trat ihm ein österreichisches Heer bei Gollwitz entgegen. Nach harrnäckigem Ringen fiel der Sieg den Preußen zu, dank der unerschütterlichen Festigkeit und der raschen ^chießfertigkeit des von dem alten Deffauer geschulten Fußvolkes. Nachdem die Kaiserin auch noch in einem zweiten Treffen bei Czaslau in Böhmen besiegt war, bat sie um Frieden. Friedrich erhielt Schlesien r ®röfftf)aft Glatz. Ganz Europa bewunderte den jungen Preußenkönig und fein tapferes Heer. 7. Zweiter schlesischer Krieg. (1744—45.) Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Sie brach in Thränen aus, sobald sie einen Schlesier erblickte, und es ward offenbar, daß sie eine Rückeroberung Schlesiens plante. Deshalb beschloß Friedrich, ihr mit dem Angriff zuvorzukommen. Im Jahre 1744 rückte er mit 80000 Mann in Böhmen ein und eroberte Prag. Aber dem österreichischen Heere gelang es, sich mit den Sachsen, die inzwischen mit Österreich ein Bündnis geschlossen hatten, zu vereinigen und dann Friedrich aus Böhmen wieder zurückzudrängen. Leider begann es Friedrich an den nötigen Geldmitteln zur Führung des Krieges zu fehlen. Da halsen die von seinem Vater angesammelten Silbergeräte aus der Not. Friedrich ließ dieselben bei Nachtzeit — um das Volk nicht mutlos zu machen — aus dem Schlosse wegführen, nach der Münze bringen und in Geld umprägen. Trotz der Bedrängnis war der König voll freudiger Zuversicht. „Noch haben wir keine Schlacht verloren, noch sann ein glücklicher Erfolg uns höher heben, als wir je gestanden," schrieb er. Seine Zuversicht sollte nicht zu Schanden werden. Durch drei glänzende Siege bei Hohenfriedberg, Sorr und Kesselsdors wurde der Widerstand der Kaiserin gebrochen. Am zweiten Weihnachtstage 1745 schloß man zu Dresden Frieden. Friedrich behielt sein Schlesien, und wachsen hatte für seine Feindseligkeiten eine Million Reichsthaler zu zahlen. Am 28. Dezember hielt Friedrich seinen Einzug in Berlin. Die Begeisterung des Volkes war unbeschreiblich, man hörte zum erstenmal den Zuruf: „Es lebe Friedrich der Große!"

8. Realienbuch - S. 56

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
56 I. Geschichte. schweigend. Um das Lob des Königs zu verdienen, widmete er sich mit großem Eifer der Uusbildung seines Regiments. Der König war mit ihm zufrieden und schenkte ihm das Schloß Kheinsberg bei Neu-Ruppin. Dort hat Friedrich sich ungestört mit Dichtkunst, Musik, Geschichte und andern Wissenschaften beschäftigt und im Kreise von Freunden vier glückliche Jahre verlebt. 4. Friedrich wird Uönig. Uls Friedrich Wilhelm I. fein Ende nahen fühlte, rief er den Kronprinzen an fein Lager, völlig versöhnt, schloß er den Sohn in die Urme. Sterbend warnte er ihn vor dem Hause Habsburg, von dem Preußen nur Undank geerntet habe. — Nach seiner Thronbesteigung traf Friedrich einige Änderungen. Er schaffte die Folter bei der Rechtspflege ab und ließ den Zeitungen, die bis dahin nur drucken durften, was ihnen zuvor erlaubt war, mehr Freiheit. Den Religionsbekenntnissen gegenüber war er sehr duldsam und erklärte: „hier muß ein jeder nach seiner Fasson selig werden!" Die Ukademie der Wissenschaften erneuerte er. Un der sparsamen Staatsverwaltung aber wurde nichts geändert. Gleich seinem Vater wollte Friedrich alles selbst beaufsichtigen, „sein eigner Runister sein". Die Potsdamer Riesengarde löste er zwar auf, errichtete jedoch für das Geld, das sie gekostet hatte, neue Regimenter, so daß das Heer auf 90000 wann anwuchs. 5. Der Erste Schlesische üneg. Rach dem Tode Karls Vi., des letzten Habsburgers, trat feine Tochter waria Theresia die Herrschaft über die österreichischen Erblande an. Sie verheiratete sich mit Franz von Lothringen und wollte die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser durchsetzen. Da die Versprechungen, die Friedrich Wilhelm I. einst erhalten hatte, nicht erfüllt worden waren (5. 54), machte Friedrich Ii. jetzt die alten Rechte Preußens auf Schlesien geltend ($. 46, 47 u. 49). Er bot Riaria Theresia an, ihr gegen ihre Feinde zu helfen und die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser zu unterstützen, dagegen sollte sie ihm Schlesien überlassen. Sie lehnte jedoch das Unsinnen des Königs schroff ab. Schon aber hatte Friedrich mit 20000 wann die Grenze überschritten und Schlesien besetzt. 3m Jahre 1741 kam es zwischen Österreichern und Preußen zu der Schlacht bei Wollwitz. Gleich zu Unfang warf die österreichische Reiterei die preußische völlig über den Haufen. Dann aber zeigte sich die Überlegenheit des preußischen Fußvolks. Unerschütterlich hielt es den feindlichen Reitern stand, hierauf ging es unter dem Oberbefehle des Generals Grafen Schwerin wie eine „lebende wauer" auf den Feind los und schlug ihn gänzlich in die Flucht. — 3m folgenden Jahre besiegte Friedrich die Österreicher nochmals. Da schloß waria Theresia, die auch von andern Feinden hart bedrängt war, mit ihm den Frieden zu Breslau, in dem sie Schlesien mit der Grafschaft Glatz an Preußen ab- trat. — Friedrich richtete in der neu erworbenen Provinz sogleich preußische Verwaltung ein, hob Truppen aus und baute Festungen. Uußerdem verbesserte er seine Reiterei und sammelte einen Kriegsschatz. Er wußte wohl, daß Maria Theresia versuchen würde, Schlesien zurückzuerobern. 6. Der Zweite Schlesische Urieg. Um Schlesien, „die perle in der Krone des Hauses Österreich", wiederzuerwerben, schloß waria Theresia mit dem Kurfürsten von Sachsen ein Bündnis. Da zog Friedrich zum zweiten Wale das Schwert und rückte in Böhmen ein. Bei hohenfriedberg (1745) fiel er unvermutet über die vereinigten Österreicher und Sachsen her und erfocht einen herrlichen Sieg. Die preußische Reiterei tat sich hier glänzend hervor. Die Bayreuth-Dragoner überritten 18 feindliche Bataillone und eroberten 66 Fah- nen. Roch in demselben Jahre schlug Leopold von Unhalt-Dessau die sächsischen Trup- pen bei Kesselsdorf. Bald darauf wurde in Dresden der Friede geschlossen (1745). Friedrich blieb im Besitz von Schlesien, erkannte aber waria Theresias Gemahl Franz als

9. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 262

1899 - Breslau : Hirt
262 Friedrich El: Der erste schlesische Krieg. wegen der Teuerung seine Magazine öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Annen verkaufen; die Folter wurde aufgehoben. In Sachen der Religion erklärte er, die weitgehendste Duldung üben zu wollen. Die Riesengarde schaffte er ab und vermehrte dafür das Heer; die „laugen Kerle" wurden unter die anderen Regimenter verteilt; den Offizieren verbot er die gewaltsamen Werbungen sowie die grobe Behandlung der Soldaten. Weder die Hoffnungen seiner Freunde, noch die Befürchtungen seiner Feinde erfüllten sich; er gestattete jenen keinen Einfluß auf die Regierung und nahm an diesen nicht Rache; dagegen that er denen Gutes, die seinetwegen gelitten hatten, z. B. der Familie von Katte. b. Der erste schlesische Krieg; 1740—1742. Mit Karl Vi. starben 1740 die Habsburger aus. Seine Tochter Maria Theresia sollte ihm folgen (S. 255); aber ihr wurde das Erbrecht von Bayern streitig gemacht, dessen Kurfürst Karl Albert als Gemahl einer Tochter Josephs I. (S. 248) Anspruch auf sämtliche österreichische Erbländer erhob und dadurch den österreichischen Erbfolgekrieg veranlaßte. Auch Friedrich wollte jetzt die alten Verträge seines Hauses (S. 245), die Österreich bis dahin nicht geachtet hatte, geltend machen und Schlesien gewinnen. Er hoffte, Maria Theresia werde jetzt geneigt sein, auf billige Forderungen einzugehen; als dies nicht der Fall war, rückte er im Dezember 1740 in Schlesien ein, wo er von den Evangelischen als Beschützer ihres Glaubens mit Freuden aufgenommen wurde. Ohne Widerstand konnte Friedrich schon im Januar 1741 feierlich in Breslau einziehen; doch verzichtete er auf eine Besetzung der Stadt. Dann erklärte er der Kaiserin, er wolle ihr gegen alle Feinde beistehen und ihrem Gemahl, Franz von Lothringen, die Kaiserwürde verschaffen helfen, wenn sie seine Rechte auf Schlesien anerkenne. Diese aber forderte, daß er sofort Schlesien räume. Ein österreichisches Heer rückte von Mähren gegen Friedrich vor, und es kam 1741 bei Mollwitz (sö. v. Breslau) zur Schlacht. Beide Heere waren an Stärke etwa gleich; doch war die österreichische Reiterei der preußischen überlegen. Der noch unerfahrene Friedrich war persönlich in der größten Gefahr. Da bewog ihn der Feldmarschall Schwerin, das Schlachtfeld zu verlassen, um Verstärkungen herbeizuholen; darauf machte Schwerin mit dem so wohl einexerzierten Fußvolk einen furchtbaren Angriff. In derselben Zeit, in welcher die Österreicher zweimal schossen, vermochten die Preußen vermöge des eisernen Ladestocks fünfmal zu feuern. Deshalb richteten sie in kurzer Zeit unglaubliche Verwirrung im feindlichen Heere an, so daß dieses sich zurückzog. Bald nachher eroberte Friedrich Brieg, ließ Breslau, dessen Bürger es zum Teil mit dem Feinde hielten, besetzen und zwang die Einwohner zur Huldigung. Dann trat er dem von Frankreich und Bayern geschlossenen Bunde gegen Österreich bei und setzte es durch, daß der Kurfürst von Bayern als Karl Vii. zum Kaiser gewählt

10. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 268

1887 - Langensalza : Beyer
268 Achter Abschnitt. Friedrich Ii., der Große, von 1740—1786. ^ e) Die Rechtspflege des großen Königs. In zweifacher Hinsicht ist Friedrich der Große in ganz Europa beim gemeinen Manne berühmt gewesen: als siegreicher Kriegsheld und als gerechter Richter. Er achtete streng darauf, daß jeder seiner Unterthanen sein Recht fände, und schärfte den Richtern eine strenge Unparteilichkeit und Gerechtigkeit ein. Er sagte, sie sollten richten ohne Ansehen der Person, und müßten wissen, daß der Bettler ebenso ein Mensch fei, wie der König, und daß vor dem Gesetze alle gleich seien. Solche Richter, die Ungerechtigkeiten in ihrem Amt ausübten, seien gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande. Auch ließ der König bekannt machen, jedermann könne zu jeder Zeit sich persönlich an ihn wenden, wenn ihm Unrecht geschehen wäre. Ein bleibendes Denkmal feiner Fürsorge für eine gute Rechtspflege ist „das allgemeine Landrecht", das er gegen Ende seiner Regierung ausarbeiten ließ. Dieses preußische Gesetzbuch wurde erst nach Friedrich's Ii. Tode vollendet und im preußischen Staat eingeführt. f) Kirche und Schule. Wir haben Friedrich Ii. schon in feiner Jugend als den Freund der Wissenschaften, als strebsamen, wißbegierigen Jüngling kennen gelernt. Auch als Mann ging er gern mit gelehrten Männern um und erholte sich von der Last der Arbeit in geistreichen Gesprächen mit ihnen. Auch hat er selbst eine Geschichte seiner Zeit geschrieben. Von einem solchen König dürfen wir wohl erwarten, daß er auch für die Bildung feiner Unterthanen Sorge tragen wird. In demselben Jahre, in dem der siebenjährige Krieg endigte, erschien das „General-Landfchulreglemeut", ein Schulgesetz für die Volksschulen aus dem Lande. Dasselbe bestimmte, daß die Kinder vom 5. bis zum 13. oder 14. Lebensjahre die Schule besuchen sollten, bis sie nicht nur,das Nötigste vom Christentum gefaßt hätten, sondern auch fertig lesen und schreiben konnten. Die Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestraft werden. Leider kam dieses Gesetz nicht überall zur Ausführung, da es an tüchtigen, für ihr Amt vorgebildeten Lehrern fehlte; auch waren viele Gemeinden zu arm, um etwas für die Schule thun zu können. Freudig unterstützte der König die Lehrerseminare, die zu feiner Zeit in feinem Lande entstanden. Friedrich der Große hatte gleich bei seinem Regierungsantritt allen Konfessionen in feinem Staate Duldung und Schutz gesagt. Er sagte: „Die Religionen müssen alle geduldet werden, und muß die Regierung nur das Auge daraus haben, daß keine der anderen Abbruch thut. In meinem Staate kann ein Jeder nach seiner Facon selig werden." Durch diesen Grundsatz zeichnete sich der König vor vielen Fürsten seiner Zeit, welche Andersgläubige verfolgten, oder ihnen nur beschränkte Rechte gewährten, rühmlichst aus. § 62. Die Persönlichkeit Friedrichs des Großen. (Charakterzüge des großen Königs.) A. Erzählung, a) Des Königs angestrengte Thätigkeit. Friedrich Ii. hatte den Grundsatz, daß er als König der erste Diener des Staates fei. Als folcher ging er allen seinen Beamten, allen Staats-

11. Realienbuch - S. 116

1914 - Langensalza : Beyer
Geschichte. I U6 Der erste Schlesische Krieg f7^0—\7^2. Mitte Dezentber rückte Friedrich an der Spitze seines Lseeres in Schlesien ein und wurde von der Bevölkerung des Landes, die zum größten Teile protestantisch war, mit Freude empfangen. Tr erklärte sich Maria Theresia gegenüber bereit, ihr gegen ihre Feinde beizustehen und dafür einzutreten, daß ihr Gemahl zum Deutschen Kaiser gewählt würde, auch wollte er ihr eine große Summe Geldes zahlen, wenn sie ihm Schlesien überließe. „Die Königin wird Schlesien niemals abtreten", war die stolze Antwort. Nun mußten die Waffen entscheiden. 3m Frühlinge des folgenden Wahres erschien in Schlesien ein österreichisches Heer, dem Friedrich bei Mollwitz in der Nähe von Brieg entgegentrat. Gleich zu Beginn der Schlacht stürzte sich die österreichische Neiterei mit Ungestüm auf die preußische Kavallerie und schlug sie in die Flucht. Vergebens versuchte der König, die Fliehenden aufzuhalten. Tr hielt die Schlacht bereits für verloren. Der Feld- marschall Schwerin aber erklärte, alles könne sich noch zum besten wenden; zugleich bat er Friedrich, eine Heeresabteilung, die in der Nähe stand, herbeizuholen. Der König tat es, und Schwerin übernahm den Mberbefehl. „Siegen oder sterben!" rief er seinen Truppen zu. Un- erschütterlich fest stand das preußische Fußvolk, als neue feindliche Reiter- scharen auf dasselbe einsprengten, und endlich führt Schwerin die ganze Infanterie in Reih und Glied zum Angriff vor. Tin unaufhörliches, schnelles Feuer bringt die Österreicher ins Wanken, und der Sieg ist für die Preußen entschieden. Bald nach der Schlacht bei Mollwitz singen auch die übrigen Feinde Maria Theresias an sich zu regen, und die Lage der letzteren war eine Zeitlang sehr ungünstig. Sn dieser Not wandte sie sich an die Ungarn, die ihr auch Hilfe brachten; aber Friedrich schlug das österreichische Heer noch einmal aufs Haupt. Zetzt erkannte Maria Theresia, daß sie vor allen Dingen diesen gefährlichen Gegner los werden müsse, um gegen die übrigen Feinde erfolgreicher kämpfen zu können. Sie schloß daher mit Friedrich den Frieden zu Breslau, durch den Schlesien und die Grafschaft Glatz an Preußen fiel. Das war ein herrlicher Siegespreis, denn Schlesien war ein fruchtbares und gut angebautes Land und hatte eine wohlhabende und fleißige Bevölkerung. Der preußische Staat nahn: dadurch beinahe um ein Drittel seiner bisherigen Größe zu. Der zweite Schlesische Krieg J7^—\7^5. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Man tröstete sie mit den Worten: „was leicht gewonnen ist, kann auch leicht wieder heraus- gegeben werden." Friedrich war überzeugt, daß er von neuem um Schlesien kämpfen müsse. Daher beschloß er, dem Feinde zuvorzukommen und rückte mit seinem Heere in Böhmen ein. Tr konnte aber hier nur wenig ausrichten, und nachdem seine

12. Illustrierte preußische Geschichte - S. 128

1904 - Breslau : Hirt
128 Zweiter Zeitraum. seinen Angriff mit immer frischen Truppen auf einen Punkt und hinderte seine Reserve an vorzeitigem Eingreifen. Bald begann der angegriffene Flügel zu wanken; er erhielt zwar Hilfe vom rechten Flügel, aber die Regimenter kamen teils Au spät, teils vereinzelt an und wurden geworfen. Nach etwa zwei Stunden stand die österreichische Schlachtreihe uördlich, die preußische südlich von Leutheu, das hart umstritten wurde; aber mit Beginn der Dämmerung ergriff das österreichische Heer die Flucht. Die Österreicher hatten 21000 Mann verloren, mehr als die Hälfte derselben war gefangen. Doch auch von den Preußen war der fünfte Mann geblieben. Als am Abend das siegreiche Heer auf dem blutgetränkten Felde lagert, stimmt ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle Gott!" Die Feldmusik fällt ein, „Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer, Am Ende wie aus einem Mund singt rings das ganze Heer; Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal: Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral." (H. Besser.) Das preußische Volk aber sang: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns retten kann, So schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 90000 Mann!" Napoleon I. nannte die Schlacht bei Leuthen „ein Meisterstück von Bewegungen, Manövern und Entschlossenheit" Friedrichs des Großen; dieser aber wußte wohl und erkannte gern an, was er seinen braven Truppen verdankte: noch auf dem Schlachtfelde ernannte er den Prinzen Moritz von Dessau zum Feldmarschall... Am Abend kam der König mit einigen Bataillonen nach Lissa, das voll von Österreichern lag; er begab sich mit nur wenigen Begleitern aufs Schloß, wo er viele feindliche Offiziere traf, so daß feine Freiheit gefährdet war. Aber voll Geistesgegenwart rief er den Erstaunten zu: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermutet; kann man hier auch noch unterkommen?" Durch diesen sicheren Ton irregeleitet, verneigten sich die Offiziere; bald darauf fam das Gefolge des Königs und nahm sie gefangen. — In den nächsten Tagen schon kapitulierten Liegnitz und Breslau, Schweidnitz wurde eingeschlossen. Mit Ausnahme dieser Festung war ganz Schlesien zu Ende des Jahres wieder in Friedrichs Händen. Von dem österreichischen Heere, das etwa 90000 Mann stark nach Schlesien gezogen war, kehrte nicht die Hälfte nach Böhmen zurück. Karl von Lothringen legte den Oberbefehl nieder. Das Kriegsjahr 1758. Kanin hatte Friedrich im Januar seine Truppen in Winterquartiere gelegt, als er die Nachricht erhielt, daß die Russen unter Fermor in Königsberg eingerückt seien und die Ostpreußen gezwungen hätten, der Kaiserin von Rußland zu huldigen. Bessere Nachrichten kamen von dem westlichen Kriegsschauplätze. Der große englische Minister Pitt war ein begeisterter Verehrer Friedrichs; er zeigte im englischen Parlamente, daß der König von Preußen Englands bester Bundesgenosse im Kampfe gegen Frankreich sei, daß „Amerika in Deutschland erobert werden müsse", und er wußte es durchzusetzen, daß Georg Ii. den schimpflichen Vertrag zu Zeven nicht be- stätigte, sondern mit Friedrich von neuem einen Vertrag schloß, wonach England ihm Hilfsgelder zahlte und außerdem das englisch-hannoversche Heer unterhielt. Dieses wurde verstärkt; zugleich erbat sich Georg U. für dasselbe von Friedrich einen anderen Feldherrn, der ihnen beiden nahe verwandt war, Herzog Ferdinand von Braunschweig, einen Bruder der Gemahlin Friedrichs. Ihm war nur die Aufgabe gestellt, Hauuover zu decken; aber er

13. Die Weltgeschichte - S. 279

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 74. § 306. Franz I deutsch. Kaiser. Der zweite schlesische Krieg. 279 nur gegen bedeutende Zugeständnisse) ein allgemeines Aufgebot erließen. So von zwei ungarischen Heeren, dazu von England und Holland mit Geld unterstützt, gelang es ihr in kurzer Zeit, Ober-Österreich wieder zu befreien. Maria Theresia, damals 23 Jahre alt, besaß neben einer großen Liebenswürdigkeit, Sittenreinheit und Herzensgüte einen klaren, lebhaften Geist, viele Wohlredenheit und einen entschlossenen, festen Charakter, der ihr die Kraft gab, sich in ihren schweren Stand zu finden und nach den geeigneten Mitteln der Rettung zu greifen. Da inzwischen Friedrich bei Czaslau (oder Chotusitz) einen zweiten Sieg erfochten hatte, so schloß sie mit ihm unter englischer Vermittlung 1742 am 28. Juni den Frieden von Berlin (dessen Präliminarien am 11. Juni zu Breslau unterzeichnet worden waren), in welchem sie ihm Schlesien (mit Ausnahme von Teschen, Troppau und Jägerndorf) und die Grafschaft Glatz überließ; und da auch Sachsen diesem Frieden beitrat, so wurde es den österreichischen Heeren um so leichter, nicht nur ganz Baiern einzunehmen und den Kaiser zur Flucht zu nötigen, sondern auch nachher die Franzosen aus Böhmen hinaus- und mit Hülfe der Engländer durch den Sieg derselben über die Franzosen bei Dettingen unweit Aschaffenburg über den Rhein zurückzutreiben (1743). (306.) Diese Fortschritte Österreichs bewogen den König Friedrich in Verbindung mit dem Kaiser und mit Frankreich zum zweiten schlesischen Krieg, indem Friedrich mit 80,000 Mann „kaiserlicher Hiilfs- 1744 truppen" in Böhmen einfiel und Prag einnahm, während der Kaiser in fein München zurückkehrte. Da ließ Maria Theresia in Böhmen einrücken und nötigte den König, Prag wieder auszugeben und sich nach Schlesien zurückzuziehen, worauf Böhmen gern wieder unter die Herrschaft Österreichs zurückkehrte. Hierauf rückte ein österreichisches Heer in Oberschlesien und ein anderes wieder in Baiern ein, so daß der Kaiser abermals aus München flüchten mußte und, als er kaum wieder dahin zurückgekehrt war, starb erst 48 Jahre alt. Da nun die Österreicher fast das ganze Baiern wieder einnahmen, so leistete Karls Vii Sohn, der Kurfürst Maximilian Iii Joseph (nach einer Niederlage, die er mit den Franzosen bei Pfaffenhofen 1745 erlitten hatte) im Frieden zu Füssen auf die österreichische Erbschaft Verzicht und verlieh dem Gemahl Maria Theresias feine Stimme bei der Kaiserwahl. Derselbe wurde gewählt und als Kran; I am 13. Sept. 1745 zu Frankfurt gekrönt, worauf er im Dezember desselben Jahres bei dem Dresdener Frieden auch von Brandenburg als Kaiser anerkannt wurde. Hiemit endete der österreichisch-baierische Erbfolgekrieg. Da unterdes Friedrich in Schlesien durch seinen entscheidenden Sieg bei Hohenfriedberg über die Österreicher und Sachsen (unter Karl von Lothringen), in Böhmen durch einen Sieg bei Sorr, und in Sachsen' durch den Sieg des alten Defsauers bei Kesselsdorf und durch die Einnahme von Dresden sich behauptet hatte, so wurde ihm in dem gleichen Frieden der Besitz von Schlesien und Glatz zugestanden. 1745 Die Schlacht bei H ohenfriedberg, einem schlesischen Dorfe auf der Landstraße von Jauer nach Landshut, war in wenigen Stunden gewonnen. — Zum Sieg bei Kesselsdorf, einem kleinen Dorfe im Dresdener Kreise, trug besonders Prinz Moritz von Dessau bei, der sein Bataillon durch das eisige Wasser eines Grabens führte

14. Geschichtsbilder - S. 109

1911 - Leipzig : Brandstetter
6v9 109 6v9 seine Tochter Maria Theresia als Regentin folgte. Und noch in demselben Jahre fam es zwischen Friedrich und Maria Theresia zum Kriege. Friedrich machte aus Grund alter Verträge Ansprüche auf Schlesien, das nach dem Aussterben seiner Herzöge von früheren Kaisern zu den österreichischen Ländern geschlagen worden war. Er rückte mit einem Heere in Schlesien ein, eroberte auch bald dessen Hauptstadt Breslau und besiegte die Österreicher in mehreren Schlachten. Da Maria Theresia zu gleicher Zeit noch gegen einen andern Feind zu kämpfen hatte, nämlich gegen den Kurfürsten von Bayern, der auch Ansprüche an die österreichische Erbschaft erhob, so beschloß sie, zunächst mit dem Könige von Preußen Frieden zu schließen, um alle Kraft zur Abwehr der Bayern verwenden zu können. So kam es zu dem Frieden von Breslau, in dem Schlesien an Preußen abgetreten wurde, und damit endete der erste schlesische Krieg. Maria Theresia war aber keineswegs geneigt, für immer auf Schlesien zu verzichten, und so kam es nach etlichen Jahren zu einem zweiten schlesischen Kriege. Die österreichischen Heere wurden freilich wiederum von den Preußen geschlagen; und in dem Frieden von Dresden mußte Maria Theresia zum zweiten Male zu gunsten Preußens auf Schlesien verzichten. Es blieb nun elf Jahre lang Friede, und König Friedrich widmete sich mit Eifer den Aufgaben friedlicher Regententätigkeit zum Wohle seines Volkes. Maria Theresia konnte jedoch den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen, und all ihr Sinnen war darauf gerichtet, in einem neuen Kriege es zurückzugewinnen. Aber nicht allein wollte sie den neuen Kampf mit Preußen wagen, sie suchte Bundesgenossen und fand solche in den Herrschern von Rußland, Frankreich und Sachsen. Von dieser Übermacht von Feinden sollte das damals noch kleine Preußen erdrückt werden. So kam es zum dritten schlesischen Kriege, der sieben Jahre lang dauerte (1756—1763) und deshalb auch der siebenjährige Krieg genannt wird. 5. König Friedrich erhielt von dem gegen ihn geschlossenen Bündnisse Kunde, und er beschloß, seinen Feinden zuvorzukommen, ehe sie mit ihren Rüstungen vollständig fertig waren. Er rückte im Jahre 1756 unvermutet in Sachsen ein und umstellte mit seinem Heere das verschanzte Lager der Sachsen bei Pirna. Die Sachsen hofften, aus dieser Bedrängnis durch die Österreicher befreit zu werden, die ihnen von Böhmen aus zu Hilfe kommen sollten. Aber auch das vereitelte Friedrichs Schnelligkeit. Er brach nach Böhmen auf und schlug die Österreicher in der Schlacht bei Lo wo sitz. Bald darauf ergab sich das ganze sächsische Heer den

15. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges - S. 196

1902 - Leipzig : Freytag
196 Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Weg einen Feind zu finden, der ihm gewachsen gewesen wäre. Ein Teil von Bayern und Schwaben, Frankens Bistümer, die untere Pfalz, das Erzstift Mainz lagen bezwungen hinter ihm; bis an die Schwelle der österreichischen Monarchie hatte ein nie unterbrochenes Glück ihn begleitet und ein glänzender Ersolg den Operationsplan gerechtfertigt, den er sich nach dem Breitenfelder Sieg vorgezeichnet hatte. Wenn es ihm gleich nicht, wie er wünschte, gelungen war, die gehoffte Vereinigung unter den protestantischen Reichs-ftänden durchzusetzen, so hatte er doch die Glieder der katholischen Gigue entwaffnet oder geschwächt, den Krieg größtenteils auf ihre Kosten bestritten, die Hilfsquellen des Kaisers vermindert, den Mut der schwachem Stände gestärkt und durch die gebrandschatzten Länder der kaiserlichen Alliierten einen Weg nach den österreichischen Staaten gefunden. Wo er durch die Gewalt der Waffen keinen Gehorsam erpressen konnte, da leistete ihm die Freundschaft der Reichsstädte, die er durch die vereinigten Bande der Politik und Religion an sich zu fesseln gewußt hatte, die wichtigsten Dienste, und er konnte, solange er die Überlegenheit im Felde behielt, alles von ihrem Eiser erwarten. Durch feine Eroberungen am Rhein waren die Spanier von der Unterpfalz abgeschnitten, wenn ihnen der niederländische Krieg auch noch Kräfte ließ, teil an dem deutschen zu nehmen; auch der Herzog von Lothringen hatte nach feinem verunglückten Feldzuge die Neutralität vorgezogen. Noch so viele längs seines Zuges durch Deutschland zurückgelassene Besatzungen hatten sein Heer nicht vermindert und noch ebenso frisch, als es diesen Zug angetreten hatte, stand es jetzt mitten in Bayern, entschlossen und gerüstet, den Krieg in das Innerste von Österreich zu wälzen. [Sie sauch den Verbündeten Gustav Adolfs, den Kurfürsten Erfolge von Sachsen, hatte das Glück begünstigt. Er hatte Leipzig wie-bc§®m' der genommen und hatte sich von da nach Schlesien und Böh-v. ©.] men gewandt, das unter dem verhaßten Joche katholischer Herren

16. Der Gutsherr von Vechelde - S. 95

1911 - Braunschweig : Graff
9 5 aber trotzdem wurde die Geldnot mit jedem Tage empfindlicher. Ganz gegen seine Gewohnheit mußte sich der große König in tiefem Jahre auf die Abwehr beschränken, was ihm sehr schwer wurde, da er sonst meistens angriffsweife vorzugehen pflegte. <Er stand in der Ihitte des 3ahres mit dem £jauptteile feines Heeres in Sachsen ; er konnte nicht verhindern,,daß marodierende russische und österreichische Scharen Brandenburg verwüsteten und selbst Berlin brandschatzten. Da erhielt er auch noch die Unglücksbotschaft, daß fein tüchtiger Heldherr Fouquet, der ihm persönlich nahestand, nach mutiger Gegenwehr mit einem fjeere von Jo 000 21tann von dem österreichischen Heldmarfchall Taudon gefangen genommen und Schlesien verloren fei. Jetzt litt es Friedrich nicht länger in Sachsen. €r brach fofort auf, um Schlesien wieder zu gewinnen, was ihm auch durch den Sieg bei Tiegnitz am \5. Au-guft trotz der Übermacht Taudons gelang. Taudon mußte Schlesien räumen, und die drohende Vereinigung der Russen und der Österreicher wurde durch diesen Sieg verhindert. Zhittleruxile war aber Daun, der Führer der im Kurfürstentum Sachsen stehenden österreichischen Truppen, bis Torgau vorgedrungen und bedrohte Berlin. Da eilte Friedrich aus Schlesien zurück, und trotz der festen Stellung Dauns griff er ihn am 3. November bei Torgau an und erfocht einen völligen, aber teuer erkauften Sieg, hierdurch gewann er auch das Kurfürstentum Sachsen wieder, so daß es ihm möglich war, in Teipzig fein Winterquartier zu nehmen. Vorher aber vertrieb er noch die Huffen und (Österreicher aus Brandenburg, so daß alle feine Tänder von den Feinden gesäubert waren mit Ausnahme von Ostpreußen, das die Russen besetzt hielten, und er selbst mit seinen Truppen im feindlichen Tande den Ipinter zubringen konnte.

17. Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen - S. 89

1886 - Danzig : Gruihn
— 89 — Heimat seiner Mutter, zu eutfliehen. Der Plan wurde entdeckt, der Kronprinz als Gefangener auf die Festung Küstrin gebracht und fein Freund Katte, welcher ihm besonders behilflich gewesen war, enthauptet. Nach längerer Haft mußte Friedrich bei der Kriegskammer in Küstrin arbeiten und wurde endlich, da er sich demütig dem Vater unterwarf, begnadigt. Von jetzt an lebte er in Rheinsberg ganz nach feinem Gefallen im Umgänge und in Freundschaft mit ausgezeichneten Männern, trieb ernste Studien und machte sich mtt den Kriegswissenschaften bekannt. Der erste schlesische Krieg. 1740—1743. Als Friedrich Ii. Preußens Thron bestieg, war sein erstes Werk, der Not abzuhelfen, welche ein harter Winter im Lande verursacht hatte. Als darauf Kaiser Karl Vi. starb und seine Tochter, die berühmte Maria Theresia, in den österreichischen Län- dern seine Nachfolgerin wurde, da hielt es der König an der Zeit, seine Rechte an Schlesien geltend zu machen. Er forderte deshalb von der Kaiserin die Fürstentümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf, bot dagegen fechs Millionen Mark, Hilfe gegen ihre Feinde und seine Stimme für ihren Gemahl Franz bei der Kaiserwahl. Die Kaiserin wies alles stolz zurück, und plötzlich stand Friedrich im Dezember desselben Jahres mit fernem Heere in Schlesien. Bald war das ganze Land bis auf die Festungen Neiße, Brieg und Glogau besetzt, und Friedrich zog unter Jubel in Breslau ein. Da rückte die österreichische Armee heran, und bei Mollwitz (unweitbrieg)standen sich(1741) zum erstenmale Preußen und Österreicher gegenüber. Die unerschütterliche Haltung des preußischen Fußvolkes und die Erfolge der Schießübungen des alten Deffaners ließen die Preußen den Sieg über die Österreicher erringen. Noch eines zweiten Sieges bei C z a s l a u oder Chotnsitz in Böhmen (1742) bedurfte es, um den Stolz der Kaiserin zu beugen. Sie schloß (1742) den Breslauer Frieden und trat Schlesien nebst der Grafschaft Glatz an Preußen ab. Friedrich traf nun in Schlesien solche Einrichtungen, welche ihm die Liebe und Dankbarkeit der Bewohner schnell erwarben. Der zweite schlesische Krieg. 1744—1745. Aber Maria Theresia konnte Schlesien nicht verschmerzen; sie weinte, wenn sie einen Schlesier sah^ schloß Bündnisse mit andern Mächten, auch mit Sachsen, und Friedrich sah den Angriff voraus. Dem wollte er zuvorkommen, rückte (1744) in Böhmen ein und erkämpfte (1745) die glänzenden Siege bei Hohenfriedeberg, südlich von Liegnitz, und bei Kesselsdorf, unweit Dresden. Darauf kam es zu dem Frieden zu Dresden (1745), in welchem Schlesien zum zweitenmal an Preußen abgetreten wurde. Bei seinem Einzuge iu Berlin nannte das Volk seinen König: „Friedrich den Großen." Nach Hartung und Smibing. 33. Der siebenjährige Krieg. 1756—1763. Ursachen des Krieges. Maria Theresia gab den Gedanken nicht auf, sich Schlesiens wieder zu bemächtigen. • Sie suchte sich deshalb mit Friedrichs Feinden zu verbinden, und es kam bald zum siebenjährigen Kriege, aus welchem wir uns folgende Schlachten merken: Friedrich der Große.

18. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 185

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
80. Friedrich der Große als Landesvater. 185 Zeit noch als ein Lnxusgegenstand und wurde nur von Wohlhabenden genossen dildun» und tunst. Für alle Kirchen sprach er schon 1740 den Grundsatz der allgemeinen Duldung ans. „Die Religionen müssen toleriert (geduldet) werden/' schnell er; „hier muß ein jeder nach seiner Fasson selig werden/' Daher tiefe er auch m Berlin und anderen evangelischen Städten katholische Gemeinden zu, gewährte der katholischen Kirche in Schlesien und Westpreußen volle Freiheit und befreite umgekehrt die dortigen Evangelischen von den alten kirchlichen Abgaben an die katholische Geistlichkeit. - Die Bildung des Volkes lag dem Könige sehr am Herzen; er gründete mehrere hundert Volksschulen, hielt auf fleißigen Schulbesuch und richtete Lehrer-seminore ein. Da er aber den größten Teil der Staatseinnahmen für das Heerwesen verwenden mußte, blieben ihm für Bildungszwecke nur qerinqe Mittel Übrig. — Nur für die Baukunst hatte Friedrich eine offene Hand. In Berlin ließ er das Opernhaus, die katholische Hedwigskirche und die Bibliothek, bei Potsdam das Gartenschloß Sanssouci und das Neue Palais erbauen. Die Musik pflegte der König selbst als ausübender Künstler und Tonsetzer. Der deutschen Dichtkunst brachte er kein Verständnis entgegen, obwohl schon damals Klopstock und Lessing aufgetreten waren und Goethe und Schiller ihre ersten Dichtungen veröffentlicht hatten. Und doch war durch ihn selbst und durch die Taten des Siebenjährigen Krieges ein höherer Gehalt in die deutsche Poesie gekommen. Was Friedrich unseren Dichtem verjagte, das bot ihnen seine Nichte, die Herzogin Amalie von Weimar und ihr Sohn, der Herzog Karl August. An ihrem Hose kamen alle großen deutschen Dichter zusammen, so daß Weimar eine geweihte Stätte des deutschen Landes wurde. 8. Friedrich als Vorbild anderer Fürsten. Joseph Ii. Der Ruf von Friedrichs Kriegs- und Friedenstaten verbreitete sich durch ganz Europa, und viele Fürsten nahmen sich ihn zum Vorbilde. Zu seinen eifrigsten Bewunderern gehörte der Kaiser Joseph Ii., der Sohn Maria Theresias. Er hatte keinen größeren Wunsch, als seine Völker zu beglücken. Bei seinen Neuerungen ging er aber gewalttätig und mit solcher Überstürzung zu Werke, daß er damit in feinem Reiche nur Unzufriedenheit erregte. Friedrich der Große sagte von ihm, er mache den zweiten Schritt immer vor dem ersten. Wien wurde unter ihm der Sammelpunkt von Gelehrten und Künstlern, namentlich vereinigten sich hier unsere großen Tondichter. Hier wirkte Haydn, der Komponist der „Jahreszeiten" und der „Schöpfung", besonders allgemein bekannt durch die Melodie zu dem Liede „Deutschland, Deutschland über alles", ursprünglich die Melodie des österreichischen Volksliedes „Gott erhalte Franz, den Kaiser"; ferner wirkte hier Mozart, der Opern, Klavier-unb Orchesterwerke schrieb, und weiter Beethoven, der gewaltigste Tondichter, der „Großmeister der Instrumentalmusik", der noch heute unübertroffen dasteht. So hat Wien für die Tonkunst dieselbe Bedeutung wie Weimar für die Dichtkunst.

19. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 219

1892 - Breslau : Hirt
Die ersten Regierungsjahre Friedrichs. 219 mein eigenes ist. Sollten beide sich nicht miteinander vertragen, so soll allemal der Vorteil des Landes den Vorzug haben." Seine ersten Thaten waren Werke des Friedens: er ließ in dem teuren Jahre seine Magazine öffnen und Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen; die Folter wurde aufgehoben. Die Riesengarde schaffte er ab und vermehrte dafür das Heer; die „langen Kerls" wurden unter die anderen Regimenter verteilt; den Offizieren verbot er die gewaltsamen Werbungen, sowie die grobe Behandlung der Soldaten. Die Jagdvergnügungen hörten auf; dagegen zog er geistreiche Franzosen an die neu belebte Akademie und hob die Universität Halle. Weder die Hoffnungen seiner Freunde, noch die Befürchtungen seiner Feinde erfüllten sich; er gestattete jenen keinen Einflnß auf die Regierung und nahm an diesen nicht Rache; dagegen that er denen Gutes, die seinetwegen gelitten hatten, z. B. der Familie von Katte. b. Der erste schlesische Krieg; 1740—1742. Welches erhabene Ziel der König sich gesteckt hatte, beweist sein Wahlspruch: „Pro gloria et patria“; „für Ruhm und Vaterland" wollte er alle feine Kräfte einsetzen. Bald genug sollte ihm hierzu Gelegenheit geboten werden. Auch der Kaiser Karl Vi. war nämlich im Jahre 1740 gestorben. Seine Tochter Maria Theresia sollte ihm folgen; aber ihr wurde das Erbrecht von Bayern streitig gemacht, dessen Kurfürst Karl Albert als Gemahl einer Tochter Josephs I. (S. 202) Anspruch auf sämtliche österreichische Erbländer erhob und dadurch den österreichischen Erbfolgekrieg veranlaßte. Auch Friedrich wollte jetzt die alten Verträge seines Hauses (S. 183), die Oesterreich bis dahin nicht geachtet hatte, geltend machen und Schlesien gewinnen. Er hoffte, Maria Theresia werde in ihrer Verlegenheit geneigt sein, billige Forderungen einzugehen; als dies nicht der Fall war, rückte er in Schlesien ein. Die treffliche Haltung des preußischen 1740 Heeres, sowie des Königs offenes und freundliches Wesen gewannen ihm die Herzen der Schlesier; namentlich die Evangelischen nahmen die Brandenburger als Beschützer ihres Glaubens mit Freuden auf. Ohne Widerstand konnte Friedrich schon im Januar 1741 feierlich in Breslau einziehen; doch verzichtete er auf eine Besetzung der Stadt. Dann erklärte er der Kaiserin, er wolle ihr gegen alle Feinde bei-stehen, wenn sie seine Rechte auf Schlesien anerkenne. Diese aber forderte, daß Friedrich sofort Schlesien räume; er solle froh sein, wenn sie ihm den Angriff verzeihe. Da schwur Friedrich, daß er lieber umkommen wolle, als von feinem Unternehmen abstehen. Ein österreichisches Heer rückte von Mähren gegen Friedrich vor, und es kam bei Mollwitz (s.-ö. v. Breslau) zur Schlacht. Beide Heere 1744 waren an Stärke etwa gleich; doch war die österreichische Reiterei der preußischen überlegen. Der noch unerfahrene Friedrich war persönlich in der größten Gefahr. Da bewegte ihn der Feldmarfchall Schwerin, das Schlachtfeld zu verlassen, um Verstärkungen herbei-

20. Die Neue Zeit bis zur Französischen Revolution - S. 128

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
128 § 41. Friedrich der Große bis zum Siebenjährigen Kriege. gegenüber war Maria Theresia fest entschlossen, ihre fürstlichen Rechte ungeschmälert zu erhalten und nötigenfalls mit Waffengewalt zu ver-teibigen. So würde auch die von Friedrich geforberte Heransgabe Schlesiens bebingungslos abgewiesen. Deshalb schritt der König sofort zur Entscheidung durch die Waffen. 4. Per Erste Schlesische Krieg (1740—1742). Während Kurfürst Karl Albert von Bayern sich bemühte, Ansprüche auf die gesamte österreichische Erbschaft zu erweisen (vgl. Stammtafel S. 124), rückte Friedrich als Mann der Tat noch im Dezember 1740 in Schlesien ein und besetzte binnen Monatsfrist fast die ganze Provinz. Die schnell volleubete Eroberung sicherte er sich in den beiden folgenden Jahren durch die Siege bei Mollwitz in Schlesien 1741 und bei Chotüfitz oder Czas-lau in Böhmen 1742. Von anderer Seite hart bedrängt, mußte Maria Theresia im Frieden zu Breslau 1742 alles schlesische Gebiet jenseits der Oppa an Friedrich abtreten; nur ein Streifen Landes nach Mähren zu (mit Jügerndorf, Troppan und Tefchen) bildet seitdem noch das Kronland Österreichisch-Schlesien. Mit diesem Friedensschluß hatte Preußen ein großes und reiches Land gewonnen, das bis heute zu seinen besten Provinzen gehört. 5. Ier Österreichische Krö/olgekrieg (1741—1748). Karl Albert von Bayern hatte mittlerweile den europäischen Hösen erfolgreich seine rechtlichen Ansprüche auf Österreich bargetan und die Unterstützung von Preußen, Sachsen, Frankreich und Spanien erwirkt. Da die Verhandlungen mit Wien zu keinem Ziele führten, rückte im Spätsommer 1741 ein französisch-bayerisches Heer in Österreich ein. Karl Albert ließ sich in Linz als Erzherzog von Österreich huldigen. Dann wendete er sich gegen Prag, das er im Sturme nahm, und empfing auch hier, ein zweiter „ Winterkönig", die Huldigung der Stände. Von Böhmen aus begab er sich nach Frankfurt, wo ihm feine Gönner die Wahl zum Deutschen Kaiser vermittelt hatten. Dort wurde der körperlich leidende Fürst von feinem Bruder, dem Kurfürsten von Köln, als Karl Vii. gekrönt. Aber am gleichen Tage zogen die Österreicher in München ein. Nachdem schon Schlesien, Oberösterreich und Böhmen in die Hände der Gegner geraten waren, hatte Maria Theresia ihre Zuflucht zu den Ungarn genommen. Dort fand sie auf einem Reichstag, den sie nach Preßburg berufen hatte, einen zwar von eigennützigen Absichten geleiteten, aber begeisterten Empfang. Auf die Ansprache, die sie in lateinischer Sprache gehalten, erscholl der Zuruf: „Laßt uns sterben für unsern König Maria