Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 280

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
280 Neue Geschichte. leon sein Reich auszubreiten gewußt, und um das zu verstehen, müssen wir in der Zeit zurückgehen. 10. Das Werden Deutschlands und Italiens. § 107. Die Februarrevolution 1848 erschütterte ganz Mitteleuropa; die Schweiz ausgenommen, welche nach Ueberwindung eines Sonderbunds der katholischen Kantone 1847 sich eben jetzt bequem zu einem Bundesstaat umwandelte. Die Völker erwachten weithin, die deutschen Fürsten zagten und gaben fast überall, ohne die Aufstände zu erwarten, den freisinnigen Forderungen nach. Man nannte das die Märzerrungenschaften. Es gieng aber dabei ganz pöbelhaft zu, so daß die Liberalen merkten, opponiren sei leichter als regieren, und bald rathlos wurden. In Baden wollten Viele gleich eine deutsche Republik. Dem vorzubeugen, beschloßen die Ordnungsliebenden , durch eine Nationalversammlung in Frankfurt ein deutsches Reich gründen zu laffeu. In Wien wurde am 13. März Metternich durch eilten Studentenaufstand vertrieben und ganz Oestreich verfiel einem heillosen Durcheinander; denn was die Deutschen forderten, wollten auch die Ungarn haben, und was diesen beliebte, war den Slaven nicht angenehm. Die Mailänder empörten sich am 18. März und General Radetzky mußte nach Mantua zurückweichen, weil nun der König von Sardinien herbeieilte, Italien vom Fremdenjoch zu befreien. Ganz Italien wogte durch einander und schrie: „Mord den Deutschen, konnte aber der östreichischen Armee in ihrem Festungsviereck wenig anhaben; vielmehr gelang es dieser durch den Sieg bei Custozza (Juli) die Lombardei wieder zu erobern. Nach schweren Kämpfen wurde (Aug. 49) endlich auch Venedig wieder überwältigt. In dem aufgestandenen Wien aber stellte Windischgrätz vereint mit dem Kroaten Jellachich die alte Hofregieruug her, 31. Okt., an deren Spitze nun ein neuer Kaiser Franz Joseph trat. In Preußen regierte damals der edle Friedrich

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 213

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Die revolutionären Bewegungen in Italien. 213 Werklein, entflohen war. Auch sie begab sich über Piacenza nach Wien. Das feste St. Leo ergab sich an Sercognani und bald folgte die wichtige Citadelle von Ancona diesem Beispiele, nachdem sich die Stadt bereits früher für den Aufstand erklärt hatte. Schon dran- gen die Bürgertruppen bis Rieti und Civita Castellana und bedrohten selbst die Hauptstadt Rom, in welcher der neue Papst alle Mittel aufwendete, um die gährenden Massen in Ruhe zu halten. Zunächst fehlte es aber an Geld und Truppen, um energisch auftreten zu können, und vergebens strengte sich der neue Staatssecretär Bernetti an, Beides herbeizuschaffen. Als nun auch Perugia sich erhoben, Foligno, Spoleto und andere Städte mehr abgefallen waren, als die zur Bewirkung einer Gegenrevolution abgesendeten Cardinäle entweder unverrichteter Sache zurückkehrten, oder von den Insurgenten aufge- fangen und festgenommen wurden, da wußte das Cabinet des heiligen Vaters kein anderes Mittel, als seine Blicke nach dem nahen Oester- reich zu richten, das ja immer als Beschützer der Legitimität und Wiederherstellung der Ordnung sich bewährt hatte. Die erste Versammlung der Abgeordneten der „Uroviueie uuite" Italiens fand am 26. Februar zu Bologna Statt und proclamirte einstimmig: 1) die völlige Emancipation der auf der Versammlung repräsentirten Länder und Provinzen von der zeitlichen Herrschaft des Papstes und 2) die vollkommene Vereinigung der genannten Länder und Provinzen, so wie die Constituirung derselben in einen Staat, eine Regierung, eine Familie. Ein Präsident -(G- Vincini), ein Ministerrath und eine gesetzgebende Consulta wurden am 4. März zur Führung der Föderativ-Verwaltung erwählt. Kaum hatte der österreichische General-Feldzeugmeister Frimont von den Bewegungen in Italien Kunde erhalten, als er auch sofort dem Feldmarschall-Lieutenant Fürsten Bentheim Befehl ertheilte, sich mit mehreren Regimentern marschfertig zu halten, „da die mit den italie- nischen Fürsten eingegangenen Verträge es der österreichischen Regierung zur Pflicht machten, ihnen in gewissen Fällen ein bestimmtes Contingent zuzuführen und ihre Gerechtsame zu schützen." In den ersten Tagen des März langten die Befehle zum Einmarsch von Wien an, und schon am 5. betrat die Vorhut des österreichischen Heeres unter dem Befehle des Feldmarschall-Lieutenants Geppert das Herzogthum Modena, nachdem sie bei Rovi ein kleines Gefecht mit den Bürgergarden be- standen hatte. Schon am 9. traf der Herzog wieder in seiner Haupt- stadt ein, aus welcher sich die revolutionären Behörden nach Bologna geflüchtet hatten. Eine Militärcommission richtete über die hochver- räterische Unternehmung; die am meisten Compromittirten waren be- reits nebst einem Theile der Bürgergarden dem Beispiele der revolu- tionären Behörden gefolgt und nach dem Bolognesischen geflüchtet, wo sie unter Anführung des früheren österreichischen Feldmarschall- Lieutenants Zucchi noch einen Widerstand versuchen wollten. Aber auch sie wurden (durch das Decret vom 6. März) entwaffnet, um

2. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 213

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Die revolutionären Bewegungen in Italien. 213 Werklein, entflohen war. Auch sie begab sich über Piacenza nach Wien. Das feste St. Leo ergab sich an Sercognani und bald folgte die wichtige Citadelle von Ancona diesem Beispiele, nachdem sich die Stadt bereits früher für den Aufstand erklärt hatte. Schon dran- gen die Bürgertruppen bis Rieti und Civita Castellana und bedrohten selbst die Hauptstadt Rom, in welcher der neue Papst alle Mittel aufwendete, um die gährenden Massen in Ruhe zu halten. Zunächst fehlte es aber an Geld und Truppen, um energisch auftreten zu können, und vergebens strengte sich der neue Staatssecretär Bernetti an, Beides herbeizuschaffen. Als nun auch Perugia sich erhoben, Foligno, Spoleto und andere Städte mehr abgefallen waren, als die zur Bewirkung einer Gegenrevolution abgesendeten Cardinäle entweder unverrichteter Sache zurückkehrten, oder von den Insurgenten aufge- fangen und festgenommen wurden, da wußte das Cabinet des heiligen Vaters kein anderes Mittel, als seine Blicke nach dem nahen Oester- reich zu richten, das ja immer als Beschützer der Legitimität und Wiederherstellung der Ordnung sich bewährt hatte. Die erste Versammlung der Abgeordneten der „Uroviueie unite“ Italiens fand am 26. Februar zu Bologna Statt und proclamirte einstimmig: 1) die völlige Emancipation der auf der Versammlung repräsentirten Länder und Provinzen von der zeitlichen Herrschaft des Papstes und 2) die vollkommene Vereinigung der genannten Länder und Provinzen, so wie die Constituirung derselben in einen Staat, eine Regierung, eine Familie. Ein Präsident (G. Vincini), ein Ministerrath und eine gesetzgebende Consulta wurden am 4. März zur Führung der Föderativ-Verwaltung erwählt. Kaum hatte der österreichische General-Feldzeugmeister Frimont von den Bewegungen in Italien Kunde erhalten, als er auch sofort dem Feldmarschall-Lieutenant Fürsten Bentheim Befehl ertheilte, sich mit mehreren Regimentern marschfertig zu halten, „da die mit den italie- nischen Fürsten eingegangenen Verträge es der österreichischen Regierung zur Pflicht machten, ihnen in gewissen Fällen ein bestimmtes Contingent zuzuführen und ihre Gerechtsame zu schützen." In den ersten Tagen des März langten die Befehle zum Einmarsch von Wien an, und schon am 5. betrat die Vorhut des österreichischen Heeres unter dem Befehle des Feldmarschall-Lieutenants Geppert das Herzogthum Modena, nachdem sie bei Novi ein kleines Gefecht mit den Bürgergarden be- standen hatte. Schon am 9. traf der Herzog wieder in seiner Haupt- stadt ein, aus welcher sich die revolutionären Behörden nach Bologna geflüchtet hatten. Eine Militärcommission richtete über die hochver- rätherische Unternehmung; die am meisten Compromittirten waren be- reits nebst einem Theile der Bürgergarden dem Beispiele der revolu- tionären Behörden gefolgt und nach dem Bolognesischen geflüchtet, wo sie unter Anführung des früheren österreichischen Feldmarschall- Lieutenants Zucchi noch einen Widerstand versuchen wollten. Aber auch sie wurden (durch das Decret vom 6. März) entwaffnet, um

3. Neueste Geschichte - S. 252

1859 - Leipzig : Fleischer
252 gangenen Tage hatte die Schrecken dieses Aufruhres erreicht. Das Mini- sterimn widerrief die Auflösung der akademischen Legion und zog das Militair zurück. Die Thore wurden von der Nationalgarde und der Legion in Ge- meinschaft mit dem Militair besetzt; ein ans Bürgern, Nationalgardisten und Studenten bestehender Ausschuß sollte die öffentliche Ordnung handhaben. Während dieser stürmischen Ereignisse in Wien erschütterten heftige na- tionale Kämpfe der Völker Oestreichs den Kaiserstaat. Wie die Zusammen- fassung des vielsprachigen Reiches, so ist auch dessen Regierung immer von dem deutschen Oestreich und seinem Fürstenhause ausgegangen. Nun aber in dein allgemeinen Völkerstreben traten Bewegungen ans, welche diesen alten, mächtigen Bestand des Kaiserreiches anfzulösen drohten. Die lombardischen Italiener machten in der Revolution vom 18. März in Mailand den Versuch sich loszureißen. Wir werden diese Ereignisse weiter unten stizziren. Ungarn hatte seit dem Regierungsantritt des Kaisers Ferdinand eifrig nach Geltung seiner Nationalität gestrebt, was den sogenannten Sprachen- kampf zwischen den Magyaren und den Slaven in den ungarischen Neben- ländern verursachte, da diese letzteren sich der ungarischen Geschäftssprache nicht fügen wollten. Der Reichstag in Preßburg, welcher im Januar 1848 zusammen getreten war und den Kroaten den Geschäftsgebrauch ihrer Sprache bewilligt hatte, forderte am 3. März constitutionelle Garantien. Am 15. März, mitten in die Wiener Revolution hinein, erschien eine ungarische Deputation, an ihrer Spitze Graf Bathyany und Kossuth. Der Kaiser bewilligte ihnen am 18. März ein eignes Ministerium unter Bathyany's Vorsitz. Da- mit war Ungarn von Oestreich losgetrennt und stand nur noch in Personal- union mit dem Kaiserstaate. Die Ungarn aber wurden nun in einen Kampf mit den süd-stavischen Nebenländern verwickelt, da diese sich dem ungarischen Ministerium und Reichstage nicht unterwerfen, sondern in directem Zu- sammenhänge mit der kaiserlichen Regierung bleiben wollten. Im Einver- ständniß mit derselben stellte sich Freiherr von Jellachich, Ban von Kroa- tien, an die Spitze dieses Widerstandes. Der Hauptheerd der slavischen Nationalbewegung, welche schon früher hervortretend auf ihre Sprache und Literatur beschränkt geblieben war, nun aber offenkundig mit weiteren Zwecken auftrat, bildete sich in Böhmen. Hier hatte das deutsche Element dem czechischen gegenüber sich bedeutend entwickelt. Eine große Erbitterung gegen alles Deutsche that sich kund, es bildete sich eine czechisches National-Comite und man schrieb einen allgemeinen Slaven-Congreß auf den 31. Mai nach Prag ans. Er trat zusammen und zeigte in seinen erhitzten Berathungen den vollen Ungestüm der Pläne, deren Erreichung in der damaligen Verwirrung Oestreichs und seiner Hauptstadt für möglich gehalten wurde. Hatte doch schon eine provisorische Regierung Böhmens sich gebildet; man wollte von dem Ministerium in Wien keine Befehle mehr annehmen. Am Pfingstmontage, 13. Juni, brach die offene Empörung aus. Vor dem Palais des Fürsten Windischgrätz, des kaiserlichen Commandanten von Prag, entspann sich der Tumult. Die Gemahlin des Fürsten, an'ö Fenster tretend, wie um Beruhigung zu bitten, wurde erschossen. Alsbald begann der Kampf, die Stadt wurde vom Hradschin aus mit Bom- den und Granaten beschossen. Mehrere Tage währte der Aufstand, endlich - ' ■" 'Jb '

4. Die neuere Zeit - S. 226

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 226 — 7. Unter allgemeiner Teilnahme des deutschen Volkes und der ganzen gebildeten Welt beging Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1887 seinen 90. Geburtstag. In demselben Jahre legte er den Grundstein zum Nord-Ostseekanal. Der erste Kaiser des neuen deutschen Reiches starb am 9. März 1888. c) Das {deutsche Reich seit dem Tode Kaiser Wilhelms I. 1. Der Sohn und Nachfolger Wilhelms I. im Reiche und in Preußen, Friedrich Iii. (geb. 18. Okt. 1831), war bei seiner Thronbesteigung bereits oou schwerem, unheilbarem Siechtum ergriffen. Er starb nach 99tägiger Regierung am 15. Juni 1888. 2. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm Ii. (geb. 27. Jan. 1859) als deutscher Kaiser und König von Preußen. Er war anfangs gleich seinen Vorgängern beraten vom Fürsten Bismarck; nach dessen Entlassung (im März 1890) berief er den General v. Caprioi als Reichskanzler. 3. Gleich seinen Vorgängern ist Wilhelm Ii. bemüht, den europäischen Frieden zu erhalten, die Machtstellung Deutschlands durch Stärkung seiner Wehrkraft zu sichern, Handel und Industrie durch Kolonien und Handelsverträge zu sördern und die Lage der arbeitenden Volksklassen zu verbessere. a) Dem europäischen Frieden dienten die Reisen des Kaisers nach St. Petersburg und den übrigen nordischen Höfen, sowie nach Wien und Rom (1888), seine Besuche in (Athen und) Konstantinopel (1889), auch im Haag und in England (1891), sowie die Verlängerung des Dreibundes (1891). b) Durch häufige Besichtigungen, auch durch Verfügungen bezüglich des Offizierstandes bekundete der Kaiser seine Fürsorge für das Heer; die Stärke der Landmacht sowie die Flotte wurde abermals erhöht (vgl. S. 222). c) Die deutschen Kolonien in Ostafrika wurden durch deu Reichskommissär Wißm ann gegen die arabischen Sklavenhändler gesichert (1889 bis 1890). Der Sklavenhandel sollte zugleich durch eine mit England und Italien vereinbarte Blockade der ostafrikanischen Küste lahmgelegt werden (1889/90). Ein Abkommen mit England vom 1. Juli 1890 verringerte die deutschen Besitzungen in Ostafrika gegen Abtretung der Insel Helgoland (mit 2 100 Ein w.), welche seit 1807 in englischem Besitz gewesen war. Deutschland trat das Somali- und Wituland ab, erkannte die Schutzherrschaft Englands über Sansibar an und verkleinerte seine Interessensphäre im Hinterland von Deutsch-Ost- und Südwestafrika d) Die 1879 eingebogene schutzzöllnerische Handelspolitik wurde im Jahre 1892 durch Handelsverträge mit Österreich-Ungarn, Italien und anderen mitteleuropäischen Staaten teilweise abgeändert.

5. Die Neuzeit - S. 360

1884 - Mainz : Kirchheim
360 Der erste Pariser Friede. Napoleon auf Elba. Der Wiener Kongreß. griff aber fc£)on ant 1. ^yeßruar, nachdem er Verstärkungen herangezogen , mit überlegener Macht feinen Gegner bei La Rochiere an und schlug ihn. Infolge dieser Schlacht fiel ^royes, die Hauptstadt der Champagne, in die Hände der Verbündetet!. Dagegen gelang es dem französischen Kaiser in mehreren Tressen feine Gegner zu werfen. Noch einmal boten die Verbündeten die Hand zum frieden \ allein Napoleon spannte feine Forderungen so hoch, daß die Verhandlungen mit ihm abgebrochen wurden. Wahrend ihm jene den französischen Kaiser-thron und die Grenzen Frankreichs von 1792 lassen wollten, bestand er entschieden aus dem Besitz der Rheiugreuze mit Belgien und aus Italien für seinen Stiefsohn Eugen. Die Tage von Laon (9. und 10. März), @oiffon§ (13. März) und 21 r c i io an der Anbe (20. bis 22. März) hoben von neuem das Waffenglück der Verbündeten, und ohne sich von Napoleon, der sie nach dem Rhein hin lockert wollte, irre machen zu lassen, schlugen sie seine Marschalle zurück. Schon am 30. März erstürmten sie die Höhen des M o n t in a r t r e vor Paris , und tags darauf zogen Alexander und Friedrich Wilhelm an der Spitze ihrer Heere in der französischen Hauptstadt ein. .Am 2. April sprach der französische Senat Napoleons Absetzung aus, und dieser, da alle weiteren Versuche scheiterten, unterzeichnete ant 11. April seine Abdankung, wogegen er den unumschränkten Besitz der Insel Elba und gewisse Summen für sich und feine Familie erhielt. Am 28. April wurde _er nach Elba eingeschifft. — Im ersten Pariser Frieden, geschloffen ant 31. Mai, wurde Frankreich ans seine Grenzen von 1792 zurück geführt und Ludwig Xviii., der Bruder des letzten Königs, als König von Frankreich anerkannt. Frankreich brauchte weder Kriegskosten zu zahlen, noch die ans allen Ländern Europas geraubten Kunstschätze zurück zu geben. Durch einen so beispiellosen Beweis von Mäßigung und Großmut hofften die Verbündeten, den Frieden für Europa dauernd zu erhalten. Wenige Tage nach dem Abschlüsse desselben verließen sie deshalb auch Paris. Die Geschicke Deutschlands und die Neugestaltung Europas sollten auf dem Kongresse zu Wien geregelt werden. Es war eine glänzende Versammlung, dieser Wiener .Kongreß! Kaiser und Könige, Fürsten und Edelleute und die berühmtesten Staatsmänner aller Nationen waren dort vereinigt und freuten sich ihres Sieges. Ein Fest folgte auf das andere, eines immer großartiger als das andere. Aber die Begründung der neuen Ordnung war fein leichtes Werk, und unter Glanz und Freudenfesten regten sich die Leidenschaften mit heftiger Ge-

6. Die neue Zeit - S. 418

1877 - Leipzig : Brandstetter
418 vierten Stande (der Arbeiterllasse) huldigte, nabe daran war, zur Pöbelherrschaft herabzusinken. 6. Die Märzrevolution in Wien und Berlin. Wie der Feuerfunke in aufgehäuften Zündstoff flog die Kunde von der Pariser Februarrevolution nach Deutschland und Italien hinein und Oesterreich wie Preußen blieben dieß Mal nicht verschont; ihr Staatsbau wurde in seinen Grundfesten erschüttert. Kaiser Ferdinand I., der Nachfolger des Kaisers Franz seit dem Jahre 1835, war körperlich und geistig schwach und ganz dem Einflüsse Metternichs preis gegeben, dessen Kunst darin bestand, Alles beim Alten zu lassen und Oesterreich dem deutschen Leben zu entfremden. Alle Glaubens -, Lehr- und Lernfreiheit, alle Rede- und Preßfreiheit war unterdrückt. Die Kunde von dem Zusammensturz des Thrones Louis Philipp's elektrisirte die liberale Partei und ganz besonders die Wiener studirende Jugend. Die Ungarn hatten sich schon früher erhoben und der Volksmann Kossuth am 3. März in Presburg eine kühne Rede gehalten, worin er eine Verfassung für alle Länder Oesterreichs verlangte. Am 13. März wurde in Wien der niederösterreichische Landtag eröffnet; Tausende hatten sich vor dem Ständehause versammelt und jubelten einem Studenten zu, der die Rede Kossuth's vorlas. Die Stände wurden genöthigt, eine Deputation in die Hofburg zu entsenden, um dem Kaiser die Wünsche des Volks vorzutragen. Als dieser mit der Antwort zögerte, brach der offene Aufstand aus, und da der milde Ferdinand kein Blutvergießen wollte, so mußte sich das Militär nach kurzen Scharmützeln mit der Bürgerwehr und den Studenten zurückziehen. Der Hof war rathlos; Metternich, der sich feig und charakterlos versteckt hatte, entfloh nach England, und der Kaiser versprach Alles, was man verlangte; Preßfreiheit und Bürgerbewaffnung wurden proflantirt, eine liberale Verfassung in Aussicht gestellt. Die bewaffneten Bürger und Studenten wehrten nun den Ausschweifungen des Pöbels und nahmen die in Wien zusammenströmenden Polen, Ungarn und Italiener als Brüder in ihre Reihen auf. Am 15. März zog Kofsnth mit großem Triumph in Wien ein, um dem Kaiser die Adresse des ungarischen Reichstags zu überbringen, der ein unabhängiges Königreich mit eigener Regierung verlangte. Die Forderungen der Ungarn (Magyaren) wurden sofort gewährt und Graf Batthyani zum Präsidenten des ungarischen Ministeriums ernannt. Roch mehr als in Ungarn war in Mailand und Venedig das österreichische Regiment verhaßt. Am 18. März erhob sich die ganze Bevölkerung von Mailand und zwang nach einem zweitägigen Straßenkampf den 82jährigen, doch noch immer jugendfrischen, Marschall Radetzky seine Truppen aus der Stadt in das sogenannte Festungs-inereef zwischen Mantua und Verona, Peschiera und Legnago, zurückzu

7. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 149

1874 - Jena : Costenoble
— 149 — folgten, und schon stand man dem Militär gegenüber, da sprengte eine Ordonnanz heran und meldete: Preßfreiheit sei bewillig!. Auch der Plan des Stadtkommandanten Windischgrätz, die Studenten in die Vorstädte zu locken und dann zum Niederlegen der Waffen zu zwingen, ward vereitelt, und als Erzherzog Stephan und Kosfuth die Forderungen der Ungarn überbrachten, bewilligte der Kaiser die Verleihung einer Constitution. Als er hieraus Wien durchfuhr, wurde er überall mit Jubel empfangen und weinte darüber vor Freuden. In Wien gab es wieder Jubel, Illumination und Fackelzug, und mißliebige Personen (drei Erzherzöge, der Polizeiminister u. A.) flohen. Am 17. März wurden die 13 Todten feierlich zu Grabe geleitet nach dem Schmelzer Friedhof, Bürger und Studenten legten die Waffen ab, Pillersdorf übernahm das Ministerium und verkündigte allgemeine Amnestie. Im Ganzen fiel diese Märzrevolution sehr gemüthlich aus, die tragische Ungemüthlichkeit folgte aber gar zu bald. Die Revolution in Wien war von unreifen Studenten erzwungen, konnte also keinen wirklichen Werth haben in einem Lande, wo der bei Weitem größte Theil der Bevölkerung kaum lesen und schreiben kann, vom Staatswesen nichts versteht. Gegen diese Ueberschwänglichkeit mußte nothwendig eine herbe Reaktion eintreten, da sich so ein alter Staat nicht in wenig Tagen umformen läßt. Ist es ja doch bis heute nicht ganz gelungen. Dazu kam, daß mit der Preßfreiheit auch sogleich deren Mißbrauch eintrat: Schmutz- und Schandblätter erschienen, und selbst den besseren Zeitungen fehlte es an befähigten Männern. Ein Blatt sucbte das andere zu überbieten im Schmähen und Schimpfen auf hohe und niedere Beamte, und der Wiener Spießbürger freute sich, wenn diese recht heruntergerissen wurden. Die Preffe gerieth in die Hände kecker jüdischer Literalen, die nach Abonnenten fischten und einen Preßprozeß als Reklame benutzten. Der Minister benahm sich trotzdem so gemüthlich, daß er mit dem Centralverein der Nationalgarde und akademischen Legion wie mit einer Behörde correspondirte. Dieser Verein verwarf ministerielle Verfügungen, welche der Weisheit der Stndenten nicht gefielen, und der Minister nahm dieje dann zurück. Dieser Carneval konnte nicht lange währen, die Zeiten waren zu eruft dazu. Als man in Wien den Znsammenhalt mit Deutschland beschloß^ und die Wahlen zum Reichstag ausschrieb, widersetzten sich die Slaven, Magyaren und Italiener und verlangten für sich nationale Selbständigkeit. Die Tschechen sprachen unverhohlen ihren Haß gegen die Deutschen ans und verlangten Mähren und Schlesien als urlschechisches Reich, die Kroaten wollten das drei-einige Kroatien-Slavonien-Dalmatien herstellen und beiläufig die Militärgrenze, Kärnthen, Krain und Istrien annektiren, und die

8. Teil 3 - S. 146

1912 - Leipzig : Freytag
146 mit der Insel Rügen. Mithin war Preußen um 600 Quadratmeilen kleiner geworden; aber es hatte den Vorteil, daß es von der großen Masse der polnischen Bevölkerung befreit und ein rein deutscher Staat geworden war. Es war tief in das Deutsche Reich hineingewachsen; seine Ländermassen erstreckten sich von der Memel bis zur Mosel. Es hatte jetzt die Wacht an zweigrenzen übernommen. Zugleich wurde ihm noch eine neue Aufgabe gestellt, nämlich seine beiden großen Gebiete, die durch Hannover getrennt wurden, zu vereinigen. Das konnte es aber nur, wenn es ganz Deutschland wirtschaftlich und staatlich zu einer Einheit zusammenschloß. Zugleich suchte der Wiener Kongreß dem Deutschen Reiche eine nenever-sassung zu geben. Die Besten der Nation hatten gehofft, daß aus den Stürmen der Befreiungskriege eiu neues Kaisertum hervorgehen würde. Daran war aber nicht zu denken; denn England, Frankreich und Rußland wünschten kein einiges Deutschland, weil es zu mächtig würde, und Österreich verzichtete ans die deutsche Kaiserkrone, da sie ihm nur Pflichten auferlegte. Außerdem wollten die deutschen Fürsten nichts von ihren Herrscherrechten abtreten. Preußen aber hatte noch nicht den Willen und die Kraft, die Einigkeit mit „Blut und Eisen" durchzusetzen. So machte man durch die D e u t s ch e B u u d e s a k t e vom 8. Juni 1815 das Deutsche Reich zu einem lockern Staate nbuude von 38 selbständigen Staaten, dessen Geschäfte durch den Bundestag geleitet wurden. Er bestand aus den Vertretern der einzelnen Staaten und hatte seinen ständigen Sitz zu Frankfurt am Main. Während der Beratungen führte der österreichische Bevollmächtigte den Vorsitz. In dem Bundestage hatten auch ausländische Fürsten Sitz und Stimme, nämlich der englische König für Hannover und der König von Dänemark für Holstein. Leider hatte der Deutsche Bund keine Bundeseinkünfte und kein Bundesheer; damit war ihm jedes energische Auftreten nach außen versagt. ti. Ter Feldzug 1815. Die Uneinigkeit der verbündeten Mächte zu Anfang des Wiener Kongresses und die Unzufriedenheit des französischen Volkes und Heeres mit der Herrschaft der Bourbonen veranlaßten Napoleon, seine Hand noch einmal nach der Kaiserkrone von Frankreich auszustrecken. In aller Stille verließ er mit seinen Getreuen die Insel Elba, landete am 1. März beicanne s, unternahm einen beschwerlichen Marsch über die Seealpen und eroberte im Fluge die Herzen seiner Soldaten. Selbst Marschall Ney vergaß den Eid, den er Ludwig Xviii. geschworen hatte, und trat zu seinem alten Gebieter über. Schon am 20. März war Napoleon wieder in Paris und bezog unter dem Jubel der Massen die Tuilerien. Die Bourbonen hatten zum zweitenmal den Thron verloren. Mit Sturmeseile verbreitete sich die Nachricht von Napoleons Landung durch ganz Europa. Sofort standen die Mächte vereint gegen ihn auf, erklärten ihn als Friedensbrecher in die Acht Europas und zogen ihre Heere zusammen. Abermals sollte der Krieg über Europas Fluren dahinrasen. Die Preußen und Engländer waren zuerst auf dem Plane. Die Preußen wurden wieder von B l ü ch e r befehligt, dem abermals G n e i s e n a u als Berater zur

9. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 66

1910 - Leipzig : Wunderlich
66 Heinrich v. Sybel. und in Venedig erhob sich die nationale Empörung, fand Zuzug aus ganz Italien und bald Unterstützung durch die sardinische Armee. Ungarn stand dicht vor dem Ausbruch der Revolution; es gärte in den slavischen Provinzen, vor allem in Böhmen; in den deutschen Kronlanden erhoben sich die Bauern gegen die Gutsherren, und die Bürger wollten von Polizei und von Steuern nicht mehr reden hören. Ob nach drei Monaten ein Osterreich noch existieren würde, erschien eine schwer zu beantwortende Frage. In anderer Weise kam es zu einem ähnlichen Umschwung in Preußen. König Friedrich Wilhelm war gleich von einer ersten Rückwirkung der Revolution höchst empfindlich, wenn auch nicht an einer für den Staat gefährlichen Stelle, getroffen worden. Noch im Februar hatte eine demo- kratifche Partei in dem ihm hochgeliebten Schweizer Fürstentum Neuen- bürg, von Freischaren der Nachbarkantone unterstützt, in einem raschen Putsch die Herrschaft gewonnen und die Verbindung mit Preußen zerriffen. Der König war im tiefsten Herzen entrüstet, mußte sich aber zurzeit mit einem unfruchtbaren Protest bei der Adgenossenschaft be- gnügen. Um so lebhafter fand er in den deutschen Ereignissen Antrieb, auf dem Wege deutscher Bundesreform kräftig vorzugehen. Einer seiner vertrautesten Freunde, General von Radowitz, hatte schon am 20. No- vember 1847 die königliche Zustimmung zu einer Denkschrift erhalten, worin dem Bundestag die Schöpfung einer bessern Kriegsverfassung, die Einsetzung eines Bundesgerichts, die gesamte Gesetzgebung über Handels-, Zoll- und Verkehrswesen zugewiesen und in all diesen Fragen Mehrheits- beschluß an die Stelle der bisher notwendigen Einstimmigkeit gesetzt wurde. Daß eine solche Steigerung der Macht des alten Bundestags ohne eine gründliche Umformung desselben für Preußen und den Zoll- verein den politischen Selbstmord bedeutet hätte, scheint trotz aller Er- fahrungen Hardenbergs und Bernstorfss weder dem Könige noch seinem Ratgeber klar geworden zu sein. Am 1. März wurde Radowitz mit entsprechenden Vorschlägen nach Wien gesandt. Unter dem Dröhnen der deutschen Bewegung fand er günstige Ausnahme; aber ehe der Antrag praktische Folgen haben konnte, wurde er durch die reißenden Fort- schritte der Revolution vollständig überholt. Schwer besorgt meldete der General, daß jetzt auch der König von Bayern den verhängnisvollen Gedanken eines deutschen Parlaments genehmigt habe und daß bei der österreichischen Regierung alle Fassung verloren sei. In Preußen aber war in der Rheinprovinz und in Westfalen, in Ostpreußen und Schlesien die Stimmung des Volkes dieselbe wie in den kleineren Staaten, und in Berlin entwickelte sich mit dem Anfange des März eine radikale Aufregung der Massen mit täglich anschwellender Energie. Große Volksversammlungen begannen vor der Stadt, zu Hunderten, bald zu Tausenden, mit feurigen Freiheitsreden und rauschenden Beschlüssen;

10. Neuere Geschichte - S. 156

1895 - Leipzig : Reisland
— 156 — 10. Deutschland seit dem Frankfurter Frieden. Die neue Verfassung ließ die Eigenart der Einzelstaaten unangetastet, nur im Heerwesen und in der Vertretung nach außeu trat das Reich an ihre Stelle. Einheitliches Maß-, Gewichts- und Münzsystem wurde eingeführt. Die Rechtseinheit wurde hergestellt und als oberster Gerichtshof das Reichsgericht in Leipzig eröffnet (Grundsteinlegung zum neuen Gerichtsgebäude am 31. Oktober 1888 im Beisein Kaiser Wilhelms Ii.). Um die Lage der Arbeiter zu verbessern, wurde 1883 die Krankenversicherung, 1884 bte Unfallversicherung und 1889 die Alters- und Jnvalibenversicherung gesetzlich georbnet. So war das beutsche Reich geeinter und größer als je. Es konnte jetzt, ba es bei der Teilung der außereuropäischen Welt im Zeitalter der Entbeckungen leer ausgegangen war, mit den anberen Völkern Europas in beit kolonialen Bestrebungen den Wettkampf wagen. Die neue deutsche Flagge kam schnell zu Ehren, und es würden große Landstrecken an der West-, Siibwest- und Ostküste Afrikas, Jufelu im Stillen Ozean und Teile Neuguineas deutsche Kolonien. Um aber den durch die Rache der Franzosen und die Eifersucht Rußlands bedrohten Frieden nach außen zu erhalten, schloß Kaiser Wilhelm 1879 mit Österreich ein Schutzbündnis, dem 1887 auch Italien beitrat. Mit welcher Liebe das Volk seinen ersten Kaiser verehrte, zeigte sich bei der Feier seiner Militärbienst-, Ehe- itttb Regierungsjubiläen, ganz besonbers aber an seinem 90. Geburtstage (22. März 1887). Doch nicht zu lauge sollte er biesett überleben. Am 9. März 1888 ging Dentschlanbs Held und Einiger zur ewigen Ruhe. Ihm folgte fein Helbenfohn als Kaiser Friedrich, der freilich durch eine unheilbare Krankheit den Todeskeim schon in sich trug und bereits am 15. Juni feilten furchtbaren Leiden erlag. Schwer war die Aufgabe für den 29jährigen ältesten Sohn des letzteren; allein er hatte den treuen Ratgeber feines Vaters und Großvaters, den Fürsten Bismarck, znr Seite, und Deutschlands Bundesgenossen, Österreich und Italien, erkannten in dem jungen Herrscher den echten Sproß Wilhelms I. Glänzenb war der Empfang Kaiser Wilhelms Ii. in Wien und Rom; aber auch in Petersburg und an den anderen Hofen machte fein Besuch den rechten Eindruck. Jubelnd begrüßte ihn sein Volk, als er (August 1889) von seinem letzten Besuche (in England) zurückkehrte. Reich gesegnet war der Ansang seiner Regierung; Gottes Segen ruhe ferner auf ihm und feinem Volke!

11. Vom Westfälischen Frieden bis zu Kaiser Wilhelm II. - S. 118

1894 - Breslau : Trewendt
118 Der Märzaufstand in Wien 1848 schriebene Verfassung die altvererbte Treue zwischen König und Volk untergrabe und die Macht des preußischen Königs womöglich so beschränke, daß die Nachbarn daraus Nutzen ziehen könnten. Da der Landtag trotzdem bei seinem Wunsche nach einer Konstitution beharrte, wurde er wieder entlassen. 12. Die deutschen März ausstände 1848 und ihre Folgen. — Die zweite französische Republik 1848—1852. § 96. Der Märzaufstand in Wien 1848. swien, 13. März. Niederwerfung der Aufstände 1849.] Bei der in Deutschland herrschenden Gärung und Unzufriedenheit mußte die Nachricht vou der Pariser Februarrevolution eine erschütternde Wirkung hervorrufen. In den Mittel- und Kleinstaaten verlangte das Volk durch „ Sturm -Petitionen" neue Freiheiten, namentlich eine ungebundene Presse und Volksbewaffnung, und wurde meist schnell befriedigt, indem die über- rafchten Regierungen ihre reaktionären Ministerien durch liberale ersetzten. Weit langwieriger gestalteten sich aber die Verfassuugskämpfe in den beiden deutschen Großstaateu Preußen und Österreich. In Wien bildete sich am 13. März ein Ausstand: Metternich erhielt seine erbetene Entlassung und flüchtete nach England, von wo er erst 1851 zurückkehrte; Ferdinand I. gewährte aber die ihm von der studierenden Jugend und der Bürgerschaft abgetrotzten Forderungen, unter denen sich namentlich die Einberufung eines konstituierenden, alle Völker Österreichs vertretenden Reichstages befand. Trotzdem dauerte die Empörung fort; denn es zeigte sich, daß zwischen den verschiedenen Nationalitäten des Kaiserstaates eine Einigung nicht möglich war, daß vielmehr jede ihre eigenen Wünsche zu erfüllen suchte. So erhoben sich die Tschechen, die Ungarn und die Italiener in Lombardien-Venetien; der Reichslag löste sich aus, Wien ergriff für die Ungarn Partei, und der Kaiser flüchtete (Oktober) nach Olmütz, um (im Dezember) zugunsten seines Neffen Franz Josef die Krone niederzulegen. Inzwischen hatte Fürst Windischgrätz den Aufruhr iu Prag unterdrückt und Wien im Sturm genommen. Noch waren aber Italien und Ungarn zu unterwerfen. Dort eilte Karl Albert von Sardinien den Aufständischen zu> Hilfe, erlitt jedoch durch deu österreichischen Feldmarschall Radetzky 1848 bei Custozza und 1849 bei Novära zwei Niederlagen: um eine Verständigung mit den Österreichern leichter zu ermöglichen, dankte er dann

12. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 172

1879 - Hannover : Meyer
172 erscheinen, wenn Preußen schon seiner Sicherheit wegen die Herzogthümer so eng als möglich an sich zu knüpfen suchte. Diesem Bestreben Preußens traten aber Oesterreich und die meisten deutschen Staaten entschieden entgegen. Aus Eifersucht begünstigten sie die Ansprüche des Prinzen Friedrich von Augustenbnrg und wollten, daß die Herzogthümer unter der Regierung desselben einen selbständigen deutschen Kleinstaat bildeten. Ein neuer Sturm schien losbrechen zu sollen, indessen kam zwischen Oesterreich und Preußen durch den Gasteiner Vertrag (14. August 1865) eine vorläufige Verständigung zu Stande, nach welcher Oesterreich die Verwaltung in Holstein, Preußen aber in Schleswig führen sollte. Ferner überließ Oesterreich gegen eine Geldentschädigung von über zwei Millionen Thälern seine Ansprüche ans Lauen bürg an Preußen. Da jedoch beide Großmächte in der wichtigsten Frage wegen des bundesstaatlichen Anschlusses der Herzogthümer an Preußen an ihrem Standpunkte festhielten, so war ungeachtet des Gasteiner Vertrags die Entscheidung des Streites durch das Schwert um so mehr nur eine Frage der Zeit, als Oesterreich nicht abließ, die zu Gunsten des Augusten-burgers gegen Pmtßeii betriebenen Agitationen eifrigst zu unterstützen und darauf ausging, jenem ans Grund eines Beschlusses der einzuberufenden schleswig-holsteinischen Stände und tut Verein mit dem deutschen Bunde das Land zu überantworten. Preußen konnte natürlich diesem feindlichen Treiben Oesterreichs nicht gleichgültig zusehen. Bismarck, der seit der Gasteiner Uebereinkunft von seinem Könige in den Grafenstand erhoben war, wendete sich mit einer Beschwerde nach Wien; es kam zu einem beiderseits sehr heftig geführten Depeschenwechsel, dem Kriegsrüstungen folgten. Während Oesterreich feine Regimenter nach Böhmen zusammenzog und zugleich die ihm ergebenen Höfe Sachsen, Bayern, Württemberg, Hessen-Darmstadt zu Rüstungen aufforderte (16. März 1866), setzte auch Preußen alle seine Streitkräfte in Kriegsbereitschaft und knüpfte mit Italien zum Zwecke der Losreißung Veitetiens von der österreichischen Herrschaft Unterhandlungen zu einem Bündnisse an, welches Anfang April zum Abschlüsse kam. 2. Schon aber handelte es sich für Preußen nicht mehr bloß um die schleswig-holsteinische Frage. Es handelte sich um die Herrschaft Preußens über Deutschland, um den Gegensatz zwischen Groß- und Kleindeutschthum, Staatenbund und Bundesstaat. Da entscheidende Fragen einmal bevorstanden, nahm es die Umgestaltung des ganzen deutschen Bundes mit aller Kraft in die Hand. Nachdem Graf Bismarck in einem Rundschreiben vom 24. März allen deutschen Regierungen die dringende Nothwendigkeit einer solchen vor Augen gestellt und ihre Unterstützung verlangt hatte, stellte er am 9. April 1866 am Bundestage den Antrag auf Berufung eines aus allgemeinen Wahlen hervorgegangeiten deutschen Parlaments, welches die Neugestaltung der Verfassung ans Grund von Vorlagen seitens der Regierungen berathen sollte. Aber wie früher, so stieß Preußen auch jetzt mit seinen Vorschlägen auf den entschiedensten Widerstand. Nicht bloß Oesterreich fuhr in seinen Rüstungen fort, nachdem es den Versuch einer friedlichen Lösung mit der Erklärung von sich gewiesen hatte, nur gegen Preußen, nicht auch gegen Italien abrüsten und

13. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 71

1910 - Leipzig : Wunderlich
Die Märzrevolution. 71 Deutschland die Handhabe geboten, den mächtigsten ihrer Gegner in tausend Zeitungsartikeln, Plakaten, Klubreden, mit einer Flut von Schimpf und Hohn zu überschütten, den feigen Tyrannen, der sein Volk niederkartätschen läßt, dann besiegt elend um Gnade bittet und jetzt die ehrlose Stirn mit der deutschen Kaiserkrone schmücken will — und vor allem in Baden und Sachsen hatte sie dadurch die Volksmassen mit rasendem Hasse gegen den König erfüllt. Als am 23. März die Ver- treter der bei Gagerns Gesandtschaft beteiligten Staaten mit Herrn von Arnim berieten, blieben Württemberg, Darmstadt und Nassau fest auf dem Programm, Baden aber und Sachsen scheuten vor bestimmten Erklärungen zurück und wollten erst neue Weisung von ihren Höfen nach- suchen. Dies alles war wenig geeignet, den König zu rücksichtslosem und raschem Vorgehen anzutreiben. Dazu kamen dann bedenkliche Nachrichten aus Wien. So schwach die Regierung dort auch war, in Deutschland wollte sie keine preußische Hegemonie zulassen, sondern ihre bisherige leitende Stellung behaupten um jeden Preis. Auf die Gefahr hin, ihre aufgeregten slawischen Völker tödlich zu beleidigen, erklärte sie sich jetzt germanisch in jeder Ader. Nicht ohne ihren Beifall wiederholten die Wiener Zeitungen die Schmähungen über Friedrich Wilhelm, und da man nicht füglich den halb blödfinnigen Kaiser Ferdinand als ideale Größe ihm gegenüberstellen konnte, lenkte man die Aufmerk- samkeit Deutschlands auf den Erzherzog Johann, der, trotz seiner Nieder- lagen auf dem Schlachtfelde, wegen feiner unebenbürtigen Heirat und eines angeblichen Trinkspruchs auf deutsche Einigkeit sich einer gewissen Popularität in Wien erfreute. Dann wehte auf dem Stephansturm eine fchwarz-rot-goldene Fahne; der Kaiser wurde, ein solches Banner in der Hand, dem Volke in einem Fenster der Hofburg vorgestellt, und Presse und Vereine hallten wieder von großdeutscher Gesinnung. Am 24. März erging ein Rundschreiben an alle deutschen Höfe, welches gegen jede einseitige Änderung der deutschen Bundesverfassung ohne die Zustimmung aller eine wuchtige Verwahrung einlegte. Diese schnell aufeinander folgenden Wahrnehmungen machten in Berlin dem Tätigkeitsdrang vom 21. ein rasches Ende. Von der Leitung in der Stunde der Gefahr war keine Rede mehr. Der König hatte durch den demokratischen Hohn über sein wohlgemeintes Manifest eine neue harte Kränkung erlitten. Er beschloß abzuwarten und begnügte sich, am 25. März den deutschen Regierungen zu erklären, daß er bereit sei, ständische Deputierte, wenn der Bundestag es wünsche, nach Frankfurt zu senden.

14. Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 167

1895 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 167 — begünstigten sie die Ansprüche des Prinzen Friedrich von Augnstenbnrg und wollten, daß die Herzogtümer unter der Regierung desselben einen selbständigen deutschen Kleinstaat bildeten. Ein neuer Sturm schien losbrechen zu sollen, indessen kam zwischen Österreich und Preußen durch den Gasteiner Wertrag (14. Aug. 1865) eine vorläufige 1865 Verständigung zustande, nach welcher Österreich die Verwaltung inu-^”8-Holstein, Preußen aber in Schleswig führen sollte. Ferner, übertrug Österreich gegen eine Geldentschädigung von 2 Million Thalern seine Ansprüche auf Lauenburg an Preußen. Österreich ließ aber nicht ab, die zu Gunsten des Augustenbnrgers gegen Preußen betriebenen Agitationen eifrigst zu unterstützen, und ging darauf aus, jenem auf gründ eines Beschlusses der einzuberufenden schleswigholsteinischen Stände und im Verein mit dem deutschen Bunde das Land zu überantworten. Preußen konnte diesem feindlichen Treiben Österreichs nicht gleichgültig zusehen. Bismarck, der seit der Gasteiner Übereinkunft von seinem Könige in den Grafenstand erhoben war, wendete sich mit einer Beschwerde nach Wien; es kam zu einem beiderseits sehr heftig geführten Depeschenwechsel, dem Kriegsrüstungeu folgten. Während Österreich seine Regimenter nach Böhmen zusammenzog und zugleich die ihm ergebenen Höfe Sachsen, Bayern, Württemberg, Hessen-Darmstadt zu Rüstungen aufforderte (16. März 1866), setzte auch Preußen alle seine Streitkräfte in Kriegsbereitschaft und knüpfte mit Italien zum Zwecke der Losreißung Venetiens von der österreichischen Herrschaft Unterhandlungen zu einem Bündnisse an, welches Anfang April zum Abschlüsse kam. 1. Schon aber handelte es sich für Preußen nicht mehr bloß um die schleswig-holsteinische Frage. Es handelte sich um die Herrschaft Preußens über Deutschland, um den Gegensatz zwischen Groß- und Kleindeutschtum, Staatenbund und Bundesstaat. Da entscheidende Fragen einmal bevorstanden, nahm es die Umgestaltung des ganzen deutschen Bundes mit aller Kraft in die Hand. Nachdem Graf Bismarck in einem Rundschreiben vom 24. März allen deutschen Regierungen die dringende Notwendigkeit einer solchen vor Augen gestellt und ihre Unterstützung verlangt hatte, stellte er am 9. April 1866 am Bundestage den Antrag aus Berufung eines aus allgemeinen Wahlen hervorgegangenen deutschen Parlaments, welches die Neugestaltung der Verfassung auf gründ von Vorlagen seitens der Regierungen beraten sollte. Aber wie früher, so stieß Preußen auch jetzt mit seinen Vorschlägen auf den entschiedensten Widerstand. Nicht bloß Österreich fuhr in seinen Rüstungen fort, nachdem es den Versuch einer friedlichen Lösung mit der Erklärung von sich gewiesen hatte, nur gegen Preußen, nicht auch gegen Italien abrüsten und die letzte Entscheidung über die Herzogtümer dem Bunde anheimstellen zu wollen: auch die Mittel-staaten sahen sich durch die Entschlossenheit Preußens, an die Spitze eines engeren Bundes zu treten, in ihren Souveränitätsrechten bedroht. Dazu hatte auch Preußen im eigenen Lande, wo der Verfassungskonflikt fortwährte, zu kämpfen. Aber trotz aller Schwierigkeiten, die sich ihm auftürmten, schritt es unbeirrt vorwärts. Als

15. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 126

1880 - Essen : Bädeker
126 Die neueste Zeit. Metternich zur Abdankung. Auch in Berlin brachte der März blutige Kämpfe, und die Ruhe wurde erst hergestellt, als dem Lande eine neue Verfassung gegeben wurde. In Frankfurt trat eine Nationalversammlung zusammen, welche den Bundestag beseitigte und den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser ernannte. Hieraus trug man dem Könige von Preußen die Würde als erblicher Kaiser von Deutschland an, die aber Friedrich Wilhelm Iv. ausschlug. Als die neue Reichsverfassung, welche die Nationalversammlung in Frankfurt entworfen hatte, abgelehnt wurde, brachen 1849 1849. neue Revolutionsstürme über Deutschland aus. Aber die preußischen Truppen schlugen alle Aufstäude in der Rheinprovinz, in Baden, in der bairischen Pfalz und in Sachsen nieder; und das Frankfurter Parlament löste sich auf. Der Bundestag wurde in seiner früheren Gestalt wiederhergestellt. Nicht minder heftig waren die durch die Februarrevolution in Italien bewirkten Erschütterungen. Durch einen Volksaufstand, an dessen Spitze Mazzini und Garibaldi standen, wurde der Papst aus Rom vertrieben, und nur durch französische Bajonette konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. — Die in Oberitalien gegen die österreichische Herrschast sick heftig kundgebende Erbitterung wollte der König Karl Albert von Sardinien dazu benutzen, sich des lombardisch-venetianischeu Königreichs zu ^ bemächtigen. ~ Aber der alte Feldmarschall Radetzki schlug ihn bei Custozza und Novara 1849 so nachhaltig, daß Karl Albert abdankte, worauf sein Sohn Viktor Emanuel mit Österreich einen nachteiligen Frieden schloß. In dieser Zeit des Umsturzes suchten auch die Ungarn ihre Selbständigkeit wieder zu erlangen, und die Wiener Demokraten, welche für die Erhebung Ungarns schwärmten, erregten im Oktober 1848 einen gewaltigen Aufftaud, welcher den Kaiser wiederum aus seiner Hauptstadt vertrieb. Aber der energische Fürst Windisch-grätz belagerte und erstürmte Wien und bestrafte die Aufrührer mit blutiger Strenge. Die Ungarn, an deren Spitze Kossuth stand, waren lange siegreich, bis sie endlich der österreichischrussischen Übermacht erliegen mußten. Gestützt auf altes Recht wollten die Herzogtümer Schleswig-Holstein unter einem eignen Fürsten sich Deutschland anschließen und ergriffen die Waffen gegen den König von Dänemark, welcher Schleswig untrennbar mit Dänemark vereinigen wollte. Deutsche Bundestruppen unter preußischer Führung befreiten zwar Schleswig von den Dänen, aber als sich Rußland und England zu gunsten Dänemarks einmischten, mußte Preußen den Waffenstillstand von Malmö schließen (1848). Im folgenden Jahre begann der Kampf von neuem. Die deutschen Truppen waren wieder siegreich; trotzdem wurde mit Dänemark eine Friede

16. Theil 3 - S. 529

1839 - Leipzig : Fleischer
529 125. Wiederkehr Napoleons nach Frankreich. — Mürats Unternehmung gegen Oestreich 1815. (Entweichung Napoleons aus Elba 26. Febr. 1815. Landung in Frankreich 1. März. Einzug in Paris 20. Marz. Erklärung der verbündeten Monarchen 13. Marz. — Carbonari in Italien. Krieg Mürats gegen Oestreich 30 März. Tref- fen bei Tolentino 2., 3. May. Thronwechsel in Neapel. Rückkehr Ferdinands aus Sicilien.) Noch waren die Fürsten auf dem Congreß in Wien, und konn- ten sich über Manches nicht recht einigen, als plötzlich die Nachricht: Napoleon sey aus Elba entwichen und in Frankreich wieder aufgetre- ten! gleich einem Donnerschlag bei heilerem Wetter Aller Gemüther in Bewegung setzte. Er hatte auf Elba erfahren, daß die Franzosen mit der neuen Regierung unzufrieden wären; er wußte, daß unter den Verbündeten in Wien Reibungen statt fänden, und glaubte also nicht, daß sie mit der vorjährigen Einigkeit gegen ihn Zusammenhalten wür- den. Daher hielt er den jetzigen Zeitpunkt für geeignet, nach Frank- reich zurückzukehren, und seine Freunde zu vereinigen. Am 26. Februar 1815 schiffte er sich mit 400 Mann seiner alten Garde und etwa 500 Mann anderer Truppen in Elba ein, und stieg am 1. März im Meerbusen von Juan in der Provence, unweit Cannes, ans Land. So wie er vorrückte, wuchs sein Haufen immer mehr an, und als sein Erscheinen erst durch ganz Frankreich kund wurde, strömten seine zahlreichen Freunde aller Orten herbei. Die Haufen, welche ihm Ludwig 18. entgegenschickte, gingen sogleich zu ihm über; selbst Marschall Ney wurde zum Verräther am Könige, und bald sah sich dieser fast von dem ganzen Heere verlassen. Mit unerwarteter Schnelligkeit rückte Napoleon, dem dies veränderliche Volk allenthalben freudig entgegenkam, auf Paris los, und hielt hier am 20. März seinen Einzug, nachdem der König es erst die Nacht vorher verlassen hatte, um sich nach Gent zu begeben. Jnparis war nun derselbe Jubel, der gewesen war, als im vorigen Jahre die Ver- bündeten, und als Ludwig eingezogen war. Welches charakterlose Volk! Napoleons Glücksstern glänzte wieder hell. Einige Versuche, welche die Einwohner von Bordeaux und die Vendeer für den König machten, auch die Bemühungen des Herzogs von Angouleme in den südlichen Provinzen, wurden schnell vereitelt, und die Achtserklärung, welche Ludwig gegen ihn erließ, verlachte er. Am meisten war Napoleon bange, wie die verbündeten Monar- chen seine Wiedererscheinung ausnehmen würden. Er schrieb daher an jeden besonders, und stellte sich, als wenn er seine Natur ganz geän- dert hätte. „Ich werde," so schrieb er, „künftig keinen andern Wett- eifer kennen, als den Wetteifer in den Wohlthaten des Friedens, kei- Nöst. Weltgesch. Hi. Lh. Z4

17. Die Weltgeschichte - S. 406

1881 - Heidelberg : Winter
406 Kap. 95 u. 96. § 425 u. 426. Erster deutscher Reichstag. D. Pariser Kommune. großen Anzahl von deutschen Fürsten und Deputationen der ewig denkwürdige Akt statt, in welchem sich König Wilhelm zur Annahme der ihm übertragenen Kaiserwürde bereit erklärte. Ganz Deutschland, Norden wie Süden, stimmte tief bewegten, dankerfüllten Herzens in die Bitte seines Kaisers ein, die den Schluß der kaiserlichen Proklamation bildete: „Uns aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Am 21. März berief Kaiser Wilhelm I den ersten deutschen Reichstag. Der innere Ausbau des Reiches machte auf diesen und den folgenden Reichstagen rasche Fortschritte. Die Gesetzgebung und Verfassung des norddeutschen Bundes wurde auf das ganze Reich übertragen, Heer, Flotte, Post, Telegraphenwesen unter kaiserliche Verordnung gestellt, einheitliches Maß, Gewicht, Münzsystem eingeführt. Ein Gewinn für das nationale Leben erwuchs auch aus der neuen deutschen Justizgesetzgebung (1876), durch welche der politischen Einheit Deutschlands auch ein inneres Band gegeben wurde. Die Reichslande Elsaß-Lothringen (mit der neu gestifteten kaiserlichen Universität Straßburg) erhielten ihre eigene, kaiserliche Verwaltung. Kap. 96. Die übrigen europäischen Staaten: Frankreich, Österreich, England, Griechenland, Italien, Spanien, Rußland. (426.) Krankreich. Wie bereits in der Übersicht des französisch-deut-schen Kriegs erzählt ist (s. § 413) war am 4. September 1870 die Thron-entsetzung Napoleons Iii und seiner Dynastie dekretiert. Die Kaiserin Eugenik samt ihren Räten entkam mit genauer Not nach England. Vorsitzender der neu gewählten republikanischen Regierung der nationalen Verteidigung war Trochu, der General-Gouverneur von Paris; in derselben hatten Jules Favre und Gambetta den meisten Einfluß. Trotz der erstaunlichen Energie, welche die neue Regierung bei der Verteidigung der Hauptstadt enwickelte, konnte sie doch Len endlichen Fall derselben (28. Jan.' 1871) nicht abwehren, der zunächst einen Waffenstillstand und darauf den Frankfurter Frieden (10. Mai 1871) zur Folge hatte (s. § 423). Kaum hatten die deutschen Truppen Paris geräumt (3. März) so führte dort ein Aufstand der Arbeiterbevölkerung die Schreckensherrschaft der Kommune herbei, welche der Versailler Regierung den Gehorsam aufsagte. Die Regierungsgewalt lag seit dem 13. Febr. in der Nationalversammlung zu Bordeaux: am 1. März war dieselbe nach Paris, am 10. März nach Versailles verlegt. Zum Chef der vollziehenden Gewalt der Nationalversammlung war am 19. Februar der greise Thiers (s. § 422) eingesetzt. Nur nach blutigem Kampf gelang es den Regierungstruppen unter Mac Mahon den Widerstand der Aufständischen zu brechen. Das rote Banner der Social-Demokratie aufsteckend, hatten diese offen erklärt, daß sie den Arbeiterstand zum herrschenden machen und ihm diejreie Verfügung über alles öffentliche und private Eigentum verschaffen wollten. Uber zwei Monate beherrschten die niedrigsten Klassen der Stadtbevölkerung unter Leitung ihrer Führer, (Lullier, Rochefort, Cluseret, Assy u. a.) Paris mit einem Terrorismus, wie er seit Robespierre nicht erhört gewesen. Erst am 25. Mai gelang es den Regierungstruppen, stch über Leichen und Trümmer den Weg ins Innere der Stadt zu bahnen, über

18. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 152

1874 - Jena : Costenoble
— 152 — und 10,000 Arbeiter mit Aexten, Beilen u. s. w. besetzten bte Thore. Auf der Hofburg ließ man bte Abgeorbneten zu dem Ministerrath zu, welcher die Anträge berfexben zu berathen versprach. Unterbessen kamen Boten über Boten zu den im Vorzimmer auf Antwort wartenden Abgeorbneten und berichteten über die steigenbe Unruhe der versammelten Massen. Die Minister erklärten enblich, daß es bei dem Auflösungsbefehl bleibe, sie selbst aber abbankten. Neue Boten kamen und melbeten, man baue Barrikaben und verlange Einberufung eines verfassung-gebenben Reichsrathes. Am attbern Tage gab der Hos nach und Wien war tvieber voller Jubel. ©üblich würde es der kaiserlichen Familie nngemüthlich, sie fuhr am 17. März spazieren, die Linzer Straße entlang, und am andern Tage hieß es, der Kaiser ist nach Innsbruck abgereist. Dies hatten die Wiener nicht erwartet; sie verloren viele Arbeiten für bett Hof. Auch der Abel, die reichen Hausbesitzer und Fremben entfernten sich, des steten Tumultes müde, und nun sing es an, in Wien knapp herzugehen. Da beschloß die akabe-tnische Legion sich auszulösen; blieb aber. Der Centralverein löste sich auf, trat aber als Sicherheitsausschuß tvieber zusammen und regierte Wien, und endlich kam der Befehl, die Legion solle sich auslösen und die Massen abliefern. Diese wollte aber nur mit den Waffen in der Hand sterben und rief das Volk der Vorstäbte zu Hilfe, benn die Bürger der inneren Stadt wollten von dem Sicherheitsausschusse nichts mehr wissen. Militär marschirte auf, Bürgergarbe eilte in die Stadt, erzwang bett Eingang durch das Rothethnrmthor, und nun würden Barrikaben gebaut. Bald gab es bereit an 200, Steine und heißes Wasser hielt man in den Fenstern zum Empfang der Truppen bereit, die Sturmglocke würde gelautet, Eisenbahnschienen aufgerissen, um den Zuzug des Militärs aus Mähren zu Hinbern, das Militär zog sich zurück, und das Volk suchte nun nach den Verräthern und hing an der Stelle der Entflohenen Strohmänner am Galgen auf. Mehrere Tage hieltjnan die Barrikaden besetzt, Nachts loberten Wachtfeuer auf den Straßen; Alles blieb ruhig, und man trug endlich die Barrikaben tvieber ab. Zn Wien herrschte fortan furchtbarer Terrorismus der Freiheitsmänner; wer konnte, verließ die Stadt; die gemeine Winkelpreffe lebte nur von Hetzerei und Lügen, und die Provinzen sagten sich von Wien los. Ungarn bachte an Unabhängigkeit, in Italien wüthete ein Nationalkrieg gegen Oesterreich, und Böhmen schieb sich von Deutsch-Oesterreich. Diese Zwischenbegebenheiten brachten Wien zum Fall, wie weiter unten wirb erzählt werben. In Böhmen ernannten die Tschechen eine provisorische Regierung und hielten in Prag einen großen Slavencongreß als

19. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 301

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
301 51. Die Erhebung der Herzogtümer, i. Christian Viii. hätte zu keiner ungelegeneren Zeit sterben können. Nicht nur, daß er sein Werk, die Gesammtstaatsverfassung, unvollendet lassen und in die Hände eines unfähigen Sohnes legen mußte; es lagerte über- haupt eine gcwitterschwangere Atmosphäre über ganz Europa. Im Februar 1848 kam das Gewitter in Frankreich zum Ausbruch. Ludwig Philipp, der König von Frankreich, wurde gezwungen, abzudanken und nach England zu entfliehen; Frankreich ward eine Republik. Da erhob sich auch Deutschland wie ein Mann, um von seinen Re- gierungen die vielversprochenen Verbesserungen und Freiheiten zu erzwingen. Freiheit der Presse, freie, volkstümliche Verfassungen, Oeffentlichkeit der Rechtspflege, allgemeine Volksbewaffnung statt der stehenden Heere, Auf- lösung des Bundestages, Gestaltung Deutschlands zu einem Bundesstaat mit einer allgemeinen Volksvertretung — das waren im Allgemeinen die Forderungen des deutschen Volks. In den kleinern deutschen Staaten wurden die meisten dieser Forde- rungen rasch durchgesetzt; nur Oestreich und Preußen wollten sich nicht gut- willig dazu verstehen. Da bxach am 13. März auch in Wien die Revolution aus; der verhaßte Minister Metternich, den man spottweise wohl den Fürsten der Mitternacht nannte, weil er in Deutschland wie in Ungarn und Italien Alles zu unterdrücken suchte, was die Völker zu einem freien und glücklichen Leben bedurften, mußte abdanken und rettete nur durch eine rasche Flucht seine eigne Freiheit. Kaiser Ferdinand bewilligte Alles, was seine empörten Unterthanen verlangten. Jetzt kam die Reihe an Berlin. Friedrich Wilhem Iv. folgte am 18. März freiwillig dem Beispiel des öst- reichischen Kaisers, und voll Freude strömte das Volk nach dem Schlosse, um dem hochherzigen Monarchen zu danken. Da fallen zwei Schüsse, und in der Meinung, daß das Militair Befehl habe, auf die Bürger zu schießen, wurden Barrikaden erbaut, und der Straßenkampf beginnt. Da befiehlt der König den Rückzug der Truppen und erklärt am 21. März — gewiß mit schwerem Herzen — öffentlich: „Preußen solle fortan in Deutschland aufgehen; er wolle sich an die Spitze der deutschen Bewegung stellen und deren Leitung für die Tage der Gefahr übernehmen." Ueberall sah man jetzt die strengverpönten alten Reichsfarben: Schwarz- Roth-Gold; „ein einiges Deutschland!" war das allgemeine Losungswort. Der Bundestag löste sich auf; eine deutsche Nationalversammlung, vom Volke gewählt, ward berufen, eine Centralgewalt, welche die Beschlüsse der Versammlung vollziehen sollte, geschaffen, und Erzherzog Johann zum vorläufigen Neichsverweser erwählt. n. Während diese Umwälzungen in Frankreich und Deutschland begannen, hatten die Schleswigholsteiner ihre Augen unverwandt auf Kopenhagen ge- richtet, wo man von Seiten der Regierung und des Volks unablässig an ihrem Verderben arbeitete.' Die Regierung hatte den Gesammtstaat im

20. Neue Zeit - S. 375

1897 - Stuttgart : Neff
375 gress, der in Wien zusammentreten sollte, Vorbehalten. — Am 24. Mai hatte auch der noch von Napoleon seihst in Freiheit gesetzte Papst Pius Vii. von Rom und dem Kirchenstaat wieder Besitz ergriffen. Er stellte sofort die Inquisition, die Index- Kongregation und (durch die Bulle „Sollicitudo animarum“ vom 7. August) den Jesuitenorden wieder her. § 115. Der Wiener Kongress. Gründung des Deutschen Bundes. Die Verhandlungen des Kongresses. Von Russland, England. Oester- reich und Preussen, die dem Vertrag von Chaumont entsprechend die Neu- ordnung Europas feststellen wollten, wurde die Erledigung der deutschen Ver- fassungsfrage am 22. September 1814 einem Fünfer-Ausschuss (Oesterreich, Preussen, Bayern, Hannover und Württemberg) zugewiesen, und am 5. Oktober, dem Vorschlag des Vertreters von Frankreich Talleyrand entsprechend, die Vorberatung der europäischen Angelegenheiten einer Kommission von Vertretern der Mächte, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten (ausser den vier ver- bündeten Grossmächten Frankreich, Spanien, Portugal und Schweden). Talley- rand wusste sich als Vertreter der „Legitimität11 bald einen massgebenden Ein- fluss zu verschaifen, den er im Einverständnis mit England, Russland und Oesterreich benützte, um im Interesse des „europäischen Gleichgewichts“ eine Minderung der Zahl und der Selbständigkeit der deutschen Finzelstaaten und eine Stärkung Preussens zu hinterireiben. Während der Kongress sonst im wesentlichen nur zu bestätigen hatte, was schon teils in Chaumont teils im Zusammenhang mit dem (ersten) Pariser Frieden durch Einzelverträge zwischen den betreffenden Mächten festgestellt worden war, begegnete der Anspruch Russlands auf das ganze Grossherzogtum Warschau dem Widerspruch Eng- lands und Oesterreichs, anfangs auch Preussens, der Preussens auf das König- reich Sachsen dem Frankreichs; Preussen schloss sich an Russland an zur ge- meinsamen Vertretung der russischen und preussischen Ansprüche (5. November), worauf Talleyrand ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis zwischen Frankreich, England und Oesterreich zu stand brachte (3. Januar 1815); doch kam es am 8. Februar 1815 zu einer Verständigung, indem Preussen auf die wertvollere Hälfte Sachsens gegen anderweitige Entschädigung und Russland auf einen Teil des Grossherzogtums Warschau verzichtete. Am seihen 8. Februar gaben die acht Staaten, die den Frieden von Paris unterzeichnet hatten, eine Er- klärung ab, durch die die Abschaffung des Sklavenhandels im Grundsatz ausgesprochen wurde. Die Verhandlungen über die deutsche Verfassungsfrage wurden unterbrochen durch die Nachricht, dass Napoleon am 1. März mit den Truppen, die er nach Elba mitgenommen hatte, bei Antibes an der französischen Küste gelandet sei. Alsbald erhielten die auf dem Rückmarsch befindlichen Heere der Verbündeten Befehl, wieder in Frank- reich einzurücken, am 13. März wurde Napoleon von den acht Mächten, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten, geächtet und am 25. der Kriegsbund von Chaumont erneuert. Die Verhandlungen des Kongresses gingen während des Feldzugs gegen Napoleon weiter: am 8. Juni kam die deutsche Bundesakte zu stände, nachdem die Herrscher der deutschen Mittel- und Kleinstaaten sich zur Einführung landständischer Verfassungen bereit erklärt hatten und von Friedrich Wilhelm Iii. am 22. Mai ein Staatsgrund- gesetz mit dem Versprechen von Provinzialständen und einer Volksvertretung erlassen worden war. Am 9. Juni wurden die Ergebnisse der Verhandlungen des Kongresses in der Wienerschlussakte zusammengefasst und unter die Garantie der Vertragsmächte auch die grundlegenden Paragraphen der deutschen Bundesakte gestellt. '*>'