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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 390

1890 - Gotha : Perthes
390 überflutet das Thal bis an den Fuß der Berge und steht Ende September 26 Fuß über dem niedrigsten Wasserstande, um sodann langsam wieder zu fallen. Dieses Steigen und Fallen dauert vier Monate und befruchtet das Land, weshalb man das Wasser in Gräben und mittels Schöpfrädern nach höheren Gegenden leitet. Denn Regen fehlt ganz oder ist unzureichend in dem heißen Lande; nur im Delta giebt es von Zeit zu Zeit Regengüsse und kühlt der acht Monate hindurch wehende Nordwind. Diese Natur des Landes führte die Bevölkerung schon in den frühesten Zeiten zum Ackerbau, zum Anlegen fester Wohnsitze, zur Beobachtung der Natur und zu Erfindungen. Man mußte sich die Zeiten der Überschwemmung merken und sie voraus berechnen, was nur mittels Beobachtung der Gestirne möglich war. Zugleich mußte man die schlammbedeckten Äcker ausmessen lernen, um sie nach der Überschwemmung den Eigentümern wieder zuzuweisen, mußte sich mit Vorräten für die Zeit der Überschwemmung versehen und den Nil mit Schiffen befahren lernen, für Zeiten des Wassermangels Kanäle und Wasserbecken anlegen und den Fluß durch Dämme einfassen. Nach Stand und Beschäftigung teilte sich das Volk in Kasten, deren oberste die Priester und Krieger bildeten; die Zahl der übrigen kennt man nicht. Alles Land gehörte den beiden ersten Kasten, denn das Volk war nur Pächter. Dem König schrieben die Priester für alles und jedes ein bis ins kleinste gehendes Zeremoniell vor, auch entschieden sie, ob er dürfe einbalsamiert werden. Die Priester bildeten den wissenschaftlich gebildeten Teil des Volks, waren also Ärzte, Richter, Baumeister, Gesetzkundige, Schriftsteller u. s. w. und ordneten Lebensweise, Beschäftigung u. s. w. des Volks bis ins kleinste durch das Zeremoniell der Religionsvorschrift. Ägypten war also ein Priesterstaat, in welchem jeder einer Zunft angehören mußte, selbst die Diebe, die unter einem Diebeshauptmann standen.

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1. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 73

1887 - Stuttgart : Krabbe
73 Städte, Herat und Kandahar, sind damals gegrndete Alexander-stdte. In diesen Gegenden fhrte die freundliche Stellung des Knigs zu den Orientalen Annahme des persischen Zeremoniells, der persischen Knigsbinde, der Kniebeugung u. s. w., alles dies in der Absicht, die Asiaten zu Mittrgern des neuen Reiches zu machen zu einer hlichen Tragdie, der Hinrichtung des Phi-Iotas und der Ermordung seines verdienten Vaters Parmenion. Dann zog Alexander der den Paropamisus (Hindukusch), um mit der Bezwingung der Provinzen Baktrien und Sogdiana im Gebiet des Oxus (Atrtu) und Jaxartes (Sir) die Bezwingung des Perserreichs zu vollenden (329327). Bessus geriet durch Verrat in seine Hand und wurde in Egbatana gekreuzigt. In heien Kmpfen wurde das Land bis zum Jaxartes bezwungen und durch Grndung weiterer Städte (ein Alexandria am Paropamisus und das uerste" Alexandria am Jaxartes, jetzt Chodschend), sowie durch die Vermhlung mit der Frstentochter Roxane der Erwerb gesichert. Aber auch die Ermordung des Klitus bei einem Mahle in Marakanda (= Samarkand) und die Bestrafung des Kallisthenes fand in dieser Zeit und Gegend statt. 3. Der indische Feldzug und Rckkehr. Nicht befriedigt von dem Erreichten, begierig das Wunderland Indien kennen zu lernen, vielleicht auch um die Mistimmung seiner Mazedonier abzulenken, zog er 327 der den Paropamisus und den Kabul ab-327. wrts dem Indus zu. In die (70000 Qm.) groe Halbinsel Vorderindien, die frher von drawidischen Stmmen bewohnt war, wanderten (um 2000?) die Arier nach der Trennung von den verwandten Jraniern ein und setzten sich zuerst im Pandfchab, dann im Gangesland und weiter im S^ fest. Indem sie die Drawidas unterwarfen, begann die Ausbildung des Kastenwesens. Die dunklen Ureinwohner bildeten die vierte Kaste der Sudras. während die arischen Eroberer sich in die Brahmanen oder Priester, die Kschatrijas oder Krieger und die freien Bauern oder Viehzchter (Waisjas) schieden. Immer neue Kasten entstanden im Laufe der Zeit durch Unterwerfung weiterer Stmme, durch Mischung, Teilung der Arbeit, Entstehung religiser Sekten u. bergt, so da neuerdings im sdlichen Indien allein 19 000 Kasten gezhlt wurden, bei ihrer strengen Trennung ein Haupthindernis aller Entwicklung. Diese Scheidung wurde befestigt durch die b r ah manische Religion. Die Jndier, ein hochbegabtes Volk, das in Poesie und Philosophie Groes geleistet hat, haben namentlich in der Religion eine reiche Geschichte gehabt. Aus der einfachen Naturreligion der Wedas entwickelten die Brahmanen die dstere br ah manische Religion mit der Lehre von der Seelenwanderung, durch die man je nach dem Verhalten in diesem Leben zum Wurm oder zur Pflanze, zum Sudra oder zum Kastenlosen hinab-, aber auch zum Brahmanen aufsteigen konnte. Pein-liche Beobachtung der zahllosen Gebote, Opfer, seltsame Reinignngs-mittel, entsetzliche Bungen fhrten zu diesem seligen Ziel. Dann 1

2. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. I

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geschichte des Altertums. V Die Ägypter. 1. Einteilung des Landes. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 — 30 km breite Nilthal, das durch die alljährlichen Überschwemmungen des Nils aus einem wüstenähnlichen Staubgefilde in das fruchtbarste Ackerland umgewandelt wird. (S. Erdk. Ägypten S. 88.) Doch dehnte sich ihre Herrschaft noch viel weiter nach beiden Seiten hin aus. Man unterschied Ober-, Mittel- und Unterägypten. Die Städte lagen in dem Nilthal dicht bei einander. Die bedeutendsten von ihnen waren in Oberägypten Theben, in Mittelägypten Memphis, die Hauptstadt des Landes. In Unterägypten wurde später Alexandria gegründet. An Stelle des „loothorigen Thebens" findet man heute nur noch 4 kleine Dörfer, und 7 km nörd» lich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo, entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände oder Kasten. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den 42 heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Nach der Priesterkaste folgte die Kaste der Krieger. Ihre Mitglieder durften kein Handwerk treiben. Im Frieden ernährten sie sich von dem Ertrag der ihnen zugeteilten Ländereien; im Kriege aber erhielten sie einen Sold. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk bildete gewissermaßen die 3. Kaste; jedoch bestand zwischen Kaufleuten, Handwerkern, Ackerbauern, Schiffern und Hirten ein ähnlicher, aber größerer Unterschied, wie wir ihn noch heute bei allen Völkern finden, und da die Beschäftigung erblich war, so trat dieser Unterschied später immer schroffer hervor. 3. Religion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen wurden Osiris und Isis verehrt. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Beide — so versinnbildlicht die Göttersage den Kreislauf der Natur — werden von Typhon (dem glühenden Wüstenwinde) bekämpft. Osiris unterliegt und wird von Typhon erschlagen, der ihn in einem Kasten in den Nil versenkt. Weinend sucht Isis seinen Leichnam. Sem Sohn rächt ihn und jagt den Typhon in die Wüste zurück. Osiris aber entsteht zu neuem Leben. — Aber nicht bloß in geheimen Naturkräften, sondern auch in gewissen heiligen Tieren offenbarte sich nach der Anficht der alten Ägypter die Gottheit. Deshalb verehrten sie Hunde, Katzen, Tiere, Krokrodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere, die ihnen entweder Nutzen oder Schaden brachten. Wer ein solches Tier tötete, wurde nut dem Tode bestraft. Starb die Katze im Hause, so schoren sich die Hausbewohner zum Zeichen der Trauer die Augenbrauen ab. Beim Tode eines Hundes schor man sich den ganzen Kopf kahl. Tote Katzen wurden einbalsamiert und an geweihten Stätten aufbewahrt, ebenso die Krokodile. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", weil man glaubte, daß in ihm die Seele Osiris fortlebe. Er war am ganzen Letfce schwarz und hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Realienbuch. A. (Alte Geschichte.) A i

3. Die alte Geschichte - S. 56

1846 - Münster : Coppenrath
56 tigung. Das Geschäft des Vaters ging immer erblich auf seine Kinder über. Niederlassungen erobernder Horden bildeten mit der Zeit einen besondern Kriegerstand, aus dessen Mitte die Könige, die man hier Pharaonen, d. i. Erhabene nannte, hervorgingen. Priester besorgten die Erziehung der Könige. Allmälig wurden zwar die Ägyptier zu dem Ganzen eines Reiches enger verbunden; aber die scharfe Sonderung der einzelnen Stände in Hinsicht ihrer Beschäftigung blieb nach wie vor bestehen. War der Vater z. B. Priester, oder Krieger, oder Hirt; so mußte auch der Sohn wieder Priester, oder Krieger oder Hirt sein, wenn er auch gar keine Lust, gar kein Geschick hiezu hatte. Solcher erblichen Stände, die man mit einem portugiesischen Worte Kasten nennt, gab es in Ägypten sechs, später sieben. Die geehrteste Kaste war die der Priester. Sie waren Erzieher und Räthe des Königes und richteten das Volk nach eigenen Gesetzen; sie bestimmten nach dem regelmäßigen Austreten des Nil und nach Beobachtungen am gestirnten Himmel das Jahr und ordneten den Kalender; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande. Von ihren Kenntnissen der Naturkräste insbesondere zeugen auch die angeblichen Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Beim Volke galten sie deshalb auch als Zauberer. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehnste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen, sondern sie waren freie Bürger mir Grundeigenthum und wohnten in abgesonderten Distrikten. Die übrigen Kasten bestanden aus Ackerbauern, Handwerkern, Handelsleuten, Schissern und Hirten, die von den Priestern und Kriegern, wie es scheint, hart bedrückt waren, da z. B. alle Ländereien im Besitze der beiden ersten Kasten waren, und der Ackerbauer nur als Pächter den Grund und Boden benutzen konnte. Die verachtetste ^aste aber war die der Hirten. Diese wurden sogar für unehrlich gehalten. Frühere Einfälle nomadischer Fürsten, H y k s o s genannt, welche das Land etwa 1700 vor Ehr. eroberten und zweihundert Jahre hindurch beherrschten, mögen diesen Haß gegen das Hirtenleben erzeugt haben. Vielleicht mußten auch die Israeliten, die zu den

4. Alte Geschichte - S. 1

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Silber aus der alten Geschichte. I. Worgenländische Mötker. V Die Ägypter. 1. Einteilung des Landes. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15—30 km breite Nilthal. Dieses Thal verdankt seine Fruchtbarkeit gauz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Tie Städte lagen im Nilthale dicht bei einander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stünde. Die beiden Hauptstände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Könige. Die Zugehörigkeit zu einer Kaste war erblich, und so mußte jeder Sohu werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Bücheru und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie ttmrfcu fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Soune. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Handwerker, Hirten, Kaufleute u. s. w. Eigentliche „Kasten" bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten dursten, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Religion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspeudeuden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben verehrten sie allerlei Tiere. Das Land war nicht reich an Tieren; die aber da waren, galten für heilig, Haustiere und wilde Tiere. Sie waren die Sinnbilder der vielen Götter. „wenn aber jemand eins von diesen Tieren aus Vorsatz tötet, so steht die Todesstrafe darauf; geschieht es nicht aus Vorsatz, so zahlt er die Strafe, die ihm die Priester auflegen, wer aber einen 3bis oder einen Habicht tötet, aus Vorsatz oder nicht, der muß ohne Gnade sterben. — wenn in einem Bause eine Ratze eines natürlichen Todes stirbt, so scheren sich alle, die darin wohnen, die Augenbrauen ab; wo aber ein Bund stirbt, die scheren den ganzen "Kopf kahl. Die gestorbenen Katzen bringen sie in heilige Bäufer, und da werden sie einbalsamiert und zu Bubastis*) begraben; die Bunde" aber begraben sie je in ihrer Stadt in heiligen Grüften. (Einige Ägypter halten die Krokodile für heilig, andre aber nicht, sondern verfolgen sie wie Feinde. Die aber um Theben und die um den See Iröris wohnen, die halten das Krokodil für sehr heilig. Und bei beiden wird von allen Krokodilen eins ernährt; das ist abgerichtet, das; es sich angreifen läßt Und sie thun ihm Gehenke in die (Dhren, von Krystall und von (Sold, und Armbänder um die Vorderfüße und reichen ihm vorgeschriebene Nahrung und halten es auf das herrlichste, so lange es lebt, und wenn es gestorben ist, so balsamieren sie es ein und be-graben es in einem heiligen Sarge." (Berodot, der älteste griechische Geschichtsschreiber.) *) Hier wurde die Göttin Bast verehrt, der die Katzen heilig waren. Kahnnicyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. Ii. 1

5. Geschichte und Geographie - S. 1

1886 - Hamburg : Meißner
Geschichte. Unterkursus. I. Geschichte des Altertums. Die Ägypter. Das Land. Ägypten, das nordwestlichste Land Afrikas, wird von dem mächtigsten Strome dieses Erdteils, dem Nil, durchflossen. Er mündet in zwei Hauptarmen (Delta) ins Mittelmeer. Der Nil ist der größte Wohlthäter des Landes. Im April, wenn in der heißen Zone die Regenzeit beginnt, fängt er an zu steigen, bis er im August aus seinen Ufern tritt und die ganze Ebene überschwemmt. Wenn er im Oktober zurücktritt, ist der Boden mit einem fruchtbaren Schlamm bedeckt. Im März beginnt und im April endet die Ernte. Wegen seiner Fruchtbarkeit war Ägypten oft imstande, die benachbarten Länder in teuren Zeiten mit Getreide zu versorgen. (Geschichte Josephs.) Nach dem Laufe des Nils wurde Ägypten eingeteilt in Ober-Ägypten (Hauptstadt Theben), Mittel-Ägypten (Hauptstadt Memphis), und Unter-Ägypten (Hauptstadt On oder Heliöpolis). Bewohner. Die alten Ägypter schieden sich in erbliche Stände oder Klassen, welche Kasten genannt werden. Die Priester-Kaste war die vornehmste. Die Priester waren die einzigen Gelehrten des Landes; sie verrichteten den Gottes-, dienst, waren Erzieher und Rate der Könige (Pharaonen); sie bestimmten nach den Überschwemmungen des Nils und nach Beobachtungen am Himmel das Jahr. Vom Volke wurden sie als Zauberer gefürchtet und verehrt. Nächst ihnen wurde die Kaste der Krieger am meisten geachtet. Diese waren freie Bürger mit Grundbesitz. Sie wohnten vorzugsweise in Untet> Geschichte u. Geographie. 1

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

7. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. I

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geschichte de§ Altertums Die Ägypter. 1. Das Land. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 bis 30 km breite Niltal. Dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit ganz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. (S. Erdk. Ägypten S. 91!) Die Städte lagen im Niltale dicht beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände. Die beiden Haupt- stände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger. Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Ans der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Neben- stände: Ackerbauer, Handwerker, Hirten, Kaufleute u. s. w. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Religion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben ver- ehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere. Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Starb die Katze im Hanse, so schoren sich die Hausbewohner zum Zeichen der Trauer die Augenbrauen ab. Beim Tode eines Hundes schor man sich den ganzen Kopf kahl. Tote Katzen wurden einbalsamiert und an geweihten Stätten aufbewahrt, ebenso die Krokodile. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", das Sinnbild des Osiris. Er war am ganzen Leibe schwarz und hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen. Bei seinem Tode trauerte das Land 70 Tage. Er wurde einbalsamiert und mit ungeheurer Pracht begraben. Die Priester aber zogen durch das Land und suchten einen neuen Apis. Hatten sie einen solchen gefunden, dann wurden große Freudenfeste gefeiert. 4. Begräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert. Dabei wurde der Leib ausgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salzwasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zubereitete Leiche tvnrde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen wurden in Felsen gehauen. Die Armen begrub man im lockern Sande. Dem Begräbnis der Könige und Vornehmen ging ein Totengericht voran. Da konnte jeder den Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grabkammer gebracht tverden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem Tode hält Osiris mit 32 Bei- sitzern in der Unterwelt Gericht über jeden Menschen. Hat der Mensch auf Erden schwer gesündigt, so wird seine Seele in einem Tierkörper (Hund, Schwein u. s. w.) Rcalienbuch A. (Alte Geschichte.) A. 1

8. Bd. 1 - S. 223

1846 - Braunschweig : Westermann
221 Staatsverfassung und Negierungsform. verhaßt war, und zwar mit Grund, weil sie oftmals von den ihr Land fast rings umgebenden Nomadenschwarmen feindlich heimgesucht, ja sogar auf län- gere Zeit (durch die Hyksos) unterjocht worden waren. — Später entstund wohl die Kaste der Gcwerbtreibendeu, weil ihre Bildung schon größere Fortschritte der Civilisation voraussczt. Cs scheint nicht, daß diese Kaste noch weitere Unterabtheilungen, nach den einzelnen Gewerben, gehabt habe. Zulezt kam unter Psammitich noch die Kaste der Dolmetscher auf. Denn es ließ dieser Griechenfrcund eine Menge ägyptischer Kinder in griechischer Sitte und Sprache unterweisen, welche nachmals bei dem vermehrten Verkehr mit Fremden als Dolmetscher, Mäkler u. s. w. dienten, von den übrigen Kasten aber — nach dem Haß der Acgypter gegen alles Ausländische — ausgestoßen wurden, und sich zur eigenen Kaste sammelten. Einige enthusiastische, zum Theil auch wohlmeinende Schriftsteller (wie Bernardin de St. Pierre u. A.) haben das Kasten syst ent —- denn auch der Erbadel, die Leibeigenschaft u. s. w. sind ihm verwandt — für die große Quelle fast alles Elends und Unrechts unter den Menschen erklärt. Allerdings scheint es auch der Würde und der ursprünglichen Gleichheit derselben zu nahe zu treten. Wenn wir jedoch bedenken, daß die Natur selbst durch Erziehung und Gewohnheit den Sohn zur Lebensweise des Vaters führe, daß aber eine durch's Gesez bestimmte Abtheilung und weise Organistrung der Stände die Vervollkommnung der einzelnen Beschäftigungen befördern, die Handhabung der gesellschaftlichen Ordnung erleichtern, die längere Erhaltung der National- sitten bewirken könne; wenn wir weiter in den Einrichtungen vieler großer Gcsezgcber wenigstens ähnliche Ideen bemerken, und zugleich die Bedürfnisse eines noch rohen von jenen eines schon herangereiften Volkes unterscheiden: so werden wir anstehen, über jenes System ein durchaus verwerfendes Urtheil zu fällen. Wohl aber werden wir erkennen, daß die allzu strenge Erb- lichkeit der ägyptischen Kasten, die gar keinen Ucbcrtritt aus einer in die andere zuließ, und die ausnehmenden Vorrechte der Priester und Sol- daten, wornach den niederen Kasten ein zu geringer Antheil an den Früchten des bürgerlichen Vereines zukam, allerdings eine Despotie der ersten gegen die leztcn begründeten, und daß — wenn es hoch kam — die Masse des ägypti- schen Volkes unter einer erträglichen Vormundschaft, jedoch unter einer solchen stand, welche ihm unmöglich machte, jemals zur Mündigkeit zu ge- langen. Indessen war das Daseyn oder die Entgegensezung von zwei pvtux

9. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 2

1880 - Danzig : Gruihn
2 Geschichte des Alterthums. — Morgenländische Völker. sie dem Gewebe eine außerordentliche Dichtigkeit. Diese köstliche Leinwand hieß Byssus und war auch außerhalb Aegyptens eine Tracht der Reichen. Ein römischer Kaiser soll ein Jägergewand, aus diesem Flachs verfertigt, besessen haben, welches man durch einen Fingerring ziehen konnte. Hieroglyphen. Die alten Aegypter bedienten sich mehrerer Schriftarten. Am berühmtesten sind die Hieroglyphen, oder die heilige Bilderschrift, mit welcher die Denkmäler bedeckt sind. Es sind Gegenstände aller Art, welche den alten Aegyptern als Schriftzeichen dienten: Die Himmelskörper, Menschen in verschiedenen <5-^ vv< /Vvvva o- Stellungen und Lagen, Glieder —H— cz^= —H— des menschlichen Leibes, vierfüßige Hieroglyphe: Alexandros. Thiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten, Pflanzen und Theile derselben, Gerätschaften und Werkzeuge aller Art, Gebäude, geometrische Figuren und endlich phantastische Zusammensetzungen. Das Verständniß dieser Bilderschrift war ein erbliches Eigenthum der Priester und ging allmälig verloren. In neuerer Zeit ist es jedoch den Gelehrten gelungen, die Hieroglyphenschrift zu entziffern. Die Kasten. Das ägyptische Volk war in bestimmte Stände oder Kasten geschieden. Unter diesen war die Priesterkaste am angesehensten. Die zu ihr gehörigen Familien waren die ersten vornehmsten und reichsten des Landes; der größte und schönste Theil der Ländereien war ihr Eigenthum. Der Beruf und die Beschäftigung dieser Priester war aber auch hier keineswegs blos auf den Dienst der Götter beschränkt, sondern umfaßte die ganze höhere Cultur der Nation. Sie waren im Besitz aller wissenschaftlichen Kenntnisse, waren Richter, Aerzte, Baumeister, kurz alles, was besondere Bildung des Geistes und eine Art von Gelehrsamkeit voraussetzt. Auch den Königen standen sie als Räthe zur Seite. Dieser Kaste zunächst stand die der Krieger, aus welcher die Könige oder Pharaonen gewählt wurden. Die Krieger bildeten nicht ein stehendes Heer von Söldlingen, sondern waren freie Bürger und befanden sich im Bestie gewisser Ländereien. Sie durften aber, um den kriegerischen Geist nicht zu schwächen, kein Handwerk lernen. Die Gewerbe waren einer dritten Kaste überlassen, die eine der zahlreichsten war und Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute in sich begriff. Zur vierten Kaste gehörten die Ackerbauer, zur fünften die Schiffer, zur sechsten die Dolmetscher und zur siebenten und letzten die Hirten. Religion, besonders der Thierdienst. Als Gott des Ackerbaues und der Fruchtbarkeit wurde Osiris verehrt. Isis war die Mondgöttin. Sehr merkwürdig ist der Thierdienst der Aegypter. Viele Thierarten galten für heilig, besonders Katzen,'Schlangen, Hunde, der Ibis, Sperber u. a. m. Die größte Verehrung genoß der Apis, ein heiliger Stier zu Memphis. Wenn er starb, so trauerte das ganze Land, bis die Priester seinen Nachfolger gefunden hatten. Er mußte nämlich schwarz sein, mit einem weißen Dreieck auf der _ _ Stirn, einem weißen halbmondförmigen Fleck Ittt auf der rechten Seite und einem käferförmigen Knoten unter der Zunge. Daß die List der Priester hierbei thätig war, ist leicht begreiflich.

10. Theil 1 - S. 34

1810 - Berlin : Duncker & Humblot
Z4 dem Könige/ welches letztere natürlich erst von den späten, Zeiten gilt, wo Aegypten unter Einem Herrscher vereinigt war. Um den kriege- rischen Geist desto besser zu nähren, durften sie kein Handwerk treiben. Diese Gewerke und die Beschäftigung damit war vielmehr einer dritten, von den Beiden eben- genannten Ständen verschiedenen und abgeson- derten Kaste überlassen, die eine der Zahlreichsten war. Sie begrif die Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute, so wie die, welche die Lände- reien der höheren Klasse pachteten. Es ist un- gewiß, ob nun, wie bei den Indiern, die ein- zelnen Gewerbe wiederum in einzelnen Unter- abtheilungen erblich, oder ob alle Gewerbe der ganzen Kaste gemein waren, in welchem letzter,, und zwar wahrscheinlicherem Falle trotz der Be- schränkung auf Eine Kaste doch für die Einzelnen Freiheit genug da war. Wie denn, auch die Handwerke, so wie alle mechanischen Künste, bei den alten Aegyptiern zu einem so hohen Grade von Vollkommenheit gebracht sind, als vielleicht bei keinem andern Volke der alten Welt. Die vielen Mahlereien in ihren Grä- bern, wo man alle ihre häuslichen Geräthe, ihre Ruhebetten, Sitze, ihre Vasen, ihre Schrän- ke, musikalischen Instrumente u. s. w. abge- bildet findet, bezeigen diese Vollkommenheit ih- rer Kunst und ihrer Gewerke. Auch die Webe-

11. Die Alte Geschichte - S. 59

1866 - Münster : Coppenrath
59 dorther mitgebracht haben, Kasten genannt. In Aegypten gab es deren sechs, später sieben. Die geehrteste Kaste war die der Priester. Sie waren Erzieher und Rathe der Könige, die man hier Pharaonen, d. i. Erhabene, nannte; sie richteten das Volk nach eigenen Gesetzen; sie bestimmten nach dem regel- mäßigen Austreten des Nil und nach Beobachtungen am gestirn- ten Himmel das Jahr und ordneten den Kalender; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande. Von ihren Kenntnissen der Naturkräfte insbesondere zeugen auch die angeblichen Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Beim Volke galten sie deshalb auch als Zauberer. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen, sondern sie waren freie Bürger mit Grundeigenthum und wohnten in abgesonderten Distrikten. Die übrigen Kasten bestanden aus Ackerbauern, Handwerkern, Handelsleuten, Schiffern und Hirten, und standen den beiden ersten an Ansehen und Rechten bei weitem nach. Die Priester und Krieger bildeten die beiden be- vorrechteten Kasten; diese waren auch im Besitze aller Ländereien, da dep Ackerbauer nur als Pächter den Grund und Boden be- nutzen konnte. Eine sehr verachtete Kaste war die der Hirten. Diese wurden sogar für unehrlich gehalten. Frühere Einfälle nomadischer Fürsten, H y k s o s genannt, welche um das Jahr 2100 vor Chr. den größten Theil des Landes erorberten und mehre Jahrhunderte hindurch behaupteten, mögen diesen Haß gegen das Hirtenleben erzeugt haben. Vielleicht mußten auch die Israeliten, die zu den verhaßten Nomaden gezählt wurden, eben darum von den Aegyptiern eine so harte Behandlung erleiden. Die Religion, insbesondere der Thierdienst.— Die Religion der Aegyptier war ursprünglich die Verehrung eines einzigen Weltschöpfers. Bald aber artete diese in Viel- götterei aus. Die Eigenschaften dieses einen Gottes, seine Wir- kungen am Himmel, in der Natur und im Menschenleben wur- den als besondere Gottheiten verehrt. Besonders verehrt wurde

12. Realienbuch - S. I

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Die Ägypter. 1. Das Cand. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 bis 30 à breite Niltal. Dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit ganz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Die Städte liegen im Niltale dicht beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 Km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo skeiroj, entstanden. 2. Kasten, Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände. Die beiden Hauptstände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger. Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Hand- werker, Hirten, Kaufleute usw. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Religion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben verehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere. Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", das Sinnbild des Osiris. Er war am ganzen Leibe schwarz und hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen. 4. kegräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert. Dabei wurde der Leib aufgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salz- wasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zube- reitete Leiche wurde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen wurden in Felsen gehauen. Die Armen begrub man im lockeren Sande. Dem Begräbnis der Könige und Vornehmen ging ein Totengericht voran. Da konnte jeder den Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grabkammer gebracht werden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem Rcalienbuch A. (Alte Geschichte.) 1

13. Realienbuch - S. I

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geschichte des Altertums. Die Ägypter. 1. Das Cand. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 bis 30 km breite Niltal. Dieses Tal verdankt [eine Fruchtbarkeit ganz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Die Städte liegen im Nütale dicht beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände. Die beiden Hauptstände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger. Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Hand- werker, Hirten, Kaufleute usw. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Religion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben verehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere. Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", das Sinnbild des Osiris. Er war am ganzen Leibe schwarz und hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen präch- tigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen. 4. Regräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert. Dabei wurde der Leib aufgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salzwasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zubereitete Leiche wurde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen würd m in Felsen gehauen. Die Armen begrub man im lockeren Sande. Dem Begräbnis der Könige und Vornehmen ging ein Totengericht voran. Da konnte jeder den Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grab- kammer gebracht werden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem Tode hält Osiris mit 32 Beisitzern in der Unterwelt Gericht über jeden Menschen. Hat der^Mensch auf Erden schwer gesündigt, so wird seine Seele in einem Tierkörper (Hund, Schwein usw.) auf die Erde zurückgeschickt. Hier muß er ein zweites oder drittes Leben durchmachen, bis seine Seele rein und gut ist. Realienbuch A. (Alte Geschichte.) 1

14. Realienbuch - S. I

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geichichfe des Altertums. Die Ägypter. 1. Das Tand. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 bis 30 km breite Niltal. Dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit ganz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Die Städte liegen im Niltale dicht beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 Km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stände. Die beiden Hanptstände hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger. Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Hand- werker, Hirten, Kaufleute usw. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Keligion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben verehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere. Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", das Sinnbild des Osiris. Er war 6" ganzen Leibe schwarz und hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen. 4. kegräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert. Dabei wurde der Leib aufgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salz- wasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zube- reitete Leiche wurde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen wurden in Felsen gehauen. Die Armen begrub man im lockeren Sande. Dem Begräbnis der Könige und Vornehmen ging ein Totengericht voran. Da konnte jeder den Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grabkammer gebracht werden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem Realienbuch A. (Alte Geschichte.) 1

15. Realienbuch - S. I

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Geschichte des Altertums. Die flgypfer. 1. Das Land. Die alten Ägypter bewohnten hauptsächlich das nur 15 bis 30 km breite Niltal. Dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit ganz allein den alljährlichen Überschwemmungen des Nils. Die Städte liegen im Niltale dicht beieinander. Die bedeutendsten von ihnen waren Theben und Memphis. Am Meere wurde später Alexandria gegründet. 7 Km nördlich von den Ruinen der alten Königsstadt Memphis ist die jetzige Hauptstadt des Landes, Kairo [feiro], entstanden. 2. Kasten. Die Ägypter teilten sich in verschiedene Stünde. Die beiden Hauptstünde hießen Kasten. Zu ihnen gehörten die Priester und die Krieger. Sie waren erblich, und so mußte jeder Sohn werden, was sein Vater war. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Daneben übten sie die Heilkunst, pflegten die heiligen Tiere und balsamierten die Toten ein. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Diese waren zugleich die „ersten Priester". Sie wurden fast göttlich verehrt und führten sämtlich den Namen Pharao, d. h. Sohn der Sonne. Priester und Krieger waren die eigentlichen Herrscher des Landes. Das übrige Volk gliederte sich in verschiedene Nebenstände: Ackerbauer, Hand- werker, Hirten, Kaufleute usw. Eigentliche Kasten bildeten diese nicht, da sich die Angehörigen dieser verschiedenen Stände miteinander verheiraten durften, was bei den wirklichen Kasten nicht der Fall war. 3. Keligion. Die alten Ägypter waren Heiden. Sie verehrten die Kräfte der Natur, die sie sich als Personen (Götter) vorstellten. Als höchste Wesen galten Osiris und Isis. Osiris war der Gott der lichtspendenden Sonne und des befruchtenden Nils, Isis die Göttin des Mondes und der Erde. Daneben verehrten sie Hunde, Katzen, Schlangen, Krokodile, Ibisse, Ichneumons u. a. Tiere. Diese waren die Sinnbilder ihrer vielen Götter. Wer ein solches Tier tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß der Stier „Apis", das Sinnbild des Osiris. Er war am ganzen Leibe schwarz und hatte ans der Stirn ein weißes Dreieck. In Memphis hatte er einen prächtigen Tempel. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit gebogenem Knie die Speisen. 4. kegräbnis. Starb ein Ägypter, so wurde sein Leichnam einbalsamiert. Dabei wurde der Leib aufgeschnitten und die Eingeweide herausgenommen. Dann rieb man den Leib mit allerlei Salben ein, legte ihn eine Zeitlang in Salz- wasser, bestrich ihn mit Gummi und umwickelte ihn mit Binden. Die so zube- reitete Leiche wurde Mumie genannt. Die Gräber der Reichen wurden in Felsen gehauen. Die Armen begrub man im lockeren Sande. Dem Begräbnis der Könige und Vornehmen ging ein To tengericht voran. Da konnte jeder den Verstorbenen anklagen, und nicht eher durfte dieser in die Grabkammer gebracht werden, als bis alle Schuld durch die Angehörigen gesühnt war. Nach dem Realienbuch A. (Alte Geschichte.) 1

16. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 9

1878 - Danzig : Gruihn
Die alten Aegypter. 9 allmälig verloren. In neuerer Zeit ist es jedoch den Gelehrten gelungen, die Hieroglyphenschrist zu entziffern. Man fand nämlich in Rosette (in Unter-Aegypten) einen Stein mit zwei Inschriften, einer griechischen und einer hieroglyphischen, welche den gleichen Inhalt hatten. Die griechische Inschrift konnte man lesen und verstehen; sie sagte, daß ihr Inhalt auch trt hieroglyphischer Schrift auf den gleichen Stein gehauen sei, und so gelang es, ein hieroglyphisches Alphabet herauszubringen. Die Kasten. Das ägyptische Volk war in bestimmte Stände oder Kasten geschieden. Unter diesen war die Priesterkaste am angesehensten. Die zu ihr gehörigen Familien waren die ersten, vornehmsten und reichsten des Landes; der größte und schönste Theil der Ländereien war ihr Eigenthum. Der Beruf und die Beschäftigung dieser Priester war aber auch hier keineswegs blos auf den Dienst der Götter beschränkt, sondern umfaßte die ganze höhere Cultur der Nation. Sie waren im Besitz aller wissenschaftlichen Kenntnisse, waren Richter, Aerzte, Baumeister, kurz alles, was besondere Bildung des Geistes und eine Art von Gelehrsamkeit voraussetzt. Auch den Königen standen sie als Räthe zur Seite. Dieser Kaste zunächst stand die der Krieger, aus welcher die Könige oder Pharaonen gewählt wurden. Die Krieger bildeten nicht ein stehendes Heer von Söldlingen, sondern waren freie Bürger und befanden sich im Besitze gewisser Ländereien. Sie durften aber, um den kriegerischen Geist nicht zu schwächen, fein Handwerk lernen. Die Gewerbe waren einer dritten Kaste überlassen, die eine der zahlreichsten war und Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute in sich begriff. Zur vierten Kaste gehörten die Ackerbauer, zur fünften die Schisser, zur sechsten die Dolmetscher und zur siebenten und letzten die Hirten. Religion, besonders der Thierdienst. Als Gott des Ackerbaues und der Fruchtbarkeit wurde Osiris verehrt. Isis war die Mondgöttin. Sehr merkwürdig ist der Thierdienst der Aegypter. Viele Thierarten galten für heilig, besonders Katzen, Schlangen, Hunde, der Ibis, Sperber u. a. m. Wer eines dieser Thiere aus Vorsatz tödtete, mußte sterben; wenn es unvorsätzlich geschah, konnte er sich mit einer Geldstrafe lösen. Wer aber eine Katze, einen Ibis oder einen Habicht auch unvorsätzlich tödtete, mußte die Todesstrafe leiden. Wenn in einem Hause eine Katze von selbst starb, so schor sich jedermann in demselben die Augenbrauen ab; starb ein Hund, so schor man sich das Haupt kahl. Die größte Verehrung genoß der Apis, ein heiliger Stier zu Memphis. Wenn er starb, so trauerte das ganze Land, bis die Priester seinen Nachfolger gefunden hatten. Er mußte nämlich schwarz sein, mit einem weißen Dreieck auf der Stirn, einem weißen halbmondförmigen Fleck auf der rechten Seite und einem käferförmigen Knoten unter der Zunge. Daß die List der Priester hierbei thätig war, ist leicht begreiflich. Der Glaube tut die Fortdauer des Menschen nach dem Tode war allgemein. Die Wohnungen der Lebendigen nannten die Aegypter Herbergen, weil wir nur eine kurze Zeit in denselben wohnen. Die Gräber der Verstorbenen aber nannten sie ewige Häuser, weil die Todten in der Unterwelt eine grenzenlose Zeit zubringen. Man glaubte nämlich, daß die Seele sich nicht sogleich nach dem Tode von ihrem Körper trenne, sondern so lange in demselben lebe, als er vollständig erhalten würde. Aus die Erbauung Apis.

17. Die vorchristliche Zeit - S. 5

1852 - Leipzig : Brandstetter
5 sagt man — haben durch vas Mißvergnügen und die Einrede des Volks diese letzte Ehre verwirkt und so für ihre schlechten Thaten die gerechte Strafe er- fahren. Die Furcht vor dem Todtengerichte war sehr geeignet, die Fürsten auf der Bahn der Gerechtigkeit und der Tugend festzuhalten. Noch trifft man in Aegypten sehr sprechende Zeugnisse für diesen Brauch. Die Namen meh- rerer Herrscher stnd auf den Denkmälern, die sie bei ihren Lebzeiten errich- ten ließen, sorgfältig ausgetilgt; sie wurden weggehämmert selbst in den Gräbern. 6. Kasten. Die Priester hatten die meiste Macht im Lande neben den Königen. Alle Aeghpter waren in Stände eingetheilt, die man nach einem portugiesischen Worte „Kasten " genannt hat, und deren man sechs bis sieben zählte. Die hauptsächlichsten waren die Kaste der Priester, der Krieger, der Ackerbauer, Handwerker und Hirten. Keiner durfte aus einer Kaste in die andere über- treten; war der Vater ein Hirt, so mußte auch der Sohn wieder ein Hirt werden, wenn er auch keine Lust dazu und die besten Anlagen zu etwas Höhe- rem hatte. Alles Land war in drei Theile getheilt: der eine Theil gehörte dem König, der andere den Priestern, der dritte den Kriegern. Die Acker- bauerhatten gar kein eigenes Land, sondern mußten es für die Grundbesitzer bestellen, und die Hirten waren die verachtetsten und geplagtesten aller Stände. Darum mußten auch die Israeliten, die zu den verhaßten Nomaden gezählt wurden, von den Aeghptern eine so harte Behandlung erleiven. Die geehrteste Kaste war die der Priester. Sie waren die Erzieher und Räthe des Königs, sie gaben die Gesetze und richteten das Volk nach diesen Gesetzen. Sie bestimmten nach dem Laufe der Gestirne und dem regelmäßigen Austreten des Nil die Eintheilung des Jahres und Ordnung des Kalenders; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande, die Pfleger der Künste und Wis- senschaften. Zugleich waren sie auch die Aerzte, doch so, daß Jeder nur für eine bestimmte Krankheit die Heilmittel studirte. Es gab also Arzte für Augen- krankheiten, Magenkrankheiten, für gebrochene Gliedern, s. w., wie das auch bei uns zum Theil der Fall ist. Von ihrer Kenntniß der Naturkräfte zeugen die Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Darum wurden sie auch vom Volke als Zauberer angesehen. Der Oberpriester wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die vornehmsten Stellen bei Hose, und mit ihnen wurden die Prinzen erzogen. Mit ängstlicher Genauigkeit war dem Könige vorgeschrieben, wann er ausstehen, opfern, essen, zu seiner Gemahlin gehen dürfte. In der ersten Stunde nach dem Aufstehen wurden die Depeschen eröffnet. Dann verfügte sich der König, angethan mit prächtigen Gewändern, Krone und Scepter nach dem Tempel. Hier vredigte ihm der Oberpriester, was für Eigenschaften ein guter König haben müßte, und las ihm einen Abschnitt ans der Reichsgeschichte vor, um ihn zu belehren. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen (Soldaten), wie bei uns. Der Gedanke eines Miethheeres, welches Leib und Leben einem Herrn ver- kaufte, kam den weisen Aegyptern gar nicht in den Sinn. Das Gesetz hatte den Kriegsdienst einer Klasse der Nation als ein Vorrecht übertragen, und da- mit eine Ausstattung an Ländereien verbunden, die ihr erblich blieben wie ihr

18. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 10

1855 - Heidelberg : Winter
10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten. So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet, Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne. Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver- bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte. So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je «lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er- halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab, und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und — wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen. Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog. Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend- volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden. Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er- lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n, Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern. Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al- terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be- wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der

19. Die vorchristliche Zeit - S. 6

1877 - Leipzig : Brandstetter
Die geeinteste Kaste war die der Priester. Sie waren die Erzieher und Räthe des Königs, sie gaben die Gesetze und richteten das Volk nach diesen Gesetzen. Sie bestimmten nach dem Laufe der Gestirne und dem regelmäßigen Austreten des Nil die Emtheilung des Jahres und Ordnung des Kalenders; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande, die Pfleger der Künste und Wrssenschasten. Zugleich waren sie auch die Aerzte, doch so, daß Jeder nur für eine bestimmte Krankheit die Heilmittel studirte. Es gab also Aerzte für Augenkrankheiten, Magenkrankheiten, für gebrochene Glieder u s w wie das auch bei uns zum Theil der Fall ist. Von ihrer Kenntniß der Naturkräfte zeugen die Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Darum wurden sie auch vom Volke als Zauberer angesehen Der Oberpriester wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die vornehmsten Stellen bei Hofe, und mit ihnen wurden die Prinzen erzogen. Mit ängstlicher Genauigkeit ward dem Könige vorgeschrieben, wann er aufstehen, opfern, essen, zu seiner Gemahlin gehen durfte. In der ersten Stunde nach dem Aufstehen wurden die Depeschen eröffnet. Dann verfügte sich der König, angethan mit prächtigen Gewändern, Krone und Scepter, nach dem Tempel. Hier predigte ihm der Oberpriester, was für Eigenschaften ein guter König haben müßte, und las ihm einen Abschnitt aus der Reichsgeschichte vor, um ihn zu belehren. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen (Soldaten), wie bei uns. Der Gedanke eines Miethheeres, welches Leib und Leben einem Herrn verkaufte, kam den weisen Aegyptern gar nicht in den Sinn. Das Gesetz hatte den Kriegsdienst einer Klasse der Nation als ein Vorrecht überttagen und damit eine Ausstattung an Ländereien verbunden, die ihr erblich blieben wie ihr Beruf. Die Aegypter dachten, daß es vernünftig sei, die Obhut des Staates Leuten anzuvertrauen, die Etwas besaßen, dessen Vertheidigung ihnen am Herzen lag. 7. Götter- und Thierdienst. Die Aegypter sind wohl das frömmste Volk gewesen, das je gelebt hat. Sie hatten eine Menge von Gottheiten, die sie verehrten und heilig hielten ; vor Allem war es der Nilstrom, der den Grund- und Mittelpunkt bildete ihres Gottesdienstes. Aegypten ist ja nichts als ein.stücf Pflanzenerde im Wüstensande, geschaffen und erhalten durch den Nil. Daher wurde dieser wohlthätige Strom nicht nur durch den Beinamen des Heiligen, des Vaters und Erhalters gefeiert, sondern als ein Gott verehrt, ja als das sichtbare Abbild der obersten Gottheit Ammon betrachtet , der in dieser Gestalt Aegypten belebte und bewahrte. Darum nannten auch die Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter. Die ägyptischen Philosophen hatten sich am Himmel ähnliche Einteilungen ersonnen wie auf Erden, sie hatten einen himmlischen und einen irdischen Nil. Der himmlische Nilgott hat drei Vasen, als Sinnbilder der Ueberschwemmung: eine dieser Vasen bezeichnet das Wasser, welches Aegypten

20. Die vorchristliche Zeit - S. 6

1866 - Leipzig : Brandstetter
6 Die geeinteste Kaste war die der Priester. Sie waren die Erzieher und Räthe des Königs, sie gaben die Gesetze und richteten das Volk nach diesen Gesetzen. Sie bestimmten nach dem Lause der Gestirne und dem regel- mäßigen Austreten des Nil die Eintheilung des Jahres und Ordnung des Kalenders; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande, die Pfleger der Künste und Wissenschaften. Zugleich waren sie auch die Aerzte, doch so, daß Jeder nur für eine bestimmte Krankheit die Heilmittel stndirte. Es gab also Aerzte sur Augenkrankheiten, Magenkrankheiten, für gebrochene Glieder u. s. w., wie das auch bei uns zum Theil der Fall ist. Von ihrer Kenntniß der Naturkräfte zeugen die Wunder, die sie vor den Augen des Moses ver- richteten. Darum wurden sie auch vom Volke als Zauberer angesehen. Der Oberpriester wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die vornehmsten Stetten bei Hofe, und mit ihnen wurden die Prinzen erzogen. Mit ängstlicher Genauigkeit war dem Könige vorgeschrieben, wann er aufstehen, opfern, essen, zu seiner Gemahlin gehen durfte. In der ersten Stunde liad; dem Aufstehen wurden die Depeschen eröffnet. Dann verfügte sich der König, angethan mit prächtigen Gewändern, Krone und Scepter, nach dem Tempel. Hier predigte ihm der Oberpriester, was für Eigen- schaften ein guter König haben müßte, und las ihm einen Abschnitt aus der Reid;sgeschid;te vor, um ihn zu belehren. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen (Soldaten), wie bei uns. Der Gedanke eines Miethheeres, weld;es Leib und Leben einem Herrn verkaufte, kam den weisen Aegyptern gar nicht in den Sinn. Das Gesetz hatte den Kriegsdienst einer Klasse der Nation als ein Vorreäst übertragen und damit eine Ausstattung an Ländereien verbunden, die ihr erblich blieben wie ihr Berns. Die Aegypter dachten, daß es vernünftig sei, die Obhut des Staates Leuten anzuvertrauen, die Etwas besaßen, dessen Vertheidigung ihnen am Herzen lag. 7. Götter- und Thierdienft. Die Aegypter sind wohl das frömmste Volk gewesen, das je gelebt hat. Sie hatten eine Menge von Gottheiten, die sie verehrten und heilig hielten; vor Allem war es der Nilstrom, der den Grund und Mittelpunkt bildete ihres Gottesdienstes. Aegypten ist ja nichts, als ein Stück Pflanzenerde im Wüstensande, geschaffen und erhalten durch den Nil. Daher wurde dieser wohlthätige Strom nicht nur durch den Beinamen des Heiligen, des Vaters und Erhalters gefeiert, sondern als ein Gott verehrt, ja als das sichtbare Abbild der obersten Gottheit Ammon betrachtet, der in dieser Gestalt Aegypten belebte und bewahrte. Darum nannten auch die Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter. Die ägyptischen Philosophen hatten sich am Himmel ähnliche Einthei- lungen ersonnen wie auf Erden, sie hatten einen himmlischen und einen irdischen Nil. Der himmlische Nilgott hat drei Vasen, als Sinnbilder der Ueberschwemmung: eine dieser Vasen bezeichnet das Wasser, welches Aegypten