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1. Bd. 4 - S. 30

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
30 I. Die Zeit der Konstitutionen. altersschwachen Venedig die jonischen Inseln abgenommen und damit französischen Revolutionsgedanken einen Weg in die Türkei eröffnet. Zugleich war der Arnant Ali Pascha allmählich Herr von fast ganz Epirus und Griechenland geworden, und brach der Civilisation durch einen aufgeklärten Despotismus die Bahn. Ein anderer Arnant Muhammed Ali vernichtete 1811 die Mamlukeu-aristokratie in Aegypten durch ein wohlberechnetes Blutbad, besiegte die fanatischen Wahabiten in Arabien (1812—18) und begann nun durch französische Abenteurer sich ein modernes Heer zu schaffen, mit dem sein Sohn 1822 Nubien und Sennaar unterwarf, und zugleich mit« leist Ausbeutung seines Nilthals der größte Handelsmann der Welt zu werden. Machte er damit sein Land nicht glücklicher, so gewann es doch einen Vorsprung vor andern Reichen des Islam. Ueberatl regte sich was Neues in den Gliedern des morschen Körpers. Nachhaltiges geschah zunächst unter dem Volke der Südslaven. Seit das Serbenreich 1389 vernichtet war, hatten sich versprengte Schaaren in die schwarzen Berge (Tschernagora) geflüchtet und den Kleinkrieg gegen die Türken fortgesetzt. Ein Pascha von Scodra hatte ihren Fürstbischof oder Vladika Peter I., der sich gar zu unabhängig geberbete, mit zwei großen Heeren angefallen und zwei solche Niederlagen erlitten, 1795, daß bamit die Unabhängigkeit dieser Tscheruagorzen für begründet gelten konnte. — Nun wurden die Serben von vier Dahis (Steuerverwaltern) schwer bebrückt und ihre Knäsen 1804 nach Beigrab gelockt und gespiest. Da griffen die Haibuken der Berge, die Bauern und Schweinehirten zu den Waffen. Der Hirte: Tschernt Georg, früher österreichischer Fähnbrich,' würde ihr Führer und säuberte das ganze Land 1807 von Türken; dann verbanb er sich 1810 mit den Russen gegen beit Erbseinb und erfocht bebeutenbe Siege, für welche die Türken nach dem Friebensschluß 1813 schreckliche Rache übten. Georg floh nach Oestreich. Am Palmsonntag 1815 aber entfaltete

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1. Grundriß der Weltgeschichte für Gymnasien und Realschulen - S. 224

1877 - Altenburg : Pierer
224 Neuere Geschichte. Dritter Abschnitt. Rußland, welches die Hlfte von Europa und ein Dritttheil Asiens (zu-sammen Vas der Erdoberflche) mit 82 Mill, Einw. umfat, ist noch in allen Zweigen der Cultur hinter dem brigen Europa zurck. Ackerbau, Berg-werke und Jagd bilden die Grundlage des Nationalreichthums. Der Regie-rung Alexanders verdankt Rußland die wohlttigsten Reformen, deren wichtigste die Aushebung der Leibeigenschaft (1860) ist. Der Handel gewinnt an Ausdehnung, die Industrie und der ffentliche Unterricht haben bedeutende Fortschritte gemacht. 132. Die Trkei und Griechenland. 1. In der Moldau brach 1821 unter Alexander Wsilanti eine Emprung aus, die zwar, da Rulands Hlfe ausblieb, schnell und grausam unterdrckt wurde, aber den Aufstand des ganzen griechischen Volks zur Folge hatte. Die Trken wurden in die Festungen zurck-gedrngt, und 1822 die Unabhngigkeit Griechenlands (mit republikanisch-reprsentativer Verfassung) ausgesprochen. Zu Land (Odysseus, Kolokotroni, Bozzaris), wie zur See (Miaulis, Kanaris) kmpften die Griechen mit gleichem Heldenmuth. Doch landete 1825 Ibrahim, der Sohn des Paschas von Aegypten, auf Morea, eroberte 1826 Missolunghi und plnderte das Land, das auch nach der Er-whlung des Prsidenten Capodistrias in groer Verwirrung blieb. Durch den Londoner Vertrag 1827 suchten England, Frankreich und Rußland die Pforte zur Freilassung Griechenlands zu bestimmen. Ihre vereinigte Flotte unter Codrington vernichtete bei Navarin die trkisch-gyptische Flotte, und ein franzsisches Heer vertrieb "1828 die Aegypter aus Morea. Die Pforte erkannte im Frieden von Adrianopel 1829 die Unabhngigkeit Griechenlands an. Nach der Ermordung des Prsidenten Capodistrias wurde 1832 der baierifche Prinz Otto und nach dessen Entthronung 1863 der dnische Prinz Wilhelm als Georg I. zum König von Griechenland erwhlt. 2. Im Kampfe gegen den fast unabhngigen Pascha von Aegypten, Mehemed Ali', mute Sultan Mahmud Ii. 1833 eine russische Armee zu Hlfe rufen, und diese verhinderte Ibrahims weiteres Vor-dringen. Doch mute der Sultan den Pascha mit Syrien belehnen, der hier, wie in Aegypten, verschiedene Reformen mit groer Strenge einfhrte. 1839 wurde Mehemed Ali fr einen Rebellen erklrt, sein Sohn Ibrahim vernichtete die trkische Armee bei Nisib, und nach Mahmuds Tode (1. Juli 1839) ging der Kapudan Pascha mit der ganzen Flotte zu den Aegyptern der. In Folge des Quadrupel-tractats vom 15. Juli 1840 (England. Rußland, Oestreich, Preußen) wurde Ibrahim Pascha aus Syrien vertrieben, und Mehemed Ali (t 1849) auf den erblichen Besitz von Aegypten unter der Hoheit der Pforte beschrnkt. 3. Ein russisch-trkisch er Krieg, welcher 1853 ausbrach, weil Rußland das Protectorat der alle griechischen Christen im tr-

2. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 320

1834 - Halle : Schwetschke
320 D. Afrika. miden und Palästina den Franken entriß; er starb 11931 Seine Nachfolger herrschten bis in die Mitte des 13ten Jahrhunderts. Als aber Ludwig Ix. 1248 an der Spitze eines Kreuzheeres Da- miette erobert und bald nachher bei Mansura umringt und gefan- gen genommen, gegen Lösegeld freien Abzug erhielt, empörte sich die Miliz des letzten Sultans, die Mamelucken, 1250, und mach, ten sich zu Herren des Landes. Sie herrschten unter selbst erwähl- ten Anführern über 250 Jahre, bis die Türken unter Selim 1. 1517 Aegypten eroberten und es durch einen Pascha regieren lie- ßen, wobei aber die Mamelucken bis auf die neueste Zeit noch im- mer einen bedeutenden Einfluß behielten. Unter dem eisernen Zepter der Osmanen war Aegypten immer mehr und mehr verödet und jede Spur alter Herrlichkeit war erloschen. Im Jahre 1798 sendete die französische Republik ein Heer von 40000 M. unter Buonaparte nach Aegypten, vermuthlich um von hier aus einst die Engländer in Ostindien anzugreifen. Er landete bei Alexan, drien, eroberte diese Stadt, schlug die Mamelucken bei den Pyra- miden und eroberte Kairo, obgleich indeß Nelson die französische Flotte bei Abukir am 1. August vernichtet hatte. Nach einem ver- geblichen Feldzuge nach Syrien kehrte Buonaparte nach Frankreich zurück. Kleber behauptete sich tapfer gegen die Angriffe der Tür, ken; als er aber ermordet und Menou sein Nachfolger geworden, unterlag dieser 1800 den vereinigten Heeren der Engländer und Türken. Am 2. September 1800 wurde Alexandrien die letzte Besitzung der Franzosen übergeben und Aegypten ward wieder von einem türkischen Pascha regiert. Die einzige Frucht dieser Expedi- tion ist das große, mit vielen herrlichen Kupfern ausgestattete Werk über Aegypten, welches die französischen Gelehrten, welche die Armee begleiteten, ausgearbeitet und unter dem Titel: De«- cription de Vegypte, herausgegeben. Jetziger Zustand. Der jetzige Pascha oder Vicekönig. von Aegypten, Mehmed Ali, gehört unstreitig zu den außerordentlichsten Menschen. Ohne der Pforte grade den Gehorsam aufzukündigen und sich ganz un- abhängig zu machen, beherrscht er seine Provinz unbeschränkt und ist vorzüglich bemüht europäische Cultur und Bildung einzuführen. Als Krieger hat er diewechabiten in Arabien gedemüthigt, Nubien und Dongola unterworfen, und nachdem ec sich mit Hülfe euro- päischer Offiziere eine regelmäßige Armee von 50—60000 M. und eine bedeutende Seemacht geschaffen, hat er eine Zeitlang den Peloponnesus besetzt gehalten, Candia in Besitz genommen, und 1833 ist sein Sohn Ibrahim Pascha nach einem entscheidenden Siege über die Türken bis nach Kutayeh in Kl. Asien vorgedrungen und hat dadurch die Abtretung von ganz Syrien und des Districts von

3. Geschichte der Neuzeit - S. 207

1883 - Freiburg : Herder
Die Trkei. Mehemet Ali. 207 darauf ausbrechenden Unruhen in Albanien, Bosnien, Make-donien und Kleinasien zeigten. Es gelang zwar dem aus dem griechischen und russischen Kriege her bekannten Neschid Pascha, durch Waffengewalt und Treulosigkeit dieser Aufstnde Herr zu werden; um so unglcklicher fielen aber die Versuche aus, den Pascha Mehemet Ali von gypten zu.strzen. Dieser Türke war 1799 als gemeiner Soldat nach gypten gekommen, zeichnete sich durch Tapferkeit und Klug-heit aus, gewann die Gunst des Pascha, strzte diesen durch die alba-nesischen Sldlinge, und wurde infolge reichlicher Geldopfer an die Gnstlinge des Sultans als Pascha von gypten besttigt. Er erkannte die militrische berlegenheit der christlichen Europer, nahm nach 1815 abgedankte napoleonische Offiziere in seinen Dienst und bildete aus Trken, Arabern, Berbern und Negern ein regelmiges Heer, womit sein Sohn Ibrahim 1818 die kriegerische Sekte der Wahabis in Arabien besiegte und als Befreier der heiligen Städte Mekka und Medina bei den rechtglubigen Moslemin groen Ruhm erwarb. Auch die Griechen htte er vernichtet, wenn er nicht durch die Intervention Frankreichs, Rulands und Englands verhindert worden wre, wie bereits oben er-zhlt wurde; jedoch hatte er die groe Insel Kreta unterworfen und behielt sie. Gegen die Russen schickte er nicht Ibrahim mit 20 000 Mann, rote der Sultan verlangte, sondern nur eine Geldsumme, und 1831 bekriegte er den Pascha von St. Jean d'acre und eroberte die Festung im Mai 1832 trotz des hartnckigsten Widerstandes und der Verbote des Sultans; ja er besetzte das ganze alte Palstina und Phnikien. Der ergrimmte Sultan entsandte ein starkes Heer; allein Ibrahim trieb dasselbe der den Taurus zurck, besetzte ganz Syrien, und als Reschid Pascha mit der ganzen verfgbaren Macht gegen Syrien vorrckte, ging ihm Ibrahim entgegen und zerstreute das trkische Heer in der Schlacht bei Koniah (Jconium) am 21. Dezember. Im Januar 1833 drang er bis Kntahia in der Nhe des Marmarameeres vor und be-drohte Konstantinopel, worauf der bedrngte Sultan den russi-scheu Kaiser um Hilfe bat, der sie gerne gewhrte. Er schickte eine Flotte in den Bosporus, die ein russisches Corps auf der asiatischen Seite an das Land setzte. Da vermittelten die Gesandten der Gro-mchte den Frieden zwischen dem Sultan und seinem bermtigen Vasallen, der scheinbar die Oberherrschaft des Sultans wieder anerkannte und einen jhrlichen Tribut versprach, aber ganz Syrien und die Provinz Adana jenseits des Taurus behielt (4. Mai 1833). Sultan Mahmud Ii. unterdrckte seine Wut gegen Mehemet Ali, sammelte neue Krfte und schulte sein Heer nach europischer Weise eifrig ein. Erst als er sich stark genug glaubte, begann er im Juni 1839 den

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 307

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
28. Der zweimalige Krieg Mehmet Ali Pascha's mit der Pforte. 307 Mahmud wurde in seinem Kriegseifer sowohl von Rußland als von England unterstützt. Rußland wußte, daß der Sultan durch seine kriegerischen Unternehmungen die Kräfte des türkischen Reiches nur noch mehr schwächen werde. England aber fand nicht nur Meh- met's Handels- und Monopol-System in Syrien und Aegypten und die mit demselben verbundenen hohen Ein- und Ausfuhrzölle in hohem Grade belästigend für den englischen Handel, sondern sah auch, wie der Vicekönig, durch die Eroberung aller Häfen an der Westküste Arabiens (1839) und der Insel Behre im persischen Meer- busen, die beiden Handelswege nach Indien über Suez und durch Syrien auf dem Euphrat beherrschte. Daher schloß England mit der Pforte (schon 1838) einen Handelsvertrag, worin namentlich die Aufhebung der Monopole und die freie Ausfuhr aus allen Theilen des türkischen Reiches und den Statthalterschaften desselben zugesichert wurde. Dieser Artikel war besonders gegen Aegypten gerichtet und bedeutete Krieg gegen Mehmet Ali, falls er sich den Bestimmungen des Handelsvertrages nicht fügen wollte, und er bedeutete zugleich die Unterstützung Englands, falls die Pforte aus Anlaß eines Un- gehorsams gegen eine Bestimmung dieses Vertrags zu den Waffen greifen müßte. Die europäische Diplomatie, namentlich die französische, versuchte noch zu vermitteln. Auch gab sich Mehmet den Anschein der Nach- giebigkeit: er nahm sogar den Handelsvertrag zwischen England und der Pforte an, und befahl, auf Antrieb des französischen Gesandten Caillé, seinem Sohne Ibrahim Pascha, die Feindseligkeiten einzustellen, wenn sich der türkische Befehlshaber Hafiz ebenfalls dazu verstehe. Mehmet wußte, daß all' seine scheinbare Nachgiebigkeit den Sultan doch auf keine friedlichen Gedanken bringen werde. In der That wies der Sultan alle vermittelnden Vorschläge zurück, erklärte Meh- met Ali für einen Hochverräther, entsetzte ihn aller seiner Stellen uno gab Hafiz Pascha den Befehl, vorzurücken. So kam es denn am 24. Juni 1839 zwischen dem türkischen Heere und dem ägypti- schen zu der Schlacht von Nisib. Die Türken mochten 37,000 Mann stark sein, Ibrahim 30,000. Anfangs schwankte der Sieg: schon gerieth ein Theil des ägyptischen Heeres in Auflösung und Flucht; Soliman Pascha, der Chef des Generalstabes bei Ibrahim, stellte aber bald das Treffen wieder her und in Kurzem erfocht Ibra- him über die Türken einen glänzenden Sieg; 4000 derselben blieben auf der Wahlstatt oder geriethen in Gefangenschaft; fast das ganze Gepäck ging verloren und der größte Theil der Artillerie. Hafiz, bestürzt über diese schmähliche Niederlage, trat alsobald den Rückzug an. Ibrahim verfolgte ihn bis nach Konieh: wie im Jahre 1832 stand ihm der Weg nach Constantinopel offen. Dieses Unglück kam aber nicht allein. Um dieselbe Zeit starb auch der Sultan Mahmud und hinterließ die Negierung seinem Sohne Abdul Medschid, einem 16jährigen unerfahrenen Jüngling, der 20*

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 307

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
28. Der zweimalige Krieg Mehmet Ali Pascha's mit der Pforte. 307 Mahmud wurde in seinem Kriegseifer sowohl von Rußland als von England unterstützt. Rußland wußte, daß der Sultan durch seine kriegerischen Unternehmungen die Kräfte des türkischen Reiches nur noch mehr schwächen werde. England aber fand nicht nur Meh- met's Handels- und Monopol-System in Syrien und Aegypten und die mit demselben verbundenen hohen Ein- und Ausfuhrzölle in hohem Grade belästigend für den englischen Handel, sondern sah auch, wie der Vicekönig, durch die Eroberung aller Häfen an der Westküste Arabiens (1839) und der Insel Behre im persischen Meer- busen, die beiden Handelswege nach Indien über Suez und durch Syrien auf dem Euphrat beherrschte. Daher schloß England mit der Pforte (schon 1838) einen Handelsvertrag, worin namentlich die Aufhebung der Monopole und die freie Ausfuhr aus allen Theilen des türkischen Reiches und den Statthalterschaften desselben zugesichert wurde. Dieser Artikel war besonders gegen Aegypten gerichtet und bedeutete Krieg gegen Mehmet Ali, falls er sich den Bestimmungen des Handelsvertrages nicht fügen wollte, und er bedeutete zugleich die Unterstützung Englands, falls die Pforte aus Anlaß eines Un- gehorsams gegen eine Bestimmung dieses Vertrags zu den Waffen greifen müßte. Die europäische Diplomatie, namentlich die französische, versuchte noch zu vermitteln. Auch gab sich Mehmet den Anschein der Nach- giebigkeit: er nahm sogar den Handelsvertrag zwischen England und der Pforte an, und befahl, auf Antrieb des französischen Gesandten Caille, seinem Sohne Ibrahim Pascha, die Feindseligkeiten einzustellen, wenn sich der türkische Befehlshaber Hafiz ebenfalls dazu verstehe. Mehmet wußte, daß all' seine scheinbare Nachgiebigkeit den Sultan doch auf keine friedlichen Gedanken bringen werde. In der That wies der Sultan alle vermittelnden Vorschläge zurück, erklärte Meh- met Ali für einen Hochverräther, entsetzte ihn aller seiner Stellen und gab Hafiz Pascha den Befehl, vorzurücken. So kam es denn am 24. Juni 1839 zwischen dem türkischen Heere und dem ägypti- schen zu der Schlacht von Nisib. Die Türken mochten 37,000 Mann stark sein, Ibrahim 30,000. Anfangs schwankte der Sieg: schon gerieth ein Theil des ägyptischen Heeres in Auflösung und Flucht; Soliman Pascha, der Chef des Generalstabes bei Ibrahim, stellte aber bald das Treffen wieder her und in Kurzem erfocht Ibra- him über die Türken einen glänzenden Sieg; 4000 derselben blieben auf der Wahlstatt oder geriethen in Gefangenschaft; fast das ganze Gepäck ging verloren und der größte Theil der Artillerie. Hafiz, bestürzt über diese schmähliche Niederlage, trat alsobald den Rückzug an. Ibrahim verfolgte ihn bis nach Konieh: wie im Jahre 1832 stand ihm der Weg nach Constantinopel offen. Dieses Unglück kam aber nicht allein. Um dieselbe Zeit starb auch der Sultan Mahmud und hinterließ die Regierung seinem Sohne Abdul Medschid, einem 16jährigen unerfahrenen Jüngling, der 20*

6. Die neueste Zeit - S. 36

1886 - Mainz : Kirchheim
36 Aufstand der Griechen. Ibrahim Pascha. ungestraft, und die Grausamkeiten der Türken konnten für die Griechen nicht als Rechtfertigung gelten. Zu den größten Schandthaten der Türken gehört das Blutbads welches sie im April 1822 auf der Insel Chios (Skio) anrichteten. Die Einwohner der Insel hatten einen Hausen gelandeter Landsleute mit Frohlocken ausgenommen, und die türkische Besatzung eingeschlossen. Sogleich erschien eine türkische Flotte zu deren Befreiung; die griechischen Schiffe entflohen, und überließen die Einwohner, die sich zur Wehre setzten, ihrem Schicksale. Es landeten nun gegen 40,000 Türken, die Unterwerfung verlangten, und da die Griechen mit Flintenschüssen antworteten, so drangen jene stürmend in die Stadt ein, und mordeten auf eine fürchterliche Weise. Bewaffnete und Wehrlose wurden niedergehauen, und der Toten waren so viele, daß es an Leuten fehlte, sie zu begraben. Selbst die Klöster, in denen gelehrte Geistliche die jungen Leute in den Wissenschaften unterrichteten — eine Art von Universität — wurden von Gruud aus zerstört, und Lehrer und Schüler ermordet. Dann fuhr der Kapndan-Pascha nach der Insel Cypern. Die Einwohner wurden entwaffnet, dann fielen die Türken über die Wehrlosen her, mordeten und brannten 23 Tage lang, und rotteten an 7000 Familien ans, blos weil sie acht Monate vorher Miene gemacht hatten, sich gegen die türkische Herrschaft zu empören. Der Kamps zwischen Türken und Griechen währte mit gegenseitiger Erbitterung zu Wasser und zu Lande unter mancherlei Abwechselung fort; bald siegten die einen, bald die andern. Vorzüglichen Heldenmut bewiesen die Einwohner von I p s a r a, als der Kapndan-Pascha 1823 dort landete. Nach einem wütenden Gefechte zogen sich die tapferen Griechen bis nach dem hochliegenden, festen Kloster San Nikolo zurück, und als die Türken auch hier stürmten, sprengten sich jene mit ihren Feinden zugleich in die Luft. Im Jahre 1825 schickte der Pascha von Ägypten, Mehe-med Ali, aus Verlangen des Sultans seinen Sohn Ibrahim Pascha nach Morea, nm mit einem Heere Araber und Ägypter die Halbinsel zu erobern. Aber vergebens bemühte sich Ibrahim, den Griechen das ganze Land zu nehmen; zwar eroberte er mehrere Festungen, auch Tripolizza, wieder, aber hie und da wurde er zurückgeschlagen, wenigstens konnte er sich der ganzen Halbinsel nie bemächtigen. Ein anderes Heer, aus Türken bestehend, stand unter Redschid Pascha' s Anführung nördlich von Morea , und belagerte die am Eingänge des Meerbusens von Ko-

7. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 36

1874 - Jena : Costenoble
— 36 - Georg sprengte sich nach tapfrer Vertheidigung mit dem Kloster Sekku in die Luft. Glücklicher waren die Griechen zur See und in Morea. Denn ihre Flotte siegte bei Mitylene; Tripolizza ward erstürmt und alle Türken niedergehauen, in Epirus behauptete sich der tapfere Snliot Marko Bozzans, Odyssms vernichtete Türkenhaufen bei den Thermopylen, und in Rußland ward die griechische Revolution populär. Der Krieg zog sich jedoch unter steten Wechselsällen in die Länge- es fehlte ein gemeinsamer Plan und eine einheitliche Leitung, und vielen Kapitani war es mehr um Raub und Erpressung zu thun, als um Befreiung des Volkes. Doch kam ein Congreß zu Stande mit dem Präsidenten Manro-kordatos, welcher eine republikanische Verfassung entwarf, und viele Europäer traten als Freiwillige unter den Namen Phil-hellenen ins Heer, andere schickten Geld und Waffen. Athen, Akrokorinth und Napoli bi Romania wurden erobert, dagegen Chios von den Türken besetzt und die Bewohner ermordet oder als Sclaven verkauft. Zwei griechische Brander (unter Kanaris und Papinis) erreichten bald darauf das Admiralschiff, welches mit dem Pascha und 3000 Soldaten in die Lust flog. Als aber der Pascha von Janina hinterlistig ermordet war, wodurch die Sulioteu ins Gedränge kamen, erlitt auch Manrokordatos bei Petta eine große Niederlage. Nur 25 Philhelleneu überlebten dieselbe (1822). Doch gewann Kolokotroni bei Argos viele Vortheile, indem die abziehenden Türken in den Engpässen angegriffen und vernichtet wurden, verbrannte Kanaris bei Tenedos eine Türkenflotte und behauptete sich Maurokordatos siegreich in Misso-lunghi. Im Jahre 1823 siegte Odysseus wieder bei den Ther-mopylen, Bozzaris in Akarnten, wobei er fiel, Missolnnghi hielt sich, die Türkenflotte richtete nichts ans, und nun rief der Sultan den Mehmed Ali aus Egypten herbei. Dieser sandte seinen Sohn Ibrahim mit einer Flotte und 18,000 Mann, aber die Griechenvereine schickten Geld und Freiwillige, England borgte 800,000 Pfd. Sterling, und Mianlis schlug (1824) wiederholt die Türkenflotte und zweimal die egyptische, so daß nirgends die Landheere tief in Morea eindringen konnten. Während ein schauderhafter Rassenkrieg in Griechenland wüthete, beschäftigte auch die Diplomatie sich mit dieser Angelegenheit. Metternich sah in dem Kriege nur eine Auflehnung gegen den legitimen Souverän und bewog den Kaiser Alexander, wider den Willen seines Volkes feindselig gegen die Griechen aufzutreten. In der Schweiz, Deutschland, Frankreich und England begeisterte sich zwar die ganze gebildete Welt für die Griechen, aber für die Regierungen war die Aufrechterhaltung des barbarischen Türkenthums Hauptsache, damit nicht etwa Konstantinopel in russische Hände komme. Eanning, als freisinniger Minister, wollte den

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 306

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
306 — a. ■ r n ,v Messolonghi im westlichen Hellas einer wiederholten Belagerung. Dort starb der erlauchteste aller Philhellenen, der junge englische Dichter Lord Byron, wenige Monate nach seiner Ankunft. Die „Hohe Pforte" rief in ihrer Ratlosigkeit die Hülse eines trotzigen Vasallen an. Vom Büchseuspanner eines Paschas, der gegen Napoleon nach Ägypten gesendet wurde, hatte der kluge Arnant Mehemed Ali sich dort bis zum Pascha emporgearbeitet und seine Provinz säst unabhängig gemacht. In seinem Aufträge ließ nunmehr sein Adoptivsohn Ibrahim die Aufständischen in Kreta durch Stickdämpfe aus ihren Hohlen räuchern und im Peloponnes alle Obst- und Maulbeerbäume fällen. Verzweifelnd brachen die Verteidiger Meffolonghis aus mit Franen und Kindern, und ein kleiner Teil entkam nach fürchterlichem Blurbade; die Alten, Schwachen, Kampfunfähigen flogen tu der Patroneufabrik mit den eindringenden Feinden freiwillig in die Lust. Dem blutigen Greuel schauten die Staatsmänner Europas thatlos zu. Erst als Alexander I. starb, verständigte sich England mit seinem Bruder Nikolaus I. und mit Frankreich, um die Türkenherrschaft einzuschränken. Die vereinigten Flotten der drei Mächte vernichteten in 36stündiger Seeschlacht bei Navarin die Seemacht Ibrahims. Der russische General Diebitsch überschritt den Balkan und bedrohte Stambul. Im Frieden zu 1829 Adrianopel mußte der Sultan die drei christlichen Donaufürstentümer Serbien; Walachei und Moldau als Tributstaaten anerkennen unter eigenen „Hospodareu", die freilich nach Rußlands Wünschen herrschten. Die von den Großmächten veranstaltete Londoner Konferenz setzte dann auch die Unabhängigkeit Griechenlands durch, wenn auch ohue Kreta und Byzanz. Otto, der jngend-liche Sohn des kunstsinnigen Königs Ludwigs I. von Bayern, wurde zum König vou Griechenland erwählt, das sich unter seinem milden Scepter rasch entwickelte. Denn die Griechen sind eilt rühriges und sparsames Volk. Eine ans eigenen Mitteln erbaute und unterhaltene Schule ist der Stolz jeder griechischen Gemeinde. Damals suchte der wohlmeinende Sultan Mahmud Ii. die Türkei für europäische Gesittung zugänglich zu machen. Zunächst ließ er die Janitscharen, welche genau so unbändig waren wie die Strelitzen vor Peter dem Großen, an einem Tage zusammen -hauen. Und während bisher der Türke ein Hasiß, ein Gelehrter war, wenn er lesen und schreiben konnte, holten jetzt junge Türken im Abendlande eine gründlichere Bildung; aus ihnen /m //2f tm

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 287

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Griechische Freiheitskämpfe. Mesolongi. Navarin. 287 nis, zwei ächten Klephten-Gestalten, und nahmen bei der Erstürmung von Tripolizza Rache für die Metzeleien in Konstantinopel. Der Nationalkongreß zu Piaba (bei Epidaurus) verkünbigte die Unabhängigkeit des hellenischen Vol-1. Jan. 1822. fe§ und machte den abendländisch gebilbeten Alexanber Maurokorbatos zu seinem Präsibenten. Alle Versuche der Türken, Griechenlanb zu unterwerfen, scheiterten an ihrer Unfähigkeit und an der Tapferkeit der Griechen. Die Uneinigkeit der Führer, von welchen sich keiner dem andern unterorbnen wollte, war der schlimmste Feind Griechenlanbs. In Deutschland, bet Schweiz, Italien und Frankreich bilbeten sich Griechenvereine, welche Freiwillige ausrüsteten und Gelb und Mannschaft nach Griechenlanb schickten. 3u dieser Sympathie des Abenblanbes trugen die Grausamkeiten der Türken viel bei. Mit barbarischer Wuth verfuhr der Kapuban Pascha gegen die blühenbe Insel Chios, von welcher einige Einwohner an den Freiheitskampfen sich betheiligt hatten. Der Seehelb Konstantin Kanaris von Psara nahm Rache bafür und sprengte in dem Hasen von Chios durch einen Branber Nachts das türkische Abmiral-schiff in die Luft, wobei der Kapuban Pascha selbst ums Leben kam. Darauf stürzte die türkische Besatzung auf die noch übrig gebliebenen Bewohner und mordete aufs neue. In wenigen Monaten sank die 'Bevölkerung von Chios von 100,000 aus 1800 herab. Über 50,000 waren in die Sklaverei geschleppt, viele Tausenbe gelobtet, nur wenige hatten sich durch Flucht gerettet. Sehr gefährlich würde die Lage der Griechen, als sich die Pforte an ihren mächtigsten Vasallen, Mehemeb Ali von Ägypten, wcmbte, der einen gefüllten Schatz und eine nach europäischer Weise organifirte Armee hatte. ^ Dieser, hierin eine Gelegenheit zur Vergrößerung seiner Macht erblickenb, schickte seinen Stiefsohn Ibrahim Pascha mit Heer und Flotte zuerst nach Kreta, 1825. wo die Sphakioten sich verzweifelt wehrten, dann nach Morea. Verwüstenb durchzog er das Laub und hegte den Plan, die Einwohner nach Ägypten zu verpflanzen und Morea durch Araber zu bevölkern. Die von den Türken begonnene Belagerung von Mesolongi führte er zu Ende, schlug einen22.April 1826. Ausfall der Besatzung zurück und brannte die Stadt nach einem furchtbaren Gemetzel nieber. Bald barauf fiel auch die Akropolis von Athen in die Ge- 1827. walt des türkischen Felbherrn Reschib Pascha. Es blieb Ibrahim noch übrig, Messenien und die Maina zu erobern, das Bollwerk der griechischen Seemacht, Hybra, zu vernichten und Nauplia von der Seeseite einzunehmen. Eben schickte sich Ibrahim dazu an. Gelang es ihm, so gab es kein Griechenlanb mehr. Günstig für basselbe war, daß gerabe bamals George Cannmg Premierminister in England war, und daß an die Stelle des am 1. December 1825 in Taganrog verstorbenen Kaisers Alexanber von Rnßlanb sein thatkräftiger Bruder Nicolaus getreten war. England und Rußlanb schloßen mit Frank- 6. Juli 1827. reich den Lonboner Vertrag, wonach Griechenlanb einen eigenen Fürsten unter Oberherrlichkeit des Sultans haben, alle weiteren Feinbseligkeiten durch die brei Mächte verhinbert und der Waffenstillstanb nötigenfalls mit Gewalt erzwungen werben sollte. Da Ibrahim die Feinbseligkeiten nicht einstellen wollte, so fuhren die Schiffe der Verbünbeten unter dem Oberbefehl des englischen Admirals Cobrington in den Hasen von Navarin, griffen die türkisch-ägyptische Flotte an und vernichteten sie so vollständig, daß fast kein segelfähiges 20. Okt. Schiff mehr übrig blieb. Bald darauf landete der französische General Maifort mit 14,000 Mann in Morea und zwang Ibrahim zur Einschiffung und seine Besatzungen zur Kapitulation, so daß nun ganz Morea frei war. Be-1828. reits war auch der zum Präsidenten von Griechenland auf fünf Jahre ernannte

10. Bd. 2 - S. 733

1837 - Eisleben : Reichardt
733 Ägypten. anlaßt, machten es den fanatischen Arabern leicht, unter dem Khalifen Omar, im I. 640 Ägypten sich zu unterwerfen; und seit der Zeit herrschte der Muhamedanische Religionsglaube. Unter der Herrschaft dieser Khalifen und besonders des Sultans Saladin blühte Ägypten noch einmal auf und Kairo wurde die Hauptstadt desselben, bis 1250 die Mamelucken *) die Dynastie des letztem verdrängten und alles, was von ehemaliger Größe und Kultur übrig war, vertilgten. 1517 eroberte Selim I. Sultan der Türken oder Osmanen Ägypten, und verband es mit dem Osmanischen Reiche, und seitdem ist es bis zu unsern Zeiten unter der Herrschaft der Osmanen geblieben, die das Land, das unter ihrer Herrschaft mehr und mehr verödete, durch einen Pascha regieren ließen, dessen Gewalt jedoch bald durch die aufs Neue sich erhebenden Mamelucken fehr beschrankt war; denn diesen glückte es, alle Herrschergewalt an sich zu reißen, so daß ihre 24 Beys im Grunde die wahren Herren des Landes waren. Im Jahre 1798 eroberten die Franzosen, unter Anführung Buonaparte's ganz Ägypten, und ver- jagten die Mamelucken. Durch die Künstler und Gelehrten, welche das Französische Heer begleiteten, ließ Buonaparte die bis dahin noch unzureichend bekannten Alterthümer und Kunstdenkmaler Ägyptens gründlich und genau untersuchen, und als Resultat dieser Forschungen ist eins der umfassendsten Werke der Literatur, ein wahres Riesen- und Prachtwerk hervorgegangen, das uns jene Welt der Wunder so- wohl durch schriftliche Beschreibung als durch bildliche Darstellung in prachtvollen Kupfern vor Augen legt. Seit jener Expedition haben auch andere gelehrte Reisenden sich mit der Untersuchung dieses merk- würdigen Landes beschäftigt und vi.le neue Entdeckungen gemacht. Nur wenige Jahre konnten die Franzosen im Besitze Ägyptens sich behaupten, denn durch die Waffen der vereinigten Britten und Osmanen sahen sie sich 1801 genöthigt, es wieder zu raumen und an die Osmanen zurück zu geben, die es wieder durch ihre Paschas regieren ließen, und 1806 Mohamed Ali oder Mehmed Ali zum Pascha von Ägypten ernannten, einen Mann, der sich in den neuesten Zeiten sehr berühmt gemacht hat. Er vernichtete zuerst die Macht der Ma- melucken gänzlich, indem er sie bis nach Nubien verfolgte, wohin sie sich geflüchtet hatten, besiegte 1818 die Wahabiten (Bd. Ii. S. 303) in Arabien völlig und eroberte ihre Hauptstadt Drehieh, unterwarf sich spater ganz Nubien, Kordofan und das Petraische Arabien und erhielt auch noch zu seinem Paschalik die schöne Insel Candia, die ge- *) Mamelucken von dem Arabischen Worte Memalik Sklav, nannte man schon früh die aus den Gegenden des Kaukasus stammenden Sklaven, die bei ihren Herren ehrenvolle Hausämter verwalteten und sich hernach zu den wichtigsten Staatsämtern emporschwangen, ohne jedoch ein Korps zu bilden, bis im 1z. Jahrhunderte einer der Be- herrscher Ägyptens 12,000 derselben erkaufte und aus ihnen ein krie- gerisches Korps bildete, welches bald zügellos und rebellisch wurde»

11. Bd. 7 - S. 74

1845 - Leipzig : Kollmann
— 74 — Alle seine anderweitigen Eroberungen waren jedoch nicht im Stande, seinen Durst nach Rache gegen die unbezwinglichen Sulio- ten zu ersticken. Nachdem er sich noch in den Besitz einiger an- derer Provinzen gesetzt hatte, scheuete er nun die Pforte selbst nicht mehr, erklarte laut seine Absicht, für sich allein regieren zu wollen (1799), und rief ganz Albanien in die Waffen gegen die ver- haßten Sulioten. Diese, obgleich nicht zum Kampfe gerüstet, schlu- gen dennoch Ali's Uebersall mit gewohnter Tapferkeit zurück. Nun begann dieser die denkwürdige Belagerung der suliotischen Berge. Mit zwölf Festungen, die er an den Hauptausgangen derselben errichten ließ, schloß er die tapfern Griechen ein und glaubte sie nun unter ihren Felsen auszuhungern. Wirklich erreichte die Hun- gersnoth in der kleinen Republik eine erschreckende Höhe; allein ein glücklicher Ausfall von sechshundert Sulioten nach Parga zu verschaffte den Bedrängten Lebensmittel und Kriegsbedürfnisse. Zehn Monate hatte diese Belagerung bereits gedauert, als der Ungehorsam des Pascha von Adrianopel die Belagerten vom Hungertode befreite. Ali Pascha zog gegen jenen, und die Sulio- ten benutzten die dadurch gewonnene Muße trefflich zu neuer Kriegsrüstung; als Ali am Schlüsse des Jahres 1801 wieder vor ihren Bergen erschien, waren sie auf das Aeußerste vorbereitet, und die Söldner des Tyrannen wurden abermals zurückgeschla- gen. Zweitaufend Türken waren bereits in dem neuen Feldzuge geblieben, allein Ali lagerte noch immer mit 18,Vw Mann vor Suli; mit diesen grub er den Belagerten die Quellen ab, worauf die Roth an mehreren festen Punkten den höchsten Grad erreichte. Was die Gewalt der Waffen nie vollbracht haben würde, gelang dem Hunger: man verlangte zu capituliren; die Schaaren trenn- ten sich, um ihre heimathlichen Berge zu verlassen. Einzeln wurden sie nun von den verratherischen Türken überfallen und nach Übermensch- lichen Kämpfen überwunden und vernichtet. *) Nur einige Trümmer *) Hundert Weiber hatten sich mit einem Haufen Kinder auf einen steilen Felsen geflüchtet, den sie mit der größten Anstrengung erklettert hatten, und von dessen Höhen sie Augenzeugen des schrecklichen Schicksals ihrer Gefährten wurden. Als sie sahen, wie die barbarischen Muhamedaner Anstalt machten, auch ihnen ein Gleiches widerfahren zu lassen, so fas- scn sie schnell einen Entschluß, um der ihnen zugedachten Schande zu entgehen. Sie nehmen sich bei den Händen, beginnen einen Tanz, und begleiten ihn mit patriotischen Gesängen. Bei der Annäherung der Tür- I

12. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 644

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
644 Unsre Zeit. zu vertreiben. Ibrahim wurde von den Bergvölkern im Libanon unterstützt und bekam Syrien und Palästina in die Hand. Der Sultan sandte zwei^Heere gegen ihn, die aber geschlagen 1832. wurden, so daß er ihm Syrien lassen mußte. Doch damit nicht zufrieden, verlangte Mehemed Ali die erbliche Herrschaft über Ägypten, Syrien und Kreta, und obwohl die europäischen Großmächte, selbst Nußland, der Pforte beistanden und eine englischtürkische Flotte Alexandria blockierte, brachte er es doch dahin, daß ihm die erbliche Statthalterschaft gegen Entrichtung eines 1841.Tributs über Ägypten und Nubien zuerkannt wurde. Seitdem wird Ägypten von Vizekönigen ans der Familie Mehemed Ali's regiert, die ihre Befugnisse stets zu erweitern suchen. 642) Die innere Lage der Türkei wird ebenfalls täglich trost-1792. (oser. Seit 1792 bildeten sich unter den höhern Staatsbeamten zwei Parteien, die russische, die das Heil im Festhalten am starren Moslemismns sucht, und die französische, welche die Ideen des modernen Staates in die Türkei hineinzutragen unternommen hat. Die fortwährenden Angriffe Rußlands verschaffter: der französischen Partei die Oberhand. Sie setzte gleich nach der Thronbesteigung Abdul Medschids deu Hattischerif 1839.von Gülhaue durch, in welchem Rechtsgleichheit, Glaubensfreiheit und eiu neues Steuersystem versprochen wurde. Aber dieses Edikt brachte gerade die gegenteilige Wirkung hervor, da die Alttürken über die Christen erbittert wurden und sie nur noch ärger drückten, während der Sultan sie nicht schützen konnte. Doch wurde dieser Hattischerif durch ein Tansimat (Regelung) weiter brn?' ausgeführt, so daß am guten Willen des Sultans nicht zu zwei-Ä feln war. Allein die Bedrückungen der Christen dauerten fort und namentlich fielen in den kurdischen Bergen, in Syrien, am 1860. Libanon schreckliche Metzeleien vor. Auch die Griechen in Thes-1866. salonien, in Epirus und auf Kandia standen wieder auf, wurden aber auf türkische Weise beruhigt. Anmerkungen. 1. England fürchtet,, namentlich, es möchte Rußland zum Nachbarin Indien bekommen. Österreich aber hat das größte Interesse, daß die Donaufürstentümer nicht in russische Hände fallen, damit die Schiffahrt auf der Donau nicht gesperrt werden kann. 2. Paßwan Oglu wurde 1798 in Widdin von Hussein Pascha belagert und schlug dreißig Stürme ab. Die Belagerung wurde endlich aufgegeben; die Pforte mußte sich mit ihm vergleichen und ihn als Pascha von drei Roßschweifen anerkennen. Ali Tepelen dagegen mußte in Jauiua sich an die Türken ergeben (1822), die ihm Schonung des Lebens zusicherten, aber ihr Versprechen so wenig hielten, als Ali selbst

13. Geschichte der Neuzeit - S. 311

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 31. Der Befreiungskampf der Griechen. Die Türkei. 311 Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht geordnet. Das Volk war besonders mit der Strenge des Präsidenten Kapodistrias unzufrieden, und dieser wurde 1831 ein Opfer des Meuchelmordes. Die Großmächte, die Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Kandia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Arta dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachfen-Koburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgefchlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Bayern, welcher sie 1833 unter höchst schwierigen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg der zweite Sohn des Königs von Dänemark als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden ionischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Erhebung der Insel Kreta, die den Türken erhalten blieb. Ein abermaliger Verlust drohte dem ohnmächtigen Türkenreiche, als sich der mächtige Pascha von Ägypten, Mehemed Ali, selbst gegen die Türkei erhob, um sich eine unabhängige Herrschaft zu erringen. Sein Stiefsohn Ibrahim siel 1831 in Syrien und Kleinasien ein, besiegte das Heer des türkischen Großveziers, und der Sultan mußte dem ägyptischen Pascha 1833 auch die Statthalterschaft Syriens übergeben. Als Mehemed Ali 1839 den Kamps erneuerte und nach dem Sieg bei Nisib das ganze Türkenreich zu erobern drohte, schlossen die europäischen Großmächte mit Ausnahme von Frankreich, das dem ägyptischen Pascha seine Gunst zuwandte, zu London 1840 einen Vertrag zur Erhaltung des türkischen Reiches; ein aus Engländern und Östreichern gebildetes Heer zwang Ibrahim zur Räumung Syriens und Mehemed Ali 1841 zum Frieden, durch welchen ihm die Statthalterschaft von Syrien genommen, aber die Erblichkeit der Statthalterwürde von Ägypten zugesichert wurde. Als er 1849 starb, belehnte der Sultan seinen Sohn Ibrahim mit der erledigten Herrschaft. Die Revolution in Neapel und Sizilien. Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein unruhiger. Über Neapel und Sizilien herrschte nach Mitrats Vertreibung König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, begehrte

14. Bd. 2 - S. 543

1854 - Leipzig : Engelmann
Frankreich. 543 wichtig macht, ist der dadurch bedingte Antheil an der Herrschaft des Mittel- meers und der Einfluß aus die Angelegenheiten des Orients. Es ist eine altüber- lieferte Politik aller französischen Regierungen, mit den mohammedanischen Staa- ten des Morgenlandes in gutem Vernehmen zu stehen und sich einen Einfluß auf die Gestaltung der dortigen Dinge zu bewahren; namentlich verlieren sie nie das seit Napoleons denkwürdiger Unternehmung (§. 737.) ihnen naher gerückte Ae- gypten aus den Augen. Sollte einst das morsche Reich der Pforte Zusammen- stürzen, so wünscht Frankreich auch seinen Antheil an der Beute zu haben, und was könnte ihm dann gelegener sein als das fruchtbare Nilland , das, mit Alge- rien verbunden und durch weitere Eroberungen vergrößert, ein Reich bilden würde, welches an Bedeutung mit dem englischen Ostindien wetteifern könnte? Dieser dunkle Plan mag der Beweggrund gewesen sein, daß Louis Philipp und seine Minister den hartherzigen, tyrannischen Pascha Mehemed Ali und besten kriegerischen Sohn Ibrahim so warm in ihre Freundschaft einschlossen. Mehemed Ali, ein Makedonier von geringer Abkunft, hatte sich nach einer wech- selvollen Jugend zum Pascha von Aegypten emporgeschwungen. Hier vernichtete er zuerst durch Hinterlist, Mord und Gewaltthat die Macht der Mammeluken und tödtete ihre Führer; dann begründete er mit Hülfe europäischer, namentlich französischer Rathgeber ein Regierungssystem, wobei abendländische Civilisation mit morgenländischem Despotismus in einer gräuelvollen Mischung gepaart war. Durch einen furchtbaren Steuerdruck und durch die Verfügung, daß alle Boden- erzeugniste zu einem festgesetzten Preis an ihn abgeliefert werden müßten und alle fremde Lebensbedürfnisse nur durch ihn bezogen werden dürften, brachte er die grundbesitzenden Bauern (Fellahs) zur Verzweiflung, so daß diese es vorzogen, ihr steuerbares Eigenthum dem Tyrannen zu übertragen und als dessen Tage- löhner und Sclaven es zu bebauen, wodurch fast ganz Aegypten in ein großes Herrengut (Domäne) des Pascha's umgeschaffen wurde. Nun führte er euro- päische Industrie ein, die ihn selbst immer reicher, das Volk dagegen immer armer machte, ließ das ganze Land mit Baumwolle anpflanzen, deren Handelsbetrieb ihm allein zustand und führte von europäischen Einrichtungen gerade diejenigen ein, die, wie die Polizei und das Conscr ip ti o n s system , das Volk in immer drückendere Fesseln schlugen, oder die, wie die Anfertigung eines neuen Gesetzbuches nach französischem Muster, die Gründung einer höhern Lehranstalt, einer Druckerei, einer Zeitung u. dgl. dem Staat den Anstrich eines civilisirten verleihen und das Ausland blenden sollten. Im Vertrauen auf seine bedeutende, nach französischem Muster eingerichtete und geübte Militär- und Seemacht ver- sagte er dem türkischen Sultan den schuldigen Tribut und dehnte sein Reich nach allen Seiten aus. Er unterwarf Nubien und Kordofan, wo er den Neger- handel auf die empörendste Weise betreiben ließ, und unterstützte seinen Sohn Ibrahim bei der Eroberung Syriens und Palästinas. Unbekümmert um die von der Pforte ausgesprochene Achtserklärung gegen Mehemed Ali unterwarf sich Ibrahim nach einem siegreichen Feldzug Syrien und willigte dann in einen von den europäischen Mächten vermittelten Frieden, wodurch ihm die Statthalter- schaft über das eroberte Land unter der Oberhoheit des Sultans übertragen wurde. Damit nicht zufrieden strebte Mehemed Ali nach einer von der Pforte unabhängi- gen Erbmonarchie, die Aegypten, Syrien, Kreta und andere eroberte Land- schaften umfassen sollte und verweigerte dem Sultan jeden Tribut. Darüber brach der Krieg von Neuem aus. Schon war das türkische Heer bei Nisibisissv- von Ibrahim Pascha aufs Haupt geschlagen und der verrätherische Kapudan Pascha mit der ganzen türkischen Flotte zu dem Feinde übergegangen; schon stellte

15. Geschichtstabellen für Seminare, höhere Mädchen- und Mittelschulen - S. 98

1884 - Berlin : Gaertner
98 1819 Ermordung Kotzebnes durch Sand. Die Karlsbader Beschlüsse. „Demagogen“-Verfolgungen. Die spanischen Kolonieen in Amerika werden Republiken (Bolivar), das portugiesische Brasilien ein selbständiges Kaiserreich. Errichtung der Provinzialstände in Preußen. 1824 In Frankreich folgt auf Ludwig Xviii sein Bruder der Graf von Artois als Karl X. 1825 In Rußland folgt auf Alexander I sein Bruder Nikolaus I. 1827 Wendepunkt im Freiheitskriege der Griechen gegen die Türken: (Alexander Ypsilanti seit seiner Schilderhebung an der Donau 1821 Gefangener zu Munkacz. Ibrahim Pascha, der Sohn des nach Unabhängigkeit strebenden Vicekönigs von Ägypten Mehemet Ali, erobert für die Türken Misso-lunghi) England, Frankreich und Rußland schreiten zu Gunsten der Griechen ein; Vernichtung der türkischen Flotte bei Navarino. 1829 In dem von Preußen vermittelten Frieden Rufslands mit der Türkei zu Adrianopel (nach dem Balkanübergange Diebitschs) erkennt die Türkei die Unabhängigkeit Griechenlands (später Königreich unter Otto von Bayern und seit 1863 unter Georg von Dänemark) und das Protektorat Rulslands über die Donaufürstentümer an. 1830 In England folgt auf Georg Iv (vor 1820 Prinz-Regent für seinen Vater Georg Iii. Aufhebung der Test-Akte) sein Bruder Wilhelm Iv. Sklavenemancipation. Die Julirevolution in Paris: Karl X gestürzt. Louis Philipp von Orleans, „der Bürgerkönig“, Karls X Nachfolger (Julikönigtum. Guizot und Thiers Minister). Algier französisch. Todeszug der Cholera durch Europa. Belgien ein selbständiges Königreich unter Leopold I von Koburg. Polens Erhebung unterdrückt nach der Einnahme Warschaus durch Paskiewitsch.

16. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 336

1907 - Berlin : Schultze
-- 336 — Kie M'lker der Natkauhatömset. Die Befreiungskämpfe der Griechen (1821—1829). — Die Griechen schmachteten seit 1453 unter türkischer Herrschaft. Da rief im Jahre 1821 bei einem Aufstande der Fürst Alexander Npsilanti das griechische Volk zum Kampfe für seine Unabhängigkeit und Freiheit auf. Zwar wurde Alexander mit seinem kleine« Häuflein bald überwältigt, aber es erhob sich nunmehr das ganze Volk; zu Wasser und zu Laude entbrannte bald ein blutiger Krieg, in welchem anfangs die Griechen mit Glück kämpften. Da kam Ibrahim, der Sohn des ägyptischen Paschas, den Türken zu Hilfe, eroberte das heldenmütig verteidigte Missolonghi (1826) und verheerte schrecklich das Land der Griechen, deren Freiheit dem Untergange nahe war. Da schlugen sich England, Frankreich und Rußland ins Mittel, indem sie im Londoner Vertrag sich zu Griechenlands Schutze verbanden (1827). Ihre vereinigten Flotten vernichteten die stolze ägyptisch-türkische Seemacht bei Navarino, und ein französisches Landheer zwang die Türken zur Räumung Griechenlands. Dieses, bestehend aus dem alten Hellas, dem Peloponnes, der Insel Euböa und den Zykladen, zusammen 900 Quadratmeilen, ward ein selbständiger Staat. Nach einem abermals durch auswärtige Mächte beendigten Bürgerkriege wurde im Jahre 1832 der Prinz Otto von Bayern König von Griechenland. Er war nach besten Kräften um das Wohl des Landes bemüht Nach dreißigjähriger Regierung wurde der edle Fürst vou seinem uudankbaren Volke durch einen Ausstand gezwungen, das Land zu verlassen. Ihm folgte ein dänischer Prinz, welcher noch heute als Georg I. in Griechenland regiert. Sein Sohn und dereinstiger Erbe ist der Gemahl einer Schwester unseres Kaisers. Die Türkei. — Seit 1808 herrschte Sultan Mahmud Ü. über das Türkische Reich. Er mußte im Frieden zu Adriauopel (1829), welcher dem griechischen Freiheitskampse und dem Kriege gegen Rußland ein Ende machte, die Unabhängigkeit Griechenlands anerkennen. Ebenfalls unglücklich kämpften die Türken unter ihm gegen den Pascha Mehemed Ali, Vizekönig von Ägypten, welcher sich selbständig machen wollte. Der Sultan mußte an denselben

17. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 113

1881 - Leipzig : Teubner
Freiheitskampf der Griechen 1821—1829. 113 aus die Schwäche der Pforte und den Beistand Rußlands, Alexander Dpsilanti, Sohn eines verbannten Fürsten der Moldau und Haupt der Hetäria, einer die Befreiung Griechenlands bezweckenden Verbindung, einen Aufruf an das Griechenvolk, das Joch der Türken abzuschütteln, und organisierte einen Aufstand in der Moldau und Wallachei. Von Rußland im Stiche gelassen, erlag Ipsilanti und flüchtete auf österreichisches Gebiet, wurde aber Jahre lang in ungarischen Festungen gefangen gehalten. In Griechenland war das Volk hier und da auf gestanden, und da die Türken nicht bloß gegen die abgefallenen, sondern auch gegen die ruhig gebliebenen Griechen mit fanatischer Grausamkeit wüteten, so verbreitete sich die Empörung über das ganze Land. Ein Nationalkongreß zu Epidauros sprach im Jahre 1822 die Unabhängigkeit der griechischen Nation aus, und bis zum Jahre 1825 behielten die Griechen, unterstützt von zahlreichen, aus allen europäischen Ländern herbeigeströmten Philhellenen, die Oberhand. Da schickte der Pascha von Ägypten, Mehemed Ali, feinen Sohn Ibrahim mit einem Heere zur Unterstützung des Sultans nach Griechenland. Die kleinen, zwieträchtigen Griechenscharen vermochten diesem Heere nicht zu widerstehen, und die entmenschten muselmännischen Scharen hausten in dem Lande auf entsetzliche Weise. Griechenlands Unabhänigkeit schien unrettbar verloren. Da endlich schlossen England, Frankreich und Rußland, wo seit 1825 Nikolaus I. Kaiser war, einen Bund zu Gunsten Griechenlands und ernannten den Grasen Kapo-diftrias aus Korfu, der früher russischer Minister gewesen, zum Präsidenten desselben. Da der Sultan ihre Vermittlung schnöde zurückwies, so schickten sie eine vereinigte Flotte nach Morea, welche die ägyptisch-türkische Flotte in dem Hafen von Navarin vernichtete (20. Oktober 1827). Ein französisches Heer trieb Ibrahim ans Griechenland hinaus; die Russen begannen im Norden einen Landkrieg gegen die Türken, in welchem Diebitsch über den Balkan stieg und Adrianopel einnahm, während Paskewitsch nach Einnahme von Erzerum in Kleinasien vordrang. Dadurch wurde der St oll, Erzählungen. V. 8

18. Theil 3 - S. 601

1839 - Leipzig : Fleischer
001 zu widmen. Bald aber wurde er in einen neuen Krieg gezogen. Der Pascha von Aegypten, der alte Meh emed Ali, griff immer wei- ter um sich, und hätte sich, wenn es nur die europäischen Machtl zu- gegeben hätten, gar zu gern von der Pforte ganz unabhängig gemacht. Ein Streit mit dem türkischen Pascha von Syrien gab ihm Veran- lassung, in Syrien, das zum türkischen Reiche gehörte, einzufallen, und so wurde ein Krieg zwischen der Türkei und Aegypten herbeigeführt 1832. Ibrahim Pascha, Mehemed Ali's Sohn, trieb die Türken vor sich her, drang in Klein-Asien ein, und brachte ihnen bei Coniah (21. Dec. 1832.) eine entscheidende Niederlage bei. Niko- laus, der den Gang der Begebenheiten aufmerksam beobachtet hatte, bot jetzt dem Sultan seine Hülfe an, die auch gern angenommen wurde. Ein russisches Heer wurde nach dem Bosphorus überge- schifft, und bezog ein Lager auf der asiatischen Küste, Constantino- pel gegenüber, bei Chunkiar Iskelessi. Ihre drohende Stellung nö- thigte Ibrahim Pascha zum Nachgeben; Mahmud mußte aber im Frieden von Kiutahia (4. May) 1833 in die Abtretung Syriens und des Gebiets von Adana in Klein-Asien willigen, und mit Ruß, land aus Dankbarkeit durch den Vertrag von Chunkiar Iske- lessi (8. Jul.) 1833 ein Schutz- und Trutzbündniß schließen, worüber England und Frankreich ihre Empfindlichkeit und Eifersucht nickt ver- bergen konnten. Mahmud konnte die großen Verluste und die durch Ibrahim er- littene Niederlage nicht verschmerzen. Nachdem er sich fast 6 Jahre hindurch gerüstet und seine Soldaten durch europäische Offiziere hatte einüben lassen, begann er einen neuen Krieg gegen seinen verhaßten Feind Mehemed Ali. Schon standen Ibrahim Pascha und der tür- kische Seraskier Hafiz Pascha am Euphrat drohend einander gegen- über; schon kam es zu einzelnen Gefechten, als der Tod des unermüd- lichen Mahmud (I. Jul.) 1839 dem Kriege plötzlich Einhalt that. Es folgte ihm sein kaum ins Jünglingsalter getretener Sohn Abdul Medschid. Leipzig, Druck von I. B. Hirschfeld.

19. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 420

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
420 Die Zeit von 1815 bis 1657. Lebensmitteln mußten sie bald wieder den Rückzug antreten, auf welchem ihnen die Kapitanis an günstigen Punkten auflauerten und einigen Schaden zufügten, welche Gefechte dann dem gläubigen Europa als glänzende Siege berichtet wurden. In diesem Sommer verloren die Griechen jedoch die Insel Ipsara, welche der Kapudan Pascha am 4. Juli leicht eroberte, da eine im Solde der Ipsarioten stehende Truppe Albanesen zu ihm überging. Viele Ipsarioten retteten sich zu Schiffe, die andern fielen entweder im Kampfe oder sprengten sich mit ihrem letzten Fort in die Luft, als die Türken in dasselbe eindrangen. Da- gegen widerstand Samos glücklich, ebenso hielt Guras die Akropolis von Athen und als sich Odyffeus und Kolokotroni abermals gegen die Regierung empörten, tödtete er den einen und nahm den andern ge- fangen, welchen die Regierung alsdann in Hydra verwahrte. Das Jahr 1825 brachte einen furchtbaren Feind nach Griechenland. Der Sultan nämlich, der die Unmöglichkeit einsah Griechenland zu über- wältigen, bewog den Pascha Mehemet Ali von Aegypten den Krieg auszufechten, indem er ihm dafür Kreta und den Peloponnes als Pa- schaliks verlieh. Dieser Mehemet Ali, zu Kavala in Makedonien 1769 geboren, war als gemeiner Soldat im türkischen Heere 1799 nach Ae- gypten gekommen und hatte sich durch Tapferkeit, Schlauheit und Geld allmählig zum Pascha emporgearbeitet. Die französische Erpedition nach Aegypten, deren Augenzeuge er war, bewies seinem scharfen Verstände, wie überlegen die europäische Taktik und Verwaltungsweise der türkischen sei, und mit Hilfe von Franzosen und Italienern bildete er aus Türken, Fellahs, Berbern und Negern allmählig ein regelmäßiges Heer, mit welchem er die Mamelucken besiegte; den Ueberrest lud er später in seinen Palast nach Kairo und ließ ihn in dem Hofe durch Albanesen zu- sammenschießen. Mit seinem Heere eroberte er das Nilland bis Sennaar, vertrieb 1818 die kriegerische Sekte der Wahabis aus den heiligen Orten Mekka und Medina, wodurch sich sein Sohn und Obergeneral Ibrahim Pascha bei allen Moslemin großen Ruhm erwarb. Dieser kommandierte auch die Erpedition nach Griechenland; schon im Sommer 1824 war die ägyptische Flotte mit Landtruppen an Bord ausgelaufen und obwohl die griechische unter Miauli ihr vielen Schaden zufügte, so konnte sie Ibrahim doch nicht verhindern, im Hafen von Suda in Kreta zu landen. Er besiegte die ungeordneten Schaaren der kretensischen Grie- chen und trieb die Sphakioten in ihr Gebirge zurück. Nachdem er Kreta zum größter: Theile unterworfen hatte, schiffte er sich mit seinem Heere wieder ein und landete am 22. Februar 1825 zu Koron und Modon auf dem Peloponnese. Er belagerte alsbald Navarin, erstürmte die Außenwerke, schlug am 19. April die griechischen Entsatztruppen und nahm die Festung am 18. Mai durch Kapitulation. Die griechische

20. Die neuere Zeit - S. 246

1872 - Coblenz : Baedeker
246 Abdul-Medjid. §. 58. und der Besetzung von Damascua in Kleinasien vordrang und den Grossvezier (Reschid Pascha) bei Konia (Iconium) besiegte und gefangen nahm. Schon bedrohte er Constantinopel, als Russland, welches lieber den schwachen Sultan, als den mäch- tigen Pascha zum Nachbarn haben wollte, eine Flotte nach dem Bosporus schickte, um Constantinopel zu decken. Diese Stellung Russlands veranlasste Frankreich und England, den Frieden zu Kutahia zu vermitteln. (Mai 1833): Mehemed Ali erhielt Syrien als Lehen und den Russen wurde die Meerenge der Dardanellen für ihre Kriegsschiffe (mit Ausschluss derjenigen anderer Mächte) geöffnet. Im Vertrauen auf die bald sich kundgebende Unzufriedenheit der Syrier mit Ibrahim’s despotischer Verwaltung versuchte der Sultan in seinem letzten Regierungsjahre (1839) nochmals die Unterwerfung des nach gänzlicher Unabhängigkeit strebenden Mehemed Ali, der seine Macht auch über das südwestliche Arabien (Yemen) ausgebreitet hatte, allein das türkische Heer erlitt durch Ibrahim Pascha eine vollständige Niederlage bei Nisib am Euphrat. Mehemed Ali, dem auch die türkische Flotte durch Verrath des Grossadmirals anheimgefallen war, verlangte von dem folgenden (erst 16 J. alten) Sultan, Abdul-Medjid (1839 — 1861), im Vertrauen auf die Hülfe Frankreichs (s. S. 208), die erbliche Belehnung mit alleu von ihm regierten Ländern, (gegen die Rückgabe Creta’s), erhielt jedoch in Folge des zum Theil bewaffneten Einschreitens der übrigen europäischen Hauptmächte (Syrien durch die Oesterrei- cher und Engländer erobert) nur für Aegypten die erbliche Herr- schaft. — Den Krieg mit Russland im J. 1854—1856 s. S. 241. Im J. 1861 folgte seinem Bruder der Sultan Abdul-Aziz. König Otto von Griechenland wurde durch einen Aufstand der „nationalen“ Partei (1843) genöthigt, die deutschen Beamten zu entlassen, und eine Nationalversammlung zu berufen, welche eine gemässigt-liberale Verfassung beschloss. Jm J. 1862 ver- anlasste eine Revolution den König, sein Reich zu verlassen (f 1867), und durch eine Uebereinkunft der Schutzmächte ward Prinz Wilhelm Georg von Dänemark (s. die Stammtafel S. 256) zu seinem Nachfolger, als König Georg I., bestimmt. Zugleich wurden die jonischen Inseln dem Königreiche Griechenland einverleibt.