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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 16

1914 - München : Oldenbourg
— \6 — Dann steigt er herab, tut den groben Rock aus und kleidet sich hinter dem Vorhang mit den pricfterlichen Gewändern an. Inzwischen treibt der Unterschultheiß von Würzburg jedermann aus dem Thore bis auf die vier Stifte, fremden Fürsten, Grafen und ßerren. Wenn der Bischof angetan ist, geht er Hinter dem Weihbischof zwischen Zwei anderen Bischöfen an den Altar und sie sprechen das confiteor. Dann sitzt der Bischof nieder auf eine Bank und wird geweiht. Nach der Weihe trägt man ihm den Stab voran und er erteilt in feierlichem llmzua in der Kirche den Anwesenden den bischöflichen Segen. An den Türen gibt ihm der Dekan den Ring in die Band. Dann zieht sich der Bischof im Thor aus, geht mit den Grafen, ßerren und anderen Geladenen zu der Staffel der Greden und reitet mit ihnen auf den Berg, wobei ihm der Graf von ßentteberg das Schwert bloß voranträgt. d) Altere Begräbnisart der Bischöfe (U50). Erstlich soll man dem toten Bischof das ßeinlein*) läuten, wie es einem Domherrn gebührt. In der ersten Nacht bleibt der Leichnam auf dem Schloßberge in der Kirche stehen. Den andern Tag, nachmittags um \ Uhr, kommen die vier Orden und die ßerren zu St. Burkard und man trägt den Bischof in Prozession herunter zu den Schotten in die Kirche, ßier bleibt er die andere Nacht und die Chorschüler des Doms sollen nachts den Psalter in der Schottenkirche lesen. Danach am nächsten Tag soll man von y2\X Uhr an läuten drei Zeichen im Dom und im Neuen Münster, dann soll man zusammenschlagen mit allen Glocken auch drei Zeichen bis etwas vor \2 Uhr. Dann soll man zur Vesper läuten. Wenn die Vesper aus ist, gehen die Stifte und Orden in Prozession über die Brücke hinüber zu den Schotten und holen den Bischof. Dabei soll man mit allen Glocken läuten. Den Bischof setzt man im Dom mitten vor dem Stock nieder. Nachmittags nach 4 Uhr ist Vigil. Anderntags frühe läutet man im Dom und im Neuen Münster wieder drei Zeichen, ßernach tragen die Stifte den verstorbenen Bischof und das ßerz ins Neue Münster, das ßerz mit einem seidenen Tuch bedeckt. Nach Seelenmesse und Vigil holt man den Bischof aus dem Neuen Münster in den Dom zurück, wobei alle Glocken abermals läuten. Nach dem begräbt man den Bischof und das ßerz wird nach Kloster (Ebrach geschickt. e) Bischofswahl (neuere Zeit). Den Tod eines Bischofs und den zur Wahl eines Nachfolgers angesetzten Tag meldet das Domkapitel dem Kaiser und dem Papste. Einige Zeit vor dem Wahltag erscheint ein kaiserlicher Botschafter vom ersten *) Das üotenalöcfletn.

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1. Mittelalter - S. 287

1911 - Kempten : Kösel
Die mittelalterlichen Klosterschulen. 287 Den Schlern der ueren Schule, die im allgemeinen eine viel grere Freiheit genossen als die eigentlichen Klosterzglinge, waren diese lstigen Merker besonders verhat; denn unerbittlich strenge waltete der mrrische Circator seines Amtes und kannte selbst an Ergtzungstagen der Knaben, wenn auch der Lehrer ein Auge zudrckte, weder Nachsicht noch Rcksicht. Die Tagesordnung richtete sich in den Klstern durchaus nach dem kanonischen Stundengebet, das in bestimmten Zeitrumen während des Tages und der Nacht verrichtet werden mute und an welchem auch die Klosterschler teilzunehmen hatten. Zur Nachtzeit betete man Vigil und Matutin, bei Tag die Prim, Terz, Sext, Non und Vesper, beim Einbrche der Nacht das Kompletorium. Sobald das Zeichen zur Vigil x) gegeben war, wurden die Knaben von ihren Lehrern geweckt und die Sumigen mit der Rute munter gemacht. Nach dem nchtlichen Gottesdienst durften sie, in manchen Klstern wenigstens im Winter, in die Betten zurckkehren und noch etwas ruhen. Nach der Prim (bei Sonnenaufgang gesungen) begann an Werktagen die Schule. Der Unter-richt wurde mit dem Abbeten von drei Psalmen begonnen und dauerte bis zur Terz (je nach der Jahreszeit zwischen 8 und 10 Uhr vormittags). Im Sommer verlieen die Knaben kurz vor Beginn dieser Tageszeit auf ein gegebenes Zeichen die Schule und eilten in das Dormitorium (Schlafsaal) um sich fr den Tag anzukleiden, zu waschen und zu kmmen. Dann begaben sie sich, sobald die Glocke ertnte, mit ihren Lehrern in die Kirche, wo sie die Terz mitsangen und der Messe des Tages beiwohnten. Hierauf versammelten sich die Knaben zum Kapitel. Hier wurde die Zchtigung jener vollzogen, die sich in irgend etwas verfehlt hatten. Die Circatoren brachten hier ihre Klagen gegen die einzelnen Schler vor. Wute ein Knabe von einem andern etwas Strafbares, so war er verpflichtet hier die Anzeige zu machen; tat er das nicht und kam man spter darauf, so erlitt er dieselbe Strafe wie der Schuldige. Zu Tisch ging man je nach der Jahreszeit und der kirchlichen Zeit zu verschiedenen Stunden. Die Knaben nahmen an allen Mahlzeiten der Mnche teil und saen meistens mit ihnen im Refektorium. Nach dem Mittagtisch legten sich alle Klosterbewohner zur Ruhe; auch die Knaben muten ins Bett. Auf ein gegebenes Zeichen muten sich alle wieder erheben, waschen und kmmen um zur Non (im Sommer um 4 Uhr, im Winter um 2 Uhr) in den Chor zu gehen. Nach der Non bis zur Vesper (bei Sonnenuntergang) war wiederum *) Im Winter erhob man sich an Werktagen zu den Vigilien etwas nach 2 Uhr nachts vom Lager, an Sonn- und Festtagen jedoch noch frher. Im Sommer begann die Vigil etwas spter, so da man sie gerade noch vor der Morgendmmerung beendigen konnte.

2. Freiburger Lesebuch - S. 32

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 32 — kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen! Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven. An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen. Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage. Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister

3. Bd. 1 - S. 210

1889 - Langensalza : Greßler
210 Deutschland hat durch deu siegreichen Feldzug von 1870—71 nur den kleinsten Teil des Verlorenen wiedergewonnen (von Lothringen nur etwa V5, vom Elsaß hingegen ist nur die wichtige Festung Bel- fort den Franzosen geblieben). Die Hauptstadt des Reichslandes ist Straßburg, ^2 Stunde vom Rhein an der Jll, mit 130 000 Einw. Mit dem Rhein ist es durch einen Kanal verbunden. Durch Erbauung ausgerückter Forts wird die Stadt derartig befestigt, daß sie eine der stärksten Festungen der Welt wird. Die alte Straßburger Hochschule ist zur deutscheu Reichsuniversität erhoben worden. Die größte Merkwürdigkeit von Straßburg ist der weltberühmte Münster, nächst dem Dom zu Köln das herrlichste Werk deutscher Baukunst. Er ist 112 Meter lang und 41 Meter breit, während die Höhe des Turmes 132 Meter beträgt, so daß der Dom der Peters- kirche in Rom um 2—2vs Meter niedriger ist. Den Grund zu diesem aus feinkörnigem roten Sandstein bestehenden prächtigen Gebäude legte der Bischof Wernher im Jahre 1015; vollendet wurde der Bau im Jahre 1272. Bischof Konrad von Lichtenberg legte deu Grundstein zum Turme. Nach einem Plan von Erwin von Stein- bach wurde der Bau desselben ausgeführt. Er selbst leitete den Bau bis zum Jahre 1318. Erst im Jahre 1437 wurde das Wunderbau- werk vollendet. Der schönste Teil des Münsters ist die unbeschreiblich schöne Vorder- leite; drei perspektivisch angelegte Thore, mit reichem Steinschmuck ver- ziert, führen in das Innere; über dem mittleren Thore ist die bei gotischen Bauten gewöhnliche Fensterrose mit buntem Glase ausgelegt. Die Hauptzierde jedoch ist und bleibt der nördliche Turm, der gan^ aus durchbrochener Arbeit besteht, so daß das Licht von oben bis unten durchscheint, er besteht also nicht wie andere Türme aus Mauern, sondern ist wie aus Spitzengrund zusammengesetzt. — Schön und schlank ragen die gewaltigen Säulen empor, welche das Innere in drei Schiffe teilen; auch der Hanptaltar im erhöhten Presbyterium, unter dem sich das heilige Grab befindet, macht einen guten Eindruck. Das merkwürdigste Kunstwerk im Innern ist die berühmte Uhr. welche Isaak Habrecht aus Schaffhausen nach den Zeichnungen des gelehrten Dasypodius von 1270—1274 verfertigte, und die, nachdem sie lange Zeit stillgestanden, von dem geschickten Mechaniker Schwilgen wieder hergestellt wurde. Diese Uhr ist zusammen- gesetzter als alle audern Werke ihrer Art und steht rechts am Hoch- altar; eine Menge Figuren bewegen sich und schlagen sowohl die Viertel als die ganzen Stunden auf kleinen Glocken an, zugleich wird der verschiedene Stand der Planeten, der Sonne und des Mondes, die Jahreszeiten und eine Menge anderer astronomischer Verhältnisse veranschaulicht. Der Uhr gegenüber steht die herrliche Statue des Bischof Wernher.

4. Geschichts-Bilder - S. 251

1878 - Langensalza : Greßler
251 eingetretenen schmerzvollen Todesfälle zu erkennen zu geben. Die Trauerkunde erfüllte ganz Eisleben mit der tiefsten Betrübniß, und Alt und Jung, Groß und Klein, eilte nach dem Trauerhause, um dort den Schmerz in heißen Thränen auszuweinen. Um 9 Uhr umgab man die Leiche mit einem Meißen Tuche, legte sie in die Kammer und Nachmittags in einen zinnernen Sarg, und ließ sie des Nachts im Sterbehause stehen. Dr. Jonas hatte gleich nach Luthers Hinscheiden den Kur- fürsten von dem Todesfälle in Kenntniß gesetzt und ihn um Befehle wegen des Begräbnisses gebeten. Noch an demselben Abende kamen diese in Elsleben an. Der Kurfürst schrieb dem Grafen, er hätte gewünscht, daß man den alten Mann mit den beschwerlichen Händeln verschont hätte; wegen des Begräbnisses wünschte er, daß die Leiche nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt werden solle. Am 19. Februar Nachmittags 2 Uhr wurde Luther in feierlichem Zuge, gebildet von den Mansfeldifchen Grafen und einer großen "Menge Volks, in die Andreaskirche, die Hauptkirche Eis- lebens, getragen, wo Dr. Jonas eine Leichenpredigt über 1. Theff. 4, 13—18. hielt. Des Nachts blieb der Sarg in der Kirche stehen und wurde von zehn Bürgern bewacht. Am folgenden Tage hielt der oben erwähnte Prediger Cölius eine zweite Predigt über Jesaias 57, 1., und Nachmittags nach 12 Uhr wurde die Leiche von 45 Reitern begleitet, zur Stadt hinausgebracht. In allen Kirchdörfern, durch welche der Leichenzug ging, läutete man die Glocken, und von allen Seiten strömten Männer, Weiber und Kinder herbei und drückten ihren Schmerz durch lautes Klagen und Weinen aus. Abends 5 Uhr kam der Zug vor Halle an. Am Stadtthore empfingen ihn der Stadtrath, die Geistlichkeit und die Lehrer mit der Schuljugend. Das Weinen und Wehklagen war so groß, »daß es sogar in den hintersten Wagen vernommen wurde.« Wegen des großen Zudrangs von Menschen waren die Straßen »ganz verstopft«, weshalb der Leichenzug fortwährend stillhalten mußte und die Hauptkirche erst in zwei Stunden erreicht werden konnte. Hier wurde das Lied: »Aus tiefer Noth u. f. w.«, wie ein Zeuge sagt, »mehr ausgeweint, als gesungen.« Den 22. Februar erreichte man Wittenberg, und an demselben Thore, wo Luther 1520 die päpstliche Bannbulle verbrannt hatte, erwarteten seine Leiche die Professoren der Universität, der Stadtrath, die Geistlichkeit, die Lehrer mit den Schulkindern und eine unabsehbare Menschenmenge. Jetzt setzte sich der Zug durch das Elsterthor, nach der Schloßkirche zu, in Bewegung. Vor der Leiche her ritten die Abgeordneten des Kurfürsten, einige Grafen von Mansfeld, so wie überhaupt 65 Reiter. Unmittelbar nach dem Leichenwagen folgten Luthers Wittwe mit ihren Kindern, feinem

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 15

1914 - München : Oldenbourg
— 15 — c) Die Bischofsweihe (ältere Zeit). Eine ältere Ordnung schildert ausführlich die Vorgänge der weihe-wie folgt: Der Bischof muß alle Abte und Prälaten des ganzen Stiftes zusammenrufen, und wenn sie kommen, um der weihe beizuwohnen, soll sich jeder an seiner gebührlichen Sitzstatt, die mit Teppichen behängt ist, niederlassen, wenn dann alle Personen beieinander sind, der Weihbischof und die Abte in ihren Znfuln, auch die Pröpste alle angetan, soll der Kirchner allein mit zwei Kreuzen des Domstifts und dem silbernen Stab, danach die vier Orden, den Markt hinab bis zu den Seilern gehen und daselbst auf den Bischof warten, wenn dann der Bischof mit den Grafen und Herren von dem Schloß herabgeritten bis zur St. Gotthards-Kapelle, soll er absteigen, seine Kleider austun und einen groben Rock anlegen und mit einem langen, groben Strick gegürtet werden, daß der Graf von Henneberg ihn kann führen. 21uch alle, die mit vom Berg herabgeritten sind, müssen absteigen und dem Bischof zu Fuß nachfolgen aus St. Kilians-Chor. Aber Weihbischof, Abte, Dompropst, Dechant und Senior verharren auf der Greden*) und der Domdechant hat das beste Kruzifix in der Hand. wenn der Kirchner sieht, daß man den Bischof herführt am Strick, soll er umkehren und langsam wieder zum Domstift gehen. Alle Glocken läuten. Der Bischof folgt nach, geführt vom Grafen von Henneberg» Zur Rechten geht ihm der Graf von Römhild und zur Linken der Graf von Castell, trägt jeder ein gülden Stück an einer Stange. wenn der Bischof zu der Greden kommt, geht er hinauf bis zu der oberen Staffel und kniet dort nieder zur (Ehre des Kreuzes, welches ihm der Dechant mit dem Dompropst und den Altesten entgegenträgt. Dann fragt ihn der Dechant: Bruder, was begehrst Du? Dem antwortet der Bischof: 3ch bitte um das Almosen Christi. Dann spricht der Dechant: 3ch als Dekan gebe Dir in meinem und des ganzen Würzburger Kapitels Zi amen das Almosen des hl. Kilian im Namen des Paters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen. Sodann gibt der Dechant dem Bischof das Kreuz zu küssen. Danach gehen Dechant, Dompropst, Senior, Weihebischof, Abte und Prälaten wieder auf den Chor und der Bischof folgt nach bis zum Kiliansaltar. Dann läßt ihn der Graf von Henneberg gehen. Der Bischof kniet hierauf vor dem Altare nieder und spricht sein Gebet, wenn solches aus ist, gehen Dechant, Dompropst und Senior mit ihm in die Sakristei. Dort steigt der Bischof auf die Truhe, da die Bischofstafel hängt und schreibt darauf folgende Worte: Im Jahre des Herrn . . . am Tage ... im Monat . . . haben wir N. Zt. unseren Umzug in die Würzburger Kirche vollzogen. *) Domstufen.

6. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 116

1883 - Leipzig : Spamer
116 Das Münsterland und Paderborn. und Fremde mußten bei ihrer Niederlassung an den Schulzen des Hofes das sogenannte Wortgeld entrichten. Die Hofbesitzer mußten dem Reichsoberhaupte oder seinem Sendgrafen auf der Inspektionsreise Königsdienste leisten. Als im 12. Jahrhundert die Lehen anfingen erblich zu werden, entstanden eine Menge Landesherrschaften mit geschlossenen Territorien, aus denen sich bald der höhere deutsche Adel und die Fürstenhäuser, aus ihren Dienstleuten und Schützlingen aber der niedere Adel entwickelte. Die meisten früheren freien Hofbesitzer begaben sich dann, weil die Heeresfolge sie der Bebauung oder Bewirtschaftung ihrer Güter entzog, in den Schutz eines Grafen oder Bischofs, und so entstand die Klasse der Hörigen d.h. solcher Leute, die sich in allem durch ihre Herren schützen und ver- treten ließen. So geschah es auch im Münsterlande. Die Bischöfe in Münster spielten gar bald auch eine große politische Rolle. So stand Burchard v. Holte (1118) treu zu Kaiser Heinrich Iv., obwohl Papst Paschalis Ii. diesen von neuem in den Bann that und seinen Sohn Heinrich V. als Gegenkaiser auf- stellte. Als danach Heinrich Iv. entsagte, huldigte Burchard Heinrich V., und als der erstere gegen seinen Sohn ein Heer sammelte, mußte der Bischof von Münster fliehen und geriet in die Gefangenschast der Kölner.- Heinrich Iv. ließ ihn aber bald wieder los und er stand nachmals .bei Heinrich V. in hohem Ansehen. Bald daraus brachte Heinrichs V. Jnvestiturstreit die Stadt Münster in große Bedrängnis; sie ward in ihres Bischofs Abwesenheit von Herzog Lothar von Sachsen hart belagert. Infolgedessen ward Münster nachmals stark um- mauert und befestigt. Ein Graben, dessen Spuren heute noch sichtbar sind, umzog die Mauer, und vier verschließbare Thore wurden angebracht, von denen sich das Georgsthor bis 1818 erhielt. Auch der nachfolgende Bischof Dieterich Ii. hatte unter dem Jnvestitnrstreite Heinrichs V. zu leiden; er ward, weil er zum Papste hielt, von seinen eignen Dienstleuten verjagt und fand endlich Schutz bei Herzog Lothar von Sachsen. Dieser nahm Münster nach schwerer Belagerung, wobei ein großer Teil der Stadt und Domkirche in Rauch aufging, und führte die kaiserliche Besatzung gesangen weg (1121). Endlich ward der langjährige Zwist beigelegt und das schwer mitgenommene Bistum Münster erholte sich wieder. Unter Bischof Egbert (1132) wurden die zerstörten Kirchen und das Kloster in Überwasser wieder hergestellt. Sein Nachfolger Wernher nannte sich noch „Bischof von Mimigardevord", obwohl auf seinem Siegel schon zu lesen ist: Episcopus Monasteriensis. Doch war der Name „Münster" schon nach Hermann I. in den Volksmund über- gegangen. Dann regierte Friedrich Ii. bis 1168, welcher Friedrich Barbarossa nach Italien begleitete und aus der Beute des zerstörten Mailand die Leichname der heiligen Märtyrer Viktorinus und Florianns empfing. Deshalb ging er mit dem Plane um, einen neuen, größern Dom zu erbauen, aber der Tod verhinderte ihn an der Ausführung. Der Bischof Ludwig I. stellte die von Lothar von Sachsen zerstörte Burgmauer wieder her, welche nunmehr die Be- festigung des Domhofs blieb. In der Nähe des Burggrabens und auf dem Grunde des Brockhofs, sowie auf dem Godeveldeshofe (Jüdefeldeshof) scheinen sich denn die ältesten Teile der Stadt entwickelt zu haben. An den alten Kamp- vordeshof erinnert noch jetzt die Bauerschaft Kampersbeck. So bildeten sich auch, im Gegensatze zur Dom-Jmmunität, die eigentliche Stadt, drei Pfarren aus dem Lande: die von Ludwig I. errichtete Lamberti-, die Überwasser- und die

7. Drittes Lesebuch - S. 379

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
379 auf die Rückkehr ihrer Männer, 47 Kinder hatten ihre Väter und Versorger verloren; außerdem hatten noch sechs jüngere Männer ihren Tod in den Wellen gefunden. 333. Die peft und ötc große Prozession in Münster. Bischof Ludwig von Hessen, welcher im Jahre 1310 Fürstbischof von Münster wurde, war einer der kräftigsten und besten Fürsten, deren sich das [lochstift zu erfreuen gehabt hat. Es bedurfte auch in jenen Zeiten eines solchen Mannes, denn die unruhigen Gesinnungen der be- nachbarten Herren verwickelten ihn in beständige Fehden, die Ludwig während seiner 48jährigen Regierung mit dem grössten Heldenmuthe auskämpfte. Durch ein entsetzliches Uebel, welches sich während sei- ner Regierung aus andern Ländern auch nach Münster verbreitete, wurde indessen die Thätigkeit dieses Fürsten vorzugsweise in Anspruch genommen. Schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts, uni das Jahr 1345, hatte sich in mehren Gegenden von Frankreich, während eine allge- meine Hungersnoth herrschte, sowie in Deutschland eine bösartige Krankheit gezeigt, welche auch während der beiden folgenden Jahre fortdauerte. Um das Jahr 1347 verbreitete sich von Asien, Aegypten und der europäischen Türkei her die Pest nach Italien, und durch Handelsverkehr mit diesem Lande auch nach Deutschland. Hier hat sie in den ersten Jahren, 1347 bis 1350, auf eine so entsetzliche Weise gewüthet, dass an vielen Orten kaum der hundertste Mensch am Leben blieb. Zu Osnabrück blieben nur sechs, zu Hamm nur zehn Familien übrig, in Bremen wurden täglich 200 Todte begraben und die Stadt- thore standen Tag und Nacht offen- Auch in Münster verbreitete sich dieses furchtbare Uebel und raffte in gar nicht langer Zeit über 11,000 Einwohner hinweg. Schon der Hauch des Kranken war den Gesunden tödtlich, und so war die Seuche in wenigen Tagen über Stadt und Land verbreitet. Der Gottesdienst musste eingestellt, die Kirchen mussten geschlossen werden. Zwar predigten anfangs noch einige Geistliche dem Volke im Freien, wie denn noch in jetziger Zeit an der St Servatii-Kirche die Stelle gezeigt wird, wo eine solche Kanzel in der Pestzeit angebracht war; allein auch diese musste aufhören, da der Zusammenfluss von Menschen die Ansteckung beförderte und die Geist- lichen selbst hinweggerafft wurden Diese Pest und ein nach ihrem Aufhören die Stadt verheerender furchtbarer Brand sind die Veranlas- sung zur Stiftung der sogenannten grossen Prozession geworden In der Diöcese Münster bestehen in vielen Gemeinden ausser der Frohn- leichnahmsprozessionen sogenannte Brandprozessionen, wobei ebenfalls das hl. Sakrament umhergetragen wird. Wozu sie angeordnet sind, zeigt schon ihr Name an; es sind Bittgänge, um von Gott die Gnade zu erflehen, dass er die Gemeinde vor Brand und anderen Unglücks- fällen bewahren wolle. Sie gleichen darin den Rogationsprozcssio- nen, die kurz vor dem Himmelfahrtsfeste gehalten werden, hinter diesen Bittgängen zeichnet sich besonders die eben genannte grosse Prozession aus. Sie wurde von dem Bischöfe Heidenreich aus dem edlen Geschlechte der Wolfe zu Lüdinghausen, wie schon gesagt, nach dem Aufhören der Pest im Jahre 1382 und nach der grossen Feuers- brunst, die im folgenden Jahre am 22. November einen bedeutenden Theil der Stadt von der Servatii-Kirche bis zur Georgs-Commende mit Einschluss der Ludgerii- und Aegidh-Pfarrkirche einäscherte, angeord- net, und war anfangs eine blosse Rogationsprozession. Die Geistlichen

8. Freiburger Lesebuch - S. 79

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 79 — von den Gassen heim. Das war die sogenannte „Lurnpeuglocke", die aber seit ungefähr 40 Jahren ihren Dienst eingestellt hat. Zwischen dem „Aveläuten" in der ersten Morgenstunde und dem Agathaläuten abends um 9 Uhr hört man gar oft die Glocken des Münsters. Da läutet es in die Frühmesse um 6 Uhr mit dem kleinen „Silberglöckle", dann mit zwei Glockeu iu das „Frauenamt" um 7 Uhr; um 8 Uhr ruft ein kleines, auf dem südlichen Querschiff in einem Dachreiter hängendes Glöcklein zur Achtuhrmesse, um 9 Uhr hört mau wieder mehrere Glocken zum Hochamt laden. Dann läutet um 12 Uhr die „Maria" den englischen Gruß, den morgens und abends der „Paulus" verkündet. Wenn jemand in der Münstergemeinde gestorben ist, so gibt der „Jakobus" das „Scheidzeichen", und am Nachmittag ruft dann „Johannes" den letzten Gruß zum Begräbnis hinaus. So leben und reden die Münsterglocken tagein tagaus mit den Bürgern der Stadt. Früher sprach besonders die alte „Susanne" noch öfters als heute ein ernstes Wort. Das war, wenn Kriegsgefahr oder Feuersnot die Bürger erschreckte. Noch wissen alle, die in der Altstadt groß geworden, von dem schaurigen Ton zu melden, den die Susanne von sich gab, wenn es „stürmte". Dann wurde sie nämlich nicht mit dem Seil in Schwingung gebracht, sondern der Glöckner schlug mit einem großen Hammer von außen auf ihren Schallring und dieses nannte man „stürmen", und es war, zumal in der Nacht, ein Schrecken, wenn man es nur hörte. Jetzt hat das aufgehört, und die „Feuermelder", die au allen Straßenecken angebracht sind, rufen heutzutage die Feuerwehr, wenn's irgendwo brennt. Am fröhlichsten tönen die Stimmen der Münsterglocken am Sonntag und gar an den hohen Feiertagen. Das ist ein Singen und Jubeln, wenn an Ostern zum Beispiel oder an Pfingsten der Erzbischof in reicher Gewandung, mit Mitra und Stab, aus feinem Hause tritt, die Münster- geistlichkeit mit leuchtenden Gewändern und brennenden Kerzen, mit Kreuz und Weihrauch ihn abholt und zum Münster geleitet, und ringsum das Volk in Scharen herbeieilt. Da tönen gleich sieben Glocken auf einmal vom Turme hernieder, anhebend mit dem dünnen Tone der kleinen Glocken und durch die mittleren Klänge hinabsteigend bis zum machtvollen Grund-ton des großen Christus. Einmal im Jahr kannst du dieses große Geläute sogar des Nachts hören: das ist in der Neujahrsnacht, wenn es zwölf Uhr schlägt. Da schallt das Münsterläuten wie ein Dankeslied zum Himmel empor, und von allen Kirchen und Türmen der Stadt fallen die Glocken ein und erfüllen tue Nacht mit heiligen Klängen. Vom^Tnrm herab ans heiliger Höhe kommen die Stimmen der Glocken. So rufen sie wie aus einer anderen Welt jahraus jahrein in die Niedrigkeit des täglichen Lebens hinein und lenken des Menschen Sinnen und Denken empor zum Himmel, nach welchem der Turm hinaufzeigt wie ein mahnender Finger. Engelbert Krebs.

9. Aus der Heimat - S. 84

1910 - Nürnberg : Korn
— 84 — Bäume, die in der Isar auf Flößen herabgeschwemmt wurden. Zehn Jahre hatte man jetzt gebaut und der Bau hatte 4500 Gulden gekostet, große Schulden waren schon gemacht, da mußte man zuletzt den Bau auf einige Zeit einstellen, denn das Geld war ausgegangen. Da kamen die Kirchenvorstände zum Herzog Albrecht; der schickte einen Boten nach Rom zum Papste und bat um einen Ablaßbrief. Der Ablaß sollte dauern vom Sonntag Lätare bis zum Sonntag Judika, und es sollte der Ablaß drei Jahre nacheinander zu gewinnen sein. Da schickten die Münchener acht Priester, die aus Pferden ritten, in die Nachbarländer, die hatten Abschriften der päpstlichen Bulle; die trugen sie in die größeren Städte und in die Klöster und lasen sie den Leuten in den Kirchen vor. An einem Samstag zur Vesperzeit, am Tag vor dem Ablaß, brachten die Bischöfe von Augsburg und Brixen die Bulle und trugen sie unter dem Himmel in Prozession bis ans die Mitte des Marktes. Da kam ihnen der Pfarrer der Frauenkirche entgegen in Prozession bis zur Mitte des Marktes. Dort kniete er nieder und nahm die Bulle und trug sie unter Glockengeläute in den Dom. Als man nun den Ablaß eingeläutet hatte mit allen Glocken, kamen aus allen Gegenden von nah und fern die Leute in großen Scharen herbei. Und wer kam, hatte aus der Reise Sicherheit und Geleite. Jede Nacht waren 400 Mann in Harnisch und Waffen, bei Tag aber nur fünfzig. Die drei Nebentore wurden versperrt. Unter jedem der vier Haupttore standen acht Mann. Auch waren an den vier Toren eigene Leute bestellt, welche die fremden Pilger zählen mußten. Die legten allemal für jeden hereingehenden Menschen eine Erbse in den Hafen. Die Erbsen zählte man in jeder Nacht. Im ersten Jahre kamen über 65 000 Menschen, im zweiten 24 000, im dritten 34 700, so daß in den drei Jahren 123 700 Pilger nach München kamen. Am stärksten war der Zndrang durch das Jsartor, durch das allein 75 490 Mann nach München hereinwanderten. Jedem gab man unter der Kirchtüre ein Zeichen. Im Chor stand ein Tisch, da saß ein Schreiber, der gab die Beichtbriefe aus, und einer war da, der den Büßern das Gewand hütete. Die, welche beichten wollten, waren so viele, daß die Beichtbriese immer wieder zu Ende gingen. Und es mußte einer gar oft um Briese nach Augsburg lausen, wo sie gemalt wurden. Der Pfarrer und die zwei Pröpste stellten eine Truhe vor den Altar des Kaisers in den Chor, da hinein legte man das Geld. Wer den Ablaß bekommen wollte, der sollte soviel in die Büchse legen, als er in acht

10. Bilder vom Niederrhein - S. 199

1882 - Leipzig : Spamer
Die Viktor- und Siegfriedsage. 199 Wenden wir uns nunmehr zu einem der großartigsten Denkmale gothischer Baukunst, das. weil es älter ist als der berühmte Kölner Dom, wenn es auch uicht so rein und großartig die Ideale der Gothik verwirklicht, doch verdient, in zweiter Linie genannt zu werden; wir meinen die prächtige St. Viktorskirche, eine Zierde und ein Stolz der Stadt Xanten. Wir haben bereits erwähnt, daß man ihre Gründung der heiligen Helena zuschrieb, wenngleich die jetzige Kirche erst im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden sein kann. Dagegen hat sich die Volksüberlieferung erhalten, daß schon im 4. Jahrhundert die Mutter Konstantias über den im Bruch gesammelten Gebeinen des heiligen Viktor vor der Stadt eine Kapelle gründete. Vielleicht gaben die Kreuzzüge, an denen sich nachweislich auch Xantener betheiligten, Veranlassung, der heiligen Helena, welche im Orient bekanntlich viele Kirchen gründete, auch mehrere abendländische, wie das Münster in Bonn, die St. Gereonskirche in Köln und die St. Viktors- kirche in Xanten, zuzuschreiben. Muthmaßlich könnte auch eine symbolische weibliche Figur mit einem Kreuz, wie eine solche in St. Gereon stand, zu diesem Glauben geführt haben; galt doch Helena für die Ausfinderin des Kreuzes. Ueber die früheren Schicksale der St. Viktorskirche theilen wir Folgendes mit: Als die Hunnen 451 bei ihrem Einfall in Gallien das neben den Castra Yetera entstandene Dörfchen Birten zerstörten. ward auch die Colonia Traiana und die Viktorskirche mit verheert. Von einer Zerstörung der Xantener Kirche durch die Normannen hören wir auch aus dem neunten Jahrhuudert. Damals soll der Propst, bei Nachtzeit zu Pferde entfliehend, die Gebeine des heiligen Viktor gerettet haben. Um diese Zeit (353) ward das Xantener Stift durch Erzbischos Gunthar von Köln und Kaiser Lothar als eine selbständige Kor- poration erklärt. Sodann ward die Kirche zweimal von großen Feuersbrünsten, 1081 und 1109, schwer heimgesucht; das letzte Mal brannte sie vollständig ab. Nicht einmal das Archiv des Stiftes und der Kirche ward gerettet. Erst nach siebzehn Jahren erstand die Kirche wieder und ward 1128 auf Ersuchen des Erz- bischofs Friedrich von Köln durch den heiligen Norbertns, Erzbischos zu Magde- bürg und Kanonikus zu Xanten, eingeweiht. Im Jahre 1165 ward sie nach mannichfachen Veränderungen abermals durch Erzbischos Reiuold vou Köln feierlich geweiht. Die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt datirt aber erst aus dem 13. Jahrhundert. So wurden der alte Chor und die Thürme 1213, der Hauptchor 1263 und die Ostseite 1264 gebaut. Dabei sollen 17 Leich- name mit Marterzeichen aufgefunden worden sein. Man hielt solche Ueber- reste für die von der heiligen Helena gesammelten Gebeine der Märtyrer. Doch einem Chronisten gemäß sollen die in der Kapelle vor Xanten aufbewahrten Reliquien erst 1392 mit einer Prozession in die Stadtkirche heraufgeholt worden sein. Im Jahre 1372 litt der Dom abermals infolge einer Ein- äscherung der Stadt durch die Herren v. Mörs und v. Erkel, welche während einer Fehde mit dem Grafen Adolf von Kleve Xanten erstürmt hatten. Von der Feuersbrunst ward einer von den mit Blei gedeckten Thürmen ergriffen, so daß alle Glocken schmolzen. Erst 1389 ward der Neubau vollendet, daraus erfolgten noch mancherlei Ausbauten und Verschönerungen, die wir hier nicht weiter verfolgen können. Eine der letzten fand im Jahre 1756 statt, wie eine Inschrift an der Decke des Hauptchors bekundet. In den letzten Dezennien halfen milde Gaben und Kollekten die Kirche vollständig

11. Westfalen - S. 22

1870 - Breslau : Hirt
22 Bücke in die Vergangenheit Westfalens. leben fort.) Da er sich in seinem Bekchrnngswerke fortwährend durch heidnische Sachsen und Friesen gehindert sah, so ging er an die Aus- führung eines früheren Planes, ein großes Kloster als Pflanzschule würdiger Missionspriester zu stiften. Auf gesichertem fränkischen Bo- den, jedoch in der Nähe Sachsens und Frieslands, legte er den Grund zu der Abtei Werden, wozu er seine väterlichen Erbgüter hergab und reiche Schenkungen erlangte. Immer aber kehrte er zur Ruhe und Sammlung von seinen ermüdenden Misstonsreisen nach Werden zurück, wo er eine Pflanzschule hoffnungsvoller Glaubensboten hatte. Im Frühlinge des Jahres 809 nahm er den Wanderstab wieder in die Hand, obgleich er wohl der Ruhe bedurft hätte. In der Nähe von Münster verkündigte er am Tage des Herrn noch in Coesfeld und Nachmittag in Billerbeck das Evangelium. Da brach die schwache Hülle unter der Arbeitslast zusammen. Der Herr rief den treuen Arbeiter in der folgenden Nacht in seinem 65. Lebensjahre aus der unruhvollen Arbeit ab und führte ihn ein zur ewigen Ruhe. Seine sterbliche Hülle wurde in der von ihm erbauten Kirche zu Werden bestattet. 2. Paderborn, Minden und Corvey. Schon 777, als Karl die Häupter der Sachsen an den Quellen der Pader versammelte, gründete er als ältesten Sitz des Christenthums in den sächsischen Gauen die Kirche zu Paderborn, aber erst 795 errichtete er in Pa- derborn ein Bisthum und baute einen großen und herrlichen Dom. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden die Bischöfe von Paderborn Landesherren in ihren Sprengeln. Ihre Residenz war zu Neuhaus am Zusammenfluß der Pader und Lippe. Seit der Reformation haben sich besonders die Bischöfe aus der Familie der Grafen von Fürstenberg ausgezeichnet. Sie hatten alle eine große Neigung für das Schulwesen und sorgten väterlich für guten Unterricht in ihrem Lande. Minden und Corvey gehören zu den von den Franken am weitesten nach Osten vorgeschobenen geistlichen Festungen gegen das Heidenthum. Minden ist auch eine der Bisthumsstiftungen Karl's des Großen. Der Dom soll gegründet sein an der Stelle, an wel- cher ein Schloß des alten Sachsenherzogs Wittekind stand. Merk- würdiger ist das Kloster Corvey. Es ist die verdienstreichste und glänzendste Stätte in Norddeutschland, von welcher aus christliche Bildung und Gesittung weithin ausstrahlte. Es ist eine Colonie des französischen Benediktinerklvsters Corbeja. Eine Ansiedlung der Mönche tief im Sollinger Walde war mißlungen. Da wies Kaiser Ludwig der Fromme, Karl's des Großen Sohn, den Brüdern eine beffere Stelle auf seinem von der Weser umströmten, in schönster Gegend liegenden Hofe zu Huxori an. Der erste Bau war 822 vollendet, und nun stiegen die Brüder in feierlichem Zuge aus den Schluchten des Waldgebirges herab, an der Spitze der greise Abt Adelhard. Der Zug wurde umdrängt von Schaaren wilder Sachsen, die neu- gierig herbeigeströmt waren und die frommen Mönche mit scheuen

12. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 416

1895 - München : Oldenbourg
416 24. Das Straßburger Münster. 6. Hart stößt es auf am Strande. Man trennt sich in die Lande: „Wann treffen wir uns, Brüder, auf einem Schifflein wieder?" — (L.uhland.) 24. Aas Straßöurger Münster. Der Stolz von Straßburg ist das weltberühmte Münster, nebst dem Dom zu Köln das herrlichste Werk deutscher Bau- kunst. Es ist 111 m lang und 41 m breit. Die Höhe des Turmes betragt 153 m; er ist nach den Kölner Domtürmen der höchste Turm der Erde, höher als selbst die Kuppel der Peterskirche zu Rom und die größte Pyramide Ägyptens. Den Grund zu dem aus feinkörnigem roten Sandstein be- stehenden prächtigen Gebäude legte der Bischof Wernher im Jahre 1015; vollendet wurde der Bau der Kirche im Jahre 1272. Bischof Konrad von Lichtenberg legte den Grund- stein zum Turme. Nach einem Plane von Erwin von Stein- bach wurde der Bau desselben ausgeführt. Der Meister selbst leitete den Bau bis zum Jahre 1318. Erst im Jahre 1437 wurde das Wunderbauwerk vollendet. Der schönste Teil des Münsters ist die unbeschreiblich schöne Vorderseite. Drei Thore, mit reichem Steinschmuck verziert, führen in das Innere. Über dem mittleren Thore ist die bei gothischen Bauten gewöhnliche Fensterrose mit buntem Glase ausgelegt. Die Hauptzierde jedoch ist und bleibt der nördliche Turm, der ganz aus durchbrochener Arbeit besteht, so daß das Licht von oben bis unten durch- scheint. Er besteht also nicht, wie andere Türme, aus Mauern, sondern ist wie aus Spitzengrund zusammengesetzt. Schön und schlank ragen die gewaltigen Säulen empor, welche das Innere in drei Schiffe teilen. Auch der Haupt- altar im erhöhten Chor, unter dem sich das heilige Grab besindet, macht einen guten Eindruck. Das merkwürdigste Kunstwerk im Innern ist die be- rühmte Uhr, welche Isaak Habrecht aus Schaffhausen nach den Zeichnungen des gelehrten Dasypodius von 1270 — 1274

13. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 392

1862 - Soest : Nasse
892 Magdeburgs Zerstörung. Anstalt getroffen hatte, die Domkirche vor den heranzüngelnden Flam- men zu bewahren und Alle zu beschützen, die sich dorthin geflüchtet hat- ten, gab er um 12 Uhr Mittags deu Befehl zur Räumung der Stadt, über welche der schreckliche Brand sich wie ein Feuermeer ergossen batte, Ueß aber am Dome und Liebsrauencloster Schutzwachen zurück. Wah- rend des Abzugs der Soldaten hielt der Feldherr zu Roß, umgeben von seinen hohen Offizieren, vor einen: Thore, um in einem dort ste- hengebliebenen Hause alle Frauen, die aus dem Thore kamen, zu der- gen und vor jeder Mißhandlung zu sichern. Ueberall konnte er leider nicht zugegen sein, um Fxevelthaten zu verhindern. Also dauerte die eigentliche Plünderung nicht etwa drei Tage hindurch, sondern in der That kaum anderthalb Stunden; denn bis nach 11 Uhr dauerte der Straßen- kampf, um 11 Uhr brach der große Brand aus und um 11'/, Uhr hatte derselbe fast die ganze Stadt bereits ergriffen; um 12 Uhr war die Feuersbrunst so heftig gewor- den, daß Tilly befahl, die Stadt zu räumen; diesem Befehle wurde unbedingt Folge geleistet; denn die offenbare Gefahr trieb auch den Raubgierigsten fort. Als die Feuersbrunst ihre höchste Höhe erreicht hatte, bot Magdeburg ein furchtbares Schauspiel dar. Das Prasseln der Flammen mischte sich mit dem Krachen der ein- brechenden Geivälbe in Kirchen und Privatgcbäuden und mit den Explosionen, so oft ein Pulvervorrath vom Feuer ergriffen ward. Die Gluth war so groß, daß ihr auch die stärksten Mauern nicht widerstanden, und die Flammen bis in die Spitzen der Thürme hinauf züngelten. Der größte Theil der 1900 Wohnhäuser wurde vom Feuer verzehrt, darunter sechs schöne Pfarrkirchen; dann die Clöstcr mit ihren Kirchen, das Rathhaus und viele andere prächtige und alterthümliche Gebäude, ja selbst die Thore mit ihren Thürmen und Brücken. Von dem entsetzlichen Brande blieben ver- schont: der Dom, das Liebfraurncloster, das Ursulinerinnencloster, ein Stück vom Au- gustinercloster, einige Dornherrenhäuser am Neumarkt, einige kleine Häuser au der Stiftsfreiheit und etwa 100 Hütten am Fischcrufer, die wahrscheinlich außerhalb der Richtung des Windes lagen. Die Zahl der durch Feuer, Schwert, Hunger und Schrecken Umgekommeneu läßt sich nicht bestimmtangeben; die zuverläßigsten Berichte geben gegen 20,000 an. 11. Tilly verließ die Stadt am Nachmittag des 20. Mai, und kam erst am 22. wieder dorthin. Er ritt mit seinem Gefolge znnächst zum Dome, den er hatte beschützen lassen, und ließ nun den dorthin Geflüchteten Pardon verkündigen sowie unter die halb Verhungerten Nahrung austheilen. Während vom 21. an von den Soldaten die Brandstätten, auf denen sie jedoch nicht mehr lebende Menschen beschä- digen konnten, sondern unter Tobten ihre Beute suchen mußten, unge- achtet des heißen Qualmes und Rauches durchstöbert wurden, um Schätze und Lebensmittel zu suchen, war mit dem 23. die Plündernngszeit vor- über und mit dem Anbruch des 24. wurde deu Bürgern, was voll ihrem Eigenthum noch übrig war, ungefährdet überlassen. Jetzt ka- men Viele aus ihren Verstecken, besonders aus den Gärten hervor, ja sogar aus den Hansen der Todten sah man Männer und Frauen her- vorkriechen. Damit seine Befehle genauer beobachtet würden, nahm Tilly selbst in der Stadt seine Wohnung und gebot, dieselbe von Leiche uamen zu reinigen, womit man aber erst in 14 Tagen zu Ende kam. Nachdem auch die Domkirche hinreichend gereinigt und an: 25. Mai zum katholischen Gottesdienste feierlich wieder eingeweiht war, wurden alle Offiziere in die Stadt beordert, um in der Domkirche der h. Messe beizuwohnen; darauf ward in derselben unter dem Donner der Geschütze auf den Wällen und in den Lagern ein Te Deuin für den gewonnenen Sieg gesungen und eine feierliche Prozession gehalten. Das war das Ende der Zerstörung Magdeburgs, welche lange Zeck

14. Der sächsische Kinderfreund - S. 117

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
nr 63 Fahre gelebt hatte. Vor Tagesanbruch erschienen 5 Grafen von Mansfeld nebst andern vornehmen Personen, um den Entschlafenen zu betrauern. Bis 9 Uhr ließ man ihn in seinem Sterbebette liegen; darauf hüllte man ihn in ein Weißes Gewand und legte ihn in einen zinnernen Sarg. Am 19. Nachmittags 2 Uhr trug man die Leiche in die Hauptkirche mit großer Feierlichkeit und geistlichen Gefangen; Fürsten, Grafen und Herren sammt ihren F-rauenzimmcrn, und eine große Anzahl Volkes befanden sich im Zuge. I). Fonas hielt dem Entschlafenen eine Leichen- predigt. Die Nacht hindurch ließ man die Leiche in der Kirche stehen und von 10 Bürgern bewachen. Weil indeß der Churfürst von Sachsen verlangte, daß Luther in Wittenberg begraben werden sollte, so begleitete man am 20. Februar die Leiche mit aller Ehrwürdigkeit und mit christlichen Gefangen aus der Stadt Eisleben. Fn allen Orten, wodurch die Ueberrcste des Verklärten getragen wurden, lautete man die Glocken. Endlich kam man am 22sten vor Wittenberg an. Am Thore standen versammelt sämmtliche Professoren und'studenten, der Rath und die Bürgerschaft, die Prediger und die Schulkinder. Fetzt be- wegte sich der Zug. Vor der Leiche ritten die Verordneten des Churfürsten und die Grafen von Mansfeld mit 65 Pferden; hinter denselben fuhr Luther's Gemahlin Katha- rina, seine 3 Söhne, sein Bruder nebst andern Verwand- ten. Ueberall hörte- man Weinen und Wehklagen, und von allen Orten war viel Volks herzugeströmt. Fn der Schloß- kirche hielt D. Bugen ha gen, auch Pomeranus ge- nannt, eine Leichenrede, welche die Versammlung mit großer Rührung anhörte. Vor und nach der Rede sti.mnite man Trauerlieder an, und nun ward der Sarg in die Gruft gesenkt Nahe bei der Kanzel, auf welcher der Verewigte so oft gepredigt hatte. Eine einfache Grabschrift auf einer messingenen Platte ist noch jetzt zu lesen. Als Karl V. nach der Eroberung von Wittenberg 1547 die Schloßkirche besuchte, so ließ er sieh auch das Grab Luther's zeigen. Fhm zur Seite stand der grausame Herzog Alba und der Bischof Granvella. Der Kaiser stand mit tiefem Ernste an der Stätte, wo der große Re- formator schlummerte, den er schon auf dem Reichstage zu

15. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 454

1854 - Münster : Aschendorff
454 legte der Bischof Theodorich Iii. den ersten Stein zur Ver- größerung der Kirche bis zu ihrer gegenwärtigen Ausdehnung. Sie wurde unter dem Bischöfe Gerhard von der Mark vollendet, nachdem auch die vorhergehenden Bischöfe Ludolph, Otto und Wilhelm thätig daran gearbeitet hatten, und im I. 1261 den 30. September am Feste des h. Hieronymus feier- lich eingeweiht. Während der Unruhen der Wiedertäufer hatte die Domkirche außerordentlich gelitten. Das Dach war herunter- gerissen, und statt dessen Kanonen dort aufgestellt worden, die Fenster waren zerschlagen, die Altäre und Bilder ihrer Kost- barkeiten beraubt. Der damalige Bischof Franz von Wal- deck und das Domkapitel stellten sie in zwei Jahren so wieder her, daß die neue Einweihung erfolgen konnte. In diesem Zu- stande ist die Kirche, wenige Veränderungen abgerechnet, bis jetzt geblieben. Hinter dem hohen Chore sind mehrere Kapellen von dem Fürstbischöfe Bernhard von Galen angebaut. In der so- genannten Josephskapelle befindet sich das Grabmal des genann- ten Fürstbischofes. Der Dom hat zwei Thürme. Die Glocken der Domkirche hangen in dem südlichen Thurme. Zwei davon heißen die Apo- stelglocken. Die größte ist die Paulusglocke, die 6 Fuß im Durchmesser hat. Die größte Länge des inneren Raumes der Kirche ist 360 Fuß, die Breite 124 Fuß. Viele schöne Gemälde und Statüen von Heiligen, Monumente, unter andern das Plettenberger- Monument, aus Marmor gehauen, Christus im Oelgarten vor- stellend, zieren das Innere des Domes. Ein ausgezeichnetes Kunstwerk in weißem Marmor, aus der talentvollen Hand des religiösen Künstlers W. Achter mann hervorgegangen, besitzt der Dom seit 3 Jahren in der Pieta, dem Bilde der schmerz- haften Mutter. Alles an dem Bilde ist Leben, Ausdruck und Würde. Es ist ein Werk zur Ehre Gottes und zur Erbau- ung der Gläubigen und wird als solches Jahrhunderte hinaus- reichen und gelten; es erweckt zum Gebet, zur Betrachtung der Erlösung, zu gottgefälligem Wandel. Es bringt aber auch Münster Ehre, daß dieses Kunstwerk von einem Sohne der Stadt ausgeführt ist, welcher auf nicht gewöhnlichem Wege zur Kunst berufen, ein Meister in derselben geworden ist. — Die Orgel gehört zu den schönsten und vollkommensten in Deutsch- land. Eine besondere Erwähnung verdient auch die kunstvolle Uhr im Dom, an der Südseite des hohen Chores. Sie soll zu Anfange des 16. Jahrhunderts von einem münsterischen Uhr- macher angefertigt sein. Die Uhr zeigt nicht nur die Stunden sehr deutlich, sondern auch den Lauf der Planeten im Thier- kreis, ebenso den Auf- und Untergang der Sonne, die Zu-

16. Der sächsische Kinderfreund - S. 99

1868 - Leipzig : Arnoldi
99 Um seinen Schmerz zu mildern, erhob er sich nochmals von seinem Lager, ging in der Stube auf und ab und betete: „In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott." Bald klagte er über zunehmenden Schmerz; der Graf Albrecht und dessen Gemahlin brachten ihm allerlei Erquickung, und es wurden zwei Aerzte der Stadt gerufen. Alle Versuche blieben jedoch vergeblich, und als sich die Krankheit mehrte, sprach der Kranke mit Andacht: „O mein himmlischer Vater, mein Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen Sohn Jesum Christum offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt habe, den ich geliebt und gelobt habe, welchen alle Gott- lose verfolgen und lästern. Ich bitte dich, Jesu Christe, laß dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, ob ich schon diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggeriffen werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich bei dir ewiglich bleiben soll, und aus deinen Händen mich Niemand reißen kann." Nach diesem Gebet ward er still. Mau rief ihn, aber er antwortete nicht. Da redete ihn D. Jonas mit lauter Stimme an: „Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf Christum und die Lehre, die Ihr gepredigt, beständig sterben?" Er gab ein deutliches Ja zur Antwort. Nun wandte er sich auf die rechte Seite, fing an zu ruhen, holte sanft Athem und entschlief friedlich in dem Herrn; dieß geschah des Morgens 2 Uhr am 18. Februar 1546, nachdem er 63 Jahre gelebt hatte. Vor Tagesanbruch erschienen 5 Grafen von Mansfeld nebst andern vornehmen Personen, um den Entschlafenen zu betrauern. Bis 9 Uhr ließ man ihn in seinem Sterbebette liegen; varauf hüllte man ihn in ein weißes Gewand und legte ihn in einen zinnernen Sarg. Am 19teu nachmittags 2 Uhr trug man die Leiche mit großer Feierlichkeit und geistlichen Gesängen in die Hauptkirche. Fürsten, Grafen und Herren sammt ihren Frauenzimmern und eine große Anzahl Volks befanden sich im Zuge. v. Jonas hielt dem Entschlafenen eine Leichenpredigt, worin er sagt, daß Martin Luther ein trefflicher Redner, ein gewaltiger Dolmetscher der ganzen Bibel und der Mann gewesen seh, von dem wir recht Deutsch reden und schreiben gelernt. Die Nacht hindurch ließ man die Leiche in der Kirche stehen und von 10 Bürgern bewachen. Weil indeß der Churfürst von Sachsen verlangte, daß Luther in Wittenberg begraben werden solle, so begleitete man den 20. Februar die Leiche mit aller Ehrwürdigkeit und mit christlichen Gesängen aus der Stadt Eisleben. In allen Orten, durch welche die Ueberreste des Verklärten getragen wurden, läutete man die Glocken. Endlich kam man am 22sten vor Wittenberg an. Am Thore standen sämmtliche Professoren und Studenten, der Rath und die Bürgerschaft, die Pre- 7 *

17. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 511

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
vom westvbäuschm Rreise. y 11 Sdit Adtty Münster - Bkl en. Sie liegt im Stifte Eüttiek, Hey der Stadt Bil- fen, und ist ein freyes Reichs Stift vor weibliche Standes-Personen, so Augustiner Ordens sind. Die heilige Landrada, eine Anverwandtin des ersten Hertzogs Pipini de Landis von Brabant, hat dasselbe A 6^9. gestiftet. Die Stifts-Kirche unse- rer Lieben Frauen ist schöne. Das Eapitul besteht ausderaebtißin, so. Stifts-Fräulein und 4. Ca- nonicis, die alle, wenn sie wollen, wieder heraus heyrathen können. Weil in der Kirche ein wunder- thatigs Marien-Bild ist, so ist da täglich vielwall- fahrtenshin. Dieweltlichejurisdietion verwaltet ein Groß-Land Vogt, welchen die Aebüßin allemal setzet. Die jetzige ist Chrls'tina Eberharui- Wa, eine gebohrne Printzeßin von Polleulollern. Die Abtey Thoren- Ein Fürstliches Weibliches Reichs-Stift in dem Bißthum Lüttich, nahe an der Aleuse, Bene- dictiner Ordens. Es besteht aus einer Aebttßin, i4.Adelichen Kloster Jungfern und 6 Lsnonici8; die müssen ihre i6.Adelichenahuen beweisen,wenn sie hinein wollen; hingegen können sie auch nach ih- ren Vergnügen heraus yeyrathen, wenn sie wollen» Nur kan solches die Fürstliche Aebttßin nicht, weil sie das Gelübde der Keuschheit ablegen muß. Die- se berühmte und reiche Abtey hat die Gräfin Hils- "Winda von Streyen, eine Gemahlin Ansfridi, Grafens von tttiy , A. 992. gestiftet, und ist auch darinne gestorben. Die jetzige Aebtißm ist Chri- Stin A Fr Anc1sca , eine gebohrne Pfaltz-Grä- sin zu Sultzbach. Tho-

18. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 63

1916 - Erfurt : Keyser
— 63 — zusammen. Die Glocke, die heute noch vorhanden ist, hat ein Gewicht von 275 Zentnern. Der Klöpfel wiegt außerdem 11 Zentner. Bei günstiger Windrichtung vernimmt man das Gelernt auf 6 Stunden in die Runde. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Dom noch mancherlei Schick- sale erfahren. Im Bauernkrieg erlitt er im Innern und Äußern arge Beschädigungen. Auch wurde der dem Rate zur Aufbewahrung übergebene silberne Sarg eingeschmolzen. Aus dem Silber wurden Geldstücke geprägt, die den Namen Sargpfennige führten. Statt des Silbersarges ließ der Rat einen Holzsarg fertigen, der heute noch vorhanden ist. In den folgenden fünf Jahren (1525 —1530) wurde der Dom zur Abhaltung des evangelischen Gottesdienstes benutzt. Das geschah noch einmal zur Schwedenzeit. Gustav Adolf schenkte nämlich das Stift dem Rate der Stadt. Ein neues schweres Unglück traf die Kirche am 13. September 1717. Ein Blitzstrahl zündete den mittleren Turm an. Das Feuer wurde bald gelöscht. Es brach aber am Abend von neuem aus, zerstörte die Turmspitzen und brachte die Glocken, die große ausgenommen, zum Schmelzen. Über ein Jahrhundert ersetzte nun ein einfaches Holzdach die frühere Turmzier. Eine neue Gefahr brachte dem Dome die Franzosen- zeit (1806—1813). Jetzt drohte ihm sogar der Abbruch. Die neuen Herren der Stadt wollten die Festungswerke des Petersberges bis zum Domhügel vorschieben. Sie sahen aber endlich ein, daß der noch tiefer gelegene Hügel nicht als Verteidigungsmittel zu gebrauchen war. Sie umgaben ihn darum mit einem einfachen Balkenzaun. Die Kirche aber wurde als Pferdestall benutzt. Auch die Domstufen wurden abgerissen. Die Steine wurden zur Ausbesserung der Festung auf dem Petersberg benutzt. Seit der Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat abermals eine reiche Bautätigkeit eingesetzt, durch welche der Dom seine jetzige Schön- heit erlangt hat. In der Zeit (1870) ist auch auf der Westseite das über- lebensgroße Bild der Jungfrau Maria mit dem Gotteskind geschaffen worden. Es besteht aus lauter kleinen, farbigen Stiften von Stein, Glas, Ton und Holz. Sie sind durch einen festhaftenden Kitt oder Mörtel miteinander verbunden. Das Innere des Domes wird durch herrliche Glasfenster erhellt und ist reich an Schmuck. Selbst die Chorstühle sind von großer Schön- heit. An der Südwand schauen wir das Bild des großen Christoph, darunter das Grabmal des Grafen von Gleichen mit seinen zwei Frauen. Die Lage der beiden Kirchen ist eine schöne. Vom Friedrich Wilhelms- platz ist ihr Anblick unvergleichlich. Aber auch aus der Ferne übt das Bild der beiden Schwesterkirchen auf den Wanderer einen tiefen Ein- druck aus. Am schönsten ist der Anblick von Westen, wenn die unter- gehende Sonne das Marienbild mit seinem goldigen Grunde überstrahlt. 3. Die Hinrichtung der Mordbrenner. Durch den großen Brand am 19. Juni 1472 war der ganze Stadt- teil zwischen Gera und Petersberg in Flammen aufgegangen. Das Feuer

19. Bd. 2 - S. 330

1844 - Leipzig : Kollmann
330 Den Boten schickte er mit dem Befehle zurück, den Leichnam nach Wittenberg zu bringen, wobei er zugleich an die Universität die Weisung ergehen ließ, die sterbliche Hüll«? ihres großen Lehrers nach Würden zu empfangen. Man ließ sogleich nach Luthers Verscheiden einen zinnernen Sarg gießen, in welchen der Körper des Verstorbenen im Sterbe? kleide eingelegt wurde. Freitags, den 19. Nachmittags um zwei Uhr, ward der Sarg, in Begleitung aller anwesenden Grafen, vieler Edelleute und fast des ganzen Volkes in Eiöleben, aus dem Drachstedt'schen Hause nach der Kirche getragen, wo der Doctor Jonas dem Verblichenen eine Leichenrede hielt, nach welcher die Leiche über Nacht in der Kirche stehen blieb, bis sie am folgen- den Tage unter großer Begleitung nach Halle abgeführt ward. Auf dem Wege dahin wurden in allen Dörfern die Glocken gelau- tet, und Männer, Weiber und Kinder schlossen sich wehklagend dem Zuge an. Abends nach fünf Uhr näherte sich derselbe der Stadt Halle, deren Einwohner ihm schon von weitem entgegen- strömten, indeß der Magistrat, die Geistlichkeit und die Schule ihn in förmlicher Proccssion einzuholen kamen. Unter dem ent- setzlichsten Gedränge ging der Zug über die Hohe- und dann über die Schieferbrücke, durch das Moritzthor, den alten Markt ent- lang und von dort durch die Schmcerstraße nach der Marktkirche. Weil aber das zuströmcnde Volk die Brücken und Straßen der- gestalt verstopfte, daß der Leichenwagen alle Augenblicke still hal- ten mußte, so brachte man auf diesem kurzen Wege durch die Stadt fast zwei Stunden zu, und erst gegen sieben llhr ward der Sarg in der Sacristei der Marktkirche niedergefetzt, wo er die Nacht hindurch unter Aufsicht einer Bürgerwache stehen blieb» Ein Künstler benutzte diese nächtlichen Stunden, einen Wachsab- druck von dem Gesichte des Tobten zu nehmen. (Das nach die- ser Maske verfertigte Bildniß ist noch jetzt auf der Marienbiblio- thek in Halle zu sehen). Des folgenden Morgens ganz früh ging die Reise weiter über Bitterfeld nach Wittenberg, wo die Leiche am 22. Februar ankam. Der Einzug durch das Elsterthor war ebenso feierlich, wie rührend. Eine große Anzahl von Grafen und Herren zu Pferde, dann die ganze Universität und der Magi- strat, zogen vor und hinter dem Leichenwagen her, wobei in zahlreichem Gefolge der ganze Haufe der trauernden Bürger mir Weibern und Kindern sich anschloß. Nie ist wohl eine Stadt in

20. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 114

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 114 - dergleichen Dinge, wie ihnen das ihre Privilegien zugestehen. Sie knnen auch Leute, Weiber und Männer, Knechte und Mgde, zu ewigem Rechte besitzen. 4. Da dieser Orden Krankenhuser schon hatte, bevor er ritterlichen Brauch bte, wie das aus dem Namen, da er das Spital heit, hervorgeht1), so setzen wir fest, da man in dem obersten Haufe oder wo der Meister mit dem Kapitel zu Rate geht, ein Krankenhaus habe zu allen Zeiten____ In den anderen Husern dieses Ordens, die ohne Krankenhaus sind, soll man keins einrichten ohne besondere Anordnung, die der Meister unter Beirat der weisen Brder trifft. 5. Also soll man die Kranken in die Krankenhuser aufnehmen. Wann immer der Kranke auch ankommt, soll er, ehe man ihn zur Ruhestatt bringt, seine Snde beichten, falls er so krftig ist und einen Beichtiger hat, und er soll auch Gottes Leib empfangen, wenn der Beichtiger dazu rt. 6. .... Wir wollen, da man das festiglich behalte, da der Bruder, dem vom Meister oder dessen Bevollmchtigten die Sorge fr das geistliche und leibliche Wohl der Kranken anvertraut wird, sich befleiige, ihnen demtig und ergeben zu dienen. Die Komture sollen auch darber sorgfltig wachen, da den Kranken an ihrer Kost und ihrer Notdurft, womit sie sie versehen mssen, nichts gebreche. Geschhe es aber, da infolge der Geringschtzung ober Saumseligkeit derer, die den Kranken die Notdurft geben mssen, diese vernachlssigt werden, so sollen die Brder, die dem Krankenhause dienen, es dem Meister oder dem Obersten an-zeigen, der gerechterweise die Nachlssigen zu strafen hat nach der Gre ihrer Schuld.... 8. Die Pfaffen- und Laienbrder sollen Tag und Nacht gemeinschaftlich kommen zum Gottesdienst und ihren Gezeiten; die Pfaffen haben dann zu singen oder in ihren Brevieren und Bchern zu lesen, die dem Orden gem ge-schrieben sind; die Laien, mgen sie anwesend oder sonstwo sein, sollen zur Mette dreizehn, zu jeder der anderen Gezeiten sieben Paternoster sprechen auer der Vesper, zu der sie neun sprechen2) .... 9.....Wir setzen fest, da alle Brder dieses Ordens im Jahre siebenmal Gottes Leib empfangen____Ihn weniger oft zu empfangen, geht nicht, da andere Orden, die auch Laien haben, ihn viel fter zu empfangen pflegen. 11.....Die Ritterbrder sollen weie Mntel tragen als ein Zeichen der Ritterschaft; doch sollen sie an anderen Kleidern sich nicht von den brigen Brdern unterscheiden. Wir setzen fest, da ein jeglicher Bruder an Mnteln, an Kappen und am Waffenrock ein schwarzes Kreuz trage, um so auch uerlich zu bezeugen, da er ein Glied dieses Ordens ist ... . 22. Da dieser Orden besonders zur Ritterschaft gegen des Kreuzes und des Glaubens Feinde gegrndet ist----, so berlassen wir es der Einsicht des obersten unter den Brdern, da er mit den weisesten Brdern des Landes, in dem man Krieg fhrt, oder wenn man ohne Schaden auf die anderen nicht warten kann, mit denen die anwesend sind, alle Dinge, die zur Ritterschaft gehren, als da sind Pferde, x) Der Orden hie amtlich der heilige Orden der Brder des Spitals St. Marien des deutschen Hauses von Jerusalem". S) Gemeint sind die sieben Stunden oder Hren des Tages, die zu Gebeten der Geistlichen und Mnche bestimmt waren. Die Mette war gegen 3 Uhr morgens, die Vesper um 4 oder 5 Uhr nachmittags. Vgl. S. 44. Anm. 3 und S. 131. Anm. 2.