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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

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1. Das Mittelalter - S. 183

1912 - Nürnberg : Korn
— 183 — fernten sich und der Gefangene stand im Dunkeln. Er tastete mit vorgestreckten Händen herum; da war keine Türe, kein Fenster, seine Finger trafen überall auf die Mauer. Mit den Füßen stieß er an ein Bündel Stroh, darauf setzte er sich. Jeden Tag kam ein Knecht, öffnete die Falltüre im Gewölbe und ließ am Stricke ein Stück schwarzes Brot und einen Krug mit Wasser herab. Der Ritter aber warb Knechte, umging die ganze Burg und untersuchte die Mauer. Ju der Rüstkammer wurde fleißig gearbeitet und es häuften sich die Spieße und Pfeile. Jede Nacht^stauleu-Mächter auf der Mauer. Da flog in der Dämmerung ein Pfeil zu ihnen hinauf und blieb im hölzernen Wehrgang stecken. Sie zogen ihn heraus; ein Brief war um den Schaft gewickelt und mit einem Faden festgebunden. „Es ist einlehdebries!" sagten sie und brachten tihn dem Ritter, der ihn durch den Burgkaplau vorlesen ließ. In den nächsten Tagen räumten die Bauern im Dorf Häuser und Ställe. Wagen voll Hausrat und ganze Viehherden kamen den Burgberg herauf und Menschen und Vieh füllten die Höfe. Als auch der letzte Mann in der Burg war, wurde das Tor geschlossen, die Zugbrücke aufgezogen. Waffen wurden aus der Rüstkammer geholt und verteilt; Bauern und Knechte stellten sich auf die Mauer und erwarteten den Feind. Nach Mitternacht blies der Turmwächter auf dem hohen Bergfried. „Ich sehe Feuer!" schrie er vom Turm herab. „Ein ganzes Dorf brennt!" Und am Morgen sahen sie von der Mauer aus, wie unten im Tale eine Schar heranzog. Vor dem Dorfe teilten sie sich; die einen quartierten sich in den Häusern ein, die andern schlugen auf der Wiese ihre Zelte auf. Deutlich konnte man sehen, wie sie am Bache ihre Pferde tränkten und auf der Wiese Feuer machten. Ein paar Knechte wagten sich vorsichtig die Burgstraße heraus, den Schild vor der Brust. Aber sowie sie näher kamen, flogen ihnen von der Mauer Pfeile und Spieße entgegen. Da flohen sie wieder ins Dorf hinab. Aber in der finsteren Nacht schoben die Feinde leise und heimlich einen Wagen mit Stroh den Berg herauf und fingen an, Strohbündel in den Graben zu werfen, bis er ausgefüllt war. Und hinter dem Wagen kam ein Tier auf vier Rädern nachgeschlichen, mit einem langen Hals, einem eisernen Kops und eisernen Hörnern. Es war ein langer dicker Balken, vorne mit Eisen beschlagen. Er hing in einem Wagen, der oben mit nassen Häuten überdeckt war. Unter diesem Dache standen geduckt die Knechte; und hinten schoben die Bauern den

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 34

1914 - München : Oldenbourg
— Z4 — Bergesabhang ab (6alsgraben). )n der zweiten ßälfte des \2. Jahrhunderts wurde eine Ringmauer um den Felsensockel des Bergfriedes erbaut; später wuchsen mit der fortschreitenden Vergrößerung der Burg ein zweiter, dritter und sogar ein vierter Ringwall aus dem Boden. Die Mauern waren mit Zinnen gekrönt, hinter denen sich die Besatzung verbergen konnte. Brustwehren, Erker, eingebaute und hervorragende Türme verstärkten den Befestigungsring und erleichterten dessen abschnittweise Verteidigung. Zu diesem Zwecke waren überall enge Schießscharten ausgebrochen. Ein Teil der Mauern trug hölzerne, überdachte Wehrgänge. Um die äußere Mauer lief der Burggraben. Fast alle Besitzer der Burg waren bestrebt, ihren Stammsitz durch Um- und Neubauten zu verschönern und ihn gegen Feinde immer widerstandsfähiger zu machen. So entstand das eigentliche Burgbild, das wir auf einer Wanderung durch die einzelnen Räume betrachten wollen (vor ^6zh). Auf dem ansteigenden Burgwege, der so angelegt ist, daß er au Mauern und Türmen vorüberführt und dadurch Gelegenheit gibt, anstürmende Feinde auf der schildlosen (rechten) Seite mit Geschossen zu bewerfen, erreicht man das Burgtor. Zwei Türme flankieren es. Dazwischen hängt an eisernen Ketten, die über Hollen laufen, die aus Eichenplanken bestehende Zugbrücke. Da sie nicht aufgezogen ist, können wir auf ihr den Burggraben überschreiten und in den Raum zwischen der äußeren und der inneren Ringmauer gelangen, in die Porburg oder den Zwinger. Hier befindet sich gleich der tiefe Ziehbrunnen, hier stehen auch die Wirtschaftsgebäude, die Wohnungen für die Dienstleute und die Stallungen. Durch ein zweites Tor kommen wir in den inneren Burghof. Der alte Palas (das Wohngebäude), der wiederholt umgebaut wurde, mit Küche und Speisekammer, nebenan die Burgkapelle, der gewaltige Bergfried, dessen eine Ecke sich gegen den Berg kehrt, dann noch mehrere große Bauten Qohannesbau und Löwensteiner Bau), welche die Grafen zur Vergrößerung der Wohnräume im Laufe der Jahrhunderte errichteten,, umschließen denselben. Eine breite Schlucht trennt uns von den eigentlichen Befestigungswerken bet Vorburg, die um und nach ^oo, also nach Einführung der Feuergeschütze, entstanden sind. Drei gewaltige Bollwerke, der Zehn-ringturm oder das Vordere Bollwerk, das Obere Bollwerk oder die Zitadelle und das Hintere Bollwerk, verstärken die zinnengekrönte vierte, von ^00 bis ^50 aufgeführte Ringmauer und sind zur Aufstellung schwerer Geschütze eingerichtet. 3n das Tal hinablaufende Mauern, die Stadtwehren, verbinden die Burg mit den Verteidigungswerken von Wertheim. — Nicht alle Rittersitze waren im Laufe der Zeit zu solch ansehnlicher Größe herangewachsen. Manche bestanden nur aus einem Bergfrieds in dem recht unwirtlich zu wohnen war. Bei anderen waren die wohn-

3. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 112

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
112 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Lergischen Landes, überall entsenden von rebumkränzter oder waldumrauschter höhe stolze, kühne Burgen ihren Gruß. Za, selbst in den unabsehbaren Ebenen an der Erst und des Niederrheins schlummern wie verzaubert inmitten scheinbar undurchdringlichem Dickicht gewaltige Wasserburgen als Zeugen jener längst entschwundenen, starken Zeiten. Was können uns diese altersgrauen, efeu- umrankten Gemäuer nicht alles künden! Stolze Ritter aus den angesehensten deutschen Adelsgeschlechtern hatten sich diese festen Burgen entweder auf Bergen oder in Niederungen an Klüssen und Seen erbaut. Nings um die Burg lief ein breiter, tiefer Graben, hinter ihm erhob sich eine Ring- oder äußere Burg- mauer, die von Mauertürmen überragt wurde. Über den Graben führte zum Burgtor eine Zugbrücke, von der Burg aus wurde sie in die höhe gezogen. Über die Zugbrücke und durch das Tor gelangte man in den Burghof, um welchen die einzelnen Gebäulichkeiten lagen. In dem größten Gebäude, dem palas, erblickte man den prächtig ausgeschmückten Rittersaal. Über dem Rittersaal oder sonst an einer passenden Stelle befand sich die Capelle. Über dem palas war die Kemnats erbaut, welche die Wohnräume der Kamilie, namentlich der Zrauen, enthielt. In dem Schatzhaus, einem wichtigen Gebäude der Burg, wurden allerlei Waffen, Pfeile, Logen, Schilde, Speere und Verteidigung?- und Hausgeräte angefertigt. Alle Gebäulichkeiten überragte der Bergfried, ein weit ins Land schauender Wartturm, hier wohnte der Burgwart, der von seiner hohen Warte fleißig Umschau halten mußte und dem Burgherrn das Erscheinen der in der Zerne auftauchenden Feinde oder die Ankunft von Gästen zu melden hatte, von seiner Burg aus zog der Ritter im Jagdkleide zum fröh- lichen Jagen oder in glänzender Rüstung mit wappengeschmücktem Schild und breitem Schwert zum heiteren Turnier (Kampfspiel) oder zum blutigen Streite. Schon in frühester Jugend wurden die Söhne der Ritter im Waffenführen geübt. Als Edelknechte, dann als Knappen mußten sie einem fremden, angesehenen Ritter dienen, hatten sie sich als brav und tüchtig erwiesen, so erhielten sie mit dem 21. Jahre den Ritterschlag und gelobten bei dieser Gelegenheit, ihrem Landesherrn treu zu dienen, den Glauben und das Recht zu verteidigen und die Armen und Bedrängten zu schützen. In späteren Zeiten vergaß mancher Ritter jedoch dieses beim Empfang des Ritterschlages abgelegten Gelöbnisses, wich von dem Wege des Rechtes und scheute nicht vor Raub und Mord zurück. Oie früher wegen ihrer Tugenden so hoch angesehenen Ritter sanken zu Raub- rittern herab. Solche Raubritter überfielen den friedlichen Kaufmann auf offener Landstraße, raubten ihm sein Hab und Gut und ließen ihn oft in dem düsteren Burgverließ (Gefängnis in der Burg) so lange schmachten, bis ein hohes Lösegeld für den Unglücklichen gezahlt wurde. Namentlich die Besitzer der prächtigen Rheinburgen wurden zu solch frechen Raubrittern, bei denen das Sprüchlein galt: „Reiten und Rauben ist keine Schande, Das tun die Besten im Lande."

4. Das Mittelalter - S. 184

1912 - Nürnberg : Korn
— 184 — Wagen vorwärts und brachten so den Widder ganz nahe an die Mauer. Während der Ritter mit den Knechten beim Frühmahl saß, erschütterte ein dumpfer Stoß wie ein heftiger Donnerschlag die ganze Burg; die Wände zitterten und die Schüsseln klapperten auf dem Tische wie bei einem Erdbeben. „Der Mauerbrecher!" schrie der Ritter entsetzt und sprang jaus. „Sie sind da. Sie klopfen an!" Immer heftiger wurden die Stöße. Alle eilten hinaus, schoben Fässer und Wägen vor das Burgtor und hängten außen Strohsäcke an die Mauer. Weiber schleppten Steine, heißes Wasser und geschmolzenes Pech hinauf. So schossen und gossen sie hinab und schleuderten brennende Pfeile gegen das Dach des Widders; aber sie erloschen an den nassen Häuten. So verging der Tag unter Geschrei und Kämpseu. Am Abend wurde es still. Da, — plötzlich schrien die Weiber auf. In der Dunkelheit kam etwas gegen die Burg geflogen wie ein großer, feuriger Leuchtkäfer. Deutlich hörte man in der nächtlichen Stille sein Schwirren. ^Wasser auf die Dächer! Und nafselumpen!" schrie der Ritter. „Sie schießen Feuerpfeile!" Der Wächter auf dem Turm rief, sowie ein Pfeil geflogen kam. Wo er niederfiel, da löschten sie ihn mit Wasser und nassen Lumpen wieder aus. So verging die Nacht schlaflos in Unruhe. Gegen Morgen rief ein Bauer: „Alle hieher! Das Strokidack^ des Sckiuppens brennt!" Während die einen das Aeuer löschten, standen die andern am Tor, wo der Widder immer heftiger gegen die Torflügel raste, bis sie nachgaben. Ein feindlicher Knecht drängte sich sogleich herein. Aber da sauste hinter ihm von der Decke das Fall-gitter herab. Und während er entsetzt zurücksah, rasselte vor ihm ein zweites Fallgitter nieder und er war gefangen wie ein wildes Tier im Käfig. In einen Winkel geduckt, streckte ihn ein Pfeilschuß zu Boden. Aber schon begann draußen ein wildes Geschrei: „Leitern! Bringt die Leitern her! Zum Sturm!" Massenhaft klettern jetzt die Feinde über die Mauer. Zuerst wird oben gekämpft auf dem Wehrgang, dann auf den Treppenstufen, dann im Vorhof, dann im Burghof. Eine Schar rettet sich in den Turm. Rasch steigen sie hinauf zum Eingang im ersten Stock, ziehen die Leiter an sich und schließen die eisenbeschlaqene Türe. Im Turm waren in den festen Gewölben Lebensmittel für viele Tage angehäuft. Aber schon kroch auch der Mauerbrecher tote eine große, böse, bissige Schildkröte über den Burghof und rannte mit seinem eisernen Kopf gegen die meterdicken Wände des Turmes. „Haltet euch hier, so lange ihr könnt. Die Mauern sind fest. Ich werde mit Hilfe kom- men!" sagte der Ritter, zündete eine Laterne an und entfloh mit Weib

5. Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation - S. 92

1911 - Langensalza : Beltz
92 Das Rittertum. Wenn man von einer heimatlichen Burg nicht ausgehen kann, wird der im folgenden zusammengestellte Stoff durch die Betrachtung des Lehmann-schen Bildes „Die Ritterburg" gewonnen: Die Ritter wohnten in Burgen. In bergigen Gegenden waren diese auf schwer zugänglichen Höhen errichtet. Meist war nur von einer Seite her ein Zugang zur Burg möglich. Auf den anderen Seiten fiel der Burgberg steil ab, so daß von hier aus feindliche Überfälle nicht zu fürchten waren. In der Ebene umgaben die Ritter die Burgen mit einem tiefen, breiten Graben. Viele waren mitten im Sumpfe oder innerhalb von Flußwindungen erbaut. Solche Burgen hießen Wasserburgen. Uber den Burggrabe u führte eine Zugbrücke bis ans Burgtor. Sie konnte an starken Eisenketten in die Höhe gezogen werden. Das Burgtor war mit einem W a r t t u r m überbaut. In ihm wohnte der Wächter. Jedesmal, wenn ein Fremder nahte, blies er ins Horn, um den Freund oder Feind den Burgbewohnern anzukündigen. War der Ankömmling ein Freund, so ließ man die Zugbrücke herab und öffnete das Tor. Durch die weite Torhalle trat man in den Zwinger (äußerer Burghof) ein. Hier lagen die Wirtschaftsgebäude und die Wohnstätten der Diener und Knechte. Eine zweite hohe Mauer umschloß den inneren Burghof. Hier fiel zunächst der mächtige Bergfried auf: ein meist alleinstehender, runder Turm. In ihm fanden die Bewohner noch Zuflucht, wenn die Burg schon in den Händen der Feinde war. Er diente auch zur Unterbringung der Gefangenen. Rings um den inneren Burghof lagen die Wohnungen der Ritterfamilie. Das größte und prächtigste Gebäude war der Palas. In ihm befand sich der R i t t e r s a a l. Eine große, steinerne Treppe führte vom Hofe aus zu ihm hinauf. In ihm wurden alle Festlichkeiten abgehalten. Neben dem Herrenhause waren die Wohnräume für die Frauen und Kinder, die sogenannten Kemenaten, errichtet. „Hier waltete die Burg-herrin im Kreise ihrer Töchter und ritterlicher Jungfrauen, die ihr zur Erziehung anvertraut warnt. Da wurde gesponnen und gewebt, genäht und gestrickt, da wurden nicht nur die Kleider der Frauen hergestellt, sondern auch die buntgestickten Wappenröcke, welche die Ritter bei festlichen Gelegenheiten über ihrer Rüstung trugen." Vom Rittersaale aus schritt man durch eine Tür in die Kapelle, wo sich die Ritter und ihre Familien zur Andacht versammelten. In den Kellerräumen des Herrenhauses lagen die Vorratskammern für Lebensmittel, Waffen it. dergl. Innerhalb der äußeren Burgmauer gab es in großen Burgen auch einen B u r g g a r t e n , der den Bewohnern Obst und Gemüse lieferte. In der Mitte des Burghofes stand neben dem Burgbrunnen die Burglinde. In ihrem Schatten fanden sich die Ritter, Frauen und Kinder zu fröhlichem Spiel und Geplauder zusammen. Überschrift? Zusammenfassung: Die Wohnung des Ritters. 2. Wie sich der Ritter vor Verwundungen durch den Gegner zu schützen suchte. Seine Hauptbeschäftigung war der Kampf. Demgemäß kleidete er fick auch. Den Körper schützte ein Stahlpanzer, der vom Halse bis an den Fuß reichte. Brust und Rücken waren noch von einem Stahlharnisch bedeckt. Arme und Beine waren von Stahlschienen umschlossen. Der Helm reichte bis auf den Hals herab. Das Gesicht war durch ein Visier geschützt. Da ein so gepanzerter Ritter nicht zu erkennen war, so ließ er auf den Schild als Erkennungszeichen sein Wappen malen.

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 222

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 222 — Kommentar zu Lehmann, kulturgeschichtliche Bilder) gegeben bezw. gewonnen werden. Jagd und Kampf. Über die ritterliche Jagd ist das Nötige bei der Besprechung der Nibelungensage (I. Teil, Nr. 12) gegeben worden. Die ritterliche Kampfweise ist in der Schilderung und Besprechung der Schlachten genügend dargestellt worden. Deshalb ist hier nur eine kurze Zusammenfassung nötig. 3. Die Wohnung des Ritters, die Ritterburg. Zusammenstellung der bekannten Züge: Lage (Berg, Sumpf), Aussehen, Baulichkeiten (Mauern, Türme, Wallgraben, Zugbrücke. Palast u. s. w.) und Zweck derselben, große Zahl der Burgen (Rudolf zerstört 66 Burgen in Thüringen, viele Ruinen); einfache Burgen der ärmeren Ritter (bloß ein Turm) und großartige Burgen der Fürsten (z. B. Wartburg). Kann man der nun folgenden Besprechung ein gutes Bild, etwa das Lehmannsche zu Grunde legen, so werden sich die Schüler zunächst über das aussprechen, was sie sehen, und auch ihre Gedanken über den Zweck dieser Vorrichtungen äußern. Die Darbietung wird sich dann meist „darstellend" gestalten, nämlich so, daß Lehrer und Schüler sich im Geist zu den Angreifern einer Burg als Mithandelnde gesellen und sich hiermit einerseits die Hindernisse vergegenwärtigen, die sich der Eroberung entgegenstellen, andrerseits die Hilfsmittel, mit denen diese Hindernisse überwunden werden können, und die Verteidigungsmittel, mit denen sich die Belagerten zu wehren und zu retten suchen. Dieser Gang wird sich aber auch empfehlen, wenn kein Bild vorhanden ist, da er die langweilige Beschreibung in eine interessante Handlung auflöst, den Zweck der Baulichkeit scharf hervorhebt und die Mitthätigkeit des Schülers herausfordert. Der Zweck der Burg im allgemeinen: Schutz der Burgleute und ihrer Habe vor feindlichen Angriffen (daher der Name: bergen = schützen); Wohn- und Wirtchastsräume für die Familie und das Gesinde des Ritters. Die Burg als schützende Festung. Phantasierte Darstellung von Angriff und Abwehr mit fchließlichem Sieg der Angreifer. Diese Darstellung wird sich hauptsächlich auf folgende Punkte erstrecken: Lage der Burg, Burgweg, Burggraben, Ringmauern mit Zinnen, Mauertürme, Thorturm mit Wächter, Thor mit Zugbrücke (schwächste Stelle), Fallgitter, Vorburg, innerer Burghof mit den Wohnräumen, Burgfried (die letzte und sicherste Zuflucht der Belagerten). Schußwaffen auf beiden Seiten: Speere, Pfeile, Steine (auch mit Wurfmaschinen); Mauerbrecher, Ausfüllung des Grabens, Stoßbalken gegen das Thor; Ausguß von brennendem Pech, siedendem Öl oder Wasier u. s. w. *

7. Das deutsche Vaterland - S. 233

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 233 — dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl- reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann- schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen- rüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen; blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum Gruße emporhoben." b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat! tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-

8. Das deutsche Vaterland - S. 286

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 286 — dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl- reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann- schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen- rüstnng hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen; blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum Gruße emporhoben." b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat? tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 57

1911 - Berlin : Winckelmann
wurden mit Mauern und Gräben umgeben, und vor dem äußeren Burgtor lag eine Zugbrücke, die beim Kommen und Gehen herabzulassen und aufzuziehen war. Ritterburg*). (Xiii. Jahrhundert.) 1. Vorhof (Zwinger). 2 Tor-Turm. 3. Küche. 4. Herrenhaus (mit Kapelle). 5. Bergfried. 6. Burgtor mit Zugbrücke. 7. Rüsthaus. 8. Wohnhaus (für Knechte). 9. Schnitzhaus. 10. Frauenhaus (Kemnate). Teile der Burg. Der Hauptbestandteil einer größeren Ritterburg war der Bergfried, ein starker Turm, der meistens ganz frei (ohne Verbindung mit *) Dieses Bild ist als farbige Anschauungstafel in dem Verlage F. E. Wachsmuth, Leipzig, erschienen.

10. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 49

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 49 — B. Darbietung. (Darstellender Unterricht.) 1. Wie es im Burghofe der Plesse aussah. a. Herausarbeiten dieses Abschnitts. Wodurch ist die Plesse rings geschützt? Durch eine dicke Mauer. An welcher Seite ist die Schutzmauer am höchsten? An der Nord- und Ostseite. Wie hoch ist die Mauer wohl? (9 m.) Warum haben die Süd- und Westseite weniger hohe Mauern? Weil vou diesen Seiten die Feinde den Berg nicht erklimmen konnten. Was hast du an der Ostseite außer der Mauer noch gesehen? Einen Graben. Der Graben war früher viel tiefer; man hatte ihn ganz in den Felsen gehauen. Von welcher Seite mußte der Eingang in die Burg führen? Wie heißt die Eingangsstelle? Tor. Was ist noch davon vorhanden? Wie es wohl früher aussah? Da stand ein turmartiges Haus über dem Eingang; das war das Torhaus. Der Toreingang war durch etrt Fallgitter und feste Türen, Querbäume und eiserne Riegel geschützt. Aus dem turmartigen Torhause hielt ein Wächter Tag und Nacht die Wache. Wie gelangte man über den Graben ans Tor? Über eine hölzerne Brücke. Die Brücke konnte wie eine Klappe hochgezogen werden. Welchen Namen hat sie daher? Zugbrücke. Zu welchem Zwecke war die Brücke so eingerichtet? [2)ie Anschauung von einem Burgtore wird zweckmäßig dnrch Faustzeichnung oder Abbildung, hier am besten nnr eine Einzeldarstellung des Tores, unterstützt.^ Der Torwächter läßt die Zugbrücke herab, zieht das Fallgitter auf, öffnet das Tor, wir treten jetzt durch das Torhaus ein in einen Hof, der rings von Mauern umschlossen ist. Wie wird dieser Hof heißen? Burghof. Da er der vordere oder äußerste Teil der Burg ist, so heißt er der äußere Burghof oder die Vor bürg. Was befindet sich in der Außenmauer der Borburg? Schießscharten. Wo hast du solche auch schon gesehen? An unserer Stadtmauer. Wie sind sie eingerichtet? Warum so? Die Mauer zeigt noch eine andere Eigentümlichkeit. Welche? Sie hat Zacken. Wie dicke Zähne ragen sie aus der Mauer heraus. Sie heißen Zinnen. Wo finden sich auch solche Zinnen? An der Stadtmauer, an unserm Rathause. Die Zinnen gehen rings um die Burg, rings um unser Rathaus wie ein Kranz; man spricht daher von einem Zinnenkranz. (Zeichnung!) Zu welchem Zwecke sind Zinnen an der Mauer angebracht? Während die Verteidiger durch die Lücken ihre Pfeile abschössen, konnten sie sich hinter den Zinnen verbergen. Doch wir gehen weiter, überschreiten den äußern Burghof. Dort wachsen jetzt Gras, Unkraut und Bäume, früher war er völlig eben und mit Kies oder Sand bestreut. Wir kommen abermals zu einem Tore, das sich in einem rechteckigen Turme befindet. Wie können wir dieses Tor bezeichnen? Das innere Burgtor. Tecklenburg, Der erste Geschichtsunterricht. 4

11. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 86

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
der Knappe mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken („Ritterschlag"). D i e B u r g e n. Die Ritter wohnten auf festen Burgen, die in Süd- und Mitteldeutschland auf den Gipfeln und Vorsprüngen der Berge erbaut waren (Höhenburgen); in ebenen Gegenden, vornehmlich im nördlichen Deutschland pflegte man die Burgen inmitten weiter Sümpfe anzulegen (Wasserburgen). Durch tiefe Gräben und mächtige Mauern mit Zinnen, Schießscharten und Türmen war die Burg gegen feindliche Angriffe geschützt. Über den Burggraben führte eine Zugbrücke zum Burgtor, das durch ein Fallgitter und kräftige Seitentürme geschützt war. Durch das Burgtor gelangte man auf den äußeren Burghof, den Zwinger; durch ein zweites Tor, über dessen Bogen sich die sogenannte „Pechnase" befand, trat man in den inneren Burghof. Inmitten der Mauern erhob sich hier der gewaltige Burgfried, mehrere Stockwerke hoch und bei älteren Burgen das eigentliche Wohnhaus für den Burgherrn und feine Familie. Im oberen Stockwerk hatte der Turmwart feine Wohnung. Tief unter dem Burgfried war das schauerliche Burgverließ, wo der gefangene Feind oft jahrelang nach der Freiheit schmachtete. Der Burg-frieb hatte kein Tor, sonbern in der Höhe des zweiten Stockwerks eine Tür, zu der von außen eine hölzerne Treppe führte, die leicht entfernt werben konnte. Eine mittelalterliche Burg. Nach Wachsmuths sehr empfehlenswerter Sammlung für den geschichtlichen Anschauungsunterricht. An den Burgsrieb lehnte sich der Palast mit dem prächtigen

12. Vaterländische Geschichte - S. 63

1900 - Berlin : Nicolai
63 Rosse wiehern vor Kampfeslust. Über die Gefallenen hält der Aufseher oder Grieswärter eine Stange. Die Knappen eilen herbei, um ihrem Herrn neue Lanzen zu reichen oder die Gefallenen in Sicherheit zu° bringen und die ledigen Rosse einzufangen. Der Kampf erneuert sich, bis die Herolde und Spielleute das Zeichen zum Einstellen der Feindseligkeiten geben. Nach Beendigung des Turniers, das oft mehrere Tage dauerte, wurden von den Preisrichtern die Sieger bestimmt. Wer die meisten Speere verstochen und die meisten Ritter überwunden hatte, dem überreichte eine Edeldame in feierlicher Weise den Preis oder Dank. War auch sein Wert gering, so ging doch dem Ritter die Ehre. der gefeierte Held des ^.ages zu sein, über allev. Sein Ruhm verbreitete sich weithin im Lande?) t 5. Die Ritterburg. Um sich bei den unaufhörlichen Kriegen und Fehden gegen feindliche Überfälle zu sichern, zogen im Mittelalter die reichen Adligen aus den Dörfern entweder auf schwer zugängliche, von Sümpfen umgebene Inseln (Wasserburgen), oder auf steile Bergeshöhen. Ihre Wohnungen umgaben sie hier mit festen Mauern und Wallgräben; über letztere führte eine Zugbrücke, die nachts und in Kriegszeiten aufgezogen wurde. Die Ritterburg hatte zunächst den Zweck, den Ritter und seine Familie zu schützen oder zu bergen. Die meisten Burgen, die dem niederen, unbemittelten Adel zum Aufenthalte dienten, waren schlicht und einfach gebaut. Sie bestanden oft nur aus aufgetürmten Steinmassen und sahen mehr auf Sicherheit als auf Behaglichkeit. In der engen aber festen Behausung fand der Ritter mit den Seinen oft nur mit Mühe und Not ein Unterkommen. Ansehnlich gebaut und geräumig eingerichtet waren dagegen die Burgen der reichen Ritter und Fürsten ans erlauchtem Geschlecht. Eine solche Burg krönte nicht selten den Gipfel eines weit ins Thal vorspringenden Felsens, der nur von einer Seite zugänglich war. Der Burgweg bot meist nur einem Reiter Platz und konnte von dem Wächter auf dem Wartturme überschaut werden. Die Thore waren stark befestigt. Über die Zugbrücke gelangte man in die Vorburg oder den Zwinger. Der innere Burghof wurde von den Wohngebäuden umgeben. Den letzten Zufluchtsort für die Belagerten bildete *) Sinnbildliche Ausdrücke: In Schranken halten, in die Schranken fordern; ausgestochen werden; aus dem Sattel heben; auf den Sand setzen; den Preis davontragen; einem die Stange halten; sich die Sporen verdienen; etwas im Schilde führen; im Stiche lassen.

13. Vaterländische Geschichte - S. 63

1898 - Berlin : Nicolai
63 Rosse wiehern vor Kampfeslust. Über die Gefallenen hält der Aufseher oder Grieswärter eine Stange. Die Knappen eilen herbei, um ihrem. Herrn neue Lanzen zu reicheu oder die Gefallenen in Sicherheit zu bringen und die ledigen Rosse einzufangen. Der Kampf erneuert sich, bis die Herolde und Spielleute das Zeichen zum Einstellen der Feindseligkeiten geben. Nach Beendigung des Turniers, das oft mehrere Tage dauerte, wurden von den Preisrichtern die Sieger bestimmt. Wer die meisten Speere verstochen und die meisten Ritter überwunden hatte, dem überreichte eine Edeldame in feierlicher Weise den Preis oder Dank. War auch der Wert desselben gering, so ging doch dem Ritter die Ehre, der gefeierte Held des Tages zu sein, über alles. Sein Ruhm verbreitete sich weithin im Lande.*) f 5. Die Ritterburg. Um sich bei den unaufhörlichen Kriegen und Fehden gegen feindliche Überfälle zu sichern, zogen im Mittelalter die reichen Adligen aus den Dörfern entweder auf schwer zugängliche, von Sümpfen umgebene Inseln (Wasserburgen) oder auf steile Bergeshöhen. Ihre Wohnungen umgaben sie hier mit festen Mauern und Wallgräben; über letztere führte eine Zugbrücke, die nachts und in Kriegszeiten aufgezogen wurde. Die Ritterburg hatte zunächst den Zweck, den Ritter und seine Familie zu schützen oder zu bergen. Die meisten Burgen, welche dem niederen, unbemittelten Adel zum Aufenthalte dienten, waren schlicht und einfach gebaut. Sie bestanden oft nur aus aufgetürmten Stein-masfen und sahen mehr auf Sicherheit als auf Behaglichkeit. In der engen aber festen Behausung fand der Ritter mit den Seinen oft nur mit Mühe und Not ein Unterkommen. Ansehnlich gebaut und geräumig eingerichtet waren dagegen die Burgen der reichen Ritter und Fürsten aus erlauchtem Geschlecht. Eine solche Burg krönte nicht selten den Gipfel eines weit ins Thal vorspringenden Felsens, der nur von einer Seite zugänglich war. Der Burgweg bot meist nur einem Reiter Platz und konnte von dem Wächter auf dem Wartturme überschaut werden. Die Thore waren stark befestigt. Über die Zugbrücke gelangte man in die Vorburg oder den Zwinger. Der innere Burghof wurde von den Wohngebäuden umgeben. Den letzten Zufluchtsort für die Belagerten bildete *) Sinnbildliche Ausdrücke: In Schranken halten, in die Schranken fordern; ausgestochen werden; aus dem Sattel heben; auf den Sand setzen; den Preis davontragen; einem die Stange halten; sich die Sporen verdimen; etwas im Schilde führen; im Stiche lassen.

14. Vorstufe - S. 40

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Deutsche Geschichte. Sattle an dem Brustharnisch zu zersplittern. Wem dies gelungen war, der galt als Sieger. War die eine Lanze zerbrochen, so griff man zu einer zweiten, welche der Knappe bereit hielt; so konnte mancher an einem Tage vierzig bis fnfzig Lanzen brechen. Auf die Einzelkmpfe folgte der Angriff der zwei Haufen. Da krachten die Lanzen, manch einer strzte zu Boden, oft schwer verwundet; da sausten die Streitxte auf das Haupt des Gegners, da flogen die Schwerter aus der Scheide, und jeder versuchte sein Pferd so geschickt zu wenden, da er des Feindes Hiebe vermied und selbst krftige Schlge austeilte. War das Turnier, das oft Tage und Wochen dauerte, beendet, so erhielt der Ritter, der sich am meisten ausgezeichnet hatte, den Turnierdank. Sein Name wurde unter lautem Schall der Pauken und Trompeten ausgerufen, und er erschien kniend mit gelstem Helm vor der edelsten Dame, die ihm eine goldene Kette, einen prchtigen Helm, einen Ring oder sonst ein Kleinod bergab. Oft fgte sie als besondere Gunst-bezeugung ein seidenes Tuch oder ein Band hinzu, das er an seinem Helm befestigte und ihr zu Ehren immer trug. Darauf zogen sich die Ritter glnzende Feierkleider an, ein groes Gastmahl und ein Ball, den der Sieger als erster Tnzer erffnete, beschlo das Turnier. _ Doch nicht immer war das Leben des Ritters im Mittelalter so fteuden- Ritterburg, reich; im Gegenteil, der Aufenthalt auf der Burg war meist sehr eintnig, besonders in den schlimmen Wintermonaten, wo Weg und Steg verschneit war, und oft wochenlang jeglicher Verkehr aufhrte. Da lag dann die Ritter-brg einsam auf einer Anhhe, von wo ein guter Ausblick ins weite Land war, oder mitten in der Ebene, aber wohlgeschtzt gegen jeden berfall durch einen tiefen, wassergefllten Graben. Ein schmaler Burgweg fhrte den kleinen Berg hinan, der die Zugbrcke ging es in den Vorhof, den stark befestigten Zwinger, welcher den ersten Ansturm der Feinde aushalten sollte. Hier bten sich die Ritter, Knappen und Knechte mit ihren Waffen. Dieser Zwinger war von der eigentlichen Burg durch die innere Burg-mauer abgeschlossen, durch die das Burgtor zu den Hauptgebuden fhrte. Im inneren Hof, Burghof genannt, erhob sich der gewaltige Berg-f r i e d, ein hoher, starker Turm, die letzte Zuflucht fr die Belagerten, zu dessen oberen Stockwerken nur eine Leiter fhrte, die leicht weggenommen werden konnte; unter ihm war das Burg verlie, der Kerker, in dem die unglcklichen Gefangenen bei Wasser und Brot schmachten muten. Die eigentliche Ritterwohnung war der P a l a s mit dem groen Rittersaal und den K e m e n a t e n, d. h. den Frauengemchern. Neben ihm stand die Burg-kapelle. Wirtschaftsgebude liefen an der Mauer entlang, in einer Ecke stand der Ziehbrunnen.

15. Das Mittelalter - S. 245

1912 - Nürnberg : Korn
— 245 — Turm, der bei zwölf Schuh dick war, fanden wir etliche Tote. Die andern mußten drei Tage lang zu Steinach still liegen, bis man den Turm zu Falle gebracht hatte, und verbrannten unterdessen bei 18 Dörfer, die zu Wartenfels gehörten, und erbeuteten viel Gut. Wie die Rothenburger das Schloh Ingolstadt verbrannten. (1439.) Der Ritter Wilhelm von Ehenheim war den Rothenburgern feind. Er nahm ihren Bauern die Ernte weg, verbrannte ihre Dörfer und plünderte die Wägen der Kaufleute. Wie er nun wieder einmal 18 Städter gefangen und ausgeraubt hatte, da zogen an einem Sonntag im Oktober die Rothenburger mit ihrem Banner, 115 Wagen und einer großen Schar Bürger und Bauern aus der Stadt und hinaus über die Landwehr. „Wir wollen vor Ingolstadt ziehen," sagte der Feldhauptmann Heinrich Trüb, „wir wollen das Schloß gewinnen!" Sie zogen eine winterlange Nacht und kamen in größter Eile unbemerkt nachts vor die Burg, die nur einige Stunden von Ochsenfurth lag. In aller Stille rückten sie heran und gruben den Graben ab. Nachdem sie das Wasser darin abgelassen hatten, erhob der Hauptmann den Schlachtruf zum Sturm. Da erwachte der Türmer und fah erstaunt die unerwarteten Gäste. „Feindio!" schrie er, „die Reichsstädter liegen vor dem Tor! Sie wollen das Schloß gewinnen!" Da krachte schon der erste Schuß. Die Leute in der Burg fuhren nackt aus den Betten und liefen ohne Schuhe ans Fenster; einer zog des andern Kleider an; denn die große Büchse der Rothenburger, die Mumiteu, hatte sie sehr erschreckt. Der Ritter kam angeflogen, lief auf die Mauer, erwischte einen Stein und warf ihn gegen die Zugbrücke. Sein Knecht Peter Pfeil stand hinter ihm und deckte ihm den Rücken. Der war ein arger Schelm, dem keine Bosheit zu groß war. Oft ritt er als Viehhändler verkleidet, als wolle er Kälber kaufen, für seinen Herrn auf Kundschaft aus und verriet ihm Bürger und Bauern. Die Zugbrücke war ausgezogen. Die Handwerksgesellen schossen mit dem Geschütz gegen die Mauern; andere schoben zwei Wägen heran und feuerten hinter denselben hervor. Die Bauern stellten sich in Haufen und stürmten mit Geschrei gegen die Burg. Die Städter legten Leitern an die Mauer und begannen das Schloß zu ersteigen. Da kam Wilhelm von Ehenheim mit drei anderen Rittern vor das vordere Tor, das von drei starken Gesellen bewacht wurde. Er trat an die Leiter und sprach zu Hans Kröglinger, der zu

16. Realienbuch - S. 36

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
36 Geschichte. I ©rtcs beizufügen, wo sie ihre Lehen hatten. Ñus diese weise sind die jetzt noch üblichen adeligen Geschlechtsnamen entstanden. 2. Die Ritterorden. Im heiligen Lande bildeten sich wäbrend der Rreuzzüge drei Ritterorden, in denen Rittertum und Mönchtum miteinander vereinigt waren: die Johanniter die Templer und die veutschritter. wer in sie eintreten wollte, mußte die Ritterwürde besitzen und das Gelübde der Ñrmut, der Reuschheit und des Gehorsams ablegen. Zweck dieser geistlichen Drden war die Bekämpfung der Ungläubigen, sowie die pflege der Rrmen und Rranken. 3. Ritterliche Erziehung. Für den Kampf zu Rosse war beständige Waffen- übung nötig. Daher erzog man den Knaben schon von Jugend an für den Ritter- dienst. war er sieben Jahre alt, so brachte ihn der Vater an den Hof seines Lehns- herrn oder eines andern Fürsten. Dort lernte er ritterliche Sitte und wurde im Reiten, Speer- stechen und Fechten geübt. Der Schloßgeistliche oder die Burgherrin unterrichtete ihn im Lesen und im christlichen Glauben,- mitunter lernte er auch schreiben, war der Knabe 14 Jahre alt, so wurde er mit dem Schwerte umgürtet und begleitete als Knappe oder Edelknecht seinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg. Er hielt ihm die Waffen in Ordnung und trug ihm auf dem Marsche Speer und Schild. Bei Tische bediente er ihn und die Herrin, wenn der Knappe 21 Jahre alt geworden war, wurde er im Gotteshause zum Ritter geschlagen. Tr gelobte, die Kirche zu schützen, den Witwen und Waisen bei- zustehen, die Frauen zu ehren und dem Kaiser zu gehorchen. Dann kniete er am Rltare nieder und empfing von dem vornehmsten der anwesenden Ritter drei leichte Schläge mit dem Schwerte auf die Schulter, hierauf wurden ihm die goldenen Sporen angeschnallt, sowie Helm, Schild und Speer überreicht. 4. Die Burgen. Sn bergigen Gegenden baute der Ritter seine Wohnung auf schwer zugängliche höhen, im Flachlande dagegen zwischen Seen und Sümpfe (Höhenburgen und Wasserburgen). In der ältesten Zeit bestanden die Burgen nur aus einem steinernen Turme und hölzernen Wohngebäuden. Später führte man auch die wohnräume aus Stein auf. Die meisten Burgen wurden im 11. und 12. Jahrhundert errichtet. Tin hoher Mauerring mit davorliegendem, tiefem Graben umgab die Gebäude. Rn den Ecken der Mauern sprangen feste Türme oder Erker vor. Sie waren mit schmalen Öffnungen versehen, so daß man einen anstürmenden Feind von der Seite her beschießen konnte. Über den Graben, der bei Höhenburgen trocken war, führte eine schmale Zugbrücke. Sie hing an Ketten und war in gefährlicher Zeit aufgezogen, so daß sie das Burgtor verdeckte und schützte. Das Tor war aus dicken Eichenbalken gezimmert und mit Eisen beschlagen. Über ihm erhob sich gewöhnlich ein starker Turm, hinter dem äußeren Tore befand sich oft noch ein zweites, inneres, und zwischen beiden ein eisernes Fallgitter. Große Burgen besaßen häufig noch einen zweiten, inneren Mauerring. Den Raum zwischen den Mauern nannte man den Zwinger. Er enthielt die Stall- und Wirtschaftsgebäude, sowie die Wohnungen für die Knechte. Ruf der höchsten Stelle erhob sich ein hoher Turm mit meterdicken Mauern, der Bergfried. Er bildete den letzten Zufluchtsort für die Bewohner, wenn die Burg vom Feinde erstürmt war. Sein unterster, kellerartiger Teil, das verlies, diente als Ge- fängnis. In dem höchsten Raume, von dem man weit in das Land sehen konnte, hielt sich gewöhnlich ein Wächter auf. Der schmale Eingang zu dem Turme lag mehrere Meter hoch über dem Boden und konnte nur durch eine Leiter erreicht werden. Über ihm befand sich ein Erker, durch dessen Bodenöffnung man schwere Steine auf den Rngreifer werfen oder siedendes Wasser und Gl auf ihn heruntergießen konnte. Neben dem Bergfriede stand das Wohnhaus der Ritterfamilie, der Palas. Er enthielt im Erdgeschosse eine große Halle, die mit Waffen und Geweihen, mit Decken und Fellen geschmückt und mit Bänken

17. Bilder aus Deutschlands und aus Schlesiens Vergangenheit - S. 15

1912 - Breslau : Goerlich
— 15 — 11. Das Rittertum. 1. pie Würgen. Den vornehmsten Stand im Mittelalter bildeten die Ritter (Ritter von rlten — reiten). Die Ritter wohnten in Burgen. Diese standen meist auf steilen Bergen. Um die Burg zog sich ein tiefer Graben, über den eine Zugbrücke führte. Diese hing an Ketten und konnte von der Burg aus in die Höhe gezogen werden. Um die Burg besaud sich eine hohe, starke Mauer. Das Burgtor war aus dicken Eichenbalken gezimmert und mit Eisen beschlagen. Hinter der Burgmauer standen die Wohnhäuser und die Wirtschaftsgebäude. Auf dem hohen Burgturme, dem Bergfried, wohnte der Wächter oder Turmwart. Durch Blasen verkündete er den Rittern das Herannahen von Feinden. Unten im Turme war das dunkle Burgverlies, das als Gefängnis benützt wurde. Jede größere Burg hatte eine Kapelle, in der täglich Gottesdienst gehalten wurde. Bei festlichen Gelagen in der Burg erschienen oft Sänger und Spielleute. 2. Wltertiche Erziehung. Von Jugend an wurde der Ritterknabe für den Ritterdienst erzogen. War der Knabe 7 Jahre alt, so brachte ihn der Vater auf die Burg eines fremden Ritters. Hier lernte er ritterliche Sitte und wurde im Reiten und Fechten geübt. Der Schloßgeistliche oder die Burgherrin unterrichtete ihn in Religion, im Schreiben und Lesen. War der Knabe 14 Jahre alt, so erhielt er das Schwert und begleitete als Knappe seinen Herrn auf die Jagd und in den Krieg. Er hielt ihm die Waffen in Ordnung und trug ihm auf dem Marsche Schild und Speer. Mit dem 21. Lebensjahre wurde der Knappe zum Ritter geschlagen. Er bereitete sich durch Gebet und durch Sakramentenempfang darauf vor. In der Kirche gelobte der Knappe, die Kirche zu schützen, die Witwen und Waisen zu beschirmen, die Frauen zu ehren und dem Kaiser zu gehorchen. Vor dem Altare kniend empfing der Knappe von einem vornehmen Ritter drei leichte Schläge mit dem Schwerte, den Ritterschlag. Hieraus wurden dem jungen Ritter die goldenen Sporen angeschnallt, sowie Helm, Schild und Speer überreicht. — Auch das Ritterfräulein verlebte seine Jugend auf einer fremden Ritterburg. Hier lernte es feine Sitte und Anstand und übte sich im Nähen, Sticken und Spinnen.

18. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 430

1909 - Regensburg : Manz
430 Zwinger. Tor. erschwerten. Die Toreingänge, deren Höhenburgen selten mehr als zwei hatten, führten zwischen niederen Türmen hindurch, die zur Verteidigung des Eingangs von der Mauer aufragten. Zwischen der äußeren und inneren Mauer lag zunächst ein freier Raum, der Zwinger (Zwingelhof, Zwiugolf). Hier oder außerhalb der Burg standen zuweilen einzelne Linden-bänme aus Rasenplätzen; sonst ließ man die nächste Umgebung gern kahl, weil dadurch Angriffe und Überfälle erschwert wurden. Einen Teil des Zwingers umschlossen häufig Ställe und Wirtschaftsgebäude; das war der Viehhof, der durch einzelne in der Umfassung angebrachte Türme bewehrt, gegen die Seite der eigentlichen Burg aber offen und von ihr durch einen Graben getrennt war. Mit dem Burggraben begann die eigentliche Verteidigungslinie; er war möglichst tief, damit er nicht fo leicht zugeschüttet werden konnte. Wo es irgendwie anging, war er mit Wasser gefüllt. Unmittelbar hinter dem Graben erhoben sich die Ringmauern (Zingeln), eine oder mehrere je nach der Örtlichkeit. Sie waren so hoch, daß kein Armbrust- oder Bogenschuß hinüberreichen konnte, und oben mit einer Plattform abgeschlossen, auf welcher sich die Verteidiger bequem zu bewegen vermochten. Nach außen hin boten Zinnen, deren Zwischenräume als Schießscharten dienten, Schutz gegen die feindlichen Geschosse. Hier genossen die Burgbewohner frische Luft, vou hier sahen sie den ankommenden Gästen entgegen, von hier schaute man den Kampsspielen zu. Die Plattsorm mit den zugehörigen Zingeln wurde als „wer" bezeichnet. Um vom Zwinger in die Burg zu gelangen, mußte man die Zugbrücke passieren. Sie wurde mit Ketten oder Stricken ausgezogen und niedergelassen. Die Brücke führte zu dem Tor, welches auf einem mit Futtermauern gefestigten Vorsprunge ein Steingewölbe bildete, an dessen Seiten in kleinen gedeckten Räumen die Winden für die Zugbrücke angebracht waren. War man durch das Tor gekommen, fo befand man sich entweder unmittelbar in dem von den Umfassungsmauern und Bnrggebäuden eingeschlossenen Burghose oder auch in einem zweiten engeren Zwinger, welcher zwifchen den Umfassungsmauern und ihren niedrigen Türmen einerseits und den Gebäuden, welche deu Burghof einschlössen, anderseits eingezwängt war und wenig mehr Raum als eine Wegbreite hatte. Bei Burgen, über deren trockene Grüben keine Zugbrücken führten, mußte man das Pferd auf dem Reit- und Pferdestallplatze abgeben und zu Fuß aus schmaler Stiege in den Graben und aus der andern Seite aus demselben heraus zur Einlaßtüre steigen, die dann wohl gar nicht einmal zu ebener Erde war; in einzelnen Fällen befand sich auch das Tor nicht aus dem schmäleren Rücken des Bergvorsprnnges, worauf die Burg mit ihren Zwingern stand, sondern an den abschüssigen Längenseiten. Dann ritt man von den Zingeln einen schmalen, steilen, von Mauern eingefaßten Weg (burgfträße) unmittelbar zum Burgtor hinauf und durch dasselbe in den inneren Zwinger oder den Burghof. Von dem zweiten engeren Zwinger gelangte man in großen Burgen durch ein hallenartiges Gebäude ebener Erde, durch welches man reiten konnte, in den Hofraum; derselbe war nach außen oder auch aus beiden Ausgangsseiten durch ein Fallgitter, das sogen. Slegetor, geschlossen und geschützt, ein aus Eisenstangen geschmiedetes oder aus starken Balken gezimmertes schweres Gitter, welches hoch emporgezogen werden konnte und dann den Eingang freiließ, herabgelassen aber die Feinde vom Eindringen abhielt. In der Regel mochten solche Torhallen zu luftiger Aufspannung von Jagd- und Fischnetzen u. dgl. dienen. Unter den den Burghof einschließenden Gebäuden nehmen zwei vor allen unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, denn sie fehlen keiner größeren Burg; dies ist 1. der Palas (palatium)

19. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 12 — an der dem Beschauer zuliegenden Seite mit einem Höhenzuge zusammenhängt. Aber hier ist der Hals desselben durch einen tief eingesprengten Graben schluchtenartig durchschnitten. Die steilen Abhänge des Berges sind von Hochwald und Buschwerk möglichst befreit worden, damit die Annäherung der Feinde rechtzeitig wahrgenommen werden kann. Schon der Weg zur Burg stellt dem Feinde manche Hindernisse entgegen; denn er ist so angelegt, daß er nur für einen Reiter Raum bietet und vom Wächter auf dem Turme bequem überblickt werden kann. Rings um die Burg läuft ein breiter, tiefer Graben. Hinter ihm erhebt sich die Ring- oder äußere Burgmauer, mit großer Sorgfalt aus größeren Steinen erbaut, um den Stößen des Mauerbrechers oder Widders erfolgreich Widerstand leisten zu können. Sie ist von beträchtlicher Höhe, um das Übersteigen der Mauer unmöglich zu machen. Breit und oben glatt, können sich die Verteidiger bequem auf ihr bewegen. Diese werden durch hohe Zinnen vor den Pseilschüssen der Gegner geschützt, während die Zwischenräume als Schießscharten dienen. Die Mauer wird überragt von Mauertürmen, durch welche die Festigkeit derselben erhöht und ihre Verteidigung bedeutend erleichtert wird. Gegen die in den Mauern befindlichen Tore, das äußere und innere, richtet der Feind ganz besonders seinen Angriff; sie sind daher sehr stark befestigt und meist durch besondere Türme geschützt, die miteinander verbunden sind. Ehe aber der Feind an das Burgtor gelangen kann, muß er erst den Graben überschreiten, da die Zugbrücke, welche sonst darüber führt, in die Höhe gezogen ist und mit eisernen Ketten oder dicken Stricken an starken Balken hängt. Sie besteht aus dicken Eichenbohlen, verdeckt die Türöffnung und bildet so gleichsam eine zweite Tür. Der Feind muß also, ehe er an das zweite Tor kommen kann, entweder den Graben ausfüllen oder die hochgezogene Zugbrücke herabreißen. Wenn dem Feind dies dennoch gelingt und die mit Eisen beschlagenen Torflügel seinen Stößen nachgeben, so rasselt das Fall-gitter, aus Eisenstangen oder schweren Balken gefügt, hernieder, erschlägt die in seinem Bereich befindlichen Feinde und schneidet den etwa schon Eingedrungenen den Rückzug ab. — Erst nach Überwältigung aller dieser Hindernisse, welche oft Wochen, ja Monate beanspruchen, vermag der Feind in die Vorburg oder den Zwinger, d. i. der zwischen äußerer und innerer Burgmauer gelegene Raum, einzudringen. Der wichtigste Teil der Burg ist aber der Bergfried, der höchste Turm derselben. Er ist etwas entfernt von den anderen Gebäuden der Burg errichtet und meist rund, bisweilen auch viereckig. Er heißt auch Wartturm, denn auf ihm wohnt der Burgwart, der die Pflicht hat, nach den in der Ferne kommenden Feinden oder nach Gästen auszuschauen und deren Ankunft dem Burgherrn zu melden. Die Burg soll aber nicht nur als Festung zu Schutz und Verteidigung dienen, sondern sie soll auch dem Ritter und seiner Familie,

20. Realienbuch - S. 45

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 45 den Graben, der bei Höhenburgen trocken war, führte eine schmale Zugbrücke. Sie hing an Retten und war in gefährlicher Zeit aufgezogen, so daß sie das Burgtor verdeckte und schützte. Das Tor war aus dicken Lichenbalken gezimmert und mit Eisen beschlagen. Über ihm erhob sich gewöhnlich ein starker Turm, hinter dem äußeren Tore befand sich oft noch ein zweites, inneres, und zwischen beiden ein eisernes Fallgitter. Große Burgen besaßen häufig noch einen zweiten, inneren Mauerring. Den Raum zwischen den Mauern nannte man den Zwinger. Er enthielt die Stall- und Wirtschaftsgebäude, sowie die Wohnungen für die Rnechte. Ruf der höchsten Stelle erhob sich ein hoher Turm mit meterdicken Mauern, der Bergfried. Er bildete den letzten Zufluchtsort für die Bewohner, wenn die Burg vom Feinde erstürmt war. Sein unterster, kellerartiger Teil, das verlies, diente als Ge- fängnis; in dem höchsten Raume, von dem man weit in das Land sehen konnte, hielt sich gewöhnlich ein Wächter auf. Der schmale Eingang zu dem Turme lag mehrere Meter hoch über dem Boden und konnte nur durch eine Leiter erreicht werden. Über ihm befand sich ein Erker, durch dessen Bodenöffnung man schwere Steine auf den Rngreifer werfen oder siedendes Wasser und Ol auf ihn heruntergießen konnte. Reben dem Berg- fried stand das Wohnhaus der Ritterfamilie, der Palas. Er enthielt im Erdgeschosse eine große Halle, die mit Waffen und Geweihen, mit Decken und Fellen geschmückt und mit Bänken versehen war. Sie diente den Männern zum Rufenthalt. Über ihr befanden sich die Remenaten, d. h. die mit Rammen versehenen Frauengemächer. Die Fenster waren klein und nur durch Läden geschlossen; kleine, runde, in Blei gefaßte Glasscheiben kamen erst im 15. Jahrhundert auf. 5. Ritterlicher Leben. Befand sich der Ritter nicht auf einem Rriegszuge, so beschäftigte er sich mit Waffenübungen oder mit der Jagd. Ruch die Edelfrau ritt mit dem abgerichteten Falken auf der Faust zur Reiherbeize. Sm Sommer sah der Burgherr nach seinen Rckern und wiesen, deren Bearbeitung seinen hörigen oblag, oder er be- suchte seine Nachbarn zu ritterlichem Waffenspiel und fröhlichem Gelage, wenn im Winter aber der Verkehr durch große Schneefälle wochenlang gehemmt wurde, war das Leben auf den unzugänglichen Burgen, um deren Mauern die Stürme brausten, oft recht unbehaglich und einsam. Für den Rampf war der Ritter von Ropf bis zu Fuß schwer gerüstet. Derzchuppen- und Rettenpanzer, den man anfänglich trug, wich im 12. Jahrhundert der Rüstung aus Eisenplatten. Der Helm, der prächtig mit Straußenfedern geschmückt war, konnte so dicht geschlossen werden, daß nur eine schmale Öffnung für die Rügen verblieb. Der eiserne Schild war gewöhnlich mit der Gestalt eines Tieres bemalt, so daß der gerüstete Ritter für seine Freunde zu erkennen war. Rus diesen Rbzeichen, die sich bald vom Vater auf den Sohn vererbten, sind die Wappen entstanden. Rls Waffe diente die mit eiserner Spitze ver- sehene Lanze und das zweihändige Schwert. Da die Rüstung sehr schwer war, mußte der Ritter immer zwei starke Rosse mit sich führen, das eine für den Marsch, das andre für den Rampf. Vas Schlachtroß war durch Decken geschützt, auf denen Eisenplatten befestigt waren. — Richt selten wurden von den Fürsten große Waffenspiele, „Turniere", veranstaltet, zu denen von weit und breit die Ritter in ihrem schönsten Schmucke erschienen. Ein großer freier Platz wurde dazu abgesperrt; Herolde hielten das zahl- reich zuströmende Volk in Ordnung und dienten als Rampfordner. von hohen Bühnen herab schauten vornehme Frauen dem Turniere zu. Bei dem Einzel- kampfe kam es darauf an, den Gegner mit der Lanze so zu treffen, daß er aus dem Sattel fiel, wenn die Rosse in vollem Jagen gegeneinander stürmten und die Speere auf