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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

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1. Geschichtsbilder - S. 134

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 134 — haben sollten wie die Katholiken. So endetederschreckenvollste aller Kriege, die jemals in Deutschland gewütet. Unser Vaterland war durch denselben völlig verwüstet und zerrüttet. Weit über die Hälfte seiner Bewohner war in diesem Bruder kriege durch dasschw er t,durchbrand, Hunger und Seuchen umgekommen. Tausende von Städten und Dörfern lagen in Trümmern; Felder und Wiesen waren Wald und Wüste geworden. Handel und Gewerbe hatten beinahe ganz aufgehört; überall wimmelte es von Räubern und Diebsgesellen. Die Kaisermacht ward durch diesen Frieden fast vernichtet. Denn die 1189 Landesherren des Reiches erhielten solche Rechte, daß sie sich vom Kaiser fast unabhängig fühlten. Die Einheit des Reichs war zerrissen. Fortan war dieses in seiner Schwäche dem Willen fremder Mächte schmachvoll preisgegeben. Lange noch blieben die Spuren des dreißigjährigen Krieges. Doch war das deutsche Volk froh, daß endlich wieder einmal Friede war im Reiche. Allenthalben sang man mit Freuden das in jenen Jahren entstandene Lied: Nun danket alle Gott! 46. Brandenburg in der Neformationsm. 1648 endet die Zeit der Reformation und Gegen-Refor-mation. Bei Beginn derselben hielt in Brandenburg Kurfürst Joachim I. die Zügel der Regierung mit fester Hand. Er war 15 Jahre alt, als er (1499) die Regierung antrat. Viele vom Adel meinten, nun wieder wie früher ungestraft auf Raub ausziehen zu können. In dieser Zeit beteten Kaufleute und Wanderer: „Vor Köckeritz und Lüderitz, vor Krachten und vor Jtzenplitz behüt uns, lieber Herre Gott!" Zum Besten seines Volkes ließ der Kurfürst die Räuber aufgreifen und ungeachtet ihres Standes schimpflich hängen. Er sagte: „Adlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern Räuber und Mörder nach Verdienst bestraft." Dann errichtete er das Kammergericht*), damit die Städte, Bischöfe und Ritter seines Kurlandes künftig hier ihr Recht fänden und keinen Vorwand mehr zu Raub und Plünderung hätten. Zu dieser Zeit kam in Brandenburg eine der großen Judenverfolgungen vor, welche im Mittelalter oft stattfanden. Die Juden hatten zu jener Zeit noch keine bürgerlichen Rechte und durften kein öffentliches Amt bekleiden. Wo sie geduldet wurden, standen sie unter dem Schutz des Landesherrn, dem sie dafür einen Schutzzoll zahlen mußten. In der Regel durften sie nur im „Judenviertel" oder in der „Judenstraße" der Städte wohnen. Vor allem ihr Wucher machte sie verhaßt. Man sah in ihnen die Feinde Christi und der Christenheit. Wenn eine Pest das Land heimsuchte, verbreitete sich deshalb leicht der Glaube, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, und es entstanden blutige Verfolgungen. *) 20 Jahre vorher war auf einem Reichstage zu Worms ein allgemeiner ewiger Landfriede fürs Deutsche Reich beschlossen worden. Fortan sollte keiner der Reichsritter, keine der Reichsstädte, kein Abt, Bischof, kein weltlicher Fürst mit irgend einem der anderen Reichsstä nde Krieg führen. Es sollte jeder sein Recht bei dem neuen Reichskammergericht suchen.

2. Teil 2 - S. 96

1911 - Leipzig : Dürr
— 96 — Kosten, und man beriet darüber, auf welche Weise die Mittel dazu, sowie für die übrigen Ausgaben des Reiches am besten aufgebracht werden könnten. Man gedachte eine allgemeine Reichssteuer, den gemeinen Pfennig, einzuführen, und zwar sollte das Geld nicht nach den verschiedenen Landgebieten, sondern nach der Kopfzahl aller Staatsangehörigen erhoben werden. c) Reichseinteilung. Um die Beschlüsse des Reichskammergerichts durchzuführen und den Landfrieden besser zu handhaben, wurde später die Einteilung des Reiches in zehn Kreise beschlossen. Zwei Kreisoberste und acht Räte sollten in jedem Kreise die Friedensbrecher bestrafen und die Urteile des Reichskammergerichts vollstrecken. d) Ständeausschuß. Ferner gedachte man einen Ausschuß der Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte zu bilden, welcher gemeinsam mit dem Kaiser über die Verwendung der Reichseinnahmen und alles, was Krieg und Frieden und das Reich angehe, beraten und beschließen solle. e) Scheitern dieser Bestrebungen. Der ewige Landfriede war verkündigt worden, wurde aber nicht innegehalten. Das Reichskammergericht war eingesetzt, aber der Kaiser unterstützte den Gerichtshof nicht und ließ ihm nicht einmal freien Lauf. Er sorgte nicht für die Besoldung der Beisitzer, wozu er im Anfang verpflichtet war, und gebot mehr als einmal, mit den Prozessen innezuhalten. Die Ritter weigerten sich, die Reichssteuer zu zahlen, auch in den Städten und bei vielen Fürsten stieß die Steuer auf Widerstand. Nach wenigen Jahren gab man sie wieder auf, an Stelle des gemeinen Pfennigs traten Beiträge der einzelnen Stände, die sie auch nicht immer bezahlten. Der Ständeausschuß trat nur auf ganz kurze Zeit ins Leben. 3. Das Verkehrswesen. Zur Förderung des Handels und Verkehrs führte Maximilian das Postwesen in Deutschland ein und ernannte den Grafen von Thurn und Taxis zum Generalpostmeister. Vorher geschah die Bestellung der Briefe in dringenden Fällen durch eigene, von den Fürsten und Herren abgesandte Boten, sonst aber meist gelegentlich durch Pilger und Mönche oder ganz besonders durch Metzger und Hausierer. Später setzten sich die Städte ihres Handels wegen durch besondere Boten in regelmäßige Verbindung. So waren in Danzig reitende oder fahrende „Läufer" zur Besorgung der Briefe der einheimischen und der in der Stadt weilenden fremden Kaufleute angestellt; ebenso fand zwischen Augsburg und Venedig schon im 14. Jahrhundert ein regelmäßiger Verkehr statt. An allen Orten, die sie berührten, kündigten diese reitenden oder fahrenden Boten ihre Ankunft und Abreise durch Hörner an. Bald konnten die Boten allein dem Handel nicht mehr genügen; in den Städten fing man an, sich des Fuhrwerks zur Fortschaffung der Güter zu bedienen. Häufig schlossen sich Reisende solchen Fuhrleuten an. Bei gutem Wetter gingen sie auf der schlecht unterhaltenen Straße neben dem Wagen her, bei schlechtem suchten sie mit dem Fuhrmann und dessen Hunden unter einem Leinwanddache auf dem Wagen Schutz. Freilich ging solche Reise langsam: mehr als drei

3. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 43

1903 - Paderborn : Schöningh
a) Johanniter. Italienische Kaufleute hatten zu Jerusalem ein Spital zu Ehren des Hl. Johannes gegründet zur Pflege kranker Pilger. Daraus entwickelte sich nach dem ersten Kreuzzuge ein Ritterorden, dessen Hauptzweck der Kampf gegen die Mohammedaner war. Die Ordenstracht war ein schwarzer Mantel mit weißem Kreuze. Nach dem Verluste des hl. Landes siedelten die Johanniter nach Cypern, dann nach Rhodus, endlich (unter Karl V.) nach Malta über, wo der Orden bis 1798 bestand. b) Tempelherren oder Templer, so genannt, weil ihre Stifter, neun französische Ritter, an der Stelle des ehemaligen Tempels zu Jerusalem wohnten. Die Ordenstracht war ein weißer Mantel mit rotem Kreuze. Später residierte der Großmeister auf Cypern. Um die reichen Besitzungen der Templer in Frankreich an sich zu reißen, zwang König Philipp Iv. den Papst zur Aushebung des Ordens (1312). c) Deutsch-Ritter. Im Lager vor Akkon bestand ein Spital für deutsche Pilger. Daraus ging der Deutsch-Orden hervor, dessen Mitglieder Adlige deutscher Abkunft sein mußten. Das Ordenskleid war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Der Sitz des Hochmeisters oder Deutschmeisters war später Venedig und zuletzt Marienburg in Preußen. Die Deutsch-Ritter eroberten 1230—1283 Preußen und gründeten dort einen mächtigen Staat. 1525 wurde das Ordensgebiet in ein weltliches Herzogtum verwandelt., 5. Bauernstand und Städte. 1. Der Bauernstand. Unter den sächsischen und fränkischen Kaisern war fast aller Grund und Boden in den Besitz der großen Herren sowie der Bischöfe und Klöster gekommen. Die Zahl der freien Bauern war sehr zusammengeschmolzen. Durch die Kreuzzüge begann eine neue Entwicklung. Jeder Hörige oder Knecht nämlich, welcher das Kreuz nahm, wurde frei. Dadurch vermehrte sich die Zahl der freien Bauern wieder. Auch die Lage der Hörigen besserte sich, da die Arbeitskräfte gesuchter wurden. 2. Die Städte. Seit Heinrich Iv. spielten die Städte eine wichtige Rolle. Da sie von diesem und den folgenden Königen begünstigt wurden, so waren sie dem Königtume treue Bundesgenossen im Kampfe gegen die unbotmäßigen Fürsten. Ganz außerordentlich wuchs ihre Bedeutung infolge der Kreuzzüge. a) Ihre Einwohnerzahl stieg durch den Zuzug vieler freigewordener Leibeigener (Pfahlbürger). b) Die Städte erkauften sich von ihren Herren (Fürsten und Bischöfen), welche nicht selten in Geldnot waren, viele Besitzungen und Rechte; manche wurden freie Reichsstädte. c) Der Reichtum der Städte nahm zu durch den Aufschwung des Handels und der Gewerbtätigkeit. d) Aus den reichsten Bürgern bildete sich allmählich ein Stadtadel

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 25

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
25 Turnier. 5. Die Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge vereinigteu sich mehrere Ritter zu einem Bunde, der es sich zur Aufgabe machte, Kranke zu Pflegen und Pilger gegen die Ungläubigen zu schützen. Zuerst entstand der Orden der Johanniter, sogenannt, weil Johannes der Schutzpatron des Ordens sein sollte. Die Mitglieder des Ordens teilten sich in drei Klassen: in Ritter, die die Pilger geleiteten, in Geistliche, die den Gottesdienst abhielten, und in dienende Brüder, die die Kranken pflegten. Alle mußten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ablegen. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister. Außer diesem Orden bildete sich noch der Orden der Deutschritter und der Orden der Templer. Beide waren in ihrer Ein- richtung dem Orden der Johanniter ähnlich. Der Orden der Deutschritter verlegte im 13. Jahrhundert -seinen Sitz nach der Marienbnrg a. d. Weichsel, von woaus er die Bekehrung der Preußen begann. Seine Ordenstracht bestand ans weißem Mantel mit schwarzem Kreuze. Schwarz u. weiß wurden daher später die preußischen Landesfarben. 6. Entartung des Ritterwcsens. Die Kampflust der Ritter artete aber in der Folge in Rauflust aus. Dazu kam noch, daß sie durch Verschwendung vielfach ver- armten, während die Bürger in den Städten wohlhabend und reich wurden. Der Ritter aber hielt es nicht für ehrenhaft, sich durch ein bürgerliches Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen. Er wurde daher ein „Wegelagerer", „Heckenreiter", „Schnapp- hahn", „Taschenklopfer", oder wie sonst noch das Volk scherzhasterweise den Raub- ritter benannte. Der Ritter aber sagte: „Reiten und Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im Lande." Von ihren festen Burgen aus fielen die „Raubritter" mit ihren Knechten über die Reisenden her, plünderten die Wagen der vorüberziehenden Kaufleute und führten

5. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 25

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
25 Turnier. 5. Die Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge vereinigten sich mehrere Ritter zu einem Bunde, der es sich zur Aufgabe machte, Kranke zu Pflegen und Pilger gegen die Ungläubigen zu schützen. Zuerst entstand der Orden der Johanniter, sogenannt, weil Johannes der Schutzpatron des Ordens sein sollte. Die Mitglieder des Ordens teilten sich in drei Klassen: in Ritter, die die Pilger geleiteten, in Geistliche, die den Gottesdienst abhielten, und in dienende Brüder, die die Kranken pflegten. Alle mußten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ablegen. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister. Außer diesem Orden bildete sich noch der Orden der Deutschritter und der Orden der Templer. Beide waren in ihrer Ein- richtung dem Orden der Johanniter ähnlich. Der Orden der Deutschritter verlegte im 13. Jahrhundert seinen Sitz nach der Marienburg a. d. Weichsel, von woaus er die Bekehrung der Preußen begann. Seine Ordenstracht bestand aus weißem Mantel mit schwarzem Kreuze. Schwarz u. weiß wurden daher später die preußischen Landesfarben. 6. Entartung des Nitterwesens. Die Kampflust der Ritter artete aber in der Folge in Rauflust aus. Dazu kam noch, daß sie durch Verschwendung vielfach ver- armten, während die Bürger in den Städten wohlhabend und reich wurden. Der Ritter aber hielt es nicht für ehrenhaft, sich durch ein bürgerliches Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen. Er wurde daher ein „Wegelagerer", „Heckenreiter", „Schnapp- hahn", „Taschenklopfer", oder wie sonst noch das Volk scherzhafterweise den Raub- ritter benannte. Der Ritter aber sagte: „Reiten und Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im Lande." Von ihren festen Burgen aus fielen die „Raubritter" mit ihren Knechten über die Reisenden her, plünderten die Wagen der vorüberziehenden Kaufleute und führten

6. Das Mittelalter - S. 272

1866 - Leipzig : Brandstetter
270 Turniere und versagte denen, welche darin gefallen waren, ein christliches Begräbniß. Auf ihren Burgen lebten übrigens die Ritter wie kleine Könige, in Reichthum, Pracht und heiterem Lebensgenüsse. Ein Fest drängte das andere. Beim Becherklang ergötzten sie sich an den Erzählungen ihrer Großthaten. Andere, welche kein Eigenthum besaßen, zogen mit ihren Knappen zu Roß von Land zu Land, schmauseten bei andern Rittern und gingen, wie einst die griechischen Helden Herkules, Jason, Theseus, auf Abenteuer aus. Diese nannte man,Jährende Ritter." Bald kamen wun- derbare Erzählungen auf von Abenteuern und Heldenthaten, welche diese Ritter vollbracht haben sollten. Der eine hatte gegen Zauberer, der audere gegen fürchterliche Riesen, der dritte sogar gegen feuerspeiende Drachen gekämpft. Manche Ritter vergaßen aber die Würde ihres Standes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Da hingen an Bergen und Felsen hundert und hundert trotzige Burgen, die wie eine große Sklavenkette sich durch das ganze Land zogen. Aus ihren Raubnestern machten die Ritter mit ihren Reisigen Ausfälle, über- fielen den armen, wehrlosen Wanderer, den Bauer und den Städter, war- fen die Knechte der Kaufleute nieder und führten den Raub frohlockend mit sich auf ihre Burg. Auch an den Felsenufern der Flüsse erhoben sich drohend ihre Schlösser und Burgen und die vorüberfahrenden Schiffe mußten harten Zoll erlegen. In den häufigen Fehden der Ritter unter- einander wurden nicht selten die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Die Kaiser waren schwach und vermoch- ten selten dem Uebermuthe der Adeligen mit kräftigem Arme zu steuern. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts, wo derjenige Recht be- hielt, der die Gewalt besaß.

7. Allgemeines Realienbuch - S. 37

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
37 bestimmte, daß die Kurlande immer ungeteilt auf den ältesten Sohn übergehen sollten; die fränkischen Besitzungen sollten in zwei Teile, Ansbach und Bayreuth, zerlegt werden dürfen. — Von den Pom- mern erwarb Albrecht die letzten Teile der Uckermark. Durch einen Vertrag mit dem Herzog von Sagan erhielt er Krossen, Züllichau, Sommerfeld und Bobersberg. Aus Albrecht folgte sein Sohn Johann Cicero I486 bis 1499. Er wurde wegen seiner Fertigkeit im Lateinischen Cicero genannt und ist der erste Kurfürst, der seinen Sitz dauernd in der Mark und zwar meist in Berlin nahm. Er regierte friedlich und för- derte den Wohlstand des Landes. Nur einmal mußte er das Schwert Ziehen, als die Bewohner von Stendal sich gegen die Einführung einer direkten Steuer, der Bierziese, sträubten; er besiegte sie und Zwang sie zur Zahlung der Bierziese. Durch Kauf erwarb er die Herrschaft Zossen. Joachim I. Nestor 1499—1535. Der strenge Richter. Joachim war bei feinern Regierungsantritt erst 15 Jahre alt. Da erhob sich noch einmal der Adel und machte die Straßen unsicher. Die Bürger und Bauern klagten damals: „Vor Köckeritz und Lüderitz, vor Krachten und vor Jtzenplitz behüt' uns, lieber Herre Gott." Die Frechheit der Raubritter ging so weit, daß sie an die Tür des kur- fürstlichen Schlafgemachs die Drohworte schrieben: „Joachimke, Joachimke, Hüde dh, fange wh dy, so hange Wh dy!" Auf der Köpenicker Heide wollten sie ihn überfallen und umbringen. Ein Bauer aber warnte den Kurfürsten. Nun ging Joachim mit eiserner Strenge gegen den Raubadel vor; in einem Jahre ließ er 70 Räuber ergreifen und hängen oder enthaupten. Als man einmal die Hin- gerichteten bedauerte, sagte er: „Nicht adliges Blut habe ich vergossen, sondern Räuber und Schelme nach Verdienst bestraft." In Berlin gründete er das Kammergericht als obersten Gerichtshof. Der weise Regent. Joachim I. beschäftigte sich gern mit ge- lehrten Studien. Um die Bildung seiner Märker zu heben, führte er den Plan seines Vaters aus und gründete 1506 die Universität Frank- furt a. £>., die 1811 nach Breslau verlegt wurde. Die neugegründete Universität wurde wenig besucht. Die meisten Studenten gingen da- mals nach Wittenberg, um Luther und Melanchthon zu hören. — Joachim vergrößerte die Mark, indem er nach dem Aussterben der Grasen von Ruppin ihr Land mit der Mark vereinigte. 1529 schloß er mit den Herzögen von Pommern den Grinmitzer Vertrag. Er ver- zichtete auf die Lehnshoheit, erhielt aber dafür die feierliche An- erkennung des brandenburgischen Erbrechts auf Pommern. Ter Gegner der Reformation. Joachim war ein entschiedener Gegner der Reformation. Zwar hielt er eine Reformation der Kirche für notwendig; aber nach seiner Meinung konnte sie nur vom Papste oder vom Kaiser ausgehen. Er zürnte Luther auch, weil dieser beu

8. Der kleine Patriot - S. 9

1891 - Langensalza : Greßler
sprengten die geharnischten Ritter aus dem Walde und warfen die noch wehrhaften Kaufleute und deren Knechte nieder. Die erbeuteten Waren fuhren die Troßknechte auf die Raubburg. Dort schmückten sich Ritterfrauen und Töchter mit den seidenen Gewändern und güldenen Ketten, die bei dem Raube gefunden wurden. — Die armen Gefangenen aber wurden in das finstere Burgverließ geworfen, bis ihre Stadt oder Anverwandten sie mit vielem Gelde lösten. Das nannte man vom „Stegreif leben". Zuweilen thaten sich die also geplagten Städte zusammen und kündigten dem Ritter die Fehde an; oder die Ritter thaten dies untereinander. Dann ging es dem armen, wehrlosen Bauer schlecht. Er flüchtete wohl vor den reisigen Scharen in die dichten Wälder, aber nicht immer konnte er rechtzeitig ein Versteck finden und wurde dann grausam geplagt und ausge- plündert. Je mehr Dörfer man dem Gegner verbrennen, je mehr Bauern und Knechte man ihm erschlagen konnte, desto größer und vollständiger galt der Sieg, denn der Bauer war dem Ritter leibeigen und zinspflichtig. — Die „schöne Else" und die „faule Grete". (1415.) Es war einmal ein großer und mächtiger Kaiser, der hieß Sigismund. Er hatte viele Ritter und Fürsten unter sich, der eine aber, Friedrich von Zollern, war ihm besonders wert und teuer. Um diesen tapfern Held würdig zu belohnen, schenkte er ihm das Land zwischen Elbe und Oder, die Mark Brandenburg.

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 25

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Turnier. weil Johannes der Schutzpatron des Ordens sein sollte. Die Mitglieder des Or- dens teilten sich in drei Klassen: in Ritter, welche die Pilger geleiteten, in Geist- liche, welche den Gottesdienst abhielten, und in dienende Bruder, welche die Kranken pflegten. Alle mußten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ablegen. Ihre Kleidung bestand aus schwarzem Mantel mit weißem Kreuze. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister. Außer diesem Orden bildete sich noch der deutsche Ritterorden und der Orden der Templer. Beide waren in ihrer Einrichtung dem Orden der Johanniter ähnlich. Der deutsche Orden verlegte im 13. Jahrhundert seinen Sitz nach der Marienburg a. d. Weichsel, von wo aus er die Bekehrung der Preußen begann. 6. Entartung des Ritterwesens. Die Kampflust der Ritter artete aber in der Folge in Rauflust aus. Dazu kam noch, daß sie durch Verschwenduug vielfach ver- armten, während die Bürger in den Städten wohlhabend und reich wurden. Der Ritter aber hielt es nicht für ehrenhaft, sich durch ein bürgerliches Gewerbe seinen Unterhalt zu suchen. Er wurde daher ein „Wegelagerer", „Heckenreiter", „Schnapp- hahn", „Taschenklopfer" oder wie sonst noch das Volk scherzhasterweise den Raub- ritter benannte. Der Ritter aber sagte: „Reiten und Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im Lande." Von ihren festen Burgen aus sielen die „Raubritter" mit ihren Knechten über die Reisenden her, plünderten die Wagen der vorüberziehenden Kaufleute und führten diese selbst in das Burgverließ (Turm), aus welchem sie nur gegen ein hohes Lösegeld entlassen wurden. Traf das Lösegeld nicht ein, so lagen die Elenden in dem Turm

10. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 186

1878 - Danzig : Gruihn
186 Geschichte des Mittelalters. Schimpf gegen Ebelfrauen zu dulden und alle Ungläubigen zu verfolgen. Nachdem er dauu aus der Hand eines Ritters oder einer Edelfrau Sporen, Handschuh und Panzer erhalten hatte, kniete er vor einem Ritter nieder, der ihn dreimal mit flacher Klinge sanft auf Hals und Schulter schlug. Das war der Ritterschlag. Nun schmückte man den jungen Ritter auch mit Helm, Schild und Lanze und führte ihm ein Strettroß vor, auf welches er sich sogleich schwang und dasselbe durch die frohlockende Menge der Zuschauer tummelte. Glänzende Feste beschlossen die Feier des Tages. Von nun an durfte er die geringste Beleidigung nicht ungerächt lassen. Selbst der Zweikampf galt oft als eine ehrenvolle und ritterliche Entscheidung. Warf einer dem andern seinen Handschuh vor die Füße, so war das ein Zeichen der Herausforderung, sowie das Aufnehmen desselben ein Zeichen des angenommenen Zweikampfes. Tie Turniere. Unterstützt und befestigt wurde das Ritterthum durch die Turniere*) oder Waffenspiele, die mit aller Pracht gefeiert wurden. Durch sie wurde der alte Heldengeist der Deutschen neu belebt. Sie gaben den Rittern eine erwünschte Gelegenheit, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Beifall und Ruhm von einer schaulustigen Menge öffentlich einzuernten. Raubritter. Manche Ritter aber vergaßen der Würde ihres Standes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Aus ihren auf steilen Felshöhen erbauten Raubburgen überfielen sie mit ihren Reisigen den Bauer und Städter, warfen Knechte nieder und führten den Raub frohlockend mit sich fort auf ihre Burgen. Von den vorüberfahrenden Schiffen forderten sie willkürliche Zölle. Tic Ritterorden. Die höchste Blüthe des Ritterthums zeigte sich in den geistlichen Ordew Zur Ausnahme der Pilger, die oft krank und hülflos zu Jerusalem ankamen, ließen mehrere Kaufleute aus Unteritalien in der Nähe des heiligen Grabes (1048) ein Kloster mit einem Hospital bauen, in welchem kranke und hülflofe Pilger unentgeltlich gepflegt wurden. Als Schutzpatron dieser frommen Stiftung wurde Johannes der Täufer gewählt; darum hießen auch die Ordensbrüder Johanniter. Später wurde dieser Mönchsorden zu einem Ritterorden umgebildet. Die Mitglieder desselben unterzogen sich nicht blos den Gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth, sondern verpflichteten sich auch zur Vertheidigung der Kirche gegen die Ungläubigen. Acht französische Ritter legten den Grund zu einem neuen Orden, zur Beschützung der Pilger auf den unsichern Straßen von Palästina. Die Mitglieder desselben mußten sich bei ihren kriegerischen Beschäftigungen auch zu den gewöhnlichen Klostergelübden verpflichten. Balduin, König von Jerusalem, räumte ihnen eine Wohnung an der Oftseite der Stätte des salomonischen Tempels ein, wovon sie den Namen Tempelherren erhielten. Zu diesen beiden Ritterorden kam (int Jahre 1190) noch ein dritter, der deutsche Ritterorden. Schon (1128) war ein deutsches Hospital in Jerusalem zu Ehren der Jungfrau Maria für die Pflege deutscher Pilger errichtet worden. Unter den Teilnehmern an dieser frommen Stiftung hatte sich bereits eine Art von Ordensverbindung gebildet. Nach dem Verluste Jerusalems verließ dieser Bruderverein die hl. Stadt und begab sich in das Lager der Kreuzfahrer vor Accon. Mitleidige Kaufleute aus Lübeck und Bremen schlugen hier aus Schiffssegeln ein Zelt für deutsche Kranke auf, bereit Pflege die tnarianifche Brüdergemeinde übernahm. Darauf wurde dieser Verein zu einem Ritterorden erhoben, der die Hauptzwecke der beiden anderen Orden vereinigte. Die Ordensbrüder mußten Deutsche sein. Sie trugen einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste von Palästina erwarb dieser Orden sich ein besonderes Verdienst durch die Bekehrung der heidnischen Preußen an der Ostsee. Die Hansa. Das Haupthinderniß des freien Verkehrs der Städte unter einander war noch immer die Unsicherheit aller Flüsse und Wege. Darum vereinigten sich (im Jahre 1241) die beiden reichen Städte Lübeck und Hamburg und unterhielten auf gemeinschaftliche Kosten eine bewaffnete Mannschaft, welche die Wagen und Schiffe begleitete und schützte. Bald traten mehrere Städte dem Vereine bei. Dieser wurde am Ende so groß, daß er es mit mächtigen Königen zu Wasser und zu Laube aufnehmen konnte. Im vierzehnten Jahrhundert nahm dieser Städtebund den Namen Hansa an, von dem altdeutschen Worte Hans, welches Geselle heißt, *) Von dem alten Worte „Turnen", d. i. Ringen oder Kämpfen.

11. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 102

1880 - Danzig : Gruihn
102 Geschichte des Mittelalters. Sporen, Handschuh und Panzer erhalten hatte, kniete er vor einem Ritter nieder, der ihn dreimal mit flacher Klinge sanft auf Hals und Schulter schlug. Das war der Ritterschlag. Nun schmückte man den jungen Ritter auch mit Helm, Schild und Lanze und führte ihm ein Streitroß vor, auf welches er sich sogleich schwang und dasselbe durch die frohlockende Menge der Zuschauer tummelte. Glänzende Feste beschlossen die Feier des Tages. Von nun an durfte er die geringste Beleidigung nicht ungerächt lassen. Selbst der Zweikampf galt oft als eine ehrenvolle und ritterliche Entscheidung. Warf einer dem andern seinen Handschuh vor die Füße, _ so war das ein Zeichen der Herausforderung, sowie das Aufnehmen desselben ein Zeichen des angenommenen Zweikampfes. Die Turniere. Unterstützt und befestigt wurde das Ritterthum durch die Turniere*) oder Waffenspiele, die mit aller Pracht gefeiert wurden. Durch sie wurde der alte Heldengeist der Deutschen neu belebt. Sie gaben den Rittern eine erwünschte Gelegenheit, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Beifall und Ruhm von einer schaulustigen Menge öffentlich einzuernten. Raubritter. Manche Ritter aber vergaßen der Würbe ihres Staubes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Aus ihren auf steilen Felshöhen erbauten Raubburgen überfielen sie mit ihren Reisigen den Bauer und Städter, warfen Knechte nieber und führten den Raub frohlocken!) mit sich fort auf ihre Burgen. Von den vorüberfahrenden Schiffen forderten sie willkürliche Zölle. Die Ritterorden. Die höchste Blüthe des Ritterthums zeigte sich in den geistlichen Orden. Zur Ausnahme der Pilger, die oft krank und hilflos zu Jerusalem ankamen, ließen mehrere Kaufleute aus Unteritalien in der Nahe des heiligen Grabes (1048) ein Kloster mit einem Hospital bauen, in welchem kranke und hilflose Pilger unentgeltlich gepflegt wurden. Als Schutzpatron dieser frommen Stiftung wurde Johannes der Täufer gewählt; darum hießen auch die Ordensbrüder Johanniter. Später wurde dieser Mönchsorden zu einem Ritterorden umgebildet. Die Mitglieder desselben unterzogen sich nicht blos den Gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth, sondern verpflichteten sich auch zur Vertheibiguug der Kirche gegen die Ungläubigen. Acht französische Ritter legten den Grund zu einem neuen Drben, zur Beschütznng der Pilger auf den unsicher« Straßen von Palästina. Die Mitglieder besselbeu mußten sich bei ihren kriegerischen Beschäftigungen auch zu den gewöhnlichen Klostergelübden verpflichten. Balduin, König von Jerusalem, räumte ihnen eine Wohnung an der Oftfeite der Stätte des Salomonischen Tempels ein, wovon sie den Namen Tempelherren erhielten. Zu diesen beibeit Ritterorben kam (im Jahre 1190) noch ein britter, der deutsche Ritterorden. Schon (1128) war ein deutsches Hospital in Jerusalem zu Ehren der Jungfrau Maria für die Pflege deutscher Pilger errichtet worden. Unter den Teilnehmern an dieser frommen Stiftung hatte sich bereits eine Art von Ordensverbindung gebildet- Nach dem Verluste Jerusalems verließ dieser Bruderverein die hl. Stadt und begab sich in das Lager der Kreuzfahrer vor Accoit. Mitleidige Kaufleute aus Lübeck und Bremen schlugen hier aus Schiffssegeln ein Zelt für deutsche Kranke auf, deren Pflege die marianische Brüdergemeinde übernahm. Darauf wurde dieser Verein zu einem Ritterorden erhoben, der die Hauptzwecke der beiden anderen Orden vereinigte. Die Ordensbrüder mußten Deutsche sein. Sie trugen einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste von Palästina erwarb dieser Orden sich ein besonderes Verdienst durch die Bekehrung der heidnischen Preußen an der Ostsee. Die Hansa. Das Haupthinderniß des freien Verkehrs der Städte unter einander war noch immer die Unsicherheit aller Flüsse und Wege. Darum vereinigten sich (im Jahre 1241) die beiben reichen Städte Lübeck und Hamburg und unterhielten auf gemeinschaftliche Kosten eine bewaffnete Mannschaft, welche die Wagen und Schiffe begleitete und schützte. Bald traten mehrere Städte dem Vereine bei. Dieser wurde endlich so groß, daß er es mit mächtigen Königen zu Wasser und zu Lande aufnehmen konnte. Im vierzehnten Jahrhuubert nahm biefer Städtebund den Namen Hansa an, von dem altdeutschen Worte Hans, welches Geselle heißt, so daß daher Hansa Gesellschaft oder Bund bedeutet. Im fünfzehnten Jhrhundert, *) Von dem alten Worte „Turnen", d. i. Ringen oder Kämpfen.

12. Lebensbilder aus der neueren Geschichte - S. 35

1898 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Kurfürst Friedrich I. und die (Luihows. Dietrich von Quitzow und sein Bruder Hans, das waren ein paar rechte Raubritter. Ritten die beiden, von Kopf zu Fuß in Stahl und Eisen gekleidet, aus dem Schloßthor und ein zahlreich Volk von Reisigen hinter ihnen her, so geschah's immer manch einem zuleide. Es saßen die Herren zu Friesack und Plaue im Havellande auf festen Burgen, füllten die ganze Mark Brandenburg mit Fehde, Raub und Brand und jeder Gewaltthat, und die Herren vom Adel in den steinernen Häusern und hinter den hohen Pfahlzüunen waren ihre Vettern und guten Freunde. „Ist einer", so sprach man in Deutschland, „auch ungefährdet durchs ganze Reich gereist, so kommt er doch nicht unberaubt aus der Mark." Fuhren Kaufleute mit Wagen voll Gütern des Wegs, so sprangen die Herren mit ihren Knechten aus dem Busch, wo sie gelauert hatten, hielten die Speere vor und forderten eine Abgabe, die der Wehrlose seufzend reichte. Weigerte sich einer der Schatzung, so warfen sie ihn nieder, banden ihn und führten ihn und sein Gut auf ihr Schloß; dort setzten sie den Kaufherrn in den Turm, wo er bei Wafser und Brot schmachtete, bis die Seinen ein hohes Lösegeld entrichtet hatten. Waren ihnen einmal die Bürger einer kleinen Stadt nicht zu Willen gewesen, so 3*

13. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 16

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 16 — verzweifelter Anstrengung auch nicht gelang, gegen die Übermacht den Sieg zu erringen, so waren doch die Pommern, welche bedeutende Verluste erlitten hatten, zur Fortsetzung des Kampfes nicht ermutigt. Nun rüstete Friedrich mit aller Kraft, um auch in der Mark seinen Gegnern energisch entgegenzutreten. Nachdem er zunächst mit den Nachbarfürsten ein gutes Einvernehmen erzielt hatte, konnte er daran denken, sich mit Erfolg gegen die Widerspenstigen im Innern der Mark zu wenden, zumal ihm auch — nach alter Überlieferung durch seine Gemahlin Elisabeth — aus Franken inzwischen neue Scharen zugeführt worden waren. Er verband sich mit dem Erzbischof von Magdeburg und dem Herzog von Sachsen, um gemeinsam mit ihnen die trotzigen Ritter zu unterwerfen und die Festen Rathenow, Golzow, Friesack, Beuthen und Plane zu erobern. Auch die Getreuen in der Mark, wo er sich durch sein mildes, ruhiges und festes Wesen bereits viele Freunde erworben hatte, waren ihm gerne behilflich, dem übermütigen Treiben der Raubritter für immer ein Ende zu machen. Friedrich entlehnte von dem Markgrafen von Thüringen eine in der Mark noch unbekannte Donnerbüchse, die viernnd-zwanzigpsündige Steinkugeln schoß und von den Vorspannbauern, welche die größte Mühe hatten, das schwerfällige Geschütz in dem märkischen Sande fortzuschaffen, scherzweise die „faule Grete" genannt wurde. Aus Kirchenglocken ließ er noch einige kleinere Donnerbüchsen gießen und ging nuu in Gemeinschaft mit den ihm verbündeten Fürsten, welche sich ausdrücklich verpflichtet hatten, ihm „mit Büchsen und anderem Gezeuge, wie es bei der Belagerung von Schlössern erforderlich ist", beizustehen, dem in seinem Trotze beharrenden Adel ernstlich zu Leibe. In kurzer Zeit hatte er die festen Burgen erobert, so daß sich die stolzen Ritter beugen mußten. Dietrich von Quitzow entfloh, Hans wurde gefangen gesetzt. Nachdem Friedrich auf diese Weise die Macht des trotzigen Raubadels gebrochen hatte, berief er die Bischöfe, Herren, Ritter und Städte der Mark nach Tangermünde, um für die Landesfreiheit ein neues Gesetz zu verkünden und über die widerspenstigen Raubritter ein strenges Gericht zu halten. Sämtliche Habe der Quitzows, die durch Urteil der Landstände aller Lehen- und Pfandgüter verlustig erklärt wurden, fiel an den Burggrafen. Durch den unter Zustimmung der Landstünde verkündeten Landfrieden wurde für die Mark wieder eine „vollständige Aufrichtung des schwer gebeugten Rechts und öffentlichen Friedens in Aussicht gestellt". „Jetzt konnte der Bauer wieder seine Hütte bauen, der städtische Handel wieder die sichern Straßen beleben, der tief zerrüttete Landbau fand den Mut, sich zu erneuen.'1 Wenn seitdem auch hin und wieder noch Raubzüge vorkamen, so wurden dieselben

14. Das Mittelalter - S. 270

1877 - Leipzig : Brandstetter
270 Turniere und versagte denen, welche darin gefallen waren, ein christliches Begräbniß. Auf ihren Burgen lebten übrigens die Ritter wie kleine Könige, in Reichthum, Pracht und heiterem Lebensgenüsse. Ein Fest drängte das andere. Beim Becherklang ergötzten sie sich an den Erzählungen ihrer Großthaten. Andere, welche kein Eigenthum besaßen, zogen mit ihren Knappen zu Roß von Land zu Land, schmausten bei andern Rittern und gingen, wie einst die griechischen Helden Herkules, Jason, Theseus, auf Abenteuer aus. Diese nannte man „fahrende Ritter". Bald kamen wunderbare Erzählungen au£ von Abenteuern und Heldenthaten, welche diese Ritter vollbracht haben sollten. Der eine hatte gegen Zauberer, der andere gegen fürchterliche Riesen, der dritte sogar gegen feuerspeiende Drachen gekämpft. Manche Ritter vergaßen aber die Würde ihres Standes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Da hingen an Bergen und Felsen hundert und hundert trotzige Burgen, die wie eine große Sklavenkette sich durch das ganze Land zogen. Aus ihren Raubnestern machten die Ritter mit ihren Reisigen Ausfälle, überfielen den armen, wehrlosen Wanderer, den Bauer und den Städter, warfen die Knechte der Kaufleute nieder und führten den Raub frohlockend mit sich aus ihre Burg. Auch an den Felsenufern der Flüsse erhoben sich drohend ihre Schlösser und Burgen und die vorüberfahrenden Schiffe mußtet: harten Zoll erlegen. In den häufigen Fehden der Ritter untereinander wurden nicht selten die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Die Kaiser waren schwach und vermochten selten dem Uebermuthe der Adeligen mit kräftigem Arme zu steuern. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts, wo derjenige Recht behielt, der die Gewalt besaß.

15. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 40

1914 - München : Oldenbourg
— 40 — 3. Raubritter. V 3n der zweiten Hälfte des *3. Jahrhunderts herrschten im Deutschen Reiche Willkür und rohe Gewalt. Die lange kaiserlose Zeit war schuld daran. Der verwilderte Adel schaltete und waltete mit den wehrlosen Bürgern und Kaufleuten nach Belieben; aber auch die reichen Klöster hatten viel unter den Gewalttätigkeiten ihrer sogenannten „Schutzherren" zu leiden. Graf Ludwig von Rieneck saß auf Schloß Rothenfels am Main. Er hatte es besonders auf die benachbarte Abtei Neustadt abgesehen. „Als er zwei Pferde haben wollte, die man ihm wegen verschiedener Klosterarbeiten nicht ablassen konnte, fiel er über das Kloster her mit seinen bewaffneten Reisigen und Knappen. Lr sprengte alle Schlösser am Lhor und an der Sakristei der Kirche und beraubte das Heiligtum des Kirchen* ornates, der Kirchenbücher und der Kaiserprivilegien; er ließ das alles auf seine Zwingburg schaffen. Dann drang er in die Werkstätten des Klosters; aus dem Keller raubte er allen weinvorrat, aus dem Speicher alles Getreide. Seine Leute mißhandelten die Herren und Brüder des Klosters, daß Blut floß, warfen sie wie Diebe und Räuber aus dem Münster und nahmen das ganze Kloster mit allen Zellen und Räumlichkeiten für ihr Raubgesindel in Besitz. Den Kustos und den Diakon des Klosters schlugen sie blutrünstig. Aus dem Münster- und Klosterbau nahmen sie die Kelche, aus den Ställen Pferde und großes und kleines Vieh. Aus der Kammer des Abtes raubten sie die Bücher, Betten, Kleider, Tischgefäße und Tischtücher, aus erbrochenen Kisten acht pfund Heller. Alle Rechte der Höfe, alle klösterlichen Fischweiden und Gerichte nahmen sie an sich und bedrückten die Klosterleute mit neuen Abqaben. Die Jagd nahmen sie für sich in Anspruch. Im Herbst sind sie mit bewaffneter Hand in die Klosterweinberge mit Bauern und Reisigen eingefallen und haben die Weinstöcke mit den Trauben von der Wurzel herausgerissen; gegen zehn Fuder wein gingen dadurch verloren. Auf dem Hofe zu Steinfeld raubten sie dem Kloster sechs pferde. Den Landfrieden haben sie gegen die Abtei nie gehalten. Den ganzen, durch die Grafen von Rieneck, ihre Reisigen und Knappen dem Kloster zugefügten Schaden veranschlagen die Geschworenen auf ^oo Mark Silber." — So hausten die Grafen von Rieneck, die man keineswegs zu den Strauchrittern der schlimmsten Art zählen darf. 2. Das Stift wiirzburg war von den Besitzern des Schlosses poppert-hausen bisher vielfältig beschädigt worden und die Feinde des Stiftes hatten daselbst einen sichern Hinterhalt, aus welchem sie von Zeit zu Zeit

16. Vaterländische Geschichte für Volkschulen - S. 87

1897 - Düsseldorf : Schwann
— 87 Frauenhaus. (Zu den ältesten Burgen gehören die Habsburg, die Hohen-zollernburg und die Wartburg). Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden auch die Ritterorden (vgl. S. 83). Verfall des Rittertums. — Später geriet das Rittertum ttt Verfall. Manche Ritter lebten nur noch von Kampf und Streit, ja sie Litte Ritterrüstung. Lin Ritter mit Schild, Schwert und Lanze. schämten sich selbst des Raubes nicht. Von ihren festen Burgen aus überfielen sie mit ihren bewassneten Knechten (Reisigen) die Kaufleute, welche mit ihren Waren vorbeizogen, und plünderten sie aus. Die Städte suchten sich gegen die gewaltigen Räuber durch Mauern und Gräben zu schützen, desto mehr aber hatten, die Sandleute von ihnen zu leiden, deren Felder sie oft schonungslos verwüsteten. Mit der Erfindung des Schießpulvers verlor das Rittertum seine Übermacht und ging zuletzt ganz unter. iltthm*9

17. Teil 2 - S. 181

1887 - Hannover : Helwing
Die geistlichen Ritterorden. 181 die Ungläubigen; sie trugen einen weißen Mantel mit blutrotem Kreuze. Der Orden gewann bald viele Freunde und zählte 20 000 Ritter; in Europa und' Asien hatte er reiche Besitzungen. Nach dem Verluste Palästinas gingen die meisten Templer nach Frankreich. Der König Philipp von Frankreich, der nach ihren Gütern begierig war, ließ 1309 plötzlich alle Tempelherren gefangen nehmen, warf ihnen die schlimmsten Verbrechen vor und wollte sie durch jede Art von Grausamkeit zum Geständnis bringen. Viele Ordensbrüder starben so; die Ordensgüter zog der König größtenteils an sich, ihr Ordenshaus zu Paris/den Tempel, wählte er sebst als Wohnung. 1312 ward der Orden auf Andrängen des Königs von Frankreich durch den Papst aufgehoben. b. Der deutsche Orden. Schon bald nach dem ersten Kreuzige entstand unter dem Schutze der Jungfrau Maria ein vom Iohamuter-orden abhängiges Hospital für d eut sche Pilger, während der Johanniterorden sich besonders der italienischen, der Tempelorden sich der französischen Pilger annahm. Dasselbe ging aber bei der Eroberung Jerusalems durch Saladin (1187) wieder unter. Als der Rest des Kreuzheeres, das Friedrich Barbarossa geführt hatte, unter seinem hochherzigen Sohne Friedrich von Schwaben die Stadt Akkon belagerte, erschien dort auch der Marianische Brüderverein und übernahm die Pflege der deutschen Kranken. Bremer und Lübecker Kaufleute bauten aus Schiffssegeln eine „Lufthütte" und statteten sie mit Betten und Geld aus. Nach der Eroberung Akkons ward diese deutsche Stiftung in die Stadt verlegt, und Friedrich von Schwaben erhob dieselbe zu einem deutschen Ritterorden. (1190.) Die Ordensbrüder mußten Deutsche sein; 1190 ihre Kleidung war tin weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Der Orden wurde vom Papste bestätigt; später ging er nach Venedig und dann nach Preußen. Die Preußen, die das Ostseeland zwischen Weichsel und Niemen bewohnten, waren noch Heiden, als ihre Nachbarvölker schon längst zum Christentum übergegangen waren. Die frommen Männer, wie der Bischof Adalbert von Prag, welche ihnen ums Jahr 1000 das Christentum bringen wollten, waren von ihnen erschlagen. Da ging nach langer Pause (1209) der Mönch Christian aus dem Kloster Oliva bei Danzig als Glaubensbote unter die Preußen und hatte solchen Erfolg, daß der Papst ihn schon zum Bischof von Preußen ernannte; als die Preußen aber merkten, daß ihnen mit dem Christentums auch die Herrschaft der Polen gebracht werde, drangen sie unter schrecklichen Verheerungen in das christliche Polen, namentlich in das Herzogtum Ma-sovie'n ein, zerstörten die Kirchen, plünderten die Städte und führten zahllose Gefangene mit sich fort. Da machte der Bischof Christian den schon christlichen Herzog Konrad vonmasovien auf den deut sch e n Orden in Palästina aufmerksam, den der Herzog zur Unterwerfung und Bekehrung der heidnischen Preußen einlud. Dem damaligen Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza, verhieß Konrad für seine Hülfe das Kulmer und Löbauer Land, worauf dieser einging. Kaiser

18. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 121

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 121 — mit den Bauern verhandeln, sollen ihnen gewähren, was recht und billig ist, und sollen bedenken, daß sie zur Wohlfahrt und nicht zur Aussaugung der Unterthanen eingesetzt sind. Die Bauern mißbrauchen Gottes und Christi Namen, denn Gott verlangt Gehorsam gegen die Obrigkeit, auch gegen den bösen Herrn, und Christus gebietet Leiden und Dulden; daher ist Aufruhr stets unchristlich. Ihre Artikel sind teils recht (der erste), teils unrecht (der zweite und dritte; Dieberei nennt Luther die Verweigerung des Zehnten, weil diese Abgaben die rechtmäßigen Einkünfte der Grundbesitzer sind), teils zur weiteren Verhandlung geeignet. Herren und Bauern sind also beide im Unrecht und haben die Schrift sowie die Geschichte gegen sich. Der Kampf zwischen ihnen würde daher auf beiden Seiten ein sündhafter Kampf ums Unrecht sein und würde unermeßliches Elend über Deutschland bringen. Darum ist es das allein Richtige und Christliche, wenn beide Parteien durch Vertrauensmänner gütlich mit einander verhandeln und sich durch gegenseitiges Nachgeben in ihren Forderungen einigen. Wir müssen Luther recht geben, er hat wirklich christlich und unparteiisch geurteilt. — Überschrift. Ob Luthers Ermahnung helfen wird? 3. Der Bauernaufstand in Süddeutschland und Thüringen. Luthers Ermahnung kam zu spät. Als sie in den letzten Tagen des April durch den Druck verbreitet wurde, waren schon greuliche Dinge geschehen. In Schwaben, in Franken und im Elsaß hatten sich gewaltige Bauernhaufen zusammengerottet — man schätzte ihre Zahl auf mehr als hunderttausend; sie kündigten den Fürsten und Bischöfen den Gehorsam aus, zwangen die widerstrebenden Bauern sowie die kleinen Städte zur Heeresfolge, nötigten viele Ritter und Fürsten zum Gelöbnis der Ergebenheit und zur Anerkennung der 12 Artikel, plünderten und zerstörten eine Masse von Klöstern und Burgen, mißhandelten und ermordeten die besonders verhaßten Herren. Am greulichsten hausten sie nach der Eroberung von Weinsberg, wo sie den gefangenen Grafen von Helfenstein nebst 18 Rittern in die Spieße jagten. (Ausmalung dieser Scene nach Göthes „Götz von Berlichingen"). Im Übermut des Sieges verlangten sie noch weit mehr, als in den 12 Artikeln festgesetzt war: Alle Fürsten, Ritter, geistliche Herren, Klöster und Burgen sollen abgethan roerben, nur der Kaiser und eine allgemeine Reichssteuer sollen bleiben. Wie vom Schrecken gelähmt, ratlos und thatlos stauben die Fürsten biesem furchtbaren Ausbruch des bäuerlichen Grimmes gegenüber. In Thüringen roar der Ausstand der Bauern hauptsächlich durch den uns schon bekannten Pfarrer Thomas Münzer entfacht roorben. Er hatte festen Fuß in der Reichsstadt Mühlhausen gefaßt, hatte hier die niebere Bürgerschaft für sich gewonnen, den Rat der Stadt zur Abdankung gezwungen, die Gewalt an sich gerissen, in den Kirchen Silber und Altäre zerstört, die Mönche und Geistlichen vertrieben und

19. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 338

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
338 Die mittlere Zeit. Schwerte auf die Schulter, wobei er durch feierlichen Eid gelobte, die Wahrheit zu ehren, das Recht zu verteidigen, Witweu und Waisen und die verfolgte Unschuld zu beschützen und vor allem sein Schwert für die Religion und gegeu jede» Ungläubigen zu führen. Der Kaiser hatte auch das Recht, verdiente Personen aus dem Bürgerstand zu Rittern zu schlagen. Da uach den Anschauungen der damaligen Zeit auch die Gelehrsamkeit adelte, so waren die Söhne der Gelehrten (Doktoren) ebenfalls ri tt erb ürti g. 3. Die Turniere oder Kampfspiele lassen sich auf die altgermanischen Wassentänze zurückführen. Als Heinrich der Finkler die Reiterei neu organisierte und einübte, war eine natürliche Folge davon, daß solche Wassenspiele unter die Kriegsübnngen aufgenommen wurden. Sie wurden mit großer Pracht abgehalten, und nur Adelige durften daran Anteil nehmen. Diese vereinigten sich dann zu eigenen Turniergesellschaften, deren es in Deutschland vier große gab: die rheinische, die fränkische, die schwäbische und die bayrische. Diese zerfielen wieder in eine Menge kleinerer Gesellschaften. Das Turnieren selbst geschah zu Pferde mit Lanze und Schwert, oder zu Fuße mit Streitaxt, Kolben, Pike und Schwert, und zwar in ganzen Scharen gegeneinander, oder im Einzelkampfe vou Mann gegen Mann. Man unterschied das Schimpfrennen, wobei man stumpfe „Lanzen und Schwerter gebrauchte, und wobei es nur auf Spiel und Übung abgesehen war, und das Schar fr einten, wobei von der scharfen Waffe Gebrauch gemacht wurde und oft viel Blut floß, wie z. B. 1241 in entern Turnier zu Nuys bei Köln sechzig Ritter um das Leben kamen. Die Kirche war fortwährend gegen die Scharfreuueit. Die Turuierprcisc bestauben in goldenen Ketten und Kreuzen, in reichverzierten Waffen, kunstvollen Stickereien oder prächtig aufgeschirrten Rossen. 4. Die Städte waren entweder freie Reichsstädte, welche keinen Herrn über sich anerkannten, als den Kaiser und das Reich, oder Landstädte, welche in den Gebieten der einzelnen Fürsten gelegen waren, und in deren Namen fürstliche Beamte (Burggrafen, Schultheiße, Vögte) die Hoheitsrechte, Gerichtsbarkeit, Müuzrecht, Marktrecht re. ausübten. Allein diese Hoheitsrechtc wurden oft bedeutend durch die Privilegien beschränkt, welche die Städte von den Fürsten erhielten, insbesondere wenn sie denselben ans Geldverlegenheiten halfen. Die freigegebenen Einwohner und die ritterbürtigen Bürger (Geschlechter) waren in der Regel allein im Besitze der politischen Rechte. Die zinspflichtigeu Gewerbs- und Ackerleute wurden genannt: Schutzbürger, weil sie ein Schntzgeld entrichten mußten, mit in der Stadt ihren Aufenthalt nehmen zu dürfen; Pfahlbürger, weil sie außerhalb der Umzäunung der eigentlichen Stadt wohnten; Spießbürger, weil sie den Kriegsdienst zu Fuß mit der Pike leisten mußten. Sie erkämpften sich erst später Anteil an der bürgerlichen Verwaltung, insbesondere seit die Zünfte als geschlossene Körperschaften auftraten. 5. Trotz des Gottesfriedens und des Landfriedens und trotz der religiösen Wethe, welche die Kirche dem Rittertum erteilte, gab es viele Raubritter, welche vou ihren Burgeu aus die wandernden Kaufleute überfielen und die benachbarten Städte brandschatzten und dann mit ihrem Raube in ihren festen Schlössern sich bargen. Auch sanken arme Adelige zu Wegelagerern herunter, die von Plünderung lebten. Gegen diese „Herren vom Stegreife" rote gegen die Raubritter mußten die Städte die Ihrigen schützen. So schlossen schon 1303 Eß-

20. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 88

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
88 39. Maximilian I. (1493-1519). Der ewige Landfriede sollte dem Faustrecht ein Ende machen. Noch immer maßten sich bis dahin Fürsten, Ritter und Städte das Recht an, ihren Feinden Fehde anzusagen, so daß Deutschland beständig voll kleiner Kriege, Überfall, Raub und Mord war. Um die Gerichte kümmerten sich die Starken nicht, um den Kaiser wenig. Das sollte endlich anders werden: Maximilian gebot ewigen Landfrieden. Wenn künftig einer eine Sache wider den andern hatte, so sollte er ihn verklagen. Zn dem Ende setzte Maximilian für die reichsunmittelbaren Herren einen eigenen Gerichtshof, das Reichskammergericht zu Frankfurt, ein. Dieses war nun der höchste Gerichtshof des Reichs. Damit die Urteile des Reichskammergerichts auch gehörig vollstreckt werden könnten, teilte der Kaiser Deutschland in zehn Kreise; wollte der Verurteilte sich nicht fügen, so mußte die Mannschaft des Kreises wider ihn ausziehen. Anfangs konnten zwar der ewige Landfriede und das Reichskammergericht nicht zur Kraft kommen; aber allmählich ging es besser, und die Störenfriede wurden gebändigt. So half Maximilian selbst das entartete Rittertum zu Grabe tragen. 3. Der „Gemeine Pfennig". Zur Bestreitung der Ausgaben des Reichs, z. B. für das Heer, zur Besoldung der Beamten usw., sollte eine allgemeine Reichssteuer, der Gemeine Pfennig, erhoben werden. Wer 1000 Gulden (der Gulden etwas über acht heutige Mark wert) besaß, sollte einen Gulden steuern, wer 500 Gulden hatte, steuerte einen halben Gulden, die Ärmeren leisteten je 24 zusammen einen Gulden Steuer. Steuereinnehmer und Veranschlager des Vermögens sollten die Pfarrer sein; diese hatten die gezahlten Gelder an die Schatzmeister abzuliefern. Der Gemeine Pfennig war die erste regelmäßige Steuer, die bei uns erhoben wnrde. Der Gedanke war vortrefflich. Die Einrichtung der Reichssteuer brachte den einzelnen wieder in Verbindung mit dem Ganzen und gab ihm das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu einem großen Volke. Aber er war damals noch nicht durchzuführen; der König konnte es nicht durchsetzen, daß überall im Reiche diese Steuer gezahlt wurde, und bald wurde ihre Erhebung wieder aufgegeben. 4. Die ständische Regierung. Die Fürsten des Reiches hatten dem Kaiser die Erhebung des Gemeinen Pfennigs nur unter der Bedingung erlaubt, daß er ihnen eine Mitwirkung bei der Regierung gestattete. Neben dem Kaiser sollten die Reichsstände mit an der Spitze der Verwaltung des Reichs stehen. Zu den Reichsständen gehörten die Kurfürsten, die Fürsten und die Reichsstädte. Und wie hier im Reiche, so wollten in den einzelnen Ländern die Landstände Anteil an der Regierung ihres Landes haben. Zu den Landständen gehörten die höheren Geistlichen (d. H. die nichtfürstlichen Äbte, Domherren), der Landesadel und die Landstädte. Ihre Vereinigung hieß der Landtag. (Der Bauernstand hatte keinen Anteil an der Regierung.) So bildete sich im Reiche wie in den Einzelstaaten eine ständische Regierung, heraus. 5. Die Trennung der Schweiz vom Reiche. Aus der Einrichtung des Reichskammergerichts und des Gemeinen Pfennigs erwuchsen dem