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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 67

1914 - München : Oldenbourg
— 67 — 3. Der Pauker von Mklashausen. 3trt 3al?re ^76 zog ein junger Mann an der Tauber umher und spielte zu seinem Lebensunterhalte in den Wirtshäusern auf der kleinen pauke. 3n der Fastenzeit kam ihm der Einfall, Buße zu tun und seine pauke zu verbrennen. Dieses vorhaben führte er im Dorfe Niklashausen auch wirklich aus. Dann predigte er dem Landvolke, es sei ihm die heilige 3ungfrau Maria erschienen und habe ihm den Befehl gegeben, Buße zu predigen. 3edermann solle allen eiteln Schmuck, seidene Gewänder und spitzige Schuhe ablegen und nach Niklashausen wallfahren gehen. £)ier würden alle Sünden verziehen. Auch habe ihm die Hl. 3ungfrau befohlen zu verkünden, es werde in Zukunft weder Papst, Kaiser, König, Fürst noch geistliche oder weltliche ©Irrigkeiten mehr geben. 3e^cr solle des andern Bruder sein, keiner mehr vermögen besitzen als der andere und jeder sich durch seine Landarbeit ernähren. Zehnten, Besthaupt, ßandlohn, Zölle, sonstige Steuern und Abgaben würden aufhören und die Wälder, Gewässer und Weiden stünden jedem frei zur Benutzung. Zahlreiche Menschen strömten von nah und fern an Sonn- und Feiertagen nach Niklashausen. Die Handwerker verließen ihre Werkstätte, die Bauern ihren Pflug, die Grasmädchen kamen mit der Sichel gelaufen ohne Erlaubnis der Herrschaft und ohne alle Wegzehrung, wo sie auf dem Wege einkehrten, gab man ihnen unentgeltlich Speise und Trank. Alle nannten sich Brüder und Schwestern. 3edes Mädchen ließ als Gpfergabe einen Teil seines Zopfes zurück, von allen Städten und Ortschaften liefen große Wachskerzen und reiche Opfer an Geld, Kleidungsstücken und Lebensrnitteln ein. Der junge Pauker trug eine zottige Kappe, von welcher das Volk allmählich alle Zotten abriß und solche als kostbare Andenken an den 3üngling in hohen Ehren hielt. Der Pauker predigte gewöhnlich auf einer umgestürzten Rufe stehend. Es sollen sich oft bei 40 000 Menschen zu diesen predigten eingefunden haben, auch traf man da Wirte, Köche und Krämer wie in einem großen Feldlager. Am Sonntage vor Kilianus ersuchte der Pauker seine männlichen Zuhörer, am nächsten Samstag, dem Margaretentag, zu Abend sich recht zahlreich und bewaffnet einzufinden. Weiber und Frauen sollten aber daheim bleiben. Da beschloß Bischof Rudolf, der Versammlung von Bewaffneten zuvorzukommen. Er schickte daher insgeheim 34 Heiter nach Niklashausen, die den Pauker aus dem Bett holten und auf ein Pferd banden. (Lrotzdem viele von den Hooo bereits Versammelten Gegenwehr versuchten, entkamen die würzburgischen Reiter unversehrt mit ihrem Gefangenen. czrvei clage später erschienen an \6 000 Wallfahrer mit ^00 brennenden Kerzen vor dem Schlosse Frauenberg um den Hl. Jüngling, allenfalls sogar mit Gewalt, zu befreien. Ein großer Teil zog wieder ab, als der 5*

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1. Mittelalter - S. 251

1896 - Stuttgart : Neff
— 251 — da aber auch bis zu 30 % voin Wert des Hofes. Die Hinterlassenschaft von Hörigen zogen manche Herrschaften, z. B. die Aebte von Kempten, auch wenn erbberechtigte Verwandte vorhanden waren, an sich. Der Gewinn teurer Zeiten wurde dem Bauern durch Festsetzung eines Höchstpreises vielfach entzogen; die Binge der grossen Handelsgesellschaften (s. S. 198), die den „Fürkauf“ betrieben, drückten die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse herab. — Husitischen Einfluss zeigt die 1438 von einem Weltgeistlichen verfasste „Reformation des Kaisers Sigmund“, die eine Erhebung aller „edeln, freien Christen“ erstrebt, zur Aufrichtung eines goldenen Zeitalters allgemeiner Freiheit und Gleichheit. Dieses Buch übte grossen Einfluss aus unmittelbar vor dem „grossen Bauernkrieg“. Der Pauker von Niklashausen, der von der Jungfrau Maria inspiriert sein wollte, predigte mit hinreissender Beredsamkeit kommunistische Lehren und eine radikale Umwälzung. Unter den Liedern revolutionären Inhalts, die er den Wallfahrern mitteilte, lautet eines: Wir wollen Gott im Himmel klagen, Kyrie eleison Dass wir die Pfaffen nit sollen zu Tode schlagen Kyrie eleison. Er verkündete, dass, wer 30 Priester töte, Gotteslohn ernten werde. Der Bundschuh von 1493 wollte ein Jubeljahr einführen, Zölle und Umgeld (ursprünglich: ungelt) abschaffen, alle Schuldbriefe vernichten und Selbstverwaltung der Gemeinden schaffen. Wie der Pauker, verwarf auch diese Verschwörung die Ohrenbeichte. 1492 erhoben sich friesische und holländische Bauern gegen neue Steuerforderungen Maximilians als „Käsebroter“. Das bäuerliche Selbstgefühl wurde im Süden gehoben durch das aus bäuerlichen Kreisen sich rekrutierende Landsknechttum. Freilich nahm später die Masse der Landsknechte eine adelsfreundliche Haltung ein. § 79. Kultur. Kirchliche Zustände und religiöse Entwickelung Deutschlands. Universitäten wurden gegründet in Prag 1348 (s. § 59), Wien 1365, Heidelberg 1385, Köln 1389, Erfurt 1392, Leipzig 1409 (s. § 62), Rostock 1419, Löwen 1426, Freiburg und Greifswald 1456, Basel 1460, Ingolstadt 1472, Tübingen 1477. Da die Kirche für sich allein die Befugnis beanspruchte, zu lehren und akademische Grade zu verteilen, war zur Gründung einer Universität eine päpstliche Bulle nötig. Auch waren die meisten Lehrstellen mit kirchlichen Pfründen verbunden. Wie vielfach an einem fähigen und pflichtgetreuen Lehrpersonal, so fehlte es den Universitäten lange beinahe durchaus an produktivem Schaffen. Die Scholastik, die, überwiegend in ihrer nominalisti-schen Bichtung, seit 1350 in Deutschland Eingang gefunden hatte, beherrschte sie mit ihrer Vernachlässigung der Quellen, mit wenigen Ausnahmen, bis zum Ende des Xv. Jahrhunderts. Der von Italien nach und nach eindringende Humanismus gewann früher Boden in den Mittelschulen (Lateinschulen), zuerst in denen der Brüder von gemeinsamen Leben (Alexander Hegius Leiter der Schule von Deventer 1475—1498), dann allgemein in den Bats- und Stadtschulen *), als in den Artistenfakultäten der Universitäten. Der deutsche Humanismus nahm frühe bei manchen seiner Vertreter, wenn auch in etwas unklarer Weise, eine pädagogische und dem Christentum innerlich befreundete, r) In den Städten (vereinzelt auch in Dörfern) gab es auch schon eine Art Volksschulen, „Schreib-, Rechen-, Deutsche Schulenentweder als Vorstufe der Lateinschule oder auch selbständig (dann vielfach aus „ Winkelschulen“ hervorgegangen und zum Teil Mädchenschulen). Sei-

2. Deutsche Sozialgeschichte - S. 57

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Allgemeine Notlage. Soziale und religiöse Bewegung berühren sich. 57 Kaisers, Friedrichs Ii., der die Stände einigen und ein großes Friedensreich stiften werde. Allmählich mischte sich in solche Träume die Hoffnung, vom Kaiser würden alle alten Freiheitsrechte wieder hergestellt. Durch die Husitenbewegung im Anfang des 15. Jahrhunderts bekam diese Anschauung einen religiösen Charakter. Der erstrebte Ausgleich soll auch die Forderungen des religiösen Gewissens erfüllen. Die „Gerechtigkeit Gottes" wird verlangt. Auf solche Weise berührte sich die soziale Bewegung — ihrem Ursprünge nach nur eine (übrigens dem ganzen Westeuropa gemeinsame) wirtschaftlich-politische Erscheinung — mit der gleichzeitigen Kirchenreform. Der Haß gegen den leider oft unchristlich lebenden Klerus wurde durch die Husitenausstände verstärkt. Die Geistlichen müssen an Zahl und Einnahme vermindert werden, dann kann der Bauernstand wieder emporkommen — das war die allgemeine Anschauung. Dies Gefühl der Unbefriedigtheit äußerte sich von Zeit zu Zeit in seltsamem, einer geistigen Epidemie vergleichbarem Treiben. In Niklashausen bei Wertheim an der Tauber fand Hans Böhm, ein einfacher Hirt und „Pauker", gewaltigen Zulauf, als er auf eine Erscheinung der Jungfrau Maria hin seine Pauke verbrannte und zu predigen begann: die Zeit der Gleichheit ist nicht mehr fern; dann brauchen keine Zölle mehr entrichtet zu werden, alle Gewässer und Wälder sind frei für alle, bald müssen auch Könige und Fürsten um Tagelohn arbeiten. Wie ein Chronist berichtet, liefen die Handwerksgesellen aus ihren Werkstätten, die Knechte vom Pfluge, die Mägde von der Wiese herbei: 2 Monate lang fand eine förmliche Wallfahrt zum „Pfeifer von Niklashausen" statt, bis er auf Befehl des Würzburger Bischofs verbrannt wurde. Aber was half's? Im Schwarzwalde war schon ein neuer Apostel erschienen — wie manche behaupteten, der Kaiser Friedrich, der aus dem Berge gestiegen. Schweigend lagerten die Massen an der Versammlungsstätte bei Fackel- und Mondschein mitten im Walde und lauschten der Ver-

3. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 294

1909 - Regensburg : Manz
294 Seine Liebe zur Armut. „Du liebe Armut," sprach er, „tote niedrig auch nach dem Urteile der Menschen deine Herkunft sein mag, ich schätze dich dennoch über alles, seitdem mein Meister sich mit dir vermählt hat." Er pilgerte nach Rom, an den Gräbern der Apostelfürsten zu beten, mischte sich unter einen Haufen Bettler, gab dem dürftigsten seine Kleider, hüllte sich dafür in dessen Lumpen und bettelte in den Straßen Roms. Als Wahnsinniger und Verschwender in der Vaterstadt verschrien, sperrte ihn der Vater zu Hause ein; aber seine gute und fromme Mutter fühlte Mitleid und begünstigte seine Flucht in eine Höhle außer der Stadt. Er leistete ans sein väterliches Erbe Verzicht, entledigte sich seiner Kleider bis auf ein härenes Gewand und sprach: „Nun kann ich mit mehr Recht täglich beten: Vater unser, der du bist in dem Himmel!" So hatte er sich von der Familie losgerissen; er ließ sich von einem Bettler an Kindes Statt annehmen, lebte fortan in strengster Buße und Abtötung, ging ins Spital der Aussätzigen und heilte durch sein Gebet mehrere derselben. Noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt, hört er 1209 in der Kirche die Stelle der Heiligen Schrift lesen: „Ihr sollt nicht Gold, nicht Silber noch Erz in euerm Gürtel tragen, keine Reisetasche, nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stab," und er jubelt im Geiste: „Das ist's, was ich suche." Er ist sich klar geworden über das Ziel seines Strebens; er will das Leben der apostolischen Zeit wiederherstellen. Er wirft die Sandalen, den Gürtel, selbst den Bettelsack von sich. Von diesem Akte datieren feine Schüler die Begründung seines Ordens. So erschien er vor der genußsüchtigen, üppigen Welt und predigte die Armut in der Zeit Ezzelins und Friedrichs, Liebe, Buße in den Tagen des Hasses und Krieges und Aberglaubens. Mit den elf Gefährten, die sich ihm anschlössen, erwählte er die strengsten Buß-ilbuugen und die vollständigste Armut zu seinem Teil und versagte sich das notwendigste Geräte, sogar ihr Gewand und ihre Bücher sollten die ©einigen nicht als ihr eigen betrachten. Der Benediktinerabt von Monte Snbiaco schenkte ihm die Kirche zu St. Maria von den Engeln bei Assisi, Portiuncula genannt, wo er seinen Genossen, die er aus Demut mindere Brüder nannte, die ersten Regeln gab und vorschrieb, unter den Armen, Kranken, Aussätzigen zu leben und zu arbeiten. „Glücklich der Knecht," sprach er „der sich nicht für besser hält, wenn er von den Menschen erhoben, als da er verhöhnt und verachtet wird; denn der Mensch ist nicht mehr oder weniger als das, was er vor Gott ist." Als wenn es ihm nicht genügt hätte, die Menschen in sein liebeglühendes Herz zu schließen, dehnte er die Liebe auf alle Geschöpfe aus, zog singend durch die Auen, forderte die Vögel, die er feine Brüder nannte, auf, mit ihm Gott zu preisen, bat die Schwalben, seine Schwestern, zu schweigen, während er predigte. Wogende Kornfelder, Rebengeläude, Fels und Wald, alle Schönheit der Natur erhob ihn, Gott zu preisen und zu lieben; jedes Kloster der Minderbrüder sollte in seinem kleinen Garten ein Beet mit ausgesuchten Blumen zum Lobe Gottes bestimmen. Seine von Liebe überflutende Seele ergoß sich in Dichtungen, einzig in ihrer Art. Er war einer der ersten Dichter, der sich für religiöse Hymnen der italienischen Sprache bediente, und einer feiner frühesten Jünger, der Bruder Paeisieo, wurde von Friedrich Ii. mit dem Lorbeer gekrönt. Als der Heilige wahrnahm, wie die Zahl feiner Minderbrüder immer ansehnlicher zunahm, gedachte er ihnen eine geschriebene Regel zu geben. Mit diesem Gedanken beschäftigt, schien es ihm einst in einer Nacht, als habe er drei überaus dünne Brotteilchen aufgelesen und solle diese nun unter einen Haufen hungriger Brüder austeilen; er fürchtete fast, die Stückchen aus den Fingern zu verlieren, als eine Stimme ihm zurief: „Bereite eine Hostie daraus und gib davon dem, der nach Nahrung verlangt!" So tat er; wer aber nicht mit andächtiger Zufriedenheit das ihm zukommende Teilchen empfing, wurde plötzlich mit dem Aussatze behaftet. Franziskus gab den Brüdern Kunde von dem Gesichte, dessen Bedeutung er

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 33

1879 - Berlin : Nicolai
33 wie sein Vater es gethan hatte. Endlich wurde durch einen Vertrag mit dem Papste (Coneordat) der Jnvestiturstreit für einige Zeit beigelegt. 8. Der erste Kreuzzug. 1099. Mit großer Liebe hingen im Mittelalter die Menschen an ihrem Erlöser; heilig war ihnen auch die Stätte, wo er gelebt, gelehrt und gelitten hatte. Es wanderten daher, dem Drange ihres Herzens folgend, viele Tausende nach Palästina, um dort zu beten und zu büßen. Von Jahr.zu Jahr zogen zahlreichere Wallfahrer (Pilger) in das heilige Land. So lange dieses im Besitze der Araber war, stand auch den christlichen Wallfahrern der Eintritt in dasselbe gegen ein Schutzgeld frei; als aber die Türken Palästina erobert hatten, wurden im Abendlande die Klagen über die Bedrückungen der Pilger durch dieselben immer lauter und lauter. Da hielt man es hier für eine Schande, daß die heiligen Stätten sich in den Händen der Ungläubigen befänden. Deßhalb hatte schon Gregor den Entschluß gefaßt, sie zu befreien. Einer feiner Nachfolger, Urban Ii., ging mit demselben Plane um. Da erschien vor ihm ein frommer Mönch, Peter von Amiens mit Namen, welcher eben von Jerusalem zurückgekehrt war. Er erzählte von den Gefahren, von welchen die Christen dort heimgesucht wären, und von den Leiden, welche sie zu erdulden hätten. Christus selbst wolle sich seiner Gläubigen erbarmen, er sei ihm erschienen und habe ihm besohlen, er solle zum Papste gehen und denselben in seinem Namen auffordern, das heilige Grab zu befreien. Auch brachte er Briefe vom Patriarchen von Jerusalem, durch welche dieselbe Aufforderung an Urban erging. Da beschloß dieser, nicht länger zu säumen, und gab Peter den Auftrag, das Kreuz zu predigen. In der Mönchskutte, umgürtet mit einem Strick, barfuß, auf einem Maulthiere reitend, in der Hand das Bild des Gekreuzigten (Crucifix) haltend, zog dieser daraus von Dors zu Dors, von Stadt Zu Stadt, von Land zu Land, überall mit feurigen Worten die Christen zu dem Kriegszuge nach dem heiligen Lande ermahnend. Das Volk, welches ihn wie einen Boten Gottes verehrte, wurde von heißem Verlangen ergriffen, feinen Mahnungen zu folgen. Der Papst aber begab sich nach Clermont, um dort eine große Kirchenversammlung abzuhalten. Eine solche Menge von Menschen war hier zusammen- Schillmaiin, Leitfaden. o

5. Vaterländische Geschichte für Volkschulen - S. 82

1897 - Düsseldorf : Schwann
— 82 — Ottos Tod. Seine Nachkommen. — Otto starb im Jahre 973 und wurde in dem von ihm gegründeten Dome zu Magdeburg bestattet. Sein Sohn Otto der Ii. und sein Enkel Otto Iii. starben im jugendlichen Alter beide in Italien. Mit seinem Urenkel Heinrich Ii. erlosch im Jahre 1024 das sächsische Königshaus. 47. Die Kreuzzüge. Die Türken in Palästina. — Schon seit den ersten christlichen Zeiten wurde das Land, in welchem der Erlöser gelebt und gelitten hatte, von frommen Pilgern zahlreich besucht. Als aber im 11. Jahrhundert die Türken die Herrschaft über Palästina gewannen, wurden die christlichen Wallfahrer auf allerlei Weise von ihnen bedrückt und mißhandelt. Sie durften die hl. Stätten nur gegen hohe Abgaben besuchen, wurden oft ihrer Habe beraubt und in die Sklaverei geschleppt, oder sogar getötet. Kirchenversammlung zu Clermont — Ein französischer Einsiedler, Peter v. Amiens, der im hl. Lande die Roheit der Türken selbst gesehen hatte, berichtete dem Papste die traurige Lage der Christen im Morgenlande. Der Papst gab ihm die Erlaubnis, die Völker des Abendlandes zu einem Kriegszuge gegen die Türken aufzufordern, und Peter zog von Stadt zu Stadt und predigte den Volksscharen, die zusammenströmten, um seine Worte zu hören. Darauf hielt der Papst zu Clermout (1095) eine Kirchenversammluug ab, und hier wurde der erste Kreuzzug gegen die Türken beschlossen. I. Kreuzzug. — Im Herbste des Jahres 1096 führte der tapfere Herzog von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon, in Verbindung mit anderen Fürsten ein gewaltiges Heer von nahezu einer halben Million Streitern nach dem hl. Lande. Unter unsäglichen Drangsalen und Kämpfen erreichte das Kreuzheer im Jahre 1099 Jerusalem. Es zählte nur noch etwa 20 000 Mann, während die Stadt von einer viel größeren Zahl von Feinden verteidigt wurde. Dennoch entschloß sich Gottfried von Bouillon, die Stadt zu erstürmen, und am 15. Juli siel Jerusalem in die Hände der Christen, welche jetzt an den Türken blutige Vergeltung übten sür alle Frevel. Gottfried wurde zum Könige von Jerusalem gewählt, doch nannte er sich in seiner Demut nur Beschützer des Hl Grabev. Der fromme Held starb schon im nächsten Jahre, und sein Bruder Balduin wurde sein Nachfolger. Verlust Palästinas. — Die Türken aber suchten den Christen ihre Eroberungen wieder zu entreißen, und deshalb mußten immer neue Kreuzzüge unternommen werden. Doch sie hatten nicht den gehofften Erfolg; im Jahre 1187 eroberten die Türken Jerusalem wieder, und etwa 100 Jahre später verloren die Christen auch den letzten festen Platz, den sie in Palästina hatten.

6. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 98

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
98 V. Die Reformation in Westfalen. den Münsteranern volle Religionsfreiheit zu gewähren und den Wiedertäufern sechs Pfarrkirchen zur Benutzung zu überlassen. d. Die falschen Propheten. Auch in Holland hatten sich die Wiedertäufer stark verbreitet. Von dort kamen 1534 die Leiter der holländischen Seüe, der „Prophet" Jan Matthyfen von Aeyden, seines Zeichens ein.bäcker, mit einem seiner zwölf „Apostel", Jan Bockelsobn. Sie fanden in Münster bereitwillig Aufnahme. Besonders der angesehene Knipperdolling nahm sie in seinen Schutz. Die beiden Niederländer rissen alles durch ihre Beredsamkeit hin. Die Prophezeiungen von der herrlichen Zeit des Tausendjährigen Reiches zogen das ungebildete Volk, das eine bessere Zeit herbeisehnte, ganz in den Bann der falschen Propheten. Innerhalb acht Tagen ließen sich 1400 Personen wiedertaufen. Rottmanns Beredsamkeit mit ihrer unwiderstehlichen Gewalt über die Gemüter unterstützte sie dabei. Ihre Anhänger mehrten sich mit jedem Tage. In gleichem Maße stieg ihr blinder Glaubenseifer. „Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: ,Tnet Buße, denn das Himmelreich ist nahe!' Sie hatten Erscheinungen am Himmel, sie sahen Reiter mit blankem Schwert auf weißen Rossen, Männer mit goldenen Kronen auf den Häuptern. Schneiderund Schlossergesellen standen auf und predigten, junge Mädchen riefen Wehe! über die Gottlosen. Überhaupt waren es vielfad) die Frauen, auch aus den höchsten Ständen, die, von der Schwärmerei angesteckt, den Wiedertäufern zuliefen." e. Kämpfe in der Stadt. Bald hatten die Fremden in der Stadt die Oberhand. Kirchen und Klöster wurden zerstört. Da ermannte sich der Rat mit den nicht wiedergetauften Bürgern, die sich noch bedeutend in der Mehrzahl befanden, gegen die aufrührerische Menge. Sie befestigten die Mauern und Tore und ließen den Fürstbischof mit den bischöflichen Truppen und 2—3000 Bauern in die Stadt. Zu größeren Kämpfen kam es aber nicht, sondern die beiden Parteien schlossen einen Vergleich, in dem festgesetzt wurde, daß jeder in seinem Glauben bleiben dürse, aber auch in weltlichen Dingen der Obrigkeit Gehorsam leisten solle. Die Führer der Wiedertäufer wußten durch ihre Predigten den gefunkenen Mut und die Begeisterung ihrer Anhänger wieder zu entflammen, vor allem zogen sie zur Verstärkung alle verborgenen Anhänger aus den Nachbarstädten heran. Ihre Zahl und Macht wuchs wieder schnell. Sie bemächtigten sich der Tore und besetzten sie mit Anhängern. Bei einer neuen Ratswahl gewannen sie die Oberhand, der ganze Magistrat wurde aus Wiedertäufern zusammengesetzt, und Knipperdolling wurde Bürgermeister. Am 27. Februar 1534, als ein entsetzliches Wetter tobte, kamen die Wiedertäufer bewaffnet auf dem Rathause zusammen. (Sitte Weile lagen sie betend auf den Knien, und ließ sich -«Ttter ihnen so wenig ein Laut hören wie in der Kirche, wenn das stille Vaterunser gebetet wird. Auf einen ihrer Propheten schien ein

7. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 90

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 90 — Stumpfsinn der veräußerlichten Religionsübung, den Marien- und Heiligendienst durch eine Religion des Herzens . .. bekämpft." . ,rsl .fa9t fauler (bei ct. Francke I, 205): „Da fallen dann dem Menschen ab alle Mittel: die Bilder der Heiligen und das Wissen und die Übungen und die Gebete; und kommt es dahin, daß der Geist so tief versinkt und so gründ-los in Gott, daß er allen Unterschied verliert. Er wird da so eins mit der Süßigkeit Gottes, daß des Menschen Wesen sich im göttlichen Wesen verliert. Und wurde ein solcher Mensch gezogen in den Grund der Hölle, es müßte da ein Himmelreich und Gott und ewige Seligkeit in der Hölle werden." Die Mystiker betrachteten die Bibel als alleinige Quelle des Glaubens. Aber nicht Erkenntnis war ihnen die Hauptsache, sondern Erneuerung des Lebens, die rechte Heiligung. Schon im 14. Jahrhundert hatte die Mystik hervorragende Vertreter gehabt in Meister Eckhart und dessen größtem Schüler Johannes Tauler zu Straßburg, von dem Luther sagt: „Wenn Ihr Lust habt, eine lautere und der alten ganz gleiche Gottesgelehrtheit zu lehren, so könnt Ihr Euch die Predigten Johann Taulers des Predigerordens schaffen. Ich habe weder in der lateinischen noch deutschen Sprache eine heilsamere Theologie gesehen, die mit dem Evan-gelio besser übereinkäme." Ebenfalls der „von göttlicher Liebeswärme durchglühte" Heinrich Suso (Seuße), der Verfasser des „Büchleins von der ewigen Weisheit", gehört dem 14. Jahrhundert an. Dem 15. Jahrhundert gehören an Thomas a ctempis, der als Verfasser des weitverbreiteten, in alle Sprachen übersetzten Buches „Von der Nachfolge Christi" gilt, und Johann Wessel, von dem Luther sagt, daß, wenn er Wessels Schriften früher gekannt hätte, man sagen würde, der Luther habe alles vom Wessel genommen, so gleich seien sie in ihren Meinungen. Er unterschied streng inneres Christentum und äußeres ctirchentum und stellte auf mystischer Grundlage den Glauben „als etwas rein Innerliches" dar, „das zwischen dem Herzen und Gott allein abgemacht werde". Neben dieser füllen Opposition gegen die Kirche wagte sich auch die laute hervor. Schon Wiclef und Huß hatten es gewagt, die ctirche anzugreifen und vor aller Öffentlichkeit auf ihre Schäden aufmerksam zu machen, und neben und nach ihnen hatten viele ihre Stimmen erhoben und über einzelne Mißbräuche oder gegen die Verweltlichung der ctirche und des geistlichen Standes ihre Geißel geschwungen. Die Literatur des 15. Jahrhunderts, die ernsthafte wie die satyrische, ist voll von solchen Angriffen gegen die Kirche und Geistlichkeit. Daß aber auch im Volke die Erkenntnis von diesen Schäden erwacht und die Sehnsucht nach Besserung groß war, zeigt ein merkwürdiger Vorfall, der sich im Jahre 1476 ereignete, der des „Pfeifers von Niklashausen", der durch seine Predigten Tausende von Wallfahrern herbeizog und sie zum Einschreiten gegen weltliche und geistliche Obrigkeit aufreizte, bis ihn der Bischof von Würzburg aufheben ließ. Da rotteten sich 16 000 seiner Anhänger zusammen, um ihn zu befreien, und mit Waffengewalt mußte der Haufe zersprengt werden. Dieser Vorfall war ein bedenkliches Zeichen für die religiöse Gärung im Volke, und er hätte der Kirche zeigen sollen, was ihr drohte; doch wie immer glaubte sie mit dem einzelnen unbequemen Mahner auch die Gefahr beseitigt zu haben.

8. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 105

1881 - Merseburg : Steffenhagen
106 in welcher Stellung er sich trotz offenbarer Nichtswürdigkeiten viele Jahre lang behauptete. (Streben nach der Königskrone.) Von vornherein war Friedrichs Streben darauf gerichtet, die Königskrone zu erwerben. Aber nicht nur eitle Ehrbegierde, nicht blos Sucht nach Glanz machten dies Verlangen in ihm rege. Er fühlte, welcher Rang ihm unter den Herrschern Europas' gebühre, er ahnte die große Zukunft seines Hauses und wollte an seinem Teile ebenfalls zur Erhöhung desselben beitragen. Zur Verwirklichung seines Wunsches glaubte er der Zustimmung des Kaisers nicht entbehren zu können, obgleich er nicht Brandenburg zum Königreich zu erheben gedachte, sondern Preu ß eu, dessen souveräner Fürst er war. Er trat deshalb mit dem Wiener Hofe in Unterhandlung, und nach ^ langem Zögern erklärte sich auch derselbe bereit, Friedrich als König anzuerkennen, wogegen dieser versprach, 10000 Mann brandenbur-gischer Hilfstruppen für den bevorstehenden spanischen Erbfolgekrieg zu stellen. (D,ie Krönung.) Kaum war die Einwilligung des Kaisers in Berlin eingetroffen, als Friedrich mit seiner Gemahlin Sophi e Char lotte, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und einem zahlreichen Gefolge die Reise nach Königsberg antrat. Am 29. December 1700 langte man daselbst an, am 15. Januar wurde die Erhebung Preußens zum Königreiche öffentlich bekannt gemacht, und am 17. Januar stiftete Friedrich den hohen Orden vom schwarzen Adler, dessen Stern die Umschrift trägt: „suum cuique“ d. i. „jedem das Seine". Am Morgen des 18. Januar endlich verkündete das Geläute der Glok- ris. Jan. fen und der Donner der Geschütze, daß der wichtige Tag der L 1701 Krönung angebrochen sei. Um 9uhr erschien derkönigin dem großen Saale des Schlosses, ließ sich auf dem dort errichteten Throne nieder und setzte sich die ihm überreichte Krone aufs Haupt, krönte hierauf auch die Königin und nahm dann die Huldigungen der Prinzen seines Hauses und der Abgeordneten des Landes entgegen. Nun begab man sich in feierlichem Zuge zur Kirche, wo nach der Predigt der reformierte Bischof den König und die Königin mit den Worten salbte: „Gott salbe unsern König, unsere Königin mit seinem heiligen Gerste." Das Volk aber ries: „Amen, Amen ! Glück zu dem Könige, Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Unter Kanonenfutter, Pauken- und Trompetenschall kehrte der Zug nach dem Schlosse zurück, zu einem glänzenden Krönungsmahle, bei dem auch das Volk nicht leer ausging. Den -Schluß der mehrere Monate hindurch zu Königsberg und dann zu Berlin wechselnden Festlichkeiten machte ein Dank-, Buß- und Bettag, an welchem in allen Kirchen des Landes über die Worte aeprediat wurde: „Das hat Gott gethan."

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 41

1915 - Bonn : Hanstein
41 von 336 bis 338. Auch Hieronymus, Martin von Tours und Ambrosius hielten sich vorübergehend in Trier auf. Die Trierer Kirche stand im 4. Jahrhundert schon in hoher Blüte. Der Trierer Erzbischof besaß den Primat in ganz Gallien, zu dem man die rheinische Kirche damals rechnete. Zahlreich sind die Glaubensboten, die in der Folgezeit am Rhein erschienen. Zur Zeit des Trierer Erzbischofs Maximin (332/349) predigte der hl. Lubentius das Evangelium an der unteren Mosel (Cobern) und jenseits des Rheines an der Lahn (Dietkirchen), und der hl. Kastor, an den die Kastorkirche in Coblenz erinnert, predigte an der Mosel in der Gegend von Carden.n Im 6. Jahrhundert finden wir den hl. Goar am Mittelrhein. Die Bischöfe N i c e t i u S v o n T r i e r (527/566) und Kunibertvoncöl n (623/663) machten ihren ganzen Einfluß zum Wohle der Kirche geltend. In der Gegend von St. Wendel predigte der hl. Wendelinus, der das Kloster Tholey begründet haben soll, Gegen das Ende des 7. Jahrhunderts (674) finden wir den hl. D i s i b o d u s an der Nahe. Das rechtsrheinische Gebiet wurde dem Christentum durch angelsächsische Mönche gewonnen. Mit Willibrord, dem Apostel der Friesen, kam um 692 Swidbert aus England nach Friesland. Mit elf Gefährten begann er hier seine Missionstätigkeit. Die Brüder liebten ihn als einen milden, maßvollen und bescheidenen Mann. Nach England zurückgekehrt, wurde er zum Bischof geweiht. Er kam dann wieder auf das Festland und wandte sich mit großem Erfolge zu den Bruktuariern zwischen Lippe und Ruhr im südlichen Westfalen. Als die benachbarten Sachsen die Christen aus dem Bruktuarier-iande vertrieben, begab Swidbert sich nach Cöln, wo damals Pippin von Heristal mit seiner Gemahlin Plektrudis residierte. Pippin schenkte ihm auf einer Insel bei Düsseldorf, auf dem Werth, eine Wohnung im dortigen Fronhofe. Auf der Insel errichtete Swidbert ein Kloster, zu dem Pippin von Heristal oder sein Sohn Pippin der Kurze den Grund und Boden schenkte. Die Insel führte nach ihm den Namen Swidbertsinsel; es ist das heutige Kaiserswerth, das inzwischen aus einer Insel- zu einer Uferstadt geworden ist. Von dort mag Swidbert mit seinen Gefährten dasbergische Land, als dessen Apostel er bezeichnet wird, dem Christentum zugeführt haben. Sichere Beweise dafür fehlen. Swidbert * Ä-f ff ■ /ft,i $C ßu-f- #L*. * J (!

10. Teil 2 - S. 245

1887 - Hannover : Helwing
Die Reformation; Kampf gegen den Ablaß. 245 durch Aufführung prachtvoller Bauten; auch für Erlangung der Würde eines Erzbischofs von Mainz hatte er dem Papste schwere Summen zahlen müssen und deshalb von dem reichen Handelshause der Fugger in Augsburg 30 000 Gulden geliehen. Der Papst hatte ihm gestattet, die Halste der in Deutschland aufkommenden Ablaßgelder zu behalten; deshalb standen hinter den Ablaßpredigern Agenten jenes Handelshauses, die aus den von den Gläubigen gezahlten Ablaßgeldern sich bezahlt machten. Albrecht betraute den Orden der Dominikaner mit dem Verkaufe des Ablasses; am unverschämtesten unter ihnen trieb es Tetzel, ein in sittlicher Hinsicht übel berüchtigter Mensch, der aber durch seine Dreistigkeit und seine derbe, volkstümliche Redeweise für diesen „Handel" sehr geschickt war. Wenn ein Ablaßprediger vor den Thoren einer Stadt erschien, zogen ihm unter dem Geläute sämtlicher Glocken Priester, Mönche, Magistrate, Lehrer und Schüler, Mann, Weib und Kind mit Gesang, Fahnen und Lichtern in feierlicher Prozession entgegen und geleiteten ihn unter vollem Orgelklang in die Kirche. Vor dem Altare wurde ein großes, rotes Kreuz aufgepflanzt und an dasselbe eine seidene Fahne mit dem päpstlichen Wappen gehängt; daneben stellte man die eiserne Truhe, welche das Geld aufnehmen sollte. Durch Predigten, Gesänge und Umzüge wurde das Volk eingeladen, das ihm dargebotene unvergleichliche Mittel zur Seligkeit zu ergreifen „Der heilige Stephanus," so predigte Tetzel, „hat sich einst mit Steinen zu Tode werfen lassen, der beil. Laurentius hat seinen Leib zum Braten hingegeben, und ihr wollt nicht mal eine kleine Gabe opfern, um selig zu werden? Eure Eltern und Verwandten schreien zu euch: wir sind in den härtesten Qualen des Fegefeuers, ihr könnt uns mit einem kleinen Almosen erlösen und wollt nicht?" Man konnte Ablaß für alle Sünden erhalten, für Mord und Meineid, ja selbst- für solche Sünden, welche man noch begehen wollte. Ein Ritter, der für einen Raub, den er begehen wollte, bezahlt hatte, überfiel Tetzel und nahm ihm seine Geldkisten; dann zeigte er ihm den Ablaßbrief. Auch Milch-und Butterbriefe bot Tetzel feil für solche, die in der Fastenzeit Milch und Butter essen wollten. Den Bergleuten zu Annaberg rühmte er, es würden alle Berge lauter Silber werden, wenn sie Ablaß löfeten. Sein Wahlspruch war: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Er rühmte sich, durch seinen Ablaß mehr Seelen in den Himmel gebracht zu haben als sämtliche Apostel mit ihrer Predigt. Kurfürst Friedrich der Weise wollte die Ablaßprediger in seinem Lande nicht dulden, damit nicht zu viel Geld fortgeschleppt werde; da kam Tetzel an die Grenze desselben, nach dem Städtchen Iüterbogk; hierhin liefen auch die Leute aus Wittenberg und kauften Ablaß. Als Luther in der Beichte etliche von ihnen ermahnte, Buße zu thun, zeigten sie ihm ihre Ablaßzettel und meinten, Buße sei nicht mehr nötig. Er aber sprach: „Wenn ihr euch nicht bekehret, werdet ihr umkommen." Da eilten sie erschrocken und ärgerlich zu Tetzel zurück und meldeten ihm, daß Luther seine Ablaßbriefe nicht anerkennen wolle. Darauf fing Tetzel an zu wüten und zu fluchen und Luther als einen Erzketzer zu verdammen. Dieser aber predigte unerschrocken wider den Ablaß und lehrte die Leute, nur, wer Buße thue sein Leben lang, der empfange Gnade. Kurfürst Friedrich war mit diesem Auftreten Luthers nicht

11. Unser Vaterland - S. 181

1900 - Berlin : Bruer
— 181 — war zunächst nur die ungebildete Masse des Volks, die in wilder Hast voranstürmte. Gegen 100,000 Menschen dieses Heeres sollen umgekommen sein, ohne das hl. Land gesehen zu haben. Nur ein kleines Häuflein kam bis nach Konstantinopel und erhielt vom griechischen Kaiser die Erlaubnis, sich vor der Stadt in Zelten zu lagern, um dort das eigentliche Heer der Ritter zu erwarten. Inzwischen hatten sich auch in Deutschland drei Heereshaufen gesammelt, die aber zunächst nur über die Inden herfielen, weil diese den Heiland gekreuzigt hatten. Sie wurden ebenfalls zum größten Teil aufgerieben. Dann erst brach das wohl geordnete und gut ausgerüstete Heer der Fürsten und Ritter auf, an deren Spitze Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen stand. Mit ihm, dem ritterlichsten Mann seiner Zeit, dessen äußere Gestalt eben so herrlich genannt wird, wie die Eigenschaften seines Charakters als hervorragend edel und ritterlich galten, zogen seine Brüder Balduin und Eustachius, Hugo von Vermandois, Bruder des Königs von Frankreich, Stephan, Graf von Blois und Raimund, Graf von Toulouse, auch die Nor-nmnnenfürften Italiens, Bohemund von Tarent, sein Neffe Tankred und viele andere Fürsten und Edle. Es waren zusammen 80,000 Mann Fußvolk und 10,000 Reiter, meist Franzosen und Normannen, alle aber unter dem Heerführer, Gottfried von Bouillon. Der griechische Kaiser, welcher jetzt fürchten mochte, das große Heer könne ihm selbst sein Reich nehmen, erschwerte den Zug der Kreuzfahrer auf alle mögliche Weise, und erst als Gottfried seinen Truppen erlaubte, sich Speise und Trank zu nehmen, wo sie davon finden mochten, wurde der Kaiser williger. Auch erzwang sich Gottfried die Ueberschiffung des Heeres, das inzwischen bis auf 600,000 Mann angewachsen sein soll, nach Kleinasien. Dort stießen die Heere Gottfrieds und Peters zusammen und schwerfällig wälzten sich die Völkermassen dem gelobten Lande zu. Je naher sie ihm kamen, desto mehr erfaßte sie ein heiliger Eifer, ja ein fanatischer Taumel. Viele entschlossen sich, ohne Waffen, ohne Geld, mit bloßen Füßen als demütige Büßer in das heilige Land zu ziehen. Sie nährten sich von Wurzeln und rohen Früchten des Feldes, pilgerten mühsam durch die Wälder von Nicäa und bezeichneten ihren Weg mit Kreuzen. Die Fürsten zogen vereinzelt mit ihren Heeresabteilungen Palästina entgegen, denn die Landstrecken, durch welche sie kamen, hatten nicht

12. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen und der deutschen Geschichte - S. 14

1906 - Breslau : Hirt
14 2. Streben nach der Königswürde. Kurfürst Friedrich Hl. war der Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten. Er herrschte über ein Land, das größer war als manches Königreich. Nun wurde in jener Zeit der Kurfürst von Sachsen König von Polen. Friedrich Hl selbst trug viel dazu bet, daß Wilhelm von Omnien König von England wurde, und endlich wurde der Herzog von Hannover zum Kurfürsten ernannt. Da regte sich auch im Herzen Friedrichs Iii. der Wunsch nach der Königskrone. In Wien wollte man von einer Rangerhöhung des Kurfürsten von Brandenburg lange nichts wissen. Doch der Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges bewog den Kaiser, endlich seine Zustimmung zu geben: dafür aber sollte Friedrich Hi. ihm 10 000 Mann Hilfstruppen in diesem Kriege gegen Ludwig Xiv. stellen. 3. Die Krönung. Der 18. Januar 1701 wurde für die denkwürdige Feier bestimmt. Mit großem Gefolge begab sich Friedrich mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte nach Königsberg. Am Krönungstage legte er den glänzendsten königlichen Schmuck an, setzte dann in Gegenwart der Großen seines Landes sich und seiner Gemahlin die goldene Krone selbst aufs Haupt, um anzudeuten, daß er seine königliche Würde niemand auf Erden zu verdanken habe. Darauf begab sich der feierliche Zug nach der Schloßkirche. Nach Predigt und Gesang knieten der König und die Königin vordem Altar nieder und empfingen die Salbung. 4. Dem Volke ward nach der Krönung ein Fest bereitet. Das Tuch, womit der Weg vom Schlosse nach der Kirche bedeckt war, wurde ihm überlassen. Für 18000 Mark wurden Krönungsmünzen von Gold und L-ilber mit den Bildnissen des Königs und der Königin ausgeteilt. Aus dem Markte wurde ein großer Ochse gebraten, welcher mit Hasen, Rehen, Schafen, Ferkeln und Hühnern gefüllt war. Daneben fprudelte aus zwei Adlern roter und weißer Wein. Die Annen Königsbergs empfingen 3000 Mark; außerdem wurde zum Andenken an diesen Tag das Waisenhaus zu Königsberg und ein großes Armenhaus zu Berlin gegründet. Zum Schluß wurde im ganzen Lande ein Dank-, Buß- und Betfest abgehalten, wozu der König selbst den Text der Predigt aus den Psalmen gewählt hatte: „Alle Menschen, die es sehen, werden sagen: Das hat Gott getan, und merken, daß es sein Werk ist." 5. Stiftung des Schwarzen Adlerordens. Am Tage vor der Krönung wurde der Schwarze Adlerorden gestiftet. In der Stiftungsurkunde heißt es: Der Adler, der König der Vögel, trägt als Sinnbild der Gerechtigkeit in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz und Über dem Haupte den Wahlspruch: Su Um Cuique (Jedem das Seine). Der Kranz deutet auf die Belohnungen, der Blitz aus die Strafe. „Jedem das Seine" weist hin aus die Unparteilichkeit, nach welcher dieselben jedem nach Verdienst zuteil werden sollen. Dieser Orden ist noch heute die höchste Auszeichnung in Preußen.

13. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 139

1909 - Bamberg : Buchner
Die sozialen Zustnde in Deutschland am Ende des Mittelalters. 139 ausgewuchert. Die Folge war eine weitverbreitete antisemitische oder juden-feindliche Bewegung, und ihre Folge die Vertreibung der Juden aus Sachsen (1432); aus Bayern (1450); aus Wrzburg dem Bistum (1470). Und wer half den Bauern? Niemand. Wer fhlte wenigstens mit ihnen? Vereinzelte Dichter, Gelehrte und Pfarrer. Den tatschlichen Verfall des Bauernstandes hintanzuhalten, wre Sache des Reiches gewesen. Aber nicht einmal das erreichten die Kurfrsten, da ihrem Verlangen, die Raubritter sollten doch wenigstens veranlat werden, die Ackerleute und Weinbauern während ihrer Feldarbeit in Ruhe zu lassen, stattgegeben wurde, was uns einfach unglaublich klingt. Aber leider war es so. Wenn also der Bauer schlielich in seiner Verzweiflung auf den Gedanken kam: hilf dir selbst, so hilft dir Gott, so knnen wir ihm das nicht verargen und blo bedauern, da diese Selbsthilfe der Bauern, wie sie noch vor dem blutigen Bauern-krieg von 1525 durch Emprungen in zwanzig verschiedenen Teilen des Reichs zum Ausdruck kam, im groen und ganzen ergebnislos fr die armen, unter-drckten Bauern verlaufen ist. Daraus erklrt sich auch die wirklich viehische Wut, womit dann die Bauern im eigentlichen Bauernkrieg zu Werke gingen, was ihnen hinwiederum die Untersttzung der Gutgesinnten raubte und ihre Sache vereitelte. 'Wre aber der Notstand der Bauern ein selbstverschuldeter gewesen, die Folge eines bertriebenen Aufwands und unmiger Ansprche, so htten sie wohl kaum den Mut zur Selbsthilfe gefunden. Denn wo sich der deutsche Bauer im allgemeinen wohl fhlt und ihm in seiner Lage kein allzu harter Druck widerfhrt, da ist er geordnet und geduldig und macht keine Revolution. Weil uns aber gerade aus. dem 15. Jahrhundert eine Reihe von Aufstnden aus den verschiedensten Gegenden des Reichs gemeldet werden, so ist dies der schlagende Beweis dafr, da die Bauern tatschlich zur Selbsthilfe gegen unerhrte Unterdrckung und Aussaugung greifen muten. Nicht blo gegen die Juden, sondern gegen ihre Grundherrschaften schlugen sie los. So die Appenzeller, Vorarlberger, Tiroler, Allguer, Hauen-steinet (im sdlichen Schwarzwald) und Rottweiler Bauern. Es folgten die der Abteien Kempten und Ochsenhausen; 1461 standen die Bauern im Piuzgau und Brixenertal; 1476 die des Taubergrundes; 1492 die im Lechtal und in Friesland; 1493 die am Oberrhein, und 1514 die im Remstal auf. 4. Von diesen Aufstnden find die bemerkenswertesten die vom Jahre 1476, 1493 und 1514. Im Jahre 1476 trat in der Gegend von Wrzburg ein armer Hirtenjunge auf, man nannte ihn den Pauker von Niklashausen, weil er an der Kirchweih die Pauke schlug. Dieser er-klrte, die Jungfrau Maria sei ihm erschienen und habe ihn einen Zustand 247

14. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 66

1882 - Halle : Anton
66 hart bedrängt; zu seinemschutze machten sich immer neue Kreuzzüge nötig; im ganzen sind deren sieben unternommen worden, der letzte 1270* Doch sind dies nur die größeren, in der Geschichte verzeichneten Fahrten — in fast ununterbrochenem Zuge strömten Tausende und aber Tausende von Wallfahrern jedes Standes, Alters und Geschlechts dem H. Lande zu. Selbst die Unmündigen thaten sich zu einem „Kinderkreuzzug" zusammen, um das zu versuchen, was Königen und Rittern nicht gelungen war. Im Anfange des 13. Jahrhunderts predigte ein Hirtenknabe — Stephan — in Frankreich das Kreuz. Christus selbst, so erzählte er, sei ihm erschienen und habe es ihm geheißen. Bald hatten sich gegen 30 000 Kinder um ihn geschart. Das Volk spendete ihnen Lebensmittel und Almosen. Wer sie fragte, wohin sie gingen, erhielt zur Antwort: wir gehen zu Gott! So zogen sie nach Marseille, um sich dort nach dem h. Lande einzuschiffen; aber ruchlose Sklavenhändler lockten sie aus ihre Schiffe, führten sie nach Ägypten und verkauften sie in die Knechtschaft. — Auch in Deutschland thaten sich gegen 20 000 jugendliche Pilger zusammen; unter Anführung eines Knaben Nikolaus nahmen sie ihren Weg über die Alpen; doch kamen sie blos bis Genua; dort nötigte man sie zur Rückkehr in die Heimat. „Diese Kinder beschämen uns, denn wir schlafen!" rief der damalige Papst, als er die Kunde von diesen Zügen vernahm. Trotz aller Anstrengungen — gegen 5 Millionen Menschen haben die Züge verschlungen — ist das erstrebte Ziel nicht erreich) worden. Ein Ort des h. Landes nach dem andern wurde den Christen wieder entrissen. Im Jahre 1291 fiel die letzte christliche Besitzung in die Hände der Türken zurück. 8. Und doch sind die Opfer nicht umsonst gebracht worden. Zunächst haben die Kreuzzüge das Ritter wesen veredelt. Zuvor lebten die Ritter in beständigem Kampf und Streit unter einander , in beständiger Fehde gegen die Fürsten oder die Städte. Jetzt fanden sie in der Befreinng des H. Grabes ein höheres und edleres Ziel ihrer Thätigkeit; auch milderte die Religion, in bereit Dienst sie sich fühlten, ihre bisherige Roheit, und mehr und mehr lernten sie es als Schande ansehen, an Schwachen und Wehrlosen sich zu vergreisen. Es bildeten sich sogar in Palästina drei große Ritterverbinbungen ober Ritterorden, Welche es sich zur besonderen Aufgabe stellten, die Pilger zu schützen, die Kranken zu pflegen und bte Ungläubigen zu bekämpfen. Der eine nannte sich — nach einem früheren Bischof Johannes — die Johanniter; der anbre — der Orben der Tempelherren — trug seinen Namen von dem salomonischen Tempel, neben dem sein Orbenshans ftanb, und der britte — der Orden der deutschen Ritter — wibmete sich vor allem der Pflege beutfcher Pilger. Die Kreuzzüge haben Bilbung, Wissenschaft und Dichtkunst gesörbert. Die Völker traten in regeren Verkehr; der Gesichtskreis würde erweitert; neue Läuber mit neuen Probukten, fremde Sitten und Gebräuche, anbere Staatseinrichtungen und gesellschaftliche

15. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 106

1883 - Hannover : Helwing
106 Neue Geschichte. Albrecht, Erzbischof zu Mainz und Magdeburg und Bruder des Kur- fürsten Joachim I. von Brandenburg, diese Vollmacht. Der Papst hatte ihm gestattet, die Hälfte der in Deutschland aufkommenden Ablaß- gelder behalten zu dürfen. Er betraute den Orden der Dominikaner mit dem Verkaufe des Ablasses. Der Dominikanermönch Tetzel betrieb den Handel mit besonderer Unverschämt- heit. Kam er vor eine Stadt, so ließ er hineinsagen: „Die Gnade Gottes und des heiligen Vaters ist vor euern Thoren." Dann zogen Bürgermeister, Rat, Geistliche und Schulkinder und alles Volk hinaus, holten ihn mit Musik herein, läuteten mit allen Glocken und zogen feierlich zur Kirche. Dort wurde Tetzel mit Orgelschall empfangen. Dann richtete er vor dem Altare sein hohes, rotes Kreuz aus und hängte des Papstes Wappen daneben. Hierauf stieg er auf die Kanzel und predigte von der großen Gnade und Kraft, die der Ablaß haben solle. Darnach strömte das Volk herbei, um sich für allerlei Sünden Vergebung zu kaufen. Man zahlte für einen Meineid neun, für einen Mord acht Dukaten. Ja, man konnte auch Ablaß erhalten für Sünden, die man noch begehen wollte. Ein Ritter, der für einen Raub bezahlt hatte, überfiel den Tetzel und nahm ihm seine Gcldkistcn. Dann zeigte er ihm den Ablaßbrief. Selbst Milch- und Butterbriefe bot Tetzel feil für solche, die in der Fastenzeit Milch und Butter essen wollten. Den Bergleuten in Annaberg rühmte er, cs würden alle Berge lauter Silber werden, wenn sie Ablaß lösetcn. Sein Wahl- spruch war: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Er rühmte sich, durch seinen Ablaß mehr Seelen in deir Himmel gebracht zu haben als sämtliche Apostel mit ihrer Predigt. Tetzel kam auch in das Städtchen Iüterbogk, vier Meilen nord- östlich von Wittenberg. Hierhin liefen auch die Leute aus Wittenberg und kauften Ablaß. Als Luther in der Beichte etliche von ihnen ermahnte, Buße zu thun, zeigten sie ihm ihre Ablaßzettel und meinten, Buße sei nicht mehr nötig. Er aber sprach: „Wenn ihr euch nicht bekehret, werdet ihr umkommen." Da eilten sie erschrocken und ärgerlich zu Tetzel zurück und meldeten ihm, daß Luther seine Ablaßbriefe nicht anerkennen wolle. Darauf fing Tetzel an zu wüten und zu fluchen und Luther als einen Erzketzer zu verdammen. Dieser aber predigte unerschrocken wider den Ablaß und lehrte die Leute, wer Buße thue sein Leben lang, der empfange Gnade. 3i. Qkt. b. Die 95 Thesen. Da aber Tetzel und sein Anhang ihr Werk 1517 noch verteidigten, schlug Luther am 31. Oktober 1517 an die Thür der Schloßkirche 'zu Wittenberg 95 Thesen (Sätze) gegen Tetzels Ablaß. Noch an demselben Tage sandte er dem Erzbischof Albrecht einen Brief, dem die Thesen beigelegt waren. Einige der Thesen lauten: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus sprach: Thut Buße! wollte er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen aus Erden eine stete Buße sei. Die werden samt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da vermeinen, durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein. Die predigen Menschentand, die da vorgeben, daß, sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer fahre. Man soll die Christen lehren, daß, wer den Armen giebet oder leihet den Dürftigen, besser thut, als wer Ablaß löset. Man soll die Christen lehren, daß der Papst, so er wüßte des Ablasses Schinderei, lieber wollte, daß St. Peters Münster zu Pulver verbrannt würde, denn daß es sollte mit Haut, Fleisch und Bein seiner Herde erbaut sein. Die Schätze des Evangeliums siud Netze, in denen man vor Zeiten die Leute

16. Merkbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 20

1914 - München : Kellerer
20 Tausende mutiger Ritter opferten in den Kreuzzügen ihr Leben. Dietürken bedrängten die Wallfahrer. Peter von Amiens brachte die Botschaft hievon ins Abendland. Auf der Kirchenversammlung zu Clermout wurde ein Kreuzzug beschlossen. 1096—1099. Gottfried von Bouillon eroberte 1099 Jerusalem. Die Eroberungen gingen jedoch wieder verloren. Die Kreuzzüge. Abendland gegen Morgenland. Europa gegen Asien. Christen gegen Türken. Von alters her war es fromme Sitte, einzeln ober in Pilgerzügen das heilige Land zu besuchen. I. Ursache und Ausruf zum Kreuzzug. 3m Jahre 1072 hatten die Türken das heilige Land erobert. Als Mohammebaner verfolgten sie die Christen, beraubten und mißhanbelten die Wallfahrer und verwüsteten die heiligen Orte. Der fromme Pilger Peter von Amiens aus Frankreich hatte solche Mißhanblungen mit eigenen Augen gesehen. Er fchilberte auf seiner Rückkehr über Italien und Sübfrank-reich in einbringlichen Worten die Not der Christen im hl. Lanbe. Der Papst forberte auf der Kirchenversammlung zu Cler-mont zur Befreiung des heiligen Laubes auf. Mit dem Rufe „Gott will es!" gelobten viele Taufenbe um Christi willen Blut und Leben zu opfern. Sie hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter und zogen als Kreuzfahrer teils zu Wasser und teils zu Land nach Palästina. Ii. Der erste Kreuzzug. 1096—1099. Etwa 300000 Kreuzfahrer zogen im Frühjahre 1096 aus. Sammelplatz war Konstantinopel, Hauptführer des Heeres der Herzog Gottfrieb von Bouillon. Nach breijähriger, mühseliger Wanberung erreichten nur mehr 20 000 Mann Jerusalem. 39 Tage würde die Stadt belagert, bis sie von den Christen eingenommen werben konnte. .Gottfrieb von Bouillon würde zum König von Jerusalem gewählt. Er nannte sich aber nur Beschützer des hl. Grabes. . Wenige Jahrzehnte später gingen wegen der Uneinigkeit der Christen die Eroberungen ivieber verloren. Maximilianeum: Eroberung Jerusalems. Darum würden noch sechs große und viele kleine Kreuzzüge, sogar ein Kinberkreuzzug unternommen.

17. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 104

1878 - Leipzig : Klinkhardt
— 104 — Karl der Kahle), den ihm Judith geboren hatte, auch einen Thron verschaffen zu können. Das rief bei den ältesten Söhnen eine maßlose Erbitterung hervor; sie beanspruchten das, was sie einmal halten, als ihr rechtmäßiges Eigenthum, wollten auch nicht das kleinste Stück für ihren jüngsten Bruder hergeben, und als Ludwig sich nicht von seinem Vorhaben abhalten ließ, ergriffen Lothar und Pipin (830) die Waffen gegen ihn. Die abscheulichen Söhne bemächtigten sich ihres Vaters und ihrer Stiefmutter, schickten diese in ein Kloster und suchten jenen zu bereden, daß er auf die Herrschaft verzichte und Mönch werde. Ehe sie aber ihre Absicht erreicht hatten, erschien Ludwig der Deutsche, in dem mehr Gefühl für Recht und Gerechtigkeit war, und da er zudem' bedachte, daß sein Bruder Lothar alle Gewalt an sich reißen werde, verlangte er, daß der alte Vater auf dem Throne bleiben solle. Dadurch sowie durch die Hilfe der Geistlichkeit erlangte Ludwig der Fromme wieder mehr Gewalt; als er aber dieselbe benutzen wollte, um seinem jungen Liebling Karl den besten Theil des Reiches zuzuwenden , vereinigten sich wieder die drei ältern Brüder und zogen aufs neue gegen ihn. Kaiser Ludwig sammelte auch ein Heer und stellte sich seinen Söhnen bei Kolmar im Elsaß gegenüber, aber ehe es zur Schlacht kam, schickten diese den Papst zu ihm, ihn zur Unterwerfung aufzufordern. Als nun ein großer Theil des kaiserlichen Heeres, durch Geld und Versprechungen abtrünnig gemacht, zu den Söhnen überging, und Ludwig einsah, daß er unterliegen müsse, gab er sich selbst gefangen, ohne daß es zur Schlacht kam (833). Die Stätte aber, wo das geschah, heißt noch heutiges Tages das „Lügenfeld," weil Ludwig nicht durch die Gewalt der Waffen, sondern durch Verrath und Treulosigkeit besiegt war. Lothar, der von den drei Brüdern der nichtswürdigste war, brachte seinen Vater in ein Kloster und verlangte, daß er jetzt das Mönchsgelübde ablegen solle; doch ging dieser aus Liebe zu seinem jüngsten Sohne, der dann nie ein Erbe bekommen hätte, nicht darauf ein und verstand sich zuletzt nur dazu, öffentlich Kirchenbuche zu thun. So sah denn nun die Welt das schreckliche Schauspiel, daß der Kaiser eines mächtigen Reiches, der Vater von seinen eigenen Söhnen zur öffentlichen Demüthigung gezwungen wurde. Vor einer ungeheuern Menschenmenge kniete der unglückliche Vater im Büßer-gewande auf einer härenen Decke und las mit zitternder Stimme und unter strömenden Thränen ein Verzeichniß seiner Sünden, unter denen eigentlich nur eine bedeutende war, die Blendung seines Neffen Bernhard. Als er dann noch seine Reue über das Begangene ausgesprochen und die Anwesenden angefleht hatte, für ihn um Vergebung zu bitten, wurde er verurtheilt, lebenslang in ein Kloster gesperrt zu werden. Aber jetzt fühlten gar viele Mitleiden mit dem gemißhandelten Kaiser, wandten sich von dem elenden Lothar ab und schlossen sich Ludwig dem Deutschen an, der mit einem Heere zur Befreiung des Vaters heran-

18. Alte Geschichte - S. 73

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 73 — solle mehr als 500 Morgen Land von den Staatsländereien besitzen; was er mehr habe, solle den Armen überlassen werden. Dieser Antrag brachte ihn zu Fall. Als die Wahl neuer Volkstribunen vorgenommen werden sollte, erschien er am Wahltage mit seinen Anhängern im Tempel des Jupiter aus dem Kapitol. In der Nähe hatte sich auch die Senatspartei versammelt. Sobald Liberins Gracchus diese Versammlung erblickte, faßte er sich an die Stirn, zum Zeichen, daß sein Lebeu bedroht sei. Die Senatoren aber deuteten dieses Zeichen so, daß er sich die Königskrone aufsetzen wollte. Einer von ihnen rief: „Wer die Republik retten will, der folge mir!" Sofort bewaffneten sie sich mit Stuhlbeiueu und Knüppeln, stürzten sich auf die Volksversammlung und streckten Tiberius Gracchus mit zwei Schlägen nieder. Seinen Leichnam warfen sie in den Tiber. Neun Jahre später wurde der jüngere Bruder, Gajus Gracchus, zum Volkstribun erwählt. Auch er suchte dem Volke zu helfen, kam aber gleichfalls in einem Kampfe mit der Gegenpartei um. Bei einem Opferfefte machte die Senatspartei plötzlich einen Angriff auf ihn und feilte Anhänger. Er flüchtete in einen heiligen Hain und ließ sich von einen: treuen Sklaven durchbohren. Sein Leichnam wurde ebenfalls in den Tiber geworfen. Das Gesetz gestattete der Cornelia nicht, ein Trauergewand ihrer Söhne wegen anzulegen. Mit stiller Ergebung ertrug sie das harte Geschick. Ohne Thränen konnte sie von ihren Söhnen sprechen. Nach ihrem Tode wurden die Bildnisse von ihr und ihren Söhnen in Rom aufaestellt und hoch verehrt. ' Ia 1 54. Die Qinbern und Teutonen. 113—101 v. Chr. 1. Wanderzug der Cimbern. Um 113 v. Chr. erschien südlich von der Donau au der Greuze des römischen Reiches ein germanischer Volksstamm Es waren die Cimbern. Sie kamen von Norden her (Schleswig-Holstein und Jütland) und waren auy ihrer Heimat vermutlich durch häufige Überschwemmungen vertrieben worden. Die Männer waren von riesenhafter Größe. Für gewöhnlich waren sie nur mit -uerfellert bekleidet. Im Kampfe trugen einige von ihnen Helm und Panzer. Ihre Frauen und Kinder führten sie auf einem mit Leder überspannten Karren mit sich. Dieser Karren war gleichsam das Hans für die Familie. In ihm hatte das wenige Hausgerät sowie der Haushund feinen Platz. Die Frauen waren mit Linnenzeug bekleidet; die Kinder aber gingen nackt einher. Die Römer stellten den Cimbern zuerst ihren Feldherrn Carbo entgegen; doch er ward besiegt. Wider Erwarten wandten sich die Cimbern, die nur ungern nnt den gefürchteten Römern kämpften, nach Westen und zogen nach Gallien. Noch dreimal schickten die Römer ihre Heere, aber sie wurden alle nacheinander vernichtet. Schrecklich verfuhren die Sieger mit ihren Gefangenen; sie hängten sie an den Bäumen auf oder opferten sie ihren Göttern. In Rom zitterte alles vor der Macht dieser Barbaren, und vorn „cimbrischen Schrecken" sprach man noch lange Zeit. Die Cimbern zogen aber nicht nach Rom, wie man fürchtete, sondern gingen über die Pyrenäen nach Spanien. Doch bald kamen sie von dort wieder nach Gallien zurück. Hier vereinigte sich mit ihnen ums Jahr 103 rif rrtn 5toette§ germanisches Volk, die Teutonen, denen sich die Ambronett angeschlossen hatten (beide von der Ostseeküste stammend). Da ihnen aber bei der großen Zahl — es sollen 300 000 Mann gewesen sein — die Verpflegung schwer wurde, trennten sich die Völker bald wieder. . 2- Untergang der Teutonen. 102 v. Chr. Die Cimbern zogen zunächst U den Mem' um über die Ostalpen in Italien einzudringen. Die Teutonen

19. Geschichts-Bilder - S. 172

1878 - Langensalza : Greßler
172 »Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet: »,Wohlan, Petrus, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein, denn die Stunde ist gekommen, daß mein Tempel gereinigt werde!'« Da übermannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und Knechte standen auf, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die Ungläubigen. Dieser allgemeinen Bewegung bemeisterte sich nun der Papst Urbanus Ii. Er berief 1095 eine große Kirchenversammlung nach Clermont. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Aebte und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das Volk zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte, hingerissen, in Thränen und Seufzern, und rief wie aus einem Munde: »Gottwill's! Gottwill's!« Da heftete sich Jeder ein rothes Kreuz aus die rechte Schulter und machte sich zur kriegerischen Wallfahrt bereit, welche davon der »Kreuzzug« hieß. Da schenkte mancher reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen und Kloster und wollte kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi Ehren. Niemand dachte mehr an Haus, Hof und Vaterland, Eltern und Kinder, sondern nur ans ferne Morgenland. Bald hatten sich viele Haufen gemeinen Volks bewaffnet, ohne rechte Waffen, wie ohne Zucht und Ordnung, und folgtem einem Abenteurer, Walter, zubenannt der »Habenichts«, und dem Petrus von Amiens aus Frankreich gen Deutschland. Da sahen die Deutschen anfangs mit Erstaunen auf sie, und konnten, so fromm sie selber waren, doch das Treiben der wilden Haufen nicht begreifen. In der Raserei ihres Eifers zertrümmerten diese jede Schranke und erschlugen die Juden in Deutschland unter grausamen Martern, wo sie dieselben fanden. Als sie aber gen Aufgang der Sonne kamen, mußten sie diesen Frevel und ihre Zuchtlosigkeit büßen, und wurden allenthalben als Straßenräuber erschlagen. Indessen hatte jene religiöse Begeisterung allmälig auch die deutschen Herzen durchdrungen, und zugleich erwachte in ihnen der Trieb nach kühnen Abenteuern. Da schaarte sich im Jahre 1096 ein zahlreiches Heer von Kreuzfahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht, rings um den frommen Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen; mit ihm zogen noch viele tapfere Helden, an welche sich wiederum viele Krieger anschlössen. So stand fast eine halbe Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen Gedanken durchdrungen, alle im festen Vertrauen, daß Gott ihnen den Sieg geben werde. So zogen sie in die Länder gen Ausgang. Sie erreichten glücklich Kleinasien und kamen nach Joppe und Gaza; aber Seuchen, Hunger und das Schwert der Türken hatten ihre Reihen so

20. Mittelalter - S. 70

1882 - Oldenburg : Stalling
70 lief er durch zwei brennende Scheiterhaufen, kam zwar lebendig hindurch, starb aber an den erhaltenen Brandwunden. Die Kreuzfahrer gelangten endlich im Juni 1099 unter steten Mühseligkeiten über Stamla und Emans auf eine Anhöhe und sahen 0on hier aus die heilige Stadt I eru s a lern. Unter Thränen fielen alle auf die Kniee und stimmten, aller bisherigen Leiden vergessend, fromme Lobgesänge an. Man schritt zur Belagerung und am 15. Juli 1099 ward die Stadt mit Sturm genommen. Jerusalem war stark befestigt und hatte eine Besatzung von 40 000 Mann, während die Christen nur noch 20 000 Mann zu Fuß und 1500 Reiter zählten. Aber das Feldgeschrei: „Gott will es!" begeisterte auch jetzt das kleine Heer. Lebensrnittel und Bänine zu den Belagerungsmaschinen wurden herbeigeschafft, aber bald stellte sich ein furchtbarer Wassermangel ein. Aus den Quellen, die nicht verstopft waren, mnßte jeder Trunk Wasser deu Saraeenen darum mit Blnt abgerungen werden, ja die Christen erhoben unter sich selbst Mutige Streitigkeiten. Viele Lastthiere starben vor Dnrst und verpesteten die Lnst. Zum Wassermangel in der brennendsten Sommerhitze kam noch Mangel an Lebensmitteln. Endlich brachte eine genuesische Flotte von Joppe her Nahrungsmittel und Zimmer-leute mit ihren Werkzeugen zum Bau der Belagerungsmaschinen. Da es hieß, ein ägyptisches Heer werde bald zum Entsatz herannahen, unternahm man am 14. Juli einen Sturm, der aber von den Belagerten abgeschlagen ward. Am folgenden Tage, den 15. Juli, erneuerten die Christen, begeistert durch die Erscbcinnng eines glänzenden Ritters mit blitzendem Schilde, den Sturm; die äußere Mauer ward erstiegen, die innere von Gottfried von seinem Belagerungsturme aus zuerst bestiegen. Nun drangen die Wallfahrer in die Stadt ein und erhoben unter dem Geschrei: „Gott will rs!" ein entsetzliches Blutbad. In Omars Moschee rieselte das Blut über die Treppen. Von 70 000 Einwohnern blieben nicht so viele übrig, als nötig waren, die Toten zu begraben. Die Beute der geplünderten Stadt war unermeßlich. Nur Herzog Gottfried hielt sich von solchen Greueln frei. Gleich nach Eroberung der Stadt ging er barfuß und int wollenen Bnß-hemd in die Kirche des Hl. Grabes, um Gott für feine Gna^c zu danken. Und nun zogen auch dieselben Krieger, die so viele Greuel verübt, vom Blute gereinigt, in die Auferstchungskirche, um zu danken und Buße zu geloben. — Die kleine Besatzung des Davidlurmes erhielt freien Abzug. Unter der Bcntc befand sich das mit Gold reich verzierte Kreitz, in dessen Mitte ein Stück des allerheiligstcn Kreuzes Christi eingefaßt war. Dieses Kreuz ward später vor der Schlacht von den christlichen Streitern geküßt