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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 92

1914 - München : Oldenbourg
— 92 — geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben. Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen. wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt. vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung. Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-

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1. Realienbuch - S. 95

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
95 1 des Königs von Preußen, das wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit mit- einander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberhörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General- Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänen- kammer. Zur Prüfung der Einnahmen und Ausgaben wurde die Oberrechnungs- kammer geschaffen. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht standen, ließ er einziehen und immer nur auf sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hochherzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe steißig Stroh ein- gestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekrutenkasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 5. ^abakskollegiuni. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Ev versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt, nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Huknabrne der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land auf, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Hls Candcsvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuser- bau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahl- spruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen

2. Realienbuch - S. 95

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
95 I des Königs von Preußen, das wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit mit- einander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden Zu einer einzigen Oberhörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General- Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänen- kammer. Zur Prüfung der Einnahmen und Ausgaben wurde die Oberrechnungs- kammer geschaffen. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht standen, ließ er einziehen und immer nur auf sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hochherzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe fleißig Stroh ein- gestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekrutenkasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 5. ^labakskouegiuni. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskolleginm. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich Zwanglos und heiter mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Hufnabtne der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land aus, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Hls £andesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuser- bau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er grünbete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahl- spruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen »

3. Realienbuch - S. 95

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
m — i des König? von Preußen, da? wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Vis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit mit- einander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberhörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General- Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänen- kammer. Zur Prüfung der Einnahmen und Ausgaben wurde die Oberrechuungs- kammer geschaffen. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht stauben, ließ er einziehen und immer nur auf sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hochherzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhstülle fleißig Stroh ein- gestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekrutenkasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 5. Cabahshollegium. Seine einzige Erholung suchte und fand der Köiiig im Tabakskolleglum. Er versammelte nämlich fast jeden Abeiid von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste staub ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Bratell und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte 6. Aufnahm« der Saljburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land auf, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Als Oanäesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuser- bau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen aus 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, miiß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahl- spruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen

4. Realienbuch - S. 95

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
95 I des Königs von Preußen, das wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit miteinander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General-Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänenkammer. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht standen, ließ er einziehen und immer nur ans sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hoch- herzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Knhställe fleißig Stroh eingestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekruten- kasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 5. Oabakskollegium. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos uitb heiter mit ihnen. Ost benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hossitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durste sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und ans einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Hufnabme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sic sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land aus, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Tils Landesvaler. Noch ans dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuser- ban zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an iinb gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahl- 'prnch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen

5. Realienbuch - S. 95

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I — 95 — des Königs von Preußen, das wird ihn aufrecht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit miteinander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Do- mänen sowie die Erhaltung des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen General-Direktorium. Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänenkammer. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. Jedes Rittergut mußte jährlich 40 Taler zahlen. Die Domänen, die bis dahin in Erbpacht stauben, ließ er einziehen und immer nur ans sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höheren Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hoch- herzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Knhställe fleißig Stroh eingestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere Rekrnten- kasse. In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 5. Oabakskouegiurn. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskvllegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiler mit ihnen. Oft benutzten diese und auch fremde Gesandten die gute Laune des Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hossitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durste sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessaner, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zngegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Aufnabrnc cler Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salz- burg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Sie weigerten sich aber, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land ans, gab ihnen in Ost- preußen. wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest ansgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. Es entstanden dort 12 neue Städte und über 300 Dörfer. 1. Hls Candcsvater. Noch ans dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Hünser- bau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Stenern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Banholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahl- spruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen

6. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 93

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
93 I Tie Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe fleißig Stroh ein- gestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde".. Zur Er- haltung des Heeres schuf er eine besondere „Rekrutenkasse". In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 6. Tñbñkskolleginm. Seine einzige Erholung suchte und fand der König im Tabakskollegium. Er versammelte nämlich fast jeden Abend von 5—7 Uhr eine Anzahl Generale und Minister um sich und unterhielt sich zwanglos und heiter mit ihnen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durfte sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie z. B. der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Vor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und auf einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon jeder nach Belieben nehmen konnte. 7. Aufnahme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salzburg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswan- derung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in sein Land auf, gab ihnen (in Ostpreußen, wo zur Zeit seines Vaters ganze Dörfer infolge der Pest aus- gestorben waren) Ländereien, Vieh und Ackergerät und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. In dem Briefe eines ausgewanderten Salzburgers heißt es: Von unserem Könige haben wir Getreide, Fleisch, Speck, Mehl, Schmalz und Geld er- halten, so daß wir keine Not leiden. Auch auf der Reise hat man uns Kleider, Geld und Bücher geschenkt. Jeder, der im Salzburgischen ein Bauer gewesen ist, soll hier eine Hufe Land, das sind 30 Morgen, zuerteilt erhalten. Der Boden liegt hier etwas hoch und kalt, aber ist doch nicht unfruchtbar. Die Preise für Lebensmittel sind hier sehr niedrig. So kostet ein Scheffel Weizen nur */2 Taler und ein Pfund Fleisch nicht mehr als 5—9 Pfennig. 8. Als Landesvater. Noch aus dem 30jährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viel wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahr alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er anch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonnier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Land waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen Gegenden gab es mehr Wölfe als Schafe. Der König gebot daher, die Wölfe niederzuschießen, und zahlte für jeden erlegten Wolf 2—6 Taler. Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben, Franken und Niedersachsen bebauen. Auf feinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- oder Peitschen- fchlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erste Mal mit sechs- wöchentlichem Karren, das zweite Mal mit dem Strange bestraft tverden. In. Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes als inländisches Tuch zu tragen.

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 235

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
37. Der dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolf s. 235 Zunächst wurde dem General das Herzogthum nur als Unterpfand für seine Geldforderungen übertragen, die beiden Herzoge aber mußten das Land verlassen. Dann erhielt Wallenstein den Titel eines „Generals des baltischen und oceanischen Meeres", im geraden Gegensatze zu Dänemark, welches die Herrschaft über die deutschen Meere in Anspruch nahm. Er sollte über die Leitung des Seekrieges auf beiden Meeren eben so gut die oberste Entscheidung haben, wie über die Landarmee. Niemand konnte verkennen, daß ihm ein Krieg bevorstand, für den das Eine und das Andere erforderlich war Das Emportauchen maritimer Pläne Wallenstein's, dessen Gedanke an eine Herrschaft auf der Ostsee setzte auch den Schwedenkönig Gustav Ii. Adolf in Bewegung. Er bot seinem alten Gegner, dem Könige von Dänemark, in der äußersten Bedrängniß desselben die Hand nicht allein zur Vertheidigung seines Königreiches, sondern auch der Ostsee. Schon hatte Wallenstein mehrere Küstenstädte (Wismar, Rostock) in seine Gewalt gebracht und den Herzog von Pommern, Bogislaw Xiv. — den letzten seines Stammes — genöthigt, eine ansehnliche kaiserliche Einquartierung in sein Land aufzunehmen, die vor Allem sich der pommer'schen Küsten und Häfen versichern sollte. Dagegen trat in Stralsund, der Stadt, an welcher das Meiste gelegen war, ein Widerstand hervor, an dem das Glück der kaiserlichen Waffen rückgängig geworden ist. Obgleich Stralsund für die Befreiung von Einquartierung eine bedeutende Summe Geldes erlegt hatte, besetzten die Kaiserlichen unter dem Obersten Arnim den Dänholm, ein kleines niedriges Eiland zwischen der Stadt und der Insel Rügen, welches die Rhede von Stralsund beherrschte. Den Bürgern gelang es (März 1628), die kleine Besatzung, der man die Zufuhr abgeschnitten hatte, zum Abzug zu nöthigen. Als es im Mai und Juni zu ernstlichen Angriffen Arnim's auf die Stadt kam, säumten die beiden Könige von Schweden und von Dänemark nicht, ihr Hülsstruppen zuzusenden. Wallenstein selbst rückte gegen Ende Juni mit etwa 20,000 M. und trefflichem Geschütz gegen die Stadt heran, und man schreibt ihm das Wort zu: Stralsund müsse herunter und wenn es mit eisernen Ketten an den Himmel gebunden wäre; doch findet sich dafür kein glaubwürdiges Zeugniß; vielmehr wollte er mit der Stadt unterhandeln, sie von den fremden Königen trennen und sich des Vortheils ihrer geographischen Lage im Sinne der kaiserlichen Politik bedienen. Während der Unterhandlungen erschien der König von Dänemark mit 200 Fahrzeugen und 8000 M. an Bord in den Gewäsiern von Rügen, und Wallenstein mußte befürchten, daß, während er Stralsund zu nehmen trachte, der rührige Feind einen oder den andern Seeplatz gewinnen oder selbst ihm in den Rücken kommen werde. Er verließ sein Lager vor Stralsund, um sich nach seiner mecklenburgischen Hauptstadt Güstrow zu begeben, die Kaiserlichen gaben ihre Schanzen auf und Anfangs August konnte die Belagerung, an welche das Schicksal der nordischen Welt

8. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 79

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 79 — Soldaten" (wie sie einmal genannt werden, da sie doch zu nichts anderem taugten, als die eigenen Landsleute zu schinden und zu quälen) auch in Berlin und Kölln fortan kein Ende. Bereits im Jahre 1636 war der Mangel an Lebensrnitteln im ganzen Lande so groß, daß selbst des Statthalters Küche in Spandau nicht mehr gehörig versorgt wurde. Im Januar konnten nur mit großer Mühe von den nächsten Ämtern ein Kalb, ein halbes Faß Butter, ein Truthahn, sechs Hühner und zwei Schock Eier dahin geliefert werden. In vielen Gegenden entstand eine Hungersnot; oft griff man zu der widerlichsten Nahrung und verzehrte das Fleisch der Katzen und Wölfe. Dieses allgemeine Elend vermehrte nun noch die Pest. 1630 wurden in Berlin 777, 1631 sogar 2066 Einwohner durch sie hingerafft. 1637 standen 168 Häuser leer, und 30 Häuser wurden von blutarmen Witwen bewohnt. 1639 wütete die Krankheit wieder ganz furchtbar. Unterm 16. August 1639 schreibt der schwedische Oberst von Dewitz von Fürstenwalde aus an die Städte, meldet ihnen, daß er gegen sie anrücke und ermahnt sie, zu ihrem eigenen Besten auf jede Verteidigung zu verzichten, sich willig zu unterwerfen und bei Zeiten sich über eine zu zahlende Kontribution mit ihm zu einigen. Kurze Zeit vorher hatte Schwarzenberg versucht, die Bürgerwehr neu zu organisieren, um die Städte gegen diese Quälereien der Streifcorps besser zu schützen. Der Versuch war aber gescheitert, da Not und Krankheit so unter den Menschen aufgeräumt hatten, daß es für den Wachtdienft an kriegstüchtigen Männern fehlte. Da an eine glückliche Verteidigung der Städte nun doch nicht zu denken war, zog sich auch der Kommandant, Dietrich von Kracht, mit der Besatzung nach Spandau, die Residenz ihrem Schicksale überlassend. Ehe man es sich versah, waren die Schweden da, fanden ungehindert Einlaß, belegten Berlin und Kölln eine Zeit lang mit Einquartierung und erpreßten an barem Gelde von der Bürgerschaft über 11000 Thaler, abgesehen von dem, was sie sonst noch davontrugen. Ihren Gesamtschaden bei dieser Sache berechneten die Städte aus mehr als 30000 Thaler. 1640 trieb der schwedische Rittmeister Priuz den Berlinern das gesamte Vieh von der Weide, ihre letzte Habe, wie die Städte klagten. Als in demselben Jahre der Oberst von Kehrberg anrückte, rüstete sich Dietrich von Kracht zur Verteidigung der Residenz und verbrannte die Vorstadt aus der Berlinischen Seite. Es kam aber zu keinem Angriffe; dem Kracht hat man die Demolierung so vieler Häuser schwer verdacht. Der Rat schätzte den verursachten Schaden auf 5750 Thaler, und da Entschädigung nicht geleistet wurde, ist der Ärger der Bürger leicht zu erklären. Wiederholt stellte der Rat dem Statthalter vor, wie die Städte in dem langen Kriege heruntergekommen und nicht mehr im Stande wären, die von der Regierung geforderten Kontributionen aufzubringen. Vom Januar 1638 bis zum August 1640 haften diese die Höhe von 69 740 Thalern erreicht. Es war dies viel Geld für eine verarmte Stadt, und noch dazu in einer Zeit, in welcher Gewerbe und Handel ganz darniederlagen. Wenn dies so fortginge, klagte

9. Im alten Reich - S. 132

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 132 - mals die Kanonen. Die waren noch ganz selten, und es gab wenig Äerren, die schon welche hatten. Friedrich besorgte sich eine von einem Fürsten der Nachbarschaft, das war ein ganz gewaltiges Ding. Erst wurde sie mit Schieß--Pulver geladen und eine große Steinkugel reingesteckt, dann hielt einer hinten eine brennende Lunte an ein kleines Loch, und nun ging es mit einem fürchterlichen Krachen los. Wie die Leute auf den tiefen Sandwegen der Mark Brandenburg damit angefahren kamen, sechzehn Pferde davor, und trotzdem blieb das Ding alle Augenblicke stehen, und die Kanoniere mußten schlagen und ziehen und schieben, daß sie wieder vorwärts ging, da lachten die Bauern und sagten: „Ist das aber 'ne faule Dirn," und nannten sie die faule Grete. Dazu ließ der Kurfürst noch andere Donnerbüchsen machen. Aber wo wollte er das Erz dazu Herkriegen? heutzutage würde er einfach an Krupp in Essen geschrieben haben, und der hätte ihm für einige Millionen Mark rasch ein paar Kanonen geliefert. Aber damals gab es noch keinen Krupp, und vollends in der armen Mark Brandenburg. Da kam dem Markgrafen ein kluger Gedanke: er ließ in einigen Städten die Glocken vom Turm nehmen, und aus den Glocken ließ er Kanonen gießen, und nun konnte es losgehen. Zuerst zog er vor Burg Friesack, wo Dietrich von Quitzow saß, und es dauerte keine zwei Tage, da stürzten die Mauern und Türme zusammen, und der rote Äahn, den der Quitzow so gern den Bauern auf die Scheune gesetzt hatte, krähte auf seinem eignen Dach, und mit genauer Not konnte er der Gefangenschaft entrinnen. Auf der Burg des Äerrn von Rochow kam der Burgherr ‘mit seinen Frauen und Knechten aus dem Tor und hatte den Strick um den Äals, und seine Frauen trugen weiß-leinene Bußkleider, und so flehten sie um Gnade. Die stärkste Burg aber hatte Äans von Quitzow, und die Adligen im Lande paßten ängstlich auf, ob der Markgraf wohl auch diese Burg brechen würde. Es dauerte keine paar Tage, da war auch diese Burg erobert, und diesen Quitzow nahmen sie richtig gefangen. Als das die Junker im Lande hörten, entfiel ihnen das Äerz. Einer nach dem andern kam und flehte um Gnade, und Friedrich war so großmütig und milde, daß er sie ohne schwere Strafen in seine Äuld wieder aufnahm. Da atmete das ganze Land auf, wie wenn eine schreckliche Pest gewütet hätte und wäre durch Gottes Gnade endlich erloschen. Und den edlen Äohenzoller, der als oberster General die Siege erfochten und als oberster Schutzmann die Bösewichter verhaftet und als oberster Richter sie milde bestraft hatte, den liebten seine Landeskinder recht, wie Kinder ihren Vater lieben. Zwar haben die Junker nicht so bald auf die Dauer ihren trotzigen Sinn

10. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 165

1886 - Leipzig : Spamer
Die Leiden Neubrandenburgs. 165 Bestimmungen der Art, wie sie 1828 mit überschwenglichen Ausdrücken der Dankbarkeit, Liebe und Verehrung vorgegeben hatte. Mit dem Namen Neubrandenburgs ist auch derjenige der Romanschrift- stellerin Gräfin Ida Hahn-Hahn verknüpft, die hier ihre Jugendbildung erhielt und später die Bnlwersche Kavalierpoesie ins weiblich Deutsche übertrug, bis sie, des Suchens nach dem Rechten und der Poesie überdrüssig, sich Rom in die Arme warf. Die Geschichte von Neubrandenburg ist denkwürdig genug, um daraus einige interessante Züge herauszuheben. Die Stadt wurde 1248 unter dem Markgrafen Johann von Brandenburg durch dessen Lehnsmann Herbort von Raven gegründet und mit dem Rechte von Brandenburg bewidmet. Sie blieb bis 1292 Eigentum des Markgrafen, wo dann sie durch die schon er- wähnte Heirat Heinrichs des Löwen von Mecklenburg mit dem Laude Stargard an Mecklenburg kam. Während des Bestehens der Linie Mecklenburg-Stargard 1352—1471 war Neubrandenburg schon die größte Stadt dieses Landes; die Herzöge von Stargard nannten sich daher auch hin und wieder Herzöge von Neubrandenburg. Im Jahre 1449 schloß Neubrandenburg mit Friedland und mehreren pommerschen Städten ein Bündnis gegen die „Straßenräuber, Pferde- und Kuhdiebe, Nachtpocher, Mordbrenner und andre Friedensstörer". Im 17. Jahrhundert hat Neubrandenburg besonders stark gelitten: 1614 brannte es zum dritten Teil ab, 1625 wütete eine pestartige Krankheit in ihr, 1627 wurde sie von dem Wallensteinfchen General v. Arnim eingenommen und mußte das Jahr darauf dem Friedländer huldigen und erhielt eine kaiserliche Besatzung unter dem Oberst Marsonn, die am 2. Februar 1631 durch den König von Schweden zum Abzug genötigt wurde. Gustav Adolf ließ in der Stadt eine Besatzung von Deutschen und Schotten, ungefähr 2000 Mann, unter dem General von Kniphausen, worauf der ligistische General Tilly aus der Kurmark mit 18 000 Mann anrückte. Voran schwärmten brennend und mordend die Kroaten, Tilly besetzte Stargard und drei Tage darauf, 17. März, erschien er vor Neu- brandenburg. Nach stattgehabter Rekognoszierung sandte er am 17. März einen Trompeter in die Stadt, der den General Kniphansen fragte, ob er die Stadt jetzt aufgeben oder den Ernst erwarten wolle. Dieser antwortete, er wolle als Kavalier und Soldat erwarten, was General Tilly dagegen vor- nehmen würde. Alsbald wurden die Stücke von allen Batterien zugleich auf die Stadtmauern und Wälle gelöst. Dies dauerte den ganzen Tag und es wurde unweit des Neuen Thores eine Bresche gelegt, so daß die Mauer dort nicht mannshoch stehen blieb. Diese verstopften die Bürger in der Nacht mit Balken und Erde und errichteten Brustwehren in den dahinter liegenden Straßen. Den folgenden Tag schössen die Feinde wieder und eröffneten die reparierte Bresche aufs neue. Am 19. März schickte Tilly wiederum an Kniphauseu und ließ ihn fragen, ob er nun die Stadt aufgeben und mit solchem Akkord abziehen wolle, wie des Königs von Schweden Majestät zuvor dem Obersten Marsonn gestattet habe. Wiewohl nun die andern Offiziere sowie Rat und Bürger sahen, daß die Stadt bei so geringer Besatzung und mit nur drei Fal- konetten vor so großer Macht sich nicht würde halten können, und deshalb dem General Kniphausen dringend rieten und ihn fiehentlich baten, einen annehmbaren

11. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 200

1903 - Breslau : Hirt
— 200 — meinte, es wären Herzog Bernhards Völker, aber es war sehr weit gefehlet. Diese mußte man nun einlassen ohne allen Dank. Ihnen folgten bald etliche Fußgänger, die zum Anfang alles durchsuchten und schlugen und schossen, wer ntdst parieren wollte. Mitten auf dem Markte hatte einer von jenen vierzehn meinen Schwiegervater mit dem Pistol vor den Kops geschlagen, daß er sofort niedergefallen. Der Reiter ist abgestiegen, hat ihm bte Hosen visitieret, und haben die Bürger, so auf dem Rathause gewesen, gesehen, daß der Dieb einen großen Klumpen Geld herausgezogen. Als dem Schwieger die Betäubung von dem Schlage vergangen und er aufgestanden war, mußte er mit in das Sternwirtshaus, wo sie zwar zu essen fanden, aber nichts zu trinken; da sprach er, er wolle heim und zu trinken bringen. Weil sie nun gedachten, er möchte ihnetr entlaufen, nahmen sie das Zinn und Essen alles mit und kamen in unser Haus. Es währte nicht lange, so forderte einer Geld; da er sich nun entschuldigte, stach ihn der Tropf mit seinem eigenen Brotmesser in Gegenwart meines und seines Weibes, daß er zu Boden sank. Hilf Gott! wie schrie mein Weib und Kind! Ich stak in des Baders Haus über dem Ställchen im Stroh, sprang herab und wagte mich unter sie. Ich nahm meinen Schwiegervater, der da wie ein Trunkener taumelte, und trug ihn in die Badstube, daß er verbunden wurde. Dann räumten die Soldaten das Haus und die Gasse. Ich wagte mich weiter, ging durch Baders Höflein in meines Schwähers Kammer, trug Betten und Kissen hinüber, worauf wir ihn legten. Noch weiter mußte ich’s wagen, ich ging in den Keller, einen Labetrunk für den Schwiegervater zu holen. Kaum war tch hinüber, fo kommt ein Schelm in die Badstube, wirft den Kranken vom Bette und sucht alles aus. Weil nun in der Stadt ein Metzeln und Niederschießen stattfand, auch niemand sicher war, kamen in einer Stunde unterschiedliche Bürger, wollten sich verbinden lassen. Da gab mein Schwiegervater zu, daß tch ein Loch suchte und aus der Stadt käme, mein Weib und Kinder aber wollte er nicht mit mir lassen. Also ging ich auf die Schloßgärten zu, daß ich gen Holzhausen und Gellershausen zu sehen konnte, ob's sicher wäre. Dann fanden sich Bürger und Weiber zu mir, an mir einen Trost zu haben und mit mir zu reisen. Äls wir nun bei den Heideäckern waren, ritten acht Reiter, es waren Kroaten, oben auf der Höhe. Da sie unser gewahr wurden, errannten sie uns eilends. Zwei Bürger entkamen, ich mußte am meisten aushalten. Sie zo^en mich aus, Schuhe, Strümpfe und Hosen, und ließen mir nur bte Kappe. Mtt den Hosen gab tch ihnen meinen Beutel Geld, den ich vor den ersten Mausern gerettet hatte. Die Not war so groß, daß ich nicht an meinen Beutel dachte, bis ich ihn zum letztenmal sah. Sie hieben auch mit ihren Säbeln auf mich ein, und ich hielt meine Arme und Hände entgegen, habe durch Gottes Schutz nur eine kleine Wunde unten an der Faust bekommen. Unterdessen wurden sie einen Bauern gewahr, der sich in den Büschen besser verkriechen wollte. Es war der reiche Kaspar von Gellershausen; auf solchen ritten sie alle zu, und blieb nur einer bei mir, der ein geborener Schwede und gefangen worden war. Dieser sagte zu mir: „Pfaffe, lauf, du mußt sonst sterben." Auch sagte er, er wäre gut schwedisch. Ich faßte Vertrauen zu dem Rate und bat ihn, wenn ich liefe, sollte er mir zum Scheute nachreiten, als wenn er mich einholen wollte. Und also geschah es, daß ich den Kroaten entkam. Der reiche Kaspar aber mußte an jenem Orte elend sterben. Sie haben ihm die Kniekehlen entzwei gehauen. Darüber ist er an diesem Orte liegen geblieben und wurde nach Abzug der Feinde gefunden. Ich aber lief im Eichenholze ungefähr eine ganze Stunde fortwährend, konnte keinen dichten Busch ersehen, worin ich mich verbergen konnte, fiel endlich gar in eine Wasserlache. Ich war so matt vom Lausen, daß ich nicht weiter konnte. Also saß ich, bis es Nacht wurde, stand auf und ging immer dem dichten Gebüsch nach; so kam ich heraus, daß ich gen Seidenstadt hinaussehen konnte. Ich schlich mich ins Dorf, und weil ich Hunde bellen hörte, hoffte ich Leute zu Haus anzu-

12. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 2

1905 - Halle : Gesenius
meister usw., seinen Staat oder Hofstaat. Allmählich aber fingen einzelne Landesherren an, den Ständen ihre Rechte zu nehmen und ihre Herrschaft unumschränkt (absolut) zu machen. Die Aufrichtung der unumschränkten landesfürstlichen Herrschaft. Am ehesten gelang die Absicht der Fürsten in den Städten. Denn hier hatte der schreckliche Krieg den Unabhängigkeitssinn der Bürger gebeugt und zudem die Zahl der Bevölkerung vermindert. Die obersten Beamten, der Schultheiß, der Syndikus (gelehrter Rechtsbeistand), der Stadtrechner (Kämmerer oder Bürgermeister) und der Stadtschreiber wurden fortab vom Landesherrn bestätigt oder gar ernannt. Als herrschaftlicher Oberbeamter wurde in größeren Städten der Amtmann eingesetzt, der das Gerichtswesen und die Verwaltung überwachte. Bedeutend widerspenstiger zeigte sich der Adel. Er besaß zum Teil noch den alten Rittertrotz. Zwar konnte er nicht mehr mit den Waffen in der Hand Eroberungen machen; aber er kam auf andere Weise allmählich wieder zur Macht. Der Große Krieg hatte das Land meilenweit verwüstet. Diese wüsten Strecken zog der Adelige zu seinem Gute, ließ die Ruinen der Dörfer und Höfe entfernen und machte aus dem Boden Acker- oder Weideland. Er zog verständnisvolle Verwalter oder Pächter heran und ließ sein Gut tüchtig bewirtschaften. So wurde er als Rittergutsbesitzer oder Großgrundbesitzer ein reicher und mächtiger Mann, namentlich in den Ländern östlich von der Elbe. Die Landesherren suchten nun die Adeligen dadurch auf ihre Seite zu bringen, daß sie sie in ihren Hofdienst nahmen. Viele Herren „von" haben dadurch eine glänzende Laufbahn als Beamter oder Offizier gemacht und sind berühmt geworden. Es kam aber auch vor, daß tüchtige Bürgerliche in den Adelstand erhoben wurden, was der Kaiser auf Verlangen des Landesherrn durch einen sogenannten Adelsbrief bewirkte. Seitdem unterschied man Geburtsadel und Briesadel. Die trostlose Lage des Bauernstandes. Ein trauriges Los, das sich noch immer mehr verschlechterte, war das der Bauern. Durch den Großen Krieg waren sie ganz und gar verarmt und dabei sehr zusammengeschmolzen. In West- und Süddeutschland war ihre Lage noch nicht so schlimm; aber in Ostdeutschland, jenseits der Elbe wurden sie nun fast ganz leibeigen. Der Gutsherr kaufte sie aus oder nahm ihnen das Land einfach fort. Sie mußten dann froh sein, als Pächter oder gar nur als Tagelöhner wieder angenommen zu werden. Eine ganze Menge solcher Tagelöhner bekam aber gar keinen Lohn, sondern nur eine Hütte und ein Stück Land zur Benutzung geliehen. Dafür mußten sie für den Gutsherrn alle Arbeiten (Fronen), die dieser forderte, verrichten. Nur einen Tag in der Woche hatten sie zur Arbeit für sich frei. Nicht besser erging es den von auswärts Zuziehenden, die bloß um der Arbeit (für den Gutsherrn) willen Obdach und Nahrung erhielten und die man Kätner oder Kossäten (Kotsassen = im Kote Sitzende) nannte. Die schlimmste Fron für die armen Bauern war der Jagddienst. Die Jagd war nunmehr das alleinige Recht der Herren. Der Bauer durfte bei schwerster Strafe keinem Stück Wild ein Leid antun, auch wenn es seine ärmlichen Äcker verwüstete. Oft durfte er nicht einmal den Wald, des

13. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 101

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 101 — Königs, um wichtige Staatsangelegenheiten mit ihm zu besprechen. Alle Hofsitte wurde hier beiseite gesetzt; der König galt nur als Oberst, und niemand durste sich erheben, wenn er kam, noch wenn er ging. Er selber rauchte gern; wer von den Gästen diese Leidenschaft nicht teilte, wie der alte Dessauer, nahm wenigstens zum Schein eine Pfeife in den Mund; denn der König freute sich, wenn alle rauchten. Bediente waren nie zugegen. Bor jedem Gaste stand ein Krug Bier, und aus einem Nebentische fand man Butter, Brot, Braten und Schinken, wovou jeder nach Belieben nehmen konnte. 6. Aufnahme der Salzburger. 1729 verlangte der Erzbischof von Salzburg von allen evangelischen Untertanen, daß sie katholisch werden sollten. Da sie sich weigerten, wurden sie hart bedrängt, und die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm aber nahm diese Unglücklichen freudig in fein Land auf, gab ihnen in Ostpreußen, wo zur Zeit seiues Vaters ganze Dörfer mfolge der Pest ausgestorben waren, Ländereien, Vieh und Ackergerät, und tat alles mögliche, ihnen die neue Heimat lieb zu machen. 7. Als Landesvater. Noch aus dem Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Um nun die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf 15 Jahre alle Steuern. Er gründete 13 neue Städte und 332 Dörfer. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." Wer etwa Einwendungen machen wollte, den wies er streng zurück mit den Worten: „Räsonier' Er nicht!" Überhaupt besaß der König einen unbeugsamen Willen. Was er wollte, setzte er durch. Sein Wahlspruch war: „Er (der preußische Adler) weicht der Sonne nicht." Für das platte Laud waren damals die Wölfe noch eine schreckliche Plage. In manchen Gegenden gab es mehr Wölfe als Schafe. Der König gebot daher, die Wölfe niederzuschießen, und zahlte für jeden erlegten Wolf 2—6 Taler. Wüste Gegenden ließ er durch Ansiedler aus Schwaben, Franken und Niedersachsen bebauen. Auf seinen Domänen in Litauen befreite er alle Bauern von der Hörigkeit. Für die Bauern der Edelleute konnte er diese Befreiung nicht durchsetzen. In einer Verfügung aber verbot er den Amtleuten, ihre Bediensteten (Fronarbeiter) mit Stock- oder Peitschenschlägen zur Arbeit anzutreiben. Jeder Übertreter sollte das erstemal mit sechswöchigem Karren, das zweitemal mit dem Strange bestraft werden. In Berlin gründete er eine große Tuchfabrik; denn sein Heer sollte nur mit inländischem Tuch gekleidet werden. Auch verbot er seinen Untertanen, anderes als inländisches Tuch zu tragen. Einmal begegnete ihm vor der Stadt eine Frau, die ein ausländisches Kattunkleid trug. In seinem Zorn befahl er feinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. An seinem Hofe duldete er überhaupt nichts Ausländisches. Ganz besonders aber eiferte er gegen die französische Mode, die damals flitterhafte Kleider und einen langen Haarbeutel (Perücke im Beutel) vorschrieb. Er führte eine einfache „deutsche" Tracht ein, und die Wolkenperücke vertauschte er mit dem steifen Zopfe. Um die Bildung des Volkes zu heben, ließ er nach und nach über 1800 Landschulen anlegen. Jedes Kind sollte vom 6. bis zum 12. Jahre die echule besuchen, und wenn es nicht lesen und schreiben gelernt hatte,

14. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 169

1911 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
169 bedroht waren, wieder an Wallenstein wenden. Aber nur unter sehn harten Bedingungen*) nahm der beleidigte, stolze Friedländer den Ober- befehl wieder an. In kurzer Zeit hatte er abermals ein großes Leer bei- sammen. Bei Lützen, unweit Leipzig, kam es 1632 zur Schlacht, in welcher die Schweden zwar siegten aber ihren König verloren. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Von nun an blieb er ganz untätig. Man. beschuldigte ihn sogar, daß er heimlich mit dem Feinde unterhandle. Deshalb wurde er des Lochverrats angeklagt, vom Kaiser geächtet und von seinen eigenen Offizieren 1634 zu Eger ermordet. 186. Der Westfälische Friede. 1648. Iii, 178. a. Nach dem Tode Gustav Adolfs wurde der Krieg ein allge- meiner, weil nun auch die Franzosen tätigen Anteil daran nahmen. Diesen war es darum zu tun, das zwiespältige Reich völlig zu verderben und Stücke deutschen Bodens an sich zu reißen. Deutschland hatte schrecklich zu leiden. Denn auch aus den schwedischen Truppen war alle Zucht und Ordnung gewichen, seit Gustav Adolf tot war. Blutige Schlachten wurden, geliefert; aber keine Partei erlangte über die andere die Oberhand. Als alle aufs tiefste erschöpft waren, kam endlich im Jahre 1648 nach fünf- jährigen Unterhandlungen der Friede zustande. Er wurde in den west- fälischen Städten Münster (mit den Franzosen) und Osnabrück (mit den Schweden) abgeschlossen; daher heißt er der Westfälische Friede. b. Durch diesen Friedensschluß verlor Deutschland zwei seiner schönsten Provinzen. Frankreich erhielt den größten Teil vom Elsaß, mit Aus- nahme von Straßburg und 10 anderen Reichsstädten; Schweden bekam Pommern mit der Insel Rügen. Die Schweiz und Lolland, welche bisher zum Reiche gehört hatten, wurden selbständige Staaten. Außerdem mußten bedeutende Kriegskosten bezahlt werden. Zwischen Katholiken und Protestanten sollte vollständige Rechtsgleichheit bestehen. Die oberste Gewalt im Reiche erhielt der Reichstag, der von nun an seinen Sitz in Regens bürg aufschlug. Die einzelnen Fürsten aber wurden fast ganz selbständig, wodurch die Macht des Kaisers und des Reiches zu einem Schatten herabsank. 187. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Nach diesem verheerenden Kriege bot Deutschland ein gar trauriges- Bild. Durch dcrs Schwert, durch Lunger oder die Pest war über die Lälfte der Bewohner umgekommen. Zahllose Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche oder standen menschenleer. Die Felder waren un- bebaut; ja, das Land war streckenweise zur Wüste geworden. Zum neuen Anbau fehlte vollständig alles: Geld, Saatkorn, Zugvieh und arbeitssame Lände. Wohlstand, Gewerbe, Landet und Industrie, worin Deutschland bis dahin so großes geleistet hatte, waren vernichtet. Zudem war eine schreckliche Verwilderung der Sitten eingerissen. Aus den zügellosen *) Wallenstein durfte alle seine Generale und Offiziere selbst ernennen und- hatte das Recht, mit dem Feinde über den Frieden zu unterhandeln.

15. Aus der Heimat - S. 182

1910 - Nürnberg : Korn
— 182 — menen Amtsgeldern. Die übrigen hundert Gulden versperrte er in eine Truhe samt seinem neuen Sattel, zwei Paar guten Pistolen, zwei mit Wolfs- und Fuchsfellen gefütterten Röcken von englischem Tuch, vier Flinten, einer polnischen Doppelflinte, einem Paar Stiefel, einem versilberten Degen und einem guten Wettermantel und anderen Sachen, was sich auf 250 Gulden belief. Dann flüchtete er alles hinein in das kurfürstliche Schloß und glaubte, es sei dort sicher. Als nun die Schwedischen am andern Tage hierher kamen, wollten sie den Markt und das Landgericht um 2000 Reichstaler brandschatzen. Doch ließen sie sich zuletzt aus die dringendsten Bitten überreden, mit 500 Reichstalern zufrieden zu sein. Allein sie wollten nicht von dannen gehen, bis man ihnen dieses Geld einhändige, sonst wollten sie den Markt und die beiden Dörfer Wackersberg und Gaissach in Asche legen, wie das Elbach und Kirchbüchel geschehen sei. Ableitner nahm sich ums Geld an, konnte aber niemand zuhause antreffen, auch niemand finden, der den Markt verteidigen wollte. Die Schwedischen drohten ihm heftig, sie wollten ihn in Stücke zerhauen, wenn er das Geld nicht bald aufbringe und erlege. Weil aber der Feind ganz dicht auf der Hofbrücke hielt und Ableitner nicht vor den Schweden in das versperrte Schloß hinein konnte, so mußte er zuletzt fliehen gegen seinen Willen. Gleich daraus plünderten sie den Markt und das kurfürstliche Schloß aus, zerschlugen auch Ableitners Truhe und nahmen das Geld samt seinen Sachen heraus. Den Hauptpfleger Crivelli aber, der in der größten Schwäche krank im Schloß lag, führten sie ans einem elenden Pferde ohne Sattel wie einen Verbrecher gefangen auf den Hechenberg, wo der Galgen stand. Dort mußte er, der alte, gebrechliche Kavalier, in seinen alten Tagen einen solchen Spott ausstehen, daß es einen Stein, geschweige denn einen Christmenschen hätte erbarmen müssen. Seine ganze Habe opferte er, damit nur das kurfürstliche Schloß, der Markt und der kurfürstliche Zehentkasten nicht in Asche gelegt wurde; denn der Feind hatte bereits vier Scharen Brenner ausgeschickt. Güter, die etliche hunderttausend Gulden wert waren, wären sonst zugrunde gerichtet worden. Als ihn die Feinde wieder frei ließen, folgte auch Crivelli dem Beispiel der andern und floh in das Gebirge.

16. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 124

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
124 Ii. Aus der Geschichte des deutschen Vaterlandes. getrunken wurde, so mußte auf der Burg aus füufzehn großen und kleinen Stücken geschossen werden. Zuletzt, als das Friedeusfest bis in die Nacht gedauert hatte, wollten die anwesenden Kriegsherren und Generale zum Abschied noch einmal Soldaten spielen. Sie ließen sich ihre Waffen in den Saal bringen und erwählten zu Hauptleuten den schwedischen General Karl Gustav, der nachmals König von Schweden wurde, und den kaiserlichen General Piccolomini, zum Korporal aber den schwedischen Feldmarschall Wrangel; alle andern Generale, Obersten und Hauptleute wurden zu Musketieren gemacht. So marschierten die Herren um die Tafel, zogen dann in guter Ordnung auf die Burg und brannten dort vielmals die Stücke los. Bei ihrem Rückmarsch aber wurden sie von dem Herrn Oberst Kraft scharweis abgedankt und ihres Dienstes ent- lassen, weil nunmehr Friede sei. Für die Armen aber wurden an diesem Tage zwei Ochsen geschlachtet; man teilte ihnen viel Brot aus, und aus einem Löwenrachen lief sechs Stunden lang weißer und roter Wein herab. — Aus einem größeren Löwenrachen waren dreißig Jahre lang Thränen und Blut geflossen. — 2. Und wie die Herren Gesandten, so rüstete das Volk in jeder Stadt, in jedem halbzerstörten Dorfe eine Festfeier. Rührend war die Wirkung der Friedensbotschaft auf die Überreste der deutschen Nation. Den alten Land- leuten erschien der Friede als eine Rückkehr ihrer Jugend. Sie sahen die reichen Ernten ihrer Kinderzeit wiederkehren, dichtbevölkerte Dörfer, die lustigen Sonntage unter der Dorflinde, die guten Stunden, die sie mit ihren Jugend- genossen verlebt hatten. Die Jugend aber, das harte, im Kriege aufgewachsene, verwilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Märchen aus fernem Lande — einer Zeit, wo auf jedem Acker dichte gelbe Ähren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben junge Schweinchen liegen sollten; wo ste selbst mit zwei Pferden und lustigem Peitschenknall aufs Feld fahren konnten; wo sie nicht mehr mit Heugabeln und verrosteten Musketen den Nachzüglern im Busche auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern der Erschlagenen sitzen würden; wo die Dächer des Dorfes ohne Löcher, die Höfe ohne zerfallene Scheuern sein sollten; wo man den Schrei des Wolfes nicht in jeder Winternacht vor dein Hofthore hören mußte; wo die Dorfkirche wieder Glasfenster und schöne Glocken haben würde, und wo in der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Kruzifix und einem vergoldeten Kelche stehen sollte. Eine leidenschaftliche, schmerzliche Freude zuckte damals durch alle Seelen; selbst das wilde Soldatenvolk wurde davon ergriffen. Feierlich und mit aller Inbrunst, deren das Volk fähig war, wurde das Fest begangen. Gustav Freytag.

17. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 34

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 34 — Plötzlich überfiel ihn der König Nidnng mit seinen Kriegern. Dieser hatte von Wielands Kunst gehört und wollte, daß ein so tüchtiger Waffenschmied immer in seinem Dienste sei. Daher führte er ihn gefangen mit fort. Damit aber Wieland nicht entfliehen könne, ließ der grausame König ihm auf den Rat seiner Gemahlin die Sehnen an den Füßen durchschneiden, und Wieland war nun lahm. Auf einer kleinen Insel mußte er einsam schmieden und allerlei schöne Rüstungen, Schilde und Goldschmuck machen. Als Meisterstück für den König aber machte er in sieben Tagen ein Schwert; die Klinge war so scharf, daß sie einen Haufen Wolle, der dagegen geblasen wurde, mit Leichtigkeit durchschnitt. Zum Andenken an seinen Meister nannte Wieland das Schwert Mimung. 2. Wielands Rache. Während Wieland hämmerte und schmiedete, sann er auf nichts anderes als Rache an König Nidung. Einst schaukelten sich die beiden kleinen Söhne des Königs in einem Kahne nahe der Insel. „Kommt her, Kinderchen," rief Wieland, „ich will euch etwas ganz Schönes geben!" Die Knaben ruderten ans Ufer und folgten dem Schmiede, der vor ihnen herhumpelte, in feine Werkstatt. Er öffnete eine eiserne Truhe, worin herrliche Ringe, Kannen, Hörner und andere Kostbarkeiten waren, und die Königskinder schauten begierig hinein. Plötzlich warf der Schmied den schweren Deckel zu, und die Knaben wurden erschlagen. Der harte Mann lachte, denn seine Rache war erfüllt. Die Körper der Getöteten verschloß er in der Truhe. Die Eltern warteten voll Sorge auf ihre Kinder und konnten sich nicht denken, wo sie geblieben wären. Alle Diener mußten sie suchen helfen. Man kam auch in die Schmiede; Wieland stellte sich verwundert und sagte, die lieben Kinder wären wohl bei ihm gewesen, aber schon längst wieder fortgerudert. Betrübt verließen die Diener die Werkstatt. 3. Wielands Flucht. Um diefelbe Zeit geschah es, daß der älteste von den Brüdern Wielands, namens Eigil, an den Hof des Königs kam. Er konnte gut schießen, und Nidung wurde ihm deshalb gewogen. Eigil hörte von dem Schmiede und erkannte, daß es sein Bruder war, den er schon so lange gesucht hatte. Er suchte Wieland auf der Insel auf und erzählte ihm, seine Frau Elfenweiß sei wieder in dem alten Hause am Meer; sie bäte, daß er zu ihr komme, denn sie leide viele Not. Wieland war gleich bereit. Beide überlegten, wie er mit seinem hinkenden Fuße am besten entfliehen könne. Zum Glück gedachte Wieland der Federkleider, wie die Schwanen-jnngfrauen sie trugen, und ging gleich ans Werk, um sich auch ein solches Flügelgewand zu machen. Eigil schoß dem Bruder wilde Schwäne und andere Vögel, bis er Federn genug hatte, und Wieland brachte mit kunstreicher Hand das Kleid fertig. Er versuchte, ob er

18. Quellenbuch - S. 184

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 184 - laufen, nahmen sie das Zinn und Essen alles mit und kamen in unser Haus. Es währte nicht lange, so forderte einer Geld; da er sich nun entschuldigte, stach ihn der Tropf mit seinem eigenen Brotmesser in Gegenwart meines und seines Weibes, daß er zu Boden sank. Hilf Gott! wie schrie mein Weib und Kind! Ich stak in des Baders Haus über dem Ställchen im Stroh, sprang herab und wagte mich unter sie. Ich nahm meinen Schwiegervater, der da wie ein Trunkener taumelte, und trug ihn in die Badstube, daß er verbunden wurde. Dann räumten die Soldaten das Haus und die Gasse. Ich wagte mich weiter, ging durch Baders Höflein in meines Schwähers Kammer, trug Betten und Kissen hinüber, worauf wir ihn legten. Noch weiter mußte ich's wagen, ich ging in den Keller, einen Labetrunk für den Schwiegervater zu holen. Kaum war ich hinüber, so kommt ein Schelm in die Badstube, wirft den Kranken vom Bett und sucht alles aus. Weil nun in der Stadt ein Metzeln und ein Niederschießen stattfand, auch niemand sicher war, kamen in einer Stunde unterschiedliche Bürger, wollten sich verbinden lassen. Da gab mein Schwiegervater zu, daß ich ein Loch suchte und aus der Stadt käme, mein Weib und Kinder aber wollte er nicht mit mir lassen. Also ging ich auf die Schloßgärten zu, daß ich gen Holzhausen und Gellershausen zu sehen konnte, ob's sicher wäre. Da fanden sich Bürger und Weiber zu mir, an mir einen Trost zu haben und mit mir zu reisen. Als wir nun bei den Heideäckern waren, ritten acht Reiter, es waren Kroaten, oben auf der Höhe. Da sie unser gewahr wurden, errauuteu sie uns eilends. Zwei Bürger entkamen, ich mußte am meisten aushalten. Sie zogen mich aus, Schuhe, Strümpfe und Hosen, und ließen mir nur die Kappe. Mit den Hosen gab ich ihnen meinen Beutel Geld, den ich vor den ersten Mausern gerettet hatte. Die Not war so groß, daß ich nicht an meinen Beutel dachte, bis ich ihn zum letztenmal sah. Sie hieben auch mit ihren Säbeln aus mich hinein, und ich hielt meine Arme und Hände entgegen, habe durch Gottes Schutz nur eine kleine Wunde unten an der Faust bekommen. Unterdessen wurden sie einen Bauern gewahr, welcher sich in den Büschen besser verkriechen wollte. Es war der reiche Kaspar von Gellershausen; auf solchen ritten sie alle zu, und blieb nur einer bei mir, welcher ein geborener Schwede und gefangen worden war. Dieser sagte zu mir: „Pfaffe, lauf, du mußt sonst sterben." Auch sagte er, er wäre gut schwedisch. Ich faßte Vertrauen zu dem Rat, und bat ihn, wenn ich liefe, sollte er mir zum Schein nachreiten, als wenn er mich einholen wollte. Und also geschah es, daß ich den Kroaten entkam. Der reiche Kaspar aber mußte au jenem Ort elend sterben. Sie haben ihm die Kniekehlen entzwei gehauen. Darüber ist er an diesem Ort liegen geblieben und wurde nach Abzug der Feinde gefunden. Ich aber lief im Eichenholz ungefähr eine ganze Stunde fortwährend, konnte keinen dichten Busch ersehen, worin ich mich verbergen konnte, fiel endlich gar in eine Wasserlache. Ich war so matt vom Laufen, daß ich nicht weiter konnte. Also saß ich, bis es Nacht wurde, stand auf und ging immer dem dichten Gebüsch nach; so kam ich heraus, daß ich gen Seideustadt hinaussehen konnte. Ich schlich mich ins

19. Neuere Zeit - S. 27

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Janssen: Die Niederwerfung des Bauernaufstandes in Franken und Schwaben. 27 Bauern dem Bunde zur Bestrafung zu überlassen. Junker Stephan von Meinzingen, einer der „Hauptursächer" der Empörung, der sein Heil in der Flucht versuchen wollte, wurde vou den Stadtknechten ergriffen und in den Turm geschleppt. „Helft, ihr Bürger", schrie er, „helft, ihr christlichen Brüder!" Aber aus dem Volke ries man ihm zu: „Lieber, die Bruderschaft hat ein End." Die Bemühungen des Markgrasen Kasimir, den Junker, mit dem er in vertrautem Verkehr gestanden, wieder in Freiheit zu setzen, waren vergeblich. Am 28. Juni hielt der Markgraf mit 2000 Mann seinen Einzug in die Stadt und ließ vom Rate ein Verzeichnis der Häupter des Aufruhrs anfertigen. Art der Spitze dieses Verzeichnisses standen die Prädikanten Deuschlin, der blinde Mönch und Karlstadt, daun folgten Menzinger und Ehrensried Kumpf, letzterer, weil er Karlstadt unterstützt, das Schultheißenamt in Würzburg augenommen und für die Zerstörung dreier Schlösser gewirkt habe. Am Schluß wurden 63 Bürger aus gezählt, welche gegen „Kaiser, Fürsten und Herren, den Rat und alle Obrigkeit übelgeredet und öffentlich bedroht, die Bauern in die Stadt zu lassen, den Ratsherren, erfahren und anderen habhaften Bürgern durch die Häuser zu laufen und mit ihnen zu teilen." Viele Bürger, unter diesen Ehrenfried Kumpf, waren zeitig entflohen; auch Karlstadt hatte sich gerettet. Am 30. Juli wurden, nachdem der Rat und Gemeine den neuen Pslichtbrief beschworen, zehn Bürger auf offenem Markte enthauptet. Als Markgraf Kasimir nochmals versuchte, den Junker Meuziuger, auch die Prädikanten Deuschlin und den blinden Mönch von der Strafe zu erledigen, erklärte ihm der Rat, „er könne in des Fürsten Begehren nicht willigen, denn wenn dieser den Junker und die Prediger ungestraft lasse, fo hätte er den Zehnen, die gestern gerichtet wären, höchst unrecht gethan: denn diese Drei seien eben die rechten Anfänger und Häupter der Empörung." Kasimir mußte seine Schützlinge opfern: ihre Häupter sielen am folgenden Tage, und mit ihnen wurden noch vier Bürger und zwei Bauernhauptleute enthauptet. Auch später noch vollzog der Rat blutige Strafen. Ein Prädikant aus der Umgegend, der den Bauern zugesichert, „er könne einen Nebel machen, um dreihundert Mann heimlich in die Stadt zu bringen", wurde an den Pranger gestellt, gebrandmarkt und mit Ruten gepeitscht. Mehreren Verurteilten stach man die Augen aus oder hieb ihnen die Finger ab. Das Haus des Tuchscherers Kilian Etschlich, bei dem die Versammlungen der Aufrührer stattgefunden, wurde niedergerissen, und die öde Stätte mit Salz bestreut. Über hundert Jahre lang blieb „die verfluchte Hofstätte" vom Volke gefürchtet. Ehrenfried Kumpf erlangte die Auslieferung seines Vermögens mit Abzug eines Strafgeldes von vierhundert Gulden, aber er wurde nicht wieder in Rotenburg eingelassen und starb im Wahnsinn. Das Elend wurde allgemein. Edelleute, die mit ihren

20. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 163

1907 - : Velhagen & Klasing
— 163 — teil, den Rußland mit seinen Bundesgenossen gegen Schweden führte. Er schloß sich den Feinden Schwedens an und erhielt im Friedensschlüsse Stettin mit Vorpommern bis zur Peene sowie die Inseln Usedom und Wollin. (S. 149.) c. Aks Landesvater. 1. Innere Verwaltung und geordnete Finanzwirtschaft. Ganz besonders lagen dem Könige auch die innere Verwaltung des Landes und eine geordnete Finanzwirtschaft am Herzen. „Saget dem Fürsten von Anhalt, daß ich der Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen bin, das wird den König von Preußen aufrecht erhalten", schrieb er an den alten Dessauer, als dieser ihn bat, ihn und seine Söhne im Amte zu belassen. (S. 160.) Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt und gerieten oft in Streit miteinander. Um das zu vermeiden, vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, der die Verwaltung der Staatsgelder und Domänen sowie die Erhaltuug des Heeres oblag. Diese Behörde führte den Namen „Ge-neral-Direktorinm". Unter ihr standen in jeder Provinz eine Kriegs- und Domänenkammer. — Um die Staatseinnahmen zu vermehren, belegte der König den Adel, der bis dahin steuerfrei gewesen war, mit Abgaben. (S. 145.) Die Domänen, die bislaug in Erbpacht standen, ließ er einziehen und immer nur auf sechs Jahre verpachten. Dadurch erzielte er höhereu Pachtzins. Seine Eigengüter vereinigte er hochherzig mit den Staatsgütern. Die Pächter ließ er genau beaufsichtigen, „ob in die Kuhställe fleißig Stroh eingestreut und der Mist zu gehöriger Zeit aufs Feld gefahren würde". Zur Erhaltung des Heeres schuf er eine besondere „Rekrutenkasse". In diese mußte jeder, der ein neues Amt oder einen neuen Titel empfangen hatte, eine bestimmte Summe zahlen. 2. Häuserbau. Noch vom Dreißigjährigen Kriege her gab es in Stadt und Land viele wüst liegende Häuser. Das konnte er nicht mit ansehen, und um die Leute zum Häuserbau zu ermuntern, gab er ihnen Geld und erließ ihnen auf fünfzehn Jahre alle Steuern. Sehr viel tat er auch für die Verschönerung Berlins. Er wies den Leuten Bauplätze an und gab ihnen freies Bauholz und einen Teil der Baukosten. Dann aber hieß es: „Der Kerl hat Geld, muß bauen." 3. Gewerbe und Handel. Das einheimische Gewerbe wollte er in jeder Weise geschützt wisseu. „Keinen Groschen außer Landes!" war sein Grundsatz. Alles, was im Lande verbraucht wurde, sollte auch im Lande hergestellt werden. Woll-, Eisen-, Holz- und Lederwaren waren im Lande bis dahin fast gar nicht erzeugt. Deshalb zog der König geschickte Handwerker und Fabrikarbeiter aus der Fremde herbei und errichtete Fabriken für die fehlenden Waren. Um dem Wollenwebergeschäfte aufzuhelfen, ließ er sein Heer nur mit inländischem Tuche kleiden. In Berlin gründete er ein großes Lagerhaus, das sämtliches Tuch fürs Heer lieferte und 5000 Mann beschäftigte. Auch nach Rußland verkaufte er Tuch. Damit das nötige Garn geliefert werden konnte, befahl er den Hökerweibern auf Markt und Straßen, „nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram Wolle und Flachs zu spinnen". Da damals viele Baumwollenstoffe vom Auslande eingeführt wurden, so verbot er das Tragen von kattunenen Kleideru, Schürzen, Mützen u. s. w. Das Verbot mußte Sonntags auf den Kanzeln vorgelesen werden. Fand der König in einem Haufe einen kattunenen Bettvorhang, so ließ er ihn verbrennen. Einmal begegnete ihm vor der Stadt eine Frau, die ein Kattunkleid trüg. In feinem Zorne befahl er feinen Dienern, ihr das Kleid vom Leibe zu reißen. 11*