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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

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1. Sammlung von Quellenstoffen für den Unterricht in der Geschichte - S. 82

1899 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 82 — ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durch stürmten das Haus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Pakete zusammen, als ob sie irgend einen Krempel-marft anrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser daraus zu schlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Den Knecht legten sie gebunden aus die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwebischen Trunk, woburch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da sing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie benn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer feine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munbe bekannte, was anbere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so fpaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen.

2. Vaterländische Geschichte - S. 134

1912 - Leipzig : Dürr
— 134 — 6. Eine Plünderungsszene. Das erste, was die Reiter taten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werben, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und fülleten dafür Speck, dürr Fleisch und sonst Geräte hinein. Andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, trotzdem doch viele Klafter dürres Holz im Hose lagen. Häfen und Schüffeln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd ward dermaßen gemißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts hin zu führen, wo sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unfern Hof brachten. Da sing man erst an, die Steine von den Pistolen zu nehmen und an deren Statt der Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem audern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren herausfprang. In Summa, es hatte jeder feine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer feine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinoden viel reicher war, als man bei Bauern hätte suchen mögen. Simplicissimus. (Grimmelsh aufen.)

3. Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1 - S. 560

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
560 was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hatten, etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, gedörrtes Fleisch und sonstiges Gerät hinein, andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als Hütten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verdorbenen Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Banke verbrannten sie, da doch viele Klafter dürres Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedrucken rrach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich ans Herdfeuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, das ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihin verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, der von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. Mitten in diesem Elend wendete ich den Bratspieß und half nach- mittags die Pferde tränken, durch welches Mittel ich zu unserer Magd in den Stall kam, die jämmerlich aussah. Ich erkannte sie nicht, sie aber sprach zu mir mit schwacher Stimme: „O Bube, lauf weg, sonst werden dich die Reiter mitnehmen! Such, daß du davonkommst! Du siehst ja wohl, wie übel es hier steht!" Daraus sank sie wie tot zurück.

4. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 138

1912 - Leipzig : Wunderlich
138 Die Zeit der Deformation und der Religionskriege. 24. Eine Plünderungsszene. Grimmelshausen, Simplicius Simplicissimus. Grimmelshausen erzählt in seinem Roman viel Selbsterlebtes, u. a. auch folgenden Überfall seines Vaterhauses: Das erste, was diese Reiter taten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und stifteten dafür Speck, dürr Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hose lagen. Häsen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Den Knecht legten sie gebunden aus die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hos brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt der Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reiteitert es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren herausfprang. In Summa, es hatte jeder feine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer feine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln

5. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 310

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
310 jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, dürr Fleisch und sonstiges Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu ver- kündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allein zu halten. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei ander- wärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn

6. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 442

1880 - Leipzig : Spamer
442 Die Herrin der Kurpfalz. stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und fülleten hingegen Speck, andere Dürrfleisch und sonst Geräth hinein, als ob alsdann besser darauff zu schlafen wäre; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen, Knpffer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen, und packten die gebogene und ver- derbte Stücke ein; Bettladen, Tische Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viel Klaffter dürr Holz im Hoff lag, Häfen und Schüsseln mußten endlich alles entzwey, entweder weil lieber Gebraten assen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Malzeit allda zu halten; unsere Magd ward im Stall dermaßen traktirt, daß sie nicht mehr daraus gehen konte, welches zwar eine Schande ist zu melden. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstig Mistlachenwasser in Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte, sondern in seinem Gesicht sehr wunderliche Minen verursachte.--Dann fing man erst an, die Steine von den Pistolen und hingegen statt deren der Bauern Daumen aufzuschrauben, und die armen Schelme so zu solteru, als wenn man hätte Hexen bannen wollen, wessen sie auch einen von den gefangenen Bauern bereits iu Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, nnan- gesehen er noch nichts bekannt hatte, einem andern machten sie ein Sail um Kopfs und raitelteu es mit eiuem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Naß, Mund und Ohren heraussprang. Iu Summa es hatte jeder seine eigene Jnvention, die Bauern zu peinigen und also auch jeder Bauer seine sonderbare Marter: allein mein Knän war meinem damaligen Bedünken nach der glücklichste, weil er mit lachendem Muude bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlichen Wehklagen sagen mußten — denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konte, und rieben seine Fußsohlen mit angesenchtem Salz, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, das er vor Lachen hätte zerbersten mögen/' Das ist ein Stückchen, und wol noch eins der lustigsten. Es läßt sich nun leicht berechnen, wie es um die Einwohner stand, in deren Land und mit deren Gut eine solche Soldateska also hauste. Haeußer, der uns die pfälzische Geschichte so treu, so wunderschön erzählt, sagt: „Was im Elsaß am 3. März 1636 vorkam, daß eine Jungfrau den Todtengräber zu Ruffach bat, er möchte sie, da dem Schinder das Pferdefleisch ausgegangen, doch mit einer nnbegrabenen Leiche versorgen, war nicht das einzige Bei- spiel dieser Art; anch in der Pfalz und in der Umgegend von Worms stillte das Volk mit Wurzeln, Gras und Baumblätteru seinen Hunger, und wenn dies nicht mehr reichte, waren gefallene Thiere vom Schindanger seine Nah- rnng; ja, man mußte Galgen und Kirchhof bewachen, um sie vor dem schrecklichen Diebstahl der Hungernden zu schützen. Nicht nur verlaufene Soldatenhorden betrieben Räuberei auf den Straßen, nicht nur die Marode- brüder machten aus Wegelagerei und Mord ein Geschäft, auch vou dem verwilderten Volke mordete der Bekannte den Bekannten, um ihn gierig

7. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 326

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
326 188. Eine Pliinderungsszene aus dem Dreißigjährigen Kriege. Aus dem Simplizissimus von Chr. v. Grimmelshausen. Nach Richters Quellenbuch. Das erste, was die Reiter taten, denen ich den Weg zu meines Vaters Hofe zeigen mußte, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeglicher eine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, dürr Fleisch und sonstiges Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu ver- kündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allein zu halten. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei ander- wärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen,

8. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 54

1895 - Langensalza : Beyer
54 74. Wallenstein vor Stralsund. sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Knpfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein- Bett-boden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere Magd ward dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hos brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Sachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, Perlen .uni) Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. 74. Wallensteiu vor Stralsund (1628.) 1. Im Schatten einer Eiche Ist Friedlands Zelt erbaut; Es schüttelt ihre Zweige Die alte Riesin laut. 5. Er spricht: „Nun selbst erfahren Habt ihr der Bürger Mut; Geschützt sind vor Gefahren Sie durch der Ostsee Flut. 2. Umhüllt vom Purpurkleide, Im Zelt der Herzog sitzt; Viel goldenes Geschmeide An Hals und Brust ihm blitzt. 6. Könnt ihr der Feinde Flotte Nicht bohren in den Grund, So stellt zu ihrem Spotte Noch lang ihr vor Stralsund!" Die Rechte mit dem Schwerte Durchgräbt des Bodens ©and. 3. Doch finster hat zur Erde Sein Ange sich gewandt. 7. Da hebt von seinem Sitze Sich Friedland stolz empor: Ihm sprühn des Zornes Blitze Aus dunklem Auge vor: 4. Es sitzet ihm zur Seite Arnim, der Feldmarschall; Des Blick schweift in die Weite Hin nach der Festung Wall. 8. „Es schleudert in die Fluten Den Dänen diese Hand! Den Schweden jagt mit Ruten Sie aus dem deutschen Land!

9. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 349

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
349 aus den Betten und füllten dafür Speck, dürr Fleisch und sonstiges Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die ge- bogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle ent- zwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine be- sondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Be- dünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich ans Herdfeuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, das ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich’s nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, der

10. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 204

1903 - Breslau : Hirt
— 204 — Gerberhäusern auf, ob ich ihnen kommen würde. Aber als ich dieses merkte, daß ich jetzo allein war, blieb ich im Wasser stecken und steckte meinen Kops unter einen dichten Weidenbusch, und ruhte im Wasser vier oder fünf Stunden, bis es Nacht und in der Nacht stille wurde. Dann kroch ich halbtot heraus, konnte der Kälte wegen fast keinen Atem holen. Ging dann über die Brunnenröhren, den Wasserfluß immer hinab und kletterte über einen Weidenstamm, daß ich die andere Seite erreichte. Acht Tage vor Pfingsten kam ich mit vielen Bürgern nach Koburg. Es war schon die Sage hergekommen, ich wäre totgemacht. Als ich nun selber kam, verwunderten sich Bürger und alte Bekannte. Da ich (nach langen Irrfahrten) erfuhr, daß mein Weib und Kinder wieder zu Poppenhausen eingezogen waren, zog ich heim und war weder zu schleißen noch zu beißen um sie. Die Kinder waren schier vor Hunger verdorben. Sie hatten die Zeit über nicht Kleie genug kaufen können zu Brot. 12. Aus dem Simplicissimus. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen wurde 1635 von den Hessen aufgegriffen, mußte Kriegsdienste tun und lebte nach dem Kriege als Schultheiß in Renchen, wo er 1676 starb. In seinem Roman „Simplicius Simplicissimus" erzählt er viel Selbsterlebteö, u. a. folgenden Überfall seines Vaterhauses: Das Erste, das die Reuter taten, war, daß sie ihre Pferde einstallten, hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte, dann obzwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es sahe, als sollte ein lustig Bankett gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Packen zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen, etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten, etliche schütteten die Federn aus den Betten und fülleten hingegen Speck, andere dürres Fleisch und sonstiges Gerät hinein, als ob alsdann besser daraus zu schlafen wäre; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen, Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein, Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viel Klafter dürr Holz im Hofe lag, Häfen und Schüsseln mußte endlich alles entzwei. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Man! und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und statt deren der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, maßen sie auch einen der gefangenen Bauern in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ohn« angesehen er doch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und drehten es mit einem Stock zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Ras und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder feine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine

11. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 272

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
272 Iv. Bilder aus der Erdkunde, ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinn- geschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klafter dürres Holz im Hofe lagen. Töpfe und Schüsseln warfen sie entzwei, entweder, weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie dachten, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd ward also mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trank. Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ob- wohl er noch nichts bekannt hatte. Es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glücklichste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmer- licher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich ans Herd- feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, das ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und ihn dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, der an Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. Mitten in diesem Elend wendete ich den Bratspieß und half nachmittags die Pferde tränken; so gelangte ich zu unserer Magd in den Stall, die gar jämmerlich aussah. Sie sprach zu mir mit schwacher Stimme: „O Bube, lauf weg, sonst werden dich die Reiter mitnehmen. Such', daß du davon- kommst! Du siehst ja wohl, wie übel es hier steht!" Darauf sank sie wie tot zurück. Nach Grimmelshausen. (Aus Heincckes Lesebuch.) 273. vor grojfee Kurfürst. Des Kurfürsten äussere Erscheinung war Ehrfurcht gebietend. Er war nicht über Mittelgrösse hinaus; allein er wusste seinen Gebärden so viel Majestät zu verleihen, dass er zu wachsen schien, wenn er sich be- wegte. Die mächtige, über den scharf geschnittenen Mund ragende Adler- nase, die feurigen Augen, die hohe Stirn liessen sofort den ausserordent- lichen Menschen erkennen. Die Perücke, die er im höheren Alter nach französischer Sitte trug, erhöhte den hehren Eindruck seiner Erscheinung.

12. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 163

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 163 — Speck, andere dürres Fleisch und sonstiges Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen gewesen wäre; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen; Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein, Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viel Klafter dürr Holz im Hose lag, Häfen l) und Schüsseln mußten endlich alle entzwei. Ten Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib; das nannten sie einen Schwedischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte, sondern in feinem Gesichte sehr wunderliche Mienen verursachte, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hos brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und statt deren der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, maßen ä) sie auch einen der gefangenen Bauern in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ohnangefehen er doch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und drehten es mit einem Stock zusammen, iaß ihm das Blut zu Mund, Nas und Ohren heraussprang. In Summa, <e§ hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Knän3) war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salz, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Sachen hätte zerbersten mögen. In solchem Gelächter bekannte er, was er sollte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen. — 119. Der Hexenwahn. 1. Spee's Warnruf gegen die Hexenprozesse. Die berühmte Schrift: Cautio criminalis seu de processibus contra sagas über (Warnungsschrlft über die Hexenprozesse) erschien zuerst anonym in Hameln, 1631 (oft übersetzt; Heinze a. a. O.). Der Verfasser, Friedrich Graf bort Spee, war geboren 1591 zu Kaiserswerth, trat in den Jesuitenorden und starb 1635 in Trier (Denkmal im Dome daselbst).. Wehe den Fürsten, die, statt Volkerhirten zu sein, die unmenschlichen Greuel unter ihren Schutz nehmen! Wehe den Richtern, die aus den -Hexenprozessen ein Vorrecht und eine Erwerbsquelle gemacht haben! Und *) Töpfe. - 2) indem. — 3) Pflegevater. 11*

13. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 201

1887 - Langensalza : Beyer
Der dreißigjährige Krieg. § 44. Des großen Krieges Last und Weh. 201 Das erste, was die Reiter thaten und in den schwarz gemalten Zimmern meines Vaters anfingen, war, daß sie ihre Pferde einstellten. Hernach hatte ein jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgern, zu sieden und zu braten, so daß es sah, als sollte eine lustige Schmauserei gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben, und kein Ort war vor ihnen sicher. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Pakete zusammen, als ob sie irgendwo einen Krammarkt anstellen wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen und zu Grunde gerichtet. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als wenn sie nicht Schweine genug zu stechen gehabt hätten. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, anderes dürres Fleisch und sonstiges Gerät hinein, als ob es dann besser darauf zu schlafen wäre; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirre schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke zusammen. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hose lagen; Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, stellten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstiges Mistlachenwasser in den Leib — das nannten sie einen schwedischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte, sondern in seinem Gesicht sehr wunderliche Mienen verursachte. Dadurch zwangen sie ihn, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh wegnahmen und in unseren Hos brachten, unter welchen mein Vater, meine Mutter und unsere Magd auch waren. — Da fing man nun erst an, die Steine von den Pistolen und anstatt deren die Daumen der Bauern aufzuschrauben und die armen Schelme schwer zu foltern. Einen von den gefangenen Bauern steckten sie in den Backofen und waren mit Feuer hinter ihm her. Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und drehten es mit einem Stock zusammen, so daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. Kurz, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. (Aus dem „Sirnplicius Sirnplicissimus", mit einigen Abänderungen im Ausdruck und Auslassungen.) c) Not und Elend auf dem Gipfel. Zu solchem verheerenden Treiben der Soldaten kam noch während des Krieges eine fürchterliche Pest, die das Ihrige dazu that, um das deutsche Land vollends zur Wüste zu machen. Zu dieser Zeit klagt ein Mann über das Elend seiner Zeit: Wie jämmerlich stehen die großen Städte! Da zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken, da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Thüren oder Fenster zu sehen ist! Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen: sie haben sie verbrannt, die Glocken weggeführt, zu

14. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 370

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
370 Der dreißigjährige Krieg. ging verloren, auch die deutschen Fürsten, besonders der Kurfürst von Sachsen, wollten nicht von einem Kanzler Befehle annehmen. Die Soldaten gehorchten nicht mehr so willig, wie unter Gustav Adolfs Führung, ja es brachen offene Empörungen aus. Von einer Verteidigung des Glaubensbekenntnisses war nicht mehr die Rede. Der eigentliche Zweck des Krieges ging verloren, er artete in zweckloses Hin- und Herziehen aus, verbunden mit den furchtbarsten Verheerungen, worin die Schweden die Kaiserlichen an Gewaltthätigkeiten noch übertrafen. Der Krieg wurde in die Länge gezogen, um Eroberungen zu machen. Man sprach in Deutschland nicht mehr von einer Schwedenhülfe, sondern von der Schwedenplage. Die Schweden erfanden die grausamsten Marter, um die Menschen zu peinigen, und das Andenken an die Schwedengreuel lebt heute noch in vielen deutschen Gegenden fort. Ein Mann, der als Knabe die Greuelthateu der letzten Hälfte des dreißigjährigen Krieges selbst erlebt hat, schildert den Einfall der Soldaten in einem Bauernhof mit folgenden Worten: „Das erste, was die Reiter thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach hatte jeder seine besondere Arbeit, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen, zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidung und allerlei Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürres Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Öfen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf dre Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib Das nannten sie einen schwedischen Trunk. Dann fingen sie an, die Steine von den Pistolen ab- und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern. Einem Bauer machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut aus Mund und Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen." Damals entstanden die Kinderverschen: „Bet', Kinder bet', morgen kommt der Schweb’, morgen kommt der Oxenstern, der wirb die Kinder beten lern." Oder: „Der Schwede ist gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster zerschlagen, hat das Blei fortgetragen, hat Kugeln d'raus gegossen und die Bauern damit erschossen."

15. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 118

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 118 — entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie ü bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd ward dermaßen gemißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, , steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten lie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei ? anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten, darunter auch meinen Vater. Da sing man erst ein, die Steine von den Pistolen und an deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, i, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, un- r geachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie i 5 ein Seil um den Kops und reitelten es mit einem Bengel zu- -sammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraus- - -sprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die s Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere e s Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünkeu :: nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was r« andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. 1 Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, t ,r daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine si Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß r 9; wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Sachen : ji: hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, roeil:)i ich's nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem 1 m Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete 31: den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinodien: m viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

16. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 66

1898 - Altenburg : Pierer
66 - Wie mag es wohl während der letzten Kriegsjahre den Bewohnern Deutschlands ergangen sein? 2. Eine Plndernngsscene. Was die Bewohner unseres deutschen Vaterlandes in jenen schweren Jahren erlitten haben, das be-richtet uns ein Mann, der als Kind mit eignen Augen geschaut, was fr Schandthaten die Soldaten bei der Plnderung des vterlichen Gutes verbt haben. Er erzhlt darber: .Das erste, was diese Reiter thaten, war, da sie ihre Pferde ein-stellten; hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, da es aussah, als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die durch-strmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch Kleidungen und allerlei Hausrat groe Pcke zusammen, als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mit-zunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt htten; etliche schtteten die Federn aus den Betten und slleten dafr Speck, Drrfleisch und sonst Gerte hinein; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als htten sie einen ewigen Sommer zu verkndigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und Packten die gebogenen und verderbten Stcke ein. Bettladen, Tische, Sthle und Bnke verbrannten sie. da doch viele Klaftern drres Holz im Hofe lagen. _ Hfen und Schsseln muten endlich alle entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten. Unsere Magd ward dermaen mihandelt, da sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schtteten ihm einen Kbel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwrts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinweg-nahmen und in unfern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man htte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten sie ein Seil lim den Kopf und retteitert es mit einem Bengel zusammen, da ihm das Blut P Munt), Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder feine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bednken nach der glckseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jmmerlicher Wehklage sagen muten. Die Soldaten setzten ihn nmlich zu einem Feuer, banden ihn, da er weder Hnde noch Fe regen konnte, und rieben seine Fusohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Gei wieder ablecken und also kitzeln mute, da er vor Lachen htte zerbersten mgen. Das klang so spahaft, da ich, weil ichs nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mute. In solchem Gelchter bekannte er, was man von ihm verlangte,

17. Teil 2 - S. 319

1887 - Hannover : Helwing
Der dreißigjährige Krieg; die Folgen des Krieges. 319 solche Marter verursachte, daß er oft den Tod geschrieen, aber um jeden Schrei vier Streiche mit der Karbatsche auf die Waden aushalten mußte: ich glaub', der Kerl hätte sich selbst entleibt, wo er seiner Hände hätte gebrauchen können, um dem Schmerze zu entkommen. Einem andern wurde ein Seil mit vielen Knöpfen um die Stirn gebunden und mit einem Knebel hinten zu, über dem Nacken zusammen gedreht, daß ihm das helle Blut zu der Stirne, zu Mund und Nase, auch zu den Augen ausfloß und der arme Mensch als ein Besessener aussah. Ich erschrak ob dieser schrecklichen Plagen und unbarmherzigen Tyrannei und bat den einen Soldaten, daß er doch an Gott und an sein Gewissen denken wolle und der armen unschuldigen Leute etwas schonen. Aber er sprach im Zorne: „Wenn du viel Mitleiden haben willst, bleibst du mein Freund nicht lange; der ist des Teufels, der Mitleiden hat." Eine Plünderungsscene wird in dem berümten Buche Simplicius Simpl i-cissimus von Christoph von Grimmelshausen also beschrieben: „Das erste, was diese Räuber thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten und die Hühner und die Schafe wacker nach einander niedermetzelten. Hernach hatte jeglicher seine besondere Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn, ob zwar etliche ansingen zu sieden und braten, daß es aussah, als sollte ein Banquet gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat, große Packen zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet ; etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, andere dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen wäre; andere schlugen Öfen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen; Kupfer und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die gebogenen und verderbten Stücke ein, Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, Häfen und Schüsseln mußten endlich alle entzwei. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Milchkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib, das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten." Hunger und Nachsucht trieb die geplagten Bauern zu Thaten, vor denen das menschliche Gefühl schaudert. In Schlesien gingen ganze Banden auf Menschenjagd ; ein berüchtigter Führer derselben soll mit eigener Hand 500 Menschen, meist Soldaten, erlegt und mit seinen Genoffen verzehrt haben. In der Scheune eines Dorfes bei Norden in Ostfriesland lagen einst sieben Mansselder der Reihe nach auf Stroh gelagert und schliefen. Da holten der Bauer und sein Sohn eine Leiter herbei, legten sie über die Schlafenden und knieeten darauf. Dann sprang schnell die bereit stehende Frau mit einem großen, scharfen Messer herbei und schnitt den sieben Soldaten der Reihe nach den Kopf vom Rumpfe! Vor dem schlimmsten Gesindel vermochten sich die mit Wall und Graben versehenen Städte noch zu schützen; auch die Landbewohner suchten dort ihr nacktes Leben zu sichern, indem sie ihr Haus und Hos schutzlos den Räubern preisgaben. Die Dörfer wurden ausgeplündert und meistens verbrannt. Rühmte sich doch ein schwedischer General, daß er allein 800 böhmische Dörfer verbrannt habe! Das Vieh ver-

18. Neuzeit - S. 159

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 159 — Hamm se rute Mäntel a, Sehnne se wie Kravaten." Die Zeitgenossen jener schrecklichen Greuel können nicht genug klagen und berichten, wie die verwilderten Horden hausten, wüteten, plünderten, sengten und mordeten. Einer giebt uns folgende rührende Schilderung davon. „Das erste, was die Reiter thaten, war, daß sie ihre Pferde einstellten; hernach verrichtete jeder seine besondere Arbeit. Etliche fingen an zu metzgern, zu sieden und zu braten, um ein lustig Mahl zu bereiten. Andere dagegen durchstürmten das Haus von unten bis oben, sodaß kein Winkel vor ihnen sicher war. Andere machten von Tuch, Kleidern und allerlei Hausrat große Säcke zusammen; was sie aber nicht mitnehmen konnten, das zerschlugen sie mutwillig. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schweine genug zu stechen gehabt hätten. Andre schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, anderes dürr Fleisch und sonst Gerät hinein; Öfen und Fenster schlugen sie ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkünden. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und ", packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische, Stühle und Bänke verbrannten sie, obgleich viele Klaftern dürres Holz im Hofe lagen. Alle Schüsseln wurden zerschlagen, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie nur eine einzige Mahlzeit allda zu halten gedachten. Die Magd ward dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, stellten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Melkkübel voll Mistlachenwasser in den Mund. Dies nannten sie den Schwedentrunk. Andere Leute folterten sie wie Hexen, andre verbrannten sie im Backofen. Den Hausherrn aber setzten die Soldaten an ein Feuer, banden ihn und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm eine Ziege wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Hierbei bekannte er alles und öffnete den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen." Die niedersächsischen Landstande beklagten sich bei ihrem Fürsten im Jahre 1637 also: Es steht leider noch dem ganzen Lande vor Augen, wie die Kroaten und die andern kaiserlichen Truppen schlimmer als die Türken gehaust und alles erbärmlich verderbet haben. Was unter ihre Hand kam, haben sie niedergehauen, den Leuten die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die Augen ausgestochen, Nägel in die Köpfe und Füße geschlagen, heißes Pech, Zinn, Blei und aller-

19. Vaterland und Weite Welt - S. 155

1894 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
155 97. Plünderungsscene aus dem 30 jährigen Kriege. Das erste, was diese Räuber thaten, war, daß sie ihre Pferde ein- stelleten und die Hühner und die Schafe wacker nach einander nieder- metzigten?) Hernach hatte jeglicher seine sonderbares Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigete. Dann, ob zwar etliche ansingen, zu sieden und zu braten, daß es sahe, als sollte ein Bankett ^) gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Haus- rat große Päcke zusammen, als ob sie irgends einen Krempel-Markt^) an- richten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet; etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, andere dürr Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu schlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein; Bettbvden, Tische und Stühle und Bänke verbrannten sie, Häsens und Schüsseln mußten endlich alles entzwei; den Knecht legten sie gebunden aus die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul, und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstigen Mistlachen-Wassers in den Leib, das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwungen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und in unseren Hof brachten. Christoph v. Grimmelshausen. 98. Wallensteins Lager. (Scene im Wallensteinschen Lager vor der Stadt Pilsen in Böhmen. Wachtmeister, zwei Jäger, Trompeter, dann Marketenderin u. s. w. Das 16. Jahr des Krieges.) Erster Jäger. Sieh! Sieh! Da treffen wir lustige Compagnie. Trompeter. Was für Grünröck' mögen das sein? Treten ganz schmuck und stattlich ein. Wachtmeister. Sind Höllische Jäger; die silbernen Tressen holten sie sich nicht auf der Leipziger Messen. Marketenderin (kommt und bringt Wein). Glück zur Ankunft, ihr Herr'n! Erster Jäger. Was? Ter Blitz! Das ist ja die Gustel von Blasewitz. Marketenderin. I freilich! Und er ist wohl gar, Mußjö, der lange Peter von Itzehoe? Ter seines Vaters goldne Füchse mit unserm Regiment hat durchgebracht zu Glücksladt in einer lustigen Nacht? Erster Jäger. Und die Feder vertauscht mit der Kugelbüchse. Marketenderin. Ei, da sind wir alte Bekannte! Erster Jäger. Und treffen uns hier im böhmischen Lande. * 8 i) nndermetzigen — niedermetzeln, erstechen. 2) sonderbare — besondere. 8) Bankgelage, Festmahl. 4) Trödelmarkt. 5) Der Hafen — Topf, noch in Süd deutschland gebräuchlich.

20. Geschichtsbilder - S. 87

1890 - Leipzig : Richter
— 87 — Hausrat große Päcke zusammen; was sie aber uicht mitzuuehmeu gedachten, wurde zerschlagen. Etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten in die Überzüge Speck, dürr Fleisch und sonst Geräte hinein; andere schlugen Ösen und Fenster ein, als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die zerbogenen und verderbten Stücke ein. Auch Töpfe und Schüsseln mußten alle entzwei, und Bettladen, Tische, Stühle und Väuke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres Holz im Hose lagen. Unsere Magd ward dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm eilt Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk. Dann fingen sie an, die Steine von den Pistolen ab- und ml deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, Einem Bauer machten sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen, daß ihm das Blut aus Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa, es hatte jeder seine eigene Erfindung, die Bauern zu peinigen.“ Damals entstanden die noch heute bekannten Kinderverschen: „Bet', Kinder bet', morgen kommt der Schwed, morgen kommt der Oxenstern, der wird die Kinder beten lern;" oder: „Der Schwede ist gekommen, hat alles mitgenommen, hat die Fenster zerschlagen, hat das Blei fortgetragen, hat Kugeln daraus gegossen und die Bauern damit erschossen." Der Berner, der mit dem Blei aus den Fenstern seines eigenen Heims erschossen wird, das ist ein ergreifendes Bild des Elends jener Zeit. 9. Noch manche Schlacht ward in den letzten Jahren des dreißigjährigen Krieges geschlagen, vom Rheine bis zur Donau, von der Nord-und Ostsee bis zum Bodeusee durchstreiften kaiserliche, schwedische und französische Heere das deutsche Land, bald siegend, bald besiegt, alle ohne Unterschied aber unsägliche Grausamkeiten verübend. Erst als alle bis aufs tiefste erschöpft waren, als es in Deutschland fast nichts mehr zu erbeuten gab. kam nach langen Verhandlungen der Friede zu stände.^ In den westfälischen Städten Münster und Osnabrück wurde er im Jahre 1648 abgeschlossen, und er heißt deshalb der westsälische Friede. Das arme Deutschland mußte auch die Kosten dieses Friedens zahlen. Zwei schöne Länder mußte es abtreten: das Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßburg an die Franzosen, Pommern mit der Insel Rügen an die Schweden. Außerdem mußte das ausgesogene Land den Schweden, seinen schlimmen Helfern, auch noch fünf Millionen Thaler Kriegskosten zurückerstatten. Eine erfreuliche Bestimmung des Friedens aber war es, daß von nun an die Protestanten in Deutschland freie Religionsübung und dieselben Rechte wie die Katholiken haben sollten. O, wie atmete da das ganze deutsche Volk wieder auf, als die Nachricht von dem Friedensschlüsse bekannt wurde! In allen Kirchen