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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 136

1914 - München : Oldenbourg
— \56 — und entkam. Ein Bauer bekam einen Schuß durch den Leib. In seiner Todesangst rannte er bis zur Thulba und starb auf der wiese beim Kesselsteg unter gräßlichen Schmerzen. Im altehrwürdigen Gotteshaus wüteten die Krieger der Republik wie die Vandalen. Sie erbrachen das Tabernakel, zerschlugen die Monstranz, entehrten das Allerheiligste, zerfetzten die Meßgewänder und warfen die Kirchenwäsche in den Straßenkot. Die zerschlagene Monstranz ließen die Kirchenschänder liegen, da sie Nur aus vergoldetem Kupfer bestand. Bald rückten weitere französische Abteilungen in Untererthal ein und belegten das von den meisten Einwohnern verlassene Dorf. Auch der Oberkommandant der feindlichen Armee, General Iourdan, erschien, daselbst und nahm Quartier im Jägerhaus. Der General Hatte nämlich den Beschluß gefaßt, seine Truppen bei 6ammelburg ruhen zu lassen, um am 5. September neu gestärkt den weiteren Rückmarsch ausführen zu können. (Ein Jude soll Iourdan um Schonung des Dorfes gebeten haben, jedoch erfolglos. Am nächsten Morgen zogen die schlimmen Gesellen ab. vorher aber steckten sie Untererthal an verschiedenen Stellen in Brand zur Strafe für den Überfall. (Einer gänzlichen (Einäscherung entging der Ort nur durch das Nahen der Österreicher. Während nämlich die Franzosen emsig an der Arbeit waren, Zäuser und Scheunen anzuzünden, gellten plötzlich vom (Erthaler Berg her die Börner österreichischer Jäger. Da ließen die Mordbrenner ab von ihrem Tun und suchten eiligst das Weite. Immerhin fielen dem Feuer zum Opfer: das Jägerhaus, die (Erthalfchc Burg, die Scheunen des Lrthalschen Bofes, die Gebäude der fjausnummer \5, \y, 20, 53 und 5^. Der Bofbauer Wörter hatte sein ganzes Barvermögen, an die 6000 fl. Gold- und Silbermünzen in eine Metze getan und in der Scheune versteckt. Durch den Brand schmolz das Geld, so daß der Zofbauer durch den verkauf des Metalls nur noch 1(500 fl. vereinnahmte. In dem Gemetzel am 4. September ließen ihr Leben ein Witwer, neun verheiratete Männer, ein Bursche und die 26 jährige Katharina Beck von Untererthal, ein Witwer, ein Bursche und vier verheiratete Männer von Dbererthal, zwei Männer und ein \8 Jahre alter Bursche von Thulba und ein verheirateter und ein lediger Mann von Reit. Adam Bubmann von Reit, ein ehrbarer Greis von 77 Jahren, den eine von Gberthulba kommende französische £?eeresabteilung als Wegweiser nach Neuwirtshaus mitnahm, ward von den Unholden unterwegs ermordet, weil er wegen Altersschwäche nur langsame Schritte machen konnte. Gegen Mittag des 5. September besetzte ein österreichisches Kavalleriekorps unter dem Fürsten Lichtenstein Hammelburg und Umgebung. Die Österreicher blieben auch am 6. untätig in ihren Quartieren, so daß die Franzosen Zeit genug hatten, ihren Rückzug in aller Ruhe bewerkstelligen zu können.

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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 131

1914 - München : Oldenbourg
— \3\ — auch die Aumühle und Lengfeld wurden von den Franzosen hinweggenommen und Kiirrtach und die Wäldchen westlich davon nach längerem Kampfe besetzt. Die französische Armee stand am Abend des 2. September am östlichen Ufer des Rürnachbaches bis zur Quelle, dann auf den Anhöhen vor dem Dorfe Kürnach über Estenfeld bis Lengfeld in einer Ausdehnung von \2 km. Die Kavalleriedivision befand sich als Reserve bei Maidbronn. Iourdan übernachtete in Dersbach. Als am Nachmittag das Dorpostengefecht an der Aumühle am heftigsten war, versuchte die Besatzung der Festung wiederholt, über die Brücke vorzudringen um den Truppen die Tore zu öffnen. Kartätsch en-feuer der Österreicher am Vierröhrenbrunnen warf sie aber nach großen Verlusten zurück. Das Aleingewehrfeuer über den 21!am dauerte die ganze flacht an. Von der Festung fiel alle Stunden ein Schuß. Dicht lag am Morgen des z. September, als sich die französischen Truppen zum Angriffe rüsteten, der Nebel über dem Gefilde. Die österreichischen Abteilungen brachen schon um z Uhr auf um den Franzosen zuvorzukommen. Als um 8 Uhr der Nebel mich, warfen sie sich in geschlossenen Massen auf den Gegner in und bei Lengfeld und drängten ihn nach, heftigem Kampfe aus dem Dorfe und von den Höhen, vom Galgen-berg herab war auch die Aumühle wieder genommen worden, Jetzt rückte aber Iourdans ganze Macht gegen die Österreicher, von denen erst die Hälfte der Armee zugegen war, und trieb sie mit wuchtigem Angriff in ihre alte Stellung zurück. Gegen \o Uhr war die Lage der österreichischen Truppen kritisch. Doch nahte Hilfe. 1 Uber die Schiffbrücke bei Stadtschwarzach waren inzwischen starke Kolonnen gegangen und griffen jetzt bei Prosselsheim in den Kampf ein. General wartensleben hatte Eskadronen Kürassiere unterhalb ^chwarzach durch eine Furt über den Main geführt und hinter dem rechten Flügel als Reserve aufgestellt. Um 3 Uhr trafen auch die Infanterietruppen des Grafen wartensleben unter dem Feldmarschalleutnant Frhr. v. werneck bei Biebergau ein. Dabei befand sich auch die Grenadierdivision Würzburg. Jetzt rvurde das Gefecht, das seit Mittag hauptsächlich ein Artilleriekampf gewesen war, wieder lebhafter. Erzherzog Karl, der gegen Uhr auf dem Schlachtfelde angekommen tvar, gab nunmehr den Befehl zum entscheidenden Angriff. 44 Eskadronen österreichischer Heiter warfen sich auf die französische Kavallerie. Mehrmals wogte der gewaltige Reiterkampf vor und zurück. Ais aber der (Erzherzog nochmals \2 frische Kürassiereskadronen vortraben ließ, flohen die französischen Reiter in voller Auflösung hinter ihre Infanterie. Daraufhin rückten die Österreicher auf der ganzen Linie vor. Unter klingendem Spiele drangen die Grenadiere Wartenslebens in die Gehölze bei Kürnach und Estenfeld ein und eroberten sie. 9*

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 137

1914 - München : Oldenbourg
— H3? — 7. Die Franzosen im Spessart. V 21 mt Lohr. „ . . . In dem Amtsorte Langenprozelten wurde nach dem Einzuge der Franzosen der Pfarrer Luchs dergestalt von den Franzosen bedrängt, daß er nach Lohr floh. Ihm wurden J(000 fl., die er im Hochaltar verborgen gehabt, von den Franzosen weggenommen. Auch die Kirchen-paramente, Monstranz und Kelche eigneten sich die Räuber an. Der durch Plünderungen und Requisitionen in Langenprozelten entstandene Schaden belief sich auf etwa 30 ooo fl. In Lohr betrug er 3( 7^ fl. . . . Am schlimmsten unter allen Ortschaften des Amtes wurden Miesen und Ruppertshütten mitgenommen. Am \6. Juli traf ein französischer Offizier in Miesen ein und forderte \30 Louisdors Brandschatzung; am 1(7. Juli wurde der (Drt von den Franzosen besetzt. Der rechte Flügel der Armee unter General Kleber lagerte da drei Tage, auch war General Iourdan anwesend. Etwa 30 ooo Zttann mit io ooo Pferden kamen durch Miesen. Durch Plünderung, Beschädigung an Feldfrüchten, Megnahme eines großen Teiles des Zug-, Schweine- und Schlachtviehes entstand ein Schaden von 27 65\ fl. Die durch die Franzosen eingeschleppte Viehseuche forderte mehr als i_oo Stück (im ganzen Amte Lohr 767 Stück). Ende August und anfangs September war nahe bei Miefen ein französisches Lager. 37 ooo fl. Schulden hinterblieben der armen Spessartgemeinde als Folge des Einfalles. Bei Ruppertshiitten lagerte an der Schanz das Zentrum der französischen Armee in einer Stärke von 40 000 Mann drei Tage lang. Der Bürgermeister vergrub in der Nacht auf den 1(9. Juli 75 fl. Gemeindegeld in einem Scheuerboden unter das Gebälk eines Schweinstalles \1/2 Schuh tief. Am nächsten Nachmittag fanden es zwei Franzosen. 79 Rinder, 2(3 Schweine, (28 Bammel und Geißen wurden requiriert. Die Einwohner mußten sich die notwendigsten Kleider von auswärts kommen lassen. Sechs Porfpanntvagen mußten mit dem Beere fort. Nach \y Tagen kehrten die Fuhrwerksleute zurück, aber alle ohne Magen und Zugvieh. Das Dorf erlitt einen Perlust von 24 8^9 fl." 2. (Dbernburg. „. . . Am 6. September früh um 1/28 ilhr erscholl die Nachricht, daß gegen 500—700 Franzosen im Anmarsch wären. Zu gleicher Zeit wurde die Sturmglocke gezogen und die Trommel geschlagen. Zu meinem Schrecken sah ich bei einem Blick auf die Straße Soldaten und Bürger in Massen aller Art vors Tor ziehen. Ich eilte dahin und glaubte den £?aupt-mann noch anzutreffen und denselben zu bereden, mit seiner Mannschaft abzuziehen und also die Bürger zum Niederlegen der Massen zu bringen. Allein der f^auptmann war mit den Ehevauxlegers vorwärts, die Sturmglocke tönte fortwährend und mit den Soldaten waren schon bewaffnete

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 134

1914 - München : Oldenbourg
— *34 — Erregt harrten die Bauern der Dinge, die da kommen sollten. Da erschien eine kleine französische Abteilung unter einem Major irrt Dorf um zu fouragierert. während die Mannschaft wartete, ging der Schultheiß mit dem Offizier in den Erthalschen £?of, wo sich das gemeindliche Baser-magazin befand. Indessen scheinen die Soldaten die Däuser plündernd durchsucht zu haben. Die von den vorhergegangenen Drangsalen erbitterten Bauern fielen über die piürtderer her, töteten einige und trieben die anderen in die Flucht gen Hammelburg zu. Auf ihrem Rückzug statteten die Franzosen der Kessenmühle einen Besuch ab. Deren Bewohner flohen in größter Hast den Berg hinan und waren bald im Nebel verschwunden. In der Überstürzung aber vergaßen die Müllersleute, ihre beiden Knaben von 5 und 7 fahren mitzunehmen. Die Franzosen schlugen in der Mühle alles zusammen, schnitten die Betten auf, streuten die Federn umher und eigneten sich Geld und Wertsachen an. Den beiden Kindern jedoch taten sie nichts zuleide. Die Soldaten nahmen die Kleinen mit nach Z?ammelburg und übergaben sie einem dortigen Bürger. Inzwischen kam der Major von der Besichtigung des Bafermagazirts zurück. Bei Baus Nr. 83 umringten ihn die wütenden Bauern. Der Offizier wollte die erregte Menge begütigen. (Einer der Bauern jedoch schlug ihn nieder, worauf der fanatisierte Bause das unglückliche Opfer der Volksjustiz zur „Tränk" schleifte, in die Cehulba warf und mit Mistgabeln so lange unter Wasser hielt, bis das letzte Todesröcheln verstummt war. Seiner Mutter habe er noch im letzten Augenblick gedacht, erzählten später die Leute, die den Aufschrei zu Gott „o mon Dien l“ nach ihrer Art deuteten. Sofort gingen nun (Eilboten in die Dörfer des oberen Thulbagrundes um die dortigen Bewohner zur Bilfe im Kampf gegen die Marodeure herbeizurufen. Bereitwillig sandten Obererthal, Cehulba, Frankenbrunn und Reit bewaffnete Mannschaft nach Untererthal. So verstärkt, erwarteten die Bauern in zuversichtlicher Stimmung die Ankunft weiterer Banden. Denen wollten sie schon zeigen, wie derbe Bauernfäuste Haus und Hos zu verteidigen wissen! Daß beinahe die ganze französische Armee nahte, davon hatten sie allerdings keine Ahnung. Die verscheuchten Soldaten meldeten dem bereits in Bammelburg angelangten General Iourdan den Überfall in Untererthal. Dieser sandte daraufhin eine starke Truppe um das Dorf zu stürmen und die Erschlagenen zu rächen. Die bei Untererthal versammelten Landleute bemerkten die nahende Streitmacht der Feinde rechtzeitig. Aber immer noch in dem Wahn befangen, nur einen Sausen zuchtloses Gesindel vor sich zu haben, setzten sie sich energisch zur Wehr. Als jedoch die geschulten Soldaten entschlossen gegen die Verteidiger vorgingen, brach der Widerstand schnell zusammen. 3n wilder Flucht liefen die Bauern auseinander, nur darauf bedacht, das Leben zu retten. Die Franzosen schossen nieder, was ihnen vor die Flinte kam. Auf dem „Steinlich" versuchte ein mutiges Bäuflein nochmals

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 133

1914 - München : Oldenbourg
— \55 — Franzosen die Kirchenglocken läuten, so fragten sie: „Franzos Bim-Bim?" b. H. ob gegen sie Sturm geläutet werde. Hieß die Antwort: „Nein, tut Franzos, sondern Kirch Bim-Bim", so zogen sie beruhigt weiter. 3m Streu- und Saalgrund und in der Rhön wurde der Volkskrieg ernster und mit einer wütenden Erbitterung geführt. Bauern plünderten einzelne Transporte aus. Wo die Franzosen sich bewaffneter Landleute bemächtigten, schossen sie diese nieder. Hajg und Wut beider Teile waren auf das höchste gestiegen. Auch im Fuldaischen und im Spessart griff der Volkskrieg um sich und forderte viele Gpfer. Noch nach 5—6 Wochen entdeckte man verborgene französische Soldaten. (Ein Aufruf „zur Steuerung der Not" in den am meisten betroffenen Dörfern schildert den Jammer des Krieges folgendermaßen: „vergessen könnt ihr doch nicht haben, daß die abgebrannten Bewohner von fünf Dörfern und etlichen Böfen unter den Unglücklichen des schrecklichen Sommers ^796 gerade die unglücklichsten waren. Sie haben alles getraqen und geduldet wie ihr, die (Erpressungen, Plünderungen, Mißhandlungen und Schrecknisse des feindlichen Her- und Rückzuges, aber eine Stunde hat ihnen alles genommen, Habt ihr die wallende und den Himmel rötende Flamme, das stumme Händeringen verzweifelter Väter gesehen, gehört das Jammergeschrei der Mütter und Kinder, als ihr Hab und Gut von Feuersglut verzehrt wurde? Das (Elend ist über alle Beschreibung. Ihre Wohnungen, Scheunen, Baus- und Feldgerätschaften, Betten, Kleider, alles Futter, alles Getreide zur Aussaat, alles hat die gierige Flamme in einen Aschenhaufen verwandelt. Niemand konnte, niemand durfte löschen. Die Betten, die man aus den Fenstern warf, nahm die Raubgierde, was die Leute mit den Händen zusammengerafft hatten, nahm ihnen der Soldat. Das entledigte Vieh irrte umher, eine willkommene Beute des hungrigen Feindes. Schulen und Kirchen liegen in Asche . . . Die Unglücklichen stehen da ohne Obdach, den Winter vor der Türe, alles Nötigen beraubt und sehen einer schrecklichen Zukunft entgegen. Franken, was sollte euch zurückhalten, euren Brüdern die Tränen zu trocknen?" — Der Brandschaden an Gebäuden in den würz burgischen Orten Niederlauer, Wülfingen, (Dttendorf, Arnstein, Hundsbach, Burggrumbach, Unterpleichfeld, Güntersleben, Mühlhausen, Lengfeld, Retzstadt, Reiterswiesen und Krönungen wurde auf 725 fl. geschätzt. 20 835 fl. gingen durch milde Beiträge ein und wurden nach Maßgabe der Verluste verteilt. 6. Ein Schreckenstag für Unlererthal (1796). Der für Untererthal so verhängnisvolle H. September brach an. Dichter Nebel bedeckte die (Erde. 3n aller Frühe schon war eine die Nacht über hier gelegene französische Proviant- und Munitionskolonne aufgebrochen in der Richtung nach Brückenau. Die Nachricht von der französischen Niederlage bei Würzburg war bereits bis hierher gedrungen.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 123

1861 - Freiburg : Herder
Zeitalter der Revolution. 123 anerkannte in seinem Berichte die wichtigen Dienste, welche der junge korsische Offizier Napoleon Bonaparte als Befehlshaber der Ar- tillerie geleistet hatte. Allgemeiner Krieg. Niederlagen der Franzosen. §319. Gleichzeitig bekriegte der Konvent mit Ausnahme Däne- marks, Schwedens, Rußlands und der Türkei alle Monarchien Europas. Dumouriez drang aus Belgien in Holland ein, nahm Breda und zwei kleinere Festungen ohne Mühe, erlitt aber bei Neer- winden durch die Oesterreicher eine entscheidende Niederlage und wurde an die französische Granze gedrängt. Da er seinen Kopf in Gefahr sah (denn der Konvent ließ jeden unglücklichen Feldherrn guillo- tinieren), unterhandelte er mit den Oesterreichern, konnte aber sein Heer nicht zum Abfalle bewegen und mußte mit dem jungen Egalitv (Louis Philipp von Orleans) seine Rettung im feindlichen Lager suchen. Das österreichische Heer unter dem Herzog Iosias von Koburg drang in Frankreich ein, eroberte das feste Lager bei Famars, die Fe- stungen Kon de, Ouesnoi und Valenciennes, während die Preußen Mainz zur Uebergabe zwangen (22. Juli 1793), eine fran- zösische Armee unter Moreau bei Pirmasens schlugen und die Oester- reicher unter Wurmser in die Vogesen eindrangen. Wendung des Krieges im Herbste 1793. Schlacht bei Wattignies 16. Ckto- der 1793, bei Fteurus 26. Juni 1794. § 320. Jetzt aber verpflichtete der Konvent alle wehrbaren Franzosen zum Waffendienste, stellte alle Pferde und Vorräthe zum Dienste der Republik, erhob von den Reichen große Geldsummen und ließ über 1 Million Franzosen gegen den Feind marschieren. Die Oberleitung des ganzen Kriegswesens erhielt Karnot als Generalquartiermeister der Republik; zu Generalen wurden Männer ernannt, welche man für die fähigsten hielt, und ihnen ward der Befehl gegeben, den Feind überall und unaufhörlich anzugreifen. Durch ihre Uebermacht und schonungslose Taktik mußten sie um so mehr siegen, als sie durch den Krieg die Kriegskunst erlernten, ihre Feinde dagegen aus Uneinigkeit und Eifersucht fast nie zusammenwirkten. Daher konnte sich Houchard auf die eng- lische Armee, die unter dem Herzog von Jork Dünkirchen belagerte, mit Uebermacht werfen und bei Hondskooten vollständig schlagen, Iourdan bei Wattignies trotz seiner Verluste den Herzog von Koburg, der Maubeuge belagerte, zum Rückzuge zwingen (15. und 16. Oktober), Moreau und Hoche, obwohl bei Pirmasens und Kaiserslautern von dem Herzog von Braunschweig abgewiesen (29. und 30. November), im Deccmber die österreichisch - preußischen Stellungen durchbrechen und das französische linke Rheinufer frei machen. § 321. Im folgenden Jahre stürmten die französischen Heere unter Pichegru und Iourdan gegen die Niederlande und nach mehreren unentschiedenen Kämpfen siegte Iourdan in der Hauptschlacht bei Fleurus, in Folge deren die österreichische Armee langsam hinter die Maas, die Roer und den Rhein zurückging, Valenciennes, Verdun, Konde, Longwy und Ouesnoi sich dem kleinen sran- 1793 am 18. März. 1793 am 7. 8. Scptbr.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 130

1914 - München : Oldenbourg
\30 — Die französische Armee rückte deshalb ans dem rechten Mainufer vor. Am 3 V August lagerte sie bei Schweinfurt und Lauringen und rastete am folgenben Tage. In bcr Frühe des 2. September zogen bte Truppen Iourdans gegen Würzburg. (Erzherzog Karl hatte am zo. August sein Hauptquartier in Bamberg. Seine Armee ging mit Ausnahme einer kleineren Abteilung, bte bert Franzosen auf der rechten Mainseite folgte, durch den Steigerwalb über Gerolzhofen, Gberschwarzach, Neuses am Sand an den Main. Felbmar-schalleutnant Botze überschritt den Fluß bei Kitzingen am September früh und marschierte über Biebergau gegen Würzburg, eine kleinere Kolonne unter Generalmajor Frhr. v. Kienmayer zweigte davon ab und umschloß nach abermaligem Mainübergange (bei Sommerbausen) den Marienberg von rückwärts. Die Stadt Würzburg, in der nur i[200 Mann französischer Truppen als Besatzung lagen, war ant 27. August in Blockabezustanb erklärt worben. Die Tore würden geschlossen, Ansammlungen von Personen strengstens untersagt und die Bürger anfgeforbert, alle Waffen auf das Rathaus einzuliefern. Die Bevölkerung verrammelte aus Furcht vor piünberung und Gewalttätigkeiten die Bäuser und versteckte die Kostbarkeiten. Die Besatzung traf Verteidigungsanstalten. Am September, nachmittags um 2 Uhr, überfiel plötzlich eine kleine Abteilung österreichischer Heiter, nur J5 21 taun unter einem Rittmeister, das Sanbertor. Die äußere Torwache war rasch überrumpelt. Die Heiter stiegen von den pferben, überkletterten die nicbere Mauer des inneren Tores und öffneten mit ßilfe mehrerer Bürger das Tor. Bierauf jagte die kleine tapfere Schar im sausenben Galopp durch die Sanber- und Augustinerstraße zum Dom. Die überraschten Franzosen bachten kaum an Wiberstanb und verloren 20 Tote und Pcrwunbcte und joo Gefangene. Don den (Österreichern fielen nur zwei Mann. Hasch nachkommenbe stärkere berittene Abteilungen und eine Kompagnie des Infanterieregiments Manfrebini zwangen die Franzosen, bte rechtsmainische Stadt zu räumen und sich auf die Festung zurückzuziehen. Am Pierröhrenbrunnen stellten die Österreicher ein Geschütz zur Bestreichung der Brücke auf, die Franzosen hatten das Maintor bewehrt. Don der Festung aus würde gegen die auf beut Galgenberg stehenben Truppen Botzes von 4. Uhr nachmittags an ein lebhaftes Geschützfeuer gerichtet, das auch am folgenben Tage bis tief in die Nacht anhielt. Auch die Stadt und bcr Nikolausberg würden beschossen. Über letzteren hinweg hatte Kienmayer den Balbkreis gezogen, bcr von Kloster Himmelspforten an bis zur jetzigen Militärschwimmschule in weitem Bogen die Festung umschloß. Am 2. September vormittags trafen östlich von der Stadt die Vorposten der heraurückenben Gegner aufeinanber. Die österreichischen Abteilungen mußten vom Steinberge auf den Galgenberg zurückgehen,

7. Bd. 6 - S. 303

1845 - Leipzig : Kollmann
303 fchcn Befehlshabern. Ihrem Beispiele folgte der ganze schwäbi- sche Kreis. Selbst der obersächsische Kreis schloß einen Neutra- litätsvertrag. Unterdessen fing der ungeheure Plan, den das Directorium zu Paris entworfen hatte, an, sich immer mehr zu entfalten. Die drei großen Armeen, unter Iourdan, Moreau und Bona- parte, sollten auf gleicher Höhe in's Herz der österreichischen Staaten Vordringen, sich in Eine Masse bilden und in dieser Stellung den Frieden gebieten, oder selbst Wien bedrohen. Je- der Tag schien diesen unermeßlichen Plan seiner Ausführung nä- her zu rücken. Schon hatte Iourdan die Oesterreicher, unter dem Generale Wartenöleben, durch ganz Franken hin, bis Schwarzenfeld in der Oberpfalz, zurückgeworfen. Moreau war dem Erzherzoge durch Schwaben nachgefolgt, besetzte Ulm und Augsburg, ging über den Lech, und sein Vortrab be- rührte die Tiroler Schluchten. Bonaparte, der bereits in Trient eingcrückt war, drohte durch Tirol nach Baiern vorzudringen und sich an Moreau anzuschlicßen, sowie dieser, an den Ufern der Donau seine Vereinigung mit Iourdan zu bewirken. Dann hät- ten die drei großen französischen Armeen nur eine gebildet. Die Sambrc- und Maasarmee wäre der linke, die italienische der rechte Flügel und die Rhein- und Moselarmee das Centrum ge- wesen. Aber noch war die Sterbestunde des alten deutschen Reichs nicht gekommen. Der Erzherzog Karl, der bisher dem General Moreau in Schwaben gegenüber stand, ging bei In- golstadt plötzlich über daö linke Donauufcr zurück, fiel bei Teinig auf den von Bernadotte zu weit, bis über die Linie hinaus, vorwärts geführten rechten Flügel der Iourdan'schen Ar- mee und schlug ihn gänzlich in die Flucht. Da nun Iourdan selbst in Gefahr kam, abgeschnitten zu werden, so zog er sich ei- lends zurück nach Schweinfurt. Der Erzherzog eilte ihm nach, schlug ihn bei Würz bürg (3. September) und nöthigte ihn, bis zur Lahn zurückzufliehen. — Iourdanö Rückzug wirkte bald auch auf die Unternehmungen Moreau's, der unterdeß bis In- golstadt und München vorgerückt war und den Churfürsten von Baiern, Karl Theodor, zum Abschlüsse eines schmählichen und kostbaren Waffenstillstandes gezwungen hatte (7. September). Eine Kriegssteuer von zehn Millionen Franken und Ablieferung von zwanzig der besten Gemälde aus den Gallcrieen zu M ü n-

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 416

1855 - Mainz : Kirchheim
41g fenthaten aus. Schon bei der Belagerung von Toulon, welcher er als junger Artillerie-Lieutenant beiwohnte, bewies er die Vorzüge seines Geistes und die unmenschliche Rohheit seines Herzens. Die- ser merkwürdige Mann hatte den Oberbefehl über das französische Heer, welches in Italien gegen die Oesterreicher und die mit ihnen verbündeten Italiener kämpfte. Durch die glänzenden Siege bei Lodi und bei dem Dorfe Arcóle wurde Bonaparte Herr von Oberitalien. Die erschreckten italienischen Fürsten erhielten den Frie- den unter harten Bedingungen, und der österreichische General Wurm ser, welcher Mantua hartnäckig vertheidigte, mußte sich mit 20,000 Mann ergeben. Die Verluste aber, welche die Franzo- sen unter Iourdan und Moreau in Deutschland gegen den ausge- zeichneten Feldherrn Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, er- litten, führten den Frieden von Campo Formio 1797 herbei, in welchem jedoch Oesterreich Belgien und seine italienischen Be- sitzungen verlor. Auch mit dem deutschen Reiche sollte zu Rastadt Friede geschlossen werden. England, Frankreichs entschiedenster Gegner, sollte nun in seiner innersten Kraft, in seinem Handel und Reichthum gebro- chen werden. Indien, diese reiche englische Colonie, sollte ver- nichtet und zu diesem Zwecke das nahe gelegene Aegypten erobert werden. Bonaparte ging nach Aegypten und unterwarf sich das ganze Land durch den Sieg bei den Pyramiden über die Aegypter 1798. Unterdessen wurde die französische Flotte bei Abukir, un- fern Alerandria, von dem englischen Admiral Nelson zerstört, am 1. August 1798. Auch Syrien betrat der große Eroberer, kehrte aber ohne Erfolg wieder nach Aegypten zurück. Ganz Ita- lien und die Schweiz wurden in den Jahren 1798 und 99 von den Franzosen erobert und in mehrere Freistaaten verwandelt. In Deutschland erlitten sie dagegen empfindliche Niederlagen durch die glänzenden Siege des Erzherzogs Karl. Alles schien für sie verloren, als Bonaparte Plötzlich Aegypten verließ, nach Frankreich kam, die fünf Directoren absetzte und sich zum ersten Cónsul ernennen ließ. Seine Siege bei Marengo in Italien und bei Hohenlinden in Bayern über die Oesterreicher (1800) gaben den Franzosen wie- der das Uebergewicht und den Rhein zur Gränzlinie zwischen Frankreich und Deutschland, wie dieses der Friede zu Lüne- vi lle (1801) festsetzte. Um die einzelnen Fürsten für ihre Ver- luste jenseits des Rheins zu entschädigen, erhielten sie Reichs- städte, Bisthümer und andere Herrschaften diesseits des Rheins, welche 1803 aufgehoben wurden. Im Jahre 1804 wurde Na- poleon Bonaparte, den der Senat schon 1802 zum lebensläng- lichen Cónsul ernannt hatte, unter dem Namen Napoleon I. als Kaiser der Franzosen ausgerufen und von dem Papste Pius Vii. zu Paris gekrönt. Bald darauf nannte er sich auch Kö- nig von Italien. \

9. Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte - S. 53

1868 - Langensalza : Greßler
53 aber nicht schrecken und der Feind wurde zurückgedrängt. Inzwischen hatte sich ein anderer Theil der Brigade nach dem Orte Schweinschädel zu gewandt, um aus demselben die Oesterreicher zu vertreiben. Sobald sich die Preußen dem Orte näherten, wurden sie von heftigem Granatfeuer begrüßt. Nicht konnte dasselbe aber die Heranstürmenden aufhalten; muthig drangen sie vor, nahmen das Dorf und verfolgten die Oesterreicher bis zum Orte Jaromirz, wo sie Schutz unter den Kanonen der Festung Josephstadt fanden. General v. Stein- metz ließ ein Beobachtungscorps vor der Festung zurück und wandte sich zur Vereinigung mit der Armee des Kronprinzen nach Gradlitz. In der Nähe desselben angelangt, ließ er seine von der Hitze erschöpften Truppen sich lagern. Nicht weit davon floß die am jenseitigen Ufer von Höhen bekränzte Elbe. Plötzlich ließen sich auf denselben österreichische Geschütze blicken und eröffneten in einer Entfernung von 5—6000 Schritt auf das Bivouak der Preußen ihr Feuer. Bereits war ein Offizier und 21 Mann getödtet und das neben dem Quartier des Generals stehende Gebäude von Kanonenkugeln eingeäschert. Das kümmerte aber den alten Helden, der stets mitten im Kugelregen so ruhig einherritt, als wäre er auf dem Exercier- platze, wenig — und unbeachtet ließ er die Oesterreicher weiter schießen. Darüber wurden diese stutzig, und sich vorhaltend, daß es doch wohl übel ablaufen könnte, den „Löwen von Nachod" weiter zu reizen, protzten sie ab und machten sich in der Nacht zum 1. Juli still aus dem Staube. Durch alle bisherigen Kämpfe war die beabsichtigte Ver- bindung aller drei Armeen im Jserthale bewerkstelligt. Den Preußen hatte die Erreichung dieses Zieles etwa 5000 Mann und den Oesterreichern die vergebliche Verhinderung desselben 30,000 Mann gekostet. Alle Welt erstaunte über chie Siege der Preußen; nur in Wien wollte man davon nichts wissen und stellte sie für eben so viel Niederlagen dar. Zuletzt aber kam die Wahrheit doch an den Tag, und um nun dem preußischen

10. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 25

1900 - Greiz : Henning
— 25 — flohen mit ihrer letzten Habe nach dem Frankenwald, ja viele Einwohner der Burgk wanderten nach der Pfalz aus, so daß im Jahre 1642 allein in Möschlitz über zwanzig Höfe eingegangen waren. Den einzigen Zufluchtsort für die Unterthanen bildeten die wenigen festen Plätze wie das obere Schloß zu Greiz und das Schloß Burgk. Um wenigstens gegen die sog. Mauseparteien d. i. die nach Beute umherschweifenden zügellosen Abteilungen das Land möglichst zu sichern, errichteten die bekümmerten Landesherren einen sog. Landwehrausschuß: in jeder Herrschaft wurden 200 kriegstüchtige junge Männer ausgehoben, mit Feuergewehren versehen und zum Schutze der Dörfer und der Feldarbeiten verwandt. Das Schloß Burgk wurde von einer Abteilung derselben unter dem 5topitänleutnant Löffler besetzt, mit Kanonen, Böllern und Doppelhaken versehen; die Befestigungswerke wurden ausgebessert und verstärkt; die Vasallen und die Bewohner der benachbarten Dörfer retteten Vieh und Habe dahin und beteiligten sich an dem Sicherheitsdienst und der Verteidigung. Einmal mußte das Schloß einen förmlichen Angriff bestehn. Im Jahre 1641 zog ein französisches Heer unter dem Marschall Gue-briant über Schleiz und Plauen, um sich bei Zwickau mit den Schweden zu vereinigen. Dicht gedrängt lagen die Franzosen in Schleiz und den benachbarten Dörfern, z. B. in Möschlitz drei Regimenter zu Fuß, in Crispendorf ein Regiment zu Pferd. 3n gewohnter Weise wurde verwüstet und verheert; in Crispendorf gingen fünf Häuser in Flammen auf. Noch ärgere Gewaltthaten fürchtend, erbat sich die Witwe Heinrichs Ii. von Burgk, Magdalene, von dem französischen General der Reiterei, Grafen von Nassau, Schutzwachen für die Schlösser Burgk, Crispendorf und Zoppoten. Trotzdem erschienen bald darauf 60 französische Reiter mit anderer Mannschaft von Crispendorf her vor dem Burgkschen Schlosse und suchten hineinzudringen. Das Hofthor war geschlossen, und die Zugbrücken waren aufgezogen. Trotz der Mahnungen und Drohungen der Schutzwachen brachen die raubgierigen Gesellen durch den mit einer Schrotwand umzäunten Garten von hinten in die Scheunen ein und fingen an, die darin befindlichen Schafe wegzutreiben Als nun der Befehlshaber vom alten Thor aus auf sie feuern ließ, stürmten sie das Hofthor, sprengten es und drangen bis an die erste Zugbrücke vor. Da sie auf alle Warnungen nicht achteten, vielmehr hinter einigen im Hof stehenden alten Lafetten hervor gegen den alten Turm und das Amtshaus zu feuern begannen, entspann sich ein allgemeines Gefecht. Endlich, als einer der Reiter, von einer Kanonenkugel getroffen, tot vom Pferde stürzte, trat ein Offizier vor und fragte, ob wirklich eine französische Schutzwache im Schlosse liege. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, trieb er die widerspenstige Mannschaft aus dem Hofe. Der Tote wurde ihm auf sein Verlangen aus geliefert, und die Reiter zogen mit ihm ab.

11. Die mittlere und neue Welt - S. 203

1873 - München : Lindauer
203 Cs)er Hrieg der ersten Homion gegen Frankreich, 1793—1797. Nachdem die Franzosen am 21. Januar 1793 ihren König Ludwig Xvi hingerichtet hatten, traten die enropäi s d) e n Mächte mit Ausnahme Schweb ens,Dänemarks, der Türk ei und der schweizerischen Eidgenossenschaft in eine Koalition gegen, Frankreich, an deren Spitze England stand. Die Österreicher besiegten bei Aldenhoven (1 März 1793) ein französisches Heer, vertrieben dieses aus Deutsch -land und brachten durch'einen Sieg bei Neerwinden (18. März 1793) fast ganz Belgien wieder in ihre Gewalt. _ Allein die Franzosen kamen durch den Sieg, den Jourdau bei Fleurus 1794 über die Österreicher erkämpfte, neuerdings in den Besitz der Niederlande, drängten ihre Gegner über den Rhein zurück und verwandelten Holland in eine „batavische Republik''. Der König von Preußen, welcher sein starkes Heer nicht schwächen lassen wollte, um bei einer neuen Teiluug Polens nicht verkürzt zu werden, schloß mit den Franzosen zu Basel (5. April 1795) einen besonderen Frieden, in welchem er seine Besitzungen auf dem linken Rh ei nufer bis zum Reichsfrieden den Franzosen überließ und die übrigen Reichsglieder preisgab. Die Direkt orial-Regieruug, welche bald uach dem Baseler Frieden in Frankreich eingesetzt wurde, erneuerte im Jahre 1796 bett Krieg gegen Österreich mit einem breifachen Angriffe. Zwei französische Heere gingen unter Jour bau und Moreau nach Deutschland, ein drittes uuter„Nap o l eo u Bon aparte sollte von Italien aus durch Tirol in Österreich einfallen. In Deutschland schlug der Erzherzog Karl (Bruder des Kaisers Franz Ii) den General Jourdan bei Neumarkt, Deining, Amberg und Würzburg (August bis September 1796) so entscheidend, daß der Geschlagene erst am Niederrhein Halt machen konnte. Hierauf wandte sich der Erzherzog Karl gegen Moreau, der nach München vorgedrungen war und den Baieru zu Pfaffenhofen (7. Sept. 1796) gegen eine ungeheure Kontribution Waffenstillstand bewilligte. 'Moreau ward bei München (11. Sept. 1796) durch die österreichischen Generale Fröhlich und Fürst von Fürstenberg geschlagen und zogjich, als der österreichische General Hotze gegen Ingolstadt anrückte, nach Straßburg zurück. In Italien kämpften die Franzosen unter N-apoleou Bonaparte, beut 1796 mit der Hand der verwitweten Josephine von Beanharnais*) der Oberbefehl über bte italienische Armee gegeben worben war, entschieben glücklich. Sie siegten bei Monte- *) Josephine von Beanharnais, eine geborne Tascher de la Pagerie, war die Witwe des Alexander von Beanharnais, der 1793 als Oberbefehlshaber der Rheinarmee entsetzt und am 23. Juli 1794 guillotiniert worden war

12. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 48

1874 - Hadersleben : Westphalen
begeistert und ergrimmt, drangen die preußischen Regimenter, von ihrem König geleitet, unaufhaltsam vorwärts, und die Oesterreicher mußten sich in die Festung Prag zurückziehen, wo Friedrich sie belagerte. Um Prag zu befreien, rückte der österreichische Feldmarschall Daun mit einer neuen Armee heran. Sofort übergab Friedrich die Belagerung von Prag einem seiner Generäle und rückte ohne Weiteres Daun entgegen. Er traf ihn bei Keltin am 18. Juni 1757. Anfangs waren die Preußen siegreich; aber unüberwindliche Bodenhindernisse, über die der König falsch unterrichtet war, verursachten den Verlust der Schlackt. Zum ersten Male hatte Friedrich eine 'A'y' größere Niederlage im Felde erlitten. ,1)0,000 Oesterreicher hatten an diesem Tage ‘ gegen 30,000 Preußen gefochten, und 13,000 der Letzteren waren geblieben. >- * Unter Thränen sagte der König, als er den Rest (250 Mann) seiner Garde sah: „Kinder, ihr habt heute eilten schlimmen Tag gehabt; aber habt nur Geduld, ich werde Alles wieder gut machen. * An die Fortsetzung der Belagerung von Prag war nun nicht mehr zu denken. Sie wurde eiligst aufgehoben und der Rückmarsch angetreten. 40. Fortsetzung. Die Schlachten bei Rohbach und Leuthen. Jubelnd rückten Friedrich's Feinde vor; den Besiegbaren wollten Alle be- siegen. Die Franzosen hatten Westfalen und Hessen besetzt und rückten jetzt in Sachsen ein. Friedrich zog ihnen schnell mit 22,000 Mann entgegen. In Gotha, wo der französische Obergeneral Prinz Soubise im herzoglichen Schlosse Wohnung genommen hatte, überfiel der kühne Reitergenerat Seidlitz mit 1500 Reitern die Franzosen. Diese, obgleich sie 6000 Mattn stark waren, flohen in solcher Eile, daß die Absicht, den Prinzen Soubise gefangen zu nehmen, nicht gelang. Bei dem Dorfe Roßbach, westlich von Lützen, kam es am 5. November 1757 zur entscheidenden Schlacht. Die Franzosen, welche mit den deutschen /' Reichstruppen zusammen 60,000 Mann zählten, spotteten über die „Potsdamer Wachtparade,H umzingelten das preußische Heer, um ihm alle Wege zur Flucht /*-, abzuschneiden und meinten, es bedürfe nur des Zugreifens, um den Preußenfonig sammt seinen Soldaten gefangen zu nehmen. Die Preußen verhielten sich ganz ruhig und bereiteten in aller Gemüthlichkeit ihre Mittagsmahlzeit. Diefe Ruhe und Sorglosigkeit hielten die Feinde für dumpfe Verzweiflung. Erst um 2 Uhr Nachmittags gab Friedrich den Befehl, die Zelte abzubrechen, und plötzlich stand jeder Soldat an feinem Platze. Auf einmal er* donnerten die Hügel von dem fürchterlichsten Kartätschenfeuer der preußischen Batterien. Seidlitz, der Hauptheld des Tages, drang mit feinen Reitern tote der Blitz in die feindlichen Schaaren; Prinz Heinrich unterstützte ihn mit dem Fußvolk, und ehe die überraschten Feinde sich sammeln konnten, waren sie über den Hansen geworfen. In kaum 2 Stunden war das ganze feindliche Heer in die Flucht gejagt. Die Reichstruppen, spöttisch „Reißaustrnppen"

13. Kreis Büdingen - S. 18

1914 - Gießen : Roth
18 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. hatten in älteren Zeiten die Raubritter die Landstraßen ansicher ge- macht, so taten es jetzt Zigeuner und anderes fahrende Gesindel, welches zu Banden vereinigt das Land durchzog, einzeln die Gelegenheit ausspähte und dann in Trupps vereinigt raubte und plünderte. Nicht selten gab es dabei Tote und verwundete. Die Negierungen standen dem Treiben dieser arbeitsscheuen Gesellen machtlos gegenüber. Edie frech die's trieben, erhellt aus der Tatsache, daß am 16. Oktober 1725 eine 50 Mann starke Zigeu- nerbande am hellen Tage mit geladenem Gewehr in Hirzenhain einrückte, am selben Tage einen Landleutnant*) in Glashütten erschoß und in diesem Dorfe mit Schießen und Lärmen so hauste, ,,als wenn sich eine Krmee schlüge". Noch bedurfte es fast eines ganzen Jahrhunderts — und viele Vagabunden mußten zu Gießen, Gffenbach, Darmstadt und anderwärts hin- gerichtet werden —, bis endlich überall Ruhe und Sicherheit zu verspüren war. Während der Kriege, welche im ^8. Jahrhundert auf Deutschlands Gauen ausgefochten wurden, blieb unsere Gegend keinesfalls verschont. Bald lagen Franzosen, bald Neichsvölker bei den Bauern im (Quartier. Schwer waren die Lasten zur Zeit des siebenjährigen Uriegez. Der fran- zösische Marschall Soubise hatte sich, von Norden kommend, am 2. Januar 1759 der Stadt Frankfurt bemächtigt' sein Heer zu vertreiben war die 5luf- gäbe des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, der über eine 29000 Mann starke Krmee verfügte. In 3 Kolonnen rückte er von Fulda aus auf den ,,Frankfurter" Straßen gegen den Main vor. Nach einer blutigen Zchlacht bei Bergen (unweit Frankfurt) am 13. Hpril 1759, in welcher die Fran- zosen ihre Stellungen behaupteten, mußten sich die Verbündeten (Preußen, Hannoveraner usw.) auf Marienborn zurückziehen, woselbst sie ein Lager bezogen. Dann gingen sie durch die Wetterau nach Norden und zogen über Grünberg, Alsfeld und Ziegenhain nach Kassel, woselbst sie Ende Rpril an- kamen. Auch in den weiteren Kriegsjahren, besonders 1762, wurde unsere Gegend schwer heimgesucht. Besonders übel erging es jedoch vielen Grten des Kreises bei der sogenannten französischen Retirade im herbst 1796. Der französische General Jourdan war am 3. September von Erzherzog Karl von Österreich bei Würzburg geschlagen worden und trat mit seinem Heere den Nückzug durch den Spessart, den Vogelsberg und die Wetterau an. Da sich überall viele Bauern zusammenscharten und Widerstand leisteten, wurden die französischen Flüchtlinge aufs heftigste gereizt. So kam es, daß sie auf ihrem Zuge am 7. und 8. September alle Ortschaften der Ämter Wenings, Lißberg und Nidda, die sie berührten, vollständig ausplünderten. 5lm härtesten wurde das Städtchen Lißberg selbst, dessen Bewohner sich widersetzten, am 8. September mitgenommen. Nach der Plünderung wur- *) Polizeibeamter, unserem Gendarmen vergleichbar.

14. Teil 2 - S. 200

1910 - Hannover : Helwing
200 jagte. So wuchs die Spannung zwischen den beiden Kaisern von Tag zu Tag, und beide bereiteten im stillen den unvermeidlichen Krieg vor. 2. Die „große Armee". Napoleon rüstete ein Heer, wie die Welt es selten gesehen. Fast alle Reiche Europas machten ihm Truppen stellen. Im Frühling des Jahres 1812 wälzten sich unermeßliche Heerscharen durch Deutschland gen Osten. Warschau war Samurelpunkt der „großen Armee", wie man stolz sie nannte. Im Mai 1802 ging Napoleon dahin ab. In Dresden versammelten sich der Kaiser von Österreich, der König von Preußen, die Rheinbundfürsten mit ihren Familien und seine Marschälle und brachten ihm schmeichelhafte Huldigungen dar. Er dünkte sich wie ein Gott und erließ den stolzen Tagesbefehl: „Die Könige, Prinzen, Fürsten und Mar- schalle gehen zu ihren Heeresabteilungen!" Dann eilte er selber nach Warschau, um [ein Heer zu mustern. Dort sah er sie, die große Armee, mehr als eine halbe Million auserlesener Krieger. Der dritte Teil von ihnen bestand leider aus Deutschen. Nach der Musterung brach das Zentrum der großen Armee, welches Napoleon selber befehligte, gerades Weges in das Herz Rußlands ein. Das „heilige Moskau" war sein Ziel. Das österreichische Hülfsheer sollte rechts gegen Südrußland vorgehen, links die Preußen unter General Port, mit französischen Truppen vereinigt, auf Petersburg. 3. Napoleons Siege. Das russische Heer war der großen Armee längst nicht ebenbürtig, dämm wich es stets vor derselben zurück. Dadurch lockte es die Franzosen immer tiefer in die unermeßlichen Einöden Ruß- lands hinein, wo Verpflegung und Unterkunft schwer zu haben waren. Bei Smolensk hielten die Russen zum ersten Mal stand; aber Na- poleon errang einen blutigen Sieg. Die Russen gingen auf Moskau zurück. Nun übernahm General K u t u s o w den Oberbefehl. Er lieferte Napo- leon vor den Toren der „heiligen Stadt" bei B o r o d i n o an der Moskwa eine mörderische Schlacht, in welcher 80 000 Mann dahin sanken. Dann zog er sich weiter ins Innere Rußlands zurück. Napoleon aber rückte mit kaum noch 100 000 Mann Mitte September in Moskau ein. 4. Der Brand von Moskau. In Moskau hatten die Franzosen Ruhe und Erholung zu finden gehofft, hatte Napoleon geträumt, den Frieden diktieren zu können. Sie wurden aufs bitterste enttäuscht. Die Stadt war verlassen, die Lebensmittel fortgeschleppt. Man suchte sich einzurichten: aber ein ungeheurer fünftägiger Brand, von Russen selbst entzündet, legte die Stadt in Asche. Mit bleichem Entsetzen schauten der Kaiser und sein Heer auf das grauenvolle Schauspiel. Napoleon knüpfte Friedensunter- handlungen mit dem Zaren an: aber Alexander ließ ihm antworten: „So

15. Die neue Zeit - S. 274

1866 - Leipzig : Brandstetter
274 lichen Ausgange verzweifelnd, hatte bereits den Befehl zum Rückzug mit Bleistift auf ein Blatt Papier geschrieben, da ändert Friedrich plötzlich die Schlachtordnung gegen den Rath seiner Generale. Ein sächsischer Oberst bemerkt schnell die daraus entstehende Verwirrung, schickt Daun's Befehl nicht weiter, wirft sich mit seinen Reitern auf das preußische Fuß- volk und bringt es zum Weichen. Bald war die Niederlage der Preußen entschieden; sie mußten sich nach einem Verlust von 13,000 Todten und Verwundeten und 45 Kanonen nach Sachsen zurückziehen. Dagegen über- schwemmten die Oesterreicher den größten Theil von Schlesien und einer ihrer Generale, Namens Haddik, wagte sich sogar mit 4000 Kroaten bis vor die Thore von Berlin und brandschatzte die Hauptstadt. I>. Schlachten bei Roßbach und Leuthen. Unterdeß waren die Russen raubend und plündernd in Ostpreußen eingedrungen und hatten den preußischen Feldmarschall Lewald bei Groß- jägerndorf geschlagen; die Schweden hatten Pommern besetzt und zwei französische Heere waren in Hannover und Hessen eingedrungen. Fried- richs Lage schien verzweiflungsvoll. Er, theilte sein Heer in mehrere Haufen und mit einem derselben wandte er sich gegen die Franzosen, um ihrem weiteren Vordringen Einhalt zu thun. In Gotha trafen die Preu- ßen zuerst mit ihnen zusammen. Friedrich hatte von der Herzogin von Gotha geheime Nachricht erhalten, daß der französische General Soubise nebst der ganzen Generalität sich in das herzogliche Schloß einquartiert hätte. Sogleich sprengte der preußische General Sehdlitz, der kühne Mann, mit 1500 Reitern nach Gotha. Es war gerade Mittag und die Franzosen ließen es sich bei reich besetzter Tafel Wohl schmecken, als Sehdlitz vor den Thoren erschien. Die 6000 Franzosen, die in der Stadt lagen, dachten an keinen Widerstand, sondern verließen erschrocken ihre rauchenden Schüsseln und flohen mit solcher Eile aus der Stadt, daß von den herein- stürmenden Preußen nur wenige Soldaten, aber desto mehr Friseurs, Köche und Komödianten und Kammerdiener gefangen und ganze Kisten von wohl- riechender Wasser und Pomaden, auch eine Menge Haarbeutel, Pudermäntel und Sonnenschirme erobert wurden, ein Beweis, welche Ueppigkeit damals im französischen Lager herrschte. Triumphirend kehrten die Reiter mit der gemachten Beute zu ihren lachenden Kameraden zurück. Nachdem Soubise zu Erfurt mit dem Reichsheer sich vereinigt hatte, zog er weiter hinauf, um den König Friedrich aufzusuchen. Dieser rückte bereits dem 60,000 Mann starken Feinde mit 22,000 Mann kühn ent- gegen. Bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels, traf er am 5. November mit den Feinden zusammen. Schon jubelten diese, daß Friedrich mit seiner Potsdamer Wachtparade — wie sie das kleine Preu- ßenheer nannten — dem Tode oder der Gefangenschaft nicht entgehen könnte. Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen zogen sie um den Hügel herum, aus den sich Friedrich postirt hatte, und wollten ihn um- zingeln. Friedrich beobachtete ruhig ihre Bewegungen, ohne einen Schuß

16. Geschichte der Neuzeit - S. 189

1895 - Hannover : Manz & Lange
Die französische Republik im Kampf mit dem alten Europa. 189 Dumouriez (20. September) bei Valmy1) ein hartnäckiges, aber ergebnisloses Artilleriegefecht bestanden hatte2), trat er missmutig den Rückzug an. Dadurch ermöglichte er es Dumouriez, sich auf die österreichischen Niederlande zu werfen und sie durch einen Sieg über die Österreicher bei Jemappes3) (im November) in seine Gewalt zu bringen. Ein anderes französisches Heer fiel in das deutsche Reich ein und besetzte Mainz, vorübergehend auch Frankfurt. Etwas günstiger für die Verbündeten war der Verlauf des Feldzuges 1793. Zwar hielten sich die Franzosen in wechselvollen Kämpfen am Oberrhein, in der Gegend von Weissen-burg4) und Pirmasens5), gegen österreichische und preussische Truppen; aber sie büssten Mainz ein und mussten, nachdem Dumouriez gegen die Österreicher bei Ne er winden6) (im März) eine Niederlage erlitten hatte und die Rache des Konvents fürchtend verräterisch zum Feind übergetreten war7), die Niederlande räumen. Im Jahr 1794 brachte der thatkräftige französische Kriegsminister Carnot8) an 600000 Mann auf die Beine. Der General Jourdan, der sich in wenigen Jahren vom Hauptmann zum Obergeneral emporgeschwungen hatte, eroberte nach seinem Sieg über die Österreicher bei Fleurus9) die Niederlande zurück und drang bis zum Niederrhein vor. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz wurden die Preussen genötigt, auf das rechte Rheinufer zurückzugehen. Im Anfang des Jahres 1795 machte der vom gemeinen Kanonier zum Oberbefehlshaber des französischen Nordheeres emporgekommene General Pichegru der Herrschaft der Oranier in Holland ein Ende und wandelte das Land der Generalstaaten in die batavische Republik um, die mit der französischen ein Bündnis schliessen musste. Um dieselbe Zeit hatte bereits König Friedrich Wilhelm Ii., der seine gesamten Kräfte für die polnische Angelegenheit verfügbar haben wollte10), mit dem Wohlfahrtsausschuss Unter- *) In der Champagne, links von der Strasse von Chälons s/M.nach Verdun. 2) Das Verdienst, die Niederlage der Franzosen verhindert zu haben, gebührte dem General Kellermann, der rechtzeitig mit der Reserveartillerie eingriff. 3) Im südlichen Belgien, westlich von Mons. 4) Im Unterelsass, an der Lauter, nahe der bairischen Grenze. 5) Im südlichen Rheinbaiern. 6) In Belgien, ungefähr in der Mitte zwischen Brüssel und Lüttich. 7) Das Gleiche that mit ihm Louis Philipp von Orleans, der nachmalige „Bürgerkönig“. 8) Der Grossvater des 1894 ermordeten Präsidenten der französischen Republik. 9) Dorf auf dem linken Ufer der unteren Sambre, westlich von Namur. 10) Vgl. S. 156.

17. Mittlere und neue Geschichte - S. 285

1877 - Leipzig : Senf
111. Französische Revolution und deren Folgen. 285 rhein, obgleich die Engländer beanspruchten, vermöge obigen Vertrages müsse er Krieg gegen die ganze französische Ostgränze nördlich von der Schweiz führen, wo es ihnen beliebte, also auch in Belgien. Möllendorf erfocht zwar neue Vortheile über die Franzosen in zwei blutigen Gefechten bei Kaiserslautern im Mai und September 1794, ohne jedoch dadurch mehr als die Zurückweisung von Angriffen auf seine Armee zu bewirken. Die Preußen zogen mit dem Schluffe des Feldzuges über den Rhein und bald schloß ihr König den 5. April 1795 mit der französischen Republik einen Separatfrieden zu Basel, worin er seine Besitzungen westlich vom Rhein (einen Theil von Cleve, das Oberquartier von Geldern und die Grafschaft Mörs) gegen das Versprechen von Entschädigung im allgemeinen Frieden einstweilen an Frankreich überließ. Später sicherte Preußen noch durch eine Demarkationslinie, die seine Truppen in Deutschland besetzten, (von der Sieg, zwischen dem Thüringerwalde und dem Main bis zum Fichtelgebirge laufend) die nördlich von derselben gelegnen Länder gegen die fernern Kriegsübel. In jener Zeit schlummernden deutschen Nationalgefühls that Preußen nichts mehr, als was vor und nach ihm der Kaiser und die mächtigern Reichsglieder oft zu weit größerm Nachtheil des Reichs gethan hatten. Mittlererweile war Holland in die Gewalt der Franzosen gefallen. Pichegru führte seiuheer im Januar 1795 durch einen kühnen Marsch über die gesrornen Flüsse und Eanäle Hollands nach Amsterdam und der Erbstatthalter Wilhelm V. flüchtete sich nach England. Holland verbündete sich als batavische Republik mit den Franzosen und mußte denselben Opfer an Land und noch mehr an Geld bringen. Der Feldzug von 1795 zwischen Oesterreich und Frankreich verlief fast thatenlos, nur im September schlug der geschickte österreichische Feldherr Clerfait einen Angriff von Iourdan, dem Sieger von Fleurus 1794, und Pichegru mit Erfolg zurück. Spanien folgte dem Beispiele Preußens und überließ in dem Frieden von Basel 1795 an Frankreich seinen Antheil von St. Domingo (die östlich gelegnen zwei Drittel der Insel), die jedoch nicht von Frankreich in Besitz genommen werden konnten, weil in dem französischen Drittel der Insel, westlich gelegen, schon seit einigen Jahren ein furchtbarer Racenkampf zwischen den Negern und Mulatten einerseits und den Creolen, der eingebornen weißen Bevölkerung, andererseits, wüthete, aus welchem der Neger Toussaint L'ouvertüre bald als Beherrscher der Insel hervorging. 1796 trat sogar der spanische König durch den Vertrag von St. Jldesonso gegen England in einen innigen Bund mit der französischen Republik,

18. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 319

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Napoleon Bonaparte in Italien. 319 und trieb das schwache österreichische Heer über die Sieg, die Lahn und den Main zurück, nahm Frankfurt, Nürnberg u. s. w., brandschatzte Frankfurt um 6, den fränkischen Kreis aber um 16 Millionen und nä- herte sich mit dem linken Flügel dem Böhmerwald, während er mit dem rechten die Vereinigung mit Moreau suchte. Nun ging aber Karl mit 20,000 Mann Kerntruppen bei Ingolstadt plötzlich über die Donau, in Eilmärschen den Altmühlgrund hinauf, überfiel den Vortrab Jourdans unter Bernadotte bei Theining (22. August), erreichte und schlug Iourdan selbst bei Amberg (24. August), und noch einmal vollstän- dig bei Würz bürg (3. September). Das französische Heer floh in wilder Flucht über den Rhein, während die Bauern im Spessart und Odenwald Tausende der zersprengten Räuber todtschlugen. Nun mußte auch Moreau, der bis München vorgcdrungeu war, eilig umkehren und vollbrachte diesen Rückzug mit ausgezeichneter Geschicklichkeit; doch wurde er von Karl bei Emmendingen eingeholt und geschlagen und nach einem hartnäckigen Treffen bei Schli engen über den Rhein zurückge- trieben (Oktober). Napoleon Lonaparte in Italien. So war Deutschland von dem Feinde befreit, aber in Italien war der Sieg mit den Franzosen. Hier traf der 27jährige Bonaparte (geboren den 15. August 1769) ein vernachlässigtes, von allem entblöß- tes Heer, das seit 1792 mit wechselndem Erfolge sich mit den Piemon- tesen und Oesterreichern schlug; wie einst Hannibal, so wies er seine Soldaten auf das reiche Italien; „ein Sieg, Soldaten," sagte er, „wird euch alles geben, was ihr braucht, Kleidung, Nahrung und Geld." Mit 40,000 Mann eröffnete er den Feldzug; er umging die Alpen, siegte den 11. und 12. April über den österreichischen General Beaulieu bei Montenotte, den 13.und 14.bei Dego und Millesimo und trennte 'die piemontesischen und österreichischen Truppen, die Beaulieu über die Bochetta in die Lombardei zurückführte. Hierauf schlug Bonaparte die Picmontesen unter Kolli bei Ceva und Mondovi (20. und 21. April) und marschierte auf Turin los. Der König von Sardinien bat um Waffenstillstand und erhielt ihn gegen Uebergabe der Festungen Koni, Ceva und Tortona, und den Frieden zu Paris gegen Abtre- tung von Nizza und Savoyen an Frankreich. Den 7. Mai ging Bonaparte bei Piacenza über den Po, drängte die Oesterreicher zurück, erzwang unter dem fürchterlichsten Kartätschen- feuer den Uebergang über die Adda bei Lodi (10. Mai) und besetzte Kremona, Pavia und Mailand, wo er wie ein König einzog und von dem leichtsinnigen Volke mit Jubel empfangen wurde. Parma erkaufte den Frieden mit 2 Millionen Fr., 1700 Pferden und 20 Gemälden,

19. Der erste Geschichtsunterricht - S. 38

1912 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
I — 38 — er den Ausgang der Schlacht. Endlich kam Moltke mit großen Schritten daher. „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind zieht sich zurück," ruft er, und alle brechen in ein begeistertes Hurra aus. Die todmüden Kämpfer bezogen nun das Biwak. (Gedicht: Die Rosse von Gravelotte.) Für den König suchte man ein Haus, wo er übernachten könne. Doch konnte man lange keins finden, das nicht von unten bis oben mit Verwundeten gefüllt war. Endlich fand man noch ein Stübchen in einem alten, zerschossenen Hanse. In der Stube standen ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl. Als der König das Bett erblickte, sagte er: „Das Bett nehmen Sie nur weg, das können die Verwundeten besser gebrauchen als ich. Dann holen Sie Decken und Stroh, das wird genügen." Da er erfuhr, daß Bismarck und Moltke noch kein Unterkommen gefunden hatten, ließ er die beiden holen, und nun schliefen die drei Herren auf Stroh dicht nebeneinander in dem engen Stübchen. Nach der blutigen Schlacht bei Gravelotte mußte sich die französische Armee in die Festung Metz zurückziehen. Hier umzingelte sie Prinz Friedrich Karl und schloß sie von allen Seiten ein. Nur zehn Wochen konnte sich die französische Armee halten. Dann zwang sie der Hunger, sich zu ergeben. 173000 Mann wurden als Gefangene nach Deutschland geführt. 4. Sedan. Der französische Befehlshaber Mac Mahon wollte dem in Metz eingeschlossenen Bazaine zu Hilfe kommen. Er wurde jedoch von den Deutschen l. bei Sedan eingeholt und zum Kampfe gezwungen. Ant 1. September kam es ect)t' hier zu einer gewaltigen Schlacht. Noch graute kaum der Tag, da begann schon der Kampf in den umliegenden Dörfern, in denen sich die Franzosen verschanzt hatten. Die Deutschen schossen die Häuser in Brand und entrissen dem Feinde ein Dorf nach dem anderen. Schon gegen Mittag hatten die deutschen Truppen ganz Sedan umzingelt. Die Franzosen flohen nun in die Festung hinein. Diese wurde mit Kanonen beschossen, und bald standen hier und da die Häuser in Flammen. Endlich, um 5 Uhr, erschien auf der Festungsmauer eine weiße Fahne. Zu gleicher Zeit kam ein französischer General aus der Festung und überbrachte dem Könige einen Brief vom Kaiser Napoleon, der sich auch in Sedan befand. Der Brief lautete: „Da es mir nicht vergönnt war, inmitten meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich Euer Majestät meinen Degen. Napoleon." Kaiser Wilhelm schrieb sogleich auf freiem Felde an Napoleon zurück, daß er ihn als Gefangenen annehmen wolle. Ein Stuhl, den ein Offizier in die Höhe hielt, diente dabei als Schreibtisch. In der Nacht fanden die Verhandlungen wegen der Übergabe statt. 100000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Biele Waffen und Pferde fielen dem Sieger in die Hänbe. Napoleon hatte früh am Morgen des 2. September die Festung verlassen, um von König Wilhelm milbere Bebingungen für das Heer zu erlangen. Eine Unterredung mit Bismarck führte nicht zum Ziel. König Wilhelm empfing ihn erst ant Nachmittage, als alle Verhanblungeu abgeschlossen waren. Großmütig wies er dem Gefangenen das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als vorläufigen Aufenthaltsort an. Einige Jahre später ist Napoleon in England gestorben. Die große Siegesknnbe brachte ganz Berlin auf die Beine. Eine freudig-erregte Menschenmenge wogte „Unter den Linden" auf und ab, und vor dem Palais der Königin Augusta standen Tausende und sangen die „Wacht am Rhein". Plötzlich in dem allgemeinen Jubel schwang sich ein Schuhmacherlehrling ans das Denkmal des „alten Fritz", drückte dem Helden einen Lorbeerkranz aufs Haupt und band ihm eine Fahne am Arme fest. Ein endloser Beifallssturm erhob sich. Davon angelockt, trat die Königin ans Fenster und erblickte den Burschen oben ans dem Denkmal. Sie ließ

20. Hessische Geschichte - S. 98

1897 - Gießen : Ricker
— 98 — zösischen Artillerie war der Rückzug der Mainzer zuzuschreiben. Dieselben zogen sich nach Seligenstadt, wo sie Winterquartiere nahmen. Gleichzeitig wie aus Mainz waren die Franzosen auch bei Basel und Breisach gegen die Abteilung des Fürsten von Schwarzenberg vorgedrungen. Am 13. und 14. Oktober 1799 setzten sie bei Oppenheim und Frankenthal über den Rhein. Am 3. November wurde Fürst Hohenlohe bei Bietigheim von General Ney angegriffen, letzterer aber bei Laufen geschlagen. Am 15. November erließ der General der Rheinarmee Lecourbe an die Odenwälder eine Proklamation, welche dieselben von der Verbindung mit Österreich abziehen sollte. Die Odenwalds antworteten: „Nicht Emissarien von Österreich, wie Sie sagen, sondern die Wortbrüchigkeit, die Grausamkeit, die Raubsucht und die zahllosen Unmenschlichkeiten Ihrer Truppen und deren Anführer zwingen uns, zu den Waffen zu greifen, um unsere Religion, unsere Sittlichkeit, die Überbleibsel unseres Vermögens, die Ehre unserer Weiber und Töchter und unser Vaterland gegen die wortreiche französische Großmut zu schützen." „Männer, die es so tief als wir fühlen, was sie ihrer vaterländischen Pflicht und ihrer Nationalehre schuldig sind, lassen sich durch Drohungen nicht schrecken, denn sie wissen, wenn es sein muß, auch ehrenvoll zu sterben. Wüteriche werden nur unseren Mut bis zur Verzweiflung stählen. Es hängt nur von Ihnen ab, uns in Ruhe zu lassen. Zwingen Sie uns aber zum Kampfe, so werden wir als deutsche Männer kämpfen, und erliegen wir, fo werden Welt und Nachwelt unsre Asche segnen, und die Namen unserer Mörder mit Abscheu und Flüchen bedecken. Welt und Nachwelt und ein gerechter Gott wird zwischen Ihnen und uns richten." Im November am Schlüsse des 18. Jahrhunderts. Zwischen Eberbach und Hirschhorn kam es im November zu einem heftigen Treffen, welches damit endete, daß die Franzosen geworfen wurden, und daß der Landsturm Hirschhorn besetzte. Freiherr von Al-bini ging sogar mit dem Gedanken um, mit den Landsturmabteilungen einen Schlag auf Mainz auszuführen, wurde aber hierin von dem Erzherzoge Karl nicht unterstützt. Im Dezember 1799 wurde im Mainzer Bezirke die Landmiliz für den ständigen Kriegsdienst, die junge ledige waffenfähige Mannschaft umfassend, eingerichtet, die waffenfähigen verheirateten Männer dagegen zu dem Landsturm formiert. Im ganzen wurden sechs Landmilizbataillone organisiert. Der 14. Juni 1800 hatte über das Schicksal der österreichischen Waffen bei Marengo in Italien unglücklich entschieden. „In dem verhängnisvollen Waffenstillstände zu Alessandria mußte Österreich 12 Festungen den Franzosen ausliefern. Die noch in Italien befindlichen österreichischen Truppen zogen sich auf Mantua zurück. In Deutschland kämpften die Verbündeten gleichfalls unglücklich. Die deutschen Truppen wurden über die Donau geworfen, und die schönsten deutschen Gaue standen den Franzosen offen. Am Main fanden bis zum Sommer 1800 bei den umgebildeten Landmilizbataillonen- nur un-