Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 174

1914 - München : Oldenbourg
— m — Frühlingskleide prangende Landschaft fort, passierten das bierberühmte Oberfarnbach, das hopfenreiche Langenzenn, das freundliche Neustadt im gesegneten Aischgrund und weilten bald auf dem fruchtbarsten Teil des glücklichen Frankens, zu welchem der schöne Landstrich von Dossenheim nach Iphofen, Einersheim, Mainbernheim, Kitzingexi gezählt werden muß. Am 3. Iurii gegen 5 Uhr morgens trafen wir in Würzburg ein. Die Sonne stieg mit entzückender Pracht aus ihrem Schattenschleier hervor und vergoldete mit ihren Strahlen die malerische Gegend, die im reizenden Frühlingskleide ausgebreitet vor uns lag, als wir unter Post* Hornklang den Galgenberg hinunterfuhren. Ich will nicht eine Beschreibung der Schönheiten Würzburgs liefern und bemerke nur nebenher, daß der Fremde ja nicht versäumen soll, das überaus prächtige Residenzschloß Sr. Kgl. Roheit unseres Kronprinzen, die Bergfeste, die Domkirche, die öffentlichen Denkmäler, das Iuliusspital mit botanischem Garten usw. genau zu betrachten. Wertvolle Zeit raubte mir die paßvisitation im Begierungsgebäude. Gegen \ \ Uhr mittags kehrte ich in den Gasthof zum Kronprinzen von Bayern zurück, aß mit mehreren Reisegefährten zu Zttittag und zahlte die Zeche, die ich billig fand. Am 3. Juni, mittags um \2 Uhr, setzten wir uns auf die Diligence und fuhren über Roßbrunn, Esselbach, Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt ab. Ein eleganter £?crr war in Nürnberg einige Stunden vor uns mit Extrapost abgefahren und hatte für seine drei Reisewagen \2 Pferde und ein Pferd für den aus jeder Station vorauseilenden Kurier nötig, weshalb wir auf allen Unter-wegsstationen keine ausgeruhten, sondern nur immer dieselben ermüdeten Pferde fanden. Infolgedessen kam er immer rasch voran und konnte übernachten, während wir die ganze Nacht fahren mußten. So langten wir auch erst am nächsten Morgen um 7 Uhr nach \9 stiindigem Unterwegsein in Frankfurt an. Don Würzburg bis Esselbach war die Straße zwar sehr gut, um so schlimmer aber war man mit den vielen Bergen daran, da man immer Schritt fahren mußte und daher von der lieben Langeweile wahrhaft gepeinigt wurde. Bei Lengfurt wird der Postwagen über den Main geschifft. Die am jenseitigen Ufer auf einem hohen Berge liegende säkularisierte propstei Triefenstein ist eine Zierde der ganzen Gegend. hinter Esselbach passierten wir den einst wegen seiner Unsicherheit so gefürchteten Spessart, der eine Breite von 3—- Meilen hat. Eine gute Straßen- und öffentliche Sicherheitspolizei und eine tätige Forstverwaltung sind die Ursache, daß sich kein schlechtes Gesindel mehr darin ansiedeln kann. Der Postwagen, der gerade um Mitternacht diesen Wald passieren muß, wird nur von einem einzigen Gendarmen zu Pferde bis Aschaffenburg begleitet, wie jeder Postwagen in Bayern zur Nachtzeit. Durch Aschaffenburg fuhren wir während dernacht und erreichten nach mehreren Stunden über (Dffenbach und Sachsenhausen die Stadt Frankfurt-

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 173

1914 - München : Oldenbourg
— \75 — durchgehende Postverkehr durch den Spessart eingestellt. Seit )uni ist auch der Klang des Posthorns verstummt. Dafür rattern jetzt die staatlichen Motorposten durch den grünen Spessartwald und verbinden Würzburg mit Aschaffenburg auf geradestem Idege. 7. Postwagenfahrten von Würzburg aus (1795). Nach Frankfurt: a) Roßbrunn, Esselbach, Rohrbrunn, Aschaffenburg, Dettingen, Hanau, Frankfurt (\5 Meilen); b) Bischofsheim, Hundheim, Miltenberg, ©bemburg, Aschaffenburq, Dettingen, Hanau, Frankfurt {\6 Meilen). 2. Nach Nürnberg: a) Ritzingen, poffenbeim, Langenfeld, (Emsfirchen, Farnbach, Nürnberg (\2 Meilen); b) ©chfenfurt, Uffenheim, Windsheim, Langenzenn, Farnbach, Nürnberg. 3. Nach Bamberg: a) Dettelbach, Neuses, Burgwindheim, Bamberg, Bayreuth (9 Meilen); b) Werneck, Schweinfurt, Haßfurt, Stettfelö, Bamberg. 4- Lxtraposten und Kuriere nach Frankfurt (j a und b), Ansbach, Koburg, Mannheim, Stuttgart, Fulda (Werneck, Hammelburg, Brückenau, Fulda oder Karlstadt, Hammelburg usw.), Meiningen. Fahrposten kommen am Montag abends von Nürnberg, Dienstag früh von Bamberg über Dettelbach und Frankfurt über Bischofsheim, Freitag morgens von Nürnberg über Kitzingen und von Bamberg über werneck, nachmittags von Frankfurt über den Spessart. Fahrposten gehen ab Dienstag früh nach Frankfurt über Roßbrunn, nach Nürnberg über Windsheim, nach Bamberg über Idernecf und Schweinfurt, Freitag nach Nürnberg über Kitzingen, nach Frankfurt über Bischofsheim und nach Bamberg über Dettelbach. 8. Im Postwagen durch fränkische Gefilde (1825). An einem schönen Frühlingstage in der Mittagsstunde verließ ich mit dem Postwagen das ehrwürdige Nürnberg. Der wagen fuhr vorschriftsmäßig langsam und still vom posthofe bis zum Tore, weil es für Pferde, wagen und Ladung von guten Folgen und der Bequemlichkeit der Reifenden zusagend ist, auf dem ungleichen Pflaster ruhig zu fahren. Erst am Schlagbaum am Ende der Stadt hob sich die Geißel des Postillons um die Pferde zu einem raschen Gang aufzufordern. Schneller ging es nun auf der schnurgeraden, mit einer doppelten Reihe stämmiger pappeln besetzten Straße durch getreidereiche Fluren und schöne Dörfer. Lin Schauspielerpaar, dem es nirgends gefallen wollte, ein Offizier, der gesonnen war, seine Frostbeulen, die er sich bei dem großen Rückzug über die Beresina geholt hatte, von dem Heilwasser zu Baden-Baden wegbringen zu lassen, ein pastor, ein akademischer Bürger, ein Kaufmann und meine Wenigkeit, die zu den Bädern nach (Ems wollte, bildeten die Reisegesellschaft, die sich im Innern des Postwagens zusammengefunden hatte. Anfänglich herrschte tiefe Stille, doch nach und nach kam eine Unterhaltung zustande, welche die Zeit verkürzen half. Rasch setzten wir unsere Reife, nachdem Fürth vorüber war, durch eine herrliche, im üppigen

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 172

1914 - München : Oldenbourg
— \12 — Eine Hauptverbindungsstraße wurde mit der Zeit die durch den Spessart führende Würzburger Straße von Würzburg über Roßbrunn, Lengfurt, Esselbach, Rohrbrunn, Hessenthal nach Aschaffenburg. Auf ihr reisten die Habsburger zur Kaiserkrönung nach Frankfurt. In Seligenstadt hatten Augsburger und Nürnberger Kaufleute je eine Herberge im „Riesen" und in der „Krone“. mit Napoleon I. begann das Zeitalter der Chausseen. wurde die Straße von Lohr über Rechtenbach nach Rothenbuch angelegt, die bei Hessenthal in die Würzburger Straße einmündet, von da an wurde das Straßennetz immer weiter ausgebaut. Am 22. Juni 1(85) wurde die erste Bahn durch den Spessart mit den Stationen Laufach, Heigenbrücken, partenstein und Lohr eröffnet. Inzwischen sind weitere Eisenbahnlinien, wie überall im ganzen Lande, auch im Spessart gebaut worden, so daß sie ihn im Viereck umschließen und in den Tälern (Elsava, Kahl) in sein Inneres führen. 6. Die Postflation Esselbach (1675). „Als noch bei Mannsgedenken zu Esselbach keine post gehalten, sondern die Reisenden noch von den Bauern mit Kleppern durch den Spessart geführt wurden, hat sich Konrad Doidt, des verstorbenen Post-halters Ahnherr, welcher ein Beckenknecht gewesen, auch um einen Klepper beworben, mit welchem er die Reifenden nach Aschaffenburg reiten lassen, er aber zu Fuß mitgelaufen so lange, bis er so viel Geld erübrigt, daß er zwei Klepper kaufen und mitreiten konnte. Er ist endlich zu solchen Mitteln gekommen, daß er ein reicher Mann worden und der erste gewesen ist, wie ich jederzeit von den Esselbachern berichtet worden, dem die post zu halten und zu besorgen anvertraut worden. Nach dessen Absterben ist die posthalteret auf seinen Sohn und auf dessen Nachkommen übergegangen. Der erste, Eonz Doidt, hat zu Esselbach, desgleichen auch fein Sohn anfangs zu Esselbach gewohnt; als er aber hernach die Schenke zum Goldenen Lamm zu Kredenbach, welches den Grafen zu Wertheim zuständig, kaufte, daselbst die Wirtschaft trieb, auch die Post, obwohl die Pferde zu Esselbach standen, in selbigem Haus abfertigte, habe ich nicht nachgelassen, bis gedachter Jörg Doidt gleich von der Schenkstatt herüber auf dem Würzburger Grund zu Esselbach ein neues Haus erbaut und allda die post gehalten." Dadurch wurde die Post, die die Grafen von wertheim gerne auf ihr Gebiet nach Kredenbach verlegt hätten, für Esselbach erhalten. Der Posthalter war dem Kaiser!. Postmeister zu Nürnberg untergeben und wurde von diesem bestellt. Kaiser und Könige stiegen aus der Reise von Würzburg nach Frankfurt auf der bedeutenden Poststation Esselbach ab. Die Einführung der Eisenbahnen war Ursache, daß ihre Bedeutung sank. Längst war der

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. IX

1914 - München : Oldenbourg
Inhalt. . Die neue Zeit........................................................161— V Unterfranken und seine einstigen Bestandteile. 5. 161. — 2. Ein ehemaliger Freistaat in fränkischen Landen. 5. 16$. — 3. Das Mißjahr 1816. 5. 166. — H. Die Verfassungsgedenksäule im Frankenlande. 5. I69. — 5. Verkehrswege im Spessart. 5. 170. — 6. Die postftation Esselbach. S. 172. — ?. postroagenfahrten von Würzburg aus. 1?95. 5. 173. — 8. 3m Postwagen durch fränkische Gefilde. 5. 173. — 9. Das Jahr 18$8 in Unterfranken. 5. \75. — 10. Das Gefecht bei f?ammellmrg. 5. 177. — u. 3nt Kirchhofe Von Kissingen. 5. 178. — 1.2. Einquartierung 5. 179. — 13. Bei Laufoch und Aschaffenburg. S. 181. — 14. Ein Reiterkampf. 5. 182. — 15. Der Rückzug. 5. 183. — 16. Der Friede. 5. 18$. — 17. Die Neuner in Frankreich. 5. 185. — 18. Weihnachten vor Paris. 5. 187. — 19. Dor Paris. 5. 187. — 20. Das Einzugsfest. 5. I89. — 21. Kaiser Milhelm I. und Fürst Bismarck in Mürzburg. 5. 189. — 22. Die Würzburger Moltke-Totenfeier. 5. 190. — 23. Kaisertage in Franken. 5. 191. — 2$. Prinzregent Luitpold in würzburg. 5. 19$. — 25. prinz Luitpold im Spessartwald. 5. 196.

4. Geschichte von Offenbach a. M. und Umgegend - S. 54

1900 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 54 — 53. Verkehrsanstalten ln Offenvach. 1. Mit Ausnahme der großen Handelsstraße, die an unserer Stadt vorbei gegen Frankfurt zog, gab es früher keine eigentlichen Landstraßen. Auf völlig zerfahrenen und holperigen Feldwegen mußten die Waren mit Wagen, auf Schiebkarren oder in Körben befördert werden. Heute führen von allen Nachbargemeinden gute, fahrbare Straßen nach unserer Stadt. Die Eisenbahnen, die Post, die Telegraphen- und Telephonverbindung, die Straßenbahn, die feste Brücke und die Überfahrt befördern den Verkehr besonders. Auch die Durchbrüche und die Verbreiterung von Straßen haben zur Hebung des Verkehrs viel beigetragen. 2. Nach Vollendung der Kunststraße nach Seligenstadt und Aschaffenburg (1824) giug ein Postkurs wöchentlich zweimal nach Aschaffenburg und wieder zurück; von 1837 an suhr ein Eilwagen täglich diese Strecke. Zur Zeit, der Messen wurde noch ein besonderer Kurs von Fußboteu errichtet, welche die Briefe von und nach Frankfurt brachten. 1834 trat auch ein Postkurs von Darmstadt über Offenbach nach Gießen und wieder zurück in Kraft. Die frühere Postverbindung mit andern Städten ersetzt jetzt die Eisenbahn; sie hat die Brief- und Paketbeförderung ganz übernommen. Die gelben Postwagen verkehren fast nur noch in der Stadt. Das alte Postgebüude in der Frankfurter Straße hat feit 1879 einem schönen Neubau Platz gemacht. In unserer Stadt werden jetzt täglich sechsmal die Briefe ausgetragen. Zur Bewältigung des Postverkehrs sind gegenwärtig 120 Beamte und Hilfsbeamte angestellt. Das gesamte Post- und Telegraphenwesen unserer Gegend steht unter der Leitung der Oberpostdirektion in Darmstadt. 3. Von unsern Eiseubahnen ist die Lokalbahn die älteste. Im Jahre 1848 wurde sie auch für den Personenverkehr eröffnet, nachdem sie vorher nur dem Güterverkehr gediente hatte. Da heute der Verkehr zwischen Frankfurt und Offenbach sehr lebhaft ist, hat die Eisenbahnverwaltung die Einrichtung getroffen, daß auf der Lokalbahn jede halbe Stunde ein Zug von Offenbach nach Sachsenhansen und wieder zurück fährt. Offenbach ist ferner Haltestelle der Linie Frankfurt-Bebra. Auch die schon seit Jahrzehnten geplanten Nebenbahnen durch den Rodgau sind jetzt dem Betriebe übergeben. Es sind dies die Linien Offenbach-Reinheim und Offenbach-Dietzenbach. Dem Personenverkehr in der Stadt selbst, sowie nach Oberrad und Sachsenhausen dient seit 1884 die elektrische Straßenbahn. Neben all diesen Beförderungsmitteln herrscht ein großer Wagenverkehr. So fahren z. B. etwa 600 Fuhrwerke täglich auf der Straße zwischen Offenbach und Frankfurt; beinahe 800 000 Ctr. Güter werden täglich durch Fuhrwerke auf dieser Straße befördert.

5. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 246

1912 - Nürnberg : Korn
— 246 — Prinz Karl stellte sich mit dem bayerischen Heer bei Schweinfurt auf. Prinz Alexander dagegen versammelte die Armeen von Württemberg, Baden, Hessen und Nassau bei Frankfurt. Beide Prinzen wollten einander entgegenkommen und den Preußen den Übergang über den Main verwehren. Auch der König von Hannover zog mit seiner Armee dem Maine zu. Aber schnell schickte ihm König Wilhelm ein Heer nach; die Hannoveraner wurden bei Langensalza eingeholt und samt ihrem Könige gefangen genommen. Jetzt stellte sich das preußische Heer in die Mitte zwischen Schweinfurt und Frankfurt, damit beide Prinzen nicht zusammenkommen, konnten. Dann besiegten die Preußen zuerst den Prinzen Karl bei Kissingen und Hammelburg, so daß die Bayern von der Saale bis an den Main zurückflohen. Hierauf besiegten sie den Prinzen Alexander bei Aschaffenburg und vertrieben ihn aus Frankfurt. Nun konnten sich beide Prinzen zwar vereinigen; trotzdem wurden sie nochmal bei Würzburg geschlagen. Unterdessen war Benedek mit dem österreichischen und sächsischen Heere nach Böhmen gezogen, um Wien zu schützen. Bald stiegen die preußische Heere an drei Stellen vom Gebirge herab nach Böhmen, trieben die Österreicher zurück und trafen an der Elbe bei Königgrätz zusammen. Noch um Mitternacht beschloß König Wilhelm, am Morgen Benedek anzugreifen. Allein der Kronprinz war mit der zweiten Armee noch sechs Stunden entfernt; der König sandte einen Reiter fort, damit er eilig komme. Es war ein regnerischer Morgen, als die Schlacht begann. Wilhelm ritt mitten im Kugelregen herum. Vergebens warnten ihn seine Begleiter vor den feindlichen Kugeln. „Ich kann doch nicht davonreiten," entgegnete er, „wenn meine braven Soldaten im Feuer stehen!" Schon war es Mittag. Die Preußen waren ermüdet; trotzdem sprachen sie: „Nicht weiter zurück! Hier wollen wir sterben!" Immer sehnsüchtiger schaute der König nach jener Seite, woher der Kronprinz kommen mußte- Da sah er in der Ferne weiße Rauchwolken aufsteigen. Alle blickten nach jener Seite und jubelten: „Der Kronprinz ist da! Er greift den Feind auf der rechten Seite an!" Jetzt wurde Benedek besiegt und fein Heer ergriff die Flucht. Schon wollten die Preußen die Stadt Wien belagern; da sprach Kaiser Franz: „Auf meine Wiener lasse ich nicht schießen!" und schloß Frieden.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 126

1914 - München : Oldenbourg
— {26 — beit der häufig ankommenden französischen Flüchtlinge, gestattete ihnen aber keinerlei Waffenvereinigung. Die (Einmischung des Reiches in die Verhältnisse des Nachbarstaates rächte sich bitter. Ungeschicklichkeit und Planlosigkeit der L^eerführung und Uneinigkeit der Verbündeten vereitelten jeden Erfolg. Die französischen Volksheere drangen siegreich vor. wieder einmal begann eine Überschwemmung deutscher Erde durch die Franzosen, die von weittragendsten Folgen begleitet war. Idas äußere und innere Feinde Deutschlands bis jetzt nicht zuwege gebracht hatten, gelang diesmal. In Trümmer zerfiel das gealterte Reich. Und als nach eineinhalb Jahrzehnten tiefster Erniedrigung die kampfbegeisterten Freiheitskriege! die Feinde über den Rhein zurückwarfen, da hatte sich die deutsche Staatenkarte einschneidend verändert. Ganz besonders deutlich zeigt aber das Schicksal des Frankenlandes, wie ein fremder Emporkömmling mit deutschen Ländern, Volksstämmen und Fürsten umging. 2, Die Franzosen in sanken (1796). Die Sambre- und Maasarmee unter dem Befehl des Generals ~Sourdan näherte sich dem fränkischen Kreise am 2\. Juli. Sie teilte sich von Frankfurt an in drei Abteilungen, die eine rückte über (Seinhausen nach Aschaffenburg, die zweite ging bei j^anau über den Main, die dritte zog sich rechts. Die k. k. Armee unter dem Grafen von Wartensleben zog sich gegen Würzburg zurück, nachdem es beim Ausgang des Spessarts, in der Gegend von Esselbach, zu einem hitzigen, für sie nachteiligen Treffen gekommen war. Sie verließ Würzburg am 23. Juli und ging über Schweinfurt nach Bamberg, wo sie sich sammelte. Am 26. Juli fanden bet Iphofen und tags darauf bei Zeil und Eltmann Gefechte statt, am 7. August wurden die Kaiserlichen zwischen Bamberg und Forchheim zurückgeworfen. Würzburg war am 2q. ~Suli, die Festung Königshofen am 2., Bamberg am H. August von den Franzosen besetzt worden. Ganz Franken war nun in der ^and der Feinde. Schöne Worte hatte der oberste General ^ourdan in einer öffentlichen Bekanntmachung den Bewohnern der fränkischen Länder gesagt: „3hr werdet wohl ohne Zweifel von der Anwesenheit der Armeen zu leiden haben; aber euer Eigentum soll nicht verwüstet werden, ihr werdet euere fjäuser nicht in Flammen aufgehen sehen. Bleibet bei eueren Berden, nehmt keinen Anteil an den kriegerischen Begebenheiten, dann könnt ihr darauf rechnen, bei allen Ehefs meiner Armee Schutz zu finden. Alle Befehlshaber werden strengste Ordnung unter den Truppen halten. Plünderung und Mißhandlung werden nach der Strenge der Gesetze bestraft werden."

7. Teil 1 - S. 324

1918 - Essen : Bädeker
324 Das Reisen sonst und jetzt. Erde durch. Es ist schrecklich!“ „Ja“, sagte der Kollege, „das geht wider alle Ordnung. Die Fuhrleute werden alle aufsässig. Die Pferde- zucht wird ruiniert. Das ist alles Dampf, nichts als Dampf“. „Meine- Herren“, erlaubte sich ein Postrat zu bemerken, „das'kann keinen Be- stand haben. Ich wohne in der Leipziger Straße und sehe, wie morgens bei schönem Wetter und hauptsächlich in der Rosenzeit höchstens sechs, bis acht Fuhrwerke hinaus nach Potsdam und der Pfaueninsel fahren. Nun aber bauen sie Wagen, wo dreißig Personen Platz haben, und sie wollen an sechsmal des Tags damit hinausfahren. Was sollen wir Berliner denn alle Tage sechsmal in Potsdam machen?“ Die Frage war unlösbar und noch unlösbarer die Frage, wie es bei solcher Reisesucht mit den Pässen werden solle. — Aber der Zeit- geist, der böse Zeitgeist hatte in Berlin die Menschheit erfaßt, und da war kein Halt mehr. Im Herbst 1838 war die Hälfte der Eisenbahn bis Zehlendorf fertig. Eine Probefahrt fand statt, und nicht bloß der Polizeipräsident, sondern auch zwei Minister ließen sich herab, der Einladung des Direk- toriums zu folgen und die Reise bis Zehlendorf mitzumachen. Auch die Presse wurde mit einer Einladung beehrt, damit die öffentliche Meinung für das große Unternehmen gewonnen werde. Sie fuhr mit und fällte ihr Urteil in einem ausführlichen Berichte in der Vossischen Zeitung, die dazumal den Geist aller guten Berliner beherrschte und lenkte. Uber die erschreckende Geschwindigkeit dieses Probezuges — er fuhr in kaum einer Stunde richtig bis Zehlendorf, während der heutige Schnellzug dazu gerade 16 Minuten gebraucht — wußte der Bericht die öffentliche Meinung zu beruhigen. „Im Wagen merke man die rasende Geschwindigkeit gar nicht!“ „Selbst den Tunnel bei Schöne- berg passierte der Zug, ohne daß die eingeladenen Damen aufgeschrieen hätten. Nur wenn man hinausblickt, wird man ein wenig schwindelig; aber die Berliner sind nicht so nervenschwach und werden sich auch daran mit der Zeit gewöhnen.“ Diese Voraussetzung bewährte sich vollkommen. Die Bahn wurde fertig und die nervenstarken Berliner gewöhnten sich dermaßen an die Geschwindigkeit, daß man mit ihnen die ganze Fahrt bis Potsdam in anderthalb Stunden machen konnte. Als am Ende gar noch die Eisenbahn die Post auf den Rücken nahm und mit ihr in die Welt hinein jagte, vertrauten sich selbst Posträte ihr an und fanden, daß die Welt nicht ihrem Untergange des- halb zueile. Von nun ab wühlte der böse Zeitgeist gar schrecklich in der un- ruhigen Menschheit. Man begnügte sich nicht mehr, mit all den Eisen- bahnen nach allen Seiten hin gewaltige Reisen in einem Tage abzu- machen, auf welchen man sonst Wochen zubrachte. Nein, man faßte den Entschluß, auch nachts die Reisenden zu befördern. Mitten in der Nacht? Gar durch die ganze Nacht?! Es war ein erschreckender Gedanke! Wer wird denn nachts reisen! Wer anders will denn des Nachts reisen als Diebe und Mörder? Wird es selbst der wachsamsten Polizei möglich sein, hierüber eine Kontrolle auszuüben?

8. Aus der Heimat - S. 300

1910 - Nürnberg : Korn
— 300 — Der Wirt fuhr nun öfter in die Stadt. Den ganzen Winter danerten die Wahlen. Wie er nun einmal in München übernachtete und im Bette lag, da konnte er lange nicht einschlafen. Denn auch ihn wollten sie zum Abgeordneten wählen. Heute war daheim die Wahl gewesen und er dachte immer daran, ob er wohl gewühlt sei. Spät in der Nacht schlief er erst ein. Am Morgen um vier Uhr trommelte es an der Türe. Der Hausknecht weckte ihn. „Herr Grandauer! Herr Grandauer!" ries er draußen. Herr Grandauer fuhr aus dem Bett und in die Kleider. „Was gibt's?" fragte er. — „Sogleich heim! Ein Eilbote ist da!" — Er lief und öffnete die Türe. Da stand der Eilbote. „Gratuliere Herr Grandauer!" sagte der Eilbote, „Sie sind gewählt. Sie sind Abgeordneter für unsere Gegend. Ja, es ist das eine große Ehre für unfern Ort. Drum sollen Sie gleich heimkommen mit blasender Post. Die ganze Gemeinde erwartet Sie." Er stieg in den Postwagen; zwei Postillone saßen auf dem Bock und bliesen auf der ganzen Heimfahrt. Noch war er eine Stunde entfernt von der Heimat. Wer wartet da vorne beim Wald? Es sind Reiter.. Sechs Bauernburschen zu Pferd waren es. Die ritten als Vorreiter dem Postwagen voran. So suhr er ins Städtchen. Beim Rathaus stand die ganze Gemeinde im Festtagsstaat und wartete auf ihn mit den Musikanten. Der Bürgermeister schüttelte ihm die Hand und gra-titulierte ihm. Da standen auch die Schulkinder, und Mädchen in weißen Kleidern überreichten ihm einen Strauß. Und der Pfarrer hielt eine lange Rede. „Werdet rechtschaffen," sagte er zu den Knaben, „erwerbt euch Kenntnisse! Ihr seht, welche Ehren auf euch warten!" Eines Tages bekam Grandauer ein Schreiben von der Regierung. Darin stand, er habe sich am 23. Januar sicher in München einzufinden und sich sogleich im Stäudehause selber - zu melden. Da packte er den Reisekoffer und nahm Abschied von Frau und Kindern. „Sorge nun du für das Geschäft," sagte er zu seiner Frau an der Türe; „ich bleibe vielleicht lange fort; die Sitzungen können viele Monate dauern." Und wie er in München aus dem Postwagen stieg, da dachte er daran, daß er eine Wohnung haben müsse. Er las im Wirtshause die Zeitung. Endlich, da auf der letzten Seite stand: „Für einen Herrn Abgeordneten ist ein geräumiges, schön eingerichtetes Zimmer mit Alkoven in der Sendlingergasse 956 im 2. Stock zu vermieten." Er suchte die Wohnung, mietete sie und fing gleich an, feinen Koffer auszupacken. Abends ging er auf die Straße. Es war ein ungemütliches Wetter, es regnete, die Laternen brannten trüb.. Und doch waren eine Menge Leute auf der Straße. Aus

9. Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern - S. 110

1899 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
110 Ix. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freiheit. an den Waldrändern waren umgehauen, um der Infanterie, die hinter denselben stand, als Brustwehren zu dienen. Prinz Friedrich Karl kam mit seinem Heere zuerst in die Schlacht; sie begann morgens um 8 Uhr. Unter dem Schutze der preußischen Kanonen rückte die Infanterie vor. Bald war der Übergang über die Bistritz bei Sadowa erzwungen; aber damit waren die preußischen Truppen auch in das vernichtende Granatfeuer der Östreicher gekommen. Der größte Heldenmut gehörte dazu, hier auszuharren. Schritt für Schritt erneuerte sich der Kampf um die Dörfer und Waldstrecken des Bistritzthales; von Stunde zu Stunde wuchs die Gefahr; aber die Anwesenheit des Königs, der die Gefahren und Anstrengungen seines Heeres teilte, begeisterte die Truppen immer wieder aufs neue. Der Kronprinz war mit seinem Heere am weitesten zurück, er konnte deshalb nicht von Anfang her am Kampfe teilnehmen. Der strömende Regen und der durchweichte Boden erschwerten das Vorrücken; dazu stieg die Straße von Höhe zu Höhe steiler auf. Endlich, um 2 Uhr nachmittags, traf der Kronprinz ein, und nahm sogleich am Kampfe teil. Die Östreicher erkannten nun, daß die Schlacht für sie verloren sei, und gingen fliehend auf die Festung Königgratz zu. 3. Nun verfolgten die Sieger die immer weiter zurückweichende östreichische Armee in der Richtung gegen Wien. In Nikolsburg, 12 Meilen von Wien, nahm der König sein Hauptquartier und erwartete das Ende der Friedensverhandlungen. Auch in Süddeutschland hatten die Preußen über die hessischen und bayerischen Truppen gesiegt und drangen bis nach Würzburg und Nürnberg vor. Der Nikols-burger Waffenstillstand beendete am 2. August die Feindseligkeiten. 111. Der Norddeutsche Kund. Die Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Östreich wurden zu Prag gepflogen. Östreich mußte danach ganz aus dem Deutschen Bunde austreten, auf jede Einmischung in deutsche Angelegenheit verzichten und 60 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen. Seitdem ist Östreich ein Kaiserreich für sich und Wien seine Hauptstadt; Berlin aber ist Deutschlands Hauptstadt geworden. Hannover, Kurhessen mit Nassau und Frankfurt a. M., die zu Östreich gehalten hatten, sowie Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt und galten fortan als preußische Provinzen. Im Berliner Frieden mußte Bayern an Preußen 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung entrichten und mehrere Bezirke (Orb, Gersfeld) mit etwa 34000 Einwohnern abtreten. An Stelle des Deutschen Bundes trat nun der Norddeutsche Bund, zu dem sich zweiundzwanzig norddeutsche Staaten unter Preußens Führung vereinigten. Außerdem wurde ein Schutz-uud Trutzbüuduis mit den süddeutschen Staaten abgeschlossen. Beide wurden durch die Mainlinie getrennt; bald sollte auch diese letzte Scheidewand fallen.

10. Schul-Lesebuch - S. 25

1856 - Berlin : Stubenrauch
25 39. Die gute Mutter. Im Jahre 1796, als die französische Armee nach dem Rückzüge aus Deutschland jenseits hinab am Rhein lag, sehnte sich eine Mutter in der Schweiz nach ihrem Kind, das bei der Armee war, und von dem sie lange nichts er- fahren hatte, und ihr Herz hatte daheim keine Ruhe mehr. „Er muß bei der Rheinarmee sein," sagte sie, „und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird mich zu ihm führen." Und als sie auf dem Postwagen zum St. Johannis- thor in Basel heraus und an den Rebhäusern vorbei in's Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüther sind, die Theilnahme und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefähr- ten bald, was sie auf den Weg getrieben hatte. „Find' ich ihn in Colmar nicht, so geh' ich nach Straßburg; find' i,ch ihn in Straßburg nicht, so geh' ich nach Mainz." Die Andern sagten Das dazu und Jenes, und Einer fragte sie: „Was ist denn euer Sohn bei der Armee? Major?" Da wurde sie fast ver- schämt in ihrem Inwendigen. Denn sie dachte, er könnte wohl Major sein, oder so Etwas, weil er immer brav war; aber sie wußte es nicht. „Wenn ich ihn nur finde," sagte sie, „so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn." Zwei Stunden herwärts Colmar aber, als schon die Sonne sich zu den Elsässer Bergen neigte — die Hirten trieben heim, die Kamine in den Dörfern rauchten, die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße stan- den partienweise mit dem Gewehr beim Fuß, und die Generäle und Obersten standen vor dem Lager beisammen, plauderten mit einander, und eine junge weißgekleidete Person von weiblichem Geschlechte und feiner Bildung stand auch dabei und wiegte auf ihren Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: „Das ist auch keine gemeine Person, daß sie nahe bei den Herren steht. Was gilt's? der mit ihr redet, ist ihr Mann." Der geneigte Leser fängt allbereits an, Etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mntterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren war, sondern bis nach Colmar hinein war sie still und redete nimmer. In der Stadt, im Wirthshaus, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit saß, und die Reisegefährten setzten sich auch noch, wo Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt Etwas von ih- rem Sohne erfahren könnte, ob ihn Niemand kenne, und ob er noch lebe, und ob er Etwas sei, und hatte doch den Muth fast nicht, zu frageu. Denn es ge- hört Herz dazu, eine Frage zu thun, wo man das Ja so gerne hören inöchte, und das Nein ist doch möglich. Auch meinte sie, Jedermann merke cs, daß es ihr Sohn sei, nach dem sie frage, und daß sie hoffe, er sei Etwas geworden. Endlich aber, als ihr der Diener des Wirthö die Suppe brachte, hielt sie ihn heimlich am Rocke fest und, fragte ihn: „Kennt ihr nicht Einen bei der Armee, oder habt ihr nicht von Einem gehört, so und so? Der Diener sagt: „Das ist ja unser General, der im Lager steht. Heute hat er bei uns zu Mittag gegessen", und zeigte ihr den Platz. Aber die gute Mutter gab ihm wenig Gehör darauf, sondern meinte, es sei Spaß; der Diener ruft den Wirth. Der Wirth sagt: „Ja, so heißt der General." Ein Offizier sagte auch: „Ja, so heißt unser General", und auf ihre Fragen antwortete er: „Ja, so alt kann er sein, und ja, so sieht er aus und ist von Geburt ein Schweizer." Da konnte sie sich nicht mehr halten vor inwendiger Bewegung und sagte: „Es ist mein Sohn, den ich suche"; und ihr ehrliches Schweizergesicht sah fast ein wenig einfältig aus vor unverhoffter Freude und vor Liebe und Scham. Denn sie schämte sich, daß sie eines Generals Mutter sein sollte, vor so vielen Leuten, und konnte es doch nicht verschweigen. Aber der Wirth sagte-. „Wenn das so ist, gute Frau, so laßt herzhaft eure Sachen von dem Postwagen abladen, und erlaubt mir, daß ich morgen in aller Frühe ein Kaleschlein anspannen lasse und euch hinausfahre zu eurem Herrn Sohn in das Lager." Am Morgen, als sie in das Lager kam und den General sah, ja, so war es ihr Sohn, und die junge

11. Schul-Lesebuch - S. 25

1863 - Berlin : Stubenrauch
25 39. Die gute Mutter. Im Jahre 1796, als die französische Armee nach dem Rückzüge aus Deutschland jenseits hinab am Rhein lag, sehnte sich eine Mutter in der Schweiz nach ihrem Kind, das bei der Armee war, und von dem sie lange nichts er- fahren hatte, und ih.r Herz hatte daheim keine Ruhe mehr. „Er muß bei der Rheinarmee sein," sagte sie, „und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wirb mich zu ihm führen." Und als sie auf dem Postwagen zum St. Johanniö- thor in Basel heraus und an den Rebhäusern vorbei in's Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüther' sind, die Theilnahme und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefähr- ten bald, was sie auf den Weg getrieben hatte. „Find' ich ihn in Colmar nicht, so geh' ich nach Straßburg; find' ich ihn in Straßburg nicht, so geh' ich nach Mainz." Die Andern sagten Das dazu und Jenes, und Einer fragte sie: „Was ist denn euer Sohn bei der Armee? Major?" Da wurde sie fast ver- schämt in ihrem Inwendigen. Denn sie dachte, er könnte wohl Major sein, oder so Etwas, weil er immer brav war; aber sie wußte es nicht. „Wenn ich ihn nur finde," sagte sie, „so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn." Zwei Stunden herwärts Colmar aber, als schon die Sonne sich zu den Elsässer Bergen neigte — die Hirten trieben heim, die Kamine in den Dörfern rauchten, die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße stan- den partienweise mit dem Gewehr beim Fuß, und die Generäle und Obersten standen vor dem Lager beisammen, plauderten mit einander, und eine junge weißgekleidete Person von weiblichem Geschlechte und feiner Bildung stand auch dabei und wiegte auf ihren Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: „Daö ist auch keine, gemeine Person, daß sie nahe bei den Herren steht. Was gilt'ö? der mit ihr redet, ist ihr Mann." Der geneigte Leser fängt allbereits an, Etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mntterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren war, sondern bis nach Colmar hinein war sie still und redete nimmer. In der Stadt, im Wirthshaus, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit saß, und die Reisegefährten setzten sich auch noch, wo Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt Etwas von ih- rem Sohne erfahren könnte, ob ihn Niemand kenne, und ob er noch lebe, und ob er Etwas sei, und hatte doch den Muth fast nicht, zu fragen. Denn es ge- hört Herz dazu, eine Frage zu thun, wo man das Ja so gerne hören möchte, und das Nein ist doch möglich. Auch meinte sie, Jedermann merke es, daß es ihr Sohn sei, nach dem sie frage, und daß sie hoffe, er sei Etwas geworden. Endlich aber, als ihr der Diener des Wirths die Suppe brachte, hielt sie ihn heimlich am Rocke fest und fragte ihn-, „Kennt ihr nicht Einen bei der Armee, oder habt ihr nicht von Einem gehört, so und so? Der Diener sagt: „Das ist ja unser General, der im Lager steht. Heute hat er bei uns zu Mittag gegessen", und zeigte ihr den Platz. Aber die gute Mutter gab ihm wenig Gehör darauf, sondern meinte, es sei Spaß; der Diener ruft den Wirth. Der Wirth sagt: „Ja, so heißt der General." Ein Offizier sagte auch: „Ja, so heißt unser General", und auf ihre Fragen antwortete er: „Ja, so alt kann er sein, und ja, so sieht er aus und ist von Geburt ein Schweizer." Da konnte sic sich nicht mehr halten vor inwendiger Bewegung und sagte: „Es ist mein Sohn, den ich suche"; und ihr ehrliches Schweizergesicht sah fast ein wenig einfältig aus vor unverhoffter Freude und vor Liebe und Scham. Denn sie schämte sich, daß sie eines Generals Mutter sein sollte, vor so vielen Leuten, und konnte es doch nicht verschweigen. Aber der Wirth sagte: „Wenn das so ist, gute Frau, so laßt herzhaft eure Sachen von dem Postwagen abladen, und erlaubt mir, daß ich morgen in aller Frühe ein Kaleschlein anspannen lasse und euch hinausfahre zu eurem Herrn Sohn in das Lager." Am Morgen, als sie i» das Lager kam und den General sah, ja, so war e§ ihr Sohn, und die junge

12. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 148

1876 - Essen : Bädeker
148 durchsichtig sind, werfen Schatten. Der Schatten fällt immer nack der entgegengesetzten Seite von derjenigen Seite, wo die Sonne oder das Licht sich befindet. Die Sonne steht nicht den ganzen Tag an derselben Stelle, sondern sie geht des Morgens am Horizont auf, erhebt sich des Vormittags bis zum Mittag hoch über die Häuser und Berge, sinkt dann während des Nachmittags und geht des Abends unter unsern Gesichtskreis, bis sie wieder aufgeht. Die Zeit von einer Mitternacht bis zur nächsten nennt man einen bürgerlichen Tag, und theilt ihn in 24 gleichgroße Zeittheile oder 24 Stunden ein. Nun zählt man jedoch nicht alle 24 Stunden des Tages von 1 bis 24 hintereinander fort, sondern man zählt von Anfang eines solchen Tages oder von Mitternacht bis Mittag 12 Stunden, und von Mittag bis Mitternacht wieder 12 Stunden. Man muß daher z. B. unterscheiden: früh um 8 Uhr und Abends um 8 Uhr. Eine Stunde wird in 2 halbe Stunden, in 4 Viertel- stunden, auch in 60 Minuten eingetheilt und die Minute in 60 Secunden. Die Uhren zeigen diese Zeittheile genau an, sie messen sie; sie sind also Werkzeuge zum Zeitmessen oder Zeitmesser. Sieben Tage bilden eine Woche. Die Wochentage heißen: Sonn- tag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Welchen Wochentag haben wir heute? — Welche Tageszeit haben wir jetzt? — In welcher Stunde leben wir jetzt? — Aber wie viel Uhr ist es? — Die Gegend am Himmelsgewölbe, wo die Sonne aufgeht, heißt Morgen oder Osten, — die, w-o sie untergeht, heißt Abend oder Westen, und die, wo sie am höchsten steht, heißt Mittag oder Süden. Wenn du deine linke Hand nach Osten und deine rechte nach Westen ausstreckst, so siehst du gerade nach Süden. Dann ist aber dein Rücken nach einer Gegend hingekehrt, welche Mitternacht oder Norden heißt. In Norden sehen wir die Sonne niemals. Osten, Süden, Westen und Norden nennt man die vier Haupt-Himmels- gegenden oder Himmelsrichtungen. Die Himmelsgegend zwischen Osten und Süden heißt Süd osten, die zwischen Süden und Westen heißt Südwesten, die zwischen Westen und Norden heißt Nordwesten, und die zwischen Norden und Osten heißt Nord osten. Zeiget mit dem Finger nach Osten! — Nach Westen! — Nach Süden! — Nach Norden! — Nach Südosten I — Nach Südwesten! — Nach Nordwesten I — Nach Nordosten! — Nun nenne du einen Schüler, der von dir genau östlich sitzt! — Westlich! — Südlich! — Nördlich! — Südöstlich! — Südwestlich I— Nord- westlich! — Nordöstlich I — Jetzt nennt ein Gebäude, welches von der Schule östlich liegt! — Südlich! — Westlich! — Nördlich! — Nun ein Gebäude, welches von der Schule südwestlich liegt! — Südöstlich! — U. s. w. In welcher Rich- tung geht die Straße an der Schule vorbei? — Von — nach —? Morgen soll mir Jeder sagen: 1. wie sein elterliches Haus von der Schule liegt! — 2. in welcher Richtung Jeder von Haus zur Schule, und von der Schule nach Hause geht! — 3. wie der Bach (Fluß) in unserer Gemeinde fließt! — 4. wohin also seine Quelle und wohin seine Mündung sein muß!

13. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 148

1867 - Essen : Bädeker
148 durchsichtig sind, werfen Schatten. Der Schatten fällt immer nach der entgegengesetzten Seite von derjenigen Seite, wo die Sonne oder das Licht sich befindet. Die Sonne steht nicht den ganzen Tag an derselben Stelle sondern sie geht des Morgens am Horizont auf, erhebt sich des Vormittags bis zum Mittag hoch über die Häuser und Berge, sinkt dann während des Nachmittags und geht des Abends unter unsern Gesichtskreis, bis sie wieder aufgeht. Die Zeit von einer Mitternacht bis zur nächsten nennt man einen bürgerlichen Tag, und theilt ihn in 24 gleichgroße Zeittheile oder 24 Stunden ein. Nun zählt man jedoch nicht alle 24 Stunden des Tages von 1 bis 24 hintereinander fort, sondern man zählt von Anfang eines solchen Tages oder von Mitternacht bis Mittag 12 Stunden, und von Mittag bis Mitternacht wieder 12 Stunden. Man muß daher z. B. unterscheiden: früh um 8 Uhr und Abends um 8 Uhr. Eine Stunde wird in 2 halbe Stunden, in 4 Viertel- stunden, auch in 60 Minuten eingetheilt und die Minute in 60 Secunden. Die Uhren zeigen diese Zeittheile genau an, sie messen sie; sie sind also Werkzeuge zum Zeitmessen oder Zeitmesser. Sieben Tage bilden eine Woche. Die Wochentage heißen: Sonn- tag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Welchen Wochentag haben wir heute? — Welche Tageszeit haben wir jetzt? — In welcher Stunde leben wir jetzt? — Aber wie viel Uhr ist cs? — Die Gegend am Himmelsgewölbe, wo die Sonne aufgeht, heißt Morgen oder Osten, — die, wo sie untergeht, heißt Abend oder Westen, und die, wo sie am höchsten steht, heißt Mittag oder Süden. Wenn du deine linke Hand nach Osten und deine rechte nach Westen ausstreckst,-so siehst du gerade nach Süden. Dann ist aber dein Rücken nach einer Gegend hingekehrt, welche Mitternacht oder Norden heißt. In Norden sehen wir die Sonne niemals. Osten, Süden, Westen und Norden nennt man die vier Haupt-Himmels- gegenden oder Himmelsrichtungen. Die Himmelsgegend zwischen Osten und Süden heißt Süd osten, die zwischen Süden und Westen heißt Süd westen, die zwischen Westen und Norden heißt Nord westen, und die zwischen Norden und Osten heißt Nord osten. Zeiget mit dem Finger nach Osten! — Nach Westen! — Nach Süden! — Nach Norden I — Nach Südosten! — Nach Südwesten! — Nach Nordwesten I — Nach Nordostcn! — Nun nenne du einen Schüler, der von dir genau östlich sitzt! — Westlich! — Südlich! — Nördlich I — Südöstlich! — Südwestlich! — Nord- westlich! — Nordöstlich! — Jetzt nennt ein Gebäude, welches von der Schule östlich liegt! — Südlich I — Westlich! — Nördlich! — Nun ein Gebäude, welches von der Schule südwestlich liegt! — Südöstlich I — U. s. w. In welcher Rich- tung geht d-ie Straße an der Schule vorbei? — Von— nach — ? Morgen soll mir Jeder sagen: 1. wie sein elterliches Haus von der Schule liegt! — 2. in welcher Richtung Jeder von Haus zur Schule, und von der Schule nach Hause geht! — 3. wie der Bach (Fluß) in unserer Gemeinde fließt! — 4. wohin also seine Quelle und wohin seine Mündung sein muß!

14. Das Alte Rom oder Schilderung der bürgerlichen, religiösen und militärischen Verfassung, des häuslichen Lebens, der Sitten, Gebräuche und Meinungen der alten Römer - S. 279

1831 - Nürnberg : Bauer und Raspe
— «79 — an, um die sechste Stunde war Mittag, nach der zwölften Stunde fing der Abend an. Die Nacht war in vier Nacht- wachen (Vigiliae) jede von drei Stunden eingctheilt. Mit- ternacht war zu Ende der zweiten Nachtwache um die sechste Stunde der Nacht. Von Räder - und Schlaguhren wußten die Römer noch nichts; sie hatten nur Sonnen- und Was- seruhren, und auch diese nicht vom Anfang an. Darum mußte ein Gerichtsdiencr dem Prätor, der zu Gericht saß, die Stunde zurufen, ihm es anzcigcn, wenn cs drei. Mit- tag, und neun Uhr, oder nach unserer Rechnung neun Uhr Morgens, zwölf und drei Uhr war. Oie ersten Stunden des Tages wurden von den Rö- mern dem Gebete und ihren gottesdienstlichen Gebräuchen zu Hause und in den Tempeln gewidmet. Dann machten die Geringen bei den Vornehmen, die Clienten bei ihren Patronen Höflichkeitsbesuche. Um drei Uhr (neun Uhr nach unserer Rechnung) begannen die öffentlichen Geschäfte auf dem Rathhause, bei Gericht und bei den Comitien. Um Mittag wurde eine kleine Mahlzeit (?ran6ium) eingenom- men ; das Hauptmahl aber (Co6na) fand erst um die neunte Stunde (um drei Uhr) statt. Der Nachmittag wurde mit Zerstreuungen und Ergötzlichkeiten aller Art hingebracht. Man machte Spaziergänge, man verschaffte sich Bewegung mit Reiten, Fahren und mancherlei Leibesübungen; man ging in Gesellschaft und in die Bäder, man besuchte die Theater und andere öffentliche Spiele, oder man beschäftigte sich, wenn man kein Freund solcher Zerstreuungen war, mit Lesen und Studieren. /

15. Teil 2 - S. 156

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
156 Neue Strömungen 3. An seine Frau. Blainville (zwischen Luneville und Nancy), den 1. Oktober 1870. Geliebte Frau. Meine Karten aus Weißen bürg und Sulz hast Du hoffen tlich erhalten. Ich verließ Sulz gestern mittag in einem großen Militärzug, 54 Wagen, auf denen sich Ge- 5 heilte und Genesene aller möglichen Regimenter befanden, Garde, Brandenburger, Schlesier, Sachsen, Hessen, auch ein Unteroffizier aus Rostock. Die Fahrt war schön, die Abendfahrt von Savern („Ergeben der Gebieterin"), an der jungfräulichen Pfalzburg vorbei bis Saarburg geradezu entzückend. Der Weg führt durch die Vogesenberge hindurch; acht Tunnel werden passiert, und am io Eingang und Ausgang jedes Tunnels lag eine Württembergische Feldwache, sitzend oder hockend um mächtige Feuer herum, die mit dem Holz der umherstehenden Tannen unterhalten wurden. Kostbare Salvator Rosas! Die Berge im engsten Zirkel alles umrahmend, auf den Bergen alte Burgruinen und über den Ruinen der tiefblaue Himmel mit seinen glitzernden Sternen. Diese Feldwachen haben den Zweck, die i5 Bahn an dieser wichtigen und gefährlichen Stelle zu schützen. Die Nacht über lag der Zug in Saarburg fest; wir biwakierten im Coupe, schliefen bis vier Uhr, wo uns die Reveille weckte, nahmen dann Kaffee und Absinth in einem Hotel siebenten Ranges und brachen um sechs Uhr aus. Der Weg ging über Lune- ville, wo wir eine halbe Stunde hielten; jetzt liegen wir bei Blainville und warten 2o den Postzug ab, der uns in einer Stunde nach Nancy führen soll. Neben uns liegt ein langer Zug bayrischer Artillerie, schweres Feldgeschütz (Zwölfpfünder), die von Würzburg kommen und direkt bis Paris gehen. Ich habe mit den Bayern hier Freundschaft geschlossen. Ich finde sie nett, gutmütig, einzelne sogar unterrichtet; neben mir auf einem krümelbedeckten, etwas eingefetteten Tisch schreiben zwei Ar- 25 tilleristen Briefe in die Heimat, auf Papier, das ich ihnen samt englischen Kuverts geschenkt habe. Das ließ sich Mr. Marington auch wohl nicht träumen, als er mir die Kuverts kaufte. Die ganze Reise, wenn es so fortgeht, ist im höchsten Maße lehrreich, interessant und geradezu erhebend. Alles hat einen großartigen Charakter. Es ist eine orga- gonisierte Völkerwanderung. Immer neue Massen überschwemmen das Land, dessen Bevölkerung staunt und kopfschüttelt, aber in ihrem Dünkel, vielleicht selbst in ihrer kindischen Hoffnung auf Sieg, ungebrochen ist. Es heißt jetzt, daß eine neu- sormierte große Armee von Straßburg gegen Lyon vorrücke. Vielleicht ist es ein Irrtum; bekanntlich weiß man auf dem Kriegsschauplätze selbst am wenigsten, was 35 geschieht. Grüße alle Freunde, küsse die Kinder! Wie immer Dein Th. F. 4. An seinen Sohn Theodor. Berlin, d. 2. November 1889. Mein lieber Theo. Morgen ist Hubertustag. Hubertus jagte; da stand plötzlich die Jungfrau Maria zwischen dem Geweih des Elf-Enders, und Hubertus kniete nieder und betete

16. Quellenlesebuch zur Geschichte der Provinz Hannover - S. 143

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
65. Vom 15.—29. Juni 1866 in Göttingen. 143 material und Pferdegeschirren! Ganze Berge liegen aufeinander getürmt; es fehlt an Pferden, sie fortzuschaffen. Die Pferde vor den Kanonen wollen nicht mehr stehen; sie müssen an einen andern Platz gefahren werden. Kranken-, Munitions-, Pulver-, Trainwagen, hin-und herlaufende Menschen — alles durcheinander! Man ist seines Lebens nicht sicher! Reihenweise liegen die Soldaten hart am Wege und schlafen. Wie groß muß die Ermüdung sein, um in solchem Tumulte schlafen zu sönnen! . . . Donnerstag morgen. Um 5 Uhr luden sie Getreide auf hier an der Straße. Das Militär ist fort. . . . Der König ist fort. Es soll ein ergreifender Augenblick gewesen sein, als nach vielem Hin- und Herlausen von Offizieren endlich der König in Begleitung des Kronprinzen und einiger Adjutanten auf die Straße gekommen ist, um fortzuziehen. Tiefe Bewegung hat auf seinem Gesichte gelegen. . . . Mit unsicherer Hand hat er nach seinem Pferde gefühlt und ist aufgestiegen. Der Kronprinz ist ihm zur Seite gewesen, die übrigen Herren haben sich um ihn geschart, und sie sind hinausgeritten zum Geismartore auf dem Wege nach Heiligenstadt, der Armee auf dem Fuße folgend. Wortlos und niedergeschlagen ist alles vor sich gegangen; wortlos und niedergeschlagen haben die Zuschauer daneben gestanden. 728 Uhr. Die Artillerie und Infanterie, die im Norden stationiert war, zieht ein ohne Sang und Klang, bestaubt, bespritzt, wortlos. ... Da wird „Halt" geboten. Die Truppen lagern sich auf dem Trottoir, zu beiden Seiten der Straße entlang; drüben der Jakobikirchhof ist übersät. Die Geschütze, Pulver-, Trainwagen und alle möglichen Gespanne füllen den Fahrweg. . . . Der Ausrufer: „In fünfviertel Stunden soll jeder Hauswirt gekochtes Essen für 10 Mann auf die Straße bringen ..." 3alo Uhr. Das Effert wurde auf die Straße gebracht und verzehrt. Viele konnten vor Müdigkeit nicht essen, die letzten mußten halb zurücklassen, was ihnen gespendet war . . . Kavallerie zieht durch ohne Sang und Klang. Eine unübersehbare Wagenmasse folgt. . . . 4 Uhr. Das Wogen in der Straße will kein Ende nehmen; jedes Gesicht trägt die Qual der Erwartung. Die Preußen werden stündlich erwartet. . . . 3/46 Uhr. Der Nachtrab der hannoverschen Armee, das Goslarsche Jägerbataillon, rückt ein. Es war bei Northeim zurückgeblieben, um die Eisenbahnschienen aufzunehmen. Nach kurzer Rast folgt es dem Heere. Die Stadt ist wie ausgestorben, der Kontrast gewaltig.... Freitag, 22. Juni. Fünf Minuten vor 11. Welch eine Bewegung! „Die Preußen! die Preußen!" Das ist das Zauberwort, welches die eben noch ausgestorbene Straße plötzlich mit Menschen übersät. Aus allen Häusern, aus allen Nebenstraßen stürzt die Be-

17. Nr. 16 - S. 85

1908 - Breslau : Hirt
§ 38. Der Deutsche Krieg 1866. 85 Sadowa stehe. Schon am folgenden Tage sollte sie angegriffen werden. In der Nacht ward dem Kronprinz der Befehl überbracht, so schnell als möglich auf dem Kampfplatze zu erscheinen. Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen, besetzt und auf jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer feiner Soldaten nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie aus. Den schwersten Stand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir. hier sterben wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her- angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und feine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser war frühzeitig aufgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden- botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.— Gegen Abend traf der König mit seinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu- sammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und hing ihm eigenhändig den hohen Orden pour le ruerits um. Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne nennens- werten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem Waffenstillstände. 3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu- ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis- singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M. wurde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn- berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe.

18. Nr. 18 - S. 85

1899 - Breslau : Hirt
§ 38. Der Deutsche Krieg 1866. 85 Sadowa stehe. Schon am folgenden Tage sollte sie angegriffen werden. In der Nacht ward dem Kronprinz der Befehl überbracht, so schnell als möglich auf dem Kampfplatze zu erscheinen. Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen, besetzt und auf je-de mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Centrum der Feinde an, aber konnte trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten Stand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir. hier sterben wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her- angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser war frühzeitig aufgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden- botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.— Gegen Abend traf der König mit seinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu- sammen. Er umarmte ihn unter Freudenthrünen und hing ihm eigenhändig den hohen Orden pour le mérite um. Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne nennens- werten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem Waffenstillstände. 3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu- ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis- singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M. wurde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn- berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe.

19. Nr. 22 - S. 84

1904 - Breslau : Hirt
84 § 38. Der Deutsche Krieg 1866. Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen, besetzt und aus jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten ^Ltand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir, hier sterben wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her- angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser war frühzeitig ausgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden- botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.— Gegen Abend traf der König mit seinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu- sammen. Er umarmte ihn unter Freudentrünen und hing ihm eigenhändig den hohen Orden xour Is mérite um. Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne nennenswerten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem Waffenstillstände. 3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu- ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis- singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M. lourde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn- berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe. 4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch- land aus, verzichtete auf seine Ansprüche ans Schleswig-Holstein und zahlte

20. Nr. 23 - S. 84

1904 - Breslau : Hirt
84 § 38. Der Deutsche Krieg 1866. Die Österreicher hatten eine sehr günstige Stellung; sie waren durch die Bistritz geschützt und hatten die Höhen, die ostwärts des Flüßchens liegen, besetzt und auf jede mögliche Art befestigt. Am Morgen des 3. Juli regnete es in Strömen. Prinz Friedrich Karl griff das Zentrum der Feinde an, konnte aber trotz der größten Tapferkeit und Ausdauer seiner Soldaten nur mit Mühe seine Stellung behaupten, an ein Vorrücken war nicht zu denken, das Feuer von 600 feindlichen Kanonen hielt sie auf. Den schwersten Dtand hatte die Division Fransecky in einem Walde bei Sadowa. Sie war 14 Bataillone stark und hatte sich gegen 42 feindliche zu wehren; aber sie hielt stand nach dem Worte Franseckys: „Hier bleiben wir, hier sterben wir!" Um Mittag stand die Schlacht; noch war der Kronprinz nicht her- angerückt. Wie einst Wellington nach Blücher, so schauten der König und seine Generale nach Nordost, nach dem Heere des Kronprinzen aus. Dieser war frühzeitig aufgebrochen; aber die vom Regen aufgeweichten Wege hatten ihn aufgehalten. — Endlich, gegen zwei Uhr, erhielt der König die Freuden- botschaft, daß des Kronprinzen Heer da sei und schon den rechten Flügel der Feinde angegriffen habe. Nun war Benedeks Geschick entschieden. Die preußische Garde stürmte und behauptete das Dorf Chlum, den Schlüssel der feindlichen Stellung. Die Truppen des Prinzen Friedrich Karl gingen siegreich zum Angriff über, und die Österreicher ergriffen die Flucht. König Wilhelm hatte sich mutig der größten Gefahr ausgesetzt und dem Grafen Bismarck, der ihn bat, sich zu schonen, geantwortet: „Wo soll ich hinreiten, wenn meine Soldaten im Feuer stehen?" Er stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Feind zu verfolgen. Tausende wurden gefangen genommen, 174 Kanonen und 11 Fahnen fielen in die Hände der Preußen.— Gegen Abend traf der König mit feinem Sohne auf dem Schlachtfelde zu- sammen. Er umarmte ihn unter Freudentränen und hing ihm eigenhändig den hohen Orden pour le merite um. Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Ohne nennenswerten Widerstand zu finden, drangen die Preußen bis in die Nähe von Wien und Preßburg vor, und nun kam es zunächst zu einem Waffenstillstände. 3. Im Westen waren Preußens Waffen auch siegreich gewesen. Der König von Hannover zog im Juni mit seiner Armee nach Thüringen, um sich mit den Bayern zu vereinigen. Da stellte sich ihm ein schwaches preu- ßisches Heer entgegen, das er bei Langensalza zurückschlug. Aber schon zwei Tage später war er von den Preußen rings umstellt, so daß er mit seinem Heere die Waffen strecken mußte. In den ersten Julitagen wurden die süddeutschen Feinde Preußens in einer Reihe von Gefechten, bei Kis- singen und Aschaffenburg u. a. von dem preußischen General Vogel von Falckenstein geschlagen und über den Main zurückgejagt. Frankfurt a. M. wurde von den Preußen besetzt, bald auch Darmstadt, Würzburg und Nürn- berg. Nun baten auch die süddeutschen Fürsten um Waffenruhe. 4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch- land aus, verzichtete auf seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein und zahlte