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1. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

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1. Das sechste Schuljahr - S. 480

1902 - Langensalza : Schulbuchh.
480 8. Bei eintretenden Sehstörnngen und Augenleiden wende dich an einen Arzt; ein solcher kann auch nur entscheiden, ob du eine Brille nötig hast, ob die Augengläser dauernd, ob sie beim Schreiben oder beim Blick in die Ferne (an die Tafel) ge- tragen werden sollen, und welche Nummer der Glaser zu wählen ist. ix Hrrbstleben. 5\. Laubfärbung und Blattfall. Während uns der Frühling mit seinem frischen Grün viel Freude bereitet, bietet uns auch der Herbst manche Schön- heit. Nicht nur die Früchte sind es, die den Menschen im Herbst zu gute kommen, auch das Auge findet seine Lust. Die Blätter der Laubbüume, die beit ganzen Sommer hindurch grün waren, fangen an, sich in anderen Farben zu zeigen. Das Grün ist ja dem Augen angenehm, aber aus der einen Farbe entstehen so viele andern; denn die Blätter aller Bäume verfärben sich nicht gleichmäßig und nicht zu gleicher Zeit. Welche Farbe nehmen die Blätter der Birke an? Wie er- scheint die Buche? Wodurch erfreuen uns die Weinblätter, die Kirschbäume? Nenne noch andere Bäume und bezeichne die Farbe, in der sie im Herbst erscheinen! Woher mag dieses kom- men ? Jedes lebende Blatt hat in seinen Zellen einen Farbstoff, das Blattgrün, welches man mit einem wissenschaftlichen Na- men des Chlorophyll nennt. Dieses Chlorophyll wird durch den Einfluß des Lichtes fortwährend verändert und zerstört, durch die Thätigkeit der Blätter wird es auch fortwährend wieder er- neuert. Wenn nun gegen den Herbst hin die Blätter aufhören, aus der Luft Wasser und Luft aufzunehmen, wenn ihre Poren sich so verändern, daß sie nicht atmen, so ist es ihnen auch unmöglich, das zerstörte Chlorophyll wieder zu ersetzen. Dadurch entsteht eine Farbenveränderung. Tritt nun bei einzelnen Pflanzen zu dem zerstörten Chlorophyll der saure Zellsaft hinzu, so nimmt es eine rote Färbung an, während es sonst gelblich wird. Daher der Unterschied bei den einzelnen Pflanzen. Durch das Aufhören der Lebensthätigkeit der Blätter bei kühler Witterung ist es nicht mehr nötig, daß die Leitungs- röhren zwischen Blättern und anderen Pflanzenteilen fort-

2. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 94

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
der Sturmwind in den ausgebreiteten Ästen, Zweigen und Blättern und möchte die Eiche zu Boden werfen, allein sie widersteht dem Sturme wohl noch fünfhundert Jahre. Der Mensch aber, der die Eichel in den Boden legte, ist lange, lange, lange tot; der Vater hat ihn nicht mehr gekannt und selbst der alte Großvater nicht. Darum ist der Eich- baum ein Sinnbild der 5traft, Stärke und Ausdauer. — Die Eiche ist zu allen Zeiten hoch in Ehren gehalten worden; den alten Deutschen war sie sogar ein heiliger Baum. Wen man recht hoch ehren wollte, den schmückte man mit einem Eichenkranze. Warum ist aber die Eiche so nützlich? Weil sie unter allen Bäumen das festeste Holz liefert, das der Luft und dem Regen lange Zeit widersteht. Man braucht es darum auch namentlich zu Brückenpfeilern, Mühlwellen, Eisenbahnschwellen und zum Schiffsbau. Auch zum Bau unserer Wohnungen ist das Eichenholz sehr wertvoll, und der Tischler fertigt daraus allerlei dauerhafte und recht hübsch aussehende Gerät- schaften. 107. Die Gäste der Buche. Rudolf Baumbach. 1. Mietegäste vier im Haus Hat die alte Buche. Tief im Keller wohnt die Maus, Nagt am Hungertuche. 2. Stolz auf seinen roten Rock Und gesparten Samen, Sitzt ein Protz im ersten Stock, Eichhorn ist sein Namen. 3. Weiter oben hat der Specht Seine Werkstatt liegen, Hackt und zimmert kunstgerecht, Daß die Späne fliegen. 4. Auf dem Wipfel im Geäst Pfeift ein winzig kleiner Musikante froh im Nest. — Miete zahlt nicht einer. 108. Leb' wohl, du schöner Wald! Hoffmann von Fallersleben. 1. So scheiden wir mit Sang und Klang: Leb' wohl, du schöner Wald! Mit deinem kühlen Schatten, Mit deinen grünen Matten, Du süßer Aufenthalt!

3. Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee - S. 229

1912 - Leipzig : Wunderlich
229 Sind so bleich, Fallen gleich Von des kalten Windes Weh'n, Du mußt nackt und bloß dasteh'n. Bäumchen, nicht so traurig sei! Kurze Zeit Währt dein Leid, Und der Winter geht vorbei; Bist nicht tot, Grün und rot Schmückt dich wieder übers Jahr Gottes Finger wunderbar. Hey. (Freihofers Kinderbuch, 8. Ausl. Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt. Es ist ein Bäumlein gestanden im Wald In gutem und schlechtem Wetter, Das hat von unten bis oben Nur Nadeln gehabt, statt Blätter. Die Nadeln, die haben gestochen, Das Bäumlein hat gesprochen: „Alle meine Kameraden Haben schöne Blätter an, Und ich habe nur Nadeln, Niemand rührt mich an. Dürft' ich wünschen, wie ich wollt', Wünscht' ich mir Blätter von lauter Gold." Wie's Nacht ist, schläft das Bäumlein ein, Und früh ist's wieder aufgewacht, Da hat es goldene Blätter fein, Das war eine Pracht! Das Bäumlein spricht: „Nun bin ich stolz, Goldene Blätter hat kein Baum im Holz!" Und wie es Abend ward, Ging ein Jude durch den Wald Mit großem Sack und langem Bart. Der sieht die gold'nen Blätter bald. Er steckt sie ein, geht eilends fort Und läßt das leere Bäumlein dort.

4. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 394

1875 - Leipzig : Brandstetter
394 dann ward er zu verschiedenen Zeiten unterbrochen und wieder aufgenom- men und erst zwischen 1496 und 1519 der Hauptmasse nach vollendet —; die soliden, dicken, aus der Tiefe emporstrebenden Umfassungsmauern er- regen unsere Bewunderung, das Labyrinth von Treppen und Brustwehren, von Thürmen und Gewölben versetzt uns ganz in die rauflustige Zeit des Mittelalters. Die Schloßkapelle enthält, aus rothem Marmor gehauen, die Statuen der 12 Apostel und die Fahne, womit Maria Theresia bei Beginn des schleichen Krieges hülfebittend unter die Ungarn trat. Wir lassen uns dann die drei fürstbischöflichen Zimmer, welche Erzherzog Jo- Hann in altem, doch immer noch bescheidenem Glänze wieder herstellen ließ, zeigen und bewundern den schönen Ofen im Rittersaal, an dem jede Kachel eine plastisch ausgeführte Szene darstellt; dann aber eilen wir in froher Erwartung auf den Feuerthurm, die höchste Spitze der Festung, und stehen wie geblendet vor dem wunderherrlichen Panorama, das sich nun vor uns ausbreitet. Wir sind 400 Fuß über dem Domplatz, dessen Kirche und Kuppel sammt den Thürmen sich vor uns sehr bescheiden erniedrigt haben. Der Blick in das Salzachthal hinauf, aus dem zunächst Schloß Hellbrunn uns entgegenglänzt, dann der Dürrenberg über Hallein, ist und bleibt auch hier oben der Glanzpunkt; die hellen Kalkwände des wie eine Niesen- schlänge sich ausstreckenden Tännengebirges (dessen höchste Spitze der Raucheck 7476'), aus dessen finsteren Schluchten noch Schneemassen schim- mern, welche der Julisonne Trotz bieten, und gegenüber der hohe Göll mit seinen grünen Voralpen, aus welchem furchtbar schön die Schroffen in kühnem Schwung emporstarren — sie sind die gewaltigen Herrscher des Gemäldes, welche den Blick gefangen nehmen. Dieses nackte bleiche, grauweiße und grauschwärzliche Kalkgestein — wie wird es lebendig im Licht der Sonne, das darüber hinspielt, Abends und Morgens seinen Gold- glänz darüber ergießt und alle Tage immer neue Schönheiten dieser starren Massen offenbart! Da oben gras't kein Hausthier, keine Sennhütte und keine Alpwiese ist zu finden, nur die flüchtige leichtfüßige Gemse darf es wagen, das spärliche Gras aus den Felsspalten zu äsen. Aber das ist's eben, was die Hochalpen so schön macht, daß sie uns die feste Erdrinde zeigen, die noch nicht vom Pflug des Ackerbauers zerrissen ist, daß sie uns in ein Gebiet versetzen, in welchem die Menschenarbeit mit ihren Sorgen und Aengsten, das Menschenleben mit seinen Täuschungen und Verkehrtheiten gar nichts gilt. — Es war spät geworden, als ich vom Schloßberge herabstieg, und ich verschob den Besuch des Kapuzinerberges auf einen folgenden Tag. Auch im Genuß des Schönsten gilt es Maaß zu halten. Nicht immer freilich ist die Gelegenheit günstig, denn das schöne Salzburg ist nicht blos berühmt, sondern auch berüchtigt — wegen seiner vielen Regentage. Tegernsee, Salzburg und der Salzberg bei Hall, der letztere ganz vorzüglich, scheinen Lieblinge des Regengottes zu sein, der am ganzen Nordabfall des Gebirges eifrig arbeitet. Doch das Wetter blieb schön und so sreuete ich mich nicht

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 121

1853 - Essen : Bädeker
121 breitet sich die Krone lustig aus, und auch seine Blätter baben eine angenehme Form. Im Frühlinge sehen wir ihn in seiner ersten Herr- lichkeit vor uns aufgestellt. Ist er dann nicht einem großen Rosenstocke zu vergleichen, woran Knospe an Knospe sich schmiegt? Denkt euch den Baum dagegen, wie er noch zu Anfang des April erschien! Da stand er kahl, seine Äste wie todte Balken, seine Zweige wie dürre Reiser. Brachen wir eine Knospe ab, so war sie unansehnlich, wie ein zusam- mengerolltes Kügelchen von grünem und gelbem Stoffe, woraus nimmer das zu werden schien, was wir jetzt vor uns sehen. Hat sich aber das Knöspchen entwickelt, so ist die braune Hülle auch abgefallen; zartere, grüne Blättchen sind nun die Hülle der Blüthen, welche oft noch schüch- tern hervorschauen und mildere Lüfte erwarten, um sich ganz zu er- schließen. Diese in der Enthüllung begriffenen Knospen sind unmu- thiger, die bereits entfalteten aber herrlicher. Jene, mit dem Grün der Hoffnung umhüllt, sagen uns: Bald wird's erscheinen, und wir wünschen und hoffen; — diese sagen uns: Gs ist erschienen, und wir rufen erfreut: O wie herrlich! Aber aus der Pracht soll der Segen hervorgehen; darum ver- schwindet sie nach kurzer Zeit. Seht, schon fallen die Blüthenblättchen nieder, wenn geflügelte Sänger nur durch ihre geschmückten Festhallen durchschlüpfen! Bald werden sanfte Lüfte, die uns jetzt den Blüthenduft zuwehen, die Blüthenblättchen selbst mit fortführen und auf den grünen Rasen streuen. Eine Zeit lang bleibt uns dann nur der Baum mit seinen frischen grünen Blättern als Hoffnungszeichen; aber hernach kommt die Zeit der schönsten Erfüllung. Allmählig färben sich die aus dem Laube hervorblickenden Äpfel, sie werden größer und schöner; endlich neigen sich schwerbeladen die Äste und Zweige. Die Blüthen waren unzählig, und wer übersieht die Fülle der Früchte! Hätten aber alle Blüthen Früchte gebracht, der Baum hätte seine Last nicht tragen können und hätte brechen müssen. Wie weise und gut! Und glänzt die Herbstsonne auf den Äpfeln, und haben sie lange genug getrun- ken den kühlen Morgenthau, dann strecken wir gern die Hände nach den erquickenden Gaben aus. Wir sammeln mit Wonne die ange- nehm duftenden Äpfel, die so kühl durch unsere Hände gehen und uns sagen: Uns hat Allmacht und Weisheit geboren, und die Liebe spendet uns. Hat so der Baum seine Gaben dargereicht, dann verkünden seine gelben und braunen Blätter uns nach kurzer Zeit sein baldiges Ein- schlafen. Sie fallen ab und düngen den Boden, aus welchem der Baum fürs kommende Frühjahr wieder seine Kraft zieht. Ja, der Apfelbaum ist schön. Er hebt seine Spitze zwar nicht kühn und stolz empor, gleich der Tanne oder Pappel; aber seine dichte Krone breitet sich doch über dem Stamme in Anmuth und Würde aus. Er erfreut uns nicht bloß durch äußere Schönheit, sondern auch durch die Fülle nützlicher Gaben.

6. Abt. 2 - S. 20

1884 - Wismar : Hinstorff
20 und das Bad hab ich erst auszustehn, ich muss durchs Wasser jetzt und dann durchs Feuer gehn; und alles, ivas man mir nur Hartes angethan, beschließt das Messer und der Zahn. (Aus Bert heit Lebensbilder 2.) 27. Abendgedanken im Sommer. Giebt es etwas Schöneres als die lauen Sommerabende, wenn sie von uns in Nuhe und Herzensfreude genossen werden? Sollte es Menschen geben, welche ihre Schönheit nicht empfinden und gleich- gültig dagegen sind? Jedem gefühlvollen Menschen bringt ein schöner Sommerabend hohen Genuß, himmlischen Reiz. Die untergehende, eben unsern Augen entschwundene Sonne sendet uns den letzten Scheidegruß in dem herrlichen Abendrot, das sein Goldnetz über den fernen Wald und die Berge spannt. Welche süße Stille herrscht ringsum! Die Tiere des Feldes und Waldes suchen ihre Ruhestätte und selbst die Blumen schließen ihre Kelche. Nur hie oder da tönt aus den Kirch- dörfern oder der nahe gelegenen Stadt die Abendglocke und unter- bricht ans wohlthuende Weise die friedliche Stille. Eine sanfte Kühle erfrischt nach heißem Tage den Menschen, und selbst die Blumen hauchen neugestärkt süßeren Duft. Wie ruht die ganze Natur so zufrieden, so feierlich! Welche Gefühle weckt ein solcher Sommerabend in der empfäng- lichen Menschenbrust! Ungehört, aber dem ganzen innern Menschen vernehmbar spricht das in sich gekehrte Herz: Ach, möchte auch mein Lebensabend so heiter und sabbathstill sein, wie dieser Sommerabend! Möchte dann auch die Gnadensonne mir ihre Grüße senden und mich schmücken, wie jenes Rot am westlichen Himmel diesen Abend schmückt! Eine bleibende Heimat haben wir hier nun einmal nicht; wo diese zu suchen ist, das zeigen mir die aufgehenden, funkelnden Sterne, die mich zugleich mahnen wollen, daß ein rechtes Christenherz von einer Sehnsucht nach oben getragen werden soll immerdar. (Nach Ritsert-Wagner's Stillehre S. 292.) 28. Der Kirschbaum. Wie prangt der Kirschbaum hoch und schön und neigt die vollen Äste! Er scheint uns freundlich anzusehn als seine lieben Gäste. Wie glänzt und schwanket voll und rund die Kirsch' an allen Zweigen, als wolle sie zu unserm Mund von selbst herab sich neigen! Seht ihre Bäckchen, rot und schön, versteckt im Laube blinken, und wenn die Sommerlüftchen weh'n, vom Baum' uns freundlich winken. Wir aber stehn umher im Kreis mit freudevollen Blicken; her- nieder schwebt das volle Reis, wir jauchzen, Haschen, pflücken! Wie lieblich, o wie kühl und frisch zerschmilzt die Kirsch' im

7. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
208 217. Die Pflanzenwelt im Herbste. Der Herbst hält seinen Einzug unter dem Geleite der Spätsommer- blumen und bringt uns helle Tage mit durchsichtiger Atmosphäre, welche dem Auge nur wenige Hindernisse in den Weg legt und einen fast un- begrenzten Blick in die Weite gestattet. Die Ob st bäume, welche in unserm Vaterlande Gehöfte und Weiler, Dörfer und Städte mit einem grünen Kranze umgeben, die Straßen entlang stehen und selbst in vereinzelten Gruppen auf Wiesen- grund und Flur einen Platz finden, bedecken sich mit ihren in allen Farben prangenden Früchten, welche uns von den Ästen und Zweigen entgegen lachen. Die Rebe, welche in einzelnen Gegenden Fenster und Thüren der ländlichen Wohnungen mit ihren lebhaft grünen, schön ge- lappten Blättern umrankt, in andern die nach Süden gelegenen Ab- hänge der Berge schmückt, läßt ihre roten und weißen Trauben mit ihren feucht angehauchten Beeren in den goldenen Strahlen der Herbst- sonne erglänzen. Die Wiesen kleiden sich nach der zweiten Ernte noch einmal in ein lebhaftes Grün, welches an den dunkleren Erlen, sowie an dem Gelb der Weiden und Pappeln einen herrlichen Hintergrund findet, während einzelne Gruppen von grasenden Kühen und lustig sich tummelnden Kinderscharen das herbstliche Bild beleben. Endlich pflückt der Mensch die Früchte, welche die ersten sonnigen Wochen des Herbstes gereift haben, von den Bäumen und beraubt diese ihres schönsten Schmuckes, welchem schon hie und da die Blätter nach- fallen. Mit festlichem Gepränge, unter lautem Jubel und schallendem Gesang, schneidet der Winzer die Traube, um ihren Saft auszupressen, damit er im dunklen Keller sich umwandle in den funkelnden Wein, welcher das Herz des Menschen erfreut. An neuen Blüten bringt der Herbst nur wenige. Die Riicken sandiger Hügel und Berge überkleidet das zarte Rot des gemeinen Heide- krauts. Stellenweise an Rainen und Wiesenrändern lugen die Blümchen des Augentrostes hervor, während auf Feldern und Triften einzelne Arten aus der Schar von Unkräutern noch im Blühen begriffen sind, von denen namentlich Kreuzkraut und Miere bis in die spätesten Tage des Jahres ausdauern. In voller Pracht aber erscheint der herbstliche Wald. Die Wipfel und Äste seiner Bäume sind in die glänzendsten Farben gekleidet. Schon in den ersten Tagen des Herbstes leuchten vereinzelt die gelben Wipfel der Birke aus dem umgebenden Grün des Forstes hervor, zu denen sich am Saume des Waldes die minder lebhaft gefärbten Spitzen der Äste und Zweige von Weißbuchen und weiter drüben auf Wiesen und Feldern einzelne flammendrote Vlätterstreifen der Birnbaumkrone gesellen. Das graue Grün der Rotbuche geht allmählich in ein feuriges Braun und Braunrot über, ehe die salb gewordenen Blätter sich von den Zweigen lösen, um am Boden der Verwesung anheim zu fallen. Selbst die ernste, stolze Eiche nimmt an dem Wechsel teil und mischt sich in die bunte Reihe, indem sie, wenn auch nur auf kurze Zeit, ihre Blätter in allen Abstufungen vom gelblichen Grün bis zum feurigen Gelbrot erglänzen läßt.

8. Diesterwegs Realienbuch - S. 31

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
31 sterben schon im Juni ab. Die Eichenwälder haben mehr Unterwuchs: Lrom- beere, Himbeere, Stechpalme, Holunder, Zaulbaum, die giftige Tollkirsche, Schlüsselblume, Karne und Moose. Herbstfärbung und Laubfall. Die meisten Laubhölzer werfen im herbst ihre Blätter ab. Dor dem Laub- fall wandern die wertvollen Baustoffe in die Aste und in den Stamm ab. während dieser Stoffwanderung schwindet auch das Grün der Blätter. Der grüne Karbstoff ist zerstört,- eine Neubildung findet nicht mehr statt. Daher erscheinen die Blätter bei einigen Pflanzen gelb (Birke, Ahorn, Weißbuche, weiden), bei anderen in herrlichem Not (wilder wein, Nirschbaum, Tssigbaum, Heidelbeere, Mispel, Eberesche, Noteiche),- Espe, Eiche, Brombeere, Buche zeigen orange- bis braungelbe, gelbrote bis braunrote Karben!öne,- die Blätter des Hart- riegels sind blauviolett. Die Notfärbung deutet das Dorhandensein von Säuren im Zellsaft der Blätter an. Kehlen Säuren ganz, so verfärben sich die Blätter blau, bei etwas Säure violett. Die Herbstfärbung bildet sich am schönsten bei trockenem, warmem Wetter aus. Besonders die gemischten Wälder (Nadel- und Laubhölzer aller Art) zeigen dann einen Reichtum an Karben, wie ihn das Krühlingskleid der Erde und die tropischen Urwälder kaum aufweisen können. Zst die Stoffwanderung beendet, dann entsteht am Grunde des Blattstieles eine Norkschicht. Diese lockert den Zusammenhang zwischen Blatt und Ninde so sehr, daß ein leichter Windstoß oder auch das eigene Gewicht des Blattes ge- nügen, das Abfallen zu bewirken. Zugleich verschließt die Norkschicht die Wunde. Ein Verlust an Stoffen ist mit dem Laubfall immerhin verbunden. Das tote Gerüst der Blätter geht verloren und muß im Krühjahr wieder auf- gebaut werden. An den entlaubten Bäumen werden aber auch die Nnospen besser belichtet und dadurch wird ihre Entwicklung mehr gefördert als an immer- grünen. Das Abwerfen der breitflächigen Blätter erschwert die Auflagerung von großen Schneemassen. Die Bäume leiden deshalb nicht unter Schnee- druck und -bru ch. Diel wichtiger ist der Laubfall im Hinblick auf die wass er- Versorgung im Winter. Zn der kalten Jahreszeit nehmen die wurzeln wenig Wasser auf, bei Krost gar keins. wären die Bäume dann noch belaubt, so würden die Blätter mehr Wasser verdunsten, als nachströmen könnte,- sie müßten vertrocknen. Dor dieser Gefahr schützt sie das Abfallen des Laubes. Die kahlen Bäume haben eine kleine Oberfläche, die durch Nork bzw. Borke und derbe Nnospenschuppen für Wasser wenig durchlässig gemacht ist. Die Ver- dunstung ist deshalb während des winters auf ein ganz geringes Maß be- schränkt. Trotzdem ist der Winter für die Laubhölzer nicht eine Zeit voll- ständiger Nuhe. Die wurzeln entfalten in dem gut durchlüfteten Boden ein lebhaftes Wachstum. Nur durch den Krost wird diese Wurzeltätigkeit unter- brochen. Gänsefichgewächse. Die Runkelrübe. Ihre Stammform wächst wild an den Rüsten des Mittelmeeres und hat eine holzige Wurzel. Durch fortgesetzte Pflege und Auslese ist die Nult Ur- form entstanden mit dicker, fleischiger, saftiger Wurzel. Die Wurzel ist Speicherorgan,- erst im zweiten Zahre wächst ein hoher Stengel mit Blüten und Krüchten hervor; die Kortpflanzung geschieht durch Samen. Die pflanzen,

9. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 202

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
202 auf langen Stielen hatten, eine ganze Menge. Viele Blumen standen immer dicht nebeneinander wie fertige kleine Sträuße. Ich steckte mir einen an, Vater wollte keinen. Der Stengel war aber zäh, man mußte ihn mit dem Messer abschneiden. „Sie riechen so schön!" rief ich erfreut. Ich pflückte eine Menge blühender Weißdornzweige. Als ich sie eine halbe Stunde getragen hatte, ließen sie schon die Köpfe hängen. Zu Hause, im Wasser, er- holten sie sich wieder, aber der schöne Geruch war verschwunden. — „O Mutter, wärest du mit gewesen heut morgen und hättest die hübsche Hecke gesehen, und wie da die weißen Blüten zwischen dem saftigen Grün und Rot der Blätter standen, und wie sie im Sonnen- schein dufteten, und wie die Bienen um sie herumflogen — es hätte dir auch gefallen!" rief ich, als wir heimkamen. Mutter seufzte. „Ja, wenn ich nicht immer für euch flicken müßte, dann könnte ich auch mal mitgehen." — Gestern ist nun Mwtter auch mitgegangen. Es war solch ein schöner Oktobertag. Wir kamen wieder zu der Hecke. „Siehst du, da ist die Hecke!" sagte ich. Sie sah aber doch ganz anders aus. Zwar hatte sie noch viele, viele Blätter, aber sie waren braun und blank und hart wie Leder. „Ich sehe keine Blumen mehr!" rief ich traurig. „Aber ich sehe Mehlbeeren, rote Mehlbeeren in Hülle und Fülle!" sagte Mutter. Und wir aßen davon und nahmen noch viele mit nach Hause für unsere größte Vlumenvase. Sie gaben einen schönen Herbststrauß, die braunen Blätter mit den roten Beeren. 206. Hans und die Spatzen. Rudolf Ldwenstein. 1. „Ach, Vater, sprich, wie fang' ich's an, Daß ich die Spatzen fangen kann? Die Spatzen!" 2. Der Vater spricht: „So streu', mein Hans, Hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz! Den Spatzen!" 3. Drauf nimmt er eine Hand voll Salz Und lauert mit gestrecktem Hals Auf Spatzen.

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 28

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
28 57. Der Spätherbst. Die Luft hat ihre balsamischen Gerüche und ihre Wärme ver- loren, ihre Heiterkeit ist in Nebel und feuchte Wolken entwichen; die Schwalbe ist verschwunden, und die Melodie der Vögel verstummt. Die Gärten zeigen nur welkende Kräuter, entfärbte Reste abge- fallener Blumen, beraubte Fruchtbäume. Die Lilienbeete, um welche sonst bunte Schmetterlinge schwebten, werden von einsamen Raben be- sucht, die für ihre Nahrung umherspüren. Geleert von ihren Schätzen und öde liegen die Felder da; ermattet ist das Grüne der Hügel und dicke Luft umdampft die Stirne der Berge. Melancholisch erhebt der Wald seine gelben Gipfel, wirft feine Blätter, die so oft die schlagende Nachtigall verbargen und uns am Mittage kühlten, in den schmutzigen Staub herab und läßt sie ein Spiel der Winde werden. Wie rührend ist dieser Anblick der ent- blößten Natur! Wie unvermerkt zerfließt ein fühlendes Herz in stille Wehmuth, wenn wir an den Stellen, wo tausend Schönheiten reizten, sie abfallen, welken, verwesen, und eine öde Unfruchtbarkeit sich aus- breiten sehen! Ein Bild weckt das andere, und wir erblicken in dem, was wir in den Veränderungen der Natur wahrnehmen, uns selbst und das, was wir zu erwarten haben. Welche Güter dürfen wir darum sehnlicher begehren, als die, welche den Verwüstungen der Zeit entgehen und mit der Unsterblichkeit unsers Geistes fortdauern? ' ' Gockels Stilistik« 58. Der Sonnenuntergang. Von Osten her erschien die majestätische Sonne, verbreitend Leben rind Wonne rings umher. Immer höher stieg sie, immer senkrechter fielen ihre Strahlen. Jetzt hat sie ihre Bahn am Himmel bald vol- lendet; tief im Westen steht sie schon, ganz schräg ihre Strahlen zur Erde werfend. Die drückende Hitze des Tages ist verschwunden. Weniger blendend ist der Sonne glänzende Scheibe, die allmälig mehr und mehr im röthlichen Farbenspiel sich zeigt und größer dem Auge erscheint bei ihrem Untergänge, als zu den andern Tagszeiten, da sie belebende Wärme über die Erde ausgoß. Endlich rückt ein Theil ihrer Scheibe unter unsern Gesichtskreis, und unser ganzer Horizont ist mit rothem Lichte gefärbt. Leichte Wolken umgeben die Königin des Tages und schillern tu den mannigfaltigsten Farben. Endlich ist sie ganz unserem Auge entschwunden; aber hell erleuchtet ist das Gewölbe in der Nähe der eben verschwundenen Sonne. Doch auch diese Helle verschwindet nach und nach und — die Dämmerung beginnt. Da ruht der thätige Arbeiter, der des Tages Last und Hitze ge- tragen; er freut sich des vollbrachten Tagewerks und genießt die er- frischende Kühle des Abends. Heim aus den Fluren zieht der Heerdeu frohe Schaar, die ge- wohnten Ställe füllend, gefolgt von dem sorglichen Hirten. Der Städter genießt im Freien die reine und erquickende Luft und kehrt fröhlich und erquickt in den Kreis der Seinigen zurück.

11. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 283

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
V. Aus dem Naturleben. 283 Schirm und Schutz, ihr freundlicher Ernährer. Mit seinem starken Körper wehrt er am Meere dem Vordringen des verzehrenden Dünensandes; mit seinen kräftigen Gliedern stemmt er sich im Hochgebirge dem zerstörenden Bergrutsch entgegen und fängt mit tausend Armen die Lawinen auf, um sie mitten in ihrem verheerenden Laufe zu hemmen, zu bannen. Mit seinen Fingern zieht er den tränkenden Schatz der eilenden Wolke herab, sammelt ihren Inhalt und sendet ihn durch hundert Quellen und Bäche zur Labung der Lande hinaus. Und unsre herrlichen Ströme, der Stolz unsers Vaterlandes, preisen vielleicht, im Wogenschwall des Meeres sich verlierend, noch den heimatlichen Wald, wo sie als kleine Bergquellen jene Kraft sammelten, mit der sie, groß geworden, durch die Lande rauschen: Segen bringend, Schiffe tragend und die Schönheit der Landschaft und das Leben des Volkes in ihren Fluten spiegelnd. Unsre Vorfahren wußten, was sie au ihren Wäldern hatten, unter deren Schatten sie wohnten. In heiligen Hainen empfanden sie die Nähe ihrer wohl- thätigen Gottheit, die sie im Säuseln des Laubes und in dem Toben einer Sturmnacht vernahmen. Immer noch waltet dort die schirmende, erhaltende Naturkraft mit ihrem schöpferischen Segen am sichtbarsten. Als eine Schutz- mauer des Landes steht der Bergwald, daß die zerstörende Wut der Stürme sich an ihm breche. Aber die trocknen, versengenden Winde durchtränkt er mit seinem feuchten Atem. Und in den vorübersausenden Luftstrom haucht er aus seinen frischen Gründen, aus seinen Millionen grüner Blätter und Nadeln heilsamen, stärkenden Lebensstosf, der draußen so manches unfruchtbare Gefilde erfrischt, die Dünste der Ebene verdrängt, luftreinigend und segenträufend über die Häusermasse der Stadt wogt und die bleichen Wangen ihrer Bewohner erquickend anweht. So wirkt der Bergwald noch in weite Ferne. Wehe aber dem Volke, das seine Wälder nicht ehrt! Wehe dem Lande, das sich seiner Forste beraubt! Der Fluch der Verödung ruht auf ihm. Noch grünen und rauschen in Deutschland die Forste, in der Ebene und auf den Höhen, — man hat gelernt, sie zu ehren und zu schützen. Stolz sieht das Vaterland auf seine herrlichen Bergwälder, die unsre Gebirge schmücken, — und selbst wo unser Auge sich uicht an ihrer Frische zu weiden vermag, singen wir noch begeistert: „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben? Wohl den Meister will ich loben." Wohl gedenken wir dabei der erhabenen Ruhe, der feierlichen Stille auf der grünen Höhe, wo wir einmal zwischen Eichen und Tannen hoch am Felsen- rande hinwanderten, wo weithin vor unsern trunkenen Augen das Waldgebirge stch breitete, Rücken an Rücken, Kuppe an Kuppe, ein grünes, wogendes Meer. Oben grasen einsam die Rehe, — dort, wo der Sauerklee, die Kreuzblume oder der Waldmeister am duftigsten blühen, — aus der Bergwiese, die unter dem Strahle der Morgensonne am lieblichsten erglüht, und auf die die Sterne am freund- lichsten blicken, wenn die Vögel in den Zweigen schlummern und träumend

12. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 249

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
249 immer dicht nebeneinander wie fertige kleine Sträuße. Ich steckte mir einen an, Vater wollte keinen. Der Stengel war aber zäh, man mußte ihn mit dem Messer abschneiden. ,,Sie riechen so schön!" rief ich erfreut. Ich pflückte eine Menge blühender Weißdornzweige. Als ich sie eine halbe Stunde getragen hatte, ließen sie schon die Köpfe hängen. Zu Hause, im Wasser, er- holten sie sich wieder, aber der schöne Geruch war verschwunden. — „O Mutter, wärest du mit gewesen heut morgen und hättest die hübsche Hecke gesehen, und wie da die weißen Blüten zwischen dem saftigen Grün und Rot der Blätter standen, und wie sie im Sonnen- schein dufteten, und wie die Bienen um sie herumflogen — es hätte dir auch gefallen!" rief ich, als wir heimkamen. Mutter seufzte. ,,Ia, wenn ich nicht immer für euch flicken müßte, dann könnte ich auch mal mitgehen." — Gestern ist nun Mutter auch mitgegangen. Es war solch ein schöner Oktobertag. Wir kamen wieder zu der Hecke. „Siehst du, da ist die Hecke!" sagte ich. Sie sah aber doch ganz anders aus. Zwar hatte sie noch viele, viele Blätter, aber sie waren braun und blank und hart wie Leder. „Ich sehe keine Blumen mehr!" rief ich traurig. „Aber ich sehe Mehlbeeren, rote Mehlbeeren in Hülle und Fülle!" sagte Mutter. Und wir aßen davon und nahmen noch viele mit nach Hause für unsere größte Blumenvase. Sie gaben einen schönen Herbststrauß, die braunen Blätter mit den roten Beeren. 24y. Hans und die Spatzen. Rudolf Löwenstein. 1. „Ach, Vater, sprich, wie fang' ich's an, Daß ich die Spaßen fangen kann? Die Spatzen!" 2. Der Vater spricht: „So streu', mein Hans, Hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz! Den Spatzen!" 3. Drauf nimmt er eine Hand voll Salz Und lauert mit gestrecktem Hals Auf Spatzen.

13. (Zweites und drittes Schuljahr) - S. 66

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
mal setzte er sich hin. Dann sah ich, wie seine hübschen, gelben Flügel sich nach oben zusammenklappten und leise zitterten, aber wenn ich die Hand ausstreckte — schnell war er wieder weg! Fritz wollte nach dem Schmetterling werfen. Er warf seinen Hut nach ihm. Plötzlich lag Fritz im Graben und sein Hut auch. Wir lachten und schrien: „Bist du naß?" Fritz lachte auch. ,,Nein, es ist ja beinahe kein Wasser im Graben; aber ich habe etwas gesunden, etwas Wunderschönes! ftommt schnell her!" W-r sprangen alle drei zu Fritz in den Graben. „Ach, eine Primel! eine gelbe Primel ist es! und schon ganz auf- geblüht!" sagte Otto verwundert. Die Primel war sehr hübsch. Ein ganz gerader, kurzer, wolliger Stengel kam aus dem feuchten Boden. Unten um den Stengel waren flach ausgebreitet hellgrüne, etwas läng- liche Blätter mit vielen Adern. Oben am Stengel standen drei hell- gelbe Blumen, und viele knospen waren noch daneben. Wir fanden noch zwei Primeln an dem Graben, aber sie waren noch nicht aufgeblüht. Neben dem Graben war eine kleine, sonnige Wiese ohne Bäume. Das Gras war noch braun. Es roch sehr gut und glänzte in der Sonne. Wir lagerten uns und verzehrten unsere Butterbrote. Dabei fanden wir noch etwas. Es waren dünne, graue Zweige mit dicken, hellgrauen, wolligen knospen. Seidenweich waren sie und so hübsch. Es waren Weidenkätzchen. Wir mutzten die Zweige mit dem Messer abschneiden, zum Abbrechen waren sie zu zäh. Unsere Hände waren ganz rot und blau vor Ställe, unsere Stiefel waren ziemlich schmutzig, und unsere Beine ziemlich müde, als wir nach Hause kamen. Aber ich glaube, es war der schönste Spaziergang, den ich ge- macht habe. Und als ich meine Botanisierdose aufmachte und Efeu- zweige, silbergraue Weidenkätzchen, grüne Moospflänzchen, rosa und weitze Osterblumen, grüngelbe Haselnutzkätzchen und gelbe Primeln zum Vorschein kamen, da freuten sich alle zusammen und wunderten sich, datz so ganz unbemerkt, während in der Stadt noch alles winterlich kahl und leer aussah, im Walde schon wieder der liebe Frühling ein- gezogen war.

14. Theil 1 - S. 416

1875 - Leipzig : Brandstetter
416 umweht, wenngleich sie auch dort wenig erquickenden Schatten finden. Die Herrlichkeit der Sommernächte ist dagegen unbeschreiblich, besonders wenn der Vollmond vom reinen, beinahe schwarzblauen Himmel hernieder- strahlt, mit einer Pracht, von der uns unsere kältesten Winternächte eine Vorstellung geben können. Auch eilt dann Alles hinaus, und selbst ange- sehene Familien sieht man in den Straßen vor den Hausthüren sitzen, um der trefflichen Kühlung der wunderschönen Nacht zu genießen. So wie der Abend des Tages, so ist auch der Abend des Jahres, der Herbst, die schöne Jahreszeit. Mild und segensreich herrscht er vom October an bis spät in den December; ost braucht man erst im Februar Kaminseuer anzuzünden. Die kalte Regenzeit, die hier zu Lande Winter heißt, dauert etwa drei Wochen. Auch während derselben bleibt die Lust mild, und selten merkt man Morgens srüh ein wenig Reif oder dünnes Eis; ein paar Stunden Schnee sind die größte Seltenheit. Der wunder- schöne Frühling schließt sich so eng an den Winter, daß man kaum seinen Anfang, wohl aber sein Fortschreiten bemerkt; er wäre der Herrlichstein der Welt, wenn nicht der schneidend kalte, Alles austrocknende M i st r e l gerade in dieser Zeit am heftigsten wehete. Die hohe pittoreske Schönheit des Landes um Marseille entzückte uns jeden Tag auf's Neue. Obgleich es der Gegend ganz an ländlichem Reize frischer Wiesen und schattender, großer Bäume fehlt, so wurden wir es doch nicht müde, uns der prächtigen Felsen, des Meeres, der wunderbaren Pflanzenwelt zu erfreuen; die Marseiller hingegen konnten gar nicht be- greifen, was uns an dem nackten Gestein entzückte. Ihr Ideal von Schönheit der Natur ist gerade Das, was ihnen als das Seltenste erscheint. Wo sie nur ein frisches, grünes Plätzchen, von ein paar großen Platanen oder Ulmen beschattet, und eine kühle Quelle wissen, da wallfahrten sie hin, betrachten es als ein Wunder, freuen sich darüber ohne Ende, und lachten über uns, die wir in der Begeisterung für ihre große Natur uns fast zu Asche verbrennen ließen. „Schloß Borelly und Eygalades müssen Sie sehen, wenn Sie unsere Gegend in ihrer höchsten Schönheit kennen lernen wollen," war das ewige Lied unserer Marseiller Freunde; auch ruhten sie nicht, bis sie uns hin- gebracht hatten. Beide Orte sind in nicht sehr weiter Entfernung von der Stadt; wir kamen zuerst nach Eygalades und fanden zu unserm Er- staunen eine ganz deutsche Gegend. Eine kleine grüne Wiese, durch welche sich ein lustiges Bächlein windet, ein kleines Weizenfeld, dessen Aehren aber schon jetzt, im Anfänge des Monat Mai, so groß waren, daß wir es kaum dafür erkannten, und einige herrliche Platanenbäume von ausgezeich- neter Größe und Schönheit, daneben ein recht hübsches Landhaus, um das wir uns aber weiter nicht bekümmerten. Im Schlosse Borelly fanden wir es ungefähr eben so; das Gebäude ist viel weitläufiger und in größerm, vornehmerm Styl erbaut, nach Art aller französischen Schlösser auf dem Lande. Es enthält sogar eine der

15. Das erste Schuljahr - S. 144

1890 - Langensalza : Schulbuchh.
144 aus, als an trüben Tagen. Die Sonne geht gold-glänzend am Himmel auf, und einen solchen Glanz nennen wir am Morgen Morgenglanz. Im Walde giebt es auch Hasen, Hirsche, Rehe, Eichhörnchen, und in fremden Ländern Wölfe, Bären und Löwen. Ein schönes Tier ist der Hirsch. Hier ist derselbe abgebildet. (Bild!) Was trägt er auf dem Kopfe? Sprecht: Der Hirsch trägt auf dem Kopfe ein schönes Geweih. Neben dem Hirsch steht ein anderes hübsches Tierchen. Nenne den Namen dieses Waldtieres! Sprecht: Das Reh ist kleiner als der Hirsch. Welche Farbe haben beide Tiere? Wo leben Hirsche und Rehe? Was thun die Hirsche und Rehe nach unserem Gedichte? „Und Hirsch und Rehe springen So lustig wie zum Tanz!" Ferner heißt es: „Bon icdcm Zweig und Reise, Hör' nur, wie's lieblich schallt! Sic singen laut und leise: Kommt in den grünen Wald!<" Wie schallt es im Walde? Lieblich. Woher schallt es lieblich? Von Zweig und Reise. Reis — Ast. Was ist mit dem lieblichen Schall gemeint? Der Gesang der Vögel. Wie singen die Vögel im Walde? Laut und leise. Nenne Vögel, welche laut, und einige, welche leise singen! Dieser herrliche Gesang klingt ebenfalls wie eine Ein- ladung; es ist als ob die Vögel sagen wollten: „Kommt in den grünen Wald!" Und wie schön ist's im Walde, wenn die Bäume wieder grün sind, wenn aus Busch und Gras freundliche Blumen winken, wenn der Kuckuck ruft und tausend andere Vögel fröhlich ihre Lieder singen! Wie Säulen stehen sie da. die schlanken Stämme der Buchen! Alle sind schön rund, die saubere Rinde ist glatt und silberweiß. Unten am Boden zwischen dem Laube kriecht der Epheu hin. Und anders- wo die lieblichen weißen Blümchen! Das sind lieblich duftende Mai- glöckchen. Noch viele andere Blumen wachsen im Walde, weiße und rote, gelbe und blaue, so daß du dir bald ein buntes Sträußchen binden kannst. Hinaus, hinaus zum grünen Wald, Wo alles singt und klingt, Wo froh der Vögel Lied erschallt, Daß cs zum Himmel dringt! Dort singet hell die Nachtigall, Der Distelfink stimmt ein, Die Drossel schlägt mit lautem Schall Das muß ein Jubel sein!

16. Das Vaterland - S. 122

1856 - Darmstadt : Diehl
— 122 _______ 88 Die Frühlingsblumen. Endlich ist der Winter mit seinem starren Frost und Schttcc gc- wichen, die Sonne besiegt die Kälte und ihre Strahlen dringen erwär- mend in den Boden ein. Noch sind zwar die Bäume nicht belaubt, aber die Knospen schwellen auf, und hier und da brechen schon Blüthen her- vor. Aus der Erde dringen grüne Grasspitzen und hinter dem Schutze der Hecke zeigen sich auch schon die Schneeglöckchen in voller Blüthe, als die ersten Verkündiger des Frühlings. Zu einer anderen Zeit wür- den ihre einfachen Blüthen mit ihrem unangenehmen Gerüche nicht soviel Aufmerksamkeit erregen, aber jetzt nach so langer Entbehrung betrachten wir sie mit dem größesten Wohlgefallen. Auch einige Veilchen wagen sich schon mit ihren bescheidenen dunkelblauen Blümchen aus den herz- förmigen Blättern hervor, und werden ihren Kelch bald weiter öffnen und ihren Duft in dem ganzen Umkreise verbreiten. Noch aber ist es nicht Zeit, ganze Sträußchen zu pflücken, und in Töpfchen in die Stube zu stellen oder gar Kränze daraus zu winden. Wie gering jetzt noch die Ansprüche an den Blumenflor sind, sieht man daraus, daß der frische Rasen mit seinen unbedeutenden Gänseblümchen schön gefunden wird, und wie nicht blos Kinder, sondern auch Erwachsene dieselben als Zei- chen einer schöneren Jahreszeit begrüßen. In wenigen Tagen werden auch die gelben Schlüsselblumen ihren Kelch öffnen, die blassen Knospen sieht man schon deutlich aus dem Grase der Wiesen hervor- ragen, und die Bienen werden nicht säumen auf ihren ersten Ausflügen die Süßigkeit dieser Blüthen zu benutzen. In den Gärten hat die Kunst schon manches Schöne hervorgelockt, was ohne menschliche Pflege gewiß noch nicht zu sehen wäre. Welch herrlicher Flor von Aurikeln und Primeln! braun, röthlich, gelb, einfarbig oder mit Einfassungen und Alles wie mit Sammet überzogen. Am niedlichsten sieht der Staub aus, mit welchem diese Blumen gleich- sam bepudert sind, und wodurch die Hauptfarbe so niedlich durchleuchtet. Die Stöcke sind niedrig am Boden, man meint, sie scheuten sich ckn der Höhe von dem Froste getroffen zu werden. An Blättern und Stengeln sieht man, daß Aurikel rind Primel irichts Anderes sind als veredelte Schlüsselblumen. Noch reizender sind die reichen Blüthentrauben der Hyazinthen. Der ganze Stengel ist mit Blumen überdeckt und diese Blumen sind so zier- lich gestaltet, so prachtvoll gefärbt, daß man nach den fast schilfartigen Blättern nicht fragt und auch den Mangel des Duftes nicht sehr beach- tet. Hinter den Fensterscheiben des Zimmers hat man schon im Januar die herrlichsten Hyazinthen gesehen, denn in Töpfen treiben die Zwiebeln, sobald nur einige Sonnenstrahlen die Ofenwärme unterstützen. Auch den Tulpen und Narzissen sieht man an, haß sie bald ihre Blüthen öffnen werden, dann wird der ganze Garten ein großer Blüthenflor sein, denn zu dieser Zeit sind auch die Obstbäume mit ihrem Prachtkleide bedeckt und die Bienen wissen nicht, wohin sich zuerst wen- den. Und geht man in den grünenden Wald, so begegnet uns das schneeweiße Maiglöckchen oder die Maiblume, welche durch ihre in einer gebogenen Reihe hängenden Glöckchen das Auge, wie durch ihren Duft den Geruch ergötzt. Auch das große hellgrüne Blatt bildet eine schöne Hülle um diese Zierde unserer Wälder. Nicht alle Kinder, welche

17. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 273

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
273 Nützliches, Wohlthätiges und Unentbehrliches, was zur Nah- rung, zur Bekleidung und zum Obdach, überhaupt zur Erhaltung der lebenden Geschöpfe gehört, finden wir in der ganzen Na- tur. Das Wasser löscht unseren Durst; für uns wachsen allerlei Früchte, um uns zu sättigen; wir finden Materialien zu unserer Bekleidung und zum Bau unserer Wohnungen. Eine allmächtige Hand reicht uns alles dar, was wir bedürfen. Aber auch Schönes, Grosses und Herrliches hat Gott ge- schaffen, was wir mit staunendem Entzücken betrachten, was unsere Bewunderung erregt und unsere Herzen mit Freude er- füllt. Der Glanz des Sternenhimmels, die Morgen- und Abend- röthe, die verschiedensten Gestalten und Farben der Wolken, das schöne Grün der Wiesen und der Blätter an den Bäumen■ die Blüthen und Blumen zeigen uns eine Schönheit und Pracht, die uns rührt und bewegt und unsere Seele zu Gott in dank- barer Anbetung erhebt, der Sein grosses Schöpfungswerk so herrlich und unnachahmlich geschmückt hat. Der mit Vernunft begabte Mensch ist es auf der Erde allein, der dieses Schöne, Erhabene und Göttliche empfinden und denken kann. — Zu diesen Schönheiten in der Natur, die wir zu gewissen Zeiten tvahrnehmen, rechne ich auch den vielfarbigen Regenbogen. Man muss staunen, wenn man bedenkt, dass er durch Regentropfen entsteht, die aus den Wolken zur Erde niederfallen, in denen sich die Lichtstrahlen brechen, welche ihm diese verschiedenen Farben geben. Immer freut ihr euch, wenn ihr den grossen glänzenden Bogen über euch in der Luft ausgespannt erblickt, der mit seinen beiden Enden die Erde berührt. Vergesset es nie, dass er das Zeichen des Bundes ist, welchen Gott nach der Sündßuth mit Noe geschlossen hat. Wenn ihr darauf gemerkt habet, so erscheint euch der Re- genbogen nur dann, wenn euch die Sonne im Rücken steht und in den Regen vor euch ihre Strahlen fallen lässt. Immer also der Sonne gegenüber erscheint der Regenbogen, des Abends in Osten, des Morgens in Westen, in Norden nur im Winter, wenn die Sonne niedrig steht. Er zeigt desto hellere Farben, je dunkler die dahinter stehende Wolke ist. Es sind nicht die Dünste der Wolken, sondern wirkliche Tropfen, die ihn bilden. Die Haupt- farben des Regenbogens sind: Violett, Indigoblau, Hellblau, Grün, Hellgelb, Orangegelb, Roth, ausserdem aber noch alle Farben, die durch den Uebergang von einer zur anderen entstehen. Bisweilen zieht sich um den Haupt-Regenbogen in gleich wei- ter Entfernung von ihm, ein Neben-Regenbogen, dessen Farben 12*

18. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 181

1886 - Berlin : Stubenrauch
181 hineingeworfen, so wäre die Spalte offen geblieben und ihnen viel Reichtum und Ehre zugekommen, aber so war es vorbei. Doch blieb ihnen auf ihrer Lampe das Öl des Berggeistes, das nicht abnahm und darum noch immer ein grosser Vorteil war. Aber nach Jahren, als sie einmal am Samstag mit ihren guten Freunden im Wirtshause sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und Montag morgens, als sie wieder an die Arbeit gingen, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mussten nun jedesmal wieder wie die andern aufschütten. 109. Steinkohlen und Braunkohlen. 1. Der Winter ist gekommen. Die Blumen sind verblüht. Der Wald ist öde, und die Fluren sind leer. Kaum ist das Kind aus der Schule gekommen, so geht auch schon die Sonne zu Bett. Es düstert im Stübchen. Der kalte Wind wirft Schnee- flocken an die Fenster. Eisblumen blühen auf den Scheiben. Das ist die Zeit, in der die Kinder sich um den Ofen sammeln und die Großmutter, die im Lehnstuhle sitzt, um hübsche Geschichten bitten. Neben dem Ofen steht ein Kasten voll Steinkohlen, ans dem von Zeit zu Zeit eine Schaufel voll in die Glut geworfen wird. Die Kohlen zischen und knistern; sie werden rot und sprühen; die hellen Flammen schlagen aus ihnen hervor; sie dampfen und lassen zuletzt helle Asche zurück. 2. Die Steinkohlen sind schwarz wie die Nacht, hart wie Stein und glänzend. Sie haben gar manches erlebt, diese Stein- kohlen! Vor alten, alten Zeiten, ehe noch ein Mensch auf Erden lebte, waren sie nicht so schwarz wie jetzt. Sie waren im Ge- genteil schön grün und braun und bildeten gar hübsche Bäume und allerlei Pflanzen. Die einen streckten einen langen, starken Stamm empor. Oben trug er eine schöne Krone von grünen Blättern, so zart geteilt wie prächtige Federn, gerade wie sie die Farnkräuter heutzutage besitzen. In schönen Bogen wölbten sich diese nach allen Seiten. Tausende solcher Farnbäume standen dicht bei einander und bildeten große Wälder. Zwischen ihnen sproßten Schachtelhalme so hoch empor, wie unsere Apfelbäume. Ihre Stengel streckten sich wie Säulen. Sie bestanden aus lauter in einander gefügten Stücken und waren so dick, wie ein Mann im Körper ist. Blätter trugen sie nicht. Rund um diese Wälder breitete sich das Meer aus, unendlich weit. Als Waldinseln schauten sie daraus empor. In den Fluten spiegelten sich die hohlen Stämme und die grünen Blätter. Die Fische spielten um die Farninseln, und Krokodile ruhten an den Wurzeln der gewaltigen Bäume aus.

19. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 340

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
340 das schöne Grün der Wiesen und Blätter an den Bäumen, die Blüten und Blumen zeigen uns eine Schönheit und Pracht, die uns rührt und bewegt und unsere Seele zu Gott in dankbarer Anbetung erhebt, welcher sein großes Schöpfungs- merk so herrlich und unnachahmlich geschmückt hat. Der mit Vernunft begabte Mensch ist es aus der Erde allein, der die- ses Schöne, Erhabene und Göttliche empfinden und denken kann. Zu diesen Schönheiten in der Natur rechne ich auch den vielfarbigen Regenbogen. Man muß staunen, wenn man be- denkt, daß er durch Regentropfen entsteht, die aus den Wolken zur Erde niederfallen, und in denen sich die Lichtstrahlen bre- chen. Immer freut ihr euch, wenn ihr den großen, glänzen- den Bogen über euch in der Luft ausgespannt erblickt, der mit seinen beiden Enden die Erde berührt. Vergeht es nie, daß er das Zeichen des Bundes ist, welchen Gott nach der Sündflut mit Noe geschlossen hat. Es erscheint euch der Regenbogen, wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, nur dann, wenn euch die Sonne im Rücken steht und in den Regen vor euch ihre Strahlen fallen läßt. Immer also der Sonne gegenüber erscheint der Regenbogen; des Abends in: Osten, des Morgens im Westen, im Norden nur int Winter, wenn die Sonne niedrig steht. Er zeigt desto hellere Farben, je dunkler die dahinter stehende Wolke ist. Es sind nicht die Dünste der Wolken, sondern wirkliche Tropfen, die ihn bilden. Die Hauptfarben des Regenbogens sind: violett, indigoblau, hellblau, grün, hellgelb, orangegelb, rot, außerdem aber noch alle Farben, die durch den Übergang von einer zur andern entstehen. Bisweilen zieht sich um den Hauptregenbogen, in gleich weiter Entfernung von ihm, ein Nebenregenbogen, dessen Far- den von jenem in verkehrter Richtung liegen; seltener entsteht auch ein dritter Regenbogen, dessen Farben wieder so auf einander folgen, wie wir sie in dem Hauptregenbogen fahen. Der Nebenregenbogen zeigt uns mattere Farben, und bei dem dritten sind sie am schwächsten. Wenn nicht an allen Stellen eine Wolke regnet, so er- blickt man nur da Stücke von einem Regenbogen, wo Regen- tropfen niederfallen, und diesen nennt man Regengalle. Bei großen Wasserfällen, wo viele Dünste die Luft erfül- len, sieht man, wenn man ebenfalls die Sonne im Rücken bat, vor sich die schönsten Regenbogen, die das erhabene Schauspiel der Natur, wie bei dem Niagara-Fall, noch mehr verschönern. Wenn die Sonnenstrahlen von einer ruhigen, stillen Was-

20. Das Vaterland - S. 188

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
188 gesne ihrer Götter mochten auf Bergesgipfeln und Felsenhöhen und an Flußnfern wohnen; aber der allgemeine Gottesdienst des Volkes hatte feinen Sitz im grünen Hain, und nirgends hätte er auch einen würdigeren Platz finden können. Denn tritt nur hinein in die erhabene Stille eines Eichen- waldes; sei es in der Frühe des Morgens, wenn die hohen Laubkronen im ersten Sonnenstrahle glänzen, oder am heißen Mittage, wenn auf dem schwellenden Moose in der grünen Dämmerung wechselnde Lichtringe spielen, oder am Abend, wenn die gewaltigen Zweige von einem milden Goldschim- mer überzogen sind: ist es dir nicht auch, als spräche eine Stimme in dir und zu dir: „Die Stätte, darauf du wandelst, ist eine heilige Stätte!" und als flüsterten die Blätter, von sanft wehender Luft bewegt, geheimnisvolle Worte einer höheren Offenbarung? —In dem heiligen Dunkel der deutschen Eichenwälder saßen einst die Priesterinnen unserer Väter und lauschten dem prophetischen Rauschen der Blätter, um der harrenden Menge den Ansspruch der Götter zu verkünden. Hier barg man auch die geweihten Fahnen und holte sie mit Ehrfurcht hervor, wenn der Schlachtruf in den Gauen wieder- hallte und die Tapfern aufrief zum Streit. Und wer dann mutig gefochten und den Sieg errungen hatte, den krönte ein Kranz von Eichenlaub, und diese Blätterkrone galt mehr als eine goldene Fürstenkrone. Desgleichen, wenn die alten Deutschen über Krieg oder Frieden beraten wollten, so versammelten sie sich nicht zwischen den vier engen Wänden eines Hauses, sondern sie kamen zusammen in einem größeren Saale, dessen Boden ein grüner Teppich von Gras und Waldblumen und dessen Säulen die hohen Eichbäume waren. Jetzt ist dieses alte, tapfere und starke Geschlecht deutscher Männer aus den Wäldern geschwunden; aber noch heute, wie vor einem Jahrtausend, hebt mit kräftigem Wüchse die Eiche ihr stolzes Haupt in die Luft, und herrliche Eichwälder sind noch immer unsers schönen Vaterlandes schönste Zier. Grube. 126. Die Buche. Neben der Siche gebührt der Buche der preis unter unseren Waldbäumen. Sie liebt sanft gehobene Flächen und tritt gern von den Höhen des Gebirges auf die sonnigen Hügelzüge am Fuße herab. Durch ganz Thüringen, in den Harzthälern, aus Rügen, in den hol- steinischen Marschen herrscht dieser Baum; aber in unvergleichlicher Fracht des Wachstums blickt er über die Buchten von Kopenhagen, wie überhaupt der Norden das Buchenland ist. Unter allen Bäumen ist die Buche der geselligste, sie schlägt ihre Wurzeln nicht tief ins Erdreich, sie muß sie mit ihren Schwesterbäumen kreuzen. So mit verschlungenen Wurzeln und Wipfeln trotzt ein Buchen- wald den Stürmen und dem Sonnenbrand. Allein, ohne andern Schutz erliegt die Buche bald der Witterung. Zn Zugendkrast leicht und doch stolz, wie aus Stahl steigt der runde Schaft hinauf. Glatt und dicht umschließt ihn die silbergraue Rinde. Fast meint man daran die Härte des Holzes zu erkennen, das in der knappen Bekleidung gleichsam nackt