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1. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

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1. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 131

1898 - Breslau : Goerlich
— 131 — ohne die silbernen Gürtel, Becher und anderen Kleinodien, gefunden. Darauf haben sie auf Anordnung Johanns von Quitzow mit genanntem Kuno eine Tagleistung gehalten und Verhandlung gepflogen, wobei beschlossen wurde, daß Kuno den beiden Edelleuten, die ihm sein Schloß abgenommen, 70ö Schock böhmischer Groschen geben und ihnen in den nächsten vier Wochen Sicherheit geben sollte, daß er das Geld zu bequemen Terminen zahlen werde; alsdann sollten jene zwei vom Schlosse wieder abziehen und ihm seine Güter wieder freigeben. Dies gefiel Kuno von Seinser gar wohl, sintemalen er sich bedünken ließ, sie würden seinen heimlich verborgenen Schatz nicht gesunden haben. Er nahm deshalb diesen Handel mit Freuden an. gelobte nicht allein, sondern setzte auch Johann von Quitzow zum Bürgen, der ihm zusagte, daß er ihm Schloß Beuten wieder in seine Hände überliefern wollte, sofern er ihn schadlos hielte. Demnach zogen Heinrich von Isenburg und Hans Treskow mit freiem Geleite Johanns von Quitzow wieder vom Schlosse Benten ab, kamen bis zun: Stabilem Möckern; banach zogen sie bnrch Brandenburg mit dem Wagen, baranf das Gelb lag, und Hans Treskow, der am Schenkel verwunbet war, saß aus dem Gelbe im selbigen Wagen. Da nun Kuno von Seinser wieber in sein Schloß kam, sanb er zwar das Nest, aber die Vögel waren ausgenommen. Er war also aufs heftigste bekümmert, wie er Hans von Quitzow seiner Zusage gemäß beliebigen könne, sintemalen er befürchten mußte, daß Hans von Quitzow sich das Gelb selber auszählen und so das Schloß in seine Gewalt bringen werbe; und so geschah es auch. Also geht's, wenn man bisweilen sparen und kargen will, ba man billiger ausgeben und sich in seinen Nöten retten soll. Hätte sich's Kuno von Seinser erstlich ein wenig lassen kosten, hätte er etliche Knechte angenommen, hätte er etwa das halbe verlorene Geld auf seine Wohlfahrt verwandt und wäre er nicht so karg und filzig gewesen, so hätte er vielleicht sein Schloß und sein Geld behalten, das er hernach von außen hat ansehen müssen." In der Schadenrechnung, welche der Erzbischof von Magdeburg dein Kurfürsten Friedrich I. aufstellt, giebt er folgende Posten an. I. Am 23. Mai 1413 haben Gans von Putlitz, Wichard von Nochow und Dietrich von Quitzow den Bauern in Barbenitz Schaben zugefügt im Werte von 494 Schock und 30 böhmischen Groschen. An bemselben Tage fügten dieselben Ebelleute dem Abt zu Zinna folgenben Schaben zu: Zum ersten verlor er (der Abt) 11 gesattelte Pserbe, 4 gute Panzer und 4 Eisenhüte, Jacken, Armbrüste und anbcres Geharnisch, welches er alles schätzt aus 130 Schock böhmischer Groschen. Sein Vogt ward gefangen mit drei Brüdern, die lagen zu Goltzow im Turme dreiviertel Jahr, bis daß der Herzog von Sachsen bavor zog. Ein Brnber warb erschlagen und einer bis auf den Tod verwunbet. Bier Wochen nach dem gemclbeten Tage Brannte Wichard von Nochow mit anderen feiner Gesellen des erwähnten Abtes Hammerwerk zu Scharsenbrück ab, so daß er (der Abt) seinen Schaden ans mehr als 100 böhmische Schock anschlägt; dem Hammermeister nahm er (Rochow) Vieh, Betten, Kleider und all sein Hausgerät fort, veranschlagt zu 20 Schock, im ganzen also ein Schaden von 120 Schock. Ii. Danach im selben Jahre am St. Michaelstage waren die Gans von Putlitz, Wichard von Rvchow und Dietrich von Quitzow mit anderen aus ihren 9*

2. Badische Sagen - S. 69

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
warum die Bürger freiburgs die Burg falkenstein zerstörten. Es rennt ein weid durchs Höllental gejagt von Höllenangst und Qual. Die schlimmen Herrn von falkenstein, sie fingen ihren Gatten ein. Sie klimmt zur felsenburg empor und klopft verzroeiflungökübn ans Tor: „lbr boben Herrn im Ritterbaud, gebt meinen Gatten mir beraus!“ Herr Werner stracks zum Erker kam mit Zürnen solchen Lärm vernahm. „Seid gnädig, Herr von falkenstein, so wird auch Gott euch gnädig fein. Bedenkt, roenn ibr den frieden brecht, zu Rottroeil spricht der Kaiser Recht.“ Herr Werner sprach: „Das macht mir Rngft, geschehen soll, roas du verlangst.“ Sie stürzen den gefang’nen Mann berab vom höchsten Turm sodann. flm jäben Hang bei falkenstein liegt blutig sein zerschellt Gebein.

3. Freiburger Lesebuch - S. 131

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 131 — worden, und erst spätere Menschen, die überall Himmel und Hölle sehen wollen, haben den Namen in „Himmelreich“ umgedeutet. Die Verkehrsstraße nach Schwaben hinüber, auf der die Kaufmannsgüter aus dem Breisgau rollten und die Weinfässer im Herbst ihren süßen Inhalt auf die rauhe Baar und ins Schwabenland brachten, ging nicht durchs Höllental, sondern verfolgte zuerst die alte Dreisam durch die Wagensteige bis zum Spirzen-dobel und zog sich hinauf auf die Höhe am Turner und Hohlen Graben. Durchs Höllental führte nur ein schmaler Saumpfad, eben recht für Saumtiere, die die Güter auf starkem Rücken trugen, oder für rüstige Fußwanderer. Jetzt freilich ist eine schöne Straße hindurch gebahnt. Sie ist erbaut worden, da Maria Antoniette, die später so unglückliche Königin von Frankreich, ihrem Schicksal entgegen aus der kaiserlichen Mutter treuer Hut zu ihrem königlichen Auserwählten zog. Himmelhohe Felsen engen den Pfad, und in der Nähe der Stelle, die Hirschsprung heißt, weil ein gehetzter Hirsch dort einmal das ganze Tal soll übersprungen haben, scheinen sie sich undurch-dringbar zusammenzuschließen. Nur für den Bach ist Raum, der da schäumend herabschießt. Er heißt Rotbach, weil sein Wasser, das^aus dem Moore bei Hinterzarten stammt, rotbraun scheint bei aller Klarheit. Da ragt auf der Ostseite ein breiter, sich gegen das Tal schwach neigender Felsrücken herein. Vom Gebirg ist er durch einen tiefen Graben getrennt. Auf allen Seiten scheint er unersteiglich. Nur ein kleines schmales Tälchen, das an seiner Seite sich eingräbt, vom Engebächlein durchrauscht, gewährt etwas bessern Zugang. Dieser Fels, auf dem ursprünglich nur die wilden Falken horsteten, den sie umkreisten, über dem sie rüttelnd still in der Luft standen, und von dessen Höhe herab sie ihren schallenden Ruf hinabsandten, heißt von alters her Falkenstein. Und als ein ritterliches Geschlecht, das den Zähringischen Herzögen und nach ihnen den Freiburger Grafen dienstbar war, sich diesen Felsklotz zur Burgstelle erkor, nannte es sich danach v. Falkenstein und wählte sich ein wunderschönes Wappenzeichen: zwischen zwei roten Regenbogen auf grünem Dreiberg ein blauer Falke mit geöffneten Flügen in goldenem Feld. Warum haben diese ritterlichen Herren hier in der einsamen Felsenge eine Burg erbaut? Oder vielmehr, warum haben es die Zähringer getan, die sie dann an ihre Dienstleute von Falkenstein weitervergaben ? Die Zähringischen Herzöge haben im Breisgau viel Silbererz gefunden und sind dadurch reich und mächtig geworden. Deshalb findet man überall an unzugänglichen Felsstellen, wo keine Straße vorbeizieht, im Breisgau solche Burgen; so die Wilde Schneeburg, St. Wilhelm, Birkenberg. Hier ward das kostbare Silbererz der umliegenden Bergwerke gesammelt und dann erst in größerer Menge unter sicherer Bedeckung an die Poche und Schmelzstätte geführt. Es waren ja schlimme Zeiten im zwölften und dreizehnten Jahrhundert. Des Kaisers Gewalt war gering, kleine und große Herren maßten sich alles Recht an und griffen rücksichtslos zu, so wie es heute in ihrer Art die Geldleute ebenfalls tun. Wahrscheinlich verdankt die Burg Falkenstein im Höllental ihren Ursprung dem Schutz der Bergwerke, deren Spuren man überall noch

4. Hannover und Umgebung - S. 47

1894 - Hannover [u.a.] : Hahn
Der Brüningstein. — Der Überfall Hannovers durch Herzog Heinrich den Älteren. 47 Tief erschüttert stand Brüning von Alten an der Leiche seines einstigen Freundes und achtete nicht auf das, was um ihn her vorging. Unterdessen halten die Knappen der beiden Herren auch mit einander gekämpft. Da gewahrten die Knechte des Ritters vom Haus den Tod ihres Herrn. In wilder Wut fielen sie über Brüning von Alten her; unter ihren Streichen sank er tot nieder. Von den Knappen des Herrn von Alten erreichten nur drei, von den Feinden verfolgt, die Wilkenburg. Die Gemahlin des Herrn von Alten stand unterdes voll banger Ahnung am Fenster und harrte sehnsuchtsvoll der Ankunft ihres Gatten. Als sie den traurigen Ausgang des Kampfes erfuhr, sank sie ohnmächtig in die Arme ihrer Begleiterin. Bald darauf gebar sie ein Knäblein, und von diesem stammen die jetzigen Herren von Alten. Zum Andenken an Brüning von Alten wurde an der Stelle des blutigen Kampfes jener Denkstein ausgerichtet, der noch heute an die erzählte Begebenheit erinnert. 10. Der Überfall Hannovers durch Herzog Heinrich den Älteren am 24. November 1490. Das 15. Jahrhundert war für unsere engere Heimat, wie für Deutschland überhaupt, eine höchst unruhige Zeit. Eine Fehde folgte der anderen, und nur mit bewaffnetem Gefolge konnten die Kaufleute ihre Güter befördern, ja nicht selten mußten sie ihre Freiheit gegen den eigenen Landesherrn mit den Waffen in der Hand verteidigen. In solchem Kampfe finden wir Hannover gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Damals regierte Herzog Heinrich der Ältere in Braunschweig-Wolsenbüttel. Er zürnte den Bürgern der aufblühenden Stadt Hannover heftig, weil sie den Hildesheimern in einer Fehde gegen seinen Vater Hülfe geleistet hatten. Aber mit Gewalt konnte er nichts gegen die selbstbewußten Städter ausrichten; denn eine starke Befestigung schützte die Stadt gegen jeden Angriff, und die kriegsgeübte Bürgerschaft war jeden Augenblick bereit, zur Verteidigung ihrer Freiheit und Selbständigkeit zu den Wassert zu greifen. Auch war ihr keine Ausgabe zu groß, wenn es galt, die Vaterstadt zu schützen. Eine große Anzahl von Kanonen stand auf den Wällen, und bei unruhigen Zeiten nahm der Rat gegen hohen Sold eine Anzahl fremde Kriegsknechte in feine Dienste. So gelang es denn der Bürgerschaft, den ersten Angriff des Herzogs auf die Stadt, den derselbe in einer dunkeln Nacht des August 1486 machte, zurückzuschlagen. Nur die vor dem Ägidienthore gelegene städtische Ziegelei und die Warttürme an der Landwehr ließ er damals niederbrennen. Ein im Döhrener Turme in halber Höhe eingemauerter Stein mit der Jahreszahl mcccclkkkvm zeigt noch jetzt, wie weit derselbe damals zerstört ist. Die städtischen Kriegsknechte, welche auf diesem Turme die Wache hatten, fielen nach tapferer Gegenwehr im Kampfe gegen die Übermacht. Als der Herzog sah, daß sein Anschlag mißlungen war, zog er nach Süden, um gegen Hildesheim und Göttingen, welche mit Hannover

5. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

6. Freiburger Lesebuch - S. 133

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 133 — seinem Ring hinterließ er seiner Gattin die Hälfte als Wahrzeichen. Sieben Jahre solle sie sein warten, dann sei sie frei. Aber auch im heiligen Lande fand Kuno keinen Frieden. Von einem Sultan ward er gefangen und festgehalten. Vergeblich bot ihm der böse Feind des Sultans Tochter und Herrschaft an. Endlich freigekommen, verirrte er sich auf der Heimreise in einem unendlichen Wald. Hier fand er seine drei Knappen wieder und gelangte mit ihnen an eine unabsehbare Mauer. Als die Knappen darüber kletterten und drüben verschwanden, erkannte Kuno auch hier wieder den Teufelsspuk. Auf sein Gebet verschwand die Mauer, hinter der das verwünschte Paradies, des Satans Reich, gewesen war. Er irrte weiter, und als er einst erschöpft eingeschlafen war, träumte er, jetzt gerade gehe seine Frau mit einem anderen zum Altar. Als Kuno erwachte, fand er zu seiner Verzweiflung, daß wirklich gerade die sieben Jahre zu Ende gingen. In dieser Verzweiflung hörte er auf die Worte des gespenstischen Jägers, der ihm versprach, ihn zeitig heimzutragen, wenn er unterwegs nicht schlafe. In Gestalt eines Löwen trug ihn der Böse durch die Luft. Und als Kuno in seiner Erschöpfung einschlafen wollte, setzten sich zwei Falken ihm auf Haupt und Füße und hielten ihn durch Fächeln ihrer Flügel wach. In Kirch-zarten setzte ihn der Böse auf einem Steine ab, der noch im Eck des Gasthauses zur Fortuna — damals „zum Rindsfuß“ genannt — eingemauert ist. Gerade kam der Brautzug aus der Kirche zu Kirchzarten. Kuno folgte zur Burg, bat dort um einen Becher Weins, ließ seinen halben, treubewahrten Ring hineinfallen und reichte den Becher seiner Frau. Sie sah die Hälfte, warf die ihre dazu, und als die beiden Teile sich wunderbar vereinigten, erkannte sie ihren Gemahl und bat ihn reumütig um Verzeihung, die gern gewährt ward. Der Freier und die Hochzeitsgäste zogen eilends davon. Nun führten die so wunderbar Vereinigten ein gottesfürchtiges Leben, ihre Ehe ward gesegnet. Kuno soll nach seinem Tode sogar heiliggesprochen worden sein. Noch erscheint er irrenden Wanderern, erquickt sie und leitet sie auf den rechten Pfad. Diese schöne Erzählung ist die Sage von Heinrich dem Löwen, die bei allen europäischen Völkern verbreitet und bei uns am schönsten in dem alten Volksliede vom edeln Möringer, dem Minnesänger Heinrich von Mohrungen, gefaßt ist. Das schöne Grabmahl eines Kuno von Falkenstein, gestorben am 12. Mai 1343, in der Kirche von Kirchzarten, das den Ritter auf einem Löwen stehend, sein Wappenschild mit dem flügelschlagenden Falken zur Seite darstellt, war Ursache, daß die sinnvolle Sage sich hier anknüpfte. Möge sie nie vergessen werden und noch zur Standhaftigkeit im Unglück und in der Versuchung und zur Treue auch die künftigen Geschlechter ermuntern, wenn einmal der letzte Stein der Burg Falkenstein und mit ihm die Erinnerung an vergangene grauenvolle Untaten verschwunden ist. Fridrich Pfaff. Georg-Eckert-Instltut für internationale Schvibuchfcrschung " 'a:n?chwdlg -V jnbib3othek -

7. Lebensbilder aus der neueren Geschichte - S. 35

1898 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Kurfürst Friedrich I. und die (Luihows. Dietrich von Quitzow und sein Bruder Hans, das waren ein paar rechte Raubritter. Ritten die beiden, von Kopf zu Fuß in Stahl und Eisen gekleidet, aus dem Schloßthor und ein zahlreich Volk von Reisigen hinter ihnen her, so geschah's immer manch einem zuleide. Es saßen die Herren zu Friesack und Plaue im Havellande auf festen Burgen, füllten die ganze Mark Brandenburg mit Fehde, Raub und Brand und jeder Gewaltthat, und die Herren vom Adel in den steinernen Häusern und hinter den hohen Pfahlzüunen waren ihre Vettern und guten Freunde. „Ist einer", so sprach man in Deutschland, „auch ungefährdet durchs ganze Reich gereist, so kommt er doch nicht unberaubt aus der Mark." Fuhren Kaufleute mit Wagen voll Gütern des Wegs, so sprangen die Herren mit ihren Knechten aus dem Busch, wo sie gelauert hatten, hielten die Speere vor und forderten eine Abgabe, die der Wehrlose seufzend reichte. Weigerte sich einer der Schatzung, so warfen sie ihn nieder, banden ihn und führten ihn und sein Gut auf ihr Schloß; dort setzten sie den Kaufherrn in den Turm, wo er bei Wafser und Brot schmachtete, bis die Seinen ein hohes Lösegeld entrichtet hatten. Waren ihnen einmal die Bürger einer kleinen Stadt nicht zu Willen gewesen, so 3*

8. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 33

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 33 - er sich nicht sollte eilend aufgemacht haben, die Freibeuter aufzusuchen in ihren Schlupfwinkeln, welche sie in den Holzungen und Morästen hatten, unvermutet anzusprengen und sie gebührend abzustrafen. Zu dem Ende führte er allezeit einen Borrat von ©triefen am Sattel; wo er welche aus dieser Lebensart ertappte, machte er eine Schleife, that sie dem Verbrecher um den Hals, er mochte Knecht oder Herr, Edelmann oder Bauer sein, und sprach das Urteil: ntoist mi dorch den Ring kieken,' — ließ sie ein Vaterunser beten, an den ersten Baum aufknüpfen und das Pferd unter dem Leibe wegziehen." Sein Bruder Albrecht Iii. war zugleich König von Schweden. Auch er hat eine größere Anzahl von Raubnestern zerstört, aber die häufige Abwesenheit aus seinem Heimatlande, die fortwährenden Kriegszüge in und nach Skandinavien, das wüste Treiben der Vitalienbrüder riefen Verwilderung und gewalttätige Selbsthülfe hervor und nährten den Geist der Unbotmäßigkeit in Stadt und Land, bei groß und klein. Ihren Höhepunkt erreichten diese gesetzlosen Zustände im 15. Jahrhundert, namentlich wahrend der Vormundschaft der Herzogin Katharina und der 40 jährigen Regierung des unfähigen Heinrichs Iv., des Dicken. Am wüstesten ging es an der Südgrenze unseres Landes her nach der Priegnitz und der Mark zu, und fast alle damaligen mecklenbnrgischen und märkischen adligen Geschlechter beteiligten sich an diesen gegenseitigen Raubzügen. Aber auch Bürger und Bauern fanden Geschmack an dem „edlen Hand-werk", wie denn die 2öeisdiner Bauern 1428, um auch einmal einen guten Fischzug zu thun, den Wittstocker Kaufleuten 5500 Stockfische und eine Tonne Aale wegnahmen. In der Regel hatte man es auf die Viehherden abgesehen; dabei wurden häufig ganze Dörfer oder wenigstens die Scheunen niedergebrannt und die Leute, von denen man ein ansehnliches Lösegeld zu erpressen hoffte, gefangen weggeführt. So beklagte sich die Stadt Grabow, daß mitten im Frieden Hans von Salow, Mecklenburgische Geschichte. °

9. Badische Sagen - S. 68

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
5. Der Ritter blickte auf — oben auf der Spitze des höchsten Turmes sah der Falke, und die ersten Strahlen der Sonne vergoldeten sein weihes Gefieder. Da streckte ftuno seine Hände aus und winkte dem Falken, der fein Retter geworden, seinen Dank zu, bis der Dogel verschwand, als die Sonne über den Tälern strahlte. Sein herz aber richtete sich im stillen Dankgebet zu dem empor, der den Falken zur Rettung seiner Seele gesandt hatte. Und nun eilte er in die Burg zum frohen Wiedersehn der Gattin, die den lang Ersehnten freudig in ihre Firme schloß. Zum Andenken an seine Rettung nahm Ritter Kuno von Stein den Falken in sein Wappen auf und nannte die Burg Falkenstein. Kunos nachkommen hietzen sich „von Falkenstein.“ Hacl) Schreiber aus ächönhuth, Burgen und ftlöster Badens.

10. Realienbuch - S. 36

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
36 in den Normannen- und Ungarnkämpfen zum Teil wieder zerstört und verfallen. Wir finden überall bäuerliche Verhältnisse. Das Bedürfnis, sich gegen Feinde zu schützen, trieb zur Anlage von befestigten Plätzen. Um die Königspfalzen, Bischofssitze, bei einem Kloster siedelten sich Hörige im Dienste ihrer Herren an. Dazu kamen auch Freie: Bauern und Handwerker. Die ganze Ansiedlung wurde mit Mauer und Graben umgeben. Man nannte sie Burg und ihre Bewohner Bürger. Solche befestigten Plätze waren aber noch keine Städte mit eigener Obrigkeit und eigenem Recht. Die städtische Entwicklung hat erst der Handel bewirkt. Die Märkte wurden in die Burgen verlegt, und der König verlieh solchen Orten das Marktrecht, d. h. seinen besonderen königlichen Schutz. Ein Burggraf oder Schultheiß stand im Namen des Königs dem Marktgericht vor und richtete mit den Schöffen in allen Marktsachen. Aus diesem Gericht entstand der Rat der Stadt. Er erweiterte nach und nach seine Rechte und konnte schließlich auch über Leben und Tod der Bürger richten. Außer dem Gerichtswesen bekamen die Städte dann auch das Heer- und Steuerwesen in ihre Hand. Die reich gewordenen Städte strebten darnach, sich von ihrem Grafen oder Bischof frei zu machen und nur den Kaiser über sich zu haben. Gelang ihnen das, so waren sie freie Reichsstädte, die anderen hießen Landstädte. Die Blütezeit der Städte beginnt im 13. und 14. Jahrhundert. 2. Ausleben. Die Städte waren zum Schutze gegen die Feinde mit einer hohen, oft doppelten Mauer umgeben, auf der sich runde, eckige oder spitze Wehr- türme befanden. An einzelnen Stellen führten durch die Mauern in die Stadt enge Tore, die nachts durch mächtige Torflügel geschloffen wurden. Der Raum innerhalb der Mauern wurde sorgfältig ausgenutzt. Darum waren die Straßen eng, die Häuser hoch. Obere Stockwerke baute man oft mehrere Fuß breit über das untere heraus, so daß man über sich den blauen Himmel kaum sehen konnte. Meistens standen die Giebel nach der Straße hin. Die krummen Straßen waren ungepflastert. Da fast alle Bürger Ackerbau trieben und Vieh hielten, lag der Düngerhaufen neben dem Hause. Des Morgens tutete der Hirt die Kühe zu- sammen und trieb sie auf die gemeinschaftliche Weide. Schweine liefen frei auf den Straßen umher. Bei schlechtem Wetter konnte man sich kaum durch den Schlamm und die Pfützen hindurcharbeiten. Die Unreinlichkeit verdarb die Luft und das Wasser. Ansteckende Krankheiten, ja Pest und Aussatz forderten viele Opfer. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütete der „schwarze Tod", eine furchtbare Pest, in Westeuropa. Große Städte verloren oft mehr als die Hälfte ihrer Einwohner. Die Häuser waren meist aus Holz gebaut und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. Brach in einem Hause Feuer aus, so verbreitete es sich oft schnell über ganze Straßen und Stadtteile und legte sie in Schutt und Asche. Reiche Leute bauten sich große und schöne Häuser, die Kinder und Enkel noch verschönerten. Am Marktplatze, der mit einem Brunnen geziert war, lag das stattliche Rathaus, daneben das Kaufhaus, wo die Kaufleute ihre Waren feilboten. Besonders schön waren die Kirchen mit ihren weithin sichtbaren Türmen, an denen frommer Eifer viele Jahrzehnte unter großen Opfern baute. Der Cölner Dom, der Straßburger und Ulmer Münster sind Zeugen von der Größe und Kraft des städtischen Bürgertums. 3. Verwobner. Wer in der Stadt wohnte, war frei. „Stadtluft macht frei", sagte man. Wenn ein Höriger Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatte, so konnte sein Herr keinen Anspruch mehr auf ihn erheben. Die vornehmsten und reichsten Biirger bildeten die Geschlechter oder Patrizier. In ihren Händen lag die Verwaltung der Stadt. Nach langen, blutigen Kämpfen erreichten die Handwerker, daß auch sie Sitz und Stimme im Rat erhielten.

11. Heimatkunde - S. 105

1906 - Bonndorf (bad. Schwarzwald) : Spachholz & Ehrath
- 105 — Entsetzt stand der König nun von seinem Vorhaben ab. Eine Schlange aber brachte der Jungfrau Notburga ein Kraut, womit sie den Arm wieder anheilte. Zum Andenken an die als Heilige verehrte Notburga wurde die Kirche in Hochhausen gebaut. In derselben ist ein Bild aus- bewahrt, das diese Sage iu Bildern zeigt. 3. Ritter Falken st ein. Bor vielen Jahren zog ein Ritter Kuno von Stein in das heilige Land. Dort wurde er von Türken gefangen. Während seiner langjährigen Gefangenschaft mußte er als Sklave sehr harte Arbeiteil verrichten. Als er in einer Nacht schlaflos in dem Kerker lag und sich nach der Heimat sehnte, stand plötzlich ein dunkler Mann vor ihm. Dieser sagte: „Ich will Euch in Eure Heimat bringen. Aber Ihr dürft nicht einschlafen. Sonst gehört Ihr mir mit Leib und Seele." Der Ritter willigte ein und der Mann verschwand. Statt dessen stand ein Löwe da. Auf diesen mußte sich der Ritter setzen und in Windeseile ging es der Heimat zu. Dadurch ermüdete der Ritter und wäre beinahe eingeschlafen, wenn ihn nicht jedesmal ein Falke geweckt hätte. So machte es der Falke immer, wenn Ritter Kuno daran war, einzuschlafen. Bald waren sie zu Hause und der Falke saß auf der Zinne des Burgturmes. Aus Dankbarkeit gegen den treuen Falken nannte Ritter Kuno von Stein sein Schloß: Burg Falkenstein. Sie liegt im Höllental bei Freiburg.

12. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 31

1911 - Dresden : Huhle
— 31 — das noch heute im Stadtwappen einen Mönch mit schwarzer Kutte, das „Münchner Kindl", zeigt. Hierher kamen viele Wallfahrer. Deshalb baute man Gasthäuser und Herbergen; Kaufleute ließen sich nieder, um ihre Waren zu verkaufen, auch Handwerker siedelten sich hier an. Bei jeder Wallfahrt ward die Messe (das Abendmahl) gelesen, und deshalb nannte man auch den Jahrmarkt, der nach der Messe stattfand. Messe, so z. B. in Leipzig. Während der Messe war strenger Landfriede für die Meßstadt und die Meßbesucher. Diese.zeit des Friedens ward ein- und ausgeläutet. Ein Markgraf von Meißen z. B. verordnete: Wir wollen die Kaufleute und ihre Waren schirmen imd schützen, und niemand soll sie beschweren, wenngleich wir mit ihren Landesherren in Feindschaft leben. Andre Städte entstanden da, wo sich eine Furt befand, so z. B. Erfurt, Querfurt, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O. und Dresden. Heinrich I. legte mehrere Burgen an, aus denen sich später Städte bildeten, so auch Otto I. in der Mark Meißen, wo er unter anderen die Burg Wurzen anlegte. Die Bewohner der Burgen hießen Bürger und bestanden aus Kaufleuten, Handwerkern und Ackerbauern. Die Bauern, die sich außerhalb der Mauern ansiedelten, hießen Gras- und Feldbürger, die Leute, die außerhalb der Stadt wohnten, doch deren Bürgerrecht hatten, nannte man Pfahlbürger. 2. Aussehen der Städte. Jede Stadt war von einem Wall und Graben umschlossen. Dahinter ragte eine starke Mauer empor. Durch sie führten doppelte Tore hinein, die durch feste Türme geschützt waren. Am Tage hielten Wächter, Türmer oder Spießbürger Umschau, in der Nacht machte eine Wache die Runde, damit keine Räuber sie überrumpelten. Hohe Türme zierten auch die Kirchen, Klöster und das Rathaus. Die Burg in der Stadt war von einer eigenen Mauer beschützt. Die Wohnhäuser errichtete man meist aus Holz und Lehm und deckte sie mit Stroh oder Schindeln. Die Straßen waren äußerst eng. schmutzig, ungepflastert und unbeleuchtet. Feuersbrünste zerstörten daher oft ganze Stadtteile. Nach den Kreuzzügen fing man an, schönere Häuser aus Stein zu bauen und mit Erkern zu schmücken. Der Giebel stand nach der Straße. Die Kirchen und Rathäuser baute man von Anfang an sehr schön, besonders die Dome, wie die zu Straßburg, Köln, Ulm, Meißen usw. Auf den Straßen lag häufig Dünger, den oft Schweine aufwühlten. Da auch sonst wenig auf Reinlichkeit und Gesundheitspflege geachtet wurde, brachen häufig Seuchen aus, so z. B. um 1350 der schwarze Tod, der in kurzer Zeit Tausende, ja Millionen von Menschen dahinraffte. 3. Beschäftigung der Bürger. Die Bürger bestanden aus Vollbürgern oder Geschlechtern, Handwerkern und Ackerbauern. Die Ritter, welche die Burg samt der Stadt zu schützen hatten, waren die Vornehmen und Herrscher. Ihnen wurden aber bald die Kaufleute, früher Kaufherren genannt, gleichgeachtet. Sie hatten ein beschwerliches Geschäft, da es weder Posten noch Eisenbahnen gab. Dazu kamen äußerst schlechte Straßen, hohe Zollgebühren und große Unsicherheit. In den Stapelorten mußten alle Waren ausgeladen und zwei bis drei Tage lang zum Verkauf ausgestellt werden. Den Frachtwagen samt den Pferden mußte der Kaufherr in der Stadt mieten. Der Weg war genau vorgeschrieben, damit der Zoll nicht umgangen werden konnte; wer bei Not einen andern Weg einschlug, verfiel auch den hohen Strafen.

13. Kreis Groß-Gerau - S. 8

1913 - Gießen : Roth
8 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6. Mainabwärts folgt 2 Stunden von Kelsterbach Raunheim mit 2000 Einwohnern, Worunter etwa 300 Katholiken. Nur wenige Bewohner können auf dem sandigen Boden als Landwirte ihren Unterhalt finden. Die meisten sind Arbeiter im Röhrenwerk und der Lederfabrik am Platz oder im nahen Rüsselsheim. — Huf prächtigem Waldweg südwärts gehend, gelangt man von Raunheim nach Haßloch, am Waldrande in wenig srucht- barer Gemarkung gelegen. Die 350 katholischen Einwohner sind fast alle Arbeiter in Rüsselsheim. Die Landstraße dorthin ist der Brotweg für die Gemeinde geworden. Der Pfarrhof, der Pfarrgarten und seine Umgebung lassen deutlich Spuren einer alten Burganlage erkennen, von hier aus über- fiel Kuno von Falkenstein friedliche Kaufleute auf der alten Handelsstraße von Mainz nach Frankfurt. Die Burg wurde von den Frankfurtern und nach ihrem Wiederaufbau von dem (Erzbischof zu Mainz zerstört. Der Plan, Haßloch in eine Stadt umzugestalten, blieb unausgeführt. 5lm Ende des 18. Jahrhunderts diente die Burg Haßloch dem Räuberhaupt- mann Johannes pückler, dem ,,Schinderhannes", als Zufluchtsort. 1805 wurden ihre Ruinen abgerissen. 2. Wo der Main, von Nordosten kommend, zwei Stunden oberhalb seiner Mündung sich westwärts wendet, liegt Rüsselsheim. 1905 hatte es wenig mehr als 4000 Einwohner, jetzt zählt es 7000, darunter 850 Katho- liken und wenig Juden. Eine höhere Bürgerschule wird von der Ge- meinde unterhalten und dient weitergehenden Bildungsansprüchen. Das Wachstum Rüsselsheims wurde durch die rasche Ausdehnung der (Dpel- werke bedingt. Ihre Arbeiterzahl ist in den letzten 6 Iahren von 1700 auf 4500 gestiegen und wird noch ständig vermehrt. Was ein mächtiger Brand im August 1911 zerstörte, ist erweitert und verbessert aufgebaut. Über 3000 Automobile und 60 000 Fahrräder verlassen jährlich als neue Ware diese Fabrik. Durch die Herstellung von kräftigen Automobilspritzen, Dampfpflügen und Motoren für Flugzeuge suchen die Leiter auch den Bedürfnissen der neuesten Zeit gerecht zu werden. Fast alle Rüsselsheimer stehen mit diesem Weltgeschäft in engster Verbindung. ,,Rüsselsheim ist Opel, und Gpel ist Rüsselsheim". Ändere Fabriken stellen Zichorie, Kokos- matten, Blechgefäße und Kellereimaschinen her. Begünstigt wurde diese rasche Entwicklung Hüffelsheims durch seine Lage. Seit den ältesten Zeiten bildet der Main eine lebhafte Handelsstraße vom Westen nach dem Innern Deutschlands,' täglich fahren schwerbeladene Frachtschiffe ström- auf und stromab. An einem hafenplatz bei Rüsselsheim werden große Mengen Kohlen und Baumaterialien verladen. Die Erzeugnisse der Fabriken gehen mit der Bahn bis in die fernsten Länder. Reizend ist ein Spaziergang auf dem Maindamm. Gegenüber erblickt man die nahen Taunusberge, diesseits liegt ein park mit herrlichen Baumgruppen, in welchem das neue Volksschulgebäude demnächst erbaut wird. Ein naher /

14. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 57

1905 - Leipzig : Wunderlich
57 Jahre 1110. Da vermachte nämlich der Ritter Vitzo von Vitzenburg, genannt Ritter Wiese, seine Güter und darunter auch Wiesenburg an den älteren Grafen Wiprecht von Groitzsch. Von dem Ritter Wiese hat die Burg ihren Namen. Im Laufe der Jahrhunderte kam das Schloß in den Besitz verschiedener Adelsgeschlechter. Bis zum Dreißigjährigen Kriege gehörte es den Herren von Planitz, dann übernahmen es die Kurfürsten von Sachsen. Von diesen kaufte es der Herzog von Schleswig-Holstein- Sonderburg und nannte sich nun Herzog von Holstein-Wiesenburg. Sein Geschlecht ist ein Zweig der Familie, welcher auch unsere Kaiserin ent- stammt. Schon nach kurzer Zeit ging es wieder an die Kurfürsten von Sachsen über, und gegenwärtig ist es zu einer Versorgungsanstalt der Amtshauptmannschaft Zwickau eingerichtet worden. Wir treten nun in die ehemalige Burg ein, um dem alten Wart- turme noch einen Besuch abzustatten. Mit einer gewissen Ehrfurcht be- trachten wir diesen Zeugen ferner Jahrhunderte. Staunend sehen wir uns die starken Mauern des immer noch gegen dreißig Meter hohen Turmes an. Sein Umfang ist bedeutend. Früher war er mit einem Dache versehen und sicherlich viel höher. Vielfach wird behauptet, daß vom Schloß aus ein unterirdischer Gang unter der Mulde weg nach einem unweit der Brücke am rechten Muldenufer auf Schönauer Seite gelegenen Nonnenkloster Wiesenburg geführt habe. Das ist jedoch ein Irrtum. In unserer Gegend hat es nie ein Kloster Wiesenburg ge- geben, doch liegt ein solches, das in frühester Zeit dem Herrn Vitzo von Vitzenburg gehört haben soll, in Thüringen. Ein unterirdischer Gang vom Schlosse aus ist auch bei mehrfachen Nachforschungen nicht aufzu- finden gewesen. Die wenigen Gänge außerhalb aber rühren vom Berg- bau her, den der Herzog Friedrich Ludwig von Holstein-Wiesenburg eifrig betreiben ließ. Nachdem wir noch die schöne Aussicht auf die Muldenaue vom Obstgarten aus genossen haben, scheiden wir von dieser denkwür- digen Stätte, die eine so bewegte und zum Teil glänzende Vergangen- heit hinter sich hat, um noch das Dorf Wiesenburg zu durchwandern. Unser Weg führt uns am Rittergute vorbei. Vor demselben stand einst die gewaltige Femlinde, die erst im Jahre 1886 beseitigt wurde, „nachdem sie durchweg hohl und von böswilliger Hand durch Feuer zerstört worden war". Unweit derselben, vor dem Eingänge ins alte Schloß, war der Pranger, der im Jahre 1835 entfernt wurde. An der Schneeberger Straße sehen wir den Galgenberg, den Schafteich, die Scheibe und etwas abseits die zum Rittergut gehörige Schäferei. Von einem Galgen auf dem Galgenberge wissen die Geschichtsbücher von Wiesenburg nichts. Aber in der Nähe stand die Scharfrichterei, und da- her mag es wohl kommen, daß man dort bei der Bearbeitung des Bodens menschliche Schädel fand. Wie streng das Gericht übrigens in früheren Jahrhunderten urteilte, geht daraus hervor, daß man im Jahre 1624 einen Gotteslästerer mit dem Schwerte hinrichtete. Durch den Schafteich, in dem alljährlich die Schafe gewaschen werden, fließt

15. Landeskunde des Großherzogtums Baden - S. 21

1914 - Heidelberg : Winter
Geschichte der Besiedlung. 21 seinen Räten sich selbst zu regieren. Für solche Orte kani dann allmählich der Name „Stadt" auf, als Bezeichnung der Stätte, an der Markt abge- halten wird. Die ältesten Städte bei uns waren die Bischofssitze, weil da viel Volk zusammenkam. Zahlreiche Städte gründeten die Ritter bei ihren Burgen (Freiburg, Heidelberg!). Daher erhielten die Bewohner der Städte deu Namen Burg er, später Bürger, ein Name, der jetzt für alle erwachsenen (wahlfähigen) Männer eines Ortes gilt. (Früherer Gegensatz zwischen den Bürgern der Stadt und den Bauern auf dem Land!) Die Bewohner der Städte waren zu einem Teil noch Bauern. Andere waren Kaufleute geworden; noch andere, die besonderes Geschick hatten, gaben die Landwirtschaft auf und wurden zu Handwerkern. In größeren Städten bildeten die Kanflente und Handwerker die Mehrheit. Durch Geschick und Fleiß brachte es das deutsche Handwerk zu so hoher Blüte, daß seine Erzeugnisse auch ins Ausland verkauft wurden. Hervorragend waren deutsche Schmiedearbeiten, Möbel, Gewebe (Konstanzer Tuch!) u. a. Auch der Hausbau wurde iu den Städten vollkommen. An Stelle der Holzhäuser trateu mehr und mehr steinerne Gebäude. Herrlich siud die Kirchen aus der Frühzeit der Städte (Münster in Freiburg und Straßburg aus dem 13. Jahrh.), die von dem Reichtum und frommen Sinn der Bewohner Zeugnis ablegen. Zum Schutze der Reichtümer der Städte wurden die- selben mit Maueru umgeben; Türme dienten als Tore, die von einem Wächter bewacht und nachts geschlossen wurdeu. Vielfach sind solche Türme in unseren älteren Städten noch erhalten. Mit der Entwicklung unserer Feuerwaffe:: sind die Mauern wertlos und deshalb meist geschleift worden. Mit dem Reichtum verfeinerte sich auch das Leben in den Städten. Feinere Trachten kamen anf, durch die sich die Bürger von deu Bauern draußen unterschieden, und damit auch eiu feineres Benehmen. Dem Vergnügen und der Unterhaltung dienten Spiele und Feste. Durch Schulen (Gewerbeschulen, Lateinschulen, Klosterschulen) wurde für eine bessere Bildung der Jugend gesorgt. Wissenschaften und Künste fanden uuu, wie früher in den einsamen Klöstern, jetzt in den Städten ihre beste Pflege. In Heidelberg und Freiburg wurden Universitäten, d. h. Hochschulen der Wissenschaften gegründet (Heidelberg 1386, Freiburg 1430). Die glänzende Entwicklung der deutschen Städte mit ihrer hohen Kultur in Gewerbe und Handel, in Kunst und Wissenschaften wurde im 17. und 18. Jahrhundert lahmgelegt durch zerstörende Kriege, unter denen besonders unser Land viel zu leiden hatte. Eiu Krieg, der allen Teilen unseres Landes durch Schweden, Franzosen n. a. ungemein viel Schaden und Elend brachte, war der 30 jährige Krieg, 1618—1648. Schlimm hausten die Franzosen in zwei weiteren Kriegen des 17. Jahrhunderts; in dem 2. derselben, dem Krieg um die Pfalz (1689), haben die barbarischen Banden Ludwigs Xiv. in schändlichster Weise blühende Orte der Pfalz, wie Heidelberg mit seinem herrlichen Fürstenschloß und Mannheim, und der angrenzenden Länder, wie Durlach und Pforzheim, Baden und Rastatt, in Asche gelegt und viele Bewohner hin- gemordet. Um das Jahr 1866 war der französische Kaiser Napoleon einige Jahre der oberste Gewalthaber in Deutschland. Unser Land mußte schwere Kriegssteuern bezahlen und dem fremden Kaiser zahlreiche Truppen stellen für seine Kriege (Rußland, Spanien). Endlich nach 200jähriger Bedrückung durch die Franzosen gewann Deutschland seiue alte Kraft wieder; es hat sich frei gemacht (1813) und hat iu rascher glänzender Entwicklung eine neue Blüte seiner Kultur her- vorgebracht. Da sind auch unsere badischen Städte wieder anfge- blüht in einem Maße und iu einer Weise, die man früher nicht für möa- lich gehalten hätte.

16. Lesestoffe aus allen Teilen der Geschichte - S. 159

1910 - Münster i. Westf. : Schöningh
und so sind die Erwerbung von Rechten im Ausland und die gemeinsame Fahrt über See im weiteren Laufe der Zeiten zu einer der Wurzeln geworden, aus denen die deutsche Hanse emporsproß. 55. Städtisches Leben im 13. und 14. Jahrhundert. (S. § off mann, Das Mittelalter, Mainz 1884. Hohe, oft doppelte Mauern umgürteten die mittelalterlichen Städte, die Wohnstätten eines streitbaren Geschlechts, das immer des Angriffs mächtiger Feinde gewärtig sein mußte. Und rings um das Weichbild, die Gemarkuug der Stadt mit ihren Fluren und vereinzelten Anbauten, Mühlen und Ackerhvsen, Landsitzen der Geschlechter mit festem Steinhaus, zog sich Wall und Graben, die sogenannte Landwehr, deren Zugänge feste Türme und Warten bezeichneten. Wächter lugten von ihnen nach den Laudstraßeu aus und meldeten durch Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Kanfmannszüge, denen in der durch unaufhörliche Fehden mit Nachbarn gewöhnlich unsicheren Zeit ein bewaffnetes Geleit entgegen ging, wenn dieses Geleit nicht durch einen der nächstgesessenen Herren vertragsmäßig übernommen war. Hinter der Landwehr erhebt sich die Stadt, stattlich von außen anzusehen mit ihren vielen Türmen, die nicht nur die zahlreichen Kirchen, Rathaus und andere öffentliche Gebäude zieren, sondern die Mauern und ihre Psorten bewehren. München hatte damals gegen 100, Frankfurt ct. M. an die 70 Mauertürme, kaum eine menschenreiche Stadt weniger. Oft hatte die Altstadt ein Gewirr von engen Gäßchen, an die sich die Vorstadt und Neustadt mit abgesonderter Gemeindeversassnng angelegt haben, noch eine besondere innere Mauer mit Türmen und Toren, welche letztere zu großer Belästigung der Bürger des Nachts uoch geschlossen wurden. Doppelt sind alle größereu Tore, und um das Außentor steht ein fester Turm oder ein Wirtshaus, hinter dem die Brücke über den breiten Stadtgraben zum inneren Tore führt. Sorgfältig werden die Tore bewacht und frühzeitig beim Dunkelwerden geschlossen: dann macht die Wache ihre Runde auf dem bedeckten Gange hinter den Mauerzinnen, denn viel verdächtiges Gesindel und verwegene Buschreiter schauen von draußen begehrlich auf den gewaltigen Steinkasten, der tausend herrliche Dinge birgt. Aber zwischen ihnen und der Stadt, auf einer Anhöhe, steht der Nabenstein, und schwarze Vögel fliegen dort um formlose Bündel an dem hohen Stadtgalgen. Das Innere der alten Stadt bot kein so glänzendes Bild, als der Anblick aus der Ferne; sie würde uns wie ein großes Dorf erscheinen. Der rege Gemeinsinn der alten Bürger hatte mehr Freude au öffent- lichen Gebäuden, an hochgetürmten prachtvollen Münstern und Pfarrkirchen, an Banwerken für die öffentliche Sicherheit und Zwecke der Barmherzigkeit oder zum Schmuck des _ Bürgertums durch Rathäuser, Kauf- und Zuufthalleu, als daß der einzelne Bürger nach auffälliger Zier und besonderem Behagen der eigenen Wohnung trachtete. Jahrhunderte laug bestanden die Bürgerhäuser nur ans Fachwerk, meist mit

17. Kreis Friedberg - S. 29

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. ötorch. 29 eine hübsche romanische Kirche und u. a. ein prächtiges, mit Schnitzereien geziertes Lachgebäude besitzt. Münzenberg. Etwas südlich liegt das Städtchen Manzenberg, dessen trutzige Burg, heute oft Wetterauer Tintenfaß genannt, mit ihren beiden Burgfrieden in die lachende wetterau schaut. Sie ist die malerische Ruine einer im Mittelalter starken, stattlichen Feste. Ihre Befestigungen: Wm^zinnengekrönte «Mauern, wehraänge und Türme umaeben den von Osten nach Westen längs ziehenden Hof, in dem wir heute noch die Reste von wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die links und rechts von mächtigen Türmen, den beiden Bergfrieden, besetzt sind, sehen. Durch die Tore, deren zweites in einem rechteckigen Bau sich befindet, während das dritte, das Haupttor, uns durch eine halbumwölbte, schräg unter der Kapelle hinziehende Halle leitet, kommen wir in den innersten Hof. Links erhebt sich der rechteckige, romanische palas. Seine Süd- mauer schließt den Wehrgang ab und ist mit großartigen Sandstein- quadern verziert. Der östliche Teil des Hauptburggebäudes barg den Bankettsaal, in dem zur Blütezeit der Burg manch glänzendes Fest ab- gehalten wurde, ,,da weingefüllte hohe Becher klangen, da aus des Sängers feingestimmter Harfe der holden Minne süße Töne drangen", vom Burg- Hof führt eine in besonderem Vorbau liegende Treppe in die Kapelle. 5ln sie schließt sich östlich ein länglicher Bau, in dem die Schloßküche unter- gebracht war, und daran fügt sich der wieder zugänglich gemachte wart- türm, von dessen Plattform man in die golddurchwirkte 5lu, zu den höhen des Vogelbergs und Taunus, zu blühenden Ortschaften und dichten Forsten schaut. Dem romanischen palas gegenüber liegt der im 1z. Jahrhundert von Werner I. von Falkenstein errichtete gotische palas. — Rls das Ge- schlecht derer von Hagen ausgestorben war, siel Münzenberg nach und nach an die Herren von Falkenstein, die den Kurfürsten auf ihrem weg zur Kaiserwahl nach Frankfurt das Geleite gaben, und die wegen ihrer Kaisertreue in den Grafenstand erhoben wurden. Mit dem Aussterben des mächtigen Geschlechts kam Münzenberg an Solms und Eppen- stein. Letzterer Teil fiel später an Mainz und Stolberg, und das Mainzer Erbe zuerst an Hanau und dann an Hessen-Darmstadt. Dieses, die Solmser Linien und Stolberg teilen sich heute in den Besitz der Burg. Um sie siedelten sich einst die Burgmannen und die hörigen an. So entstand die §tadt Münzenberg, deren Bewohnerzahl sich auch noch dadurch mehrte, daß die Einwohnerschaft des Vorfes Arnsburg hinzukam. Die Stadt Gunzenberg (868 Einwohner) hatte wie die Burg unter den Stürmen des dreißigjährigen Krieges und einer furchtbaren Feuers- brunst zu leiden, heute ist von dem südlichen Stadtteil nur noch

18. Geschichte des Mittelalters - S. 319

1854 - Weimar : Böhlau
319 genossen. Sie bildeten schon früh unter dem Münzmeister eine Gesellschaft, die mit allem, was zum Prägen und Umprägen der Münzen gehörte, belehnt war, und dadurch auch den einträglichen Geldwechsel in ihren Händen hatte. Sie wurde vom Kaiser als eine Innung anerkannt. In ihr befanden sich die einflußreichsten Bürger, und in mehreren Städten zog sie selbst die Besetzung des Stadtrathes an sich. Der Geist der Verbrüderung ging auch auf die Handwerker über. Trotz der Verbote der Kaiser bildeten sich nach den Gewerben Verbrüderungen, die ihre Meister selbst wähl- ten und neben verschiedenen Lasten auch mancherlei Ehrenrechte und Vortheile hatten. Diese Verbrüderungen mit dem übrigen außer- halb derselben befindlichen Volke wurden unter dem Namen der Ge- meinde zusammengefaßt. Dieser wurde z. B. in Köln die Obhut der Stadtkasse übergeben. Uebrigens blieb aber zwischen der Ge- meinde und den alten rathsfähigen Geschlechtern ein schar- fer Unterschied, da letztere zum Theil allein die öffentlichen Aemter einnahmen und ein solches Ansehen besaßen, daß die Aermeren der kaiserlichen Verbote ungeachtet sich häufig als Mundmanuen an sie anschlossen und dadurch mancherlei Mißbräuche veranlaßten. Die königlichen oder Reichsstädte waren diejenigen, welche unmittelbar unter dem Reiche standen. Sie rührten größtentheils von königlichen Pfalzen und Villen und den vom Reiche befestigten Orten her. Ihr Aufblühen wurde durch die Verleihung des Markt- rechtes, des Zolles und der Münze und anderer Privilegien geför- dert. Die Einwohner der königlichen Städte bestanden aus den Reichsministerialen, aus rittermäßigen Grundbesitzern, aus Han- delsleuten und aus freien und unfreien Grundholden des Fiskus. Zur Handhabung und Verwaltung der Rechtspflege setzte der Kai- ser einen Reichsvogt und einen Schultheiß. Die Vogtei und das Schultheißenamt wurden aber nicht selten an Fürsten und Her- ren zu Lehen gegeben oder verpfändet. Das war für die Reichs- unmittelbarkeit dieser Städte gefährlich und deshalb suchten sie sich gegen solche Veräußerungen zu schützen. Die drei Versammlungen (echte Thinge) der Freien dauerten auch in diesen Städten fort, eben so das Schöffenthum zum Beisitz bei den Gerichten und zur Mitberathung der städtischen Angelegenheiten, bis für letztere im zwölften und dreizehnten Jahrhundert ein Collegium der Rath mannen oder Consuln hinzukam. Auch die übrigen Ver- hältnisse entwickelten sich in ähhlicher Weise wie in den bischöflichen Städten. Die Territorialstädte entstanden auf verschiedene Art. Ei- nige rührten davon her, daß Städte des Reiches unter einen Für- sten oder Herren kamen; andere entstanden aus schon vorhandenen, der Gauverfassung einverleibten kleinen Landstädten, oder aus ei- ner bei einem herrschaftlichen Haupthofe, einer Burg oder einem Kloster sich bildenden Ansiedelung. Noch andere wurden auf herr- schaftlichem Boden durch Heranziehen von Kaufleuten aus der Um- gegend gegen Gewährung von Grund und Boden und anderen Vortheilen gegründet. Das Erste war die Umgebung des Or- tes mit Mauern zum Schutze der Bewohner. Dazu gehörte ur- sprünglich die Erlaubniß des Kaisers; jedoch wurde diese 1231 den

19. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 33

1913 - Dresden : Huhle
— 33 — Diese sanken zwar während der Völkerwanderung in Schutt und Asche, überaus ihren Trümmern erblühten bald wieder neue Städte. Andere Städte entstanden in späteren Zeiten dort, wo sich eine große Kirche (Münster) oder ein berühmtes Kloster befand, so z. B. Fulda, St. Gallen und in München, das noch heute im Stadtwappen einen Mönch mit schwarzer Kutte, das «Münchner Kindl", zeigt. Hierher kamen viele Wallfahrer. Deshalb baute man Gasthäuser und Herbergen; Kaufleute ließen sich nieder, um ihre Waren zu verkaufen, auch Handwerker siedelten sich hier an. Bei jeder Wallfahrt ward die Messe (das Abendmahl) gelesen, und deshalb nannte man auch den Jahrmarkt, der nach der Messe stattfand. Messe, so z. B. in Leipzig. Während der Messe war strenger Landfriede für die Meßstadt und die Meßbesucher. Diese Zeit des Friedens ward ein- und ausgeläutet. Ein Markgraf von Meißen z. B. verordnete: Wir wollen die Kaufleute und ihre Waren schirmen und schützen, und niemand soll sie beschweren, wenngleich wir mit ihren Landesherren in Feindschaft leben. Andre Städte entstanden da, wo sich eine Furt befand, so z. B. Erfurt, Querfurt, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O. und Dresden. Heinrich I. legte mehrere Burgen an, aus denen sich später Städte bildeten, so auch Otto I. in der Mark Meißen, wo er unter anderen die Burg Wurzen anlegte. Die Bewohner der Burgen hießen Bürger und bestanden aus Kaufleuten, Handwerkern und Ackerbauern. Die Bauern, die sich außerhalb der Mauern ansiedelten, hießen Gras- und Feldbürger, die Leute, die außerhalb der Stadt wohnten, doch deren Bürgerrecht hatten, nannte man Pfahlbürger. 2. Aussehen der Städte. Jede Stadt war von einem Wall und Graben umschlossen. Dahinter ragte eine starke Mauer empor. Durch sie führten doppelte Tore hinein, die durch feste Türme geschützt waren. Am Tage hielten Wächter, Türmer oder Spießbürger Umschau, in der Nacht machte eine Wache die Runde, damit keine Räuber sie überrumpelten. Hohe Türme zierten auch die Kirchen, Klöster und das Rathaus. Die Burg in der Stadt war von einer eigenen Mauer beschützt. Die Wohnhäuser errichtete man meist aus Holz und Lehm und deckte sie mit Stroh und Schindeln. Die Straßen waren äußerst eng, schmutzig, ungepflastert und unbeleuchtet. Feuersbrünste zerstörten daher oft ganze Stadtteile. Nach den Kreuzzügen fing man an, schönere Häuser aus Stein zu bauen und mit Erkern zu schmücken. Der Giebel stand nach der Straße. Die Kirchen und Rathäuser baute man von Anfang an sehr schön, besonders die Dome, wie die zu Straßburg, Köln, Ulm, Meißen usw. Auf den Straßen lag häufig Dünger, den oft Schweine aufwühlten. Da auch sonst wenig auf Reinlichkeit und Gesundheitspflege geachtet wurde, brachen häufig Seuchen aus, so z. B. um 1350 der schwarze Tod, der in kurzer Zeit Tausende, ja Millionen von Menschen dahinraffte. 3. Beschäftigung der Bürger. Die Bürger bestanden aus Vollbürgern oder Geschlechtern, Handwerkern und Ackerbauern. Die Ritter, welche die Burg samt der Stadt zu schützen hatten, waren die Vornehmen und Herrscher. Ihnen wurden aber bald die Kaufleute, früher Kaufherren genannt, gleichgeachtet. Sie hatten ein beschwerliches Geschäft, da es weder Posten noch Eisenbahnen gab. Dazu kamen äußerst schlechte Straßen, hohe Zollgebühren und große Unsicherheit. In den Stapelorten mußten alle Waren ausgeladen Franke, Zeit- und Lebensbilder. 3

20. Das Vaterland - S. 197

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
197 jetzt den „Hohen Zollern“, und der in der Burg wohnte, war der Sohn des schwäbischen Grafen Bnrchard Ii. und nannte sich Graf von Hohenzollern. Ein späterer Hohenzoller, Graf Fried- rich Iii., war der treue Ratgeber des mächtigen Hohenstaufen- kaisers Friedrich I, des Rotbarts, in allen Reichsangelegenheiten. Er wurde von dessen Nachfolger, Kaiser Heinrich Vi., zum Burg- grafen von Nürnberg eingesetzt. Seine beiden Söhne teilten sich (1227) in das väterliche Erbe dergestalt, dass der ältere das Burggrafentum Nürnberg und die Besitzungen der Hohen- zollern in Franken (Ansbach und Bayreuth), der jüngere die Grafschaft Hohenzollern mit den schwäbischen Gütern erhielt. Aus der älteren (fränkischen) Linie gingen (seit 1415) die Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg, die späteren Könige von Preussen, hervor, welche berufen wurden, die deutsche Kaiserwürde zu erneuern. Die Burg Hohenzollern vererbte sich bei der jüngeren (schwäbischen) Linie, den späteren Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen. Später verliessen auch diese den alten Felsensitz und siedelten nach ihrem nahen Schlosse zu Hechingen über. Im Laufe der Jahrhunderte geriet die Burg in Verfall und wurde 1823 fast ganz abgebrochen. Nachdem die Hohenzollerschen Lande durch Übereinkunft an Preussen übergegangen waren, beschloss König Friedrich Wilhelm Iv. von Preussen, an der Stätte, wo die Wiege seines Geschlechts ge- standen, ein neues Schloss aufzurichten. König Wilhelm I. nahm 1867 auf dem Hohen Zollern die Schlüssel der wiedererstandenen Burg in Empfang und feierte die Einweihung derselben. Nun erhebt sich wieder auf dem Felskegel, umgeben von dem festen Gürtel trutziger Mauern und Basteien, das wehrliche Haus der Hohenzollern. Weithin erglänzen Wartturm und Zinnen; die Türme und Erker der alten Kapelle mit ihren buntgemalten Spitzbogen- fenstern leuchten von ferne. Mitten im Burghofe blüht eine alte Linde. Über dem Burgthore liest man die Inschrift: Zollern, Nürnberg, Brandenburg im Bund bauten die Burg auf festem Grund. 1454. Mich baut' Preussens starke Hand, Adlertbor bin ich genannt. 1854. Darüber sieht man den preussischen Adler mit dem hohen- zollerschen Wappen im Brustschilde und dem Wahlspruche: „Vom Fels zum Meer.“ Nur wenige Steine des alten Burggemäuers sind in das neue Baudenkmal eingefügt worden; aber diese Steine erzählen uns die denkwürdige Geschichte des wunderbaren Weges, welchen die Hohenzollern durch die Jahrhunderte genommen, bis ihr Wahlspruch, das „Vom Fels zum Meer“, erfüllt war, von dem ersten „Zollre“, der die Burg auf dem St. Michaelsberge erbaute, bis auf unsern gegenwärtigen deutschen Kaiser Wilhelm Ii. —