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1. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 100

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
ten aber: „Wir haben niemals etwas vom Talmud gehört.“ Er durchzog nun das Gebirge Ararat bis Nisibis, von da nach Chossen Kepha, dann schlug er den entgegengesetzten Weg ein. In Nisibis ist eine grosse Gemeinde, dort ist die Synagoge des R. Jehuda den Bathira*) und zwei Synagogen, die noch von Esra gebaut wurden. In der einen ist ein roter Stein in die Wand eingelassen, der von den Steinen des Tempels herrührt. Von Nisibis ging er in acht Tagen nach Neu-Ninive; hier fliesst der Tigris vorbei, er überschritt diesen Fluss und ging drei Tage lang nach Alt-Ninive. Hier ist alles öde, der Boden ist schwarz wie Pech, und wo einst ein schöner Wald stand, ist alles verwüstet wie Sodom, kein Gras, keine Pflanze. Neu-Ninive hingegen hat eine grosse Gemeinde von ungefähr sechstausend Seelen und mehr. Sie hat zwei Fürsten, R. David und R. Samuel, zwei Brudersöhne aus dem Geschlechte des Königs David. Jedes Gemeindemitglied gibt jährlich einen Goldgulden Kopfgeld, die Hälfte erhält der Landesherrscher, der hier nicht König, sondern Sultan genannt wird und der selbst wieder dem Kalifen von Babel (Bagdad) untergeordnet ist. Die andere Hälfte erhalten die beiden Fürsten, die selbst Besitz an Feldern und Weinbergen haben. In diesen Ländern gibt es keine angestellten Vorbeter, auch in Persien, Medien und Damaskus nicht. Nur die Fürsten weisen ihre gelehrten Tischgänger an, einmal diesen, einmal jenen, vorzubeten. Der Fürst hat ein Gefängnis, Verbrecher darin einzusperren. Hat ein Jude mit einem Muselmann einen Streit, so wird der Schuldige, ob Jude oder Muselmann, vom Fürsten zu Gefängnis verurteilt. R. Pethachja wurde in Ninive krank, die Aerzte des Königs meinten, er werde nicht mit dem Leben davonkommen. Dort ist es üblich, dass, wenn ein fremder Jude *) Lebte kurz vor der Zerstörung des zweiten Tempels.

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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 20

1888 - Leipzig : Engel
- 20 — ihum, das er mit griechischer Weltanschauung zu versöhnen suchte. In der,-Schriftauslegung bedient er sich mit Vorliebe der Allegorie; die biblischen Erzählungen sind ihm Bilder der Sittlichkeit und die gesetzlichen Vorschriften haben^ für ihn noch eine besondere symbolische Bedeutung. Seine Schriften, von denen viele verloren gegangen, sind, weil in griechischer Sprache geschrieben, von den Juden weniger gekannt; erst in neuerer Zeit suchte man sie durch Tjsber-setzungen auch dem grössern Publikum zugänglich zu machen. Diesen an Tugend und Gelehrsamkeit gleich ausgezeichneten Mann wählte die alexandrinische Gemeinde zu ihrem Fürsprecher bei dem Kaiser Caligula, die heidnischen Alexandriner vertrat der berüchtigte Apion. Die Juden fanden bei dem Tyrannen, der noch dazu gegen sie eingenommen war, eine sehr ungünstige Aufnahme; er beharrte eigensinnig auf seinen Willen, und erst sein Nachfolger Claudius liess ihnen Gerechtigkeit widerfahren. Auch in der Weltstadt Rom wohnten schon damals gegen 8000 Juden, welche als vollberechtigte römische Bürger anerkannt waren, sodass zur Zeit Cicero’s, der öffentlich gegen sie auftrat, ihr Einfluss sich bemerbar machte. Besonders zahlreich waren sie in den parthischen Ländern, und zwar in den Städten Nehardea und Nisibis. In Nehardea am Euphrat hatten zwei jüdische Jünglinge, Asinai und Anilai, Weber von Handwerk, einen Raubstaat gegründet und eine solche Macht erlangt, dass der König Artaban ein Bündniss mit ihnen schloss. Nach 16jährigem Bestehen ging der Staat durch innere Zwietracht unter: Asinai wurde von seiner heidnischen Schwägerin vergiftet, und Anilai, von Mithridat, dem Schwiegersöhne des Königs Artaban, mit Krieg überzogen, fiel mit seiner Schar in der Schlacht. Viele babylonische Juden flüchteten sich dann nach Seleucia am Tigris, wo auch sie, 5000 an Zahl, nach wenigen Jahren (41) dem Hasse der Bewohner zum Opfer fielen. Die Städte Nehardea und Nisibis wurden später Pflanzstätten jüdischer Wissenschaft. Von Parthien aus siedelten sich Juden auch in Adiabene, einer Landschaft am Tigris, an. Hier herrschte der gleich seiner Mutter, der frommen Helena, und seinen Brüdern, zum Judenthum übergetretene König Izates, dem nach einer 24jährigen Regierung sein Bruder Monobaz auf den Thron folgte. Die adiabenische Königsfamilie, ganz besonders die Königin Helena, welche letztere viele Jahre in Jerusalem lebte, spendete viele Gaben für den Tempel und liess zur Zeit der Hungersnoth Geld und Getreide unter die Leidenden vertheilen. Die Söhne und Töchter des Izates wurden bei der Eroberung Jerusalems durch Titus gefangen genommen und nach Rom geschickt. § 6. Der Ausbruch der Empörung. Flavius Josephus. Müde die Bedrückungen des Gessius Florus länger zu ertragen, griffen die Juden endlich zu den Waffen. Als sie sich nämlich seiner unverschämten Forderung, ihm 17 Talente aus dem Tempelschatze zu geben, widersetzten, zog er gegen Jerusalem und liess seine Soldaten nach Herzenslust morden, rauben und zerstören (Mai 66). Da riss der verzweifelten Menge die Geduld. Die Priester

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 105

1888 - Leipzig : Engel
— 105 - den Juden eine neue freie Heimat bot. Von unmittelbaren Folgen für die Vertriebenen war die Eroberung des christlich byzantinischen Reiches durch die Osmanen. Grosse Scharen der spanischen Flüchtlinge wanderten nach der Türkei, wie denn überhaupt die Verfolgungen und Verbannungen, welche im 15. und 16. Jahrhundert die Juden im Westen trafen, sie immer mehr nach dem Osten trieben. Ungefähr 30000 spanische Familien zogen nach Afrika, wohin ihnen viele portugiesische Leidensgenossen bald folgten: es bildeten sich grosse Gemeinden in Fez, Marokko, Algier, Tripolis, Tunis u. a. m., mit gelehrten Rabbinern an der Spitze, wie R. Moses Alaschkar aus Zamora, der später in Aegypten und Jerusalem lebte und Verfasser von Gutachten und synagogalen Poesien ist, (st. 1533). Auch Aegypten und Palästina treten wieder aus dem Dunkel hervor; in Kahira suchten viele spanische Flüchtlinge Schutz, und viele Gelehrte, wie Samuel Serillo (Seryleio), David Abi Simra, welcher über 100 Jahre lebte und dessen Gutachten sehr geschätzt sind, u. A. standen hier in hohem Ansehen. Die freundlichste Aufnahme fanden die spanischen Exulanten in der Türkei, wo die Sultane Bajazet, Selim und Suleiman ihnen gern Asyl und Freiheiten einräumten. Ueberall im türkischen Reich entstanden neue Gemeinden oder ver-grösserten sich die schon bestehenden: Konstantinopel, Adrianopel, Salonichi, Galipoli wurden von den Sephardim, wie man die spanisch-portugiesischen Juden nannte, stark bevölkert. Nach den Ländern und Städten, aus denen sie kamen, vereinigten sie sich; sie bildeten eigene Synagogen mit dem heimatlichen Ritus und hatten ihr eigenes Armen-, Steuer- und Schulwesen; die grosse 30000 Seelen zählende Gemeinde zu Konstantinopel hatte 44 Synagogen oder Gemeinden; dort wie in anderen Städten gab es eine castilianische, portugiesische, toledanische, corduanische, eine griechische, ungarische, deutsche Gemeinde. Die Juden, welche hier das fanden, was sie in dieser Zeit anderswo vermissten, machten sich dem Staate und der Bevölkerung in jeder Weise nützlich. Sie lehrten die Türken die Kunst mit Pulver umzugehen, das sie fabricirten, dienten als Dolmetscher und Aerzte, trieben Handel im Grossen und Kleinen, waren Handwerker und Künstler. Noch nie war ihr Reichthum grösser, ihre Religionsfreiheit anerkannter als im 16. Jahrhundert in der Türkei; sie erlangten auch alsbald Einfluss auf den Staat. Schon unter Mohammed H., dem Eroberer Konstantinopels, war ein Jude der Unterhändler zwischen der Pforte und Venedig; sein Leibarzt und treuester Staatsmann war der Jude Jakob. Unter Selim und Soliman wuchs der Einfluss der Juden ausserordentlich. Selim setzte den ebenso reichen wie wohlthätigen Abraham de Castro zum Münzpächter ein und Soliman wurde durch einen Juden zur Eroberung von Rhodus angeeifert. Leibarzt Soliman’s ü. war Joseph Hamon, dessen Sohn Moses ihm in diesem Amte folgte. Er war der treue Begleiter seines Fürsten auf allen seinen Kriegszügen und machte den Einfluss, den er bei ihm genoss, auch für seine Glaubensgenossen geltend; er errichtete auf eigene Kosten eine Lehranstalt, an deren Spitze bedeutende Rabbiner, wie der fromme Joseph Teitazak, standen und fertigte auf Wunsch Soliman’s eine arabische Uebersetzung der heil. Schrift und der jüdischen Gebete an. Sein Sohn Joseph, gleichfalls Arzt am Hofe des Sultans, trat in die Fusstapfen des Vaters.

3. Alte Geschichte - S. 98

1881 - Halle : Anton
98 der Große —), der sich durch Grausamkeit vergangen hatte, das Gotteshaus besuchen wollte, trat ihm am Eingänge desselben der Bischof mit den Worten entgegen: „Du hast gesündigt wie David, nun thue auch Buße wie David!" Uud erst, als jener reuig seine Schuld bekannt hatte, wurde ihm der Eintritt gestattet. 6. Auch die Berhältnisse des gewöhnlichen alltäglichen Lebens erfuhren durch das Christentum tiefgreifende Veränderung. Im Heidentums hatte, nur der freie Mann volle Menschenwürde besessen; vor Christo und der christlichen Gemeinde hatten Mann und Weib, Herr und Knecht gleiches Recht und gleichenwert. Diearbeit, die man im Altertuine als verächtliches Ding den Frauen und Sklaven überließ, wurde dem Christen Ehrensache, „bete und arbeite" sein Losungswort. „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt", hatte der Herr seinen Jüngern zugerufen. Darum entfalteten die christlichen Gemeinden eine reiche Liebesthätigkeit. Gern gaben die Wohlhabenderen von ihrem Überfluß zur Unterstützung der Witwen und Waisen, der Armen und Kranken. Diakonen — gewöhnlich sieben — leiteten unter Aufsicht des Bischofs die Armenpflege, später leisteten sie auch Hilse in der Predigt und Seelsorge. — Und nicht bloß auf die Glieder der eigenen Gemeinden, auch in die Ferne erstreckte sich die Wohlthätigkeit: für verarmte Gemeinden wurden Collecten gesammelt, und bewundernd mußten die Gegner der Christen gestehen: „Sie lieben sich, ohne sich zu kennen." Ii. Aersolgung. 1. „Siehe, ich sende euch wie Schase mitten unter die Wölfe. Sie werden euch überantworten ins Gefängnis; sie werden euch geißeln in ihren Schulen, sie werden euch in den Bann thun, und wer euch tötet, wird meinen, er thue Gott einen Dienst daran" — so hatte Christus mit prophetischem Blicke seinen Jüngern zugerufen, und bald genug ging sein Wort in Erfüllung. Obfchou Tausende und aber Tausende namentlich der Armen und Gedrückten dem Christentums sich zuwendeten, fo blieb doch die große Masse ihm lange noch sern. Die Predigt von dem Gekreuzigten und Auferstandenen war den Juden, die einen irdischen Messias erhofften, ein Ärgernis und den Heiden, die ihre eignen Götter verlachten, eine Thorheit. 2. Die ersten Christenverfolgungen gingen von den Juden aus. Der hohe Rat zu Jerusalem ließ Petrum und Johannem, die ander Thür des Tempels einen Lahmen gesund gemacht hatten, stäupen und verbot ihnen die Predigt von Christo. Sie aber erklärten: „man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen" und gingen fröhlich von des Rats Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um Christi willen Schmach zu leiden. — Den Ar-

4. Teil 1 - S. 422

1882 - Leipzig : Brandstetter
422 Die rechtliche und soziale Stellung herausgeben sollten. Und darum zahlte Herzog Friedrich von Bayern von seinem Land dem Könige 15000 Gulden, der Bischof von Würzburg 15000 Gulden, der von Ottingen von seinem Land 15000 Gulden, die von Rotenburg 1000 Gulden, die von Schweinfurt 200 Gulden, die von Wins-heim 100 Gulden, die von Nürnberg 4000 Gulden, und wer den Juden hier zu Nürnberg schuldig war, der musste den Bürgern hier von jedem ^00 Gulden 30 Gulden zahlen, so daß die Schuld damit getilgt war." vsn einem andern Falle derartiger Schuldentilgung verordnete König Wenzel, falls jemand, Fürsten, Ritter oder Städte, den Juden zu ihren Forderungen verhelfen würde, so sollte das als Raub und Landfriedensbruch betrachtet werden. Nicht nur infolge des Wuchers, sondern aus nationalem und kirchlichem Widerwillen hegte der Christ Haß gegen den Juden und ließ demselben nicht nur im Leben bei jeder Gelegenheit freien Lauf, sondern bethätigte ihn auch in der Gesetzgebung, in Litteratur und Kunst. Durch öffentliche Bilder, welche Scenen aus ihrer Leidensgeschichte darstellten, wurden die Juden verhöhnt. Zu Deggendorf hat man durch ein Bild über dem Stadtthor die blutige Bestrafung der Juden im Jahre 1337 für eine angebliche Hostienschändung verewigt, zu Frankfurt hat man auf der Mainbrücke nach Sachsenhausen zu, unter dem Brückenturm, zum Andenken an die angebliche Ermordung eines Kindes zu Trient im Jahre 1475 das Gemälde eines mit Pfriemen zerstochenen Kindes und sonstige die Juden verunehrende Darstellungen angebracht. Besonders pflegte man cm Orten, welche von Juden nicht betreten werden sollten, an Kirchen, christlichen Gasthäusern zc. das Bild einer San anzubringen. Solcher Gesinnung des Volkes entsprach die Gesetzgebung. Nirgends war man in den Mitteln bedenklich, die außerhalb des Christentums Stehenden unter die Herrschaft der Kirche zu ziehen. Wenn der Fanatismus erwachte, wurde den Inden oft nur die Wahl gelassen zwischen der Taufe und den furchtbarsten Todesqualen. Wenn auch bei vielen Verfolgungen das eigentliche Motiv Habsucht und andere niedere Leidenschaften waren, so wurde doch immer die Fahne des Christentums hoch gehalten; im Namen des Herrn beging man die Greuel. Wo Judengemeinden geduldet waren, hatten sie das Recht freier Re-ligionsübung und befaßen eine Synagoge; durch geistliche und weltliche Fürsten war ihnen garantiert, daß sie bei Abhaltung ihres Gottesdienstes nicht gestört, ihre Synagogen nicht verletzt oder beraubt werden sollten. Wer mit Steinen nach der Judenschule wirft, soll dem Judenvorsteher zwei Talente zahlen. König Johann von Böhmen freilich fand kein Unrecht darin, in der Synagoge zu Prag (1336) nach Schätzen suchen zu lassen und die gefundenen 2000 Mark für sich zu nehmen. Und wenn an einem Orte eine Verfolgung losbrach, so war regelmäßig die Judenschule, wohin die Juden ihre Flucht gelenkt hatten, der Schauplatz fürchterlicher Grausamkeit und Zerstörungswut. Nicht jede Judengemeinde hatte ihren besondern Begräbnisplatz, viele Gemeinden waren genötigt, ihre Leichen auswärts auf

5. Geschichtstabellen für Seminare, höhere Mädchen- und Mittelschulen - S. 1

1884 - Berlin : Gaertner
/ Altertum. I. Der Orient. 3500 v. Chr. Menes von Ägypten. Memphis, die Hauptstadt des alten Reiches. Cheops, Chefren und Mykerinos, die Erbauer der gröfsten Pyramiden. Der Mörissee; das Labyrinth. 2000 Das Emporkommen Babylons unter den Chaldäern. Der Turm des Baal. Abraham, der Stammvater der Juden, wandert aus Mesopotamien in Kanaan (Palästina) ein. 1600 Das neue Reich in Ägypten. Hauptstadt Theben (Ruinen zu Karnak und Luxor). Die Juden in Ägypten. 1500 Das Emporkommen Assyriens. Hauptstadt Ninive. Sagen von Ninus und Semiramis. Babylon assyrisch. 1350 Ramses Ii der Große von Ägypten, Beherrscher der Nachbarländer. Moses führt die Juden nach Palästina zurück. 1300 Das Emporkommen der Phönizier. Sidon und Tyrus. Die Zeit der Richter. Simson. 1050 — 950 Saul (gesalbt von Samuel), David (Hauptstadt Jerusalem), Salomo (der erste Tempel), die Könige der Juden. 1

6. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 143

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 143 — stücke, so erzählten die dortigen Juden, seien das Silber, die Edelsteine und die Goldstickereien wert. Der Hechal hat zwei Türen, eine an der Südseite und eine an der Nordseite; zwei Vertrauensmänner sind von der Gemeinde eingesetzt, diese Türen zu schliessen und zu öffnen. In der Mitte der Synagoge ist eine Empore aus Holz, das ist die Teba, wo die Vorbeter das Gebet verrichten. Fünf Vorbeter sind gegenwärtig von der Gemeinde bestellt, an den Sabbaten und Feiertagen in schöner Sangesweise vorzubeten, ich habe so vorzügliche Vorsänger nirgends bei den Juden angetroffen. An Wochentagen jedoch kommen nur wenige in die Synagoge, „ein Kind könnte sie aufschreiben.“*) Um die Synagoge herum liegen viele Zimmer, so eines, in dem Betten für Kranke bereitstehen, oder für Fremde, die aus fernem Lande kommen und keine Herberge finden. Dann ein Zimmer, in dem Wasser vorrätig gehalten wird, und ein grosses und schönes für die Sitzungen der Gemeinde-Bevollmächtigten, denn die Gemeinde wählt alljährlich zwölf Deputierte, denen vom König das Recht verliehen ist, Steuern und Gefälle aufzuerlegen, Strafen zu vollziehen und zu verhaften. Dieses hat nun viel Unheil im Gefolge. Denn niederträchtige und dunkle Existenzen drängen sich mit Geschenken an den königlichen Statthalter heran, dass er ihre Wahl zu Deputierten veranlasse, sie führen dann alle Einkünfte der Synagoge und der Gemeinde, die sie erheben, dem Statthalter und seinen Grossen zu, um bei diesen in der willkürlichen Behandlung der Steuerzahler, denen sie ein eisernes Joch auferlegen, einen Anhalt zu finden. So versündigen sich die Deputierten gar sehr, denn die Armen klagen ohne Aufhör über den Druck ihrer Bedränger, und das Jammern der Stadt steigt zum Himmel empor. *) Vgl. Jes. io, 19, d. h. 10 Personen

7. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 121

1888 - Leipzig : Engel
— 121 — versenkte. Aus Italien vertrieben, liess er sich in Amsterdam nieder, wo er sich mit dem Schleifen von Steinen ernährte; er starb auf einer Pilgerfahrt nach Palästina, erst 40 Jahre alt, in Akko 1747. § 8. Die Juden in Holland. Menasse den Israel. Trotz der Tausende von Marannen, welche im 15. und 16. Jahrhundert in Italien, der Türkei und Afrika Schutz gesucht, trotz der Tausende, welche die Scheiterhaufen der Inquisition bestiegen hatten, gab es in Spanien und Portugal gegen Ende des 17. Jahrhunderts und später noch immer der Neu-Christen genug, welche ihre hohen staatlichen Stellungen und geistlichen Würden aufgaben, um das Judenthum, dem sie im geheimen zugethan waren, offen zu bekennen und in duldsamen Ländern als Juden zu leben und zu sterben. Schon im 16. Jahrhundert suchten einzelne Marannen-Familien in Antwerpen eine Zufluchtsstätte, sie durften aber ihren Glauben nicht offen bekennen; erst gegen Ende des genannten Jahrhunderts nahmen die Einwanderungen der spanisch-portugiesischen Marannen in die nach Befreiung vom spanischen Joch schmachtenden Niederlande grössere Dimensionen an. Im Jahre 1590 schiffte sich das Geschwisterpaar Manuel und Maria Lopez Pereyra mit ihrem Oheim Miguel Lopez nach Holland ein. Unterwegs wurden sie von den Engländern ergriffen und als Gefangene nach London geführt. Die durch Schönheit und Bescheidenheit ausgezeichnete Maria, von der Königin Elisabeth freundlich aufgenommen, lehnte die ehrenvollsten Anträge, selbst die Hand eines englischen Herzogs ab und hatte keinen ändern Wunsch als ihre Reise fortsetzen zu dürfen. Sie kam glücklich nach Amsterdam und war gewissermassen die erste, welche als Jüdin Amsterdam betrat. Bald folgte ihr auch die Mutter mit den übrigen Verwandten und einige Jahre später eine grössere Anzahl spanisch-portugiesischer Flüchtlinge, welche durch Uri Levi, der als Rabbiner in Emden lebte, dorthin geleitet und ins Judentlium aufgenommen wurden. Den neuen Ankömmlingen, welche anfangs für Papisten und Bilderdiener gehalten wurden, gestatteten die Behörden freie Religionsübung. Die Gemeinde vergrösserte sich von Jahr zu Jahr, sodass ihr das von Samuel Palache, dem marokkanischen Gesandten in den Niederlanden, eingeräumte Betlocal bald nicht mehr genügte und sie eine Synagoge errichtete. Innerhalb eines Jahrzehnts erhoben sich in Amsterdam drei Synagogen (Bet Jakob, Newe Schalom und Bet Israel), denen Isaak Usiel, Joseph und David Pardo als Rabbiner vorstanden. Kaum gab es damals noch eine jüdische Gemeinde, welche so viele durch Bildung, Reichthum und Opferwilligkeit hervorragende Männer in sich vereinte wie Amsterdam. Zu den ersten Gründern der amsterdamer Gemeinde gehörten: Jakob Tirado, Jakob Israel Belmonte, der Stammvater einer an Staatsmännern und poetischen Talenten reichen Familie, der Dichter Reuel Jesurun (Paul de Pina), der durch Elia Montalto, den Leibarzt der Königin Maria von Medicis, von seinem Vorhaben, Mönch zu werden, abgebracht und zum Judentlium geführt wurde, Alonso de Herrera, der in spanischer Sprache zwei

8. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 62

1852 - Altona : Hammerich
und weinte: Mein Sohn Absalon! ach mein Sohn! wollte Gott, ich hätte für dich sterben können! David übergab noch bei seiner Lebzeit das Reich seinem jüngsten Sohne Salomo. In den ersten Jahren dieser neuen Regierung ärndte- ten die Israeliten die Früchte der Kriege Davids: das Land war be- reichert und besser angebaut; sie lebten bequemer und hatten einen prachtvollen Gottesdienst. Salomo erbauete den berühmten Tempel des Iehovah bei Jerusalem, zu welchem schon David die Materialien gesammelt hatte: doch hatten die Juden noch immer nicht die Kunst- fertigkeiten erworben, ein schönes Gebäude selbst aufzuführen. Salomo ließ daher dem Könige von Tyrus und Sidon sagen: Bei uns ist niemand, der das Holz zu behauen wüßte, wie die Sidonier; und >000 Männer aus Tyrus und Sidon baueten den Tempel und neue Paläste und> halfen bei der Befestigung Jerusalems. — Um für diese Pracht- werke mehr Schätze zu erhalten, bauete Salomo Schiffe auf dem ara- bischen Meerbusen, die von den merkwürdigen Tyriern gesteuert nach einem fernen Lande im Süden, Ophir, schifften, und von dort Gold, Silber, Elfenbein, Edelsteine und andere Kostbarkeiten brachten. Da- durch ward das Volk reicher, alle Israeliten singen an prächtiger zu leben, aber ihre Pracht ging bald in Verschwendung und üppige Schwelgerei über. Salomo selbst hielt sich tausend Frauen; und unter diesen waren viele Ausländerinnen, die das Ihrige dazu beitrugen, die Sitten zu verderben. Der bisherige Gottesdienst ward mir Leicht- sinn verachtet; man wollte, wie die anderen Völker, prächtige sichtbare Götzenbilder haben. Und Salomo, der seinem Volke so schöne Sitten- sprüche sammelte, konnte selbst verleitet werden, mit seinen Frauen und seinem Volke die fremden Götzen anzubeten. Die Priester erhoben laut ihre Stimme gegen diese Abgötterei: und da das Volk zugleich durch harte Auflagen und schwere Arbeiten bei den vielen Gebäuden gedrückt wurde, gelang es einem Empörer leicht, sich Anhang zu verschaffen und Unruhen zu erregen. Und wie der Anfang von Salomo's Re- gierung die höchste Blüthe Israels gewesen war: so war das Ende desselben der Anfang seines Untergangs; so daß eben der König, der in Gold und Seide gekleidet war, und der das Silber nicht achtete in seinem Lande, ausrufen mußte: Ach, es ist Alles eitel! Zwar wurde nach Salomo's Tode seinem Sohne Rehabeam die Regierung angeboten; aber unter der Bedingung, daß er nicht so harte Dienste auferlegen sollte, als sein Vater gethan hatte. Da er aber die unbesonnene stolze Antwort gab: Mein Vater hat euch mit Ruthen gezüchtiget, ich will euch mit Skorpionen*) züchtigen; sielen zehn Stämme von ihm ab, erwähleten einen eigenen König, Ierobeam, und Palästina theilte sich von jetzt an in zwei Reiche, in das Königreich Juda, das aus zwei Stämmen bestand, mit der Hauptstadt Jerusalem; und in das Königreich Israel, das aus zehn Stämmen bestand, mit der später erbauten Hauptstadt Samaria. Beide führten fast immerfort miteinander Kriege; beide, besonders aber Israel verfielen in *) Skorpionen waren bei den Juden Peitschen mit Stacheln oder mit Eisendrath umflochten.

9. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 28

1888 - Leipzig : Engel
- 28 — §. 3. Kämpfe der Juden gegen Griechen und Römer. Bar Kochba. Während die jüdischen Gelehrten den Ausbau der Lehre und die Erstarkung des Judenthums beförderten, seufzte das jüdische Volk unter dem Drucke der römischen Herrschaft. Kaiser Domitian, der Bruder und Nachfolger des jung verstorbenen Titus, behandelte die Juden, mehr aber noch die Proselyten mit grausamer Strenge. Milder verfuhr mit, ihnen der ehrwürdige Nerva, der jedem den Uebertritt zum Judenthum gestattete und den jüdischen Fiscus aufhob. Schwere Zeiten kamen über sie unter der Regierung des Kaisers Trajan, als er im Jahre 107 gegen die Parther zog. Die Juden, welche im parthischen Reiche in grosser Anzahl und in gewisser politischer Selbständigkeit lebten, namentlich die der Stadt Nisibis, leisteten hartnäckigen Widerstand. Einige Jahre später standen die Juden in Cyrene gegen ihre alten Feinde, die Griechen, auf. Mit ihrem Anführer, der nach Einigen Lucas, nach Ändern Andreas hiess, an der Spitze, tödteten sie, wie berichtet wird, 220,000 Griechen. Dafür hatten die Juden in Alexandrien schwer zu büssen, sie wurden unter grausamen Martern getödtet. Aber auch die aufständischen Juden nahmen blutige Rache und richteten unter Römern und Griechen eine furchtbare Verheerung an. Mittlerweile brach eine Empörung der Juden auf der Insel Cypern aus; viele Einwohner wurden getödtet und Salamis, die Hauptstadt der Insel, zerstört. Da schickte Trajan ein Heer nach Cypern unter Anführung des Marcius Turbo, der nach schwerem Kampfe die Aufwiegler besiegte, die Juden von der Insel verbannte und ihnen verbot, sie je wieder zu betreten. Zur Bewältigung des Aufstandes in Aegypten wurde ebenfalls der grausame Turbo beordert , er richtete unter den Juden ein schreckliches Blutbad an und zerstörte auch die alte prachtvolle Synagoge in Alexandrien (117). Nach Trajan’s Tod bestieg Aelius Hadrian den Thron. Anfangs bewies er sich wohlwollend gegen die Juden. Er berief den grausamen Statthalter Lusius Quietus ab, fasste den Plan Jerusalem wieder aufzubauen und gab, zui grossen Freude der Juden, sogar die Erlaubniss, den Tempel wieder zu errichten. Als er aber auf Einflüsterungen der Samaritaner sein gegebenes Versprechen änderte, war die Erbitternng der getäuschten Juden so gross, dass es zur offenen Empörung gekommen wäre, wenn nicht der besonnene R. Josua, der nach dem Tode R. Gamliel’s den Vorsitz in dem nach Uscha verlegten Synhedrion führte, die kriegslustige Menge beschwichtigt hätte. Der niedergehaltene Aufstand brach jedoch 132 um so furchtbarer aus; zwölf Jahre hatten sie sich darauf vorbereitet. An der Spitze desselben stand ein kühner, unternehmender Mann, namens Simon bar Koseba, oder Bar Kochba (Sternensohn), wie er von dem für die Erhebung eifrig wirkenden R. Akiba mit Anwendung des Schriftverses: „Es ist ein Stern aufgegangen in Jacob“, genannt wurde. Nach dem Beispiele R. Akiba’s von vielen als Messias anerkannt, benutzte Bar Kochba die Abwesenheit des römischen Heeres und fasste den Entschluss, das unerträgliche römische Joch abzuschütteln und die Unabhängigkeit des Volkes zu erkämpfen. Aus allen Ländern strömten jüdische Krieger herbei, sodass Bar Kochba bald über ein Heer von 1 /2 Million verfügte. Einer solchen Macht konnte der damalige römische Statthalter, der tyrannische Ruf us, nicht lange Widerstand leisten: innerhalb

10. Geschichte und Geographie - S. 42

1893 - Cöln : Ahn
42 eine Wette. Nach einiger Zeit stand der Doinbaumeister wieder auf dem Gerüste. Da hörte er plötzlich eine Ente quaken, — der Kanal war fertig. Er verzweifelte nun an der Vollendung des Domes und stürzte sich von dem Gerüste herab in die Tiefe; sein treuer Hund sprang ihm nach *) Der Mann mit dem roten Mantel soll der Teufel gewesen sein." Jahrhunderte vergingen, und der Dom blieb unvollendet; ja, er ging immer mehr seinem Verfall entgegen. Doch end- lich erwachte die Begeisterung für den herrlichen Bau von neuem, ,,und gefunden ward der Meister und der alte Bann gelöst, in die Herzen, in die Geister neue Lust zum Werk geflößt." Der Dom erstand aus seinen Trümmern. Die Könige von Preußen nahmen sich desselben an und unterstützten den Bau durch reiche Geldbeiträge. Friedrich Wilhelm Iii. sorgte für die Ausbesserung und Erhaltung des Vorhandenen. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. legte den Grundstein zum Weiter- bau. Zu seiner Zeit bildete sich ein Vereiit (Dombau-Verein), dem es gelang, reiche Mittel für den Bau zu schaffen. Kaiser Wilhelm I. war es vergönnt, das herrliche Werk vollendet zu sehen. Am 15. Oktober 1880 wurde in seiner Gegenwart das Fest der Vollendung gefeiert. Außer den 23 katholischen Pfarren gibt es in Alt-Cöln noch eine evangelische und eine israelitische Ge- meinde. Die evangelische Gemeinde hat eine Kirche in der Schildergasse, die Antoniterkirche, die Trinitatiskirche am Filzen- graben und die Christus- und Lutherkirche in der Neustadt. Die israelitische Gemeinde hat eine Synagoge in der Glockengüsse und eine am Königsplatze. Seitdem die Gebeine der hl. drei Könige in Cöln ruhen, sind in dem Wappen der Stadt drei Kronen angebracht. Das kölnische Wappen hat zwei Teile (Felder). Das obere Feld ist rot; in demselben sind drei Kronen. Das untere hi Wie dies an der Westseite des nördlichen Turmes in Stein dargestellt ist.

11. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 52

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
behielten, beim auch die späteren Könige waren, mehr oder minder, Anhänger dcö Götzendienstes. Bei allem dem standen die Prophet.» (Elias, Elisa,) bei König und Volk in bedeutendem Ansehen. — So ging das Land zu Grunde. Talma nass er, ein assyrischer König, eroberte eö. Die Vornehmsten wur- den hinweggeführt, dagegen banetcn sich viele Assyrer wieder im Lande an. Dadurch entstand ein aus Heiden und Israeliten gemischtes Volk, welches man die Samariter nannte. Sie waren zwar Bekenner der mosaischen Reli- gion, verehrten aber neben Jehovah auch die assyrischen Götzen. Daö Reich Juda hielt sich länger. Einige gute Könige hielten den Ver- fall des Reiches und der Religion auf. Endlich aber mußte es auch vergehen;' Nebucadnez ar, der dazumal das babylonische Reich stiftete, überwand den letzten König von Juda, und eroberte daö Land. Der Tempel wurde ver- brannt und viele von den Einwohnern deö Landes mußten nach Babylon wandern. Nim hätte man denken sollen, der mosaische Gottesdienst würde ganz auf- hören. Aber Gott hatte es anders beschlossen. Das Volk bereitete seinen Ab- fall von Gott und besserte sich; die Propheten (Daniel und Hesekicl un- ter den Weggeführten, Iercmias unter den Zurückgebliebenen) ermunterten das Volk zur Beständigkeit im Glauben, und erhielten sowohl die Hoffnung eines Messias, als auch die der Rückkehr in's Vaterland in ihnen lebendig. Und so wurde deyi israelitischen Volke durch göttliche Veranstaltung ihre Ge- sangenschast zum Segen. Das babylonische Reich ging schnell wieder zu Grunde. Eyrnö oder Ko res, der Stifter der persischen Monarchie, zerstörte dasselbe, und so kam auch Judäa unter seine Gewalt. Er erlaubte den Juden, wieder in ihr Land zurückzukehren und den Tempel aufbauen zu dürfen. Viele, welche sich bei Ba- bylon angebaut hatten, kehrten nicht zurück, viele aber benutzten mit Freuden diese Erlaubniß. Sernbabel, ein Nachkomme Davids, Nehcmia, der Mundschenk des persischen Königs und Esra, ein Schriftgelehrtcr, zogen mit diesen. — Als der Tcmpelbau beginnen sollte, wollten die Samariter mit bauen, wurden aber von den Heimgekehrten zurückgewiesen. Daiüber entstand heftiger Streit unter beiden Völkern. Endlich wurde von den Persern ent- schieden: Eine jede Nation solle die Erlaubniß haben, einen Tempel zu bauen und ihren Gottesdienst nach ihrer Weise einzurichten. Da baueten die Juden zu Zerusalcm, an der Stelle, wo Salomo's Tempel gestanden hatte, und die Samariter aus dem Berge Gariztm. Esra that alles, was in menschlichen Kräften steht, mit so traurige Ver- irrungen, wie bisher stattgefunden hatten, zu verhindern. Er sammelte die Schriften Moses und der Propheten, ließ sie abschreiben und sorgte dafür, daß sic dem Volke bekannt wurden. Zu dem Ende theilte er das Gesetz Moscs in 5,2 Abschnitte und machte die Anordnung, daß an jedem Sabbathtagc ein solcher Abschnitt vorgelesen werden sollte. Am Tempel wurde eine besondere Stube, (Synagoge), zum Zweck religiöser Unterhaltung angelegt. Dies fand überall, wo Juden wohnten, selbst in heidnischen Ländern, Nachahmung. Diese Sy- nagogen wurden späterhin der Ausbreitung deö Christenthuniö sehr förderlich. Eöra's Werk ging mit seinem Tode nicht unter. Später geschriebene Schrif- ten wurden mit den schon vorhandenen vereinigt und so entstand nach und nach die Sammlung der kanonischen (von Gott eingegebene») Bücher des alten Testaments. Auch auswärtige gelehrte Juden verfaßten zum Theil sehr lehrreiche Schriften, die aber, da außerhalb Canaan die griechische Sprache am meisten in Ansehen stand, in griechischer Sprache verfaßt waren. Sie wur- den deshalb zwar nicht, wie die übrigen, vorgelesen, aber doch aufbewahrt. In eurer Bibel findet ihr sie unter dem Namen der apocryp hi scheu Bit. cher. Die Bücher der Makkabäer, welche auch mit zu dieser Sammlung ge-

12. Geschichte des Altertums - S. 58

1889 - Wiesbaden : Kunze
58 Erster Abschnitt. Ägypten in der Schlacht bei Meggido 608 (§. 5, 4). Als dieser gegen die Babylonier am Euphrat unterlegen war und Nebukadnezar die ägyptische Herrschaft in Vorderasien beseitigte, nahte auch das Ende des Reiches Juda (§. 6, 3). Judäa wurde zinspflichtig, und nachdem der König Zedeklas sich zur Abweisung der Fremdherrschaft erhoben hatte, drang Nebukadnezar ein, eroberte und zerstörte Jerusalem 586. Die meisten der Bewohner Judas wurden nebst ihrem geblendeten König und den Propheten Ezechiel und Daniel in die babylonische Gefangenschaft geführt; nur ein kleiner Teil des unglücklichen Volkes konnte unter Leitung des Jeremias in Ägypten Schutz suchen, wo dieser seinem Schmerz über den Fall Jerusalems und den Untergang des Reiches in rührenden „Klageliedern" Ausdruck gab. Die Fremdherrschaft. König C y r u s von Persien gestattete dem jüdischen Volke wieder die Rückkehr in seine Heimat. Ein Teil desselben machte von dieser Erlaubnis Gebrauch und begab sich 538 unter einem Nachkommen Davids, S e r u b a b e l, und dem Hohenpriester I o s u a in das verwüstete Land zurück, wo sie mit dem Wiederaufbau des Tempels begannen, der trotz der Anfeindung der Samariter unter Darius vol-endet wurde. Als Artaxerxes I. regierte, folgten 457 andere Scharen unter der Führung Es ras und Nehemias. Jerusalem wurde samt seiner Umschließungsmauer wieder aufgerichtet, das mosaische Gesetz wieder hergestellt, und Nehemia verwaltete das Land als persischer Statthalter. Der Glaube der Väter wurde jetzt strenger gehütet, jede Berührung mit götzendienerischen Heiden vermieden und die Hoffnung auf Wiederherstellung des Reiches im Volke lebendig erhalten. Mit dem Perserreich fiel Palästina an Alexander den Großen. Nach der Teilung des Reiches Alexanders des Großen geboten die Königreiche Ägypten und Syrien abwechselnd über das neue jüdische Reich, bis 203 die syrische Herrschaft die Oberhand behielt. Jetzt entstanden neue Parteiungen unter dem Volke der Juden. Diese Zwistigkeiten benutzte der syrische König Antiochus Iv. zu seinem Vorteil und eroberte, als er unter den altgläubigen Juden Widerstand fand, 170 v. Chr. Jerusalem. Er plünderte den Tempel und verwüstete zwei Jahre später die Stadt auf das grausamste. Als er aber die Juden zur griechischen Religion zwingen wollte, brach unter Führung des Mattathias ein Aufstand in Juda aus, welcher nach einem langjährigen Heldenkampfe 130 v. Chr. dem jüdischen Volke wieder die Freiheit errang. Die Söhne des Mattathias, nach deren ältestem, Judas Makkabäus (d. i. der Hammer), das ganze Geschlecht

13. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 131

1888 - Leipzig : Engel
- 131 - dem Verfasser der auch ins Deutsche übersetzten jüdischen Chronik „Zemach David“, dem Freunde Kepler’s und Tycho’s de Brahe, in Verbindung stand. Durch seinen ausführlichen Commentar zur Mischna, „Tosefot Jomtob“, der den meisten Mischna-Ausgaben beigedruckt ist, früh berühmt geworden, wurde Heller 1624 als Rabbiner nach Nikolsburg und noch in demselben Jahre nach Wien berufen, folgte aber schon 1627 einem Rufe nach Prag. Hier führte er den Vorsitz in der Commission, welche die bedeutende Kriegssteuer unter die Mitglieder der prager und der böhmischen Gemeinden zu repartiren hatte. So gewissenhaft er auch seines Amtes waltete, so wurde er doch von einigen Unzufriedenen bei dem Kaiser angeklagt und böswillig verleumdet. Der Kaiser liess ihn nach Wien bringen und ins Gefängniss werfen. Auf Verwenden einflussreicher Männer wurde er nach 40tägiger Haft in Freiheit gesetzt, aber mit 1000 Reichsgulden bestraft und seines Amtes für verlustig erklärt. Er ging nach Polen, wo neue Leiden ihn trafen, und starb in Krakau, 1654. Ausser einem grossen Commentar zu Ascheri’s Piske Halochot (Maadanne Jomtob), mehreren Bussliedern u. a. schrieb er seine Selbstbiographie (Megillat Eba), die auch ins Deutsche übersetzt ist. Nach Ferdinand’s Ii. Tod wendeten sich die Bürger Wiens an dessen Nachfolger Ferdinand Iii. (1637) mit der Bitte, die Juden zu vertreiben; er beachtete ihre Vorstellungen nicht, sondern nahm sich der Juden seines Reichs schützend an. Den böhmischen Juden ertheilte er wegen ihrer tapfern Verteidigung der prager Kleinseite gegen die Schweden eine Erweiterung ihrer Rechte (1648). Unter Kaiser Leopold I. erreichten die Wiener endlich ihr Ziel: am 28. Februar 1670 erschien ein kaiserlicher Befehl, dass sämmtliche Juden Oesterreich verlassen sollten. Alle Versuche diese Massregel rückgängig zu machen, waren erfolglos. Am 28. Juli 1670 war kein Jude mehr in Oesterreich. Das Judenquartier (am Werd) in Wien wurde Leopoldstadt genannt, auf den Platz der Synagoge wurde eine Kirche, die Leopoldikirche, erbaut. Mehrere wiener Juden zogen nach Berlin und legten den Grund zur Bildung der dortigen Gemeinde; der grösste Theil der wiener Exulanten liess sich in Mähren nieder. Schon nach wenigen Jahren kehrten Juden nach Wien zurück. Zu den ersten, welche in der Residenz wieder Aufenthalt nahmen, gehörte der gelehrte und reiche Samson Wertheimer, der Stammvater einer weitverzweigten Familie, und der Hoffactor Samuel Oppenheimer, ein Verwandter des reichen David Oppenheimer, der, erst Rabbiner in Nikolsburg, dann bis zu seinem Tode (1736) in Prag, der Besitzer einer von ihm angelegten reichhaltigen Bibliothek war, welche sich jetzt in Oxford befindet. Auch Joseph Süss Oppenheimer, der die treuen Dienste, welche er als Finanzmann dem leichtsinnigen Herzog Karl Alexander von Würtemberg geleistet, mit dem Tode bezahlen musste, war ihm verwandt. Einige Jahre später als die beiden Genannten kam Diego de Aguilar nach Wien. Ihnen bot sich bald Gelegenheit, bei der Kaiserin Maria Theresia, bei der sie in Gunst standen, für ihre Glaubensgenossen einzutreten. Die Kaiserin erliess nämlich am 18. December 1744 den Befehl, dass sämmtliche Juden aus Mähren und Böhmen ausgewiesen werden sollten. Die prager Juden, ca. 15000 Seelen, mussten auch wirklich

14. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 126

1888 - Leipzig : Engel
— 126 — Castro, den Solin Rodrigo’s, zu ihrem Leibarzt ernannte, war auch Christian Iv. \on Dänemark den Juden gewogen; er ermunterte Juden, sich in seinem Staate, besonders in Glückstadt niederzulassen und wählte zu seinen Leibärzten Danitl de Castro, Benedict’s Bruder, und Benjamin Musaphia, der später als Rabbiner in Amsterdam lebte und schätzbare Zusätze zu dem „Aruch“ lieferte. Trotz des Widei spruchs der Geistlichen breiteten sich in Hamburg die Juden immer mehr aus und erhob sich dort bald eine Synagoge. Einer der frühesten hamburger Rabbiner war David Kohen de Lara, der, mit dem Prediger Esdras Edzardi befreundet, 40 Jahre an einem lexikalischen Werke, „Keter Kehuna“, arbeitete und das ethischmystische Werk „Reschit Chochma“ ins Spanische übersetzte. In Hamburg, später in Middelburg und Amsterdam, lebte Jakob Jehuda Leon Templo, der eine spanische Uebersetzung der Psalmen und eine Darstellung des Salomonischen Tempels lieferte, sowie der von Kaiser Ferdinand Iii. zum Pfalzgrafen erhobene, 1662 gestorbene Immanuel Rosales, der neben einer ausgedehnten medicinischen Praxis mit Vorliebe das Studium der Astrologie betrieb und mehrere Poesien veröffentlichte. Die portugiesischen Juden pflegten sowol in Amsterdam und Hamburg wie in allen Staaten, in denen sie lebten, die Sprache der unduldsamen Heimat; die spanische Literaturgeschichte verzeichnet eine grosse Anzahl marannischer Männer, selbst Frauen, welche als Juden und Jüdinnen im Auslande wissenschaftliche und poetische Werke in spanischer Sprache veröffentlichten. In Amsterdam fanden sich zusammen: David Abenatar Melo, der die Psalmen metrisch übersetzte, Antonio Enriquez Gomez oder de Paz, und Miguel (Daniel Levi) de Barrios, welche beide viele Jahre in der spanischen Armee dienten, erst im reifem Alter das Judenthum annahmen und lyrische, epische und dramatische Poesien veröffentlichten. Hier bildete sich eine Dichterakademie, in der D. Manuel de Belmonte, der Resident der spanischen Majestäten in Holland, den Vorsitz führte, und der als Mitglieder angehörten: die Dichterin Isabella Correa, Isaak de Rocamora, der vor seinemüebertritt zum Judenthum als Fray Vicente de Rocamora Beichtvater der Kaiserin Maria von Oesterreich war, Joseph Penso de la Vega, ein sehr talentvoller Novellenschriftsteller, der 1667 als 17jähriger Jüngling sein dreiactiges Drama „Assire ha-Tikwa“ (die Gefangenen der Hoffnung) vollendete, Manuel de Pina, Duarte Lopez Rosa u. a. m. Diese und andere der Inquisition entronnenen Dichter gaben ihrem Schmerze poetischen Ausdruck, so oft die Kunde von dem Märtyrertode eines Leidensgenossen zu ihnen drang. So wurde von ihnen betrauert: der Franciscaner Diego de la Assencion, der 1603 zu Lissabon im Alter von 24 Jahren den Scheiterhaufen bestieg, weil er öffentlich gelehrt hatte, dass das Judenthum die einzig wahre Religion sei, Antonio Homem, der als Professor und Diaconus in einer unterirdischen Synagoge zu Lissabon den Gottesdienst geleitet, 1624 den Feuertod erlitt, Isaak de Castro Tartas, ein Verwandter des amsterdamer Buchdruckereibesitzers Castro Tartas, der im December 1647 auf dem Scheiterhaufen zu Lissabon mit dem Rufe „Sch’ma Jisrael!“ den Geist aufgab. Amsterdam und Hamburg waren nicht nur die gebildetsten, sondern nächst London, Rotterdam und Livorno auch die reichsten Gemeinden der damaligen

15. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 147

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 147 — sinn gemäss sei als die der früheren Lehrer, so ändert er daraufhin auch die frühere Gesetzesbestimmung, und dies sei keine Zurücksetzung für die Alten und kein Unrecht der Jüngeren. Sie besitzen eine Synagoge in Cairo. Ihre meisten Gebete bestehen aus Psalmen und Schriftversen, seit kurzem haben sie auch für Montag und Donnerstag das Vorlesen aus der Thora, was früher nie geschehen, eingeführt. Sie haben Kohanim und Leviim, und sie erzählen von einem reichen und würdigen Mann in Cairo, Ze-dakah mit Namen, dass er zweifellos vom sel. König David abstamme, dessen durch Zeugen jeder Generation bezeugten Stammbaum sie mir vorweisen wollten, ich habe ihn jedoch nicht gesehen, da die Zeit nicht reichte. Die Samaritaner sind die reichsten aller Juden in Cairo, sie besorgen die Geschäfte der grosen Fürsten, sind ihre Verwalter und Schatzmeister, einer ist darunter, der 200 ooo Goldgulden reich ist. Die Karäer sind reicher als die Rabbaniten, unter diesen gibt es allerdings auch reiche Leute, aber es ist die Art und Weise der Juden in den mohammedanischen Ländern, sich arm zu stellen, wie Arme und Verachtete in gebückter Haltung sich vor den Mohammedanern zu zeigen. Sie (die Karäer) sind nicht wohltätig und üben nicht die Pflichten der Nächstenliebe untereinander, mischen sich unter die Rabbaniten und suchen diese an sich heranzuziehen. In Cairo sind gegenwärtig ungefähr fünfzig Familien von den Maran-nen aus Spanien, die zum jüdischen Glauben wieder zurückgekehrt sind, die meisten sind arm, da sie ihre Häuser und ihren Reichtum im Stiche gelassen haben, während ihre Väter und Grossväter das Christentum bekannt, sie aber sind gekommen, sich unter die Fittiche unsers Gottes zu bergen. Unter den Juden in Cairo gibt es Geldwechsler und io*

16. Geschichte des Altertums - S. 101

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die asiatischen Arier. 101 die Perser eine Strecke weit von der Stadt zurckziehen sollten, damit die Brger sich ohne Furcht vor einem berfalle beraten knnten. Die Bitte ward gewhrt. Die Phoker aber benutzten diese Frist, Weib und Kind, Hab und Gut auf die Schiffe zu bringen, und fuhren ab. Damit es keinen gelste, wieder umzukehren, versenkten sie einen Eisenklumpen in das Meer und schwuren, nicht eher in die geknechtete Vaterstadt zurckzukehren, bis dieser Stein an die Oberflche des Wassers komme. Sie steuerten nun westwrts und gelangten nach der Insel Korsika, wo sie 20 Jahre vorher die Kolonie Alalia gegrndet hatten; allein Karthager und Etrusker verbndeten sich gegen die Fremden und lieferten ihnen eine hartnckige Seeschlacht, in welcher die Phoker zwar siegten, jedoch ihrer Ansiedlung entsagten. Ein Teil der-selbem wanderte nach Unteritalien und grndete dort Elea, der andere nach Gallien, wo sie ihre Kolonie Massilia verstrkten, die eine durch Handel und Reichtum sowie durch Bildung ausgezeichnete Stadt wurde und noch heute unter dem Namen Marseille blht. Von Massilia aus verbreitete sich die griechische Buchstabenschrift der Gallien. Ein Teil der Phoker war ent-weder in der Heimat geblieben oder dahin zurckgekehrt, denn die Handelsstadt Phoka dauerte noch bis in die Zeit der Rmer fort. Im Jahre 538 machte Cyrus, wie schon S. 56 erzhlt, auch dem baby-tonischen Reiche ein Ende und gestattete, ein ebenso duldsamer als hoch-sinniger Fürst, den in Babylonien gefangen gehaltenen Juden, die ihn als Befreier begrten, die Rckkehr in die Heimat (536) sowie den Wiederaufbau von Stadt und Tempel. Ungefhr 50 000 Juden gingen unter Zoro-babels Fhrung zurck. Die Samaritaner aber beunruhigten sie und er-wirkten sogar bei dem Perserknig ein Verbot des Weiterbaues, das indes unter dem dritten Nachfolger des Cyrus, Darius (Dareios) Hystaspis, aufgehoben wurde; Esdras und Nehemias fhrten aus Babylonien neue Scharen Israeliten herbei und vollendeten das angefangene Nationalwerk. Seitdem lebten die Juden in Frieden unter der nicht drckenden Botmigkeit Persiens nach ihren eigenen Gesetzen und Sitten. Damit die Kenntnis des Gesetzes allen zugng-lich wurde, errichteten sie in den Gemeinden Synagogen, in welchen das Ge-setz vorgelesen und erklrt, Gott mit Gesang und Gebet gedient wurde. Wie Geburt und Jugend, so ist auch das Ende des Eroberers von der Sage umsponnen. Seine letzten Kmpfe galten den Hirtenvlkern der nrd-lichen Steppen und Gebirge. Die Völker Turans trieben sich ohne Zweifel herum wie der Wirbelwind in ihren Steppen, drngten und drckten gegen-einander und beunruhigten auch wohl Iran. Gegen das furchtbarste derselben, das bald Massageten, bald Derbiker, bald Daher genannt wird und von den nrdlichen Ufern des Kaspischen und Aral-Sees (mare Hyrcanum und Oxiana) bis zu den Quellen des Jaxartes sa, die Vorfahren der Alanen,

17. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 71

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— It- ~ R. Nathan als Richter Aber die Spanier waren nicht sehr beschlagen in talmudischer Gelehrsamkeit, jedoch bemühten sie sich bei ihrem wenigen Wissen mit mehr oder weniger Erfolg, im Gesetze zu forschen. Eines Tages versuchte R. Nathan eine Stelle aus dem Tractat Joma zu erklären, aber ohne das Richtige zu treffen. R. Mosche, der in einem Winkel der Synagoge wie ein Bedienter unbeachtet dasass, erhob sich und näherte sich dem Dajan und erlaubte sich einen Einwand gegen dessen Erklärung. Alles war erstaunt, und man bat ihn um eine Erläuterung der Stelle, die er dann zu noch grösserem Erstaunen der Anwesenden gab. Diese richteten alsdann eine Reihe von Fragen an ihn, alles, was ihnen unklar war, wollten sie beantwortet haben und er wusste mit seinem reichen Wissen allen zu genügen. Als nun der Vortrag geschlossen wurde und die Parteien, die ihre Rechtssachen dem Dajan vortragen wollten, hereinkamen—denn vor Schluss des Vortrages durften diese nicht eintreten —, erklärte R. Nathan: „Nicht ich bin euer Dajan, dieser in Sackgewand gekleidete Fremde, er ist Rabbiner, und ich werde von heute ab sein Schüler sein, setzet ihn über die Gemeinde Cordova als Dajan ein!“ Und so taten sie. Man setzte ihm einen grossen Jahresgehalt fest, versah ihn mit Prachtkleidern und schenkte ihm einen schönen Wagen. Als der Kapitän dieses erfuhr, wollte er den Verkauf rückgängig machen, der König liess dies aber nicht zu, denn er freute sich, dass die Juden seines Staates nunmehr von Babylon (den Hochschulen) unabhängig waren. Die Juden Spaniens freuten sich sehr über diesen Vorgang, viele Schüler sammelten sich um den neuen Rabbiner, und alle religiösen und Rechtsfragen, mit denen man sich bisher an die Gaonim Babylons gewendet hatte,

18. Geschichtstabellen für höhere Schulen - S. 3

1883 - Berlin : Gaertner
ec Altertum. I. Der Orient. 3500 Menes von Ägypten. Memphis, die Hauptstadt dee alten Reiches. Cheops, Chefren und Mykerinos, die Erbauer der gröfsten Pyramiden. Der Mörissee; das Labyrinth. 2000 Das Emporkommen Babylons unter den Chaldäern. Der Turm des Baal. Abraham, der Stammvater der Juden, wandert aus Mesopotamien in Palästina (Kanaan) ein. 1950—1650 Herrschaft der Hyjcsos über Ägypten. 1600 Das neue Reich in Ägypten. Hauptstadt Theben (Ruinen zu Karnak und Luxor). 1550—1350 Die Juden in Ägypten. 1500 Das Emporkommen Assyriens. Hauptstadt Ninive. Sagen von Ninus und Semiramis. Babylon assyrisch. 1350 Ramses Ii der Große von Ägypten, Beherrscher der Nachbarländer. Moses führt die Juden nach Palästina zurück. * 1300 Das Emporkommen der Phönizier. Sidon und Tyrus. Die Zeit der Richter. Simson. 1050—950 Saul (gesalbt von Samuel), David (Hauptstadt Jerusalem), Salomo (der erste Tempel), die Könige der Juden. Salomos Zeitgenosse König Hiram von Tyrus: Gemeinsame Handelsfahrten der Phönizier und Juden nach Ophir in Jndien. Trennung Israels unter Jerobeam von Juda unter Rehabeam, dem Sohne Salomos. Der Prophet Elias in Israel (um 850). 900—700 Vorderasien von den Assyriern unterworfen. 850 Tyrische Geschlechter gründen Karthago (Dido, die sagenhafte erste Königin).

19. Das Altertum - S. 13

1883 - : Kirchheim
Jerusalem Hauptstadt. Gottesdienst. Siege Davids. 13 Hebrons von Jo ab, dem Anführer des Heeres von Juda, meuchlerisch angegriffen und ermordet. David durfte es nicht wagen, den Frevler zu strafen, und verordnete blos für Abner ein feierliches Leichenbegängnis. Nicht lange darauf fiel auch Jsboseth als Opfer einer in feinem Heere ausgebrochenen Verschwörung , und nachdem David den Urhebern dieser That ihren verdienten Lohn gegeben hatte, unterwarf sich das ganze Volk Israel feiner Herrschaft. Nun ging Davids erste Sorge dahin, dem ausgedehnten Reiche einen festen Zusammenhang zu geben und sich eine Hauptstadt zu erwählen. Jerusalem, welches sich damals noch in den Händen der Jebusiter befand, schien ihm für seine Zwecke am geeignetsten. Die jetzigen Besitzer wurden also daraus verdräugt, und David machte die Stadt zu seiner Residenz, wohin er auch die Buudeslade bringen ließ. Dieses große Heiligtum der Juden, das Unterpfand der Gegenwart Gottes mtter seinem Volke, hatte seit dem Tode des Hohenpriesters Heli zu Kariath-Jarim im Hanse des Abinadab gestanden. Es wurden nun Austalteu getroffen, um die Bundeslade von dort abzuholen und nach Jern-falem zu bringen, wohin nun an den Hauptfesten eine große Anzahl Israeliten pilgerten, um au dem feierlichen Gottesdienste Teil zu nehmen. Dadurch wurde auch zugleich das Bewußtsein der Einheit und Zusammengehörigkeit der einzelnen Stämme wach erhalten. Der fromme König wollte nun seine Dankbarkeit für die Wohlthaten des Herrn auf eine glänzende Weise an den Tag legen und beschloß daher, mit königlichem Aufwaude dem höchsten Herrscher Israels einen Tempel zu erbauen. Er würde diesen Plan, der seine ganze Seele erfüllte, auch unfehlbar ausgeführt haben, wenn nicht der Prophet Nathan im Namen des Herrn zu ihm gekommen wäre und gesagt hätte: Der Herr wollte von David kein Hans errichtet wissen, denn feine Hände feien mit viel Blut befleckt. Seinem Nachfolger möge er dieses Werk überlassen, dessen Herrschaft keine Kriege beunruhigen würden. David solle nur die Feinde Israels züchtigen und das Reich nach allen Seiten befestigen; dazu habe ihn Gott als König eingesetzt. Und in der That, wohin David mit feinen Heeren sich immer wenden mochte, da wurde er durch Siege verherrlicht. Die Schärfe feines Schwertes traf die Moabiter so hart, daß ein großer Teil des Volkes zu Gründe ging und die Übriggebliebenen einen jährlichen Tribut an Israel zahlen mußten. Von ihnen ging der Laus feiner Eroberungen nach Syrien und dem Euphrat; er unterjochte die orientalischen Jdnmäer und legte in eine große

20. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 361

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
361 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die Synagoge des alten Bundes war nur eine Vorberei- tungsanstalt für die Kirche Jesu; sie konnte und mußte des- halb, da die Kirche gegründet war, aufhören, so wie man ein Gerüst abbricht, wenn das Gebäude vollendet ist. Die Mit- glieder der Synagoge sollten nach Jesu Willen auch die ersten Mitglieder seiner Kirche werden; weil sie aber den Messias verwarfen, so brach Gottes Strafgericht über sie herein. Bald nach dem Tode des heil. Bischofs zu Jerusalem, des Apostels Jakobus, ungefähr um die Zeit des Martertodes der hh. Apostel Petrus und Paulus, empörten sich die Juden von neuem gegen die Römer, welche sie beherrschten, und der rö- mische Feldherr Vespasian, der gegen sie abgesandt war, be- schloß, sie mit aller Strenge zu demütigen. Die Christen ver- ließen, eingedenk der Weissagung unsers Heilandes, Jerusalem und flüchteten in die Gebirge. Durch manche Vorzeichen wurden auch die Juden aus das ihnen drohende Strafgericht aufmerksam gemacht. Es entstand am Pfingstseste ein furcht- bares Getöse im Tempel, und deutlich hörte man aus dein Heiligtume die Worte kommen: „Lasset uns von hinnen ziehen! Lasset uns von hinnen ziehen!" Ein Mann, Namens Jesus, fing vier Jahre vor Jerusalems Zerstörung an, Tag und Nacht durch die Stadt zu wandern, laut rufend: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" Mau zog ihn zum Verhör; man geißelte ihn; aber er antwortete nicht, klagte nicht, ries nur: „Wehe Jerusalem! Wehe dem Tempel!" bis er, bei der letzten Belagerung auf den Wällen der Stadt gehend, hinzu- setzte: „Wehe auch mir!" und, von einem schweren Stein ge- troffen, tot niedersank. Nachdem Vespasian das ganze Land verwüstet hatte, rückte er vor Jerusalem zur Belagerung. Weil er aber zum Kaiser ausgerufen wurde, mußte er dies Geschäft seinem Sohne Titus übergeben. Titus ließ die Einwohner Jerusalems zur Über- gabe auffordern; diese aber wollten davon nichts wissen, ob sich gleich ihr Elend von Tag zu Tag mehrte. Von außen wurde die Stadt hart bedrängt, und alle Lebensmittel wurden ihr abgeschnitten; im Innern herrschte furchtbare Zwietracht unter den Parteien, so daß dadurch mehr Blut vergossen wurde, als durch das Schwert der Feinde. Die Hungersnot wurde so groß, daß eine Mutter ihr eigenes Kind schlachtete, briet und verzehrte. Als die Soldaten auf der Straße den Geruch des Bratens wahrnahmen, drangen sie ins Haus hin- ein, um ihren Teil davon zu bekommen. Die Frau zeigte ihnen den Rest des gebratenen Kindes, und als jene sich da- vor entsetzten, sprach sie zu ihnen: „Esset nur! oder seid ihr