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1. Geschichtsbilder - S. 84

1899 - Konitz : Dupont
— u — Rücksichtslos trat er auch gegen alle Nachlässigkeiten auf. Es wurde nicht bloß der Potsdamer Postmeister, der die Reisenden warten ließ, vom Könige mit dem Stocke aus dem Bette und dem Amte gejagt, sondern gleich hart verfuhr er auch gegen den höchsten Staatsdiener. Von einem Aufschieben in den Geschäften, von Aktenresten durfte keine Rede mehr sein. Rastlos thätig war der König selbst, „alles sieht er, um alles kümmert er sich." Tag für Tag erschien er zur Wachtparade, besichtigte die Truppen, ließ sie exerzieren, und seinen Falkenaugen entging nicht leicht die kleinste Regelwidrigkeit. Dann kamen die Vorträge der Räte, dann die Audienzen, dann Arbeit im Kabinett. Da war kaum eine Minute für Ruhe übrig. So erzog er einen Beamtenstand, der noch heute berühmt ist wegen seiner Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Tüchtigkeit. Man fing an, stramme Diensterfüllung „preußisch" zu nennen. Verbesserung des Gerichtsverfahrens. Nichts empörte den König mehr als der Verfall der Justiz. Richter und Advokaten arbeiteten einander vielfach in die Hände, um die Prozesse zu verschleppen und zu verwirren. Der König aber äußerte sich dahin: „Es sei sein Wille, daß die Justiz in allen seinen Landen schnell, unparteiisch, mit reinen Händen, gleich für artn und reich, hoch und niedrig, verwaltet werde." So erschien denn bald „Die allgemeine Ordnung und Verbesserung, das Justizwesen betreffend." Was hier angeordnet wurde, erfuhr immer weitere Verbesserungen, und schließlich beauftragte der König seinen Minister Coeeeji mit der Ausarbeitung einer neuen Gerichtsordnung, die freilich erst unter des Königs Nachfolger zur Einführung kam. Heeresorganisation. Der König sah viel zu klar und nüchtern, um nicht zu begreifen, daß Preußen bei seiner Kleinheit und seinem meist mageren und kargen Boden neben den Großstaaten Rußland, Österreich und Frankreich nur dann eine Rolle spielen konnte, wenn es ein tüchtiges Heer unterhielte. „Er sah, wie die Mächtigen gewöhnt und beflissen waren, Preußen niederzuhalten; es galt, sich in solche Verfassung zu setzen/ daß man ihnen die Stange halten konnte." Ans diesen Erwägungen heraus erfolgte die Vermehrung des Heeres auf 80000 Mann. Bei einer solchen Soldatenzahl drängte sich die Notwendigkeit auf, die Aushebung anders zu ordnen. Der König führte das Kantonsystem ein, d. h. das Land wurde in Bezirke (Kantone) geteilt und diese den einzelnen Regimentern zu ihrer Rekrutierung überwiesen. Die Kantonisten wurden schon als Kinder in die Soldatenregister eingetragen, mußten zur Fahne schwören und wurden einberufen, wenn der Staat ihrer bedurfte. Älteste Söhne und Erben, alleinstehende Besitzer, die Söhne der Geistlichen und Beamten blieben von der Aushebung frei. Den größeren Teil des Zuwachses bildeten die jüngeren Bauernsohne. Die Uniformierung schritt immer weiter vor. Gewöhnlich trugen die Soldaten blauen Rock, helle Kniehosen und Stiefeletten von ungebleichter Leinwand. Die einzelnen Regimenter waren durch verschiedene Farben der Westen, durch Aufschläge, Litzen und Schnüre von einander unterschieden. Die Offiziere trugen eine gestickte Weste, um den Leib die

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1. Vaterländische Geschichte - S. 84

1899 - Konitz : Dupont
- u - Rücksichtslos trat er auch gegen alle Nachlässigkeiten auf. Es wurde nicht bloß der Potsdamer Postmeister, der die Reisenben warten ließ, uoirt Könige mit dem Stocke aus dem Bette und dem Amte gejagt, sondern gleich hart verfuhr er auch gegen den höchsten Staatsbiener. Von einem Aufschieben in den Geschäften, von Aktenresten bürste feine Rebe mehr fein. Rastlos thätig war der König selbst, „alles sieht er, um alles kümmert er sich." Tag für Tag erschien er zur Wadhtparabe, besichtigte die Truppen, ließ sie exerzieren, und seinen Falkeuaugen entging nicht leicht die kleinste Regelwidrigkeit. Dann kamen die Vorträge der Räte, dann die Aubiettzen, dann Arbeit im Kabinett. Da war kaum eine Minute für Ruhe übrig. So erzog er einen Beamtenstand, der noch heute berühmt ist wegen seiner Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Tüchtigkeit. Man fiug an, stramme Dienst-erfüllung „preußisch" zu nennen. Verbesserung des Gerichtsverfahrens. Nichts empörte den König mehr als der Verfall der Justiz. Richter und Advokaten arbeiteten ein-anber vielfach in bic Haube, um die Prozesse zu verschleppen und zu verwirren. Der König aber äußerte sich bahin: „Es sei sein Wille, daß die Justiz in allen seinen Landen schnell, unparteiisch, mit reinen Hänben, gleich für arm und reich, hoch und niebrig, verwaltet werbe." So erschien beim balb „Die allgemeine Drbnung und Verbesserung, das Justizwesen betreffend." Was hier angeorbnet würde, erfuhr immer weitere Verbesserungen, und schließlich beauftragte der König feinen Minister Cocceji mit der Ausarbeitung einer neuen Gerichtsordnung, die freilich erst unter des Königs Nachfolger zur Einführung kam. Heeresorganisation. Der König sah viel zu klar und nüchtern, um nicht zu begreifen, daß Preußen bei seiner Kleinheit und seinem meist mageren und kargen Boben neben den Großstaaten Rußland, Österreich und Frankreich nur dann eine Rotte spielen konnte, wenn es ein tüchtiges Heer unterhielte. „Er sah, wie die Mächtigen gewohnt und beflissen waren, Preußen niederzuhalten; es galt, sich in solche Verfassung zu setzen, daß man ihnen die Stange halten konnte." Aus diesen Erwägungen heraus erfolgte die Vermehrung des Heeres auf 80000 Mann. Bei einer solchen Soldatenzahl drängte sich die Notwendigkeit auf, die Aushebung anders zu ordnen. Der König führte das Kantonsystem ein, d. H. das Land wurde in Bezirke (Kantone) geteilt und diese den einzelnen Regimentern zu ihrer Rekrutierung überwiesen. Die Kantonisten würden schon als Kinder in bic Soldatenregister eingetragen, mußten zur Fahne schwören und wurden einberufen, wenn der Staat ihrer bedurfte. Atteste Sohne und Erben, alleinstehende Besitzer, die Söhne der Geistlichen und Beamten blieben von der Aushebung frei. Den größeren Teil des Zuwachses bildeten die jüngeren Bauernsöhne. Die Uniformierung schritt immer weiter vor. Gewöhnlich trugen die Soldaten blauen Rock, Helle Kniehosen und Stiefeletten von ungebleichter Leinwand. Die einzelnen Regimenter waren durch verschobene Farben der Westen, durch Aufschläge, Litzen und Schnüre von einnnber unterschieden. Die Offiziere trugen eine gestickte Weste, um den Leib die

2. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Französischen Revolution - S. 45

1905 - Hamburg : Boysen
— 45 — verloren. Überdies war es natürlich, daß man sich in Zeiten der Not auf die Fremden, die mit Geld, Gewalt und List gewonnen waren, nicht allzu fest verlassen konnte. Endlich: weil die preußischen Werber ungesetzlich vorgingen, erfolgten häufig Zusammenstöße zwischen der brandenburgischen Regierung und dem Auslande. So kam es, daß der König — freilich erst gegen Ende seiner Regierung, durch das Kantonreglement 1733 — mit der bisherigen Art und Weise brach. Von jetzt ab sollte in erster Reihe die inländische Bevölkerung zum Militärdienste herangezogen werden, wennschon man die ausländische Werbung daneben bestehen ließ. Das Land wurde in sogenannte Kantone eingeteilt, und jedem Regimente wurde ein Kanton überwiesen, damit es daraus seinen Bedarf an Mannschaft ganz oder zum Teil decke: nicht durch Werbung, sondern durch Aushebung. Die Kantoneinteilung umfaßte gleichmäßig den ganzen Staat; landesherrliches Gebiet, ständisches und städtisches wurden ohne Unterschied in die Kantone aufgenommen, und damit war die Wehrpflicht bindend geworden für alle Teile des Landes. Freilich nicht für alle Stände. Die Adligen blieben befreit, ebenso in der Regel die Söhne der höheren Beamten und der Geistlichen; wer ein Kapital von 10000 Talern und darüber hatte, gleichfalls; auch manche Arbeiter blieben vom Dienste ausgeschlossen, z. B. die Woll-arbeiter; Eingewanderten wurde der gleiche Vorteil zugestanden usf. In der Hauptsache wurde nur die ländliche und die kleinbürgerliche Bevölkerung durch das Kantonreglement zum Dienste herangezogen. An der Spitze des Heeres stand mit unumschränkter Macht der König. In der älteren Zeit waren die Obersten, die Führer der Regimenter — größere Verbände wie Brigaden und Divisionen gab es in Friedenszeiten nicht —, selbständige Unternehmer gewesen. Sie schlossen mit dem Landesherrn einen Vertrag ab, erhielten Geldsummen für Werbung und Unterhalt ihrer Mannschaften und stellten dafür ihr Regiment auf, dessen Inhaber sie selber blieben. Aber seit der Zeit des großen Kurfürsten war die Regierung gegen die einflußreiche Stellung der Obersten vorgegangen. Jetzt, unter Friedrich Wilhelm I., war das Verhältnis der Obersten zum Landesherrn ein völlig verändertes. Das Regiment wurde jetzt nicht mehr von dem Obersten dem Könige gestellt, sondern dem Obersten vom Könige verliehen, zum Kommando und zur Verwaltung. Das Oberkommando über alle hatte der König. Die Obersten waren nicht mehr selbständige Unternehmer, sondern angestellte Offiziere. Das letzte Vorrecht, das sich die Obersten bewahrt hatten, bestand darin, daß sie in ihren Regimentern die Offizierstellen besetzten. Aber auch diese Befugnis wurde ihnen von Friedrich Wilhelm I. genommen, und damit war die unumschränkte Oberhoheit über die ganze Armee in die Hände des Monarchen gelegt. Eine andere Umgestaltung hängt damit eng zusammen, die Reform des preußischen Offizierkorps. Friedrich Wilhelm I. legte immer Gewicht darauf, daß er nicht allein der Herr, sondern auch ein Glied der Armee sei. Seit 1725 trug er beständig die Oberstenuniform seines Potsdamer Regiments. Aus diesem Verhältnis des Königs zum

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 45

1909 - Hamburg : Boysen
— 45 — verloren. Überdies war es natürlich, daß man sich in Zeiten der Not auf die Fremden, die mit Geld, Gewalt und List gewonnen waren, nicht allzu fest verlassen konnte. Endlich: weil die preußischen Werber ungesetzlich vorgingen, erfolgten häufig Zusammenstöße zwischen der brandenburgischen Regierung und dem Auslande. So kam es, daß der König — freilich erst gegen Ende seiner Regierung, durch das Kantonreglement 1733 — mit der bisherigen Art und Weise brach. Von jetzt ab sollte in erster Reihe die inländische Bevölkerung zum Militärdienste herangezogen werden, wennschon man die ausländische Werbung daneben bestehen ließ. Das Land wurde in sogenannte Kantone eingeteilt, und jedem Regimente wurde ein Kanton überwiesen, damit es daraus seinen Bedarf an Mannschaft ganz oder zum Teil decke: nicht durch Werbung, sondern durch Aushebung. Die Kantoneinteilung umfaßte gleichmäßig den ganzen Staat; landesherrliches Gebiet, ständisches und städtisches wurden ohne Unterschied in die Kantone aufgenommen, und damit war die Wehrpflicht bindend geworden für alle Teile des Landes. Freilich nicht für alle Stände. Die Adligen blieben befreit, ebenso in der Regel die Söhne der höheren Beamten und der Geistlichen; wer ein Kapital von 10000 Talern und darüber hatte, gleichfalls; auch manche Arbeiter blieben vom Dienste ausgeschlossen, z. B. die Woll-arbeiter; Eingewanderten wurde der gleiche Vorteil zugestanden usf. In der Hauptsache wurde nur die ländliche und die kleinbürgerliche Bevölkerung durch das Kantonreglement zum Dienste herangezogen. An der Spitze des Heeres stand mit unumschränkter Macht der König. In der älteren Zeit waren die Obersten, die Führer der Regimenter — größere Verbände wie Brigaden und Divisionen gab es in Friedenszeiten nicht —, selbständige Unternehmer gewesen. Sie schlossen mit dem Landesherrn einen Vertrag ab, erhielten Geldsummen für Werbung und Unterhalt ihrer Mannschaften und stellten dafür ihr Regiment auf, dessen Inhaber sie selber blieben. Aber seit der Zeit des großen Kurfürsten war die Regierung gegen die einflußreiche Stellung der Obersten vorgegangen. Jetzt, unter Friedrich Wilhelm I., war das Verhältnis der Obersten zum Landesherrn ein völlig verändertes. Das Regiment wurde jetzt nicht mehr von dem Obersten dem Könige gestellt, sondern dem Obersten vom Könige verliehen, zum Kommando und zur Verwaltung. Das Oberkommando über alle hatte der König. Die Obersten waren nicht mehr selbständige Unternehmer, sondern angestellte Offiziere. Das letzte Vorrecht, das sich die Obersten bewahrt hatten, bestand darin, daß sie in ihren Regimentern die Offizierstellen besetzten. Aber auch diese Befugnis wurde ihnen von Friedrich Wilhelm I. genommen, und damit war die unumschränkte Oberhoheit über die ganze Armee in die Hände des Monarchen gelegt. Eine andere Umgestaltung hängt damit eng zusammen, die Reform des preußischen Offizierkorps. Friedrich Wilhelm I. legte immer Gewicht darauf, daß er nicht allein der Herr, sondern auch ein Glied der Armee sei. Seit 1725 trug er beständig die Oberstenuniform seines Potsdamer Regiments. Aus diesem Verhältnis des Königs zum

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 107

1898 - Altenburg : Pierer
107 3. Stck: Der Geamtenftreit. Ziel: Wie der groe Kurfürst die innere Einheit seines Staates zu ) festigen bemht war. Analyse. Wie kam es, da es dem brandenburgischen Staate an der inneren Einheit fehlte? Die einzelnen Landesteile waren rumlich von einander getrennt; jeder Landesteil hatte seine eigene Verwaltung, die nach anderen Gesetzen erfolgte; die Steuern wurden nur fr den Landesteil verwandt, in dem sie aufgebracht wurden. Was hatte dies zur Folge? Es fehlte das Gefhl der Zusammengehrigkeit. Die Be-wohner fhlten sich als Preußen oder Mrker oder Rheinlnder, nicht aber als Glieder des brandenburgischen Staates. Wodurch hatte der groe Kurfürst dies zu ndern gesucht? Er hatte zunchst ein stehendes Heer gebildet, das alle Teile gemeinsam schtzte und in dem neben Preußen und Pommern Mrker und Rheinlnder kmpften fr des Staates Frei-heit und Selbstndigkeit. Weiter hatte er ein neues Steuersystem ein-gefhrt. Die Bewohner der einzelnen Landesteile hatten dem Staate gegenber gleiche Pflichten zu erfllen. Durch den gemeinsamen Heeres-dienst und durch die allgemeine Steuerpflicht wurde das Gefhl der Zusammengehrigkeit geweckt; man lernte sich als Glieder eines Ganzen fhlen, sich als Brder ansehen. Wie aber suchte nun der groe Kurfürst dieses Gemein- 5 schastsgefhl zu strken? Synthese. Se. Kursrstl. Durchl., welche ein landesfrstliches und vterliches Mitleiden mit den von Gott ihr verliehenen Landen und Unter-thanen trugen, sahen hchstvernnftig gar wohl, da sie gentigt werden wrde, zur Aufhelfung der ganz verwsteten Städte und Drfer und der ruinierten Unterthanen andere nachdrckliche Verbesserungen vorzunehmen. Bevor dieselben aber etwas Gewisses ansingen, brauchten sie diesen Grundsatz: Sie hatten bemerkt, weil des Staates Ministerium, auch Kammer- und Justiz-Kollegien meistenteils mit Personen von der Ritter-schast, welche zudem eine immerwhrende Verwandt- und Blutsfreundschaft untereinander hatten, besetzet wren, da dasjenige, was Sie vorzu-nehmen gndigst entschlossen, entweder m Zeiten unterdrcket, oder doch den anderen Stnden um sich auf alle Flle bereit zu halten sofort deshalb Nachricht erteilt worden war, da diejenigen Minister, welche Mit-Stande Ovaren, das Prinzip hatten, da weil sie nicht wissen knnten, ob Ihre Shne Geheime oder andere Rte dereinst werden, aber gewi wren, da dieselben Stnde bleiben wrden sie auf der Kinder Erhaltung mehr als auf ihres Landesfrsten Interesse sehen mten. Daher lieen Se. Kursrstl. Durchl. auswrtige, befhigte Personen aus Ihren anderen Provinzen berufen, welche gelehrt, meistens von brgerlichem Stande und in der Kur und Mark Brandenburg Unangesessene sein muten. Vertiefung und Ergnzung: Woraus richtete also der groe Kurfürst weiter seine Aufmerksamkeit? Er suchte die Verwaltung seiner einzelnen Landesteile zu ndern. Warum . wollte der groe Kurfürst auch die Verwaltung ndern? ; Die einzelnen Landesteile des brandenburgischen Staates waren rtlich

5. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 44

1900 - Hamburg : Boysen
— 44 — Nachdem Friedrich Wilhelm des guten Willens der russischen Regierung sicher war, verliess er sein Schloss in Potsdam und begab sich nach Breslau. Denn Napoleon wusste, dass er sich auf Preussen nicht verlassen könne, und wenn der König durch irgend einen Schritt verriet, dass er zu Russland hinüberneige, konnte Napoleon versucht sein, sich der Person des Königs zu bemächtigen und so das Volk seines Führers zu berauben. In Schlesien stand aber kein französisches Kriegsvolk; darum war der König in Breslau nicht mehr den Handstreichen französischer Truppen ausgesetzt und konnte den Kampf gegen Napoleon offener vorbereiten. Am 3. Februar erschien eine Verordnung, welche die Bildung freiwilliger Jägerkorps verfügte. Wir erinnern uns, dass Scharnhorst bei seinen Reformen in den Jahren 7 und 8 die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht nicht hatte durchsetzen können. Ein grosser Teil der Jugend, nämlich die Söhne der höheren Stände, war noch vom Kriegsdienste befreit. In dieser Zeit der Not wollte die Regierung auch deren Kräfte dem Staate nutzbar machen, konnte aber bei den Vorurteilen, welche sich der allgemeinen Dienstpflicht noch entgegenstellten, die Söhne der höheren Stände nicht ohne weiteres als Gemeine in die bestehenden Regimenter einreihen. Darum erhielten sie eine bevorzugte Stellung. Zunächst wurden sie nicht zum Dienste gezwungen, sondern es wurde in ihr Belieben gestellt, ob sie dienen wollten oder nicht. Dann wurden sie, damit sie stets Kameraden von gleicher Bildung und Lebensgewohnheit um sich hatten, zu besonderen Abteilungen vereinigt, die den einzelnen Bataillonen der Fusssoldaten und den einzelnen Reiterregimentern hinzugefügt wurden. Durch ihre grüne Uniform wurden sie vor der Masse der Mannschaft ausgezeichnet. Sie konnten sich ■das Bataillon oder das Reiterregiment, bei dem sie dienen wollten, aussuchen. Nur die ersten Monate wurden sie von gelernten Offizieren und Unteroffizieren befehligt; nachher durften sie sich Führer aus ihrer Mitte wählen. Endlich erfuhren sie eine mildere, ihren Standesgewohnheiten entsprechende Behandlung. Etwas später erfolgte ein neuer Erlass, der nahezu alle Befreiungen von der Dienstpflicht einfach aufhob. Jeder junge Mann zwischen dem vollendeten 17. und 24. Lebensjahre, der sich nicht binnen 8 Tagen zum Eintritt in die freiwilligen Jägerkorps melden würde, sollte der Aushebung verfallen sein. Ausgenommen waren nur Geistliche, Beamte, Gebrechliche, Söhne von Witwen und solche-, welche die einzigen Ernährer ihrer Familie waren. Noch später erschien eine Verordnung, die jede Umgehung der Dienstpflicht mit ■strengen Strafen belegte. Die beiden letzten Verordnungen erregten im Volke viel Unwillen. Nicht als wenn man an dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht Anstoss genommen hätte; aber man hätte gern ganz freiwillig das dargebracht, was jetzt als Zwang erscheinen konnte. Die Regierung hielt jene Massregel jedoch für geboten, da sie alle wehrfähigen Männer zur Verteidigung des Landes

6. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 63

1879 - Hannover : Meyer
Mann, der aber am Hofe des Königs beinahe die Stellung eines Hos-narren einnahm. Die Volksbildung zu heben, war aber der König durch Anlegung von Volksschulen in allen Theilen seines Landes eifrigst bemüht. In der Provinz Preußen gründete er an 1000 neue Dorfschulen und bewilligte im Jahre 1735 dazu 150,000 Thaler. Den Eltern befahl er, die Kinder vom fünften bis zwölften Jahre zur Schule zu schicken, damit auch der geringste seiner Unterthanen im Lesen, Schreiben, Rechnen und in Gottes Wort bewandert sei. Mit Recht kann darum Friedrich Wilhelm als der Begründer der Volksbildung im preußischen Staate bezeichnet werden. 12. In Bezug aus die Justiz ließ sich der König, unterstützt von dem trefflichen Kainmergerichtspräfidenten Samuel von Cocceji, die Beschleunigung der Processe und die Vereinfachung des Verfahrens angelegen sein. Am liebsten urtheilte der König gleich auf der Stelle ab. Gleich nach seinem Regierungsantritt hatte er gesagt: „Die schlimme Justiz schreit gen Himmel, und wenn ich's nicht remedirc, so lade ich selbst die Verantwortung auf mich." Darum wurde der Gebrauch der Tortur sehr eingeschränkt und der Unfug der Hexenprocefse abgeschafft. 13. In seinem häuslichen Leben war der König derb, rauh, bürgerlich. Hoffeierlichkeiten waren gänzlich von der Tagesordnung gestrichen. Art die Stelle derselben traten die täglichen Wachtparaden und die häufigen Musterungen der einzelnen Regimenter. Die Königin und ihre Töchter mußten sich mit Handarbeiten und häuslichen Verrichtungen befassen. Wo sich nur irgend etwas sparen ließ, machte der König Abstriche und richtete seine persönliche Aufmerksamkeit bis herab auf den Küchenzettel und die kleinsten Einzelheiten in Mode und Tracht. Er selber erschien beständig in knapper, einfacher Uniform. Er stand des Morgens frühe auf, und nachdem er mit feinen Kabinetsräthen oder Sekretären, wie er sie nannte, die Regierungsgeschäfte besorgt hatte, hielt er um 10 Uhr die Wachtparade, bei der ihm gewöhnlich fremde Gesandte oder auch andere vornehme Fremde vorgestellt wurden. Um 12 Uhr speiste er vier Gerichte Hausmannskost, kräftige Speisen, wie sie auf dem Tische wohlhabender Bürger und Gutsbesitzer gewöhnlich waren. Dann ritt oder fuhr er meistens aus, von einem Pagen oder Bedienten begleitet und immer aufmerksam ans alles, was ihm begegnete. Rach seiner Rückkehr besorgte er noch einige Geschäfte und ging um 5 ober 6 Uhr in feine Abendgesellschaft, gewöhnlich das Tabackskollegium genannt. Dasselbe war für alles, was den Staat betraf, von der höchsten Wichtigkeit, es war gewissermaßen der geheime Staatsrath des Königs. Schauspiele, Koncerte, geistreiche Kränzchen fanden nicht mehr am Hofe statt, daher lud der König zu seiner täglichen Abendgesellschaft, welche in der Regel von 5 bis 9 Uhr dauerte, seine Generale und Minister, auch wohl auswärtige Gesanbte, wie den kaiserlichen Seckenbors ein. Weil der König gern Taback rauchte, so sah er es gern, wenn das jeber Gast that, ober wenigstens wie der Fürst Leopolb von Dessau eine von den holländischen Thonpfeifen in den Mund nahm, welche auf dem Tische lagen. Auf einem Rebentifche stand ein Topf mit Butter, ferner Brot, Braten ober Schinken, wovon ein jeber Gast nach Belieben nehmen konnte,

7. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 84

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 84 — ferner, daß alle Einwohner des Landes zum Militärdienste verpflichtet wären. Nur die ältesten Söhne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Doch nahm er auch Soldaten aus andern Ländern. Als der König starb, hinterließ er ein Heer von 90000 Mann. B. Vertiefung: Warum schuf sich der große Kurfürst ein starkes Heer? (Er wußte, daß er sein Land nur so vor Feinden schützen könne und daß auf der Stärke des Heeres die Achtung des Landes bei fremden Völkern beruhe.) Ob Friedrich Wilhelm I. auch dies erkannt hatte? Was tat er daher? Wie benannte er seine Soldaten? Erklärt den Ausdruck „blaue Kinder". (Sie trugen eine blaue Uniform.) Gebt an, welches sein liebstes Regiment war! Wie kam dieses Regiment zu dem Namen „Riesenregiment". Wo stand dieses Regiment? Man nennt den Standort eines Regiments seine Garnison. (Anschreiben.) Woher bekam der König denn alle diese großen Leute? Merkwürdig, sonst war der König so sparsam und hier ist er es nicht. Er hatte eben auch eine Liebhaberei wie fast alle Menschen. Der eine liebt schöne Kleidung, der andere schöne Pferde, der dritte ein schönes Haus und unser König Friedrich Wilhelm I. liebte die großen Soldaten. Aber hinter dieser Liebhaberei steckte doch mehr. Was für ein Regiment sollte dieses Riesenregiment gleichzeitig sein? (Ein Musterregiment für die ganze Armee.) Inwiefern war es dies auch? Gebt an, wie er seine Soldaten einexerzierte! Nennt den eifrigen Gehilfen des Königs! Der alte Dessaner war auch ein Fürst, er hieß Fürst Leopold von Anhalt-Dessau. Weil ihm aber sein eigenes Land zu klein war, trat er in preußische Dienste. Welche Erfindung hatte er gemacht? Das war ein großer Fortschritt. Heute schiebt man eine Patrone in das Gewehr und kann schießen. Damals mußte man eine Kugel in den Lauf des Gewehres von der Mündung aus hineinstecken und mußte diese mit einem dünnen Stocke, dem sogenannten Ladestocke feststampfen. Dieser Ladestock war ans Holz. Wenn er zerbrach, was oft genug vorkam, so konnte der Soldat nicht mehr schießen. Nun ließ der alte Dessauer eiserne Ladestöcke anfertigen, die konnten nicht mehr zerbrechen. Auch der Gleichschritt rührt von diesem General her. Bis dahin ging jeder Soldat wie er wollte. Jetzt mußten alle Soldaten mit demselben Fuße antreten und Schritt halten. Dadurch wurde das Marschieren wesentlich erleichtert. Probiert einmal, wenn zwei von euch neben einander hergehen, jeder anders anzutreten und zu gehen. Das wird euch nicht gefallen und ihr werdet von allein schon den Gleichschritt annehmen. Erzählt, woher damals die Soldaten genommen wurden! Warum nahmen Preußens Herrscher ihre Soldaten'hauptsächlich aus ihren Untertanen? (Größere Liebe zum Vaterlande, Treue und Gehorsam.) Die Soldaten wurden aber auch angeworben. Der König wollte das ändern. Er wollte eigentlich haben, daß alle jungen Leute aus seinem Lande dienen sollten. Jedem Regiment wurde ein Kreis zugewiesen, aus welchem dasselbe seine Rekruten zu nehmen hatte. Was verstehen wir unter Rekruten? Alle dienstfähigen jungen Männer dieses Bezirks wurden in Listen eingetragen. Welche blieben frei? Warum wohl? (Der König

8. Vaterländische Geschichte - S. 72

1902 - Wiesbaden : Behrend
treten zeigte er große Derbheit. Pracht und äußerer \ Glanz waren ihm verhaßt. Als ihm sein Vater einen schönen . seidenen Schlafrock schenkte, warf er ihn ins Feuer, weil er ein solches Narrenkleid nicht tragen wollte. Auch als König blieb er j schlicht; in Kleidung, Nahrung und Wohnung bot sein Hof dem j Volke ein Vorbild der Einfachheit und Genügsamkeit, j In späteren Jahren erschien die kräftige, mittelgroße Gestalt des j Herrschers stets in dem knappen Soldatenrocke seines Potsdamer Leibregiments. Auch die Königin und ihre Töchter trugen ein- J fache Kleider. Die ganze königliche Familie lebte äußerst genügsam. ] Im Arbeitszimmer des Königs fand man nur hölzerne Stühle und Bänke. Sein ganzes Volk betrachtete er als eine große Familie, j in welcher er das Amt des christlichen Hausvaters zu 1 führen hatte. Sehr früh stand er auf und war dann un ermüd- j lich thätig. Er sagte selbst: „Gott hat den König nicht eingesetzt. Am seine Tage in Genuß zuzubringen, sondern um seine Länder j wohl zu regieren. Zur Arbeit sind die Regenten erkoren." Seine einzige Erholung bildete außer der Jagd eine Abendgesellschaft, 1 t>as Tabakskollegium. Jeden Abend versammelte er seine Vertranten, I Minister und Generale, um sich. Der König wollte in dieser Gesellschaft l nicht höher geachtet sein als jeder andere. Darum herrschte vollständige 1 Redefreiheit, und oft kam die ausgelassenste Heiterkeit zum Durchbruch; aber j -auch ernste und wichtige Sachen wurden hier beraten. 2. Regierungsantritt. Große Sparsamkeit war dem König j schon in der Jugend eigen, und diese Tugend brachte er mit auf | den Thron. Sparsamkeit hieß die Losung. Die meisten Diener j und Hofbeamten erhielten sofort ihre Entlassung. Sämtliche Ge- 1 hälter der Beamten setzte er herab. Über 100 Luxuspferde, viele j prachtvolle Wagen und Sänften, kostbare Weine, teure Möbel, Edel- I steine und Perlen wurden verkauft, mehrere königliche Gebäude, 1 Gärten und Parks verpachtet. Mit einem Schlage hatte der ganze I königliche Hof sein Aussehen vollständig verändert. 3. Mehrung des Heeres. Große Sorgfalt verwandte der | König auf Mehrung und Verbesserung des Heeres. Schon I in früher Jugend war fein Sinn dem Militärwesen zugewandt; 1 als zehnjähriger Knabe kommandierte er mit größter Freude eine I kleine Kriegsschar von adeligen Knaben gleichen Alters. Des I Königs Vorliebe gehörte den Soldaten; sie nannte er seine lieben l blauen Kinder. Das Heer erreichte unter ihm die Stärke von 83 000 Mann; das waren bei 21/2 Millionen Einwohnern, die f Preußen zu jener Zeit zählte, mehr als 3°/0 der Bevölkerung. Die Soldaten gewann er teils durch Werbung im In- und Auslande, | teils durch Aushebung. Das ganze Land teilte _ er in Bezirke (Kantone) ein, und jedem Regiment wurde ein Bezirk zugewiesen, aus dem es junge Leute zum Militärdienste ausheben durfte.

9. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 155

1837 - Leipzig : Crayen
155 Der siebenjährige Krieg. Das Jahr 1760. sehr wichtige Festung Glatz weggenommen habe. Wider Erwarten antwortete Friedrich ganz ruhig: „Sei's! Im Frieden werden sie es uns schon wieder geben. Wir müssen nach Schlesien, um nicht Alles zu verlieren." — Rasch brach er auf. Neben ihm zog auf der einen Seite Daun, auf der andern der östceichifche General Lasen. Beim ersten Anblick hatte man alle drei Heere für eins halten sollen, so nahe zogen sie neben einander hin. Die leichten Truppen waren un- aufhörlich im Handgemenge, kein Tag verging ohne Hauen und Ste- chen. So gelangte man bis Liegnitz. Weiter konnte der König nicht, denn nun kam ihm auch Laudon entgegen, und die feindlichen Heere schlossen ihn völlig ein. Die östreichischen Generale glaubten diesmal zuverlässig, der König sei verloren, er sammt seinem Haustein könne der Gefangenschaft nicht entrinnen. „Der Sack ist aufgemacht," riefen sie spöttelnd, „in welchen wir die ganze preußische Armee auf- fangen wollen. Wir brauchen ihn nur zuzuschnüren." Friedrich er- fuhr diese Großsprecherei, und lachend erwiederte er: „Sie haben eben nicht Unrecht; aber ich denke, ein Loch in den Sack zu machen, das sie wahrlich nicht wieder sollen zunahen können." Wider seine Gewohnheit beschloß Daun eine Feldschlacht, und der 15. August sollte der Vernichtungstag des preußischen Königs, vielleicht des ganzen Landes sein. Um recht sicher zu gehen, wollte man einen Ucberfall, gleich dem bei Hochkirch, des Morgens in aller Frühe ausführen. Zum Glück erfuhr dies der König, und gleich war sein Entschluß gefaßt. In der Nacht zog sich das preußische Heer still aus seinem Lager und besetzte die Anhöhen. Bauern aus der Umgegend schürten die Wachtfeuer recht brav an, damit die Oestreicher glauben sollten, die Preußen waren ganz ruhig in ihrer alten Stellung. Friedrich ordnete sein Heer zur Schlacht. Lautlos standen die Regimenter, das Fußvolk die Gewehre im Arm, die Reuterei den blanken Sabel in der kräftigen Faust, und erwarteten den Feind. Die Generale Ziethen und Seidlitz hatten sich an ein Wachtfeuer ge- legt und schliefen. Friedrich saß nachdenkend auf einer Trommel und überdachte den Schlachtplan; endlich legte er sich zu seinen Getreuen. Auf einmal kam um 2 Uhr Morgens ein Major herangesprengt und rief laut: „Wo ist der König?" Dieser sprang eilend auf und fragte: „„Was ist?"" — „Der Feind ist da, keine 400 Schritte mehr entfernt," war die Antwort. Alles war im Nu in Bewegung. Die Regimenter standen in zwei Minuten in Ordnung, die Kavallerie sprengte in Schlachtordnung heran, die Kanonen brüllten, und zehn Minuten nachher war die blutige Schlacht im Gange. Da sah man recht den waltenden Geist des königlichen Helden. Der General Laudon, wel- cher die Oestreicher befehligte, merkte gleich zu seinem Erstaunen, daß er eine starke Macht vor sich habe, obschon er es sich nicht erklären konnte, denn er glaubte, die Preußen ganz ruhig in ihrem Lager zu treffen. Inzwischen zagte er nicht. Ec ließ tapfer angreifen, aber noch tapferer stritten die Preußen. Und als die Sonne mit ihren

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 202

1854 - Leipzig : Brandstetter
202 Verlangen sah man dem Erscheinen russischer Krieger auf deutschem Boden entgegen; mit der lebhaftesten Freude wurden sie empfangen; man fühlte, ja man wußte, daß sie nicht als- Feinde, sondern als Freunde kamen. Doch nicht unthätig wollte man die Früchte fremden Sieges genießen. Immer noch stark, sehr stark war der allgemeine Feind. Napoleon war bereits, als seine Heere noch in Rußland standen, nach Paris geeilt, hatte die in Frankreich befindlichen Truppen an sich gezogen und neue Aushebungen junger Mannschaften sowohl dort, als in Italien und Deutschland angeordnet, und erschien im Frühjahr schon wieder in der Mitte von Deutschland mit einer trefflich ausgerüsteten Armee von 300,000 Mann. Und noch waren nur erst einzelne Heeres- abtheilungen der Russen aus dem entfernten Norden herangezogen. Nur Preußen, welchem der Ruhm gebührt, daß es sich zuerst erhob, hatte zu offenem Kampfe seine Streitkraste mit ihm vereinigt; die übrigen deutschen Fürsten mußten, so ungern sie es auch thaten, noch einmal im Gefolge des Gewaltigen ihre Freunde bekriegen. Aber der Geist des deutschen Volkes war erwacht. Ohne Aufforderung von Seiten der Fürsten, ihres Beifalls und ihrer Zustimmung jedoch gewiß, sammelten ssch aus allen Gauen Freiwillige zu den verbündeten Heeren; eigene Schaaren, die sich dem Tode für's Vaterland geweiht hatten, wurden gebildet. Jünglinge aus allen Ständen verließen ihren Beruf und rüsteten sich auf eigene Kosten; wer nicht mit seinen Kräften dem Va- terlande dienen konnte, rüstete arme Jünglinge aus und half mit seinem Gelde. Vereine von deutschen Frauen traten zusammen, theils um die begeisterte Stimmung im Volke noch mehr anzuregen, theils aber auch durch Geldunterstützung und Sorge für die Verwundeten werkthätig zu helfen; ja man erzählt von einigen Jungfrauen, welche, weil sie sonst nichts hatten, das sie aus dem Altare für's Vaterland niederlegen konnten, sich ihres Hauptschmuckes, ihrer Haare beraubten, und das daraus ge- löste Geld ihrer Vaterlandsbegeisterung zum Opfer brachten. Begeisternde Vaterlandsgesänge entflammten den wachsenden Muth, und Volksschriften riefen zur allgemeinen Bewaffnung auf. So erhob sich das deutsche Volk, während seine Fürsten noch mit dem Unterdrücker verbündet waren, und ihre Truppen noch in seinen Reihen und für seine Sache fochten. Und so viel Eifer sollte auch nicht unvergolten bleiben. Sachsen, auf dessen Ebenen schon so viele Kämpfe ausgefochten worden sind, sollte auch der Schauplatz des herrlichsten Sieges für die deutsche Freiheit werden. Nach mehreren Schlachten, welche einzelne Heerestheile der Ver- bündeten meist siegreich bestanden hatten, und nachdem sich auch der östreichische Kaiser mit seiner ganzen Macht ihnen angeschlossen hatte, kam es bet Leipzig am 16. Oktober 1813 zu der großen Völkerschlacht, welche 3 Tage dauerte und woran eine halbe Million Streiter aus den meisten europäischen und mehreren asiatischen Völkerschaften Antheil nahmen. Den Oberbefehl über die verbündeten Heere, bei welchen sich die Kaiser von Oestreich und Rußland und der König von Preußen persönlich be- fanden , fübrte der Fürst Schwarzenberg; ein abgesondertes Heer focht

11. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 204

1903 - Wiesbaden : Behrend
204 Seine einzige Erholung bildete auer der Jagd eine Abendgesellschaft, das Tabakskollegium. Jeden Abend versammelte er seine Vertrauten, Minister und Generale, um sich. Der König wollte in dieser Gesellschaft nicht hher geachtet sein als jeder andere. Darum herrschte vollstndige Redefreiheit, und oft kam die ausgelassenste Heiterkeit zum Durchbruch; aber auch ernste und wichtige Sachen wurden hier beraten. 2. Regierungsantritt. Groe Sparsamkeit war dem König schon in der Jugend eigen, und diese Tugend brachte er mit auf den Thron. Sparsamkeit hie die Losung. Die meisten Hofbeamten und Diener seines Vaters erhielten sofort ihre Entlassung, die Gehlter der brigen setzte er herab. der 100 Luxuspferde, viele prachtvolle Wagen und Snften, kostbare Weine, teure Mbel, Edelsteine und Perlen wurden verkauft, mehrere knigliche Gebude, Grten und Parks verpachtet. Mit einem Schlage hatte der ganze knigliche Hof fein Aussehen voll-stndig verndert. e 3. Das Heer, g.) Mehrung; Zusammensetzung. Die grte Sorgfalt verwandte der König auf Mehrung und Verbesserung des Heeres. Schon in frher Jugend war sein Sinn dem Militr-Wesen zugewandt; als zehnjhriger Knabe kommandierte er mit grter Freude eine kleine Kriegsschar von adligen Knaben gleichen Alters. Auch des Knigs Vorliebe gehrte den Soldaten; er nannte sie seine lieben blauen Kinder. Besonders gern hatte er groe, schn gegewachsene Soldaten. Sein Leibregiment zu Potsdam zhlte 3000 solcher Riesen. Der Flgelmann Jonas ma 2,45 m. Kein Geld, keine List, keine Gewalt scheute der König, um einen Menschen zu bekommen, der zur Riesengarde pate. Wollte ihm ein fremder Fürst eine besondere Freude machen, so mute er ihm einen langen Kerl" schenken. Fr diese Riefen sorgte der König aufs eifrigste. Das Leib-Regiment war aber auch in jeder Beziehung ein Musterregiment fr die ganze Armee. Das Heer erreichte unter ihm eine Strke von 83 000 Mann. Das machte auf die Einwohnerzahl Preuens von 2l/4 Millionen fast 4/9v während wir heutzutage im Deutschen Reiche noch nicht 1% stndig unter Waffen haben. So viele Leute konnte der König im eigenen Lande nicht ausheben, ohne allen Berufsarten den grten Schaden zu tun. Er stellte zwar den Grundsatz auf, da jeder Untertan militrpflichtig fei, nahm aber nur die jngeren Bauernshne ins Heer, weil diese abkmmlich waren; Handwerker und Kaufleute wurden verschont. Aus diese Weise konnte nur die kleinere Hlfte der Soldaten im eigenen Lande gewonnen werden. Fr die Aushebung teilte er das ganze Land in Bezirke (Kantone) ein, und jebes Regiment erhielt seinen bestimmten Aushebungsbezirk zugewiesen. Unser Gebiet erhielt 2 Regimenter. Ein Regiment Fuvolk wrbe nach Halberstabt und ein Reiterregiment wrbe nach Aschersleben gelegt.

12. Teil 2 - S. 25

1903 - Berlin : Schnetter
25 und Nahrung ein Vorbild der Einfachheit und Genügsamkeit. Auf seiner Tafel dnldete er nur gute Hausmannskost. Anstatt der teuren Perücke trug er den einfachen Zopf, und seinem Beispiele mußten alle preußischen Beamten und Soldaten folgen (Zopfzeit). Seit 1725 erschien er im knappen Soldaten- rock seines Potsdamer Leibregiments; es wurde dadurch bei den Fürsten Sitte, Uniform zu tragen. Der König war vom frühen Morgen bis zum Abend im Dienst des Staates unermüdlich tätig; darum aber verlangte er auch von seinen Beamten die gleiche Pflichttreue. Unwahrheit, Unpünktlichkeit und Unordnung ahndete er mit harten Strafen. Nicht selten strafte er lässige und pflichtvergessene Beamte eigenhändig mit seinem Rohrstocke. So prügelte er den Torschreiber von Potsdam mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus dem Bette heraus, weil dieser Morgens die Bauern lange vor dem Tore warten ließ. b) Der absolute König. Er sagte: Die königliche Gewalt ist von Gott eingesetzt und mir übertragen worden; meine Macht ist unbegrenzt. Deshalb verlangte er von jedem Untertanen, von dem Minister bis zum Tagelöhner herab, unbedingten augenblicklichen Gehorsam ohne Widerrede. „Räsonniere er nicht!" fuhr er den an, der nicht augenblicklich gehorchte. Die Stände berief er nicht. Den Ständen von Preußen, die sich 1716 über Beeinträchtigung ihrer Rechte beschwerten, erklärte er, ba^s er die Souveränität feststelle tvie einen Felsen von Erz. So regierte Friedrich Wilhelm nur nach seinem Willen, er regierte absolut. Sein Wille aber kannte eine Schranke, das lvar sein Gewisseit, das Bewußtsein: Du hast für alle deine Handlungen Gott, der dich eingesetzt hat, Rechenschaft abzulegen. v) Die Gestaltung des Heerwesens. Wie der Große Kurfürst, so er- kannte auch Friedrich Wilhelm mit seinem klaren Blick, daß Preußen nur dann eine gesicherte Stellung unter den übrigen Mächten erringen könne, wenn es über eine starke und tüchtig geschulte Armee verfüge. Unablässig war er deshalb für Mehrung und tüchtige Ausbildung des Heeres tätig; er brachte es von 38 Ooo Mann auf 83 000 Manu. Preußen stand damals mit seinen kaum 2% Millionen Einwohnern in der Reihe der europäischen Staaten an zwölfter Stelle; dagegen hatte es nach Frankreich, Rußland und Österreich das größte Heer. Ein großer Teil dieses Heeres wurde im Jn- und Auslande für Geld angeworben. Die fehlenden Soldaten gewann der König durch das Kantonssystem. Das Land wurde in militärische Bezirke, Kantons genannt, eingeteilt; jedes Regiment erhielt einen Kanton überwiesen, aus dem es seinen Rekrutenbedarf deckte. Gewisse Klassen befreite der König aus wirtschaftlichen Gründen von der Wehrpflicht. Geschont wurden die selb- ständigen Leute, die Besitzer der Güter, auch die einzigen Söhne der Bauern, in den Städten die Hausbesitzer, Kaufleute und Gewerbetreibenden. Zur Aushebung gelangten also meist Knechte, Tagelöhner, Gesellen und die jüngeren Söhne der Bauern. Des Königs Lieblingsregiment war sein Leibregimeut in Potsdam, das aus „langen Kerlen" bestand. Für die Anwerbung und Unterhaltung dieses Regiments gab er trotz seiner Sparsamkeit Riesensummen aus. Diese Riesengarde und das Regiment des alten Dessauer in Halle

13. 1 = Mittelstufe - S. 21

1913 - Breslau : Handel
21 Knaben für den Soldatendienst vorbildete. — Tüchtige Männer halfen dem Könige bei diesen Verbesserungen; sie hieben Stein, Hardenberg und Scharnhorst. 5. Das Strafgericht in Rußland. Unterdes hatte der ländergierige Napoleon immer mehr Kriege geführt und auch Rußland angegriffen. Aber hier fand er seinen Untergang. Zwar siegte er in 2 Schlachten; aber als er vor die Hauptstadt Moskau kam, da überbrachte ihm niemand die Schlüssel der Stadt. Da wurde ihm bange. Er ließ die Soldaten die Tore öffnen und besetzte die Stadt. Sie war menschenleer. Am nächsten Tage brach Feuer aus; die Soldaten konnten nicht löschen, es gab keine Spritzen. Bald fehlte es den Franzosen an Brot und Obdach. Zum erstenmal bot Napoleon selbst den Frieden an. Aber der Kaiser von Rußland gab ihm keine Antwort. Da entschloß sich Napoleon zum Rückzüge. Es wurde aber bitter kalt. Tag und Nacht fiel Schnee. Nirgends fanden die Franzosen Nahrung und Unterkommen. Alle Dörfer hatten die Russen selbst verbrannt. Da verließ Napoleon das Heer und eilte in einem Schlitten nach Frankreich zurück. In Schlesien kam er über Glogau und Hainau. In letzterer Stadt erkannte ihn die Postmeisterin. Sie hätte ihrem Todfeinde am liebsten einen Gifttrank gegeben; aber sie erbarmte sich seiner und machte ihm einen warmen Tee. Halb erfroren kamen nur wenige Franzosen aus Rußland wieder. Sie waren nicht zu sättigen. Die Leute meinten, Gott habe sie mit ewigem Hunger gestraft, weil sie einst das Brot verachtet hatten. 6. Preußens Vorbereitung zum Kampfe. Jetzt war es für die Völker Zeit, sich von Napoleon wieder frei zu machen. Das kleine Preußen ging zuerst vor. Der preußische General York, der dem Napoleon hatte helfen müssen, aber nicht mit nach Rußland gezogen war, schloß mit den Russen Frieden. Der König sah das nicht gern; denn die Franzosen paßten in Berlin zu sehr auf ihn auf. Aber bald ging er nach Breslau, und nun rief er im März 1813 sein Volk zu den Waffen. Da waren alle Preußen froh. Jünglinge, Männer und Greise eilten zum Heere; ja auch Jungstauen wurden Soldaten. Wer nicht kämpfen konnte, gab Geld oder wertvolle Gegenstände, damit der König Waffen kaufen konnte. Auch in Breslau war eine Sammelstube. Da kamen Kinder und brachten ihre Sparbüchsen, ausgediente Soldaten gaben ihre Pistolen und Säbel, Eheleute schenkten ihre goldenen Trauringe und erhielten dafür eiserne mit der Inschrift „Gold gab ich für Eisen," und das Edelfräulein Ferdinande Schmettow brachte ihr schönes langes Haar, das sie sich abgeschnitten hatte. 7. Die Befreiungskriege, a) Die Iahrc 1813 und 1814. Aber auch Napoleon hatte schnell ein großes Heer gesammelt und erschien in Sachsen. Die Preußen erhielten von den Russen Hilfe. In den ersten

14. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 204

1837 - Leipzig : Crayen
204 111, Abschnitt. Die Könige von Preußen. doch für künftige Rettungszeiten ein großes, wohlgeübtes Heer. Denn die einzelnen Regimenter bekamen durch diese Einrichtung ein Starke von 6000 Mann und dem Lande entzog man keine Hände zur Arbeit. Diese Art und Weise, ein Heer zu schaffen, war eine eigentliche Volksbewaffnung. Denn ohne einen einzigen Artikel des Tilsiter Frie- dens zu verletzen, wurde die Waffenübung der sammtlichen vaterländi- schen Jugend zu Stande gebracht. Und dadurch geschah es denn auch, daß Preußen in der Folge einen Kampf begann und eine Kraft ent- wickelte, die ganz Europa mit Ehrfurcht und Staunen gegen das ver- armte, kleine Land erfüllte und zweimal unsere braven Krieger vor und in die Thore von Paris führte. Alle diese heilsamen Verordnungen konnten es jedoch nicht verhin- dern, daß das Land mehr und mehr im Wohlstände sank. Napoleon bestand mit Harte auf die genaue Zahlung der großen Kontribution, und so mußten monatlich 372 Mill. erlegt werden. Denn der Ge- waltige wollte Preußen im Frieden noch mehr zerrütten, als er im Kriege gethan. Die Franzosenheere in den preußischen Festungen schalteten und walteten nach Belieben und schrieben Lieferungen und Geldzahlungen aus. Man rechnet, daß Ostpreußen an 10 Millionen, Schlesien alle Monate an %. Million Thaler habe aufbringen müs- sen. Die- Staatskassen konnten nicht so viel Geld anschaffen, als zu den dringendsten Ausgaben nöthig war. Es mußten die Steuern im Lande vermehrt und erhöht werden, und das Volk gab gern, denn es sah seines Regenten Drangsal; aber bei der großen Verarmung des Landes ließ sich nicht viel erzwingen und schaffen. Der König ertrug alle Leiden mit großer Geduld und ging mit dem schönsten Beispiele der Aufopferung voran. Er zahlte von seinen Gütern Grundsteuer, zog Klöster und Stifter ein, um nur Mittel zur Erhaltung des Staats zu gewinnen, und willigte in die Verpfandung und den Verkauf der eigenen Besitzungen. Selbst sein Gold- und Silbergeschirr mußte nach Hamburg zum Verkauf wandern; er gab es gern für sein Land und sein Volk. Doch Alles reichte nicht aus, und immer größer wurde die Noch und immer düsterer die Zukunft. Mit dem Ende des Jahres 1808 räumten endlich die Franzosen den größten Theil des Landes und die Hauptstadt. Mit Sehnsucht erwarteten die Berliner die Rückkehr des Königs, der noch immer mit seiner Familie zu Königsberg war. Aber erst nach Jahresfrist sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Unterdeß machte das königliche Paar eine Reise zum Kaiser Alexander nach Petersburg. Dieser empfing seine hohen Gaste mit allen möglichen Ehrenbezeugungen, und der König und die Königinn lebten bei dem kaiserlichen Freunde schöne Tage nach so vielen, vielen traurigen Stunden. Das ahnete aber unsere Regentenfamilie damals noch nicht, daß dereinst die geliebte, älteste Tochter auf dem erhabenen Throne Rußlands als Kaiserinn neben einem so ausgezeichneten Monarchen glanzen sollte! Die Wege des Herrn sind wunderbar, sie führen aber Alles herrlich hinaus!

15. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 250

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
anzunähern, ein Heer von Landeskindern zu bilden. Das Kantonreglement von 1733 verkündete die Regel der allgemeinen Dienstpflicht. Freilich nur die Regel. Der Gedanke war noch unreif, da die lange Dienstzeit jener Epoche ihm schnurstracks zuwiderlief. Die Armut des Landes und die Macht der ständischen Vorurteile zwangen den König, zahlreiche Ausnahmen zuzulassen, sodaß die Last des erzwungenen Waffendienstes thatsächlich allein auf den Schultern des Landvolkes lag; und selbst die also beschränkte Wehrpflicht konnte nicht vollständig durchgeführt werden. Unbesiegbar blieben der stille Widerstand gegen die unerhörte Neuerung, der Abscheu des Volkes vor dem langen und harten Dienste. Selten gelang es, mehr als die Hälfte des Heeres mit einheimischen Kantonisten zu füllen; der Rest ward durch Werbungen gedeckt. Viele der meisterlosen deutschen Landsknechte, die bisher in Venedig und den Niederlanden, in Frankreich und Schweden ihre Haut zu Markte getragen hatten, fanden jetzt eine Heimat unter den Fahnen der norddeutschen Großmacht; der Süden und Westen des Reiches wurde das ergiebigste Werbegebiet der preußischen Regimenter. Auf so wunderlichen Umwegen ist unsere Nation zu Macht und Einheit aufgestiegen. Jenes waffenlose Drittel des deutschen Volkes, dessen Staatsgewalten zum Schutze des Reiches kaum einen Finger regten, zahlte den Blutzoll an das Vaterland durch die Tausende seiner verlorenen Söhne, die als Söldner in Preußens Heeren fochten, jene Kleinfürsten in Schwaben und am Rhein, die in Preußen ihren furchtbaren Gegner sahen, halfen selber, die Kriegsmacht ihres Feindes zu verstärken. Seit das preußische Heer entstand, hörte das Reich allmählich auf, der offene Werbeplatz aller Völker zu sein, und als dies Heer erstarkte, war Deutschland nicht mehr das Schlachtfeld aller Völker. Das Heer bot dem Könige die Mittel, den aufsässigen Adel mit der monarchischen Ordnung zu versöhnen. Wohl war das Ansehen des Kriegsherrn schon erheblich gestiegen seit jenen argen Tagen, da der Große Kurfürst seine eigenen Kriegsobersten gleich Raubtieren aus der Jagd umstellen ließ und sie zwang, ihm allein den Eid der Treue zu schwören; aber erst dem Enkel glückte, was der Großvater vergeblich erstrebte, die Ernennung aller Offiziere in seine Hand zu bringen und das erste rein monarchische Offiziereorps der neuen Geschichte zu bilden. Sein organisatorischer Sinn, der überall die politische Reform den gegebenen Zuständen der Gesellschaft anzupassen verstand, fühlte rasch heraus, daß die abgehärteten Söhne der zahlreichen armen Landadels-

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 177

1915 - Breslau : Hirt
Anhang. 177 der Troß (Weiber, Kinder, Gesindel). Er wurde die größte Landplage und war den Bewegungen des Heeres oft hinderlich, von der Roheit und dem wüsten Treiben der Söldnerheere, die aus Fußvolk, Reiterei und Artillerie bestanden, geben Berichte aus der Zeit des 30jährigen Krieges erschreckende Kunde, besonders seitdem der Söldnerführer Ernst von Mansfeld den Satz aufgestellt hatte, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse. In diese Zeit fällt aber auch eine von Gustav Adolf von Schweden eingeführte Verbesserung der Kriegsführung (gegenseitige Unterstützung der einzelnen Truppengattungen, verstärkte Artillerie, leichte Feldgeschütze, Reserve). Dgl. Schlachtordnung zur Zeit des Großen Kurfürsten (S. 63). Geworben wurden die Heere nur für die Zeit des Krieges. Ständige, stehende Heere kannte man noch nicht. Diese sind eine Frucht des Absolutismus. Der absolutistische Herrscher wollte ein stets verwend- und verfügbares Machtinstrument in Händen haben. Der Grosze Kurfürst ist einer der ersten $ürsten gewesen, die ein stehendes Heer schufen. Ein Reichstagsbeschluß zu Regensburg gab ihm die Möglichkeit dazu. Dieser Beschluß gestattete nämlich den Landesherren, auch ohne Zustimmung der Landstände eine bestimmte Truppenzahl auf Landeskosten dauernd zu unterhalten. Der Große Kurfürst entließ daher das Heer, das er zwar unterhalten, aber nicht nach Gutdünken verwenden durfte, da es auch dem Kaiser durch Treueid verpflichtet war, und schuf ein neues Heer, das auch im Frieden unter den Waffen blieb. Bei seinem Tode bestand es aus 23 000 Itiann Infanterie und 5000 Mann Kavallerie. «Er hat bis ins einzelne gehende Dorfchriften über Ausbildung, Zucht, Uniformierung usw. erlassen. Seine Gehilfen in der Ausbildung der Truppen waren Konrad von Burgsdorf, (Dtto von Sparr und Georg Derfflinger. $ür die Entwicklung der preußischen Armee ist König Friedrich Wilhelm I. von großer Bedeutung. Seine erste Regierungssorge war darauf gerichtet, ein zahlreiches, schlagfertiges Heer zu erlangen. Er erhöhte es von 38 000 Itiann auf 83 000 bei einer Einwohnerzahl von 2% Tttill. Menschen. Auf ungefähr 30 (Einwohner kam ein Soldat, so daß Preußen 1740 hinsichtlich seines Heerwesens die 4. europäische Großmacht war. Selbstverständlich konnte diese Zahl nur zum Teil der Bevölkerung des eigenen Landes entnommen werden. Für einen großen Teil des Heeres war der König auf das Ausland angewiesen. So flössen durch die Werber große Summen in die Fremde. Es kam auch vielfach zu Verwicklungen. Das veranlaßte den König, die Ergänzung der Armee mehr an den eigenen Boden zu knüpfen. 1733 erließ er das Kanlonreglement, demzufolge jedes Regiment einen Bezirk im Lande angewiesen erhielt, aus dem es seinen Ersatz ausheben konnte. Der Anfang, ein nationales tdehrsystem an Stelle des Söldnerheeres zu setzen, war gemacht. Der König betonte aber auch seine kriegsherrliche Stellung. Als oberster Kriegsherr ernannte er selbst alle Offiziere, als Glied des Heeres trug er seit 1725 stets die Uniform. Die (Offiziere entstammten meist dem preußischen Adel. Das Berliner Kadettenhaus wurde die Pflanzschule des ©ffizierkorps. Mit diesen Änderungen gingen aber auch gleichzeitig die Verbesserung und Ausbildung Hand in Hand. 3n den beiden „Modellregimentern", dem „Riesenregiment" des Königs in Potsdam und dem Regiment Leopolds von Dessau in Halle, wurden alle Neuerungen zuerst erprobt. Der eiserne Ladestock, das verbesserte Bajonett, der Gleichschritt und das Geschwindfeuer nahmen von hier aus ihren weg in die Armee. Mit diesem wohlausgerüsteten Heere schlug Friedrich der Große die Schlachten der Schlesischen Kriege. An den Grundzügen der bisherigen Heeresorganisation hat er nichts geändert. Das „Leibregiment" löste er auf und richtete aus dem so ersparten Gelde 16 neue Bataillone ein. Die Truppenzahl vermehrte er bis auf 200 000 Mann. Roch mehr als bisher war man jetzt auf Werbung angewiesen. Friedrichs hauptverdienst liegt in der taktischen Ausbildung der Armee. Der Ordnung und Beweglichkeit seiner Truppen wandte er seine besondere Aufmerksamkeit zu. In seinen „Grundprinzipien vom Kriege" forderte er rücksichtslose Offensive. „Die Preußen sollen' stets den Feind attaquieren." Besondere Aufmerksamkeit widmete er auch der Kavallerie. Er schuf die Husaren, und alle seine Reiterregimenter schulte er gleichmäßig für jeden Dienst im Felde. Klar-paim, Geschichte. 19

17. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 62

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 62 — 25. Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. a. Aus seiner Jugendzeit. Während Friedrich I. sehr prachtliebend war, haßte sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm alle Pracht als Verschwendung. Schon als Knabe war er allem Prunk abhold. Ms man ihm einst einen prächtigen, goldgestickten Schlafrock schenkte, warf er ihn ohne weiteres in den Kamin. Seine Mutter wünschte, daß er sich seine zarte Haut erhalte und sein Gesicht gegen Sonne und Lust schütze. Zu ihrem Schrecken aber fand sie ihn eines Tages, wie er in der Mittagssonne lag und sein Gesicht mit Speckschwarte einrieb, um dadurch braun „wie ein Zigeuner" zu werden. Einst kam er in das Vorzimmer des Königs, wo er viele Kammerherren und Hofleute traf. Ta sie sein einfaches Wesen kannten, redeten sie ihm nach dem Munde und meinten, man müsse nicht so viel Geld sür uuuütze Dinge, besonders für französische Modesachen, ausgeben. Der Kronprinz nickte beifällig. Dann warf er seine Perücke ins Feuer und sagte: „Beweisen Sie Ihre Worte mit der Tat! Wer es mir nicht nachtut, ist ein Lügner." Die Herren sahen sich ganz verdutzt an, mußten aber wohl oder übel ihre kostbaren Lockenperücken den Flammen übergeben. b. Sorge für das Keer. 1. Vergrößerung. Nachdem Friedrich Wilhelm König geworden, war es sein Hauptbestreben, eine große, schlagfertige Armee zu haben;' denn er erkannte, daß er den Feinden des Königreichs dadurch am meisten Achtung einflößen konnte. Er vergrößerte daher das Heer allmählich auf 83 000 Mann. 2. Werbung und Aushebung. Die Soldaten wurden damals größtenteils noch geworben. Offiziere reisten in Preußen und anderen deutschen Staaten umher und suchten junge Leute für den Soldatendienst anzuwerben. Wer sich bereit erklärte, den bunten Rock anzuziehen, der wurde ausgeschrieben und bekam ein Handgeld. Damit hatte er sich dem Könige verpflichtet. Da aber die Zahl dieser Geworbenen nicht ausreichte, so fand noch eine besondere Aushebung junger Leute zum Militärdienste statt. Die Söhne der Adligen verschonte man, ebenso den ältesten Sohn des Hofbesitzers, damit er dem Vater beistehen und auf dem Hofe bleiben konnte, den er einst erben sollte. Die jüngeren Söhne aber mußten Soldat werden. Noch ehe sie ins Heer eintraten, schickte ihnen der Oberst eines Regiments eine rote Halsbinde zu. Die mußte jeder so lange als Abzeichen tragen, bis er einberufen wurde. 3. Kriegszucht. Die Kriegszucht war furchtbar streng. Das war um so nötiger, als die Soldaten aus aller Herren Ländern zusammenkamen. Die Korporale führten deshalb beim Exerzieren einen Stock bei sich, mit dem sie Ungehorsam und Nachlässigkeit im Dienste bestraften. Der König wollte aber nicht bloß gehorsame und tapfere, sondern auch fromme Soldaten haben. Deshalb stellte er Feld-prediger an und verordnete, daß jeder Soldat ein Neues Testament mit einem Anhange von Kirchenliedern erhielt. 4. Die „laugen Kerle". Eine besondere Vorliebe zeigte der König sür die „langen Kerle". In Potsdam bildete er sich ein Leibregiment, das aus 2400 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß keiner unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 m. Mit List und Gewalt ließ er diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber der König bezahlte seine Soldaten gut und sorgte väterlich für sie. Gern nannte

18. Geschichte der Deutschen - S. 253

1856 - Münster : Cazin
bis zur Auflösung des deutschen Reichs. 253 gegen die übrigen Verbündeten desto entschiedenere Vortheile zu Lande. § 206. Polens Untergang durch die zweite und dritte Theilung, 1793 — 95. Die im Westen gegen die Franzosen erlittenen Verluste der Oesterceichec und Preußen wurden durch Gebietserweiterungen im Osten vollständig auf. groben. Während des russisch - österreichischen Krieges gegen die Türken hatten die Polen bereits den Plan gefaßt, durch Schaffung einer neuen Constitution sich namentlich Rußland gegenüber wiederum eine mehr unabhängige Steilung zu ge- den , bei dessen Ausführung ihnen der König von Preußen seine Unterstützung versprach. Und als diestr 1790 sogar eine^ ct«cneue Allianz mit Polen schloß, so kam die neue Constitution kurzconstinilion nach Jahresfrist bereits zu Stande: „Der König — aus dem kursächsischen Hause — sollte mit einem ihm beigeordneten ge- Heimen Rath die Exekutive haben, während die gesetzgebende Gewalt den Ständen in der Landboten - und Senatoren - Kam- mer zufiele. Das liberum veto wurde abgeschafft. Zur Aus- übung der Justiz sollten besondere Männer gewählt werden. Für die herrschende Religion wurde die katholische erklärt, doch ohne darum andern Confessionen die Freiheit ihres Cultus zu nehmen. Zur Beschützung dieser Constitution gegen äußere Feinde sollte ein stehendes Heer errichtet werden." Aber in Polen selbst erhob sich gleich gegen die neue Ordnung der Dinge eine Oppositionspartei. und schloß eine Conföderationconfödenn. zu Targowicz. Und kaum hatte die russische Kaiserin ihren 9' Krieg mit der Türkei beigelegt, so verband sie sich mit den^'Ä Unzufriedenen und ließ ihre Truppen in Polen einrücken. Die lmn. noch nicht gehörig organisirte Nationalmacht der Polen unter Anführung des Joseph Poniatowsky und Thaddäus Kosciusko konnte keinen kräftigen Widerstand leisten und als der König sogar nach der Niederlage bei Dubienka von Rußland sich be-'^n?,,'bx^ wegen ließ, der Targowiczer Consöderation beizutreten, so war Dubieirka. es bald um die neue Constitution geschehen. Preußen, dem ein Krieg mit der französischen Republik bevorstand, hatte nicht nur nicht die Constitutionellen unterstützt, sondern schloß viel- mehr ein Bündnis; mit Rußland, um bei dem in Polen auf- tauchenden Jacobinismus die Grenzen des Landes zu eigenerawein-Thn- Sicherstellung einzuschränken. So kam es 1793 zur zweiten*""2 Theilung Polens, worin Preußen außer den Städten Thorn^' Rußland! und Danzig das Meiste von Großpolen (Südpreußen), Ruß- 1793. land aber beinahe halb Litthauen erhielt. Ein polnischer Reichstag zu Grodno bestätigte förmlich diese Beschränkung auf ein Drittel der bisherigen Besitzungen. Um die innere Ruhe im Lande zu sichern, blieben einzelne

19. Neuere Zeit - S. 151

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Freytag: Friedrichs des Großen Friedensthätigkeit. 151 verbindet, ein Jahr, nachdem der König den Befehl erteilt, sah er selbst beladene Oderkähne von 120 Fuß Länge nach dem Osten zur Weichsel ein-sahren. Durch die neue Wasserader wurden weite Strecken Landes entsnmpst und sofort durch deutsche Kolonisten besetzt. Unablässig trieb der König, er lobte und schalt; wie groß der Eifer seiner Beamten war, sie vermochten selten ihm genug zu thun. Dadurch geschah es, daß in wenigen Jahrzehnten das wilde, slavische Unkraut, welches dort auch über deutschen Ackerfurchen aufgeschossen war, gebändigt wurde, daß auch die polnischen Landstriche sich an die Ordnung des neuen Lebens gewöhnten, und daß Westpreußen in den Kriegen seit 1806 sich säst ebenso preußisch bewährte, als die alteu Provinzen. Während der greise König sorgte und schuf, zog ein Jahr nach dem andern über sein sinnendes Hanpt; stiller ward es um ihn, leerer und einsamer, kleiner der Kreis von Menschen, denen er sich öffnete. Die Flöte hatte er beiseite gelegt, auch die neue französische Litteratur erschien chm schaal und langweilig, zuweilen war ihm, als ob ein neues Leben unter ihm in Deutschland ergrüne, es blieb ihm fremd. Unermüdlich arbeitete er an feinem Heer, an dem Wohlstand seines Volkes, immer weniger galten ihm seine Werkzeuge, immer höher und leidenschaftlicher wurde das Gefühl für die große Pflicht der Krone. Aber wie man fein siebenjähriges Ringen im Kriege übermenschlich nennen darf, fo war auch jetzt in seiner Arbeit etwas Ungeheures, was den Zeitgenossen zuweilen überirdisch und zuweilen unmenschlich erschien. Es war groß, aber es war auch furchtbar, daß ihm das Gedeihen des Ganzen in jedem Augenblick das Höchste war und das Behagen des einzelnen so gar nichts. Wenn er den Obersten, dessen Regiment bei der Besichtigung einen ärgerlichen Fehler gemacht hatte, vor der Front mit herbem Scheltwort aus dem Dienst jagte; wenn er in dem Sumpfland der Netze mehr die Stiche der zehntausend Spaten zählte, als die Beschwerden der Arbeiter, welche am Sumpfsieber in den Lazaretten lagen, die er ihnen errichtet; wenn er ruhelos mit feinem Fordern auch der schnellsten That voraneilte, so verband sich mit der tiefen Ehrfurcht und Hingebung in feinem Volke auch eine Scheu wie vor einem, dem nicht irdisches Leben die Glieder bewegt. Als das Schicksal des Staates erschien er den Preußen, unberechenbar, unerbittlich, allwissend, das Größte wie das Kleinste übersehend. Und wenn sie einander erzählten, daß er auch die Natur hatte bezwingen wollen, und daß seine Orangenbäume doch in den letzten Frösten des Frühlings erfroren waren, dann freuten sie sich in der Stille, daß es für ihren König doch eine Schranke gab, aber noch mehr, daß er sich mit so guter Laune darin gesunden und vor den kalten Tagen des Mai den Hut abgenommen hatte. Noch vierzehnmal seit der Erwerbung von Westpreußen blühten die

20. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 74

1912 - Langensalza : Beltz
Die Herrschaft Napoleons. nuch nur. Ein Pferd verlor ich auf der Stelle; das andere wurde mir verwundet und trug m der Not den Prinzen Heinrich aus der Schlacht, nach, dem sein Pferd erschossen war, und er nicht gehen konnte. Ich schlug mich mit einer Muskete in der Hand mit den letzten Musketieren durch. Ich hatte viel Glück. Der linke Flügel, den ich führte, siegte, ^und nur erst, als der rechte geschlagen war und der Feind dem linken in den Rücken kam, wurde -er linke gezwungen, sich zurückzuziehen. Das schlechte Bettagen mehrerer Kavallerie-Regimenter, die Verwirrung in der Führung, das Zurückhalten der Ersatztruppen, */, der Armee unter Kalkreuth, entzog uns den Sieg. Ich war rasend, klagte bei dem König, als ich aus der Schlacht kam, alle die an, welche es verdienten." — Inhaltsangabe. Und schmerzerfüllt klagte jener Offizier, der bei Vierzehnheiligen so tapfer gefochten hatte: ’ y 1 „Die Kunde von dem gleichfalls unglücklichen Ausgang der Schlacht von Auerstädt an diesem für Preußen so beispiellos folgenschweren Tage, sowie die von der tödlichen Verwundung des Herzogs von Braunschweig kam sehr bald zu unserer Kenntnis. So waren die Ahnungen, die Voraussagungen so vieler nur mit schlichtem Verstände begabter Leute in unserer Armee in Erfüllung gegangen. Es konnte nicht anders kommen, es mußte uns ein Unglück treffen, wir mußten geschlagen werden. Die Schlacht war verloren. Dies sah und wußte jeder, der den Abend dieses unglücklichen Tages erlebte. Die Brust hätte vor Schmerz springen mögen, als man die Trümmer aller Korps der Armee sich vermischen und, selbst im Strudel einer unaufhaltbaren Menge auf der Chaussee fortgezogen, mit jedem Augenblick mehr Unordnung, Greuel, Verwirrung und panische Schrecken einreißen sah. Allein wer hätte sich nicht der Hoffnung hingegeben, daß der kommende Tag, vielleicht schon die Nacht, dem Unglück ein Ende machen und der Armee einen Sammelplatz darbieten würde? Tausend Stimmen fragten danach. Niemand antwortete. Generale, Offiziere des Generalstabes, selbst Adjutanten des Königs, alle, die es wissen konnten und mußten, gaben, selbst den Wogen des Rückzuges willenlos preisgegeben, nur unbestimmte Antwort." Überschrift? Zusammenfassung: Die Niederlage bei Auer-st ä d t. Vertiefung und Ergänzung. 1. Wie kam es, daß Preußen s o schwere Niederlagen erleiden mußte? Schildere den Vormarsch des Generals Rüchel nach Jena! Ergebnis: Der Führer war zaghaft, unentschlossen, die Truppen in Unordnung, ohne regelmäßige Führung und ohne Kommando. Ähnliches hörten wir auch aus dem Briefe des Generals Scharnhorst an seinen Sohn: Unter den Führern selbst herrschte Verwirrung; die Ersatztruppen, zwei Drittel der ganzen Armee, wurden zurückbehalten. Über den Zustand des preußischen Heeres erfahren wir Genaueres aus dem Bericht jenes Offiziers, der an der Schlacht bet Jena teilnahm:1) „Schon auf diesen ersten Märschen wurde meine freudige Stimmung und mein Verlangen nach Krieg durch manche Beobachtungen herabgestimmt. *) Hemze-Rosenburg, Quellen-Lesebuch. 3. Aufl. S. 132.