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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 113

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. Hz § 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 1. Wirtschaftliche Verhältnisse. Um diese kostspieligen Kriege führen zu können, war Ludwig der Xiv. beständig darauf bedacht, die Steuerkraft seines Landes zu erhöhen. Dies erreichte er durch eine umfassende Fürsorge für die Entwickelung des Handels und des Gewerbfleißes, wobei ihm sein Minister Colöert (1661—1683) außerordentliche Dienste leistete. Derselbe 1661 ließ allenthalben Fabriken und Manufakturen anlegen, in welchen so- bis wohl die bisherigen Erzeugnisse in größerer Menge und vervollkommneter Weise als auch neue produziert wurden (Porzellanfabrik in Sövres). Um aber die Konkurrenz des Auslandes abzuschneiden, wurden auf alle von auswärts eingeführten Waren hohe Schutzzölle gelegt (Merkantilsystem). Der Handel wurde befördert durch großartige Wege- und Kanalbauten (Kanal von Languedoc, Verbindung des Mittelländischen und Atlantischen Meeres); eine ungemein rasch geschaffene und zahlreiche Kriegsflotte sollte die Häsen und den überseeischen Handel schützen. Durch diese Maßregeln wußte Ludwig den sog. dritten Stand, der sonst die ganze Steuerlast zu tragen hatte, einstweilen an sich zu fesseln. Gleichwohl waren dieser Aufschwung des Handels und der dadurch zunehmende Nationalwohlstand nicht ausreichend, um die ungeheuren Kosten zu decken, welche die Kriege und die über alle Maßen luxuriöse Hofhaltung des Königs verursachten. 2. Der Hof des Königs wurde zu Versailles gehalten wo in sandiger und reizloser Gegeud um ein prachtvolles Schloß das etwa 100 Millionen Franks gekostet hat, ein weiter Park geschaffen wurde. Auch andere Schlösser, wie Marly und Triauou, wurden mit verschwenderischer Pracht aufgeführt und ausgestattet. Das Leben am französischen Hofe war das glänzendste, von dem die neuere Geschichte zu berichten weiß; die an demselben abgehaltenen Feste setzten ganz Europa in Erstaunen; der an ihm herrschende Geschmack wurde für ganz Europa maßgebend. — Eine wesentliche Bedeutung hat das Hofleben unter Ludwig noch dadurch erlangt, daß in demselben die Formen des geselligen Verkehrs eine sehr reiche und feine Ausbildung erhielten, an der zumal auch Frauen teil hatten. 3. Die Litteratur und Kunst. Der Glanz Ludwigs wurde erhöht durch die große Blüte der Dichtung und Kunst, Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 8

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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 262

1888 - Habelschwerdt : Franke
262 Frankreich. Ludwig Xiv., 1643—1715. I. Vormundschaftliche Regierung, 1648—1661. Da er bei dem Tode des Vaters erst 5 Jahre alt war, so wurde für ihu eine vormundschaftliche Regierung bestellt, an deren Spitze Mazariu stand, ein Staatsmann, der zwar nicht die Kraft und Größe seines Vorgängers Richelieu hatte, aber doch der gewandteste Diplomat seiner Zeit war. Seine Politik folgte Richeliens Grundsätzen. Daher suchte er, den Krieg in Deutschland zu verlängern und im Innern widerstrebende Parteien zu unterdrücken. Es gelang ihm auch, Spanien durch einen Krieg zu schwächen. Der Widerstand des Parlaments gegen den Steuerdruck und die Opposition des Adels gegen Mazarin führte aber einen Ausstand der Fronde herbei, einer Volkspartei, an deren Spitze der Kardinal von Retz stand. Mazarin mußte aus einige Zeit Frankreich verlassen, kehrte aber nach einem Siege der königlichen Truppen an den Hos zurück. Der Krieg mit Spanien wurde durch den pyrenäifchen Frieden beigelegt, zu dessen Befestigung der unterdes mündig gewordene König die Tochter des spanischen Königs Philipp Iv., Maria Theresia, heiratete. Im Jahre 1661 übernahm Ludwig selbst die Regierung. Ii. Ludwigs Xiv. Selbstherrschaft, 1661—1715. Im Innern war Ludwigs Streben aus unbeschränkte Selbstherrschaft gerichtet. Seine äußere Politik verfolgte das System Richelieus: die Selbständigkeit der anderen Staaten zu gefährden und Frankreich einen gebietenden Einfluß zu verschaffen. Um diese Ziele zu erreichen, wußte Ludwig alle Kräfte des Landes auss äußerste anzuspannen. A. Hoslelieii. Der Schauplatz des glänzendsten Hoslebens, das den Übrigen europäischen Fürstenhöfen ein Vorbild wurde, war Versailles, wo Ludwig mit ungeheuren Kosten ein Schloß von prachtvoller Schönheit hatte herstellen lassen. Das am Hose beobachtete Zeremoniell, von Spanien übernommen, war streng vorgeschrieben, verbarg aber nur schlecht die sittlichen Gebrechen. Die Hauptperson war der König selbst, eine stattliche Erscheinung, bei aller Genußsucht ein Mann von angestrengter Thätigkeit. Der Adel wurde durch eine Menge neu geschaffener Ämter in den Kreis des Hoslebens gezogen, dadurch aber der Verwaltung seiner Güter und dem Einflüsse auf die ländliche Bevölkerung entfremdet. B. Kunst, Litteratur und Missenschast. Von dein Könige und feinern Hofe ging eine lebhafte Anregung für Kunst und Litteratur aus; denn nicht bloß weckten die Bedürfnisse des Hofes die Kunstthätigkeit, sondern die Macht des Königs begeisterte auch Dichter und Künstler. Die französische Litteratur erlebte daher ihr goldenes Zeitalter und beherrschte den Geschmack des gebildeten Europa. In dieser Zeit lebten Moliere, Lustspieldichter, Corneille, Racine, Tragiker, La Fontaine, Fabeldichter, Boileau, Satiriker und Kritiker, Bossuet und Fenelon, Kanzelredner. Der Wissenschaft dienten mehrere Akademieen.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 234

1904 - Habelschwerdt : Franke
234 seines Vorgngers Richelieu hatte, aber doch der gewandteste Diplomat seiner Zeit war. Seine Politik folgte Richeliens Grundstzen. Daher suchte er den Krieg in Deutschland zu verlngern und im Innern Frankreichs die widerstrebenden Parteien zu unterdrcken. 2. Ludwigs Xiy. Selbstherrschaft, 1661 1715. Im Innern war Ludwigs Streben auf unumschrnkte Selbstherrschast gerichtet. Seine uere Politik verfolgte das System Richeliens: die Selb-stndigkeit der anderen Staaten zu gefhrden und Frankreich einen gebietenden Einflu zu verschaffen. Um diese Ziele zu erreichen, wute Ludwig alle Krfte anfs uerste anzuspannen. a. offccn. Der Schauplatz des glnzenden Hoflebens, das den brigen europischen Frstenhfen ein Vorbild wurde, war Versailles (werdtj), wo Ludwig mit ungeheuren Kosten ein Schlo von groer Schnheit hatte bauen lassen. Das cim Hofe beobachtete strenge Zeremoniell war vou Spanien bernommen worden. Es verbarg aber nur schlecht die sittlichen Gebrechen. Die Hauptperson an? Hofe war der König selbst. Er war eine stattliche Erscheinung und bei aller Genusucht ein Mann von angestrengter Ttigkeit. Der Adel wurde durch eine Menge neu geschaffener mter in den Kreis des Hoflebens gezogen, dadurch aber der Verwaltung seiner Gter und der lndlichen Bevlkerung entfremdet. b. Kunst, Literatur und Wissenschaft. Von dem Könige und feinem Hofe ging eine lebhafte Anregung fr Kunst und Literatur aus; denu es weckten nicht blo die Bedrfnisse des Hofes die Kunstttigkeit, sondern die Macht des Knigs begeisterte auch Dichter und Knstler. Die franzsische Literatur erlebte daher ihr goldenes Zeitalter und beherrschte den Geschmack des gebildeten Europa. In dieser Zeit lebten der Lustspieldichter Molire (moljhr), die Tragiker Corneille skornj) und Racine(raihn), der Fabeldichter La Fontainesla fongthn), die Kanzelredner Boffuet (bos) und Feuelon (fehnelng). c. taat8verwaltung. Der Hauptgruudsatz Ludwigs war: Der König ist die Quelle alles Rechts und aller Macht (l'etat c'est moi," d. h. der Staat bin ich). Daher wurden die Reichsstnde nicht mehr berufen, und die Verfgung der die Geldmittel und die Streitkrfte blieb dem Könige vorbehalten. Diesem standen tchtige Ratgeber zur Seite. Der Kriegsminister Louvois (luwo) vergrerte und verbesserte das Heer; Vaubau (wobug) sicherte das Land durch vortreffliche Festungen, und die Feldherren Conde (kongde), Tu renne (tiimhii) und Villars (willdhr) begrndeten den Ruhm der franzsischen Heere. Das Finanzwesen und der Handel wurden besonders durch den Minister Eolbert (f 1683) gehoben (S. 232). . Kirchliche Verhltnisse. In 'beziig aus die kirchlichen Verhltnisse erstrebte Ludwig Xiv. die Unabhngigkeit von Rom und die Einheit des Bekeuutuisfes. Erstere suchte er durch die vier gallikanischen

3. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 762

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
7ö2 Neu ere Geschichte. Erstes Kapitel. Die Zeit L u d w i g s Xiv. loöi - 1700 (1715). I. Frankreich. 1. Ludwig Xiv. (1643-1715) bei dem Antritte seiner Selbstregierung. Ludwig Xiv. stand in seinem drei und zwanzigsten Le- bensjahre, als er (1661) die Selbstregierung Frankreichs antrat. Gediegene Bildung oder hohe Kraft des Geistes und Gemüthes zeichneten ihn keineswegs aus, aber er war nicht ohne Sinn für das Edle und Großartige, und vorzüg- lich geschickt in der Kunst, den König auf das vollkommen- ste zu repräsentiren. Durch die stolze Haltung, welche er nie verlor, festelte er zunächst die Herzen seiner Untertha- nen, und da sein Waffeirglück und die Blüthe französischer Kunst und Wissenschaft, welche er förderte, großen Glan; über ihn und Frankreich verbreiteten, so ward allmalig bei- nahe ganz Europa, von der, im Grunde doch nur schein- baren, Größe dieses Königs verblendet. Am Anfänge seiner Selbstregierung führte ihm das Glück mehrere vortreffliche Gehülfen und Nathgeber zu. Unter diesen ragte besonders Colbert hervor. „Ich bin Ew. Majestät viel schuldig," sagte der sterbende Maza- rin, „aber einen Theil meiner Schuld glaube ich Ihnen zu bezahlen, indem ich Ihnen Colbert bekannt mache?' Col- bert war in vielem Betrachte für Ludwig Xiv., was Sully für Heinrich Iv. Wie Sully, stellte auch Colbert durch Ordnung und Sparfanikeit den zerrütteten Staatshaushalt wieder her. Wie aber Sullys Aufmerksamkeit hauptsäch- lich auf den Ackerbau gerichtet war, so begünstigte Colbert, dem Geiste seiner Zeit gemäß, vorzüglich die Gewerbe und den Kunstfleiß. Auch gab er feinem Vaterlandc See- und Colonial-Handel. Gleichergestalt suchte er die Geistesbil- dung der Franzosen durch Unterstützung der Künste und Wiflenschaften zu fördern und zu heben. Bald wurde Lud^

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 200

1902 - Karlsruhe : Lang
— 200 — mehr; sein Werk vollendete sein Nachfolger Mazarin, dessen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerkraft Frankreichs zu heben. Ludwig Xiv. nahm die Regierung*) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter seiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Literatur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt. Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsaß, soweit es österreichisch war, und die Landgrafschaft**) im Elsaß erhalten; das bedeutete nicht etwa, daß Elsaß sorthin französisches Land fein sollte, sondern es sollte beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige im Namen des Deutschen Kaisers und Reiches verwaltet werden. Ludwig Xiv. aber zwang die Elsässer, ihm als ihrem unbeschränkten Herrn und Könige zu huldigen, und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsamerweise die freie Reichsstadt Straßburg in Besitz. Ludwigs Xiv. Bruder, der Herzog Philipp von Orleans, war mit Elisabeth Charlotte, der Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von der Pfalz, verheiratet. Als der Kurfürst (1685) starb, erhob Ludwig für feinen Bruder Erbansprüche aus die Pfalz. Der Kaiser und die Reichsfürsten wiesen sie zurück und schlossen zur Abwehr einen Bund mit den Holländern und den Engländern. Ludwig besetzte die Pfalz im Herbste des Jahres 1688 mit einem Heere von 50000 Mann. Nachdem die Bewohner durch Plünderung und Gewalttaten aller Art mißhandelt worden waren, gab Ludwig (1689) den Besehl, Städte und Dörfer niederzubrennen. Es wurden französische Mordbrennerbanden ausgeschickt nicht nur in me Pfalz, sondern auch nach Schwaben, Franken und selbst nach Böhmen. Ludwig wollte sich durch diese Verwüstungen dafür rächen, daß feine Ansprüche *) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er nnter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661. **) Landgraf — Reichsstatthalter.

5. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 520

1868 - Braunschweig : Schwetschke
520 A. Europa. großen Talente unterdrückten nicht nur die unruhigen Großen, zertrümmerten die Macht der Protestanten Macht Macht sondern aufs bedacht zu brechen, nahm er durch Geld und Truppen Frankreichs, welches sich thätigen Antheil an dem 30jährigen Kriege, welcher damals Deutsch land verwüstete, und legte den ersten Grund zu dem Vergrößerungssystem udwig Xiv. vollkommen ausbildete. Die Negierung Ludwigs Xiv. 1643—1715 ist als das Zeitalter des höchsten Glanzes für Frankreich berühmt, aber nur der geringste Theil des Ver- dienstes fällt davon auf ihn selbst zurück. Er herrschte unumschränkt und ohne Widerstand zu finden, aber Richelieu hatte gründet, und Mazarin, welcher bis 1661 festigt. Seine Armeen erfochten glänzend jedoch führte für Frankreich Gebäuden und hinterlassen. höchst er zog viele bedeutende Gelehrte hat Frankreich und besonders Paris mit den schönsten ;rn verziert, aber 3500 Millionen Livres Schulden Wissenschaften blühten unter ihm, wie nie vorher. Dichter sogar ausländischen Gelehrten Pension zahlen; er selbst aber Hof, ja er ließ unwissend und daher höchst sehr ungeschickt Wahl günstigte. Zeitalter heißt das goldene der französischen durch schändliche Verfolgung und Grausamkeiten er selbst war so wenig gebildet, so sehr von Maitressen und Beichtvätern beherrscht, daß er 1685 das wohlthätige Edict von Nantes aufhob und 000 Familien der Fleißigsten, Betriebsamsten seiner Unterthanen zur Auswanderung zwang, welche unter dem Namen Réfugiés in Deutschland, England und den Niederlanden mit offenen Armen ausgenommen wurden. Er hatte das Glück, zu einer Zeit zu leben, wo nach den Unruhen langer bürgerlichen Kriege große Talente jeder Art emporgekommen und sich gebildet hatten; diesen unendlich mehr als seinen persönlichen Eigenschaften verdankt Frank- reich den Glanz jener Zeit, und den ausgebreiteten Einfluß, welchen seit- dem französische Sprache, Ansichten, Gebräuche und Moden über ganz Europa, leider iiber Deutschland am meisten, ausgeübt haben. Deutschland war gerade damals durch den 30jährigen Krieg über alle Vorstellung ver- wüstet und verarmt, seine Einheit und Kraft durch den westfälischen Frieden ausgelöst und gebrochen; kein Wunder, wenn unter solchen Um- ständen die übermüthigen Anmaßungen Frankreichs in seiner höchsten Kraft, schwächlich geduldet, ja dieses selbst als das höchste Muster der Bildung der Wissenschaft und der Kunst verehrt wurde. Ludwig Xiv. fand, als er selbst die Regierung 1661 antrat, wo er sich für volljährig erklärte, nachdem die unbedeutenden Unruhen während seiner Minderjährigkeit, unter zahlreicheres Heer Kriegsruhm Monarch darnals hatte, treffliche Feldherren und einen nach übrigens ganz unterjochten Adel; für Ordnung Wohlstand im Innern sorgte der große Handel Frankreich und eitlen Monarchen, Niederlande, auf welche er einige unbedeutende Ansprüche spanischen

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 193

1900 - Karlsruhe : Lang
— 193 — die besten Karten gefertigt, so von dem Nürnberger Maler Albrecht Dürer und dem Kartenzeichner Gerhard Krem er.*) Vii. König Ludwig der Vierzehnte von Frankreich. Zur Zeit, da der 30jährige Krieg begann, regierte in Frankreich König Ludwig Xiii. Er überließ seit dem Jahre 1624 die Regierungsgeschaste seinem ersten Minister, dem Kardinal Richelieu Richelieu war ein Mann von großem Scharfblick und von unbeugsamer Willenskraft; er setzte sich zum Ziele, daß die Gewalt des Königs eine unumschränkte und daß Frankreich der ge--bietende Slaat in Europa sein müsse. Dieses Ziel erreichte er während seiner 18jährigen Verwaltung vollständig; der Adel, die hohe Geistlichkeit und der Bürgerstand verloren ihre politischen Rechte; Gesetz war der Wille des Königs, der nur noch in den hohen Gerichtshöfen**) eine Schranke hatte. Um die Macht des deutschen Kaisers zu vernichten, nahm Frankreich an dem 30jäh-rigen Kriege teil, zuerst dadurch, daß Richelieu dem Könige Gustav Adolf von Schweden Hilfsgelder zahlen ließ, dann durch Aufhetzen der Mitglieder der Liga gegen Wallenstein und den Kaiser, zuletzt durch bewaffneten Einbruch in das deutsche Reichsgebiet. Richelieu erlebte den westfälischen Frieden nicht mehr; sein Werk vollendete fein Nachfolger Mazarin, deffen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerlast Frankreichs zu heben. Ludwig Xiv. nahm die Regierung***) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter feiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Litteratur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt. *) Nach der Sitte der Zeit übersetzte er seinen Namen ins Lateinische: Mercator. Von ihm rührt die in jedem Volksschulatlas zu findende Erdkarte „in Mercators Projektion" her. Er starb 1594 zu Duisburg. **) Sie hießen Parlamente; eine königliche Verordnung hatte nur dann Gesetzeskraft, wenn sie von den Parlamenten registriert, d. h. gebilligt und dem Gesetzbuch einverleibt wurde. ***) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er unter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661. Berger—stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. B. 13

7. Deutsche und preußische Geschichte bis zum Jahre 1740 - S. 54

1899 - Leipzig : Teubner
54 Die Neuzeit. Befehl vom dortigen brandenburgischen Gesandten fest genommen, über die Grenze geschafft und in Memel hingerichtet. Heerwesen. Dem Heerwesen gab Friedrich Wilhelm nach und nach eine andere Derfflinger. Gestalt. Hierbei waren der berühmte Reiterführer Georg von Derff- linger, der, ein protestantischer Oberösterreicher, erst in schwedischen Sparr. Diensten gestanden hatte, und Otto Christoph von Sparr, ein Kenner des Artillerie- und Festungswesens, seine vorzüglichsten Helfer. 3. Ludwig Xiv. und das deutsche Reich (—1668). a. Ludwig Xiv. Während Deutschland durch die Steigerung der Macht der Fürsten seine Einheit und politische Macht einbüßte und durch den dreißigjährigen Krieg arm an Menschen und Hab und Gut geworden war, hatte es in Frankreich Frankreichs das Königtum verstanden, die Großen unter die Krone zu beugen, alle Festigung. Sondergewalten zu unterdrücken und ein einiges, starkes Reich aufzurichten, das, auf dem Gebiete der Religion nicht zerklüftet und damals das be-Seinübergewicht, völkertfte von ganz Europa, nunmehr in den Stand gesetzt und willens war, die Vorherrschaft im Abendlande an sich zu reißen. Weder das alternde Spanien noch Deutschland und Italien, welches ebenfalls an Zerrissenheit krankte, waren fähig, gegen Frankreichs Vergewaltigung Land und Leute zu sichern. Schon war das Elsaß (bis auf Straßburg), Metz, Toul und Verdun unter der Hand der Welschen, und der Herzog von Lothringen von seinem übermächtigen Nachbar abhängig. Dem gewaltigen Minister Kardinal Unumschränkte Richelieu und seinem Nachfolger Mazarin war es gelungen, dem Königtum Äömg^ertschaft.unum^ränfte Herrschaft im Innern zu verschaffen, so daß es nun ungehindert über die reichen Mittel des Landes gebot. Der letztere leitete Ludwig xiv. vor allem die Regierung in den ersten achtzehn Jahren Ludwigs Xiv. (1643 (1643-1715). —17 1 5), welcher als fünfjähriger Knabe den Thron bestieg. Nach Mazarins Hingang (1661) ergriff der König die Zügel der Regierung mit eigner Hand und gewann ein solches Maß an Macht, Glanz Zeitalter und Ruhm, daß die bewundernde Mitwelt die Zeit seines Wirkens das Ludwigs xiv. Ze^alter Ludwig s Xiv. nannte. Ein hochbegabter Mann Namens Colbert. Colbert, dem er die Leitung des Schatzwesens und des Handels übertrug, verstand es, Maßnahmen zu treffen, durch die die Gewerbe und der Handel gefördert, also der Wohlstand vermehrt, und die Steuern einträglicher wurden. Ferner gründete er überseeische Ansiedlungen in Amerika und Asien und baute so viel Kriegsschiffe, daß eine Zeit lang die französische Seemacht der englischen gleich kam. Andere treffliche Männer, wie der Kriegsminister Louvois. Lonvois und Vauban, brachten das Heerwesen auf eine hohe Stufe. In zahlreichen Kriegen mehrte sich die Erfahrung und die Tüchtigkeit des Heeres, das Feldherren wie Prinz Conds, Luxemburg und Turenne häufig zum Siege führten. Vom König unterstützt, schlugen die Künste und Wissenschaften ihre Stätte in Frankreich auf. Der alles belebende Mittelpunkt war der Der Hos Hof zu Versailles, wo sich der König ein herrliches Schloß erbauen ließ, das zu Versailles, ^r Gartenkünstler Le Nötre mit ausgedehnten Anlagen umgab. Das Leben am Hofe selbst war durch sorgsam erwogene Regeln, die Etikette, geordnet; samt seiner Pracht, seinen Festen, seiner Verschwendung und Sittenlosigkeit diente er dem hohen Adel Europas als mustergiltiges Vorbild. Dichter wie

8. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 128

1910 - Leipzig : Voigtländer
128 Die Neuzeit. Frieden verschaffte er Frankreich die sterreichischen Besitzungen im Elsa ( 82, 5). 2. Ludwigs Xiv. selbstndige Negierung. Nach Mazarins Tode (1661) bernahm Ludwig selbst die Regierung. Mit Klugheit und Tatkraft vollendete er, was Richelieu und Mazarin angebahnt hatten: die Unumschrnktheit der Knigsmacht im Inneren (Sein Russpruch: L'etat, c'est moi!") und Frankreichs bergewicht in Europa. Zu dieser Macht verhalfen dem franzosischen König: 1. die Schwche des deutschen Kaisers Leopold I. und der Habs-burger in Spanien; Colbert 2. die Klugheit des franzsischen Finanzministers Colbert, der Handel und Gewerbe frderte, Verkehr und Seewesen hob und dadurch die Staatseinnahmen erhhte; 3. die Blte der franzsischen Kunst und Wissenschaft; 4. gewinnreiche Kriege (Raubkriege"), die unter dem Kriegsminister couvvis ouvois von tchtigen Feldherren, wie Turenne, Eonde, vauban (dem Festungsbaumeister), gefhrt wurden. Versailles 3. Der t)of zu Versailles. Ludwigs Macht offenbarte sich in feiner glnzenden Hofhaltung zu Versailles bei Paris. Der König schuf sich dort ein groartiges Schlo und ausgedehnte Garten- und Parkanlagen mit Wasserknsten, Grotten und Bildwerken. Zahllose Hf-linge und Diener umgaben hier den Sonnenknig"; prunkvolle Festlichkeiten wurden veranstaltet, und alles vollzog sich nach strenggeregelter Etikette, die man sorgsamer beobachtete als das Sittengesetz. matntenon ^ne hohe Stellung errang sich an diesem Hofe die Frau von " Ihaintenon. Sie war die Witwe eines Dichters und als (Erzieherin an den Hof gerufen. Durch ihr gewandtes, geistreiches Wesen gewann sie immer greren Einflu auf Ludwig und wurde nach dem Tode seiner ersten Gemahlin sogar seine Frau. Ris solche verschaffte sie ihren Gnstlingen vielfache vorteile. Ns-lotte Ein Muster von Schlichtheit und Offenheit war dagegen Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die Gemahlin von Ludwigs Bruder, des Herzogs Philipp von Orleans. Um der im 30 jhrigen Kriege arg geschdigten Pfalz die Gunst Ludwigs Xiv. zu gewinnen, ward Liselotte" dem franzsischen Prinzen zur Gemahlin gegeben, ein Opferlamm" der Politik. Sie bewahrte sich an dem sittenlosen, heuchlerischen Hofe ihr schlichtes, deutsches Wesen und sprach ihre Liebe zur Heimat in zahllosen dorthin gerichteten Briefen aus; so schreibt sie: Ich halte es fr ein groes Lob, wenn man sagt, da ich ein deutsches herz habe und mein Vaterland liebe; dies werde ich, so Gott will, bis an mein Ende behalten."

9. Die Neue Zeit bis zur Französischen Revolution - S. 81

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 32. Ludwig Xlv. von Frankreich 1643—1715. 81 § 32. Ludwig Xiv. bott Frankreich 1643—1715. I. Die Anfänge seiner Legierung 1643—1666. 1. Wazarins vormundschaftliche Wegierung. Ludwig Xiv. war ein Kind von fünf Jahren, als er 1643 durch den Tod seines Vaters Ludwig Xiii. den Thron Frankreichs erbte. Die Regentschaft führte dem Nameu nach die Königin-Witwe Anna, eine Tochter Philipps Iii. Dem Spauieu; doch überließ sie die Leitung der Staatsgeschäfte dem Kardinal Mazarin, der als erster Minister die Regierung Frankreichs im Geiste seines Vorgängers und Lehrmeisters Richelieu fortsetzte. Durch das unbedingte Vertrauen der Königin gestützt, führte Mazarin eine streng monarchische Regierung und blieb auch nach der Mündigkeitserklärung des jungen Königs der eigentliche Regent Frankreichs bis zu seinem Tode (1661). Nachdem er den ererbten Krieg gegen Deutschland mit großem Gewinn für Frankreich beendigt hatte, setzte er die Feindseligkeiten gegen Spanien noch weiter fort und erwarb im Friedensschlüsse (1659) die niederländische Grafschaft Artois mit der Hauptstadt Arras. Ein weiteres Ergebnis der Friedensverhandlungen war die Vermählung Ludwigs Xiv. mit der spanischen Infantin Maria Theresia, der älteren Tochter Philipps Iv. 2. Ludwigs Xiv. selbstherrliche Wegierung (seit 1661). Nach dem Tode Mazarius übernahm Ludwig, damals 23 Jahre alt, selber die Regierung seines Landes. Vou glüheuder Ehrbegierde erfüllt, vollendete er im Innern die unumschränkte Machtvollkommenheit des Königtums uach dem Grundsatz: „L’Etat c’est raoi — der Staat bin ich!" Er duldete keinerlei Mitregieruug seitens der Reichsstände und gewöhnte den Adel, seine Ehre in der Verwaltung vou Hos- und Heeresstellen zu suchen. Zngleich aber verstand es Ludwig, mit der Zeit seinen Hof nicht bloß zum politischen sondern auch zum geistigen Mittelpunkt Enropas zu erheben. H. Ludwigs Xiv. erste Raubkriege 1667 — 1679. 1. Ludwigs wachsende Wbermacht. Um Frankreichs Besitzstand zu vermehren und feiner eigenen Person eine Art Vorherrschaft in Europa Zu erringen, begann Lndwig Xiv. eine Reihe frevelhafter Kriege, die in der Geschichte als Raubkriege bezeichnet zu werden pflegen. Hierbei kam ihm die stärkere Wehrkraft und die größere Wohlhabenheit seines Landes kaum mehr zugut als die Schwäche der Nachbarstaaten. * Die Gewalttätigkeit und Gewissenlosigkeit der französischen Politik traf nicht selten auf gegnerischer Seite ein allzu williges Entgegenkommen; Porger, Lehrgang der Vaterland. Geschichte. 2. Tl. 1. Halste. g

10. Bd. 2 - S. 197

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 197 ss. Das Zeitalter Ludwigs Uv. und der unumschränkten Fürstenmacht. I. Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. a. Ludwig X-Iv. und seine Minister und Feldherren. §. 611. In Ludwig Xiv. erreichte die königliche Allgewalt den höchsten Gipfel. Das ganze öffentliche Leben drehte sich um den Hof und die Person des Monarchen. Er ward als Halbgott verehrt und von seinen Unterthanen erhielt nur der Bedeutung, auf dem die Gnade des Gebieters ruhte. Dies hatte für den König die Folge, daß Befriedigung seiner Eigenliebe, seines Stol- zes und seiner Despotenlaune das Hauptziel seines Strebens wurde, für die Untergebenen, daß sie durch Schmeichelei, Servilismus und Kriecherei die Hofgunst, die allein zu Glück und Ehre führte, zu erlangen suchten. Daher la- gerten sich alle böse Geister eines entarteten Hofes, Charakterlosigkeit, Verleum- dung, Ränkesucht und Neid um den König und verschloffen allmählich der Tu- gend, Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit den Weg. Um die verschiedenen Seiten der langen glanzvollen Regierung Ludwigs Xiv. zu beurtheilen, muß man die vier Haupteigenschaften seiner Natur, Herrschsucht, Stolz, Pracht- liebe und religiöse Devotion ins Auge fasten. Die erste verleitete ihn, durch vier blutige Kriege ganz Europa in Bewegung zu setzen, sein Stolz sprach für den Hof von Versailles (wohin die königliche Residenz verlegt wurde) den ersten Rang an; seine Prachtliebe machte Frankreich zum Muster des Geschmacks in Kunst, Literatur, Moden und Lebenseinrichtungen, und seine reli- giöse Devotion, die von Zeit zu Zeit sein sündhaftes Leben durchbrach, trieb ihn zur Verfolgung der Huguenotten. Alle seine Handlungen hatten übrigens ihren Grund in dem selbstherrischen (autokratischen) Geiste des Machthabers, der sich auch darin beurkundete, daß er nach Mazarin's Tode keinen P rem ierm in i- ster mehr duldete, sondern sich von den verschiedenen Ministern unmittelbar referiren ließ. Der Oberintendant Fouquet, der unter Mazarin das ganze Finanzwesen fast unumschränkt geleitet und sich dabei so bereichert hatte, daß er einen größern Aufwand machen konnte, als der König selbst, wurde seiner Stelle entsetzt und durch ein willkürliches Gerichtsverfahren zu ewiger Gefangenschaft verurtheilt. Seitdem verwaltete Co lbert (ff 1683) unter einem bescheidenen Titel (General-Controleur) die Finanzen des Reiches mit solcher Weisheit, daß er nicht allein das Geld zu den kostspieligen Kriegen, zu den glänzenden Festen und Einrichtungen und zu den Bestechungen auswärtiger Minister ohne drückende Maßregeln herbeischaffte, sondern daß er auch der Betriebsamkeit Frankreichs einen neuen Schwung gab, Fabriken und Manufakturen (Gobelins-Teppiche), Handel und Seewesen hob und Künste und Wissenschaften unterstützte. Der Kanzler Le Tellier besorgte mit Umsicht die inneren, und Lionne mit Klug- heit und Würde die äußeren Angelegenheiten. Neben ihm machte sich einige Jahre später Le Telliers ehrgeiziger Sohn, der Kriegsminister Louvois, be- rühmt und berüchtigt, sowohl durch die neue und treffliche Organisation des 1661. 1666.

11. Grundriß der Weltgeschichte - S. 177

1885 - Nürnberg : Korn
2. Periode, 1648-1789. I. Hälfte, 1648-1721. 177 habsüchtige Minister Mazarin (1643—1661). In den Kriegen der Fronde (1648—1653), d. h. den Aufständen des vom Adel geleiteten Volkes gegen Mazarin und den königlichen Hof, behielt Mazarin die Oberhand. Nach dem pyrenäischen Frieden mit Spanien (1659) vermählte sich Ludwig Xiv. mit Maria Theresia, einer Tochter Philipps Iv. von Spanien, die jedoch auf alle Erbansprüche an die spanischen Besitzungen verzichtete. Die^selbstänbige Regierung Lubwigs Xiv. (nach Ma-zarins Tod 1661) erreichte, was Richelieu und Mazarin vorbereitet hatten: unumschränkte Herrschaft des Königs im Tunern seines Reiches und Frankreichs Vorrang vor den übrigen Staaten Europas. Nach seinem Regiernngsgrunbsatze „der Staat bin ich" (1 etat c’est moi) suchte Ludwig Xiv. in seinem Reiche alle Gewalt in seiner eigenen Person zu vereinen. Die Herrschbegier , Genußsucht und Prachtliebe des klugen, aber stolzen und eigenüebigen Königs, sowie die weibliche Günstlingsherrschaft (namentlich der Frau von Maintenon) übten den schlimmsten, entsittlichenden Einfluß auf das ganze Volk, ja auch auf andere europäische Staaten und Fürsten, die Ludwigs Hofleben und die französische Lebensweise nachahmten. — Auch als Beschützer der Künste und Wissenschaften liebte Ludwig Xiv. zu glänzen o? ®rünbung von Akabemien und Bibliotheken und durch Aufführung vieler Prachtbauten (z. B. das Schloß mit den Garten zu Versailles; s. § 90). In seiner Regierung staub ihm besonbers der Minister Lolbert zur Seite, der sich um die Verbesserung des Finanzwesens, Hebung der Industrie und des Handels verdient machte. Ludwigs Kriege leitete der Kriegsminister Lonvois und viele ausgezeichnete Feldherren, wie Turenne, Conde, Luxem- Baäan ®aünat Und der Geister der Befestigungskunst < .2- u”t sem Reich zu vergrößern unternahm Ludwig Xiv. 1 y^obermtgsfriege, die sogenannten Raubkriege. Erster (spanischer) Raubkrieg, 1666 — 1668. Nach Dem ^ode Philipps Iv. machte Ludwig Xiv., trotz des Ver- ^ Gemahlin, aus Grunb des Devolutions- oberheimsall-Ansprüche aus die spanischen Nieberlanbe. Mar-fchall Turenne besetzte Flanbern und den Hennegau, Conbs a" rr ?rd&. bte eschen Fortschritte Frankreichs besorgt, schloß Holland mit England und Schweden den Dreimächte- 1668 bmri) (die Tripleallianz). Durch dies Bünbnis sah sich Lub-^:?^ totg genötigt, im Frreben zu Aachen (1668) seine Erobe-Aachen" Gut mann, Weltgeschichte^ -^2

12. Die Neuzeit bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 36

1913 - Leipzig : Voigtländer
Die Neuzeit. brandenburgischen Cruppen zum Stege. Daraus erkannte erst Schweden hngigk-it und spter auch Polen die Unabhngigkeit Ostpreuens cm; ftp,r66oens sie wurde im Frieden zu (Dlfoa bei vanzig 1660 endgltig besttigt. 88] 21. Frankreich unter Ludwig Xiv. Leopold i. während das deutsche Reich unter dem schlaffen Kaiser Leopold I. 1658-1705 1658_1705 nod) tiefer herabsank, erhob sich Frankreich unter der Ludwigxiv. langen, glanzvollen Regierung Ludwigs Xiv. _lfi43^1z15 zum 1543-1715 .. r r-, j. rr mchtigsten Staate Europas. 1. Kardinal Mazarin. Ludwig war beim Tode seines Vaters Ludwig Xiii. erst fnf Jahre alt. Deshalb fhrte zunchst 18 Jahre Mazarin lang der Kardinal mazarin, Richelieus Zgling und Nachfolger, die Staatsgeschfte, und zwar ganz in Richelieus Geiste ( 13, 4). 3m westflischen Frieden verschaffte er Frankreich die sterreichischen Besitzungen im Elsa ( 15, 5). 2. Ludwigs Xiy. selbstndige Negierung, Nach Mazarms Tode (1661) bernahm Ludwig selbst die Regierung. Mit Klugheit und Tatkraft vollendete er, was Richelieu und Mazarin angebahnt hatten: die Unumschrnktheit der Kmgsmacht im Innern (Sein Ausspruch: L'etat, c'est moi!") und Frankreichs bergewicht in Europa. Zu diesem ansehen verhalfen dem franzsischen König: 1. die Schwche des deutschen Kaisers Leopold I. und der Habs-burger in Spanten; Ulbert 2. die Klugheit des franzsischen Finanzministers (Lauxt^ der Handel und Gewerbe forderte, Verkehr und Seewesen hob und dadurch die Staatseinnahmen erhhte; 3. die Blte der franzsischen Kunst und Wissenschaft; 4. gewinnreiche Kriege (Raubkriege"), die unter dem Kriegsminister couoois Louvois von tchtigen Feldherren, wie Turenne, Tonde, vauban (dem Festungsbaumeister), gefhrt wurden. Versailles 3. Der Hof zu Versailles. Ludwigs Macht offenbarte sich in seiner glnzenden Hofhaltung zu Versailles bei Paris. Der König schuf sich dort ein groartiges Schlo und ausgedehnte Garten- und Parkanlagen mit Wasserknsten, (Bretten und Bildwerken. Zahllose Hflinge und Diener umgaben hier den Sonnenknig"; prunkvolle Festlichkeiten wurden veranstaltet, und alles vollzog sich nach strenggeregelter Etikette, die man sorgsamer beobachtete als das Sittengesetz.

13. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 14

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
14 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648—1786. Leopold!, sein Sohn I."gewählt wurde, hatte er nicht verhindern 1658—1705. sannen; wohl aber schloß er mit einer Reihe deutscher Reichsstände, unter denen sich die drei geistlichen Kurfürsten, Hessen-Kassel, die Der welfischen Herzöge befanden, den ersten Rheinbund, der zu einem Rheinbund, politischen Werkzeug Frankreichs wurde. 1661. 1661 starb Mazarin; an seiner Stelle übernahm der dreiund* zwanzigjährige Ludwig Xiv. selbst die Regierung. Ludwigs Xiv. innere Politik. Ludwig xiv. § 14. Ludwig Xiv. war ein König von außerordentlichen ^43-i7io. Gaben, großer Klarheit des Geistes., starker Willenskraft und Herrschaft über sich selbstmajestätisch in seinem ganzen Wesen; zugleich freilich von außergewöhnlichem Selbstbewußtsein, Stolz und Ehrgeiz, prachtliebend, ausschweifend. Er umgab sich mit bedeutenden Talenten, die er selbst herausgefunden hatte: unter ihnen ragten hervor der Kaufmannssohn Colbert, sein rastlos thätiger, kenntnisreicher, allerdings rücksichtslos harter Minister für das Innere, die Finanzen und den Handel. Louvois. der ebenso hervorragende Organisator des Heeres wie brutale Staatsmann, der berühmte Festungsbaumeister Jßauban, die großen Feldherren Turenne, Conds, Luxemburg. So hat er die Staatseinheit und den Absolutismus vollendet und Frankreich zugleich durch eine herrische, aber glückliche Politik auf Jahrzehnte hinaus an die Spitze Europas gestellt. Andererseits hat Ludwig Xiv., „le Roi.,.Soleilar dem man das Wort zuschreibt: L’Etat c’est moi, indem er die Hilfsmittel seines Landes einer maßlosen Selbstsucht dienstbar machte, die militärischen und wirtschaftlichen Kräfte der Nation erschöpft und durch den furchtbaren Druck seiner Regierung die Anhänglichkeit an das Königtum zerstört, ohne doch schließlich verhindern zu können, daß sich neben Frankreich andere Staaten zu Großmächten entwickelten. § 15. Verwaltung und Hccr. Was die innere Politik anlangt, so wurde die Allgewalt des Staates auf dem militärischen Gebiete, auf dem der Verwaltung und auf dem der Volkswirtschaft durchgeführt; ja, sie wurde zuletzt auf das religiöse Gebiet übertragen. Zugleich vereinigten sich Kunst und Wissenschaft, um den Glanz des Königtums zu erhöhen. Staats- Es galt zunächst die Reste von Selbständigkeit zu brechen, die Verwaltung. [n Frankreich noch vorhanden waren. Die Reicksstände wurden nicht berufen, die Parlamente durch strenges (Einschreiten pm Schweigen gebracht, den Städten die Selbstv^rwaltuna genommen und königliche Beamte mit ihrer Verwaltung betraut. Ein strenges Polizei-

14. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 178

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
178 Siebter Zeitraum. Vom Wests. Frieden bis zur Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. Frieden zu Oliva, einem alten Zisterzienserkloster bei Danzig, Preußen endgültig als souveränes Herzogtum anerkannt (1660). c) Friedrich Wilhelm im Kampfe mit Ludwig Xiv. und den Schweden. 1. Das Aufsteigen Frankreichs unter Ludwig Xiv. In Frankreich regierte zu jener Zeit Ludwig Xiv. (1643—1715). Während dessen Minderjährigkeit leitete der Kardinal Mazarin ganz im Geiste Richelieus den französischen Staat. Auch er war auf eine Schwächung Österreichs Bedacht, um dann leichter Stücke von Deutschland losreißen zu können (vgl. S. 153). Beim Tode Mazarins übernahm Ludwig Xiv. selbst die Regierung (1661). Er war „der schönste Mann seines Königreiches", genußsüchtig, aber doch sehr tätig, stolz auf seine Würde und voll Ehrgeiz. Getreu den Überlieferungen feines Hauses (S. 153), verfolgte er hauptsächlich zwei Ziele: 1. die Krone unumschränkt zu machen („Der Staat, das bin ich"); 2. Frankreich im Norden und Osten bis an den Rhein auszudehnen und zur ersten Macht Europas zu erheben. Das erste Ziel erreichte er vollständig. Die Reichsstände (Vertreter der Geistlichkeit, des Adels und des dritten oder Bürgerstandes) wurden nicht mehr berufen, der früher so trotzige Adel an den Hof gezogen und durch die Genüsse des glänzenden und schwelgerischen Hoflebens entnervt. In Versailles (19 km westlich von Paris) erbaute Ludwig ein glänzendes Schloß mit prunkenden Wohnränmen und anmutigen Gärten (Barockstil). Dort fand sich die vornehme Welt des ganzen Landes zusammen, um dem „Sonnenkönig" zu huldigen; Fest reihte sich an Fest; Dichter und Künstler wetteiferten in der Verherrlichung des Monarchen, der seinerseits die Wissenschaften und die Künste auf jede Weise förderte. Damals erlebte die französische Literatur ihr Goldenes Zeitalter (Corneille, Moliere, Racine). Um das zweite Ziel zu erreichen, schuf Ludwig ein starkes und tüchtiges Heer. Dabei halfen ihm fähige Feldherren, wie der Prinz Conde, Turenne, Louöois und viele andere. Zahlreiche Neuerungen wurden auf dem Gebiete des Heerwesens eingeführt, wie Uniformen, Gleichschritt, Bajonette; auch die Besestigungskunst machte bedeutende Fortschritte. Die Mittel sür den Unterhalt des Hofes und des Heeres gewann der König hauptsächlich aus der Förderung der Gewerbe und des Handels. Sein Minister Colbert hob den einheimischen Gewerbefleiß durch die Erschwerung oder das gänzliche Verbot der Einfuhr fremdländischer Jndustrieerzeugnisse und durch die Einführung und Begünstigung neuer Fabrikzweige, den Handel durch Anlage von Straßen und Kanälen. 2. Der Einfluß Frankreichs auf das übrige Europa, insbesondere Deutschland. Ludwig Xiv. und sein Hof wurden das Vorbild für die Fürsten Europas, insbesondere Deutschlands. Sie alle strebten nach unumschränkter Regierung, bauten prächtige Schlösser im Stile des Versailler, feierten glänzende Hoffeste, schufen stehende Heere mit den französischen Einrichtungen und Benennungen für die Rangstufen der Offiziere und die einzelnen Abteilungen (Division, Brigade usw.). Fast allgemein wurde die Ansicht herrschend, daß nicht das Wohl des Landes,

15. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 248

1905 - Breslau : Hirt
248 Die Neuzeit. Zweite Periode, 1648—1789. Frankreich aber das Übergewicht über alle Staaten Europas zu verschaffen suchte und deshalb die Macht des Adels brach, den Hugenotten zwar Religionsfreiheit gewährte, ihnen aber ihre Sicherheitsplätze nahm, den Niederländern in ihrem Unabhängigkeitskampfe Hilfe leistete und durch Unterstützung der Evangelischen den Dreißigjährigen Krieg in die Länae Ä. Er starb 1642 und ein Jahr^Ham^Wwig Xiii., der zwei Söhne hinterließ: feinen Nachfolger Ludwig Xiv. (1643—17^ und Philipp, Herzog von Orleans, der Stammvater einer jüngeren bonr-bonifchen Linie wurde. Die Stelle eines ersten Ratgebers der Krone nahm nach Richeliens Tode der Kardinal Mararin ein, der die Staatsgeschäfte ganz im Sinne feines Vorgängers leitete. Im Westfälischen Frieden erlangte er die für Frankreich so günstigen Bedingungen, und im Kampf mit Spanien gewann Frankreich den größten Teil von Artois, ferner Thionville und einige Grenzplätze im Hennegau. Auch vermählte sich Ludwig Xiv. mit Maria Theresia, der Tochter Philipps Iv. von Spanien. Sobald Mazarin die Augen schloß (1661), begann Ludwigs Selbstherrschaft, und in chmlrlcrngtesie königliche Allgewalt den höchsten Gipfel. Er betrachtete sich als den alleinigen Inhaber alles Rechts und aller Gewalt, der ganze Staat schien nur seinetwegen dazusein, weshalb man ihm auch das Wort in den Mund legt: „Der Staat bin ich." Voll Herrschsucht und glühender Ehrbegierde gestattete er den französischen Reichsständen nicht den geringsten Einfluß aus die Regierung. Er besaß die Fähigkeit, die tüchtigsten Männer zu erkennen und sich dienstbar zu machen; Adlige, Künstler und Gelehrte gewöhnte er durch Ehrenstellen und Geldgeschenke daran, in seiner Gunst das höchste Glück zu suchen. Alle Künste und Wissenschaften sollten nur zu seiner Verherrlichung dienen. Der Finanzminister Colbert wußte durch hohe Eingangszölle, durch Verbot der Ausfü^r^lcher Rohstoffe, welche im Lande verarbeitet werden konnten, durch Unterstützung von Handels- und Schiffbangefellfchaften, durch den Bau von Kanälen (Canal du Midi) und Landstraßen Gewerbe und Handel rasch zur Blüte zu bringen und dadurch die Staatseinnahmen aul^das Mnlfache au erhöhen. Der Kriegsminister Lonvois fcfiuf ein großes, tüchtiges Heer; das Gewehr wurde durch Anbringung des Bajonetts. verbessert. Da die Werbung nicht mehr genügte, das Heer ans die vom Könige gewünschte Stärke zu bringen, führte man ^wangsausbebun-flm unter den nichtprivileaierte«..Ständen ein. Die Truppen wurden uniformiert und in Kasernen gelegt. Vauban brachte die Befestigungsund Belagerungskunst auf eine ungeahnte Höhe, und die von Colbert geschaffene französische Kriegsflotte wurde die stärkste der Welt. Wie gefährlich konnte ein solcher Nachbar für Deutschland werben!~ /rn

16. Neuere Geschichte - S. 206

1848 - Leipzig : Brandstetter
206 §♦ 5. Ludwig's Xiv. Eroberungskriege. Sobald Ludwig Xiv. seine Macht und sein Ansehen im Reiche be- festigt sah, wandte er sein Auge auf die europäischen Angelegenheiten. Er wollte der mächtigste Monarch von Europa sein, und es gelang ihm auch, dieses Ziel zu erreichen, weil ihn die ausgezeichnetsten Männer, die er auf- zufinden und zu benutzen wußte, mit ihren großen Talenten unterstützten. Die zerrütteten Staatseinkünfte brachte sein Finanzminister Johann Bap- tist Cvlbert, der Sohn eines Weinhändlers aus Rheims, in Ordnung. Er versetzte Frankreich durch Umschaffung des Handels und der Schifffahrt und durch Errichtung aller Art Manufacturen in den blühendsten Zustand, doch mußte der redliche Mann, um die kostspieligen Kriege und den Auf- wand des Hofes zu bestreiten, in der Folge manche drückende Auflagen und Steuern über das Volk bringen, wobei der Ackerbau, den Hein- rich Iv. und Sully als Grundpfeiler der allgemeinen Wohlfahrt so sehr begünstigt hatten, am meisten litt. Ludwig's Kriegsminister war Lou- vois und die Seele aller großen Unternehmungen des Königes, aber auch der böse Geist, welcher halb Europa in Krieg verwickelte und nie Frieden aufkommen ließ, um sich seinem Herren unentbehrlich zu machen. Unter den Feldherren zeichneten sich besonders der große Conde, der nach dem pyrenäischen Frieden wieder zurückgerufen wurde, Tu renne und Vau- b an, der berühmte Festungsbaumeister, aus. Nachdem die Kriege im In- neren beigelegt waren, gelangte Frankreich durch gute Anstalten zum Wohl- stände, Künste und Wissenschaften kamen empor und Ludwig's Name wurde in und außerhalb Frankreich gepriesen. Als aber der König der Herrschbegierde sich hingab und unredlichen Rathgebern folgte, 'brachte er über sein Land Unglück und Verderben, aus dem späterhin die franzö- sische Revolution hervorging. Der Tod Philipp's Iv. von Spanien gab dem Könige Ludwig Xiv. die erste Veranlassung zum Kriege. Er machte nämlich als Gemahl der Infantin Maria Theresia Ansprüche auf einen Theil der spanischen Monarchie, auf Flandern, und eroberte es in wenigen Wochen. Da- mals retteten die Holländer, denen ein Nachbar wie Ludwig unwillkom- men war, die spanischen Besitzungen, indem sie sich mit England und Schweden gegen Frankreich vereinigten, und Ludwig mußte den größten Theil seiner Eroberungen herausgeben. Um sich an den Holländern zu rächen, schloß er ein Bündniß mit König Karl von England, brachte er ein Heer von 200,000 Mann zusammen und führte es selbst nach Flan- dern. Er fuhr in einem Wagen, begleitet von der Königin, seinen Freun- dinnen und allen Hofleuten, als ob er zu einem Feste ziehen wollte. In seinem Lager wohnte der Hof unter prächtigen Zelten; außer den glänzen- den Wachparaden, Musterungen und dergleichen kriegerischen Aufzügen sah man hier täglich Theater, Spiel und Ball, ganz wie zu Versailles. Das

17. Mittlere und neuere Geschichte - S. 115

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 115 a) Die Einnahmen und Ausgaben des Staates standen in keinem richtigen Verhältnis, und Ludwig lud eine stets wachsende Schuldenlast dem Volke auf. b) Indem Ludwig ein völlig unumschränktes Regiment übte, schloß er die Nation selbst ganz von der Leitung ihrer eigenen Angelegenheiten aus. c) Gegenüber der beherrschenden Stellung von Paris wurde das geistige Leben in der Provinz immer mehr verkümmert. d) Durch die Störung des religiösen Friedens wurde der Entwickelung des Landes ein schwerer Schlag versetzt. Seit dem Jahre 1675 hat Ludwig eine systematische Unterdrückung der Protestanten betrieben. Den Verfügungen über die Beschränkung derselben in politischer und religiöser Beziehung folgten Gewaltthaten (Dragonaden in Bearn) und endlich die Aufhebung des Ediktes vou Nantes 1685, durch welche Tausende von gewerb- 1685 fleißigen Reformierten zum Verlassen des Landes getrieben wurden (Aufnahme derselben in anderen Ländern: Holland, Ostfriesland, Brandenburg!). e) Nach dem Vorbilde des Hofes und des Adels nahm die Sittenlofigkeit in Frankreich in erschreckendem Maße zu. Schlimmer Einfluß der Frauen (Ninon de l'enclos, Comtesse de Brinvilliers). Repetition. §§ 65—67. Ludwig Xiv. 1643 — 1715. Richelieu und Mazarin begründen den Absolutismus, d. h. die Unumschräukt-heit der königlichen Gewalt, gegenüber dem Adel, den Parlamenten und den Protestanten' — Ludwigs Raubkriege: I. beendet durch den Frieden zu Aachen 1668; Ii. beendet durch den Frieden zu Nymwegen 1678; Iii. beendet durch den Frieden zu Ryswick 1 697. Erfolge und Ausdehnung der französischen Grenze gegen die Niederlande und gegen Deutschland (Straßburg, geraubt 1681, und ein großer Teil des Elsasses französisch). — Zwischen dem zweiten und dritten Raubkrieg Wirksamkeit der Reunionskammern. — Der spanische Erbfolgekrieg bricht die Vorherrschaft Ludwigs zu Anfang des 18. Jahrhunderts. — Innere Zustände Frankreichs: a) Hebung von Handel und Industrie durch Colbert; Merkantilsystem. Kanalbauten. Fabrikeinrichtungen, b) Hofhaltung in Versailles sehr glänzend und kostspielig, c) Litteratur und Kunst: Trauerspieldichter Corneille und Racine, Lustspieldichter Moliere. — La Fontaine; Boilean; Fenelon; Bossuet; Mme. de Maiuteuon; Mme. de Sevigns. Maler: Ponssin, Lebrnn, Clau de Lorraiu. — Schattenseiten der Regierung Ludwigs: Übermäßige Belastung des Volkes mit Schulden; Beschränkung der Selbständigkeit der Nation; Beginnende Zentralisation des Landes; Störung des religiösen Friedens: Aufhebung des Ediktes von Nantes 16 85; zunehmende Sittenverderbnis. 8*

18. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 33

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 82. Ludwig Xiv. Leopold I. 33 fluß auf die Erziehung und Entwicklung des Prinzen. Nach Mazarins Tod (1661) übernahm Ludwig Xiv. die Regierung. Ganz den Grundsätzen entsprechend, welche Mazarin seiner Seele eingepflanzt hatte, steckte er seinem Wirken zwei große Ziele, die er mit aller Energie Zwei Ziele Lud-nnd Ausnutzung aller Mittel zu erreichen suchte. Er wollte erstens die Königsmacht im Innern so befestigen, daß keine Bewegung im Laude an den Grundlagen derselben rütteln könne, alle Gewalt an sich bringen, seinen Willen nach dem Grundsatz „l’Etat c’est moi“ (der Staat bin ich) zum allbeherrschenden, unumschränkten machen; er wollte zweitens Frankreich zum tonangebenden Staat in Europa erheben, die andern Staaten also in größere oder geringere Abhängigkeit von sich bringen. 3. Um das erste Ziel zu erreichen, gestattete er keine Mitregierung Mtttel^zur^Be-seitens der Reichsstände und des Pariser Parlaments, schränkte er die Königtums. Macht der Minister ein und verlieh die obersten Stellen nur an solche Männer, die ihm treu ergeben waren und die sich ohne Widerrede seinem Willen unterwarfen. Dabei war er indes darauf bedacht, für jedes Amt den begabtesten und brauchbarsten Mann zu finden. Mit viel Sicherheit und großem Scharfblick erkannte er die Fähigkeiten der ihn umgebenden Personen und so kam es, daß er Männer an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige stellte, die sich ihrer Aufgabe in hohem Grade gewachsen zeigten. Die hervorragendsten waren: 1) Colbert, welcher die Finanzen verwaltete, für Verbesserung a. Minister, der Verkehrswege, für Anlage von Straßen und Kanälen (Südkanal: Garonne-Mittelmeer) sorgte, das inländische Gewerbe hob, indem er die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Fabrikaten verbot, einen Aufschwung des Ackerbaues und des Handels bewirkte und durch seine gesamte Tätigkeit die Mittel herbeischaffte, welche Ludwig Xiv. zu seinen Kriegen, Festen, Einrichtungen und zu den „Bestechungen auswärtiger Minister" brauchte; 2) der Kriegsminister Lonvois, welcher mit Geschick und Erfolg an der Vermehrung, besseren Organisation und Ausbildung des stehenden Heeres arbeitete, aber durch eine grausame Kriegsweise eine traurige Berühmtheit erlangte; 3) Vanban, der geniale Kriegsingenienr, welcher mit meisterhafter Kunst die eroberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen umwandelte. Da Ludwig Xiv. viel Sinn für das Schöne hatte, so begünstigte b. Pflege der er die Pflege und höhere Entwicklung der Künste, namentlich der Baukunst und der Poesie. Prachtbauten erhoben sich in und um Paris, der herrlichste von ihnen das Schloß Versailles, in dessen Spiegelsaal 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde. Die Dichtkunst feierte ihr goldenes Zeitalter. Dichter und Gelehrte (Tragödie: Corneille und Racine. Komödie: Moliere. — Fenelon, Pascal) wetteiferten darin, den Namen Ludwigs zu verherrlichen. So gelang es Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 3

19. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 153

1855 - Heidelberg : Winter
153 §. 144b. Frankreich unter der Regierung Ludwigs Xiv. Ein Versuch der beiden Königinnen, den ihnen verhaßten Minister zu ent- fernen , so wie ein Anschlag aus sein Leben, der von einem königlichen Günst- ling Cinqmars ausgieng, dienten nur zur Befestigung in seiner Stellung. Die Königin-Mutter wurde verwiesen, Cinqmars und sein Mitschuldiger de Thou starben auf den Schaffot. Richelieu starb 1642, und 5 Monate nachher auch Ludwig Xiii. Da sein Sohn Ludwig Xiv. erst 5 Jahre alt war, wußte sich die Königin Anna die Vormundschaft zu verschaffen, und überließ die Zügel der Regierung dem Cardinal M a z a r i n, einem geschäftsge- wandten, schlauen, schmiegsamen Italiener, der Richelien's Werk fort- setzte. Er wandte jedoch nur Ränke und Jntriguen an, die ihm zugleich als Mittel zur Befriedigung seiner Habsucht dienten. Er war es, der den Abschluß des westfälischen Friedens verzögerte und denselben so günstig für Frankreich zu machen tvnßte. Er schlug im Krieg mit der Fronde die Opposition der Großen vollends danieder, und schloß nach Beendigung des 24jährigen Kriegs mit Spanien 1659 den pyrenäischen Frieden, durch welchen die französische Grenze an die Pyrenäen gerückt wurde. Mazarin starb 1661, als Staatsmann bewundert, aber von Niemand be- trauert, mit Hinterlassung eines Vermögens von 15 Mill. Livres. Es haben Richelieu und Mazarin allerdings den Ruhm, die Zer- splitterung Frankreichs gehindert und Einheit in die Verwaltung gebracht zu haben. Sie giengen aber darin zu weit, und bahnten der Revolution den Weg, indem sie den Einfluß der Provinzen, der Parlamente, des Adels und des dritten Standes völlig vernichteten, statt sie bloß zu mäßigen und ihre frische Lebenskraft für das Ganze zu nützen. 8. Frankreich unter der Selbstregicrung Ludwigs Xiv. bis zum Npmwcger Frieden. §. 144 b. Nach Mazarin's. Tod ergriff Ludwig Xiv. selbst 1661 die Zügel der Regierung und wußte den Einfluß Frankreichs fast über ganz Europa auszudehnen, und französischen Geist und Ton zum Nach- theil anderer Staaten (namentlich Deutschlands) geltend zu machen. Ohne Tiefe des Geistes besaß Ludwig Xiv. die Kraft schneller Austas- tung und Beurtheilung der Personen und Sachen, durchgreifenden Willen, körperliche Vorzüge, eine anmuthige, würdevolle Haltung, welche ihn zum Abgott des Hofs und Volks machte A das sich in seinem König wiedergespiegelt sah, und es ganz in der Ordnung fand, daß Ludwig in unbegrenzter Selbst- sucht und Eigenliebe den Grundsatz aussprach und darnach handelte: L’état c’est moi ! (Der Staat bin ich !) Dabei wußte er sich mit den tüchtigsten Männern in allen Zweigen der Staatsverwaltung zu umgeben, unter welchen besonders der Finanzminister Colbert, der alle Hilfsquellen des Landes zu öffnen verstand, und der Kricgs- minister Louvois hervortreten.

20. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 263

1910 - Regensburg : Manz
Ii. Zeitalter Ludwigs Xiv. Ludwig Xiv. udwig Xiv. und sein Hof galten lange Zeit den Fürstenhäusern Europas als Vorbild. Unter ihm trat Frankreich an die Spitze der europäischen Bildung und behauptete durch Eroberungen, durch die Entwicklung des geistigen Lebens, durch den Glanz des Hofes, am meisten aber durch den Absolutismus der Monarchie und die dadurch vollendete Vereinrguug aller Kräfte auf einen Punkt gebieterisch das Übergewicht. Als der König den Thron bestieg, bedrohten feindliche Heere die Grenzen des Reiches, in dessen Jnnerm Zwietracht waltete. Aber durch seine glorreichen Siege weckte er in den Herzen seiner Untertanen das Gefühl für Nationalruhm, und seit die innere Verwaltung geordnet war, vermochte er alle Kräfte nach außen im Interesse einer Politik zu verwenden, deren Gang er mit klarem und sicherem Blicke verfolgte. Aus der fieberhaften Bewegung, welche durch die Zeiten der Froude hervorgerufen war, keimte, sobald den inneren Unruhen Schranken gesetzt waren, wie aus zahllosen Knospen jene Fülle geistigen Lebens auf, dessen großartigen Mittelpunkt Paris und Versailles bildeten. Aus der Schule eines Richelieu und Mazariu gingen gewandte Staatsmänner hervor, als Schüler Condes und Tnrennes glänzten die kriegslustigen Marschälle Frankreichs. Auf manchen Reisen begleiteten Boileau und der mit Corneille um den Preis rin- König Ludwig xiv. gende Racine den König, der dem mit der Schärfe des Witzes alles geißelnden Moltete seinen Schutz angedeihen ließ und die berühmten Kanzelredner und Kirchenfürsten Bossuet und Fenelon an den Hof zog. Von Versailles ging der Sinn für Künste und Wissenschaften, der freilich meist nur aus Eitelkeit und Ruhmsucht seine Nahrung • sog, in die Provinzen über. Jeder wollte sein Frankreich verherrlichen, und wenn früher die deutschen Fürstensöhne nach Rom oder zur Zeit des Karnevals nach Venedig zogen, so drängten sie sich jetzt in den Vorsälen des Schlosses von Versailles, um Wort und Bewegung dem gefeierten König abzulauschen, die Bauwerke eines Mansard, die Gärten eines Lenotre zu bewundern. Als Ludwig Xiv. (1661) selbständig die Regierung übernahm, bildeten der Kanzler Le Tellier, der, durchdrungen von der Allgewalt des königlichen Willens, seinen ältesten Sohn, den Marquis von Lonvois, zu gleicher Unterschrift Ludwigs xiv.