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1. Biographien und Monographien - S. 124

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
§u zerstückeln und den schnell emporgewachsenen Staat wieder zu einem Kurfürstentum Brandenburg herabzudrücken. Doch Friedrich merkte die ihm drohende Gefahr, und ein in seinem Solde stehender sächsischer Geheimschreiber ließ ihm eine Abschrift der zu Dresden gepflogenen Verhandlungen zugehen. Sofort traf er in aller Stille Maßregeln, den Feinden zuvorzukommen, obgleich er nur auf die Unterstützung Englands, des mit demselben verbundenen Hannover und einiger kleiner deutschen Fürsten rechnen durfte. Durch einen rasch ausgeführten Schlag hoffte er das gegnerische Bündnis zu sprengen oder sich doch für den nächstfolgenden Feldzug in eine möglichst günstige Lage zu versetzen. Er rückte daher Ende August 1756 unerwartet in Sachsen ein und gab auf diese Weise selbst deu Anstoß zum dritten schlesischen oder siebenjährigen Kriege (1756 bis 1763). 9 v Friedrichs Einfall in Sachsen, ohne vorhergegangene Kriegserklärung, rief bei seinen Gegnern einen Sturm der Entrüstung hervor. Sie klagten laut über Verletzung des Völkerrechts und über Landfriedensbruch, und Kaiser Franz ermahnte den König, von seiner „höchst frevelhaften und sträflichen Empörung" abzulassen und ruhig nach Hanse zu gehen. Dieser wußte, was er davon zu halten hatte, und ließ sich in der Verfolgung seines Planes _ nicht beirren. Zugleich aber veröffentlichte er zu seiner Verteidigung den Schriftenwechsel zwischen den wider ihn verbündeten Höfen und bewies damit vor aller Welt, daß er zu jenem gewaltsamen Schritte gezwungen worden war. Mittlerweile hatte sich das .17000 Mann starke sächsische Heer in ein festes Lager bei Pirna zurückgezogen, wo es von den Preußen eingeschlossen wurde. Da traf die Kunde ein, daß der österreichische Feldmarschall Brown zum Entsatz herbeieile, und Friedrich mußte seine Streitkräfte teilen, um den letzteren am weiteren Vordringen zu verhindern. Er überstieg das Erzgebirge und griff am 1. Oktober 1756 mit 24000 Mann den fast dreifach überlegenen Feind bei dem Städtchen Lowositz an der Elbe an. Stundenlang wurde unter dem heftigsten Geschütz- und Musketenfeuer, aber ohne jede Entscheidung gekämpft, bis "endlich das preußische Fußvolk, das bereits feine Munition verschossen, mit dem Bajonett vorging und so dem Könige den Sieg verschaffte. „Nie," schrieb Friedrich an den Feldmarschall Schwerin, „haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit gethan, seitdem ich die Ehre habe sie zu kommandieren." Vierzehn Tage später mußten die Sachsen, denen nun jegliche Aussicht auf Rettung benommen war, im Lager von Pirna das Gewehr strecken. Das folgende Frühjahr fand sämtliche Gegner des großen

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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 299

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Der siebenjährige Krieg. Lowositz, Prag und Kollin. 299 thume Brandenburg herabgedrückt werden. Doch Friedrich war gewarnt. Der sächsische Geheimschreiber Menzel hatte ihm eine Abschrift der in Dresden gepflogenen Verhandlungen zugehen lassen, und eben so geheim, wie seine Gegner zu Werke gegangen waren, traf er die nöthigen Vorbereitungen zum Kriege, obgleich er dabei nur auf die Unterstützung Englands, des mit demselben verbundenen Hannover und einiger kleinen deutschen Fürsten, Braunschweig, Hessen und Gotha, rechnen durfte. Sein Plan war, die Feinde zu überraschen, ehe sie ihre Rüstungen beendet hätten; und es glückte ihm, wenn auch nicht in dem Maße, wie er gehofft hatte. Ende August 1756 rückte Friedrich mit einem Heere von 70000 Mann unerwartet in Sachsen ein und gab damit selbst deii^ Anstoß zum dritten schlesischen oder siebenjährigen [1756—1763 Kriege. Die 17000 Mann starke sächsische Armee zog sich in ein festes Lager bei Pirna zurück, und der König mußte seine Streitkräfte theilen, um den Oe st reichern entgegen zu gehen, die unter dem Feldmarschall Brown aus Böhmen her im Anzuge waren. Er überschritt das Erzgebirge und griff am 1. Oktober den über- n Octbr. legenen Feind bei dem Städtchen Lowositz an der Elbe an. Brown L 1 ^6 war 70000, Friedrich nur 24000 Mann stark; doch konnte jener seine Streitkräfte bei der eigenthümlichen Beschaffenheit des Terrains nicht vollständig entwickeln. Bis gegen Mittag wurde fast ausschließlich mit dem Geschütz und dem Gewehr gekämpft, ohne daß indeß ein Theil im Vortheil gewesen wäre. Schon hatte der eine Flügel der Preußen seine Munition verschossen und wollte eben zurückweichen, als der Herzog von Bevern die Regimenter mit gefälltem Bajonnet vorgehen ließ und damit den Sieg entschied. Lowositz wurde im Sturme genommen und Brown zum Rückzüge über die Elbe genöthigt. „Nie", sagte Friedrich, „haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit gethan, seitdem ich die Ehre habe sie zu kommandiren." — Vierzehn Tage später mußten die Sachsen ohne Hoffnung auf Entsatz und von aller Zufuhr abgeschnitten, im Lager von Pirna das Gewehr strecken. So konnte denn Friedrich seine ersten Winterquartiere in Feindes Land nehmen, und sein eigenes blieb von den Lasten des Krieges verschont. Das folgende Frühjahr fand sämmtliche Gegner des großen [1757 Königs unter den Waffen. Die Russen rückten in Preußen ein, die Schweden in Pommern, und die Franzosen drangen über den Rhein vor. Die Letzteren abzuwehren, überließ Friedrich seinen Verbündeten; gegen die Russen und Schweden bot er nur geringe Streitkräfte auf, während er sich selbst mit der Hauptmacht gegen die Oestreich er wandte. In vier Eolonnen brachen die Preußen in Böhmen ein und vereinigten sich am festgesetzten Tage vor Prag. Friedrich wollte sofort angreifen, und was auch [6. Mai der Feldmarschall Schwerin dagegen einwandte, er beharrte bei

2. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 79

1879 - Hannover : Meyer
79 wollte der König selbst mit dem Hauptheere durch Sachsen, nach Entwaffnung der sächsischen Truppen, in Böhmen einrücken. Den sächsischen Hof hielt Friedrich mit Recht für einen sehr gefährlichen Feind, darum wollte er ihn zunächst unschädlich machen und hindern, sich mit den übrigen Feinden Preußens zu vereinigen. Ehe aber Friedrich in den gewagten Kampf hinauszog, gab er seinem Minister Finkenstein folgende Weisung, ein schönes Denkmal seiner selbstlosen Fürsorge für das Wohl seines Landes: „Im Falle, daß ich getödtet werde, sollen die Angelegenheiten ganz ohne die geringsten Aenderungen ihren Lauf behalten und ohne daß man bemerken kann, daß sie sich in anderen Händen befinden; in diesem Falle muß man die Huldigung an den Prinzen von Preußen (seinen Bruder August Wilhelm) hier wie in Preußen und Schlesien beschleunigen. Wenn ich das Unglück hätte, vom Feinde gefangen zu werden, so verbiete ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme, oder daß inan im allergeringsten darauf achte, was ich etwa aus der Gefangenschaft schreibe. Wenn mir ein solches Unglück begegnet, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder Gehorsam leisten, welchen so wie die Minister und Generale ich mit ihrem Kopse dafür verantwortlich mache, daß man für meine Befreiung weder eine Provinz noch Lösegeld anbiete, daß man vielmehr den Krieg fortsetze und alle Vortheile benutze, ganz so, als hätte ich niemals in der Welt existirt. Zum Zeichen, daß dies nach klarer und reifer Ueberlegung mein fester Wille ist, zeichne ich mit meiner Hand und drücke mein Siegel daraus. Friedrich." a. Dcr Fcldzug dcs Jahres 1756. 1. Am 29. August 1756 rückte das nahezu 70,000 Mann starke preußische Heer in drei- Heeressäulen an der Mulde, der Elbe und der Spree auswärts in Sachsen ein.' Der Kurfürst August war auf solchen Angriff nicht gefaßt und floh mit feinem Minister Brühl auf den unüberwindlichen Königstein. Mit übergroßer Hast sammelten sich die sächsischen Truppen, etwa 14,000 Mann, bei Pirna in einem festen Lager, während Friedrich ant 9. September ohne Schwertstreich Dresden besetzte. Nach einigen Tagen rückte er mit seinem ganzen Heere nach Pirna zur Einschließung der sächsischen Truppen. Aufdringendes Bitten Angust'slu. befahl Maria Theresia, alles zu versuchen, um das sächsische Heer zu entsetzen, und wirklich zog der österreichische Feldmarschall Gras Brown zur Befreiung der Sachsen von der oberen Elbe her heran. Friedrich rücfte ihm mit 24,000 Mann entgegen und traf bei Lowosih an der Elbe mit der 34,000 Mann starken österreichischen Armee am 1. October zusammen. Nach tapferer Gegenwehr wurden die Oesterreicher zurückgeworfen. Sie hatten sich aber so tapfer gewehrt, daß die Preußen staunend ausriefen: „Das sind nicht mehr die alten Oesterreicher!" und daß Friedrich trotz seines Sieges mehr Leute verlor als seine Gegner. Mit der Niederlage der Oesterreich er war auch das Schicksal der sächsischen Armee entschieden. Von Huuger und Kälte aufgerieben, blieb den sächsischen Truppen bei Pirna nichts übrig, als die Kapitulation abzn-

3. Vaterländische Geschichte - S. 79

1902 - Wiesbaden : Behrend
r^vr — 79 ■ Geringeres, als den Preußenkönig wieder zum Markgrafen von Brandenburg zu machen. Obwohl alles heimlich geschah, entging es doch dem Scharfblicke Friedrichs nicht. Er mußte feinen überaus mächtigen Feinden zuvorkommen. Bundesgenossen fand er nur an England, Hessen, Braunschweig und Gotha; aber unverzagt zog er ins Feld, vertrauend auf seine gerechte (Sache und aus die erprobte Tapferkeit feiner Soldaten. b) Der Angriffskrieg. 1756—1758. 1756. Lowositz. Plötzlich brach er mit seinem Heere in Sachsen ein, umschloß die sächsischen Truppen bei Pirna und schlug die zum Entsätze herbeigeeilten Österreicher bei Lo wositz an der Elbe; das sächsische Heer geriet in Gefangenschaft. 1757. Prag. Im folgenden Jahre rückten alle Feinde Friedrichs, 500 000 Mann stark, gegen ihn vor. Wollte er nicht untergehen, so mußte er seine Gegner einzeln besiegen. Bei Prag vereinigte er seine Truppen gegen die Österreicher, und es entbrannte ein heißer Kampf. Es schien unmöglich, die vom Feinde besetzten Höhen zu nehmen. Da entreißt der alte Feldmarschall Schwerin einem Hauptmann die Fahne und unter dem Rufe: „Heran, meine Kinder, nur heran!" trägt er sie todesmutig seinen Truppen voran in Kartätschenregen und Pulverdampf.» Seine Heldenbrust wird von Kugeln durchbohrt, aber fein Tod entflammt die Preußen zur höchsten Tapferkeit, und die Höhen werden gestürmt. Friedrich selbst zwang den linken Flügel des Feindes zum Rückzüge. Die blutigste Schlacht des ganzen Krieges war gewonnen, aber der Sieg hatte schwere Opfer gefordert. Kollin. Die Stadt Prag ließ der König nun einschließen. Inzwischen hatte sich ein überlegenes Heer von Österreichern und Sachsen gesammelt und rückte zum Entsätze Prags heran. Friedrich traf sie bei Kollin an der Elbe. Er wagte den Angriff gegen den doppelt so starken Feind und erlitt trotz der verzweifeltsten Gegenwehr der Preußen eine Niederlage. Roßbach. Ein Unglück kommt feiten allein; das erfuhr auch Friedrich. Wenige Tage nach der Schlacht bei Kollin starb seine Mutter; der Gram über dieses Unglück ihres Sohnes hatte ihr das Herz gebrochen. Seine Feinde jubilierten, und jeder wollte jetzt den sonst so gefürchteten König möglichst rasch besiegen. Die Franzofen hatten es am eiligsten. Inzwischen hatte auch das deutsche Reich, nachdem Friedrich auf dem Regensburger Reichstage in die Acht erklärt worden war, mit Mühe und Not ein buntscheckiges Heer aus die Beine gebracht. In Verbindung rtjit dieser deutschen Reichsarmee drangen sie bis Thüringen vor, um die Preußen aufzusuchen. Friedrich ließ nicht auf sich warten; er traf sie bei Roßbach, unweit Weißenfels. Beim Anblick des kleinen Heeres kannte der Übermut der Franzosen keine Grenzen mehr. Am Morgen des 6*

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 111

1881 - Merseburg : Steffenhagen
111 (Eroberung Sachsens. Schlagt bei Lowositz.) Ende August 1756 rückte Friedrich unerwartet ttt Sachsen ein und gab damit selbst den Anstoß zum dritten schlesischen oder [1756—1763 siebenjährigen K riege. Die sächsische Armee zog sich in ein festes Lager bei Pirna zuriict und der König mußte seine Streitkräfte' teilen, um den Oestreicheru entgegen zu gehen. Er überschritt das Erzgebirge und griff am 1. Oktober den dreifach überlegenen Feind bei dem Städtchen Lowositz an der Elbe p.oct. an, um ihn nach langem hartnäckigen Kampfe in die Flucht zu 1,1756 schlagen. „Nie", sagte Friedrich, „haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit gethan, seitdem ich die Ehre habe sie zu kommandieren." Vierzehn Tage später mußten die Sachsen im Lager von Pirna das Gewehr strecken. (Schlacht bei $rag> Das folgende Frühjahr 'fand sämtliche Gegner des großen Königs unter den Waffen. Die Franzosen abzuwehren, überließ er seinen Verbündeten, gegen die Russen und Schweden bot er nur geringe Streitkräfte auf, gegen die Oe streich er aber wandte er sich selbst mit dem besten Teile seines Heeres. In vier Kolonnen brachen die Preußen in Böhmen ein und vereinigten sich ant festgesetzten Tage vor Prag. Fried- p M°i rich wollte die auf den Höhen aufgestellten Feinde sofort an-greifen, und was auch der Feldmarschall Schwerin dagegen einwandte, er beharrte bei seinem Vorsatze. Bis über die Knöchel versanken die Grenadiere auf den morastigen Abhängen im Schlamme, ein wahrer Hagel von Kartätfchen'kugeln überschüttete sie, und Schwerin wurde an der Spitze der Bataillone zum Tode getroffen. Der Fall des greisen Helden steigerte indes nur die Kampseswut der Truppen, und trotz der ungeheuren Schwierigkeiten schlugen sie endlich die Gegner auf allen Punkten zurück. Aber der Sieg war teuer erkauft, denn mit Schwerin lagen 18000 Preußen tot' oder verwundet auf der Walstatt. Noch größere Verluste freilich hatten die Oestreichs erlitten, die dazu ebenfalls einen ihrer tüchtigsten Führer, den Feldmarschall Brown, eingebüßt. (Schlacht bei Soiiin.) Nun schickte sich Friedrich an, seinen Sieg zu verfolgen und Prag in seine Gewalt zu bringen. Da erschien ein neues östreichisches Heer unter dem Feldmarschall Daun in Böhmen, und der König sah sich genötigt, demselben entgegen zu gehen. Bei Kollin griff er den doppelt so star- ps.iuni ken Feind an, und schon dachte dieser an Rückzug, als Friedrich 1,1757 gegen den Rat seiner Generale den ursprünglichen, wohl überlegten Schlachtplan änderte. Infolge dessen gerieten die preußischen Linien in Verwirrung, und der anfängliche Sieg verwandelte sich in eine vollständige Niederlage. ^ (Schlacht bei Roßbach.) Nach der Kolliner Schlacht zog sich Friedrich nach Schlesien zurück und brach dann nach Sachsen gegen die Franzosen auf. Diese hatten im Frühjahre den Rhein

5. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 62

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 62 — Friedrich sah Feinde ringsum; er erkannte, daß es sich um Sein und Nichtsein Preußens handelte, und beschloß daher, seinen Gegnern mit 150000 Mann Feldtrnppen im Angriffe zuvorzukommen^). Sein Kriegsplan ging dahin, noch 1756 Sachsen und Böhmen zu nehmen und im folgenden Jahre durch einen Marsch aus Wien Maria Theresia zum Frieden zu zwingen und deu Bnnd seiner Gegner zu sprengen. Verlauf des Krieges, a) Friedrichs Kampf gegen die getrennten Feinde. 1756—1758. Im August 1756 brach Friedrich in Sachsen ein, um sich die Flanke zu sichern, setzte sich in den Besitz des Dresdener Archivs und konnte so vor ganz Europa die Pläne seiner Feinde enthüllen. Der Hof floh nach 1756 dem Königstein, aber das sächsische Heer leistete im Lager bei Pirna einen unerwartet zähen Widerstand und wurde eingeschlossen. Zu seinem Entsätze zog der österreichische General Browne heran. Friedrich ließ einen Teil seiner Truppen vor Pirna zurück, rückte mit dem 1756 Reste den Österreichern entgegen und schlug sie (1. Oktober) bei Lobositz zurück. Als Browne bald darauf noch einen zweiten Entsatzversuch unternahm, suchten sich die Sachsen zu ihm durchzuschlagen, wurden aber von den Preußen umstellt und zur Waffenstreckung gezwungen. Im Unmute darüber, daß er seinen Kriegsplan nicht vollständig hatte ausführen können, ließ Friedrich die Gefangenen in ihren Regimentsverbänden seinem Heere einverleiben; sie gingen aber bei günstiger Gelegenheit in Masse zu den Feinden über. Sachsen deckte dem Könige die Flanke und mußte ihm während des ganzen Krieges Geld und Rekruten liefern. Der sächsische Hof begab sich nach Warschau. Auf dem Reichstage zu Regensburg fetzte es der Kaiser durch, daß die Ausstellung einer Reichsarmee gegen den Landfriedensbrecher beschlossen wurde. Nur Hannover, Hessen-Cassel, Braunschweig, Gotha und Schaumburg-Lippe standen auf Preußens Seite. Der Feldzug des Jahres 1757. Friedrich blieb seinem Kriegsplane treu und suchte durch wuchtigen Angriff die Entscheidung herbeizuführen, während seine Gegner in guter Stellung größere Schlachten zu vermeiden und durch Zerstörung der Magazine u. dgl. ihn zum Rückzüge zu zwingen strebten. Im Frühjahr 1757 rückten die Preußen von drei Seiten vor Prag, wo Karl von Lothringen auf den Höhen des Ziskaberges sich 1757 verschanzt hatte, und schlugen die Österreicher in heißer Schlacht; Browne siel, und der größere Teil der Feinde wurde abgeschnitten und in der 1) „Prae venire, quam praeveniri.“

6. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 140

1837 - Leipzig : Crayen
140 111. Abschnitt. Z)le Könige von Preußen. losbrechen. Dazu hatte man vorläufig das Jahr 1757 bestimmt. Aber dem König waren ihre Unterhandlungen nicht unbekannt. Zwei Men- schen, Wenzel, ein Geheimschreiber in Dresden, und Weingarten, ein Beamter beider östreichischen Gesandtschaft in Berlin, hatten bereits Alles schriftlich und mündlich verrathen. Friedrich besaß die Abschrif- ten von den Verhandlungen gegen ihn und übersah genau das ganze heimtückische Treiben seiner Feinde. Er verlor die Besinnung nicht, und sein Entschluß war bald gefaßt. Den Feinden zuvor zu kommen und sie einzeln niederzuschmettern, ehe sie cs ahneten, das war sein Plan. Zuerst sollte es den Sachsen gelten. Schnell ergingen in der Mitte des Jahres 1756 ganz still Befehle an die Regimenter; eben so schnell und still brachen diese aus. Vorher hatte Friedrich schon ein Bündniß mit England geschlossen, und von den deutschen Fürsten hingen ihm Braunschweig, Hessenkassel und Gotha an. Die größte Hülfe mußte aber der schwer bedrohete Monarch in sich suchen, und er fand sie. Wie Meereswogen walzten sich im September 1756 die preu- ßischen Kriegerschaaren in drei Haufen über das Sachsenland her, wahrend der Feldmarschall Schwerin mit großer Hceresmacht gegen Böhmen anrückte. In Sachsen verursachte dieser Ueberfall einen furchtbaren Schrecken. Die sächsischen Soldaten eilten in das Lager bei Pirna, die Preußen ihnen nach und schlossen sie fest ein. Ganz Sachsen mit der Hauptstadt Dresden siel in wenigen Tagen dem Kö- nige in die Hände. Kaum konnte sich der sächsische Churfürst retten, seine Gemahlinn und seine Kinder waren in der Residenz geblieben. Friedrich erwies ihnen alle erdenkliche Höflichkeit und hoffte, den Chur- fürsten vom Bunde abzuziehen. Doch dieser war so entrüstet, daß er Nichts davon wissen wollte. Nun ordnete der König eine Verwaltung für das Land an, hob Kriegssteuecn und Soldaten aus demselben und behandelte es feindlich. Alle Feinde Friedrichs schrien über den Friedensbruch, wie sie es nannten, und wußten nicht abscheulich genug des Königs Hand- lungen darzustellen. Der Kaiser zu Wien gebot ihm in einem Schreiben, „von seiner unerhörten, höchst frevelhaften und sträflichen Empörung abzulassen, dem Churfürsten von Sachsen alle Kosten zu erstatten und still und ruhig nach Hause zu gehen." Friedrich ließ sich aber nicht stören, bemächtigte sich in Dresden der Papiere, in welchen der Vernichtungsplan gegen ihn enthalten war, und ließ dies Alles durch seinen Minister bekannt machen, um der ganzen Welt öffentlich zu zeigen, wer der Veranlasser des blutigen Kriegsspieles sei. Dabei fuhr er fort, die Sachsen im Lager bei Pirna hart zu dran- gen, die denn auch bald in die furchtbarste Noch geriethen und sehn- lichst warteten, daß die Oestreicher von Böhmen aus ihnen zu Hülfe kommen möchten. Sie kamen, denn Maria Theresia hatte, zur höch- sten Wuth entflammt, ihrem Feldmarschall Brown geboten, mit 70,000 Mann hinzueilen und die Sachsen zu erlösen. Friedrich ließ nun einen Theil seiner Truppm zur Einschließung des Pirnaer Lagers

7. Teil 3 - S. 73

1912 - Leipzig : Freytag
73 Braunschweig, Hessen-Kassel und Sachsen-Gotha auf seine Seite. Die übrigen Reichsfürsten hielten es mit Preußens Gegnern. — Von dem Fortschritt der Verhandlungen erhielt Friedrich Kunde durch den österreichischen Gesandten und einen sächsischen Geheimschreiber. Auch der russische Thronfolger, der ein eifriger Verehrer Friedrichs war, soll manche Nachricht nach Berlin gesandt haben. Da Friedrich allein gegen seine zahlreichen Feinde zu schwach war, und da er im Angriff die beste Verteidigung sah, beschloß er, im Jahre 1756 den Krieg gegen Österreich zu eröffnen. b) Der Verlauf des Krieges. Das Jahr 1756. Zuerst suchte Friedrich das sächsische Heer unschädlich zu machen und das Kurfürstentum zu erobern; denn er hatte die Absicht, Sachsen als Basis seiner Kriegsunternehmungen gegen Österreich zu benutzen. Deshalb drang er plötzlich mit drei Heersäulen in das Land ein. Der Kurfürst August Iii. und sein Minister Brühl waren vollständig überrascht; sie verließen die Hauptstadt und flüchteten auf den uneinnehmbaren König st ein, während die sächsischen Truppen in dem festen Lager bei Pirna versammelt wurden. Der Preußenkönig besetzte ohne Schwertstreich Dresden und schloß dann das sächsische Heer in seinem Lager ein; er war sich seines Erfolges so sicher, daß er glaubte, ohne Sturm auf die Verschauzuugen zu seinem Ziele zu gelangen. Mittlerweile hatte Maria Theresia auf Bitten des Kurfürsten ein Heer unter dem Feldmarschall Browne zusammengezogen, das zur Befreiung der Sachsen nach Norden marschieren sollte. Kaum hatte Friedrich durch seine streifende Reiterei davon Kunde erhalten, so brach er mit einem Teil der Belagerungsarmee nach Süden auf. Bei Lobositz an der Elbe prallten die beiden Heere am 1. Oktober aufeinander; die Preußen errangen nach schwerer Arbeit den Sieg. Mit der Niederlage der Österreicher war zugleich das Schicksal der Sachsen entschieden; sie waren von Hunger und Kälte so aufgerieben, daß sie sich am 16. Oktober dem preußischen König ergaben. Die Offiziere mußten versprechen, in dem Kriege nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen und wurden entlassen. Die Mannschaften aber reihte Friedrich seinem Heere ein. Er beging dabei aber die Unvorsichtigkeit, die einzelnen Truppenkörper nicht aufzulösen; in der folgenden Zeit desertierten deshalb ganze Bataillone entweder nach Böhmen oder nach Polen. Friedrich war mit den Erfolgen des Jahres zufrieden; er ließ seine Truppen in Sachsen Winterquartiere beziehen und behandelte das Land wie eine preußische Provinz; er erhob Kriegsgelder und Steuern und ließ zur Füllung seiner Regimenter Rekruten ausheben. Im Dresdner Schlosse fand er auch die Schriftstücke, die die Höfe gewechselt hatten; er veröffentlichte sie und zeigte somit aller Welt, daß er mit seinen kühnen Angriffen nur seinen Gegnern zuvorgekommen war. — Trotzdem regten sich nun überall seine Feinde. Die Schweden rückten ins Feld und Rußland sandte eine Armee nach Preußen; selbst das Deutsche Reich rüstete ein Heer aus. Die Franzosen schickten sich schon an, den Rhein zu überschreiten. Dennoch verzagte Friedrich der Große nicht; gegen Russen und Schweden stellte er eigene Korps auf und gegen die Franzosen sollte eine englisch-deutsche Hilfs-

8. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 301

1905 - Breslau : Hirt
§70. Der «siebenjährige Krieg. 301 Truppen England in Sold genommen hatte; am meisten aber vertraute er auf sein eigenes Heer, das er in den Friedensjahren auf 150000 Mann erhöht und unablässig geübt hatte. Auf Englands Wunsch, das den Bruch mit Österreich gern vermieden hätte, fragte er in Wien noch einmal über den Zweck der Rüstungen an, erhielt aber zunächst eine ausweichende, dann eine hochfahrende Antwort. Sofort zog er das Schwert. b. Pirna und Lobositz. Friedrich konnte Sachsen wegen seiner geographischen Lage, besonders wegen des Zuganges nach Böhmen nicht unbesetzt lassen. Er überschritt deshalb (29. August) mit 70000 Mann 1756 die sächsische Grenze. König August floh mit Brühl auf den festen Königstein, die sächsischen Truppen zogen sich in ein verschanztes Lager bei Pirna zurück. Friedrich verlangte den Anschluß Sachsens, und da dieser verweigert wurde, erklärte er den Krieg, schloß das sächsische Heer ein und besetzte Dresden, wo er nicht nur reiche Vorräte, sondern auch die Papiere über das gegen ihn geschmiedete Bündnis fand. Als zum Entsätze der Sachsen der österreichische Feldmarschall Graf Brown (spr. Braun!) heranrückte, ließ Friedrich den größten Teil seines Heeres bei Pirna zurück, zog mit dem kleineren Brown nach Böhmen entgegen, traf den Feind (1. Oktober) bei Lobositz an der Elbe und errang den Sieg.* Brown zog auf dem rechteiriebüfe^unverforgt "weiter "nachwachsen, in der Hoffnung, die Sachsen würden sich zu ihm durchschlagen; diese versuchten auch einen Durchbruch, aber ohne Erfolg. Von Hunger, Nasse und Kälte geschwächt, blieb ihnen weiter nichts übrig, als die Waffen zu strecken. (16. Okt.) Friedrich ließ den sächsischen Soldaten, die seit 72 Stunden nichts genossen hatten, sofort Brot austeilen. Die Offiziere wurden auf ihr Ehrenwort entlassen, die Mannschaften in das preußische Heer gesteckt; sie liefen aber bei nächster Gelegenheit größtenteils davon. Küuiaauaust nebst .seinem Homat.giug nach Warschau, wo er bis 1763 blieb. Sachsen gewährte Friedrich reiche Hilfsquellen und eine vorzügliche militärische Stellung; aber seine Hoffnung, durch eine rasche Niederwerfung Österreichs den gegen ihn geschmiedeten Bund zu sprengen, hatte sich nicht erfüllt. Kaiser Franz erließ ein Abmahnungsschreibm, worin er Friedrich aufforderte, Yw seiner „Empörung" abzusieben, und dessen Offiziere. ibren. Köm ^ verlassen, natürlich beides ohne Erfolg. Der deutsche Reichstag beschloß die Reichsexekution gegen den ..Friedensstörer", und der Kaiser lud den „Kurfürsten au Brandenburg" unter Bedrohung^mit der Ackt mr_ Verantw ortunavör d eu Re^chs^^^a^ergte Friedrich durch den Abdruck Ser Akten des gelernten sächsischen Staatsarchivs, daß sein Angriff nur aus Notwehr erfolgt sei. Von seiner königlichen Gesinnung zeugt die Weisung, die er seinem Minister, dem Grafen Finckenstein, zugehen ließ.*

9. Die neue Zeit - S. 273

1866 - Leipzig : Brandstetter
273 wollte, Pommern wieder zu erobern, welches durch die Tapferkeit des groß- ßen Kurfürsten von Preußen gewonnen war. Friedrich besann sich nicht lange; erbeschloß, seinen mächtigen Feinden zuvorzukommen. Im August des Jahres 1756 drang er in Sachsen ein, besetzte Dresden und die wichtigsten Städte des Landes und forderte den König August Iii. zum Bündniß mit Preußen auf. Das sächsische Heer hatte sich, 17,000 Mann stark, in dem engen Elbthale zwischen Königstein und Pirna verschanzt. August wies den Antrag Friedrich's zurück, Weiler auf Unterstützung von Oesterreich hoffte. Die Oesterreicher rückten heran, Friedrich aber schlug sie bei Lowositz und nahm hierauf das sächsische Heer bei Pirna gefangen. Das war der Anfang des merkwürdigen siebenjähri- gen Krieges, eines Krieges ohne Gleichen. Da auch das deutsche Reich, welches Friedrich's Einfall in Sachsen für einen Landfriedensbruch erklärte, auf Seite Oesterreichs trat,- so stand fast ganz Europa mit 500,000 Mann Kriegern gegen den einzigen König von Preußen in den Waffen. Jeder- mann hielt ihn für verloren und die Feinde hatten schon eine Theilung seiner Länder unter sich verabredet. Aber Niemand hatte berechnet, was auch ein kleines Volk vermag, wenn es mit Liebe an seinem Fürsten hängt; Niemand ahnte, welche Heldenkraft Friedrich Ii. nun entwickeln würde. Dieser, anstatt zu verzagen, scherzte vielmehr noch über seinen Krieg mit den „drei Weibern." a. Schlachten bei Prag und Kollin. Zuerst wandte er sich gegen den mächtigsten Gegner und drang in Böhmen ein, 1757. Er traf die Oesterreicher unter General Brown bei Prag, wo sie auf steilen, mit Kanonen besetzten Anhöhen eine sehr Vortheil- hafte Stellung eingenommen hatten. Friedrich's Offiziere widerriethen den Angriff, denn die Soldaten waren vom beschwerlichen Marsche erschöpft; der König aber wollte gleich losschlagen. Die Preußen stürmten au, aber reihenweise wurden sie von dem fürchterlichen Kartätschenhagel niederge- schmettert. Schon begannen die Stürmenden aus allen Seiten zurückzu- weichen; da ergriff der Feldmarschall Schwerin eine Fahne, seine Tapfern ihm nach, die Anhöhe hinauf. Da wird der heldenmüthige Greis von vier Kartätschcnkugeln niedergestreckt, aber sein Tod entflammt die Solda- ten zur äußersten Wuth, unaufhaltsam dringen sie gegen die Batterie vor, erobern sie und richten das Geschütz gegen den Feind. Nun stürmt auch Prinz Heinrich, der Bruder des Königs, eine Schanze, der Prinz Ferdi- nand von Braunschweig auch; Friedrich durchbricht den Mittelpunkt der feindlichen Schlachtordnung und der Sieg ist errungen. Aber theuer ist dieser Sieg erkauft, denn über 16,000 Preußen liegen auf dem Schlacht- felde niedergestreckt und Feldmarschall Schwerüv ist nicht mehr! _ Noch stand aber ein großes Heer von Oesterreichern und Sachsen bei Kollin schlagfertig da, unter dem Feldmarschall Daun. Der Feind war ihm um das Doppelte an Zahl überlegen, doch Friedrich griff muthig an. Schon neigte sich der Sieg auf seine Seite und Daun, an einem glück- Grubc, Geschichtsbilder. Iii. 18

10. Bd. 3 - S. 33

1873 - Neuß : Schwann
— 33 — Abschrift von dem gegen ihn geschmiedeten Plane. Seine Lage war bedenklich, seine Niederlage schien unvermeidlich. Doch er verzagte nicht. Er hatte sein Heer auf 150,000 Mann gebracht und beschloß seinen mächtigen Feinden zuvorzukommen. b. Das Jahr 1756. Im August des Jahres 1756 drang Friedrich in Sachsen ein, besetzte Dresden und die wichtigsten Städte des Landes, ließ das sächsische Heer in seinem Lager bei Pirna einschließen und zog dann mit 24000 Mann dem heranrückenden österreichischen Heere von 4000 Mann entgegen. Bei dem Flecken Lowositz in Böhmen kam es zur Schlacht. Nach sechsstündigem Feuern mangelte den Preußen Pulver und Blei. Da rief ihnen einer von den Generälen Friedrichs zu: „Bursche , wozu habt ihr gelernt, den Feind mit dem Bajonnet anzugreifen?" (Sin muthiges Hurrah ertönte durch die Reihen der Preußen, mit vorgehaltenem Gewehr stürmten sie gegen den Feind und errangen einen vollständigen Sieg. „Jetzt erst habe ich gesehen", schrieb der König nach der Schlacht an den Feldmarschall Schwerin, „was meine Preußen vermögen, nie haben meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit gethan, seitdem ich die Ehre habe, sie anzuführen." Nach dem Siege bei Lowositz gab sich das ganze sächsische Heer bei Pirna, durch Hunger und Kälte gezwungen, in der Stärke von 17000 Mann gefangen. Das war der Anfang des so merkwürdigen siebenjährigen Krieges, eines Krieges ohne Gleichen. Da auch noch das deutsche Reich auf Oesterreichs Seite trat, so stand fast ganz Europa mit 500000 Kriegern gegen den einzigen König von Preußen in den Waffen. Jedermann hielt ihn für verloren; aber niemand hatte berechnet was der Held Friedrich vermochte. c. Das Jahr 1757. ,jttt Frühjahre 1757 rückte Friedrich in Böhmen ein und stieß auf den Herzog Karl von Lothringen, der die Klein, Bilder a. d. oaterl. Gcschicht Iii o

11. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 192

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 192 Vergleiche diese Mächte nach Länderbesitz, Bevölkerungszahl, Kriegsmacht! Welche Aussichten ergaben sich für Friedrich und seine Gegner? b) Uns&rucfi des Krieges. Erstes Kriegsjakr. Darbietung. 1. Die Verhandlungen zwischen den verbündeten Staaten sollten geheim gehalten werden, damit Friedrich unvermutet überfallen werden und desto gewisser besiegt werden konnte. Aber Friedrich erhielt durch einen sächsischen Schreiber, durch den österreichischen Gesandten in Berlin und wahrscheinlich auch durch den russischen Thronfolger Peter Nachrichten über die Pläne seiner Feinde. Im Sommer des Jahres 1756 ward ihm als bestimmt mitgeteilt: „zwischen dem österreichischen und dem russischen Kaiserhofe bestehe ein Plan, über ihn herzufallen. Die Österreicher sollten 80 000, die Russen 120000 Mann stellen. Dieser Plan hätte schon 1756 ausgeführt werden sollen, da es aber in Rußland an Rekruten und Lebensmitteln gefehlt hätte, so sei die Ausführung auf das Frühjahr 1757 verschoben worden." 2. Nun wartete Friedrich den Angriff seiner Feinde nicht ab, sondern marschierte (im August 1756) nach Sachsen und besetzte das Land. Das sächsische Heer (17 000 Mann stark) bezog ein festes Lager bei Pirna, wo es durch Wälle, Gräben und Verschanzungen aller Art fast unangreifbar war. Die Preußen schlossen dieses Lager ein und suchten die Zufuhr abzuschneiden. 3. Die Österreicher kamen nun den Sachsen zu Hilfe. Ein starkes Heer rückte aus Böhmen nach Sachsen vor. Friedrich wollte nicht zwischen die Österreicher und Sachsen kommen; er ließ daher einen Teil seines Heeres vor Pirna, mit dem anderen (24 000 Mann) zog er den Österreichern entgegen. Bei Lo wo sitz an der Elbe trafen (am 1. Oktober 1756) die beiden Heere zusammen. Die Österreicher fochten tapfer, „es sind die alten Österreicher nicht mehr", sagte Friedrich. Aber die Preußen gewannen den Sieg, indem sie mit gefälltem Bajonnett gegen die Feinde anstürmten und sie aus ihrer Stellung vertrieben. Friedrich erzählte von dieser Schlacht: „Mit 24 Bataillonen haben wir 72 vertrieben und wohl an 300 Kanonen erobert. Seitdem ich die Ehre habe, die Truppen zu kommandieren, habe ich niemals derartige Wunder von Tapferkeit, sowohl bei der Infanterie wie bei der Kavallerie gesehen. Das Fußvolk hat Weinberge und Steinhäuser gestürmt, es hat von 7 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags Gewehr- und Kanonenfeuer standgehalten und vornehmlich den Angriff auf Lowositz durchgeführt, welcher ohne Unterbrechung bis zur Vertreibung des Feindes dauerte. . . . Dieser Kraftstreich steht über dem von Soor und übertrifft alles, was ich von meinen Truppen gesehen habe. Er wird die Sachsen zur Übergabe bringen und meine Sorge für dieses Jahr zerstreuen." 4. Als die Sachsen die Niederlage der Österreicher erfuhren, wurden sie der Verzweiflung nahe gebracht, denn sie litten schon seit längerer Zeit bittere Not. Zuletzt versuchten sie, nach Böhmen zu entweichen. Sie verließen das Lager und marschierten in dem engen Elbthale dahin. Sie hatten kein Brot, keine Geschütze, brachten drei Tage und drei'

12. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 39

1907 - Leipzig : Brandstetter
39 1756 mit 70000 Mann in drei Heersäulen die sächsische Grenze, besetzte Leipzig, Torgau, Wittenberg und das vom Kursürsten verlassene Dresden und ordnete, da August Iii. das vorgeschlagene Freundschafts- bündnis zurückwies, eine preußische Landesverwaltung in Sachsen an. Dieses Landes wollte sich Friedrich als einer Vormauer gegen Böhmen versichern und dadurch den Krieg in Feindesland wälzen. Die Vorratshäuser des srrichtbaren Landes wurden den preußischen Heeren geöffnet; Waffen und Geschütz wanderten nach der Festung Magdeburg; die Steuern und alle öffentlichen Einnahmen wurden für Friedrich in Beschlag genommen. Dadurch sicherte er sich die Hilfsquellen des reichen Landes. Das sächsische Heer, 17000 Mann stark, bezog eine feste Stellung bei Pirna, wo es von Friedrich eingeschlossen wurde, während der Kurfürst und sein Minister Brühl aus der unüberwindlicheu Festung Königstein eine sichere Zuflucht suchten. Friedrichs Einfall in Sachsen, mitten in Friedenszeit, hatte überall die größte Aufregung hervorgebracht. Der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias, stellte ihn als einen Bruch des deutschen Landfriedens dar, forderte in einem Schreiben Friedrich Ii. auf, von seiner unerhörten, höchst frevel- haften und sträflichen Empörung abzulassen, dem Kurfürsten August alle Kosten zu erstatten und still und ruhig nach Hause zu gehen, während er allen Generalen in des Königs Heer befahl, ihren gottlosen Herrn zu verlassen und seine entsetzlichen Verbrechen nicht zu teilen. Als Antwort darauf veröffent- lichte Friedrich die gegen ihn geschmiedeten Pläne, denen er durch seinen Einfall in Sachsen nur habe zuvorkommen wollen. Friedrich hatte den Plan gehabt, nach der Überrumpelung und Besetzung Sachsens auch Böhmen in raschem Zuge zu nehmen. Allein die zähe Stand- haftigkeit der sächsischen Armee, die in ihrer festen Stellung bei Pirna nur durch Hunger zur Übergabe gezwungen werden konnte, vereitelte diesen Plan. Inzwischen rückte der österreichische Feldmarschall Brown mit einem stattlichen Heere zur Befreiung der Sachsen aus Böhmen heran, und Friedrich mußte mit dem einen Teil seiner Truppen ihm entgegengehen, während der andere Teil die Sachsen bei Pirna festhielt. Bei Lobositz, im nörd- lichen Böhmen an der Elbe gelegen, traf Friedrich am 1. Oktober 1756 mit etwa 24000 Mann den etwas stärkeren Feind in einer heißen Schlacht. Nach sechsstündigem Kampfe hatten die Preußen ihr Pulver und Blei ver- schossen, da gingen sie dem Feinde mit gefälltem Bajonette zu Leibe und nahmen mit stürmender Hand das brennende Lobositz. Während Friedrich selbst bekannte, daß er nicht mehr die alten Österreicher vorgefunden habe, rühmte er in einem Schreiben an Schwerin von seinen Truppen: „Seit ich die Ehre habe, die Truppen zu befehligen, habe ich nie solche Wunder der Tapferkeit gesehen." Aber die Österreicher zogen sich unversolgt zurück, ja

13. Leitfaden der preußischen Geschichte - S. 81

1892 - Berlin : Simion
chen und Laster seiner Mitfürsten, besonders der Kaiserin Elisabeth von -Rußland, des Königs August Iii. von Polen (Kurfürsten von Sachsen) und des Königs Ludwig Xv. von Frankreich ergoß. Maria Theresia gelang es daher mit Hilfe ihres gewandten Ministers Grafen Kaunitz einen geheimen Bund von fast ganz Europa gegen'friedrich den Großen zu stände zu bringen. Zuerst verband sie sich mit Elisabeth und August Iii., den sein Minister Graf Brühl, ein erbitterter Feind Friedrichs, ganz beherrschte. Durch einen sächsischen Kanzlisten Menzel erhielt Friedrich davon Kunde und traf nun auch seine Maßregeln. Im Jahre 1755 brachen zwischen Frankreich und England in Nordamerika und zur See Streitigkeiten aus, und Georg Ii. bot, um Hannover zu schützen, Friedrich dem Großen ein Bündnis zu gegenseitiger Verteidigung an. Dieser nahm es an (16. Januar 1756 Vertrag zu Westminster). Andrerseits gewann nun Maria Theresia Ludwig Xv. ganz sür sich und durfte darauf rechnen, daß für französisches Geld auch die Schweden und die deutschen Fürsten helfen würden. Ihr Plan war: Österreich sollte Schlesien, Polen oder Rußland Ostpreußen, Sachsen Magdeburg, Schweden Stettin und Hinterpommern, Frankreich Kleve erhalten, und Friedrich so zum bloßen Markgrafen von Brandenburg herabgedrückt werden. Er beschloß aber, nicht zu warten, bis sie mit ihren Rüstungen fertig wären, sondern begann selber den unvermeidlichen Krieg. Sein Heer, das er aus 150 000 Mann gebracht, war schlagfertig^ am ,29. August 1756 fiel er mit 70 000 Mann in Sachsen ein; dieses reiche und den Eingang nach Böhmen beherrschende Land mußte er haben, um den Krieg mit Österreich bestehen zu können. Er schloß das sächsische Heer, das bei Pirna ein festes Lager bezogen, ein, schlug mit 24 000 Mann den österreichischen Feldmarschall Browne,, der mit 33 000 Mann zum Entsatz nach Böhmen herankam. W Low oft fr (1. Oktober) und Wang die Sachsen (durch die Kapitulation von Pirna 16. Oktober) sich zu ergeben; er steckte sie, 14 000 Mann, unter seine Truppen, ließ den König August mit seinem Günstling Brühl nach Polen abreisen und bewies durch Veröffentlichung der geheimen Akten des Dresdner Archivs, daß sein Friedensbruch eine Handlung der Notwehr war. Kursachsen ward nun wie eine preußische Provinz verwaltet. Pierson, Seitf. d. preuß. Gesch. 6

14. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 76

1883 - Leipzig : Peter
76 Niederlagen bei Kolin, 1757, bei Hochkirch 17 58, bei Kunersdorf (in der Nähe von Frankfurt an der Oder) 17 59, gewannen aber ruhmvolle Siege, nämlich im Jahre 17 57 bei Prag über die Östreicher, bei Roßbach an der Saale über die Franzosen und Reichstruppen, bei Leuthen, in der Nähe von Breslau, über die Östreicher, im Jahre 1758 bei Zorndorf, unweit Küstrin, über die Russen, im Jahre 1760 bei Liegnitz und dann bei Torgau über die Östreicher. 3. Der fießcnjstfmge Krieg, 1756 —1763. * Die Kaiserin Maria Theresia, welche ihr schönes Schlesien nicht vergessen konnte, gab nach dem zweiten schlesischen Kriege die Hoffnung nicht auf, es wieder zu erobern. Sie benutzte die Feindschaft und Eifersucht, welche die großen Erfolge Friedrichs bei vielen europäischen Mächten wach gerufen hatten, für ihren Plan. Im geheimen schloß sie mit dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich, der Kaiserin Elisabeth von Rußland, dem Kurfürsten von Sachsen und Könige von Poleu August Iii. ein Bündnis, dem auch Schweden beitrat. Preußen sollte zerstückelt, Friedrich zu einem Markgrasen von Brandenburg erniedrigt werden. Als Friedrich durch einen sächsischen Geheimschreiber von dem Vorhaben seiner Feinde in Kemmn5 gesetzt war, traf er im geheimen seine Vorbereitungen. Obgleich er nur von England und Hannover, Hessen-Cassel, Brannschweig und Gotha unterstützt wurde, wartete er den Angriff seiner Feinde nicht ab, sondern begann den Krieg. Das Jahr 1756. Im Sommer 1756 rückte Friedrich mit seinem Heere in Sachsen ein. Dresden war bald im Besitze der Preußen. Das sächsische Heer, etwa 17 000 Mann stark, verschanzte sich bei Pirna. Friedrich schloß es ein, schlug dann mit dem übrigen Teile seines Heeres den östreichischen Feldmarschall Brown, welcher den Sachsen zu Hilfe kommen wollte, bei Lowositz in Böhmen und drängte ihn über die Elbe zurück. Bald daraus mußten sich die bei Pirna eingeschlossenen Sachsen, da ihnen alle Zufuhr abgeschnitten war, ergeben und wurden in die preußische Armee eingestellt. Sachsen befand sich in Friedrichs Gewalt, und das preußische Heer bezog dort das Winterquartier. Der Kurfürst hatte sich nach Warschau geflüchtet. Friedrichs unerwartetes Vorgehen und die glänzenden Erfolge brachten alle seine Feinde in Bewegung. Man klagte ihn des Friedensbruches an, und die Kaiserin Maria Theresia rief das deutsche Reich zum Kampfe gegen ihn auf. Das Jahr 1757. Mit einem Heere von 200 000 Mann stand Friedrich im Frühlinge des Jahres 1757 einer halben Million Feinden gegenüber. Ein russisches Heer von 100 000 Mann war auf dem Marsche nach Preußen; die Franzosen gingen über den Rhein, und mit ihnen vereinigte sich das Reichsheer; die Schweden rückten in Pommern ein. Friedrich beauftragte den alten Feldmarschall Lehwald mit der Verteidigung Preußens (mit 14 000 Mann) gegen die Russen, gab Berlin eine Besatzung (von 4000 Mann) gegen die Schweden und überließ seinen Verbündeten den Kamps gegen die Franzosen. Die übrigen Truppen rückten in 4 Zügen in Böhmen ein und vereinigten sich am 6. Mai in der Nähe von Prag. Hier stand das östreichische Heer unter dem Prinzen Karl von Lothringen und dem Feldmarschall Brown. Friedrich befahl, trotz der Abmahnung Abb. 41. Sdjmevin.

15. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 86

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 hatte, ober stolz zurckgewiesen war, setzte er seine Truppen sofort in Be-wegung und erffnete den Krieg. Whrend der Feldmarschall Schwerin Schlesien gegen einen etwaigen Einfall der sterreicher, decken sollte, wollte der König selbst mit dem Hauptheere durch Sachsen, nach Entwaffnung der schsischen Truppen, in Bhmen einrcken. Den schsischen Hof hielt Friedrich mit Recht fr einen sehr gefhrlichen Feind, darum wollte er ihn zunchst unschdlich machen und hindern, sich mit den brigen Feinden Preuens zu bereinigen.1) a) Der Feldzug des Jahres 1756. Slm 29.August 1756 rckte das nahezu 70000 Mann starke preuische Heer in drei Heeressulen an der Mulde, der Elbe und der Spree auf-wrts in Sachsen ein. Der Kurfürst August war auf solche Angriff nicht gefat und floh mit dem Minister Brhl auf den unberwindlichen Knigstein. Mit bergroer Hast sammelten sich die schsischen Truppen, etwa 14000 Mann, bei Pirna in einem festen Lager, während Friedrich m 9. September ohne Schwertstreich Dresden besetzte. Nach einigen Tagen rckte er mit seinem ganzen Heere nach Pirna zur Einschlieung der schsischen Truppen. Auf dringendes Bitten Augusts Iii. befahl Maria Theresia, alles zu versuchen, um das schsische Heer zu entsetzen, und wirklich zog der sterreichische Feldmarschall Graf Brown zur Befreiung der Sachsen von der oberen Elbe her heran. Friedrich rckte ihm mit 1756 24000 Mcknn entgegen und traf bei Lottwsitz an der Elbe mit der 34 000 Mann starken sterreichischen Armee am 1. Oktober zusammen. Nach tapferer Gegenwehr wurden die sterreicher zurckgeworfen. Sie hatten sich aber so tapfer gewehrt, da die Preußen staunend ausriefen: Das sind nicht mehr die alten sterreicher!" und da Friedrich trotz seines Sieges mehr Leute verlor als seine Gegner. Mit der Niederlage der sterreicher war auch das Schicksal der schsischen Armee entschieden. Von Hunger und Klte aufgerieben, blieb den schsischen Truppen bei Pirna nichts brig, als die Kapitulation abzuschlieen. Die ganze Armee gab sich am 16. Oktober gefangen. Die Offiziere wurden auf ihr Ehrenwort entlassen, die Mannschaften selber dem preuischen Heere einverleibt. Indessen ganze Bataillone entwichen mit Brot- und Proviant-wagen durch die Lausitz nach sterreich und Polen. König August Iii. uttt) Brhl eilten nach Warschau. Zu einem Feldzug in Bhmen war inzwischen die Jahreszeit zu weit vorgerckt, und die Preußen richteten sich Friedrichs des Groen geheime Instruktion fr den Staatsminister Grafen Finken-stein bei Beginn des siebenjhrigen Krieges.

16. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 248

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
248 Achter Zeitraum. Bis zur Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Jahres 1756 die sächsische Grenze, um zunächst Sachsen in seine Gewalt zu bringen und dann von hier aus den Stoß gegen Österreich zu führen. Das sächsische Heer wagte keinen Wiberstanb im offenen Felbe und bezog bei Pirna a. b. Elbe ein festes Lager. Als Friedrich bieses angriff, nahte von Böhmen her ein österreichisches Entsatzheer. Der König zog ihm entgegen und besiegte es bei Lobositz ct. b. Elbe. Nun mußten sich die Sachsen ergeben. Der Kurfürst Friedrich August Ii. begab sich mit seinem Hofstaate nach Warschau. Sachsen würde als erobertes Laub behanbelt und mußte fast währenb des ganzen Krieges dem preußischen Könige Steuern zahlen und Rekruten stellen. Das Jahr 1757. Prag, Kolm, Hastenbeck, Großjägersdorf, Roßbach, Leuthen. Wegen der „friebbrüchigen Vergewaltigung" Sachsens richtete der Kaiser Franz ein Warnungsschreiben an Friedrich. Bald daraus beschloß der Regensburger Reichstag den Reichskrieg gegen „denkurfürsten von Brandenburg" und das Aufgebot einer „eilenden Reichshilfe", welche durch einen Druckfehler in eine „elende" verwandelt wurde. In der That hatte Friedrich von den nach Kleidung, Ausbildung und Bewaffnung buntgemischten Reichstruppen nicht viel zu fürchten, zumal da ein Teil der norddeutschen Staaten (Gotha, Braunschweig u. a.) auf seiner Seite stand. Aber die Gegner, welche im Jahre 1757 aus Nord und Süd, aus Ost und West zur Zerstückelung des preußischen Staates anrückten, hatten ungefähr l/2 Million Streiter, während Friedrich nur über 200 000 Mann gebot. Der König durchschaute den Ernst seiner Lage und traf für alle Fälle seine Anordnungen. Sollte er in Gefangenschaft geraten, so dürfe man auf ihn nicht die geringste Rücksicht nehmen; „weder eine Provinz noch einen Heller" solle man für ihn opfern. -Die Abwehr des feindlichen Angriffs regelte er in folgender Weise: Gegen die Russen schickte er den Feldmarschall Lehwaldt; die Bekämpfung der Franzosen fiel dem englisch-hannoverischen Heere unter dem Herzoge von Cumberland, die der Schweden dem pommerschen Landsturm zu. Gegen den gefährlichsten Feind, die Österreicher, zog er selbst zu Felde. Sein Plan war, dnrch Böhmen in das Herz des österreichischen Staates einzudringen. Friedrich eröffnete den Felbzug des Jahres 1757 mit dem Siege bei Prag, den er unter furchtbaren Verlusten über seinen alten Gegner, den Prinzen von Lothringen, bationtrug1. Sein Felbmarschall Schwerin siel mit der Fahne in der Hand. Nach der Schlacht belagerten die Preußen die Stadt Prag. Als nun der Felbmarschall Daun zum Entsätze heranzog, rückte Friedrich ihm entgegen, erlitt aber bei Kolin a. b. Elbe (östlich von Prag) feine erste schwere Nieberlage. Der König 1 Die Verluste in den schlesischen Kriegen waren verhältnismäßig viel größer als in den Kriegen der neuesten Zeit.

17. Teil 3 - S. 48

1912 - Leipzig : Dürr
— 48 — aufhörlich, deshalb suchte die Kaiserin mit denjenigen Mächten Bündnisse zu schließen, von denen sie wußte, daß sie über starke Landheere verfügten. Zunächst einigte sich Österreich mit Rußland, das seine Augen auf Ostpreußen richtete; auch war die russische Kaiserin Elisabeth (1741—1762), eine Tochter Peters des Großen, die erbittertste Feindin Friedrichs. Schweden schloß sich nun ebenfalls an Rußland an, um diesem keinen Vorwand zu geben, etwa Finnland zu erobern, nebenbei hofften die Schweden, Pommern zu erhalten. Sachsen trat gleichfalls dem Bunde bei, weil es seinen Länderbestand durch Preußen gefährdet glaubte. Schließlich gelang es dem österreichischen Minister Kaunitz, auch Frankreich auf Österreichs Seite zu ziehen. 2. Der Ausbruch des Krieges. Die Verbündeten wollten im Frühjahr 1757 über Preußen herfallen. Friedrich erhielt jedoch von ihren geheimen Abmachungen durch den russischen Thronfolger Kenntnis. Wenn er wartete, bis das Netz sich riugs um ihn schloß, war er verloren. Gegenüber dem drohenden Angriff sah er das einzige Mittel der Rettung darin, mit seinem schlagfertigen Heere den Krieg zu beginnen, ehe die Gegner ihre Rüstungen vollendet hatten. Seine Absicht ging dahin, Österreich mit einigen wuchtigen Schlägen zu Boden zu werfen; dann, meinte er, würde den andern Feinden die Lust zum Angriffe vergehen. 3. Besetzung Sachsens. Im August 1756 ließ Friedrich sein Heer plötzlich in Sachsen einrücken und dem Kurfürsten in Dresden durch einen Gesandten erklären, daß er infolge früherer Erfahrungen sich genötigt sehe, das Land Sachsen zu besetzen. Inzwischen sammelte sich das sächsische Heer in einem fast uneinnehmbaren Lager bei Pirna. Friedrich zog mit einem Teil seiner Truppen nach Dresden, ein anderer Teil schloß das Lager bei Pirna ein. Woche auf Woche verrann, ohne daß Friedrich Herr der sächsischen Truppen wurde. Als eine starke österreichische Heeresabteilung unter Feldmarschall Browne aus Böhmen heranrückte, um dem eingeschlossenen sächsischen Heere Entsatz und Rettung zu bringen, sah sich der König genötigt, ihr in Böhmen den Weg zu verlegen. Bei Lobositz an der Elbe kam es an einem nebeligen Oktobermorgen 1756 zum ersten großen Waffengange dieses Krieges. Das preußische Fußvolk führte die günstige Entscheidung herbei, Browne zog sich zurück. Wenige Tage später ergaben sich die Sachsen. Die gemeinen Soldaten wurden in die preußischen Regimenter eingereiht, die Offiziere gegen das Versprechen, in dem ausgebrochenen Kriege nicht gegen Preußen zu kämpfen, freigelassen. Preußen übernahm die Verwaltung des Kurstaates, nachdem der Landesherr nach Warschau entflohen war, und zog aus ihm einen großen Teil der Kosten des langen Krieges, der nun folgte. Der Einbruch in Sachsen gab den Feinden Friedrichs einen willkommenen Vorwand, beim Reichstag zu Regensburg die Eröffnung des Reichskrieges gegen den „Friedensstörer" durchzusetzen. Der König von Preußen andererseits veröffentlichte die geheimen Schriftstücke aus Dem Dresdener Archive, welche die Pläne

18. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 47

1874 - Hadersleben : Westphalen
(0 ^ J 39. Der siebenjährige Krieg (1756—1763). Die Schlachten bei Lowositz, Prag und Kollin. Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Sie hegte den Plan, nicht nur diese Provinz Friedrich wieder wegzunehmen, sondern denselben wieder zum Markgrafen von Brandenburg zu erniedrigen. Zu dem Ende verband sie sich mit Rußland, Frankreich, Schweden und Sachsen und traf Vorbereitungen zur Wiedereröffnung des Krieges. Obgleich dies Alles so geheim wie möglich gehalten wurde, erhielt Friedrich doch Kunde davon. Nur durch ein Büudniß mit England unterstützt, beschloß er, seinen Feinden zuvor zu kommen und den Kampf selber zu eröffnen. Urplötzlich rückte der König im August 1756 mit 60,000 Mann in das noch unvorbereitete Sachsen ein. In kurzer Zeit hatte er sich des Landes bemächtigt und das 17,000 Mann starke sächsische Heer, welches sich in ein verschanztes Lager zwischen Pirna und K ö ni g s st ein zurückgezogen hatte, eingeschlossen. Von Böhmen aus zog sofort ein österreichisches Heer unter Anführung des Feldmarschalls Brown den Sachsen zu Hülfe. Friedrich ging demselben mit einem Theile seines Heeres entgegen und lieferte ihm die Schlacht bei Lowositz ant 1. October 1756, in welcher die preußischen Waffen einen vollständigen Sieg errangen. Jetzt, da die Sachsen in ihrer bedrängten Lage keine Hülfe von den Oesterreichern zu erwarten hatten, ergaben sie sich als Kriegsgefangene am 14. October. Friedrich legte nun sein Heer in Sachsen in Winterquartiere und zog alle seine Kriegsbedürfnisse aus diesem Lande. So glücklich endete für ihn der erste Feldzug. — Dieser war aber nur das Vorspiel des großen Krieges. Im nächsten Jahre (1757) stand halb Europa gegen Friedrich in Waffen. Die Russen brachen mit 100,000 Mann in Preußen, die Schweden mit 20,000 Mann in Pommern ein; die Franzosen zogen mit mehr als 100,000 Mann über den Rhein; auch der größte Theil des deutschen Reiches erklärte sich gegen Friedrich und brachte 60,000 Mann aus die Beine. Auf Friedrich's Seite standen nur der König von England, der Landgraf von Hessen und die Herzöge von Braun schweig und Gotha. Mit so geringer Hülse sollte er gegen eine halbe Million kämpfen! Dennoch verzagte er nicht. Sein Plan war, die Feinde einzeln zu bekämpfen. Der nächste und gefährlichste Feind war Oesterreich. Das preußische Heer rückte in 4 Abtheilungen in Böhmen ein und vereinigte sich vorprag, wo Friedrich mit seinen ermüdeten Truppen die Oesterreicher sofort angriff (6. Mai 1757). Letztere hatten alle Anhöhen mit Kanonen besetzt, und ihr fürchterliches Kartätschenfeuer schmetterte ganze Reihen der anstürmenden Preußen nieder. Schon wich das preußische Heer bestürzt zurück. — Da sprang der 73jährige Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff eine Fahne und mit dem Rute: „Mir nach!" stürmte er an der Spitze eines Regiments gegen die verderblichen Geschütze, fand aber im nächsten Augenblick, von vier Kugeln durchbohrt, den Heldentod. Durch seinen Fall

19. Theil 2 - S. 119

1867 - Berlin : Dümmler
Der siebenjährige Krieg. 119 machen, welche ihn bewogen hätten, den Absichten des Wiener Hofes zuvorzukommen. Gleichzeitig rückte am 29. August 1756 ein Heer von 67,000 Mann in drei Heersäulen an der Mulde, der Elbe und der Spree aufwärts iu Sachsen ein, während der Feldmarschall Schwerin mit 27,000 Mann von Glast her in Böhmen einsiel. Der König August, Kurfürst von Sachsen, war auf solchen Angriff nicht gefaßt; mit übergroßer Hast sammelten sich die sächsischen Truppen, etwa 14,000 Mann, bei Pirna in einem befestigten Lager, während Friedrich am 9. September Dresden ohne Schwertstreich besetzte. Wenige Tage darauf er- folgte ein Dehortatorium des Kaisers, daß der König Sachsen räumen und dem Kurfürsten allen Schaden ersetzen sollte, zu- gleich wurden alle Heerführer des Königs aufgefordert, die preu- ßischen Dienste zu verlassen, um sich nicht schwerer Strafe von Seiten des Kaisers auszusetzen. Als Antwort hierauf ließ Fried- rich aus den in Dresden vorgefundenen Original-Acten des Ar- chivs von v. Herzberg eine „Denkschrift über die gefähr- lichen Anschläge des sächsischen und kaiserlichen Hofes gegen Preußen" zusammenstellen und öffentlich bekannt machen. Alle Verhandlungen des Königs mit August, um ihn zur strengsten Neutralität zu bewegen, waren vergeblich; unge- achtet die sächsischen Truppen von allen Seiten eingeschlossen waren, rechneten sie doch mit großer Zuversicht auf Befreiung durch das österreichische Heer, das von der oberen Elbe her unter Brown in Anmarsch war. Friedrich rückte demselben mit 24,000 Mann entgegen und traf bei Low ositz mit der 34,000 Mann starken österreichischen Armee am 1. October zusammen. Dem heftigen Anfalle der Preußen vermochten die Kaiserlichen nicht zu widerstehen; sie wurden, wenn auch nach tapferer Gegen- wehr zurückgeworfen. Ein zweiter Versuch, den Brown mehrere Tage später machte, den Sachsen Hülfe zu bringen, fiel ebenso erfolglos aus; das sächsische Heer, das mit Verlust seines Ge- päcks und der Hälfte seines Geschützes von dem linken nach dem rechten Elbufer hinübergegangen war, mußte sich endlich, aller Hülfs- und Lebensmittel beraubt, unter dem Grafen Rutowski am 16. October gefangen ergeben. Die Offiziere wurden auf ihr Ehrenwort entlassen, die Truppen selber dem preußischen Heere einverleibt, doch gelang es nachmals den Meisten, zum Feinde überzugehen. August ging mit zweien seiner Söhne vom Königstein, wohin er sich gerettet hatte, nach Polen, das sich je- doch nicht zum Kriege gegen Preußen bewegen ließ; die Königin blieb mit dem Kronprinzen in Dresden. Friedrich nahm ganz

20. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 75

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 95. Die Jahre 1756 und 1757. 75 § 95. Die Jahre 1756 und 1757. 1. Friedrichs Absicht war, durch Sachsen den Weg nach Böhmen 17^ffnfuna zu gewinnen. Mit 70000 Mann überschritt er die Grenze und rief durch diese Tat in der sächsischen Bevölkerung die größte Bestürzung hervor. Ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen, besetzte er Leipzig, Dresden und andere Städte und zwang das außer Fassung geratene sächsische Heer, in einer festen Stellung bei Pirna Schutz vor den preußischen Geschossen zu suchen. Friedrich umzingelte mit einem Teil seiner Truppen das feindliche Lager und eilte mit dem anderen nach Böhmen, um den zum Entsätze der Sachsen heranrückenden österreichischen Feldmarschall Browne an der Ausführung seiner Absicht zu hindern. Bei Lottwsitz a. d. Elbe erfolgte anfangs Oktober der ^Sbei Zusammenstoß; er endete mit einer Niederlage der Österreicher. Vier- Lowofty. zehn Tage später mußten die ausgehungerten Sachsen in Pirna sich ergeben. Die Offiziere wurden gefangen gehalten, die gemeinen Soldaten in die preußischen Regimenter eingereiht, eine Maßregel, die sich insofern rächte, als die Sachsen später bei jeder Gelegenheit desertierten. Den Winter über verweilte Friedrich im wohlhabenden sächsischen Lande. Er betrachtete dasselbe als preußische Provinz, beschlagnahmte das Staatsvermögen, erhob Steuern und nötigte die zum Kriegsdienste brauchbaren Jünglinge zum Eintritt in das preußische Heer. Aus dem Dresdener Archiv entwendete er alle Akten, welche ihm einen vollgültigen Beweis für die feindseligen Absichten seiner Gegner lieferten. 2. Die Besitzergreifung Sachsens brachte halb Europa in Auf- Gegner und regung. In Österreich, Rußland und anderen Ländern erhob man Sriffiä. die schwersten Anklagen gegen den Preußenkönig, der als Rebelte den Frieden in mutwilliger Weise gebrochen habe. Umsonst veröffentlichte Friedrich als Antwort auf alle Verdächtigungen die in Dresden vorgefundenen, die Absichten seiner Gegner enthüllenden Akten. Die Zahl der Feinde vermehrte sich. Zn Österreich, Rußland und Frankreich gesellten sich noch die meisten Staaten des Deutschen Reiches und Schweden, das Vorpommern wieder zu gewinnen hoffte, während mit Friedrich nur England, Hannover, Hessen und Braunschweig verbunden waren. Eiue säst erdrückende Übermacht setzte sich 1757 gegen Preußen in Bewegung. Von Osten kamen die Russen, von Süden die Österreicher, von Westen die Franzosen, von Norden die Schweden (Krieg gegen vier Fronten). Ihr Ziel war die Zertrümmerung Preußens. 3. Noch einmal begab sich Friedrich nach Berlin. Hier erließ er ^f^jtde"nan im Januar eine geheime Instruktion an seinen Minister Graf