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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 41

1913 - Dresden : Huhle
— 41 — auch den Obst-, Garten- und Gemüsebau und rodeten viele Wälder aus. Am meisten waren die heidnischen Sorben darüber aufgebracht, bafi sie den Geistlichen den Zehnten von Vieh, Pelzwerk, Wachs, Honig und Getreide geben mußten. Nachdem sie sich daran gewöhnt hatten, nahmen sie äußerlich das Christentum an. Je mehr der Glaubenshaß verschwand, je mehr wich auch der Völker-, Rassen- und Sprachenhaß, und endlich vermischten sich die Deutschen mit den Wenden ganz und gar. Dadurch wurden diese für Deutschtum und Christentum, sowie für höhere Gesittung und Bildung gewonnen und so der Grund zu unserm Vaterlande und seiner Blüte gelegt. 3. Die Stellung der Markgrafen. Ursprünglich gehörte der gesamte Grund und Boden nebst allen Einkünften dem Reiche. Der Markgraf war nur ein Beamter des Königs, des Grundherrn, und erhielt für seinen Dienst einen namhaften Teil des Landes teils zum Lehn-, teils zum Eigenbesitz. Mit der Zeit stieg aber die Macht und Selbständigkeit der Markgrafen, besonders in der Zeit, in der das Kaisertum mit dem Papsttum im Streite lag. Schon Konrad der Große teilte ohne Einwilligung des Kaisers seine Lande wie ein erbliches Fürstentum. Unter dem Kaiser Friedrich dem Zweiten nahmen die Fürsten den Namen Landesherren an und erlangten so die Landeshoheit. Sie besaßen nun außer der richterlichen und militärischen Amtsgewalt auch das Münz- und Bergbaurecht und übten die Schirmvogtei über die Bistümer und viele Klöster aus. Früher hielt der Markgraf am Kolm bei Oschatz den Landtag, zu dem die Bischöfe, Burggrafen, Vögte und Großgrundbesitzer erschienen, um über des Landes Wohlfahrt zu beraten. Seit Heinrich dem Erlauchten hörten diese Landtage aus. Die Einkünfte des Markgrafen bestanden überwiegend aus Lebensrnitteln wegen Mangels an Geld. Damit nun alle Gegenden zur Unterhaltung des Hofes beisteuern konnten, wurde das Hoslager bald in Meißen, bald in Grimma, bald in Tharandt, bald in Dresden usw. aufgeschlagen. Erst Heinrich der Erlauchte machte Dresden zu seinem ständigen Wohnsitze; seitdem ist Dresden die Residenz von Wettinern geblieben. Gro&e Gefahren für die Wettiner. 1. Unter dem Kaiser Adolf (1291 — 98). Die Kampfe mehrten sich, als Heinrich der Erlauchte gestorben war. Sein Sohn Albrecht hatte eine Hohenstaufin zur Gemahlin und geriet mit feinen eignen Söhnen in verderblichen Streit, da er sie auf des Papstes Betreiben enterben wollte. Dazu verkaufte Albrecht die Landgrafschaft Thüringen an den damaligen Kaiser Adolf von Nassau, den Nachfolger Rudolfs von Habsburg, um 12 000 Mark Silber. Kaiser Adolf zog sogar die Mark Meißen und die Niederlaufitz als erledigte Reichslehen ein, da sie nicht auf den ältesten Sohn übergegangen waren, um sich gleich Rudolf von Habsburg eine Hausmacht zu gründen. Zwar machten Albrechts Söhne ihre Erbansprüche auf Meißen geltend, doch Adolf rückte mit einem großen Kriegsheere, darunter viel böses Volk war, in Thüringen und Meißen ein und eroberte eine Festung nach der andern. Furchtbar litt das Land unter der Raub-sucht der Soldner. Albrechts Söhne, Friedrich der Freidige, d. h. der Verbannte, der Tapfere, und Diezmann mußten fliehen. Freiberg ward

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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 85

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 85 — zum Stadtrate umbildeten. Die Einkünfte des Markgrafen als des größten Grund- und des erhabenen Landesherren bestanden überwiegend aus Lebensmitteln, wegen Mangels an Geld. Darum hielt er sich abwechselnd bald auf diesem, bald auf jenem Schlosse auf (wie z. B. Grimma, Meißen, Tharandt, Dresden), damit alle Gegenden zur Unterhaltung des Hofes herangezogen werden konnten. Den Hofstaat bildeten Ritter und Dienstmannen, welche teils die Hofämter des Marschalls, Kümmerers, Schenken und Truchsesses versahen, teils als Räte ihn in der Regierung unterstützten, teils als Schöffen das Hofgericht über feine Vasallen bildeten. Ii. Ueue Gefahren für die Wettiner. 1. Wie Kaiser Adolf die Mark Meißen den Wettinern entzog. Mit Heinrich dem Erlauchten hatten die Wettiner ihre größte Machthöhe erlangt. Während um dieselbe Zeit Ottokar von Böhmen die kaiserlose Zeit zur Ausbreitung und Befestigung seiner Macht klug benutzte, versäumte Heinrich der Erlauchte biefe günstige Gelegenheit zur Bildung einer dauernden starken Hausmacht nicht bloß, sondern er beging sogar den großen Fehler, schon bei Lebzeiten seine Länder zu teilen. Er überließ dem ältesten Sohne Albrecht dem Unartigen, d. h. dem Entarteten (1288—1307), Thüringen und die sächsische Pfalz samt dem Pleißnerlande, dem jüugern Sohne Dietrich einen Teil des Osterlandes, nämlich die Grafschaft Landsberg, welche sich zwischen der untern Mulde und Saale erstreckte. Nur die eigentliche Mark Meißen behielt er für sich. So unklug diese Teilung war, da sie die Lande zerstückelte, so verderblich wirkte sie in der Folge, da durch Familienzerwürfnisse die Flamme des Bürger- und Bruderkrieges von neuem entzündet wurde. Die päpstliche Partei wütete unerbittlich gegen das hohenstausische Geschlecht bis in dessen letzte Glieder. Sie brachte auch den wankelmütigen Albrecht dahin, daß er seine Gemahlin Margarete, eine Tochter Friedrichs Ii., mißhandelte und verstieß. Voll Kummer floh sie von der Wartburg und schied mit großem Herzeleid von ihren beiden Söhnen Friedrich und Diezmann. Selbst damit war die Rachsucht des Papstes noch nicht befriedigt. Er haßte die beiden Söhne Margaretas, Friedrich und Diezmann, und bemühte sich, sie zu enterben und von Hans und Hof zu verjagen. Nach dem Tode Heinrichs des Erlauchten im Jahre 1288 wurden die Wirren unter den Wettinern noch größer und mehrten sich die Drangsale von Jahr zu Jahr. Die trübsten und gefährlichsten Zeiten brachen herein. Begierig streckten ländersüchtige Könige ihre Hände nach dem schönen Lande aus. Schon Kaiser Rudolf (1273—1291) nahm das Pleißnerland an das Reich zurück, gab Wettin an das Erzbistum

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 25

1918 - Leipzig : Hirt
— 25 — 6. Wie Rudolfs Nachfolger sich widerrechtlich bereichern wollten. Nach Rudolfs Tode wählten die deutschen Fürsten Adolf von Nassau zum König. Derselbe wollte sich zur Vergrößerung seiner Macht in den Besitz der Wettiner Lande setzen. Dort hatte nach Otto dem Reichen sein Sohn Albrecht der Stolze von 1190—1195 als Markgraf regiert. Sein Bruder Dietrich, welcher von 1195—1221 regierte, erwarb den Wettinern durch Verheiratung mit Jutta von Thüringen Anwartschaft auf dieses Land. Dietrichs Sohn, Heinrich der Erlauchte, regierte von 1221 — 1288. Unter ihm starb der Landgraf von Thüringen ohne Erben. Heinrich der Erlauchte mußte 7 Jahre mit der Herzogin Sophie von Brabant, welche das Erbe für ihren Sohn haben wollte, Krieg führen. Durch einen Vertrag begnügte sich Sophie mit dem kleineren Teile, mit Hessen. So fiel im Jahre 1247 die Landgrafschaft Thüringen an Meißen. 1217, Der Sohn Heinrichs des Erlauchten war Albrecht Ii., der Unartige ge^ nannt (1288—1307). Dieser erhielt als Schwiegersohn Kaiser Friedrichs Ii. das schöne Pleißnerland (die Gegend von Altenburg, Frohburg, Zwickau, Chemnitz, Leisnig). Unter Albrechts Sohn, Friedrich dem Freidigen oder Gebissenen (1307—1324), unternahm Adolf von Nassau zwei verheerende Züge nach Thüringen und Meißen, um diese reichen Länder an sich zu reißen. Markgraf Friedrich kämpfte zwar tapfer für sein gutes Recht, aber Adolf unterwarf ganz Meißen. Dieses gewaltsame und ungerechte Verfahren Adolfs erregte großen Unwillen in Deutschland. Die deutschen Fürsten setzten ihn ab und wählten Rudolfs Sohn Albrecht zum König. Dieser erneuerte den Versuch, Thüringen und Meißen zu erobern. Im Jahre 1307 kam es bei Lucka (unweit Alten-burg) zur Schlacht, in welcher Albrecht geschlagen wurde. Die Mark Meißen blieb den Wettinern. Nach Friedrich dem Freudigen regierte Friedrich Ii., der Ernsthafte (1324—1349), welcher auf die ihm angebotene Kaiserkrone verzichtete. Unter ihm wurden die Länder Meißen und Thüringen von Erdbeben und vom „schwarzen Tod" (— eine furchtbare Seuche) heimgesucht. Sein Sohn Friedrich Iii., der Strenge (1349—1381), hob den Weinbau, indem er Reben vorn Rhein anpflanzen ließ. Von Otto dem Reichen bis Friedrich dem Strengen würden die Markgrafen in Altzelle bei Nossen beigesetzt. Xiii. Aus und die Kusstten. I. 1. Warum man nach einer Kirchenreinigung verlangte. Im Laufe der Jahrhunberte hatte bte Kirche Christi allmählich ihre ursprüngliche Reinheit eingebüßt. Der Papst behauptete, Christi Statthalter zu sein, und maßte sich eine Macht an, die ihm nicht gebührte. Die Geistlichen und Mönche waren zum größten Teil unwissend, die meisten aber führten ein unsittliches Leben und gaben bamit dem Volke ein böses Beispiel. Die reine Lehre Christi war durch allerlei Irrlehren und menschliche Zusätze verfälscht worden. Solche waren z. B. die Lehre von der Anbetung der Heiligen und das Verbot des Bibellesens. In die Kirche hatte sich eine Menge Mißbrauche eingeschlichen. Von biesen waren die schlimmsten die Entziehung des Kelches beim Abendmahl und der Ablaßhandel. (Ablaß = Erlaß der Kirchenstrafen.) Infolge aller dieser Irrlehren und Miß- stunje, Lernstoff für Kinder. I. 4

3. Kleine Schulgeographie von Sachsen - S. 34

1900 - Dresden : Huhle
— 34 — 1089 Belehnung des Grafen Heinrich I. von Eilenbnrq aus dem Hause Wettin mit der Mark Meißen. 1123—1156. Markgraf Konrad von Wettin, erster erblicher Mark- graf aus dem Hause Wettin, vergrößert das Land, nimmt deutsche Kolonisten auf, kämpft gegen die Normannen in Italien, gegen die Slaven an der Ostsee, gegen die Polen, zieht als Kreuzfahrer ins heilige Land, verkleinert das Land wieder durch Teilung unter seine Söhne und stirbt als Mönch auf dem Petersberge bei Halle. 115k— 119v. Markgraf Otto der Reiche, erbaut das Cifterzienserkloster Altzella, gründet nach Entdeckung des Silbers die Stadt Freiberg, fördert den Handel durch Stiftung der Leipziger Oster- und Michaelis- messe, prägt Münzen (Braeteateu oder Hohlmünzen) und hält den ersten Landtag auf dem Colmberge bei Oschatz ab. Vielen Kummer erfährt er durch seinen Sohn Albrecht, der ihn in Döben bei Grimma eine Zeit lang gefangen hält. 1199—1195. Markgraf Albrecht, kein Freund der Mönche, die ihn „den Stolzen" nennen, lebt mit seinem Bruder Dietrich in Streit und stirbt an Gift. 1195—1221. Markgraf Dietrich der Bedrängte. Bedrängnisse: Streit mit Kaiser Heinrich Iv. um das Meißnerland, Streit mit dem Abte zu Pegau, Interdikt, Streit mit den Leipzigern. 1221—1234. Landgraf Hermann von Thüringen verwaltet das Land für Dietrichs unmündigen Sohn Heinrich. 1234—1288. Markgraf Heinrich der Erlauchte. Unter demselben ver- größert sich das Land 1. durch den Erwerb des Pleißnerlandes 1242, 2. durch den Erwerb Thüringens 1247. — Zersplitterung des Landes durch Teilung unter seine Söhne Albrecht und Dietrich. 1288—1397. Markgraf Albrecht Ii., lebt in Unfrieden mit seiner Ge- mahlin und seinen Söhnen. Kaiser Adolf von Nassau und Kaiser Albrecht von Österreich suchen das Meißner Land an sich zu reißen, doch werden die Kaiserlichen von den Meißnern am 31. Mai 1307 bei Lukka (Herzogtum Altenburg) geschlagen. Albrecht stirbt in Erfurt 1314. 1307—1324. Markgraf Friedrich (fälschlich^ „der Gebissene" genannt), verliert im Streite mit dem Markgrafen von Brandenburg die Lausitz, gewinnt sie aber wieder. Kräftig tritt er gegen die Raubritter auf. 1324—1349. Markgraf Friedrich der Ernsthafte, streng gegen nn- gehorsame Ritter und Mönche, lehnt die angebotene Deutsche Kaiserkrone ab. Unter seiner Regierung wütet die Pest in Deutschland und Geißler und Flagellanten durchziehen das Land. 1349—1381. Markgraf Friedrich der Strenge, regiert erst mit seinen t Brüdern Balthasar und Wilhelm gemeinschaftlich, dann erfolgt 1381 die Teilung zu Chemnitz. Viel Streit mit ungehorsamen Rittern, deren * Die Erzählung von der Flucht seiner Mutter und dem Biß beim Abschiede in die Wange Friedrichs ist eine Mönchsfabel. A

4. Thüringen - S. 6

1915 - Leipzig : Voigtländer
Söhnen Friedrich und Diezmann in Zwist. Infolge dieser Wirren nahm in Thüringen das Raubritterwesen überhand. Da erschien König Rudolf von Habsburg im Lande und hielt in Erfurt Hof. Er übte strenges Gericht: 66 Raubburgen wurden gebrochen, viele Raubritter hingerichtet; der Familienzwist im Hause Wettin wurde beigelegt. Aber nach Rudolfs Tod entbrannte der Streit von neuem. Albrecht verkaufte nun die Landgrafschaft an Kaiser Adolf von Nassau, der auch die Mark Meißen einzog Der Wettiner Friedrich floh nach Kärnten. Auch Adolfs Nachfolger, Kaiser Albrecht I., hielt Thüringen und Meißen besetzt. Aber Friedrich kehrte zurück, gewann wieder Anhang in Thüringen und schlug 1307 ein kaiserliches Heer bei Lucka (unweit Altenburg). So wurde Friedrich (der Gebissene oder der Freidige, d. i. der Kühne) der Wiederhersteller der wettmachen Macht! Von Kaiser Heinrich Vii. wurde er mit Thüringen und Meißen belehnt. Unter zahlreichen Fehden behauptete er seine Herrschaft, aber seine Körperkräfte brachen darunter allmählich zusammen. Einst führten die Franziskaner in Eisenach vor ihm das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen als Schauspiel auf. Er sah, wie die törichten Jungfrauen verdammt wurden. Da ries er in höchster Bestürzung: „Was ist denn der Christenglaube, wenn sich Gott auch auf Bitten Marias und aller Heiligen nicht erbarmt?" In seinem Zorn traf ihn ein. Schlagfluß, an dessen Folgen er im nächsten Jahre verschied (1324). Seine Nachfolger mehrten die wettinische Macht Unfo schirmten den Landfrieden gegen die Raubritter. Friedrich der Ernsthafte unterwarf durch den Grasenkrieg die Grafschaft Weimar. Friedrich der Strenge erwarb durch Heirat mit Katharina von Henneberg die Pflege Koburg („Das goldene Ei der Henne"). Als nach seinem Tode die wettinischen Lande geteilt wurden, bekam sein Bruder Balthasar Thüringen. Dieser fügte seinem Besitz durch Heirat mit Margarete von Nürnberg das Gebiet von Hildburghausen, Heldbnrg und Eisfeld hinzu, das diese von ihrer Hennebergischen Mutter ererbt hatte. Er sorgte für seine Städte; nach Gotha ließ er den Leinakanal leiten. Sein Sohn, Landgraf Friedrich der Friedfertige, starb 1440 kinderlos. 1440 fiel Thüringen an die Linie Friedrichs des Streitbaren, Markgrafen von Meißen. Dieser tatkräftige Fürst, der Sohn Friedrichs des Strengen, hatte 1423 vom Kaiser Sigismund die Belehnung mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die Kurwürde erlangt. Der Name Kurfachfen ist schließlich auf das ganze Gebiet der Wettiner (Thüringen-Osterland-Meißen-Wittenberg) übergegangen. Die Söhne Friedrichs des Streitbaren (t 1428), Kurfürst Friedrich Ii. der Sanftmütige und Herzog Wilhelm der Tapsere, teilten 1445 von neuem, wobei Wilhelm Thüringen erhielt. Aber er fühlte sich benachteiligt und begann

5. Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen - S. 11

1892 - Dresden : Huhle
— 11 — b) Andererseits gewannen die geistlichen Stifter selbst die wichtigsten Hoheitsrechte für ihre Besitzungen („Immunitäten", f. d. Karte), und die größeren Städte errangen zwar nicht wie anderwärts die Reichsunmittelbarkeit, aber eine ausgedehnte Selbstverwaltung. Neben den markgräflichen Vogt, der mit 12 oder 24 Schöffen („Geschworenen", consules) aus der Bürgerschaft die Gerichtsbarkeit über diese übte, trat ein Bürgermeister, und das alte Schöffenkollegium wurde zum Stadtrate, oder es entstand ein solcher neben jenem und verschmolz dann mit ihm. Dieser Rat, alljährlich aus den grundbesitzenden Kaufleuten (Patriziern, Geschlechtern) neugewählt, führte die Verwaltung der Siadt und übte die städtische Gesetzgebung. Die Handwerker bildeten Zünfte (Innungen), denen der Rat die „Meister" (Vorsteher) setzte, waren aber vom Rate ausgeschlossen. Die allgemeinen Landdinge in Colmitz und Schköhlen hörten seit Heinrich dem Erlauchten allmählich auf. 4. Gefährdung und Wiederherstellung des Wettinifcheu Besitzes. Friedrich der Freidige. 1288-1423. § 18. Bald nach Heinrichs Tode gingen die alten Stammgüter des Hauses Wettin und Brehna verloren. Jenes trat Graf Otto Iii. von Wettin 1288 an das Erzbistum Magdeburg ab, dieses verlieh 1290 König Rudolf I. an Herzog Albrecht Ii. von Sachsen-Wittenberg. Selbst die Kernlande drohten sich zu zersplittern oder verloren zu gehen. Die Lausitz fiel an Heinrichs Enkel, Friedrich Tutta (Sohn Dietrichs von Landsberg, f 1284). Die Mark Meißen wurde zwischen diesem und Friedrich dem Kleinen, einem Sohne Heinrichs aus dritter Ehe, geteilt. Das Pleißnerland nahm König Rudolf 1290 an das Reich zurück. Sein Nachfolger Adolf von Nassau (1290-98) zog schließlich nach Friedrich Tuttas Tode 1291 1291. auch Meißen und die Lausitz als erledigte Reichslehen ein (s. Anm. zu § 7), obwohl Diezmann und Friedrich der Freidige (d. i. der Kühne, auch Fr. mit der gebissenen Wange) Ansprüche erhoben und die Lande zu behaupten suchten. Aber noch höher stieg die Not des Hauses. Denn Albrecht der Entartete veräußerte 1291 die Mark Landsberg an Brandenburg, 1293 Thüringen und seine Ansprüche an Meißen an Kaiser Adolf (Albrecht f 1314 in Erfurt). Dieser nahm darauf beide Länder in Besitz und eroberte 1296 auch das tapfer 1296. verteidigte Freiberg, wo er 60 Bürger als Friedensbrecher enthaupten ließ. Markgraf Friedrich übergab darauf, um die übrigen zu retten, auch Meißen und ging landflüchtig nach Kärnten zu den Verwandten seiner (l.) Gemahlin Agnes. Endlich verkaufte Diezmann auch seine Ansprüche auf die Lausitz (1303) an Brandenburg. Die 1303. Macht des Hauses Wettin war aufgelöst.

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 75

1880 - Halle : Anton
75 in des Königs Zelt, warf sich ihm zu Füßen und bat unter Weinen und Schluchzen um Verzeihung. Rudolf hieß sie aufstehn und gebot ihr zur Strafe, den ganzen Vorgang vor allen Anwesenden, die nicht wenig darüber lachten, zu erzählen. — Nach einem langen, vielbewegten Leben starb Nudolf zu Germersheim (— in Rheinbaiern —)*, in Sp ei e r liegt er b egraben. Vergleiche das Gedicht von Kerner „Rudolfs Ritt zum Grab e": Auf der Burg zu Germersheim rc. 6. Nach Rudolfs Tode wählten die deutschen Fürsten zunächst nicht dessen Sohn, den mächtigen und finstern Albrecht, sondern den armen Grafen Adolf von Nassau. Derselbe strebte, seine Macht zu vergrößern, und wollte sich darum in den Besitz der Wettiner Lande setzen. Dieselben hatten unter Markgraf.heinrich dem Erlauchten eine bedeutende Erweiterung erfahren. Als im Jahre 1247 der Landgraf von Thüringen ohne Erben starb, machte Heinrich der Erlauchte Ansprüche aus dieses Land. Nach siebenjährigem Kriege mit der Herzogin Sophie von Brabant, welche das Erbe ebenfalls für ihren Sohn — er hieß auch Heinrich — haben wollte, kam ein Vertrag zu Stande, nach welchem Sophie nur den kleinern Theil, Hessen, erhielt. So fiel im Jahre 1247 Thüringen an Meißen. Auch wurde nun jene Zeit das schöne Pleißnerlarid, welches bis dahin dem Kaiser gehört hatte, mit der Markgrafschaft vereinigt. (— Pleißner-land nannte man die Gegend von Altenburg, Frohburg, Zwickau, Chemnitz, Leisnig). Adolf von Nass an unternahm zwei verheerende Züge nach Thüringen und Meißen. Markgraf Friedrich der Freudige oder der Gebissene kämpfte tapfer für sein gutes Recht, allein er mußte der Uebermacht weichen. Adolf unterwarf ganz Meißen und hielt zu Altenburg Hof, und Friedrich irrte als Bettler in feinem Lande umher, einzig auf die Liebe und Treue seiner Unterthanen angewiesen. Za, in Altenburg würde er durch den Dolch eines vom Kaiser gesendeten Meuchelmörders gefallen sein, wenn nicht ein Bürger aus Freiberg ihn mit seinem Leibe gedeckt und für ihn den Todesstoß empfangen hätte. Solches gewaltsame und ungerechte Verfahren Adolfs erregte aber großen Unwillen in Deutschland. Die deutschen Fürsten setzten ihn darum ab und wählten an seiner Stelle nun Rudolfs Sohn Albrecht zum König. Allein Adolf war nicht gesonnen, ohne weiteres sich zu fügen und auf die Krone zu verzichten. Mit stattlichem Heere zog er Albrecht entgegen. Ritterlich kämpfend trafen die beiden Gegner im Schlachtgetummel selbst auf einander. „Hier mußt du mir das Reich lassen!" rief Adolf, auf Albrecht lossprengend. „Das steht in Gottes Hand", gab dieser zur Antwort, wich dem Stoße aus und versetzte dem Könige einen Hieb, daß er vom Pferde stürzte. Vor seinen Augen ward jener vollends erschlagen. Albrecht erneuerte den Versuch, Thüringen und

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 90

1882 - Halle : Anton
'90 Schlösser seiner strafenden Hand." So hielt er mit eiserner Strenge die von ihm erlassenen Landsriedensgesetze aufrecht. Dankbar nannte ihn das Volk, bei dem er um seiner Einfachheit und Anspruchslosigkeit, seiner Freundlichkeit und Herzensgüte willen allgemein beliebt war, den Wiederhersteller Deutschlands, auch wohl das lebendige Gesetz. Zu Germersheim ist er gestorben, in Speier liegt er begraben. Iii. 1. Rudolfs Wunsch, sein Sohn Albrecht möge sein Nachfolger werden, ging zunächst nicht in Erfüllung. Die d eu tfchen Fürsten fürchteten die Macht Habsburgs und den harten, habgierigen Sinn Albrechts. So folgten sie dem Vorschlage des Erzbischofs Gerhard von Mainz und wählten den armen, aber tapfern Grafen Adolf von Nassau zum Konig. Aber auch Adolf (1291—1298) strebte nach Erweiterung seines kleinen Gebiets. Von dem Markgrafen Albrecht von Meißen, der mit den eignen Söhnen Friedrich und Diezmann im Streit lag, kaufte er für eine geringe Summe die Wettiner Lande (— Meißen und Thüringen, das 1247 unter Heinrich dem Erlauchten an jenes gefallen war). Zweimal zog er nach Thüringen und trug verheerenden Krieg in das Land, denn Friedrich und Diezmann verteidigten — wenn auch erfolglos — ihr künftiges Erbe. Solch schmachvoller Handel und solch unkönigliches Verfahren rief heftigen Unwillen in Deutschland hervor. Auch hatte sich Adolf den einflußreichen Erzbischof Gerhard von Mainz zum Feinde gemacht. Drohend meinte derselbe, er habe noch mehrere Kaiser in der Tasche und könne noch manchen König aus seinem Jagdhorn blasen. So erklärten ihn die mit der Königswahl Betrauten Fürsten — Kurfürsten, d. h. Wahlfürsten nannte man sie — für abgesetzt und wählten nun Rudolfs Sohn Albrecht doch noch zum König. Zwar griff jener zum Schwert, aber bei Göllheim am Donnersberge in der Pfalz erlag er dem Gegner und verlor mit der Krone das Leben. Der Fall des ritterlichen Mannes füllte die Herzen mit Mitleid; selbst Gerhard von Mainz sprach: „Heut7 ist ein tapfres Herz gestorben!" 2. Der neue König Albrecht I. hat von 1298 —1308 regiert. Er war ein kluger Fürst, aß er finster und kalt lag es auf feinem Antlitz, das noch dazu durch den Verlust eines Auges entstellt war; Ehrgeiz und Herrschsucht Bewegten feine Seele; eifern war fein Wille und „hart wie Diamant" fein Gemüt; so wurde er von vielen gefürchtet, von niemandem geliebt. Papst Bonifazius Viii. verweigerte ihm die Bestätigung; er habe durch Verrat feinen Herrn (— König Adolf) erschlagen, und feine Gemahlin fei aus dem Otterngezücht der Hohenstaufen entsprossen, warf er ihm vor, deshalb sei er des Reichs unwürdig. Aber Albrecht kümmerte sich wenig darum; die Krone auf dem Haupte, sprach er zu den Vers am-

8. Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters - S. 119

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Wachstum der wettinischen Macht bis zu ihrer Stuflfimg durch Adolf von Nassau. 119 zu schtzen. So entstand Freiberg. Als Handelsstadt suchte Otto Grndung besonders Leipzig durch Grndung der Oster- und Michaelismesse zu heben; hier kreuzte die wichtige Strae aus dem obern Maingebiet nach der Unterelbe (Reichsstrae) die alte Verkehrsader von Thringen nach Schlesien (hohe Strae). Gegen das Ende seines Lebens geriet er in Streit mit seinem ltesten Sohne Alb recht, dem er zugunsten des jngeren Dietrich *S5je.bec Meien vorenthalten wollte. Der Kaiser schlichtete den Streit, und der rauhe Albrecht der Stolze beherrschte von 11901195 die Mark Meien, in immerwhrender Fehde mit seinem Bruder Dietrich. 79. Dietrich der Bedrngte. 11951221. Heinrich der Er- Nzgt" tauchte. 12211288. Albrecht starb kinderlos, und Kaiser Heinrich Vi. zog die Mark Meien als erledigtes Reichslehen ein; doch sein Pltz-licher Tod 1197 ermglichte es Dietrich von Wettin, die Herrschaft der die Mark Meien anzutreten. Im Thronstreite zwischen Otto Iv. und Philipp dem Staufer hielt er treu zu letzterem, brachte sein Land auf die Gre, die es unter Konrad besessen hatte, und wute seine Macht als Landesherr gegen die aufsssigen Bewohner von Leipzig wohl zu wahren (Erbauung der drei Zwingburgen in Leipzig). Er starb 1221. Unter seinem Sohne Heinrich dem Erlauchten, d. h. dem Prchtigen, erreichte der Besitz der Wettiner eine groe Ausdehnung: einmal brachte seine Schwiegertochter, eine Staufin, das Pleinerland bsrl*ner= als Heiratsgut ein, und sodann erbte er als Sohn einer thringischen Ianbe Landgrafentochter nach dem Tode Heinrich Raspes (s. 67) das schne Thringen, freilich erst, nachdem er um das Erbe einen lang- Thringens, jhrigen Krieg gefhrt hatte. Heinrich der Erlauchte war in der Zeit des Interregnums sowohl der mchtigste, als auch der reichste deutsche Fürst (Turnier zu Nord-hausen); aber anstatt die Einheit seines Staatswesens zu wahren, teilte er den Besitz mit seinen Shnen Albrecht und Dietrich, von denen $e5"^8ebt8 Albrecht, den die Geschichte den Entarteten nennt, in harter Fehde mit seinen Shnen Friedrich und Diezmann den raschen Ver-fall der wettinischen Macht herbeifhrte. 80. Die Auflsung der wettinischen Macht. Nachdem schon Rudolf von Habsburg verschiedene Teile des wettinischen Staates an das Reich zurckgenommen hatte, zog sein Nachfolger Adolf von Nassau, der auch nach einer Hausmacht strebte, Meien und die sanbkurch Lausitz als erledigte Reichslehen ein und kaufte Albrecht dem Ent- 9$afn

9. Kurzer Inbegriff der nützlichsten Wissenschaften für die Jugend - S. 408

1816 - Potsdam : Horvath
4o8 Neue Geschichte. Markgrafen von Meißen, Friedrich dem Streit- baren. 286. Die Markgrafen von Meißen stamm- ten ab von einem Grafen Dedo von Wettin, der die Lausitz besaß, und 1048 auch Meißen be- kam , wo König Heinrich 1. die Slaven bezwun- gen, und eine Markgrafschaft gestiftet hatte. Mark- graf Heinrich der Erlauchte vereinigte Thüringen mit Meißen. Sein Sohn Albrecht wollte einen Theil seiner Lander dem Kaiser Adolph verkaufen (125), und gerieth dadurch mit seinen Söhnen Friedrich mit der gebissenen Wange und Tiezmann in einen Krieg, der sich aber-zum Vor- theil der Söhne endigte. Sein Urenkel war Friedrich der Streitbare, welcher Sach- sen an sein Haus brachte. Sein Sohn Fri ed- rich der Sanftmürhige hinterließ 2 Söhne Ernst und Albert, welche r noch blühende Li- nien stifteten. Ernst erhielt die Kurwürde und Thüringen, Albert aber Meißen. Aufernst folg- te sein Sohn Friedrich der Weise, welcher Luthers Beschützer war, diesem folgte sein Bru- der Johann der Beständige, und dann sein Sohn Johann Friedrich. Dieser wurde in dem Schmälkaldischen Kriege in der Schlacht bei Mühlberg gefangen, und verlor die Kurwürde nebst dem größten Theile seiner Länder, die Mo- ritz, Herzog von Meißen, Alberts Enkel, bekam (if6), und nur für Johann Friedrichs Familie die Aemter Gotha, Weimar und Essenach abtre- ten mußte, woraus nebst dem, was in der Folge hinzukam, die Länder der jetzigen Herzoge von Sachsen von der Ernestinischen Linie entstanden

10. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 94

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
94 Das Zeitalter der ständischen Gegensätze 1273—1519. 8ctt2xb18 zunächst gegen Ottokar von Böhmen ein, der das ~t o oi». ^er ausgestorbenen Babenberger, Österreich und Steiermark, dazu Kärnten und Krain an sich gebracht hatte. 1276 zwang er ihn, durch eine Erhebung des österreichischen Adels unterstützt, während die Bürgerschaft von Wien Ottokar treu blieb, zur Abtretung jener Landschaften. Als sich Ottokar im Jahre 1278 wieder erhob, wurde er von Rudolf und dem mit ihm verbündeten Ungarnkönig auf dem Marchfelde geschlagen und siel. Böhmen und Mähren verblieben seinem Sohne Wenzel. öisä Österreich, Steiermark und Krain dagegen belehnte Rudolf einige ^'Hvtmkt^Jahre später unter Zustimmung der Kurfürsten seine Söhne Albrecht und Rudolf, während Kärnten dem Grafen von Tirol zufiel. Landfrieden" 3*n übrigen war Rudolf bemüht den Landfrieden im Reiche 'sl" rncicll herzustellen, nicht immer mit solchem Erfolg wie in Thüringen, wo er zu Erfurt ein Jahr lang Hof hielt und über 60 Ritterburgen brach. Seine Einkünfte suchte er dadurch zu steigern, daß er den Städten eine Reichs st euer auferlegte; die dadurch hervorgerufene Unzufriedenheit äußerte sich darin, daß mehrmals Personen auftraten, die sich für Friedrich Ii. ausgaben, und Anhang fanden. Rudolfs Tod. Rudolf starb in Spei er und wurde dort im Dome begraben. Die Nachfolge seines Sohnes Albreckt batte er nicht durchsetzen können. Adolf von Nassau; Albrecht I.; Heinrich Vii. 1292—1298. § 89. Adolf von Nassau. 1292—1298. Unter dem Einfluß der rheinischen Kurfürsten, die sich große Versprechungen machen ließen, wurde Adolf von Nassau gewählt, ein wackerer Mann und tüchtiger Ritter, aber von geringem Besitz. In den damaligen Kämpfen zwischen England und Frankreich nahm er für England Partei. Um sich eine Hausmacht zu erwerben, benutzte er die Streitigkeiten, welche Erwerbung zwischen dem Landgrafen Albrecht dem Entarteten von Thüringen Dn^Meißen" und feinen Söhnen Friedrich dem Freidigen (d. H. dem Kühnen) und Diezmann ausgebrochen waren, indem er Albrecht Thüringen abkaufte und zugleich die bisher ebenfalls den Wettinern gehörende Mark Meißen als erledigtes Reichslehen einzog. Unter Verheerungen nahm er die Lande in Besitz. Aber die Kurfürsten wünschten keine Absetzung. Erweiterung der königlichen Macht und setzten ihn zu Mainz in rechtloser Weise ab; sein Gegner Albrecht von Österreich erschien mit Göllheim Heeresmacht am Rhein, und in der Schlacht bei Göllheim (am Donnersberge) wurde Adolf geschlagen und fiel. 1298-1308. § 90. Albrecht I. 1298-1308. Mit Albrecht, der nun- mehr gewählt wurde, bestieg ein thatkräftiger, herrischer Fürst den Besiegu^dcr deutschen Thron. Mit den rheinischen Kurfürsten kam auch er 1 fürsten? bald in Konflikt; darauf hob er die von ihnen widerrechtlich erhobenen

11. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 86

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 86 — Magdeburg und Brehna an den Herzog von Wittenberg. Sein Nachfolger Kaiser Adolf von Nassau (1291—98) kaufte von Albrecht Thüringen und zog die Mark Meißen und die Niederlausitz als erledigte Reichslehen ein, da sie nicht im geraden Mannesstamme fortgeerbt waren. Er gedachte sich gleich seinem glücklichen Vorgänger ebenfalls eine Hausmacht zu gründen. Zwar machten Friedrich und Diezmann ihre Erbanfprüche auf Meißen geltend, doch Adolf berief sich nur zu gern auf des Papstes Aus-spruch, daß die Söhne der hohenstausischen Margareta nicht zur Erbfolge berechtigt seien. Da diese nicht sogleich gewillt waren, sich dem ungerechten Spruche zu fügen, so fiel Kaiser Adolf mit einem Kriegsheere, darunter viel böses Volk war, in Thüringen und Meißen ein und eroberte eine Festung nach der andern. Mit empörender Grausamkeit hausten die rohen Söldnerscharen in dem Lande, raubten, plünderten, sengten, brannten und mordeten wie die Ungarn und vergriffen sich sogar an den Schätzen der Kirchen. Dabei waren sie aller heiligen Scheu bar und nahmen sogar in ihrem Frevelmute dem Priester, wenn er die Messe las, den Kelch und das Buch weg und schleiften ihn wohl gar auf dem Boden hin. Diese Greuel riefen in Meißen große Erbitterung gegen die Kaiserlichen hervor. Daher fiel es den enterbten Brüdern Friedrich dem Freidigen, d. H. dem Kühnen und trotz aller Widerwärtigkeiten Unverzagten, und Diezmann nicht schwer, ein Heer wider die Unholde zu sammeln. Sie überfielen diese und schlugen sie vollständig. Doch Kaiser Adolf erschien im nächsten Jahre mit neuer Heeresmacht und nahm furchtbare Rache an den Städten, welche ihm Widerstand zu leisten wagten. Fr ei b erg verteidigte sich tapfer und ehrenvoll. Wenn nicht ein schurkischer Verräter um 100 Mark Silbers willen die Kaiserlichen in die Stadt eingelassen Hütte, wäre es ihnen gewiß nicht geglückt, diese Feste zu bezwingen. Adolf belohnte den Heldenmut der Besatzung freilich schlecht. 60 Ritter wurden als Friedensbrecher enthauptet und Adolf drohte, auch die übrigen Gefangenen hinrichten zu lassen, wenn ihm nicht Friedrich der Freidige die anderen Festungen freiwillig übergäbe. Um der treuen Seinen willen fügte er sich und floh außer Landes nach Kärnten. So war die Mark Meißen den Wettinern verlustig gegangen. 2. Die neue Gefahr für die Wettiner unter Kaiser Albrecht. Adolfs Glück währte nicht lange. In Albrecht I., dem Sohne Rudolfs, erwuchs ihm ein mächtiger Gegenkönig (1298—1308). In der Schlacht am Donnersberge verlor er 1298 Sieg und Leben. Albrecht war nicht gesonnen, das Unrecht feines Vorgängers gegen die Wettiner wieder gut zu machen. Vielmehr sammelte er in Süddeutschland ein Heer, mit dem er seine Rechte in Meißen wahren

12. Das Mittelalter - S. 205

1881 - Paderborn : Schöningh
- 205 — eine Hausmacht zu erwerben, aber nicht mit gleichem Erfolge. Von Eduard I. von England, mit dem er ein Bündnis gegen Frankreich einging, hatte er 30,000 Mark Silber als Hülfsgelder für den Krieg erhalten, diese aber, da es nicht zum Kriege kam, nicht ganz verbraucht. Mit dem Reste dieses Geldes (12,000 Mark) soll er die Landgrafschaft Thüringen von Albrecht dem Entarteten (degener) gekauft haben. Bei Heinrich Raspes Tode fiel die Landgrafschaft Thüringen an Heinrich den Erlauchten, Markgrafen von Meissen. Dessen Sohn, Albrecht der Entartete, Landgraf von Thüringen, hatte seine Gemahlin Margaretha, eine Tochter Kaiser Friedrichs Ii., verstofsen und wollte Thüringen seinen Söhnen Diezmann und Friedrich (später admorsus, mit der gebissenen Wange, zubenannt) vorenthalten, um es einem unehelichen Sohne zuzuwenden. Da sich aber jene widersetzten, so trat er Meissen und Thüringen, wie es heisst, für 12,000 Mark an Adolf ab.1) Im Kriege mit Friedrich und Diezmann, welche ihre Erb-ansprüche auf das Land wahrten, liess Adolf nun das Land schrecklich verwüsten, ohne jedoch etwas auszurichten. Wegen dieser Gewaltthätigkeiten, weil er seinen bei der Krönung gegebenen Versprechen gegen die geistlichen Fürsten nicht nachkam, eine zu selbständige Stellung gegen den Erzbischof von Mainz annahm und insbesondere, weil er durch Begünstigung der Städte, denen er die Aufnahme von Pfahlbürgern und den Zutritt zu den Reichstagen gestattete, sich von den Fürsten unabhängig zu machen suchte, wurde er angeklagt, dass er von einem Geringeren, dem Könige von England, Sold genommen und den Landfrieden gebrochen habe. Auf Grund dieser Beschuldigungen wurde er nach mehrfachen geheimen Beratungen (zu Prag und Wien), welchen auch Albrecht von Österreich nicht fremd blieb, hauptsächlich auf Betreiben des Erzbischofs von Mainz auf einem Kurfürstentage durch vier Kurstimmen für abgesetzt erklärt. Um diesen Beschluss durchsetzen zu können, mussten die Fürsten, ihrem früheren Grundsätze untreu, einen mächtigen Gegenkönig wählen. Sie erhoben daher Albrecht von Österreich, welcher schon längst nach !) Den Kauf Thüringens bezweifelt Böhmer, Regest. Imperii ad a. 1294. Auch Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde 1. Abt. König Adolf u. s. Zeit, 1862, tritt dieser Ansicht bei und behauptet, dass die einzige Ursache des Streites die Besetzung Meissens durch die Söhne des Landgrafen Albrecht gewesen sei.

13. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Beginn der Reformation - S. 107

1915 - Leipzig : Teubner
36. Adolf von Nassau. Albrecht I. 107 tyjkft ?71uj<L 2. Adolf von Nassau. 12911298. Die Wahl der Rurfrsten fiel nach Rudolfs Tode nicht auf dessen Sohn'al-brecht, sondern auf den Grasen Adolf von Nassau, der ihnen wegen seines geringen Hausbesitzes nicht gefhrlich werden konnte und ihnen berdies fr den Fall seiner Wahl groe Geldsummen versprochen hatte. bergriffe des Knigs von Frankreich an der deutschen Westgrenze schon während der Regierungszeit Rudolfs von Habsburg bewogen Adolf zu einem Bndnisse mit dem Könige von (England, der schon lnger mit Frankreich im Kriege lag. Mit englischen Hilfsgeldern sammelte Adolf ein Sldnerheer, fhrte es aber nicht gegen Frankreich, sondern verwandte es zur Vergrerung seiner hausmacht in Deutschland. Gelegenheit dazu bot sich in den wettinischen Landen. Die gnzlich zerrtteten Verhltnisse in dem einst so mchtigen Staate Heinrichs des Erlauchten erleichterten ihm die (Eroberung unter nicht stichhaltigem verwnde (s. u.). Diese (Eroberungspolitik erregte aber die Mistimmung der Reichsfrsten. Sie luden ihn vor einen Reichstag, damit er sich rechtfertige. (Er erschien nicht. Da setzten sie ihn ab und whlten Albrecht von Habsburg zum Gegenknig. 3m Kampfe mit diesem fiel Adolf in der Schlacht bei Gllheim. 1298. 3. Mbrecht I. 12981308. Der neue König unterdrckte mit rcksichtsloser Hrte die Aufstandsbewegung einiger deutschen Fürsten und beeilte sich, mit dem Papste und dem König von Frankreich Frieden zu schlieen, um seine Krfte ganz in den Dienst seiner Hausmachtspolitik stellen zu knnen. (Er sicherte seinem Hause die Anwartschaft auf das Knigreich Bhmen durch die Vermhlung eines seiner Shne mit einer bhmischen Prinzessin. (Er besttigte die durch König Adolf vollzogene Absetzung der Wettiner und schickte sich an, ihre Lnder durch ein vornehmlich aus Schwaben gebildetes Heer besetzen zu lassen. Dieses wurde aber 1307 bei Lucka von den Wettinern geschlagen und zersprengt (s. u.). (Ein 3ahr darauf erlag Kaiser Albrecht in der Nhe der alten Habsburg der Verschwrung seines Reffen Johann Parricida und einiger sddeutscher Ritter. vgl. die Parricida-Szene in Schillers Wilhelm Teil", V. 2. i _ / twi 4. Die Zeit tieften Verfalls der loettinischcii Macht und ihrer Wiederherstellung uuter den Markgrafen Mdrecht dem Entarteten und Zriedrich dem Zr-idig-n. 1265-1324. Zn unverstndlicher politischer tturzsichtigkeit verteilte Heinrich der Erlauchte ein Zahr nach der Erwerbung Thringens ohne triftigen Grund den grotzteu Teil seiner Herrschaft an seine drei Shne. Nicht einmal dw Marlgrasschast Meien behielt er ganz in Besitz. Er hatte sich keinerlei Rechte der Gberhoheit der seine Sohne vorbehalten. Sie schalteten als vllig selbstndige Herren m chren

14. Realienbuch - S. 37

1897 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
37 Habichtsburg lag in der Schweiz.) Er wurde gewählt und nahm die Wahl an. Zu- nächst suchte er die Ordnung in Deutschland wieder herzustellen, zerstörte eine Menge Raubburgen und ließ die Raubritter ohne Gnade hinrichten. Auch mächtige deutsche Fürsten, die ihm nicht gehorsam sein wollten, demütigte er, so den König von Böhmen, Ottokar den Mächtigen. In der Schlacht auf dem Marchfelde verlor derselbe Reich und Leben. Rudolf gab die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnthen, Kram seinen Söhnen Albrecht und Rudolf und legte so den Grund zur spätern und jetzigen Größe des Habsburgischen Hauses. Das Land erholte sich wieder, und als der Kaiser 1291 starb, trauerte das Volk um den „Wiederhersteller Deutschlands". — Es folgten jetzt eine Reihe Kaiser aus verschiedenen Häusern, und darauf das schwache und rühmlose Geschlecht der luxemburgischen Kaiser, unter welchen Karl I V. deshalb besonders merkwürdig ist, weil er 1356 das Reichsgesetz der goldnen Bulle gab, wodurch das Wahlrecht der Kaiser 7 Fürsten (Kurfürsten: Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Pfalzgraf v. Rhein, die Erzbischöfe v«i Köln, Mainz, Trier) zuer- kannt wurde. Friedrich und Diezmann. Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen (1221—1288) erhielt 1247 Thüringen. Ihm verpfändete der Kaiser Friedrich Ii. das Pleißnerland, das jetzige Herzogtum Altenburg, das früher Reichsgut war, da der Sohn Heinrichs, Albrecht, sich mit der hohenstaufischen Kaisertochter Mar- garete vermählte. Die Söhne Albrecht Ii., Friedrich und Diezmann, stritten mit ihrem Vater um das Meißner Land, da Albrecht seine Ansprüche auf Meißen und Thüringen an den deutschen Kaiser Adolf von Nassau verkaufte. Nach Adolfs Tode kamen die Brüder in den Besitz ihrer Lande. Aber Kaiser Albrecht machte neue Ansprüche an Meißen. 1307 besiegten die Brüder das kaiserliche, vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg angeführte Heer bei Lucka. Seitdem ward Altcnburg häufig Residenz der Wettiner. b. Johann Huß. Um jene Zeit war viel Uneinigkeit in der christlichen Kirche. Ernste Männer verlangten eine „Reformation (Kirchenverbesserung) an Haupt und Gliedern". Der damalige Kaiser Sigismund, der letzte Luxemburger, berief darum eine Kirchenversammlung nach Constanz am Bodensee. Hier mußte auch Johann Huß, Professor der Theologie zu Prag, erscheinen und sich seiner Schriften und Lehren wegen, die besonders gegen Mängel des Papsttums und Unsittlichkeit der Geist- lichen gerichtet waren, verantworten. Obgleich ihm sicheres Geleit zugesagt war, verurteilte man ihn zum Tode und verbrannte ihn am 6. Juli 1415. Einem Ketzer dürfe man das gegebene Wort nicht halten, so meinte man. Seine Anhänger, die Hussiteu, ergriffen aber die Waffen und verwüsteten schrecklich Böhmen und Sachsen unter ihren Feldherren Ziska und Procop in einem 15jährigen Kriege. Zur Zeit der Hussitenkriege regierte Friedrich der Streitbare als Mark- graf von Meißen (1381—1428) und war eine Hauptstütze des Kaisers Sigismund. Dafür erhielt er 1423 vom Kaiser das Kurfürstentum Sachsen und wurde 1425 in Ofen feierlich mit der Kurwürde belehnt. Sein Sohn ist Friedrich der Sanftmütige (1428—1464). Unter ihm fallen die Hussiten in Meißen ein und verwüsten die Städte Pirna, Dippoldiswalde, Dresden, Riesa, Strehla, Colditz, Döbeln und das Vogtland. 1445 teilte Friedrich und sein Bruder Wilhelm die Erblande. Infolge von Streitigkeiten entstand der Bruderkrieg, der die Veranlassung zum Prinzen- raub war (1455). 1485 teilten die Söhne Friedrich des Sanftmütigen Ernst und Albert die Lande; Ernst behielt die Kurwürde und Albert das Herzogtum, das jetzige Königreich Sachsen. An die ernestinische Linie kam Altenburg, Weimar, welches früher den Grafen zu Orlamünde gehörte und 1440 an Friedrich den Sanftmütigen fiel, und Koburg, welches früher zur Grafschaft Henneberg gehörte.

15. Thüringen - S. 28

1899 - Weimar : Huschke
— 28 — er in Eisenach das Pr edigerkloster. Raspe, der treulos gegen seine Verwandten war und gegen Konrad, den Sohn Friedrichs Ii., kämpfte, ward auf Drängen des Papstes von einigen Fürsten und Bischöfen ein Jahr vor seinem Tode zum Gegenkaiser Friedrichs Ii. erwählt, fand aber wenig Anhang. Mit Heinrich Raspe starb 1247 das Haus der thüringischen Landgrafen aus Ludwigs des Bärtigen Geschlechte aus. Iii. Thüringen unter den Markgrasen von Meißen, den Landgrasen ans dem Hanse Wettin. 1247—1440. § 15. Der Margraf Heinrich der Erlauchte. 1247—1262 (f 1288). Hermann I. Sophie v. Wettin (seine erste Gemahlin). Sophie v. Wittelsbach (seine zweite Gemahlin). Jutta, verm. mit Dietrich v. Meißen. Ludwig Iv., Venn, mit Elisabeth d. H. Markgraf Heinrich d. Erlauchte v. Meißen. Sophie von Brabant. Heinrich der Erlauchte hatte schon 1242 vom deutschen Kaiser Friedrich Ii. Thüringen zugesprochen erhalten. Ansprüche auf Thüringen erhob aber auch die Herzogin Sophie von Brabant für ihren Sohn „Heinrich das Kind". Zwischen beiden brach der thüringische Erbfolgekrieg (1247-126?) aus. 1250 verglichen sich zwar beide Parteien; aber Sophie von Brabant bereuete bald ihr Nachgeben. Sie erschien wieder vor Eisenach und er- hielt den geforderten Einlaß. (Der Axthieb, der Bürgermeister Heinrich von Velseck, Schwur Heinrichs des Erlauckten mit 20 Rittern). Der Krieg begann von neuem und dauerte noch 7 Jahre. Heinrich eroberte Eisenach (Strafe des Bürgermeisters). Nach der Schlacht bei Wettin 1263 gab endlich Sophie nach, und es ward Frieden geschlossen. Heinrich der Erlauchte erhielt 1264 Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen; Heinrich von Brabant empfing Hessen. Seit 1264 sind Hessen und Thüringen getrennt. Heinrich der Erlauchte glänzte durch seine Macht und seinen Reichtum. Am Ende des Krieges hielt er in Nordhausen ein großes Turnier. (Ein silberner Baum mit goldenen und silbernen Zweigen und Früchten.) Er behielt Meißen für sich und überließ seinem Sohne Albrecht dem Unartigen 1262 das Land Thüringen.

16. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 39

1913 - Dresden : Huhle
— 39 — Nossen und beschenkte es mit reichen Stiftungen. Leider ward sein Ende durch Familienfehden getrübt. Er hatte dem jüngeren Sohne Dietrich die Mark versprochen. Deswegen empörte sich Albrecht, der ältere Sohn, und nahm seinen Vater gefangen. Kaiser Friedrich Rotbart jedoch zwang Albrecht, seinen Vater freizulassen. Aus Kummer aber starb Otto der Reiche sehr bald darauf und ward in der Fürstengruft des von ihm gegründeten Klosters Altzella bei Nossen bestattet. Beinrich der Erlauchte (1221—1288). Heinrich, der Sohn Dietrichs, kam als dreijähriger Knabe auf den Thron. Er Hat sein Land bedeutend vergrößert. Sein Sohn Albrecht der Entartete heiratete die Tochter des Kaisers Friedrich des Zweiten, Margareta, und erhielt als Mitgift das Pleißnerland, zu dem außer Altenburg auch Frohburg, Kolditz, Krimmitschau, Werdau, Zwickau und Chemnitz gehörten. Später erwarb Heinrich noch Thüringen. Seine Mutter war eine thüringische Prinzessin, die Thüringer Landgrafen aber starben 1247 mit Heinrich Raspe aus. Doch mußte Heinrich der Erlauchte einen neunjährigen Krieg mit seiner Tante, Sophie von Brabant, führen. Diese nahm endlich mit Hessen fürlieb, und Heinrich bekam Thüringen, so daß sein Land von der Werra bis zur Oder, vom Harze bis zum Erzgebirge reichte. Bei der achttägigen Siegesfeier zu Nordhausen ward ein ganz silberner Baum aufgestellt, woran goldene und silberne Blätter funkelten. Jeder Ritter, der im Turnier den Stoß seines Gegners aushielt, obgleich sein Speer zerbrach, bekam ein silbernes Blatt, jeder aber, der seinen Gegner vom Pferde hinabstach, ein goldenes. Seine Zeitgenossen nannten Heinrich deswegen den Prachtliebenden oder den „Erlauchten". Wie Konrad beteiligte sich auch Heinrich an den Kriegszügen gegen die heidnischen Preußen. Wie Konrad teilte er später das Land unter seine Söhne, er selbst behielt Meißen, machte das bis dahin unbedeutende Dresden zur Hauptstadt und verschönerte und vergrößerte es sehr. Es war ehemals nur ein wendisches Fischerdorf, und hier fuhren früher die Wenden von einem Ufer zum andern, um den regen Handelsverkehr zu vermitteln. Schon vor Heinrich war unter dem Schutze des markgräflichen Schlosses eine deutsche Stadt entstanden, und eine hölzerne Brücke vermittelte den lebhaften Verkehr über die Elbe. Heinrich vollendete die steinerne Elbbrücke und errichtete sein Residenzschloß hier. Sodann erbaute er eine neue Kirche, der von seiner Gemahlin ein Stück vom heiligen Kreuze Christi geschenkt ward. Deswegen erhielt diese den Namen Kirche zum heiligen Kreuz oder Kreuzkirche. Tausende von Wallfahrern eilten nun herbei, um der Wunderkräfte dieses heiligen Gegenstandes teilhaftig zu werden. Dadurch erhob sich Dresden noch mehr, zumal der Markgraf samt seinem Hofstaate hier lebte. s / Rückblick auf die (Dark Meißen. 1. Die Besiedelung der Mark Meißen durch die Deutschen. Wie in Meißen wurden auch in anderen Orten Burgen erbaut oder alte sorbische Orte in feste Plätze umgewandelt, wie z. B. Scharfenberg, Siebeneichen,

17. Thüringen - S. 5

1915 - Leipzig : Voigtländer
— 5 — und begab sich nach Eisenach, fest entschlossen, nun ein armes Leben der Nächstenliebe zu führen, wie sie es bei den Franziskanern gesehen hatte. Sie errichtete in Marburg, wo ihre Witwengüter lagen, ein Hospital, in dem sie als Diakonissin tätig war. Sie verrichtete an den Kranken die niedrigsten Dienste, hob sie auss Lager, wusch sie und reinigte ihre Kleider. Nach den Vorschriften ihres Beichtvaters, des finsteren Ketzerrichters Konrad von Marburg, unterzog sie sich schweren Kasteiungen. Diesen Anstrengungen erlag sie, erst 24 jährig, 1231. Vier Jahre danach wurde sie heilig gesprochen. Ihre Gebeine wurden zur Anbetung ausgestellt, und über ihrem Grabe erhob sich nachmals die herrliche gotische Elisabethkirche. Heinrich Raspe behielt auch, als Hermann Ii. mündig war, die Regierung und wahrte den Landfrieden. Aber seinem Kaiser brach er die Treue. Er wurde 1246, besonders durch den Einfluß der Erzbischöfe, zum Gegenkönig gewählt (der „Pfaffenkönig"), erlangte aber keine Macht. Er starb 1247, der Letzte seines Stammes. Thüringen unter den Wettinern bis zur Resorrnationszeit. Nach Heinrich Raspes Tod entbrannte um Thüringen und Hessen ein langwieriger Erbsolgestreit, der 1264 durch einen Vergleich entschieden wurde. Hessen wurde abgetrennt und fiel an Heinrich das Kind, den Sohn Heinrichs von Brabant und der Sophia, einer Tochter Ludwigs des Heiligen. Thüringen bekam Heinrich der Erlauchte, ein Sohn des Markgrafen Dietrich von Meißen und der Jutta, einer Schwester Ludwigs des Heiligen. Heinrich der Erlauchte stammte aus dem Hause Wettin. Dieses, wahrscheinlich fränkischer Herkunft, war schon im 10. Jahrhundert an der unteren Saale ansässig und besaß bei Halle die Burg Wettin. Die Wettiner hatten in den Sorben-kämpsen ihren Besitz gemehrt und wurden auch mit der Mark Meißen belehnt. Hier gewannen sie Reichtum durch Gründung von Städten und durch den Silberbergbau im Erzgebirge. Als sie nun auch Thüringen erhielten, konnte in dem eroberten Sorbenland durch diese Verbindung mit einem alten deutschen Kernland um so leichter das Deutschtum Eingang finden. Anfangs hat Thüringen selbst durch diese Vereinigung mit Meißen schwer gelitten. Heinrich der Erlauchte überließ Thüringen an seinen Sohn Albrecht den Entarteten, der mit der Hohenftaufin Margarete, Friedrichs Ii. Tochter, vermählt war. Infolge feiner Untreue verließ die Kaisertümer heimlich die Wartburg. Damals soll sie (nach späteren Chroniken), als sie ihre Kinder noch einmal küßte, den kleinen Friedrich im Abschiedsschmerz in die Wange gebissen haben. Auch in der Regierung erwies sich Albrecht als unzuverlässig. Er geriet mit seinen

18. Geschichtstabellen, Stammtafeln und Regentenlisten - S. 94

1875 - Kreuznach : Voigtländer
— 94 — Vierte Periode. Von Rudolf von Habsburg bis zum Beginn der Reformation. 1273 —1517. 1273—1347. K. Kaiser aus verschiedenen Häusern. (Rudolf I. von Habsburg, Adolf von Nassau, _A.lbrecht I. von Oesterreich, Heinrich. Vit. von Luxemburg, Ludwig von Bayern.) 1273 —1291. Rudolf I. von Habsburg. Herstellung des Landfriedens; Krieg mit dem König Ottokar von Böhmen. 1278. Schlacht auf dem Marchfelde: Rudolf besiegt den Ottokar. 1282. Rudolf belehnt seine Söhne Albrecht und Rudolf mit Oesterreich, Steiermark und Krain: Anfang der habsburgischen Hausmacht. Graf Meinhard von Tyrol erhält Kärnthen. 1282. 30. März. Sicilische Vesper (Johann von Procida). Sicilien kommt an Peter Iii. von Aragonien. 1285 —1314. Philipp Iv. der Schöne, König von Frankreich. 1291. Rudolfs Tod in Germersheim und Bestattung in Speier. 1291. Ewiger Bund der Waldstätten. 1292 — 1298. Adolf von Nassau. Streit um Meissen und Thüringen gegen Friedrich („mit der gebissenen Wange“) und Diezmann, Söhne Albrechts des Entarteten. 1294 —1303. Papst Bonifacius Viii. Streit mit Philipp dem Schönen von Frankreich. 1298. Gefecht bei Göllheim (am Donnersberg): Adolf fällt gegen den Gegenkönig Albrecht von Oesterreich. 1298 —1308. Albrecht I. von Oesterreich. Vergebliche Versuche, Holland, Thüringen-Meissen und Böhmen an sein Haus zu bringen. 1301. Erlöschen des Hauses Arpad: Ungarn Wahlreich. 1307. Friedrich und Diezmann siegen über das Reichsheer bei Luka (in der Nähe von Altenburg). 1305 — 1378. Die (7) Päpste in Frankreich (seit 1309 zu Avignon).

19. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 272

1892 - Leipzig : Voigtländer
272 Königreich Sachsen. [4 milderen Behandlung ihrer Unterthanen. Diejenigen aber, welche sich fernen Befehlen nicht fügen wollten, führte er vor Naumburg auf einen Acker. Hier spannte er je vier der Ungehorsamen vor einen Pflug und zog mit ihnen eine Furche, wobei die Drener den Pflug hielten und er selbst die Geißel schwang. Da er sich durch solche Strenge viele heimliche Feinde zuzog, ging er aus Furcht vor Rache stets in einem eisernen Panzer einher. Unter Landgraf Hermann (1190-1216) war die Wartburg der Sitz ritterlicher Herrlichkeit und der Schauplatz des „Sängerkrieges", und unter Ludwig dem Heiligen (1216—1227) und seiner Gemahlin, der heiligen Elisabeth, war dieselbe Burg ein Spital für Kranke und Arme. Die Namen beider leuchten in der Geschichte und Sage fort; denn Ludwig wirkte segensreich durch Gerechtigkeit und Milde, Elisabeth durch unbegrenzte Wohlthätigkeit. Mit Heinrich Raspe (1241—1247) erlosch das Geschlecht, und Thüringen siel 1247 an das Haus Wettin. 2. Die Wettiner als Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen. — Dietrichs des Bedrängten (f. 0.) Sohn und Nachfolger war Heinrich der Erlauchte (1221—1288), ein ritterlicher und unermeßlich reicher Fürst, der die Turniere liebte und eine glänzende Hofhaltung führte. Nach dem Tode feines Oheims Heinrich Raspe erbte er im Jahre 1247 die herrliche Landgrafschaft Thüringen, die größer und bevölkerter war als die Mark Meißen. Er mußte sich jedoch die ererbte Landgrafschaft in einem fast neunjährigen Kriege (1256—1264) mit Sophie von Brabant erstreiten, die für ihren Sohn Thüringen in Anspruch nahm. Nach glücklich beendigtem Kriege hielt Heinrich der Erlauchte zu Nordhausen ein prachtvolles Turnier ab. Ein silberner Baum mit silbernen und goldenen Blättern und goldenen Früchten spendete die Preise für die Tapferkeit der Ritter. Wer auf feinem Streitrosse wacker den Anprall des Gegners aushielt, empfing aus der Hand einer Dame ein Blatt von Silber, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, dem wurde ein goldenes Blatt als „Dank" gereicht. — Da Heinrich 1242 auch bereits das Pleißnerland und später einen Teil des Osterlandes, sowie die Stadt Chemnitz erworben hatte, so vereinigte er zum erstenmale in einer Hand Meißen, Thüringen und das Pleißnerland. Um sich die Regierung zu erleichtern, teilte Heinrich leider schon lange vor seinem Tode das Land unter feine Söhne. Er selbst behielt Meißen und wählte Dresden zu feinem Sitze. Diese Teilung rief aber traurige Zerwürfnisse hervor. Heinrichs Sohn, Albrecht Ii. mit dem Beinamen „der Entartete" (1262—1307), der aus der Wartburg gebot, war mit einer Tochter des Kaisers

20. Teil 2 - S. 182

1890 - Hildburghausen : Gadow
182 138. Wie Thüringen an das Hans Wettin kam. Auf Ludwig den Heiligen folgte sein noch unmün- diger Sohn Hermann Ii. Er stand unter der Vormundschaft seines Oheims Heinrich Raspe und führte nur kurze Zeit die Regierung selbst. Nach seinem frühen Tode folgte ihm der Oheim in der Landgrafenwürde. Derselbe war nun nicht blos® als Landgraf von Thüringen und Hessen ein mächtiger Herr, I sondern genoss auch im ganzen deutschen Reiche so grosses An" sehen, besonders bei der Geistlichkeit, dass er im Jahre 1246, al® der Papst den Kaiser Friedrich Ii. in den Bann gethan hatte, zum König von Deutschland gewählt wurde. Er konnte indes zum ruhigen Besitz der deutschen Königskrone nicht gelangen und starb schon im folgenden Jahre kinderlos. Mit diesem Heinrich erlosch die männliche Nachkommenschaft L u d w i g s mit dem Barte. Über den Besitz der Länder aber, welche nun herren- los geworden waren, brach ein blutiger Krieg aus, indem Hein- rich der Erlauchte, Markgraf von Meissen, als ein Enkel Hermanns I., die reiche Erbschaft für sich in Anspruch nahm, Sophie, Herzogin von Brabant, aber als Tochter Ludwig des Heiligen für ihren kleinen Sohn, Heinrich das Kind, als den näher berechtigten Erben, eintrat. Erst nach harter neunjährige*' Fehde, in welcher Thüringen, insbesondere die Stadt Eisenach, sehr viel zu leiden hatte, wurde der Streit dahin ausgeglichen, dass Heinrich der Erlauchte Thüringen, Sophie dagegen für ihren Sohn Hessen bekam. So wurden Hessen und Thüringen, nachdem sie seit mehr als 100 Jahren unter denselben Landesherren ge- standen, von einander getrennt (1263); Thüringen erhielt von nun an seine Landgrafen aus dem Hause Wettin, welches bereits im Besitz der Markgrafschaft Meissen war und später auch zur sächsischen Kurwürde gelangte. 139. Albrecht der Unartige und Friedrich mit der gebissenen Wange. 1. Heinrich der Erlauchte trat 1265 Thüringen an seinen Sohn Albrecht ab, welcher wegen seiner unge' zügelten Leidenschaften der „Unartige" oder „Entartete zubenannt worden ist. Dieser mar mit Margarete, der Tochter des Kaisers Friedrich H., vermählt und hatte von dieser drei Söhne: Heinrich, Friedrich und Diezmann. Aber das Herz des wankelmütigen und leidenschaftlichen Fürste^ wendete sich der gefallsüchtigen Kunigunde von Eisen* berg zu, und Albrecht war schwach genug, den boshaften Anträgen des stolzen Hoffräuleins, die arme Margarete aus dem Wege zu räumen, ein williges Ohr zu leihell- A