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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 145

1888 - Habelschwerdt : Franke
Kabul waren. Das Kalifat sank vollends zum Schalten herab, als dem Anführer der türkischen Leibwache unter dem Namen Emir al Omra die höchste Zivil- und Militärgewalt gegeben wurde. Die Seldschnken. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die Seldschuken in das Kalifenreich gerufen, ein türkischer Stamm, den Seldschuk um das Jahr 1000 geeint und zum Islam bekehrt hatte. Seldschuks Nachfolger errangen bald die Würde des Emir al Omra und eroberten binnen 40 Jahren fast das ganze Reich. Den Fatimiden wurde Syrien und Palästina mit Jerusalem entrissen; Konstantinopel ward bedroht. Indes das Seldschnkenreich zerfiel eben so schnell in mehrere Herrschaften, i von denen das Reich von Jkonium das bedeutendste wurde. ,/' 2. Ursachen der Kreuzzüge. Als die Kämpfe zwischen Kaiser und Papst in Deutschland die Geister zu ermüden begannen, wurden die Interessen des Abendlandes durch die Ereignisse im Orient in Anspruch genommen. Der griechische Kaiser Alexius hatte die Hilfe des Abeudlaudes gegen den Islam angerufen, und Gregor Vii. hatte schon den Gedanken gefaßt, die Türken über den Enphrat zurückzuwerfen. Seinem zweiten Nachfolger Urban Ii. war es beschieden, diese Idee unter günstigeren Umständen auszuführen. A. Hauptursachen. a) Der tiefreligiöse Sinn der damaligen Christenheit. Seit Konstantins Zeiten war Jerusalem das Ziel der christlichen Wallfahrten, die von den Arabern geduldet, von den Türken aber hart unterdrückt wurden. b) Die Abenteuerlust des lebensfrischen Geschlechts, besonders der wanderlustigen Normannen, fand keine hinreichende Befriedigung mehr, seitdem geordnete Staatsverhältnisse im Abendlande eingetreten waren. B. Mitwirkende Umstände. a) Durch die Teilnahme am Kreuzzuge glaubte mancher Ritter, der in gewaltthätig er Zeit Sündenschuld auf sich gehäuft hatte, dieselbe abbüßen zu können. b) Jedem Hörigen, der am Zuge teilnahm, wurde die Freiheit, jedem Verschuldeten Erlaß der Schulden verheißen. c) Die erfolgreichen Kämpfe der christlichen Ritter gegen die Araber-aus der pyrenäischen Halbinsel gaben den Christen ein anregendes Beispiel. (I) Das Abendland, welches damals an Übervölkerung litt, hatte das Bedürfnis, im reichen Orient Kolonieen zu gründen.

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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 58

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Dritte Periode. Von der Mitte des 11. bis gegen das Ende des 13. Jh. reichbar sei, als weil sie im Laufe dieser beiden Jahrhun- derte den Zustand der Welt so umgestaltet hatten, dafs die ursprünglichen Antriebe zu ihrer Unternehmung fortfielen. I. Die Kreuzzüge entstehen infolge relativer Übervölkerung, sie sind eine „"Völkerwanderung“. 2. Sie sind ein Ergebnis des Zusammenwirkens der beiden die christlichen Yölker des Abendlandes beherrschenden Strömungen, der bis zur Askese gesteigerten religiösen Erregung und des kriegerischen Geistes; aus ihnen erwuchs das Ideal des christlichen Rittertums, am frühesten da, wo der Gegensatz von Christentum und Islam am unmittelbarsten war, in Spanien (der durch die Sage ver- herrlichte Ruy Diaz [Rodrigo] von Yivar „el Campeador“, von den Arabern der „Cid“ genannt, f 1099). Diesen Strömungen kam die Abenteuerlust der Normannen fördernd entgegen. 3. Der maritime Aufschwung der italischen Städte Pisa, Genua, Amalfi, Yenedig brachte sie in kriegerische Beziehungen zu- nächst mit den mittelmeerischen Mohammedanern. 4. Alle Stände, die Fürsten, Ritter und Bauern hofften durch siegreiche Heer- fahrten nach dem Orient zu gewinnen. 5. Die Zustände des Orients selbst reizten die abendländischen Yölker zum Angriff. Hier war seit dem 9. Jh. das Khalifat von Bagdad in völligem Yerfall, die Khalifen unfähig und thatenlos, ganz beherrscht von der aus fremden Sklaven gebildeten Leibwache und ihrem Anführer, dem Emir al Omra. So konnten sich verschiedene Teile vom Khalifat losreifsen und selbständige Reiche werden, so Ägypten unter den Fatimiden, das Reich der Ghasnawiden in Indien, Turkestan, Turan und Khorassan (Mahmud I.) und die Reiche der türkischen Seldschuken, die seit dem Yerfall der Ghasnawidenherrschaft von Turan her sich ausbreiteten, die Würde des Emir al Omra in ihre Hände brachten (um 1050) und unter kleinen Fürsten auch Palästina eroberten. Diesen politisch zerfahrenen Yerhältnissen gegenüber überragt im 10. und Ii. Jh. die islamitische Kultur die christliche beträchtlich. Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten be- sonders die exakten Wissenschaften; doch schrieb auch (unter Sultan Mahmud I.) Firdusi das Schah-Nameh, lehrte Avicenna Aristotelische Philosophie; Buchara, Samarkand, Balkh waren

2. Teil 2 - S. 99

1887 - Leipzig : Teubner
— 99 - Ihr Führer Togrul Beg stürzte die Ghasnaviden und erwarb die Würde des Emir al Omra (1058). Sein Nachfolger Alp Arslan stellte durch den entscheidenden Sieg beimanzikert in Armenien 1071 über den Griechenkaiser Romanus Diogenes die Herrschaft des Islam in Kleinasien für alle Folgezeit fest und verdrängte die Fatimiden aus Syrien. Dessen Sohn Malek Schah (1072 —1092) eroberte das Innere Hochasiens bis zur Grenze von China. Nach seinem Tode zerfiel die ungeheure Herrschaft in einzelne Sultanate. Der Gegensatz zwischen Türken und Fatimiden beherrschte die orientalische Welt, als der Kampf mit der christlichen Welt des Westens ausbrach. Jerusalem, seit 637 unter arabischer Herrschaft, erfuhr keine Störung des Kultus und der Wallfahrten bis auf den fanatischen Fatimidensultan Al Hakem (f 1021), der die Wallfahrten verbot und blutige Verfolgungen über die Christen verhängte. Das Los der letzteren wurde noch härter, als türkische Horden unter Ortok 1086 Jerusalem eroberten. Dies steigerte die Erbitterung im Abendlande, und die Kampfbegier wurde genährt durch die glänzenden Erfolge der christlichen Ritterschaften in den Kämpfen gegen den Halbmond in Sicilien und Unter-italien einer- und in Spanien andererseits. Dort waren in siegreichen Kämpfen normannische Reiche entstanden, hier hatten die Chalifen aus dem Hause der Ommejaden zwar eine herrliche Blüte in Kunst und Wissenschaft, Handel und Verkehr und jeder Verfeinerung des Lebens geschaffen, auch religiöse Duldung geübt (Höhepunkt unter Abderrahman Ii. 913—961), allein nach dem Aussterben des Chalifenhauses (1031) zerfiel das Reich m zahlreiche kleine maurische Herrschaften, die unter sich und mit den Christen in Fehde lagen. Nun breiteten sich die nach und nach im Norden der Halbinsel entstandenen christlichen Reiche aus: Asturien und Leon, Castilien, Na-van a, Arragonien, Barcelona, alle vorübergehend vereinigt durch Sancho d. Grofsen von Navarra (f 1035). Die mit Begeisterung und glänzendem Erfolg geführten Kämpfe dauerten fort, besonders unter Ferdinand d. Gr. und seinen Söhnen Sancho Ii. und Alfonso Vi.; allen dreien diente der ruhmreiche Held Cid Campeador (Ruy Diaz Rodrigo von Bivar *j- 1099), der bald in der Dichtung als das Ideal spanischer Ritterschaft verherrlicht wird. Die Teilnahme fremder Ritter an diesen Kämpfen entfaltete und nährte den ritterlichen Geist. Ein glänzender Triumph war die Eroberung von Toledo 1085. 3. Kultur des Islam. So lange das reich begabte und geistig regsame Volk der Araber Träger einer Weltherrschaft war, konnte sich trotz der despotischen Regierungsform und 7 *

3. Teil 2 - S. 87

1878 - Leipzig : Teubner
— 87 — (Aglabiden), von hier ans wurde Sicilien erobert. Die Agla-biden erlagen jedoch 909 dem Abdallah, dem Haupt einer aus den Aliten hervorgegangenen Secte (Ismaeliten), welche auf die Erscheinung eines künftigen Propheten warteten. Sie machten die Edrisiden von sich abhängig, unterwarfen 969 Aegypten, von da aus auch Syrien und Palästina und gründeten so das mächtige Fatimidenreich mit dem Emir al Mumenin (Beherrscher der Gläubigen) an der Spitze, welcher in der Hauptstadt Kahira residierte. c) In Asien: Das schon seit 820 unabhängige Ostpersien gelangte zu hoher Blüte durch den Ghasnaviden Mahmud I. 999 — 1031, der bis zum Ganges gebot. Doch trat schon unter seinen Nachfolgern der Verfall ein. § 109. 3. An Stelle der entnervten Araber trat jetzt der kräftigere Stamm der türkischen Seid schukiden, welche seit 970 zum sunnitischen Islam und in die Dienste der Ghasnaviden übergetreten waren, als die erobernde und führende Macht des Islam auf: Togrul Beg (1039—1063) stürzt die Ghasnaviden und macht sich zum Sultan von Ostpersien. Vom Chalifen gegen die Fatimiden zu Hülfe gerufen, erwirbt er nach dem Sturz der Buiden die Würde des Emir al Omra. Sein Neffe Alp Arslan (1063—1072), 'Sultan und Emir al Omra’, besiegte den oströmischen Kaiser und verdrängte die 1 atimiden aus Syrien. Dessen Sohn Malek Schah (1072-1092) eroberte das Innere Hochasiens bis zur Grenze von China, veratilasste aber durch die den Statthaltern eingeräumte Selbständigkeit die Bildung der Sultanate von Iconium oder Rum in Kleinasien (un- abhängig unter Kilidsch Arslan) und von Mossul (Syrien). Jerusalem, seit. 637 unter arabischer Herrschaft, erfuhr keine Störung des Kultus und der Wallfarten bis a,uf den fanatischen Fatimiden sultan Al Hakem (f 1021), der die Wallfarten verbot und blutige Verfolgungen über die Christen verhängte. Das Loos der letzteren wurde noch härter, als türkische Horden unter Ortok 1086 Jerusalem eroberten. Dies steigerte die Erbitterung im Abendlande, und die Kampfbegier wurde genährt durch die glänzenden Erfolge der christlichen Ritterschaft in den Kämpfen gegen den Halbmond in Sicilien und Unteritalien einer- und in Spanien andererseits. Dort waren in siegreichen Kämpfen normannische Reiche entstanden (§ 86 Anm.), hier hatten die Chalifen aus dem Hause der Ommejaden (§ 38) zwar eine herrliche Blüte in Kunst und Wissenschaft, Handel und Verkehr und jeder Verfeinerung des Lebens geschaffen, auch religiöse Duldung geübt (Höhepunkt unter Abderrahman Iii. 913—961), allein nach dem Aussterben des Chalifenhauses (1031) zerfiel das Reich in zahlreiche kleine maurische Herrschaften, die unter sich und mit den Christen in Fehde lagen. Nun breiteten sich die nach

4. Teil 2 - S. 99

1887 - Leipzig : Teubner
— 99 - Ihr Führer Togrul Beg stürzte die Ghasnaviden und erwarb die Würde des Emir al Omra (1058). Sein Nachfolger Alp Arslan stellte durch den entscheidenden Sieg bei Manzikert in Armenien 1071 über den Griechenkaiser Romanus Diogenes die Herrschaft des Islam in Kleinasien für alle Folgezeit fest und verdrängte die Fatimiden aus Syrien. Dessen Sohn Malek Schah (1072 —1092) eroberte das Innere Hochasiens bis zur Grenze von China. Nach seinem Tode zerfiel die ungeheure Herrschaft in einzelne Sultanate. Der Gegensatz zwischen Türken und Fatimiden beherrschte die orientalische Welt, als der Kampf mit der christlichen Welt des Westens ausbrach. Jerusalem, seit 637 unter arabischer Herrschaft, erfuhr keine Störung des Kultus und der Wallfahrten bis auf den fanatischen Fatimidensultan Al Hakem (f 1021), der die Wallfahrten verbot und blutige Verfolgungen über die Christen verhängte. Das Los der letzteren wurde noch härter, als türkische Horden unter Ortok 1086 Jerusalem eroberten. Dies steigerte die Erbitterung im Abendlande, und die Kampfbegier wurde genährt durch die glänzenden Erfolge der christlichen Ritterschaften in den Kämpfen gegen den Halbmond insicilien und Unteritalien einer- und in Spanien andererseits. Dort waren in siegreichen Kämpfen normannische Reiche entstanden, hier hatten die Chalifen aus dem Hause der Ommejaden zwar eine herrliche Blüte in Kunst und Wissenschaft, Handel und Verkehr und jeder Verfeinerung des Lebens geschaffen, auch religiöse Duldung geübt (Höhepunkt unter Ab der rahm an Ii. 913—961), allein nach dem Aussterben des Chalifenhauses (1031) zerfiel das Reich in zahlreiche kleine maurische Herrschaften, die unter sich und mit den Christen in Fehde lagen. Nun breiteten sich die nach und nach im Norden der Halbinsel entstandenen christlichen Reiche aus: Asturien und Leon, Castilien, Navarra, Arragonien, Barcelona, alle vorübergehend vereinigt durch Sancho d. Grofsen von Navarra (f 1035). Die mit Begeisterung und glänzendem Erfolg geführten Kämpfe dauerten fort, besonders unter Ferdinand d. Gr. und seinen Söhnen Sancho Ii. und Alfonso Vi.; allen dreien diente der ruhmreiche Held Cid Campeador (Ruy Diaz Rodrigo von Bivar f 1099), der bald in der Dichtung als das Ideal spanischer Ritterschaft verherrlicht wird. Die Teilnahme fremder Ritter an diesen Kämpfen entfaltete und nährte den ritterlichen Geist. Ein glänzender Triumph war die Eroberung von Toledo 1085. 3. Kultur des Islam. So lange das reich begabte und geistig regsame Volk der Araber Träger einer Weltherrschaft war, konnte sich trotz der despotischen Regierungsform und 7*

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 64

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Dritte Periode. Von 1056 — 1273. Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzzüge. 1. Ursachen und Veranlassung. a) Die Ursachen der Kreuzzüge lagen in dem allgemeinen Zustande der damaligen civilisierten Welt. Sie hörten nach zwei- hundertjährigen Versuchen auf, weniger weil man erkannte, dafs das Ziel in Palästina christliche Herrschaften zu gründen uner- reichbar sei, als weil sich im Laufe dieser beiden Jahrhunderte der Zustand der Welt so umgestaltet hatte, dafs die ursprüng- lichen Antriebe zu ihrer Unternehmung fortfielen. 1. Die Kreuzzüge sind ein Ergebnis des Zusammenwirkens der beiden die christlichen Völker des Abendlandes beherrschen- den Strömungen, der bis zur Askese gesteigerten religiösen Er- regung und des kriegerischen Geistes; aus ihnen erwuchs das Ideal des christlichen Rittertums, am frühesten da, wo der Gegensatz von Christentum und Islam am unmittelbarsten war, in Spanien. (Hier lebte der durch die Sage verherrlichte Ruy Diaz [Rodrigo] von Bivar „el Campeador“, von den Arabern der „Cid“ genannt, f 1099). Diesen Strömungen kam die Abenteuer- lust der Normannen fördernd entgegen. 2. Alle Stände, die Fürsten, Ritter und Bauern, hofften durch siegreiche Heerfahrten nach dem Orient zu gewinnen. 3. Der maritime Aufschwung der italienischen Städte Pisa, Genua, Amalfi, Venedig brachte sie in kriegerische Beziehungen zunächst mit den mittelmeerischen Muhammedanern. 4. Die Zustände des Orients selbst reizten die abendlän- dischen Völker zum Angriff. Hier war seit dem 9. Jh. das Chalifat von Bagdad in Verfall, die Chalifen unfähig und thatenlos, ganz beherrscht von der aus fremden Sklaven gebildeten Leibwache und ihrem Anführer, dem Emir al Omra. So konnten sich verschie- dene Teile vom Chalifat losreifsen und selbständige Reiche werden, so Ägypten unter den Fatimiden, so das Reich der Ghasnawiden in Indien, Turkestan, Turan und Chorassan (Mahmud I.) und die Reiche der türkischen Seldschuken, die seit dem Verfall der Ghasnawidenherrschaft von Turan her sich ausbreiteten, die Würde

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 63

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Kreuzzüge. 63 Ii. Die auswärtigen Unternehmungen cles Papsttums: die Kreuzzüge. a) Die Ursachen der Kreuzzüge lagen in dem allgemeinen Zustande der damaligen zivilisierten Welt. Sie hörten nach zwei-hundertjährigen Versuchen auf, weniger weil man erkannte, daß das Ziel in Palästina christliche Herrschaften zu gründen unerreichbar sei, als weil sich im Laufe dieser beiden Jahrhunderte der Zustand der Welt so umgestaltet hatte, daß die ursprünglichen Antriebe zu ihrer Unternehmung fortfielen. 1. Die Kreuzzüge sind ein Ergebnis des Zusammenwirkens der beiden die christlichen Völker des Abendlandes beherrschenden Strömungen, der bis zur Askese gesteigerten religiösen Erregung und des kriegerischen Geistes; aus ihnen erwuchs das Ideal des christlichen Rittertums, am frühesten da, wo der Gegensatz von Christentum und Islam am unmittelbarsten war, in Spanien.1 Diesen Strömungen kam die Abenteuerlust der Normannen fördernd entgegen. 2. Alle Stände, die Fürsten, Ritter, Städter und Bauern, hofften durch siegreiche Heerfahrten nach dem Orient zu gewinnen. 3. Der Aufschwung der italienischen Seestädte Pisa, Genua, Amalfi, Venedig brachte sie in kriegerische Beziehungen zunächst mit den mittelmeerischen Muhammedanern. 4. Die Zustände des Orients selbst reizten die abendländischen Völker zum Angriff. Hier war seit dem 9. Jh. das Chalifat von Bagdad in Verfall, die Chalifen unfähig und tatenlos, ganz beherrscht von der aus fremden Sklaven gebildeten Leibwache und ihrem Anführer, dem Emir al Omra. Daher konnten sich verschiedene Teile vom Chalifat losreißen und selbständige Reiche werden, so die Reiche der türkischen Seld-schuken, die sich von Turan her ausbreiteten, die Würde des Emir al Omra in ihre Hände brachten (um 1050) und unter kleinen Fürsten auch Palästina eroberten. 1) Hier lebte der durch die Sage verherrlichte Euy Diaz (Rodrigo) von Bivar „ei Campeador“, von den Arabern der „Cid“ genannt, f 1099. 1 Ursachen und Veranlassung. 8 51, W

7. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 67

1873 - Berlin : Gaertner
- 67 - (§. 48) in Verfall. Es lös'te sich in eine Menge kleiner Staaten auf, die Kalifen umgaben sich mit einer türkischen Leibwache, die einen den Prätorianern gleichen Einfluss erlangte. Der Türke Raik erzwang sich die Würde eines Emir al Omra, die der des fränkischen Major domus ('§. 49) ähnlich war und den Kalifen nur eine Scheinmacht übrig ließ. 1058 ging die Würde des Emir al Omra auf Togrulbeg, den Sultan der Seldschuken, die bisher als Nomaden am Aralsee gelebt hatten, über. 1258 wurde Bagdad von den Mongolen erstürmt und der letzte Kalif hingerichtet. Aus dem großen arabischen Reiche hatten sich aber während dieser Zeit einzelne kleinere Staaten gebildet. Die Fatimiden gründeten ein Reich, das im zehnten Jahrhundert Ägypten, die Küste Arabiens, Palästina und Syrien umfasste. 1171 bestieg Saladin d. Gr., ein Kurde, den Thron der Fatimiden und machte durch Eroberung Jerusalems der satimidischen Herrschaft ein Ende. Die Nordküste von Afrika (Fez, Tunis, Algier) wurde von Jussuff Zeiri zu einem Reiche vereinigt; ein anderes Reich fand seinen Mittelpunkt in Marocco und umfasste später auch das arabische Spanien. Diese Staaten waren vielen Wechselfällen unterworfen, bis einzelne Freistaaten, wie Algier und Tunis, entstanden. In Asien erhoben sich nach einander das Reich der Sama-niden (Jsmael, 870), der Ghasnaviden (Muhamed I., dessen Herrschaft sich um das Jahr 1000 vom kaspischen Meere bis über einen großen Theil Ostindiens erstreckte), der Seldschuken (Seldschuk, Anführer verschiedener Türkenstämme; Alp-Arslan, 1050, der mächtigste Herrscher dieses Stammes), der Ghoriden und der Chowaresmier, die 1231 den Mongolen unterlagen. — Wissenschaften, Künste und Gewerbe erreichten eine hohe Blüte, so dass es Schulen, Akademieen und Bibliotheken selbst in kleinen Städten gab. Liedersammlungen (Divan), Fabeln und Märchen entstanden in zahlloser Menge; Ferdüsi, der größte aller persischen Dichter, lebte an des Ghasnaviden Muhamed Hofe und dichtete sein berühmtes Königsbuch (Schahnameh) (1000); Spar tri dichtete Ma-kamen (1100). A vicenna, großer Philosoph; die realen Wissenschaften wurden mit seltener Sorgfalt gepflegt. Iii. Die Zeit der Kreuzzüge; offener Kampf zwischen Kirche und Staat. §. 56. Der erste Kreuzzng. Seitdem die Seldschuken Syrien und Palästina erobert hatten, konnten die christlichen Pilger, die nach Jerusalem wanderten, nur unter den größten Drangsalen ihren frommen Zweck erreichen. Einer dieser Pilger, Peter von Amiens, fetzte mit Hilfe des Papstes Urban Ii. das ganze Abendland für die Idee der Befreiung des heiligen Landes in Bewegung (Versammlung in Clermont 1095). In allen Ständen erfasste mächtige Begeisterung die Gemüter; viele, denen die Rüstungen der Fürsten zu lange dauerten, zogen unter der Führung Peters und Walthers ohne Habe voran (1096). Diejenigen von ihnen, die nicht schon ans dem Wege umgekommen waren, fanden in Kleinasien durch die Seldschuken ihren Tod. Das eigentliche Kreuzheer bestand, als in Nicäa Musterung gehalten wurde, aus 600,000 Mann. Führer desselben war Gottfried von Bouillon, Herzog von Lothringen; neben ihm ragten hervor sein Bruder Balduin, Robert von Flandern, Hugo von Vermandois, der Bruder 5*

8. Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. - S. 98

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
gg Die Ausbild, universal. Gewalten im Kampfe zwischen Kaisertum u. Papsttum Die Seld-schuken gab den Statthaltern der Provinzen, die er aber häufig wechseln ließ, das militärische Kommando wieder, das ihnen Diokletian genommen hatte. Auch sein Sohn Konstantin V., als Bilderstürmer von der Kirche geschmäht, regierte kräftig. Irene (um 800), die ihren Sohn Konstantin Vi. blenden ließ, stellte den Bilderdienst wieder her. In den nächsten Jahrzehnten wechselten die Kaiser rasch auf dem Thron. Nur dadurch, daß eine Bureaukratie mit bestimmten Uber-lieferungen fortarbeitete, eine jetzt sich deutlich von der abendländischen unterscheidende orthodoxe Kirche und die griechische Sprache die Bevölkerung zusammenhielt, überdauerte dies Staatswesen auch die Untüchtigkeit vieler seiner Herrscher. Zugleich war man im Besitze einer alten Kultur, eines Handwerks, das sich vielfach mit der Kunst eng berührte, einer zwar nicht schöpferischen, doch hinsichtlich der Verarbeitung der alten Geistesschätze immer noch bedeutenden Wissenschaft. Kräftige Herrscher waren wieder Basilius I., der Gründer des makedonischen Hauses (um 880), Nikephoros Phokas und Johannes Tzimiskes, die Ostbulgarien unterwarfen (um 970). Basilius Ii., der Bulgarentöter (um 1000), machte dem westlichen Bulgarenreiche ein Ende und kämpfte glücklich gegen den Islam. Zwar ging unter den folgenden Kaisern Unteritalien an die Normanngji verloren, es wurde aber Armenien erobert, Al ex io s Komnenos (seit 1081) versuchte mit Umsicht und Kraft den verlorenen Boden wiederzugewinnen. Scheelen Auges verfolgte er, wie die Abendländer ihre Beziehungen zum Orient durch den Handel, namentlich aber durch Wallfahrten erneuten, um so mehr, als seit 1054 eine völlige Trennung der griechischen und römischen Kirche eingetreten war. Im Osten waren seit etwa 1000 die Seldschuken, ein türkischer Stamm, von Turkestan nach Süden vorgedrungen. "Sie stürzten die Herrschaft der Sassafclen in Iran, bemächtigten sich der Würde des Emir al Omrah, nahmen den Fatimiden Syrien und Palästina mit Jpmsalem (1076'! und bedrohten durch die Eroberung Armeniens und Kleinasiens das oströmische Reich. Melikschah herrschte vom Ägäi-schen Meer bis zum Indus, vom Jaxartes bis zum Indischen Ozean. Trotzdem die türkischen Sultane, die das Reich nach Melik-schahs Tode teilten, die Vorgefundenen Kulturen weiterpflegten, waren die Seldschuken wegen ihrer Roheit („Der Türke zu Pferde kennt seinen Vater nicht“) den Arabern gründlich verhaßt. Auch die abendländischen Christen, zumal die Wallfahrer, empfanden den Druck der türkischen Herrschaft aufs schwerste. Im Westen jedoch verlor der Islam sehr an Boden. Ebendamals befreiten die Normannen Sizilien von den Sarazenen und griffen schon hinüber nach Tunis. Auch in Spanien wurden die Araber zurück gedrängt. In ununterbrochenen blutigen Kämpfen entrissen ihnen die christlich-gotischen Könige der nördlichen Gebirgsländer

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 63

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Kreuzziige. 63 Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzziige. 1. Ursachen und Veranlassung-. § a) Die Ursachen der Kreuzziige lagen in dem allgemeinen Zustande der damaligen zivilisierten Welt. Sie hörten nach zweihundertjährigen Versuchen auf, weniger weil man erkannte, daß das Ziel in Palästina christliche Herrschaften zu gründen unerreichbar sei, als weil sich im Laufe dieser beiden Jahrhunderte der Zustand der Welt so umgestaltet hatte, daß die ursprünglichen Antriebe zu ihrer Unternehmung fortfielen. 1. Die Kreuzzüge sind ein Ergebnis des Zusammenwirkens der beiden die christlichen Völker des Abendlandes beherrschenden Strömungen, der bis zur Askese gesteigerten religiösen Erregung und des kriegerischen Geistes; aus ihnen erwuchs das Ideal des christlichen Rittertums, am frühesten da, wo der Gegensatz von Christentum und Islam am unmittelbarsten war, in Spanien.1 Diesen Strömungen kam die Abenteuerlust der Normannen fördernd entgegen. 2. Alle Stände, die Fürsten, Ritter, Städter und Bauern, hofften durch siegreiche Heerfahrten nach dem Orient zu gewinnen. 3. Der Aufschwung der italienischen Seestädte Pisa, Genua, Amalfi, Venedig brachte sie in kriegerische Beziehungen zunächst mit den mittelmeerischen Muhammedanern. 4. Die Zustände des Orients selbst reizten die abendländischen Völker zum Angriff. Hier war seit dem 9. Jh. das Chalifat von Bagdad in Verfall, die Chalifen unfähig und tatenlos, ganz beherrscht von der aus fremden Sklaven gebildeten Leibwache und ihrem Anführer, dem Emir al Omra. Daher konnten sich verschiedene Teile vom Chalifat losreißen und selbständige Reiche werden, so die Reiche der türkischen Seld-schuken, die sich von Turan her ausbreiteten, die Würde des Emir al Omra in ihre Hände brachten (um 1050) und unter kleinen Fürsten auch Palästina eroberten. 1) Hier lebte der durch die Sage verherrlichte Ruy Diaz (Rodrigo) von Bivar „el Campeador“, von den Arabern der „Cid“ genannt, f 1099.

10. Abriß der Geschichte des Mittelalters - S. 46

1877 - Braunschweig : Vieweg
46 Zweite Periode, von 768 bis 1095. grten Ruhm als Gelehrter rntete Avicenna (geb. bei Bokhara, t 1036), ein philosophisch gebildeter Arzt, der unter Christen wie Arabern fr das Orakel der Aristoteles und Plato" galt; als Dichter glnzte der persische Ferdnsi (f 1020) unter den Gaznaviden; Fabeln wurden den Indern (Lokman) nachgeahmt. Spter erlagen die (schiitischen) Bujiden und Gaznaviden vor der Macht der Seldschuken (eines sunnitischen Trkenstammes); diese herrschten von China bis nach Vorder-Asien, und ihre Fürsten brachten (statt der Bujiden) die Wrde des Emir al Omra, unter den Abbassiden, erb-lich an sich (1058). Auch sie nahmen die Wissenschaft, wie geordnete Staats-einrichtungen, in Schutz; ihre Macht sank alsbald durch Reichstheilungen. Gleichzeitig mit ihnen erhob sich und sank in Afrika das Reich der (schiiti-schen) Fatimiden, die von Tunis ausgingen und A e g y p t e n nebst Syrien eroberten. Die Herrschaft der das gelobte Land wechselte unter Fati-miden, Seldschuken und rohen Trkenstmmen; unter diesen Verhltnissen traten wiederholt Bedrckungen christlicher Wallfahrer ein, wodurch die Kreuzzge hervorgerufen wurden. Der Islam verknpfte die Völker Asiens und Afrika's vom indischen bis zum atlantischen Meere, wirkte unter den Negern den Menschenopfern entgegen und frderte in Europa die Wissenschaft. Der Geist der Forschung wurde, wie unter den christlichen Scholastikern, durch spitzfindige Schulstreitig-feiten (unter Sunniten und Schiiten zc.) wach erhalten. Nach den Lehren Avicenna's von Bokhara und seines Gegners Averroes von Cordova (t 1206) theilten sich die Ansichten der das Verhltni der Seele zum Leibe unter den Jslamiten wie unter den Christen. Zur Zeit der Kreuzzge stand die Bildung des Orients in vieler Hinsicht hher als die des Occidents. Dritte Periode. Das Zeitalter der Kreuzzge, von 1096 bis 1291. I. Als im Abendlande durch Kaiserthum und Papstthum eine engere Verbindung der christlichen Staaten ' und zugleich mit nationaler Gestaltung eine festere Ordnung derselben begonnen hatte, während im Orient das arabische Khalifat dem Verfall entgegen eilte, wurde durch die Angriffe verschiedener muhammedanischer Stmme auf das gelobte Land ein neues Zusammentreffen zwischen dem Orient und Oeeident herbei-gefhrt. Dieses erfolgt in den Kreuzzgen, die durch ihre Folgen eine gnzliche Umgestaltung der mittelalterlichen Verhltnisse vorbereiten. Das Papstthum und Kaiserthnm gelangen unter diesen Religionskmpfen auf den Gipfel der Macht, doch tritt zwischen beiden ein Kampf ein, in welchem das Kaiserthum unterliegt.

11. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 259

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 259 westen über Fars aus. Da die Sultane dem Islam ergeben waren, wurde jetzt, was der Kalif Walid I. ohne dauernde Nachwirkung be- gonnen hatte, der Islam nach Indien getragen und das Bramanenthum mit Zerstörungseifer bekämpft. Von Indien her brachten die Sieger auch unermeßliche Schätze, die seit Jahrhunderten an den heiligen Orten des Bramanenthums aufgehäuften Opfergaben. Dagegen lieferte der Westen des Reiches den im Osten so furchtbar gewordenen Eroberern die Mittel, im Gebiete des Islam ein neues geistiges Leben zu erwecken. Nachdem schon unter den Samaniden sich eine persische Dichtung geregt hatte, entfaltete sie sich unter dein gegen seine Lobredner freigebigen Mahmud zu einer hohen Blüthe. Unter Hunderten von Dichtern, die ihn und seine Macht in persischer Sprache besangen, glänzte Firdusi oder der Paradiesische, der Verfasser des Schah Nameh oder Heldenbuches, das die Thaten persischer Könige bis zum Untergange der Sassaniden erzählt. So begann die geistige Cultur im östlichen Asien aus einer arabischen wieder eine persische zu werden, obgleich auch die arabische Wissenschaft in dem Arzte und Philosophen Ebn Sina oder Avicenna einen ihrer bedeutendsten Vertreter am Hofe Mahmuds hatte. 5. Auch die Herrschaft von Gasna, die, wie die ihr vorhergehen- den, von dem Kalifen anerkannt war, wich bald einer neuen, welcher ganz Asien bis nach Aegypten hin anheimfallen sollte. Mahmud, der, obgleich selbst türkischer Abkunft, die Türken im Norden bekämpfte, siedelte Horden von ihnen diesseits des Orus an, die unter dem zum Islam über- getretenen Seldschuk standen und nach ihm die Seldschuken hießen. An ihrer Spitze empörte sich Seldschuks Enkel Togrulbeg zur Zeit, als Mahmuds Sohn Massud (1031 —1040) gegen die empörten Fürsten oder Rajah von Indien kämpfte. Thronstreitigkeiten, die nach Massuds Tode in seinem Hause ausbrachen, gestatteten dem neuen Sultan, sich von Korasan aus nach allen Seiten auszubreiten. Die Sultane von Gasna wurden auf den östlichsten Theil ihres Reiches beschränkt. Im Westen fiel der Rest des Buidenreiches, und aus den Händen des Kalifen Abdallah Iv. Beamrillah, der ihm Freundschaft und Unterwer- fung angeboten, empfing Togrulbeg im Jahre 1058 die Würde des Emir al Omra. Ihm folgte, da er kinderlos war, seines Bruders Sohn Alp Arslan oder der muthige Löwe im Jahre 1063, als Emir al Omra wie als Sultan der Seldschuken. Er entriß den Oströmern Armenien und die kaukasischen Länder, und starb auf einem Zuge, den er zur Unterwerfung der Steppenvölker jenseits des Orus unternommen hatte. Unter seinem Sohne Malekschah (1072 —1092) dehnte sich die seldschukische Macht über ganz Asien aus. Doch blieb das Volk bei seiner Verbreitung über gebildetere Länder, so sehr auch Malekschah selbst die Pflege der Wissenschaft begünstigte und verfallene Schulen 17«

12. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 256

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
256 Die Reiche der Moslcmen und das christliche Spanien Druck, der auf der Kirche des Orients lastet, da der verwildernde Islam ein schlimmerer Feind ist, als es der geordnete gewesen» Das oströ- mische Reich ist entfernt, aus dem Wechsel der Dinge im Orient für sich und die Christenheit Nutzen zu ziehen» Nur im äußersten Süden und Westen Europas, gerade da, wo der Islam soviel geistigen Ge- halt, als er zu fassen und zu entwickeln fähig war, bewahrte, ward er langsam zum Rückzüge gezwungen und der Kampf, den christliche Waffen hier gegen ihn führten, hielt das Bewußtsein des Gegensatzes wach und richtete den Willen und die Erwartung der Völker auf einen dereinstigen Sieg über die gesammte dem Christenthum feindliche Macht. 2. Obgleich das Kalifat in der Familie der Abllasiden blieb, ver- lor es nach Harun alsbald alle Kraft. Während die Spaltungen im Reiche begannen, wurden zugleich nördliche Nomaden eine der Mächte, welche dessen Geschicke bestimmten. Die Stämme der Gegenden, welche ihre Bewohner schon über die Reiche des alten Asiens zuweilen als Feinde der Cultur ergossen hatten, damals unter dem Namen Türken begriffen, traten zu dem Kalifate in ein ähnliches Verhältnis, wie einst die Germanen zu dem römischen Reiche. Aus Feinden des Reiches wurden sie dessen Söldner und aus Söldnern dessen Herren, und wenn sie auch während ihres Aufenthaltes im Reiche den Islam annahmen, ging doch die Bildung des Islam nicht auf sie über, und sie förderten die Auflösung und Verwilderung, ohne sich, wie die Germanen im römi- schen Reiche, zur Gründung neuer, die bisherige Cultur fortleitender Staaten zu befähigen. Mohammed al Motassem, der vierte von Haruns Söhnen, die nacheinander ihrem Vater als Kalifen folgten, griff bei der wachsenden Unsicherheit zu dem Auskunftsmittel, sich eine türkische Leibwache zu bilden. Indeß nun in den Provinzen, die zur Erhaltung des üppigen Hofes unermeßliche Steuern liefern mußten, die Unzufrie- denheit wuchs und immer neue Empörungen veranlaßte, wurde die Würde des Kalifen, um die bei dem Mangel eines Erbfolgegesetzes oft Mitglieder der Herrscherfamilie stritten, von der Leibwache abhängig, die gleich den römischen Prätorianern über die Nachfolge entschied. Zu einer anerkannten Macht, vor welcher die Kalifen ganz zurücktraten, wurden die immer sich vermehrenden türkischen Truppen ungefähr ein Jahrhundert nach ihrer Errichtung im Jahre 935, als Achmet Iv., der fünfzehnte Kalif aus Haruns Nachkommenschaft, den Befehlshaber derselben unter dem Titel eines Emir al Omra oder Emirs der Emire zu seinem Stellvertreter in weltlichen Angelegenheiten ernannte. Schon vorher mit seiner Macht auf die Stadt Bagdad und deren Gegend be- schränkt, hörte er auf, Herrscher zu sein und bekleidete nur noch das Amt eines geistlichen Oberhauptes, eines obersten Imam, für denjenigen Theil der Schiiten, die sich nicht in Folge religiöser Spaltung von dem

13. Teil 2 - S. 98

1887 - Leipzig : Teubner
- 98 — inneren Wirren durch das Verbot der Bilderverehrung, welches den Bilderstreit erzeugte und die Losreifsung von Rom zur Folge hatte. Auf die kriegerische makedonische Dynastie (867 1056) folgte seit 1057 mit Isaak I. das Haus der Komnenen, dem die Aufgabe zufiel, das Reich sowohl gegen die wütenden Angriffe der Seldschukiden wie gegen die Eroberungsgelüste des Abendlandes zu schützen. Denn schon trug der Normanne Robert Guiscard von Apulien, der seit 1060 den Arabern Sicilien entrissen hatte, sich mit Plänen zur Eroberung des griechischen Reichs (f 1085), und dies war ein Lieblingsgedanke des Papstes Gregor Vii. Der kluge Kaiser Alexius I. Komnenus (1081 — 1118) sicherte den Bestand des Reichs, indem er, unterstützt von deutschen Auswanderern, die allmählich den Kern des byzantinischen Heeres bilden, die Seldschuken in Iconium bekämpfte und den Papst Urban Ii. für den Gedanken einer kriegerischen Unternehmung der abendländischen Christenheit gewann.1) . So war trotz schwerer innerer Schäden das byzantinische Reich, in welchem das lebenskräftige griechische Element das herrschende blieb, durch tapfere und kluge Männer auf dem Throne und in dem gut geschulten Heere eine kräftige Vormauer gegen den Islam. Es hehauptete zugleich durch rege Pflege des Handels, der Industrie und der Künste eine höhere Kultur als das Abendland und bewahrte demselben die Schätze der griechischen Litteratur und Bildung. 2. Die Mächte des Islam. Das Chalifenreich geriet nach Harun al Raschid in schnellen Verfall durch die religiösen Gegensätze, die Macht der Statthalter, welche eigene Dynastien gründeten, und durch die Trennung der geistlichen von der weltlichen Gewalt, welche letztere 934 dem Emir al Omra (Fürst der Fürsten), dem Befehlshaber der türkischen Leibwache übertragen wurde. Allenthalben entstanden unabhängige Reiche, unter welchen das Reich der Fatimiden, welches Nordafrika, Ägypten mit der Hauptstadt Kahiro, Syrien und Palästina um-fafste, die größte Macht erlangte. Doch bald erwuchs den la-timiden ein gefährlicher Nebenbuhler im Stamm der türkischen Seldschukiden, welche seit 970 zum sunnitischen Islam (.und in die Dienste der in Ostpersien gebietenden Ghasnaviden) uber-getreten waren und bald sich an Stelle der in Üppig ei ver sunkenen Araber mit roher Kraft zur führenden Macht des Islam aufwarfen. i) Das letztere ist in neuerer Zeit bestritten worden.

14. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 65

1902 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzzüge. 65 des Emir al Omra in ihre Hände brachten (um 1050) und unter kleinen Fürsten auch Palästina eroberten. Diesen politisch zerfahrenen Verhältnissen gegenüber über- ragte im 10. und 11. Jh. die islamitische Kultur die christliche beträchtlich.1 Die Araber, in dieser Beziehung Erben der Griechen, pflegten besonders die exakten Wissenschaften. Der Perser Eirdusi schrieb (unter Sultan Mahmudi.) das Schah-Nameh; Avicenna lehrte in Isfahan Aristotelische Philosophie. In der Baukunst schlossen sich die Völker des Islam vornehmlich der byzantinischen Bauweise an, entwickelten aber selbständig gewisse Bauglieder und Dekorations- formen (Arabesken).1 2 Buchara, Samarkand, Balch waren Hauptsitze einer reichentwickelten geistigen und materiellen Kultur, deren Höhe auch die gegen die Christen geübte Duldung bezeugt. b) Veranlassung. Als die rohen seldschukischen Horden sich Palästinas bemächtigten, wurden die dortigen Christen, die zur Kirche des hl. Grabes wandernden frommen Pilger wie die Kauf- leute und Gewerbetreibenden, hart bedrängt. Klagen hierüber waren mehrfach im Abendlande laut geworden. Wichtiger war, dafs Kaiser Alexios I. Komnenos, selbst von den Seldschuken bedroht und asiatischer Besitzungen beraubt, sich an Papst Urban Ii. wandte und um den Beistand des Abendlandes bat. Dieser ging um so eher darauf ein, als damit die Möglichkeit gegeben schien die Pläne Gregors Vii. zu verwirklichen und die griechische Kirche dem Papst- tum zu unterwerfen. Nachdem diese Angelegenheit auf der Synode zu Piacenza schon behandelt war, wurde im Nov. 1095 zu Cler- mont der Aufruf des Papstes mit allgemeiner Begeisterung („Deus lo volt!“) aufgenommen und ein Kreuzzug beschlossen. 2. Verlauf der Kreuzzüge. a) Der erste Kreuzzug 1096 — 99. Bevor die Rüstungen § 53. noch vollendet waren, brachen ungeregelte Scharen auf, von 1) Die Bedeutung der Araber für unsere Kultur geht u. a. auch aus der Menge von arabischen Lehnwörtern hervor, wie Atlas, Musselin, Kattun, Da- mast, Matratze, Alkoven, Karaffe, Talisman, Amulett u. s. w.; dazu kommen zahlreiche Ausdrücke der exakten Wissenschaften. Die sog. arabischen Ziffern haben sie uns aus Indien gebracht. 2) Das berühmteste arabische Bauwerk auf spanischem Boden ist die Alhambra in Granada (13. Jh ). Brettschneider, Hilfsbuch. Vi. 3. Aull. 5

15. Teil 2 - S. 98

1887 - Leipzig : Teubner
- 98 — inneren Wirren durch das Verbot der Bilderverehrung, welches den Bilderstreit erzeugte und die Losreifsung von Rom zur Folge hatte. Auf die kriegerische makedonische Dynastie (867— 1056) folgte seit 1057 mit Isaak I. das Haus der Komnenen, dem die Aufgabe zufiel, das Reich sowohl gegen die wütenden Angriffe der Seldschukiden wie gegen die Eroberungsgelüste des Abendlandes zu schützen. Denn schon trug der Normanne Robert Guiscard von Apulien, der seit 1060 den Arabern Sicilien entrissen hatte,' sich mit Plänen zur Eroberung des griechischen Reichs (f 1085), und dies war ein Lieblingsgedanke des Papstes Gregor Vii. Der kluge Kaiser Alexius I. Komnenus (1081 —1118) sicherte den Bestand des Reichs, indem er, unterstützt von deutschen Auswanderern, die allmählich den Kern des byzantinischen Heeres bilden, die Seldschuken in Iconium bekämpfte und den Papst Urban Ii. für den Gedanken einer kriegerischen Unternehmung der abendländischen Christenheit gewann.1) So war trotz schwerer innerer Schäden das byzantinische Reich, in welchem das lebenskräftige griechische Element das herrschende blieb, durch tapfere und kluge Männer auf dem Throne und in dem gut geschulten Heere eine kräftige Vormauer gegen den Islam. Es behauptete zugleich durch rege Pflege des Handels, der Industrie und der Künste eine höhere Kultur als das Abendland und bewahrte demselben die Schätze der griechischen Litteratur und Bildung. 2. Die Mächte des Islam. Das Chalifenreich geriet nach Harun al Raschid in schnellen Verfall durch die religiösen Gegensätze, die Macht der Statthalter, welche eigene Dynastien gründeten, und durch die Trennung der geistlichen von der weltlichen Gewalt, welche letztere 934 dem Emir al Omra (Fürst der Fürsten), dem Befehlshaber der türkischen Leibwache übertragen wurde. Allenthalben entstanden unabhängige Reiche, unter welchen das Reich der Fatimiden, welches Nordafrika, Ägypten mit der Hauptstadt Kahiro, Syrien und Palästina um-fafste, die größte Macht erlangte. Doch bald erwuchs den Fatimiden ein gefährlicher Nebenbuhler im Stamm der türkischen Seldschukiden, welche seit 970 zum sunnitischen Islam (und in die Dienste der in Ostpersien gebietenden Ghasnaviden) übergetreten waren und bald sich an Stelle der in Üppigkeit versunkenen Araber mit roher Kraft zur führenden Macht des Islam aufwarfen. *) Das letztere ist in neuerer Zeit bestritten worden.

16. Bd. 1 - S. 390

1854 - Leipzig : Engelmann
390 Untergang der alten Welt. Mamun Aufmerksamkeit mehr auf die Künste des Friedens als des Kriegs. Moscheen, Muvassimpaläste und Garten, Bibliotheken, Sternwarten u. dergl. m. wurden in allen Mutawak' arabischen Städten angelegt; Gewerbfleiß und lebendiger Handel brachten Reich- fitmn thum, woraus Liebe zum Luxus und Pracht, aber auch Weichlichkeit und Schwel- Muntassirg^rei hervorgingen. Poesie und mancherlei Künste, als Architektur, Musik 018-862. (N otensystem) und Ornamenten Malerei (Arabesken) blühten in den arabischen Hauptstädten; Wissenschaften wurden gelehrt zu Cordova, Ka- h i r a, Bagdad, Salerno u. a. O., besonders Grammatik, Geschichte, Rechtswissenschaft, Philosophie, Mathematik (arabische Zif- fern, Algebra), Sternkunde und Astrologie, Naturwissenschaf- ten (Chemie) und Medicin. Sie übersetzten die Schriften der Griechen, be- sonders des Aristoteles (tz. 99.), Eukleides (§. 133.), Ptolemaos, Galenos, Hippokrates u. a. (§. 224.), die erst durch arabische Bearbei- tungen den abendländischen Gelehrten bekannt wurden; wie denn überhaupt der Einfluß arabischer Literatur und Cultur auf die Ausbildung des christlichen Mit- telalters sehr groß war. §. 265. Verfall der Khalifenmacht. Aber unter den Beschäf- tigungen des Friedens ging der begeisterte Heldenmuth und die kriegerische Tugend unter; Luxus und Ueppigkeit untergrub die Kraft und Waffenkunde früherer Jahre; religiöse Streitigkeiten erzeugten Spaltungen und Secten und schwächten die Energie, die vorher die gottbegeisterten Streiter zum Sieg geführt; treulose Statthalter und ungehorsame Stammhäupter fielen ab und gründeten sich unabhängige Herrschaften; Ländertheilungen, Thronkriege und Empörungen zerstörten die Einheit und hemmten die Volkskraft. Bald wurden die Khalifen von Bagdad der Spielball ihrer türkischen Leib- wache, die, gleich den Prätorianern, über den Stuhl des Propheten ver- fügte und die geistliche Großherrnwürde in den Glanz eines Militärdespo- tismus hüllte. Ein oberster Beamter (Emir al Omra) riß, wie der frän- 0.930. kische Majordomus, alle weltliche Gewalt in Staat und Heerwesen an sich und ließ den Khalifen nur die ohnmächtige Würde eines geistlichen Ober- haupts. An diestelle der Türken trat um die Mitte des 10. Jahrhunderts als Beschützer des Khalifenthrons das aus D i l e m stammende persische Fürsten- geschlecht der Buiden, die dem Beherrscher der Gläubigen nichts als die Chotba (die Ehre im Gebet genannt zu werden) und das Münzrecht ließen. Sie selbst regierten das Reich nicht ohneruhm und achteten neben den Waffen die Wissenschaften und diekünste des Friedens. Im 11. Jahrhundert wurden die arabischen Herrschaften des Orients ein Raub der zum Islam bekehrten Seldschukischen Türken, die bisher als Nomaden am Aralsee gehaust und -1028. deren Sultan den Khalifen von Bagdad die Würde eines Emir al Omra abtrotzte und auf seine Nachfolger vererbte. Bald waren die Seldschuken, die das reizend gelegene Bochara zum glänzenden Herrschersitz ihrer Dynastie erkoren, Herren von Vorderasien, indeß die Macht des Khalifen zu einem Schatten herabsank (vgl. §. 301. 2.). Noch zwei Jahrhunderte bestand die 1228. Würde fort, bis der Enkel des Mongolen Dschengis-Chan Bagdad

17. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 128

1891 - Dresden : Höckner
— 128 — 2. Der mohammedanische Orient. 1. Das arabische Reich löste sich immer mehr auf in sunnitische Staaten, die wenigstens die geistliche Oberhoheit des Kalifen noch anerkannten, und schulische Herrschaften, die sie ganz verwarfen. Der abbasidische Kalif, der seine weltliche Macht thatsächlich dem Befehlshaber seiner türkischen Leibwache (seit e. 907 „ Emir al Ornra", d. h. Emir der Emire) überlassen mußte, wurde allmählich auf das Gebiet um Bagdad und nach der Eroberung seiner Hauptstadt durch die persischen Bnjiden 945, seine nunmehrigen weltlichen Schutzherren („Sultane" 945—1055), vollständig auf die geistliche Herrschaft beschränkt. In Nord-Afrika erhoben sich die fchiitischen Fatimi den, eroberten 970 auch Ägypten samt dem südlichen Syrien und machten 972 das neugegründete Kahira (Kairo) als „Kalifen" zu ihrer Hauptstadt. 2. Doch zu neuem Angriff gewann der Islam die Kraft erst mit dem Auftreten des tapferen und sittenreinen Nomadenvolkes der (seldschukischen) Türken. Diese drangen 1030 aus ihren Sitzen zwischen Jaxartes und Oxus über den letzteren Strom ostwärts vor und unterwarfen Iran und die Tigrisländer, nahmen 1055 Bagdad und stürzten hier die Herrschaft der Bujiden. Das nun von den Türken militärisch organisierte Kalifenreich verdrängte die Byzantiner aus Kleinasien und die Fatimiden aus Syrien (1071 Eroberung Jerusalems). 3. Aber auch das seldschukische Reich zerfiel bald wieder in einzelne, überdies durch christlich-armenische Staaten (Edefsa, Cilicien u. a.) von einander getrennte Emirate oder Sultanate unter türkischen Dynastien (Jconium, Mosnl n. a.). Diese entbehrten auch im Innern jedes festen Haltes, da sie lediglich auf der Persönlichkeit der Herrscher und dem militärischen Übergewicht der Türken über eine weit kultiviertere, stammfremde und zum Teil auch andersgläubige Bevölkerung Beruhten. Unter solchen Umständen faßte der Byzantinische Kaiser Alexios I. (1081—1118) den Plan, mit abendländischer Hilfe Kleinasien wiederzuerobern. 3. Der erste Kreuzzug 1096—1099. 1. Schon war der ganze Südwesten Europas in erfolgreichem Vordringen gegen den Islam Begriffen, der ihn Bis zum Anfang des I I. Jahrh, zu überfluten gedroht hatte (Eroberung Sieiliens durch die Normannen, Toledos durch Alfons Vi. von Kastilien 1085, >) Kämpfe der pifanifchen und genuesischen Flotten an den Küsten Nordafrikas). Da unternahm es ') Während das omaijadifcke Kalifat von Cord ova in Spanien durch die Unbotmäßigkeit der Walis in eine Anzahl kleiner Herrschaften zerfiel (1031), erhoben sich im Kampfe mit diesen aus dem asturischen und cantabrischen Gebirgslande und aus der spanischen Mark allmählich mehrere Christen-ftaaten (um 1250 Kastilien-Leon, Aragon, Navarra, Portugal). Das Vordringen derselben gegen die Mauren (Cid Campeador f 1099) wurde unterbrochen erst durch die aus Afrika (Marokko) herüberkommenden Morabethen oder Almoraviden (Sieg bei Salaca 1686), dann nach deren Sturz (feit 1146) durch die Al mohad en. Nach dem großen Siege der vereinigten christlichen Fürsten unter dem kastilischen König Alfons Viii. bei Navas de Tolofa 1212 wurden die Araber mehr und mehr auf Granada zurückgedrängt.

18. (Zur Universal-Geschichte) - S. 16

1882 - Berlin : Gaertner
16 Geschichte der christlich - germanischen Welt. 6. Die Muhamedaner. 900 Die Kalifenmacht in Asien verfällt dem Regiment eines Emir al Omra (wie Major domns im Frankenreich). 900—1000 Sdie Samaniden, Hamadaniden, Chowaresmier und Bniden gründen blühende Reiche in Westasien. 900—1099 Die Fatimiden herrschen in Ägypten, in Mekka und Medina, anfangs mächtig, später int Streit mit Religionssekten. 1000 Das Ghasnawidenreich unter Muhamed I. in Ost-persien blühend (Avicenna, Ferdusi). 1000 Die Omeijadenin Spanien bringen unter Abderha-man Iii und Haschem Ii. das Land zu hoher Blüte (Alkazar, Alhambra — Almanzor, großer Seebeld und Kunstfreund). 1037—1099 Die Omeijaden in Spanien unterliegen den Waffen der christlichen Könige Sancho von Navarra, Ferdinands desgroßen von Kastilien (Cid Campeador stirbt 1099). Kastilien und Aragonien werden selbständig, ebenso Portugal unter dem Prinzen Heinrich von Burgund. 1058 Die Würde des Emir al Omra in Asien geht auf die Seldschukischen Türken (Seldschuk (970) über, durch welche die Kalifen gestürzt werden. Togrul Beg und Alp Arslan. Jspahan wird Residenz der Seldschukischen Sultane. 1070 Die nomadischen Morawiden gründen Reiche in Marokko, Fez und Tunis, wo vorher die Edrisiden, Zereiden und Aglabiten geherrscht. 1079 Das Seldschukenreich zerfällt in eine Menge von Lehnsherrschaften (Sultanat von Jkonium). Iii. Periode. Vom Anfang der Kreuzzüge bis zum Schluss derselben. 1096—1270 n. Chr. 1 Die Kreuzzüge 1096—1099 Erster Kreuzzug. Peter von Amiens. Kirchenversammlung zu Clermont (1095). Papst Urban Ii. Walter

19. Der biographische Unterricht - S. 47

1874 - Berlin : Gaertner
— 47 — §. 61. Ausbreitung des Islam Muhammeds Lehre verbreitete sich so schnell, dass noch heute die Zahl der Araber, Türken, Perser, Mongolen und andrer Völker Asiens und Asrika's, welche sich zum Islam bekennen, nicht viel geringer ist, als die Zahl sämmtlicher Christen auf der Erde. Da Muhammed keinen Sohn hinterließ, so folgte ihm sein Vetter Ali, der Gemahl seiner Tochter Faüme. Dieser wurde aber bald von Abu-Bekr gestürzt. Die Nachfolger Muhammeds (Kalifen, d. i. Stellvertreter des Propheten) machten in ihren Bekehrungskriegen große Eroberungen. Einer derselben, Omar, ging (640) nach Ägypten und eroberte die Stadt Alexandria, in welcher sich eine sehr große und berühmte Bibliothek befand. Die Araber fragten den Kalifen, was sie mit der großen Büchersammlung anfangen sollten. Omar soll geantwortet haben: „Verbrennet sie; denn entweder steht in diesen Schriften, was im Koran enthalten ist, und dann sind sie überflüssig, oder es steht etwas anderes darin, und dann sind sie gottlos." Von Ägypten aus zogen die Araber längs der Norbfitfte Afrika's bis zur Meerenge von Gibraltar, verbanden sich mit den hier wohnenden Mauren und bahnten sich so den Weg nach Spanien. Als nun gar die Spanier selbst sie aufforberten, herüber zu kommen, erschienen sie (711) unter ihrem Feldherrn Tarek in den südlichen Gegenben und brangen sogar über die Pyrenäen nach Frankreich vor. Hier aber würden sie von Karl Marteli, dem Großvater Karls des Großen (132), bei Tours in einer furchtbaren Schlacht geschlagen. Wäre das. nicht geschehen, so hätten die Araber oder Mauren vielleicht ganz Europa unterjocht und den christlichen Völkern ihre Religion aufgedrungen. In Spanien aber fassten sie festen Fuß, trieben die christlichen Fürstea in die _ afturifchen Gebirge und errichteten zu Kordova ein besonderes Kalifat. Nach beinahe vier Jahrhunderten eroberten die Christen einige Provinzen wieder und vertrieben endlich am Schluffe des fünfzehnten Jahrhunderts die Araber ganz aus Spanien. Die Eroberungen der Araber erstreckten sich aber nicht bloß aus Spanien, sondern auch auf andre Theile Europa's. Schon hatten sie alle Länder Asiens bis zur Tartarei unterjocht, als sie vor Konstantinopel erschienen, um es einzunehmen. Diese Stadt war der Sitz des griechischen oder morgenländifchen Kaiferthums. Wir erinnern uns, dass feit Augustus in Rom Kaiser herrschten. Einer von ihnen, Theodosius, sah ein, dass das mächtige römische Reich zu groß für einen Herrscher sei, und theilte es deshalb unter seine beiden Söhne (395). Der eine, Honorius, erhielt Italien und die westlichen Länder (abendländisches Kaiferthum), der andre Griechenland und die östlichen Besitzungen (morgenländifches Kaiferthum). Das abendländische Kaiferthum war längst untergegangen, während noch das morgen-ländische bestand. Die Araber hatten den morgenländifchen Kaisern bereits Syrien, Palästina, Ägypten und Nordafrika genommen. Jetzt wollten sie das ganze Kaiferthum vernichten und erschienen (67 5) mehreremal vor Konstantinopel. Es gelang ihnen aber nicht, die Stadt zu erobern. Spater fanden in dem großen arabischen Reiche manche Veränderungen statt. Die Kalifen waren weichliche und schwache Fürsten und übertrugen die Regierung ihren Statthaltern (Emiren). Derjenige Emir, welcher dem Kalifen am nächsten stand und die Aufsicht über das ganze Reich hatte, hieß Emir al omra. Diese Würde erlangte (1000) ein Türke, namens Seldschuck. Seitdem gewann die Herrschaft der Türken oder Seldschncken die Oberhanb über die Araber. Der Kampf gegen das griechische Kaiserreich würde fortgesetzt und enblich im Jahre 1453 Konstantinopel von den Türken erobert. Das Kaiferthum hörte auf, und die türkischen Sultane machten Konstantinopel zur Hauptstadt ihres Reiches.

20. Die Weltgeschichte - S. 340

1849 - Heidelberg : Winter
340 §. 102. Die Kreuzzüge. » christliche Welt mit der muhammedanischen, wie bisher im Abend- lande auf spanischem Boden, so nun auch im Morgenlande auf dem heiligen Boden der Wiege des Christglaubens selbst in Kampf trat. Von Anfang an war den Christen das heilige Land, wo der Heiland der Welt sein Erlösungswerk vollbracht hatte, ein Gegenstand der Verehrung gewesen; und schon Constantin's Mutter, die Kaiserin Helena, hatte über der Stelle, die man für Christi Grab hielt, eine Kirche bauen lasten, in welcher die nach dem Morgenlande pilgernden Christen ihre Andacht verrichteten. Weil man stch die Andacht an diesen Orten als besonderes Ver- dienst vor Gott anrechnete, so wurden die Wamnhrten nach dem heiligen Grabe immer häufiger; selbst als die Araber das Land einnahmen und unter Omar 637 Jerusalem eroberten, unterblieben sie nicht, weil auch die Araber vor dieser Stätte Ehrfurcht hatten und darum die Pilger ungestört ließen, selbst als diese um das Jahr 1000, getrieben von der Erwartung der zweiten Zukunft Christi, in zahllosen Schaaren dorthin strömten, um dieses von ih- nen mißverstandene Ereigniß im gelobten Lande selbst abzuwarten. Bis dahin hatte das Chalifenreich der Abbasiden im Orient (s. 95) manche Veränderungen erlitten. Seine höchste Blüthe erreichte es unter dem großen Haroun al Raschid (787—809) und unter seinen nächsten Nachfolgern, indem diese Chalifcn gegen den Geist des Islam mit Vorliebe Künste und Wissen sch asten pflegten und daher nicht nur allenthalben Paläste und Moscheen bauten und eine eigenthümliche arabische Architec- tur beförderten, sondern auch in den Hauptstädten der ihnen unterworfenen Lander wissenschaftliche Anstalten für Philosophie und Mathematik, Astronomie und Astrologie, Chemie und Mcdicin errichteten und Veranlassung zum Übersetzen der Schriften des Aristoteles, Euklides und anderer Griechen in's Arabische gaben, wodurch diese erst dem Abend- lande bekannt wurden. — Durch Th eilung aber, so wie durch Weich- lichkeit und Üppigkeit untergruben die Chalifcn allmählig ihre Macht; sie wurden ein Spiclball ihrer Lcibschaarcn, die am Ende nach Gefallen über den Chalifenthron verfügten, bis 1058 ein Emir al Omra (eine Art Ma- jordomus) die weltliche Macht an sich riß und den Chalifcn nur als geist- liches Oberhaupt bestehen ließ. Von 1075 an erhielt das türkische Ge- schlecht der Seldschucken diese Emirwürdc und wußte die Chalifcn zu Bag- dad in fortwährender Abhängigkeit zu erhalten, wie denn Schah Malech das seldschuckische Reich bis an die chinesische Gränzc ausdehnte. Bet dieser Schwäche der Abbasiden gelang cs übermächtigen Statthaltern, sich loszureißen