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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — die Freude; er vertieft sich in das liebliche Bild, er sieht sich an der Spitze von vielen Tausenden Bauern, Bürgern und Rittern, er giebt das Zeichen zum Angriff (daher der Griff nach dem Schwert), er greift an, er siegt, und vor ihm stehen die stolzen Fürsten, gefangen und gebunden, wie einst die Sachsen an der Unstrut; und nun aus nach Rom, gegen den frechen Mönch, ihn zu verjagen oder zu fangen, denn das Schwert ist schärfer als der Bann, deutsches Eisen stärker als der römische Fluch. Doch noch ist es nicht so weit, noch ist er nicht Sieger, sondern wehrlos und ehrlos in der Hand der Fürsten und des Papstes. So erwacht er aus dem schönen Traum, und Kummer und Gram blicken uns wieder aus seinem Antlitz entgegen. So wechseln in der Seele des Kaisers Schmerz und Zorn und Hoffnung, und so reitet er ein in Speier als ein gebeugter Mann, ein Kaiser und doch ein Gegenstand des Mitleids selbst für den geringsten Mann „im letzten Häuselein." Zusammenfassung: Die Fürsten erklärenden gebannten Kaiser für abgesetzt, wenn er nickt binnen kurzer Zeit vom Banne gelöst sei; sie wollen auf dem nächsten Reichstag den Papst endgiltig über Heinrich und feine Herrschaft richten lassen. — Überschrift: Ernied- rigung Heinrichs auf dein Fürstentag in Tribur. b. Wie steht es nun mit Recht und Unrecht in dieser traurigen Geschichte? Es handelt sich bei dieser Frage um zwei Parteien, den Kaiser und die Fürsten. 1. Der Kaiser. Ich habe es euch angemerkt, daß ihr seine Partei ergriffen und Mitleid mit feinem Unglück empfunden habt. Ist er aber ganz rein und ohne Schuld an feinem Unglück? Das Unglück war die einfache Folge und gerechte Strafe des Leichtsinnes, des Übermutes, der Unbesonnenheit, des Jähzornes, der Rachsucht, der Härte und Gewaltthätigkeit womit er den Papst, die Fürsten und die Sachsen behandelt hatte. Er hatte allen dreien nicht bloß angemaßte (z. Sb.?), sondern auch wirkliche Rechte zu entreißen und zu verringern gesucht (Simonie, ungerechte Entsetzung des Papstes, Rat der Fürsten, Freiheiten der Sachsen); durch diese Gewaltthaten trieb er aber die Angegriffenen zu einem Bündnis gegen sich, und diesem Bündnis zwischen Papst und Fürsten mußte er unterliegen; denn die vereinigten Fürsten waren ihm weit überlegen an Waffengewalt, und der Papst gab ihrem Treubruch und Widerstand göttliches Recht durch den Bann. Für seine Thorheit und sein Unrecht mußte nun Heinrich durch die Erniedrigung von Tribur büßen. Und die Erniedrigung war furchtbar hart. Denn durch feine Einwilligung in den Vertrag bekannte er öffentlich gerade das Gegenteil von dem, was er früher gedacht und erstrebt hatte (vergl. seinen Brief aus Worms!). Dem Papst bekannte er: Ich hatte kein Recht dich zu entsetzen, du aber hast das Recht mich zu bannen und zu entsetzen; ich muß dir gehorsam sein „in allen Dingen" (also auch bei der Investitur), du aber bist mir gar keine Pflicht schuldig. Den Fürsten aber bekannte er: Ich habe kein Recht über euch zu herrschen, sondern ich darf bloß mit euch regieren. Und die schwerste Erniedri-

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1. Kursus 2 - S. 61

1897 - Altenburg : Pierer
61 sich so sehr zu den Priesterstellen? Die fetten Pfrnden waren sehr ein-trglich und ehrenvoll. (Ausbildung des Lehenswesens!) 4. Verbot der Investitur. Worin bestand diese? Belehnung der Bischfe mit Ring und Stab durch Herzge und Könige. Warum erlie er dies Gebot? Er wollte dadurch die Bischse unabhngig machen von der weltlichen Macht, sie selbst und ihre Lnder der Herrschaft des Papstes unterstellen und so die kaiserliche Macht schwchen. Wie sucht er diese neuen Ein-richtnngen durchzufhren? Entsetzung und Bann. Was haben aber die neuen Einrichtungen mit der Bannung des Kaisers zu thun? Der Papst hat die Simonie und Investitur verboten und der Kaiser hat sich darum nicht gekmmert. Da bannt der Papst fnf Rte des Kaisers; aber der Kaiser behlt die Gebannten um sich. Der Pabst bedroht des-halb den Kaiser mit dem Banne und mit Absetzung. Da beruft der Kaiser nach Worms eine Kirchenversammlung. Diese spricht des Papstes Absetzung aus. Der Kaiser als Schutzherr der Kirche besttigt die von den deutschen Bischfen ausgesprochene Absetzung und schreibt den Brief an Gregor Vit.*) Der Papst antwortet mit dem Banne. Bedeutung des Bannes: Ausstoung aus der Kirche. Folge fr einen Fürsten: Verlust seiner Herrschermacht und seines Herrscherrechts, weil der Bann den Lehnseid auflst. 2. Stck: Die Wirkung des Cannes. Welche Wirkung hatte der Bann? Die Folge ist ein allgemeiner Abfall. Zuerst fallen die Sachsen vom Kaiser ab. Warum freuen sich die Sachsen so sehr der den Bannfluch? Wiederholung des Sachsenkrieges: a) Bedrckung und Erbitterung der Sachsen, b) Welches ist also die erste Wirkung: Der allgemeine Abfall im Reiche. Und wie verhielten sich nun die Fürsten weiter? Sie halten Rat zu Tribur und beschlieen, Heinrich abzusetzen. Doch der Papst hat ge-schrieben, da er Heinrich wieder in Gnaden annehmen wolle, wenn er sich von ganzem Herzen bekehre und der Kirche in allen Dingen" ge-horsam wre. So beginnen sie denn, mit dem gebannten König zu unter-handeln. Und dieser macht demtige Versprechungen. Welche? Warum machte er solche Versprechungen? Er wollte sich die Krone retten, dann hoffte er bei gnstiger Gelegenheit die frhere Macht und das frhere Ansehen wieder gewinnen zu knnen. Er behielt die Krone. Inwiefern lag in dem Frstentag zu Tribur eine neue Demtigung des Kaisers? Durch seine Einwilligung in den Vertrag bekannte er ffentlich gerade das Gegenteil von dem, was er frher gedacht und erstrebt hatte. Dem Papste gegenber bekannte er, da er kein Recht habe, ihn zu entsetzen, dieser aber wohl berechtigt sei, den Kaiser zu bannen und zu entsetzen, da er ihm gehorsam sein msse in allen Dingen, auch bezglich der Simonie und Investitur. Und den Fürsten gegenber gab er zu, da er kein Recht habe, der sie zu herrschen, sondern nur gemeinsam mit ihnen zu regieren. Die schwerste Erniedrigung stand ihm aber noch bevor auf dem Reichstage zu Augsburg. In-wiefern? Aber zeigte sich dadurch Heinrich nicht feig? Nein, er that es nur gezwungen in der hchsten Not. Um den Verlust der *) cf. Lehr- und Lesebuch p. 54.

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 53

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 53 - Bann, Bündnis mit den deutschen Fürsten; siehe oben!). Warum gab Gregor endlich nach? Gewiß nicht aus Mitleid, sondern aus Klugheit, weil er nämlich einsah, daß er nicht anders konnte, ohne sich und die Kirche schwer zu schädigen. Denn wenn er einem so offenbar bußfertigen Sünder die Lösung verweigerte, dann zeigte er vor aller Welt, daß ihm die wichtigste Eigenschaft eines christlichen Oberpriesters, die christliche Barmherzigkeit, fehle, dann zwang er selber dem König das letzte und äußerste Mittel zur Rettung der Krone in die Hand, das Schwert der Lombarden, und das konnte der Kirche und der Papst-herrschaft schwere Wunden schlagen. Dem gegenüber erschien dem klugen Papst die Lossprechung des Königs immer noch als das kleinere Übel, und danach handelte er. Warum legte er aber dem König die eigentümliche Bedingung auf, die doch eigentlich gar nichts mit der Schuld zu thun hatte, wegen der er ihn gebannt? Er wollte trotz der Lösung den ihm so nützlichen Bund mit den deutschen Fürsten nicht ausgeben und sich die Handhabe nicht entwinden lassen, um bei günstiger Gelegenheit in Deutschland als Schiedsrichter aufzutreten. Wie erklärt sich die allgemeine Rührung beim ersten Zusammentreffen von Gregor und Heinrich? Der Kaiser zu Füßen des römischen Bischofs, das war der Höhepunkt der Tage von Canossa, da war auf ein Bild zusammengedrängt die Erniedrigung des Kaisers und die Erhöhung des Papstes — und das mußte alle Beteiligten tief ergreifen. Mich wundert, daß der König mit fo schwerem Herzen von Canossa hinwegritt; er hatte doch erreicht, was er erreichen wollte, da konnte er doch guten Mutes sein? Er hatte sich die Erlangung der Lossprechung nicht so schwer vorgestellt, hatte eingesehen daß er um seines Zieles willen große Schmach über sich und die Krone gebracht hatte, und das raubte ihm die Freude über seinen Erfolg. — Überschrift: Die Buße Heinrichs in Canossa. b. Welche Bedeutung haben die Tage von Canossa für Heinrich und für Gregor? Für Heinrich. Er hat das Ziel feiner Reife, die Lösung vom Bann erreicht; dadurch ist er — nach dem Triburer Vertrag — wieder in den vollen Besitz der Regierungsgewalt gekommen (denn nur wegen des Bannes war sie ihm abgesprochen worden); dadurch hat er den gefahrdrohenden Tag von Augsburg vereitelt, hat den Bund des Papstes mit den deutschen Fürsten gelockert und die Fürsten zugleich unschädlich gemacht (denn nur aus dem Bann beruhte ihr Recht zu Abfall und Empörung). Das war gewitz ein großer Erfolg. Und dies alles hat er erreicht ohne Waffen, indem er den hartnäckigen Papst durch feine hartnäckigere Buße zum Nachgeben zwang und so den Mächtigen überwand und besiegte. — Aber der Sieg und Erfolg war zu teuer bezahlt, der Preis dafür war viel zu hoch. Wohl meinte Heinrich, sich nur persönlich als Christ zu demütigen, aber in Wirklichkeit hat er Kaiser und Kaisertum erniedrigt, hat die Ehre und Würde der Krone und

3. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 52

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 52 — Heinrich mußte sich aber verpflichten, ruhig nach Deutschland zu gehen und sich aller königlichen Gewalt so lange zu enthalten, bis der anberaumte Reichstag zu Augsburg selbst hierüber entschieden habe. In der Besprechung wird unter anderem ausgeführt, daß die Scene von Kanossa die tiefste Erniedrigung des Kaisertums und den höchsten Glanz des Papsttums bedeutete. Ein deutscher Kaiser steht im Büßergewande bittend und weinend am Thore zu Kanossa und sucht durch sein Elend das Mitleid des Papstes zu erwecken. — Und letzterer läßt den büßenden Kaiser 3 Tage lang in Frost und Schneesturm stehen, ehe er ihm Einlaß gewährt, und wenn er ihn auch vom Banne losspricht, so entläßt er ihn doch unter harten entehrenden Bedingungen. Unter welchen? 7. Aber Heinrich ist doch im Banne gestorben. Wie ist das zu erklären? Der Papst hat ihn zum zweiten Male in den Bann gethan. Der Kaiser war durch die schmachvolle Behandlung zu Kanossa tief verletzt worden. Schmerz, Reue, Zorn tobten in seinem Herzen. Warum Reue? worüber Schmerz? Er wollte den erlittenen Schimpf rächen und verband sich, ganz gegen seinen Eid, mit mehreren Fürsten Oberitaliens gegen den Papst. Unterdessen hatten die deutschen Fürsten einen neuen Kaiser gewählt, Rudolf von Schwaben. Da mußte Heinrich nach Deutschland und seinen Thron retten. Er traf es hier besser, als er hoffen konnte. Die empörende Härte, mit der ihn der Papst behandelt, hatte viele Gemüter entrüstet. Namentlich waren es die Städte, die ihm Teilnahme und Hilfe entgegenbrachten. Er konnte sich am Rheine ein Heer sammeln, und mit diesem schlug er seine Gegner. Der Gegenkaiser Rudolf starb auf dem Schlachtfelde. Ein Kriegsmann hatte ihm mit dem Schwerte die rechte Hand abgeschlagen Als man dem Verwundeten seine abgehauene Rechte zeigte, rief er sterbend aus: „Die ist es, mit der ich einst Heinrich den Eid der Treue schwur!" Der Gegenkaiser Rudolf war also vernichtet, und Heinrich wieder alleiniger Kaiser in Deutschland. Viele seiner Feinde verloren jetzt den Mut zu fernerem Widerstände. Viele hielten auch den Tod des Gegenkaisers für ein Strafgericht Gottes und schlossen sich wieder ihrem rechtmäßigen Oberherrn an. Die Zahl seiner Anhänger wurde von Tag zu Tag tzrößer. Mit Heeresmacht zog nun Heinrich auch nach Rom, um den Papst zu züchtigen für die ihm angethane Schmach. Er belagerte ihn fast drei Jahre in Rom. Da fand Gregor Gelegenheit, sich zu retten, starb aber kurze Zeit darauf in Unteritalien. Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung!" So waren also Heinrichs Hauptgegner gestorben, in Deutschland Rudolf von Schwaben, in Italien Gregor Vii. Nach soviel Krieg und Not mögen nun ruhige und glückliche Zeiten für ihn gekommen sein. 8. Schließlich ist Heinrich aber doch noch hilflos, verlassen und in bitterer Not gestorben. Was muß da ge-

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 97

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 97 — drückung der Sachsen. Auch sein leichtsinniges und schwelgerisches Leben ist zum Teil Adalberts Schuld; die Feinde aber vergrößerten dann die übermütigen Streiche zu schwarzen Lastern. Auch die große Jugend Heinrichs entschuldigt manche thörichte und üble That. Weil er gewöhnt war, daß jede Laune befriedigt wurde, lernte er sich nicht beherrschen und konnte weder einen Mißerfolg noch einen Erfolg ertragen. Darum war er im Glück übermütig und trotzig (Bestrafung der besiegten Sachsen und Entsetzen Gregors), im Unglück verzagt und verzweifelt (Gang nach Canossa, Abdankung). Kurz weil er nicht recht erzogen war, so schwankte er ohne festen Willen hin und her und ließ sich von seinen Begierden (Zorn, Rache, Herrschsucht) regieren. Erst die harten und bitteren Schicksalsschläge (z. B. ?) machten ihn fest, besonnen und gerecht, und nun zeigte er auch seine im Grunde des Herzens ruhende Menschenfreundlichkeit durch treue Sorge für seine Unterthanen. — Natürlich wird durch alle diese Erklärungen und Entschuldigung nicht etwa alle Schuld Heinrichs hinweggenommen, sie wird aber gemildert. — Zusammenfassung. Haupt - Zusammenfassung. Vereinigung der 7 behandelten Einheiten zur Einheit: Heinrich Iv. Iii. 1 und Iv. 1. Zusammenstellung der Überschriften der Einheiten, und zwar erstens nach ihrer Beziehung zum Bann (Ursache des Bannes. Wirkung des Bannes u. s. w.), zweitens nach ihrem Inhalt (Einrichtungen Gregors, Widerstand Heinrichs u. s. w.). — Darstellung des gesamten Stoffes in der kurzen erzählenden Form. Iii 2. und It. 2. Leben, Thaten und Schicksale Heinrichs in der richtigen Zeitfolge. Heinrichs Jugend: Entführung, Erziehung, Verirrung, Aufstand der Sachsen. Der erste Bann: Widerstand gegen Gregors Einrichtungen und Entsetzung des Papstes, der Bann, der allgemeine Abfall, die Erniedrigung in Tribur, die Buße in Canossa (1077). Der zweite Bann: Die Wahl eines Gegenkönigs, der Bürgerkrieg, der neue Bann, die Einsetzung des Gegenpapstes, die Eroberung Roms, Gregors Flucht und Ende; Regierung und Sturz des gebannten Kaisers, der tote Kaiser im Bann (1111). Iii. 3. und It. 3. Heinrichs Charakter (Gesinnung, Eigenschaften). Schlechte Eigenschaften: leichtsinnig, genußsüchtig, pflichtvergessen, unklug, unbesonnen, jähzornig, rachgierig, ungerecht, gewaltthätig, hart, streng, rücksichtslos, mißtrauisch, schwankend und unstät, trotzig im Glück, verzweifelt im Unglück. Staude u. Göpfert, Präparationen. Iii. 7

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 46

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 46 — den Papst zum Richter über den Kaiser und die Krone aufstellten, so erniedrigten sie die kaiserliche Gewalt zur Dienerin eines fremden Priesters, so raubten sie dem Reich die Selbständigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und über dem Papsttum gehabt hatte, ja sie machten (durch die Investitur) das halbe Reich zum Eigentum des herrschbegierigen Rom und halfen dem Papst zur Erreichung seines stolzen Planes (Vereinigung der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt in seiner Hand). Und die solches thaten, das waren Reichsfürsten, deren oberste Pflicht es doch war, mit dem Kaiser für die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen. Diese Pslichtvergesienheit können wir nur als einen Verrat des Reiches ansehen und verurteilen. — Zusammenfassung. Iii. 1. Zweierlei Hauptthatsachen hat uns unser Stück vorgeführt: den allgemeinen Abfall (Sachsen, Fürsten, Bischöfe, Volk) und die Fürstenversammlung zu Tribur. Wie hängen beide unter einander zusammen? Die einstweilige Absetzung ist die notwendige Folge des Abfalls (der Gehorsamverweigerung). Und wie hängen beide Ereignisse mit dem Bann zusammen? Sie sind die Folge oder Wirkung des Bannes. Also Überschrift? Die Wirkung des Bannes. It. 1. Überschrift: Die Wirkung des Bannes, d. H. der allgemeine Abfall der Unterthanen und die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentag zu Tribur. Kurze Erzählung der Thatsachen: Als der Bann in Deutschland bekannt wurde, fielen zuerst die hart gezüchtigten Sachsen von ihm ab, darauf die Fürsten, die Bischöfe und das Volk. Auf dem Fürstentag zu Tribur beschlossen die Fürsten, Heinrich solle für abgesetzt gelten, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist von dem Bann löse, und noch vor Ablauf dieser Frist sollte der Papst in Augsburg das letzte Urteil über ihn sprechen. Iii. 2. D as Verhülln is der Fürsten zum Kaiser war nicht immer so wie zu Heinrichs Zeit. Karl d. G. schaffte die Herzogswürde bei den einzelnen Stämmen ab (warum?) und regierte durch Beamte (Grafen) und Bischöfe, die ganz in seiner Gewalt waren. Zur Zeit Heinrichs I. sind die 5 Herzöge erbliche Herren ihres Stammgebietes, stehen wie Könige neben dem König und helfen oder widerstehen ihm je nach ihrem Gutdünken. (Wie war das gekommen: Schwache Kaiser nach Karl d. Gr.). Otto I. unterdrückt diese übermäßige Gewalt der Fürsten durch blutige Kriege und machte sie zu absetzbaren Beamten des Reiches. Zu Heinrichs Iv. Zeit treffen wir die Fürsten wieder als erbliche Herren (man denke an den Sohn des Sachsenherzogs) ihrer Lehnsgebiete, und zwar in viel größerer Anzahl; sie haben einen großen Teil der Königsgewalt (Heerbann, Geruht, Zölle) in der Hand und sind gewohnt auf den Reichstagen die Geschäfte des Reiches mit zu beraten und so das Reich mit zu regieren. Ja sie verweigern, wenn sie es für nützlich und straflos halten, sogar

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen - S. 60

1882 - Halle : Anton
60 3. Gregor benutzte die durch die Klagen der Sachsen gebotene Veranlassung, um auch in Deutschland gegenüber dem Kaiser seinen Ansichten und Bestrebungen zum Siege zu verhelfen. Ungesäumt lud er Heinrich nach Rom zur Verantwortung vor. Ein solches, bis dahin unerhörtes Verfahren erregte des Kaisers höchsten Zorn. Dnrch die in Worms versammelten deutschen Bischöfe ließ derselbe den Papst entsetzen; die oberitalienische Geistlichkeit, die jenem wegen der Cölibatgesetze gram war, trat dem Beschlusse bei. Gregor antwortete mit dem Bann. Bald fühlte Heinrich die Wirkung desselben. Seine bisherige Willkür und Sittenlosigkeit hatte ihm die Herzen entfremdet; nun wankte allerorten die Treue. Als er die Fürsten zu sich nach Worms entbot, kam keiner; wohl aber versammelten sie sich zu Tribur^ um auf eigene Hand das Wohl des Reichs zu beraten. Umsonst entsendete der in der Nahe weilende Kaiser Boten ans Boten, um sich mit ihnen zu verständigen; flehentlich bat er, ihm doch wenigstens den königlichen Namen und die königlichen Abzeichen zu lassen: der Papst möge im kommenden Jahr zu Augsburg das Urteil sprechen; bis dahin möge sichheinrich aller Reichsgeschäfte enthalten; sollte er aber binnen Jahresfrist nicht vom Banne gelöst sein, so würden sie einen neuen König wählen — mit diesem Beschlusse gingen die Fürsten auseinander. 4. Von dem Tage zu Augsburg mußte der Kaiser noch größere Demütigung fürchten; darum suchte er vor allem Aussöhnung mit dem Papste. Heimlich verließ er das ihm zum Aufenthalte angewiesene Speier und überstieg mitten im Winter unter unsäglicher Mühe die schnee- und eisbedeckten Alpen. Die von den Oberitalienern angebotene Hilfe wies er zurück; er eilte nach Canossa ( - westlich von Modena), wo sich Gregor, bereits auf dem Wege nach Deutschland, augenblicklich aufhielt. Drei Tage lang stand er in bitterer Winterkälte — es war im Januar 1077 — als Büßender im Schloßhof und flehte um Mitleid; am vierten erst ward ihm Einlaß gewährt. Umgeben von Kardinälen und fürstlichen Frauen empfing Gregor den deutschen König. Mit ausgestreckten Armen aus dem Boden liegend, bekannte dieser sich schuldig, Gottes und der Kirche Gebote verletzt zu haben, und bat um Gnade und Vergebung; demütig versprach er, dem' Richterspruch des Papstes in seiner deutschen Thronangelegenheit willig sich unterwerfen zu wollen. Darauf endlich hob ihn der Papst auf, sprach ihn frei vom Banne und erteilte ihm feinen Segen. So sank in Canossa vor der Sonne der päpstlichen Macht der Glanz des deutschen Kaisertums in den Staub. 5. Die erlittene Schmach brannte auf Heinrichs Seele. Als die deutschen Fürsten eine neue Versammlung anberaumten, auf welcher er feinen Anklägern entgegentreten und der Papst das enbgilttge Urteil sprechen sollte, blieb er in Italien und verweigerte auch Gregor das geforderte freie Geleit. Da entsetzten ihn jene, durch die Gesandten des Papstes ermuntert, und wählten den Herzog Rudolf von Schwaben zum König. Sofort kehrte Heinrich aus Italien zurück; von den süddeut-

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 50

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 50 — ihren Mannen zu dem gebannten König? Sie waren erbitterte Feinde des Papstes (er und sie hatten sich gegenseitig in den Bann gethan und für abgesetzt erklärt) und gedachten sich nun mit Hilfe des rechtmäßigen Königs ihres Feindes zu entledigen. Warum nahm Heinrich die Hilft der Lombarden nicht an? Wohl wäre es ihm das liebste gewesen, mit gewaffneter Hand den „frechen Mönch" zu züchtigen; aber bei vernünftiger Überlegung sagte er sich, daß er so nimmermehr die Lossprechung vom Bann erreichen, sondern den deutschen Fürsten geradezu das Recht geben würde, ihn auf Grund des Triburer Vertrages zu entsetzen. Darum hielt er es für das klügere, nicht alles aufs Spiel zu setzen, sondern sich auf gütlichem Wege durch Aussöhnung mit dem Papst die Krone zu retten, und so blieb er denn — gewiß zum Ärger der Lombarden — seinem ursprünglichen Entschluß, der ihn zur Reise bewogen hatte, getreu. Warum flüchtete der Papst zurück in das feste Canossa^? (Siehe den Text!) Was ist merkwürdig bei der Lossprechung der gebannten Bischöfe und Räte, die vor Heinrich nach Canossa kamen? (Aufzug der Büßenden; Erklärung des Papstes, daß dem reuigen Sünder Verzeihung nicht versagt werden dürfe; Erprobung ihrer bußfertigen Gesinnung durch Erduldung einer mehrtägigen Strafe). — Zusammenfassung. Überschrift. — Gesamtüberschrift: Die Reise Heinrichs nach Canossa. 1). Welchen Zweck hatte Heinrich bei seiner Reise nach Canossa? Er wollte den Papst durch demütige Bitten zur Lösung des Bannes bewegen. Was meint ihr zu diesem Plan? Der Plan war klug; denn wenn er gelang, so war Heinrich in den Augen der Christenheit wieder rechtmäßiger Kaiser, der Bund des Papstes und der Fürsten getrennt und der böse Tag von Augsburg vereitelt. Der Plan war aber auch schimpflich für einen Kaiser, besonders für einen, der noch vor kurzem so stolze Worte und Thaten (siehe oben!) gegen den Papst gerichtet hatte. Doch wenn der stolze Heinrich sich zu einer solchen Erniedrigung entschloß, so sehen wir eben daraus, daß er die Erniedrigung vor dem Papst für ein kleineres Übel hielt, als die drohende Erniedrigung in Augsburg, und daß er keinen anderen Ausweg aus seiner üblen Lage wußte. Jedenfalls müssen wir die Klugheit des Planes anerkennen, und klug war auch die ganze Durchführung der Reise: die heimliche Flucht, das Mitnehmen von Weib und Kind, der Umweg über Burgund, die Überwindung der Schwierigkeiten des Alpenübergangs, die Zurückweisung der Lombarden. Aber auch die Thatkraft, die Selbstbeherrschung und den festen Willen (Energie) müssen wir bewundern, womit der König die Reise durchführte. Wohl sträubte sich sein Stolz gegen die Reise, aber der Verstand und der Wille sprach: Es muß fein; wohl bekümmerte ihn die eisige Winterkälte und die Sorge um Weib und Kind, aber der Wille sprach: Es muß sein; wohl drohte die himmelhohe Eis- und Schneemauer des Hochgebirges die größten Leiden und Gefahren, aber der Wille sprach: Hinauf!; wohl drohten die Eiswände und Abgründe Tod und Verderben, aber der

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 45

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 45 — gung stand noch bevor auf dem Reichstag zu Augsburg. Da werden Papst und Fürsten über ihn und seine Krone zu Gericht sitzen wie über einen armen Sünder, und wenn sie ihm auch die Krone lassen, so werden sie sein Recht und seine Macht für allezeit so beschränken, daß er nicht mehr ein selbständiger König von Gottes Gnaden sondern ein armseliger König von des Papstes und der Fürsten Gnaden ist, der von seinen Herren jederzeit wie ein Schulknabe getadelt und gestraft werden kann. So hatte sich Heinrichs übermütiges und höhnisches Wort „Steige herab!" gegen ihn selbst gerichtet, und mit bitterem Spott klang es ihm aus dem Vertrag zu Tribur entgegen. Diese Vergeltung war hart, ja wohl zu hart; denn Heinrich hatte doch auch wirkliche und wichtige Rechte des Kaisertums, ja die Macht und Ehre des Reiches mannhaft gegen Papst und Fürsten und Sachsen verteidigt. Aber warum gab er denn nun auf einmal alle diese Rechte und Ehren auf? Zeigte er sich hier nicht schwach und feig? Nein, er that es nur gezwungen, in der tiefsten Not. Er nahm ein großes Übel auf sich, um das größte Übel — den völligen Verlust der Krone — zu vermeiden, und hat sich sicherlich vorgenommen, sobald er sich wieder regen könne, die unerträglichen Fesseln zu sprengen. Und dieser Vorsatz war kein Unrecht, sondern seine kaiserliche Pflicht, und kein vernünftiger Mensch konnte etwas anderes von ihm erwarten. — Zusammenfassung. 2. Die Fürsten. Sie konnten zwar ihren Treubruch und Eidbruch mit dem Bann des Papstes entschuldigen, aber im innersten Herzen werden sie schwerlich — wie das damalige niedrige Volk und die Anhänger des Papstes — geglaubt haben, daß der Papst wirklich einen Eid lösen könne. Hätten sie bei Heinrich ihren Vorteil gefunden, so hätten sie sich gar nicht um den Bann gekümmert, so wenig wie um die angeblichen Verbrechen des Kaisers; denn sie waren ebensowenig Engel wie Heinrich. Aber die Eideslösung war ihnen ein willkommener Vorwand, um durch Abfall von dem nach immer größerer Königsmacht strebenden Heinrich ihre bedrohten Rechte und Freiheiten (selbständiges Regieren in ihrem Gebiet, Mitregieren im Reich) sicher zu stellen und so sehr als möglich zu vergrößern und die Macht des Königs so sehr als möglich zu verkleinern. Wir können dies Bestreben der Fürsten nicht loben, denn weitn der König keine Macht über die Glieder des Reiches hat, so kann er auch nicht für das Wohl des Ganzen sorgen, und dazu ist er doch da. Aber wir wollen die Fürsten deswegen doch auch nicht Verräter schelten; denn wenn sie mit ihrem Gut und Blut dem Reich dienen sollen, so muß auch ihr Rat und Wille vom König gehört werden. Der Fehler war eben aus beiden Seiten; erst überspannte der König Heinrich seine Rechte und Forderungen, als er im Glück war, und dann machten es die Fürsten ebenso, als er im Unglück war. Aber wenn wir dies auch den Fürsten nicht als Verbrechen anrechnen wollen, daß sie so sehr auf ihren Vorteil bedacht waren, (dasselbe gilt auch von den Bischöfen), so müssen wir es doch ganz abscheulich und nichtswürdig nennen, daß persönlicher Vorteil ihnen wertvoller war als die Ehre, Hoheit und Macht von Kaiser und Reich. Denn wenn sie

9. Kursus 2 - S. 63

1897 - Altenburg : Pierer
63 und der Fürsten Ziel vereitelt? Der Kaiser ist wieder in den vollen Besitz der Reaierunasgewalt gekommen. Der Reichstag zu Augsburg ist vereitelt, der Bund zwischen Fürsten und Papst gelockert, die Fürsten aber sind unschdlich gemacht. So hat er den Papst durch seme Bue besiegt. Und trotz dieses Erfolges lag in den Tagen von Kanossa eine tiefe Erniedrigung des Kaisertums. Inwiefern? Der Kaiser hat dadurch zugegeben, das; der Papst das Recht habe, den Kaiser abzusetzen. So geht Heinrich trotz seines Sieges als Besiegter aus dem Kampfe hervor. berschrift: Wie Heinrich sich durch die Bue zu Kanosia vom Banne befreit. ^ r . ..., Iii. Wodurch die Schmach von Kanossa herbeigefhrt wurde? Die Schuld trifft zunchst den Papst Gregor Vii, dessen Plan dahin ging, die Kirche frei und selbstndig, den Papst zum Herrn der Kirche und der Kaiser und Reich zu machen. Ehrgeiz und Herrsch-sucht waren die Triebfedern, die ihn dies Ziel verfolgen lieen. Dabei behauptete er, da er der Stellvertreter Petri sei und da ihm Gott die Macht gegeben habe, zu binden und zu lsen im Namen des dreieinigen Gottes, da ihm also durch Petrus die Herrschaft der die Kirche und der die irdischen Reiche bertragen worden sei. Das steht aber nirgends in der heiligen Schrift. Herr der Kirche ist Christus, und Herr des irdischen Reiches ist der Kaiser. (Rom. 13, 12, Matth. 20. 21. lyoh. 18. 36.) Die Obrigkeit ist Gottes Ordnung, also kann sie keinen andern irdischen Herrn der sich haben, sie ist ihr eigner Herr. Also ist der Kaiser der Kerr des Reiches und nicht der Papst. Wie kann auch der Papst Herr sein auf Erden, der doch ein Mensch ist und als solcher doch auch irrt und sndigt. Der Plan Gregors war also unchristlich. Bei der Aus-fhrung des Planes zeigt er sich rcksichtslos, klug, mutig. Schuld waren ferner die Fürsten. Die Eideslsung ist ihnen ein willkommener Vorwand, um durch Abfall von dem nach immer grerer Knigsmacht strebenden König ihre bedrohten Rechte und Freiheiten sicher zu stellen. Durch dieses selbstschtige Streben ging die Einigkeit im Innern verloren, in dem Reiche aber die Selbstndigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und der dem Papsttum gehabt hatte. Anstatt mit dem Kaiser fr die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen, wie es ihre Pflicht war. sind sie dem Papst bei der Durchfhrung seines Planes behilflich. Endlich trgt die Schuld daran der König selbst: Er miachtet das Verbot der Simonie das war unklug; er setzt den Papst ab das war hochmtig und unrecht; er bedrckt die Sachsen das war gewalt-thtig; er unterschreibt den Vertrag von Tribur das war kleinmtig; er verzichtet dem Papste gegenber auf alle Ausbung kniglicher Gewalt das war schimpflich. Iv. 1. Was meinte Fürst Bismarck mit dem Worte: Nach Kanossa gehen wir nicht!" 2. Inwiefern hat Gregor den Sieg davongetragen? 3. Wie zeigt sich heute noch das Streben Roms nach Unabhngigkeit? Ob die deutschen Fürsten nunmehr Heinrich Iv. wieder als ihren König und Herrn anerkennen, wie sie im Vertrage zu Tribur gelobt?

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 40

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 40 — viel darauf an, ob sich das Christenvolk für den Papst oder für den Kaiser erklären würde. Zuerst waren wohl Millionen Herzen schwer erschrocken und erschüttert, als der Oberherr der Kirche den Oberherrn des Reiches aus der Kirche ausstieß und zugleich entsetzte. Aber gerade die frommsten und besten glaubten ja, daß der Papst Gottes Stimme sei, und daß er mit seinem Himmelsschlüssel einem jeden die Himmelsthür ausschließen und zuschließen könne. Darum werden diese Christen sich zum Papst halten. Und wenn nun gar noch die Schaaren der Priester und Mönche kommen und jedem Christen mit dem Zorn des Papstes und Gottes drohen, falls er nicht dem Spruch des Papstes glaubt und Recht giebt, und wenn in den Gotteshäusern von den Kanzeln der Bannfluch gegen den gottlosen Kaiser verlesen wird, da werden sich die gläubigen Christen gar rasch für den Papst erklären, um nicht die Seligkeit zu verlieren. Es wird ja wohl damals viele Christen gegeben haben, die unentschieden hin und her schwankten, weil sie sich nicht denken konnten, daß ein Mächtigerer da sein solle als der Kaiser, und daß ein Mensch einen Eid leichthin losen könne. Aber diese Schwankenden werden doch zuletzt entweder den Drohungen der Geistlichen nachgeben oder dem Beispiel der Fürsten folgen, die ja besser wissen müssen, was rechtens ist. Und so war es auch, die Mehrzahl des Volkes, besonders die gläubigen Christen, fielen von dem gebannten Kaiser ab. — Zusammenfassung: Abfall des Volkes. — Weitere Zusammenfassung: Die Wirkung des Bannes war ein allgemeiner Abfall der Unterthanen des Kaisers; es fielen ab: die Sachsen, die Fürsten, die Bischöfe, das christliche Volk. Überschrift: Die Wirkung des Bannes: Allgemeiner Abfall. b. Was bewog die vier Gruppen zum Abfall von dem gebannten Kaiser? Bei den Sachsen war es: Freiheitsliebe und Rache; bei den Fürsten: Habsucht und Herrschsucht; bei den Bischöfen: Eigennutz; bei dem Volk: meist frommer Glaube an die Macht des römischen Bischofs. (Vergl. hierzu noch Ii b des folgenden Stückes!) Drittes Stück: Die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentage zu Tribur. Iia. Darbietung des Stoffes in 2 Abschnitten: 1. Heinrichs vergeblicher Widerstand. 2. Der Fürstentag zu Tribur. Erster Abschnitt: Heinrichs vergeblicher Widerstand. Als Kaiser Heinrich die erste Nachricht von dem Bannspruch hörte, war sein Zorn grenzenlos. Auch die Genossen des Königs wüteten und tobten; sie schalten Hildebrand einen Scheinheiligen, einen Meineidigen und Mörder und schrieen, sein Bann sei. null und nichtig und müsse aus sein verruchtes Haupt zurückgeschleudert werden. Darum beschloß der König mit seinen Anhängern, eine neue große Versammlung der

11. Hilfsbuch für den Unterricht in Geographie, Geschichte, Naturbeschreibung und Naturlehre in Volksschulen - S. 41

1883 - Breslau : Morgenstern
Mittelalter. 41 mundschaft Adalberts von Bremen. Bei glänzenden Anlagen ein leidenschaft- licher Charakter; im An ang obne die rechte sittliche und königliche Würde, reist er in der Schule des Unglücks zum Manne, Er regiert allein von 1065 —1073 unter dem Streite der Parteien. Er reizt die Sachsen durch Gefangenbaltung ihres Herzogs Magnus und durch steten Aufenthalt in ihrem Lande zum Auf- stande. Die Sachsen besiegt und hart bestraft. Der siegreiche König kommt nun in Streit mit dem Papste. 1073—85: Gregor Vii (Hildebrand), der Freund und Gehilfe Leos Ix. Er will, daß die Kirche rein und frei sei; er führt daher mit Strenge das alte Kirchenverbot der Simonie durch und ebenso das alte Kirchengebot des Cöli- bates Er verbietet den Bischöfen und Äbten die Investitur (Bekleidung) mit Ring und Stab, den Zeichen ihrer ge stlichen Würde, von Laien anzunehmen. Die Fürsten nämlich beschränkten sich bei der Investier nicht auf die Verleihung der weltlichen Güter und staatlichen Rechte, sondern nahmen zugleich das Recht in Anspruch, die geistliche Würde selbst zu erteilen Die Fürsten beriefen sich darauf, daß ihre Gewalt von Gott sei: dem entgegen behauptete der Papst, daß die geist- liche Gewalt höher sei als die weltliche. So entstand der Jnvcstiturstreit, welcher' von 1075—1122 dauerte. Gregor bedraht den König wegen Simonie mit dem Banne: dieser läßt den Papst auf mehreren Svnoden (1076) absetzen. Der Papst bannt mm den König und rintersagt ihm die Regierung. Bertrag Heinrichs mit den Fürsten zu Tribur. Er eilt gegen den Vertrag nach Italien und erscheint als Büßer in Canosia (1077 im Jan.), um den Papst zur Lösung vom Banne gleichsam zu zwingen. Der König und die deutschen Fürsten halten beiderseits ihr Wort nicht. Rudolf von Schwaben wird zürn Gegenkönig gewählt. Bürgerkrieg. Neuer Bann und neue Entsetzung de« Königs 1080. Darauf Entsetzung des Papstes und Erhebung des Gegenpapstes Klemens. König Rudolf fällt in der Schlacht bei Merseburg. Heinrich erobert Rom und läßt sich von Klemens zum Kaiser krönen. Gregor weicht aus Nom unter dem Schutze der Normannen, stirbt in Salerno. Auch nachher noch hat Heinrich mit dem Papste, den Großen und den eigenen Söhnen Konrad und Heinrich zu kämpfen. Bon letzterem gefangen ge- nommen lind' gezwungen der Regierung zu entsagen, stirbt er als Flüchtling in Lüttich. Erst nach Lösung des Bannes wird er im Dom zu Speier beigesetzt. 1106—1125: Heinrich V, durch rücksichtslose Anwendung der Gewalt anfangs siegreich gegen den Papst und die Fürsten, dann doch zur Nachgiebigkeit gezwungen. Wormser K on kordat 1122. Wahl der Bischöfe und Äbte durch die Kapitel; Investitur mit Ring und Stab durch den Papst, Belehnung mit dem Zepter durch den Kaiser. 8 16. Kreuzzüqe, 1096—1291. Veranlassung zum ersten Kreuzzug bietet die Bedrängung des griechischen Kaisertums und die Bedrückung der Christen in Palästina durch die Scldschucken. Peter von Amiens. 1095: Papst Urban Ii fordert auf der Synode zu Clermont in der Auvergne zum Kreuzzuge auf. Gottesfriede. Begeisterung und Zudrang der niederländischen, französischen und normannischen Ritterschaft unter ihren Fürsten; der König von Frankreich und der Kaiser bleiben fern. Tie Scharen aus dem Volke unter Peter von Amiens und Walther ohne Habe werden in Kleinasien

12. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 117

1913 - Langensalza : Beltz
Heinrich Iv. 117 kennen, daß der Papst auch Oberherr über Kaiser und Reich war. Das war das Ziel Gregors. Was ging nun in Deutschland vor? Die Sachsen atmeten gewiß auf: Nun sind wir frei! Und wie verhielten sich vor allem die Fürsten, die sich der Macht Heinrichs ja nur widerwillig gebeugt hatten? Das Königtum schien in seinen Grundfesten erschüttert. Heinrich Iv. war König ohne Macht und Recht, so lange der Bann auf ihm ruhte. Was blieb, um das Verlorene wiederzugewinnen, anders übrig, als sich dem Papste zu unterwerfen und ihn demütig um Lossprechung vom Banne zu bitten? Aber die geistlichen und weltlichen Fürsten hatten doch zu Worms die Absetzung Gregors beschlossen! Die Frage war nun: Werden sie bei ihrem Beschlusse beharren und weiter treu zum Könige stehen — trotz der Bannung? a) Als der Bannfluch bekannt wurde, loderte in Sachsen der Aufstand von neuem auf. Heinrich Iv. berief die Fürsten nach Worms, um sie zur Unterstützung im Kampf gegen die Empörer und gegen den Papst zu bitten. Nur wenige kamen. Die meisten ließen sich entschuldigen: Dem gebannten König brauchen wir nicht mehr zu gehorchen. Auch viele Bischöfe fielen von ihm ab. Sie drohten jedem, der dem Könige treu bleiben wollte, mit dem Banne. So wurde auch der größte Teil des Volkes zum Abfall gebracht. Leidenschaftlicher Zorn ging durch Heinrichs Seele, als er erfuhr, daß alle ihn verlassen hatten. Aber was half ihm sein Zürnen? Er war ja machtlos und besaß weiter nichts mehr als den Namen eines Königs. Auch den wollte man ihm noch nehmen. Die Fürsten hatten nämlich im geheimen verabredet, ihn abzusetzen und einen neuen König zu wählen, falls Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst wäre. Zugleich beschlossen sie, den Papst zu einem Fürstentage nach Augsburg einzuladen, um gemeinsam mit ihm über den König zu verhandeln. Heinrich aber erfuhr alles. Vertiefung. Warum fielen die geistlichen und weltlichen Fürsten und das Volk vom Könige ab? Der Bann war den Fürsten eine willkommene Gelegenheit, sich von dem herrschsüchtigen Könige freizumachen und ihre eigene Macht zu sichern und zu stärken. Die Bischöse sagten sich los, weil Heinrich ja ohne jede Macht war und sie nicht mehr schützen konnte. Das deutsche Volk war zwar über das Schicksal seines Königs tiefbetrübt; doch infolge des Bannes sah es sich zum Abfall gezwungen. Den Sachsen war das Unglück Heinrichs nur willkommen. Sie jubelten über die Bannung ihres Bedrückers, der sein Wort nicht gehalten und sie von neuern geknechtet hatte, und freuten sich, daß sie sich nun freimachen konnten. Inwiefern hatte Heinrich die tiefe Erniedrigung vor Volk und Fürsten mit verschuldet ? (Durch seine Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit, Ungerechtigkeit, seine Rachsucht und sein Streben nach unumschränkter Macht hatte er sich verhaßt gemacht.) Überschrift? Zusammenfassung: Die Folgen des Bannes. b) Heinrich war entschlossen, sich vom Bannfluch zu befreien. Er handelte schnell. Nur von wenigen Getreuen begleitet, verließ er einige Tage vor Weihnachten (1076) ganz heimlich die Stadt Speier und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohne die Reise an. Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so andauernd und hart, daß der Rhein-

13. Deutsche Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der allgemeinen - S. 23

1918 - Leipzig : Hirt
— 23 — der Unstrut eine Niederlage erlitten hatten, wandten sie sich an den Papst Gregor Vii. 3. Warum dem Papste die Klagen der Sachsen gerade recht kamen. Gregor, vor seiner Wahl Hildebrand genannt, hatte schon als Mönch eine hervorragende Stellung eingenommen. Sein Streben ging dahin, die päpstliche Gewalt über die weltliche zu erheben. Zu diesem Zwecke übertrug er die Papstwahl den Kardinälen, forderte Ehelosigkeit der Geistlichen (Zölibat), verbot den Verkauf geistlicher Ämter für Geld (Simonie) und untersagte den weltlichen Fürsten die Einsetzung der Bischöfe und Äbte, sowie die Belehnung derselben mit Ring und Stab (Investitur). Gregor lud Heinrich zur Verantwortung nach Rom vor. Dieser ließ den Papst durch die in Worms versammelten deutschen Bischöse absetzen. Gregor antwortete mit dem Bann. Nun wankte allerorten die Treue. Die Fürsten versammelten sich zu Tribur; ihr Beschluß lautete: der Papst möge im kommenden Jahre zu Augsburg das Urteil sprechen; bis dahin möge sich Heinrich aller Reichsgeschäfte enthalten; sollte er aber binnen Jahressrist nicht vom Banne gelöst sein, so würden sie einen neuen König wählen. 4. Inwiefern der Kaiser sich demütigen mußte, aber dafür Rache nahm. Jetzt suchte der Kaiser Aussöhnung mit dem Papste; er eilte nach Canossa (westlich von Modena). Drei Tage lang stand er im Januar 1077 als Büßender im Schloßhose; am vierten Tage erst ward 1077. ihm Einlaß. Nachdem er sich für schuldig bekannt hatte, sprach ihn der Papst vom Banne frei. S0 sank in Canossa der Glanz des deutschen Kaisertums in den Staub. Die deutschen Fürsten entsetzten Heinrich Iv. des Thrones und wählten den Herzog Rudolf von Schwaben zum König. Heinrich war entschlossen, seine Krone bis aufs äußerste mit dem Schwerte zu verteidigen. In der Schlacht bei Mölsen (1080) empfing Rudolf eine tödliche Wunde. Heinrich zog i08ü nun nach Italien, um die Schmach von Canossa zu rächen. Als Rom in seine Hände siel, zog sich Gregor in die feste Engelsburg zurück. Von dem Normannenherzog Robert Guiscard befreit, ging Gregor mit den Normannen nach Unteritalien, wo er bald darauf starb. 5. Was Heinrich Iv. an seinem Sohn erlebte. Auch nach Gregors Tode fand Heinrich keine Ruhe. Ein neuer Gegenkönig zwar, den ihm die deutschen Fürsten entgegenstellten, konnte sich nicht lange behaupten; aber den größten Kummer erlebte der alternde Kaiser am eignen Sohne Heinrich. Ehrgeizigen Sinnes und harten Gemüts, ausgereizt von leichtsinnigen Jugendgenossen und begleitet vom Segen des Papstes, ergriff dieser die Waffen gegen den Vater. Gerüstet trat ihm der letztere entgegen. Da nahm der Sohn seine Zuflucht zu gemeinem Verrat. Anscheinend voll Reue kam er ins Lager des Kaisers und bat um Vergebung. Mit glatten Worten lockte er den arglosen Vater auf eine nahe gelegene Burg und hielt ihn gefangen zurück. Wie ein gemeiner Verbrecher wurde der Greis behandelt, durch Hunger und Durst gequält und mit dem Tode bedroht. Vom Unglück gebrochen, tat er, was der Sohn forderte; er lieferte die Reichskleinodien aus und entsagte der Krone. _ Neue Mißhandlungen bewogen ihn zur Flucht. Alte Freunde, die rheinischen Städte voran, nahmen sich seiner an; abermals drohte

14. Teil 2 - S. 131

1887 - Hannover : Helwing
Heinrich Iv. 131 ab, und in Sachsen loderte der Aufstand von neuem auf und wurde von den aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Fürsten, die teils freigegeben waren, um die Sachsen zu versöhnen, teils sich befreit hatten, noch mehr geschürt. Auch Otto von Nordheim wurde wieder ungetreu: die Eide konnten ja ohne Strafe gebrochen werden. Die deutschen Fürsten versammelten sich (am 16. Oktober) zu Tribur, um über das Wohl des Reiches zu beraten. Heinrich begab sich nach Oppenheim, an der anderen Seite des Rheins, Tribur gegenüber; nur wenige treugebliebene Bischöfe, feine gebannten Räte und einige Bewaffnete begleiteten ihn. Täglich schickte er Gesandte hinüber, gelobte Besserung seines Lebenswandels und versprach, den Fürsten die ganze Regierung zu übergeben, wenn sie ihm nur den Namen und die königlichen Abzeichen ließen. Endlich ließen sich die Fürsten bereit finden, vorläufig noch keinen anderen König zu wählen; dagegen mußte er versprechen, sich dem Papste zu unterwerfen und spätestens bis zum 22. Februar*) die Lossprechung vom Banne zu erwirken, sonst würden sie einen anderen König wählen. Man beschloß, den Papst (auf den 2. Februar) zu einem Fürstentage nach Augsburg einzuladen, um gemeinsam mit ihm über den König zu verhandeln. Die sächsischen Fürsten ließen sich vom Könige die schriftliche Erklärung geben, daß er sie mit Unrecht verfolgt habe'. Der früher vertriebene Bischof von Worms forderte ebenfalls seine Stadt zurück, und Heinrich mußte die treuen Wormser verlassen und ihrem erbitterten Herrn überliefern. Er selber lebte mit seiner Gemahlin und einigen Dienern unter Aufsicht eines Fürsten zu Speier; er mußte sich der Reichsgeschäfte enthalten und durfte die Reichsinsignien nicht tragen. So demütigend dieser Vertrag für Heinrich war, er sah für den Augenblick keinen Ausweg; aber daran lag ihm jetzt alles, den Tag von Augsburg zu vereiteln. Daher beschloß er, sich dem Papste zu Füßen zu werfen. Heimlich verließ er Speier mit feiner Gemahlin und seinem dreijährigen Sohne. Seine Feinde hatten diesen Entschluß gefürchtet und daher alle Pässe über die Alpen besetzt; da wandte er sich nach Burgund und ging von hier über den Mont Cenis. „Große Not standen der König und seine Begleiter aus, bis sie auf die Paßhöhe kamen. Die Straßen waren völlig verschneit und mußten mühsam durch Landleute, die man aufbot, gangbar gemacht werden. Aber die Mühen fingen doch erst recht an, als man den Gipfel erreicht hatte und das Absteigen begann. Unmöglich war es, auf dem abschüssigen, spiegelglatt gefrornen Boden sich zu halten, und mehr als einmal verzweifelte man, je das Thal zu erreichen. Kriechend auf Händen und Füßen oder die Schultern der Führer umklammernd, bald strauchelnd, bald weite Strecken hinabrollend, kamen die Männer endlich herunter. Die Königin mit ihren Dienerinnen wurden auf Rindshäute gesetzt und so hinabgezogen. Die meisten Schwierigkeiten machte das Wegschaffen der Pferde. Man ließ sie teils mit Winden hinab, teils schleppte man sie mit gebundenen Füßen fort, aber die meisten verendeten doch oder wurden mindestens unbrauchbar." *) Dies war der Jahrestag des Bannes, und nach kirchlichem Rechte war ein volles Jahr die äußerste Frist, innerhalb deren die Lösung vom Banne zulässig war.

15. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 327

1880 - Berlin : Nicolai
327 werden sollten! Mochten auch die Sachsen den Schwaben und Baiern den Tag an der Unstrut nicht vergessen haben, jetzt reichten stch doch Otto von Nordheim, Rudolf und Welf die Hände zum Bunde. _ Die gebannten Bischöfe, der wankelmüthige, charakterlose Siegfried von Mamz an der Sprtze, eilten ru den päpstlichen Legaten und flehten voll.reue und Bußfertigkeit um Absolution. Nur wenige bewahrten dem König, der während dieser Tage der Erregung und Schmach in Oppenheim, aus der linken Rhemseite, weilte, Treue und Anhänglichkeit. In Tribur, wo einst Karl der Dicke seiner Krone und Ehren verlustig ging, sollte auch Heinrich der Herrschaft entkleidet und eine andere Königswahl vorgenommen werden. Dennoch kam der Plan einer Absetzung nicht zur Ausführung. Eine Demüthigung und Erniedrigung Heinrichs war mehr nach dem Sinne Gregors als eine neue Königswahl. Rücksichten auf die Kaiserin und aus Mathilde, die Verwandte des königlichen Hauses, sowie die Vermittelung des Abtes Hugo von Cluny, der einst Heinrich aus der Taufe gehoben hatte und damals in Tribur anwesend war, mögen dabei nicht ohne Emsluß gewesen sein. In dem Augenblicke, als man in großer Spannung der Entscheidung mit den Waffen entgegen sah, als der Erzbischof von Mamz Schiffe am rechten Rheinufer zusammenzog und Heinrich sich anschickte mit den m und um Oppenheim gesammelten Mannschaften seine wankende Krone zu vertheidigen, faßte die Versammlung in Tribur den Beschluß, vorerst den äußersten Schritt, die Neuwahl, aufzugeben, dem König aber so sehr die Hände zu binden, daß er ganz und gar in die Abhängigkeit von dem Papste und den gegnerischen Fürsten käme, und es stets in ihrer Macht stände^ ihn schließlich doch des Thrones zu entsetzen. Er sollte zuvor den Kelch der Schmach bis auf die Hefen leeren! Eine Gesandtschaft überbrachte dem König den Bescheid der Versammlung folgenden Inhalts: Obwohl er Recht und Gesetz nie geachtet und seine Schuld heller als das Sonnenlicht sei, so wollten sie doch die Entscheidung dem Erkenntniß des heiligen Vaters in Rom anheimstellen. Zu dem Ende sollte derselbe ersucht werden, an Mariä Reinigung nächsten Jahres (2. Febr. 1077) in Augsburg eme feierliche Reichssynode abzuhalten, wo unter seinem Vorsitz die Sache des Komgs verhandelt und das Urtheil endgültig gefällt werden würde. Bis dahm sollte Heinrich zu Speier in größter Zurückgezogenheit leben, sich aller Reichsgeschäfte und alles königlichen Glanzes enthalten und seine Kriegsmannen entlassen; auch sollte er die Stadt Worms dem vertriebenen Bischof zuruc^ geben. Würde er aber nicht binnen Jahresfrist von dem Bannflüche durch den Papst selbst gelöst sein oder eine dieser Bedingungen unerfüllt lassen, so würden sich die Fürsten jedes Eides und Gehorsams für entbunden halten und ihn nicht weiter als ihren König und Herrn ansehen. Wie tief auch die harten und schmachvollen Bedingungen m Heinrichs Herz einschnitten, er nahm dieselben an. Nicht nur, daß er die verlangten mit dem Reichssiegel versehenen schriftlichen Urkunden seiner Unterwerfung ausstellte, daß er in dem Schreiben an den Papst die Wormser Beschlüsse verdammte und widerrief, für die dem heil. Vater zugefügten Beleidigungen Genugthuung versprach und dem Urtheilsspruch desselben zu gehorchen sich verpflichtete, er gab auch den sächsischen Fürsten die Erklärung, daß er sie mit Unrecht verfolgt habe, er entließ alle Gebannten, unter ihnen seine treuesten Anhänger aus feiner Nähe, er lieferte die treue Stadt Worms der Rache ihres Bischofs aus; und während die Gegner mit ihrem Gefolge

16. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 30

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 30 — zur Absetzung ihres Kaisers ähnlich verhalten. Also kommt alles darauf an, wie der Bann des Kaisers in Deutschland, wo er seine Hauptmacht hat, ausgenommen wird. Wenn er von den deutschen Christen auch als null und nichtig angesehen wird, hat der Kaiser gewonnen,. wird er aber als gerecht und giltig angesehen, so hat der Kaiser verloren. Also müssen wir jetzt besprechen: die Wirkung des Bannes. Zweite Einheit. Me Wirkung des Mannes. Hauptziel: Die Wirkung des Bannes. I. Wenn wir uns klar machen wollen, welche Wirkung der Bann auf das deutsche Volk machte, so müssen wir die einzelnen Stände und Teile des Volkes ins Auge fassen und uns fragen, wie sie den Bann aufnehmen werden. Welche Stände sind dies? Di^Llrsten (Herzöge, Grafen); sie haben die Eide geschworen, die Gregor gelöst hat, und es wird sich nun fragen, ob sie ihren Eid halten oder brechen wollen. Die Stämme (Schwaben, Franken, Sachsen, Bayern, Lothringen) ; ihr Verhalten wird stark auf die Fürsten einwirken. Die Bischöfe, sie haben dem Kaiser zur Entsetzung des Papstes geholfen; aber es fragt sich nun, wie ihre und des Kaisers unerwartete Bestrafung auf sie einwirken wird. Das gemeine Volk, die gläubigen Christen; sie werden schwanken, ob sie zu ihrem geistlichen oder zu ihrem weltlichen Oberhaupt halten sollen, und ihre Haltung wird dann wiederum auf die Fürsten und Bischöfe einwirken. Ii. Stoffübersicht: Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. Zweites Stück: Der Abfall der übrigen Unterthanen. Drittes Stück: Die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentage von Tribur. Erstes Stück: Der Abfall der Sachsen. I. Von einem deutschen Stamm können wir uns schon denken, wie er sich zu dem gebannten Kaiser verhalten wird. Es sind die S a ck> s e n. die, wie wir wissen, sich gegen Heinrich empört haben und von ihm besiegt worden sind. Sie und ihre Fürsten werden darum

17. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 53

1885 - Mainz : Frey
53 verlasse und that die von ihm ernannten in den Bann. Am Ende des Jahres 1075 erschien ein päpstlicher Gesandte auf dem Reichstag zu Goslar und forderte Heinrich auf, sich vor einer Kirchenversammlung zu Rom wegen schwerer gegen ihn erhobener Anklagen zu rechtfertigen. Erzürnt über das Vorgehen des Papstes, versammelte Heinrich (1076) zu Worms eine Anzahl Bischöfe und setzte mit diesen den Papst ab. Gregor antwortete mit dem Bannfluch, und schon im Herbste dieses Jahres versammelten sich die deutschen Fürsten zu Tribur und ließen Heinrich sagen, wenn er nicht in Jahr und Tag vom Bann gelöst sei, so könnten sie ihn nicht mehr als ihren Herrn anerkennen. Zugleich ersuchten die versammelten Fürsten den Papst, nach Augsburg zu kommen, um dort in feierlicher Versammlung, nach vorgenommener Untersuchung, den Kaiser zu verurteilen oder freizusprechen. Heinrich sah sich von allen verlassen. Da er hörte, Gregor sei auf der Reise nach Augsburg, um seine Sache zu richten, faßte er den Entschluß, sich mit dem Papste zu versöhnen und reiste im harten Winter über die Alpen. Der Papst hörte von dem Anzug Heinrichs und begab sich nach der Burg Canossa, die der Markgräfin Mathilde gehörte. Im Burghof zeigte sich Heinrich dann morgens, freiwillig mit einem Bußgewande über seinen Kleidern angethan, wenn der Papst zur Messe ging. Am dritten Tage söhnte sich der Papst auf Fürbitten des Taufpaten Heinrichs, des Abts Hugo von Clugny, seiner Schwiegermutter Adelheid und der Markgräsin Mathilde mit Heinrich aus, küßte ihn und reichte ihm, nach Geschichtsschreibern damaliger Zeit (Bonizo und Donizo), das heilige Abendmahl, nachdem Heinrich bekannt, daß seine Gesinnung aufrichtig sei. Während Heinrich noch in Italien weilte, noch ehe die gesetzte Frist abgelaufen war, wählten die deutschen Fürsten Rudolf von Schwaben, den Schwager Heinrichs, zum Könige. Schnell eilte Heinrich nach Deutschland, und es kam jetzt zu schrecklichen Kämpfen; das ganze Land ward voll Verheerung und Blutvergießen. Nachdem 1080 Rudolf in der Schlacht beim Sumpfe Grona gefallen, zog Heinrich nach Rom und belagerte den Papst in der Engelsburg. Befreit durch den Normannenherzog Robert Guiscard, starb er zu Salerno (1085) mit den Worten: „Ich habe geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt das Unrecht, deshalb sterbe ich in der Verbannung!" Heinrich war Sieger geblieben, allein der Kelch des Unglücks war erst halb geleert; denn seine eigene Söhne verbitterten ihm noch die letzten Lebenstage. 27. Die Bauzüge, Die Türken hatten im Jahre 1072 Palästina erobert und behandelten die eingebornen Christen und die Wallfahrer nach den heiligen Stätten, wo Christus geboren und gelitten, auf die härteste Weise.

18. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 129

1851 - Heidelberg : Winter
Kap. 21. Die salischen Kaiser. (Heinrich Iv in Canossa.) 129 mischte sich demnach das von Gregor's glühendem Eifer für das Wohl der Kirche eingegebene hierarchische Streben bei, die Kirchen ge- malt über die Staatsgewalt zu erheben. Anstatt die weltliche Macht in das neben geordnete Verhältnis) der Kirche zurückzuführen, nahm Gregor sie in den Dienst der Kirche und trug das, was im geistlichen Verstand dem Reiche Christi, das nicht von dieser Welt ist, zukömmt, äußerlich über auf die Kirche und ihr Ober- haupt. Und da die Idee einer solchen geistlichen Herrschaft von Gre- gor's Nachfolgern häufig noch weit äußerlicher gedeutet, ja oft mit unheiligem Sinne verfolgt wurde, und anderseits auch manche Kaiser fortfuhren, die Kirche wahrhaft zu knechten, so mußte sich zwischenkirche undstaat ein Kampf entspinnen, welcher, weil es so Hohes galt, in seinem mehrhundertjährigen Verlaufe beide Mächte zur äußersten Anspannung ihrer Kräfte trieb und auf beiden Seiten großartige, daneben aber auch betrübliche Erscheinungen ver- anlaßte. .) Mutet' diesen Umständen war dem Papste Gregor die Berufung der Sachsen an seine Entscheidung willkommen. Er stellte an den Kaiser die Forderung, vor seinem R i ch t e r st u h l e in Rom zu erscheinen, und da jener, darüber empört, durch ein Concilium deutscher Bischöfe den Papst absetzen ließ, so sprach Gregor den Bann- fluch über den Kaiser aus und untersagte ihm die Regierung des deutschen und italienischen Reiches. Anfangs achtete Heinrich den Bann nicht; als aber alles Volk von ihm abfiel, die Sachsen sich erhoben, und die Mehrzahl der deut- schen Fürsten, gegen alle seine Bitten taub, ihm auf dem Fürstentage zu Tribur (am Rhein) erklärten, daß sie einen andern König wählen würden, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Banne losgesprochen sein würde, bis wohin er in Speyer sich der Regierung enthalten solle:’ so ging Heinrich — eben so zaghaft im Unglück, wie übermüthig im Glück — diese Bedingung ein. In der Besorgniß aber, in Speyer- vergebens auf die Lösung des Bannes harren zu müssen, entschloß er sich, mitten im strengsten Winter in aller Stille über die von seinen Feinden gesperrten Alpen zu reisen, einzig darauf bedacht, vom Banne loszu- kommen, damit die ihm verhaßten Fürsten nicht triumphiren könnten. Als er, bloß von seiner treuen Gemahlin Bertha begleitet, nach einer höchstbeschwerlichen Reise über den schneebedeckten Mont Cents in Piemont ankam, ermunterten ihn viele italienische Fürsten und Bischöffe, welche selber unter Gregor's strengen Maßregeln litten, sich D i t t m a r, deutsche Gesch., 3. Auch. 9

19. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 51

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 51 — Er zürnt den deutschen Fürsten, die ihn als ihren Kaiser nicht mehr anerkennen wollen. Er ist voller Haß gegen die Bischöfe, die für den Papst Partei nehmen und sich von ihm, ihrem Kaiser, lossagen. Er ist voller Zorn gegen den dreisten Mönch, der ans des Papstes Stuhle sitzt und sich erkühnt, den deutschen Kaiser vor seinen Richterstuhl zu fordern, ihn sogar aus der Kirchengemeinfchaft auszustoßen. In schäumender Wut möchte er zum Schwerte greifen und sie züchtigen, die Treulosen und Hochmütigen. Warum that er das nicht? Verzagt fragt er: „Wie kann ich kämpfen ohne Streitmacht? Die Fürsten sind deine Gegner, das Volk der Sachsen wird wider dich die Waffen ergreifen, Papst und Geistlichkeit werden dich befehden." Da reut es ihn, daß er die Sachsen so hart behandelt hat, daß er mit den Fürsten nicht bessere Freundschaft unterhalten und die Macht des Papstes so gering geachtet hat, und kleinmütig und verzagt weiß er keinen andern Rat, als mit dem Papste sich auszusöhnen. Er unternahm daher mitten im Winter die beschwerliche Reise über die Schneeberge der Alpen, nur von seiner Gemahlin Bertha und einigen Getreuen begleitet. So gefährlich war der Weg über die steilen Eisfelder, daß an schroff abwärts fallenden Stellen die Kaiserin sich auf einer Ochsenhaut herabschleifen lassen mußte. Aber mit beispielloser Geduld bestand Heinrich alle Mühseligkeiten der Reise, um nur so bald als möglich vom Banne wieder befreit zu werden. Als Heinrich nach Italien kam, strömten ihm von allen Seiten Fürsten und Bischöfe entgegen, die unzufrieden mit dem Papste waren und den Kaiser baten, an ihre Spitze zu treten und Gregor Vii. abzusetzen; dieser aber antwortete: „Nicht um zu kämpfen, sondern um Buße zu thun, bin ich gekommen!" Der Papst war eben auf dem Wege nach Deutschland. Er wollte in Augsburg Gericht über den Gebannten halten. Als er von des Kaisers Ankunft in Italien hörte, wußte er nicht, ob Heinrich Krieg oder Frieden bringe. Schnell begab er sich in das feste Schloß Kanossa, in dessen Nähe er sich gerade befand. Das Schloß lag südlich vom Po, westlich von Modena. Auf nackten, sehr hohen und steilen Quarzfelfen erhob es sich, und drei Mauergürtel umschlossen es. Aber Heinrich kam nicht als Angreifender, sondern als Flehender. Man ließ ihn mit seinen wenigen Begleitern ungehindert durch den Eingang am Fnße des Felsens bis vor das Thor der eigentlichen Burg. Barfuß, das Büßerhemd über seine Kleider und heftig weinend stand der Kaiser da im Schnee, vor Kälte zitternd. Wiederholt pochte er an die Pforte und bat um Einlaß. Abends ging er in die Herberge, um zu ruhen und zu essen, und am andern sowie auch am dritten Morgen wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Erst am vierten Tage ließ sich der Papst auf Unterhandlungen ein. Die Pforten der Burg öffneten sich und Heinrich trat in den Saal, wo der Papst mit den Geistlichen,, den Karbinälen, ihn erwartete. Hier bekannte er feine Schulb, und Gregor sprach den Bußfertigen vom Banne los. 4*

20. Elementarbuch für den Unterricht aus der Geschichte - S. 55

1890 - Nürnberg : Korn
§ 55. Das fränkisch-salische Regentenhaus. 55 Heinrich unterwarf sich diesem Ausspruche. Er erkannte also an, daß 'er kein Recht zur Entsetzung des Papstes, daß dieser aber etu Recht ihn zu bannen gehabt habe, und erklärte sich ihm zu Gehorsam verpflichtet „in allen Dingen." Zugleich räumte er ein, daß er im Unrecht gewesen sei, wenn er die Macht der Krone den Fürsten gegenüber als eine selbständige zur Geltung zu bringen suchte. Damit jedoch die Herabwürdigung des Königtums nicht in Deutschland vor sich ging, so eilte er heimlich dem Papste entgegen, um binnen kürzester Frist dessen Absolution zu gewinnen. Er zog durch Burgund, da die abtrünnigen Herzoge Süddeutschlands die anderen Alpenstraßen besetzt hielten, und überstieg im härtesten Winter unter den fürchterlichsten Anstrengungen und Entbehrungen den Mont Cenis, nur von wenigen Getreuen und von seiner edlen Gemahlin Bertha, einer Tochter des Markgrafen von Susa, begleitet. Als er im Januar 1077 in der Lombardei erschien, strömten ihm die meisten lombardischen Bischöfe mit ihrem Anhange entgegen und boten ihm ihre Dienste zur Bekämpfung des Papstes an. Aber er sagte ihnen, daß ihm die Klugheit für den Augenblick zu weichen riete, und brach nnverweilt nach dem Schlosse Canossa aus, wo sich der Papst in dem Schutze der ihm ergebenen Gräfin Mathilde von Toskana befand. Am 25. Januar 1077 erschien der Kaiser entblößten Hauptes,10 barfuß und in/härenen Büßerhemden vor dem Burgthore, um unter der Versicherung ernstlicher Rene die Zurücknahme des Bauues zu er-wirken. Aber die Pforten blieben dem Königlichen Manne trotz seines dringenden Flehens und trotz der bitteren Kälte geschlossen. Auch als am 'folgenden Morgen Heinrich von neuem um Aufnahme bat, als er bis zum Abeud unter Thränen das Mitleid des Papstes anzurufen nicht müde wurde, öffneten sich die Thore nicht. Gregors Herz blieb unbewegt, und er gewann es über sich, daß Canossa noch am dritten Tage dies kläglichste aller Schauspiele ansehen mußte. Schon wollte Heinrich Canossa verlassen, als der Papst ihn endlich erhörte und ihn vom Banne lossprach. Der Kaiser gelobte: zu einer von Gregor festzusetzenden Frist den von ihm abgefallenen Fürsten Genugthuung zu geben und sich mit ihnen zu vertragen. Dafür erteilte ihm der Papst die bestimmte Zusage, daß er sich nach Kräften der Königlichen Sache gegen die Fürsten annehmen wolle. So tief und unerhört die Demütigung des Königs war —- seine Absichten hatte er erreicht: der Augsburger Tag war vereitelt, die Absolution gewonnen. Jetzt glaubte er das Recht zur Übernahme der Regiernngsgeschäste wieder erlangt zu haben. Aber schon wenige Wochen nach seiner Absolution ward er von den deutschen Großen zu Forchheim entsetzt und sein Schwager Rudolf von Schwaben an feiner Stelle zum Könige gewählt. Nun folgte ein blutiger, verheerender Bürgerkrieg, in dem Heinrich die Unterstützung des niederen Volks und verschiedener Großen hatte. Unter den letzteren zeichnete sich bald Friedrich von Hohenstaufen aus; er ward deshalb zum Herzog von Schwaben, nachmals auch zum