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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 92

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
92 Die Zeit der gr. franzsischen Revolution u. d. napoleonischen Militrdiktatur. reich enthielt, in der Hauptstadt die Not und mit ihr, vom Herzog von Orleans geschrt, der Braud der Revolution. Wohl in der Absicht, den König zu strzen, zogen am 5. Oktober Tauseude des schlimmsten Straen-gesindels, tobende Männer und Weiber, ohne von Lafayette und seiner Ubersied- Nationalgarde gehindert zu werden, nach Versailles, wo sie arge Greuel Knigs?c.n tierbten, einen Mordanschlag aus die Knigin machten und den König ^Versailles zwangen, am folgenden Tag mit seiner Familie nach Paris berzusiedeln. 6.mm.^i789. 0 geriet er, wie die Nationalversammlung, die 14 Tage spter gleichfalls ihren Sitz nach der Hauptstadt verlegte, ganz in die Gewalt der Massen und der diese leitenden Hupter, der Redakteure wtender Hetz-bltter, der Whler in den Wahlbezirken, der Strategen im Palais royal und der Wortfhrer in den politischen Klubs, deren gefhrlichster der bretonische", spter nach seinem Versammlungsort, einem ehemaligen Kloster. Jakobiner" genannt, allmhlich das ganze Land wie mit einem Netz umspannte. Vergebens suchte Mirabeau, im Solde des Hofes, durch ein doppeltes Spiel das Knigtum zu retten, indem er Bildung eines parlamentarischen Ministeriums beantragte, was die Opposition durch das Gesetz verhinderte, da kein Abgeordneter Minister werden drfe, dann dem König den Rat erteilte, Paris zu verlasfeu und mit Waffen-gewalt der Unordnung ein Ende zu machen, was Ludwig zu feinem und des Landes Unheil ablehnte. Verfassung. Nach langen erregten Debatten brachte endlich die Nationalversammlung eine von Rousseaufchen Gruudftzeu ausgehende, auf Montesquieu^ falscher Lehre von der Teilung der Gewalten beruhende Verfassung zu- stnde, welche der ans zwei Jahre zu whlenden Volksvertretung, der Nationalversammlung, also einer Kammer (assemblee nationale legislative) allein die ganze gesetzgebende Gewalt, das Recht der Be-steuerung und die Entscheidung der Krieg und Frieden, bertrug, dem König nur ein aufschiebendes Einspruchsrecht (suspensives Veto auf zwei Legislaturperioden, also aus 4 Jahre) und einen Schein von ausbender Gewalt einrumte. Denn die an die Stelle der alten Provinzen tre-tenden, aus rein geographischer Einteilung beruhenden 83 Departements mit ihren Unterabteilungen, den Kantonen, und mit den sie bildenden Munizipalitten erhielten eine solche Selbstverwaltung, da Frank-reich in eine Masse von 44 000 Republiken aufgelst war, in denen scheinbar das Volk, die Whler, in Wahrheit die von Paris aus gelei-teten Jakobiner die Macht besaen. Das aktive Wahlrecht war keines-wegs allgemein. Die berechtigten Whler, im ganzen noch nicht 41/* Millionen, whlten alle Beamten, selbst die Richter und sogar die Pfarrer, auf eine bestimmte Reihe von Jahren. Dieses ganze Beamtenheer. 1 300000 Kopse stark, aber war ganz abhngig vom Willen seines Auftraggebers, des Volkes. Gegenber diesen nur die Anarchie frdernden Schden der Verfassung bedeuteten einzelne an sich willkommene Neuerungen wie die

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1. Allgemeine Weltgeschichte - S. 92

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
92 Die Zeit der gr. franzsischen Revolution u. d. napoleonischen Militrdiktatur. reich enthielt, in der Hauptstadt die Not und mit ihr. vom Herzog von Orleans geschrt, der Brand der Revolution. Wohl in der Absicht, den König zu strzen, zogen am . Oktober Tausende des schlimmsten Straen-gesiudels, tobende Männer und Weiber, ohne von Lasayette und seiner bersied- Nationalgarde gehindert zu werden, nach Versailles, wo sie arge Greuel Knigs?on verbten, einen Mordanschlag aus die Knigin machten und den König Versailles zwangen, am folgenden Tag mit seiner Familie nach Paris berzusiedeln, e" o geriet er, wie die Nationalversammlung, die 14 Tage spter gleich- falls ihren Sitz nach der Hauptstadt verlegte, ganz in die Gewalt der Massen und der diese leitenden Hupter, der Redakteure wteuder Hetz-bltter, der Whler in den Wahlbezirken, der Strategen im Palais royal und der Wortfhrer in den politischen Klubs, deren gefhrlichster der bretonische", spter nach seinem Versammlungsort, einem ehemaligen Kloster. Jakobiner" genannt, allmhlich das ganze Land wie mit einem Netz umspannte. Vergebens suchte Mirabeau. im Solde des Hoses, durch ein doppeltes Spiel das Knigtum zu retten, indem er Bildung eines parlamentarischen Ministeriums beantragte, was die Opposition durch das Gesetz verhinderte, da kein Abgeordneter Minister werden drfe, dann dem König den Rat erteilte, Paris zu verlassen und mit Waffen-gewalt der Unordnung eiu Ende zu machen, was Ludwig zu seinem und des Landes Unheil ablehnte. Verfassung. Nach langen erregten Debatten brachte endlich die Nationalversamm-lung eine von Rousseauschen Gruudstzeu ausgehende, auf Montesquieus falscher Lehre von der Teilung der Gewalten beruhende Verfassung zustande. welche der auf zwei Jahre zu whlenden Volksvertretung, der Nationalversammlung, also einer Kammer (assernblee nationale legislative) allein die ganze gesetzgebende Gewalt, das Recht der Besteuerung und die Entscheidung der Krieg und Frieden, bertrug, dem König nur ein aufschiebendes Einspruchsrecht (suspensives Veto aus zwei Legislaturperioden, also auf 4 Jahre) und einen Schein von ausbender Gewalt einrumte. Deuu die an die Stelle der alten Provinzen tre-tenden, auf rein geographischer Einteilung beruhenden 83 Departements mit ihren Unterabteilungen, den Kantonen, und mit den sie bildenden Munizipalitten erhielten eine solche Selbstverwaltung, da Frank-reich in eine Masse von 44 Ooo Republiken aufgelst war, in denen scheinbar das Volk, die Whler, in Wahrheit die von Paris aus gelei-teten Jakobiner die Macht besaen. Das aktive Wahlrecht war keines-Wegs allgemein. Die berechtigten Whler, im ganzen noch nicht 41/* Millionen, whlten alle Beamten, selbst die Richter und sogar die Pfarrer, auf eine bestimmte Reihe von Jahren. Dieses ganze Beamtenheer. 1 300000 Kpfe stark, aber war ganz abhngig vom Willen seines Auftraggebers, des Volkes. Gegenber diesen nur die Anarchie frdernden Schden der Verfaffuug bedeuteten einzelne an sich willkommene Neuerungen wie die

2. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 3

1910 - Leipzig : Voigtländer
2. Konstituierende Nationalversamml. .3. Gesetzgebende Nationalversamml. Z 4. Der Zug nach Versailles. Um den König ganz in die Gewalt der Umsturzpartei zu bringen, unternahmen im herbst des Jahres 1789 durch Brotmangel erbitterte Pbelhaufen, und zwar besonders Ideiber, einen Zug nach Versailles, von wo sie nach schrecklichen sug ach Auftritten den König und seine Familie nach Paris fhrten. Die König- Dcrfaiues liehe Familie nahm dort im'teuilerienpalaft ihren Wohnsitz. Bald darauf siedelte auch die Nationalversammlung nach Paris der. 5. Das Verbrderungsfest. Hoch einmal schien die Bewegung .verein friedliches Ende nehmen zu wollen; am 14. Juli 1790, dem Jahres- brbfeerf^9s* tag des Bastillesturmes, feierten König und Volk auf dem Marsfelde vor Paris ein groartiges Oerbrderungsfest.) 6. Flucht und Iurckfhrung des Knigs. Bald aber ward eine neue Grung im Volke erregt. Der König entschlo sich deshalb zur Flucht 1791. (Er wurde aber unterwegs erkannt, in dem Stadt- Sucht des chen arennes angehalten und mit den Seinigen nach Paris zurckgebracht. Koni3s 7. Vollendung der Verfassung. (Einige Monate spter wurde die Verfassung vollendet; sie lie dem König seinen Titel, ber-trug aber seine Macht fast vllig der gesetzgebenden Nationalversammlung", gegen deren Beschlsse ihm nur ein aufschiebender (Einspruch verblieb. Ludwig mute notgedrungen die neue Verfassung beschwren; die ver-fassunggebende Nationalversammlung ging hierauf auseinander. l81 3. Die Zeit der gesetzgebenden National-Versammlung 17911792. 1. Die gesetzgebende Nationalversammlung. Nach Fertig-stellung der neuen Verfassung trat die erste gesetzgebende Nationalversammlung zusammen. Sie geriet mehr und mehr in Abhngigkeit von dem Iakobinerklub, einem verein wilder Anhnger der re- 3anobiner. publikanischen Verfassung, der nach dem (Drte seiner Zusammenknfte, htub einem frheren Kloster der Jakobiner (Dominikaner), benannt wurde. 2. Frankreichs Krieg mit sterreich und Preußen. Die Revolution brachte Frankreich in Zwiespalt mit anderen Staaten. Als der kniglichen Familie immer grere Gefahren drohten und sich die Folgen der Revolution auch jenseits der franzsischen Grenze zeigten, schlssen Kaiser Leopold Ii. als Bruder der franzsischen Knigin und Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen bei einer Zusammenkunft zu Zusammen. Pillnitz bei Dresden ein Bndnis (1791). Doch hatte ihre verein- pmnt? barung bei der friedlichen Gesinnung Leopolds Ii. zunchst keine Folgen. Als aber dieser im Frhjahr 1792 gestorben war, wurde Ludwig Xiv.

3. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 68

1909 - Habelschwerdt : Franke
Lärm durch die Straßen trug. Die gegen die Aufrührer aufgebotenen Truppe-n gingen zu ihnen über. Darum entfernte der König das Heer aus der Nähe der Stadt, und die Sicherheit ihrer Bewohner wurde einer Bürgerwehr, der „Nationalgarde", anvertraut. C. Die Ausbreitung der Revolution. Von Paris ans verbreitete sich die Revolution bald über ganz Frankreich. Die erbitterten Bauern erstürmten Schlösser und Klöster, und in den Städten begann der Vernichtungskrieg gegen die Reichen. In diesen Tagen allgemeiner Not verließen viele adlige Franzosen ihr Vaterland und flohen ins Ausland, wo sie Emigranten genannt wurden. <1. Die Tätigkeit der Nationalversammlung in Versailles. Um dem Morden und Plündern Einhalt zu tun und das Land vor dem völligen Verderben zu retten, hob die Nationalversammlung in der Nachtsitzung vom 4. zum 5. August 1789 alle gutsherrlicheu Lasten und Standesvorrechte auf. Adel und Klerus mußten auf ihre Steuerfreiheit verzichten; die Bauern wurden unabhängig und brauchten dem Gutsherrn keine Frondienste mehr zu leisten. Als die sog. „Menschenrechte" wurden die Freiheit und Gleichheit aller Menschen und das Recht des Widerstandes gegen jede Art von Bedrückung verkündet. Frankreich erhielt eine neue Verfassung; es wurde ein konstitutionelles Königreich, d. H. der König mußte die Regierungsgewalt mit dem Volke teilen. Ihm verblieb nur die ausführende Gewalt, während die gesetzgebende auf die Volksvertretung überging. Das Inkrafttreten solcher Gesetze, die ihm nicht zusagten, konnte der König auf vier Jahre hinausschieben. („Aufschiebendes Veto".) 6. Die Übersiedlung der König« und der Nationalversammlung nach Pari«. Da der König mit der Anerkennung der neuen Verfassung zögerte, erregten die Führer der Revolution in Paris einen neuen Aufstand. Namentlich tat sich hierbei ein naher Verwandter des Königs, der sittenlose Herzog von Orleans, hervor, der in der allgemeinen Verwirrung auf den Thron zu kommen hoffte. Im Oktober 1789 zog ein Volkshaufe, unter dem sich mehrere tausend Weiber befanden, von Paris nach Versailles, um den König zu zwingen, seinen Sitz nach der Hauptstadt zu verlegen. Die königliche Leibgarde wurde zum großen Teil niedergemetzelt, und das Königspaar mußte, umringt von dem tobenden Pöbel, die Reise nach Paris antreten. Einige Zeit später folgte auch die Nationalversammlung. Die gleichgesinnten Abgeordneten und ihre Anhänger bildeten Vereine oder Klubs, in denen vorher besprochen wurde, was sie in der Nationalversammlung durchsetzen wollten. Die berüchtigten Revolutionäre tagten in dem verlassenen Kloster St. Jakob und wurden deshalb Jakobiner genannt. Als äußeres Abzeichen trugen sie eine

4. Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens - S. 73

1906 - Leipzig [u.a.] : Teubner
28. Der Verlauf der franzsischen Revolution. 73 setzte sich in den Provinzen fort. Die Adligen begannen ins Aus-land zu flchten (Emigranten). Der König und die Nationalversammlung wurden gezwungen, ihren Sitz von Versailles nach Paris zu verlegen, wo eine Nationalgarde errichtet war, an deren Spitze der eitle, fr die Freiheit blind begeisterte Laffayette stand. Um die Gleichheit herbeizufhren, hob die Nationalversammlung in der Nachtsitzung vom 4. zum 5. August alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und proklamierte die all-gemeinen Menschenrechte. Da fast keine Steuern mehr eingingen, so wurden die Kirchengter fr Staatsgut erklrt und Assignaten (Anweisungen) auf sie ausgegeben. Um den König zu zwingen, an der Not des Volkes brderlich teil-zunehmen, zog ein wilder Haufe von Mnnern und Fischweibern nach Versailles und holte ihn und seine Familie gewaltsam nach Paris, wohin die Nationalversammlung bald folgte. Auf dem Marsfelde feierten am Jahrestage der Erstrmung der Bastille 1790 König und Volk, ein groes Verbrderungsfest. Die neue Verfassung suchte man auf die allgemeinen Menschen-rechte" zu grnden. Ihr zufolge war das Volk souvern, und seine Vertretung bte die eigentliche Herrschaft im Staat; gegen ihre Beschlsse hatte der König nur ein aufschiebendes Veto (Einspruchsrecht). Die vollziehende Gewalt bten vom Volk gewhlte Beamte, die ausschlielich von ihren Whlern, nicht von Vorgesetzten abhingen. Die Richter wurden nur auf sechs Jahre gewhlt. Auch alle Bischfe und Pfarrer sollten vom Volke ge-whlt und auf die Verfassung vereidigt werden; dessen weigerten sich sehr viele. Die Fhrer der Umsturzvartei waren Danton, Marat und Robes-pieriettiet mit seinem Jttobmertlub1) ganz Frankreich zu beherrschen be-gatrn. Graf Mirabeau, der einzige groe Staatsmann und der grte Redner dieser Zeit, bemhte sich noch, das Knigtum zu sttzen. Sein Tod war fr den König ein unersetzlicher Verlust. Der König Ludwig Xvi. suchte sich durch die Flucht zu retten. Er kam bis in die Nhe der deutschen Grenze; aber bei Varennes (zwischen Reims und Verdnn) wurde er erkannt und zur Rckkehr nach Paris gezwungen. Nun unterzeichnete er die neue Verfassung (Sept. 1791). 2. Die gesetzgebende Nationalversammlung. Die gesetzgebende Nationalversammlung zwang den König, sterreich2) und Preußen den Krieg zu erklären und beschlo Gesetze gegen die Emigranten, gegen die eidweigernden Priester, sowie zur Bildung einer National* armee. Die Gter der fernbleibenden Emigranten sollten eingezogen, die eidweigernden Priester verbannt und Truppen zur Verfgung der Nationalversammlung aufgestellt werden. Als der König diese Gesetze 1) Jakobiner nach einem alten Kloster zu Ehren St. Jakobs, in dem sie sich versammelten. 2) In sterreich regierte Leopold Ii. von 17901792 zugleich als deutscher Kaiser, Sein Nachfolger war Franz Ii. (17921806).

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 126

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 126 — Willen, der Not seines Volkes abzuhelfen. Er berief nach seiner Residenz Versailles Abgeordnete aus den drei Ständen des Reiches: dem Adel, der Geistlichkeit und dem Bürgerstande (1789). Sie sollten beraten, wie Hilfe zu schaffen sei. Aber bald entstand Uneinigkeit unter den Abgeordneten, da Adel und Geistlichkeit es ablehnten, sich mit den Bürgern zu gemeinsamer Beratung zu vereinigen. Auf diese Weigerung erklärte der dritte Stand: „Wir Bürger sind die wahren Vertreter des Volkes; wir sind hier zusammengekommen als Nationalversammlung und gehen nicht eher auseinander, als bis wir dem Reiche eine neue Verfassung gegeben haben." Mit diesem Beschlusse, dem sich der friedliebende König fügte, begann eine völlige Umgestaltung des Staates, eine Revolution. 3. Zerstörung der Dastille. Während die Nationalversammlung ihre Beratungen hielt, geriet das französische Volk in eine gewaltige, immer steigende Aufregung. Man forderte ungestüm die schleunige Abschaffung aller Mißbrauche; man schalt auf den königlichen Hof und die vornehmen Stände als die schlimmsten Feinde der gemeinen Wohlfahrt ; man drohte, sich mit Gewalt die Freiheit zu erkämpfen, die man begehrte. Am heftigsten war die Bewegung in der Hauptstadt Paris. Bald loderte dort der Aufstand in hellen Flammen empor. Tobende Volkshaufen rotteten sich zusammen, raubten Waffen aus den Zeughäusern und erstürmten die B a st i l l e, eine alte Burg, die als Staatsgefängnis diente. Das verhaßte Gebäude wurde gänzlich zerstört. Nicht lange danach zogen bewaffnete Scharen des rohesten Volkes, größtenteils Weiber, von Paris nach Versailles, brachen mordgierig in das königliche Schloß und zwangen den geängstigten König, seinen Wohnsitz nach Paris zu verlegen, wohin ihm die Nationalversammlung folgte. 4. Die Jakobiner; des Königs Fluchtversuch. In der auf- rüyrerischen Hauptstadt war der König ganz ohne Ansehen; kein Gesetz, keine Ordnung wurde mehr beachtet. Um das Volk in unaufhörlicher Bewegung zu erhalten, bildeten sich Vereine, in denen die zügellosesten Reden gehalten wurden und die aus den gewaltsamen Umsturz aller bestehenden Staatseinrichtungen hinarbeiteten. Besonders tat sich der Verein der sogenannten Jakobiner hervor, der durch die Verheißung „Freiheit und Gleichheit!" eine große Macht über die Volksmasse ausübte und durch den Ruf: „Tod den Tyrannen!" die Leidenschaften entflammte. Schon hatten viele vom hohen Adel das unruhige Land verlassen, auch königliche Prinzen; die

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 284

1899 - Breslau : Hirt
284 Die französische Revolution: Die Nationalversammlung. einander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Die freisinnigen Adeligen und Geistlichen gingen zu ihm über, und der König wagte nicht einzuschreiten. Das Volk war begeistert über die Kühnheit und Beharrlichkeit der Abgeordneten des dritten Standes. Aber der Pöbel in Stadt und Land, aufgeregt durch den Vetter des Königs, den Herzog von Orleans, der selber nach der Krone strebte, beging gleich nachher die größten Unordnungen. Auf dem Lande erstürmten die Bauern die Schlösser ihrer Gutsherren, so daß schon damals viele auswanderten, und in Paris brach ein Aufstand aus, bei welchem die verhaßte Bastille (fpr. Bafti’j), ein festes Schloß, das als Staatsgefängnis diente, erstürmt und der Erde gleich gemacht wurde. Der Sturm auf 1789 die Bastille (14. Juli) gilt als Anfang der französischen Revolution. Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die „allgemeinen Menschenrechte" zurück. Ämterverkauf und Zünfte wurden abgeschafft, die Steuern gleichmäßiger verteilt; alle Staatsbürger sollten zu allen Ämtern zugelassen werden. Alle äußerlichen Zeichen der Standesunterschiede wurden beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das war die Losung! Frankreich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Münzen, Maße und Gewichte wurden eingeführt; für alle sollte gleiches Recht gelten, die Folter wurde abgeschafft. Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klöster und geistlichen Orden aufgehoben; alles Kirchengut wurde für Staatseigentum erklärt; die Geistlichen sollten ihr Gehalt aus der Staatskasse erhalten und den Bürgereid leisten. Der König war schutzlos in Versailles. Da beschlossen die Freiheitsmänner unter der Anführung des Herzogs von Orleans und seiner Anhänger, den König ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog ein wüster Pöbelhaufe nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Königtum, eine andere mit der Republik; die gefährlichsten Feinde des Königs waren die Jakobiner. (Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem in der Jakobsstraße gelegenen Dominikanerkloster.) Der König war schon völlig machtlos ; als er sich selbst vor Gewaltthätigkeiten nicht mehr sicher fühlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs erkannt und gezwungen, nach Paris zurückzukehren. (1791.) Seitdem schwebte seine Person in beständiger Gefahr; er mußte sich vorläufig aller königlichen Gewalt enthalten. Die Nationalgarde, d. h. die bewaffnete Bürgerschaft, welche an Stelle der Truppen die Ruhe in Paris aufrecht erhalten sollte, konnte den Pöbel kaum länger in Schranken halten. Viele der Besseren schlossen sich aus Furcht dem niederen Volke an, und es wurde Sitte, recht zerrissen und zerlumpt aufzutreten.

7. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 96

1881 - Hannover : Helwing
96 Neue Geschichte. nicht auseinander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Die freisinnigen Adligen und Geistlichen gingen zu ihm der, und der König wagte nicht einzuschreiten. Das Volk war begeistert der die Khnheit und Beharrlichkeit der Abgeordneten des dritten Standes; aber der Pbel, aufgeregt durch den Vetter des Knigs, den Herzog von Orleans, der selbst nach der Krone strebte, beging gleich nachher die grten Unordnungen, so da Ludwig eine Abteilung der Schweizergarde" von Paris nach Versailles rief. Als zugleich der Liebling des Volks, der Minister Necker, entlassen wurde, brach in Paris der Aufstand los. In der Mitte dieser Stadt lag die mit einem tiefen Graben umgebene Bastille (spr. Basti'j), ein festes Schlo, das als Staatsgefngnis diente. In demselben schmachteten die Opfer der Hf-linge und dcr Freundinnen Ludwigs. Diese Zwingburg wurde erstrmt und der Erde gleich gemacht. Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 gilt als Anfang der franzsischen Revolntion. 1 Die Nationalversammlung hob am 14. August alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die allgemeinen Menschen-rechte" zurck. Die Adligen verzichteten auf ihre Vorrechte, die Geistlichen auf den Zehnten; mterverkauf und Znfte wurden aufgehoben, die Steuern gleichmiger verteilt; alle Staatsbrger sollten zu allen mtern zugelassen werden. Da Volk verbte bereits solche Grenelthaten, da der grte Teil des Hofes und des Adels das Land verlie; nur der König blieb schutzlos in Versailles zurck. Da beschlossen die Freiheits-mnner, unter der Anfhrung des Herzogs von Orleans und seiner Anhnger, die den König fr eine entstandene Brotteuerung verantwortlich machten, ihn ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog (5. Oktober) ein wster Pbelhaufe, Männer und Weiber, nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Knigtum, eine andere mit der Republik. In der letzteren waren die Ungestmsten die Männer vom Berge", wie man sie nach ihren erhhten Sitzen in der Versammlung nannte. In Paris entstanden zahlreiche Vereine von Abgeordneten, unter denen die Jakobiner die gefhrlichsten Whler waren. Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem Jakobinerkloster. Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klster und geistlichen Orden aufgehoben und alle uerlichen Zeichen der Standesunterschiede beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brderlichkeit, das war die Losung! Das gesamte Kirchengut wurde fr Staatseigentum erklrt und veruert. Als der König sich vor Gewaltttigkeiten nicht mehr sicher fhlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs von einem Postmeister erkannt und vom Volke gezwungen, nach Paris zurck-zukehren. Seitdem schwebte seine Person in bestndiger Gefahr; er mute sich vorlufig aller kniglichen Gewalt enthalten. Die National- i Dies Ereignis wurde am 14. Juli 1880 von den Franzosen groartig gefeiert.

8. Neuzeit - S. 73

1889 - Hannover : Helwing
Die franzsische Revolution. 73 Whrend nur 4^Irmnt der Bevlkerung dem Adel und der Geistlichkeit angehrten; verlangten, da nach Kpfen abgestimmt werden solle. Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennte sich der dritte Stand von ihnen und bildete die Verfassung-gebende Nationalversammlung; man schwur, nicht auseinander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Die frei-sinnigen Adeligen und Geistlichen gingen zu ihm der, und der König wagte nicht einzuschreiten. Das Volk war begeistert der die Khnheit und Beharrlichkeit der Abgeordneten des dritten Standes; aber der Pbel, aufgeregt durch den Vetter des Knigs, den Herzog von Orleans, der selbst nach der Krone strebte, beging gleich nachher die grten Un-Ordnungen, so da Ludwig eine Abteilung der Schweizergarde" von Paris nach Versailles rief. Als zugleich der Liebling des Volks, der Minister Die&L-intlassen wurde, brach in Paris der Aufstand los. In der Mitte dieser Stadt lag die mit einem tiefen Graben umgebene Ba stille (spr. Basti'j), ein festes Schlo, das als Staatsgefngnis diente. 3n%mfelben fchmachteten die Opfer der Hflinge und der Freundinnen Ludwigs. Diese Zwingburg wurde erstrmt und'der Erde gleich gemacht. 1789 Der Sturm aus die Bastille gilt als Ansang der franzsischen Re-volution. Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die allgemeinen Menschenrechte" zurck. Die Adeligen verzichteten auf ihre Vorrechte, die Geistlichen auf den Zehnten; mterverkauf und Znfte wurden aufgehoben, die Steuern gleichmiger verteilt; alle. Staatsbrger sollten zu allen mtern zugelassen werden. Das Volk verbte bereits solche Greuelthaten, da der grte Teil des Hofes und des Adels das Land verlie; nur der König blieb schutzlos in Versailles zurck. Da beschlossen die Freiheitsmanner unser der* Anfutmmg des Herzogs von Orleans und seiner Anhnger, die den König fr eine entstandene Brot-teuerung verantwortlich machten, ihn ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog im Oktober ein wster Pbelhaufe, Männer und Weiber, nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte." In dieser hielt es eine Partei mit dem Knigtum, eine andere mit der Republik. In der letzteren waren die Ungestmsten die Männer vom Berge", wie man sie nach ihren erhhten Sitzen in der Versammlung nte. In Paris entstanden zahlreiche Mttine von Abgeordneten, unter denen die Jakobiner die gefhrlichsten Whler waren. Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem Iakobinerkloster. Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klster und geistlichen Orden aufgehoben; alles Kirchengut wurde fr Staatseigen-tum erklrt; die Geistlichen follten ihr Gehalt aus der Staatskasse erhalten und den Brgereid leisten. Alle uerlichen Zeichen der Standes-unterschiede wurden beseitigt; Freiheit,'.Gleichheit, Brderlichkeit, das war die Losung! Frankreich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Mnzen, Mae und Gewichte wurden eingefhrt; fr alle sollte gleiches Recht gelten, die Folter wurde abgeschafft. Der König war schon vllig machtlos; als er sich vor Gewaltttigkeiten nicht mehr sicher fhlte,

9. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 215

1872 - Hildburghausen : Nonne
Die franjssische Revolution. 215 Der Pbel, aufgeregt besonders von dem Herzoge von Orleans1), welcher zwar des Knigs Vetter, aber, da er selbst nach der Krone strebte, sem entschiedener Gegner war, beging bereits groe Unordnungen, so da Ludwig Truppen in Paris einrcken lie. Dieser Umstand, zugleich mit der Jtachncht von der Entlassung des Ministers Necker, in dem das Volk seinen Ltebling ehrte, entflammte die Einwohner von Paris znr hchsten Wuth. Das Volk erstrmte die B astille 2) und machte die Besatzung nieder (14. Juli 1789). afmeit-Bon dieser That an datirt man die franzsische Revolution. Die Nationalversammlung hob indessen alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit, sowie alle mittelalterlichen Einrichtungen auf, und er-klrte die Freiheit und Gleichheit aller Brger Frankreichs (4. Augusts Das Volk aber durchbrach alle Schranken der Ordnung und bte Mord- und Grauel-thaten an den ihm verhaten Personen. Der grte Theil des Hofes und viele Adelige verlieen das Land; nur der König blieb schutzlos zuruck, dem wthenden Pbel preisgegeben. Um ihn ganz in ihre Gewalt zu bekommen, entwarfen die Freiheitsmnner den Plan, ihn nach Paris zu bringen. Der Herzog von Orleans und seine Helfershelfer beschenkten den Pbel mit Geld und Branntwein und stellten ihm vor, der König sei an der damals entstan-denen Brodtheuerung schuld. Eine Schaar von Mnnern und Weibern zog in wstem, wildem Zug nach Versailles und zwang den König, sie nach Parts3) ^r,ames. zu begleiten (6. Oktober 1789.) Dahin folgte bald darauf auch dte Nationalversammlung. 2. Von dieser Zeit an hatte der König keinen Willen mehr und war ganz in den Hnden der Pariser Volkshrer. Der Nationalversammlung erging es nicht besser. In dieser bildeten sich allmhlich zwei Parteien, die eine fr das Knigthum, die andere fr die Republik. Unter den Letztern gab es wieder Gemigte und Männer vom Berge, wie man die heftigsten Republikaner von den erhhten Sitzen, die sie im Versammlungssaale einnahmen, zu nennen pflegte. In Paris entstanden zahlreiche Klubbs (Vereine) von Abgeordneten, worin man vorher berieth, was man in der Nationalversammlung durchsetzen wollte. Die gefhrlichsten Whler waren die Jakobiner, die ihren Namen davon hatten, da sie sich in einem Jakobinerkloster versammelten. Die Jakobiner gingen in ihren Gewaltth-tigkeiten immer weiter und suchten den Ha gegen die Person des Knigs und seine Familie zu steigern, so da derselbe sich schon lange als ein Ge-fangener betrachten mute. Da fate er endlich den Entschlu, sich durch die Flucht in das Ausland zu befreien. Aber der Versuch milang; der Flucht des Postmeister Drouet in St. Menehould 4) erkannte den König; der Wa- 1) Louis Philipp, Herzog von Orleans, war ein Enkel des Herzogs Louis Orleans (der unter Ludwig dem Xv. die Regentschaft fhrte), und der Vater von Ludwig Philipp, der 183048 König von Frankreich war. 2) Bastille, ein festes Schlo in Paris, das als Staatsgefngni biente. 3) Der König bezog die seit hunbert Jahren unbewohnten Zimmer der Tuile-rien, bed kniglichen Schlosses, bas Katharina von Media 1564 auf der Stelle einer groen Hiegelbrennerei (daher der Name) begonnen und Ludwig Xiv. vollenbet hatte. Die Nationalversammlung hielt ihre Sitzungen in einer zum Versammlung^ Hause vorgerichteten berbauten Reitbahn im arten der Tuilerien. 4) St. Menehoulb, Stadt im norbstlichen Frankreich (Champagne).

10. Teil 2 - S. 48

1903 - Berlin : Schnetter
48 nach Ständen abzustimmen. Als keine Einigung erzielt wurde, verließ der dritte Stand den Sitzungssaal und erklärte sich in dein nahen Ballhause als allein maßgebende Versammlung. Tie Abgeordneten schwuren, sich nicht eher zu trennen, bis Frankreich eine Verfassung erhalten hätte. Das war der Anfang der Revolution. 3. Die Nationalversammlung. In Paris wurde unter dem volks- beliebten Lafapette die Nationalgarde errichtet, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Als der König zu seiner Sicherheit größere Truppenmassen zwischen Paris und Versailles zusammenzog, geriet ganz Paris in Aufruhr. Am 14. Juli 1789 erstürmten bewaffnete Volkshaufeu die verhaßte Bastille und machten sie dem Erdboden gleich. Die Provinzen folgten dem Beispiele der Hauptstadt. Die Bauern erstürmten und zerstörten die Schlösser der Adligen; diese wanderten in großer Anzahl aus (Emigranten). Bald darauf hob die Nationalversammlung alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und verkündete die Menschenrechte, d. h. gleiches Recht und gleiche Pflicht für alle. Bewaffnete Pöbelhaufen zogen nach Versailles und führten die Königsfamilie nach Paris, um sie in ihrer Gewalt zu haben. Bald siedelte auch die Nationalversammlung nach Paris über. Hier wurde die Verfassung vollendet. Fast alle Regieruugsgeivalt wurde in die Hände der National- versammlung gelegt; der König regierte nur noch dem Namen nach. Ludwig wollte nun aus Frankreich fliehen; er wurde aber in der Nähe der deutschen Grenze erkannt, nach Paris zurückgebracht und mußte den Eid auf die Ver- fassung leisten. Inzwischen hatte sich in der Nationalversammlung eine Partei gebildet, die das Königtum ganz abschaffen wollte; das waren die Jako- biner. Auf ihren Antrag wurde die königliche Geivalt zeitlveise aufgehoben und die königliche Familie gefangen gesetzt. Viele Anhänger des Königs, die die neue Verfassung nicht anerkennen wollten, wurden ins Gefängnis gesteckt und zum Tode verurteilt. In Paris allein kamen an 2000 Menschen um; das waren die „Septembermorde". 4. Der Nntionalkonvent und der Beginn der Schreckensherr- schaft. Die Nationalversammlung wurde 1702 durch eine neue Volksver- tretung, den Konvent, aufgelöst. Gleich am Tage der Eröffnung wurde Frankreich für eine Republik erklärt. Im Konvent hatten die Jakobiner, die sich mit einer andern Partei gemeinsani die Bergpartei nannte, die Mehr- heit. Sie klagten den König ivegen Staatsverrats au. Das Urteil lautete auf sofortige Hinrichtung durch die Guillotine, und am 21. Januar 1793 fiel das Haupt Ludwigs Xvi. unter deni Beile des Henkers. Er niußte für die Sünden seiner Vorfahren büßen. Nach dem Tode des Königs lösten sich alle Bande der Ordnung in Paris. Es begann die Schreckensherrschaft der Jakobiner. Die Führer waren Danton, Marat und Robespierre. „Frei- heit, Gleichheit und Brüderlichkeit" wurde das Losungswort des blutdürstigen Pöbels, vor dem kein Mensch sicher war. Als leitende Behörde wurde der Wohlfahrtsausschuß gewählt; an seiner Spitze stand Robespierre. Dieser Ausschuß hatte die Befugnis, alle Gegner der Republik sofort zu verurteilen. Wieder tvurden Tausende hingerichtet. Nun brach auch ein Kampf aus zwischen

11. Kurs. I. u. II. für die Oberklassen gehobener Volksschulen und für die Unter- und Mittelstufe des Geschichtsunterrichts in Bürgerschulen - S. 84

1883 - Leipzig : Peter
84 Orleans, ein Teil des Adels und der niederen Geistlichkeit hielten es mit dem dritten Stande. 2. Die Revolution und iftrc Folgen. * Das französische Volk geriet in die größte Aufregung, besonders in Paris, wo der Herzog von Orleans die Bewegung begünstigte. Der Pöbel beging große Unordnungen. Das Einrücken von Truppen in Paris und die Nachricht von der Entlassung Neckers brachten einen Aufstand hervor. Mit aus dem Zeughause entnommenen Waffen stürmte das Volk (14. Juli 1789) die Bastille, eine alte znm Staatsgefängnisse eingerichtete Burg, und metzelte die Besatzung nieder. Die schreckliche französische Revolution oder Staatsumwälzung hatte so ihren Ansang genommen. Eine ^ationalgarde wurde zunächst in Paris und darauf in ganz Frankreich errichtet. Blutige Verfolgungen des Adels begannen in den Provinzen; viele Adlige wanderten aus. Während das Volk bereits Mord- und Greuelthaten verübte, hob die Nationalversammlung (in der Nacht des 4. August) alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf, erklärte die Freiheit und Gleichheit aller Bürger und beschränkte die königliche Gewalt. Ein roher Pöbelhaufen von Männern und Weibern (Fischweiber), erbittert durch die Brotnot und aufgewiegelt durch den Herzog von Orleans und mehrere hervorragende Männer der Umsturzpartei, zog bewaffnet nach Versailles, wo der König sich aufhielt, metzelte die Leibgarde nieder und zwang ihn unter den gemeinsten Schmähungen, mit feiner Familie nach Paris zu kommen. In Paris nahm die Zügellosigkeit überhanb. Es entstauben mehrere Vereine (Klubs), die auf den gewaltsamen Umsturz alles Bestehenden hinarbeiteten. Der Verein der Jakobiner, welcher feine Versammlungen in einem Jakobinerkloster hielt, zeichnete sich durch die wilbeste Leidenschaftlichkeit aus und verlangte die Abschaffung des Königtums. Seine Losungsworte waren: „Freiheit und Gleichheit!" und „Tod den Tyrannen!" Er trug besoubers dazu bei, daß der Haß der Volksmassen gegen den König und seine ganze Familie, sowie gegen seine Anhänger und alle hochgestellten und vornehmen Personen immer mehr wuchs und die allgemeine Erbitterung aufs höchste stieg. Ludwig entfloh mit seiner Familie heimlich aus Paris, um sich ins Auslaub zu retten, würde aber erkannt und nach Paris zurückgebracht. Die von der Nationalversammlung entworfene neue Verfassung, welche Ludwig beschwören mußte, beschränkte die königliche Macht. Um den König wieber in seine alten Rechte einzusetzen und Deutschland» vor dem Einbringen der staatsgefährlichen Freiheitsibeeen der Franzosen zu bewahren, verbanben sich König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen (der Nachfolger Friebrichs des Großen) und der beutsche Kaiser Leopolb Ii. Als die Heere der Verbünbeten im Sommer des Jahres 1792 in Frankreich einrückten, erhob das Volk in Paris einen furchtbaren Aufruhr. Es beschulbigte den König, die Feinde ins Land gerufen zu haben. Eine ungeheure Menge des Pariser Pöbels, verstärkt durch Gesindel aus Versailles, unternahm einen Sturm auf die Tuilerien (den königlichen Palast). Der König und feine Familie flüchteten sich in die Nationalversammlung. Die Jakobiner brachten es dahin, daß der König abgesetzt und mit seiner Familie im Temple, einem ehemaligen Ordenshause der Tempelritter, gefangen gesetzt wurde. An die Stelle der Nationalversammlung trat nun der aus den wildesten Jakobinern gebildete Nationalkonvcnt. Dieser erklärte Frankreich für eine Republik, schaffte das Christentum ab und führte eine sogenannte Vernunftreligion ein, ließ die Bildsäulen und Wappen, welche an das Königtum erinnerten, zerstören, die Anhänger der königlichen Familie ins Gefängnis und auf das Blutgerüst schleppen und den

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 159

1902 - Breslau : Hirt
Die franzsische Revolution: Die Nationalversammlung. 159 Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennte sich der dritte Stand von ihnen und nannte sich die verfassunggebende Nationalversammlung; man schwur, nicht auseinander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Die freisinnigen Adligen und Geistlichen gingen zu ihm der, und der König wagte nicht ein-zuschreiten. Das Volk war begeistert der die Khnheit und Beharrlich-feit der Abgeordneten des dritten Standes. Aber der Pbel in Stadt und Land, aufgeregt durch den Vetter des Knigs, den Herzog von Orleans, der selber nach der Krone strebte, beging gleich nachher die grten Unordnungen. Auf dem Lande erstrmten die Bauern die Schlsser ihrer Gutsherren, so da schon damals viele auswanderten, und in Paris brach ein Aufstand aus, bei welchem die verhate Bastille, ein festes Schlo, das als Staatsgefngnis diente, erstrmt und der Erde gleich gemacht wurde. Der Sturm auf die Bastille (14. Juli) gilt als Anfang 17 der franzsischen Revolution. Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und Jj der Geistlichkeit auf und forderte die allgemeinen Menschenrechte", zurck. mterverkauf und Znfte wurden abgeschafft, die Steuern gleich-miger verteilt; sollten zu allen mtern zugelassen werden. Alle uerlichen Zeichen der Standesunterschiede wurden be-seitigt; Freiheit, Gleichheit, Brderlichkeit, das war die Losung! Frank- . reich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Mnzen, Mae und Gewichte wurden eingefhrt; fr alle sollte gleiches Recht gelten, die Holter wurde abgeschafft. Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klster und geist-lichen Orden ausgehoben; alles Kirchenc^ut wurde fr Staatseigentum er-klrt; die Geistlichen sollten ihr Gebalt aus der Staatskasse erhalten und den Brgereid leisten. Der König wohnte in Versailles. Da beschlossen die Freiheitsmnner unter der Anfhrung des Herzogs von Orleans und seiner Anhnger, den König ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog ein wster Pbelhaufe nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Knigtum, eine andere mit der Republik; die gefhrlichsten Feinde des Knigs waren die Jakobiner. (Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem in der Jakobsstrae gelegenen Dominikaner-kloster.) Der König war schon vllig machtlos; als er sich selbst vor Gewaltttigkeiten nicht mehr sicher fhlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs erkannt und gezwungen, nach Paris zurckzukehren. (1791.) Seitdem schwebte seine Person in bestndiger Gefahr; er mute sich vorlufig aller kniglichen Gewalt ent-halten. Die Nationalgarde, d. h. die bewaffnete Brgerschaft, welche an Stelle der Truppen die Ruhe in Paris aufrecht erhalten sollte, konnte den Pbel kaum lnger in Schranken halten. Viele der Besseren schloffen

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 148

1884 - Hannover : Helwing
148 Die Neuzeit. b. Die Nationalversammlung. Im Jahre 1774 bestieg der zwanzigjhrige König Ludwig Xvi. den Thron Frankreichs. Er selbst sowohl, als auch seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, waren wohlwollend und sittenrein; aber sie vermochten weder der Not ihrer Unterthanen zu wehren, noch der Verschwendung des Hoses zu steuern. Um der Geldverlegenheit abzuhelfen und die Steuerlast gleichmiger zu verteilen, berief der König im Jahre 1789 die Reichsstnde, welche seit 175 Iahren nicht mehr getagt hatten, nach Versailles. Von je 100 Abgeordneten gehrten 96 dem dritten Stande und nur 4 dem Adel und der Geistlichkeit an; jene verlangten deshalb, da nach Kopsen abgestimmt werden solle. Als die beiden oberen Stnde hierauf nicht eingehen wollten, trennten sich die Abgeordneten des dritten Standes von ihnen und bildeten die verfassunggebende Nationalversammlung; sie schwuren, nicht auseinander zu gehen, ohne dem Reiche eine Verfassung gegeben zu haben. Mehrere Adelige und Geistliche gingen zu ihnen der, und der friedliebende König fgte sich. Aber bald brach in Paris ein Aufstand los. In der Mitte dieser Stadt lag die Ba stille (spr. Basti'j), ein festes Schlo, das als Staats-gefngnis diente. Diese verhate Zwingburg wurde erstrmt und der Erde gleich gemacht. Der Sturm auf die Bastille gilt als Anfang der 1789 franzsischen Revolution, d. i. Staatsumwlzung. Nicht lange nachher hob die Nationalversammlung alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf; die Steuern wurden gleichmiger verteilt; alle Staatsbrger sollten zu allen mtern zugelassen werden. Das Volk verbte bereits solche Greuelthaten, da der grte Teil des Hofes und des Adels das Land verlie; nur der König blieb schutzlos in Versailles zurck. Da zogen bewaffnete Scharen des rohesten Pbels, meistens Weiber, nach Versailles und brachten den König mit Gewalt nach Paris, wohin auch bald die Nationalversammlung folgte. Nun war der König ganz ohne Ansehen. Durch zgellose Reden wurde das Volk in bestndiger Aufregung gehalten; am meisten thaten sich hierin die Jakobiner hervor. Alle Klster und geistlichen Orden wurden aufgehoben und alle uerlichen Zeichen der Standesunterschiede beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brderlichkeit, das war die Losung! Das gesamte Kirchengut wurde fr Staatseigentum erklrt und veruert. Als der König sich vor Gewaltttigkeiten nicht mehr sicher fhlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs von einem Postmeister erkannt und vom Volke gezwungen, nach Paris zurckzukehren. Seitdem schwebte seine Person in bestndiger Gefahr; er mute sich vorlufig aller kniglichen Gewalt enthalten. Die National-garde, d. h. die bewaffnete Brgerschaft von Paris, konnte die Unthaten

14. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 245

1892 - Breslau : Hirt
Die französische Revolution. 245 Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die „allgemeinen Menschenrechte" zurück. Die Adeligen verzichteten auf ihre Vorrechte, die Geistlichen auf den Zehnten; Ämterverkauf und Zünfte wurden aufgehoben, die Steuern gleichmäßiger verteilt; alle Staatsbürger sollten zu allen Ämtern zugelassen werben. Das Volk verübte bereits solche Greuelthaten, daß bei' größte Teil des Hofes und des Abels das Land verließ; nur der König blieb schutzlos in Versailles zurück. Da beschlossen die Freiheitsmänner unter bet Anführung des Herzogs von Orleans und seiner Anhänger, den König ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog ein wüster Pöbelhaufen, Männer und Weiber, nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Königtum, eine andere mit der Republik; die gefährlichsten Feinde des Königs waren die Jakobiner. (Sie hatten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem Jakobinerkloster.) Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klöster und geistlichen Orden aufgehoben; alles Kirchengut wurde für Staatseigentum erklärt; die Geistlichen sollten ihr Gehalt aus der Staatskasse erhalten und den Bürgereid leisten. Alle äußerlichen Zeichen der Standesunterschiede wurden beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das war die Losung! Frankreich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Münzen, Maße und Gewichte wurden eingeführt; für alle sollte gleiches Recht gelten, die Folter wurde abgeschafft. Der König war schon völlig machtlos; als er sich vor Gewaltthätigkeiten nicht mehr sicher fühlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs erkannt und gezwungen, nach Paris zurückzukehren. Seitdem schwebte feine Person in beständiger Gefahr; er mußte sich vorläufig aller königlichen Gewalt enthalten. Die Nationalgarde, d. h. die bewaffnete Bürgerschaft von Paris, konnte die Unthaten des Pöbels kaum länger in Schranken halten. Viele der Besseren schlossen sich aus Furcht dem niedern Volke an, und es wurde Sitte, recht zerrissen und zerlumpt aufzutreten. c. Der König im Kerker und auf dem Blutgerüst. Bald nach des Königs Rückkehr kam die neue Verfassung zustande, durch welche die Rechte des Königs sehr beschränkt wurden-. An die Stelle der verfassunggebenden Nationalversammlung, die sich auflöste, trat die gesetzgebende Versammlung. Sie allein besaß das Recht der Gesetzgebung; dem Könige wurde nur das Recht zugestanden, die Ausführung eines Gesetzes durch die Verweigerung seiner Bestätigung vier Jahre hinauszuschieben. Die gesetzgebende Versammlung bestimmte, daß alle Ausgewanderten, Emigranten genannt, welche nicht bis Anfang 1792 zurückkehren würden, ihrer Güter beraubt und zum Tode verurteilt werden sollten. Auch sollten die Priester, welche den

15. Ausführliche Geschichtstabellen - S. 116

1913 - Paderborn : Schöningh
116 Die Neuzeit. 1789 Nach vergeblichen Versuchen einer Finanzreform beruft Ludwig Xvi. unter dem Finanznnnister Necker bte Reichsstände nach Versailles: Anlatz der Revolution. I. Bis zum Sturze des Königtums. 1) 1789—1791 Die konstituierende Nationalversammlung. 1789 Die Vertreter des britten Stanbes (barunter Graf Mirabeau und Abbe Sieges) schwören im Vallspiel-haus, nicht vor dem Erlaß einer Verfassung auseinanber-zugehen. Sie setzen bte gemeinschaftliche Beratung der Stcinbeuertreter durch. Das Volk in Paris stürmt die Bastille (14. Juli). Eine Nationalgarbe wirb unter Lafayette gebilbet. Bauernerhebungen burchwühlen das fianb. Der Abel beginnt mit der Emigration besonbers nach Deutschland und wiegelt von ba gegen die in Frankreich bestehenbe Regierung. Die Nationalversammlung schafft alle Vorrechte ab (4. August): Der Feubalstaat ist beseitigt. Der König und die Nationalversammlung müssen von Versailles nach Paris übersiebeln. 1790 Die Verfassung wirb beschworen. Die gesetzgebenbe Gewalt gehört der Volksvertretung in einer Kammer, der König hat nur suspensives Veto. Die ausübenbe Gewalt des Königs wirb beschnitten durch vollstänbige Durchführung der Selbstverwaltung in den neu eingerichteten Departements und bereu Unterabteilungen. Das Gerichtswesen wirb namentlich durch Einrichtung der Schwurgerichte reformiert. Die Kirchengüter werben für Staatseigentum erklärt und bienen als Unterpfanb für die Assignate. Die Mehrheit der Geistlichkeit verweigert den Eib auf die Zivilverfassung des Klerus (Wahl der Priester). 1791 Die Flucht des Königs ins Auslanb wirb vereitelt. Es wächst die Macht der antimonarchischen Parteiklubs, besonbers der Jakobiner.

16. Grundriß der Geschichte - S. 238

1886 - Breslau : Hirt
238 Dritter Abschnitt. Geschichte der Neuzeit. nicht unterdrckt und von der Nationalversammlung sogar benutzt, um eine feindliche antikonstitutionelle Hospartei, die sich um die mutige Knigin scharte, zu schrecken. Diese hatte die angesammelten Truppen auf Befehl des milden Knigs nicht rechtzeitig gebraucht, bis sie der Verfhrung der Aufstndischen erlegen waren und entfernt werden muten. In den Provinzen bten bewaffnete Haufen mit kom-munistischen Gelsten unter geheimer Leitung von Paris her Gewalt-thaten gegen Edellente und Priester, Schlsser und Klster unter dem Losungsworte: Krieg den Palsten, Friede den Htten!" Es begann die Emigration des verfolgten Adels. In der Nacht des 4. August wetteiferten alle Stnde der Nationalversammlung in der Aufhebung aller bisherigen Privilegien; die begeisterten Freiheitsmnner stellten an die Spitze der neuen Verfassung die Menschenrechte" mit Freiheit, Gleichheit und Brderlich-feit und die Volkssonvernett, erkannten aber nicht, da sie sich damit den grausamen Launen eines von Demagogen geleiteten Pbels unterwarfen. Die demokratisch-republikanisch gesinnte Linke der National-Versammlung wollte den König machtlos machen und ihm nur ein auf-schiebendes (suspensives) Veto gegen ihre Beschlsse zugestehen. Die Aufwiegler, an der Spitze der leidenschaftliche furchtbare Danton und der blutdrstige greuliche Marat, hetzten den Pbel gegen das knigliche Veto auf, die durch Wildheit berchtigten Damen der Halle" mischten sich in die Revolution, und so kam es angesichts einer drohenden Hungersnot zu dem wilden Zuge bewaffneter Massen nach Versailles und der verhngnisvollen Herbeiholung des Knigs und der Nationalversammlung nach Paris in die Gewalt wild emprter Aufruhrer. Wie Gefangene wurde die knigliche Familie von der wsten, trunkenen Menge, ans der Piken mit den Kpfen ermordeter kniglicher Leibwchter hervorragten, unter Beschimpfungen in die unwohnlichen Tuilerien nach Paris gefhrt. 200 Abgeordnete, welche nach Mirabeaus Plan den Thron unter Beschrnkung der Willkr aufrecht erhalten wollten, verlieen die von den Aufruhrern terrorisierte Nationalversammlung. 1790. Die neue Konstitution teilte Frankreich in 83 Departements, vernichtete jeden Einflu der Regierung und legte nach dem Princip der Volkssouvernett alle Entscheidung in Gemeinde, Staat und Kirche, selbst im Gerichtswesen in die Hand der Whler, zu denen alle 25jhrigen Männer gehrten, die 1 Jahr in ihrem Bezirk ansssig waren und den Betrag eines Stgigen Arbeitslohns als direkte Steuer zahlten. Alle kirchlichen Gter sollten als Staatseigentum verkauft werden; Staatsschatzanweisungen (Assignaten) wurden so unsinnig vermehrt, da sie bald allen Wert verloren. Die Macht, welcher die Zukunft gehrte, lag jetzt in den politischen Klubs, besonders dem Jakobiner-Klub, die sich auf die besitzlosen Klassen sttzten, und in der Pariser Schandpresse, die aus Vernichtung aller Royalisten, Aristokraten und derjenigen Priester

17. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 104

1892 - Leipzig : Voigtländer
104 mit dem dritten Stande (den Abgeordneten des Brgerstandes, 600 Mitglieder) beraten wollten, erklrte sich der dritte Stand zur Nationalversamm-lung. welche beschlo, nicht auseinander zu gehen, bis sie dem Staate eine Verfassung (Konstitution) gegeben htte. Das war der Anfang der Revo-lution. 3. Durch diese Vorgnge und die zunehmende Grung im Volke be-unruhigt, ordnete der Hos die Zusammenziehung von Truppen in der Nhe von Versailles an; Necker wurde entlassen. Dies rief in Paris den ersten blutigen Ausstand der Revolution hervor, der zur Zerstrung der Bastille fhrte (14. Juli). Der König, von allen verlassen, mute sich in das Geschehene fgen und Necker zurckrufen. In den Provinzen kam es zu wtenden An-griffen der Bauern auf ihre Gutsherren, die deshalb ins Ausland zu flchten begannen (Emigranten). Um den König ganz in ihre Gewalt zu bringen, reizte die Umsturzpartei den Pariser Pbel auf, durch einen Zug nach Versailles den König nach Paris zu holen; die Gefahr, da Paris und seine Pbelmassen die Geschicke Frankreichs an sich reien wrden, war ihrer Verwirklichung nher gebracht. Auch die Nationalversammlung verlegte nun ihren Sitz nach Paris. Der König, der sich immer mehr in seiner Sicherheit bedroht sah, entfloh mit seiner Familie aus Paris (Juni 1791), wurde aber (zu Varennes) angehalten und nach der Hauptstadt zurckgebracht. Er beschwor daraus die unterdessen vollendete neue Verfassung (Sept. 1791), in welcher ihm seine Wrde blieb, seine Macht aber im wesentlichen auf die neu gebildete, aus einer Kammer bestehende Nationalversammlung bergmg. 4. Die neue Versammlung hie die gesetzgebende. Sie stand unter dem Einflsse der Jakobiner", welche aus Errichtung einer Republik aus-gingen. Der König wurde gentigt, an sterreich den Krieg zu erklären, als es sich mit Preußen zur Aufrechterhaltung der Knigsherrschast in Frankreich verbunden hatte. 53. Friedrich Wilhelm Ii. und die franzsische Revolution. 1. In Preußen war aus Friedrich den Groen sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. 17861797 gefolgt, der seinem groen Vorgnger bei weitem nicht gleichkam. Zwar schien der Anfang seiner Regierung glckverheiend zu sein. Im Jahre 1791 erwarb er die bisher von Preußen getrennten hohenzollemschen Frstentmer Ansbach und Baireuth (roter Adlerorden). Das schon von Friedrich dem Groen vorbereitete Ge-setzbuch, das allgemeine preuische Landrecht, wurde erlassen

18. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 272

1896 - Breslau : Hirt
272 Die Neuzeit. stand aus. In der Mitte dieser Stadt lag die mit einem tiefen Graben umgebene Bastille (spr. Basti'j), ein festes Schloßt das als Staats-1789 gefängnis diente. Diese verhaßte Zwingburg wurde erstürmt und der Erde gleich gemacht. Der Sturm auf die Bastille gilt als Anfang der französischen Revolution. Die Nationalversammlung hob alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf und forderte die „allgemeinen Menschenrechte" zurück. Die Adeliaen verzichteten auf ihre Vorrechte, die Geistlichen auf den Zehnten; Amterverkauf und Zünfte wurden aufgehoben, die Steuern gleichmäßiger verteilt; alle Staatsbürger sollten zu allen Ämtern zugelassen werden. Das Volk verübte bereits solche Greuel-thaten, daß der größte Teil des Hofes und des Adels das Land verließ; nur der König blieb schutzlos in Versailles zurück. Da beschlossen die Freiheitsmänner unter der Anführung des Herzogs von Orleans und seiner Anhänger, den König ganz in ihre Gewalt zu bringen. Mit Geld bestochen und vom Branntwein berauscht, zog ein wüster Pöbelhaufen, Männer und Weiber, nach Versailles und brachte den König mit Gewalt nach Paris, wohin nun auch bald die Nationalversammlung folgte. In dieser hielt es eine Partei mit dem Königtum, eine andere mit der Republik; die gefährlichsten Feinde des Königs waren die Jakobiner. (Sie halten ihren Namen von ihrem Versammlungsorte, einem Jakobinerkloster.) Zu Anfang des Jahres 1790 wurden alle Klöster und geistlichen Orden aufgehoben; alles Kirchengut wurde für Staatseigentum erklärt; die Geistlichen sollten ihr Gehalt aus der Staatskasse erhalten und den Bürgereid leisten. Alle äußerlichen Zeichen der Standesunterschiede wurden beseitigt; Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das war die Losung! Frankreich erhielt eine neue Einteilung; gleiche Münzen, Maße und Gewichte wurden eingeführt; für alle sollte gleiches Recht gelten, die Folter wurde abgeschafft. Der König war schon völlig machtlos; als er sich vor Gewaltthätigkeiten nicht mehr sicher fühlte, suchte er sich durch die Flucht ins Ausland zu befreien, wurde aber unterwegs erkannt und gezwungen, nach Paris zurückzukehren. Seitdem schwebte seine Person in beständiger Gefahr; er mußte sich vorläufig aller königlichen Gewalt enthalten. Die Nationalgarde, d. h. die bewaffnete Bürgerschaft von Paris, konnte die Unthaten des Pöbels kaum länger in Schranken halten. Viele der Besseren schloffen sich aus Furcht dem niedern Volke an, und es wurde Sitte, recht zerrissen und zerlumpt aufzutreten. c. Der König im Kerker und auf dem Blutgerüst. Bald nach des Königs Rückkehr kam die neue Verfassung zustande, durch welche die Rechte des Königs sehr beschränkt wurden. An die Stelle der verfassunggebenden Nationalversammlung, die sich auflöste, trat die gesetzgebende Versammlung. Sie allein besaß das Recht der Gesetzgebung; dem Könige wurde nur das Recht zugestanden, die Ausführung eines

19. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 130

1898 - Breslau : Hirt
130 Dritte Periode. reichs am sterreichischen Erbfolgekriege und dem siebenjhrigen Kriege, noch mehr durch den Seekrieg gegen England (S. 93) hatte der Staat sich eine ungeheure Schuldenlast aufgeladen, seinen Kriegsruhm und seine ameri-konischen Kolonien verloren. Ludwig Xvi. (17741793) und seine Gemahlin Antoinette, eine Tochter Maria Theresias, versuchten vergebens, dem nahenden Verderben zu wehren. Es fehlte dem Könige an Einsicht und Willenskraft, der Verschwendung und Sittenlosigkeit Einhalt zu thun und die Finanzverhltnisse des Staates zu ordnen. Dazu kehrten die Franzosen, welche am nordamerikanischen Freiheitskampfe teilgenommen hatten, mit Begeisterung fr eine gerechte und freie Staatsordnung zurck und fanden bald Gesinnungsgenossen. I). Ausbruch der Revolution. Als alle Vorschlge des Ministeriums zur Erhhung der Staatseinnahmen an dem Widerspruch der bevorzugten Stnde gescheitert waren, berief der König auf den Rat des Finanz-1789 Ministers Necker die Generalstnde, d. i. gewhlte Vertreter der Geist-lichkeit, des Adels und des dritten Standes, die seit 175 Jahren nicht getagt hatten, nach Versailles. Die beiden ersten Stnde umfaten nur den 120. Teil aller Einwohner; trotzdem durften sie zusammen fast ebenso viele Abgeordnete whlen (291 -(- 270) als der dritte Stand (584) und hatten, da man nach Klassen abstimmte, zusammen stets die Mehrheit. Deshalb forderten die Vertreter des dritten Standes gemeinsame Beratung und Abstimmung nach Kpfen, erklrten sich, als dies nicht bewilligt wurde, fr eine Nationalversammlung" und schwuren, nicht aus-einanderzugehen, bevor sie dem Lande eine andere Verfassung gegeben htten. Der König wagte nicht, Gewalt anzuwenden, nach und nach traten auch Abgeordnete der beiden ersten Stnde in die Nationaler-sammlung ein, in welcher der dritte Stand nicht nur durch die grere Zahl seiner Vertreter, sondern auch durch die Tchtigkeit seiner Fhrer Graf Mirabeau, Abbe Sieyes, Astronom Bailly das bergewicht hatte. Whrend die Nationalversammlung noch die ersten Grundlinien der neuen Verfassung, beriet, verbte der Pbel schon Gewaltthtigkeiten. Als nmlich der König zwischen Paris und Versailles Truppen zusammenzog und den beim Volke beliebten Minister Necker entlie, bildeten die Brger unter Lafayette eine Brgerwehr (Nationalgarde); der Pariser Pbel aber erstrmte (14. Juli) die Bastille, ein verhates Staatsgefngnis, und ermordete deren Besatzung. Auf dem Lande plnderten und verbrannten Bauern schon die Schlsser ihrer Gutsherren; deshalb suchten von jetzt an viele Adelige im Auslande Schutz. Unter diesen Emigranten waren auch zwei Brder des Knigs, die spteren Könige Ludwig Xviii. und Karl X.

20. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 160

1896 - Leipzig : Voigtländer
160 Ehrfurcht vor den Lehren der Religion untergraben, und Unzufriedenheit mit den bestehenden Staatseinrichtungen verbreitet. Zwischen den ffentlichen Zustnden und den herrschenden Ansichten bestand ein schroffer Gegensatz. 2. Anfang der Revolution. Ludwig Xvi. (17741792), ein Enkel Ludwigs Xv., vermhlt mit Maria Antonie, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, war ernsthaft bemht, der Not, in die vor allem die groe Schuldenlast das Land gebracht hatte, abzuhelfen. Er berief auf deu Rat seines Finanzministers Necker eine Versammlung der Reichs-stnde, d. h. Abgeordnete des Adels, der Geistlichkeit und des Brgerstandes, nach Versailles, 1789. Allein bald erhob sich Streit unter diesen Abgeord-neten, da der Adel und die Geistlichkeit es ablehnten, sich mit den Brgern, dem sogenannten dritten Stande, zu gemeinschaftlicher Beratung zu vereinigen. Da erklrte sich der dritte Stand zur Nationalversammlung, und diese beschlo, nicht auseinander zu gehen, bis sie dem Staate eine neue Verfassung (Konstitution) gegeben htte. Hiermit begann die Re-volution. 3. Die konstituierende Nationalversammlung. Die Aufregung, die der Zusammentritt der konstituierenden (d.i. verfassunggebenden) Nationalversammlung im Volke erzeugt hatte, wurde immer strker. Als der Hof zu seinem Schutze Truppen in der Nhe von Versailles zusammen-zog, kam es in Paris zu einem Aufstande, der zur Zerstrung der Bastille fhrte (14. Juli). Nicht lange danach zogen bewaffnete Pbelhaufen von Paris nach Versailles und zwangen den König, seinen Wohnsitz in Paris zu nehmen, wohin nun auch die Nationalversammlung ihren Sitz verlegte. Der Jakobinerklub, der sich aus den wildesten Anhngern der Revolu-tion gebildet hatte, nhrte die Unordnung und entflammte die Leidenschaften. Unterdessen hob die Nationalversammlung alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf, zog die Kirchengter ein und beschrnkte die knigliche Macht aufs uerste. Ein groer Teil des Adels, von aufstndischen Volkshaufen in seiner Sicherheit bedroht, wanderte aus (Emigranten). Endlich floh auch der König mit seiner Familie aus der Hauptstadt. Aber er wurde unterwegs in dem Stdtchen Varennes angehalten und nach Paris zurck-gefhrt (1791). Trotz der endlich festgestellten und vom Könige angenom-menen Verfassung wurde die Bewegung immer heftiger. v. 4. Die gesetzgebende Nationalversammlung. Die neu zusammen-tretende gesetzgebende Nationalversammlung stand unter dem Einflu der Jakobiner", die auf Errichtung einer Republik ausgingen. Der König wurde gentigt, an sterreich den Krieg zu erklären, als es sich