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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 171

1910 - Düsseldorf : Bagel
171 So schien der ganze Erfolg von Königgrätz in Frage gestellt. Zum Glück aber beriet Bismarck jetzt die Politik des Königs und ebenso energisch wie geschickt wußte er auch über die jetzigen Schwierigkeiten hinwegzukommen. Höflich waren die Einladungen Napoleons zum Waffenstillstand gewesen; er appellierte an die „hochherzigen Gesinnungen des Königs“. Ebenso höflich wurde geantwortet, aber „dilatorisch“. Bismarck wußte, daß Frankreich doch nicht so ganz zum Kriege vorbereitet sei, daß es lieber diesen vermeide und durch Vorsicht sich hinhalten lasse. Und so genügte es wohl, wenn man „dankbar“ „im Prinzip“ die Vorschläge Napoleons annahm. Zur Annahme des Waffenstillstandes müsse man sich aber doch auch mit dem Bundesgenossen benehmen. Auch müsse man wissen, ob Oesterreich die Friedensbedingungen annehmen wolle. So müßten die militärischen Operationen einstweilen noch weiter gehen. Die preußischen Truppen konnten deshalb ihren Vormarsch auf Wien ruhig noch fortsetzen. Und damit war schon viel gewonnen. Und in der Tat war es für Preußen von größtem Wert, den Eindruck der gewonnenen Schlacht recht nachdrücklich wirken zu lassen. Versäumt war vielleicht die Ausnutzung des allerersten Schreckens. Wie erschütternd hätte er wirken müssen! Zumal in Wien, wo die Bestürzung eine so ungeheure war! Am 3. nachmittags 2l/a Uhr hatte man den Sieg errungen geglaubt. Groß war der Jubel; um so schrecklicher darnach aber die Betäubung, denn schon bald kamen ganz andere Nachrichten. Die Ostdeutsche Post schrieb um Mitternacht: „Die in später Nacht uns zugehenden Telegramme und Privatnachrichten enthalten wir uns zu veröffentlichen. Wir zittern es auszusprechen — aber alles deutet darauf hin, daß wir uns auf eine große Trauerbotschaft gefaßt machen müssen. Noch in diesem Augenblick wird mit Löwenmut gekämpft, aber das Wort erstarrt uns unter der Feder — die Schlacht scheint verloren!“ Die österreichische Armee war am 4. Juli so erschüttert, daß die Stärke vieler Regimenter unter den vierten Teil der regelrechten Zahl herabgesunken war. Unendlich viele Krieger waren versprengt und verlaufen. Waffen und Munition hatten sie von sich geworfen. Schon schrieb die Wiener Presse: Unsere Nordarmee besteht nicht mehr. Wäre in die wirren Haufen eine Verfolgung vorgenommen, wie sie nach der Schlacht von

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1. Lesebuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 212

1909 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
212 uns erwartete, htten bewilligen knnen. Auch nach russischer Seite hin konnte man zweifeln, welche Wirkung eintreten werde, wenn man sich bort klar machte, welche Erstarkung fr uns in der nationalen Entwicklung Deutschland lag. Wie sich die spteren Kriege um die Behauptung des Gewonnenen gestalten wrben, war nicht vorauszusehen- in allen Fllen aber war es von hoher Wichtigkeit, ob die Stimmung, die wir bei unfern Gegnern hinterlieen, unvershnlich, die Wunben, die wir ihnen und ihrem Selbstgefhl geschlagen, unheilbar sein wrben. In dieser (Erwgung lag fr mich ein politischer Grunb, einen triumphierenben (Einzug in Wien, nach napoleonischer Art, eher zu verhten als herbeizufhren. In Lagen, wie die unfrige damals war, ist es politisch geboten, sich nach einem Siege nicht zu fragen, wieviel man dem Gegner abbrcken kann, fonbern nur zu erstreben, was politisches Bebrfnts ist. 2. Waffenruhe. Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland. 18591866. 2. Bd., Xi. Buch. Der 19. Juli war ein entscheibenber Tag in der preuischen Politik. Benebetti kam aus Wien und melbete die Annahme der franzsischen Vermittlung durch (sterreich, Goltz beruhigte der ie Absichten Kaiser Napoleons. Somit hatte Preußen den vlligen Ausschlu sterreichs aus Deutsch-lanb, den Sben mit eingeschlossen, burchgesetzt und ebenso Kaiser Napoleon die Zustimmung zu seinen groen Annexionen nrdlich des Itlains abgerungen. Noch aber war die Frage zu erwgen, ob Preußen nicht in der Lage sei, vor der Waffenruhe noch einen groen Schlag bei Preburg zu führen, damit das ein zweites Ittal besiegte (sterreich sich dem Sieger gefgiger unterordne. Bismarck fragte Titoitfe, ob auf einen (Erfolg in einer Hauptschlacht bei Preburg, durch die man sich den bergang der die Donau erzwungen htte, mit Zuversicht zu rechnen sei; zu diesem Ende knne man die Waffenruhe erst spter beginnen lassen. Da nun gab Ittoitfe die bedchtige Antwort: die (Operation fei immerhin gewagt und der Aus-gang zweifelhaft, freilich fei zu bemerken, da im Kriege alles gefhrlich fei. So hielt es Bismarck denn fr klger, gleich jetzt abzuschlieen. Das aber geschah nur mit groer Vorsicht. Die Vorschlge Frankreichs vom 14. Juli wurden nur als Grundlage fr eine Waffenruhe (treve d'liostilit6s) angenommen, die fnf Tage zu dauern hatte. Unterdessen sollten die Pr-liminarien des Friedens festgestellt und, nur wenn Preußen befriedigt sei, ein mehrwchentlicher Waffenstillstand (armistice) bewilligt werden. Diese Einschrnkung wurde auch um Italiens willen beliebt, denn Preußen konnte ohne dessen Zustimmung den Krieg nicht beenden. (Eben war am 19. Juli auf dem Schlosse zu Itikolsburg die entscheibenbe Wenbung eingetreten, als Baron herring in grter (Eile aus Wien eintraf, um Bismarck die Bereitwilligkeit (fterreichs zu birekter Ltnterhanblung zu melben. Da aber trat ihm der Ittinifterprfibent mit den Worten entgegen: Sie finb um eine Stunbe zu spt gekommen; eine Stunbe frher

2. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 543

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
60. Der deutsch-französische Krieg. 543 (70,000 Franzosen gegen 200,000 Deutsche) meist der ganze Vormittag zum An- und Aufmarsch verwandt werden muß, begann die Schlacht bei Sedan schon um 6 Uhr Morgens, Erst um 5v- Uhr Nachmittags ward das ununterbrochene Feuer auf königlichen Befehl eingestellt, da die Franzosen zu capitnliren verlangten. In einem durch den General Neille ehrfurchtsvoll überreichten Briefe schrieb Kaiser Napoleon, daß, da es ihm nicht vergönnt gewesen, inmitten seiner Truppen zu sterben, ihm nichts übrig bleibe, als seinen Degen in die Hände des Königs niederzulegen, dem er die weitere Bestimmung über sein Schicksal anheimstellte. General von Moltke und der norddeutsche Bundeskanzler von Bismarck begaben sich Abends nach Donchery, ebenso von Wimpsfen, um französischer Seits die Capitnlations-Unterhandlungen zu leiten, da der Kaiser sein Entlassungsgesuch nicht angenommen hatte. Um Mitternacht trennten sich die Bevollmächtigten ohne Resultat, da die beiden deutschen Unterhändler auf einer unbedingten Ergebung der Armee in Kriegsgefangenschaft bestanden, obgleich von Wimpffen mit der Fortsetzung des Kampfes drohte und erklärte, zu so harten Capitulations-Bedingungen nicht ermächtigt zu sein. Noch in der Nacht kehrte er nach Sedan zurück und theilte dem Kaiser den traurigen Stand der Dinge mit, welcher versprach, sich um 5 Uhr Morgens in das deutsche Hauptquartier zu begeben, um durch seinen persönlichen Einfluß vom Könige Wilhelm günstigere Bedingungen zu erwirken. Am nächsten Morgen traf Napoleon mit dem Grafen Bismarck auf dem Wege nach Donchery zusammen, der ihn jedoch wegen der Capitulations-Bedingungen, als einer militärischen Frage, an den Grafen von Moltke verwies. Erst nach Abschluß der Capitulation, unter den vom Sieger gestellten Bedingungen, erfolgte die erbetene Zusammenkunft des Kaisers mit dem Könige auf dem Schlosse Bellevue bei Fr6nois, welche eine Viertelstunde dauerte und über welche der König seiner königlichen Gemahlin schrieb: „Wir waren beide sehr erregt über dieses Wiedersehen. Was ich Alles empfand, nachdem ich vor drei Jahren (bei der zweiten Pariser Weltausstellung) Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen, kann ich nicht beschreiben." Als Aufenthalt während seiner Kriegsgefangenschaft bot der König dem Kaiser das Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel an, was dieser dankbar annahm. In Folge der Capitulation von Sedan am 2. Sept. wurden (einschließlich 14,000 Verwundeter in Sedan) 83,000 M. kriegsgefangen, darunter 2866 Officiere (Mac Mahon, 40 Generale, 230 Stabsosficiere u. s. w); die Festung ward übergeben mit 184 Festnngs- und 350 Feldgeschützen, 70 Mi-traillensen, 12,000 Pferden und einem überaus zahlreichen Armee-Material. Der Verlust in der Schlacht selbst war deutscher Seits etwa 10,000 M., während der der Franzosen auf 13,000 M. angegeben wird; außerdem fielen noch im Laufe der Schlacht 25,000 französische unverwnndete Gefangene in die

3. Realienbuch für Volksschulen - S. 37

1895 - Danzig : Axt
— 37 — reicher unter Beuedek fochten hier mit großer Tapferkeit. Unsere Preußen unter Friedrich Karl und Herwarth v. Bittenfeld wurden mit einem Eisenhagel begrüßt und standen in großer Gefahr. König Wilhelm überwachte die Schlacht, und als Bismarck ihn bat, sich dem Granatfeuer nicht auszusetzen, sprach er: „Ich kann doch nicht davonreiten,, wenn meine brave Armee im Feuer steht." Noch zur rechten Zeit kam der Kronprinz von Preußen mit seiner Armee dem übrigen Heere zu Hilfe, und so hatten die.. Preußen durch ihre große Tapferkeit die Schlacht gewonnen. Den fliehenden Österreichern eilten sie bis Wien nach. Um die Gefahr von seiner Hauptstadt abzuwenden, bat der österreichische Kaiser um Waffenstillstand. Bald darauf wurde auch der Friede geschlossen. Österreich hatte an Preußen 60 Millionen Mark Kriegskosten zu zahlen und entsagte dem Mitbesitz Schleswig-Holsteins. An Preußen fielen: Hannover, Hessen-Nassau und die freie Reichsstadt Frankfurt a. M. Der norddeutsche Bund. Mit den deutschen Staaten nördlich vom Main wurde setzt ein Bund gestiftet, in welchem Preußen die oberste Leitung hatte. Nun trat der norddeutsche Reichstag zusammen, welcher aus Männern bestand, die vom Volke gewählt waren. Nach der zu stände gekommenen Ver- fassung sollte ein großer Teil der Gesetzgebung vom Bunde ausgeübt werden. Die Land- und Seemacht in Krieg und Frieden wurde unter den Öberbcfehl des Königs von Preußen gestellt. — Mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen- Darmstadt wurde ein Zoll- und Handelsvertrag geschlossen, welcher dazu diente, das Band zwischen Nord- und Süddeutschland immer fester zu knüpfen. Auch ward mit ihnen ein Schutz- und Trutzbündnis gegen jeden feindlichen Angriff vereinbart. 38. Der deutsch-frmyö fische Krieg. 1870—1871. Ursache. Schon längst hatten die Franzosen neidisch auf den Kriegsruhm Preußens geblickt, und sie wollten durchaus eine Kräftigung und Einigung Deutschlands verhindern. Napoleon Iii. beabsichtigte, den Rhein zur Grenze zwischen Deutschland und Frankreich zu machen. Er suchte daher nach irgend einem Vorwände, Preußen den Krieg zu erklären. Im Jahre 1870 sollte sich dieser Wunsch erfüllen. Spanien war nämlich damals ohne König und bot dem Erb- prinzen Leopold von Hohenzollern die Krone an. Da meinten die Fran- zosen, wenn sie dies geschehen ließen, würde Preußens Macht zu groß werden. König Wilhelm, der nur den Frieden wollte, erklärte, sich in die spanischen An- gelegenheiten nicht mischen zu wollen, und der Erbprinz lehnte die Annahme der Krone ab. Frankreich, weit entfernt, sich setzt zu beruhigen, schickte seinen Botschafter Benedetti zu unserm Könige, der zur Zeit in Ems eine Badekur gebrauchte. Benedetti forderte eine bestimmte schriftliche Erklärung des Königs, niemals seine Einwilligung dazu geben zu wollen, daß ein Hohcnzoller den Thron Spaniens besteige. Der König, über diese freche Zudringlichkeit empört, ließ den Gesandten unverrichteter Sache abziehen. Darauf erklärte Napoleon dem König von Preußen den Krieg. Vorbereitung zum Kriege und erste Kämpfe. Inzwischen hatte der König Ems verlassen und war nach Berlin geeilt, wo sein getreues Volk ihn mit Begeisterung empfing. Überall erklang das Lied: „Die Wacht am Rhein." Ganz Deutschland war einig, gegen den Feind in den Krieg zu ziehen. Der König und seine Ratgeber, Bismarck, Roon und der „schweigsame Schlachten« denkcr" Moltke, arbeiteten Tag und Nacht an den nötigen Vorbereitungen zum Kriege. Wenige Tage genügten, und die deutschen Truppen standen, 400000 Mann stark, an Frankreichs Grenze. Man hatte dieselben in 3 Armceen geteilt. Steinmetz stand mit der ersten Armee längs der Mosel. Die zweite sammelte sich unter Prinz Friedrich Karl in der Pfalz, zwischen Rhein und Nahe. Der Kronprinz aber führte die dritte und befand sich mit

4. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 195

1901 - Leipzig : Teubner
§ 24. Der schleswig-holsteinsche Krieg 1864. — § 25. Neue Verhältnisse. 195 Bundes eröffnet Derselbe erwirkte zunächst am 12. Mai einen Waffen- Waffenstillstand stillstand. Auf dem Kongreß wiesen die Dänen den Vorschlag, ein in sich vereinigtes und unabhängiges Schleswig-Holstein durch Personalunion mit Dänemark zu verbinden, weit weg. Als dann die Neutralen völlige Abtrennung Holsteins und Südschleswigs bis zur Schlei vorschlugen, forderte Bismarck, die gemischten Bezirke bis zur Linie Apen-rade-Tondern über ihre Nationalität zu befragen. Dies lehnten die Dänen ebenso wie den von England gemachten Vorschlag, die Teilungslinie durch einen Schiedsrichter feststellen zu lassen, entschieden ab; sie bauten auf die Unangreifbarkeit ihrer Inseln und auf die endliche Hülfe Englands. 4. Die Beendigung des Krieges und der Wiener Friede. Als der Waffenstillstand endete, hatte der neue Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl, dessen Generalstabschef Moltke war, schon alle Vorbereitungen zu einem entscheidenden Schlage getroffen. Unter dem Befehle des Generals Herwarth von Bittenfeld setzten 25 Bataillone Übergang von Satrnpholz am Nordende des Alsensnnds (750 m breit) nach dem 2™29.ä£i gegenüber auf Alsen liegenden Arnkiel auf Böten, die in je 30 Min. ^ 2500 Mann beförderten, über. Die festen Stellungen der Dänen wurden erstürmt, Sonderburg ihnen entrissen und die dänischen Truppen gezwungen sich im Süden von Alsen auf die Kriegsschiffe zu flüchten. Mitte Juli besetzten die Verbündeten den nördlichen Teil Jütlands und Ganz Jütland, ihre Kriegsschiffe befreiten die friesischen Inseln von ihrem Peiniger, 6e,e<5t" dem Kapitän Hammer. Moltke bereitete den Übergang nach Fühnen Fühnen bedroht, vor. Jetzt hatte die dänische Halsstarrigkeit ein Ende, um so mehr als infolge der englischen Parlamentsverhandlungen, 4.—9. Juli, jede Hoffnung auf die Waffenhülfe Englands geschwunden war. Zu Wien wurde der vorläufige Friede am 1. August, der endgültige am Wiener Friede 30. Oktober geschlossen. Durch denselben verzichtete der König von 30'Dft 1864 Dänemark auf alle seine Rechte auf die Herzobtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg zu Gunsten des Kaisers von Österreich und des Königs von Preußen. Den Herzogtümern wurden außer einem verhältnismäßigen Anteil an der dänischen Staatsschuld die Kosten des Krieges auferlegt. § 25. Neue Verhältnisse. 1. Die Zollvereinskrisis. Die englische Handelspolitik war seit Aufhebung der Koruzölle mehr und mehr im Sinne des Freihandels Beginn des geleitet. Für ihn wurde auch Napoleon Iii. gewonnen und zwischen Eng- Systems des land und Frankreich am 24. Jan. 1860 ein Handelsvertrag geschlossen, ^^handels durch den die Zölle für die wichtigsten beiderseitigen Ausfuhrartikel (Eisen-, Wolle- und Baumwollfabrikate — Wein, Seide und Luxuswaren) bedeutend . ermäßigt wurden. Zugleich gestand man sich gegenseitig von vornherein

5. Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart - S. 161

1910 - Halle a.S. : Schroedel
— 161 — er den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Siegmaringen, den Bruder des Fürsten Karl von Rumänien, als Thronkandidaten empfahl. Da dieser Prinz durch seine Mutter mit dem Kaiser Napoleon verwandt war, so ließ sich annehmen, daß die französische Regierung seine Wahl ebenso bereitwillig gutheißen werde, wie man das von Preußen erwartete. Schon Ende März 1869 wurden Verhandlungen angeknüpft. Der frühere spanische Gesandte in Berlin, Gras Rances y Villanueva, begab sich von Wien für einige Tage nach der preußischen Hauptstadt, um dort Fühlung zu gewinnen, hatte eine Audienz beim Könige und zwei Besprechungen mit Bismarck, fand aber anscheinend nicht die erhoffte Bereitwilligkeit. Trotz des Geheimnisses, in das er sich hüllte, und seiner Versicherung, daß die Wahl voraussichtlich zuerst auf den König Ferdinand von Portugal und, da dieser ohne Zweifel ablehne, sodann auf den Herzog von Montpensier fallen werde, schöpfte der französische Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, doch Verdacht, und wandte sich am 31. März an Herrn von Thile, Bismarcks Stellvertreter, mit der Bitte um Aufklärung. Dieser versicherte ihm auf Ehrenwort, daß er von einer Kandidatur Leopolds nicht die geringste Kenntnis habe, und Benedetti beruhigte sich dabei, wenn auch nicht ohne in Paris darauf aufmerksam zu machen, daß der Unterstaatssekretär nicht immer in die Absichten Bismarcks eingeweiht sei. Bei einem Besuche in Paris, den er kurz darauf machte, besprach er die Angelegenheit mit dem Kaiser persönlich und erhielt von diesem den Auftrag, sie nicht aus dem Auge zu verlieren. Montpensiers Kandidatur, äußerte Napoleon, sei lediglich gegen seine Dynastie gerichtet, die Hohen-zollernsche aber gegen die französische Nation; während er jene sich gefallen lassen könnte, müsse diese jedenfalls verhindert werden, da das Land sie nicht ertragen werde. Benedetti wandte sich daher nach seiner Rückkehr an Bismarck persönlich und konnte am 11. März 1869 nach Paris melden: der Ministerpräsident sei der Unterredung nicht ausgewichen und habe versichert, der König werde dem Prinzen die Annahme der Krone, wenn die Cortes ihn wirklich wählen sollten, gewiß nicht empfehlen, und auch der alte Fürst von Hohenzollern werde seinen Sohn nicht dazu ermutigen, da er schon durch seines älteren Sohnes Herrschaft in Rumänien zu drückenden Opfern an seinem Vermögen genötigt fei; auch habe Bismarck anerkannt, daß der Prinz zur Annahme die Einwilligung des Königs bedürfe; daß diese aber unbedingt verweigert werden solle, habe er nicht zugesagt. Im Vorübergehen habe er auch des Prinzen Friedrich Karl Erwähnung getan, der zu einem spanischen Abenteuer wohl Lust verraten habe; allein seine protestantische Religion mache ihn ganz unmöglich und überdies habe er nie Gelegenheit gehabt, politische Fähigkeiten zu entwickeln. Alles in allem schien es Benedetti, als ob Bismarck ebensosehr jeder Verpflichtung für den Fall der Wahl auszuweichen, wie Frankreich mit Besorgnis vor dieser Eventualität Beyer, Lesebuch zur Deutschen Geschichte. Hl. 11

6. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 210

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
210 Das Zeitalter der Verfassungs- und Einheitskämpfe schlagen worden; die italienische Flotte besiegte Admiral Teget-h o f f bei L i s s a (20. Juli). Als aber die österreichische Südarmee zur Verteidigung Wiens abberufen wurde, drangen die Italiener wieder vor. am Main Auch die süddeutschen Truppen waren von der preußischen Main- armeeunter Vogel v. Falkenstein, dann unter Manteuffel, in einer Reihe von Gefechten zurückgedrängt worden, so daß die preußischen Truppen Würzburg und Nürnberg erreichten. Friede Napoleon Iii., der gehofft hatte, daß sich die beiden deutschen Mächte in einem langen Kriege zerfleischen würden, suchte gleich nach der Schlacht von Königgrätz als Vermittler aufzutreten. Österreich hatte ihm Venetien abgetreten, damit er es Italien überlasse und dieses vom Bündnis mit Preußen abwendig mache. Bismarck hielt es nicht für geraten, Napoleon schroff zurückzuweisen. Unter großen Schwierigkeiten setzte er es durch, daß König Wilhelm darauf verzichtete, Sachsen oder österreichisches Gebiet zu erwerben. Es kam am 26. Juli zum Waffenstillstand von Nikolsburg, dem der Friede zu Prag folgte (23. August). Österreich schied aus Deutschland aus und verzichtete zugunsten Preußens auf seine Rechte auf Schleswig-Holstein. Preußen verleibte außerdem Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main ein. Den süddeutschen Staaten wurde ein günstiger Frieden gewährt. Am 3. Oktober erkannte zu Wien Österreich die Vereinigung Venetiens mit Italien an. § 183. Zeit des Norddeutschen Bundes. Erst durch die neuen Erwerbungen war Preußen ein in sich zusammenhängender Staat geworden, der von der Memel bis zur Mosel und von der Königsau bis zur Oppa fast ganz Norddeutschland umfaßte. Diese Machtstellung nutzte Bismarck nicht, wie ihm wohl geraten wurde, dazu aus, den Absolutismus in Preußen wieder einzuführen. Vielmehr bot er dem Land-Ende des tag die Hand zur Versöhnung, indem er Indemnität für die ohne ver-Kpreißenin fassungsmäßige Genehmigung geleisteten Ausgaben nachsuchte und damit das parlamentarische Bewilligungsrecht anerkannte. Das am Tage von Königgrätz gewählte Abgeordnetenhaus, in dem die neugegründete nationalliberale Partei einflußreich wurde, nahm die zur Versöhnung dargebotene Hand an und sprach mit der Annahme des Indemnitätsgesuches der Regierung ihr Vertrauen aus (September 1866). Nun konnte Bismarck an die Lösung der deutschen Frage gehen. Zwar durfte er, um Napoleon Iii. nicht zu verletzen, die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Hessen-Darmstadt und Baden Bündnisse nicht in ein engeres Bundesverhältnis zu Preußen bringen; aber ^utechen * es gelang ihm, heimlich Schutz- und Trutzbündnisse mit ihnen zu Staaten schließen, nach denen ihre Truppen nach preußischem Muster organisiert werden und im Fall eines Krieges unter den Befehl des Königs von Preußen treten sollten.

7. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 105

1905 - Halle : Gesenius
— 105 — Zollparlament, das Nord- und Süddeutsche wählen sollten, eingesetzt. Der Zollverein blieb also das Bindeglied zwischen Nord- und Süddeutschland, wie er es bisher gewesen war. 32. Die Erkämpfung der Reichsvollendung im deutsch-französischen Kriege. I. Der Ursprung des deutsch-französischen Krieges. Die Einigung Deutschlands durch Preußen war von Frankreich mit neidischen Augen betrachtet worden. Dort regierte der Kaiser Napoleon Iii., ein Neffe Napoleons I. Dieser hätte gar zu gerne die Rolle seines Oheims gespielt; wenigstens aber wollte er der Schiedsrichter Europas sein. Mehr noch als er waren seine Minister und sein Hos aus Preußen erbittert. Sie wollten es demütigen und suchten daher eine Ursache, um mit ihm anzubinden. Sie hatten sich zuvor der Bundesgenossen versichert. Im Juni von 1870 war zwischen den Regierungen von Paris, Wien und Florenz (Italien) ein förmlicher Angrifssplan auf Deutschland verabredet worden. Auch Dänemark trat dem Bündnisse bei. Der große Schlag sollte wohl vorbereitet werden und im Frühjahre von 1871 erfolgen. Zur selben Zeit suchten die Spanier, die ihre Königin vertrieben hatten, einen König. Sie erwählten den Prinzen Leopold von Hohenzollern, und dieser nahm die Wahl an. Da erhob sich in Frankreich ein furchtbarer Lärm: man könne unter keinen Umständen dulden, daß die Hohenzollern zu beiden Seiten Frankreichs auf dem Throne säßen. Der Kaiser schrieb an den König Wilhelm, dieser, als das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, möge auf den Prinzen einwirken, daß er die spanische Krone nicht annehme. Nun war aber das Merkwürdige, daß der Kaiser mit dem Prinzen mütterlicherseits viel näher verwandt war, als der König. Als der Prinz hörte, welche Folgen die Annahme der spanischen Krone durch ihn möglicherweise haben könnte, zog er aus freien Stücken seine Zusage zurück. Aber damit war man in Frankreich nicht zufrieden. Der Gesandte in Berlin, Gras von Benedetti, würde beauftragt, dem Könige Wilhelm mitzuteilen, man wünsche eine schriftliche Erklärung von ihm, daß er nie wieber in eine Bewerbung des Prinzen um die spanische Krone einwillige. Benebetti reiste nach Ems, wo sich bei* König zur Kur aufhielt Der König lehnte das Verlangen höflich aber entschieben ab, und berichtete barüber an Bismarck. Dieser teilte barauf die Emser Depesche und damit zugleich die ganze Un-gehörigkeit des Ansinnens den Zeitungen und den europäischen Mächten in ziemlich scharfer Weise mit. Darüber gerieten die französischen Staatsmänner und das Volk von Paris in höchste Wut. Der Kaiser, der sich noch vor dem Krieg scheute, würde gezwungen, ihn an Preußen zu erklären. Da aber erhob sich ganz Deutschland. Die sübbeutscben Staaten, Bayern voran, stellten ihre Truppen dem Könige Wilhelm zur Verfügung. Man rüstete allenthalben, um mit dem schlimmen Feinde einmal grünblich abzurechnen. Die Begeisterung erinnerte an jene der Befreiungskriege. Der König erneuerte auch aus die fein Grunbe den Orben des Eisernen Kreuzes. Das Kampflieb würde die „Wacht am Rhein",

8. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 105

1905 - Halle : Gesenius
— 105 — Zollparlament, das Nord- und Süddeutsche wählen sollten, eingesetzt. Der Zollverein blieb also das Bindeglied zwischen Nord- und Süddeutschland, wie er es bisher gewesen war. 32. Die Crkämpfung der Reichsvollendung im deutsch-französischen Kriege. I. Der Ursprung des deutsch-französischen Krieges. Die Einigung Deutschlands durch Preußen war von Frankreich mit neidischen Augen betrachtet worden. Dort regierte der Kaiser Napoleon Iii., ein Neffe Napoleons I. Dieser hätte gar zu gerne die Rolle seines Oheims gespielt; wenigstens aber wollte er der Schiedsrichter Europas sein. Mehr noch als er waren seine Minister und sein Hof auf Preußen erbittert. Sie wollten es demütigen und suchten daher eine Ursache, um mit ihm anzubinden. Sie hatten sich zuvor der Bundesgenossen versichert. Im Juni von 1870 war zwischen den Regierungen von Paris, Wien und Florenz (Italien) ein förmlicher Angriffsplan auf Deutschland verabredet worden. Auch Dänemark trat dem Bündnisse bei. Der große Schlag sollte wohl vorbereitet werden und im Frühjahre von 1871 erfolgen. Zur selben Zeit suchten die Spanier, die ihre Königin vertrieben hatten, einen König. Sie erwählten den Prinzen Leopold von Hohenzollern, und dieser nahm die Wahl an. Da erhob sich in Frankreich ein furchtbarer Lärm: man könne unter keinen Umständen dulden, daß die Hohenzollern zu beiden Seiten Frankreichs auf dem Throne säßen. Der Kaiser schrieb an den König Wilhelm, dieser, als das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, möge auf den Prinzen einwirken, daß er die spanische Krone nicht annehme. Nun war aber das Merkwürdige, daß der Kaiser mit dem Prinzen mütterlicherseits viel näher verwandt war, als der König. Als der Prinz hörte, welche Folgen die Annahme der spanischen Krone durch ihn möglicherweise haben könnte, zog er aus freien Stücken seine Zusage zurück. Aber damit war man in Frankreich nicht zufrieden. Der Gesandte in Berlin, Graf von Benedetti, wurde beauftragt, dem Könige Wilhelm mitzuteilen, man wünsche eine schriftliche Erklärung von ihm, daß er nie wieder in eine Bewerbung des Prinzen um die spanische Krone einwillige. Benedetti reiste nach Ems, wo sich der König zur Kur aufhielt. Der König lehnte das Verlangen höflich aber entschieden ab, und berichtete darüber an Bismarck. Dieser teilte darauf die Emser Depesche und damit zugleich die ganze Un-gehörigkeit des Ansinnens den Zeitungen und den europäischen Mächten in ziemlich scharfer Weise mit. Darüber gerieten die französischen Staatsmänner und das Volk von Paris in höchste Wut. Der Kaiser, der sich noch vor dem Krieg scheute, wurde gezwungen, ihn an Preußen zu erklären. Da aber erhob sich ganz Deutschland. Die süddeutschen Staaten, Bayern voran, stellten ihre Truppen dem Könige Wilhelm zur Verfügung. Man rüstete allenthalben, um mit dem schlimmen Feinde einmal gründlich abzurechnen. Die Begeisterung erinnerte an jene der Befreiungskriege. Der König erneuerte auch aus diesem Grunde den Orden des Eisernen Kreuzes. Das Kampflied wurde die „Wacht am Rhein",

9. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 112

1912 - Leipzig : Hirt
112 Die Zeit der nationalen taatenbilbung. 166. von Bittenfeld, durch die Lausitz unter dem Prinzen Friedrich Karl und durch Schlesien unter dem Kronprinzen .Friedrich Wilhelm, unter siegreichen Gefechten (bei Mnchengrtz. Gitschin, Nachod und Skalitz) in Bhmen ein, um sich an der oberen Elbe zu vereinigen (Getrenntmarschieren, vereint schlagen!"), wo das ebenso starke sterreichische Hauptheer unter Benedek zum Empfange bereitstand. Benedek, ein einsichtiger Feldherr, riet im Hinblick auf die glnzenden Erfolge der Preußen seinem Kaiser zum Frieden, aber vergebens. König Wilhelm begab sich mit Bismarck, den er in den Grafenstand erhoben hatte, Moltke und Roon aus den Kriegsschauplatz und bernahm am 2. Juli in Gitschin selbst den Oberbefehl. In der folgenden Nacht erhielt er die Meldung, da ein groer Teil des feindlichen Heeres nrdlich von Kmig-g^tz auf der Hhe zwischen dem rechten Elbufer und dem Flchen Bistritz Aufstellung genommen habe. Nach Rcksprache mit Moltke entschlo er sich, am nchsten Morgen zum Angriff vorzugehen, und benachrichtigte sofort den Kronprinzen, der mit seiner Armee noch zurck war. Die Preußen nahmen das Dorf Sadoma^. muten sich dann aber damit begngen, unter starken Verlusten durch die feindlichen Granaten das gewonnene Gelnde zu verteidigen, bis am Nachmittag die Ankunft der kronprinzlichen Armee das Geschick des Tages und des ganzen Krieges entschied (sieben Tage nach dem berschreiten der Grenze). Fr die Preußen war das den sterreichischen Vorderladern berlegene Zndnadelgewehr ein wesentlicher Vorteil; noch mehr aber hatten sie ihren Sieg dem planvollen Zusammenwirken, der Bildung der Fhrer und der tadellosen Disziplin der Mannschaften zu verdanken. Ganz Europa staunte. Kaiser Franz Joseph fhlte sich bewogen, Napoleon um seine Vermittlung zu bitten und ihm dafr Venezien abzutreten. Napoleon sagte zu, vermochte aber, da Frankreich nicht gerstet war, keinen Einflu auf den Verlauf des Krieges zu gewinnen. Die Sieger verfolgten die geschlagenen sterreicher nach Mhren und rckten gegen Wien vor15). Da trat Waffenstillstand ein. Auf dem westlichen Kriegsschaupltze Hattert die Preußen unter Vogel von Falckenstein und Manteuffel die von den sddeutschen Staaten ausgestellten zwei Armeekorps zurckgedrngt. c) Der Friede. In Nikolsbnrg (zwischen Brnn und Wien) unterhandelte Bismarck Ende Juli der den Frieden. Vergebens suchte Napo-leons Gesandter Benedetti, der dem preuischen Hauptquartier gefolgt war, dabei mitzuwirken. Bismarck wute durch weise Migung*) dafr zu sorgen, da der Vorfriede schnell zustande kam. Er verlangte keine Ge-Metsabtretung und nur eine bescheidene Kriegskostenentschdigung; doch mute --U-Xuu. - *) Bismarcks Migung erregte bei seinen siegesstolzen Landsleuten Unzufrieden-heit, und auch der König gab nur zgernd seine Einwilligung. Aber Bismarck wute, was er tat, und go Waffer in den brausenden Wein": er hatte ein kns-tiges Zusammengehen mit sterreich im Auge.

10. Geschichtliches Lesebuch - S. 104

1909 - Hamburg : Boysen
104 — Napoleon ab und bat den Kaiser, er möge zwischen Österreich und Italien den Vermittler spielen, d. h. durch Abtretung Venetiens Italien zum Friedensschluß bewegen. Aber da Napoleon dem Könige von Preußen wiederholt versichert hatte, er wolle neutral bleiben, so konnte Napoleon unmöglich den Wunsch Österreichs erfüllen und offen als dessen Bundesgenosse in den Gang des Krieges eingreifen. Ebensowenig aber durfte er und wollte er Österreich einfach zurückweisen. Denn die Franzosen waren eifersüchtig auf das emporstrebende Preußen und hätten dem Kaiser bitter gezürnt, wenn er nicht diese günstige Gelegenheit benutzt hätte, um die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung zu verhindern. Auch fühlte sich Napoleon durch die Bitte Österreichs geschmeichelt. — Er half sich in der Weise, daß er seine Friedensvermittludg nicht bloß der italienischen, sondern auch der preußischen Regierung antrug. Zunächst wurden beide aufgefordert, einen Waffenstillstand eintreten zu lassen; während desselben sollte über den Frieden verhandelt werden. Damit war freilich der österreichische Plan vereitelt. Es nützte dem Kaiser Franz Joseph nichts, daß er Napoleon um seinen Beistand angerufen, wenn er jetzt mit Italien und Preußen zugleich Frieden schließen sollte. Aber ebensowenig wie Österreich waren Italien und Preußen mit dem Vorgehen Napoleons zufrieden. Aus Italien, wo man sich danach sehnte, die bei Custozza empfangene Scharte wieder .auszuwetzen, erfolgte auf die Aufforderung Napoleons rundweg eine ablehnende Antwort. Es hieß, Österreich müsse Venetien unmittelbar an Italien abtreten, und Stillstand könne nur nach Abrede mit Preußen geschlossen werden. Bismarck war durch die Aufforderung Napoleons aufs tiefste erregt. Hatte doch Napoleon in den letzten Jahren immer aufs neue wiederholt, daß er Preußen wohlwollend gesinnt sei. Wie viele Mühen hatte man überstanden, wie nahe winkte das ersehnte Ziel! Da brachte Frankreichs Einmischung neue Unsicherheit, vielleicht neue Gefahren. Aber wie sehr der Zorn in ihm kochte, Bismarck hielt es nicht für geraten, das Anerbieten Napoleons abzulehnen. König Wilhelm erklärte sich bereit, mit Frankreich zu unterhandeln, wollte freilich nur dann mit Österreich Waffenstillstand abschließen, wenn ein ehrenvoller Friede als gesichert gelten könne. Demgemäß rückten die preußischen Heersäulen, während zwischen den beteiligten Regierungen verhandelt wurde, unaufhaltsam nach Süden vor. Die zweite Armee folgte dem Feldzeugmeister Benedek nach Olmütz, die übrigen Truppen zogen, so schnell sie konnten, auf Wien los. Je größer die militärischen Erfolge waren, desto sicherer konnte Preußen darauf rechnen, daß die Friedensverhandlungen günstig verlaufen würden. Die folgen des Krieges sind durch das Eingreifen Frankreichs wesentlich beeinflußt worden. Preußen hatte den Krieg auf sich genommen, einerseits um Schleswig-Holstein zu behaupten, andererseits um den deutschen Bund neuzugestalten. Aber eine Bundesreform, wie Preußen sie in Frankfurt a. M. vorgeschlagen hatte, war jetzt unmöglich. Denn der Gedanke, daß am rechten Ufer des Rheins ein starkes deutsches Reich unter preußischer Hoheit entstehen

11. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 113

1900 - Hamburg : Boysen
— ii3 — prinzen abwarten sollten, ihre Truppen gegen Westen gewendet und sich an dem Kampfe gegen Friedrich Karl beteiligt. Dabei hatten sie grosse Verluste erlitten, und als dann der Kronprinz erschien, waren ihre Truppen zum weiteren Kampfe beinahe unfähig. Unterhandlungen, Friede. Nach der Schlacht bei Königgrätz lag die Strasse nach Wien offen vor dem Sieger da. In dieser Not wünschte Österreich, mit Italien Frieden zu schliessen, damit es auch die Südarmee gegen Preussen verwenden könne, und wandte sich an Napoleon. Napoleon hatte seit jeher eine lebhafte Teilnahme für die Einigung Italiens gezeigt; er hatte seit langem den Wunsch, dass Venetien mit dem übrigen Italien verbunden werde, und er sehnte sich, dass ihm die Ehre zufallen möge, jene Vereinigung zu bewirken. Ferner wusste Österreich aus den Verhandlungen der europäischen Mächte, welche dem Kriege vorangegangen waren, dass Napoleon dem Kaiserstaate wohlwollend gegenüberstehe. Darum und in der Absicht, einen mächtigen Bundesgenossen zu gewinnen, trat Österreich Venetien an Napoleon ab und bat den Kaiser, er möge zwischen Österreich und Italien den Vermittler spielen, d. h. durch Abtretung Venetiens Italien zum Friedensschluss bewegen. Aber da Napoleon dem Könige von Preussen wiederholt versichert hatte, er wolle neutral bleiben, so konnte Napoleon unmöglich den Wunsch Österreichs erfüllen und offen als dessen Bundesgenosse in den Gang des Krieges eingreifen. Ebensowenig aber durfte er und wollte er Österreich einfach zurückweisen. Denn die Franzosen waren eifersüchtig auf das emporstrebende Preussen und hätten dem Kaiser bitter gezürnt, wenn er nicht diese günstige Gelegenheit benutzt hätte, um die Einigung Deutschlands unter preussischer Führung zu verhindern. Auch fühlte sich Napoleon durch die Bitte Österreichs geschmeichelt. — Er half sich in der Weise, dass er seine Friedensvermittlung nicht blos der italienischen, sondern auch der preussischen Regierung antrug. Zunächst wurden beide aufgefordert, einen Waffenstillstand eintreten zu lassen; während desselben sollte über den Frieden verhandelt werden. Damit war freilich der österreichische Plan vereitelt. Es nützte dem Kaiser Franz Joseph nichts, dass er Napoleon um seinen Beistand angerufen, wenn er jetzt mit Italien und Preussen zugleich Frieden schliessen sollte. Aber ebensowenig wie Österreich waren Italien und Preussen mit dem Vorgehen Napoleons zufrieden. Aus Italien, wo man sich danach sehnte, die bei Custozza empfangene Scharte wieder auszuwetzen, erfolgte auf die Aufforderung Napoleons rundweg eine ablehnende Antwort. Es hiess, Österreich müsse Venetien unmittelbar an Italien abtreten, und Stillstand könne nur nach Abrede mit Preussen geschlossen werden. Bismarck war durch die Aufforderung Napoleons aufs tiefste erregt. Wie oft hatte Napoleon von seiner Stoll, Geschichtl. Lesebuch 2. Aufl. o

12. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 145

1904 - Cöthen : Schulze
— 145 — scheiterte ebenfalls: Preußen war bereit, die luxemburgische Frage durch eine Diplomatenversammlung in London (1867) zum Austrage bringen zu lassen; hier wurde Luxemburg für neutral erklärt, die Befestigung der Stadt geschleift und Preußen veranlaßt, seine noch aus der Zeit des Deutschen Bundes dort garnisonierenden Truppen herauszuziehen. Immer leidenschaftlicher verlangte die französische Nation „Rache für Sadowa". Sie fühlte sich durch die 1866 geschehenen Veränderungen in den Hintergrund gedrängt. Auch durch das verunglückte mexikanische Unternehmen war Napoleons Ansehen gesunken. Durch einen glücklichen Krieg mochte er die Festigung seines Thrones erhoffen. Schon 1867 näherte er sich Österreich. Auch der König von Italien wurde gewonnen <1869). Man einigte sich über einen gemeinsamen Kriegsplan gegen Preußen (Anfang 1870). Nicht am Wenigsten sind es jesuitische Einflüsse gewesen, welche den Krieg gegen das protestantische Preußen schließlich heraufbeschworen haben. Der Vorwand zum Kriege war bald gefunden. In Spanien Anzösim war die Königin Jsabella (1868) vertrieben worden. Dem Erb- ^neg Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen wurde von der Provisorischen Regierung in Spanien die Krone angeboten. Am ß. Juli (1870) erklärte Gramont, der Minister des Auswärtigen in Frankreich, auf eine Interpellation in der französischen Kammer, Frankreich werde es niemals dulden, daß Preußen einen König in Spanien einsetze. Der französische Gesandte Benedetti verlangte vom Könige Wilhelm, der damals gerade in Ems zur Kur weilte, dem Hoheuzollernprinzen die Annahme der Krone zu verbieten. Höflich und entschieden erklärte der greise König, daß der Prinz in der Angelegenheit völlig sreie Hand habe. Jeder Grund zu einer Verstimmung schien beseitigt, als der Sigmaringer das spanische Angebot aus eigenem Entschlüsse ausschlug (12. Juli). Da verlangte Benedetti in aufdringlicher Weise vom Könige (13. Juli), er sollte auch für die Zukunft sich verpflichten, dem Prinzen die Annahme der Krone zu verbieten. Mit königlichem Stolze wies der Monarch dieses Ansinnen zurück und verweigerte dem französischen Gesandten jede weitere Audienz in dieser Sache. Bismarck veröffentlichte in einer geharnischten Depesche die Vorgänge von Ems. Die preußischen Gesandten und Botschafter an den auswärtigen Höfen wurden ebenfalls von Bismarck von den Vorkommnissen Arndt, Quellensätze. (Blume, Quellensätze Iv). 10

13. Neue und neueste Geschichte - S. 160

1880 - Dillenburg : Seel
— 160 — 20. u. kam es am 20. und 21. Mai zu einer Schlacht, welche Napoleon 2lmainur durch die allergrößte Anstrengung gewann. Auch diese Schlacht hätte gewonnen werden können, wenn der Angriff einen Tag früher geschehen wäre, ehe der Marschall Ney mit 70 000 Mann ;u Napoleon stieß. Napoleon hatte schwere Verluste erlitten, aber keinerlei Vortheile errungen, so daß er zornig mit dem Fuße aufstampfte und rief: »Wie? nach einer solchen Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich diese Preußen nehmen!" Da boten die Verbündeten einen Waffenstillstand von sechs Wochen an, den Napoleon auch annahm, weil er fühlte, daß er es nicht mehr mit Söldnerheeren, sondern mit den Völkern selbst zu thun hatte. Wohl erweckte dieser Waffenstillstand die Befürchtung, daß daraus ein fauler Friede werde. Aber Friedrich Wilhelm beruhigte sein Volk damit, daß man erst noch besser rüsten und dem Feinde in der Truppenzahl gleichkommen müsse. Der Waffenstillstand wurde für die Stadt Hamburg und für das Lützow'sche Freicorps verderblich. Nach den Bestimmungen des Waffenstillstandes sollte Hamburg dem gehören, der es bis zum 8. Juli besetzt haben werde. Der schwedische Thronfolger stand in der Nähe und hätte die Stadt leicht besetzen können, aber er verharrte in Unthätigkeit und ließ es durch den französischen General Davoust besetzen. Hamburg mußte dafür, daß es kurz zuvor durch einen Aufstand die Franzosen vertrieben hatte, schwer büßen; 40 Millionen Mark mußte es bezahlen. — Tie Lützower Freischaar wurde während des Waffenstillstandes widerrechtlich überfallen und niedergemacht. Unter den Gefallenen befand sich auch der Dichter Theodor J?öruer.l Während des Waffenstillstandes wurde von beiden Seiten eifrig gerüstet; beide Theile bemühten sich auch um ein Bündnis mit Oestreich. Gegen Ende des Waffenstillstandes trat Oestreich offen aus die Seite der Verbündeten, Frankreich den Krieg erklärend. Dadurch wurden die Heere der Verbündeten denen Napoleons überlegen; sie hatten drei Armeen: die Nordarmee, 150 000 Mann stark unter Bernadotte, die schlesische Armee, 95 000 Mann stark, unter Blücher; die böhmische Armee, 230000 Mann stark, unter dem Fürsten Schwarzenberg stehend. Na-poleon's Stellung (bei Dresden) war also von drei mächtigen Heeren bedroht. (Bei dem Heere Schwarzenbergs, der zugleich Oberbefehlshaber aller Heere der Verbündeten war, befanden sich auch die drei Fürsten: die Kaiser von Rußland und Oestreich und der König von Preußen.) Am 10. August erreichte der Waffenstillstand sein Ende; an demselben Tage brach das östreichische Heer aus Böhmen hervor und zog nach Leipzig hin, um Napoleon von Dresden wegzulocken.

14. Geschichte der neueren Zeit - S. 240

1876 - Mainz : Kunze
240 Dritte Periode der neueren Geschichte n^nta^em *ene§ bekannte Dekret, wonach er Großbritannien in Blokadezustand 1806. erklärte, allen Handel und Briefwechsel mit England verbot und alle englischen Waaren (schon in Leipzig hatte er für 60 Millionen englische Waaren wegnehmen lassen) für gute Prise erklärte. Durch spätere Erlasse wurde das tyrannische System der Continentalsperre noch weiter ausgebildet. König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch liert Preußen große Opfer den Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser Aeinei7es i^mer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung Gebietes des Krieges genöthigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Rußland ein Bündnis. Hinter der Oder vereinigten sich beide Heere, und nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Eilau (1807) rühmten sich beide Parteien des Sieges, zogen sich aber beide zurück. In der folgenden Schlacht bei Friedland siegte jedoch Napoleon so entscheidend, daß Rußland Friedensanträge stellte. Auf einem Floße mitten im Niemen, unweit der für neutral erklärten Stadt Tilsit, kamen zuerst die beiden Kaiser und später auch der König zu einer Unterredung zusammen. Hier ward ein für Preußen empfindlicher Friede zu Stande gebracht, wonach es alle feine Besitzungen zwischen Rhein und Elbe und alle seit 1772 gewonnenen polnischen Länder abtreten mußte, an den Königben erfteren biibete Napoleon das Königreich Westfalen, zu dem noch Jerome von Kurhefsen und Braunschweig gezogen wurden, mit der Hauptstadt Cassel imd^an^den und Gelehnte damit seinen Bruder Jerome, aus den letzteren das Groß-Klnig von herzogthum Warschau, welches der König von Sachsen empsing. Ruß-Satten, ^nd erkannte die Brüder Napoleons als Könige, sowie den Rheinbund als zu Recht bestehend an und entblödete sich nicht durch ein von Preußen losgerissenes Stück, das Gouvernement Bialystock, sich zu bereichern. Die vergeb- In Tilsit war auch die edle Königin Louise erschienen. Sie llngmbe?= fottte versuchen den gewaltigen Gebieter Europas zu milderen Gesinnungen Königin gegen Preußen zu bestimmen. „Was mich dieser Schritt kostet", schrieb ^Preußen" batna^ ™ ihr Tagebuch, „weiß mein Gott allein; denn wenn ich biesen Mann nicht geradezu hasse, so betrachte ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird mir höchst schwer werden; aber man fordert diese Selbstverleugnung von mir, und ich bitx es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre Fürsprache war vergeblich ; Napoleon ließ sich nichts, nicht einmal die Festung Magdeburg, abdringen. Die Königin schrieb nach dem verhängnisvollen Friedensschlüsse von Tilsit an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir blei-

15. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 402

1907 - Leipzig : Brandstetter
402 schlagen an mehreren Stellen zum Himmel auf; die Verwirrung in der Stadt wird ungeheurer uoch als bisher. Aller Augen im deutschen Heer richten sich mit gespannter Erwartung auf die Mauern Sedans, hinter denen der ge- schlagene Feind sein Schicksal erwarten muß. äck) Jetzt kam der Augenblick, in dem Napoleons stolze Macht zusammen- brach. Ein gewaltiger Freudenruf ertönte plötzlich die ganze deutsche Linie ent- lang; ein französischer Offizier stand auf der Mauer und schwenkte eine weiße Fahne, das Zeichen der Ergebung. Um das Elend nicht noch zu vergrößern, hatte Napoleon dem General Wimpffen den Befehl erteilt, zu kapitulieren. Er gehorchte mit innerem Widerstreben, durch die Notwendigkeit dazu ge- zwungen. Als die weiße Fahne am Tore von Sedan wehte, da schwieg plötzlich das Feuer der deutschen Geschütze, und die Verhandlungen nahmen ihren Anfang. c) Die Gefangennahme Napoleons und seines ganzen Heeres. an) Briefwechsel zwischen Napoleon und König Wilhelm. Als sich die weiße Fahne am Tore vor: Sedan zeigte, sandte König Wilhelm einen seiner Offiziere ab, die Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern. Als dieser in Sedan nach dem französischen Oberbefehlshaber fragte, wurde er unerwartet vor Kaiser Napoleon geführt, von dessen Anwesenheit in Sedan man deutscherseits nichts wußte. Als ihn Napoleon fragte, was für Aufträge er habe, und er antwortete, Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern, wies ihn der Kaiser an General Wimpffen, den Oberbefehlshaber. Er selbst schrieb einen Brief an König Wilhelm, den sein Generaladjutant Reille um 7 Uhr abends dem Könige überbrachte. Dadurch erfuhr der König erst mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Noch ehe er den Brief öffnete, sagte er dem französischen General: „Aber ich verlange als erste Bedingung, daß die Armee die Waffen niederlege."*) Der Brief des Kaisers lautete: „Da es mir nicht vergönnt war, inmitten meiner Truppen zu sterben, bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in Ew. Majestät Hände niederzulegen." * Damit gab sich Napoleon dem Könige gefangen. Dieser war von dem Ereignis tief bewegt, reichte den Umstehenden die Hand, besprach sich mit Moltke und Bismarck und schrieb dann auf einem von einem Offizier ihm vorgehaltenen Schemel folgende Antwort: „Indem ich die Umstände bedauere, unter denen wir uns begegnen, nehme ich Ew. Majestät Degen an und bitte Sie, einen Ihrer Offiziere bevollmächtigen zu wollen, über die Kapitulation der Armee zu *) Vergleiche den „Brief König Wilhelms über die Schlacht bei Sedan an seine Gemahlin." Albert Richter, Quellenbuch 5. Ausl. S. 296. Ebenso den „Brief Bismarcks an seine Gemahlin" von demselben Tage. Ebenda S. 298.

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 310

1899 - Breslau : Hirt
310 Die Freiheitskriege von 1813 u. 1814: Großgörschen; Bautzen; Waffenstillstand. willigen ihre erste Feuerprobe glänzend bestanden. Scharnhorst und alle hohen Offiziere stellten sich mit gezogenem Säbel an die Spitze der Regimenter; dennoch vermochten sie den Sieg nicht zu erringen, weil sie von den Russen zu wenig unterstützt wurden. Am folgenden Morgen begann der Rückzug der Verbündeten, gegen den Willen des Königs und seines tapferen Heeres. — Unter den Verwundeten war auch Scharnhorst; er wollte sich nicht schonen, sondern reiste gleich nach der Schlacht nach Wien, um Österreich zum Bündnis zu bewegen, starb aber auf der Reise zu Prag. Napoleon rückte nun in Dresden ein und zwang den König von Sachsen, der nach Prag gegangen war, zurückzukehren und sich ihm anzuschließen. Dann folgte er den Verbündeten in die Oberlausitz. Bei Bautzen rangen beide Heere zwei Tage miteinander; Napoleons Übermacht und Feldherrngabe behaupteten auch hier das Schlachtfeld, aber mit nicht größerem Erfolge als bei Großgörschen. Ärgerlich rief er aus: „Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen." Er bot trotz seiner Siege einen Waffenstillstand an, den die Verbündeten annahmen. Beide Parteien rüsteten eifrig und warben um Österreichs Hilfe. Schon vor Abschluß des Waffenstillstandes fiel Hamburg. Diese Stadt wurde schon seit Wochen von General Davoust (spr. Dawu) bedroht, verließ sich aber auf den in der Nähe stehenden Kronprinzen von Schweden, Bernadotte, einen früheren General Napoleons, der von dem kinderlosen Könige von Schweden als Sohn angenommen war und 1818 als Karl Xiv. Johann den schwedischen Thron bestieg. Er that aber für Hamburg nichts, und da die Bürger der Waffen entwöhnt waren, fiel die Stadt in französische Hände. Davoust strafte sie für ihren Abfall furchtbar; sie mußte hohe Kriegssteuern zahlen, Reiche und Arme mußten ein halbes Jahr arbeiten, um die Hälfte der Stadt niederzureißen und Schanzen auszuwerfen. Im nächsten Winter vertrieb er bei strenger Kälte viele tausend arme Einwohner, von denen gegen 1200 umkamen. Die Lützower Freischar befand sich beim Abschluß des Waffenstillstandes im Rücken des Feindes und konnte nicht schnell genug auf preußisches Gebiet gelangen. Bei Kitzen, nahe bei Leipzig, ließ Napoleon die „Räuberschar" durch Württemberger überfallen und niederhauen; Lützow selbst mit nur 100 Reitern entkam. Körner wurde schwer verwundet; wieder genesen, fiel er bald darauf bei Gade-busch in Mecklenburg und wurde bei Wöbbelin begraben. <1. Großbeeren, Katzbach, Dresden. Nach langen Verhandlungen erklärte Kaiser Franz sich für die Sache der Verbündeten, gegen Napoleon. Durch Österreichs und Schwedens Beitritt waren die Verbündeten Napoleon an Zahl überlegen. Drei große Heere stellten sie auf:

17. Realienbuch - S. 38

1907 - Danzig : Axt
Hömaftviii; oder Sadowa, am i. Juli. Bei Königgrätz in Böhmen kam es zwischen Preußen und Österreich zum entscheidenden Kampfe. Die Österreicher unter Benedek fachten hier mit großer Tapferkeit. Unsere Preußen unter Friedrich Karl und Herwarth v. Bittenfeld wurden mit einem Eisenhagel begrüß, und standen in großer Gefahr. König Wilhelm überwachte die Schlacht, und tu« Bismarck ihn bat, sich dem Granatfeuer nicht auszusetzen, sprach er: „Ich kann doch nicht daoonreiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht." Noch zur rechten Zeit kam der Kronprinz von Preußen mit seiner Armee dem übrigen Heere zu Hilfe, und so gewannen die Preußen durch ihre große Tapferkeit die Schlacht. Den fliehenden Österreichern eilten sie bis Wien nach. Um die Gefahr von seiner Hauptstadt abzuwenden, bat der österreichische Kaiser um Waffenstillstand. Bald darauf wurde auch der Friede geschlossen. Österreich hatte an Preußen 00 Millionen Mark Kriegskosten zu zahlen und entsagte dem Mitbesitz Schleswig-Holsteins. An Preußen fielen Hannover, Hessen-Nassau und die Freie Reichsstadt Frankfurt a. M. Der Norddeutsche Bund. Mit den deutschen Staaten nördlich vom Main wurde jetzt ein Bund gestiftet, in welchem Preußen die oberste Leitung hatte. Nun trat der Norddeutsche Reichstag zusammen, welcher aus Männern bestand, die vom Volke gewählt waren. Nach der zustande gekommenen Ver- fassung sollte ein großer Teil der Gesetzgebung vom Bunde ausgeübt werden Die Land- und Seemacht in Krieg und Frieden wurden unter den Oberbefehl des Königs von Preußen gestellt. — Mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt wurde ein Zoll- und Handelsvertrag geschlossen, welcher dazu diente, das Band zwischen Nord- und Süddentschland immer fester zu knüpfen. Auch ward mit ihnen ein Schutz- und Trutzbündnis gegen jeden feindlichen Angriff vereinbart. 40. Der Deutsch-französische Krieg. 1870—1871. Ursache. Schon längst hatten die Franzosen neidisch ans den Kriegsruhm Preußens geblickt, und sie wollten durchaus eine Kräftigung und Einigung Deutschlands verhindern. Napoleon Iii. beabsichtigte, den Rhein zur Grenze zwischen Deutschland und Frankreich zu machen. Er suchte daher nach irgend einem Vorwände, Preußen den Krieg zu erklären. Im Jahre 1870 sollte sich dieser Wunsch erfüllen. Spanien war damals nämlich ohne König und bot dem Erbprinzen Leopold von Ho henzollern die Krone an. Da meinten die Franzosen, wenn sie dieses geschehen ließen, würde Preußens Macht zu groß werden. König Wilhelm, der nur den Frieden wollte, erklärte, sich in die spanischen Angelegenheiten nicht mischen zu wollen, und der Erbprinz lehnte die Annahme der Krone ab. Frankreich, weit entfernt, Zch jetzt zu beruhigen, schickte seinen Botschafter Ben edetti zu unserm Könige, der zur Zeit in Ems eine Badekur gebrauchte. Benedetti forderte eine bestimmte schriftliche Erklärung des Königs, niemals seine Einwilligung dazu geben zu wollen, daß ein Hohen- zoller den Thron Spaniens besteige. Der König, über diese freche Zudring- lichkeit empört, ließ den Gesandten unverrichteter Sache abziehen. Darauf erklärte Napoleon dem König von Preußen den Krieg. Vorbereitung zum Kriege und erste Kämpfe. Inzwischen hatte der König Ems verlassen und war nach Berlin geeilt, wo sein getreues Volk ihn mit Begeisterung empfing. Überall erklang das Lied: „Die Wacht am Rhein." Ganz Deutschland war einig, gegen den Feind in den Krieg zu ziehen. Der König und seine Ratgeber, Bismarck, Rovn und der „schweigsame Schlachten- denker" Moltke, arbeiteten Tag und Nacht an den nötigen Vorbereitungen ,zum Kriege. Wenige Tage genügten, und die deutschen Truppen standen, 400000 Mann start, an Frankreichs Grenze. Man hatte dieselben in drei Armeen aeteilt. Steinmetz stand mit der ersten Armee längs der Mosel.

18. Leitfaden der brandenburgisch-preussischen und deutschen Geschichte - S. 55

1874 - Berlin : Schultze
55 Scklacht bei Jena zu den Franzosen übergegangen; ihr Kurfürst trat im Dezember dem Rheinbünde bei und erhteft von Napoleon den Königstitel. Trotz dieser jähen Unglücksfälle entschloß sich der König zur Fortsetzung des Kampfes, zumal da die russische Hülse herangekommen war. Bald drangen die Franzosen bis über die Weichsel vor, wurden' aber in dem blutigen Gefecht bei Pultusk am 26. Dez. geschlagen, während die zweitägige mörderische Schlacht bei Eylau, am 7. und 8. Febr. (die blutigste in dem ganzen Kriege) unentschieden blieb. Nun bot Napoleon Preußen Frteden an; aber Friedrich Wilhelm schloß sich dem Kaiser Alexander nur noch enger an; doch trat eine unfreiwillige Waffenruhe ein. Endlich, am 14. Juni 1807, kam es zu der entscheidenden Schlacht bei Fried land. Nach einem Verlust von 18,000 Mann und 80 Kanonen zogen sich die Russen zurück und Alexander bot Napoleon Frieden an. Sieben Tage nach der Schlacht wurde ein Waffenstillstand geschlossen, der mit dem Frieden zu Tilsit, am 9. Juli 1807, endete. Preußen mußte alle Länder zwischen dem Rhein und der Elbe, ganz Südpreußen und Neuostpreußen, sowie die Stadt Damig (2700 L>M.) abtreten, 120 Millionen Franken (30 M. Th tr.) Kriegssteuer zahlen und sich verpflichten, sein Heer auf 42,000 Mann zu verringern. Das von Preußen abgetretene Gebiet auf dem linken Ufer der Elbe -nebst Kurhessen, Braunschweig und Südhannover vereinigte Napoleon zum Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder-Hieronymus (Jerome). Polen erhielt der König von Sachsen, und Danzig wurde ein Freistaat unter Napoleons Schutz. So furchtbar indeß auch die unmittelbaren Folgen dieses Krieges waren, indem der Staat um die Hälfte verkleinert, durch die harten Bedingungen aller Lebenskraft beraubt schien, so segensreich und wohlthätig waren die Früchte, die aus dem Unglück erwuchsen und Preußen einen unermeßlich sittlichen Gewinn brachten. Der König, der bei allem Unglück seinen Muth und den Glauben an eine bessere Zukunft nicht verlor, war, von patriotischen Männern unterstützt, unausgesetzt bemüht, die innere Kraft feines Volkes zu heben und zu stärken. Schon im Anfange feiner Regierung hatte er in allen Zweigen der Verwaltung die größte Sparsamkeit walten lassen und manche nützliche Veränderung vorgenommen. Jetzt aber erkannte er, daß noch Vieles anders werden' müsse, wenn Preußens Macht und Größe ■ wiederhergestellt werben sollte. Das segensreiche Wirken des Ministers v. Stein, den der König an die Spitze der Verwaltung berief, bauerte zwar nur ein Jahr (1807—1808); benn Napoleon zwang Friedrich Wilhelm, ihn zu entlassen; boch führte der Minister v. Hardenberg, unterstützt von vielen andern patriotischen Männern, die meisten der beabsichtigten Aenderungen durch. Die Finanzen wurden geordnet und die Einnahmen theils durch Sparsamkeit, theils

19. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 142

1911 - Leipzig : Hirt
142 22. Der Konflikt und der Dnische Krieg. Im Oktober 1865 hatte sich Bismarck in dem Seebade Biarritz mit Napoleon getroffen und hatte hier Gelegenheit, in eingehendem Gesprche sich mit ihm der die Lage Europas zu verstndigen. Sie stimmten darin berein, da Preußen allen Grund habe, Frankreich zu schonen, da aber auch Frankreich keine Veranlassung habe, sich einer Ordnung der deutschen Verhltnisse zu widersetzen, die Preußen eine seiner Bedeutung entsprechende Stellung sichere. Napoleon zweifelte nicht, da sich bei dergleichen Umgestaltungen schon die Gelegenheit finden werde, auch fr Frank-reich Vorteile zu erlangen. Zudem war er berzeugt, da die Einigung Deutschlands unter Preußen imzuge der Zeit liege, und da es deshalb tricht sei, sich ihr zu wider-setzen. Er bewegte sich gern in solch allgemeinen Erwgungen und gewhrte ihnen starken Einflu auf feine Entschlsse. Osterreich war damals in schweren Krisen und entbehrte dabei einer sichern Leitung. Osterreich trieb der Auflsung zu, die man den Ausgleich mit Ungarn zu nennen pflegt, und wollte doch gleichzeitig die alte Stellung in Deutschland und Italien fest-halten. Zunchst aber sollte Preußen gedemtigt werden. So untersttzte Osterreich die Parteignger des Augusteuburgers, gegen die man 1863 und Anfang 1864 in Noten und Beschlssen gemeinsam gestritten hatte. Bismarck erhob darber die Klage, Osterreich begnstige revolutionre und jedem Throne feindliche Tendenzen". Er betonte gerade diese Begnstigung der populren Bewegung durch Osterreich, weil dies Moment geeignet war, auf König Wilhelm zu wirken und ihm den Entschlu eines Krieges mit Osterreich zu erleichtern. Denn dieser Entschlu wurde dem König sehr schwer, auch nachdem er sich in der schleswig-holsteinschen Frage Bismarck gefgt hatte. Im Laufe des Februar und Mrz 1866 begannen in Berlin und Wien, und ebenso in Sachsen und in andern Mittelstaaten militrische Vorbereitungen, die alle Lande in Erregung brachten. Am 29. Mrz unterzeichnete König Wilhelm Befehle zu etwas umfnglichem Rstungen. Er tat es widerstrebend, wollte auch nachtrglich noch die Ausfhrung der das bevorstehende Osterfest hinausschieben, aber Bismarcks getreuer Gehilfe Roon hatte die Befehle sogleich versendet, um jedes Schwanken ab-zuschneiden. Gleichzeitig begann sich die Sorge zu regen, da Bismarck die Unter-sttznng Frankreichs durch Abtretung rheinischer Gebiete erkaufen wolle, und sie ver-band sich leicht mit den Klagen des Volkes der das budgetlose Regiment. Immer dunklerund gewissenloser erschien dem Volke die Gestalt des Ministers, während er alle seine Kraft daransetzte, die Sehnsucht des Volkes nach einem Vaterlande zu erfllen. Ein im einzelnen festgelegtes Programm verfolgte er nicht; er machte sogar den Versuch, durch Vorschlge, die von dem, was er spter ausfhrte, weit ablagen, Bayern zu bewegen, mit Preußen zusammen am Bunde den Antrag zu stellen, ein deutsches Parlament aus direkten und allgemeinen Volkswahlen zu berufen. Da Bayern nach einigem Schwanken das lockende Angebot zurckwies, so brachte Preußen am 9. April den Antrag auf Berufung eines deutschen Parlamentes allein am Bunde ein. Auf Annahme konnte man nicht rechnen, aber es galt dem deutschen Volke zu zeigen, da die preuische Politik nicht um kleinliche Zwecke den Kampf wage, sondern um das hohe Ziel der Erneuerung des Deutschen Reiches. Die Sache machte auch groen Eindruck, und wenn auch viele den Antrag als ein frivoles Spiel behandelten, so sagte man sich doch zugleich, da man in solchen Dingen nicht einmal spielen knne, ohne sich zu binden und ohne mancherlei Krfte zu entfesseln. Fr Bismarck war der Antrag jedoch nichts weniger als ein Spiel; er kndigte die groen Ziele an, die er in Deutschland verfolgte, er deutete auf die Grundlage hin, auf der er 1867 den Norddeutschen Bund und weiter das Deutsche Reich errichtet hat.

20. Quellenlesebuch - S. 142

1916 - Leipzig : Hirt
142 22. Der Konflikt und der Dnische Krieg. Im Okwber 1865 hatte sich Bismarck in dem Seebade Biarritz mit Napoleon ge-troffen und hatte hier Gelegenheit, in eingehendem Gesprche sich mit ihm der die Lage Europas zu verstndigen. Sie stimmten darin berein, da Preußen allen Grund habe, Frankreich zu schonen, da aber auch Frankreich keine Veranlassung habe, sich einer Ordnung der deutschen Verhltnisse zu widersetzen, die Preußen eine seiner Bedeutung entsprechende Stellung sichere. Napoleon zweifelte nicht, da sich bei dergleichen Umgestaltungen schon die Gelegenheit finden werde, auch fr Frank-reich Vorteile zu erlangen. Zudem war er berzeugt, da die Einigung Deutschlands unter Preußen im Zuge der Zeit liege, und da es deshalb tricht sei, sich ihr zu wider-setzen. Er bewegte sich gern in solch allgemeinen Erwgungen und gewhrte ihnen starken Einflu auf feine Entschlsse. Osterreich war damals in schweren Krisen und entbehrte dabei einer sichern Leitung. Osterreich trieb der Auflsung zu, die man den Ausgleich mit Ungarn zu nennen pflegt, und wollte doch gleichzeitig die alte Stellung in Deutschland und Italien fest-halten. Zunchst aber sollte Preußen gedemtigt werden. So untersttzte Osterreich die Parteignger des Augustenburgers, gegen die man 1863 und Anfang 1864 in Noten und Beschlssen gemeinsam gestritten hatte. Bismarck erhob darber die Klage, Osterreich begnstige revolutionre und jedem Throne feindliche Tendenzen". Er betonte gerade diese Begnstigung der populren Bewegung durch Osterreich, weil dies Moment geeignet war, auf König Wilhelm zu wirken und ihm den Entschlu eines Krieges mit sterreich zu erleichtern. Denn dieser Entschlu wurde dem König sehr schwer, auch nachdem er sich in der schleswig-holsteinschen Frage Bismarck gefgt hatte. Im Laufe des Februar und Mrz 1866 begannen in Berlin und Wien, und ebenso in Sachsen und in andern Mittelstaaten militrische Vorbereitungen, die alle Lande in Erregung brachten. Am 29. Mrz unterzeichnete König Wilhelm Befehle zu etwas umfnglichem Rstungen. Er tat es widerstrebend, wollte auch nachtrglich noch die Ausfhrung der das bevorstehende Osterfest hinausschieben, aber Bismarcks getreuer Gehilfe Roon hatte die Befehle sogleich versendet, um jedes Schwanken ab-zuschneiden. Gleichzeitig begann sich die Sorge zu regen, da Bismarck die Unter-sttzung Frankreichs durch Abtretung rheinischer Gebiete erkaufen wolle, und sie ver-band sich leicht mit den Klagen des Volkes der das budgetlose Regiment. Immer dunklerund gewissenloser erschien dem Volke die Gestalt des Ministers, während er alle seine Kraft daransetzte, die Sehnsucht des Volkes nach einem Vaterlande zu erfllen. Ein im einzelnen festgelegtes Programm verfolgte er nicht; er machte sogar den Versuch, durch Vorschlge, die von dem, was er spter ausfhrte, weit ablagen, Bayern zu bewegen, mit Preußen zusammen am Bunde den Antrag zu stellen, ein deutsches Parlament aus direkten und allgemeinen Volkswahlen zu berufen. Da Bayern nach einigem Schwanken das lockende Angebot zurckwies, so brachte Preußen am 9. April den Antrag ans Berufung eines deutschen Parlamentes allein am Bunde ein. Auf Annahme konnte man nicht rechnen, aber es galt dem deutschen Volke zu zeigen, da die preuische Politik nicht um kleinliche Zwecke den Kampf wage, sondern um das hohe Ziel der Erneuerung des Deutschen Reiches. Die Sache machte auch groen Eindruck, und wenn auch viele den Antrag als ein frivoles Spiel behandelten, so sagte man sich doch zugleich, da man in solchen Dingen nicht einmal spielen knne, ohne sich zu binden und ohne mancherlei Krfte zu entfesseln. Fr Bismarck war der Antrag jedoch nichts weniger als ein Spiel; er kndigte die groen Ziele an, die er in Deutschland verfolgte, er deutete auf die Grundlage hin, auf der er 1867 den Norddeutschen Bund und weiter das Deutsche Reich errichtet hat.