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1. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 49

1886 - Berlin : Hertz
Schwarzenberg, der diese Schritte mißbilligte, mußte bald einsehen, daß der Kurfürst seinen Ratschlägen nicht folgen würde; eine Nachricht von der ihm drohenden gänzlichen Ungnade ergriff ihn so sehr, daß er darüber am Schlagfluß starb. Friedrich Wilhelm ging nun auf sein nächstes Ziel los, sich ein stehendes Heer zu schaffen: fürerst bildete er eine Macht von etwa 3000 Mann. Es war dies die erste stehende Trnppenmacht in Brandenburg, der erste Kern des preußischen Heeres, welches, nach und nach gekräftigt und verstärkt, einer der wichtigsten Grundpfeiler der Monarchie geworden ist. Friedrich Wilhelms Verhalten bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Seine Vermählung. Nach Schwarzenbergs Tode that der Kurfürst alsbald Schritte, um sich mit den Schweden zu vertragen; er schloß einstweilen einen Waffenstillstand, wußte den hierüber aufgebrachten Kaiser zu beschwichtigen, und vermehrte unterdes seine Truppenmacht schnell bis auf 8000 Mann. Er gab sich während der ferneren Dauer des dreißigjährigen Krieges keiner der kriegführenden Parteien ganz hin, wollte aber allmählich feine eigene Macht soweit kräftigen, daß er im rechten Augenblick das ©einige zur Entscheidung des Kampfes beitragen konnte. Unterdes wurde man in ganz Deutschland des Krieges müde und es kam endlich in Münster und Osnabrück zu Friedensunterhandlungen. Friedrich Wilhelm mußte dabei sein Hauptaugenmerk auf die Erwerbung Pommerns richten, dessen letzter Herzog während des Kriegs gestorben war, auf welches aber die Schweden gleichfalls Ansprüche erhoben hatten. Die Streitfrage hätte leicht erledigt werden können, wenn die junge Königin von Schweden Christina den Kurfürsten geheiratet hätte, wie es Gustav Adolf gewünscht hatte. Dieselbe war aber jeder Heirat abgeneigt und auch der Kanzler Oxenstierna widerstrebte der Vereinigung mit Brandenburg. Friedrich Wilhelm wählte nun die Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette zu seiner Gemahlin, die durch ihren reichen hochgebildeten Geist und die Vor-trefflichkeit ihres Herzens ebenso wie durch Schönheit ausgezeichnet war (1646). Durch diese Heirat wurde der Kurfürst den Schweden mehr entfremdet, und dieselben wußten es bei den Friedensverhandlungen durchzusetzen, daß Vorpommern unter ihrer Herrschaft blieb, wogegen Friedrich Wilhelm außer Hinterpommern und Kam» min noch die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Min- Hahn, Leitfaden. 4

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1. Teil 3 - S. 5

1889 - Hannover : Helwing
Jugend und erste Regierungshandlungen. 5 äußerste Behutsamkeit und Verwegenheit; mit jedem Schritte, den er wagte, handelte es sich für ihn um alles. Mit dem ersten Versuche eines freien Entschlusses mußte er fürchten, in seiner Ohnmacht zusammenzubrechen, bei dem ersten Erfolge erwarten, daß sich die kämpfenden Mächte zermalmend auf ihn stürzten." (Droysen.) Den Grafen Schwarzenberg entließ Friedrich Wilhelm nicht sofort, um den Kaiser nicht mißtrauisch zu machen; er fragte ihn aber selten um Rat und beschränkte ihm seine Vollmachten; schon im folgenden Jahre befreite ihn der Tod von diesem ihm hinderlichen und dem Lande gefährlichen Ratgeber. Der Kurfürst wollte vor allem Herr im eigenen Lande sein und sich deshalb eine eigene, nur ihm gehorchende Heeres macht bilden. Er verbot den Befehlshabern seiner Festungen, fernerhin kaiserliche Besatzung aufzunehmen. Dann befahl er, die Befehlshaber und Offiziere der Festungen für ihn allein zu vereidigen. Die Offiziere, welche den verlangten Eid verweigerten, wurden entlassen und ihre Regimenter dem Kaiser auf fein Verlangen übergeben; aus den übrigen aber wurden 3 Regimenter, eine Leibgarde und 200 Mann reitender Garde gebildet, im ganzen etwa 3000 Mann. Diese bildeten die erste stehende He er es macht in Brandenburg. Dem Kaiser mißfiel dies selbständige Vorgehen des Kurfürsten; dieser aber wußte ihn zu beschwichtigen. Gleichzeitig setzte er aber seine Unterhandlung mit den Schweden fort und vermehrte stetig sein Heer, um bei dem bevorstehenden Friedensschlüsse mit Nachdruck auftreten zu können. c. Heirat. Unterdes hatten mit dem Könige von Polen lange Verhandlungen wegen der Belehnung in Preußen stattgefunden. Der Kurfürst mußte sich lästige Bedingungen in Bezug auf die freie Religionsübung der Reformierten gefallen lassen und hohe Summen zahlen'. Bei der Äelehnung in Warschau fand die Königin großes Wohlgefallen an dem jungen Fürsten und hätte ihn gerne zum Schwiegersöhne gehabt; Friedrich'wilhelm aber erwiderte: „So lange ich mein Land nicht in Frieden regieren kann, darf ich nach keiner anderen Braut mich umsehen als nach meinem Degen." Danach schloß der Kurfürst mit den Schweden einen Waffenstillstand auf zwei Jahre: jeder sollte behalten, was er besaß, die Schweden also Pommern. Den erzürnten Kaiser wußte er auch jetzt wieder zu besänftigen; dieser vermochte nicht einmal die Schweden zu bewältigen, und Friedrich Wilhelm konnte schon entscheidend auftreten, da er fein Heer bald auf 8 000 Mann gebracht hatte. Die Schweden hätte der Kurfürst leicht zu Freunden haben können, wenn er nach dem Wunsche Gustav Adolfs dessen einzige Tochter Christine, die Erbin des schwedischen Thrones, geheiratet hätte. Er hatte auch lange den Wunsch. Aber Christine war jeder Heirat abgeneigt; zudem wünschten die strengen Lutheraner Schwedens nicht eine Verbindung ihrer Königin mit einem reformierten Fürsten, und der schwedische Kanzler Oxen'stierna fürchtete, Friedrich Wilhelm möchte Schweden als ein Nebenland vernachlässigen, meinte auch. eine glückliche Ehe sei zwischen dem Willensstärken, selbständigen Kurfürsten und der eigensinnigen Christine, die „außer ihrem Körper nichts Weibliches" besaß, unmöglich. Daher

2. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 49

1865 - Berlin : Hertz
Schwarzenberg, der diese Schritte mißbilligte, mußte bald einsehn, daß der Kurfürst seinen Rathschlägen nicht folgen würde, und eine Nachricht von der ihm drohenden gänzlichen Ungnade ergriff ihn so, daß er darüber am Schlagfluß starb. Friedrich Wilhelm ging nun auf sein nächstes Ziel los, sich ein stehendes Heer zu schaffen: für- erst bildete er eine Macht von etwa 3000 Mann. Es war dies die erste stehende Truppenmacht, der erste Kern des preu- ßischen Heeres, welches, nach und nach gekrüftigt und verstärkt, einer der wichtigsten Grundpfeiler der Monarchie geworden ist. Friedrich Wilhelm's Verhalten bis zum Ende des drei- ßigjährigen Krieges. Seine Vermählung. Nach Schwarzen- berg's Tode that der Kurfürst alsbald Schritte, um sich mit den Schweden zu vertragen; er schloß einstweilen einen Wasfenstillstand, wußte den hierüber aufgebrachten Kaiser zu beschwichtigen, und ver- mehrte unterdeß seine Truppenmacht schnell bis auf 8000 Mann. Er gab sich keiner der kriegführenden Parteien ganz hin, wollte aber allmählich seine eigene Macht soweit kräftigen, daß er im rech- ten Augenblick das Seinige zur Entscheidung des Kampfes beitragen könnte. Unterdeß wurde man in ganz Deutschland des Krieges müde und es kam endlich in Münster und Osnabrück zu Frie- densunterhandlungen. Friedrich Wilhelm mußte dabei sein Haupt- augenmerk auf die Erwerbung Pommerns richten, desieil letzter Herzog während des Kriegs gestorben war, auf welches aber die Schweden gleichfalls Ansprüche erhoben hatten. Die Streitfrage hätte leicht erledigt werden können, wenn die junge Königin von Schweden, Christina, den Kurfürsten geheirathet hätte, wie es Gu- stav Adolph gewünscht hatte. Dieselbe war aber jeder Heirath ab- geneigt und auch der Kanzler Oxenstierna widerstrebte der Vereini- gung mit Brandenburg. Friedrich Wilhelm wühlte nun die Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette, zu seiner Gemahlin, die durch ihren reichen hochgebildeten Geist und die Vortrefflichkeit ihres Herzens ebenso wie durch Schönheit ausge- zeichnet war (1646). Durch diese Heirath wurde der Kurfürst den Schweden mehr entfremdet, und dieselben wußten es bei den Frie- densverhandlungen durchzusetzen, daß Vorpommern unter ihrer Herr- schaft blieb, wogegen Friedrich Wilhelm außer Hinterpommern und Kammin noch die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Minden als weltliche Fürstenthümer erhielt. An Flächen- raum und Schönheit des Landes gewann er auf diese Weise viel Hahn, Leitfaden. 15. Tust. 4

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für die Kinder der Volksschule - S. 32

1887 - Breslau : Hirt
32 Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm. Joachim Ii. starb 1571. Sein Bruder Johann überlebte ihn nur kurze Zeit. Da dieser keine Erben hinterließ, fiel sein Land wieder an Brandenburg, welches künftig nicht mehr geteilt wurde. Der Große Kurfürst Iriedrich Wilhelm. (1640—1688.) Friedrich Wilhelm war ausgestattet mit den herrlichsten Eigenschaften des Körpers und Geistes. Seine erste Erziehung empfing er besonders von seiner Mutter und seinen beiden Großmüttern. Um ihn vor den Gefahren des dreißigjährigen Krieges zu schützen, brachte man ihn als 7jährigen Knaben nach Küstrin. Später ging er auf Veranlassung seines Vaters nach Holland, um sich dort weiter auszubilden. — An dem Hofe des Statthalters Heinrich von Dräniert lernte er, wie man ein Volk regieren müsse, um es glücklich zu machen. In einer überaus schweren. Zeit trat Friedrich Wilhelm 1640 die Regierung an. Sein Land glich einer Wüste und befand sich dazu noch größtenteils in den Händen der Schweden. Seine Soldaten hatten dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. Da hätte Friedrich Wilhelm wohl einen treuen und weisen Ratgeber gebrauchen können. Stattdessen aber hatte er in dem Fürsten Schwarzenberg, der die Regieruugsgeschäfte besorgte, einen Verräter des Landes. Daher war der Kurfürst darauf bedacht, sich von ihm loszumachen. Glücklicherweise starb Schwarzenberg vier Monate nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten. Nun bildete sich Friedrich Wilhelm ein neues Heer heran. Freilich waren es zunächst nur 3000 Mann, aber tapfere und chm durchaus treu ergebene Soldaten. — Um seinem Lande vor allen Dingen Ruhe zu schaffen, schloß er mit den Schweden einen Waffenstillstand. Dann vermählte er sich 1646 mit Luise Henriette von Oranieu, der Tochter des Statthalters Heinrich von Dräniert, und führte so seinen Unterthanen eine treue und weife Landesmutter zu. Bei den Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück wußte Friedrich Wilhelm mit Klugheit sein Recht zur Geltung zu bringen. Durch den daraus folgenden westfälischen Friedensschluß wurde infolgedessen fein Land um ganz ansehnliche Strecken vergrößert. Brandenburg erhielt Hinter-Pommern, die Bistümer Halberstadt und Minden und das Erzbistum Magdeburg, zusammen etwa 430 □ Meilen. Stets hielt es Friedrich Wilhelm für seine Hauptaufgabe, sein Volk glücklich zu machen. Der verheerende Dreißigjährige Krieg hatte unendlich viele Einwohner des Landes hinweggerafft. Der Kurfürst zog deshalb Einwanderer aus Holland, der Schweiz und anderen Gegenden in sein Land. Außerdem nahm er 20000 aus Frankreich vertriebene Protestanten auf. So kamen viele fleißige Hände nach Brandenburg und halfen dem verödeten Lande wieder aus. Zur Förderung des Gartenbaues und der Dbstbaumzucht forderte der Kurfürst von den Bauern, daß jeder vor feiner Verheiratung

4. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 23

1881 - Hannover : Helwing
Friedrich Wilhelm, der groe Kurfürst. 23 Freunde umringten ihn und baten, er mge doch bleiben. Er aber erwiderte: Ich wei, was ich meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig bin!" und ging. Gleich am folgenden Morgen verlie er den Haag und ging in das Kriegs-loger zum Prinzen von Oranien, der eben Breda belagerte. Als dieser den Grund seiner pltzlichen Entfernung ans dem Haag erfuhr, klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als weun ich Breda eroberte. Vetter, ihr habt das gethan, ihr werdet mehr thnn: wer sich selbst besiegen kann, der ist zu groen Unternehmungen fhig." Friedrich Wilhelm wre gern noch lnger in Holland geblieben; aber Schwarzenberg drang auf seine Rckkehr. Im Juni 1638 traf der Prinz in Berlin ein. Im August desselben Jahres machte er mit seinem Bater eine Reise nach Preußen. Hier erkrankten beide; der Vater starb, der Sohn genas, und mute nun in einem so jugendlichen Alter und unter so schwierigen Verhltnissen die Regierung bernehmen. b. Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm brachte hohe Gaben 1640 des Krpers und des Geistes mit auf den Thron, und er bedurste der-selben auch. Die Marken waren verarmt, ein Teil derselben von den Schweden besetzt; die Truppen des Landes, besonders in den Festungen, waren dem Kaiser vereidigt, dem Kurfrsten nebenher nur durch Hand-schlag verpflichtet. Friedrich Wilhelm schrieb selbst: Auf der einen Seite habe ich die Krone Schweden, auf der andern den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige lassen oder nehmen wollen." Beide warteten ab, auf wesseu Seite sich der junge Kurfürst stellen werde. Den Grafen von Schwarzenberg entlie dieser nicht sofort, um den Kaiser nicht argwhnisch zu machen; er beschrnkte ihm aber seine Vollmachten und gestattete ihm nicht mehr, die an den Kurfrsten gerich-teten Briefe zu ffnen. Auch fragte er ihn selten um Rat. Schwarzenberg merkte bald, da der junge Kurfürst auf seinen Rat nichts gab; als er nun noch aus Wien ein vertrauliches Schreiben erhielt, das ihm den baldigen Ausbruch der kurfrstlichen Ungnade in Aussicht stellte, ergriff ihn ein Fieberfrost, und er starb wenige Tage darauf am Schlagflu. Das war fr denknrfrsten eine glckliche Lsung! Der Kurfürst wollte vor allem Herr im eigenen Lande sein und sich deshalb eine eigene, nur ihm gehorchende Heeresmacht bilden. Er verbot den Kommandanten seiner Festungen, fernerhin kaiserliche Besatzung auf-zunehmen. Dann befahl er, die Kommandanten und Offiziere der Festungen fr ihn allein zu vereidigen. Nur ein Kommandant leistete diesen Eid, die anderen weigerten sich. Die Offiziere, welche den verlangten Eid verweigerten, wurden entlassen, und ihre Regimenter dem Kaiser auf sein Verlangen bergeben; au den brigen aber wurden 3 Regimenter, eine Leibgarde und 200 Mann reitender Garde gebildet, im ganzen etwa 3000 Mann. Dieses war die erste stehende Heeresmacht in Brandenburg. c. Heirat. Unterdes hatten mit dem Könige von Polen lange Verhandlungen wegen der Belehnung in Preußen stattgefunden. Der

5. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 33

1891 - Danzig : Gruihn
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 33 weiß, dem wird auch noch Größeres gelingen." — Von diesem großen Feldherrn erhielt der Kurprinz jetzt manchen trefflichen Wink über das Kriegswesen. Wie der Kurfürst das Land übernahm. Friedrich Wilhelm war erst 20 Jahre alt, als er seinem Vater in der Regierung folgte. .Schon seit vielen Jahren wütete der Krieg, den man nachmals als den dreißigjährigen bezeichnete. Auch Brandenburg hatte unsäglich gelitten. Oft konnte man weit und breit kein Dorf finden, das nicht in Trümmern lag. Kehrten im Frühling die Störche und Schwalben in die deutsche Heimat zurück, so fanden sie das gastliche Dach, das sie vordem beherbergt hatte, nicht wieder. Die Felder lagen wüst, und wer noch voll Hoffnung die Saat in den Boden streute, wußte nicht, ob er die Ernte sicher einbringen würde. Wie häufig kam es außerdem vor, daß der Feind die Scheunen in Brand steckte, in welchen die Feldsrüchte lagerten. — Zu Tausenden hatte der Krieg die Menschen hinweggerafft; was das Schwert nicht vernichtete, kam oft vor Hunger um. Bildung eines stehenden Heeres. Der westfälische Frieden. Ter neue Kurfürst war nur ein beschränkter Herr in feinem eigenen Lande; denn die Truppen in den brandenburgischen Festungen hatten dem Kaiser Treue geschworen und waren dem Kurfürsten nur nebenher durch Handschlag verpflichtet. Darum bemühte sich Friedrich Wilhelm, zunächst ein stehendes Heer zu bilden, das nur ihm allein gehorchte. Diejenigen Obersten, welche sich weigerten, ihm den Fahneneid zu leisten, entließ er und stellte ihre Regimenter dem Kaiser zur Verfügung. Dann bildete er zunächst eine stehende Heeresmacht von 3000 Mann, die sein eigen war. Nun erst konnte er andern Fürsten gegenüber ein Wort mitsprechen und sein Land verteidigen. Während er mit den Schweden, die ihm bisher feindlich gesinnt waren, einen Waffenstillstand schloß, suchte er den Kaiser (Ferdinand Iii.), der dies übel nahm, zu beschwichtigen und vermehrte sein Heer unterdes auf 8000 Mann. Da man in ganz Deutschland des großen Krieges müde war und Friedensunterhandlungen anknüpfte, so fühlte der Kurfürst sich jetzt mächtig genug, um hierbei seinen Einfluß auszuüben. Als endlich 1648 der westfälische Friede zu Osnabrück und Münster zu stände kam, erhielt der Kurfürst von Brandenburg Hinterpommern mit Kamin, sowie die Stifter Magdeburg, Halberstadt und Minden. Wie der Kurfürst die Wunden des Landes heilt. Die schweren Wunden, welche der Krieg seinem Lande geschlagen hatte, suchte der Kurfürst mit Gottes Hilfe zu heilen. Er gab den Bauern Saatkorn, Vieh, Holz und Ackergeräte. Aus dem Bremischen, Holländischen und der Schweiz 3°g er Leute in sein ödes Land; diese bauten sich in den Niederungen der Havel und Oder an. In wenigen Jahren standen viele neue Städte und Dörfer da. Jeder Bauer mußte bei feinem Haufe einen Garten anlegen; jeder Bauernsohn hatte, ehe er getraut wurde, nachzuweisen, daß er sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt habe. Die Kartoffeln, von denen jetzt so viele Arme bei uns leben, waren damals noch spärlich in der Mark angepflanzt. Der Kurfürst betrieb den Anbau derselben mit Eifer. Holländer brachten auch die Tabakspflanze mit. Es haben freilich die guten Märker an dem Tabakrauchen keinen sonderlichen Gefallen gefunden. Man erzählt sich davon folgende sonderliche Geschichte: Derknr-fürst^war einst auf der Jagd, und in seinem Gefolge befand sich ein Mohr, der Tabak rauchte und einem Bauersmann eine Pfeife anbot. Der ehr- Krüger, Geschichte Preußens. o

6. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 21

1911 - Breslau : Handel
21 Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648). Die Ursache zu diesem Kriege war die Feindschaft zwischen den Katholiken und Protestanten in Deutschland. Der Krieg begann in Böhmen. Das böhmische Volk sagte sich von dem katholischen Kaiser los und wählte sich einen evangelischen König. Dieser wurde am Weißen Berge bei Prag geschlagen. Nun kamen die Dänen den Evangelischen zu Hilfe. Später setzten die Schweden den Krieg fort. Ihr König Gustav Adolf fiel in der Schlacht bei Lützen (1632). Dann zogen sogar die Franzosen nach Deutschland und rissen deutsche Landesteile an sich. 1648 wurde der schreckliche Krieg beendet. 2. Regierungsantritt. Der Große Kurfürst kam im Jahre 1640 zur Regierung. Er war erst 20 Jahre alt. Der Dreißigjährige Krieg dauerte unter seiner Regierung noch 8 Jahre. Auch Brandenburg hatte in diesen! Kriege viel zu leiden. Um fein Land vor den Feinden zu schützen, bildete der Große Kurfürst ein eigenes (stehendes) Heer von treuen Soldaten. Anfangs hatte er 3000 und am Ende sehtet Regierung sogar 30 000 Soldaten. Endlich machte der Westfälische Friede dem Dreißigjährigen Kriege ein Ende. Er wurde 1648 zu Münster in Westfalen und Osnabrück in Hannover geschlossen. Der Große Kurfürst erhielt in diesem Frieden Hinter-pommern und einige Landesteile in Sachsen und Westfalen. 3. Landesvater. Nach dem Dreißigjährigen Kriege sah es in Brandenburg traurig aus. Das Land ivar verwüstet, viele Städte und Dörfer waren verbrannt, und Taufende von Menschen hatten ihr Leben verloren (durch Krieg, Hunger und Krankheit). Der Große Kurfürst gab den verarmten Bauern Vieh, Getreide zur Saat und Ackergeräte. Auch erließ er ihnen auf einige Jahre die Steuern. Ferner rief er Ansiedler aus der Schweiz und Holland ins Land. Diese siedelten sich an der Oder und Havel an. Sie zeigten den Leuten eine bessere Bearbeitung des Bodens, bauten Fabriken und gründeten Dörfer und Städte. — Unter der Regierung des Großen Kurfürsten wurden in Brandenburg die Kartoffel und der Tabak angebaut. Den Tabak brachten die Holländer ins Land. Der Große Kurfürst sorgte auch für den Obst- und Gartenbau. Jeder Bauer mußte vor seinem Haufe einen Garten anlegen. Er durfte erst heiraten, wenn er 6 Obst- und 6 Eichbäume gepflanzt hatte. Um den Handel und Verkehr zu erleichtern, ließ der Große / Kurfürst Posten einrichten und Straßen und Kanäle anlegen, wie den Friedrich-Wilhelm-Kanal zwischen Spree und Oder. Für den Seehandel gründete der Große Kurfürst eine Flotte. Seine Schiffe schickte er sogar nach Westafrika. Dort trieben die Brandenburger mit den Negern Handel. (Feste Groß-Friedrichsburg.) 4. Seine Kriege, a) Der Schwedisch-polnische Krieg. Der Große Kurfürst nahm an dem Schwedisch-polnischen Kriege teil. Dieser wurde zwischen den Schweden und Polen geführt. Anfangs

7. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 56

1911 - Dresden : Huhle
— 56 10. Georg Wilhelm (1619 1640). Es war ein großes Unglück für das Kurfürstentum Brandenburg, daß gerade während des verheerenden dreißigjährigen Krieges ein schwacher Regent das Land verwaltete. Er wollte es weder mit den Protestanten noch mit den Katholiken, weder mit den Schweden noch mit dem Kaiser verderben. In dieser sturmbewegten Zeit überließ er die Regierungsgeschäfte leider dem katholischen Grafen von Schwarzenberg. Durch seine Unentschlossenheit kam es, daß Gustav Adolf dem bedrängten Magdeburg nicht zur rechten Zeit Hilfe bringen konnte, so daß diese Stadt von Tilly zerstört wurde. Als Georg Wilhelm 1635 mit dem Kaiser Frieden schloß, wurde sein Land gerade der Schauplatz der wüstesten Kriegsgreuel, denn weder Freund noch Feind kehrten sich an den Frieden, sondern plünderten, raubten und sengten. Insonderheit hatte das Stammland der preußischen Monarchie, die Altmark, unerhörte Drangsale zu erdulden. Noch war der unglückliche Krieg nicht beendet, als Georg Wilhelm, der sich meistens fern vom Kriegsschauplatz in Ostpreußen ausgehalten hatte, im Jahre 1640 die Augen schloß. Schon aber war der Mann erstanden, der das Kurfürstentum Brandenburg aus Schutt und Asche heben sollte. Friedrich Wilhelm, der Grobe Kurfürst (1640—1688), 1. Seine Jugend. Im Waffenlarm des furchtbaren dreißigjährigen Krieges erblickte Friedrich Wilhelm 1620 das Licht der Welt. Vor Wallensteins räuberischen Horden mußte man ihn mehrmals verbergen, zuletzt ‘ hinter den starken Mauern der Feste Küstrin. Trotz der unruhigen Zeiten erhielt er eine vortreffliche Ausbildung. Zur Vollendung seiner Studien begab er sich auf die Universität zu Leyden in Holland. In den Bewohnern dieses geregelten Staatswesens lernte er fleißige, tüchtige, wirtschaftliche und umsichtige Untertanen kennen, deren Tätigkeit ihm in jeder Weise für die Bevölkerung seiner Länder vorbildlich erscheinen mußte. Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und Handel blühten in diesem Lande. Was er hier in dem glücklichen und gesegneten Niederlande schaute, erfuhr und kennen lernte, das erweckte in ihm den Vorsatz, sein verarmtes und verwüstetes Land ebenso glücklich zu machen. Als ihn leichtsinnige Gesellen verlocken wollten, erwiderte er ihnen mit ernster Entschlossenheit: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Er begab sich zu seinem Verwandten, dem Prinzen von Nassau - Oranien, ins Feldlager. Als dieser von seiner Tat hörte, rief er gerührt aus: „Vetter, Ihr habt durch Eure Flucht aus dem Haag Großes getan, Ihr werdet noch yiehr tun!" Mit 20 Jahren wurde Friedrich Wilhelm durch den Tod seines Vaters auf den Thron berufen. 2. Der Retter des Landes. Noch blutete Brandenburg unter den Greueln und Verwüstungen des 30jährigen Krieges, noch waren die Schweden und der Kaiser Herren im Lande. Deshalb war er des Kurfürsten erste Sorge, selber -Herr im Lande zu werden. Nachdem er den katholischen Minister Graf von Schwarzenberg, der ihn zu bevormunden suchte, entlassen hatte, schloß er mit den Schweden Frieden. Die Soldaten und Offiziere mußten ihm den Eid der Treue schwören. Allmählich bildete er sich ein stehendes Heer heran, das zumeist aus Landeskindern bestand' am Schlüsse seines Lebens zählte es bereits 28 000 Mann. Er sorgte auch für gleiche Uniformierung und tüchtige Ausbildung seiner Truppen. Als im Jahre 1648 der westfälische Friede geschlossen wurde, erhob er aus Grund alter Erbverträge Anspruch auf ganz Pommern. Zwar nahmen ihm die Schweden Vorpommern, doch erhielt er als Ersatz das Erzbistum

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 286

1901 - Halle : Gesenius
— 286 — n. Historische Momente: Regierungsantritt 1640. Stehendes Heer von 20,000 Mann, 70 Kanonen. Feldmarschall Derfflinger. Schlacht bei Warschau. Befreiung Preußens von Polen. Ethische Momente. „Herr thue mir kund u. s. n>." „Es ist gut, vertrauen auf eigene Kraft, aber Hochmut kommt vor dem Falle" (Polen). „Übermut thut selten gut" (Schweden). Iy. Stufe. Wie Friedrich Wilhelm sein Land stark gemacht hat. Was wir von Derfflinger lernen. Aufsätze: Der Derfflinger. Das erste stehende Heer. 37. Der grohe Kurfürst xxnb Me Schweden Ziel. Es kam auch bald die Zeit, daß Kurfürst Friedrich Wilhelm sein Heer in neuen und gefährlicheren Kämpfen erproben sollte. Jahrelang hat dieser Krieg gedauert gegen das mächtige Volk im Norden. Wen? (Die Schweden.) Also: Kurfürst Friedrich Wilhelm im Kampfe mit den Schweden. I. Stufe. Was wir von den Schweden schon wissen. (Tapferes, kriegerisches Volk, das öfter schon nach Deutschland übergesetzt war.) Wann? (Im dreißigjährigen Kriege.) Weshalb? (Um den Evangelischen Hilfe zu bringen.) Deshalb nicht allein. (Um Eroberungen zu machen.) Ob ihnen das gelungen ist. (Ja. Sie behielten das vordere Pommern. Karte.) Mit welchen Städten? (Stettin, Stralsund.) Und welche Insel? (Rügen.) Warum das sehr unvorteilhaft für Brandenburg war, daß Stettin schwedisch war. (Brandenburg hatte keine Stadt an der See.) Was die Schweden von Stettin aus jederzeit konnten. (In Brandenburg einfallen.) Was sie deshalb auch jetzt gethan haben werden. (In die Mark eingefallen fein.) Wie sie dabei verfahren haben werden — denkt an die letzte Zeit des dreißigjährigen Krieges! (Greuelthaten, schwedischer Trunk.) Ob denn der Kurfürst das sich wird haben gefallen lassen. (Nein.) Was wird geschehen sein? (Er wird die Schweden angegriffen — aus der Mark hinausgeschlagen haben.) Höret!

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 135

1911 - Berlin : Winckelmann
— 135 — dem wird auch noch Größeres gelingen." — Von diesem großen Feldherrn erhielt der Kurprinz jetzt manchen trefflichen Wink über das Kriegswesen. Wie der Kurfürst sein Land übernahm. Friedrich Wilhelm war erst 20 Jahre alt, als er seinem Vater Georg Wilhelm in der Regierung folgte. Schon seit vielen Jahren wütete der Krieg, den man nachmals als den Dreißigjährigen bezeichnete. Auch Brandenburg hatte unsäglich gelitten. Oft konnte man weit und breit kein Torf finden, das nicht in Trümmern lag. Kehrten im Frühling die Störche und Schwalben in die deutsche Heimat zurück, so fanden sie das gastliche Dach, daß sie vordem beherbergt hatte, nicht wieder. Die Felder lagen wüst, und wer noch voll Hoffnung die Saat in den Boden streute, wußte nicht, ob er die Ernte sicher einbringen würde. Wie häufig kam es außerdem vor, daß der Feind die Scheuneu in Brand steckte, in welchen die Feldsrüchte lagerten. — Zu Tausenden hatte der Krieg die Menschen hinweggerafft; was das Schwert nicht vernichtete, kam oft vor Hunger um Bildung eines stehenden Heeres. Ter Westsälische Frieden. Der neue Kurfürst war nur ein beschränkter Herr in seinem eigenen Lande; denn die Truppen iu den braudeuburgischeufestungen hatten dem Kaiser Treue geschworen und waren dem Kurfürsten nur nebenher durch Handschlag verpflichtet. Darum bemühte sich Friedrich Wilhelm, zunächst ein stehendes Heer zu bilden, das nur ihm allein ge* horchte. Diejenigen Obersten, welche sich weigerten, ihm den Fahneneid zu leisten, Kurfürst Friedrich Wilhelm, entließ er und stellte ihre Regimenter dem Kaiser zur Verfügung. Dann bildete er zunächst eine stehende Heeresmacht von 3000 Mann, die sein eigen war. Nun erst konnte er andern Fürsten gegenüber ein Wort mitsprechen und sein Land verteidigen. Während er mit den Schweden, die ihm bisher feindlich gesinnt waren, einen Waffenstillstand schloß, suchte er den Kaiser (Ferdinand Iii.), der dies übel nahm, zu beschwichtigen und vermehrte sein Heer unterdessen auf 8000 Mann. D<i man in ganz Deutschland des großen Krieges müde war, und Friedensunterhandlungen anknüpfte, fühlte der Kurfürst sich bereits mächtig genug, um hierbei seinen Einfluß auszuüben. Als endlich 1648 der Westfälische Frieden zu Osnabrück und Münster zustande kam, erhielt der Kurfürst von Brandenburg: Hiuterpommern und Kamin, sowie die Stifter Magdeburg, Halberstadt und Minden. Sorge sür den Landbau. Die schweren Wunden, welche der Krieg seinem Lande geschlagen hatte, suchte der Kurfürst mit Gottes Hilfe zu heilen. Er gab den Bauern Saatkorn, Vieh, Holz und Ackergeräte. Aus dem Bremischen, Holländischen und der Schweiz zog er Leute in sein ödes Land; diese bauten sich in den Niederungen der Havel und Oder an. In wenigen Jahren standen viele neue Städte und Dörfer da. Jeder Bauer mußte bei seinem Hause einen Garten

10. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 282

1901 - Halle : Gesenius
— 282 — Noch acht Jahre dauerte der wilde Krieg; dann aber folgte der Friede. Inzwischen hatte Friedrich Wilhelm ein anderes kleines Heer geworben, das zuletzt bis auf achttausend Mann stieg. Diese hielt er beständig unter den Waffen, aber in Zucht und Ordnung, und dadurch blieb Brandenburg von ferneren Kriegsleiden verschont. Als dann Friede wurde, stand der Kurfürst schon in hohem Ansehen. Er bekam den Teil von Pommern östlich der Oder ohne Stettin und dazu die Fürstentümer Magdeburg und Halberstadt in Sachsen und Minden in Westfalen. Erzähle: 1. Wie der Kurfürst ein neues Heer bildete. 2. Wie der Kurfürst sein Land vergrößerte. Überschrift: Wie der Große Kurfürst Brandenburg rettete und vergrößerte. Ii. Stufe. d. Das kleine Heer des Kurfürsten blieb immer unter den Waffen. Darum nannte man es das stehende Heer. Auch im Frieden wurden die Soldaten nicht entlassen. Das brandenburgische Heer war das erste stehende Heer in Deutschland. Zehn Jahre später hatte der Kurfürst das Heer bereits auf zwanzigtausend Mann mit siebzig Kanonen gebracht. Die Soldaten bestanden außer den Artilleristen aus Fußvolk und Dragonern. Sie waren außerordentlich gut geübt im Exerzieren, Schießen, Marschieren und Reiten. Besonders hatte der Kurfürst von den Schweden gelernt, wie man Kriege führen müßte. Die Schweden nahm er sich immer zum Muster. Sein treuer Gehilfe bei der Heerverbesserung war der General, später Feldmarschall Derfflinger. Der soll früher ein Schneidergesell gewesen sein. Aber im dreißigjährigen Kriege war er Soldat geworden und hatte erst dem Kaiser, dann den Schweden gedient, bis er von Friedrich Wilhelm gewonnen worden war. Er sah vor allem darauf, tüchtige Offiziere anzustellen. Bald darauf sollte das brandenburgische Heer zum erstenmal zeigen, ob es etwas leisten könnte. Der König von Schweden erklärte dem Könige von Polen den Krieg.. Der König von Polen aber war der Oberherr im Herzogtume Preußen. Wenn die Kurfürsten von Brandenburg zur Regierung kamen, dann mußten sie sich das Herzogtum Preußen erst von dem Könige von Polen übertragen lassen, und manche Handlungen, die die Kurfürsten vornehmen wollten, mußten erst vom Könige erlaubt werden. Das war ein großes Hindernis für die Kurfürsten. Nun, als die Schweden in Polen einrückten, beschloß der Kurfürst neutral zu bleiben. Der Schwedenkönig zwang ihn aber, sich ihm an-

11. Merkbüchlein - S. 65

1894 - Leipzig : Klinkhardt
05 der Kriegskunst ausbilden (beim Statthalter von Oranien, dessen Tochter, die Prinzessin Luise Henriette, spater seine Gemahlin wurde). 20 Jahre alt, übernahm er die Regierung Branden-Friedrich Wilhelm burgs. Das Land war durch den dreißigjährigen Krieg verwüstet, als Kurfürst, entvölkert, die Leute waren verarmt, Städte und Dörfer lagen in Trümmerhaufen. Damit der westfälische Friede bald zustande käme, verzichtete er auf große Landerwerbungen, erhielt aber doch Hinterpommern und einige kleinere Gebiete. Von den Be- satzungen der brandenbnrgischen Festungen forderte er den Eid der Treue, der bisher dem Kaiser geleistet worden war; wer ihn nicht leistete, wurde entlassen. Diejenigen, die ihm Gehorsam und Treue gelobten, bildeten den Anfang zum stehenden Heer, 3000 Mann. Die Franzosen griffen die Holländer ohne Veranlassung Gegen die Frail- an. Zu Hilfe gerufen, kam der Kurfürst, aber der Kaiser zosen. hinderte ihn an erfolgreicher Thätigkeit. Aus Rache stifteteu Gegen die Schwe- die Franzosen die Schweden an, in Brandenburg einzufallen. ^en. Die Feinde hausten entsetzlich; die Bauern verteidigten sich, so gut sie konnten, mit Sensen und Dreschflegeln, die die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Gut und Blut." Schnell eilte der Kurfürst vom Rheine herbei, überfiel die Schweden und schlüg sie am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin, wo sich Feldmarschall Derfflinger aus- zeichnete. Die Schweden wurden aus dein Lande getrieben. Im Friedensschluß konnte der Kurfürst seinen Wünschen keinen Nach- druck geben; auch mußte er es geschehen lassen, daß der Kaiser die schlesischen Herzogtümer für sich in Besitz nahm, die doch an Brandenburg hätten fallen sollen. Das Heer wurde verstärkt, die Steuer gleichmäßiger verteilt, Werke des Frie- neue Straßen und Kanäle wurden angelegt (der Friedrich-Wil- ^cné. Helms-Kanal zwischen Oder und Spree), Posten eingerichtet, An- siedler herbeigezogen (15000 französische Protestanten); der Kur- fürst begünstigte die Anlage von Fabriken, hob Land- und Gartenbau, befahl den Anbau der Kartoffel und bestimmte, daß kein Bauer eher heiraten durfte, als bis er 0 Eichen gestanzt und 6 Obstbäume veredelt hatte. Auch versuchte er eine Seemacht zu gründen. Sein Nachfolger Friedrich Iii. regierte als Kurfürst von 1688 bis 1701, als König Friedrich I. von 1701 bis 13. Sein sehnlichster Wunsch war, König zu werden. Der Kaiser gab Wie er König wird. seine Einwilligung dazu, wenn der Kurfürst ihn im Kampfe gegen seine Feinde unterstützen wolle. Mit seiner Gemahlin und dem gesamten Hofstaat begab Fr. sich nach Königsberg. Am 17. Januar 1701 stiftete er den Schwarzen Adlerorden, den höchsten preußischen Orden, und am 18. Januar krönten sich der König und die Königin im Schloß; darauf erfolgte die Huldigung, Zemke, Merkbüchlein. 5

12. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 147

1888 - Berlin : Hertz
Bildung eines stehenden Heeres. 147 Geheimen Rach ging er bereits mit dem Gebanken um, sein Amt nieberzn-segen. Er war in einem gereizten, halb krankhaften Zustande, als er einen heftigen Austritt mit mehreren Hauptleuten hatte, welche mit Ungestüm den rückständigen Sold für ihre Truppen verlangten. Kaum hatte er bieselben au« seiner eigenen Kasse befriedigt, so erhielt er ein vertrauliches Schreiben, welches ihm den nahe bevorstehenben Ausbruch der gänzlichen Ungnade des Kurfürsten in Aussicht stellte. Da ergriff ihn Fieberschauer, er mußte sich zu Bett legen und enbete wenige Tage barauf (2. März 1641) durch einen Schlagfluß. Der Kurfürst ließ die Papiere des verbächtigen Mannes sofort versiegeln, aber es ist Richte bekannt geworben, was den verdacht einer Veruntreuung ober des 23 errath § bestätigt hätte. Verberblich ist jedoch sein Einfluß auf Georg Wilhelm und die Regierung der Marken sicherlich gewesen, und für die Pläue des jungen Kurfürsten war es ein Vortheil, daß der hin-bernbe Einfluß des schlauen Schwarzenberg aus dem Wege geräumt war. Bildung eines stehenden Heeres. Friedrich Wilhelm ging nun ohne Weiteres auf das Ziel los. sich ein eigenes stehenbes Heer zu bilben. Die Obersten, welche sich weigerten, ihm allein den Eib zu leisten, würden entfernt, ihre Regimenter dem Kaiser auf fein Verlangen überlassen, ans den übrigen aber brei Regimenter zu Fuß und noch eine Leibgarbe, sowie 200 Mann reitenber Garde gebilbet. Diese in der Eile geschaffene Macht betrug im ersten Augenblicke nur 3000 Mann, aber es war die erste stehende Heeresmacht, welche statt der bisherigen Söldnertruppen in Brandenburg gebilbet worben, und ist als der erste Kern und die eigentliche Grundlage des stehenden Heeres im preußischen Staate zu betrachten. So wurde der große Kurfürst gleich in feinem ersten Regierungsjahre der Schöpfer einer Einrichtung, welche nach und nach gekräftigt und gestärkt, einer der wichtigsten Grnnbpfeiler der preußischen Monarchie geworben ist. Der Oberst Konrab von Burgsbors, welcher sich zuerst dem Kurfürsten angeschlossen hatte, würde zum Commanbanten aller branbenburgischen Festungen, zum Befehlshaber der Leibgarbe und zugleich zum obersten Kammerherrn ernannt: er war eine Zeit lang Friedrich Wilhelrn's begünstigter Freund und Rathgeber, dauernden Einfluß vermochte er jedoch nicht zu gewinnen, da Friedrich Wilhelm in ihm mehr und mehr einen rohen und gewöhnlich denkenden Menschen erkannte. Während so in den Marken die Macht der Regierung auf neuen, festeren Grundlagen wieder hergestellt wurde, hatte der Kurfürst große Schwierigkeiten zu überwinden, um von dem König von Polen die Belehnung in Preußen zu erhalten. Er mußte sich lästige Bedingungen, besonders gegen die freie Religionsübung der Rcformirten, und hohe Geldforderungen gefallen lassen; doch fügte er sich einstweilen, in dem festen Vertrauen, daß sich bald Zeiten finden würden, wo er auch dort eine größere Selbstständigkeit erringen könne. Nachdem die Verhandlungen in Warschau zum erwünschten Ziel geführt hatten, ging er selbst dahin, leistete den Eib der Treue vor dem Throne des Königs von Polen und würde von biesem mit Preußen belehnt (1641). Friedrich Wilhelm's Verhalten bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Sowie der Kurfürst von dem Einfluß Schwarzenberg's befreit war, ging er entschiedener auf das Ziel los, sich mit den Schweden zu ver- 10*

13. Neue und neueste Geschichte - S. 59

1880 - Dillenburg : Seel
— 59 — b. Seine Regierung bis zum Schlüsse des dreißigjährigen Krieges. Es war ein Glück für die brandenburgischen Lande, daß ein Mann mit den Geistes- und Herzensgaben Friedrich Wilhelms aus den Thron kam; ohne diesen Fall wäre Brandenburg als Staat wohl sicher verloren gewesen. Als Friedrich Wilhelm im Jahre 1640 den Thron bestieg, hausten die Schweden noch im 1640 Lande; die Einwohner waren gänzlich verarmt; die Truppen, welche das Land beschützen sollten, waren Söldner, die dem Kaiser vereidigt waren und dem Kurfürsten sich nur durch Haudschlag verpflichtet Hattert, so daß dem Kurfürsten feine Truppen zu Gebote standen, mit denen er auf eigne Hand sein unglückliches Land von feinen Drängern hätte befreien können. So stand Friedrich Wilhelm zwischen zwei Feuern, welche ihm je nach seiner Entscheidung für die eilte oder andere Partei gleich gefährlich werden konnten und mußten. Dies einsehend, schob er seine Entscheidung immer hinaus, suchte es mit keinem Theile zu verderben und war in seiner schlimmen Lage sehr vorsichtig. Vor allem aber trachtete er nach Selbstständigkeit. Um sich diese zu verschaffen, beschränkte er die Befugnisse des unter seinem Vater allmächtigen Ministers Schwarzenberg und verbot ihm unter andern, die an den Kurfürsten gerichteten Schreiben zu öffnen; auch bediente er sich sehr selten seines Rathes. Zu demselben Zwecke verbot er den Kommandanten seiner Festungen, fernerhin noch kaiserliche Besatzung aufzunehmen, und forderte von allen Offizieren, daß sie sich ihm persönlich durch den Eid verpflichteten. Nur ein Kommandant leistete diesen Eid; die übrigen Offiziere wurden entlassen und deren Regimenter dem Kaiser auf fein Verlangen zugesandt. Da wurde Friedrich Wilhelm durch den Tod Schwarzenbergs von einem lästigen Minister, den er um des Kaisers willen nicht hatte entlassen wollen, befreit, und nun ging er offen auf fein Ziel, die Bildung einer nur ihm gehorchenden Heeresmacht, los. Ans den Truppen, welche nicht zum Kaiser zurückzukehren brauchten, bildete er eine Leibgarde und eine berittene Leibwache, zusammen etwa 3000 Mann. Dies war die Grundlage des stehenden Heeres in Preußen, eines mächtigen Pfeilers der preußischen Monarchie. Während er auf diese Weise der Regierung seines Landes eine neue und feste Unterlage fchuf, verhandelte er zugleich mit dem König von Polen wegen der Belehnung mit Preußen. Zwar mußte er viele Zugeständnisse machen, besonders in Betreff der Ausübung des resormirten Gottesdienstes in Preußen, und mußte hohe Geldsummen zahlen, aber die Verhandlungen führten doch

14. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 46

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
46 noch immer der dreißigjährige Krieg. (S. 40.) Sein Vater, Georg Wilhelm, war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten furchtbar von ihnen zu leiden. Als die Feinde den letzten Thaler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hungersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte nur noch 300 ganz verarmte Bürger. In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des 30 jährigen Krieges geboren. 14 Jahre alt, wurde er von seinem Vater nach Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn in Haag zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Sofort begab er sich zu seinem Ver- wandten, dem Prinzen von Oranien, der im Felde stand. Dieser freute sich über den tugendhaften Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines.landes vor völligem Untergange. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast vollständig machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin; die Offiziere in seinen Festungen aber hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. So kam es, daß einige Offiziere ihm geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größtenteil auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen an- werben. Anfänglich betrug seine Heeresmacht nur 3000 Mann, vergrößerte sich aber bald auf 8000 — später sogar auf 30 000. Das war das erste stehende Heer in Bran- denburg. — Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichtern, schloß er einen Vertrag mit den Schweden. Doch behielten diese Pommern, das durch Erbschaft an Branden- burg gefallen war, in Besitz. — Als dann endlich 1648 der westfälische Frieden ge- schlossen wurde, erhielt er zu seinem Verdrusse nur Hinterpommern, als Ersatz für Vor- pommern jedoch die Bistümer Halberstadt und Minden sowie das Erzstift Magdeburg. 4. Als Landesvater. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der große Kurfürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines hartbedrängten Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne ver- schaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in frucht- bare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflanzt hätte. Um die Steuern gleichmäßiger zu verteilen, führte er die Verbrauchssteuer ein, d. h. für alles eingeführte Fleisch und Mehl mußte an den Thoren eine Abgabe gezahlt werden. (Bisher zahlten nur die Hausbesitzer Steuern.) Um den Handel zu heben und armen Leuten Verdienst zu schaffen, ließ er die Oder mit der Spree durch den Friedrich- Wilhelms-Kanal verbinden. Auch richtete er eine Reitpost ein und ließ Webereien,

15. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 21

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
21 leiden. Als die Feinde den letzten Thaler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hun- gersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte statt 12 000 nur noch 6000 Be- wohner. — In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde zu Anfang des 30 jährigen Krieges geboren. Wegen der Kriegsunruhen wurde er, 14 Jahre alt, nach Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn im Haag zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Sofort begab er sich zu seinem Vetter, dem Prinzen von Oranien, der im Felde stand. Dieser freute sich über den Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines Landes vor völligem Untergänge, a. Waffenstillstand. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin. Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichteru, schloß er eiuen Waffenstillstand mit den Schweden. Doch behielten sie Pommern, das durch Erbschaft an Brandenburg gefallen war, in Besitz. b. Bildung eines stehenden Heeres. Die wichtigste That des Kurfürsten war, daß er sich ein eignes Heer schuf. Die Ofsiziere in seinen Festungen hatten nämlich nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. Einige verweigerten ihm geradezu den Gehorsam. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß sich die Offiziere ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter größtenteils auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Bis dahin waren die Söldner (S. 12) immer für die Zeit des Krieges geworben worden. Der Kurfürst aber bildete sich ein Heer, das aus Landesaugehörigen zusammen- gesetzt und auf Lebenszeit geworben war. So wurde er der Gründer des ersten stehenden Heeres in Deutschland. Anfänglich betrug sein Heer nur 3000 Mann, später 30 000. c. Zuwachs an Land und Macht. Bei den Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück machte der Kurfürst besonders seine Rechte auf Pommern geltend. Sein Heer verschaffte auch seinen Worten Nachdruck. Doch konnte er es nicht ver- hindern, daß die Schweden Vorpomntern erhielten, dafür wurden ihm aber wertvolle Entschädigungen zugewiesen: die Bistümer Halberstadt und Minden und das Erzstist Magdeburg. — Mit Hilfe seines Heeres besiegte er auch 1656 im Buude mit den Schweden die Polen und machte dadurch das Herzogtum Preußen von der polnischen Lehnshoheit frei. 4. Als Landesvater. a. Landwirtschaft. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der große Kurfürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines Landes und Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn. In die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens 6 Obstbäume gepfropft und eben- soviel Eichbäume gepflanzt hätte.

16. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 217

1896 - Breslau : Hirt
Jugend und erste Regierungshandlungen; bis 1648. 217 1). Schaffung eines Heeres; Heirat. Im Jahre 1640 folgte Fried-1640 rief) Wilhelm seinem Vater unter schwierigen Umständen in der Regierung. Die Marken waren verarmt, ein Teil derselben von den Schweden besetzt, die Offiziere dem Kaiser vereidigt. „Auf der einen Seite," schrieb der junge Kurfürst, „habe ich die Krone Schweden, auf der andern den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige lassen oder nehmen wollen." Er mußte also die größte Vorsicht anwenden. Vor allem wollte er Herr im eigenen Lande sein und sich deshalb eine eigene, nur ihm gehorchende Heeresmacht schaffen. Darum befahl er, daß die Befehlshaber und Offiziere der Festungen ihm Treue schwören oder den Dienst verlassen sollten. So bildete er sich ein Heer von 3000 Mann, das nur ihm gehorchte, und auf dessen Vermehrung er stets bedacht war. Vom Kriege wußte er sich geschickt fernzuhalten; er schloß mit den Schweden einen Waffenstillstand, obwohl der Kaiser ihm darüber zürnte. Dann begann er mit allem Eifer, die Wunden, welche der Krieg feinem Lande geschlagen hatte, wieder zu heilen. Noch während des Krieges (1646) vermählte sich der Kurfürst mit Luise Henriette, der Tochter jenes Heinrichs von Oranien, der ihm einst so ermunternde Worte zugerufen hatte. Luise hatte ein wahrhaft frommes Gemüt und wurde eine rechte Landesmutter. Ihr Gemahl schenkte ihr ein Landgut; auf demselben legte sie eine holländische Musterwirtschaft an, berief aus Holland Gärtner und Landwirte und zog fleißige Kolonisten ins Land. Der Ort erhielt von ihr den Namen Oranienburg. Luise pflanzte auch die erste Kartoffel in der Mark und versetzte holländische Viehzucht in das Brandenburger Land. Sogar Schweizer ließen sich an den Ufern der Havel und Oder nieder. Aber nicht allein um Ackerbau und Viehzucht bekümmerte sich Luise, sondern noch eifriger um Unterricht und Erziehung der Jugend, besonders der Waisen, sowie um Armen- und Krankenpflege. c. Hebung des Landes. Schon vor dem Abschluß des westfälischen Friedens hatte der junge Kurfürst manche Wunde wieder geheilt, welche der dreißigjährige Krieg der Mark geschlagen hatte; aber während seines ganzen Lebens war er unablässig für die Hebung des Landes thätig. Er verlangte von jedem Bauern, daß er bei feinem Hause einen Garten anlege, und keiner derselben sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt habe. Friedrich Wilhelm selber beschäftigte sich in seinen Erholungsstunden gern mit Gartenbau; er pfropfte und beschnitt wohl eigenhändig seine Obst-bäume, fischte selber feine Karpfenteiche, begoß eigenhändig seine Blumen und hat den ersten Blumenkohl in den Marken gezogen. Die Domänengüter waren sonst durch Amtsschreiber verwaltet und die Erzeugnisse teils von dem Landesherrn verbraucht, teils zur Bezahlung der Staatsdiener verwandt. Friedrich Wilhelm änderte dies; die Staatsdiener wurden auf ein bestimmtes Jahrgehalt gesetzt und die Domänen verpachtet.

17. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 21

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
21 leiden. Als die Feinde den letzten Taler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg. (1640.) Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hun- gersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte statt 12 000 nur noch 6000 Be- wohner. — In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde zu Ansang des 30jährigen Krieges geboren. Als er 14 Jahr alt war, schickte ihn sein Vater nach Holland, damit er sich hier in den Wissenschaften und in der Kriegskunst ausbilde. In der Residenz Hollands, dem üppigen Haag, wollte man ihn zu einem ausschweifenden Leben verführen. Da sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Bald darauf begab er sich zu seinem Vetter, dem Prinzen von Oranien, der damals Statthalter von Holland war und gerade im Felde stand. Dieser freute sich über den Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines Landes vor völligem Untergange, a. Waffenstillstand. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin. Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichtern, schloß er einen Waffenstillstand mit den Schweden. Doch behielten sie Pommern, das durch Erbschaft an Brandenburg gefallen war, in Besitz. b. Bildung eines stehenden Heeres. Die wichtigste Tat des Kurfürsten war, daß er sich ein eigenes Heer schuf. Die Offiziere in seinen Festungen hatten nämlich nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. Einige verweigerten ihm geradezu den Gehorsam. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß sich die Offiziere ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das tat jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere ver- weigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter größtenteils auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Bis dahin waren die Söldner (S. 12) immer nur für die Zeit des Krieges geworben worden. Der Kur- fürst aber bildete sich ein Heer, das aus Landesangehörigen zusammengesetzt und auf Lebenszeit geworben war. So wurde er der Gründer des ersten stehenden Heeres in Deutschland. Anfänglich betrug sein Heer nur 3000 Mann, später 30000. c. Zuwachs an Land und Macht. Bei den Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück machte der Kurfürst besonders seine Rechte auf Pommern geltend. Sein Heer verschaffte auch seinen Worten Nachdruck. Doch konnte er es nicht ver- hindern, daß die Schweden Vorpommern erhielten, dafür wurden ihm aber wertvolle Entschädigungen zugewiesen: die Bistümer Kammin, Halberstadt und Minden und das Erzstift Magdeburg. — Mit Hilfe seines Heeres besiegte er auch 1656 im Bunde mit den Schweden die Polen und machte dadurch das Herzogtum Preußen von der polnischen Lehnshoheit frei. 4. Als Landesvater, a. Landwirtschaft. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der Große Kurfürst nicht, immerdar aufs treueste für das Wohl seines Landes und Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn. In die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens 6 Obstbäume gepfropft und ebensoviel Eichbäume gepflanzt hätte.

18. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 46

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
46 noch immer der dreißigjährige Krieg. (S. 40.) Sein Vater, Georg Wilhelm, war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten furchtbar von ihnen zu leiden. Als die Feinde den letzten Thaler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine furchtbare Hungersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer meilenweit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte nur noch 300 ganz verarmte Bürger. In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des 3o jährigen Krieges geboren. 14 Jahre alt, wurde er von seinem Vater nach Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn in Haag zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Sofort begab er sich zu seinem Ver- wandten, dem Prinzen von Dramen, der im Felde stand. Dieser freute sich über den tugendhaften Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." 3. Rettung seines Landes vor völligem Untergänge. Als Friedrich Wilhelm die Regierung übernahm, war er fast vollständig machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin; die Offiziere in seinen Festungen aber hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen. So kam es, daß einige Offiziere ihm geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das that jedoch nur der Kommandant von Küstrin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größtenteil auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen an- werben. Anfänglich betrug seine Heeresmacht nur 3000 Mann, vergrößerte sich aber bald auf 8000 — später sogar auf 30 000. Das war das erste stehende Heer in Bran- denburg. — Um seinem Lande die Kriegslasten zu erleichtern, schloß er einen Vertrag mit den Schweden. Doch behielten diese Pommern, das durch Erbschaft an Branden- burg gefallen war, in Besitz. — Als dann endlich 1648 der westfälische Frieden ge- schlossen wurde, erhielt er zu seinem Verdrusse nur Hinterpommern, als Ersatz für Vor- pommern jedoch die Bistümer Halberstadt und Minden sowie das Erzstift Magdeburg. 4. Als Landcsvatcr. Bei all den Kriegsunruhen vergaß der große Kurfürst nicht, immerdar aufs treuste für das Wohl seines hartbedrängten Volkes zu sorgen. In jeder Weise suchte er dem verwüsteten Lande aufzuhelfen. Dem Landmanne ver- schaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und sumpfigen Boden der Mark in frucht- bare Felder und Gärten umwandelten. Von jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinen: Hause einen Garten anlegte, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viel Eichbäume gepflanzt hätte. Um die Steuern gleichmäßiger zu verteilen, führte er die Verbrauchssteuer ein, d. h. für alles eingeführte Fleisch und Mehl niußte an den Thoren eine Abgabe gezahlt werden. (Bisher zahlten nur die Hausbesitzer Steuer::.) Um den Handel zu heben und armen Leuten Verdienst zu schaffen, ließ er die Oder mit der Spree durch den Friedrich- Wilhelms-Kaual verbinden. Auch richtete er eine Reitpost ein und ließ Webereien,

19. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 235

1899 - Breslau : Hirt
Der Große Kurfürst: Zustand Brandenburgs bei seinem Regierungsantritt. 235 33. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst; 1640—1688. Wahlspruch: Deus fortitudo mea. (Gott meine Stärke.) 1) Zustand Mrandenönrgs ßei seinem Wegiernngsantritt. Kurfürst Georg Wilhelm (1619—1640), der Sohn Johann Sigismunds, war zu schwach, sein Land gegen die Stürme des dreißigjährigen Krieges zu schützen. Seinem Schwager, dem Könige Gustav Adolf von Schweden, wollte er sich nicht anschließen, teils, weil er fürchtete, die Schweden möchten sich in Pommern festsetzen, teils, weil sein katholischer Minister Schwarzenberg ihm riet, sich zum Kaiser zu halten. Am liebsten wollte er dem Kriege fern bleiben, besaß aber nicht Macht genug, die Feinde von seinem Lande abzuhalten; es wurde deshalb von katholischen und evangelischen Heeren gebrandschatzt. Infolge der Schlacht bei Nörd-lingen trat der Kurfürst von dem Bündnisse mit Schweden, das er nur gezwungen geschlossen hatte, zurück und schloß 1635 mit dem Kaiser Frieden. Aus Rache dafür fielen die Schweden in die Mark ein und verübten entsetzliche Greuel. Zwar wurden sie mit Hilfe eines kaiserlichen Heeres aus der Mark vertrieben; aber nach der Schlacht bei Wittstock mußten die Kaiserlichen weichen. Ihr Rückzug war für Brandenburg grauenvoll; ihnen folgten die Schweden, die alles raubten und zerstörten, was jene etwa noch vergessen hatten. Am Ende des Krieges waren in Berlin noch 300ibürger. Zwischen Elbe und Oder lag alles Land (>wis wüste, „so daß sich daselbst weder Hunde noch Katzen, wieviel weniger Menschen und Pferde aufhalten konnten", und die Feinde durch den Hunger aus dem Lande getrieben wurden. 1637 war der Herzog von Pommern gestorben, dessen Land an Brandenburg fallen mußte (S. 230); aber die Schweden weigerten sich, es herauszugeben. In dieser Not verließ der Kurfürst das unglückliche Land und ging nach Preußen, wo er starb. In seinem Sohne Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, erhielt das Land einen Retter. 2) Jugend und erste Hlegiernngshandlungen; öis 1648. a. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde 1620 im Schlosse zu Köln an der Spree geboren. In der unruhigen Kriegszeit ward er nach der Festung Küstrin gebracht, wo er den größten Teil seiner Kinderjahre verlebte. Im Alter von 14 Jahren wurde er von seinen Eltern nach Holland geschickt, damit er auf der berühmten Universität Leyden seine Bildung vervollständige. Durch die Pest vertrieben, kam er nach dem Haag, wo er sich an den berühmten und tapferen Statthalter Heinrich von

20. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 63

1913 - Dresden : Huhle
2. Der Große Kurfürst als Retter und Mehrer seines Landes. Im Dreißigjährigen Kriege hatte Brandenburg ebenfalls viel gelitten. Um sein Land dem Kriegselend zu entreißen, schloß er mit den Schweden Frieden und errichtete zum Schutze seines Landes ein stehendes Heer. Seine Soldaten kleidete und bewaffnete er alle gleichmäßig (Uniform); bisher waren die Soldaten verschieden gekleidet und bewaffnet gewesen. Ferner mußten sie ihm allein Treue schwören, nicht mehr wie früher auch dein Kaiser. Da die Herzöge von Pommern während des Krieges ausgestorben waren, hätte Pommern an Brandenburg fallen müssen, aber die Schweden behielten Vorpommern für sich und entschädigten Friedrich Wilhelm mir einigen Bistümern (Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin). Über das Herzogtum Preußen, das uicht zum Deutschen Reiche gehörte, besaß Poleu die Oberherrschaft. Um diese abzuschütteln, verband sich Friedrich Wilhelm mit Schweden. Da drohte der Polenkönig, er werde den Herzog von Preußen an einen Ort bringen, wo ihn weder Sonne noch Mond beschiene. Aber die vereinigten Schweden und Brandenburger vernichteten in der dreitägigen Schlacht bei Warschau 1656 das polnische Heer. Hier bestand das neue Heer des Kurfürsten aufs glänzendste die Feuerprobe. Zum Danke dafür erkannten die Schweden seine Selbständigkeit in Ostpreußen an. Im Frieden zu Oliva bei Danzig (1660) bestätigten ihn der Schweden-und der Polenkönig als unabhängigen Herzog in Ostpreußen. So war Friedrich Wilhelm der erste völlig unabhängige Hohenzoller, freilich nicht als Kurfürst Don Brandenburg, sondern nur als Herzog von Preußen. 3. Ludwigs Xiv. Raubkriege. Im Westfälischen Frieden hatte Frankreich Elsaß an sich gerissen. Dies war dem prachtliebenden und herrschsüchtigen Könige Ludwig Xiv. (1643—1715) noch nicht genug. Mitten im Frieden ließ er 1681 die freie Reichsstadt Straßburg besetzen, ohne daß es der deutsche Kaiser hindern konnte und wollte. Die deutschen Fürsten aber ließen es auch ungerächt geschehen. Im Jahre 1689 fing er der Rheinpfalz halber, von der er die Hälfte als Erbe verlangte, wiederum Krieg an und drohte, die ganze Pfalz niederbrennen zu lassen. Schreckliche Greuel verübten auch seine Soldaten unter Melac. Heidelberg, Mannheim, Worms, Speier und viele hundert Ortschaften wurden zerstört und die schutzlosen Bewohner in die Winterkälte hinausgejagt. Doch mußte er die Rheinpfalz wieder herausgeben. 4. Sein glänzender Sieg über die Schweden. Gegen Ludwig Xiv. zog auch Friedrich Wilhelm zu Feld. Um diesen tapferen Gegner los zu werden, verband sich Ludwig mit den Schweden. Diese fielen denn auch sofort in Brandenburg ein und verheerten das Land, das sich kaum erst etwas von den Verwüstungen des großen Krieges erholt hatte. Da rotteten sich die Bauern zusammen und schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauer» von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut". Als der Kurfürst erfuhr, in welcher Not sein Land war, eilte er sofort nach Brandenburg. Bei Fehrbellin kam es am 18. Juni 1675 zur Schlacht. Der Kurfürst geriet in die höchste Lebensgefahr. Als die Dragoner ihren Führer verloren hatten, stellte er sich an ihre Spitze und rief ihnen zu: „Ich, euer Fürst und Hauptmann, will mit euch siegen oder sterben!" Sein Stallmeister Froben, der neben ihm ritt, wurde von einer Kartätschenkugel samt seinem Schimmel zerschmettert. Die Schweden wurden geschlagen und mußten das Land räumen. Als im