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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 10

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
10 I. v. Treitschke, Belle Alliance. Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finsteren Ahnungen erlösen soll. Indem hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des napoleonischen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt aus Planeenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwölf frischen Bataillone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem höchsten Mute, denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Corps Bülows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebenso viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneisenan selbst die schlesischen und pommerschen Regimenter zum dritten Male vorwärts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgaffe, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füsilieren des 15. Regiments, dann die anderen Bataillone. Ans der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Corps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Reiterei in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flügel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden drängten die Engländer, von Osten und Süden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolmann die Richtung nach der Höhe hinter dem Centrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit seinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dem tiefem Gelände emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. Über 40,000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast gethan war, kam auch das Armeecorps Pirchs von den Höhen hinter Plancenoit herab. Napoleon war währenb dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vorgeeilt um die Division Ouiot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu feiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den

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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 10

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
10 I. v. Treitschke, Belle Alliance. Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finsteren Ahnungen erlösen soll. Indem hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des uapoleonischen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plauceuoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwölf frischen Bataillone der Kaiser-garde; und sie fochten mit dem höchsten Mute, denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Corps Bülows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebenso viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneifenau selbst die schlesischen und pommerschen Regimenter zum dritten Male vorwärts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgaffe, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füsilieren des 15. Regiments, dann die anderen Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Corps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Reiterei in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiben Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flügel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschloffen. Von Norden drängten die Engländer, von Osten und Süden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolmann die Richtung nach der Höhe hinter dem Centrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit seinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dem tiefem Gelände emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. Über 40,000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast gethan war, kam auch das Armeecorps Pirchs von den Höhen hinter Plancenoit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vorgeeilt um die Division Qniot noch einmal zum Angriff anf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den

2. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 140

1910 - Leipzig : Hirt
140 22. Belle-Alliance. Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurück. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglücklicher Führer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finstern Ahnungen erlösen soll. Indem hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des napoleo-nischen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwölf frischen Bataillone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem höchsten Mute; denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Bülows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebensoviel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneisenan selbst die schlesischen und pommerschert Regimenter zum drittenmal vorwärts, und jetzt gegen 8 Nhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Korps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Rettern in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flügel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden drängten die Engländer, von Osten und Süden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Gwlntan die Richtung nach der Höhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit feinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dem tiefen Gelände emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. Über 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Höhen hinter Plancenoit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vorteilt, um die Division Quiot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu feiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flügels bemerkte, sagte er wie vernichtet: „Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstraße zurück, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Straße zugleich von den Engländern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington auf die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur völlig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedrung ganz gebrochen; der lange Kamps hatte alle Truppenteile wirr durcheinander geschüttelt, ans den Trümmern der beiden prächtigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Möglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wußte wohl, daß allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; feine wiederholten dringenden Bitten an Blücher lassen darüber keinen Zweifel. Doch er war dem militärischen Ehrgefühle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmännifcher

3. Neuere Zeit - S. 236

1891 - Münster i. W. : Schöningh
236 ■ Neuere Zeit. — und mit etnemmas steigt dicht vor den Angen der entsetzten Franzosen eine rote Maner auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht ans wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes wütendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergeschleudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Führer fallen sehen, wenden sich die Garden zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tier los, springt auf, versucht mit zornigem Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst, denn mittlerweile sind die übrigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurück. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglücklicher Führer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sticht vergeblich die Kugel, die ihn von feiner Gewissensangst und seinen finsteren Ahnungen erlösen soll. Indem hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des napoleonischen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Planceuoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwölf frifchen Bataillone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem höchsten Mute, denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Corps Bülows verlor in vierthalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebensoviel, wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneifenan selbst die schlesischen und pommerschen Regimenter zum dritten Male vorwärts, und jetzt gegen acht Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgaffe, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füselieren des 15. Regiments, dann die anderen Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren. Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Corps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiben Heeresteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der beit rechten Flügel der Franzosen auf brei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norben brängten die Englänber, von Osten und ©üben die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolmaun die Richtung nach bei' Höhe hinter dem Centrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle-Alliance, der mit seinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dem tiefen

4. König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. - S. 251

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
251 Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergeschleudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Führer fallen sehen, wenden sich die Garden zur ylucht. Ter aber macht sich von seinem Tier los, springt auf, versucht mit zornigem Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst, denn mittlerweile sind die übrigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurück. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglücklicher Führer irrt barhaupt, mit zerbrochenem -Lege» auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finsteren Ahnungen erlösen soll. Indern hatte Blücher schon den Schlag geführt, der die Vernichtung des napoleonifchen Heeres entschied. Die Truppen Bülows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plaucenoit vor. In und neben dem Torfe hielten jene zwölf frischen Bataillone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem höchsten Mute, denn alle fühlten, daß hier die Entscheidung des ganzes Krieges lag. Die anstürmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Häusern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kamps ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Corps Bülows verlor in vierthalb Stunden 0353 Mann, mehr als ein Fünftel seines Bestandes, nach Verhältnis ebensoviel, wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da führte Gneisenan selbst die schlesischen und potumerscheu Regimenter zum dritteumale vorwärts, und jct>t gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wütender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Füselieren des 15. Regiments, dann die andere Bataillone. Aus der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tönen das schöne Signal der preußischen Flügelhörner: Avancieren. Zu gleicher Zeit ward weiter nördlich das Corps Lobaus von Bülows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und völlig zersprengt. Die beiden Heeresteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flügel bcr Franzosen nuf brei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden brängten bic Engländer, von Olten und Süden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Höhe hinter dem Centrum der Franzosen, nach dem Pachthos La Belle-Alliance, der mit seinen weißen Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm über dein tiefen Gelände emporragte. Dahin nahmen auch die Sieger von Plaucenoit ihren Weg. Über 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt, da die Arbeit fast gethan war, kam auch das Armeecorps Pirchs von den Höhen hinter Plaucenoit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Hayc Saiute vorgeeilt, um die Division Quiot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flügels

5. Quellenlesebuch - S. 134

1912 - Leipzig : Hirt
1 134 21. Belle-Alliance. hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb (Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel seines Bestandes, nach Verhltnis ebenso-viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da fhrte Gneisenan selbst die schleichen und pommerschen Regimenter zum drittenmal vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preuischen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobans von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammem sollte, war geschlossen. Von Norden drngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plance-noit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Samte vor-geeilt, um die Division Qniot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammen-bruch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Strae zugleich von den Englnder und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington auf die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedmng ganz gebrochen; der lange Kamps hatte alle Truppenteile wirr durcheinandergeschttelt, aus den Trmmern der beiden prch-tigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; seine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wieviel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wagschale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Halkett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General 1

6. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 134

1911 - Leipzig : Hirt
134 21. Belle-Alliance. hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel feines Bestandes, nach Verhltnis ebenso-viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm warb abgeschlagen; ba fhrte Gneisenan selbst die schleichen und pommerschen Regimenter zum drittenmal vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die cmbem Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preuischen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobaus von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden brngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leucht-trm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. T der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plance-noit herab. Napoleon war whrenb dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vor-geeilt, um die Division Qniot noch einmal zum Angriff auf Mout St. Jean vorzntrei-ben. Sobald er zu seiner Linken die Nieberlage Neys und gleichzeitig den Zusammen-brnch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Lanbstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, benn schon warb die Strae zugleich von den Englnbem und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington auf die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedrung ganz gebrochen; der lange Kampf hatte alle Truppenteile wirr burcheinanbergefchttelt, aus den Trmmern der beiben prchtigen Reiterbrigaden Poufonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; feine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wieviel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wagschale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Halkett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General

7. Quellenlesebuch - S. 134

1916 - Leipzig : Hirt
134 21. Belle-Alliance. hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Verteidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs verdeckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kampf ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel seines Bestandes, nach Verhltnis ebenso-viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da fhrte Gneisenau selbst die schleichen und pommerschen Regimenter zum drittenmal vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgasse, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die andern Bataillone. Auf der ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preuischen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobaus von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reitern in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammem sollte, war geschlossen. Von Norden drngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Tmppen Zietens wies Grolman die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliattce, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leucht-trm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plance-noit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Sainte vor-geeilt, um die Division Qniot noch einmal zum Angriff auf Mont St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: Es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Strae zugleich von den Englndern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington aus die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, sondern auch in seiner taktischen Gliedmng ganz gebrochen; der lange Kampf hatte alle Truppenteile wirr durcheinandergeschttelt, aus den Trmmern der beiden prch-tigen Reiterbrigaden Ponsonby und Somerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; seine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhle seiner Tapfern eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wieviel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wagschale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Halkett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General

8. Geschichte - S. 126

1904 - Leipzig : Dürr
126 berannt, im Zentrum war der groe Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rcken drngten die Preußen von zwei Seiten her nher und nher; den einzigen Gewinn der letzten Kmpfe, die Meierei von La Haye Sainte' auf die Dauer zu behaupten war nicht mehr mglich. Durch einen recht-zeitigen Rckzug konnte noch mindestens die Hlfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Charakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, da er diesen Ausweg verschmhte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er lie um 7 Uhr die 24 Bataillone seiner Garde heranrufen, be-hielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sendete zwlf nach Plancenoit gegen Blow. Die brigen zehn sollte Ney zu einem neuen Angriff gegen das englische Zentrum führen, abermals westlich der Landstrae, mglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit strmischem Hochruf eilten die Ba-taillone bei Belle Alliance an dem Imperator vorber: es war ja ihr Hand-werk den Sieg zu entscheiden. Sie tauchen dann in die unheimliche Boden-mulde hinab, wo dichte Haufen von Leichen und Pferden den Todesweg der franzsischen Reiter bezeichnen, strmen unter Trommelschlag, unbekmmert um die Geschosse der englischen Batterien, der die Felder, ersteigen den Ab-hang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen indessen Mattlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Brenmtzen auf der Hhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: auf, Garden! fertig!" und mit einem Male steigt dicht vor den Augen der entsetzten Franzosen eine rote Mauer auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht auf wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes wtendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinunter-geschleudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Fhrer fallen sehen, wenden sich die Garden zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tiere los, springt auf, versucht mit zornigem Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst; denn mittlerweile sind die brigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurck. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglcklicher Fhrer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen aus dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finsteren Ahnungen erlsen soll. Indem hatte Blcher schon den Schlag gefhrt, der die Vernichtung des Napoleonischen Heeres entschied. Die Truppen Blows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt aus Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwlf frischen Bataillone der Kaifergarde; und sie fochten mit dem hchsten Mute, denn alle fhlten, da hier die Entscheidung des ganzen Krieges lag. Die anstrmenden Preußen sahen sich im freien Felde den Kugeln der Ver-teidiger, die in den Husern und hinter den hohen Mauern des Kirchhofs ver-deckt standen, schutzlos preisgegeben. Dieser letzte Kamps ward fast der blutigste dieses wilden Zeitalters; das Korps Blows verlor in viertehalb Stunden 6353 Mann, mehr als ein Fnftel feines Bestandes, nach Verhltnis ebenso viel wie die englische Armee während des ganzen Schlachttages. Der erste und der zweite Sturm ward abgeschlagen; da fhrte Gneifenau selbst die schlesischen und pommerschen Regimenter zum dritten Male vorwrts, und jetzt gegen 8 Uhr drangen sie ein. Noch ein letzter wtender Widerstand in der Dorfgaffe, dann entwich die Garde in wilder Flucht; ihr nach Major Keller mit den Fsilieren des 15. Regiments, dann die anderen Bataillone. Auf der

9. Neuere Zeit - S. 235

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Treitschke: Die Schlacht bei Belle-Alliance. 235 fiel der allbeliebte Oberst Schwerin, derselbe, der vor einem Jahre der Hauptstadt die Siegesbotschaft gebracht hatte. Das Corps Lobaus ward zurückgedrängt, unaufhaltsam drangen die Preußen vorwärts auf Plan-cenoit. Etwas später, um 6 Uhr, hatte General Zieten mit der Spitze des I. Corps Ohain erreicht und ging dann, sobald er von der Bedrängnis des englischen linken Flügels unterrichtet war, rasch aus die Vorwerke La Haye und Papelotte vor, wo die Division Dnrutte sich soeben eingenistet Chatte. Prinz Bernhard von Weimar rettete die Trümmer seiner Truppen, als die preußische Hilse herankam, rückwärts in den schützenden Wald von Soignes; seine tapferen Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht völlig kampfunfähig geworden. Die Brigade Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiden Vorwerken wieder heraus, die brandenburgischen Dragoner hieben auf die Zurückweichenden ein, die Batterieen des I. Corps bestrichen weithin den rechten Flügel des Feindes, und bis in das französische Centrum hinein verbreitete sich schon die Schreckenskunde, dort auf der Rechten sei alles verspielt. Gegen 7 Uhr war die Schlacht für Napoleon unzweifelhaft verloren. Sein linker Flügel hatte wieder und wieder vergeblich das Schloß Hongomont berannt, im Centrum war der große Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rücken drängten die Preußen von zwei Seiten her näher und näher; den einzigen Gewinn der letzten Kämpfe, die Meierei von La Haye Samte, auf die Dauer zu behaupten war nicht mehr möglich. Durch einen rechtzeitigen Rückzug konnte noch mindestens die Hälfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Charakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, daß er diesen Ausweg verschmähte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte — diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er ließ um 7 Uhr die vierundzwanzig Bataillone seiner Garde heranrufen, behielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sandte zwölf nach Plancenoit gegen Bülow. Die übrigen zehn sollte Ney zu einem neuen Angriffe gegen das englische Centrum sühren, abermals westlich der Landstraße, möglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit stürmischem Hochruf eilten die Bataillone bei Belle-Alliance an dem Imperator vorüber; es war ja ihr Handwerk, den Sieg zu entscheiden. Sie tauchen dann in die unheimliche Bodenmulde hinab, wo dichte Hausen von Leichen und Pferden den Todesweg der französischen Reiter bezeichnen, stürmen unter Trommelschlag, unbekümmert um die Geschosse der englischen Batterieen, über die Felder, ersteigen den Abhang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen indessen Maitlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Bärenmützen auf der Höhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: „Auf, Garden! fertig!"

10. Geschichte - S. 127

1904 - Leipzig : Dürr
127 ganzen Linie erklang in langgezogenen Tnen das schne Signal der preni-schen Flgelhrner: Avancieren! Zu gleicher Zeit ward weiter nrdlich das Korps Lobaus von Blows Truppen in der Front, von Zietens Reiterei in der Flanke gepackt und vllig zersprengt. Die beiden Heerteile der Preußen vereinigten sich hier; der furchtbare Ring, der den rechten Flgel der Franzosen auf drei Seiten umklammern sollte, war geschlossen. Von Norden drngten die Englnder, von Osten und Sden die Preußen heran. Den Truppen Zietens wies Grolmann die Richtung nach der Hhe hinter dem Zentrum der Franzosen, nach dem Pachthof La Belle Alliance, der mit seinen weien Mauern weithin erkennbar wie ein Leuchtturm der dem tiefen Gelnde emporragte. Dorthin nahmen auch die Sieger von Plancenoit ihren Weg. der 40 000 Preußen hatten noch am Gefechte teilgenommen, und jetzt da die Arbeit fast getan war, kam auch das Armeekorps Pirchs von den Hhen hinter Plancenoit herab. Napoleon war während dieser letzten Stunde nach La Haye Samte vorgeeilt um die Division Quiot noch einmal zum Angriff auf Mout St. Jean vorzutreiben. Sobald er zu seiner Linken die Niederlage Neys und gleichzeitig den Zusammenbruch des gesamten rechten Flgels bemerkte, sagte er wie vernichtet: es ist zu Ende, retten wir uns!" Er eilte an der Landstrae zurck, nicht ohne schwere Gefahr, denn schon ward die Strae zu-gleich von den Englndern und von Zietens Batterien mit einem heftigen Kreuzfeuer bestrichen. Schweigsam, unbeweglich, mit wunderbarer Selbstbeherrschung sah Wellington auf die ungeheure Verwirrung. Sein Heer war nicht nur vllig ermattet, fon-dern auch in seiner taktischen Gliederung ganz gebrochen; der lange Kamps hatte alle Truppenteile wirr durcheinander geschttelt, aus den Trmmern der beiden prchtigen Reiterbrigaden Ponsonby und Gomerset stellte man soeben zwei Schwadronen zusammen. Keine Mglichkeit, mit solchen Truppen noch ein entscheidendes Gefecht zu bestehen. Der Herzog wute wohl, da allein das Erscheinen der Preußen ihn vor einer unzweifelhaften Niederlage bewahrt hatte; seine wiederholten dringenden Bitten an Blcher lassen darber keinen Zweifel. Doch er war dem militrischen Ehrgefhl seiner Tapferen eine letzte Genugtuung schuldig; auch sah er mit staatsmnnischer Feinheit voraus, wie viel gewichtiger Englands Wort bei den Friedensverhandlungen in die Wag-schale fallen mute, wenn man sich so anstellte, als htten die britischen Waffen die Schlacht im wesentlichen allein entschieden. Darum lie er, sobald er den rechten Flgel der Franzosen dem preuischen Angriffe erliegen sah, alle irgend verwendbaren Trmmer seines Heeres noch eine Strecke weit vorrcken. Auf diesem letzten Vormarsch trieb der hannoversche Oberst Haifett die beiden einzigen Vierecke der Kaisergarde, die noch zusammenhielten, vor sich her und nahm ihren General Cambronne mit eigenen Hnden gefangen. Aber die Kraft der Ermdeten versagte bald, sie gelangten nur wenig der Belle Alliance hinaus. Wellington berlie, nachdem er den Schein gerettet, die weitere Ver-folgung ausschlielich den Preußen, die ohnehin dem Feinde am nchsten waren. Die Geschlagenen ergriff ein wahnsinniger Schrecken. Kein Befehl fand mehr Gehr, jeder dachte nur noch an sein armes Leben. Fuvolk und Reiter wirr durcheinander, flohen die aufgelsten Massen auf und neben der Land-strae sdwrts; die Troknechte zerhieben die Strnge und sprengten hinweg, so da die 240 Kanonen allesamt bis auf etwa 27 in die Hnde der Sieger Kenv elbft der Ruf L'empereur! der sonst augenblicklich jeden Weg dem kaiserlichen Wagen geffnet hatte, verlor heute seinen Zauber; der kranke Napoleon mute zu Pferde davonjagen, obgleich er sich kaum im Sattel halten

11. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 139

1910 - Leipzig : Hirt
22. Belle-Alliance. 139 von der wilden Poesie des Krieges und unterließ selbst in seinem amtlichen Schlachtberichte nicht, zu schildern, wie herrlich dieser Anblick gewesen sei. Der Held von Dennewitz tat sein Bestes, um die Fehler vom 15. und 16. Juni zu sühnen, leitete den Angriff mit besonnener Kühnheit wie in den großen Zeiten der Nordarmee. Gleich im Beginne des Gefechts fiel der allbeliebte Oberst Schwerin, derselbe, der vor einem Jahre der Hauptstadt die Siegesbotschaft gebracht hatte. Das Korps Lobaus ward zurückgedrängt, unaufhaltsam drangen die Preußen vorwärts aus Plancenoit. Etwas später, um 6 Uhr, hatte General Zieten mit der Spitze des ersten Korps Ohain erreicht und ging betrat, sobald er von der Bedrängnis des englischen linken Flügels unterrichtet war, rasch aus die Vorwerke La Haye und Papelotte vor, wo die Division Durutte sich soeben eingenistet hatte. Prinz Bernhard von Weimar rettete die Trümmer seiner Truppen, als die preußische Hilfe herankam, rückwärts in den schützenden Wald von Soignes; seine tapfern Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht völlig kampfunfähig geworden. Die Brigade Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiden Vorwerken wieder hinaus, die brandenbnr-gischen Dragoner hieben auf die Zurückweichenden ein, die Batterien des ersten Korps bestrichen weithin den rechten Flügel des Feindes, und bis in das französische Zentrum hinein verbreitete sich schon die Schreckenskunde, dort auf der Rechten sei alles verspielt. Gegen 7 Uhr war die Schlacht für Napoleon unzweifelhaft verloren. Sein linker Flügel hatte wieder und wieder vergeblich das Schloß Goranont berannt, im Zentrum war der große Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rücken drängten die Preußen von zwei Seiten her näher und näher; den einzigen Gewinn der letzten Kämpfe, die Meierei von La Haye Samte auf die Dauer zu behaupten, war nicht mehr möglich. Durch einen rechtzeitigen Rückzug konnte noch mindestens die Hälfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Charakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, daß er diesen Ausweg verschmähte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte — diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er ließ um sieben Uhr die 24 Bataillone seiner Garde heranrufen, behielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sendete zwölf nach Plancenoit gegen Bülow. Die übrigen zehn sollte Ney zu einem neuen Angriff gegen das englische Zentrum führen, abermals westlich der Landstraße, möglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit stürmischem Hochruf eilten die Bataillone bei Belle-Alliance an dem Imperator vorüber: es war ja ihr Handwerk, den Sieg zu entscheiden. Sie tauchen dann in die unheimliche Bodenmnlde hinab, wo dichte Haufen von Leichen und Pferben den Tobesweg der französischen Reiter bezeichnen, stürmen unter Trommelschlag, unbekümmert um die Geschosse der englischen Batterien, über die Felder, ersteigen den Abhang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen indessen Maitlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Bärenmützen auf der Höhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: „Auf, Garden! Fertig!" —und mit einemmal steigt dicht vor den Augen der entsetzten Franzosen eine rote Mauer auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht auf wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes, wütendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergefchleubert. Neys Pferb bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Führer fallen sehen, wenben sich die Garben zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tiere los, springt ans, versucht mit zornigen Rusen die Weichenden zu halten. Umsonst; berat mittlerweile sirtb die übrigen

12. Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee - S. 53

1904 - Breslau : Goerlich
— 53 — mont und das Dorf Smohain. Diese Dörfer, Schlösser und Vorwerke hatten massive Häuser, welche mit Schießscharten versehen wurden; die dem Feinde zugekehrten Eingänge wurden verbarrikadiert, kurz, die Stellungen in kleine Festungen umgewandelt. Wellington verfügte über 68000 Mann, darunter 24000 Engländer; die übrigen Truppen waren Hannoveraner, Nassauer und Niederländer. Gegen sie führte Napoleon 72000 Mann heran; die Zahl seiner Geschütze überstieg die seines Gegners um mehr als 50 Stück. Wegen der vom Regen aufgeweichten Wege kamen auch die Franzosen nur langsam vorwärts, und erst gegen Mittag konnte der Angriff beginnen. Trotz wiederholter stürmischer Angriffe waren die Engländer ans ihren festen Stellungen nicht zu verdrängen. Da bemerkte Napoleon gegen 2 Uhr von der Höhe bei Belle-Alliance ans, daß im Lasne-Einschnitt von St. Lambert her dunkle Kolonnen auftauchten. Er war bald überzeugt, daß dies die Preußen seien, deren Herannahen ihm ein aufgefangener Brief Bülows verraten hatte; seinen Generalen redete er allerdings vor, daß es Gronchys Truppen seien. Da er die englische Stellung für bereits erschüttert hielt, schickte er mir ein Korps zur Besetzung Planeenoits ab, um seine rechte Seite gegen die Preußen zu decken. Ehe diese herankommen konnten, hoffte er das englische Zentrum durchbrochen zu haben, und setzte nun alle Kräfte daran, dieses Ziel zu erreichen. Fürchterlich war in den nächsten zwei Stunden das gegenseitige Morden bei dem Hin- und Herwogeu der Massen gegeneinander. Wellington führte seine letzten Reserven heran, mußte auch den linken Flügel schwächen, um nicht im Zentrum durchbrochen zu werden. Dahergingen Papilotte und La Haye verloren. Mit den letzten Kräften, aber mit gewaltiger Zähigkeit hielten die Engländer jedoch den Höhenrücken fest; ihre Verluste mehrten sich allerdings bei den fortgesetzten Sturmangriffen der Franzosen ins Ungeheure. Da fiel um 4^2 Uhr vom Gehölz bei Frichermont her ein Kanonenschuß. Die Preußen sind da! Es war Bülows Korps, das sich mit unendlicher Mühe durch das morastige Lasnetal durchgearbeitet hatte. Wellingtons bedrängte Lage erkennend, ließ Blücher sich nicht Zeit, alle Truppen zu sammeln, sondern die Bataillone und Batterien griffen einzeln, wie sie ankamen, ins Gefecht ein. Bülows Korps drang gegen das Dorf Plancenoit vor, fast im Rücken der französischen Aufstellung und hart an der Straße, ans welcher allein den Franzosen der Rückzug möglich war. Nördlich von Bülow ging allmählich Ziethens Korps vor, bestürmte La Haye und Papilotte

13. Geschichtliches Lesebuch - S. 8

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
8 I. v. Treitschke, Belle Alliance. jetzt im staube war, feine ©ctrbe gegen 9jiortt 0t. Jeatt ober gegen den erschütterten linken Flügel der (Snglänber zu öerwenbett, so konnte ihm der Sieg nicht fehlen. Jrt biefem verhängnisvollen Zeitpunkte begann der Angriff der Preußen. Bereits klang fern vom Osten her, beiben Teilen üernehm= lich, Kanonenbonner nach dem Schlachtfelbe hinüber — die erste Kunde von dem Gefechte, das sich bei Wavre, im Rücken der Blücher-schen Armee, zwischen Thielmann und Grouchy entspann. Um die nämliche Zeit fiel vor dem Walbe von Frichemont der erste Schuß. (Es war Vs5 Uhr nachmittags; gerabe fünf Stuuben lang hatte die Armee Wellingtons den Kampf allein aushalten müssen. Bülows Batterien fuhren staffelförmig auf den Höhen vor dem Walbe auf. Ein einzig schönes Schauspiel, wie dann die Brigaben des vierten Corps mit Trommelklang und fliegertben Fahnen nach einanber ans dem Gehölz heraustraten und zwischen den Batterien hinburch sich in die Ebene gegen Plancenoit hinabsenkten. Gneisenan fühlte sich in feinem ewig jungen Herzen wie bezaubert von der wilben Poesie des Krieges und unterließ selbst in feinem amtlichen Schlachtberichte nicht zu schilbern, wie herrlich bteser Anblick gewesen sei. Der Helb von Dennewitz that sein Bestes um die Fehler vom 15. und 16. Juni zu sühnen, leitete den Angriff mit besonnener Kühnheit wie in den großen Zeiten der Norbarmee. Gleich im Beginne des Gefechts fiel der allbeliebte Oberst Schwerin, berselbe, der vor einem Jahre der Hauptstabt die Siegesbotschaft gebracht hatte. Das Corps Lobaus warb zurückgebrängt, unaufhaltsam brangen die Preußen vorwärts auf Plancenoit. Etwas später, um 6 Uhr, hatte General Zieten mit der Spitze des ersten Corps Ohain erreicht und ging dann, fobalb er von der Bebrängnis des englischen linken Flügels unterrichtet war, rasch auf die Borwerke La Haye und Papelotte öor, wo die Division Durutte sich soeben eingenistet hatte. Prinz Bernharb von Weimar rettete die Trümmer feiner Truppen, als die preußische Hilfe herankam, rückwärts in den fchützenben Walb üon Soignes; seine tapferen Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht üöllig kampfunfähig geworben. Die Brigabe Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiben Vorwerken wieber hinaus, bte branbenburgifchen Dragoner hieben auf die Zurückweichenben ein, die Batterien des ersten Corps bestrichen weithin den rechten Flügel des Feinbes, und bis in das französische Centrum hinein verbreitete sich schon bte Schreckenskunbe, bort aus der Rechten sei alles üerspielt.

14. Geschichtliches Lesebuch - S. 5

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
I. v. Treitschke, Belle Alliance. 5 aufhaltsamem Laufe bis in die große Batterie der Franzosen; hier erst wurden sie durch französische Kavallerie zur Umkehr genötigt. Der große Schlag war mißlungen. Und jetzt ließ sich schon nicht mehr verkennen, daß jedenfalls ein beträchtlicher Teil der preußischen Armee im Anmarsch war, und zwar iu der Richtung auf das Dorf Plancenoit, das im Rücken des rechten Flügels der Franzosen lag. Noch stand es dem Imperator frei die Schlacht abzubrechen, aber wie hätte der Stolze einen so kleinmütigen Entschluß fassen können? Er sendete das Corps Lobans über Plancenoit hinaus, so daß seine Schlachtstellung statt einer einfachen Linie nunmehr einen auf der Rechten rückwärts gebogenen Haken bildete. Die Preußen verdarben ihm die ganze Anlage der Schlacht noch bevor von ihrer Seite ein Schuß gefallen war. Den gegen die Engländer fechtenden Heerteilen wurde die auf der Rechten drohende Bedrängnis sorgsam verborgen gehalten. Darum ließ Napoleon die Truppen Lobaus nicht weiter nach Osten vorgehen, wo sie das Corps Bülows am Rande des breiten Lasnethals leicht aufhalten konnten, sondern hielt sie nahe bei Plancenoit zurück: der Zusammenstoß mit den Preußen sollte so lange als möglich hinausgeschoben werden, damit die Armee nicht durch den Kanonendonner auf der Rechten in ihrer Siegeszuversicht beirrt würde. Aus Furcht vor dem Angriff der Preußen wagte der Imperator auch nicht mehr, die 24 Bataillone seiner Garde, die noch unberührt in Reserve standen, gegen die Engländer vorzuschicken, sondern beschloß mit seiner gesamten Kavallerie das Centrum Wellingtons zu durchbrechen: ein aussichtsloses Beginnen, da die Hauptmasse des Fußvolks der Verbündeten noch unerschüttert war. Blücher war am Morgen von Wavre aufgebrochen. Die alten Glieder wollten sich noch gar nicht erholen von dem bösen Sturze vorgestern, doch wer durfte dem Helden heute von Ruhe und Schonung sprechen? „Lieber", rief er aus, „will ich mich auf dem Pferde festbinden lassen, als diese Schlacht versäumen!" Wohlgemut ritt er inmitten der Regimenter, die sich mit unsäglicher Anstrengung durch den tiefen Schlamm hindurcharbeiteten; ein Brand in Wavre hatte den Marsch erheblich verzögert. Die Soldaten frohlockten wo der Feldherr sich zeigte, traten mit lautem Zuruf an ihn heran, streichelten ihm die Knie; er hatte für jeden ein ermunterndes Wort: „Kinder, ich habe meinem Bruder Wellington versprochen, daß wir kommen. Ihr wollt mich doch nicht wortbrüchig werden lassen?" Thielmann blieb mit dem dritten Armeecorps bei Wavre zurück, um den Rücken

15. Neuere Zeit - S. 232

1891 - Münster i. W. : Schöningh
232 Neuere Zeit. stand^es dem Imperator frei, die Schlacht abzubrechen, aber wie hätte der Stolze einen so kleinmütigen Entschluß faffen können? Er sandte das Corps Lobaus über Plancenoit hinaus, so daß seine Schlachtstellung statt einer einfachen Linie nunmehr einen aus der Rechten rückwärts gebogenen Haken bildete Die Preußen verdarben ihm die ganze Anlage der Schlacht, noch bevor von ihrer Seite ein Schuß gefallen war. Dem gegen die Engländer fechtenden Heeresteile wurde die auf der Rechten drohende Bedrängnis sorgsam verborgen gehalten. Darum ließ Napoleon d^ie Truppen Lobaus nicht weiter nach Osten vorgehen, wo sie das Corps Bülows am Rande des breiten Lasnethals leicht aufhalten konnten, sondern Jjieft sie nahe bei Plancenoit zurück: der Zusammenstoß mit den Preußen sollte so lange als möglich hinausgeschoben werden, damit die Armee nicht durch deu Kanonendonner aus der Rechten in ihrer Siegeszuversicht beirrt würde Aus Furcht vor dem Angriff der Preußen wagte der Imperator auch nicht mehr, die vierundzwanzig Bataillone seiner Garde, die noch unberührt in Reserve standen, gegen die Engländer vorzuschicken, sondern beschloß, mit seiner gesamten Kavallerie das Centrum Wellingtons zu durchbrechen, ein aussichtsloses Beginnen, da die Hauptmasse des Fußvolks der Verbündeten noch unerschüttert war. Blücher war am Morgen von Wavre aufgebrochen. Die alten Glieder wollten sich noch gar nicht erholen von dem bösen Sturze, den er vorgestern gethan, doch wer durfte dem Helden heute von Ruhe und Schonung sprechen? „Lieber", rief er aus, „will ich mich aus dem Pferde festbinden lassen, als diese Schlacht versäumen!" Wohlgemut ritt er inmitten der Regimenter, die sich mit unsäglicher Anstrengung durch den tiefen Schlamm hindurcharbeiteten; ein Brand in Wavre hatte den Marsch erheblich verzögert. Die Soldaten frohlockten, wo der Feldherr sich zeigte, traten mit lautem Zuruf an ihn heran, streichelten ihm die Kniee; er hatte für jeden ein ermunterndes Wort: „Kinder, ich habe meinem Bruder Wellington versprochen, daß wir kommen. Ihr wollt mich doch nicht wortbrüchig werden lassen?" Thielmann blieb mit dem Iii. Armeecorps bei Wavre zurück, um den Rücken des Heeres gegen einen Angriff Gronchhs zu decken, der in der That am Nachmittage aus Wavre heranzog. Die übrigen drei Corps nahmen den Marsch aus Chapelle St. Lambert; um 10 Uhr waren die Spitzen, um 1 Uhr die Hauptmasse der Armee dort auf den Höhen angelangt. Nun teilte sich das Heer. Zieten mit dem I. Corps marschierte geradaus in der Richtung auf Ohain (nordöstlich von Smohain, vgl. Plan) und weiter gegen den rechten Flügel der Franzosen. Bülow mit dem Iv. Corps und dahinter das Ii. Corps unter Pirch wandten sich nach links, südwestwärts gegen den Rücken der französischen Ausstellung. Das schwierige Desils des Lasnethals war zum Glücke vom Feinde nicht besetzt, der Bach ward überschritten, und gegen 4 Uhr ließ Bülow

16. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 133

1911 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 133 englischen linken Flgels unterrichtet war, rasch auf die Vorwerke La Haye und Pape-lotte vor, wo die Division Durutte sich soeben eingenistet hatte. Prinz Bernhard von Weimar rettete die Trmmer seiner Truppen, als die preuische Hilfe herankam, rckwrts in den schtzenden Wald von Soignes; seine tapfern Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht vllig kampfunfhig geworden. Die Brigade Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiden Vorwerken wieder hinaus, die braudeubur-gischen Dragoner hieben auf die Zurckweichenden ein, die Batterien des ersten Korps bestrichen weithin den rechten Flgel des Feindes, und bis in das franzsische Zentrum hinein verbreitete sich schon die Schreckenskunde, dort auf der Rechten sei alles ver-spielt. Gegen 7 Uhr war die Schlacht fr Napoleon unzweifelhaft verloren. Sein linker Flgel hatte wieder und wieder vergeblich oas Schlo Goumont berannt, im Zentrum war der groe Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rcken drngten die Preußen von zwei Seiten her nher und nher; den einzigen Gewinn der letzten Kmpfe, die Meierei von La Haye Samte auf die Dauer zu behaupten, war nicht mehr mglich. Durch einen rechtzeitigen Rckzug konnte noch mindestens die Hlfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Cha-rakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, da er diesen Ausweg verschmhte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er lie um sieben Uhr die 24 Bataillone seiner Garde heran-rufen, behielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sendete zwlf nach Plancenoit gegen Blow. Die brigen zehn sollte Ney zu einem neuen Augriff gegen das eng-tische Zentrum führen, abermals westlich der Landstrae, mglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit strmischem Hochruf eilten die Bataillone bei Belle-Alliance an dem Imperator vorber: es war ja ihr Handwerk, den Sieg zu entscheiden. _ Sie tauchen dann in die unheimliche Bodenmulde hinab, wo dichte Haufen von Leichen und Pferden den Todesweg der franzsischen Reiter bezeichnen, strmen unter Trom-melschlag, unbekmmert um die Geschosse der englischen Batterien, der die Felder, ersteigen den Abhang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen in-dessen Maitlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Brenmtzen auf der Hhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: Auf, Garden! Fertig!"und mit einemmal steigt dicht vor den Augen der entsetzten Franzosen eine rote Mauer auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht auf wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes, wtendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergeschleudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Fhrer fallen sehen, wenden sich die Garden zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tiere los, springt auf, versucht mit zornigen Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst; denn mittlerweile sind die brigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen eben-falls zurck. Die Kaisergarde stiebt auseinander; ihr unglcklicher Fhrer irrt bar-Haupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen sinstern Ahnungen erlsen soll. Indem hatte Blcher schon den Schlag gefhrt, der die Vernichtung des napoleonischen Heeres entschied. Die Truppen Blows gingen in drei Kolonnen im Sturm-schritt auf Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwlf frischen Batail-ione der Kaisergarde; und sie fochten mit dem hchsten Mute: denn alle fhlten, da

17. Geschichtliches Lesebuch - S. 5

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
I. v. Treitschke, Belle Alliance. 5 aufhaltsamem Laufe bis in die große Batterie der Franzosen; hier erst wurden sie durch französische Kavallerie zur Umkehr genötigt. Der große Schlag war mißlungen. Und jetzt ließ sich schon nicht mehr verkennen, daß jedenfalls ein beträchtlicher Teil der preußischen Armee im Anmarsch war, und zwar in der Richtung auf das Dorf Plancenoit, das im Rücken des rechten Flügels der Franzosen lag. Noch stand es dem Imperator frei die Schlacht abzubrechen, aber wie hätte der Stolze einen so kleinmütigen Entschluß fassen können? Er sendete das Corps Lobaus über Plauceuoit hinaus, so daß seine Schlachtstellung statt einer einfachen Linie nunmehr einen auf der Rechten rückwärts gebogenen Haken bildete. Die Preußen verdarben ihm die ganze Anlage der Schlacht noch bevor von ihrer Seite ein Schuß gefallen war. Den gegen die Engländer fechtenden Heerteilen wurde die auf der Rechten drohende Bedrängnis sorgsam verborgen gehalten. Darum ließ Napoleon die Truppen Lobauv nicht weiter nach Osten vorgehen, wo sie das Corps Bülows am Rande des breiten Lasnethals leicht aufhalten konnten, sondern hielt sie nahe bei Plancenoit zurück: der Zusammenstoß mit den Preußen sollte so lange als möglich hinausgeschoben werden, damit die Armee nicht durch den Kanonendonner auf der Rechten in ihrer Siegeszuversicht beirrt würde. Aus Furcht vor dem Angriff der Preußen wagte der Imperator auch nicht mehr, die 24 Bataillone seiner Garde, die noch unberührt in Reserve standen, gegen die Engländer vorzuschicken, sondern beschloß mit seiner gesamten Kavallerie das Centrum Wellingtons zu durchbrechen: ein aussichtsloses Beginnen, da die Hauptmasse des Fußvolks der Verbündeten noch unerschüttert war. Blücher war am Morgen von Wavre aufgebrochen. Die alten Glieder wollten sich noch gar nicht erholen von dem bösen Sturze vorgestern, doch wer bürste dem Helden heute von Ruhe und Schonung sprechen? „Lieber", rief er aus, „will ich mich auf dem Pferde festbinden lasiert, als diese Schlacht versäumen!" Wohlgemut ritt er inmitten der Regimenter, die sich mit unsäglicher Anstrengung durch den tiefen Schlamm hindurcharbeiteten; ein Brand in Wavre hatte den Marsch erheblich verzögert. Die Soldaten frohlockten wo der Feldherr sich zeigte, traten mit lautem Zuruf an ihn heran, streichelten ihm die Knie; er hatte für jeden ein ermunterndes Wort: „Kinder, ich habe meinem Bruder Wellington versprochen, daß wir kommen. Ihr wollt mich doch nicht wortbrüchig werden lassen?" Thielmann blieb mit dem dritten Armeecorps bei Wavre zurück, um den Rücken

18. Grundriß der Geschichte - S. 271

1886 - Breslau : Hirt
Xvi. Zeitalter der Revolution. Drittes Kapitel. 271 alten Garde und einer gewaltigen Reitermasse das preuische Cen-trum bei Ligny; Blcher warf sich an der Spitze mehrerer Reiter-regimenter entgegen, strzte, wurde aber in dem hin- und herwo-genden Reitergewirre noch glcklich auf einem Soldatenpferde der drohenden Gefangenschaft entfhrt. Unter dem unablssigen Feuer der zurckweichenden Preußen stockte das Vorrcken des Feindes, und mitten in der Verwirrung des Nachtgefechtes, bevor die Rettung des Feld-Marschalls bekannt war, gab Gneisenau khn den Befehl des Rck-zuges auf Wavre, um in der Nhe von Brssel in Verbindung mit Wellington die Schlacht zu schlagen, die heute durch dessen Schuld vereitelt worden war. Wellington stand mit 68000 Mann am 18. in einer festen Defensivstellung auf einem niedern Hhenzuge mit dem Centrum bei Mont St. Jean, vor dem Walde von Soignes, an der Strae, 1818^L die nrdlich nach Brssel fhrt. Sdlich von Mont St. Jean senkt sie sich in das Feld, um dann bei dem Pachthofe La Belle Alli-ance wieder zu einer niedern Hhe emporzusteigen, wo Napoleon sein Heer aufstellte. Mit der Leidenschaft eines verzweifelten Spielers fhrte dieser von hier aus durch Massen von Reitern und Fuvolk zwei starke Schlge gegen die unerschtterlich standhaften Reihen der Eng-lnder. Es gelang ihm nicht, sie zu durchbrechen; sie behaupteten vor der Rechten Schlo Goumout, aber La Haye Sainte ging vor dem Centrum, La Haye und Papelotte vor dem linken Flgel verloren, die Englnder waren tief erschpft, Wellington wnschte: Blcher I oder die Nacht! Da begann der Angriff der Preußen. Mit wunderbarer Spannkraft eilten diese trotz der erschtternden Unflle am 16. unter unsglichen Anstrengungen auf aufgeweichten Wegen den Englndern am 18. zu Hlfe, Blcher nach seinem Sturze wieder wohlgemut zu Pferde, alles anfeuernd. Whrend das Thielemannsche Corps bei Wavre gegen die zur Verfolgung ausgesandten Franzosen unter Gronchy den Rcken deckte, richtete das Corps unter Zieten seinen Angriff gegen den rechten Flgel, Blow und Pirch gegen den Rcken der franzsischen Aufstellung. Bei der Schreckenskunde, da durch Zieteus Angriff auf der Rechten alles verloren sei, wagte Napo-lean verzweifelt einen dritten Angriff gegen das englische Centrum; unbekmmert um die englischen Geschosse ersteigt die Garde die Hhe, aber von dort wird sie im wtenden Handgemenge von der englischen Garde herabgeworfen. Zugleich entreit Blows Corps nach langem Ringen das Dorf Plancenoit der franzsischen Garde, die diesen letzten Sttzpunkt heldenmtig verteidigt hatte, und nun drngen von Norden die Englnder, von Osten und Sden die Preußen auf den mit seinen weien Mauern weithin leuchtenden Pachthof La Belle Alliance los. Die geschlagenen Franzosen flohen in aufgelsten Massen, und die Tastlose Verfolgung durch die Preußen vollendete die Zerrttung

19. Geschichte der Neuzeit - S. 439

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Niedergang und Sturz des Napoleonischen Kaisertums. 439 beschlo Napoleon den Angriff. Er whnte die Preußen entmutigt und in vollem Rckzge. Deshalb schickte er ihnen den General Grouchy mit 32 000 Mann nach, um sie in den Rhein zu sprengen". Aber Blcher, weit entfernt, entmutigt zu sein, lie Wellington auf seine Anfrage, ob er ihm zwei Corps zur Schlacht senden knne, erwidern, er werde selbst mit dem ganzen Heere kommen. Gegen Grouchy stellte er unter Thielemann eine Heeresabteilung bei Waveren (Wavre), und diese schlug sich am 18. Juni so hartnckig, da Grouchy lange glaubte, er habe das ganze preuische Heer vor sich, und nicht daran dachte, sich gegen Waterloo zu wenden, woher an-haltender Kanonendonner erdrhnte. Das war den Preußen unter Blcher ein Sporn auf ihrem mhseligen Marsche, durch die vom Regenwetter grundlos gewordenen Wege und Felder. Nach 4 Uhr trafen die ersten Scharen auf dem Schlachtfeld ein; alle ihre Zge hatten sich gegen die weithin sichtbare Hhe des Meierhofes La Belle-Alliance, den Mittelpunkt der franz-fischen Stellung, gerichtet; es war die hchste Zeit, da Hilfe kam; denn trotz des zhen Widerstandes der Truppen Wellingtons hatte Napoleon Boden gewonnen, und die Siegesfreude machte die Angriffe der Franzosen noch strmischer. Das rechtzeitige Eingreifen der Preußen gab dem furchtbaren Kampfe eine andere Wendung. Vergebens boten die Franzosen gegen den neuen Feind alle Tapferkeit auf, Napoleon entwickelte sein ganzes Genie; die Preußen dringen unaufhaltsam vor, und auch Wellingtons gelichtete Linien schreiten zum Angriffe: da wirft Papoleon seine letzte Reserve, die Garde-bataillone, gegen Plancenoit; umsonst, sie werden durch Karttschen, Bajonett und Sbel niedergestreckt. Gerne wre Napoleon in seiner letzten Schlacht unter seinen Tapfern gestorben; aber der Marschall Soult rief ihm zu: Sire, man ttet Sie nicht, man nimmt Sie gefangen", und die allgemeine Flucht ri auch ihn fort. Auf der Hhe von La Belle-Alliance begrten sich abends die beiden Sieger Blcher und Wellington. Das ist die Schlacht von Waterloo oder Belle-Alliance, deren sich auch die Unterlegenen nicht fchmen; die Ehre des Sieges gebhrt der deutschen Tapferkeit. Wellingtons Heer bestand zum grten Teil aus Deutschen, besonders aus Hannoveranern, Braunschweigern und Nassauern, zum kleinern Teil aus Englndern und Hollndern. Ohne Blchers Hilfe wre Wellington trotz seines zhen Widerstandes verloren gewesen. Die Preußen verfolgten unter Gneisen aus Fhrung den Feind unausgesetzt, indem sie ihm keine Rast gnnten; Napoleon konnte die Ord-nung nicht mehr herstellen. So kamen die Verfolger vor Paris an, ehe Grouchy zur Deckung herbeieilen konnte, und nach einigen blutigen Gefechten kapitulierte die erschrockene Stadt (7. Juli). Schon am 22. Juni hatte Napoleon die Krone zum zweitenmal niedergelegt und ergab sich am 8. Juli

20. Quellenlesebuch - S. 133

1916 - Leipzig : Hirt
21. Belle-Alliance. 133 englischen linken Flgels unterrichtet war, rasch auf die Vorwerke La Haye und Pape-lotte vor, wo die Division Durutte sich soeben eingenistet hatte. Prinz Bernhard von Weimar rettete die Trmmer seiner Tmppen, als die preuische Hilfe herankam, rckwrts in den schtzenden Wald von Soignes; seine tapfem Nassauer waren durch das lange, ungleiche Gefecht vllig kampfunfhig geworden. Die Brigade Steinmetz warf nun die Franzosen aus den beiden Vorwerken wieder hinaus, die braudenbur-gischen Dragoner hieben auf die Zurckweichenden ein, die Batterien des ersten Korps bestrichen weithin den rechten Flgel des Feindes, und bis in das franzsische Zentrum hinein verbreitete sich schon die Schreckenskunde, dort auf der Rechten sei alles ver-spielt. Gegen 7 Uhr war die Schlacht fr Napoleon unzweifelhaft verloren. Sein linker Flgel hatte wieder und wieder vergeblich das Schlo Goumont berannt, im Zentrum war der groe Reiterangriff gescheitert, auf der Rechten und im Rcken drngten die Preußen von zwei Seiten her nher und nher; den einzigen Gewinn der letzten Kmpfe, die Meierei von La Haye Samte auf die Dauer zu behaupten, war nicht mehr mglich. Durch einen rechtzeitigen Rckzug konnte noch mindestens die Hlfte des Heeres gerettet werden. Es ergab sich aber notwendig aus dem Cha-rakter des Imperators und aus seiner verzweifelten politischen Lage, da er diesen Ausweg verschmhte und noch einen dritten allgemeinen Angriff versuchte diesmal nach zwei Seiten zugleich. Er lie um sieben Uhr die 24 Bataillone seiner Garde heran-rufen, behielt nur zwei als letzte Reserve zur Hand, sendete zwlf nach Plancenoit gegen Blow. Die brigen zehn sollte Ney zu einem neuen Angriff gegen das eng-tische Zentrum führen, abermals westlich der Landstrae, mglichst entfernt von den Scharen Zietens. Mit strmischem Hochruf eilten die Bataillone bei Belle-Alliance an dem Jmperawr vorber: es war ja ihr Handwerk, den Sieg zu entscheiden. Sie tauchen dann in die unheimliche Bodenmulde hinab, wo dichte Haufen von Leichen und Pferden den Todesweg der franzsischen Reiter bezeichnen, strmen unter Trom-melschlag, unbekmmert um die Geschosse der englischen Batterien, der die Felder, ersteigen den Abhang dicht vor der Front der britischen Garde. Droben liegen in-dessen Maitlands Grenadiere im Grase verborgen. Als die ersten Brenmtzen auf der Hhe erscheinen, schallt weithin Wellingtons durchdringender Ruf: Auf, Garden! Fertig!" und mit einemmal steigt dicht bor den Augen der entsetzten Franzosen eine rote Mauer auf, die lange Linie der englischen Garde, eine furchtbare Salve kracht auf wenige Schritte Entfernung in die Reihen der Angreifer hinein. Ein kurzes, wtendes Handgemenge, dann werden die Blauen von den Roten mit dem Bajonett den Abhang hinuntergefchteudert. Neys Pferd bricht von einer Kugel getroffen unter dem Reiter zusammen, und wie sie den Fhrer fallen sehen, wenden sich die Garden zur Flucht. Der aber macht sich von seinem Tiere los, springt auf, versucht mit zornigen Rufen die Weichenden zu halten. Umsonst; denn mittlerweile sind die brigen Bataillone weiter links zwischen zwei Feuer geraten und gehen ebenfalls zurck. Die Kaifergarde stiebt auseinander; ihr unglcklicher Fhrer irrt barhaupt, mit zerbrochenem Degen auf dem Schlachtfelde umher und sucht vergeblich die Kugel, die ihn von seiner Gewissensangst und seinen finstern Ahnungen erlsen soll. Indem hatte Blcher schon den Schlag gefhrt, der die Vernichtung des napoleonischen Heeres entschied. Die Tmppen Blows gingen in drei Kolonnen im Sturmschritt auf Plancenoit vor. In und neben dem Dorfe hielten jene zwlf frischen Batail-lone der Kaisergarde; und sie fochten mit dem hchsten Mute; denn alle fhlten, da