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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 142

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 142 — c) gegenüber dem fast übermäßig hervortretenden Betonen des rein Nützlichen durch den Vater bewies Friedrich ein zartes, ästhetisches Empfinden. 2. Aus der den Absichten des Vaters zunächst völlig widersprechenden Charakterentwicklune des Thronfolgers: a) er wurde kein „tüchtiger Soldat“: durch seine Vorliebe für die Wissenschaften und Künste vernachlässigte er die militärischen Übungen, b) er wurde kein „sparsamer Hau sh alt er“: durch Geldverschwendung kam er ins Schulden machen, c) er wurde kein „guter Christ“: durch die abstoßende Art des Religionsunterrichtes und durch den Einfluß der französischen Aufklärungsliteratur wurde er ein Religionsspötter. 349. Warum stellte sich Friedrich Wilhelm I. den englischen Heiratsplänen entgegen? 1. Er fürchtete, daß der Kronprinz dem preußischen Staate entfremdet würde: nach der Heirat sollte nämlich Friedrich die Statthalterschaft über Hannover erhalten. 2. Er glaubte, sich dem Wunsche des Wiener Hofes fügen zu müssen: die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern war eine Nichte der Kaiserin. 350. Wie vollzog sich die allmähliche Aussöhnung zwischen Friedrich Wilhelm I. und dem Kronprinzen? 1. Friedrich waren der Wert ernster Arbeit und der Vorteil strenger Pflichterfüllung zum Bewußtsein gekommen: a) er bewies als jüngster Kriegs- und Domänenrat Interesse, Fleiß und Tüchtigkeit: er hatte einsehen gelernt, „wieviel Mühe es einem Bauern koste, soviel Groschen zusammenzubringen, als zu einem Taler gehören“, b) er zeigte N e i g u n g für den Heeresberuf: auf Fürbitte der Generale erfolgte seine Wiedereinstellung in das Offizierkorps. 2. Friedrich gab seinem Vater eine Probe ernsten Gehorsams: er verlobte sich nach dessen Wunsche mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. 3. Friedrich Wilhelm schenkte ihm das in der Nähe seines Garnisonortes Neu-Ruppin gelegene Gut Rheinsberg: a) Friedrich fand Entschädigung für seine Leiden an den reinen, edlen Freuden der Freundschaft, der Wissenschaft und der Kunst.

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1. Studienfragen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 54

1910 - Breslau : Handel
5. Der beiszeude Hohn des Vaters (ihm hätte man der-Bleichen nicht bieten dürfen, so wäre er längst davongelaufen 7^.. Friedrich habe kein Ehrgefühl und keinen Mut und lane sich alles gefallen —) ließen in dem Kronprinzen de» Gedanken an Flucht reifen. 171. Woraus erklärt sich das Verhalten Friedrich Wilhelms I. gegen den Kronprinzen? 1. Aus deu starken Gegensätzen beider in geistiger Beziehung: a) Friedrich Wilhelm I. a) Friedrich befaß ein weiches war derb und rauh. Gemüt. b) Friedrich Wilhelm I. b) Friedrich bewies ein seines, hatte nur L>inn sür das ästhetisches Empfinden. Nützliche. c) Friedrich Wilhelm I. c) Friedrich übte gern scharfe urteilte nach seinem Kritik. gesunden Menschen-v erst an de. 2. Aus der der Absicht des Paters völlig entgegengesetzten Charakterentwickelung des Kronprinzen: a) Er vernachlässigte über seiner Liebe zu deu Wissenschaften und Künsten die militärischen Übungen. b) Er wurde seht sparsamer Haushalter, sondern machte Schulden. c) wurde sein „guter Christ", sondern er geriet in den Bann der französischen Aufklärungsliteratur (Voltaire). 172. Wodurch kam es zu einer allmählichen Aussöhnung zwischen Vater und Sohn? 1. Friedrich versprach, als ein treuer Soldat, Untertan und Evhu künftig den Befehlen des Königs nachleben zu wollen. 2. Friedrich beivies als jüngster Kriegs- und Domänenrat bei der neumärkischen Kammer in Küstrin Interesse und Fleisz. (Er sah, „wieviel Mühe es einem Bauern koste, soviel Groschen zusammenzubringen, als zu einem Taler gehören".) 3. Friedrich offenbarte Neiguug für das Heerwesen und wurde aus Fürbitte der Generale wieder in das Heer ausgenommen. 4. Friedrich verlobte sich nach dem Wunsche seines Vaters mit Elisabeth Christine von Brauuschweig-Bevern.

2. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 2

1910 - Leipzig : Teubner
2 Vom Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. bis zum Ausbruch d. franz. Revolution. land') zu verheiraten. Denn wenn auch Friedrich Wilhelm I. gegen eine Vermählung seiner Tochter Wilhelmine mit dem englischen Thronfolger nichts einzuwenden hatte, so war er keineswegs gewillt, seinen einstigen Nachfolger in das Netz der englischen Politik ziehen zu lassen. Sein Schwager Georg war ihm nämlich nicht nur persönlich verhaßt, sondern es bestanden zwischen Preußen und Hannover, das ja den englischen Königen gehörte, andauernd Streitigkeiten (z. B. wegen der Nachfolge in Ostfriesland; f. S. 7 Anm.). Aber Kronprinz Friedrich erblickte in der politisch durchaus gerechtfertigten Ablehnung des englischen Heiratsplanes durch seinen Vater nur ein weiteres Glied in der Kette von Demütigungen. Die Folge davon war der Fluchtversuch des Kronprinzen, als er 1730 seinen Vater auf einer Reise an die süddeutschen Höfe begleitete. Im Einverständnis mit seiner Mutter und sogar mit dem englischen und französischen Hofe wollte der preußische Thronfolger nach England flüchten, um dort gegen den Willen seines Vaters die Heirat mit der Tochter Georgs Ii. zu vollziehen. Furchtbar war der Zorn des Königs, als er noch rechtzeitig von dem Plane Kenntnis erhielt. Friedrich wurde als Gefangener nach Küstrin gebracht und wegen beabsichtigter Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht gestellt; der König dachte sogar daran, ihm die Fähigkeit zur Thronfolge abzusprechen. Sein Freund und Helfer, Leutnant Kcitte, wurde vor dem Fenster des Kronprinzen hingerichtet. Friedrich selbst wurde, unter allmählicher Linderung der Haft, bei der Küstriner „Kriegs- und Domänenkammer" (f. T. V S. 103) beschäftigt und dadurch in die ernste und verantwortungsvolle Verwaltungsarbeit eingeführt. Erst durch seine Einwilligung in die vom Vater gewünschte Verlobung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig - Beverns erhielt Friedrich seine volle Freiheit wieder (1732); er verlebte später als Oberst des Ruppiner Regiments, mit dem Sommersitz in dem lieblichen Rheinsberg (nö. v. Ruppin), noch einige glückliche Jahre, die neben der ernsten Vorbereitung auf den königlichen Beruf auch Muße zur Beschäftigung mit den Künsten und schönen Wissenschaften boten. Als Friedrich zur Regierung berufen wurde, war er ein in sich abgeschlossener Charakter, dem Anlagen und Erlebnisse einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt hatten: er besaß einen durchdringenden Verstand, einen für die Schönheit des Lebens empfänglichen 1) Großbritannien nach dem Tode der Königin Anna (s. T.v. S. 94 Anm. 1): Georg I., der 1714 den englischen Thron bestieg, verdankte seine Erhebung allein seinem protestantischen Bekenntnisse; denn die katholischen Stuarts blieben von der Thronfolge ausgeschlossen. Unter ihm bildete sich in England die Parlamentsherrschaft weiter aus, da er wegen mangelnder Beherrschung der Landessprache den vom Parlament abhängigen Ministern die Regierung überlassen mußte. — Georg Ii. (1727—1760), der Schwager König Friedrich Wilhelms I., war beim englischen Volke nicht weniger unbeliebt als sein Vater. Er setzte dessen friedliche äußere Politik fort, bis die unausgesetzten Zwistigkeiten mit Spanien einen Krieg herbeiführten. In ihn wurde auch Frankreich verwickelt, da es nicht zugeben wollte, daß die spanischen Kolonien ein Raub Englands würden (1740). 2) Die braunschweigische Verwandtschaft Friedrichs Ii.: Ferdinand Albrecht n. v. Braunschweig • Bevern, seit 1735 Herzog v. Braunschweig Karl Elisabeth Christine, Ferdinand f 1792 Gem. Friedrichs Ii. Karl Wilhelm Ferdinand f 1806 I Friedrich Wilhelm (Oels) 11814

3. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 56

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 56 — Iii. 174°- Friedrich -er Große. 1740—1786. 1786 1 Friedrichs Jugend. Friedrich Ii., der Große, wurde am 24. Januar 1712 im Schlosse zu Berlin geboren. Nach seines Vaters Ansicht sollte die Erziehung des künftigen Königs darauf gerichtet sein, ihn zu einem tüchtigen Soldaten, einem guten Wirte und einem frommen Christen zu machen. In dem Prinzen entwickelte sich aber schon früh unter dem Einflüsse seines Lehrers Duhan de Janduu, der der französischen Kolonie zu Berlin angehörte, und unter Begünstiguug seiner Mutter eine Neigung für Poesie, Musik und feineren Lebensgenuß. Seine Vorliebe für französische Literatur und für das Flötenspiel, sein Hang zum Leichtsinn und zu Verschwendungen riefen die schwersten Befürchtungen für die Zukunft des Staates hervor. Die Spannung zwischen Vater und Sohn wuchs, als die Königin Sophie Dorothea die Vermählung ihrer beiden ältesten Kinder, des Kronprinzen und der Prinzessin Wilhelmine, mit Angehörigen des englisch-hannöver-schen Hauses begünstigte. Der König versagte diesen Plänen seine Zustimmung, um sich nicht vom Kaiser trennen zu müssen. Als Friedrich von seinem jähzornigen Vater sogar tätlich mißhandelt war, faßte er den Plan einer Flucht nach England. Eine Reise, die er im Jahre 1730 mit seinem Vater an den Rhein unternahm, sollte ihm dazu die Gelegenheit verschaffen. Aber der Anschlag wurde entdeckt, und der König ließ Friedrich mit seinem Freunde Katte festnehmen und vor ein Kriegsgericht stellen. Das Gericht weigerte sich, über den Kronprinzen, als einen Angehörigen des königlichen Hanfes, das Urteil zu sprechen, verurteilte aber den Leutnant Katte zu lebenslänglicher Festungshaft. Dieses Urteil änderte der erbitterte König in Todesstrafe um, und Katte wurde enthauptet. Friedrich selbst wurde als Gefangener auf die Festung Küstrin gebracht und daselbst bald auf der Kriegs- und Domänenkammer beschäftigt. Hier lernte er den Wert der ernsten Arbeit kennen. Allmählich wurde sein Verhältnis zum Vater besser, und er wurde 1732 Oberst eines zu Neu-Ruppin in Garnison liegenden Regiments. Eine völlige Aussöhnung trat ein, als er sich nach dem Wunsche seines Vaters mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählte. Als Wohnsitz erhielt er (1736) Rheinsberg bei Neu-Ruppin angewiesen, und hier verlebte Friedrich, von geistreichen und lebensfrohen Freunden umgeben, mit Kunst, Musik und Wissenschaft beschäftigt, die schönste Zeit seines Lebens. Aus diesen Jahren stammt seine Verbindung mit Voltaire und die Schrift „Antimacchiavell". Den Ansichten des

4. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 1

1910 - Leipzig : Teubner
Erster Zeitraum. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Ausbruch der französischen Revolution: Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus (1740—1789). § l. Friedrich Ii. ernt Preußen und die österreichische Lrdfolgesruge (1740 bi- 1748). Kronprinz Friedrich. Am 24. L 1712 wurde dem damaligen kronprinzlichen Paare, dem späteren Könige Friedrich Wilhelm I. und seiner Gemahlin Sophie Dorotheas, nachdem sie schon zwei Söhne verloren hatten, wiederum ein Sohn geboren, der den Namen des Großvaters Friedrich erhielt. Die sonnigen Jahre der ersten Kindheit wurden durch die Herzensgemeinschaft mit der älteren Schwester Friederike Wilhelmine, der späteren Markgräfin von Bayreuth, verschönt. Dann setzte eine sehr strenge Erziehung ein, für die der Vater eigenhändig die Grundzüge entworfen hatte und die auf die eigenartige Begabung des lebhaften und klugen Knaben keine Rücksicht nahm. Ein tüchtiger Soldat, ein guter Wirt und ein frommer evangelischer Christ sollte der Kronprinz werden und nur das lernen, was nach Ansicht des Königs dieser Forderung dienen konnte. Wohl gab der einer Resugiesamilie entstammende Zivilerzieher Duhan de Jandun seinem gelehrigen (Schüler allein schon durch die Lektüre der französischen Literatur Anregungen, die weit über den engbegrenzten Lehrplan hinausgingen, aber gerade dadurch entstand eine tiefe Kluft zwischen Vater und Sohn. Auch alles, was sonst noch dem jungen Kronprinzen Freude machte, wie sein Flötenspiel mit dem Kapellmeister Qnanz oder seine Vorliebe für modische Kleidung, erregte nur den Zorn des Vaters, und es kam gelegentlich zu heftigen Auftritten, in denen sich der König sogar zu körperlichen Züchtigungen hinreißen ließ. Ganz besonders traurig aber gestaltete sich das Verhältnis innerhalb der königlichen Familie, als die Königin den Plan betrieb, ihre beiden ältesten Kinder mit den Kindern ihres Bruders Georg Ii. von Eng- 1) Die wichtigsten Mitglieder des Hauses der Hohenzollern im 17. und 18. Jahrhundert: Friedrich Wilhelm, b. Gr. Kurfürst, und Luise (Henriette) v. Dramen Friedrich Iii. (I.) und Sophie Charlotte, T. Ernst Augusts v. Hannover Friedrich Wilhelm I. und Sophie Dorothea, T. Georgs 1. und Schwester Georgs Ii. v. England-Hannover Friederike Wilhelmine. Friedrich Ii. August Wilhelm August Ferdinand Heinrich Markgräfin v. Bayreuth Gem. Elisabeth Christine v. | t Braunschweig • Bevern Friedrich Wilhelm Ii. Louis Ferdinand (t 1806) Schenk-Koch, Lehrbuch d. Geschichte. Vi. 3. Aufl. 1

5. Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens - S. 52

1906 - Leipzig [u.a.] : Teubner
52 Zweite Periode. Vom sterr. Erbfolgekriege bis zur Auflsung d. Deutschen Reiches. Plan gefat, durch eine Doppelheirat den englischen und den preuischen Hof aufs engste zu verbinden. Der englische Kronprinz sollte die preuische Prinzessin Wilhelmine, der preuische Kronprinz die englischeprinzessin Amalie heiraten. Aber der Vater, fr sterreichs Interesse gewonnen, war dagegen. Nun bereitete Friedrich eine Flucht nach England vor. Der Plan, an dem seine Freunde v. Katte und v. Keith beteiligt waren, wurde jedoch entdeckt. Whrend Keith entkam, wurde Katte von dem Könige unter Verschrfung des kriegsgerichtlichen Urteils zum Tode verurteilt und vor dem Fenster des Gefngnisses, in dem Friedrich, noch ungewi der sein eigenes Schicksal, sa, hingerichtet. Den Kronprinzen, dem gegenber sich das Kriegsgericht fr unzustndig erklrt hatte, und der sich geweigert hatte, auf den Thron zu verzichten, begnadigte der König nach schweren inneren Kmpfen, da er erfuhr, da die furchtbaren Folgen den Geist trotzigen Widerstandes in ihm gebrochen hatten. Ohne Uniform an die Kriegs- und Domnenkammer zu Kstrin geschickt, lernte er dort mit Ernst und Eifer die Einzelheiten der Verwaltung und ihre Bedeutung fr das ganze Staatswesen kennen und wrdigen. Er begriff, wie schwer es dem Bauern fllt, die Groschen zu einem Taler zu erwerben". Der König, erfreut der die Umwandlung seines Sohnes, schenkte ihm 1732 ein Regiment zu Neu-Ruppin; seiner und der eigenen militrischen Ausbildung widmete sich Friedrich jetzt mit Eifer. Noch mute er es der sich gewinnen, sich vom Vater mit einer ungeliebten Prinzessin, Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, vermhlen zu lassen. Aber in dem ihm jetzt geschenkten Schlo Rheinsberg (ca. 26 km n. von Neu-Ruppin) durfte er, frei von jedem Zwang, mit geistreichen Freunden sich mit Kunst und Wissenschaft beschftigen. Er trat in Briefwechsel mit Voltaire, dem berhmtesten franzsischen Schriftsteller jener Zeit und legte in einer Schrift Antimacchiavell" feine Ansichten von den hohen Pflichten des Frstenberufes nieder (le roi est le premier serviteur de ses peuples"). Der Eifer, mit dem er sich der Bewirtschaftung der Domnen und der Ausbildung seines Regiments widmete, gewann ihm immer mehr das Vertrauen des Vaters. Als dieser sich von sterreich in der Jlich-Bergschen Erbsache um den Beistand betrogen sah, den es ihm 1728 fr seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion" versprochen hatte, wies er 1736 auf seinen Sohn mit den Worten: Hier steht einer, der mich rchen wird!" Wie wenig stark die sterreichischen Waffen noch seien, hatte Friedrich, als er sich im Polnischen Erbfolgekriege beim Prinzen Eugen im Heer-lager am Rhein aufhielt, beobachtet. Auf dem Sterbebette weihte Friedrich Wilhelm I. ihn noch in seine Politik ein und starb zufrieden in dem Gedanken, da er einen so wrdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse".

6. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 112

1916 - Leipzig : Teubner
f Dritter Zeitraum. Friedrich der Große und seine Seit: Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus (1740 bis 1789). § 25. Friedrich Ii. von Preußen und die österreichische Erbfolgefrage (1740 bis 1748). 3'rn4o-i?86°6e 1- Kronprinz Friedrich. Am 24. Januar 1712 wurde dem kron- priuzlichen Paare, dem späteren Könige Friedrich Wilhelm I. und seiner Gemahlin Sophie Dorothea^), nachbem sie schon zwei Söhne verloren hatten, wiebernm ein Sohn geboren, der beit Namen des Großvaters Friedrich erhielt. Innige Herzensgemeinschaft mit der älteren Schwester Frieberike Wilhelmine, der späteren Markgräsin von Bayreuth, verschönte die sonnigen Jahre seiner ersten Kinbheit. Dann setzte eine sehr strenge Erziehung ein, bei der der Vater auf die eigenartige Begabung des lebhaften und klugen Knaben keine Rücksicht nahm. Ein tüchtigersolbat, einguterwirt und ein frommer eöan* gelischer Christ sollte der Kronprinz werben und nur das lernen, was nach Ansicht des Königs biefen Forderungen bienen konnte. Aber der einer Refugiefamilie entftammenbe Zivilerzieher gab feinem gelehrigen Schüler schon allein butch die Lektüre der französischen Literatur Anregungen, die weit über den vorgeschriebenen Lehrplan hinausgingen, und baburch entstaub eine tiefe Kluft zwischen Vater und Sohn. Auch die andern Neigungen des jungen Kronprinzen, wie fein Flöten-fpiel ober feine Vorliebe für mobifche Kleibung, erregten nur den Zorn feines Vaters, und es kam gelegentlich zu heftigen Auftritten, bei beneit sich der König sogar zu körperlichen Züchtigungen hinreißen ließ. 1) Die wichtigsten Mitglieder des Hauses der Hohenzollern im 17. und 18. Jahrhundert seit dem Großen Kurfürsten: Friedrich Wilhelm, d.gr.kurfürst und Luise (Henriette) b.dräniert --------- —N Friedrich Hi. (I.) und Sophie Charlotte, X. Ernst Augusts v. Hannover Friedrichwilhelmi. und Sophie Dorothea, T Georgs I. und Schwester Georgs Ii. v. Englandhannover Friederike Wilhelmine, Friedrich Ii. August Wilhelm August Ferdinand Heinrich Markgräfin v. Bayreuth Gem. Elisabeth Christine v. I I Braunschweig-Bevern Friedrich Wilhelm Ii. Louis Ferdinand (t 1806).

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 - S. 93

1913 - Paderborn : Schöningh
Der Kronprinz Friedrich. 93 frsten Georg I., des ersten Knigs von England aus dem Hause Hannover. Sie verfolgte im Einvernehmen mit dem Kronprinzen den Plan, diesen mit einer englischen Prinzessin zu vermhlen. Der Vater dagegen, dem an einem guten Einvernehmen mit Osterreich gelegen war, Wnschte dkjberbittdurtg seines Sohnes mit einer Nichte des Kaisers, der Prinzessin Elisabeth von Braunschroeig-Bevern. Der Kronprinz Widersetzte sich. Es kam zu neuen strmischen Auftritten und Mihandlungen. Da sann Friedrich, um sich dem Zorn des Vaters zu entziehen, auf Flucht. Mitwisser waren die Leutnants von Keith (nicht der sptere berhmte Heerfhrer) und von Katte. Auf einer Reise, die der Kronprinz mit seinem Vater an den Rhein machte (1730), wollte er im unteren Neckartale den Plan ausfhren. Aber seine Absicht wurde entdeckt und vereitelt. Der erzrnte Vater betrachtete Friedrich als einen fahnen-flchtigen Soldaten. Er lie ihn nach dem nchsten preuischen Landesteil, nach Cleve, bringen. Bei dem ersten Verhr ver-hinderte ein General mit Mhe, da der jhzornige König auf seinen Sohn mit dem Degen anging. Darauf wurde der Krn-prinz nach Kstrin gebracht. Ein Kriegsgericht erklrte sich fr unzustndig, der ihn zu urteilen. Aber der Leutnant von Katte. dessen man habhaft geworden war, wurde zum Tode verurteilt und vor den Augen des Kronprinzen hingerichtet. Der König dachte eine Zeitlang daran, Friedrich von der Thron-folge auszuschlieen, lie aber nach mehrwchiger Festungshaft Gnade vor Recht" ergehen. Doch mute der Sohn in Kstrin bleiben und wurde der Kniglichen Kriegs- und Domnen-kmm er" berwiesen, um sich in die Verwaltungsgeschfte ein-zuarbeiten. Er beugte sich jetzt dem Willen des Vaters. Mit Flei und Interesse widmete er sich der ernsten Arbeit und (^33)vermhlte sich (ts33) auch dem Wunsche des Vaters gem mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig. So gewann er wieder die vterliche Zuneigung. Dieser bertrug ihm den Befehl der das in Ruppin liegende Regiment und berwies ihm das nahe Schlo Rheinsberg zur Wohnung. 3m Kreise von gebildeten und geistreichen Freunben konnte der Kronprinz, ohne ba er seinen militrischen Dienst vernachlssigte, hier seiner Neigung zu Kunst und Wissenschaft leben. Er verfolgte

8. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 225

1897 - Breslau : Handel
4. Friedrich Wilhelm I. 225 und im Gebrauch der Waffen eingeübt und zu militärischen Dienstleistungen angehalten. Der Zwang zu solcher der Richtung des jugendlichen Geistes zuwiderlaufenden Thäügkeit vermochte ihn aber ebensowenig für das Leben und Treiben des Exerzierplatzes zu gewinnen, als das Übermaß von Andachtsubungen und Religionsunterricht den religiösen Sinn zu entwickeln geeignet war. Die peinliche Beaufsichtigung, welche die Tagesordnung genau vorschrieb und dem Prinzen jedwede Annehmlichkeit und Bequemlichkeit und alle höheren geistigen Genüsse vorenthielt, ward Anlaß, daß dieser seine Lage als harten Druck empfand und sich am liebsten mit französischer Lektüre und Flötenfpiel beschäftigte. Das mißfiel dem Könige. Er äußerte besorgt: „Fritz ist ein Querpfeifer und Verfemacher; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben." Die zunehmende Strenge, durch welche er den Sohn zur Unterwerfung unter feinen Willen zwingen wollte, entfremdete ihm dessen Herz. Der zum Jüngling herangewachsene Kronprinz, vom Vater im Jähzorn mehrmals öffentlich in unwürdiger Weise behandelt, fand das Leben am Hofe unerträglich und suchte sich demselben durch die Flucht ins Ausland zu entziehen. Auf einer Reife nach Süddeutschland sollte der Fluchtplan zur Ausführung kommen. Aber das Vorhaben wurde entdeckt. Der Kronprinz ward auf Befehl des erzürnten Königs als Gefangener nach Küstrin gebracht und sollte vor einem Kriegsgericht nach der Strenge des Gesetzes als Deserteur abgeurteilt werden. Letzteres erklärte sich jedoch unzuständig. Der König trug sich anfänglich mit dem Gedanken, Friedrich von der Thronfolge auszuschließen, wurde aber durch die Fürsprache des Kaisers und anderer Fürsten, mehr wohl noch durch die Stimme des Vaterherzens, zur Milde gestimmt. Doch blieb Friedrich in Küstrin noch in Haft, und der Leutnant Kalte,' derjenige der beiden in den Fluchtplan Eingeweihten, dem die rechtzeitige Entweichung nicht geglückt war, wurde vor seinen Augen auf Befehl des Königs hingerichtet. Der Tod des Vertrauten und die Einsamkeit der Haft verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie brachten Friedrich zur Erkenntnis feiner Schuld und zum Vorsatz, sich fortan dem Willen des Vaters zu beugen. Auf die Kunbe von biefer Sinnesänberung würde er der Haft entlassen und bürste an der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin unter Anleitung erfahrener Räte thätig fein. Hier bewies er balb hervorragenbes Verständnis für die Angelegenheiten der Staatsverwaltung und Lust und Liebe zur Arbeit. Zur Verlobungsfeier der ältesten Schwester bürste er wieber bei Hofe erscheinen und erhielt seinen Offiziersrang zurück. Auch in Bezug auf feine Vermählung fügte er sich nunmehr dem Wunsche des Vaters. Die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern warb seine Gemahlin. Der König schenkte ihm das Gut Rheinsberg in der Nähe von Neu-Ruppin, der Garnison des ihm übertragenen Regiments. Nichts störte fortan das Einvernehmen mit dem Vater. Letzterer kam mehr und mehr zur Erkenntnis der vortrefflichen Fähigkeiten des Sohnes, und auch biefer lernte die Verbienste des Vaters mit den Jahren schätzen und würbigen. Auf Tschaudcr u. Richter, Hilfsbuch. 15

9. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 276

1912 - Leipzig : Wunderlich
276 Brandenburg-Preußen bis zum Ausgange Friedrichs des Großen. Hannover, und die Prinzessin Wilhelmine. Sophie Dorotheas Plan einer englischen Doppelheirat. 1730 Fluchtversuch. Der Kronprinz wird als Deserteur nach Kiistrin gebracht, wo er bald bei der dortigen Kriegs- und Domänenkammer als Auskultator eintritt: Leutnant Katte wird enthauptet (Keith ist entflohen). 1731 Versöhnung mit dem Vater. 1733 heiratet er auf Wunsch des Vaters die ungeliebte Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Seit 1736 wohnt er in Rheinsberg, wo er glückliche Jahre verlebt, der Kunst und Wissenschaft sich widmend. Hier schreibt er die „Considerations sur l’etat present du corps politique de l’Europe“ (1738) und den „Antimachiavelli" (1739), in dem er das auf Tugend und Humanität gegründete Fürstenideal schildert und den König als den ersten Diener des Staates bezeichnet („aufgeklärter Absolutismus" im Gegensatz zu dem entarteten Absolutismus der französischen Könige). b) Äußere Politik: a) 1740 stirbt Karl Vi.; nach der pragmatischen Sanktion ist seine Tochter Erbin des gesamten Reiches der Habsburger Ihr Thronrecht bestreitet jedoch Karl Albert*) von Bayern. Friedrich Ii. benutzt die politische Lage, um Ansprüche Preußens auf gewisse Teile Schlesiens, nämlich auf die Herzogtümer Lieqnitz, Brieg und Wohlan und auf das Fürstentum Jägerudorf, durchzusetzen. Er bietet Maria Theresia seine Unterstützung gegen die Wittelsbacher an, falls sie ihm die geforderten Teile Schlesiens abtritt; diese lehnt jedoch ab, und Friedrich beginnt rasch entschlossen den Krieg: 1740—1742. 1. Schles. Krieg. 1741. Sieg Schwerins bei Mollwitz. 1742. Sieg Friedrichs bei Chotnsitz. Maria Theresia entledigt sich ihres gefährlichsten Gegners durch den Frieden zu Breslau 1742. 1741—1748. Österreichischer Erbfolgekrieg: Bayern,Frankreich, Preußen gegen Österreich. Franzosen und Bayern erobern Prag. Maria Theresia flieht nach Ungarn (Reichstag zu Preßbnrg). Karl Albert läßt sich als Karl Vh. zumkaiserwählen(1742—1745). *) Leopold I. Josef I. Karl Vi. Tochter, G. Karl Albert. M. Theresia.

10. Von der Reformation bis zur Gegenwart - S. 54

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
54 erwarb er sich wieder des Vaters Gunst. Als Friedrich Wilhelm den Kronprinzen zum ersten Male nach den traurigen Ereignissen wiedersah, richtete er an ihn die Frage, wie er es denn mit seiner^Sohnespflicht habe vereinen können, einen Vater anzufeinden, der doch nur für ihn arbeite, und der sich trotzdem bisher nicht habe seine Freundschaft erwerben können. Von diesen Worten fühlte sich Friedrich so überwältigt, daß er in Thränen ausbrach, seinem Vater zu Füßen sank und beteuerte, alles thun zu wollen, um die Gnade des Königs zu verdienen. Nach dem Wunsche des Vaters vermählte er sich mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, die er sein lebenlang hochachtete, ohne sie jedoch von Herzen zu lieben. Wilhelmine folgte dein Beispiele ihres'bruders und heiratete den Markgrafen von Bayreuth. Friedrich Wilhelm gestattete dem Sohne nun die Gründung eines eigenen Hofstaats; er schenkte ihm das zwei Meilen von dem Städtchen Ruppiu gelegene Schloß Rheinsberg, wo Friedrich ungestört seinen Neigungen nachgehen konnte. Er umgab sich hier mit liebenswürdigen und geistreichen Männern, knüpfte Brieswechsel mit berühmten Gelehrten und Dichtern an und weihte sich ganz den Freuden, welche die Freundschaft, die Wissenschaft und die Kunst gewahren. Das Verhältnis zwischen dem König und dem Kronprinzen gestaltete^sich von Jahr zu Jahr herzlicher. In seiner letzten Krankheit^ sprach Friedrich Wilhelm zu denen, die sein Lager umstanden: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, weil ich einen so würdigen Nachfolger habe." Er verschieb am 31. Mai 1740, seinem achtnndzwanzigjährigen Sohne ein geordnetes Staatswesen hinterlassend.

11. Geschichte - S. 85

1898 - Gießen : Roth
Friedrich der Große. 85 Herz immer mehr. Ergrimmt schalt er: „Dieser Querpfeifer und Poet wird mir meine ganze Arbeit verderben!" Die Flucht. Der Zwiespalt zwischen Vater und Sohn wurde immer größer. Deshalb faßte der Kronprinz den Entschluß, zu seinem Oheint, dem König von England, zu fliehen und verabredete einen Plan mit seinen Freunden Keith und v. Katte. Gelegentlich einerreise, die derkönig nach Süddeutschland unternahm, und auf der thu der Kronprinz begleitete, sollte die Flucht ins Werk gesetzt werden. Unglücklicherweise siet dem König ein Bries in die Hände, der alle Einzelheiten des Fluchtplans enthielt. Der Kronprinz wurde ergriffen und als Deserteur aus ein Rheinschiss gebracht. In Wesel wurde er zum erstenmal vor seinen Vater geführt. Die entschiedenen Antworten des Sohnes brachten den Vater in solchen Zorn, daß er ihn durchbohrt haben würde, wenn der General v. Mosel uicht dazwischengetreten wäre. Es wurde ein Kriegsgericht zusammenberufen, das v. Katte zum Tode verurteilte. Auch der Kronprinz sollte mit dem Tode bestraft werden, doch begegnete der König allseitigem Widerspruch. Friedrich wurde deshalb nach Küftrin gebracht und in strenger Haft Friedrich der Erctze. gehalten. Sein Frenitb v. Katte aber wurde vor seinem Gefängnis enthauptet. Versöhnung. Später unterwarf der Kronprinz sich reumütig seinem Vater und bat um Verzeihung. Diese wurde ihm auch gewährt, aber er mußte in Küstrin bleiben und an der dortigen Domänenkammer arbeiten. Das war eine gute Schule für den späteren König. Durch den ernsten Fleiß, den der Kronprinz hier bethätigte. schwand der Groll seines Vaters immer mehr, und bei der Vermählnngsseier seiner Schwester Wilhelmine durste Friedrich vollständig begnadigt nach Berlin zurückkehren. Er heiratete aus den Wunsch seines Vaters eilte Nichte des Kaisers, die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig, die er zwar hochachtete, mit der er aber fein eigentliches Familienleben sührte. Sein Vater schenkte ihm das Schloß Rheinsberg bei Neuruppin. Hier umgab er sich mit einem Kreis vou Gelehrten und Künstlern, in deren Gesellschaft er feine Neigung zu Kunst und Wissenschaft befriedigen konnte. Daneben gab er sich mit Eifer den soldatischen Übungen hin und suchte seinem Vater Ir ende zu machen. Dieser erkannte nun auch den Wert seines Sohnes und sprach aus dem Sterbebette: „Ich sterbe zufrieden, da ich einen solchen Sohn zum Nachfolger habe!" Friedrich als Regent. Das wohlgeübte Heer und den Staatsschatz, den ihm sein Vater hinterlassen hatte, wußte Friedrich wohl zu benutzen. Sein Ziel war, Preußen in die Reihe der europäischen Großmächte zu erheben. Dieses hat er in drei glücklichen Kriegen erreicht, durch die er die Provinz Schlesien gewann und die Einwohnerzahl seines Landes mehr als verdoppelte. Friedrich, der in diesen Kriegen als einen der größten Feldherren sich erwies, zeigte sich nicht weniger groß in den Werken des Friedens. Er nannte sich den ersten Diener des Staates und war unermüdlich thätig. Durch weise Verwaltung, Sparsamkeit, Förderung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe wußte er die Wunden zu Heilert, die der Krieg geschlagen hatte. Trotz feiner Vorliebe für französische Sprache und Sitte war er doch ein echt deutscher Mann und sorgte durch Gründung von Schulen für Hebung der deutschen Volksbildung. Wie er Gerechtigkeit übte und Duldung gegen Andersgläubige bewies, ist bekannt. (Mühle bei Sanssouci.) Durch dies alles erwarb er sich nicht nur die ungeteilte Liebe seines Volkes, sondern auch die Achtung und Bewunderung von ganz Europa. Schon seine Zeitgenossen nannten ihn deshalb Friedrich den Großen, dem Volk im Reich aber, dessen Liebling er geworden war, blieb er der „alte Fritz". Er starb am 17. August 1786 nach 46jähriger Regierung.

12. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 71

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die ersten beiden Schlesischen Kriege. 71 trauten das Urteil wegen Desertion zu fllen. Dieses lehnte ab, der den Kronprinzen zu Gericht zu sitzen; den Leutnant von Katte, bet um den Fluchtplan gewut hatte, verurteilte es zu lebenslnglicher Festungshast. Der König verschrfte dieses Urteil und wandelte es in Todesstrafe um; zu Kstrin wurde der Unglckliche vor den Fenstern Friedrichs enthauptet. Dem Sohn nahm Friedrich Wilhelm den Offiziersdegen und hielt ihn Kstrin. von sich fern; er htte ihn am liebsten von der Thronfolge ausgeschlossen. Der Prinz arbeitete von nun an auf der Kriegs- und Domnenkammer zu Kstrin, eine Ttigkeit, die fr ihn segensreich wurde; denn er lernte damals das Getriebe der Verwaltung im einzelnen kennen und zugleich die landesvterliche Frsorge seines Vaters verstehen und ehren. Nach einem Jahre kam eine Vershnung mit dem König zustande, dessen Willen er sich unterwarf. Auch als ihm dieser die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern zur Braut bestimmte, fgte er sich. Im Jahre 1732 durfte er Kstrin wieder verlassen und erhielt als Oberst ein Regiment, das zu R u p p i n seine Garnison hatte. Darauf fand die Vermhlung statt. Im Jahre 1736 schenkte ihm der König das Schlo Rheinsberg Rheinsberg, bei Ruppin, und nun begannen fr den Prinzen schne Tage, in denen die Sorge fr sein Regiment abwechselte mit heitrer, geistvoller Geselligkeit, anregenden Studien, der Pflege der Musik und der franzsischen Dichtkunst. Des Prinzen Lieblingssprache blieb auch serner die franzsische; auch seine eigenen Gedichte sind in dieser Sprache verfat, gegen die noch unentwickelte deutsche Literatur verhielt er sich vllig ablehnend. Damals trat er in lebhaften Briefwechsel mit Voltaire, dem geiswollen, witzigen und auf den verschiedensten Wissensgebieten bewanderten Haupte derjenigen Schriftsteller, die wir unter dem Namen der Aufklrer zusammenfassen. Mit seinem knig-lichen Vater stand er in gutem Einvernehmen. Da wurde er durch dessen Tod im Jahre 1740 auf den Thron berufen. Die ersten beiden Schlesischen Kriege. 74. Die politische Lage zur Zeit des Regierungsantritts sterreich. Friedrichs Ii. Die wichtigste Frage der europischen Politik war es damals, ob es nach dem Tode Karls Vi. seiner Tochter Maria Theresia gelingen wrde, die Herrschaft der die sterreichischen Erblande zu behaupten. Die Pragmatische Sanktion war zwar von den meisten Mchten Europas anerkannt worden; aber die Kurfrsten Karl Albert von B a y e r n und F r i e d r i ch A u g u st Ii. v o n S a ch s e n, der zugleich König von Polen war, erhoben auf Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Kaiserhause Anspruch auf Teile des Erbes; und es war zu erwarten, da Frankreich,

13. Friedrich der Große - S. 13

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 13 — Nr. 15 in Neurnppin ernannt, wohin er einige Monate später von Küstrin übersiedelte. Dem Willen seines Vaters nachgebend, verlobte er sich am 10. März 1732 mit einer Nichte des Kaisers, der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Am 12. Jnni 1733 fand die Vermählung des jungen Paares in Salzdahlum, einem in der Nähe von Wolfenbüttel gelegenen braunschweigischen Schlosse, statt, und am 26. Juni zogen die Neuvermählten feierlich in Berlin ein. Bald darauf kaufte der König dem Kronprinzen das in anmutiger Gegend am Ruppiner See gelegene Schloß und die Herrschaft Rheinsberg. Vorerst wohnte Friedrich aber noch in Ruppin und widmete sich mit allem Eifer feinen militärischen Pflichten. Im August 1736 bezog Friedrich mit seiner Gemahlin das Schloß Rheinsberg, das vollständig umgebaut worden war. „Hier hat Friedrich in völlig freier Gestaltung seiner Lebensweise, in eifriger Pflege von Kunst und Wissenschaft, in anregendem und angeregtem Verkehr mit einem auserlesenen Freundeskreise, in stiller, ernster und planmäßiger Geistesarbeit vier der glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht, und auch seine junge Gemahlin, die hier zum ersten Male in dauernder Vereinigung in gemeinsamem Hofhalte mit ihm geschaltet und gewaltet, hat in dieser anmutigen Umgebung glückliche Tage verlebt, an die sie in ihrem späteren einsamen und liebeleeren Leben stets mit stiller Wehmut und Sehnsucht zurückdachte. . . In Rheinsberg hat Friedrich zum ersten und einzigen Male in feinem Leben den hohen Reiz und die Anmut empfunden, die nur die Teilnahme der Frau dem häuslichen und geselligen Leben zu verleihen vermag." In Rheinsberg hat sich Friedrich durch ernste Arbeit aus seinen künftigen hohen Beruf vorbereitet. Hier hat er u. a. auch eine berühmt gewordene Schrift über die „Rechte und Pflichten eines Herrschers" versaßt, die beweist, mit welch sittlichem Ernste er schon damals seinen zukünftigen königlichen Beruf erfaßte. Mit großem Eifer widmete er sich auch seinen militärischen Aufgaben, war er doch durch fein eifriges Studium der Geschichte zu der Erkenntnis gelangt, daß ein schlagfertiges, tüchtiges und wohlgeschultes Heer die Grundbedingung der Staatsmacht sei. Mit seinem Vater lebte er jetzt im besten Einvernehmen, und alle Mißhelligkeiten, die zwischen beiden bestanden hatten, wurden mit der Zeit vergessen. Als die Krankheit des Königs, der schon seit einigen Iahten viel unter gichtifchen Anfällen und Beschwerden zu leiden hatte, im Frühlinge des Jahres 1740 zunahm, ließ die Königin den Kronprinzen durch einen reitenden Boten an das Sterbelager ihres Gemahls rufen. Friedrich fand seinen Vater im Garten des Potsdamer Schlosses in einem

14. Neuzeit - S. 158

1912 - Stuttgart : Bonz
158 Verstndnis fr die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Dinge. Als er sich vollends zur Vermhlung mit der von seinem Vater ihm zugedachten Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, der Nichte der Kaiserin, im Februar 1732 bereit erklrte (Hochzeit 1733), verschwanden die letzten Schatten zwischen Vater und Sohn. Als Oberst eines Infanterieregiments in Ruppin widmete sich Friedrich mit groem Eifer seinem militrischen Beruf, so da ihn der Vater nach der groen Heerschau bei Tempelhof 1735 vor der Front umarmte und noch in seinen letzten Stunden ausrief: Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so wrdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse." Der Prinz seinerseits hat die eigentmliche Gre seines Vaters voll-kommen erkannt und spter immer mit der grten Ehrfurcht von ihm geredet. Der König lie ihn gewhren: er rumte ihm das Schlo Rheinsberg ein, wo er seit August 1736 mit seinen Freunden ein heiteres, dem Naturgenu und der Literatur gewidmetes Leben fhrte. Er studierte Wolffs Metaphysik, knpfte die Verbindung mit Voltaire, den er nicht nur als Dichter, sondern vor allem als Philosophen der Aufklrung hochhielt, an und versuchte die Schrift des geistreichen Florentiners Macchiavelli Der Fürst" zu widerlegen. In seinem Antimacchiavell" hat der Kronprinz ausgesprochen, was der König nachher in einem langen Leben bettigt hat, da der Fürst der erste Diener (le premier domestique) seiner Völker sein msse. 1740. 2. Friedrichs des Groen Anfnge, die schleichen Kriege und der sterreichische Erbsolgekrieg. a. Friedrichs und Maria Theresias Anfnge. 1) Wer erwartet hatte, da Friedrich die sparsame Regierungsweise des Vaters sofort gnzlich ndern werde, sah sich sehr enttuscht. Zwar traten nderungen ein: das Interesse des neuen Fürsten fr Kunst und Wissenschaft fhrte sofort zur Berufung bedeutender Gelehrter des Auslandes; der von seinem Vater ausgewiesene Philosoph Christian Wolfs, der Schler von Leibniz, durfte alsbald nach Halle zurckkehren. Fr Handel und Gewerbe wurde eine besondere Oberbehrde geschaffen. In der Rechtspflege schaffte Friedrich die Folter ab. Den verschiedenen Konfessionen gegenber wurde Toleranz zum Grundsatz erhoben. (Die Religionen Musen alle Tolleriret werden und mus der Fiskal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Abbruch Tuhe, den hier mus em jeder nach seiner Faon Selich werden.") Im brigen blieben die bewhrten Einrichtungen Friedrich Wilhelms bestehen. Die groen Kerls" verschwanden zwar, aber das Heer wurde sogar sofort ver-mehrt. Friedrichs Auftreten nach auen zeigte alsbald, da er mcht mit sich spaen lasse. Wre vor dem Kaiser, dessen Tod noch mcht erwartet werden konnte, der alte Kurfürst von der Pfalz gestorben, so htte seine Regierung mit einem Kampf um Jlich und Berg begonnen. 2) Da starb pltzlich Karl Vi., 20. Oktober 1740, erst

15. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 107

1909 - Leipzig : Teubner
19. Friedrich Ii. und die sterreichische Erbfolgefrage. 107 Ansprche. In diese Zeit uerster Gespanntheit aller politischen Verhlt-nisse in Europa fiel der Regierungsantritt des neuen preuischen Knigs Friedrichs Ii. 19. Friedrich Ii. und die sterreichische Erdfolgefrage. Kronprinz Friedrich. Am 24. Januar 1712 wurde dem damaligen kronprinzlichen Paare, nachdem es schon zwei Shne verloren hatte, wiederum ein Sohn geboren, der den Namen des Grovaters Friedrich erhielt. Nach den sonnigen Jahren der ersten Kindheit, die durch die Herzensgemeinschaft mit der vier Jahre lteren Schwester Friederike Wilhelmine^) verschnt wurde, setzte jene Erziehung ein, fr die der König Friedrich Wilhelm I. eigenhndig die Grundzge entworfen hatte und die, gerade weil sie auf die eigen-artige Begabung des lebhaften und klugen Knaben keine Rcksicht nahm, den spteren Konflikt zwischen Vater und Sohn mit verschuldet hat. Ein tchtiger Soldat, ein guter Wirt und ein frommer evangelischer Christ sollte der Kronprinz werden und nur das lernen, was nach Ansicht des Knigs dieser Forderung dienen konnte. Wohl gab der einer Refugiefamilie entstammende Zivilerzieher Duhan de Jandun seinem gelehrigen Schler allein schon durch die Lektre der franzsischen Literatur Anregungen, die weit der den engbegrenzten Lehrplan hinausgingen, aber gerade dadurch erweiterte sich die Kluft zwischen dem König und dem Kronpinzen. Das Verhltnis gestaltete sich noch unerfreulicher, als Friedrich nach einem Besuche am ppigen und sittenlosen Dresdener Hose dem Vater Grund zu berechtigten Bedenken gab, und die lange drohende Katastrophe trat ein, als der Kronprinz in der (politisch durchaus gerechtfertigten) Ablehnung des englischen Heiratsprojekts durch seinen Vater nur ein weiteres Glied in der Kette von Demtigungen erblickte. Die Folge davon war der miglckte Fluchtversuch (1730), an den sich der erschtternde Proze (Katte) und die Gefangenschaft in Kstrin schlo. Erst durch seine Ein-willigung in die vom Vater gewnschte Verlobung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern erhielt Friedrich seine volle Freiheit wieder (1732); er verlebte spter als Oberst des Ruppiner Regiments, mit dem Sommersitz in dem lieblichen Rheinsberg, noch einige glckliche Jahre, die neben der ernsten Vorbereitung auf den kniglichen Beruf nach der militrischen und politischen Seite hin (Antimachiavell") auch Mue zur Beschftigung mit den Knsten und schnen Wissenschaften boten (Musik, Wolffsche Philosophie, Voltaire). Als Friedrich zur Regierung berufen wurde, war er ein in sich abgeschlossener Charakter, dem Anlagen und Erlebnisse einen unauslschlichen Stempel ausgedrckt hatten: er besa einen durchdringenden Verstand, der allerdings durch den Einflu der franzsischen Aufklrungs-literatur zu beiender Kritik und Skepsis hinneigte, einen fr die Schnheit des Lebens empfnglichen Sinn, Grazie und hohe Wrde im Auftreten, auf der 1) Als Markgrfin von Bayreuth hat Prinzessin Wilhelmine jene Denkwrdig-feiten" geschrieben, denen die meisten der bekannten Erzhlungen aus dem Familien-leben Friedrich Wilhelms I. entstammen. Da Klatschsucht und Bosheit der geistvollen Frstin oft die Feder gefhrt haben, sind diese Berichte mit Vorsicht aufzunehmen. I

16. Illustrierte preußische Geschichte - S. 109

1904 - Breslau : Hirt
3. Die innere Festigung durch Friedrich Wilhelm I. 109 bracht, daß Friedrich sich über des Königs Regierung mißbilligend ausgesprochen habe, leichtsinnig Schulden mache und selbst die Grundlehren der Religion nicht anerkenne. Er war untröstlich und suchte durch verschärfte Strenge den Sohn auf den rechten Weg zurückzubringen, war aber in seinen Zornes-ausbrücheu oft maßlos, so daß er den bereits volljährigen Prinzen bei geringfügigem Anlaß beschimpfte und schlug. Dieser unwürdigen Behandlung beschloß Friedrich sich mit Hilfe feiner Vertrauten Keith und Katte durch die Flucht nach England zu entziehen. Als er 1730 seinen Vater ans einer Reife nach Süddeutschland begleiten mußte, versuchte er in der Nähe von Mannheim aus französisches Gebiet zu entkommen. Doch der Fluchtversuch mißlang. Friedrich wurde als Gefangener nach Küstriu gebracht, wo Katte wegen Hochverrats hingerichtet wurde, während Keith rechtzeitig entkommen war. Auch Friedrich wurde vor ein Kriegsgericht gestellt; doch dieses erklärte sich nicht für berechtigt, über den Kronprinzen zu urteilen. Als nun mehrere Fürsten für ihn um Gnade baten, ließ der König Gnade für Recht ergehen. Der Kronprinz wurde aus dem strengen Arrest entlassen, durste in der Stadt frei umhergehen, mußte aber täglich sieben Stunden auf der Domänenkammer arbeiten und abends sich von dem Präsidenten der Kammer über Verwaltnngs-sachen belehren lassen; er beschäftigte sich hauptsächlich mit Finanzwesen, Landwirtschaft und Handelslehre, entwarf Berichte und machte Anschläge über Verbesserung und Ausnutzung von Grund und Boden. So wurde das Jahr in Küstrin für ihn von großem Segen. Der König freute sich darüber, daß Friedrich feine Lehrzeit mit solchem Ernste ausnutzte, noch mehr aber darüber, daß er sich auch für geistlichen Zuspruch empfänglich zeigte. Deshalb beschloß er, ihn auf einer Reife nach Königsberg in Küstrin zu sehen. Er hielt ihm sein Unrecht in ernsten Worten vor; als dann Friedrich ihm weinend zu Füßeu sank, erhielt er Verzeihung und die Erlaubnis, von jetzt an in Begleitung erfahrener Männer Ausflüge in die Umgegend von Küstrin zu unternehmen, um sich über Ackerbau, Viehzucht und Brauwesen zu unterrichten. Seine volle Freiheit erhielt er erst zurück, nachdem er sich nach schweren inneren Kämpfen bereit erklärt hatte, die ihm von seinem Vater unter dem Einflüsse des Kaiserhofes bestimmte Braut, Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, eine Nichte der Kaiserin, zu heiraten. Er durste nun nach Berlin zurückkehren, arbeitete im Generaldirektorinm und wurde Oberst eines Regiments, das in Ruppin lag; dort lebte er sich zu des Vaters Freude ganz in das militärische Wesen ein. Nachdem er sich (1733) vermählt hatte, schenkte ihm der Vater das in der Nähe von Ruppin gelegene Schloß Rheinsberg, wo der Kronprinz mit seiner Gemahlin die schönsten Jahre seines Lebens verbrachte. Im Kreise einiger gleichgesinnter Freunde widmete er sich in der dienstfreien Zeit ganz den Wissenschaften, der Kunst und der heiteren Geselligkeit; er knüpfte mit dem Franzosen Voltaire einen Briefwechsel an und schrieb seinen „Antimacchiavell", in welchem er einen wahren Fürsten schildert und den später von ihm auch befolgten Grundsatz ausspricht: „Der Fürst soll der erste Diener des Staates sein." Mit seinem Vater stand Friedrich jetzt in dem besten Einvernehmen; je mehr er sich mit der Staats- und Heereseinrichtung vertrant machte, desto

17. Teil 3 - S. 97

1889 - Hannover : Helwing
Seine Verheiratung. 97 versäumte Friedrich aber auch die ernste Arbeit nicht; selbst der trocknen Beschäftigung, Anschläge über die Bewirtschaftung von Domänen rc. anzufertigen, die er bisher immer seine „Galeere" genannt hatte, an die er angeschmiedet sei, gewann er Geschmack ab, nachdem er auf den umliegenden Ämtern umhergereist war und gesehen hatte, was sein Vater dort schon Neues geschaffen und was sich noch schaffen ließe. Verschiedene Vorschläge, die er seinem Vater einsandte, überzeugten diesen, daß sein Sohn ein guter Wirt bereits geworden sei; nun sollte er auch ein guter Soldat werden. Doch bevor der König den sehnlichen Wunsch des Kronprinzen, ihn wieder zum Soldaten zu machen, erfüllte, verlangte er von ihm noch eine sehr schwere Probe des Gehorsams. Der Kaiser wünschte Friedrich möglichst eng mit seinem Hause zu verbinden; deshalb lenkten Seckendorf und Grumbkow die Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms auf eine nahe Verwandte der Kaiserin, auf die Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. Der König entschied sich sür dieselbe und zeigte seinem Söhne die für ihn getroffene Wahl an. Das war eine schwere Prüfung für den Kronprinzen; er antwortete seinem Vater: „Die Prinzessin mag sein, wie sie will, so werde ich jederzeit meines allergnädigsten Vaters Befehle nachleben." Beim Lesen dieses Briefes traten dem Könige die Thränen in die Augen, und er rief: „Das ist der glücklichste Tag meines Lebens!" Aber er kannte den Kampf nicht, der in Friedrich tobte. „Der König soll bedenken," schrieb dieser an Grumbkow, „daß er sich nicht für sich verheiratet, sondern daß ich es bin, und daß er tausendfachen Ärger davon haben wird, die unglückliche Ehe zweier Personen zu sehen, die sich hassen. Eher bin ich zu allem entschlossen; möge kommen, was da will, ich nehme sie nie! — Noch weiß ich mir zu helfen: ein Pistolenschuß kann mich von allen meinen Sorgen und von meinem Leben befreien." Ruhige Überlegung brachte den Kronprinzen indes auf andere Gedanken, und so fand in Berlin die Verlobung statt. Die Prinzessin Elisabeth war nach des Königs eigenen Worten „itit häßlich, aber auch nit schön, ein gottes-fürchtig Mensch;" ihre Mutter hatte sie so streng erzogen, daß sie in deren Gegenwart nicht den Mund aufzuthun wagte und jedesmal rot wurde, wenn man sie anredete. Gleich bei ihrer ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Gemahle hatte sie von dessen spöttischem Witze zu leiden, so daß der König feinem Sohne gebieten mußte, zärtlich zu fein. Noch am Verlobungstage äußerte Friedrich: „Ich habe durchaus keinen Widerwillen gegen die Prinzessin; sie ist ein gutes Herz, ich gönne ihr alles Gute, aber lieben kann ich sie nicht." Später schrieb er: „Ich werde mich verheiraten, aber hernach nichts weiter als: „Madam, guten Tag und guten Weg! Madam kann thun, wozu sie Lust hat, ich thue, was mir gefällt." Für seine Willfährigkeit ernannte ihn der Vater zum Obersten eines Infanterie-Regiments, das in Ruppin lag, wo Friedrich nun seine Wohnung nahm. Dort entschädigte er sich für die Entbehrungen in Küstrin, und da er mit den kärglichen Mitteln, welche sein Vater ihm gewährte, nicht weit reichte, so mußte Seckendorf ihm immer wieder aus der Verlegenheit helfen. Hoffmeyer und Hering, Handbuch 3. Teil. n

18. Kurzgefaßte Geschichtsbilder für einfache Schulverhältnisse - S. 38

1879 - Leipzig : Siegismund & Volkening
38 Friedrich Ii., der Groe, 1740-1786. Vorkebe fr alles Franzsische eingeflt wurde. Im Fltenspiel unterrichtete ihn der Kapellmeister Quanz aus Dresden. Seine Erziehung war uerst streng, der Religionsunterricht wurde ihm verleidete seine militrische Ausbildung war sehr gewissenhaft. Friedrich beschftigte sich aber viel lieber mit dichterischen Werken von Franzosen und mit Musik. Daher war sein Vater nicht mit ihm zufrieden; zornig sagte er einst: Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Der Gegensatz mit dem Wesen des Vaters bildete sich immer mehr aus, die Spannung zwischen Vater und Sohn wuchs von Tag zu Tag. Da fate letzterer den Eni-schlu, nach England zu entfliehen. Schon war alles zur Flucht bereit, da wurde der Plan entdeckt. Des Vaters Zorn war unbeschreiblich; fast htte er den Prinzen mit seinem Degen durchbohrt, wenn ihm nicht der General von Mosel in die Arme gefallen wre mit den Worten: Sire, durchbohren Sie mich; aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Friedrich wurde nach der Festung Kstrin gebracht. Hier wurde einer seiner Mitverschworenen, der Lieutenant Katte, hingerichtet; der andere, Lieutenant Keith, war glcklich entkommen, und als der erzrnte Vater auch seinen Sohn zum Tode verurtheilen lassen wollte, da entblte der General schweig-Bevern. Der König schenkte ihm die Herrschaft Ruppin und das Schlo | Rheinsberg, wo er sich im Kreise von Gelehrten und Knstlern viel mit k Wissenschaft und Kunst beschftigte. Auch zeichnete sich sein Regiment in Ruppiti. 1 bei allen Musterungen zur Freude des Knigs aus. Seine frhere Hrte suchte I der König durch Schonung und Milde wieder gut zu machen, und er nannte den Kronprinzen nur seinen lieben Fritz". Auf dem Sterbebette sagte der König: Ich sterbe zufrieden, da ich einen fo wrdigen Sohn zum Nachfolger habe." 2. Der erste schlesische Krieg. Friedrich war 28 Jahre, als er den Thron bestieg. In demselben Jahre 1740, starb der deutsche Kaiser. Ihm folgte seine L Friedrich der Groe. Buddenbrock seine Brstt und sagte furchtlos: Wenn | Ew. Majestt Blut ver- ' langen, fo nehmen Stej meines; jenes bekommen Sie nicht, solange ich noch reden darf!" Lnger als-ein Jahr mute Friedrich; in strenger Gefangenschaft j zu Kstrin bleiben und 1 durfte zuletzt in der Kriegs- 5 und Domnenkammer da- f selbst arbeiten. Er war | jetzt aufs eifrigste bestrebt, ; sich die Zuneigung seines ; Vaters zu erwerben, und j es gelang ihm dies auch so vollstndig, da er sich mit dem Vater ausshnte. Bei der Vermhlung seiner " Schwester Wilhelmine ^ erschien er zum ersten Male, in Berlin. Dem Vater zu Gefallen beschftigte sich J Friedrich nun auch mehr;; mit militrischen Dingen und vermhlte sich aufj, dessen Wunsch mit derd Prinzessin Elisabeth Christine von Brau l

19. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 135

1890 - Leipzig : Reichardt
135 zu ihrem Könige, wogegen Rußland August Iii. von Sachsen einsetzte. Fr letzteren erklrt sich auch Kaiser Karl Vi., sr Stanislaus dagegen Frankreich und Spamen. Im Wiener Frieden mu Karl Lothringen an Stanis-laus (nach dessen Tode es an Frankreich sallen sollte, was 1766 eintrat; der Herzog von Lothringen erhlt als Entschdigung das Groherzogtum Toscana) abtreten, sowie Neapel und Sicilien an das spanische Knigshaus. 17131740 Friedrich Wilhelm I., König von Preuen.z Ein krftiger, echt deutscher Fürst. Er beginnt lerne Regierung mit Einschrnkung des Hosstaates. Sparsam, streng, von einfacher ^Biederkeit. Das Tabakskollegium. Ausnahme der vertriebenen Salzburger, die in Ostpreuen angesiedelt wurden. Sein Hauptaugenmerk war aus Verbesserung des Heeres gerichtet, wobei ihn Leopold von Dessau unter-sttzt'). Seine Teilnahme am nordischen Kriege s. o. Von sterreich hintergangen, sagte er, aus seinen Sohn Friedrich deutend: Da steht einer, der mich rchen wird! 17401786 Friedrich Ii. der Groe. m , Geboren d. 24. Januar 1712. Zwiespalt zwischen Vater und Sohn, weil letzterer Wissenschaften und Knste mit Vorliebe betreibt2). Harte Behandlung, sogar Schlge. Friedrichs Vertraute seine Schwester Wilhelm ine. Fluchtversuch aus einer Reise in Sd-Deutschland3). Die Lieutenants v, Katte in Berlin und v. Keith in Wesel Friedrichs Mitschuldige. Vom Könige in der ersten Wut beinahe erstochen, dann nach Kstrin gebracht, wo vor seinen Augen Katte hingerichtet wird (Keith war nach England entkommen). Nur durch dringende Frbitte wurde Friedrich gerettet. Seine Gesangenschast in Kstrin war ihm in mancher Beziehung frderlich ^). endlich Vershnung bei Gelegenheit von Wilhelminens Vermhlung mit dem Erbprinzen von Bayreuth. Nach des Vaters Wunsch heiratet er (1732) die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, hlt sich grtenteils m Rheinsberg auf, wo er einen Freundeskreis um sich versammelt und Musik und Wissenschaften treibt. Seine 1) Des Knigs blaue Kinder". Fr das Potsdamer Leibregiment werden lange Kerls" aus aller Herren Lnder geworben. Die Kunst des Schnellfeuerns. _ . , _ . 2) Heimlicher Unterricht im Fltenspiel beim berhmten Quanz aus Dresden. (Einst vom Könige berrascht: Fritz ist em Querpfeifer und Poet!) 3) In Steinfurth, zwischen Heidelberg und Heilbronn. (Wm nach England.^^ 7 Stunden auf der Kriegs- und Domnenkammer arbeiten.

20. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 188

1877 - Nordhausen : Haacke
— 188 - übernachtet, ^der Kronprinz aber in einer Scheune sein Quartier genommen In der Nacht wollte er sich eben auf ein Ross schwingen als ihn das wachsame königliche Gefolge daran hinderte. Der Zorn be§, Königs brach wie ein entfesselter Orkan los. Er ließ den „feigen Deserteur ohne Ehre" auf ein Rheinfchiff bringen und schlug .^em blutig. Zu Wesel zog er sogar in der Wuth über Friedrichs Antworten den Degen gegen ihn. Der General v Mosel aber warf sich zwischen beide und rief: „Majestät, durchbohren Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Friedrich wurde nun nach Küstrin in enge Haft gebracht und Katte vor feinem Fenster hingerichtet. Ein Kriegsgericht weigerte sich, über den Kronprinzen einen Spruch zu fällen, da fein Vergehen keine Fahnenflucht fe\ Der Major v. Buddenbrock entblößte feine Brust und rief: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines; das Ihres Sohnes bekommen Sie nicht, so lange ich reden darf!"' Nach und nach milderte sich der Unwille des Königs, besonders da ihm der Feldprediger Müller die besten Berichte über das Verhalten des Kronprinzen erstattete. Dieser musste als Arbeiter in die Kriegsund Domänenkammer eintreten und lernte so von unten aus alle Zweige der Verwaltung kennen. Nach einem schweren Jahre gestattete ihm der König am Hochzeitfeste feiner Lieblingsfchwester Wilhelm ine die Rückkehr nach Berlin. Er sank feinem Vater zu Füßen und wurde gütig aufgehoben. Auf den Wunsch feines Vaters vermählte sich Friedrich mit Elisabeth von Braunschweig-Bevern, einer Nichte de? Kaisers. Er hat die aufgebrungenc Gattin zwar stets geehrt aber nie geliebt. Sein Vater schenkte ihm das Schloss Rheins der g bei Ruppin, wo er im Kreise heiterer Freunbe ein genussreiches Leben führte. Er muficirte, versenkte sich in die Werfe der Dichter, versuchte sich selber als Schriftsteller, knüpfte mit berühmten Männern der Wissenschaft und Kunst Verbinbungen an und stubirte die Kriegswissenschaft. Immer mehr lernte der König den Werth seines Sohnes schätzen, und immer besser wurde das Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Auf dem Todtenbette liegenb, umarmte ihn der König mit Thränen und rief: „Mein Gott, ich sterbe zufrieben, ba ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse!" 3. Der erste schlesische Krieg 1740 — 42. Mit 28 Jahren bestieg Friedrich den Thron seines Vaters (1740). In demselben Jahre starb Kaiser Karl Vi., der durch die pragmatische Sanktion die östreichischen £anbe ungetheilt auf feine Tochter Maria Theresia vererben wollte. Der Kurfürst Karl Albert v. Bayern meinte aber, als Nachkomme von Ferbinanb's I. Tochter Anna nähere Ansprüche zu haben und rückte in Böhmen