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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 67

1893 - Dresden : Ehlermann
67 ich gewiß würde! Da trat ein christlicher Priester aus dem Dickicht des Waldes, der sprach: „Was sinnst Du, tapferer Herzog, welcher Weg des Heils der rechte sei?" — „Ich wünsche ein Zeichen, daß meine Seele zur Ruhe komme," antwortete Wittekind; „schaff' mir Wasser aus diesem Felsen, und ich will mich taufen lassen!" Da betete der Priester, und in demselben Augenblicke stampft wiehernd das Roß, und unter seinem Hufe springt aus dem felsigen Boden ein mächtiger Quell hervor. Wittekind steigt ab, trinkt von dem Wasser und gelobt ein Christ zu werden. Bald darauf sandte er ins Frankenlager, dem König Karl seinen Entschluß anzuzeigen. Der ließ ihn voll Freuden mit seinen Sachsen herbeikommen, ward selbst sein Pate, als die Taufe mit großer Pracht gefeiert wurde, und umarmte ihn als seinen Bruder. Lauter Jubel aber erscholl im Frankenheer, denn dieser eine Mann war ihnen mehr wert als zehn gewonnene Schlachten. König Karl hielt ihn, solange er lebte, hoch in Ehren und gab ihm ein neues Wappenschild, indem er das schwarze Roß ohne Zügel und Gebiß, das Wittekind bis dahin in seinem Schilde geführt hatte, in ein weißes verwandelte. Die weiße Farbe sollte ein Zeichen seines aufrichtigen Glaubens an Jesum Christum sein. Über den Quellborn zu Bergkirchen aber baute Wittekind eine Kirche, welche noch heutigen Tages steht. 4. Rolands Tod. Nach W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. 1. Ganelons Verrat. Nachdem der herrliche Karl einen Teil Spaniens sich unterworfen und zum Glauben an Gott und seine heiligen Apostel bekehrt hatte, zog er zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei maurische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dorthin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken, aber sie meinten es nicht ehrlich. Als nun Karl in Pampelona weilte, schickte er ihnen den Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen des Frankenreiches gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich tausen lassen oder ihm Tribut schicken sollten. Die Mauren übersandten darauf dem Kaiser dreißig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und ebensoviel auch sür die andern Kämpfer. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karls des Großen in ihre Gewalt liefern wollte. Darein willigte der böse Ganelon und empfing den Lohn. 5 *

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1. 1 = 5. Schulj. - S. 50

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
50 31. Da spricht der König mit mildem „Steh' auf, du Schwester mein! fton: Um diesen deinen lieben Sohn soll dir verziehen sein." 32. Frau Berta hebt sich freudenvoll: „Lieb Bruder mein, wohlan! Klein Roland dir vergelten soll, was du mir Gut's getan. 33. Soll werden feinem König gleich, ein hohes Heldenbild; soll führen die Färb' von manchem Reich in seinem Banner und Schild. 34. Soll greifen in manches Königs Tisch mit seiner freien Hand; soll bringen zu Heil und Ehre frisch sein seufzend Mutterland!" Uhland. 17. Rolands Tod. (Sage.) Nachdem der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien sich unter- worfen und zum Glauben an Gott bekehrt hatte, zog er sich zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl untertänig ge- worden und dienten ihm scheinbar in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte der Kaiser ihnen Ganelon zu, der zu den zwölf besten Man- nen Karls gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse, mit dem süßesten und reinsten Weine, und ebensoviel auch für die anderen Kämpfer, und lausend schöne Maurinnen. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karls in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann alles wohl miteinander verabredet hatten, kehrte Ganelon zu Kaiser Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte dem Könige, daß Marsilies Christ werden wollte und sich schon vorbereite, ins Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfahen, und daß er dann Spanien vom Könige Karl zu Lehen empfangen wolle. Karl schenkte den Worten Ganelons Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon gab ihm ferner den Rat, er solle seinem Neffen Roland und dem 27. Der König ruft mit einemmal: „Hilf Himmel! feh' ich recht? Ich hab' verspottet im offnen Saal mein eigenes Geschlecht! ,28. „Hilf Himmel, Schwester Berta, im grauen Pilgergewand! fbleich, Hilf Himmel! in meinem Prunksaal reich den Bettelstab in der Hand!" 29. Frau Berta fällt zu Füßen ihm, das bleiche Frauenbild. Da regt sich plötzlich der alte Grimm, er blickt sie an so wild. 30. Frau Berta senkt die Augen schnell, kein Wort zu reden sich traut; klein Roland hebt die Augen hell, den Ohm begrüßt er laut.

2. Das Mittelalter - S. 92

1884 - Mainz : Kirchheim
92 Karl d. Gr. in der Sage. Flore hat von seiner Mutter einen Ring erhallen, wer den hat, dem kann kein Leid geschehen, den will er nun Blanscheflur geben, damit sie leben bleibe. Sie aber wirft den Ring fort, denn sie will mit ihm sterben. Alle Fürsten und Herren sind gerührt von der Liebe der beiden und von ihrer Schönheit, sie weinen und bitten, indem sie ans ihre Kniee fallen, der Fürst von Babylon solle ihnen das Leben schenken. Endlich bezwingt er seinen Zorn, schenkt ihnen das Leben und läßt sich nun ihre Geschichte von ihnen erzählen. Dann werden große Feste gefeiert, und er will sie nicht in die Heimat zurücklassen. Da aber kamen Boten aus Hispanien, Flores Vater sei gestorben, er solle zurückkommen und König sein. Da ziehen sie von dannen und leben in Hispanien, bis sie 100 Jahre alt werden, dann sterben sie an einem Tage. Als sie aber 35 Jahre alt waren, verlieh ihnen der heilige Christ eine Tochter, die in der heiligen Taufe den Namen Bertha erhielt. Das war Karls des Großen Mutter. So erzählt die Sage. Lb. Rolands Tod. Nachdem der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien (S. 79) sich unterworfen und zum Glauben an Gott und feine heiligen Apostel bekehrt hatte, zog er zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage aus mit feinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals 2 sarazenische Könige, die Brüder Mar silies undbeligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte der Kaiser ihnen Ganelon zu, der zu den 12 besten Mannen Karls gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm 30 Rosse mit Gold und Silber und seinen Gewändern beladen, 40 Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und eben so viel auch für die andern Kämpfer, und taufend schöne Manrinnen. Dem Ganelon aber boten sie 20 Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karls in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zu König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte dem Könige, daß Marsilies Christ werden wolle und sich schon vorbereite, ins Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort

3. Das Mittelalter - S. 232

1877 - Leipzig : Brandstetter
232 und kam nach Pampelona und ruhete dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte ihnen der Kaiser den Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannenkarl's gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und eben so viel auch für die anderen Kämpfer, dazu tausend schöne Maurinnen. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karl's in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte der böse Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann Alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten und sagte auch dem Könige, daß Marsilies Christ werden wollte und sich schon vorbereitete, in's Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen. Karl schenkte den Worten Ganelon's Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon aber gab ihm ferner den Rath, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, da diese mit 20,000 Streitern im Thale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinüber gekommen sei. So geschah es. Aber einige aus dem Heere der Christen überließen sich zügellosem Leben und allerlei Ausschweifungen und dafür mußten sie bald den Tod erleiden. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marsilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den f)ügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelon's Rath zwei Tage und zwei Nächte lang verborgen gehalten hatten. Sie machten zwei Haufen, den einen von 20,000, den andern von 30,000 Kriegern, und als der größte Haufe noch zurück war, griff der kleinere Haufe die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach der dritten Stunde auch nicht ein Einziger von den 20,000 Mauren noch am Leben war. Aber unterdessen waren auch die Andern herangekommen und die ermatteten Franken mußten abermals gegen sie kämpfen. Da fielen sie vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch Pfeile und Wurfspieße. Manche wurden auch lebendig geschunden, andere verbrannt und an Bäumen aufgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück.

4. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 54

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
54 33. Soll werden seinem König gleich, ein hohes Heldenbild; soll führen die Färb' von manchem Reich rn seinem Banner und Schild. 34. Soll greifen in manches Königs Tisch mit seiner freien Hand; soll bringen zu Heil und Ehre frisch sein seufzend Mutterland!" Uhland. 19. Roland's Tod. (Sage.) Nachdem der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien sich unterworfen und zum Glauben an Gott bekehrt hatte, zog er sich zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren zwei sarazenische Könige, die Brü- der Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte der Kaiser ihnen Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen Karl's gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und ebenso viel auch für die andern Kämpfer, und tausend schöne Maurinnen. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karl's in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zu König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige'ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte dem Könige, daß Marsilies Christ werden wolle und sich schon vorbereite, in's Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu em- pfahen, und daß er dann Spanien vom Könige Karl zu Lehen em- pfangen wolle. Karl schenkte den Worten Ganelon's Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon gab ihm ferner den Rath, er sollte seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, daß diese mit zwanzigtausend Streitern im Thale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinübergekommen seien. So geschah es. Aber einige aus dem Heere überließen sich zügellosem Leben und allerlei Ausschweifungen, und dafür mußten sie bald den Tod erleiden. Während Karl mit Ganelon und Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren zwanzigtansend Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marsilies und Beligand mit fünszigtausend Kriegern von den Hügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelon's Rath zwei Tage und zwei Nächte lang verbor- gen gehalten hatten. Sie machten zwei Haufen, den einen von zwan- zigtausend, den andern von dreißigtausend Kriegern, und als der größere Haufe noch zurück war, griff der kleinere Haufe die Franken sofort

5. Das Mittelalter - S. 203

1852 - Leipzig : Brandstetter
203 rächen!" Der Leichnam wird eingesargt und zu (Arabe getragen; Kricmhilde folgt mit unendlichem Jammer und ringt bis zuin Tode. Noch ein Mal be- gehrt sie das schöne Haupt des Geliebten zu sehen und der köstliche Sarg, aus Gold und Silber geschmiedet, wird aufgebrochen. Da führt man sie herbei und mit ihrer weißen Hand hebt sie noch ein Mal das Heldenhaupt empor und drückt einen Kuß auf die bleichen Lippen. Rolands des Kühnen Tod*). i. Nachdem der herrliche Kaiser Karl sich Spanien unterworfen und zum Glauben an Gott und seine heiligen Apostel bekehrt hatte, zog er zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei saracenische Könige, die Brüder Mar- silies und Beligand. die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und An- hänglichkeit an ihn. Da schickte ihnen der Kaiser den Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen Karls gehörte, aber Untreue im Herzen trug und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und eben so viel auch für die anderen Kämpfer, dazu tausend schöne Maurinnen. Dem Gane- lon aber boten sie zwanzig Rosse mit Gold und Silber und seinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karls in ihre Hand liefern wollte. Darein wil- ligte der böse Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann Alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ga- nelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten und sagte auch dem Könige, daß Mar- silies Christ werden wollte und sich schon vorbereitete, in's Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen. Dann wolle er auch Spanien vom König Karl zu Lehen annehmen. — Karl schenkte den Worten Ganelons Glauben und schickte sich an, die-Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon aber gab ihm ferner den Rath, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, daß diese mit 20,000 Streitern im Thale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinüber gekommen sei. So geschah es. Aber Einige aus dem Heere der Christen überließen sich zügellosem Leben und allerlei Ausschweifungen und dafür mußten sie bald den Tod erleiden. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Mor- gens stiegen Marsilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den Hügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelons Rath zwei Tage und zwei Nachte lang verborgen gehalten hatten. Sie machten zwei Haufen, den einen von 20,000, den andern von 30,000 Kriegern und als der größte Haufen noch zuruck war, griff der kleinere Haufen die Franken sofort im Rücken an. Diese *) Nach Dr. Klopp.

6. Das Mittelalter - S. 234

1866 - Leipzig : Brandstetter
232 und kam nach Pampclona und ruhete dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten cs nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte ihnen der Kaiser den Ganelou zu, der zu den zwölf besten Mannen Karl's gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß. sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und eben so viel auch für die anderen Kämpfer, dazu tausend schöne Maurinnen. Dem Gauelon aber boten sie zwanzig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karl's in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte der böse Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann Alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die . maurischen Könige ihrem Oberherru darbrachten und sagte auch dem Könige, daß Marsilies Christ werden wollte und sich schon vorbereitete, in's Fraukenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfan- gen. Karl schenkte den Worten Ganelon's Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon aber gab ihm ferner den Rath, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, da diese mit 20,000 Streitern im Thale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinüber ge- kommen sei. So geschah es. Aber Einige aus dem Heere der Christen überließen sich zügellosem Leben und allerlei Ausschweifungen und dafür mußten sie bald den Tod erleiden. Wahrend Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der' christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marsilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den Hügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelon's Rath zwei Tage und zwei Nächte laug verborgen gehalten hatten. Sie machten zwei Hau- fen, den einen von 20,000, den andern von 30,000 Kriegern, und als der größte Haufe noch zurück war, griff der kleinere Haufe die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach der dritten Stunde auch nicht ein Einziger von den 20,000 Mauren noch am Leben war. Aber unterdessen waren auch die Andern herangekommen und die ermatteten Frauken mußten abermals gegen sie kämpfen. Da fielen sie vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch Pfeile und Wurfspieße. Manche wurden auch lebendig geschunden, andere verbrannt und an Bäumen aufgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück.

7. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 29

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 29 — taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse, mit Gold und Silber und seinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und lausend Sklavinnen. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse, mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karls in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zu König Karl zurück, gab ihm die Schätze, die die maurischen Könige ihrem Oberherren darbrachten, und sagte, daß Marsilies Christ werden wolle und sich schon vorbereite, ins Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen, und daß er dann Spanien vom Könige zu Lehen empfangen wollte. Karl schenkte den Worten Ganelons Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon gab ihm ferner den Rat, er folle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, daß diese mit zwanzigtausend Streitern im Thal Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinübergekommen sei. So geschah es. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Taufenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren zwanzigtausend Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marsilies und Beligand mit snnszigtausend Kriegern von den Hügeln und aus den Schlachten, wo sie sich auf Ganelons Rat zwei Tage und zwei Nächte lang verborgen gehalten hatten. Sie bildeten zwei Haufen, den einen von zwanzigtausend und den andern von dreißigtausend Kriegern; und als der größere Haufen noch zurück war, griff der kleinere die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach der dritten Stunde auch nicht ein einziger von den zwanzigtausend Mauren noch am Leben war. Aber unterdes waren auch die andern herangekommen, und die

8. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 180

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 180 — Spanien. Hier gründeten sie sich ein Reich. Gebt an, welches Land Karl der Große erobern wollte! Aus welchen Gründen wohl? (Um sein Herrschaftsgebiet zu vergrößern und um Mission zu treiben.) Sprecht über den Erfolg seines Kriegszuges! Zeigt den Ebro! Welchen Namen gab er dem eroberten Lande? Unter Mark versteht man ein Grenzland. Ostmark? Nordmark? Westmark? Welche Länder sind das heute? Zeigt sie! Erklärt den Ausdruck „Markgraf!" Erzählt von seinem Rückzüge! Zeigt den Weg desselben! (Anschreiben Pyrenäen.) Um sich gegen einen feindlichen Überfall zu sichern, ließ Karl Krieger jenseits des Gebirges zurück. Wer führte diese Heeresabteilung an? (Anschreiben.) Erzählt von dem Untergange dieser Heeresabteilung! Habt ihr noch etwas zu fragen? C. Übung: Erzählt von dem Zuge Karls nach Spanien! Ein Prägung. Besprechung des Bildes: „Lohmeyer, Karl der Große empfängt eine maurische Gesandtschaft". Zur Belebung. Der Lehrer liest vor. Rolands Tod. Als der herrliche Kaiser Karl Spanien unterworfen hatte, zog er zurück. In Pamplona ruhte er einige Tage aus mit seinem Heere. In Saragossa aber herrschten damals 2 sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand. Sie waren dem Kaiser Karl untertänig geworden und dienten ihm scheinbar gern. Aber ihre Treue und Unabhängigkeit war nicht ehrlich gemeint. Da schickte ihnen der Kaiser Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen Karls gehörte, aber auch Untreue im Herzen trug. Dieser mußte ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie übersandten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosfe mit dem füßesten und reinsten Weine und ebensoviel für seine zwölf Paladine. Dem Ganelon aber boten sie noch zwanzig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er Karls Krieger ihnen in die Hände liefern wolle. Ganelon willigte ein und empfing den Lohn Nachdem alles wohl verabredet war, kehrte der verräterische Ganelon zum Kaiser Karl zurück, gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte, daß Marsilies Christ werden wolle und sich schon zu der Reise ins Frankenland vorbereite, um da die Taufe zu empfangen und sich mit Spanien belehen zu lassen. Karl schenkte Ganelons Worten Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon aber gab Karl ferner den Rat, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver, den Nachtrab übergeben, daß diese mit 20 000 Streitern im Tale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinübergekommen sei. Und so geschah es. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20000 Kriegern treue Wacht. Aber eines Morgens früh stiegen Marsilies und Beligand mit 50 000 Kriegern von den Hügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelons Rat zwei Tage und zwei Nächte lang verborgen gehalten. Sie machten zwei Heerhaufen, den einen von 20 000 und den andern von 30000 Kriegern, und als der größere Haufe noch zurück war, griff der kleinere die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften fo wacker, daß nach drei Stunden auch nicht ein einziger von den 20000 Mauren am Leben war. Unterdessen war aber auch der andre Hause herangekommen, und die ermatteten Franken mußten aufs neue gegen

9. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 164

1878 - Danzig : Gruihn
164 Geschichte des Mittelalters. ihrer Geistlichkeit, und außer sich gekommen stöhnte Desiderius: „O, laß uns hinabsteigen und uns bergen in der Erde vor dem Angesichte dieses grimmigen Feindes!" Da erinnerte sich Ogger aus besseren Zeiten der herrlichen, unvergleichlichen Macht des Königs Karl und brach in die Worte aus: „Wenn du die eiserne Saat auf den Feldern wirst starren sehen, dann erwarte, daß Karl kommt". Kaum war dies ausgeredet, als sich im Westen ein Gewimmel wie eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Dann sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelme, in eisernen Schienen, mit einem eisernen Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der Linken hoch aufreckend. In der Rechten hielt er das stählerne Schwert. Der Schild war ganz aus Eisen, und auch sein Roß schien eisern. Alle, die ihm vorausgingen, zur Seite waren und nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet. Einen schnellen Blick darauf werfend, rief Ogger: „Hier hast du den, nach dem du so viel fragtest", und stürzte halb entseelt zu Boden. Kampf mit den Mauren in Spanien. Karl führte auch Krieg mit den Mauren in Spanien, und es gelang ihm, das Reich durch Eroberung der spanischen Mark bis an den Ebro hin zu erweitern. Der Nachtrab seines Heeres, von seinem Neffen, dem wegen feiner wunderbaren Stärke viel besungenen Roland, geführt, fiel in einem Hinterhalt. „Die Ronces-valfchlacht", eines der herrlichsten Gedichte des Mittelalters, schildert diesen Untergang. 97. Wotands Jod. (Heldensage.) Marsilies, Beligaud und Ganclon. Als der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien unterworfen hatte, zog er zurück. In Pamplona ruhte er einige Tage aus mit seinem Heere. In Saragossa aber herrschten damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligaud. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm sckembar gern. Aber ihre Treue und Anhänglichkeit war nicht ehrlich gemeint. Da schickte ihnen der Kaiser Ganelou zu, der zu den zwölf besten Mannen Karls gehörte, aber auch Untreue im Herzen trug. Dieser mußte ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie übersandten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und ebensoviel für seine zwölf Paladine. Dem Ganelou aber boten sie noch zwanzig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er Karls Krieger ihnen in die Hände liefern wolle. Gauelon willigte ein und empfing den Lohn. Ganelons Untreue. Nachdem alles wohl verabredet war, kehrte der verräterische Ganelou zum Kaiser Karl zurück, gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten und sagte, daß Marsilies Christ werden wolle und sich schon zu der Reife ins Frankeuland vorbereite, um da die Taufe zu empfangen und sich mit Spanien belehnen zu lassen. Karl schenkte Ganelons Worten Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelou aber gab Karl ferner den Rath, er solle seinem Neffen Rolanb und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, daß diese mit 20,000 Streitern im Thäte Roncesval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hiuübergekommen sei. Und so geschah es. Rolaud und Oliver auf der Wacht und im Kampf. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wackt. Aber eines Morgens früh stiegen Marsilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den Hügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelons Rath zwei Tage und zwei Nächte lang verborgen gehalten hatten. Sie machten zwei Heerhaufen, den einen von 20,000 und den andern von 30,000 Kriegern, und als der größere Haufe noch zurück war, griff der kleinere die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach drei Stunden auch nicht ein

10. Bd. 1 - S. 274

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
274 Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. geweihte Wohnung ein. O, wie ganz anders war es hier als bei der Opferfeier der Sachsen, wo das Blut von Pferden oder von Kriegs- gefangenen floß! Die Christen feierten gerade das heilige Weihnachtsfest. Weihrauchduft wallte empor, Loblieder erschollen, und vor dem Altar kniete der gefürchtete König Karl selbst mit allen seinen Großen, um aus der Hand des Priesters das Sakrament zu empfangen. Wittekind ward innig ergriffen von der Herrlichkeit dieses Gottesdienstes. Als nun nach Beendigung der heiligen Handlung König Karl heraustrat und sein Auge über die Reihe der Bettler streifen ließ, fiel ihm wohl die hohe Gestalt und der reckenhafte Gliederbau des fremden Mannes auf, aber er gab ihm, ohne zu fragen, ein Silberstück wie den andern und schritt vorüber. Wittekind kehrte ungehindert in seine Wildnis zurück, doch der Gedanke an jenen Tag verfolgte ihn unablässig. Als er einst im Berg- wald einem christlichen Priester begegnete, sprach er zu ihm: „Meine Seele verlangt nach einem sichern Zeichen, woran ich die Wahrheit erkennen kann. Schaffe mir Wasser aus diesem Fels, so will ich ein Christ werden!" Da hob der Priester betend seine Hände zum Himmel auf, und siehe, in demselben Augenblick stampfte des Herzogs Roß wiehernd den Boden, und aus dem zerstampften Stein sprudelte ein starker Quell hervor. Wittekind schöpfte knieend von dem Wasser, trank und gelobte, sich taufen zu lassen. Wenige Tage darauf sandte er ins Frankenlager und zeigte dem König Karl seinen Entschluß an. Der hieß den ehemaligen Feind freudig willkommen, bot sich selber zu seinem Paten an, und die Taufe ward unter großem Jubel des ganzen Heeres der Franken gefeiert; denn dieser eine Mann war ihnen mehr wert als zehn gewonnene Schlachten. König Karl hielt ihn zeitlebens hoch in Ehren; er übertrug ihm die erbliche Herzogswürde in Engern und Westfalen und verlieh ihm anstatt des schwarzen ungezäumten Rosses, das Wittekind bisher im Schilde geführt hatte, als Wappen ein weißes Roß zur Erinnerung an das Wunder seiner Bekehrung. Karl Simrock. 314. Klein Koland. 1. Frau Berta saß in der Felsenkluft, Sie klagt' ihr bittres Los; Klein Roland spielt in freier Luft, Des Klage mar nicht groß. 2. „0, König Karl, mein Bruder hehr, 0 daß ich floh von dir! Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr', Nun zürnst du schrecklich mir. 3. 0 Milon, mein Gemahl so süß, Die Flut verschlang mir dich. Die ich um Liebe alles ließ, Nun läßt die Liebe mich. 4. Klein Roland, du mein teures Kind, Nun Ehr' und Liebe mir! Klein Roland, komm herein geschwind! Mein Trost kommt all von dir!

11. Die Provinz Hannover - S. 257

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
257 Gestalt und dem gewaltigen Gliederbau Wittekinds. Wohl ahnend, wer es sei, ging er doch schweigend vorüber, und jeder empfing sein Almosen. Witte- kiud aber kehrte in tiefen Gedanken heim zu den Seinen; vor seiner Seele stand fortan bei Tag und bei Nacht das lächelnd winkende Jesuskind. Nicht lange nach dieser Zeit ritt Wittekind hin über die Berghöhe, auf welcher jetzt das Dorf Bergkirchen liegt, und erwog in sich, welcher Glaube der beste sei, der Gottesdienst seiner Väter oder die neue, siegreiche Lehre der Frau- ken. Und er sprach bei sich selbst: „Ist diese die rechte, möchte ich dann doch ein Zeichen haben, durch welches ich gewiß würde!" Da trat ein christlicher Prie- ster aus dem Gebüsch und sprach: „Was sinnst du, tapferer Herzog, welcher Weg des Heils der rechte sei?" — „Ich wünsche ein Zeichen, daß meine Seele zur Ruhe komme", antwortete Wittekind. „Schaff' mir Waffer aus diesem Fel- sen, und ich will mich taufen lassen." Da betete der Priester, und in demfel- den Augenblicke stampft wiehernd das Roß, und unter seinem Huse springt aus dem felsigen Boden ein mächtiger Quell hervor. Und Wittekind steigt ab und trinkt von dem Waffer und gelobt, ein Christ zu werden. Bald hernach sandte er ins Frankenlager, dem König Karl seinen Ent- schluß anzuzeigeu. Der ließ ihu voll Freuden mit seinen Sachsen herkommen, ward selbst sein Pate, als die Taufe in großer Pracht gefeiert wurde, und um- armte ihn als seinen Bruder. Lauter Jubel aber erscholl durch das Franken- Heer, denn dieser eine war ihnen mehr wert als zehn gewonnene Schlachten. König Karl hielt ihn, so lange er lebte, hoch in Ehren und gab ihm ein neues Wappenschild, indem er das schwarze Roß ohne Zügel und Gebiß, welches Witte- kind bis dahin in feinem Schilde geführt hatte, in ein weißes verwandelte, damit die weiße Farbe ein Zeichen seines aufrichtigen Glaubens an Jefum Christum sei. Über dem Quellborn zu Bergkirchen aber baute Wittekind eine Kirche, welche noch heutigen Tages steht. [21] O. Klopp und W. Nedecker. 96. Milte«« Eide. Eine Sage. Nordwestlich von Herford liegt ein unscheinbares kleines Dorf, welches gewiß das merkwürdigste Westfalens ist; es heißt Enger und war einst eine stolze Stadt, die den ganzen Gau der Angrivarier beherrschte, und in ihr stand auch die Königsburg Wittekinds. (König nennt ihn allgemein die Volkssage, obwohl Karl der Große ihm nach seiner Bekehrung nur ein erbliches Herzog- tum über Westfalen und Engern übertrug.) Die Stadt Enger hatte sieben Thore, sie dehnte sich gen Süden bis an den Elsterbusch aus; Wester-Enger aber war die Vorstadt, und hier hatte der König ein Vorwerk, dem auch noch der Name geblieben ist. Von dieser alten Stadt entdeckt man jetzt fast keine Spur mehr. Die Kirche und an ihrer Südseite, am Raine des etwas erhöht liegenden Fried- Hofs, der die Kirche umgiebt, ein kleines Mauerstück von Wittekinds Burg, sind alles, was aus des Herzogs Tagen übrig geblieben ist. Die Entstehung der Kirche und der Burg wird nach der mündlichen Überlieferung des Volkes so erzählt. 'Als Wittekind ein Christ geworden war und Frieden im Lande hatte, Meyer, Die Provinz Hannover. 17

12. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 28

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 28 — bergen in der Erde vor dem Angesichte dieses grimmigen Feindes!" Da erinnerte sich der Franke ans bessern Zeiten der herrlichen, uitücrgleichlichcn Macht des Königs Karl unu brach in die Worte ans: „Wenn dn eine eiserne Saat auf den Feldern wirst starren sehen, wenn der Po und der Tessin mit dunkeln, eisenschwarzen Wogen die Stadtmauern überschwemmen, dann erwarte, daß Karl kommt." Kaum war dies ausgeredet, als sich in Westen wie eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Dann sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der Linken hoch ausreckend. In der Rechten hielt er das stählerne Schwert, der Schild war ganz aus Eisen, und auch sein Roß schien eisern an Mut und Farbe. Alle, die ihm vorausgingen, zur Seite waren und ihm nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet. Einen schnellen Blick darauf werfend, rief der Franke: „Hier hast du den, nach dem du so viel gefragt hast," und stürzte halb entseelt zu Boden. 20. Rolands Tod. Nachdem der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien sich unterworfen und zum Glauben an Gott und feine heiligen Apostel bekehrt hatte, zog er zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage ans mit feinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl nnterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue nud Anhänglichkeit. Da schickte der Kaiser ihnen Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen Karls gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich

13. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 6

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
6 3. Die Karlssteine im Hohn. Umllüht von brauner Heide, oder beschattet von alten Eichen, oft auch um- diistert von dunkeln Föhrenwäldern oder von ödein Moor umgrenzt, treffen wir Denksteine der grauesten Vorzeit, welche Jahrtausenden trotzten. Westfalen und namentlich die Umgegend von Osnabrück ist reich an solchen Denkmalen. Es mochten einst die Altäre sein, wo die alten Germanen dem Wodan und Thor opferten; die Stätten, wo das Opferblut besiegter Feinde floß, wo die Priester und Alrnnen wahrsagten. Vielleicht fand mancher angesehene Priester, manche Wahrsagerin, mancher Heerführer und Siegesherzog an diesen Ehrenplätzen in schlichter Urne seine Ruhe. — Jetzt liegen diese Denksteine verlassen, erloschen ist das Gedächtnis der Thaten, deren Zuschauer sie einst waren, verklungen sind die Namen der Helden, welche vormals hier gefeiert wurden. Gedankenlos schreitet der Landmann an diesen stummen Zeugen der Vorzeit dahin. Doch treten ein- zelne ihm nahe und sind ihm werth im Gewände lieblicher Sage. So die Karls - steine am Hohn, eine Stunde von Osnabrück. In einer Waldschlncht, die der Piesberg und der Harsterberg bilden, liegen sie, 3 ungeheure Granitblöcke, wild und unbehauen, jeder auf 4 Steinunterlagen. Ihren Namen haben sie von Kaiser Karl dem Großen. Als Karl — so erzählt die Sage — eines Tages ans seinem Hoflager zu Osnabrück mit zahlreichem Jagdgefolge zu den Waldhöhen ausgeritten war, welche nördlich die Hase umgeben, traf er ans einer Berghöhe mit Wittekind zu- sammen, der gekommen war, gemeinschaftlich mit dem Kaiser zu jagen. Sie hielten ihre Rosse an und überschauten das Thal der Hase. Ernsten Antlitzes betrachtete der Sachsenherzog die mächtigen Wälder seines Landes, die umzäunten Gehöfte, welche in sächsischer Weise einzeln hier und da aus dem Schatten uralter Eichen hervorblickten. Wie lange noch sollte der Sachsen Art hier gelten? Mit froher Hoffnung sah der Frankenkaiser, wie hier und da die Wälder sich lichteten, sah in der Mitte des Thales stattliche Wohnungen, neu angefangene Bischofshöfe, Thürme und Mauern sich erheben und hoch empor des Domes Neubau ragen. Ob die Zeit noch ferne, wo das Christenthum die Sachsen mit den Franken zusammen- schmelzen würde? Da wandte er sich an Wittekind und bat ihn, das Christenthum anzunehmen. — Streng und düster verweigert der Sachsenfürst dieses Ansinnen, weist hin auf die Runensteine, auf die Opferaltäre, welche des Kaisers christliche Anlagen umstanden, und . preist seine Götter, die ihn und sein Volk behütet bis heute. —- „Laß Dich taufen!" bittetkarl, und seine Rechte ergreift diehand Witte kind's, sein Auge glüht, seine Rede preist die wundersame Herrlichkeit des Christen- thums. — „Nun wohl denn!" sagte Wittekind, „wenn Dein Glaube so mächtig, Deine Religion so voll Wunder ist, so zerschlage mit der Haselgerte, die Du in der Hand hältst, diesen großen Runenstein, damit ich glaube!"— Da drückte Karl dem Rosse, das vor dem großen Granitblocke scheute, die goldenen Sporen in die Weichen, hieb voll gläubigen Höffens ans den Stein und — zerborsten lag dieser vor Wittekind'« gesenktem Blicke. Bald darauf ließ der Sachsenherzog zu Belm, unweit Osnabrück, sich taufen.

14. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 34

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
34 Ii- Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. spät oder änderten Widukinds Befehle willkürlich ab. Das ganze Volk mußte vertilgt werden, wenn der Krieg fortdauerte. Da fügte er sich dem Stärkeren und suchte Ruhe im Glauben an den Erlöser und Frieden in einsamer Zurückgezogenheit. Mit dem Jahre 785 verschwindet Wittekind aus der Geschichte. Über seine Bekehrung erzählt die Sage: An einem heißen Sommertage ritt Herzog Widukind über die Berghöhe des Wesergebirges bei Lübbecke, auf der jetzt das Dorf Bergkirchen liegt. Er erwog bei sich, welcher Glaube wohl der wahre sei, der Glaube seiner Väter oder der Christenglaube der Franken. Und er sprach bei sich selbst: „Ist dieser der rechte, so möchte ich gern ein Zeichen dafür haben." Es war aber gerade sehr heiß, und da er in den Bergen kein Wasser fand, so dürstete ihn und sein Roß. Und siehe, in demselben Augenblicke fing das Tier an, gewaltig mit dem Hufe zu scharren, und sogleich sprang ein Quell bort hellem, klarem Wasser hervor. Da trank der König von dem Wasser und gelobte, Christ zu werden. Karl wußte wohl, was die Unterwerfung Widukinds für die Eroberung des Sachsenlandes bedeutete. Er bewies ihm Achtung und Großmut, knüpfte versöhnliche Unterhandlungen mit ihm an und lud ihn zu sich ins Frankenland ein. Zu Attianv an der Aisne erschienen Widukind und Albion mit vielen vornehmen Sachsen, und Karl hob seinen langjährigen Gegner aus der Taufe und ehrte ihn durch reiche Geschenke. Die Sage berichtet darüber: Als Wittekind einst an den Usern der Elbe in der Nähe des fränkischen Heeres umherstreifte, ivard er von Sehnsucht ergriffen, einmal den Gottesdienst der Christen zu schauen. Das Weihnachtsfest nahte heran; da hüllte sich Wittekind in Bettlerkleider und schlich sich beim ersten Morgenrot ins fränkische Lager. Unerkannt schritt er durch die Reihen der Krieger, die sich zum Gottesdienste anschickten; dann betrat er die Kirche. Da wurden nicht Pferde und Rinder geopfert, wie bei den Heiden, sondern andächtig kniete Karl mit allen seinen Großen vor dem Altare, um das Abendmahl des Herrn zu empfangen. Weihrauchduft wallte empor; die Gesänge der Priester verherrlichten die geweihte Nacht, in welcher die Herrlichkeit des Heilandes sich den Menschen offenbarte. Da wurde Wittekind tief ergriffen von dem Gottesdienste der Christen; seine Augen füllten sich mit Tränen, stumm faltete er die Hände. Es war ihm, als wenn das Christkind lein auf dem Arme der Jungfrau Maria ihm winke und spräche: „Komm' her zu mir!" Und er mochte nicht länger widerstehen. Als König Karl bald darauf zu Attigny Hof hielt und am Osterfeste in die Kirche ging, da fand er unter den Bettlern vor der Tür des Gotteshauses zwei starke, gewaltige Männer, denen er aber doch auch einen Silberpfennig reichen wollte. Da griff der eine nicht nach der Gabe, sondern nach der Hand des Gebers, fiel ihm zu Füßen und bat ihn um eine größere Gunst. Der andere tat auch also; sie baten aber um die Taufe von Priesters Hand, daß Karl sie ihnen möchte angedeihen lassen und selber Pate sein bei ihrer Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen. Da erkannte Karl, daß die beiden Bettler Wittekind und Albion waren, die Sachsenfürsten, die ihm so viel Leids zugefügt hatten. Aber er verzieh ihnen alles, ging mit ihnen in die Kirche, hörte ihr Bekenntnis und sah mit herzlicher Rührung und Gebet, wie sie getauft wurden von dem Bischof. Darauf zogen die Fürsten in ihr Land zurück und wurden König Karls Bundesgenossen. h. Ende der Sachsenkriege. Wittekind blieb dem Christentum unverbrüchlich treu und wurde ein ebenso großer Förderer desselben, als er früher sein grimmigster Feind gewesen war. Und seine Taufe war von großem Einfluß auf die Sachsen. Diese kannten seinen Eisenkopf, seinen Überzeugungseifer, mit dem er an den alten Göttern

15. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 6

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
6 A. Die Kñvlssteine im Hohn. Umblüht von brauner Heide, oder beschattet von alten Eichen, oft auch um- düstert von dunkeln Föhrenwäldern oder von ödem Moor umgrenzt, treffen wir Denksteine der grauesten Vorzeit, welche Jahrtausenden trotzten. Westfalen und namentlich die Umgegend von Osnabrück ist reich an solchen Denkmalen. Es mochten einst die Altäre sein, wo die alten Germanen dem Wodan und Thor opferten; die Stätten, wo das Opferblut besiegter Feinde floß, wo die Priester und Alrunen wahrsagten. Vielleicht fand mancher angesehene Priester, manche Wahrsagerin, mancher Heerführer und Siegesherzog an diesen Ehrenplätzen in schlichter Urne seine Ruhe. — Jetzt liegen diese Denksteine verlassen, erloschen ist das Gedächtnis der Thaten, deren Zuschauer sie einst waren, verklungen sind die Namen der Helden, welche vormals hier gefeiert wurden. Gedankenlos schreitet der Landmann an diesen stummen Zeugen der Vorzeit dahin. Doch treten ein- zelne ihm nahe und sind ihm werth im Gewände lieblicher Sage. So die Karls - steine am Hohn, eine Stunde von Osnabrück. In einer Waldschlucht, die der Piesberg und der Harsterberg bilden, liegen sie, 3 ungeheure Granitblöcke, wild und unbehauen, jeder auf 4 Steinunterlagen. Ihren Namen haben sie von Kaiser Karl dem Großen. Als Karl — so erzählt die Sage — eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit zahlreichem Jagdgefolge zu den Waldhöhen ausgeritten wax, welche nördlich die Hase umgeben, traf er auf einer Berghöhe mit Wittekind zu- sammen, der gekommen war, gemeinschaftlich mit dem Kaiser zu jagen. Sie hielten ihre Rosse an und überschauten das Thal der Hase. Ernsten Antlitzes betrachtete der Sachsenherzog die mächtigen Wälder seines Landes, die umzäunten Gehöfte, welche in sächsischer Weise einzeln hier und da aus dem Schatten uralter Eichen hervorblickten. Wie lange noch sollte der Sachsen Art hier gelten? Mit froher Hoffnung sah der Frankenkaiser, wie hier und da die Wälder sich lichteten, sah in der Mitte des Thales stattliche Wohnungen, neu angefangenebischofshöfe, Thürme und Mauern sich erheben und hoch empor des Domes Neubau ragen. Ob die Zeit noch ferne, wo das Christenthum die Sachsen mit den Franken zusammen- schmelzen würde? Da wandte ersich anwittekind und bat ihn, das Christenthum anzunehmen. — Streng und düster verweigert der Sachsenfürst dieses Ansinnen, weist hin auf die Runensteine, auf die Opferaltäre, welche des Kaisers christliche Anlagen umstanden, und preist seine Götter, die ihn und sein Volk behütet bis heute. — „Laß Dich taufen!" bittet Karl, und seine Rechte ergreift die Hand Witte- kind's, sein Auge glüht, seine Rede preist die wundersame Herrlichkeit des Christen- thums. — „Nun wohl denn!" sagte Wittekind, „wenn Dein Glaube so mächtig, Deine Religion so voll Wunder ist, so zerschlage mit der Haselgerte, die Du in der Hand hältst, diesen großen Runenstein, damit ich glaube!" — Da drückte Karl dem Rosse, das vor dem großen Granitblocke scheute, die goldenen Sporen in die Weichen, hieb voll gläubigen Höffens auf den Stein und — zerborsten lag dieser vor Wittekind's gesenktem Blicke. Bald darauf ließ der Sachsenherzog zu Belm, unweit Osnabrück, sich taufen. »

16. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 173

1862 - Hannover : Meyer
173 auf dem Süntel nicht weit von der Stadt Münder wird das Dach- telfeld genannt; sie soll den Namen daher haben, daß dort die Sachsen den Franken Dachteln, d. i. Ohrfeigen gegeben haben. Nun aber ward Karl ingrimmig; auch mochte er wohl meinen, nur ein furchtbares Strafgericht könne die Sachsen einschüchtern. Er verheerte ihr Land ohne Schonung und zwang sie zur Auslie- ferung derjenigen, welche seine entschiedensten Widersacher waren. Diese, 4500 an der Zahl, ließ Karl bei Verden hinrichten. Das hatten diejenigen schwerlich erwartet, welche sie ihm ausgeliefert hatten. Aufs höchste erbittert standen sie jetzt aufs neue auf und lieferten Karl im Jahre 783 zwei blutige Schlachten, die erste bei Detmold, die zweite im Osnabrückschen an der Hase; in der letzten wurden sie aber besiegt, und damit waren die Westfalen unterwor- fen. Im folgenden Jahre machte Karl einen Verheerungszug gegen die Ostfalen und im darauf folgenden gegen die Engern. Da baten die Sachsen um Frieden. Sie gelobten ernstliche Unterwerfung und ließen sich von nun an Predigt, Taufe und Kirchenbau mehr gefallen, so daß selbst Wittekind sich taufen ließ; das war im Jahre 785. Seine Bekehrung erzählt die Sage auf folgende Art. Wittckind schlich sich, um seinen Gegner Karl doch einmal in der Nähe zu sehen, m Vettlertracht ins königliche Lager. Dort ging er in die Kirche des Lagers; da sah er den mächtigen König im Gebete aus seinen Knieen liegen. Als Karl aus der Kirche kam, drängte sich Wittekind unter den Haufen Bettler, die vor der Kirche standen und die Hand dem Könige entgegenstreckten, um eine Gabe zu empfan- gen. Auch Wittekind streckte seine Hand aus; aber der Blick seines Auges, seine stolze Haltung und ein gekrümmter Finger an der ausgestreckten Hand machten den König aufmerksam. Du bist nicht der, der du scheinen willst, sprach Karl zu ihm. Ich bin ein Fürst, wie du; ich bin der Herzog der Sachsen, antwortete unerschrocken Wittekind. Da nahm ihn der König mit sich und unterredete sich lange mit ihm über das Christenthum und die Gebräuche, welche Wiüekind in der Kirche gesehen hatte, und dieser erklärte sich bereit, die Taufe zu empfangen. Man sagt, vor seiner Taufe habe &r ein schwarzes Roß in seinem Wappen geführt und nach der Taufe dasselbe in ein weißes verwandelt. Daher soll in dem hannover- schen und dem braunschweigischen Landeswappen das weiße Roß kommen. 3. Freilich trat auch jetzt noch nicht volle Ruhe ein. Die Westfalen und Engern zügelte Karl durch fränkische Besatzungen; die Ostfalen aber griffen abermals zum Schwert, als Karl ihnen die Verpflichtung auflegte, ihm zu einem Kriege gegen die Avaren jen- seit der Donau zu folgen. Da versetzte Karl die streitbaren Männer aus der Gegend von Lüneburg und später auch die aus der Ge- gend der Niederweser und von der Elbmündung in fränkische Land- schaften und brachte in die menschenleeren Gegenden wiederum Franken und Wenden als Anbauer. Dann versprach er den Sachsen, ihnen ihre alten Gesetze zu lassen und sie ganz seinen Franken als

17. Das Königreich Hannover - S. 132

1852 - Hannover : Pockwitz
132 von der Pflugschaar des fleißigen Landmanns im Osnabrück: schen geebnet sind, haben sich die gewaltigen Steinblocke un- verrückt erhalten; fern von den Wohnungen der Menschen liegen sie auf öder Stätte, still sinnend sieht man nur zuwei- len einen Schäfer in seinem weißen Heikenmantel, umweidet von seiner Heerde, auf den riesigen Felssteinen sitzen, oder einen Jäger seinen Weg zu den Denkmalen der altdeutschen Vorwelt nehmen. Verklungen sind die Erinnerungen an die Helden, vergessen der Name der Gefeierten, deren Andenken unter den Granitblocken schlummert. Nur hier und wieder hat das Christenthum seine Legende an diesen Monumenten des Sachsenthums ranken lassen. So erzählt die Sage von den Steinen im Hohn: Als Karl eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit zahlreichem Jagdgefolge zu den Waldhb'hen ritt, welche nördlich die Hase umgeben, begegnete er Wittekind und die beiden Heerführer, welche damals um das Geschick der nach- folgenden Zeit kämpften, ritten lange mit einander; der eine freuete sich des noch immer grünenden Eichwaldes, der andre sah mit Stolz auf die Stellen, wo er sich bereits erhellte und Klöster und Kirchen in die gebrochenen Lichtungen aufnahm. Karl wendete sich an Wittekind und bat ihn, das Christen- thum anzunehmen. Aber der Sachsenfürst deutete auf die Runensteine und Opferaltäre, welche die christlichen Anlagen umzogen und pries seine Götter. Und im Gespräch über ih- ren Glauben ritten die beiden Fürsten über die Waldeshöhe von Harste und kamen in die Waldschlucht vom Hohn. Dort, bei dem großen Hünenringe trennte sich ihr Weg. Karl bat noch einmal und berief sich auf die hohe Wunderkraft seines Glaubens. Nun wohl denn! sagte Wittekind; wenn Dein Glaube so mächtig, Deine Religion so voll Wunder ist, ei, so schlage mit der Haselgerte, die Du in der Hand führst, diesen groß- ßen Runenstein durch, damit ich glaube! Karl besann sich nicht; er drückte dem Rosse, dem vor dem gewaltigen Granitblocke scheuete, die goldenen Sporen in die Weichen und hieb voll gläubiger Hoffnung mit der Gerte auf den Stein. Siehe! der Stein siel auseinander! Der Glaube hatte Wunder gethan und bald darauf ließ sich der Sachsenherzog zu Belm, unweit Osnabrück, taufen.

18. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 122

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 122 — Schlachtfeldes mit ihrem Blute. Der Widerstand des tapfern Volkes war nun gebrochen. Es gelobte aufs neue Unterwerfung und Treue. 6. Widukinds Bekehrung. So viel Unglück im Kriege erschütterte endlich auch Widukinds Glauben an die Allmacht der Sachsengötter. Mit dieser Erkenntnis aber ging Hand in Hand der Glaube an die Kraft des Christengottes und die siegreiche Allmacht des Christentums. Da beschloß auch er, ein Christ zu werden. Die Sage erzählt darüber: König Karl hielt zum erstenmal sein Winterlager im Sachsenlande, um dort das heilige Weihnachtsfest zu feiern. Sein prächtiges Zelt wurde deshalb zum hochragenden Tempel gewölbt und mit reichen Schätzen geschmückt. Hier wurde am Weihnachtsfeste der Frühgottesdienst gehalten. Noch liegt tiefes Dunkel auf der Erde, als Widukind durch das Lager nach dem Gotteshause schleicht. Da steht er plötzlich am Eingang desselben. Melodien, tote Engelstimmen vom Himmel hernieder, tönen an sein Ohr; sie kommen aus dem Innern des Tempels. Die Pforte desselben ist weit geöffnet; eine blendende Lichtfülle strahlt ihm entgegen. Tapfere Krieger, in hundert Schlachten erprobt, knien am Boden, statt des Schwertes das Kreuz in der Hand. Auf den Stufen des Hochaltars aber kniet König Karl, nicht wie ein Krieger zum Kampfe gerüstet, sondern wie ein Priester gekleidet in weißes Gewand, Hände und Antlitz andächtig erhoben. Auf feinem Haupte nur trägt er die Krone. Um ihn herum, in derselben Kleidung, knien seine tapfern Feldherren, mit Grafenkronen geziert. Und dazu dieser blendende Lichtglanz, die andächtige Stille der knienden Menge, und von oben hernieder der weiche Gesang — da schmilzt dem Sachsenhelden die Härte des Gemüts, da beugt auch er sein Knie vor der Hoheit des Christengottes, ihm anbetend zu huldigen. Und als er nun sieht, wie Kinder in hellen Gewändern dem Kaiser auf kostbarer Schale das heilige Abendmahl reichen, wie auch alle andern herzudrängen, sich im heiligen Mahle mit Gott zu versöhnen, da fühlt er sich überwältigt. Betäubt faltet er die Hände wie zum Gebet; die Augen werden ihm feucht; hin eilt er zum Hochaltar, kniet vor König Karl zur Erde und spricht: „Gib auch mir die Taufe, daß ich ein Christ werde wie du!"*) Zu Attigny im nördlichen Frankreich ließ er sich taufen. König Karl selbst war fein Pate. Ihm nach folgten viele tausend sächsische Edle, ließen sich taufen und huldigten dem Frankenkönige. Das geschah im Jahre 785. 7. Des Krieges Ende. Mit der Taufe Widukinds war der Sachsen-krieg noch nicht zu Ende, obgleich die Kraft des Sachsenvolkes gebrochen war. In einzelnen Gegenden des Sachsenlandes brachen von Zeit zu Zeit immer wieder Aufstände aus, zu einer gemeinsamen Erhebung aber kam es nicht wieder. Es genügte, daß Karl mehrere Züge durch das Land unternahm, um *) Nach dem Gedicht „Wittekind" von A. v. Platen.

19. Geschichtsbilder - S. 87

1903 - Berlin : Süsserott
1 ^7-------——* — 87 — hervor und begannen neue Feindseligkeiten. Unter Führung des Wittekind, Herzogs der Westfalen, zerstörten sie die neuerbauten Kirchen und Burgen und töteten die fränkischen Priester und Krieger. Karl eilte zurück, schlug erst die Westfalen, dann die Ostfalen und zwang sie zur Entrichtung des „Zehnten" und Annahme der Taufe. Nach dem Abzug Karls empörten sich die Sachsen aufs neue und stritten hartnäckig für den Glauben und die Freiheit der Väter. Vier Feldzüge mußte Karl tief ins Sachsenland unternehmen und blutige Strenge walten lassen. Zu Verden an der Aller ließ er an einem Tage 4500 Gefangene enthaupten, weil die Sachsen ein fränkisches Heer am Süntel treulos niedergemacht hatten. Um so heller loderte die Flamme des Aufruhrs empor. Wittekind war zu den Dänen geflohen, kehrte aber jetzt zurück. Alle sächsischen Stämme erhoben sich wie ein Mann. In zwei großen Feldschlachten bei Detmold und bei Osnabrück wurde jedoch die Widerstandskraft des freiheitliebenden Volkes gebrochen. Über dreißig Jahre hatte mit geringen Unterbrechungen der Kampf gewährt. Wittekind ließ sich taufen. Karl war selbst sein Pate. Hinfort führte Wittekind in seinem Wappen statt des schwarzen Rosses ein weißes. Die meisten Lachsen folgten dem Beispiele ihres Führers. Durch Errichtung von Bistümern suchte Karl das Christentum zu befestigen. 4. Der Krieg gegen die Longobarden. — Gleich nach dem ersten Sachsenfeldzug geriet Karl in Krieg mit Desiderius, König der Longobarden. Dieser hatte dem Papste das Stück Land entrissen, welches Pippin ihm geschenkt hatte. Als Schirmherr des Papstes zog Karl mit einem starken Heere über die Alpen. Ein longobardischer Spielmann erbot sieb, ihm einen wenig bekannten, sichern Weg über das Gebirge zuzeigen. Karl nahm das Anerbieten an und erreichte schnell die Ebene. „Was soll dein Lohn sein"? fragte er den Spielmann. Dieser antwortete: „Ich will auf einen Berg steigen und stark in mein Horn blasen; soweit der Sehall in das Land hineintönt, soll das Land mit allen Männern und Weibern, die daraus wohnen, mir zum Lohne gegeben werden." Karl sprach: „Es geschehe, wie du gesagt hast." Der Spielmauu stieg auf den Berg und stieß mit voller Kraft ins Horn. Alsdann stieg er herab, ging durch die Dörfer und Felder und fragte jeden, wen er fand: „Hast du mein Horn blasen hören?" Und wer nun antwortete: „Ja, ich hab's gehört" dem versetzte der Spielmann einen Streich auf die Wange mit den Worten: „Du bist mein eigen". Desiderius sah von einem Turme das mächtige Heer kommen und verkroch sich beim Anblicke Karls. Dieser nahm ihn gefangen und sperrte ihn in ein Kloster. Dann setzte er sich die eiserne Krone der Longobarden aufs Haupt und machte so dem Longobardeureiche ein Ende. 774. In der longobardischen Königskrone befand sich ein eiserner Reis, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein soll, daher der Nanie „eiserne" Krone. Sonst war sie prächtig aus Gold gefertigt und mit Edelsteinen geschmückt. 5. Zug gegen die Araber in Spanien. — Auf dem Reichstage zu Paderboru 777 wurde Karl durch eine Gesandtschaft maurischer Fürsten um Hülfe gegen den Kalifen von Kordova angerufen. Karl versprach zu kommen. Im nächsten Jahre brach er mit einem großen Heere auf und eroberte das Land zwischen den Pyrenäen und dem Ebro. So gewann er die „spanische Mark" als Grenzprovinz des Frankenreiches. Auf dem Rückzüge verlor er einen Teil seines Heeres in einem Engpaß der Pyrenäen. Unter den Gefallenen befand sich auch der Markgraf Roland, von dem die Sage zu berichten weiß. 6. Krieg gegeu die Bayern. — Der stolze Herzog Tassilo von Bayern, ein Schwiegersohn des entthronten Longobardenkönigs, hatte sein Land von den Franken zu

20. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 18

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
— 18 — von neuem und schwuren in ihrem heil. Walde ihrem Gotte Wodan: „Heiliger und großer Wodan, hilf uns und unserm Führer Witte-iinfe gegen den Kaiser Karl. Wir geben dir einen Auerochsen, zwei Schafe und den Raub. Wir schlachten dir alle Gefangenen auf deinem heiligen Berge." Da hielt Karl ein strenges Gericht über die Sachsen, ließ die Anstister der Empörung hinrichten und zog mit seinem Heere durch das ganze Land. Nun unterwarfen sie sich und nahmen den christlichen Glauben an; von allen Seiten kehrten die vertriebenen ■ Priester zurück, selbst der Ansührer Wittekind erschien' vor dem Kaiser, ließ sich taufen und war von Nun an ein eifriger Beförderer des Christenthums. Karl ließ den Sachsen ihre Gesetze und Freiheiten, stellte Grasen aus ihrem Stamme zur Regierung des Landes ah und legte ihnen keine Abgaben auf, als den Zehnten an die Glaubensboten und Priester. Er errichtete mehrere Klöster und Bischofssitze, z. B, in Paderborn, Münster, Minden, Halberstadt. Wittekinds Bekehrung. Lange Jahre hatte der Herzog Wittekind die Sachsen gegen Karl den Großen geführt, muthig hatte er gekämpft, aber immer wurde er von der Macht der Franken besiegt. Da sehnte er sich zuletzt nach Frieden und wünschte den gewaltigen Kaiser Karl einmal in seiner Pracht zu sehen. Er zog Bettlerkleider • an und schlich unerkannt in das Lager der Franken. Es war Weinachten und der Kaiser hatte fein Zelt zu einer Kirche umschaffen lassen. Wittekind trat als Bettler in die Kirche. Er staunte über die Pracht, die er sah, un-» staunte noch mehr über die tapferen Streiter, die rings um ihn her auf den Knien lagen. Vor dem Hochaltar kniete andächtig der Kaiser und um ihn her die Grasen und Edlen des Reiches. Hier sah Wittekind statt der Schwerter das Kreuz, und statt der /wilden Kriegskieder vernahm er fromme Festgesänge: und nicht Pferde und Rinder wurde hier dargebracht, sondern Brod und Wein opferte der Priester aus dem Altare. Und nach der Wandlung erhob sich der Kaiser, trat zum Altar und empfing aus der Hand des Priesters das allerheiligste Sakrament. Wittekind sah es und erblickte in der heiligen Hostie das Jesuskindlein. Das schaute ihn lächelnd an und winkte ihm, als wollte es sagen: „Komm zu mir,, ich will dich glücklich machen." Da steht der Heide betäubt, er faltet fromm die Hände, feine Augen füllen sich mit Thränen. Und hin eilt er zum Altare, fällt auf die Kniee und bittet den Kaiser und den Priester um die heil. Taufe. Seine Bitte wurde ihm gewährt, und der Kaiser selbst war fein Pathe. 5. Karlimkampfemitdensaracenen. Im Jahre 777 weilte Karl in dem von ihm gegründeten Bischofssitze Paderborn, wo er eine königliche Burg erbaut hatte. Er saß in einem weiten