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1. Geschichte für sächsische Schulen - S. 164

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Lt — 164 — sein Werk fortsetzen. Großes haben seine Luftkreuzer im Weltkriege geleistet. Nach dem Kriege konnte die Luftschiffahrt in den Dienst des öffentlichen Ver-kehrs gestellt werden, Fahrgäste, Gepäck und Post befördern. Am 24. August 1919 stieg das Lustschiff Bodensee, das erste, das diesem friedlichen Zwecke diente, in Friedrichshafen auf. 20 Fahrgäste hatten in schmucken Kabinen Platz genommen und betrachteten durch die' Zelluloidfenster die im Sonnenschein unter ihnen liegende Landschaft. Während der Fahrt reichten Kellner warme Speisen und Getränke. Vier Aiotoren von 260 Pferde-träften brachten das 120 m lange Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 130 bei Rückenwind sogar 200 km, in sechs Stunden nach Berlin, wo es in der großen Luftschiffhalle glücklich geborgen wurde. Wenige ^ahre vor dem Kriege lernten die Meufcheu auch auf fogenannten Tauben und Zweideckern fliegen. Ein eingebauter Motor treibt auch hier einen Propeller, der ähnlich wie eine Schiffsschraube das Fahrzeug mit großer Schuellig-feit fortbewegt. Zunächst war das Fliegen nur ein gefährlicher Sport kühner junger Leute, die ihr Leben aufs Spiel setzten. Der Krieg hat aber die Flugmaschine zu solcher Vollendung und Sicherheit gebracht, daß sich ihr jetzt Reisende getrost anvertrauen können. Die Flugmaschine übertrifft das Luftschiff an Schnelligkeit, dies aber kann größere Lasten befördern und bietet den Fahrgästen größere Bequemlichkeit und Sicherheit. 8. Wirtschaftlicher Aufschwung. Die deutsche Industrie und der deutsche Handel hatten bis zum Weltkriege einen ungeahnten Aufschwung genommen. Die Fortschritte der Naturwissenschaften und Technik, die Tüchtigkeit und der Wagemut der Unternehmer und die Geschicklichkeit und der Fleiß der Arbeiter haben in gleicher Weise dazu beigetragen. In allen Erdteilen setzte der Kaufmann seine Waren ab, und nur der englische Welthandel war noch bedeutender als der deutsche. Auch unsere Handelsflotte stand nur der englischen an Größe nach, an Schnelligkeit und Sicherheit der Schiffe und an Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit der Besatzung kam sie dieser mindestens gleich. Infolge dieses wirtschaftlichen Aufschwunges war der Wohlstand der Bevölkerung gewachsen, ctb;r auch die Bedürfnisse hatten zugenommen, und die Preise der Waren wß.en gestieger. Die Industrie hatte eine Menge Menschen in die Städte gezogen und das Land entvölkert. 1871 wohnte etwa y3 der Bevölkerung des Deutschen Reiches in Städten, jetzt lebt dort über die Hälfte. 1871 gab es in Deutschland nur 3 Statte mit mehr als 100000 Einwohnern, jetzt 50. Um jo vielen Menschen das Beieinanderwohnen zu ermöglichen und ihre Gesundheit zu schützen, haben die schnell wachsenden Städte große und kostspielige Ausgaben zu lösen. Ein Netz von Kanälen führt die Abwässer fort, Wasserleitungen bringen gesundes Trinkwasser bis in die Wohnungen. Gasanstalten und Elektrizitätswerke sorgen für Beleuchtung. Schlachthäuser, Badeanstalten, Krankenhäuser, Parkanlagen sind unentbehrlich. Eine der wichtigsten aber auch schwersten Aufgaben ist es, gesunde, angenehme und nicht zu teure Wohnungen zu schaffen. Die Landwirtschaft aber muß den Mangel an Arbeitskräften durch allerlei Maschinen ersetzen und auch den Dampf in ihren Dienst nehmen.

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1. Realienbuch - S. 150

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 15ö 9. Cgirticbaftlicber Huftchwung. Die deutsche Industrie und der deutsche Handel haben während der Regierungszeit Kaiser' Wilhelms einen ungeahnten Aufschwung genommen. Die Fortschritte der Naturwissenschaft und Technik, die Tüchtigkeit und der Wagemut der Unternehmer und die Geschicklichkeit und der Fleiß der Arbeiter haben in gleicher Weise dazu beigetragen. In allen Erdteilen setzt der Kaufmann seine Waren ab, und nur der englische Welthandel ist heute noch bedeutender als der deutsche. Auch unsre Handelsflotte steht nur der englischen an Größe nach, an Schnelligkeit und Sicherheit ihrer Schiffe und an Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit der Besatzung kommt sie auch dieser mindestens gleich. Infolge dieses wirtschaftlichen Aufschwunges ist der Wohlstand der Bevölkerung gewachsen, aber auch die Bedürfnisse haben zugenommen, und die Preise der Waren sind gestiegen. Die Industrie hat eine Menge Menschen in die Städte gezogen und das Land Kaiser Wilhelm U. und Kaiserin Auguste Viktoria. Mit Genehmigung von Hofphotograph E. Bieber in Berlin. entvölkert. 1871 wohnte etwa V» der Bevölkerung des deutschen Reiches in Städten, heute lebt dort über die Hälfte. Um so vielen Menschen das Beieinanderwohnen zu ermöglichen und ihre Gesundheit zu schützen, haben die schnell wachsenden Städte große und kostspielige Aufgaben zu lösen. Ein Netz von Kanälen führt die Abwässer fort, Wasserleitungen bringen gesundes Trink- waffer bis in die Wohnungen. Gasanstalten und Elektrizitätswerke sorgen für Beleuchtung. Schlachthäuser, Badeanstalten, Krankenhäuser, Parkanlagen, Spielplätze sind unentbehrlich. Eine der wichtigsten aber auch schwersten Aufgaben ist es, gesunde, angenehme und nicht zu teure Wohnungen zu schaffen.

2. Das Deutsche Reich - S. 302

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 302 — Vii. Der Schutz des Deutschen Reiches. Zur Verteidigung unserer offenen Grenzen im Osten und Westen und zum Schutze aller heimatlichen Güter unterhält das Reich ein kriegsbereites Landheer und eine starke Flotte. Unser Landheer wird an Zahl der Streit- kräfte nur von der russischen Armee, an militärischer Tüchtigkeit aber von keinem Heere der Erde übertroffen. Unsere Flotte ist noch jung und nur halb so groß wie die mächtige englische Kriegsflotte, aber an Mut, Ent- schlossenheit und Besonnenheit ist sie allen Flotten der Welt überlegen. Heer und Flotte haben sich im Weltkriege unvergänglichen Ruhm erworben.. Auf dem Lande, zur See und in der Luft sind Heldentaten geschehen, von denen man singen und sagen wird, solange es eine deutsche Geschichte gibt. Ohne unser Heer und unsere Flotte würde unsere deutsche Heimat heute vielleicht eine Wüste sein! Wir haben unsere Wanderung durch die deutschen Gauen vollendet. Wir haben auf ihr erfahren: Unser Deutsches Reich ist ein Land vielseitiger, erfolgreicher Kulturarbeit. Überall, am Strande des Meeres wie auf den Höhen und in den Tälern der Gebirge, im kohlen- und erzreichen Westen wie im kornreichen Osten, in den volkreichen Großstädten wie in den weiten Heiden und Mooren des Vaterlandes regen sich unermüdlich fleißige und geschickte Hände, sei es um der deutschen Erde ihre Schätze abzuringen, sei es um in Fabriken und Werkstätten all die tausend Waren herzustellen, die dann zum Austausch auf Straßen, Eisenbahnen und Kanälen durchs Land gehen oder von unserer schiffreichen Handelsflotte hinausgeführt werden in alle Welt. Dabei haben wir erkannt: Unser Vaterland hat seit Gründung des neuen Deutschen Reiches auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens eine ungeahnte Höhe erreicht. Ackerbau und Bergbau stehen in hoher Blüte, Industrie und Handel haben einen Aufschwung genommen, wie in keinen: anderen Lande der Erde, die Verkehrsanstalten sind mustergültig, die Schulen vorbildlich, Heer und Flotte stark und sieggekrönt. Vergeblich versuchten die Völker der Erde Deutschland durch einen Weltkrieg von seiner Höhe her- abzustoßen und es schwach und arm zu machen, wie es einst war. Alles boten sie gegen uns auf: ihre Menschen, ihre Kanonen, ihre Schiffe, ihre Flugmaschinen, ihr Gold, ihre frechsten Lügen und Verleumdungen — sie haben uns nicht überwunden! Stolze Freude erfüllt uns, daß wir ein fol- ches Vaterland haben, einem solchen Volke angehören, reich an Fleiß und Erfindungsgabe, an Opferkraft und Heldenmut. Wir wollen still geloben, zu diesem Lande und diesem Volke unser Leben lang in Liebe zu stehen in guten und bösen Tagen, wie es die Väter getan: fleißig, opferwillig, tapfer, treu und wahr. Auch unser Wahlspruch soll lauten jetzt und immerdar: Mit Gott für Kaiser und Reich, für Volk und Vaterland!

3. Diesterwegs Realienbuch - S. 41

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
41 Das Zeppelinluftschiff „Schwaben" legte in der Sekunde etwa 20 in zurück, ver- langte 10 Leute zur Bedienung und konnte 18 Fahrgäste aufnehmen. Die „Viktoria- Luise" hat 18 7oo ebm Gasinhalt, 18 hüllen, ist 148 m lang und kann 20 Fahr- gäste befördern. Die Parseval-Luftschisfe sind nichtstarr. Sie bestehen aus einem einzigen Ballon. Ihre Gondel hängt verhältnismäßig tief und ist durch Seile mit dem Ballon verbunden, hierdurch kann sie bei harter Landung nicht so leicht beschädigt werden. (Außer diesen beiden Arten gibt es noch das Halbstarre Sgstem von Groß und Schütte-Lanz,- doch ist dieses noch nicht völlig gebrauchsfertig). Die Flugmaschinen (Zig. 42) sind schwerer als die Luft. Sie steigen nach Art der Zlugdrachen schräg empor. Ihre wichtigsten Teile sind der Motor und die Tragflächen. Zig. 42 stellt einen Z w e i d e ck e r dar,- er hat doppelte Trag- flächen. Eindecker haben einfache Tragflächen. Als Gerüst verwenden die meisten Zabriken Stahlrohre. Die Verspannung der Zlügel und Steuer erfolgt Zig. 42. Neroplan oder Flugmaschine (Zweidecker). durch Stahldrähte oder Stahldrahtseile. Die Bespannung der Zlächen besteht aus wasserdichtem Stoff, dessen Oberfläche zur Verhütung der Reibung völlig glatt sein muß. Das höhensteuer ist häufig kastenförmig, wie beim Luftschiff, und am Schwanzende angebracht. Das Rlappensteuer dient dazu, die Zlugmaschine wieder auszubalancieren, wenn sie von einem seitlichen Windstöße getroffen wird. Das Seitensteuer bewirkt Innehaltung des Rurses. Die Luftschraube wird in der Regel aus holz gefertigt. Sie ist an der Stirnseite oder auch am Schwanzende angebracht und zweiflügelig. Die Oberflächen der Zlügel sind glatt poliert und an den Enden mit Stoff überzogen. Der Motor ist 80 bis- 100 pferdig; er bewirkt 1200—1600 Umdrehungen der Schraube in einer Minute. Die neueren Zlugzeuge legen 100—120 km in der Stunde zurück. Der Platz des Führers ist so gelegen, daß von ihm aus das Gelände frei übersehen werden kann. Der Fahrgast ist bei Rriegsflugzeugen der Beobachter. Beide verständigen sich durch ein Sprachrohr, da die Luftschraube ein starkes Geräusch verursacht. Ein Rompaß gibt die Richtung an, ein Barometer die höhe. * bahrt der „Hansa" vom Bodensee nach Hamburg (am 3. August 1912). Die „Hansa", das schnellste Luftschiff der Welt, mit einer Schnelligkeit von 22 Sekundenmetern, ist ein imposantes Fahrzeug von 149 m Länge. In der Rabine finden 20 Zahrgäste Platz, von denen jeder einen Zenstersitz erhält. In der Mitte ist der Gang, an den Seiten sind Rorbsessel und kleine Aluminium- tische. Die Fenster der Rabine fehlten noch,- die Hansa war noch nicht ganz fertig- gestellt, aber man drängte zur Fahrt. So fuhren wir recht luftig! Das Restaurant war auch noch nicht eröffnet: wir hatten für alles selbst gesorgt.

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. XI

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Xi Der Luftkrieg. Zu den neuen Waffen, die in dem Weltkriege zur Verwendung gekommen sind, gehören die Luftschiffe und Flugmaschinen. Die Luftschiffe nennen wir gewöhnlich Zeppeline. Bei den Flugmaschinen unterscheiden wir Ein- und Doppeldecker. Ohne diese Werkzeuge kann in dein heutigen Kriege kein Feld- herr mehr auskommen. Um den Aufmarsch der feindlichen Truppen zu er- kunden, um feindliche Truppenverschiebnngen festzustellen, bedarf er der Mit- wirkung der Flieger. Zu den Erkundungsflügen eignen sich vorzüglich die schnellen Eindecker, während die Doppeldecker, die eine größere Nutzlast tragen können, von unfern Fliegern neben dem Erkundungsdienste besonders zum Be- schießen mit Bomben benutzt werden. Die Luftschiffe werden mit Vorteil zur Fern- aufklärung und zur Beschießung fester Orte hinter der feindlichen Front benutzt, weil sie viel Beobachter und Kriegsgerät tragen und auf weite Entfernungen fliegen können. So vermag ein Zeppelin mindestens 2200 km zurückzulegen und eine Last von etwa 280 Zentnern zu tragen. Von den Leistungen unserer Flugzeuge hatten wir vor dem Kriege kaun: eine rechte Vorstellung. Galten doch die Franzosen als besonders tüchtig im Flugwesen. Der hochmütige, prahlerische Franzmann hatte sich deshalb den Krieg so ausgemalt, daß seine Flugzeuge über den Rhein kommen sollten, um die deutschen Städte alsdann durch Bomben zu vernichten und die minderwertigen deutschen Flugmaschinen zu umzingeln und niederzukämpfen. — Glänzend haben sich die deutschen Luftschiffe bewährt. Schon bei der Be- lagerung der Städte Lüttich und Antwerpen im Jahre 1914 wirkten sie mit und verursachten durch herabgeworfene Bomben an vielen Stellen große Brände. Das erste Flugzeug, das am 1. September 1914 über Paris erschien, sührte der bekannte Flieger Leutnant v. Hiddessen. Durch herabgeworfene Zettel teilte er- den Parisern mit, daß das deutsche Heer dicht vor Paris stehe. Der Dresdener Fliegerheld Leutnant Max Jmmelmann hat in kurzer Zeit an der Westfront sieben große Kampfflugzeuge zum Absturz gebracht. Außer den beiden genannten Fliegern haben sich die Fliegerleutnants Helmuth Hirth und Wilhelm Bölke durch ihre kühnen Taten ausgezeichnet. Natürlich haben auch französische Flieger sich öfter in Deutschland gezeigt. Wiederholt wurden die süddeutschen Städte Freiburg und Karlsruhe durch Bombenwürfe französischer Flieger beunruhigt. Der schon vor dem Kriege berühmte französische Sturzflieger Pegoud hat bei einem Fliegerkampf im September 1915 den Tod gefunden. — Unsere Zeppeline und Flugzeuge haben immer wieder englische und fran- zöfische Städte, so auch London und Paris, mit Bombeii belegt. In London und Paris besteht seitdem eine unbeschreibliche Angst vor Miseren Luftrieseii. Aber nicht iiur feste Orte haben unsere Flieger mit Erfolg angegriffen, sonderii verschiedentlich sind auch feindliche Kriegsschiffe ihnen zuni Opfer gefallen. Die letzten deutscheii Luftangriffe sind noch in aller Erinnerung. Am 31. Januar 1916 erschienen fünf Zeppeline über Paris und warfen Bomben ab. Die zur Abwehr aufgestiegeiren Pariser Flieger konnten den deutschen Luft- schiffen, die bis 3000 m hoch emporstiegen, nichts anhaben. Das deutsche Marine-Luftschiffgeschwader, das am 1. Februar 1916 die Hafen- und Fabrik- /

5. Bayern unter Prinzregent Luitpold und König Ludwig III. Der Weltkrieg (seit 1914) - S. 10

1916 - München : Oldenbourg
10 Der Weltkrieg (seit 1914). Von höchster Wichtigkeit war jetzt die Frage, auf welche Seite sich England stellen würde. England besitzt den großen Vorzug, daß es infolge seiner Jnsellage gegen seinen Willen nicht in die kontinentalen Händel hineingezogen werden kann; es mischt sich also nur dann ein, wenn es dabei seinen Vorteil zu finden glaubt. Nun ist in England die Entwicklung von der Volkswirtschaft zur Weltwirtschaft und damit naturgemäß auch zur Weltpolitik weiter fortgeschritten als in anderen Ländern und hat sich zum sog. Imperialismus verdichtet. Dieser erstrebt ein möglichst viele Länder und Völker umfassendes, wirtschaftlich sowohl als politisch in sich abgeschlossenes und sich selbst genügendes Gebiets. Bei seinen imperialistischen Bestrebungen fand England zunächst drei Gegner, in Afrika Frankreich, in Asien Rußland, in der Neuen Welt die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Doch erschien Frankreich, obwohl ein reiches Land, bei seiner sinkenden Bevölkerungszahl und seinem schwindenden wirtschaftlichen Unternehmungsgeist den Engländern nicht sehr gefährlich. Gefährlicher war schon Rußland; doch auch diese Gefahr drohte erst in der Zukunft brennend zu werden; ebenso die „amerikanische". Deshalb richtete sich der Haß und Neid Englands mehr und mehr gegen denjenigen Gegner, der auf wirtschaftlichem Gebiet ant gefährlichsten schien, nämlich gegen das gewaltig aufstrebende Deutschland. Nachdem Deutschland die ersehnte staatliche Neuordnung erreicht hatte, nahm es, unterstützt von seiner stark wachsenden Bevölkerung, seiner hohen geistigen Bildung und seiner sittlichen Kraft, einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung. Aus dem Volke der „Denker und Dichter" wurde ein Volk der Tat mit dem „Willen zur Macht". In überraschend kurzer Zeit schuf es sich eine gewaltige Industrie und einen rasch aufblühenden Welthandel. Beide traten mit der englischen Industrie und dem englischen Handel in immer ernsteren Wettbewerb auf dem Weltmarkt. Wieder wie zur Zeit der Väter galt für den deutschen Kaufmann der stolze Fuggersche Wahlspruch: „Mein Feld ist die Welt". Dabei traf der deutsche Wettbewerb den englischen an seiner empfindlichsten Stelle: Frankreich und Rußland traten mehr äußerlich den 1) Der Imperialismus (von Imperium [Romanum]) sucht eine Art Weltreich zu errichten, das auf wirtschaftlichem Gebiete einerseits die nötigen Nahrungsmittel für feine Bevölkerung und die nötigen Rohstoffe für feine Industrie selbst beschaffen kann, anderseits die notwendigen Absatzgebiete für feine Industrie selbst besitzt. Ferner soll es den unerläßlichen Ansiedelung^ und Betätigungsraum für die sich mehrende Bevölkerung aufweisen, sodass also Ein- und Ausfuhr, Ein- und Auswanderung über die Reichsgrenzen überflüssig werden. Ein solches „Weltreich" war das Römische, etwa in der Zeit von Augustus bis Diokletian; ein ähnliches erstreben die Engländer (auf maritimer Grundlage) und die Russen (auf kontinentaler Grundlage), vielleicht auch die Nordamerikaner (in Gesamtamerika). Strenggenommen ist der Imperialismus im wirtschaftlichen Sinne nur eine naturgemäße Weiterbildung des oben erwähnten Kolonialsystems.

6. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 318

1916 - Stuttgart : Bonz
318 die schwerer als die Luft sind, in die Luft zu erheben und in ihr schwebend zu erhalten, waren gefunden. Im gleichen Jahr ver-trauten sich zum erstenmal Menschen (pltte de Rozier, f 1785 als erstes Opfer der Luftschiffahrt, und der Marquis d' Arlande) dem Luftballon an. Im weiteren Fortgang stellte er sich doch mehr nur der wissenschaftlichen Erforschung der Lust zur Verfgung durch Forschungsfahrten bis in die Hhe von 10500 m und Verwendung von unbemannten Registrierballons mit feinen, selbst-registrierenden Instrumenten (bis zu 25 800 m). Doch auch die Heere verwendeten die Luftballons seit dem Krieg von 18701871 in steigendem Ma zu Erkundungszwecken, und jedes Heer schaffte sich Luftschifferabteilungen an. Eine Menge Luftschiffer bte sich in Zielfahrten unter Bentzung der entsprechenden Luftstrmungen, in Weit- und Dauerfahrten. 2) Im letzten Jahrzehnt wurde die Luftschiffahrt in groartiger Weise vervollkommnet durch die Er-findung lenkbarer Lustschiffe. Seit 1900 bemhte sich Graf Ferdinand von Zeppelin (geb. 1838) um die Herstellung eines starren Motorlustschiffs, bei dem durch eine innere Gittergerst-konstruktion aus Aluminium die fr die Lenkbarkeit notwendige Erhaltung der ueren Form gesichert wird. Nach manchen Ver-suchen schien das Ziel erreicht, und Gras Zeppelin unternahm eine 24 stndige Fahrt der Basel und Straburg nach Mainz. Ver-schiedene Zwischenflle ntigten zuerst zu einer Zwischenlandung bei Mainz und dann bei Echterdingen in der Nhe von Stuttgart. Hier wurde am 5. August 1908 durch einen Gewittersturm und eine Entzndung des Wasserstoffgases das stolze Schiff zerstrt. Die patriotische Begeisterung des deutschen Volkes, die in kurzer Zeit 6 Millionen Mark zusammenbrachte, setzte den Grafen in stand, sein Werk wieder aufzunehmen und zur Vollendung zu bringen. Das Reich aber untersttzte den Bau und bernahm Luftschiffe fr den Gebrauch des Heers. Der Bau von Luftschiffen hat seitdem einen groartigen Aufschwung genommen. Neben den starren" Luftschiffen Zeppelins dienen dem Heer auch noch Motorluftschiffe nach dem halb starren System des Majors Gro und solche nach dem ganz unstarren System des bayrischen Majors von Parseval. Diese Schiffe gehren jetzt zu der notwendigen Ausrstung der Heere. 3) Auch der alte Gedanke, den Flug der Vgel nachzuahmen, ist durch die Aviatik (von avis Vogel) der letzten Jahrzehnte in ungeahnter Weise verwirklicht worden. Es handelte sich um die Erfindung von Flugmaschinen, bei denen der Austrieb ohne Ballon mit maschinellen und konstruktiven Vorrichtungen, die schwerer als die Lust sind, erreicht wird. Viele machten schon lange Versuche, einen geeigneten Apparat herzustellen. Seit 1906 mehrten sich die Erfolge. Der Brasilianer Santos Dumont in Paris, die Gebrder Wright in Amerika, die Franzosen Voisin und Blsriot, der Deutsche Grade begannen mit Zweideckern und Eindeckern die Lust zu durchfliegen. Lngst schon ist die Zahl der Flieger und Flge nicht mehr zu zhlen. Alle Heere sind mit Flugmaschinen ausgestattet. In dem Weltkrieg von 1914 hat die Luftschiffahrt eine auerordentliche Bedeutung gewonnen.

7. Geschichte der Arbeit und Kultur - S. 107

1858 - Leipzig : Mayer
107 die Versuche, Flugmaschinen zu erfinden, auch immerzu den Unter- nehmungen thörichter oder befangener Menschen gehört. Als aber im Jahre 1783 die Gebrüder Montgolfier in Paris sich mittelst eines Ballons von 35 Fuß Durchmesser in die Luft er- hoben, da glaubte man die Kunst des Fliegens erfunden zu haben; aber auch bald stellten sich große Uebelftände bei dieser Erfindung her- aus ; denn einentheils verstanden die Erfinder den Ballon nur mittelst erhitzter und dadurch verdünnter Luft zum Steigen zu bringen; sie mußten daher Heizmaterial bei sich führen, und anderntheils stieg der Ballon nur senkrecht in die Höhe, er war der Gewalt des Windes völlig preisgegeben und es fehlte jedes Mittel, ihn nach Willkühr zu lenken. Freilich lernte man noch in demselben Jahre den Uebelstand mit der Heizung der Luft zu beseitigen, indem man den Ballon mit Wasserstoffgas füllte, aber die Kunst, den Ballon nach Willkühr und gegen die Luftströmung zu lenken, ist bis jetzt noch nicht erfunden worden und bleibt für den richtig denkenden Menschen ein eben so nutzloser Versuch, als die Erfindung einer Flugmaschine. Das war ein fernerer verfehlter Versuch, mit der Schnelligkeit des Vogelfluges den Raum zu durcheilen, und so schien es, als wenn höhere Mächte neidisch dem Menschen diese Schnelligkeit zu erreichen unmöglich gemacht hätten. Aber emsiges Ringen führt zum Gelin- gen, und so mußte der Mensch die Erreichung dieser Schnelligkeit finden, aber nicht, wo er sie gesucht hatte, nicht schwebend in den Lüften, sondern getragen von der Oberfläche der Erde. Die Anstrengung und Erschöpfung, welche mit einer anhalten- den Verwendung der menschlichen Körperkraft verbunden ist, hat die Weisheit des Schöpfers gewiß nicht ohne eine höhere Absicht in die Natur des Menschen gelegt; sie soll ihm der Sporn werden, seine geistigen Kräfte in Bewegung zu setzen, um durch sie Erleichterungen bei seinen körperlichen Arbeiten zu finden. Zuerst nahm der Mensch bei diesem Streben die Thierkräste in seine Dienste; aber auch Thier- kräfte sind sehr beschränkt und ihre Erhaltung für den Menschen kost- spielig. Dieses veranlaßt den Menschen, die sogenannten Elemen-

8. Der Weltkrieg 1914/15 - S. 1

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Dev Weltkrieg 1914-1915, Von E. Borchers. Der Husbrucb des Krieges. Ursache. Als König Wilhelm I. am 18. Januar 1871 zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde, gelobte er, „allzeit Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens". Getreu diesen Worten hat er in erfolgreicher Friedensarbeit das Reich weiter ausgebaut, das das Schwert gegründet hatte. Sein Enkel und Erbe des Reiches, unser geliebter Kaiser, hat dieselbe Absicht laut ausgesprochen und oft mit der Tat bewiesen, daß er nicht Eroberungen und kriegerische Lorbeeren suchte, sondern daß er ein Friedensfürst sein und rastlos für die Wohlfahrt seines Landes arbeiten wollte. Jedermann im Volke stimmte ihm freudig zu, und Deutschland wurde unter seines Kaisers Führung groß durch den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner Bürger. Geschickte Arbeit entlockte dem Acker reiche Frucht und holte aus der dunklen Tiefe die Schätze des Bodens. Deutsche Technik und Industrie, Wissenschaft und Kunst eroberten die Welt, und stolze Handelsschiffe trugen die deutsche Flagge unter dem Schutz einer mächtigen Kriegsflotte über die Meere. Die Völker sahen diesen Aufschwung Deutschlands, und ihr Neid wappnete sich. Allen voran beschlossen die Engländer, den unbequemen Nebenbuhler wieder klein und schwach zu machen und seine wirtschaftliche Macht zu vernichten. Sie sahen sich nach Bundesgenossen um und fanden sie. Da waren zunächst die rachedürstenden Franzosen, die ihre Niederlage von 1870/71 nicht verschmerzen konnten, sich aber allein zur Rache zu schwach fühlten; dann die Russen, die nach der Herrschaft aus der Balkanhalbinsel trachteten, aber dahin nur nach Besiegung Österreichs und des verbündeten Deutschlands kommen konnten. Seit mehreren Jahren drohte der Krieg. Wohl war Deutschland zu einem Waffengange gerüstet. Der Kaiser hatte das Schwert geschärft und die Flotte erbaut, aber in seiner Friedensliebe immer das drohende Unwetter abgewandt. Da brach plötzlich im August vorigen Jahres der furchtbare Sturm los. Veranlassung zum Kriege. Die äußere Veranlassung zum Kriege gab Serbien. Am 28. Juni 1914 wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Gemahlin in der bosnischen Hauptstadt Serasewo erschossen. Wie die Untersuchung feststellte, war diese entsetzliche Tat in Serbien geplant. Die Mörder hatten ihre Waffen und Bomben von serbischen Beamten und Offizieren aus Beständen der Armee erhalten und waren von serbischen Grenzhauptleuten nach Bosnien geführt worden. Bis dahin hatte Österreich den Bestrebungen des serbischen Nachbars gegenüber, die darauf ausgingen, sich auf Kosten Österreichs zu vergrößern, viel Geduld bewiesen. Nun aber verlangte es von Serbien Untersuchung der gefährlichen Umtriebe unter Teilnahme österreichisch-ungarischer Beamten und Bestrafung der Schuldigen. Auf Rußlands Hilfe vertrauend, verweigerte Serbien die geforderte Sühne. Österreich erklärte ihm daraus den Krieg. Kahnmeyer u. Schulze, Der Weltkrieg. 1

9. Das Deutsche Reich - S. 273

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 273 — Frankreichs 2 mal so groß wie die deutsche. Aber von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl unserer Haudelsdampfer. 1911, also 49 Jahre nach der Reichs- gründung, zählte sie bereits 2999 Dampfer. Vor dem Kriege hatte sie die französische Handelsflotte weit überflügelt und sich der riesigen englischen Handelsflotte so weit genähert, daß die englische Flotte nicht mehr 16 mal, sondern nur noch 5mal so groß war wie die deutsche. Die deutsche Handels- flotte ist gegenwärtig dre zweitgrößte der Erde. Und noch immer entwickelt sich die deutsche Handelsflotte weiter. Die großen Schiffsbauanstalten uu- seres Vaterlandes in Stettin, Kiel, Danzig usw. stellen nicht nur immer mehr, sondern auch immer vollkommenere Schiffe her. So kommt es, daß nicht nur die Zahl der Schiffe, sondern auch ihre Größe und Schnellig- keit zummmt. Das erste Schiff, das die große Schiffahrtsgesellschaft Ham- burg-Amerika-Linie (Vgl. S. 161) im Jahre 1847 herstellen ließ, bot Raum für 29 Kajütenpassagiere und brauchte zur Fahrt von Hamburg bis New Mrk 25 Tage. Jetzt hat die Hamburg-Amerika-Linie Ozeanriesen in ihren Dienst gestellt, die 4999 Menschen aufnehmen können und den Weg von Hamburg nach New Jork in 5—6 Tagen zurücklegen. (Abbildungen.) — Ihr wißt, daß die Hamburg-Amerika-Linie nicht die einzige große Schiffahrtsgesell- schaft unseres Vaterlandes ist! (Vgl. S. 164.) Ihr kennt auch die wichtig- sten Seehäfen Deutschlands. Zähle sie auf und zeige sie! (Hamburg mit Cuxhaven, Bremen mit Bremerhaven, Danzig, Stettin, Lübeck, Kiel, Saß- nitz, Königsberg.) 5. In Deutschland steht das Post-, Telegraphen- und Fern- fprechwefen auf hoher Stufe. a) Es hat sich, als nach Gründung des Reiches Handel und Industrie einen ungeahnten Aufschwung nahmen, den veränderten Verhältnissen schnell und ausgezeichnet angepaßt. Stand doch in der Zeit der stärksten Verkehrsentwicklung an seiner Spitze als Generalpostmeister ein Mann (Heinrich von Stephan) von hervorragenden Geistesgaben, der für die Verkehrsbedürfnisse der neuen Zeit einen scharfen Blick hatte und es verstand, durch Schaffung neuer Einrichtung und zweckmäßige Ausgestal- tnng vorhandener Verkehrsmittel das Post- und Telegraphenwesen Deutsch- lands auf eine so hohe Stufe zu heben, daß es an Schnelligkeit und Sicherheit die Posteinrichtungen aller Länder der Erde übertraf. Was hat er doch alles geschaffen! Er hat in Deutschland die Postkarte ein- geführt, die uns allen unentbehrlich geworden ist. Er hat die Besörde- rnng der Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapiere neugeregelt, den Paketverkehr erleichtert und verbilligt, das Postauftrags- und Post- nachnahmeverfahren eingeführt und vieles andere neueingerichtet oder verbessert. Seine Nachfolger haben sein Werk fortgesetzt. Welche staunens- werte Entwicklung das deutsche Postwesen genommen, könnt ihr aus einigen Zahlen ersehen: Im Jahre 1871 gab es in Deutschland 614 Eisen- bahnpostwagen, 1998 aber 3969, im Jahre 1871 betrug die Zahl der Tischendorf, Das Deutsche Reich. 21. Aufl. Ig

10. Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf - S. 5

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Deutschland und seine Verbündeten 5 Bis 1866 umfaßte Deutschland auch Österreich. Über dieses größere Deutsch, land war ein „geographischer Begriff", kein einheitlicher Staat. Jahrhundertelang stritten sich Österreich und Preußen um diezührung (Iv, 20,24,34,37—44; V, 22—24). wollte man überhaupt einen einheitlichen Staat schaffen, so mußte man sich mit einem kleineren Deutschland, ohne Österreich, begnügen. Österreich wurde 1866 aus dem Gebiet des alten deutschen Reiches ausgeschieden (Iv, 94—100); bei der Ausrichtung des neuen deutschen Reiches, 1871, mußten die Millionen Deutsch-Österreicher draußen bleiben. Deutschland und Österreich-Ungarn sind also staatlich getrennt. Hber sie gehören innerlich zusammen; denn eins ist auf das andere angewiesen. Jedes muß dem andern betstehen, damit es nicht zugrunde geht gegen die russische Übermacht. Das wird uns gerade jetzt so recht offenbar. — Und Bismarck hat das vorausgesehen. Deshalb arbeitete er schon 1866 einer späteren Aussöhnung vor, indem er für Österreich äußerst milde Friedensbedingungen durchsetzte. Dreibund und Zweiverband. Als sich nach 1878 der russische Dünkel gar so breit machte, schuf Bismarck zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn 1879 den Zwei-bund. Dieser Bund hat bisher jede Probe bestanden. Jetzt wird er in den Flammen des Weltkrieges unter Strömen von Blut wohl für immer zusammengeschmiedet. Später im Jahre 1883 trat auch Italien den Zentralmächten bei: der Zweibund war zum Dreibund erweitert (Iv, 117). Aber auch Rußland fand einen Bundesgenossen; es schloß mit Frankreich den sog. Zweiverband (1891). Frankreich jubelte; denn jetzt hoffte es den ersehnten Revanchekrieg führen zu können. Mit französischem Gelde (etwa 20 Milliarden Franken) erneuerte Rußland fein Heer. Aber der Dreibund war doch ein zu mächtiger Hüter des Friedens, an den der 3weiverband allein sich niemals herangewagt hätte. Durch den Dreibund war der „Zweiverband an die Kette gelegt". 4. Deutschland und England. Wachstum der Bevölkerung und der Volkrvermögens in Deutschland. Das deutsche Volk war durch seine (Einigung wieder groß und mächtig geworden; es forderte nun auch seinen Platz in der Reihe der übrigen großen Völker. Seit der Gründung des neuen Deutschen Reiches hat es einen wunderbaren Aufschwung genommen. vor 100 Jahren zählte es kaum 30 Millionen, und auch die konnte es kaum ernähren; darum wanderten in manchem Iahre über 160 000menschen aus, nach Amerika und Australien, hier wurden sie, oder doch ihre Kinder, zu Engländern; für das deutsche Volk waren sie zumeist verloren. — heute zählt Deutschland an 70 Millionen, und in je 5 Jahren wächst es um 4 weitere Millionen; die Auswanderung ist unterdessen vollständig zurückgegangen. Trotzdem bietet unser Land heute bei mehr als doppelter Einwohnerzahl jedem fleißigen Menschen genügend Brot, ja mehr als dies. Das Volksvermögen ist staunenswert gewachsen (Sparkassen. Die Kriegsanleihen). Aus dem armen Volke ist ein wohlhabendes Volk geworden (V, 72). (Eine so ausgedehnte soziale Fürsorge wie die in Deutschland kennt kein anderes Volk, und nur ein reiches Volk kann sie sich gestatten. — wie ist diese wunderbare Erscheinung zu erklären? Ursache: Dar wirtschaftliche Aufsteigen. Deutschland verdankt diesen Fortschritt allein der Tüchtigkeit (wissenschaftliche und technische Bildung, die hohe Sch oenborn, Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf 2

11. Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches und seiner Kolonien mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Anteils am Welthandel und Weltverkehr - S. 14

1918 - München [u.a.] : Oldenbourg
14 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches. Alles in allem genommen, steht die deutsche Landwirtschaft in wirtschaftlicher Hinsicht der Industrie ebenbürtig zur Seite. Eine Schätzung des Wertes der ländlichen Gütererzeugung ergibt allein für die drei Erzeugnisse Brotgetreide, Milch und Vieh eine Summe von nahezu 10 Milliarden M. im Jahre. Die industrielle Gütererzeugung dürfte rein 14 bis 15 Milliarden M. betragen. Die Land- Wirtschaft hat sich also in Deutschland gegenüber der so gewaltig gewachsenen Industrie als durchaus gleichwertig erwiesen. Von dem Gesamtverbrauch unseres Volkes an landwirtschaftlichen Stoffen (im Werte von rd. 16 Milliarden M.) liefert der heimische Boden 3/4 (für etwa 12 Milli- arden) ; mit dem Rest (also 4 Milliarden M. — 25 v. H.) ist das Deutsche Reich vom Aus- lande abhängig. Von diesem Viertel entfielen vor dem Weltkriege rd. 21/2 Milliarden M. auf sog. Kolonialwaren (Kaffee, Tee, Kakao n. dgl.) und V-/2 Milliarden M. auf Erzeug- nisse des gemäßigten Klimas. Mittels weiser Sparsamkeit in der Verwendung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und eifriger Bemühungen der Staatsregierungen ist es der deutschen Landwirtschaft während des großen Völkerkrieges gelungen, den schändlichen Aushungerungsplan Englands zu ver- eiteln. Die deutsche Landwirtschaft hat sich hiedurch den wärmsten Dank des deutschen Volkes verdient. Ihre Erhaltung und weitere Stärkung ist eine Daseinsfrage für das deutsche Volk. Bedeutung der Landwirtschaft. Die glückliche Veranlagung des deutschen Bodens für Land- und Forstwirtschaft muß zu den höchsten natürlichen Gütern unseres Vaterlandes gerechnet werden; denn der anbaufähige Grund und Boden bildet die festeste und dauerndste Grundlage des ganzen Staatsgebäudes. Die Bodenschätze eines Landes können erschöpft, die Kriegsflotten ver- nichtet und die Nahrungsmittelzufuhr und der Auslandhandel unterbunden werden; Grund und Boden dagegen ist unzerstörbar, er bildet sozusagen ein ewiges Gut eines Volkes. — An den Boden ist der Landwirt wie mit eisernen Klammern gebunden und durch den Boden an den Staat. Daher hängt die Landbevölkerung mit unerschütterlicher Treue am Staat und an ihrem Vertreter, dem Fürsten, und sie hat ihre Vaterlandsliebe oft genug in den Tagen der Gefahr und des nationalen Unglücks bewährt. — Die landwirtschaftliche Arbeit in der frischen Luft kräftigt den Menschen körper- lich, geistig und seelisch und ihre Abwechslung erquickt gegenüber der oft eintönigen und ungesunden Fabrikarbeit. Die Landbevölkerung liefert widerstandsfähige, ausdauernde Krieger und das riefen- hafte Anwachsen der deutschen Großstädte wird nur durch den starken Zuzug vom Lande ermöglicht. So bildet die Landbevölkerung gewissermaßen die Hauptgrundlage des gesamten Staatswesens, den Jungbrunnen für die'volks- und Wehrkraft des Deutschen Reiches, deren Erhaltung und Stär- knng zu den höchsten Pflichten des Staates gehört. Die erste Aufgabe der Landwirtschaft besteht darin, das deutsche Volk gesund an Leib und Seele zu erhalten, die zweite, die deutsche Bevölkerung soweit wie mög- lich von der einheimischen Scholle zu ernähren. 3. Fischerei. a) Deutschlands Flüsse und Seen waren früher sehr fischreich. Aber die planlose Raubfischerei, die schlechten Abwässer der rasch wachsenden Industrieanlagen und die zunehmenden Strombauten haben die Ergebnisse der Binnenfischerei stark be- einträchtigt. Neuestens ist aber der Staat durch verschiedene Maßnahmen mit Erfolg um die Hebung der Binnenfischerei bemüht. Das ist um so wichtiger, weil Fischfleisch in Zeiten des Fleischmangels für die Ernährung der Bevölkerung von nicht zu unter- schätzender Bedeutung ist. b) Einen gewaltigen Aufschwung hat in jüngster Zeit die deutsche Hochsee- fischerei genommen. Ihr Hauptgebiet ist die Nordsee, ihre wichtigsten Häfen sind

12. Deutsche Kulturgeographie - S. 114

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
114 Iii. Die materiellen Grundlagen der deutschen Kultur. und England zurück. Jetzt zählt Deutschland auf dem Gebiete des Telegraphenrvesens zu den am weitesten fortgeschrittenen Ländern. Die Länge der Drähte, l3/4 Million km, übertrifft das englische Telegraphennetz um das doppelte, das französische um das dreifache. (Uber die Anzahl der Telegramme vgl. stat. Anh. Xxv.) Wie die Telegraphie ist auch ihre jüngere Schwester, die Telephonie, in Deutschland im Gegensatz zu mehreren andern Ländern von Anfang an eine staatliche Verkehrseinrichtung gewesen. Der eigentliche Erfinder des Fernsprechers war der Deutsche Philipp Reis. Sein im Jahre 1861 erfundener Apparat wurde aber erst durch die Verbesserung von Graham Bell in Boston 1877 gebrauchsfähig. Das Deutsche Reich marschiert im Fernsprechwesen an der Spitze aller europäischen Mächte, und Verlin steht mit seinen Telephonanlagen an der Spitze aller Städte der Erde. Die Länge der Drähte des deutschen Sprechnetzes beträgt über 4 Millionen km, d. h. das vierfache des französischen und das sechsfache des englischen Sprechnetzes. Die Gesamtzahl der von den deutschen Fernsprechstellen vermittelten Gespräche beträgt reichlich ll/2 Milliarden (vgl. stat. Anh. Xxv). Die deutschen Kabellinien sind in der Verkehrs- gefchichte ein Ruhmesblatt, auf das Deutschland stolz sein kann. Sie sind in der Hauptsache auf Grund einer ersten Versuchslinie, die 1876 erbaut worden ist (von dem Carlswerk in Mülheim a. Rh.), in der Zeit von 1876 bis 1881 angelegt worden. Als- dann hat erst Frankreich und späterhin England ein unterirdisches Telegraphennetz ausgebaut. (Über die Überseekabel und Funken- telegraphie vgl. S. 116.) Deutschland hat zuletzt auch an der Entwicklung des modernsten Verkehrsmittels, des Luftschiffes, ganz hervorragenden Anteil genommen. Den Ruhm, das Geburtsland der Aeronautik zu sein, beansprucht mit Recht Frankreich, aber in der Konstruktion von lenkbaren Luftschiffen, die teils Kriegs-, teils Verkehrszwecken dienen, ist Deutschland bahnbrechend geworden. Mit Stolz wird hier jeder Deutsche auf den Grafen Zeppelin blicken, _ dessen unermüdlicher und bewundernswerter Ausdauer und Arbeitskraft es gelungen ist, das Luftschiff dem Willen des Menschen dienst- bar zu machen. Graf Zeppelin war auch der erste, der die Wichtigkeit des Luftschiffes im Dienste der Kultur erkannte und in die Tat umsehte. Wenngleich das erste Verkehrsluftschiff „Deutschland" bei emer Fahrt in stürmischem Wetter im Teuto- burger Wald verunglückte, so hat uns dies durchaus nicht entmutigt und abgehalten, auf dem einmal beschrittenen Weg weiter zu schreiten; und daß es ein richtiger Weg ist, beweisen die groß- artigen Flugleistungen der neuen Verkehrsluftschiffe „Schwaben" und „Victoria Luise". An dem Wettkampf in den Lüften sind wir fernerhin mit Flugmaschinen, mit den verschiedenartigsten Fliegern beteiligt. Auch die „Flieger" fangen jetzt an, Verkehrs- zwecken zu dienen.

13. Allgemeines und Deutsches Reich - S. 10

1905 - Berlin : Süsserott
10 der verschiedensten Schätze, die ihm die Natur auf und in der Erde bietet. Die Bodenschätze auf der Erde bieten ihm Landwirtschaft und Tierzucht, und mit der Gewinnung der Schätze in der Erde beschäftigt sich der Bergbau. Er fördert Erden und Steine, Salze, Kohlen und Erze zutage, die neben dem Holze der Wälder (Forstwirtschaft) und anderen Roh- produkten des Pflanzen- und Tierreichs umgebildet und umgewertet werden. Das geschieht in den verschiedenen Gewerben. In ihrer ersten Gestaltung aus dem Bedürfnis der Menschen mtcf) Kleidung, Wohnung und Geräten entstanden, gewannen sie im Laufe der Jahrtausende sehr an Umfang und Bedeutung. Der Landwirtschaft gegenüber haben sie den Vorzug, daß sie einer unbe- schränkten Zahl der Bevölkerung Arbeit und damit Brot geben können. Das Handwerk, die ursprüngliche Form des Gewerbes, hat heute andere Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen wie im Mittelalter und wie noch vor drei Jahrzehnten, und immer mehr wird die Arbeit der Hand durch die der Maschine ersetzt. Aus dem Handwerk ist die Industrie geworden. Jedes Jahrzehnt bringt einen neuen Aufschwung der Gewerbetätigkeit, und ihr Ein- fluß ist im heutigen Wirtschaftsleben bereits so groß, daß die Ge- setzgebung vieler Länder sich vorzugsweise mit ihr beschäftigen muß. (Industriestaaten — Arbeiterschutz, Versicherungsgesetze.) Nicht immer geht es bei den: Fortschreiten der Menschheit auf wirtschaftlichem Gebiet ohne Kampf ab, und gar oft treten die Gegen- sätze zwischen den verschiedenen Erwerbsgruppen der Bevölkerung scharf hervor; denn häufig ist das Wohl des einen Teiles gerade der Nachteil des andern. (Gegensatz zwischen Landwirtschaft und Industrie!) Die Vermittlung zwischen dem Erzeuger eines Gutes und dem Verbraucher (Produzent — Konsument) übernimmt in der Regel der Händler. Er ist der Vertreter des vierten großen Wirtschaftszweiges, des Handels und Verkehrs. Diese befördern die Erzeugung und vermitteln den Austausch der Güter. Sie benötigen dazu der verschiedensten Verkehrsmittel,

14. Bd. 2 - S. 520

1903 - Langensalza : Greßler
520 Unmäßigkeit im Essen, und besonders im Trinken, ist in Sidney zu Hause. Wohl in keiner Stadt der Welt gibt es so viele Trunken- bolde, als gegenwärtig in Sidney. Unter einer Bevölkerung von 420000 Menschen werden durchschnittlich des Tages über zwanzig Betrunkene eingebracht. Das zeigt aber die Höhe der Unmäßigkeit noch keineswegs, denn nur die schreiendsten Fälle kommen in den Be- reich der Polizei. Bei den untern Klassen ist die Trunkenheit so all- gemein, daß sie gar keinen Tadel mehr findet. Dieser Zustand ist indessen nur als ein vorübergehender zu be- trachten; denn ist der Stamm der herübergesandten Diebe und Tauge- nichtse erst ausgestorben, so tritt eine bessere Bevölkerung an deren Stelle, welche gewiß mit Tätigkeit auch Bürgertugend vereinigen wird. 3. Aus der auffrallfchen Kolonie Viktoria. Wenige Kolonieländer haben einen so raschen Aufschwung genommen und bieten eine so sichere Gewähr für weitere kräftige und gesunde Entwickelung, als die englischen Kolonieen ans dem Festlande Australiens. Unter den sieben Kolonieen aber, in welche dieses Festland sich geteilt hat, steht Viktoria obenan. Diese Kolonie liegt an der Südostspitze des Festlandes; sie hat durchgängig ein gemäßigtes, mildes Klima mit gesunder, für den europäischen Einwanderer zuträglicher Luft, im größeren Teile ihres Gebietes genügende Bewässerung, waldreiche Ge- birge, weit ausgedehnte Weideplätze, edle Metalle und unerschöpfliche Hilfsquellen für Ackerbau (man erntet vorzüglichen Weizen und Hafer), Viehzucht, Bergbau und Industrie. An Größe beträgt die Kolonie 4160 (Umi. Die Bewohner bestehen aus europäischen Einwanderern; diese tätige, kräftige und gebildete Bevölkerung ist sehr bald zu Wohlstand gelangt und hat die volle euro- päische Bildung über den Atlantischen und Großen Ozean in diese ent- legenen Länderstrecken getragen. Im Jahre 1850 wurde Viktoria mit 78000 Einwohnern von der Kolonie Neusüdwales losgetrennt, erhob sich in zehn Jahren zu einer Bevölkerung von 540000 Einwohnern und stieg 1900 bis auf 1 Mill. Einwohner. Dieses Wachstum verdankt hauptsächlich die Kolonie ihrem Reichtum an Gold, wodurch sie eine ungeheure Menschenmenge anzog; außerdem sind wesentliche Gründe der Vermehrung: kräftige Kost und die Leichtigkeit der Begründung des eigenen Hausstandes. Unter den Eingewanderten ist England, Schottland und Wales vertreten. Nach den kirchlichen Bekenntnissen gehören die Bewohner der englischen und katholischen Kirche an; ferner gibt es Presbyterianer, Methodisten, Baptisten und Heiden (letztere meist Chinesen). Die Benutzung des Bodens für Ackerbau und Viehzucht gibt den besten Maßstab für den Wohlstand der Kolonie. Der Viehstand be- trug im Jahre 1871 an Pferden 167 220,

15. Heimatkundliches Lesebuch - S. 315

1912 - Danzig : Kasemann
315 gewaltig gewesen, daß, um die in die Wege geleiteten Unternehmungen aus- führen zu können, neben den über 60 Millionen eigener Volksangehöriger noch mehr als 1/2 Million ausländischer Arbeitskräfte beschäftigt werden; und dennoch ist Mangel an ausführenden Händen. Welch eine bedeutsame Rührigkeit und welch ein großer Zug unseres Volkes zu Tüchtigkeit und Leistung! Und nicht nur die wirtschaftliche Seite unseres Volkslebens — Nationalreichtum, Ausgestaltung des Verkehrs, bedeutsame Beteiligung am Welthandel — hat durch den Aufschwung gewonnen; es sind auch andere Güter von idealer Bedeutung gewonnen: in die unteren Schichten des Volkes ist Kultur und Bildungsbedürfnis gekommen, und wir sind politisch in der Welt in eine der ersten Stellen gerückt. Leider aber wirkt ja gewöhnlich jede große Entwickelung auf andere Verhältnisse hemmend, oftmals sogar verhängnisvoll und zerstörend. Das Anwachsen unserer Industrie hat ein das gesunde Maß weit überschreitendes Anwachsen der großen Städte herbeigeführt und viele der kleinen Städte in die Reihen der mittleren herausgerückt und hat eine selbsttätige Be- siedlung und Bevölkerung unseres platten Landes, wie es unserer Volks- vermehrung entsprechen müßte, erheblich gehindert. Die Industrie hat an sich gerissen, was auf dem Lande ohne Grundbesitz lebte; unser ländliches Ar- beitervolk hat sie uns fortgezogen. Die Volksvermehrung — der Überschuß der Geburten über die Todesfälle — ist abgeflossen in die Städte, und so groß ist das Hinströmen nach dem städtischen Leben, daß wir in dieser Bewegung in der Welt fast obenan stehen und nur noch von Nordamerika übertroffen werden. Durch das ständig steigende Anwachsen der Städte ist natürlich die Lebenshaltung allgemein verteuert, denn anders, wenn die Lebensmittel bis zum Verbraucher nur einen kurzen Weg zu passieren haben, anders, wenn sie durch viele Abschnitte des Zwischenhandels, der in jeder Station seinen Gewinnzoll fordert, hindurchgehen müssen. Und eine derartige Entwickelung der Bevölkerungsverteilung ist auch für die Erhaltung der Volksgesundheit sehr schädlich. Das Leben in den Städten ist aufreibend, Beschäftigungsart und falscher Lebensgenuß verderben Nerven und Blut. Und die Folge für den Staat ist, daß die Zahl der Militärtauglichen abnimmt. Auch die Säuglingssterblichkeit in den Städten ist durch die schlechten Wohnungs- und Ernährungsverhältnisse erhöht. Gegenüber diesen schädlichen Einflüssen ist das Landvolk der Jungbrunnen, aus dem Ersatz für die verlorene Kraft geschöpft wird, — wenn er reichlich gefüllt ist. — Wir haben in den letzten 50 Jahren in Westpreußen durch den Abzug des Landvolkes in die Städte schwere Verluste erlitten. Durch die Land- flucht sind nicht nur der Landwirtschaft — Gütern und bäuerlichen Be- trieben — die notwendigen Arbeitskräfte entzogen, es sind auch die Dörfer von Handwerkern und Gewerbetreibenden entblößt, das gewerbliche und soziale Leben in den Dörfern ist verödet. Da ist es erfreulich, daß sich denn doch in den letzten Jahren allmählich eine die Schäden günstig be- einflussende rückläufige Bewegung geltend gemacht hat, eine gesunde Arbeit, welche an die Fortbildung aller Verhältnisse, die eine kräftige Steigerung des ländlichen Lebens herbeizuführen geeignet sind, beherzt und tatkräftig Hand anlegt und bestrebt ist, zu sorgen, daß der Vergleich zwischen Stadt und Land im Kopfe des Landmanns, des Arbeiters nicht stets nur zu Un- gunsten des Landes ausfällt. „Warum sollte es nicht möglich sein, die

16. Das Deutsche Reich - S. 118

1905 - Berlin : Mittler
118 Iii. Die Industrie. Geschichtliche Entwicklung- der deutschen Industrie. Mittelalter. Die deutsehe Großindustrie, die mit ihren bewunderns- werten Leistungen und außergewöhnlichen Fortschritten unser Erstaunen wachruft, hat sich aus dem schlichten Handwerk entwickelt. Dieses aber stand schon im Mittelalter in hoher Blüte; genossen doch die Leistungen der Augsburger Tuchmacher und Nürnberger Metallarbeiter selbst im Aus- lande hohes Ansehen. 16. bis 18. Jahrhundert. Als jedoch mit dem Rückgang der deutschen Hansa der Handelsverkehr nachließ, geriet auch das Handwerk mehr und mehr in Verfall. Der dreißigjährige Krieg richtete es vollständig zu- grunde. Im 18. Jahrhundert jedoch zeigte sich im wirtschaftlichen Leben Deutschlands eine Wendung zum Besseren. Anhaltende Kriege aber, die auch in diesem Zeitraum ihre nachteiligen Wirkungen auf Handel und Gewerbe ausübten, verhinderten einen schnelleren Fortschritt. Zudem nahm die Gewerbtätigkeit eine falsche Richtung an und wandte sich nur solchen industriellen Zweigen zu, die vorzugsweise Luxusartikel, wie Glas, Handschuhe, Seidenwaren, Hüte und Porzellan, herstellten und nur bei der wohlhabenden Bevölkerung auf Abnehmer rechnen konnten. Besser stand es um die verschiedenen Zweige der Gewebeindustrie; Leinen-, Baum- woll- und Wollwaren waren begehrte Artikel im In- und Auslande. Auch Nürnberger Metallwaren fanden wieder im Auslande Beachtung, und die Schwarzwälder Uhren fingen an, im Ausfuhrhandel Deutschlands eine Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigte sich dank der Fürsorge Friedrichs des Großen ein schnellerer Fort- schritt im wirtschaftlichen Leben. Der Bau von Straßen und Kanälen, die Einrichtung von Kreditanstalten, die Einwanderung von Land- wirten und Gewerbetreibenden förderten Landwirtschaft, Handel und Industrie. Ii). Jahrhundert. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt der neu einsetzende wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands wieder eine, jedoch nur vorübergehende, Störung durch die von Napoleon I. heraufbeschworenen Kriegsstürme. Die im Jahre 1810 eingeführte Gewerbefreiheit machte die Bahn für die ungehinderte Entwicklung der deutschen Industrie frei. Diese vollzog sich anfangs nur schüchtern und langsam; aber die langjährige Friedenszeit, die wirtschaftliche Einigung Deutschlands durch Grün- dung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 und die Einführung des Maschinenbetriebes brachten sie in ganz gewaltigem Maße zur Ent- faltung. Als dann im Jahre 1871 die nationale Einigung erfolgte, erwachte auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens ein ungeheurer Unternehmungsgeist. Die kapitalkräftige deutsche Industrie machte riesige Fortschritte und wagte es, auf dem Weltmarkt den Wettkampf mit den hochentwickelten Industrien der englischen, französischen und nordameri- kanischen Nation aufzunehmen. Dieser jahrelange Kampf hat alle Welt davon überzeugt, daß die deutsche Nation auf industriellem Gebiete allen andern ebenbürtig zur Seite steht, und daß England die größten An- strengungen zu machen hat, wenn es nicht von Deutschland überflügelt •werden will.

17. Der Weltkrieg 1914/15 in der Volksschule - S. 1

1915 - Paderborn : Schöningh
A. Entstehung des Weltkrieges 1914/1915. I. Die tieferen Ursachen. 1. Der wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands feit 1871. Zur Vorbereitung: Seit wann ist Deutschland wieder ein Kaiserreich? Warum sage ich wieder? Wie lange hielt sich das alte deutsche Kaiserreich? Wann stand es in höchster Blüte? Wann wurde es aufgelöst? Wie lange besteht nun das neue Deutsche Neich? Das ist eine lange Friedenszeit, die unserm geliebten Vaterlande gut bekommen ist. Wie kommt nun aber Deutschland in diesen grausamen, völkerverschlingenden Krieg? — Der Fürstenmord in Serbien, meinst du, sei schuld daran? Aber das haben wir doch im Laufe des Krieges oft genug gehört, daß die Ermordung des österreichischen Thronfolgers nur der letzte zündende Funke gewesen sei, der das Kriegs-pulverfaß in Brand setzte. Auch das ist uns bekannt, daß die Mischung aus Englands Neid, dem Rachegedanken Frankreichs und der Eroberungssucht Rußlands besteht. Untersuchen wir, warum diese drei Länder uns so feindlich gegenüberstehen. Von Englands Neid hört ihr am meisten reden. Der Neid muß eine Ursache haben. Englands Neid ist begründet in dem wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands seit 1871. Von ihm müssen wir zuerst reden. Als die deutschen Fürsten sich zum zweitenmal zu einem einigen Reiche zusammenschlossen, da war unser Vaterland längst nicht so reich und bevölkert wie heute. Handel und Verkehr standen nicht in solch hoher Blüte. Damals gab es nur wenig Fabriken. Die Bewohner waren meist Handwerker und Landleute. Die Handwerker machten ihre Ware, ihr Werk mit der Hand, Hand—werk. Dabei bedienten sie sich des Werkzeugs: der Nadel, der Schere, des Hobels, der Säge, des Hammers u. dgl. Das Werkzeug unterstützte die Hand bei ihrem Werk. Aber man kam bald auf den Gedanken, daß das Werkzeug die Hand auch ersetzen könne. Ihr alle kennt ein solches Werkzeug, das die Hand ersetzt — die Nähmaschine. — Sie weiß nichts davon, daß sie näht, und darum sagt man: Sie tut die Arbeit mechanisch. So geht's mit allen Maschinen. Aber all diese Arbeitsmaschinen wurden noch durch die menschliche Kraft in Bewegung gesetzt. Nun sann man darüber nach, ob man nicht auch diese menschliche Kraft durch eine Maschine ersetzen könne, und Peil, Der Weltkrieg in der Volksschule. 1

18. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 215

1910 - Paderborn : Schöningh
Wirtschaftliche und soziale Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrh. 215 jetzt ab der Dampf sich der Jnbustrie bemächtigte.1 Jnbern man begann, den gesamten Arbeitsprozeß auf wissenschaftliche ©runblage zu stellen, erreichte man eine größere Sicherheit des Probuktionsergebniffes (z. B. in der Bierbrauerei). Die Holzkohle würde in der Eiseninbustrie allmählich durch die Steinkohle ersetzt, woburch biefer Jnbustriezweig ganz bebeutenb stieg. Das Auskommen der ©roßinbustrie stellte an das Bank- und Kreditwesen neue Ansorberungen. Diesen Anforderungen genügten zahlreiche neue Noten-unb Essektenbanken, die das Krebitgeben an Handel und Industrie und die ©rünbung inbustrieller Unternehmungen sowie sonstige Spekulationsgeschäfte in großem Stile betrieben. Die neuen Großbanken und die Großbetriebe in der Jnbustrie und im Verkehrswesen fleibeten sich von vornherein in die Form der Aktiengesellschaften, die namentlich seit der Mitte des Jahrhunderts rasch an Zahl zunahmen. Mit der Umgestaltung des Wirtschaftslebens in der Zeit von 1834 bis 1871 verbanden sich nun Erscheinungen, wie sie für alle Industrieländer kennzeichnen!) finb. Befonbers feit der Mitte des Jahrhunberts vollzieht sich die Entwicklung in der Form einer beftänbigen Wellenbewegung: auf eine Zeit geschäftlichen Aufschwunges folgt regelmäßig eine Zeit des Nieberganges. Das Umsichgreifen der ©roßinbustrie hatte ferner eine Beränberung in der sozialen Schichtung der Bevölkerung zur Folge. Viele selbstänbige ©ewerbetreibenbe würden zu Lohnarbeitern. Dazu kam ein stetes rasches Anwachsen der gewerblich tätigen auf Kosten der ßanbwirtfchaft treibenben Bevölkerung. Als die Haupturfachen der Zunahme der gewerblichen Bevölkerung gelten bis 1871 vorwiegenb die „Loslöfung der gewerblichen Tätigkeit von der Hauswirtschaft und ihrer Derselbstänbigung zu besonberen Berufen" sowie die „Ersetzung organisierter durch unorganisierte Materie" (Holz wirb durch Kohle, Tierkrast durch Maschinen ersetzt). Diese Hauptgründe wirkten auch nach der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1871 bei der Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft in der Richtung auf den Industriestaat weiter. Zu ihnen gefeilten sich feit dieser Zeit aber auch sekundäre Ursachen. Schon feit Beginn des Jahrhunderts hatte bei der Industrie der Export den Import stets überstiegen. Während aber vor der ©rünbung des Reiches die Mehrausfuhr an Fabrikaten nur erst einige hunbert Millionen Mark betrug, belief sie sich am Schluß des Jahrhunberts auf über 1 Vgl. Widmann, Die neuen Erfindungen und ihre Einwirkung aus das wirtschaftliche Leben, auf Handel und Gewerbe. Dürrs Deutsche Bibliothek Bd. Xiiib. Nr. 45.

19. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 285

1896 - Leipzig : Freytag
Die Bereinigten Staaten. 285 vor. Deutsche giebt es gegen 3 Millionen. Von den Urbewohueru, den Indianern, sind kaum 400 000 übriggeblieben. Dagegen machen die einst als Sklaven eingeführten Neger und die aus der Mischung der Weißen mit ihnen hervorgegangenen Mulatteu heute einen beträchtlichen Teil der Bewohner aus. Sie zählen etwa 71/2 Millionen. Diese Amerikaner haben sich zu einem eigenen Menschenschlag heraus- gebildet. Sie sind ein sehr rühriges, arbeitsames und nnternehmnngs- lustiges Volk. Durch ihre rege Betriebsamkeit hat die Uuion in dem gegen- wärtigen Jahrhundert einen überraschend großen Aufschwung genommen und unter der sorgfältigen Ausnutzung der reichlich vorhandenen Schätze ist sie einer der ersten Industrie- und Handelsstaaten geworden. Nur vou der englischen Handelsflotte wird die amerikanische zur Zeit noch übertroffen. Unter solcher wirtschaftlichen Entwicklung nahm auch die Zahl der ^ks- Einwohner, namentlich durch ununterbrochene Einwanderung von Europa, schnell zu. Auf den einstigen Jagdgründen der Indianer wuchsen an den geeigneten Plätzen die Siedlungen mit einer geradezu unglaublichen Ge- schwindigkeit zu Großstädte« an; Chicago mit jetzt über 1 Million Ein- wohner war uoch vor 60 Jahren eine dorfähnliche Ortschaft. Es leben gegenwärtig fast 65 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten. Das giebt allerdings bei der Größe des Landes, die derjenigen unseres Erdteils nahezu gleichkommt, noch immer nur die geringe Volksdichte von 7 ans 1 qkm; allein in einzelnen Gebieten, besonders im Nordosten, wird die Volksdichte des deutschen Reiches überstiegen. Doch das Land vermag noch eine weit größere Bevölkerung zu er- 80bcns nähren. Unter dem verhältnismäßig günstigen Klima liefert der Acker- und Plantagenbau einen reichen Ertrag. Ein großer Teil davon gelangt zur Ausfuhr und versorgt namentlich die Staaten des westlichen Europa mit Getreide, Baumwolle und Tabak. Aber auch die Viehzucht giebt reichen Gewinn. Unerschöpfliche Lager von Steinkohle und Eifeuerz haben endlich eine bedeutende Industrie hervorgebracht, deren Erzeugnisse ebenfalls auf den Weltmarkt kommen. Von den Mineralschätzen hat vor allem das Petroleum einen hohen wirtschaftlichen Wert. Auch Edelmetalle und Kupfer werden in Mengen ausgeführt. Der wirtschaftliche Aufschwung ist nicht zum wenigsten in der großen Nerkchr. Offenheit Nordamerikas nach der atlantischen Seite hin begründet. Schiff- bare Ströme führen den Verkehr hier bis tief in das Binnenland hinein. Wo aber natürliche Straßen fehlten, da setzte der Nordamerikaner mit seiner rastlosen Thätigkeit ein, indem er diese durch künstliche Anlagen verbesserte und ergänzte. Ein ausgedehntes Kanalnetz durchzieht jetzt das Land. Chicago, über 1000 km vom Meere entfernt, ist so durch Umgehung des Niagarafalles über die großen Seeen hinweg für Seeschiffe zugänglich

20. Geschichte der Neuzeit - S. 157

1911 - Leipzig : Hirt
Kaiser Wilhelm Ii. 157 In wirtschaftlicher Beziehung hat das deutsche Volk eine auer-ordentliche Entwicklung genommen. Der gewaltige Fortschritt der Natur- Aufschwung. Wissenschaften, der Technik, der wachsende Reichtum und der Unternehmungs-geist der Unternehmer und Kaufleute, die gehobene Lage der Arbeiter durch die wachsenden Lhne und die soziale Gesetzgebung haben Industrie und Handel auf eine nie geahnte Hhe gebracht. Die deutschen Er-Zeugnisse haben Weltruhm. Der deutsche Auenhandel und die deutsche Handelsflotte werden nur von England bertroffen. Auch die Landwirtschaft hat sich die neuen Errungenschaften zunutze gemacht durch Anwendung zahlreicher landwirtschaftlicher Maschinen und eine rationellere Behandlung des Bodens. Der Verkehr erfhrt durch die Verbesserung der bestehenden Eisen- Verkehr, bahnverhltnisse, durch Entrichtung von Kleinbahnen, von elektrischen Straenbahnen und Automobilen eine stete Steigerung. Telegraphen und Telephone erleichtern den Nachrichtendienst. berseeische Kabelnetze stellen die Verbindung mit den entferntesten Lndern der Erde her. Dazu kommt die neueste Entwicklung der Flugmaschinen. Die lenkbaren Luft-schiffe Zeppelins, Gro' und Parsevals und die zahlreichen Gmund Zweidecker knden neue Verkehrsmittel an. Mit Stolz und Vertrauen blicken wir auf zu Wilhelm Il, der mit krftiger Hand des Reiches Zepter hlt, der den Frieden Europas schirmt und sichert; mit Liebe und Dankbarkeit zu dem Fürsten, der seine reichen Fhigkeiten und seine rastlose Arbeitsfreudigkeit in den Dienst des Volkes stellt, um es zu beglcken. Sei Kaiser Wilhelm hier, Lang Deines Volkes Zier, Der Menschheit Stolz! Fhl in des Thrones Glanz Die hohe Wonne ganz, Liebling des Volks zu sein! Heil Kaiser Dir!