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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 248

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 248 — auch kostbaren Gewinn. Elsaß und Lothringen, die alten deutschen Gebiete, fielen an Deutschland zurück, und 5 Milliarden Franken mußte Frankreich als Entschädigung der Kriegskosten zahlen. Nachdem aus dieser Grundlage am 26. Februar eine vorläufige Vereinbarung zustande gekommen mar, entspannen sich über Einzelheiten noch längere Verhandlungen, und es bedurfte der ganzen Zähigkeit und Festigkeit Bismarcks, um den Verschleppungsversuchen entgegenzutreten. Zuweilen begann er, wenn die Gegner neue Forderungen erhoben, deutsch zu redeu, und erklärte, das Französische nicht zu verstehen. Am 10. Mai 1871 wurde endlich der ersehnte Friede zu Frankfurt a. M. von Bismarck und Jules Favre unterzeichnet. d) Reichsgründung und Kaisertitel. Die schönste Errungenschaft des heißen Ringens aber bildete die völlige Einigung Deutschlands und die Krönung des Bundes durch Erneuerung des Kaisertums. Schon bei Beginn des Krieges, namentlich nach den ersten Kämpfen, in denen sich die Bayern, Württembergs und Badenser an der Seite ihrer norddeutschen Brüder so tapfer geschlagen hatten, rang sich allenthalben, bei den Fürsten wie im Volke, die Überzeugung durch, daß die deutsche Einheit damit besiegelt und der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund nicht länger aufzuhalten fei. So gingen nun neben den kriegerischen Ereignissen Verhandlungen über den Anschluß einher. Baden hatte schon vorher mehrmals die Vereinigung mit dem Norddeutschen Bunde angestrebt, erklärte sich demnach jetzt bedingungslos dazu bereit. Auch Hessen-Darm stadt und Württemberg zeigten sich geneigt; aber Bayern wies den Gedanken, sich in die Verfassung des Norddeutschen Bundes einzufügen, zunächst zurück. Es forderte zahlreiche Verfassungsänderungen und für sich mehrfache Reservatrechte, trat auch mit Ansprüchen auf Landzuwachs hervor, indem es altpfälzifche Gebiete mit Heidelberg und Mannheim verlangte, wofür Baden im Elsaß entschädigt werden sollte. Im Oktober begannen in Versailles die Verhandlungen mit den Bevollmächtigten der vier Staaten. Bismarck zeigte auch hierbei die weife Mäßigung, die er schon 1866 bewiesen hatte. Da er bei der Einigung Deutschlands den Zwang zu vermeiden suchte, vielmehr wollte, daß sie aus der freien Entschließung der Fürsten hervorging, war er gern bereit, die in dem Stammescharakter und

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1. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 214

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
214 Das Zeitalter der Verfassungs- und Einheitskämpfe Gambetta das des Inneren. Thiers bemühte sich auf einer Rundreise die europäischen Mächte zum Eingreifen zu bestimmen. Gleich darauf begannen die Deutschen die Belagerung von Paris. Während dieser nahm Werder am 27. September Straßburg. Bazaine ergab sich nach Zurückweisung eines Durchbruchsver-Versuche suches bei Noisse ville (30. August und 1. September) am 27. Ok-entsctzen tober mit 173000 Mann in Metz. Vergebens versuchten die Franzosen von Südfrankreich aus, wo Gambetta noch 600000 Mann auf brachte, die Hauptstadt zu entsetzen; sie wurden erst bei Orleans (3. Dezember) geschlagen, dann bis Le Mans zurückgetrieben (10.—12. Januar 1871). Drei Vorstöße von Norden her gegen Paris wiesen Manteuffel und Goeben in den Schlachten bei Amiens, an der Hallue und bei St. Quentin zurück. Bourbakis verzweifelter Plan, das belagerte Beifort zu entsetzen Kämpfe an und nach Süddeutschland vorzudringen, wurde von Werder an wes?|ren°zse der Lisaine im Januar vereitelt und das französische Heer schließlich von Manteuffel zum Übertritt nach der Schweiz im Februar 1871 gezwungen. Auch Paris mußte sich, nachdem das Hauptquartier endlich die Beschießung beschlossen hatte, am 28. Januar 1871 ergeben. Eine zu Bordeaux zusammenberufene neue Nationalversammlung trat nun gegen Gambetta für den Frieden ein. Thiers wurde Oberhaupt von Frankreich. Es folgte ein Waffenstillstand und am 26. Februar der Präliminarfrieden zu Ver-saüles, dem der Friedensschluß zu Frankfurt a. M. folgte. Frankreich trat Elsaß-Lothringen an Deutschland ab und Milliarden Mark Kriegsentschädigung. § 187. Die Einigung Deutschlands. Gleich nach der Schlacht von Sedan hatten Verhandlungen über einen Beitritt der süd-Die ver- deutschen Staaten zum Norddeutschen Bund begonnen. Mit Baden dlngsüdd! und Hessen war Bismarck zuerst einig geworden, sie traten am Staaten ^ N0vember 1870 dem Bunde bei, dann folgte nach aufreibenden Verhandlungen Bayern am 23. November und Württemberg am 25. November. Am schwierigsten war es gewesen, Bayern zu gewinnen, da König Ludwig Ii. ungern etwas von seinen Souveränitätsrechten hatte aufgeben wollen. Nur nach großen Zugeständnissen, die Bayern selbständiges Heerwesen, eigene Post, besondere Bierbesteuerung usw. (Reservatrechte) sicherten, war es den nationalen Wünschen nachgekommen. Der Norddeutsche Reichstag und die süddeutschen Kammern nahmen Anfang 1871 die Verträge an. Während der Einigungsverhandlungen hatte sich schon überall der Wunsch geregt, auch äußerlich der neugewonnenen Einheit Ausdruck zu verleihen. Auf eine Aufforderung Bismarcks hin trug Ludwig Ii. von Bayern dem König von Preußen die Wiederherstellung des deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwürde an. Nachdem Frieden 1871 10. Mai zahlte 5

2. Illustrierte preußische Geschichte - S. 308

1904 - Breslau : Hirt
308 Dritter Zeitraum. Doch wie mancher deutsche Krieger kehrte uicht zurück! Über 40000 derselben waren während des Feldzuges born Tode dahingerafft. Aber sie haben nicht umsonst geblutet! Die deutschen Truppen haben während des ganzen Krieges 600 siegreiche Treffen, Gefechte und Schlachten geliefert, 26 Festungen erobert und 400000 Feinde zu Gefangenen gemacht, nicht mitgerechnet die Pariser Besatzung und die Truppen, welche über die belgische und die schweizerische Grenze flüchteten. Mit Entsetzen erkannte Frankreich, mit Staunen die Welt, wie schier unerschöpflich die deutsche Wehrkraft sei. Trotz aller Verluste standen am Schluß des Krieges 800000 Mann auf französischem Boden, und über 200000 warteten in Deutschland nur des Besehls zum Abmarsch. Auch das deutsche Volk selber hatte erst wieder erkannt, wie stark es ist, wenn es znsammenhült, und deshalb erwachte jetzt wieder mächtig in ihm der lang gehegte Wunsch nach einer Einigung der deutschen Stämme unter einem Kaiser. Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums. Schon bei Beginn des Krieges hatte König Wilhelm die Überzeugung ausgesprochen, „daß aus der blutigen Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einigkeit sprießen werde"; jeder neue, gemeinsam erfochtene Sieg verstärkte diese Hoffnnug. Aber die preußische Regierung mied jeden Schein einer Nötigung, es den Süddeutschen überlassend, ihre Ausnahme in den Norddeutschen Buud nachzusuchen. Der Großherzog von Baden war stets für die Einigung Deutschlands warm eingetreten; schon am 3. September beantragte er die Ausnahme seines Staates in den Norddeutschen Bund. Etwas später erklärte sich auch Hessen dazu bereit. Bayern und Württemberg forderten als Bedingung für ihren Eintritt eine größere Selbständigkeit, als den übrigen Bundesstaaten gewährt worden war, besonders in militärischer Hinsicht. Bismarck kam ihnen möglichst weit entgegen, im November traten die vier süddeutschen Staaten ein. Der so erweiterte Norddeutsche Bund erhielt zunächst den Namen „Deutscher Bund"; aber dieser hatte beim Volke einen schlechten Klang. Die Volksstimme verlangte schon längst einen Kaiser; Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen glühte für diesen Gedanken, und Bismarck hatte schon beim Eintritt Bayerns in den Norddeutschen Bund (23. November) mit den Vertretern Bayerns eine Einigung über die Wiederherstellung der Kaiserwürde erzielt. Dann bat König Ludwig vou Bayern im Einverständnis mit den übrigen deutschen Fürsten König Wilhelm, er möge die Würde eines Deutschen Kaisers annehmen. Auch der Norddeutsche Reichstag trug durch eine Abordnung dem Könige dieselbe Bitte vor; ihr Sprecher war der Präsident Simson, der einst auch Friedrich Wilhelm Iv. die Kaiserkrone angeboten hatte. Der König entschloß sich nur schwer dazu, er hätte lieber auch fernerhin nur den Titel eines Königs von Preußen geführt; aber in dem einmütigen Wunsche des deutschen Volkes sah König Wilhelm einen Ruf Gottes, dem er sich nicht entziehen dürfe. Er erklärte sich deshalb in einem Rundschreiben an die deutschen Fürsten und freien Städte zur Annahme der Würde bereit und ließ am 18. Januar, dem für Preußens Geschichte so denkwürdigen Tage, in dem

3. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 297

1879 - Leipzig : Weber
* Die deutschen Einheitsbestrebungen und das neue Deutsche Reich. 297 16. Februar capitulirte auch Belfort, seit dem 3. November 1870 von dem General Tresckow belagert. § 286. Am 12. Februar trat die Nationalversammlung in Bordeaux zusammen. Zum Leiter der Regierung wurde Thiers ernannt, ihm und Jules Favre die Unterhandlung wegen des Friedens übertragen. Nach längeren Verhandlungen zwischen ihnen und Bismarck kamen am 26. Februar die P r ä l i m i n a r i e n von Versailles zu Stande. Dieselben bedurften aber der Bestätigung der Nationalversammlung, und deshalb wurde der Waffenstillstand, aber mit der Bestimmung verlängert, daß vom 1. März an deutsche Truppen einen Theil von Paris besetzen sollten. In Folge dessen zogen am I.märz das Vi. und Xi. preuß. und das 2. bayr. Corps in die Stadt, verließen aber dieselbe bereits wieder am 2. März, nachdem inzwischen die Bestätigung der Präliminarien in Bordeaux und die Vollziehung derselben durch Kaiser Wilhelm geschehen'war. Am 10. Mai 187 1 folgte der definitive Friede zu Frankfurt a. M. Laut den Bestimmungen desselben trat Frankreich Elsaß mit Ausnahme von Belfort, Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland ab, und sollte in bestimmten Fristen fünf Milliarden Francs Kriegskosten zahlen. § 287. Die schönste Frucht aber des nun beendigten Riefenkampfes war die Gründung des Deutschen Reichs. Bereits im November 187 0 hatten Verträge des Norddeutschen Bundes mit den süddeutschen Staaten die politische Einigung ganz Deutschlands vorbereitet, mit Baden und Hessen am 15., mit Bayern am 23., mit Württemberg am 25. November' Darauf richtete der nationalgesinnte König Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm und sämmtliche deutsche Fürsten die Aufforderung zur Herstellung des Deutschen Reichs und zur Ueberlragung der deutschen Kaiferwürde an den König von Preußen. Auf Grund der Zustimmung aller Fürsten und Freien Städte, sowie des Norddeutschen Bundes, nahm König Wilhelm am 18. Januar 1871 (am preußischen Krönungstage) im Spiegelfaale zu Versailles die mit der Krone Preußen fortan erblich verbundene Würde eines Kaisers des Deutschen

4. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 108

1910 - Leipzig : Teubner
108 Die Entwicklung der heutigen Großmächte von 1850 bis zur Gegenwart. der Einzelstaaten so gut wie aufgelöst wäre; ganz im Gegensatz dazu war die bayerische Regierung anfangs nicht einmal geneigt, in den Norddeutschen Bund einzutreten, sondern erstrebte eine führende Stellung in Süddeutschland unter loser Verbindung mit dem Norden. König Wilhelm aber, der den Glanz der preußischen Hohenzollern-krone durch jede Veränderung verdunkelt zu sehen befürchtete, wäre mit einer stärkeren militärischen Einigung der beiden Hälften Deutschlands zufrieden gewesen und schreckte vor der Kaiserkrone zurück, während der Kronprinz mit seinem Schwager, dem Großherzog Friedrich von Baden, den Wünschen des Liberalismus näher stand. Da war es Bismarck, der die auseinanderstrebenden Meinungen zu einem annehmbaren Ganzen zusammenfaßte, indem er den neuen Bundesgenossen, namentlich Bayern, so viel Selbständigkeit (Reservatrechte) beließ, als es das Wohl des Ganzen nur irgend gestattete. So überwand er schließlich die Bedenken Bayerns Ludwig ii. von und bewog den König Ludwig Ii. zu einem Schreiben an König Bayern. Wilhelm, in dem er erklärte, daß der König von Bayern nicht unter dem „König von Preußen", sondern nur unter einem Deutschen Kaiser stehen könne. Nachdem die Parlamente des Nordens und Südens ihre Zustimmung zu den Bundesverträgen gegeben hatten, konnte die Abordnung des Norddeutschen Reichstages, durch die zum zweiten Male einem Könige von Preußen die Kaiserkrone angeboten wurde (18. Xii. 1870), diesmal die Bitte des deutschen Volkes „vereint mit den Fürsten Deutschlands" aussprechen, und am Diekaiserprokla-18. Januar 1871 fand im Spiegelsaale zu Versailles die öffentliche mati°87i.8'L Verkündigung des Deutschen Kaiserreichs statt, noch mitten in dem Kriege, den der Erbfeind gerade zu dem Zwecke entfacht hatte, um die Einigung Deutschlands zu verhindern. 2. Die Verfassung des neuen Deutschen Reichs, die von dem am 21. März 1871 eröffneten ersten Deutschen Reichstage angenommen wurde, lehnte sich eng an die Verfassung des Norddeutschen Bundes an (s. S. 100) und ergänzte sie im wesentlichen durch folgende Punkte: Das Deutsche Reich ist ein „ewiger Bund zum Schutze des Bundesgebiets und des innerhalb desselben'gültigeu Rechts sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes". Mit dem Bundespräsidium, das dem König von Preußen zusteht. Der Bundesrat. ist der Titel „Deutscher Kaiser" verbunden. Der Bundesrat, dem der vom Kaiser ernannte Reichskanzler — von 1871 bis 1890 Fürst Bismarck — vorsitzt, verfügt über 58 Stimmen, von denen Preußen 17, Bayern 6, Sachsen und Württemberg je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig je 2 und alle übrigen Staaten (14) und die drei freien Städte je eine Stimme führen. Die „Bundesbevollmächtigten" stimmen nach den Weisungen ihrer Landes- regierungen. Der Bundesrat wacht über die Verfassung, an der keine Änderung vorgenommen werden darf, wenn sich 14 Stimmen dagegen aussprechen; er be-

5. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 529

1902 - Halle : Gesenius
— 529 — 3. a) Noch bevor der Friede zwischen beiden Völkern geschlossen wurde, war die Einigung ganz Deutschlands vollzogen worden. Das deutsche Volk, das sich so einig gegen den übermütigen Feind erhoben hatte, verlangte nun auch, ein Volk zu werden. Das alte Reich sollte verjüngt Wiedererstehen, und man wollte auch wieder einen Kaiser haben. Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen war der lebhafteste Vertreter dieser Volksstimmung, und Bismarck schloß sich ihm an. Natürlich konnte kein anderer als König Wilhelm Kaiser des neuen Reiches werden, und zwar mußte er Erbkaiser werden; denn die alte schlimme Weise der Wahl durste mau nicht wiedereinführen. Bereits nach der Schlacht bei Sedan begann Graf Bismarck mit den vier süddeutschen Staaten die Unterhandlungen wegen Anschluß an den Nordbund und Verschmelzung zu einem Reiche. Dabei sollten Baiern und Württemberg ihre Post- und Telegraphenverwaltung für sich behalten. Baden und Hessen gliederten ihre Truppen an das bisherige norddeutsche Bundesheer an; Baiern, Sachsen und Württemberg stellten die ihren nur im Kriegsfälle unter preußischen Oberbefehl. Die Verträge mit den vier Staaten wurden im November von 1870 abgeschlossen; der norddeutsche Reichstag und die Landtage von Baden, Hessen und Württemberg genehmigten sie alsbald, während der bairische Landtag noch zögerte. König Wilhelm sträubte sich lange gegen die Annahme der Kaiserkrone. Er befürchtete, er würde im neuen Reiche nur den obersten Titel führen; er wollte lieber bloß König von Preußen bleiben und dafür auch etwas zu sagen habeu. Besonders das Widerstreben Baiems machte ihn mißmutig. Denn der junge König Ludwig von Baiern zauderte, als Zweiter im Reiche im Namen der Fürsten dem Könige von Preußen die Kaiserkrone anzutragen. Als ihm aber bedeutet wurde, dann würde es der König von Sachsen tun, da entschied er sich, den König Wilhelm zur Annahme aufzufordern. Und nun gab auch König Wilhelm nach. Als eine Abordnung des norddeutschen Reichstags unter Präsident Simson mit der gleichen Aufforderung zu Versailles erschien, erklärte er, da die deutschen Fürsten und das deutsche Volk ihm die Krone anböten, so sei er geneigt, sie anzunehmen. Den Tag der Ausrufung zum deutschen Kaiser setzte er auf den 18. Januar 1871 fest. Sie fand im Spiegelsaale des Versailler Schlosses statt. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Die Verhandlungen über die Reichseinigung. fo) Die Fürsten und fürstlichen Vertreter, die Abgesandten des Reichstags und der Landtage, alle Generale und Abordnungen der Regimenter mit ihren Fahnen versammelten sich um den König, der inmitten der übrigen Fürsten zwischen seinem Sohne und Schwiegersöhne stand. Ein Sängerchor von Soldaten trug ein feierliches Lied vor; dann predigte C. Spielmann, Geschichtsunterricht. Iii. 34

6. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 11

1912 - Leipzig : Voigtländer
entsprechen, und lud sowohl die württembergische wie die badische Regierung ein, Bevollmächtigte nach Versailles zu senden, ließ aber auch gleichzeitig der bayrischen Regierung die Wahl, entweder ebenfalls in Versailles die Münchener Besprechungen fortzusetzen oder das Ergebnis der Verhandlungen mit den andern deutschen Staaten abzuwarten und sodann die Verhandlungen in München wieder aufzunehmen. Endlich erklärte auch die hessische Regierung sich bereit, mit dem südlichen Teile des Großherzogtums in den Bund einzutreten, dem der nördliche seit 1866 bereits angehörte, und so geschah es, daß in der zweiten Hälfte des Oktobers Vertreter der sämtlichen süddeutschen Staaten in Versailles zusammentraten, um über die Gründung eines Deutschen Bundes zu verhandeln, während die Verhandlungen mit Württemberg, Baden und Hessen sehr bald zu der Überzeugung führten, daß es ohne viel Ihühe gelingen werde, auf der Grundlage der Verfassung des Norddeutschen Bundes zu einer Verständigung zu gelangen, boten die Verhandlungen mit Bayern größere Schwierigkeiten, namentlich infolge der besonderen Veranlagung des Königs Ludwig, der jede Einschränkung der bayrischen Souveränität als eine schwere Beleidigung seines fürstlichen Selbstbewußtseins empfand. Sie gerieten schließlich auf einen toten Punkt, so daß die bayrischen Bevollmächtigten selbst den Wunsch aussprachen, es möchten zunächst die Verhandlungen mit den drei andern süddeutschen Staaten weitergeführt werden. So kam es, daß gegen Mitte November die Verständigung mit Württemberg, Baden und Hessen zum Abschluß gelangte; da jedoch im letzten Augenblicke (Quertreibereien am Stuttgarter Hofe die württembergischen Bevollmächtigten nötigten, zu persönlicher Berichterstattung nach Stuttgart zu reisen, so konnte Württemberg an der auf den 15. November angesetzten Schlußverhandlung sich nicht beteiligen; nur mit Baden und Hessen wurde an diesem Tage abgeschlossen. Nunmehr wurden die Verhandlungen mit Bayern wieder aufgenommen und führten, unter dem Drucke der bereits erfolgten Verständigung mit den andern Staaten und der auf den 24. November' angesetzten Eröffnung des Reichstags des Norddeutschen Bundes, rascher, als anfangs er-

7. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 165

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
165 Stämme schonen; er wollte nicht auf einer erzwungenen Unterwerfung das deutsche Reich aufbauen! Dahin zielten damals Bismarcks politische Principien und Erwägungen, die man sicher als die richtigen und weifen wird anerkennen müssen. Ter preußische Kronprinz war dagegen ganz anderer Ansicht; er war keineswegs abgeneigt, die widersprechenden oder zaudernden zu vergewaltigen; er teilte keineswegs Bismarcks zurückhaltende, stets die Zukunft überschauende Vorsicht. Tie Folge feines Entschlusses für Bismarck war übrigens, daß er dem Eintritt der Bayern in den norddeutschen Bnnd nicht nur allerlei Zugeständnisse machen, sondern partikularistische Sonderrechte den süddeutschen Staaten einräumen müsse. Tie ersten Verhandlungen waren schon durch Tel brück Mitte September eröffnet. Bayern stellte viele Bedingungen und Klauseln, im ganzen verlangte es achtzig einzelne Veränderungen an der norddeutschen Bundesverfassung. Tas Heerwesen sollte ein bayerisches bleiben, die deutsche Flotte sollte ohne Bayern geschaffen werden; Bayern sollte eine selbständige auswärtige Politik zu führen berechtigt fein; bei allen Änderungen der Verfassung sollte Bayern ein Veto zustehen; es sollte volle Autonomie im Justizwesen und vor allen Dingen in der Bierbesteuerung, in den Verkehrseinrichtungen behalten. Delbrück hatte von alledem nichts zugesagt, alles einzelne nur seinem Könige vorzutragen übernommen. Ende September gelangte er mit den bayerischen Forderungen ins Hauptquartier nach Versailles. Baden bat anfangs Oktober um ganz bedingungslose Aufnahme, ähnlich auch Hefsen-Tarmstadt und Württemberg; nur hatte Württemberg ein paar inhaltlose Klauseln aufgestellt. Bayern war also unter den Südstaaten isoliert. Bismarck lud die vier Mächte ein, bevollmächtigte Minister nach Versailles zu schicken. Ans Baden kamen Jolly und Freydorf, ans Württemberg Mittnacht und Suckow, aus Bayern Bray und Lutz, aus Darmstadt Dalwigk und Hof-mann. Von dem norddeutschen Bunde wurden Delbrück und Roon bevollmächtigt. Bismarck hatte sich auch in Verbindung gesetzt mit Bennigsen und Friedenthal, gleichsam als den Vertretern der parlamentarischen Mehrheit. Für die übrigen norddeutschen Staaten trat Herr von Friesen in die Verhandlungen ein. Ant 26. Oktober wurden in Versailles, der alten französischen Königsstadt, die Beratungen der deutschen Minister über die zukünftige Gefamwerfasfnng für das ganze Deutschland eröffnet. In ihnen sah Bayern sich bald isoliert. Da gewann Bayern direkten Einfluß auf Württemberg; es lief in Versailles der Befehl aus Stuttgart ein, daß die Württembergischen Vertreter mit den Bayern zusammenzugehen hätten. Nun eilte Mittnacht sofort nach Stuttgart und brachte einen Umschwung der Dinge zustande; zurückgekehrt nach Versailles durste er sich den Ministern von Baden und Hessen anschließen: das bewog auch Bayern zum Nachgeben. Zuerst wurden die Verträge mit Baden und Hessen am 15. November, dann mit Bayern am 23. November und mit Württemberg ant 25. November

8. Geschichte der Neuzeit - S. 380

1887 - Wiesbaden : Kunze
380 Dritte Periode der Neuzeit. Nord- und Süddeutschlands gemeinsam errungen hatten, forderte das Gefühl der Zusammengehörigkeit die Entfernung der letzten Schranken, welche den Norden und Süden noch trennten, und eine dauernde Verbindung der deutschen Staaten zu einem einheitlichen Reiche unter dem Heldenfürsten, unter dessen Führung die glänzenden Ruhmesthaten vollbracht wurden. Bald nach der Schlacht von Sedan, als das deutsche Hauptquartier seinen Sitz nach Versailles verlegt und König Wilhelm in dem Schlosse Ludwigs Xiv. Wohnung genommen, von welchem einst die Pläne zur Schwächung und Erniedrigung Deutschlands ausgegangen waren, begannen mit den süddeutschen Staaten die Verhandlungen über ihre Vereinigung mit dem Norddeutschen Bund. Im November wurden mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen in Versailles Verträge abgeschlossen, nach welchen die norddeutsche Bundesverfassung auch auf Süddeutschland übertragen und Nord- und Süddeutschland zu einem Deutschen Reiche verbunden wurden. Damit war das lang ersehnte Einigungswerk in der Hauptsache vollbracht; aber auch der sichtbare Ausdruck der Vollendung, die deutsche Kaiserkrone, sollte dem deutschen Reichsbau nicht fehlen. Schon während der Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten machte König Ludwig Ii. von Bayern den deutschen Regierungen den Vorschlag, bei König Wilhelm in Anregung zu bringen, „daß die Ausübung der Präsidialrechte des Bundes mit Führung des Titels eines Deutschen Kaisers verbunden werde". Sämtliche deutschen Fürsten und freien Städte stimmten diesem Vorschlag zu, und nun wurde in die Verfassungsverträge die Bestimmung aufgenommen, daß der Deutsche Bund den Namen „Deutsches Reich" und der König von Preußen als Bundeshaupt den Titel „Deutscher Kaiser" führen solle. Der Norddeutsche Reichstag erteilte den mit den süddeutschen Staaten geschlossenen Verträgen seine Zustimmung und beschloß eine Adresse an König Wilhelm, in welcher er bat, „durch Annahme der Kaiserkrone das Einigungswerk zu weihen"; die deutsche Krone auf seinem Haupte werde „dem wieder aufgerichteten Reiche deutscher Nation Tage der Macht, des Friedens, der Wohlfahrt und der im Schutze der Gesetze gesicherten Freiheit eröffnen". Als König Wilhelm am 18. Dez. 1870 diese Adresse in feierlicher Versammlung überreicht wurde, erklärte er sich dazu bereit mit den Worten: „In der einmütigen Stimme der deutschen Fürsten und freien Städte und in dem damit übereinstimmenden Wunsche der deutschen Nation und ihrer Vertreter werde ich den Ruf der Vorsehung erkennen, dem ich mit Vertrauen aus Gottes Segen folgen darf".

9. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 374

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
374 Dahin zielten damals Bismarcks politische Principien und Erwägungen, die man sicher als die richtigen und weisen wird anerkennen müssen. Ter preußische Kronprinz war dagegen ganz anderer Ansicht; er war keineswegs abgeneigt, die Widersprechenden oder Zaudernden zu vergewaltigen; er teilte keineswegs Bismarcks zurückhaltende, stets die Zukunft überschauende Vorsicht. Tie Folge seines Entschlusses sür Bismarck war übrigens, daß er dem Eintritt der Bayern in den norddeutschen Bund nicht nur allerlei Zugeständnisse machen, sondern partikularistische Sonderrechte den süddeutschen Staaten einräumen mußte. Tie ersten Verhandlungen waren schon durch Delbrück Mitte September eröffnet. Bayern stellte viele Bedingungen und Klauseln, im ganzen verlangte es achtzig einzelne Veränderungen an der norddeutschen Bundesverfassung. Das Heerwesen sollte ein bayerisches bleiben, die deutsche Flotte sollte ohne Bayern geschaffen werden; Bayern sollte eine selbständige auswärtige Politik zu führen berechtigt sein; bei allen Änderungen der Verfassung sollte Bayern ein Veto zustehen; es sollte volle Autonomie im Justizwesen und vor allen Dingen in der Bierbesteuerung, in den Verkehrseinrichtungen behalten. Delbrück hatte von alledem nichts zugesagt, alles einzelne nur seinem Könige vorzutragen übernommen. Ende September gelangte er mit den bayerischen Forderungen ins Hauptquartier nach Versailles. Baden bat anfangs Oktober um ganz bedingungslose Ausnahme, ähnlich auch Hessen-Darmstadt und Württemberg; nur hatte Württemberg ein paar inhaltlose Klauseln aufgestellt. Bayern war also unter den Südstaaten isoliert. Bismarck lud die vier Mächte ein, bevollmächtigte Minister nach Versailles zu schicken. Ans Baden kamen Jolly und Freydorf, aus Württemberg Mittnacht und Suckow, aus Bayern Bray und Lutz, aus Darmstadt Dalwigk und Hofmann. Von dem norddeutschen Bunde wurden Delbrück und Roon bevollmächtigt. Bismarck hatte sich auch in Verbindung gesetzt mit Bennigsen und Friedenthal, gleichsam als den Vertretern der parlamentarischen Mehrheit. Für die übrigen norddeutschen Staaten trat Herr von Friesen in die Verhandlungen ein. Am 26. Oktober wurden in Versailles, der alten französischen Königsstadt, die Beratungen der deutschen Minister über die zukünftige Gefamtver-fassuug für das ganze Deutschland eröffnet. In ihnen sah

10. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten und Mittelschulen - S. 96

1886 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
10. Mai 18. Januar 1871 '96 Neunter Abschnitt. Preußen und Deutschland bis zur Herstellung des Deutschen Reiches rc. Unmittelbar darauf trat die französische Nationalversammlung zu Bordeaux zusammen. Sie wählte den greisen Thiers znm Präsidenten der Republik, und dieser schloß noch int Februar zu Versailles mit Deutschland folgende Friedenspräliminarien ab: Frankreich tritt an Deutschland das Elsaß mit Ausnahme Belsorts und einen Teil Lothringens mit Metz und Diedenhosen ab, zusammen 250 □ Meilen mit iy2 Millionen meist deutsch redender Einwohner, und zahlt fünf Milliarden Frank (= 4 Milliarden Mark) Kriegskosten; bis zur Annahme dieser Bedingungen durch die Nationalversammlung bleibt ein Teil der französischen Hauptstadt vou deutschen Truppen besetzt. Die Nationalversammlung bestätigte schnell diese Abmachungen. Am 10. Mai 1871 wurde zu Frankfurt a. M. der endgiltige Frieden unterzeichnet. C. Aufrichtung des Teutschen Reiches. In Deutschland war während des Krieges die alte Sehnsucht nach der dauernden Einigung aller deutschen Stämme allgemein erwacht Noch vor Schluß des Jahres 1870 waren die süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund eingetreten. Der König Ludwig Ii. von Bayern regte endlich den Gedanken an, daß der König Wilhelm von Preußen als Oberhaupt des jetzt alle deutschen Staaten umfassenden Bundes den Titel eines Deutschen Kaisers und der Bund den Namen des Deutschen Reiches annehmen und führen, und daß die deutsche Kaiserwürde beim preußischen Königshause erblich verbleiben solle. Nachdem dieser Vorschlag von den deutschen Fürste’i und den: Reichstage des Norddeutschen Bundes bereitwillig angenommen war, sand am 18. Januar 1871 im Schlosse zu Versailles die Ausrufung des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser statt. Im März 1871 trat zu Berlin der erste deutsche Reichstag zusammen. Das neue Deutsche Reich umfaßt folgende Staaten: Preußen, Lauenburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Kobnrg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Alten-burg, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Gondershausen, Anhalt, Oldenburg, Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold, Waldeck, Lübeck, Bremen, Hamburg, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt. Elsaß und Lothringen bilden ein „Reichsland", das dem Kaiser unmittelbar unterstellt ist und von einem Statthalter verwaltet wird. Der neuen Verfassung des Deutschen Reiches liegt im wesentlichen die Verfassung des früheren Norddeutschen Bundes zu Grunde (Kanzler Fürst Bismarck). — So ist die große Hoffnung des deutschen Volkes auf die Herstellung des einigen Deutschen Reiches durch Kaiser Wilhelm I. in Erfüllung gegangen.

11. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 170

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
170 Das Zeitalter d. Zerstörung d. allen Reichs u. d. Entstehung d. neuen deutschen Kaisertums. den greuelvollen Aufstand der Pariser Arbeiterbevölkerung niederzuwerfen, der für Frankreich das Nachspiel des Krieges bildete. Die Nationalgarde, d. H. die bewaffnete Arbeiterschaft von Paris, hatte sich durch März 1871. einen Aufstand der Stadt bemächtigt und eine „Kommune" geschaffen. Als nach heftigen Kämpfen die Einnahme der Stadt durch die Truppen der Regierung von Versailles bevorstand, ließen die Führer des Ausstandes die Tuilerien, den Louvre und eine Reihe anderer hervorragender Gebäude der Stadt niederbrennen und eine Menge von Gefangenen schmachvoll Mai 1871. niedermetzeln. Dem Siege dsr Regierung folgten viele Erschießungen. § 138. Die Aufrichtung des neuen Deutschen Kaiserreichs. Der große und siegreiche Nationalkrieg hatte weithin in Deutschland die begeisterte Überzeugung wachgerufen, daß jetzt die Zeit gekommen sei, die Einheit der Nation wiederherzustellen. In den Verhandlungen, welche mit den süd-schenstaaten, deutschen Staaten über ihren Beitritt zum Norddeutschen Bund zu Versailles geführt wurden, vermied Preußen jeden Druck; „wir wollen kein 1 verstimmtes, wir wollen ein freiwilliges Bayern", sagte Bismarck. Baden erklärte zuerst seinen Anschluß, dann Hessen. Bauern und Württemberg Nov. 1870. wurden gewisse Resgjc bett rechte gewährt: u. a. wurde beiden Staaten die Selbständigkeit ihrer Post- und Telegraphenverwaltung zugestanden; Bayern behielt im Frieden fast völlig die militärische Selbständigkeit. Die Verträge wurden vom norddeutschen Reichstag und den süddeutschen Landtagen angenommen, in Bayern erst nach heftigem Widerstande der ultramontanen Partei. Indessen hatte König Ludwig Ii. von Bayern in einem Brief den König Wilhelm aufgefordert, den Namen eines deutschen Kaisers anzunehmen; dieselbe Bitte richtete an ihn der norddeutsche Reichstag. Der König erklärte sich zur Annahme bereit, und am 18. Januar 1871 fajid im Äfmatbnspiegelsaale des Schlosses zu Versailles die Proklamation des neuen 18^Januar Kaiserreiches statt. Ein Gottesdienst leitete die Feier ein; dann richtete der König eine Ansprache an die Versammelten; Graf Bismarck verlas die Proklamation „an das deutsche Volk", in welcher der deutsche Kaiser versprach, „allezeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung"; darauf brachte der Großherzog Friedrich von Baden das erste Hoch auf den neuen Kaiser aus. Der Traum der deutschen Einheit war in herrlicher Weise in Erfüllung gegangen, und die Kojjjfc^iirölte schmückte ein Haupt, wie es würdiger nicht gefunden werden konnte. Im Herzen Europas war ein Reich ent-

12. Das Deutsche Reich - S. 256

1907 - Trier : Stephanus
— 256 — und gibt seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Beteiligung des österreichischen Kaisterstaates. Ebenso verspricht er, das engere Bundesverhältnis anzuerkennen, welches der König von Preußen nördlich von der Linie des Mains begründen wird, und erklärt sich damit einverstanden, daß die südlich von dieser Linie gelegenen deutschen Staaten in einen Verein zusammentreten, dessen nationale Verbindung mit dem norddeutschen Bunde der näheren Verständigung zwischen beiden vorbehalten wird." Die Staaten nördlich vom Main bildeten den norddeutschen Bund unter Preußens Führung. Die Bundesverfassung erlangte mit dem 1. Juli 1867 Gesetzeskraft. Mit den süddeutschen Staaten schloß der norddeutsche Bund außer einem Zollvereinsvertrage auch Schutz- und Trutzbündnisse, nach denen die gemeinten Staaten im Kriegsfalle die volle Heeresmacht unter dem Oberbefehle des Königs von Preußen zur Verfügung stellten. Diese Bündnisse erhielten in dem von All-Deutfchland 1870/71 gegen den alten Erbfeind gemeinsam geführten glorreichen Krieg nicht nur ihre Feuertaufe, sondern es erfolgte nunmehr auch die vollständige Einigung Deutschlands; und gerade diese ist die schönste Frucht des genannten Krieges. Durch den gemeinsam bestandenen Kamps war jede Schranke gefallen. Deutschlands Stämme fühlten sich inniger als jemals ver- einigt in dem gemeinsam verteidigten und geretteten Vaterlande; ein „einig Volk von Brüdern" wollten sie für alle Zukunft sein und bleiben. Und so geschah es denn, daß, ehe noch Paris in deutsche Hände gefallen war, alle süddeutschen Fürsten, die Könige von Bayern und Württemberg und die Großherzöge von Baden und von Hessen Abgesandte in das Hauptquartier des Königs von Preußen nach Versailles mit der Bitte schickten, den norddeutschen Bund durch Aufnahme der füddeutschen Staaten zu einem Deutschen Reiche zu erweitern. Im ganzen Volke lebte aber die sehnsüchtige Erinnerung an die glorreiche Zeit des Kaisers Friedrich Barbarossa, und es galt für selbstverständlich, daß die alte Herrlichkeit des Deutschen Reiches nur durch einen über alle Stämme gebietenden Kaiser wiederkehren könne. Der hochsinnige König Ludwig von Bayern gab diesem Nationalgefühl Ausdruck, indem er alle ver- bündeten Staaten aufforderte, gemeinsam dem greisen König Wilhelm die erbliche deutsche Kaiserkrone anzubieten. Sein Wunsch fand begeisterte Zustimmung bei den Fürsten wie bei dem Volke. Am 18. Januar 1871 erklärte König Wilhelm zu Versailles in feierlicher Versammlung, daß er die Kaiserkrone annehme. d) Die Bundesstaaten. Das Deutsche Reich umfaßt folgende 26 Einzelstaaten: I. 4 Königreiche: Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen. Ii. 6 Großherzogtümer: Baden, Hessen, Oldenburg, Mecklen- burg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Sachsen-Weimar. Iii. 5 Herzogtümer: Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Koburg-Gotha.

13. Kaiser und König Wilhelm I. - Kaiser und König Wilhelm II. - S. 164

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
164 Napoleon und seine Franzosen mit opfermütiger Hingebung geführt. Man war sofort entschlossen, den Krieg mit solcher Entschiedenheit und so lange fortzusetzen, bis nnrklich eine gründliche Niederlage Frankreich beigebracht und bis ernstlich den Franzosen das Gelüste zur Wiederholung des Krieges ausgetrieben sein würde. In dieser Entschlossenheit waren alle Teile und Stämme, alle Stände und Klassen Deutschlands einig. Tie ersten Siege des August erfüllten alle deutschen Herzen mit freudigem Stolze; nach dem Triumphe von Sedan steigerte sich dies Gefühl zu lautestem Jubel. Ter Wille des deutschen Volkes heischte schon im August mit aller Entschiedenheit einen doppelten Gewinn des Sieges: einmal, man verlangte einmütig, Elsaß und Lothringen, den alten Raub der Franzosen, für Deutschland zurückzuerwerben; sodann aber hatte jedermann das Gefühl, daß die Zeit gekommen, die Einheit Deutschlands zu vollenden; man verlangte den norddeutschen Bund durch den Zutritt der Süddeutschen zum deutschen Kaiserreich zu erweitern. In Berlin wurde am 10. August schon eine Adresse an den König Wilhelm angeregt, in welcher Männer ans allen Parteien den König ihres Patriotismus versicherten und ihn baten, nichts zu scheuen, um endlich ein einiges, freies deutsches Reich zu schaffen mit völlig gesicherten Grenzen. Ter deutsche Süden war von jugendlicher Begeisterung erfaßt, auch hier forderte man die Abrundung deutscher Einheit. Und in durchaus praktischer Weise machten sich die nationalen Forderungen damals geltend. Nicht indem man neue Anfänge in parlamentarischen Diskussionen erst anzubahnen meinte, sondern auf Grund der schon erprobten Einrichtungen wollte man den Eintritt jener vier süddeutschen Staaten in den norddeutschen Bnnd herbeiführen und damit die Idee des deutschen Kaisers und Reichs anss neue beleben. Sehr günstig war die Stimmung in Baden. Darmstadt und auch in Württemberg; dort wurde endlich, Ende August, Varnbühler beseitigt; an die Spitze trat Minister Mittnacht, ein gut deutscher Mann. Die Neuwahlen ergaben im Oktober für den Landtag eine nationalgefinnte Mehrheit. Viel schwieriger standen die Sachen in Bayern: König Ludwig Ii. besaß trotz seiner nationalen Gesinnung ein sehr lebhaftes Selbstgefühl. Man schuldet dem König bleibenden Dank, weil er im Inli jenes Jahres ohne jedes Besinnen ober Zögern zum Anschluß an Preußen bereit war, weil er das Kriegsbündnis hielt, entgegen der Ansicht der patriotischen Mehrheit in der bayerischen Kammer. Bismarck war daher gerne bereit, ans den König von Bayern alle erdenkliche Rücksicht zu nehmen. Bismarck hatte sich die staatsmännische Aufgabe gestellt, auch die süddeutschen Regierungen zum Eintritt in den norddeutschen Bund zu bewegen, ohue sie zu zwingen, ohne sie zu vergewaltigen. Nach Bismarcks Gedanken sollte das deutsche Reich auf dem freiwilligen Anschluß der deutschen Fürsten beruhen; sie sollten sich dem König von Preußen als deutschem Kaiser gern unterordnen. Er wollte die vorhandenen und berechtigten, in dem Stammescharakter der Deutschen begründeten Eigentümlichkeiten der einzelnen Teile und

14. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 310

1902 - Leipzig : Roßberg
— 310 — 9. Der Krieg an der Somme. Das dritte französische Heer hatte sich im Norden an der Somme gebildet. General Man-teuffel besiegte es im November bei Amiens und im Dezember an dem Flusse Hallue. Nach einer dritten Niederlage bei Saint-Quentin durch den General von Göben im Januar 1871 war es kampfunfähig geworden. 10. Die Kaiserproklarnalion zu Versailles am 18. ^anuar 1871. Der schönste aller der unvergleichlichen Erfolge war der Gewinn der deutschen Einigung. Auf Anregung des Großherzogs Friedrich von Baden hatte König Ludwig Ii. von Bayern namens der deutschen Fürsten und der drei freien Städte dem König Wilhelm von Preußen im November 1870 die deutsche Kaiserkrone angeboten. Das Gleiche tat im Dezember eine Abordnung des Reichstages des Norddeutschen Bundes als Sprecher des deutschen Volkes. König Wilhelm erklärte sich zur Annahme bereit. So fand am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles die feierliche Verkündigung statt, daß das Deutsche Reich wieder erstanden sei. „ . , 11. Der Friede von Frankfurt a. M. 10. Mar 1871. Nach der Übergabe von Paris und dem Abschluß eines Waffenstillstandes wählten die Franzosen eine neue Nationalversammlung. Diese übertrug dem greisen Staatsmann und Geschichtsschreiber Thiers, der einst unter dem Bürgerkönig Minister gewesen war und der erste Präsident der neuen Republik werden sollte, die oberste Gewalt im Staate. Er schloß Ende Februar 1871 mit Kaiser Wilhelm einen vorläufigen Frieden von Versailles. Nach längeren Verhandlungen zwischen Bismarck und Jules Favre, dem Bevollmächtigten Frankreichs, wurde hieraus am 10. Mai 1871 der endgültige Friede von Frankfurt a. M. Frankreich mußte das Elsaß mit Ausnahme von Belfort, ferner Deutschlothringen an Deutschland abtreten. Außerdem hatte es fünf Milliarden Franken Kriegskosten zu bezahlen. ^ Damit endete einer der denkwürdigsten, für die deutsche Nation ruhmreichsten Kriege. Denn Frankreich, das seit den Tagen Ludwigs des Deutschen fast in jedem Jahrhundert den Versuch gemacht hatte, sich aus Kosten Deutschlands zu bereichern, lag gedemütigt am Boden und verlor seinen oft drückenden Einfluß auf Europa. Die deutsche Nation dagegen hatte sich endlich zur Einheit durchgekämpft und schritt seitdem, von Kaiser Wilhelm I. und seinen Nachfolgern fest und sicher geleitet, allen Großmächten Europas voran, nicht in der Absicht, herrisch zu gebieten, sondern mit dem Wunsche und Willen, den Frieden zu wahren.

15. Württembergisches Realienbuch - S. 140

1909 - Stuttgart : Bonz
140 auf dem Kampfplatz und schlugen alle Angriffe der Feinde ab. In Eil- märschen rückte General Manteuffel mit zwei Armeekorps von Paris herbei und drängte die Armee Bourbakis über die Grenze nach der Schweiz, wo die Franzosen entwaffnet wurden. Alle Versuche Gambettas, Paris zu entsetzen, schlugen fehl; alle Aus- fälle der Pariser Besatzung scheiterten an der zähen Tapferkeit der Deutschen. Rnhmestage der Württemberger und der Sachsen waren die Tage von Brie und Champigny (30. November und 2. Dezember). Als nun vollends der Hunger in Paris seinen Einzug gehalten hatte und die ärmeren Be- wohner der Stadt das Fleisch von Hunden, Katzen, Ratten und Mäusen essen mußten, da neigte sich der Widerstand der Franzosen dem Ende zu. Ein Waffenstillstand, der ausgangs Januar abgeschlossen wurde, setzte fernerem Blutvergießen ein Ziel, und am 1. März 1871 zogen 30000 deutsche Krieger in Frankreichs stolzer Hauptstadt ein. 4. Der Friede. Der Frankfurter Friede (10. Mai 1871) brachte Deutschland die verlorenen Länder wieder: Deutsch-Lothringen mit Metz und das Elsaß ohne Belfort. An Kriegskosten hatte Frankreich 4000 Mil- lionen Mark zu bezahlen. Großes war in den sieben Monaten des Krieges vollbracht worden: 17 bedeutende Schlachten wurden geschlagen und gegen 400000 französische Krieger als Gefangene nach Deutschland geführt. Alle deutschen Stämme hatten ruhmvoll gestritten. Die Einheit, welche auf den Schlachtfeldern Frankreichs durch die gemeinsamen Waffentaten zustande gekommen war, sollte in der Erneuerung der Würde eines Deutschen Kaisers den besten und schönsten Abschluß finden. 10. Wiederherstellung des Deutschen Deichs. Am Tage der Schlacht bei Sedan richtete die badische Regierung au den Grafen Bismarck ein Schreiben, in welchem sie um Aufnahme Badens in den Norddeutschen Bund nachsuchte. Bismarck ergriff sehr gern die ihm dargebotene Gelegenheit, einen engeren Zusammenschluß zwischen dem Norden und Süden Deutschlands herbeizuführen. Er trat in Unterhandlungen mit den vier süddeutschen Staaten, denen dann durch Verträge besondere Rechte („Reservatrechte") eingeräumt wurden. Als die Verhandlungen zum glücklichen Abschluß gelaugt waren, sagte Bismarck in heiterer Stimmung: „Die deutsche Einheit ist gemacht, und der Deutsche Kaiser auch." Auf seine Anregung richtete König Ludwig Ii. von Bayern an den König Wilhelm ein Schreiben, worin dieser im Namen der deutschen Fürsten gebeten wurde, den Kaiser- titel anzunehmen. Im Dezember 1870 empfing König Wilhelm im Schlosse zu Versailles einige Abgeordnete des Norddeutschen Bundes, welche ihm im Namen des deutschen Volkes die Kaiserkrone anboten. Der König erklärte

16. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 85

1911 - Dresden : Huhle
— 85 — ein Huhn gegen 16 Mark, eine Runkelrübe etwa 3 Mark. Trotzdem ergab sich Paris noch immer nicht. Da begannen die Deutschen Paris mit den großen Belagerungsgeschützen,. die eben aus Deutschland eingetroffen waren, Zu beschießen, auch schlugen sie den letzten Ausfall der Pariser Armee siegreich zurück. Nun mußte Paris am 28. Januar 1871 die Tore öffnen. Daraus ward ein Waffenstillstand geschlossen, und ein Teil der deutschen Heere hielt am 1. März seinen Einzug in Paris. Der sächsische Kronprinz Albert aber blieb mit seinem Heere vor Paris, als die anderen 'Truppen schon nach Hause zogen. 6. Der Friede. Am 10. Mai 1871 ward endlich der Friede zu Frankfurt a. M. geschlossen. Deutschland erhielt Elsaß-Lothringen und <5000 Millionen Franken Entschädigung. Solange diese Summe noch nicht bezahlt war, blieb ein deutsches Heer in Frankreich. Die Deutschen hatten über auch große Verluste an Menschenleben gehabt. Gegen 30 000 junge Krieger waren im Feindesland gefallen. 90 000 waren verwundet, 12 000 waren vermißt oder gefangen. Den Verwundeten, die erwerbsunfähig blieben, bewilligte man Pensionen oder Gnadengehälter. Das dazu nötige Geld nahm man von den Kriegskosten. Den Gefallenen aber setzte man Denkmäler, und am Sedantage gedenkt man ihrer in Wehmut und mit herzlichem Danke. Das neue Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm dem Gro&en, 1. Die denkwürdige Errichtung des deutschen Kaisertums. Seit 1806 hatte Deutschland keinen Kaiser mehr. Schon im Jahre 1848 hatten die Deutschen einen Kaiser verlangt, aber der damalige König von Preußen mochte sich nicht diese Dornenkrone aufs Haupt setzen. So blieb das Sehnen des deutschen Volkes nach Einigung des Reiches unerfüllt. Der Krieg von 1866 brachte wohl die halbe Einigung, Len Norddeutschen Bund, aber noch stand Süddeutschland fern. Der Krieg von 1870 aber brachte außer der Wiedererwerbung von Elsaß-Lothringen noch einen viel köstlicheren Gewinn, die volle Einigung Deutschlands. Kaiser Wilhelm i. Aus der Waffenbrüderschaft, die sich so glänzend bewährt hatte, sollte die staatliche Einheit hervorsprießen. Die Deutschen wollten Hinfort ein einig Volk von Brüdern sein. Schon nach der Schlacht bei Sedan verlangte man einhellig die Wiederaufrichtung Les Deutschen Reiches, und selbst die Fürsten stimmten dem bei. Fürst Bismarck, der große Staatsmann Wilhelms, führte die Verhandlungen und brachte das Einigungswerk bald zustande. Die süddeutschen Fürsten erklärten ihren Anschluß an den Norddeutschen Bund. Das neue Reich mußte nun •auch ein neues Oberhaupt erhalten. Nur der ruhmgekrönte König von Preußen konnte der würdige Träger der deutschen Kaiserkrone sein, und er war auch bereit, den Herzenswunsch des deutschen Volkes und seiner erlauchten Fürsten Zu erfüllen. Ant 18. Januar 1871 wurde die Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums im schönen Schlosse zu Versailles bei Paris verkündet.

17. Die Begründung des Deutschen Reichs in Briefen und Berichten der führenden Männer - S. 30

1912 - Leipzig : Voigtländer
des Kriegs und der Justiz sich erboten haben. Ich habe dieses Anerbieten angenommen und würde gern bereit sein, auch die Verhandlungen mit Baden hier zu führen, wenn Herr v. Sreydorf oder einer seiner Herren Kollegen sich zu diesem Zwecke nach Versailles begeben wollte . . . d) Aus Schreiben des Großherzogs Friedrich von Baden an Minister 3olly. Karlsruhe, 16. Oktober 18701). . . . An Graf Zlemming traf heute . . . folgendes Schreiben von ©ras Bismarck durch einen Feldjäger ein (folgt das vorangehende Schreiben). $ast gleichzeitig kam ein Brief von Zhohls aus München, der berichtete, unser Antrag habe Württemberg getrieben, es uns noch zuvortun zu wollen, und in München sei man über Württemberg sehr erbost, fühle sich aber auch ebenso isoliert als ratlos. Gras Bray wisse nicht, ob der König von Bayern eine etwaige Einladung zu Konferenzen in obigem Sinne annehmen werde. Mit diesem Briefe vom 15. kam aber auch ein Telegramm von Mohls von heute, worin er meldet, Bayern nimmt die Einladung zum Eintritt in den Norddeutschen Bund resp. Verhandlungen darüber an. Die Bevollmächtigten reisen Mittwoch. Der Großherzoglich hessische Gesandte in Berlin sagte vorgestern dem Herrn v. Türckheim, daß, nachdem Baden den Antrag auf Eintritt in den Norddeutschen Bund gestellt habe, Hessen nunmehr nicht länger werde widerstreben können, auch mit Südhessen beizutreten. wir haben also in der deutschen Einigungsfrage einen großen Schritt vorwärts getan und dürfen hoffen, daß die weiteren Schritte sich nun von selbst daraus ergeben werden, von selbst, insofern wir nicht ermüden, stets vorwärts zu treiben und der weiteren Entwicklung die Wege zu ebnen. Ich verzichte noch nicht auf die Hoffnung, von Gras Bismarck nun Antwort auf die Kaiserfrage zu erhalten, denn diese Krage wird durch die Lösung manche Schwierigkeiten beseitigen, zu denen die bevorstehenden verhand- *) Aus: Staatsminister 3olly, ein Lebensbild von Baumgarten und 3oily, Tübingen 1897, S. 186 ff. 30

18. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 176

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 176 — schweizerisches Gebieth überzutreten. Infolgedessen ergab sich auch Belfort (16. Februar).^) y) Friedensschluß. Im Februar 1871 trat die französische Nationalversammlung zu Bordeaux zusammen und wählte den greisen Thiers zum Präsidenten der Republik. Er schloß noch in demselben Monate zu Versailles folgenden Vorfrieden mit Deutschland ab: Frankreich tritt an Deutschland das Elsaß mit Ausnahme von Belfort und einen Teil Lothringens mit Metz und Diedenhofen ab — 14 500 qkm (260 Quadratmeilen) mit l]/2 Millionen zum größten Teile deutsch redenden Einwohnern — und zahlt fünf Milliarden Frans3) Kriegskosten. Bis zur Annahme dieser Bedingungen durch die Nationalversammlung bleibt ein Teil der Hauptstadt von deutschen Truppen besetzt. Am 1. März hielten 30000 Mann ihren Einzug in Paris. Die Räumung des Landes erfolgte ftaffelweife gemäß den Zahlungen der Kriegskosten. Die Nationalversammlung bestätigte, da Gambetta seine Entlassung genommen hatte, schnell die Abmachungen, und am 10. Mai 1871 wurde 1871 der Friede zu Frankfurt a. M. unterzeichnet. 3. Die Ausrichtung des Deutschen Reiches. Der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund. Das gemeinsam vergossene Blut hatte ein enges Band um Nord und Süd geschlungen und die alte Sehnsucht der Deutschen nach politischer Einigung aller Stämme wieder geweckt. Noch im November 1870 unterzeichneten die süddeutschen Staaten den Vertrag, wodurch sie in den Norddeutschen Bnnd eintraten. Bayern und Württemberg behielten sich einige Rechte vor. Die „Reservatrechte" bezogen sich auf Heer, Post- und Telegraphenwesen 4), Eisenbahnen und die Besteuerung von Bier und Branntwein. Die Kaiserproklamation. Das neue Deutsche Reich war erstanden. Der Wunsch ging aber auch nach einer Erneuerung der Kaiserwürde. Für sie hatte schon im August 1870 der Großherzog von Baden bei Bayern gewirkt. Der Kronprinz von Preußen und Bismarck traten ebenfalls dafür ein, während der König selbst widerstrebte. Nachdem alle Fürsten ihre Zustimmung erteilt hatten und König Ludwig Ii. von Bayern bewogen war, im Namen aller Fürsten und freien Städte dem *) Kanton Neuenburg. 2) 630000 deutsche Krieger standen in Frankreich: Die Deutschen hatten 6200 Offiziere, 123000 Mann, 1 Fahne und 6 Geschütze verloren. Von den Franzosen waren 385 000 kriegsgefangen in Deutschland, gegen 100000 in der Schweiz und in Belgien. 3) Der ganze Krieg kostete Frankreich 14 Milliarden Frank. 4) Württemberg hat sich 1902 der Reichspost angeschlossen.

19. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 307

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Wilhelm I. 307 Schon am 17. März kehrte Kaiser Wilhelm der Siegreiche in seine Hauptstadt zurück. Aber erst drei Monate später zog er an der Spitze der Garden, denen sich Abordnungen des ganzen deutschen Heeres angeschlossen hatten, umgeben von seinen Paladinen, dem Kronprinzen, dem Prinzen Friedrich Karl, Bismarck, Moltke und Roon, in Berlin ein (16. Juni). Inzwischen hatte der in den Fürstenstand erhobene Reichskanzler Bismarck mit I. Favre in Frankfurt am Main den endgültigen Frieden abgeschlossen (10. Mai). Überall in den deutschen Landen wurden Siegesund Friedensfeste gefeiert, an vielen Orten zur bleibenden Erinnerung Eichen oder Linden gepflanzt. V. Ergebnisse des Krieges, insbesondere die Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Schwere Opfer kostete der siebenmonatige Krieg dem deutschen Volke. Aber sie sind nicht vergebens gebracht worden. Das deutsche Heer gewann den Ruf, das beste der Welt zu sein, und die Achtung vor dem deutschen Namen stieg in ungeahnter Weise. Außerdem brachte uns der Krieg mit der Wiedererwerbung Elsaß-Lothringens eine bedeutende Verstärkung unserer Wehrkraft und vor allem eine bessere Sicherung unserer Westgrenze gegen erneute französische Angriffe. Das wichtigste Ergebnis aber war die Wiederherstellung des Deutschen 1871 Reiches. Bereits im November des Jahres 1870 schlossen der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes, die Könige von Bayern und Württemberg und die Großherzoge von Baden und Hessen „einen ewigen Bund zum Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechts, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes" (vgl. S. 262). Dieser Bund, der den Namen Deutsches Reich führen sollte, erhielt die Genehmigung des norddeutschen Reichstages und der süddeutschen Landtage (Dezember 1870 und Januar 1871). So war jetzt Deutschland, seit langer Zeit ein geographischer Begriff, wieder ein Staat, nicht ein Einheitsstaat wie Frankreich, sondern ein Bundesstaat, bestehend aus 22 Monarchien (4 Königreichen, 6 Großherzogtümern, 5 Herzogtümern und 7 Fürstentümern), 3 Stadtrepubliken und dem neugewonnenen Elsaß-Lothringen. Der von unserem Volke so lange geträumte Einheitstraum war in Erfüllung gegangen. Die Krönung des stolzen Gebäudes bildete die Erneuerung der deutschen Kaiserwürde als das sichtbare Zeichen der wiedererrungenen Einheit. Zuerst richtete König Ludwig Ii. von Bayern (1864—1886) Mertens, Deutsche Geschichte. Ausgabe B. Ii. 10

20. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 134

1909 - Habelschwerdt : Franke
134 28.1.1871 erfolglosen Ausfällen schloß am 28. Januar 1871 Jules Favre mit Bismarck in Versailles einen Waffenstillstand. 6. Der Friede zu Frankfurt a. M. Während des Waffenstillstandes trat in Bordeaux eine neue französische Nationalversammlung zusammen. Sie wählte den greisen Staatsmann Thiers zum einstweiligen Präsidenten Frankreichs itnd betraute ihn mit der Leitung der Friedensverhandlungen in Versailles. Bis die mit Thiers vereinbarten Bedingungen des Vorfriedens durch die Nationalversammlung in Bordeaux genehmigt waren, wurde ein Teil von Paris von 30 000 Mann deutscher Truppen besetzt. 10. 5.1871 Der endgültige Friede wurde am 10. Mai 1871 in Frankfurt a. M. durch Jules Favre und den Fürsten Bismarck unterzeichnet. Frankreich trat Elsaß-Lothringen mit Metz an das Deutsche Reich ab und zahlte 5 Milliarden Frank Kriegskosten. Bis zur vollständigen Abtragung der Kriegsschuld blieb das Gebiet von der Grenze bis zur Seine von einem deutschen Heere besetzt. Der Krieg hatte sieben Monate gedauert. In etwa 600 Gefechten, Treffen und Schlachten hatten die Deutschen 40 000 Mann, einschließlich der durch Krankheit Hingerafften, verloren. Von den französischen Soldaten waren 382 000 Mann als Kriegsgefangene nach Deutschland gebracht und 90 000 Mann über die Grenze gedrängt worden. |)te Wiederherstellung des Deutschen Weiches. Durch den glücklichen Krieg wurde das Nationalgefühl der Deutschen mächtig gehoben, und das Verlangen nach einer Einigung Deutschlands unter Preußens Führung wurde immer allgemeiner. Bayern, Württemberg, Baden und Hessen traten dem Norddeutschen Bunde bei und erweiterten ihn zu einem „Deutschen Bunde". König Wilhelm wurde hierauf vom König Ludwig von Bayern im Namen der deutschen Fürsten aufgefordert, als Präsident des neuen Deutschen Bundes, der den Namen „Deutsches Reich" erhalten sollte, den Titel „Deutscher Kaiser" zu führen. Auch der Norddeutsche Reichstag sandte eine Abordnung nach Versailles, um König Wilhelm zu ersuchen, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen. Die feierliche 18.1.1871 Kaiserproklamation erfolgte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Königsschlosses zu Versailles in Gegenwart der versammelten deutschen Fürsten. (Abb. 10.) Die Errichtung des neuen Deutschen Reiches. — Thronrede Kaiser Wilhelms I. an den ersten Deutschen Reichstag. — Der Friede zu Frankfurt a. M. — Eine Aufzeichnung Wilhelms I. am Schlüsse des Jahres 1871. Wer, Qu. Nr. 169, 170, 171 u. 172.