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1. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 1

1915 - Gotha : Perthes
Zur Einführung Man kann dies Buch ein Vermächtnis Karl Lamprechts nennen, ein letztes Wahrzeichen seines bis zum Tode unermüd- lichen Strebens, den innersten Triebkräften der geschichtlichen Entwicklung seines Volkes nachzuspüren und durch die ge- wonnenen Erkenntnisse und ihre Einprägung ins Zeitbewußt- sein auch seinerseits Stein auf Stein zu fügen an dem großen Kulturbau der Menschheit. Lamprecht aber war nicht nur Forscher und Gelehrter; er trug den Stempel jener höheren Geistigkeit, die alle großen Bahnbrecher über den festumhegten Kreis der Überlieferung weit hinaus neue Lande der Ver- heißung schauen läßt. Das Feuer des Prometheus glühte in ihm, und wenn das bekannte Wort den Geschichtschreiber einen rückwärtsgewandten Propheten nennt, so war er außerdem auch ein vorwärts schauender — der eine kann ja ohne den anderen nicht echt sein. Einem Manne, der sich über den Aus- bruch des Weltkrieges (den er mit Sicherheit voraussah) nur um zwei Jahre verrechnet hat, während der Philister schon glaubte, von einem ewigen Weltfrieden träumen zu können, dürfen wir wohl als gutem Führer vertrauensvoll die Hand reichen, um uns durch den Irrgarten vergangenen Geschehens leiten, uns verborgene Gesetzmäßigkeit erklären, uns die goldenen Adern, die aufwärts führen, zeigen zu lassen; denn wir wollen sehend werden in uns selbst und unserer Herkunft — heute mehr als je! In seiner bekannten letzten größeren Arbeit „Deutscher Aufstieg" durcheilt Lamprecht den jüngsten, für die Gegen- wart wichtigsten Zeitabschnitt der deutschen Geschichte von 1750 an und erleuchtet oft blitzartig weite Strecken unserer Entwicklung. Vielfachen Wünschen von Lesern jener Schrift nachkommend Zeugnisse. 1

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1. Mittelalter - S. 528

1911 - Kempten : Kösel
528 Die Entstehung der Znfte. 11. Die Enfftehung der Znfte. Karl Lamprecht, Deutsche Geschichte. (Freiburg i. Br., Herm. Heyfelder.) Die Veredlung von Rohstoffen besteht so lange, als von einer Kultur berhaupt gesprochen werden kann; sie verluft von dem Augenblick an in huslicher Arbeit, wo die natrliche Gliederung der Menschen ihren Ausdruck in Geschlecht und Familie gefunden hat. Und bald gehrt sie zu den wichtigsten Lebensuerungen wachsender Kultur; fast immer steht sie in innigster Ver-bindung mit den ersten Regungen des Kunstgeschmacks. So bildet sich jener Hausflei aus, der sich in Form uralter, primitiver - Hausindustrie, im Spinnen und Weben, im Schnitzen und Flechten teilweise noch hindurchgerettet hat bis auf unsere Tage. Reben diesen Hausflei war aber innerhalb der deutschen Entwicklung bereits sehr frh, gewi schon in vorgeschichtlicher Zeit, das Wandergewerbe getreten. Wie die Kaufleute der Urzeit, so wanderten auch einzelne Handwerker von Ort zu Ort um ihre Kunst zu den, so vor allem der Waffenschmied und der Goldschmied. Und in geschichtlicher Zeit gesellten sich den altnationalen Wandergewerben noch einige halbfremde hinzu, so namentlich das Maurerhand-werk zum Aufbau von Steinkirchen, Steinhusern und Steinburgen, die unserer Kultur ursprnglich fehlten. Seine Vertreter kamen zumeist aus dem Sden, aus der Lombardei; sie sind die Frderer noch des romanischen Stils aus deutschem Boden gewesen. Inzwischen aber hatte sich innerhalb der deutschen Entwicklung selbst lngst die Grundlage eines weiteren gewerblichen Fortschrittes gebildet. Wie das ganze Dasein der Grogrundherrschasten des siebenten bis zwlften Jahrhun-derts den Charakter einer erweiterten Haus- und Familienwirtschaft zeigt, so war auch die Industrie des Einzelhauses in ihnen vertreten und zur Gruppen-bildung hriger Handwerker erwachsen. Und diese neuen Vertreter gewerblichen Fleies nahmen neben den allnationalen berlieferungen zugleich die technische Tradition des klassischen Altertums auf; besonders in den geistlichen Grund-Herrschaften wurden auch fremde Fertigkeiten gepflegt, das Bauhandwerk, der Glockengu, die Malerei, die Stickerei, die Pergamenterei, einzelne bisher un-bekannte Techniken der Edelmetalle, alles handwerkliche Voraussetzungen des religisen Kultus und des geistlichen Berufes. Es war eine Entwicklung, die sich ganz entsprechend der sonstigen Ver-sassung der Grogrundherrschaften vorwrts bewegte; die Handwerker oder die einzelnen Gewerksgruppen bildeten besondere Genossenschaften unter Leitung eines grundherrlichen Meisters, genau so, wie die einzelnen Fronhofsgenossen-schaften unter ihrem Meier standen. Der Hhepunkt dieser Bildung ward wohl

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 1

1904 - Habelschwerdt : Franke
Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreiigjhrigen rieges. Das Mittelalter. Erster Zeitraum. Die germanische Vorzeit bis zur Grndung der Ger-manenstaaten ans rmischem Boden, bis 500 n. Chr. Erster Abschnitt. Die Urzeit Deutschlands. der die Ureinwohner des heutigen Deutschland haben wir erst durch die Ausgrabungen der letzten Zeit einige Aufschlsse gewonnen. In dem nrdlichen Voralpenlande findet man Reste von drei vorgeschichtlichen Zeitaltern. 1. Die Steinzeit. Die Menschen der lteren Steinzeit, die sich schwer begrenzen lt, standen auf der niedrigsten Kulturstufe. Sie bauten noch keine Htten, sondern suchten in Hhlen, unter Felsen und im Gestrpp Unterkunft. Von ihren Waffen sind uns die meist aus behanenem Feuerstein und aus Knochen hergestellten Pfeil- und Speerspitzen, Schaber und Hmmer zum Teil erhalten geblieben. Ihre Nahrung bildeten die im Walde erjagten Tiere und die Fische der Flsse und Seen. Eine etwas hhere Stufe der Kultur zeigt sich in der jngeren Steinzeit. Die Menschen bauten jetzt Htten und verstanden die Steinwerkzeuge durch Reiben mit anderen Steinen zu polieren. Weitere Fortschritte der Entwicklung lassen die Pfahlbauten erkennen, die in vielen Seen der Schweiz, Oberbayerns, sterreichs und vereinzelt in Wrttemberg entdeckt worden sind. Auf Pfhlen, die in den Seegrund Lamprecht, Deutsche Geschichte: Die Urzeit Deutschlands. Atzler, Quellen-stoffe und Lesestcke. I. Nr. 1. Fuchse, Die deutschen Altertmer. Sammlung Gschen. Mllenhoff, Deutsche Altertumskunde. Berlin 188392. Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare. 1

3. Deutsche Bürgerkunde - S. uncounted

1910 - Leipzig : Voigtländer
91. Voigtländers Verlag in Leipzig Pohlman H ohenaspe Laienbrevier der National-Ökonomie s Ein Buch mit sieben Siegeln ist selbst unseren Gebildeten das weite Gebiet der Volkswirtschaft. Für jeden von einschneidender Bedeu- tung, fast jedem so recht noch nicht bekannt, Einzelbehandlungen ohne Ende und keine lichtvolle Gesamtdarstellung! Wo findet der Laie Auf- klärung? wo Anregung? Gewiß nicht in großen Wälzern sprödester Trockenheit. Der Verfasser, selbst Kaufmann, selbst Unternehmer, selbst Politiker, gewandter Schriftsteller, schreibt nicht aus grauer Theorie heraus. Er steht mit offenen Augen im Leben unserer Tage und hat zudem eine verblüffende Gabe, den anscheinend so widerspenstigen Stoff in schlichter, anschaulicher Sprache zu meistern und den gespannt folgenden Leser voraussetzungslos in die Welt seiner selbständigen Gedanken zu führen. Pohlman schildert den Aufbau des wirtschaftlichen Lebens in meister- haft klarer und übersichtlicher Darstellung, wie sie nur jemand schaffen kann, der Praxis und Wissenschaft zugleich kennt. Wenn diese Kenntnisse allen in Fleisch und Blut übergegangen sind, werden die Deutschen mehr von dem praktisch-politischen Sinn haben, um den wir heute das englische Volk beneiden. Gebrauchsfertig kart. 2 Mk., Ganzleinenband 2.40 Mk. Pantenius Geschichte Rußlands Geschichte Rußlands von der Entstehung des russischen Reiches bis zur Gegenwart. Welcher gebildete Deutsche kennt die Geschichte unserer östlichen Nachbarn? Wer weiß von den früheren Jahr- hunderten viel mehr als die Namen Katharinas Ii., Peters des Großen, Iwans des Schrecklichen und des falschen Demetrius? Und doch hat Ruß- land durch die ganzen letzten Jahrhunderte großen Einfluß aus die deutsche Geschichte gehabt, und heute ist die Frage der Entwicklung Rußlands eine der wichtigsten Fragen der Weltpolitik. Die Aufmerksamkeit der gesamten politischen Welt ist heute aus Rußland gerichtet, auf das Rätsel, wie dieser im Innern schwer erschütterte Staat doch in der äußeren Politik noch eine so große Rolle spielen kann. Wer sich von unseren Gebildeten nicht darauf beschränken will, dieser Erscheinung fremd und unselbständig gegenüber- zustehen, wer das Bedürfnis hat, das heutige Rußland wirklich zu verstehen, und zwar auf die einzig mögliche Art, das Land aus seiner geschichtlichen Entwicklung zu verstehen, dem sei das Buch von Pantenius besonders warm empfohlen. Es ist kein schwer wissenschaftliches Buch, was hier angezeigt wird, sondern es erzählt, schlicht und sachlich, auf dreißigjährigem Studium fußend, den Verlaus von Rußlands Entwicklung, charakterisiert anschaulich die Persönlichkeiten und entwickelt das Zuständliche, ohne bei den Lesern irgendeine Kenntnis der ganz unbekannten osteuropäischen Geschichte vorauszusetzen. Eine derartige Geschichte Rußlands existierte bisher noch nicht, so daß das vor- liegende Werk dem Wissenschaftler wie dem Gebildeten unserer Tage gleich willkommen sein dürfte. Mit einer Karte. 7 Mk., Ganzleinenband 8 Mk.

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 392

1906 - Leipzig : Dürr
392 Das Neunzehnte Jahrhundert bildung einsetzen wird. Wellenberg und Wellental folgen dicht aufeinander, Individualismus und Sozialismus pflegen sich abzulsen. Ja, schon im alten germanischen Treubegriff scheinen die gleichen Gegenstze beschlossen: die Gesinnung, die sich selbst treu bleiben und trotzig auf sich allein stehen will, und die Treue, die sich vereinigt, um in gemeinsamer Arbeit Groes zu vollbringen. Daraus aber ein Gesetz zu machen, wre ebenso falsch, wie die ziemlich andersartigen typischen Zeitalter Lamprechts als hchste Begriffe zur ausnahmslosen Subsumtion des historischen Geschehens" zu werten. Es sind Tendenzen, Neigungen, Zweckzusammenhnge", die vielleicht anfangs in einzelnen fhrenden Geistern auftauchen, dann aber immer gewaltiger die Massen ergreifen, oft aber auch erst nachtrglich als Anordnungs- und Wertmastab vom Geschichtsforscher in die von ihm dargestellte Periode hineingetragen sind, das, was Ranke in praktischem Sinne Ideen der Geschichte nannte. Mit ihrer Anwendung kann man in den pragmatischen Aufbau der Geschichte eine gewisse bersichtlichkeit und Ordnung hineinbringen, und nur in diesen Zusammenhang gehren Lamprechts Kategorien. Er teilt bekanntlich den geschichtlichen Stoff in 6 Kulturzeitalter: Animismus, Symbolismus, Typismus, Konventionalismus, Individualismus und Subjektivismus. Dem entsprechend entwickelt sich das wirtschaftliche Leben: die kollektiv-okkupatorische Wissenschaft ent-spricht dem Animismus, die okkupatorische dem Symbolismus, das Zeit-alter der Naturalwirtschaft dem Typismus und Konventionalismus, das Zeitalter der Geldwirtschaft dem Individualismus und Subjektivismus. Auch die seelische Gesamtentwicklung" geht nach bestimmter Ordnung vor sich, und zwar von anfnglich strkster Gleichheit aller Individuen einer menschlichen Gesellschaft vermge immer gesteigerter seelischer Ttigkeit zu immer grerer Differenzierung dieser Individuen". Es sind gewi hchst wertvolle Geschichtspunkte fr die Analyse der Vorgnge, die analogen Motive und Zwecke; aber es fehlen doch die individuellen Umstnde in diesen Begriffen vllig, und so sind sie nicht die Erkenntnis derselben, sondern Rckschlsse, getan, um unsere Erkenntnis von der betr. Zeit bersichtlich und einheitlich zu gestalten. Es sind nicht in der Zeit wirk-same Krfte, nicht Gesetze, um die sich die Entwicklung krystallisiert, sondern subjektive Anordnungen ein Fortschreiten auf diesem Wege wrde schlielich zur Entfernung alles Individuellen führen! die andere, von anderen Gesichtspunkten geleitet, anders vornehmen knnten, Rckblicke, die Lud specie der historischen Kausalitt, wie sie sich in dem betr. Forscher spiegelt, getan werden, die aber weit entfernt sind, allgemein anerkannte Ursachen, geschweige denn wirkende Krfte zu sein. Es sei auch hier, namentlich im Hinblick auf Lamprechts Ergnzungsbnde mit ihrer Charakterisierung des modernen Zeitalters als des der Nervositt oder

5. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. uncounted

1911 - Leipzig : Wunderlich
Verlag von Ernst Wunderlich in Leipzig. Zu weiteren Neueinführungen empfohlen: Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts aus Meisterwerken deutscher Geschichtschreibung, herausgegeben von Dr. phii. Z. Schmiede r. Das Buch enthält Abschnitte aus Werken von Meinecke, Treitschke, Sybel, Max Lenz, Erich Marcks, Ed. Äeyck, Wilhelm Maurenbrecher, Fürst von Bismarck, Georg Kaufmann, Karl Lamprecht. Preis": broschiert M. 1.80, gut gebunden M. 2.20. „Das Buch will einem doppelten Zwecke dienen: es will die Schüler der Oberstufe durch Proben deutscher Geschichtsschreibung in das Verständnis großer Historiker einführen und so in ihnen das Verlangen erwecken, deren Meisterwerke selbst zur Hand zu nehmen und zu studieren, es will aber auch den Grundsatz der Selbsttätigfeit der Schüler mehr und mehr zur Geltung bringen, indem diese lernen sollen, aus den dargebotenen Abschnitten historische Vorgänge, Zusammenhänge, Persönlichkeiten selbständig zu erfassen. Deshalb sind durchweg längere Stücke gewählt, die ein künstlerisches Ganze darstellen. Im ganzen enthält die Sammlung 17 Stücke von Meinecke, Treitschke, Sybel, Lenz, Marcks, Heyck, Maurenbrecher, Kaufmann und Lamprecht, dazu 2 Quellenstücke, .Nikole-burg' und ,Die Emser Depesche' aus Bismarcks Gedanken und (Erinnerungen. Das Buch ist wie geschaffen für die Schüler-Lesebibliothek der 9. R lasse, in der es in mehreren (Exemplaren vorhanden sein sollte. Insbesondere können die einzelnen Abschnitte als Grundlage dienen für mündliche, durch die Schüler zu erstattende kürzere Referate". Blätter f. d. batjr. Gymnasialschulwesen. 1910. Heft 7. „Das vorliegende Buch soll einesteils die Schüler der höheren Lehranstalten in das Verständnis großer Historiker einführen, andemteils soll es den Grundsatz der Selbsttätigkeit der Schüler auch im Geschichtsunterricht mehr zur Geltung bringen. Aus dem Inhaltsverzeichnis: ,Die Reformen des Freiherm vom Stein' (Meinecke). ,Das neue Deutschtum', ,Der Frühjahrsfeldzug von 1813', .Das Wartburgfest', ,Die ersten Eisenbahnen' (Treitschke). ,Die Märzrevolution' (Sybel). .Bismarcks Jugendjahre' (Lenz). ,Die soziale Bewegung' (Kaufmann). .Stellung der deutschen Kolonialpolitik innerhalb bet kolonialen Bestrebungen der übrigen Großmächte' (Lamprecht) usw. Das Buch wird vor allem zur Belebung des Geschichtsunterrichts beitragen und sei deshalb bestens empfohlen“. Allgem. Deutsche L ehrerzeitung. 1910. Nr. 19. Th. Schellhom. Möge das schöne Buch, das auch äußerlich ansprechend und im Verhältnis zu dem Gebotenen sehr billig ist, in die Hände vieler unserer Primaner kommen, namentlich aber in den Bibliotheken der oberen Klaffen feinen Platz finden". Zeitschrift für das Gymnasialwesen. 1910. S. 660. O. Genest. Durch alle Buchhandlungen, auch zur Ansicht, zu beziehen.

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 1

1906 - Paderborn : Schöningh
1. Die Urzeit Deutschlands. Von Karl Lamprecht.' Deutsche Geschichte. Berlin, Gaertner. 3. Aufl. 1902. 1. Bd. S. 37. der jene Zeiten hinaus, welche Pofeidonios^ schildert, Pytheas^ andeutet, fhrt keine schriftliche Quelle in die Werdezeit unseres Volkes. Gleichwohl ist es der Forschung der Gegenwart mglich, auf dem Wege mittelbarer Schlsse weiter zu gelangen. Wo der Mund des Geschicht-schreibers verstummt, da ffnen sich die Grber und reden, und die Wissen-schaft der Prhistorie ^ entnimmt ihrem Inhalt eine Flle sicherer Kenntnis. Vermit man dabei den ethnographischen * Hinweis auf ein bestimmtes Volk, so springt die vergleichende Sprachforschung ein; sie ergibt zugleich eine Reihe vorsichtig zu verwertender Teilvorstellungen der die sozialen und geistigen Kennzeichen frhester Kultur. Das gegenseitige Verhltnis dieser, wie die Wahrheit des Gesamtbildes zu prfen, ist Sache der vergleichenden Vlkerkunde. So fgt sich in den Rahmen prhistorischer Anschauungen der Stufenfolge und uere Bedingtheit der einzelnen Zeitalter ethnologische 3 und tiefere kulturgeschichtliche Kenntnis. Auf vorgeschichtlichem Gebiete spricht man gern von einer Knochen-und Steinzeit, einer Kupfer- und Bronzezeit, einem Zeitalter des Eisens. Die Reihe der Zeitalter pflegt dabei als unverbrchlich, als Stufenfolge einer von jeder Nation zu durchlaufenden Elementarbildung der Kultur zu gelten. Das ist eine falsche Vorstellung, welche sich sonst schtzenswerten Begriffen eingefgt hat. Nicht die Ausnahme eines bestimmten Stoffes, des Flintsteines oder eines Metalles, zur Herstellung von Werkzeug und Waffe entscheidet ohne weiteres der die Kulturhhe eines Zeitalters; eine reichere Geistesbildung vermag sich wohl mit dem Gebrauch steinernen Gertes zu vertragen. Noch viel weniger beweisen lt sich die Behauptung vom regel-migen Aufstreben jedes Volkes durch eine Steinzeit zu den Metallzeiten. 1 Karl Lamprecht, geboren 1856 in Jessen bei Wittenberg, ist seit 1891 Professor der Geschichte an der Universitt zu Leipzig. Seine auf zwlf Bnde berechnete Deutsche Geschichte" bringt neben der politischen Entwicklung auch die Entfaltung der wirtschaftlichen Zustnde und des geistigen Lebens zur Darstellung". Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter." Leipzig 1886. Zur jngsten deutschen Vergangenheit." Freiburg i. Br.. Heyfelder. 1902. 2 Poseidouios. ein griechischer Philosoph, lebte um die Zeit 135 bis 50 v. Chr.; von ihm stammt die lteste auf uns gekommene Schilderung unseres Vaterlandes, und zwar des stlichen Deutschland. s Pytheas. ein griechischer Seefahrer und Geograph aus Marseille, drang um 330 v. Chr. bis zu den germanischen Nordseeksten vor. 4 Prhistorie = Vorgeschichte. 5 Ethnographie Vlkerbeschreibung; Ethnologie Vlkerkunde. Atzler, Quellenstoffe u. Sefeftilcte. I. 1

7. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 237

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 237 Bis etwa 1100 schied die Linie Elbe—saale Deutsche und Slawen. Im 12. Jahrhundert beginnt ein Prozeß, der beinahe drei Jahrhunderte gewährt hat, und dessen Ergebnis die „Eindeutschung" des ostelbischen Gebiets war. Dieser Vorgang lenkt unsern Blick auf die im Leben der Völker bedeutsame Erscheinung der Kolonisation. Was versteht man unter Kolonisation? Vergegenwärtigen wir uns zu dem Zwecke noch einmal den Hergang bei der Mark Brandenburg! 1. Begünstigt durch die in großen Teilen des Reiches herrschende Übervölkerung, lenkte Albrecht der Bär einen Strom deutscher Bauern, Bürger, Mönche und Adeligen, die daheim entbehrlich waren, in die Slawenländer. Diese Siedler ließen sich in dem unwirtlichen und schwachbevölkerten Lande dauernd nieder. 2. Sie brachten dem Lande den Segen einer höheren Kultur, sowohl einer höheren materiellen wie auch einer höheren geistigen. Beweise das aus dem Vorhergehenden! (Landesmeliorationen großen Umsangs mit Hilfe von Deichbauten, Rodungen und Entwässerungen. Verbesserte Technik des Ackerbaus: Eiserner Pflug. Garten-uud Obstbau. Erschließung von Bergwerken. Städtische Wohnweise. Ansänge geldwirtschastlicher Unternehmungsformen bei Anlage der Siedlungen. Deutsches Recht. Christliche Anschauungen und Sitten.) 3. Dnrch Nachschub aus der Heimat und natürliche Vermehrung nahm die Zahl der Deutschen östlich der Elbe ständig zu, während die der Wenden sich stetig verringerte. Indem die letzten Reste wendischen Volkstnms im Deutschtum der Siedler untergingen, entstand östlich der Elbe ans ehedem slawischem Boden ein Ableger deutschen Volkstums, dessen Eigenart sich aber deutlich von dem des Mutterlandes abhob. Lamprecht beschreibt das „koloniale" Deutschtum, wie folgt, Iii, 301: „Auf dem Neuland des Ostens wiederholten sich alle Impulse des Mutterlandes rascher, hier griff man energischer zu, hier lösh man die Fragen neuer gesellschaftlicher und politischer Bildung systematischer, hier lebte man anfangs voraussetzungsloser in weitgehender sozialer Gleichheit, unter einem demokratischen Zug der Gesellschaft. Das alles entfesselte jenen besonderen, anfangs durch keinerlei geistige Kultur gemäßigten Egoismus, den jedes koloniale Leben mit sich bringt .... Dieser Egoismus hat sich dann tu den Kämpfen gegen die unterliegenden Slawen gelegentlich bis zur Brutalität gesteigert und in der Folge diesozialenunterschiededes Kolonialbodens zu größerer Schneide als im Mutterlande entwickelt. Im ganzen aber entwuchs dieser Entwicklung der s p e z i s i s ch norddeutsche, richtiger kolonialdeutsche Charakter, als dessen edelste Spielart der Typus des Märkers gelten kan n." Verglichen mit dem Zustande des Landes vor der Besiedlung erscheint der Zustand des Landes nach der Besiedlung als ein gewaltiger Fortschritt : Land und Leute sind auf eine höhere Stufe knl -tnreller Entwicklung emporgehoben worden. Unter „Kolonisation" verstehen wir die „Vorgänge, durch welche Länder und Völker tieferer Entwicklung von Völkern höherer Stufe der Ent w ick-

8. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. uncounted

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Wertag der Buchhandlung des Waisenhauses in Kasse a. d. K. Geschichtliches Lesebuch fr hhere Lehranstalten von Dr. Friedrich Neubauer. gr. 8. geh. Ji 1,20; geb. J6 1,60. Das vorliegende geschichtliche Lesebuch ist zunchst fr die erste Klasse der Lyzeen Bestimmt; aber der Verfasser hofft, da es auch den hheren Knabenschulen gute Dienste tun wird, deren Zglinge von unserer klastischen geschichtlichen Literatur gar zu wenig Notiz nehmen. Fr die Auswahl der Lesestcke war zunchst der Gesichts-Punkt bestimmend, da solche Ereignisse und Epochen behandelt wrden, die fr unsere nationale Geschichte von besonderer Bedeutung sind, andererseits da die ausgewhlten Abschnitte fr die Auffassungsfhigkeit junger Leute, die erst lernen sollen Wissenschaft-liche Abhandlungen zu lesen, nicht zu schwer wren. Ferner sollten dem Schler eine Reihe bedeutsamer Typen historischer Auffassung vorgefhrt werden Er sollte kennen lernen ebenso eine mehr der den Ereignissen stehende Betrachtungsweise wie eine solche, die sich mit leidenschaftlicher Teilnahme in die Dinge selbst hinein-versetzt, eine mehr kulturgeschichtliche Auffassung mtb erte, die in den Persnlichkeiten den Gipfel des geschichtlichen Lebens sieht; die knstlerisch gestaltete Erzhlung sollte wechseln mit einer mehr raisonnierenden Darstellung, Abschnitte, deren Strke in der psychologischen Analyse liegt, mit solchen, die weite Ausblicke erffnen. Etwas mehr als die Hlfte des Bchleins bezieht sich ans die Geschichte des 19. Jahrhunderts Fr diese Abschnitte wird das umstehend angezeigte Quellenbuch zur Geschichte des 19. Jahrhunderts" eine gute Ergnzung bilden. Die Auswahl Neubauers ist durchaus nach glcklichen Gesichtspunkten erfolgt; es ist ausgezeichnet, da die verschiedensten Richtungen und Ausfassungen dem Schuler hier vorgefhrt werden; die Beziehung auf das Nationale, im engeren Sinne wieder auf das 19. Jahrhundert, gibt den verschiedenen Stucken die Einheit. Richtig ist auch, da dem Lehrer bei der Lektre eine gewisse Mitwirkung durch Erklrung von Einzelheiten, Erluterung von Zeitverhltnissen gesichert ist. So ist es ein erfreuliches neues Geschenk aus Neubauers bewhrter Hand. Jahresberichte der das hhere Schulwesen. Neubauer fhrt in den von ihm aus unseren grten Geschichtsschreibern ausgewhlten Abschnitten die Ereignisse und Epochen vor, die fr unsere nationale Entwicklung von besonderer Bedeutung sind, ohne da die Darstellung fr die Auffassungsfhigkeit junger Leute, die erst lernen sollen, wissenschaftliche Abhandlungen zu lesen, zu groe Schwierigkeiten bte. Ich mchte das Bchlein in der Hand jedes Primaners sehen. Zeitschrift fr lateinlose hhere Schulen. Das Buch wird, in rechter Weise benutzt, ersprieliche Dienste leisten knnen. Pdagog. Jahresbericht. Das Verlangen nach solchen Lesebchern ist ja in den letzten Jahren immer strker hervorgetreten. Der Zweck des vorliegenden ist einmal, einzufhren in Werke hervorragender deutscher Gefchichtsscyreiber; zum anderen sollen die Schler und Schlerinnen bekannt gemacht werden mit den verschiedenen Arten historischer Betrachtungsweife, wie sie sich ausprgt in Forschern wie Ranke, Trcitschke, Lamprecht. Das Buch ist gewi mit Nutzen zu verwenden und geeignet, mitzuhelfen an einer Vertiefung der historischen Bildung unserer Jugend; denn die Abschnitte find fast durchweg so interessant, da in dem Leser das Verlangen nach dem Ganzen erwachen wird, zumal wenn eine entsprechende Behandlung seitens des Lehrers hinzutritt. Das Nippen an mglichst vielem sollte ancy auf dem Gebiet der historischen Literatur vermieden werden, und der wrde gewi Neubauers Absicht verkennen, der sich zum Ziel fetzte, alle Proben feinen Schlern oder Schlerinnen zu geben und in ihnen die berzeugung zu wecken, als ob sie nun wirklich etwas von historischer Forschung und Literatur verstnden; das Buch ist nicht ein Endziel, es will den Weg weisen zu ihm; und das kann es. Frauenbildung. Eine wunderschne Auswahl aus der deutschen Geschichtschreibung des 19. Jahrhunderts. Giesebrecht, Lamprecht, Freytag, Treitschke, Bnrckhardt, Ranke, Sybel, Lenz und Mareks alle sind sie vertreten! Aber was sind 18 Nummern fr die ganze groe Deutsche Geschichte! Mindestens zwei solche Bndchen hielten wir fr ersprielich. Ist doch auch der Preis so, da man gut zwei Jahrgngen diese Ausgabe zumuten kann, die sich |ehr rentieren wrde. Jedenfalls eine sehr rhmliche und wirklich zeitgeme Erscheinung. Zeitschrist fr Realschulwesen in Bayern.

9. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 154

1905 - Wittenberg : Herrosé
154 Die 'großen Präsidenten will ich Ihnen an den Fingern einer Hand herzählen! Sie trachteten nicht nach Kriegsruhm? Fragen Sie in Frankreich und Amerika an! Ist nicht der mächtige deutsche Kaiser gerade der Hort des Friedens? Keine Willkürherrschaft? So viel oder so wenig wie bei unsern Herrschern! Gesetz und Verfassung ziehen hier wie dort bestimmte Schranken. — Unsere Fürsten sind unser bester Volksbesitz. Liebe und Vertrauen begleiten sie von der Wiege bis zum Throne, vom Throne bis zum Sarge. Sie sind die edelste Blüte der Volksfamilie, unsere Führer und Väter von Gottes Gnaden, kein zu- fälliges Wahlergebnis auf Zeit. Jede Wahl wühlt die Leidenschaften auf und lähmt den gesunden Fluß der Arbeit und Entwicklung. Und das alle 4, 5 oder 7 Jahre? Heißt das nicht die Unruhe zur Regel, das Parteigezänk zur Tagespolitik machen? Unser König steht über den Parteien. Allen sucht er gerecht zu werden, soweit das Gesamt- wohl es gestattet. Er hat nur eine Lebensaufgabe: Als Vater sein Volk zu beglücken! Von Jugend auf wird er für diesen Beruf erzogen, durch die besten Lehrer mit den Bedürfnissen seines Volkes und mit den Mitteln zu deren Befriedigung vertraut gemacht. Ruhig und stetig wie der Thronwechsel vollzieht sich in Monarchien die Entwicklung, nicht ruck- und sprungweise wie in vielen Freistaaten. Blicken Sie nur in den Hexenkessel Frankreich, wo die Parteien ihre Suppen kochen. Uns lüstet's nicht nach solcher Freiheit und solchem Glück. Unsere Königsliebe ist unser Glück und unsere Treue die beste Bürgschaft für staatliches Gedeihen." „Ich nehme es Ihnen nicht übel, daß Sie Ihren König lieben und verehren!" sagte meine Freundin, „nur will es mir nicht in den Sinn, daß einer, sei er Kaiser, König, Großherzog, Herzog oder Fürst, alle Machtfülle erbt, ganz gleich, ob er fähig sei oder nicht!" „Wollen Sie denn das Erbrecht abschaffen?" fragte ich. „Jedes Erbe sei uns heilig. Uns ist diese Erbschaft das Natürliche, das Sichernde, das Gedeihliche. Ist der Monarch nicht der Weiseste, so kann er doch die Weisesten zu Ratgebern und Dienern berufen. Dann kommt die Tüchtigkeit doh in den Dienst des Staates und damit der Volkswohlfahrt. Denken Sie, was wir an einem Stein, einem Bismarck gehabt haben! Fragen sie doch uns drei Deutsche, ob wir unzufrieden mit unsern monarchischen Staatseinrichtungen sind? Ob wir mit den Franzosen oder Amerikanern zu tauschen wünschen? Nicht einmal mit den Schweizern, die doch die älteste und beste Volks- regierung und das schönste Vaterland haben!" „Übrigens/" fuhr der Kaufmann fort, „sind Sie im Irrtum, wenn Sie meinen, unsere Fürsten könnten willkürlich schalten und walten wie türkische Sultane. Unsere Pflichten stehen im Gesetz, aber auch unsere Rechte sind in der Verfassung verbrieft. Verfassung und Gesetz sind für den König so gut verbindlich wie für den letzten seiner Untertanen. „Ja, bei uns in der Schweiz," sagte der Pfarrer, „sind die Gesetze der Ausdruck des Volkswillens; denn jeder einzelne nimmt teil an der Gesetzgebung, und die Volksgemeinde entscheidet über alle Gesetzes-

10. Teil 5 - S. 348

1910 - Straßburg : Bull
348 112. „Deutsch". Lamprecht: Deutsche Geschichte. I, 1891. Schon das letzte Jahrzehnt Karls des Großen war eine schwere Zeit; über seinem Grabe begann der Zerfall des Reiches. Er vollzog sich in persönlicher Verschuldung des Herrschergeschlechts und in wüster Parteiung weltlicher und kirchlicher Großen; der nationale Gedanke hat zu ihm keine Beziehung. Wohl zeigte sich eine gewisse gemeinsame Auf- fassung der politischen Vorgänge in den deutschen Reichstcilen einerseits, den romanischen andererseits, und Zu- und Abneigungen gegenüber den leitenden Personen des Staates ließen das unbewußte Wirken nationaler Auffassung durchblicken. Aber wie wenig wurden die schlummernden Gegensätze ans Licht gezogen! Noch dauerte die alte Unterscheidung beider Reichshülftcn nach oft- und westfränkisch fort, und den zahlreichen Reichs- teilungen unter den karolingischen Epigonen lag niemals der vollständig und rein erfaßte Gegensatz deutschen und welschen Volkstums zu Grunde, wie sehr auch die spätere Mark beider Nationalitäten von den wechselnden Grenzen durchzogen ward. Gleichwohl wuchs unter dem Gewirr der dynastischen Kämpfe das deutsche Volksbewußtsein einer weiteren Entwicklung entgegen. Der neue Prozeß umfaßt im ganzen das neunte bis elfte Jahrhundert; er führt allmählich zum Bewußtsein der äußeren typischen Verschiedenheit der Deutschen von anderen Völkern und wird zunächst durch das Anerkenntnis der besonderen Sprache gekennzeichnet. Schon in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts findet sich aus dem bereits westarischen Wortstamm diot „Volk" und seinen Ableitungen diäten „volksgemäß machen" und githiuti „Verständlichkeit" das Wort „deutsch" entwickelt im Sinne von „volksvcrständlich" und in Anwendung auf die Sprache. Im Beginn des 9. Jahrhunderts wird das Wort ausdrücklich der römischen Vulgär- sprache, dem aufkommenden Romanisch gegenübergestellt. Einen um- fassenderen Sinn mußte es am ehesten da annehmen, wo Deutsche mit Fremden untermischt saßen oder Deutsche wenigstens häufig unter Fremde gelangten. Das war in Italien der Fall: hier wird t6utiseu8 im Jahre 843 zum erstenmal zur Bezeichnung des deutschen Typus überhaupt, zur Kenntlichmachung der Volksangchörigkeit verwendet. Auch der fernere Fortschritt der Bedeutung gehört zunächst Ober- italien an, dessen Gefilde im 10. und 11. Jahrhundert oft genug und mehr als einmal auf lange Dauer deutsche Krieger sahen, das selbst seit dieser Zeit einen Teil des neuen römischen Reiches deutscher Nation bildete. Hier wird der Begriff auch zuerst politisch gewendet; seit Beginn unseres Jahrtausends spricht man von einem deutschen Reiche.

11. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 206

1910 - Leipzig : Wunderlich
206 Karl Lamprecht. der Kaiser ist einer der interessantesten und anschaulichsten Repräsen- tanten einer bestimmten Penode der deutschen Entwicklung. Denn wo er auch im einzelnen in seinem eigensten Gebiete, politisch und militärisch, eingreift, überall tragen seine Maßregeln das Gepräge des reizsamen Idealismus. Von ihm aus hat er weite Ziele der Weltpolitik gespannt und den mehr gebundenen, auf genossenschaftliche Unterstützung und Kontrolle der Großmächte untereinander gestellten Gedanken der modernen Weltpolitik begründen helfen an Stelle der Machtpolitik des reizsamen Naturalismus; von ihm aus hat er sein Staatsideal einer neuen politischen Gebundenheit entwickelt und in ihm der größten lebendigen Institution geistiger Gebundenheit, der katholischen Kirche, eine neue Stellung angewiesen; von ihm aus in der militärischen Ausbildung ab- gekürzter Dienstpflicht die Subjektivität des einzelnen Soldaten ebenso entwickelt wie seinen Patriotismus in die engen Schranken einer persön- lichen Begeisterung für den Herrscher zu lenken gesucht.

12. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 166

1910 - Breslau : Dülfer
166 Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Ende der Freiheitskriege. aus: seine Ideale waren Selbstverwaltung und konstitutionelle Monarchie. Aber er hielt dabei als Ziel sür die praktische und inhaltliche Betätigung dieser neuen Formen vielfach die Ideale der Aufklärung fest, nur daß er sie prinzipieller faßte und möglichst stark ausweitete: Freiheit der wirtschaftlichen und geistigen Bewegung der Persönlichkeit war deshalb sein Ideal und Frei- heit darum des Eigentumserwerbs, der landwirtschaftlichen, industriellen und kommerziellen Berufe, Freiheit des Gewissens und der Meinungsäußerung so- wie Liquidation des alten Staates, soweit er dieser Freiheit entgegenstand. Waren dies die grundsätzlichen Zusammenhänge und Forderungen, so traten ihnen in dem konkreten Bilde der mannigfachen, auf dem Boden des politischen Klassizismus verlaufenden Strömungen doch sehr verschiedenartige Zusätze hinzu. Die Anfänge waren auch hier noch verhältnismäßig radikal; während die Entwicklung einer kräftigen Selbstverwaltung und eines auf ihr aufgebauten konstitutionellen Staatswesens notwendig zu starken staatlichen Eigenpersönlichkeiten und damit zu Staaten mit dem Bedürfnis der Macht- entfaltung auch nach außen hin führen muß, wollte Wilhelm von Humboldt, einer der frühesten Vertreter des politischen Klassizismus, in seinem Versuche, die Grenzen der staatlichen Wirksamkeit zu bestimmen, den Staat noch auf Funktionen beschränken, die kaum etwas anderes als das innere Staatsleben ins Auge faßten und auch auf diesem Gebiete wiederum dem Staate keine andere Rolle zuwiesen als die der ordnungstiftendeu, segensreichen Himmels- tochter, um die Umschreibung Schillers, die des Ruhe kündenden Nachtwächters, um die Charakteristik späterer Zeiten anzuwenden. Freilich: bald erhoben sich ganz andere Ideale, vorbereitet durch die Schriften Mösers, klar erkannt be- sonders von den Männern, denen die Wiedergeburt Preußens im ersten und zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts verdankt ward, vor allem vom Frei- herrn vom Stein. Es waren Ideale, die zum großen Teile im Anschluß an die geschichtliche Vergangenheit der Nation vor den Zeiten der Aufklärung entwickelt worden waren. . . . Ideale, die zeitig durch das Eindringen fremder Lehren, des Physiokratismus, des Jndustriesystems Adam Smiths, der Er- fahrungen und Errungenschaften der französischen Revolution an Klarheit und Zusammenhalt gewonnen hatten. Es war die Richtung des Klassizismus, die besonders fruchtbar wurde; aus ihr vor allem ist das Preußen der Jahre 1806 bis 1848 hervorgegangen, jenes Preußen neuer Freiheiten und ziemlich entfalteter Selbstverwaltung, auf das dann das Preußen der konstitutionellen Monarchie, das Preußen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgen konnte." (Lamprecht a. a. O. Ii. Ergänzgsbd.p) § 16. Der Niedergang Preußens unter Friedrich Wilhelm Ii. (Nach Hausier, Treitschke und Lamprecht.) Schon unter dem ersten Nachfolger Friedrichs des Großen begann in Preußen eine Periode vornehmlich inneren Verfalls, welche den gänzlichen Zusammenbruch des Staates vorbereitete. I. Nach dem Tode Friedrichs des Großen befand sich der preußische Staat in einer Lage, die eine völlige Neuordnung des *) *) Genaueres über die Ausgestaltung der subjektivistischen Kultur in Weltanschauung, Religion, Literatur und Kunst s. Lamprecht a. a. O. Viii. Bd. 1. und 2. Hälfte.

13. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 1

1910 - Breslau : Dülfer
(Erjter Abschnitt. Die Kolonijatioit der ostelbischen Deutschlands und die Vorgeschichte der brandenburgisch preußischen Staates?) 8 I. Einwanderung der Slawen in das östliche Deutschland, Übersicht über die slawischen Völkerschaften und kurze Lharakteristik der Kultur der Wenden. I. Über die Besitzergreifung des ostelbischen Deutschlands durch die Slawen weiß die Geschichte nichts Genaueres zu berichten. Im Verlaufe der ostgermanischen Wanderung hatten die Germanen das Land zwischen Weichsel und Elbe verlassen, und die Geschichtschreibung des 4. bis 9. Jahrhunderts vermag über die Geschicke dieser „geschichtlichen Ur- heimat" unserer Vorfahren keine ausreichenden Nachrichten zu geben. Still und geräuschlos haben sich slawische Völkerschaften des weiten, vermutlich zum großen Teil verödeten Gebietes bemächtigt; nicht nach Art der gewaltigen germanischen Völkerverschiebungen, sondern „langsam und schüchtern, in kleinen, der Geschlechterverfassung der Hauskommunion angehörigen Volksteilen scheinen die Slawen in die Fußtapfen der südwärts schreitenden Germanen getreten zu sein". (Lamprecht.) Das beginnende 7. Jahrhundert zeigt die fremden Einwanderer schon an der Elbe und Saale, selbst bis nach Thüringen (Reichsslawen) und in die Maingegend (Mainwenden) haben sich die westlichsten Vorläufer der Eindring- linge vorgeschoben. Das östliche Holstein, die bisherige Heimat der von Karl dem Großen fortgeführten Angeln, ist die letzte größere Erwerbung der vor- dringenden Slawen. Karl überließ ihnen das Land Wagrien, um den noch immer widerstandslustigen Sachsen die Hilfe der heidnischen Dänen abzuschneiden. Ii. Unter den in das Gebiet zwischen Elbe und Weichsel ein- gewanderten Slawen lassen sich vier Hauptgruppen unterscheiden. i) Obgleich die Geschichte der Wiedergewinnung des östlichen Deutschlands für das Deutschtum der Zeit nach dem Mittelalter angehört, ist ihre Darstellung dennoch bis an den Anfang des Ii. Teils dieses Geschichtsbuches hinausgeschoben worden. Dies geschah zunächst mit Rücksicht auf den Zweck des vorliegenden Werkes, welches vor allem dem Geschichtsunterricht an Lehrerbildungsanstalten dienen soll. Die Lehrpläne für Seminare vom 1. Juli 1901 weisen dem Geschichtsunterricht des ersten Seminarjahres (Iii. Klasse) in der Behandlung der deutschen Geschichte bis zum Frieden von 1648 ein Pensum an, welches nach Ansicht des Verfassers so umfangreich ist, daß es nicht wohl- getan wäre, dem Klassenpensum auch noch die wegen ihrer grundlegenden Bedeutung für das Verständnis der preußischen Geschichte so überaus wichtige und daher nicht kurz abzufertigende Geschichte der Kolonisation Ostelbiens aufzubürden. Wichtiger noch als dieses methodische Bedenken erschien dem Verfasser die Rücksicht auf den sachlichen Zu- sammenhang der Geschichte der Germanisation Ostdeutschlands mit der Entwicklung des brandenburgisch-preußischen Staates, um dessen Geschicke sich die gesamte neuere Geschichte des deutschen Volkes bewegt. Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 1

14. Bilder aus den deutschen Kolonien - S. 6

1908 - Essen : Baedeker
- 6 - Was den fremden Handel unserer Schutzgebiete betrifft, so belief sich derselbe im Jahre 1903, im letzten Normaljahre vor den Aufständen, auf 101000000 Mk., nämlich 67000000 in der Einfuhr und 34000000 in der Ausfuhr, und zwar hat die Handelsentwicklung im allgemeinen sowohl, wie speziell auch der Anteil des Mutterlandes daran, ständig zugenommen, ob- gleich Deutschland seinen Kolonien, im Gegensatz zu den meisten anderen Kolonialmächten, bei der Erhebung der Zölle keinerlei Bevorzugung einräumt. Die Werterzeugung und damit der fremde Handel unserer Kolonien werden einen wesentlichen Aufschwung aber erst dann nehmen können, wenn wir durch den Bau von Eisenbahnen und allgemeine Verbesserung der Verkehrs- mittel die Gewinngrenze immer weiter nach dem Innern zu verschieben und damit große Landflächen überhaupt erst der Einführung und Ausbreitung wichtiger Kulturen, deutscher Siedelung und fremdem Handel erschließen. Später als andere Kolonialmächte hat Deutschland begriffen, welch mächtige Hebel zur wirtschaftlichen Entwicklung von Kolonien Eisenbahnen bilden; aber die Erkenntnis der Wichtigkeit dieser Frage dringt erfreulicherweise auch bei uns mehr und mehr durch, und man ist sich im großen und ganzen auch heute ganz klar darüber, welche Bahnen gebaut werden müssen; in den dem Reichstag vorgelegten Denkschriften hat die Regierung ausdrücklich darauf hingewiesen, daß große Kolonialgebiete ohne Eisenbahnen ein unsicherer und wirtschaftlich nicht erschließbarer Besitz bleiben. Die Liste der wirtschaftlichen Leistungen und Bestrebungen in unseren Kolonien ist mit den vorstehend aufgeführten längst nicht erschöpft; es konnten hier nur einige Hauptpunkte herausgegriffen werden; aber schon diese dürften vollauf beweisen, daß man auf einem allmählich immer Keffer bekannten Boden vielseitig, gründlich und aussichtsreich an dem wirtschaftlichen Ausbau unserer sämtlichen Kolonien arbeitet. An den Aussichten unserer Kolonien zu verzweifeln, liegt nicht die geringste Veranlassung vor, sie sind der Entwicklung ebenso fähig und wert, wie benachbarte Kolonien anderer Kolonialmächte; aber sie stellen an die Geduld des deutschen Volkes die billige Forderung, die Ernte nicht vor einer regelrechten Aussaat erwarten zu wollen. Gerade der Umstand, daß die Alltagsweisheit des letzten Satzes bislang in kolonialen Dingen zu wenig beachtet wurde, hat vielfach eine falsche Auffassung über den Wert unserer Kolonien überhaupt gezeitigt. Widmen wir ihnen dauernd das Interesse, das sie verlangen und verdienen, und gehen wir mit zielbewußter Ausdauer und großzügigen Mitteln an ihre Entwicklung, so wird ein erfreulicher Erfolg nicht ausbleiben. Moritz Schanz, Chemnitz 1906. 3. Kauflcfiuk. Die gewaltige Entwicklung der elektrischen Gewerbe, der ungeahnte Aufschwung, den die Herstellung von Fahrrädern und Kraftwagen genommen hat, rückte während der letzten 10 Jahre den Kautschuk in den Vordergrund. Dieses Erzeugnis einer Reihe Milchsaft enthaltender Bäume, Sträucher und Kräuter heißer Erdstriche ist für alle Völker, die Tropenländer besitzen oder

15. Die Ohnmacht des Reiches und der Aufstieg der Hohenzollern - S. 1

1916 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
Deutschland nach dem Dreißigjährigen Kriege. ((Srbmanrtsbörffer, Deutsche Geschichte vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friebrichs des Großen. I, 1—99. — Lamprecht, Deutsche Geschichte Vi, 363—380. — Sybel, Die Begrünbung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Volksausgabe I, 1—11. — Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Iahrhunbert. I, 1—34.) Es erscheint zunächst wichtig, die Tatsachen zusammenzustellen, die für die Geschichte unseres Volkes nach 1648 von Bedeutung geworden sind: 1. Grenzen und Grenzlande des Reiches. Zwei alte Grenzlande gingen dem Reiche nun endgültig verloren, die Schweiz und Holland, die Länder an der Quelle und Mündung des Rheins, Alemannen und Friesen, beide nur Teile benachbarter deutscher Stämme. Sie erlangten die volle Souveränität und nahmen von da ab eine andere Entwicklung als das Reich. Drei auswärtige Fürsten waren als Träger deutscher Reichslehen deutsche Reichsfürsten: der Röntg von Spanien für die spanischen Niederlande, der ctörttg von Dänemark als Herzog von Schleswig-Holstein und der König. von Schweden für die schwedischen Besitzungen an der Nord- und Ostsee. Wer wollte diese Könige hindern, ihre deutschen Länder den spanischen, dänischen oder schwedischen Interessen dienstbar zu machen, ja nach Lostrennung derselben vom Reiche zu streben? Völlig unklar war die Stellung Frankreichs in der Westmark. Die betr. Artikel des Friedens lauten wie folgt: „Der Kaiser für sich und das gesamte Haus Österreich, sowie das Reich verzichten auf alle Rechte, Eigentümer, Herrschaften, Besitzungen und Gerichtsbarkeiten, die bisher ihnen, dem Reiche und dem Hause Österreich zustanden, auf die Stadt Breisach, auf die Land- B ä r. Deutsche Geschichte. Vi. 1

16. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 161

1910 - Breslau : Dülfer
Kurze Charakteristik des Subjektivismus und seiner Folgeerscheinungen. 161 War es ein Vorurteil, das ihn diesen Weg führte? Oder nicht viel- mehr die unerhörte Tragik der Zeitstellung zwischen Individualismus und Subjektivismus, zwischen absolutistischem Hofleben und aufblühendem Bürger- tum? In der Schrift »Os la littérature allemande« liest man die Worte: »Wir werden unsere klassischen Autoren haben; jeder wird sie lesen wollen, um von ihnen zu gewinnen; unsere Nachbarn werden das Deutsche lernen, die Höfe werden es mit Vergnügen sprechen, und es wird dahin kommen, daß unsere Sprache, verfeinert und vervollkommnet, sich dank unserer guten Schrift- steller von einem Ende Europas zum andern verbreitet. Diese schönen Tage unserer Literatur sind noch nicht gekommen, aber sie nähern sich. Ich kündige sie euch an, sie werden erscheinen; ich werde sie nicht schauen, mein Alter versagt mir diese Hoffnung. Ich bin wie Moses: von ferne schaue ich das Gelobte Land, aber ich werde es nicht betreten.« Und so geschah's. Was Friedrich mit fast prophetischen Worten ver- kündigt hatte, trug sich zu, und sein heißgeliebter Staat führte mit den Mitteln jenes neuen Geisteslebens, dessen Anfänge der große König verabscheut hatte, die ihm von eben diesem König auferlegte Mission weiter, bis sie zu seiner Vorherrschaft in Deutschland und zur Einheit eines neuen Reiches geführt hat." Dritter Abschnitt. Geschichte Preußens unì) Deutschlands vom Tode Zriedrichs der Großen bis zum Ende der Zreiheitrkriege. § 14. Kurze Charakteristik des Subjektivismus und seiner Folgeerscheinungen auf dem Gebiete des staatlichen und politischen Lebens. I. Vorbemerkung. Nach der Auffassung Lamprechts vollzieht sich die geschichtliche Entwicklung der Völker nach ganz bestimmten, unabänderlichen Gesetzen inneren Werdens, denen gegenüber sich die Bedeutung äußerer Ereignisse und der Einstuß einzelner hervor- ragender Persönlichkeiten auf eine Hemmung bezw. Förderung des durch psychische Faktoren bedingten Entwicklungsprozesses beschränkt. „Nicht durch äußere Schicksale und die Eingriffe fremder Gewalten, sei es menschlicher oder natürlicher, erscheint das politische Geschick der Nation vornehmlichst und innerlichst bedingt, wie eine immer wieder vorgetragene Afterlehre behauptet, sondern durch sein eigentlichstes und innerlichstes seelisches Werden." Dem jeweiligen psychischen Entwicklungsstadium entspricht eine von ihm bedingte Kulturepoche, und der Wandel des seelischen Lebens wird somit auch von einer Aufeinanderfolge verschiedener Kulturzeitalter be- gleitet, deren besondere Eigentümlichkeiten in der Eigenart des psychischen Daseins und den Ergebnissen der geschichtlichen Entwicklung begründet liegen. „Wer wollte ablehnen, daß, gleichwie die Formen der natürlichen Lebewesen durch den Verlauf der geologischen Zeitalter hin bis zur Gegenwart durch die Linie einer bestimmten Ent- wicklung verknüpft sind, so auch durch den Verlauf der Kulturentwicklung des Menschengeschlechts schon infolge der Übertragung früherer Kulturen auf spätere Völker auf dem Wege ständiger Renaissancen und Rezeptionen eine große Linie zu- sammenhängender seelischer Entfaltung verlaufe?" Die einzelnen Epochen dieser seelischen Entwicklung unsers Volkes sind — von der Vorzeit abgesehen — das Zeit- alter des gebundenen Seelenlebens (Mittelalter), des Individualismus (z6.— J8. Jahr- hundert) und des Subjektivismus. Jeder dieser Phasen psychischer Entwicklung ent- Jahn, Zur deutschen Geschichte. Ii. Teil. 11

17. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 468

1904 - Habelschwerdt : Franke
468 die der Heilkunde neue Wege wies und dazu fhrte, durch hygieuische Vorkehrungen die Verbreitung ansteckender Krankheiten zu verhindern. Emil Behring stellte ein Heilmittel gegen Diphtheritis her und begrndete damit die Blutserumtherapie". Die Chemie entdeckte viele ueue Elemente; sie lehrte n. a. die Herstellung von Farbstoffen und rief dadurch eine blhende Groindustrie ins Leben; sie wurde auch zu einer unentbehrlichen Helferin bei den naturwissenschaftliche Forschungen und bei gerichtlichen Untersuchungen. Von groer wirtschaftlicher Bedeutung wurden die Entdeckungen und Erfindungen auf dem Gebiete der Elektrizitt und die beispiellose Entwicklung der Technik und des Verkehrs. Ende der siebziger Jahre erlangte die Anwendung der Elektrizitt zu Beleuchtungszwecken weite Verbreitung. 1879 baute Werner Siemens in Berlin die erste elektrische Eisenbahn. Konrad Rntgen ans Wrzburg entdeckte 1895 die Strahlen und gab damit dem Italiener Marconi die Anregung zur Erfindung der Telegraphie ohne Draht. Die um die Jahrhundertwende erfolgte Entdeckung des Radiums, das wunder-bare Strahlen aussendet, fhrte zu berraschenden Ergebnissen, deren Bedeutung noch nicht zu ermessen ist. Durch die vou B unsen und Kirch hoff (1860) erfundene Spektralanalyse gelang es, die Natur und Bewegung der Fixsterne zu erforsche. Unsere Kenntnis von der Erde und ihrem Leben erhielt eine auerordentliche Bereicherung durch die Tiesseeexpeditionen und die Forschungsreisen, die nach unbekannten Lndern, selbst in die Polargegenden (Nansen, Drygalski), unternommen wurden. Die Geschichtsforschung wurde vertieft durch die umfaffeude Sammlung und Herausgabe der Geschichtsquellen und durch zahllose kritische' Eiuzeluntersnchnngen. Whrend die groen Geschichtschreiber Ranke, Treitschke, Sy bel n. a. in ihren Werken berwiegend die Entwicklung der politischen Verhltnisse und der geistigen Kultur bercksichtigten, sucht eine jngere Richtung, deren Hauptvertreter Lamprecht durch seine Deutsche Geschichte" ist, die Gesamtkultur unseres Volkes, sowohl nach der wirtschaftlichen als auch nach der politischen und geistigen Seite znr Darstellung zu bringen. Aus allen Gebieten der Wissenschaften, die mehr und mehr einen internationalen Charakter gewinnen, steht Deutschland an der Spitze. Wir drseu aber auch hoffen, da die Deutscheil in der Pflege der Ideale", die nach dem Worte Kaiser Wilhelms Ii. die grte Kulturarbeit ist, den anderen Vlkern ein Vorbild sein und bleiben wollen, und da das ganze deutsche Volk daran mitarbeiten wird."

18. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 2

1915 - Gotha : Perthes
2 Zur Einführung faßte Lamprecht den Plan, eine Art Quellenbuch zu ihr heraus- zugeben, das dem mit seinen Gedanken Vertrauten nun deren Richtigkeit erweisen und das den Geist der Zeiten selber zu uns reden lassen sollte. Ein volkstümliches Lesebuch für Deutsche sollte es werden; Zeugnissen eines Lebenslaufes vergleichbar, sollten wir das Buch da aufschlagen können, wo wir Auskunft und Belehrung wünschten. Dieses Buch liegt hier vor. Sein am 10. Mai 1915 er- folgter Heimgang hinderte Karl Lamprecht, den Plan selbst in vollem Umfang zur Ausführung zu bringen. Entwurf und Anlage hat er selbst noch festlegen und einem großen Teil des Buches, mit dessen weiterer Ausführung er mich betraute, seine Zustimmung geben können. Fertig konnte er's nicht mehr er- blicken ; möge es mir gelungen sein, in seinem Sinne gearbeitet und die Spuren seines Geistes nicht verwischt zu haben. Um möglichst leicht verständlich zu sein, habe ich mich be- müht, die Fremdwörter, auch die feststehenden wissenschaftlichen Ausdrücke, zu vermeiden oder in weitestem Umfange und wieder- holt zu erklären. Aus demselben Grunde ist überall die neue Rechtschreibung durchgeführt worden, abgesehen von einigen be- zeichnenden Beispielen. Im übrigen fühle ich selbst, daß zu- weilen eine schwere ftost geboten wird; wie soll aber sonst der geistige Reichtum unseres Volkes vorgeführt werden? Wie wäre es sonst möglich zu zeigen, was jeder Deutsche für seine all- gemeine Bildung leisten muß, ehe er sich ein Urteil über Ver- gangenheit, Gegenwart und Zukunft erlauben darf? Bei jedem Zeugnis ist am Rande ein Hinweis auf Lamprechts „Deutschen Aufstieg" gegeben („D. A."); die erste Ziffer dahinter bezeichnet die Seitenzahl, die zweite die Zeilen- zahl. Da mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum manches wegfallen mußte, habe ich in dem „Schriftenverzeichnis" am Schluß diejenigen Werke angeführt, die sonst berücksichtigt 1) Der verbindende Tert zwischen den einzelnen Stellen konnte weg- fallen; es fei ein für allemal auf die Schrift „Deutscher Aufstieg 17 50 — 1914" ^Friedrich Andreas Perthes A.-G., Gotha 1915, 1 Ji) verwiesen.

19. Bd. 1 - S. XII

1911 - Leipzig : Wiegandt
— Xii — Standpunkte aus wohl denken, daß die folgenden Blätter alsbald zahlreiche Leser besitzen werden. Gewiß heißt es: habent sua fata libelli, und ein erfahrener Buchhändler wird sich schwerlich ohne weiteres zu Prophezeiungen herbeilassen wie den eben gewagten, die einem Autor, der von Natur ein optimistischer Mensch ist, noch immer erlaubt fein mögen. Allein aus der Entwicklung des allgemeinen 3eitbewußtfeins heraus darf man doch immer* hin sicherlich so viel sagen, daß das Buch zur rechten Seit Kommt, und wünschen, daß es mithin auch feinen rechten Ort finden möge. Leipzig, den 20. Februar 1911. K. Lamprecht. t

20. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. uncounted

1915 - Gotha : Perthes
Die letzte größere Arbeit von Karl Lamprecht -I- Deutscher Aufstieg 1750—1914 Einführung in das geschichtliche Verständnis der Gegenwart zur Selbstbelehrung für jedermann, zum Gebrauche bei Vorträgen und zum Schulgebrauch. Von Kar! Tezmpz°ehi. Is.—22. Tausend. Neue, um einen Vor- trag des Verfassers vermehrte Ausgabe. Preis 1 M. „Von historischen Werken über die Vorgeschichte des Krieges möchte ich ganz beson- ders empfehlen Karl Lamprechts .Deutscher Aufstieg 1750—*1914'. Die Lektüre des Werkchens desleipziger Historikers ist ein Genuß voll freudiger Tiefe. Lamprecht nimmt uns, als sei er selbst nichts Geringeres denn ein Mitarbeiter des Geistes der Geschichte selber, an der Hand, um von einem schönen Höhenweg aus uns die wunderbare Ebenmäßigkeit, ja künstlerische Planfülle im Aufbau der deutschen Ge- schichte von 1750 bis in die Gegenwart zu zeigen, uns den Krieg als den einzig mög- lichen Geburtshelfer eines größeren, auch innerlich reicheren Deutschland erkennen und den glücklichen Ausgang des Krieges wie als verbürgt durch den bisherigen Gang von Deutschlands Geschicken ahnen zu lassen." Frankfurter Zeitung. „Den Einzelnachweisen Lamprechts kann an dieser Stelle nicht nachgegangen werden. Aber auf das Herzerfrischende und Seelenerquickende seiner Ausführungen müssen wir in diesen ernsten Tagen, in welchen unser Gemüt Ausrichtung braucht, mit allem Nachdruck hinweisen." vossische Zeitung. „Das gedankenreiche Büchlein dürste namentlich im Geschichtsunterricht ... nutzbringend zu verwenden sein." Reichsanzeiger. Karl Tamprecht Eine Erinnerungsschrift der Deutschen Eeschichtsblätter Von Dr. Rudolf Kötzfchke und Archivrat Dr. Armin Tille Professor an der Universität Leipzig Direktor d. Erohh. Staatsarchivs in Weimar Diese Erinnerungsgabe der „Deutschen Geschichtsblätter", die hiermit das Andenken ihres geistigen Urhebers und treuen Freundes ehren Will, roird nicht nur für die große Verehrerschar Lamprechts von Interesse sein, sondern auch mancher ehrliche wissenschaftliche Gegner wird sie gern zur Hand nehmen, um sich mit dem Gelehrten und dem Menschen Lamprecht zu beschäftigen. Preis eine Mark Friedrich Vndreas Aerthes A.g. in Gotha