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1. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 145

1910 - Ansbach : Seybold
Gründung des Klosters Fulda. Am dritten Tag gelangten sie an den Drt, der beute noch Uersfeld genannt wird. Die Gegend gefiel ihnen so wohl, daß sie glaubten, es sei die rechte Stätte für ein Einsiedlerleben und sie errichteten sogleich an den Stämmen der riesigen Bäume kleine Einsiedlerhäuschen aus Holz und bedeckten sie mit Baumrinde. Und da lag ein jeder oft stundenlang auf seinen Knieen im Gebet vor Gott: zu Zeiten aber vereinigten sie sich und ihre ernsten Psalmengesänge erschallten hinaus in die stillen Wälder. Sie schliefen wenig' tagelang kam kein Bissen über ihren Mund. Dann suchten sie im Walde Beeren und wildes Dbst und im Fuldafluß fingen sie Fische. Nach einiger Zeit verließ Sturmi die Einöde und beqab sich allein auf den weg zu Bonifatius. Als er ihn anqetroffen batte, schilderte er ihm umständlich die Lage des Ortes und welche Berge es hier gebe und welche Wasserläufe sie erkundet hätten. „Der Platz scheint mir bedenklich," meinte Bonifatius, „er liegt zu nahe bei den wilden, heidnischen Sachsen. Suchet desweqen einen entfernteren Drt!" So sattelte Sturmi einen Esel und begab sich zunächst zu seinen Genossen zurück, hierauf empfahl er sich feinem Herrn Christus und trat ganz allein die Wanderung an. Heilige Psalmen murmelte er vor sich hin, wenn er durch das schaurige Halbdunkel des endlosen Waldes ritt. Wenn er aber an eine lichte Stelle kam und konnte Ausschau halten, so musterte er Berge und Täler. Und bei jedem Bergflüßchen hielt er aufs neue still und fragte, wober es komme und ob es fleißig gewesen sei und ein liebliches Tal geschaffen habe. wenn die Nacht anbrach, hieb er mit feinem Handbeil junge Baumstämme und Aste ab und errichtete einen kreisrunden Zaun für sich uni) seinen Esel, denn in der Gegend gab es viele wilde Tiere. Er selbst machte jedesmal vor dem Schlafengehen das Kreuzeszeichen über sich und schlief dann ohne Sorgen ein. Auf seiner Weiterreise kam er an'die Straße, die von Thüringen nach Mainz führt, und an der Stelle, wo sie über den Fuldas hiß geht, sah er eine große Menge slavischer Kaufleute sich im Flusse baden, vor ihren nackten Körpern begann das Tier zu scheuen und zu zittern und er selber schreckte vor ihrem Gestank zurück. Sie aber verlachten den Gottesmann in feiner Kutte und warfen foaar Steine nach ihm, ohne ihn jedoch zu treffen. Einer rief ihm nach wohin er ziehe. Er antwortete: „)n den oberen Teil der Wildnis." Endlich, endlich gelangte er in eine Gegend, die ihm um so mehr gefiel, je länger er sie mit seinen Augen musterte, weit ipannte sich der Himmel über die Gegend aus und doch war sie nicht einförmig flach, sondern von Hügeln und Höhen anmutig belebt. Der Fuldafluß zog mitten hindurch und in der Ferne zeigten sich Falk, Geschichtsunterricht. Ii. Heft. . „

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1. Das Vaterland - S. 19

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
19 einen Ort, der zur Wohnung für die Knechte Gottes geeignet ist; denn Gott vermag seinen Dienern in der Wüste eine Stätte zu be- reiten." So zogen die drei nach der Einöde. Dort sahen sie fast nichts als Himmel und Erde und Bäume von gewaltigem Wuchs. Am dritten Tage kamen sie an den Ort, der heutigen Tages Hersfeld heißt. Sie beschauten und erforschten die Gegend, flehten zu Christus, daß er diesen von ihnen zur Wohnstätte erwählten Ort segnen möge, und erbauten an der Stelle kleine mit Baumrinde be- deckte Hütten. Hier blieben sie, mit Fasten und Beten dem Herrn frommen Sinnes dienend. Nach einiger Zeit begab sich Sturmi zu Bonifatius, um ihm die Lage des Ortes, die Beschaffenheit des Landes, die Wasserläufe, die Quellen und Thäler zu schildern. Aufmerksam hörte dieser ihm zu und erwog alles fleißig in seinem Gemüte. Dann sprach er also zu ihm: „Gefährlich erscheint es mir, den Ort, den ihr gefunden habt, zu bewohnen; denn wie du weißt, sind jener Stätte sehr nahe die wilden Sachsen. Darum suchet einen entfernteren und tiefer im Walde gelegenen Ort, den ihr ohne Gefahr für euch bewohnen könnt." Da begab sich Sturmi nach der Einöde zurück, und nach- dem er seinen Genossen die Worte des Bischofs mitgeteilt hatte, nahm er zwei Brüder mit sich und bestieg mit ihnen ein Fahrzeug. Sie fuhren den Fuldafluß hinauf und besichtigten alle an den Mün- dungen der Bergbäche gelegenen Orte. Am dritten Tage aber kehrten sie wieder um, da sie keinen geeigneten Ort fanden. Nach einiger Zeit machte sich Sturmi allein auf und zog auf einem Esel, der ihm Lebensmittel trug, durch die stille Waldwildnis. Eifrig musterte er überall mit scharfem Blick gebirgige und ebene Strecken, beschaute Berge, Hügel und Thäler, betrachtete Quellen, Bergbäche und Flüsse. Mit Gesang und Gebet begann er stets seine Wande- rung; nur dann ruhte er, wenn die Nacht ihn zur Rast zwang. Wenn er aber übernachtete, schlug er mit dem Eisen, das er mit sich führte, Holz ab und erbaute einen kreisförmigen Zaun zum Schutze seines Tieres, damit es nicht von den zahlreichen Raubtieren zerrissen würde. Er aber schlief in Frieden, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes Christi ans seine Stirn ge- zeichnet hatte. Am vierten Abend wollte er wiederum sich und seinen Esel vor nächtlichen Angriffen sichern, da hörte er plötzlich ein Geräusch. Lautlos stand er da und horchte. Wiederum erklang in der Ferne ein Ton. Da aber Sturmi nicht laut rufen wollte, so schlug er mit dem Eisen, das er in der Hand führte, an einen hohlen Baum; denn er wurde gewahr, daß Gott ihm einen Menschen zuführte. Jener aber hörte die Schläge, eilte herzu und antwortete mit lauter Stimme, und als sie einander sahen, so begrüßten sie sich. Es war aber jenem Manne die Gegend wohl bekannt; er nannte die Namen der Orte und beschrieb den Lauf der Bäche und Flüsse. Am Morgen 2*

2. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 111

1906 - Gotha : Thienemann
— 111 — „Er sattelte seinen Esel, reifte, nachdem er den nötigen Lebensbedarf mitgenommen, allein ab, seinen Weg Christus befehlend, und begann ganz allein, auf feinem Esel sitzend, die verlassensten Orte der Einöde zu durchziehen. Da musterte der eifrige Forscher mit fcharfem Blick Berge und Ebenen und zog, indem er Gebirge, Hügel und Täler beschaute, Quellen, Bergbäche und Flüsse betrachtete. Psalmen im Munde, flehte er in Seufzen mit zum Himmel gerichtetem Geiste Gott an. Dort nur ruhte er, wo ihn die Nacht zu halten trieb. Wenn er wo übernachtete, schlug er mit dem Eisen, das er mit sich führte, Holz ab und erbaute eine kreisförmige Verzäunung zum Schutze feines Tieres, damit nicht die dort allzu zahlreichen Raubtiere dasselbe zerrissen; er selbst jedoch schlief ruhig, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes Christi auf feine Stirn gezeichnet. Im weiteren Verlauf feiner Reife kam er eines Tages an die Straße, auf welcher die Kaufleute von dem Gebiet der Thüringer bis nach Mainz ziehen, und an der Stelle, wo sie über den Fuldafluß geht, fand er eine große Menge Slawen sich im Bette desselben Flusses baden und ihre Körper waschend; vor ihren nackten Körpern begann sich das Tier, auf dem er faß, zu scheuen und zu zittern; auch der Gottesmann selbst schreckte vor ihrem Gestank zurück. Als sie nach Art der Heiden den Knecht des Herrn verhöhnten und ihn verletzen wollten, wurden sie durch die Macht Gottes behindert und niedergehalten. Einer von ihnen jedoch, ihr Dolmetscher, fragte ihn, wohin er zöge. Er antwortete ihnen, daß er in den oberen Teil der Wüste gehen wolle. Auf diese Weise zog der Gottesmann allein durch die schreckliche Einöde, außer wilden Tieren, deren dort eine Menge waren, und außer gefieberten Vögelu, ungeheuren Bäumen und öden Gesilden nichts erblickend." — Endlich am fünften Tage fand Sturmi den Ort, „wo jetzt das heilige Kloster gelegen ist. Der heilige Sturmi wurde fofort nach feiner Ankunft von ungemessener Freude erfüllt; froh und erhoben ging er einher; denn er sah ein, daß ihm durch die Verdienste und Gebete des heiligen Bischofs Bonifatins ein solcher Ort vom Herrn gezeigt fei. Und indem er ringsum wanderte, sagte er dem Herrn für das einzelne, was er erschaute, Dank, und je länger und weiter er zog, desto mehr wünschte er sich Glück, und als er dort, von der Schönheit des Ortes entzückt, einen beträchtlichen Teil des Tages mit Herumstreifen und Erforschen verbracht den Ort gesegnet und sorgfältig bezeichnet hatte, begab er sich freudig von dort auf die Rückreise." Nun suchte Sturmi Bonifatins zum dritten Male auf und brachte ihm die frohe Kunde. Dieser stimmte bei, führte mit ihm lange Gespräche „über das Leben und den Wandel der Mönche und ließ es sich angelegen sein, ihn durch heilige Reden zu instruieren und durch Sprüche der Heiligen Schrift zur Liebe des Mönchslebens anzuregen". Sturmi

3. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 75

1912 - Langensalza : Beltz
— 75 — Nachdem er nun von seinen Mühen sich bei ihnen ein wenig erholt hatte, sattelte er seinen (Esel, reiste, nachdem er den nötigen Lebensbedarf mitgenommen, allein ab, seinen weg Christus, der der weg, die Wahrheit und das Leben ist, empfehlend und begann ganz allein, auf seinem Esel sitzend, die verlassensten (Drte der (Einöde zu durchziehen. Da musterte der eifrige Forscher mit scharfem Blick Berge und (Ebene und zog weiter, indem er Gebirge, früget und Täler beschaute, (Quellen, Bergbäche und Stusse betrachtete. Psalmen aber im Munde, flehte er in Seufzen mit zum Himmel gerichtetem Geist Gott an. Dort nur ruhte er, wo ihn die Nacht zu halten trieb, wenn er wo übernachtete, schlug er mit dem (Eisen, das er mit sich führte, Holz ab und erbaute eine kreisförmige Verzäunung zum Schutze feines Tieres, damit nicht die dort allzu zahlreichen Raubtiere dasselbe zerrissen; er selbst jedoch schlief ruhig, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes Christi auf seine Stirn gezeichnet. So zog der heilige Mann, mit geistlichen Waffen wohl geschmückt, seinen ganzen Körper mit dem Panzer der Gerechtigkeit bekleidend, seine Brust mit dem Schilde des Glaubens schützend, sein Haupt mit dem Helme des Heils bedeckend und umgürtet mit dem Schwerte des Wortes Gottes zum Kampfe gegen den Teufel aus. 3m weiteren verlaufe feiner Reise kam er eines Tages an die Strafte, auf welcher die Kaufleute von dem Gebiet der Thüringer bis nach Mainz ziehen, und an der Stelle, wo sie über den Fuldafluß geht, fand er eine große Menge Slawen, sich im Bette desselben Flusses badend und ihre Körper waschend; vor ihren nackten Körper begann sich das Tier auf dem er saß zu scheuen und zu zittern; auch der (Bottesmann selbst schreckte vor ihrem Gestank zurück. Ris sie nach der Rrt der Heiden den Knecht des Herrn verhöhnten und ihn ver- letzen wollten, wurden sie durch die Macht (Bottes behindert und niedergehalten. (Einer von ihnen jedoch, ihr Dolmetscher, fragte ihn wohin er zöge. (Er antwortete jenem, daß er in den oberen Teil der wüste gehen wolle. Ruf diese weise zog der (Bottesmann allein durch die schreckliche Einöde, außer wilden Tieren, deren dort eine Menge waren, und außer befiederten Vögeln, ungeheuren Bäumen und öden Gefilden nichts erblickend ; am vierten Tage endlich kam er an der Stelle vorbei, wo jetzt das Kloster liegt, und zog nach den oberen Gegenden, wo ein Flüßchen Gysilacha genannt, sich ins Beit der Fulda ergießt. Noch ein wenig weiter höher ziehend, kam er nach Sonnenuntergang an den Fußsteig, der mit seinem alten Namen ©rtesveca1) genannt wurde, und dachte daran, sich und seinen Esel gegen die nächtlichen Rngriffe zu sichern. Ris er dort damit umging, sich durch Umzäunungen für die Nacht zu sichern, hörte er in nicht weiter Ferne ein Geräusch von Wasser, von dem er nicht wußte, ob es durch wilde Tiere oder Menschen verursacht sei. Ruhig stehend horchte er mit aufmerksamen Ohren und hörte wiederum das wassergeräusch. Da nun der Gottesmann nicht rufen wollte, so schlug er mit dem Eisen, das er in seiner Hand führte, an einen hohlen Baumv indem er einsah, daß Gott ihm einen Menschen zugeschickt. Ris dieser den Schall der Schläge vernommen, näherte er sich und rief, und als er herangekommen war, sahen sie einer den andern und begrüßten sich 1) D. h. weg des Vrles, des Besitzers der Gegend.

4. Bd. 1 - S. 140

1912 - Leipzig : Dyk
— 140 — darauf bedacht, wie es nachher aller Welt klar wurde, in diese Einöde das Mönchstum einzuführen. Der heilige Bischof sah ein, Laß der dazu von Gott vorbestimmte Ort noch nicht entdeckt sei und sprach zu ihm mit prophetischen Worten: „Der Ort ist von Gott in der Einöde bereitet, und wenn Christus will, wird er ihn seinen Knechten zeigen; wolle also nicht vom Suchen ablassen, wisse und glaube, daß Du ihn dort ganz gewiß finden wirst." So erlaubte er ihm, der sicher gemacht, den Ort zu finden, und von Liebe zum Mönchsleben entbrannt war, nach seiner geliebten Einöde zurückzukehren. Als er nach seiner Zelle gekommen, die in dem schon oben genannten Orte errichtet war, und die Brüder, die er dort fand, begrüßt hatte, setzte er ihnen den Befehl und Willen des heiligen Bischofs auseinander. Nachdem Sturmi sich nun von seinen Mühen bei ihnen ein wenig erholt hatte, sattelte er seinen Esel, reiste, nachdem er den nötigen Lebensbedarf mitgenommen, allein ab, seinen Weg Christus empfehlend, und begann ganz allein, auf seinem Esel sitzend, die verlassensten Orte der Einöde zu durchziehen. Da musterte der eifrige Forscher mit scharfem Blick Berge und Ebene und zog weiter, indem er Gebirge, Hügel und Täler beschaute, Quellen, Bergbäche und Flüsse betrachtete. Dort nur ruhte er, wo ihn die Nacht zu halten trieb. Wenn er irgendwo übernachtete, schlug er mit dem Eisen, das er in der Hand trug, Holz ab und erbaute eine kreisförmige Umzäunung zum Schutze seines Tieres, damit nicht die dort allzu zahlreichen Raubtiers dasselbe zerrissen; er selbst jedoch schlief ruhig, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes Christi auf seine Stirn gezeichnet. Eines Tages kam er an die Straße, auf welcher die Kaufleute vom Gebiet der Thüringer bis nach Mainz ziehen, und an der Stelle, wo sie durch den Fuldafluß geht, fand er eine große Menge Slawen sich im Bette desselben Flusses baden und ihren Körper waschen; vor ihren nackten Körpern begann sich das Tier, auf dem er faß, zu scheuen und zu zittern; auch der Gottesmann selbst schreckte vor ihrem Gestank zurück. Als sie aber nach Art der Heiden den Knecht des Herrn verhöhnten und ihn verletzen wollten, wurden sie durch die Macht Gottes behindert und niedergehalten. Einer von ihnen jedoch, ihr Dolmetscher fragte ihn, wohin er zöge. Er antwortete jenem, daß er in den oberen Teil der Wüste gehen wolle. Auf diese Weise zog der Gottesmann allein durch die schreckliche Einöde, außer wilden Tieren, deren dort eine Menge waren, und außer gefiederten Vögeln, ungeheuren Bäumen und öden

5. Das Mittelalter - S. 82

1912 - Nürnberg : Korn
— 82 — gesehen hatten, bauten sie an passender Stelle kleine Häuschen und bedeckten sie mit Baumrinde. Dort blieben sie lange Zeit, und nachts schallten ihre Psalmengesänge hinaus in die stillen Wälder. Nach einiger Zeit kehrte Sturmi znrück zu Bouisatius und schilderte ihm den Ort. Bonifatins hörte aufmerksam zu und sprach: "Der Ort, den ihr gefunden habt, scheint mir bedenklich; denn dort wohnen die heidnischen Sachsen zu nahe; sucht deshalb einen Ort auf, der weiter von ihnen in der Einöde gelegen ist." Da nahm Sturmi die zwei anderen Mönche mit sich und bestieg mit ihnen ein Schiff, um in der Gegend herumzuschauen. Sie fuhren den Fuldafluß aufwärts, und wo eine Quelle oder ein Bergbach in den Fluß rann, da sahen sie den Ort an. Dann verließen sie das Schiff, durchwanderten ringsum die Gegend zu Fuß und betrachteten das Land, die Berge und die Hügel. Am dritten Tage aber wandten sie das Schiff um und fuhren wieder heim zu ihren Zellen; denn sie hatten keinen passenden Platz gefunden. Bald darauf kam ein Bote von Winfried und sprach zu Sturmi: „Komme schleunigst zum Bischof!" Sturmi machte sich zu Fuß auf den Weg und traf am zweiten Tage den Bischof in Seleheim bei Frideslar. Winfried begrüßte ihn und sprach: „Setze dich neben micht Gleich wird man Speise bringen." Unterdessen fragte der Bischof ihn genau aus, was er getan habe. Da entgegnete Sturmi: „Wir fuhren mehrere Tage den Fuldafluß aufwärts; aber wir fanden nichts, was wir euch loben könnten." — Winfried aber sprach: „Lasse nicht ab zu suchen, so wirst du einen geeigneten Platz finden!" Nun sattelte Sturmi einen Esel, packte Lebensrnittel ein und reifte allein ab. Auf seinem Esel sitzend und Psalmen singend durchwanderte er die abgelegensten Orte der Einöde. Nur dort ruhte er, wo ihn die Nacht dazu zwang. Dann schlug er mit dem Beil, das er in der Hand trug, Holz ab und erbaute eine kreisförmige Umzäunung, damit nicht die zahlreichen Raubtiere seinen Esel zerrissen. Er schlief ruhig, nachdem er das Zeichen des Kreuzes auf die Stirne gemacht hatte. Eines Tages kam er an die Straße, wo die Kaufleute von Thüringen nach Mainz ziehen. An der Stelle, wo sie über den Fuldafluß geht, traf er eine Menge Slaven,, die im Fluße badeten. Vor ihrem Lärm und ihren nackten Leibern begann der Esel zu scheuen und zu zittern, und auch Sturmi ekelte vor ihrer üblen Ausdünstung. Sie verhöhnten den Mönch und warfen nach ihm, ohne ihn zu treffen, und einer, der ihr Dolmetscher war, fragte ihn, wohin er ziehe.

6. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 105

1910 - Ansbach : Seybold
Gründung des Rlosters Fulda. *05 Esel, reiste, nachdem er den nötigen Lebensbedarf mitgenommen, allein ab , . . und begann ganz allein ... die verlassensten Orte der Einöde zu durchziehen. Da musterte der eifrige Forscher mit scharfem Blick Berge und Ebene und zog weiter, indem er Gebirge, Hügel und Täler beschaute, Quellen, Bergbäche und Flusse betrachtete. Psalmen aber im Munde flehte er . . . Gott an. Dort nur ruhte er, wo ihn die Nacht zu halten trieb, wenn er wo übernachtete, schlug er mit dem Eisen, das er in der Hand trug, Holz ab und erbaute eine kreisförmige Verzäunung zum Schutze seines Tieres, damit nicht die dort allzu zahlreichen Raubtiere dasselbe zerrissen; er selbst jedoch schlief ruhig, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes auf feine Stirn gezeichnet. . . . )m weitern verlauf seiner Reise kam er eines Tages an die Straße, auf welcher die Kaufleute von dem Gebiet der Thüringer bis nach Mainz ziehen, und an der Stelle, wo sie über den Fuldafluß geht, fand er eine große Menge Slawen sich im Bett desselben Flusses badend und ihren Körper waschend; vor ihren nackten Körpern, begann sich das Tier, auf dem er saß, zu scheuen und zu zittern; auch der Gottesmann selbst schreckte vor ihrem Gestank zurück. Als sie nach Art der Heiden den Knecht des Herrn verhöhnten und ihn verletzen wollten, wurden sie durch die Macht Gottes behindert und niedergehalten. Einer von ihnen jedoch, ihr Dolmetscher, fragte ihn, wohin er zöge. Er antwortete ihm, daß er in den obern Teil der Wüste gehen wolle . . . . . . Als er das Aihloh durchwandert und die Gegend ihm mißfallen, kam er zu einem Bergbach, der bis heute (Srezzibach1) genannt wird, . . . von dort ein wenig sich zurückbegebend, gelangte er an den gesegneten und von dem Herrn schon lange vorbereiteten ©rt, wo jetzt das heilige Kloster gelegen ist. Als . . . Sturmi dorthin gekommen, wurde er sofort von ungemessener Freude erfüllt, froh und erhoben ging er einher . . . Und indem er rings umher wanderte, sagte er dem Herrn für das einzelne, was er erschaute, Dank und je länger und weiter er schritt, desto mehr wünschte er sich Glück, und als er von der Schönheit des Ortes entzückt einen beträchtlichen Teil des Tages mit Herumstreifen und Erforschen verbracht, den Ort gesegnet und sorgfältig bezeichnet hatte, begab er sich freudig von dort auf die Rückreise (also zunächst zu seinen Genossen nach Hersfeld). Er selbst begab sich sogleich, nachdem er die Brüder um ihre Fürbitte ersucht, nach Seleheim um den Bischof aufzusuchen. Er begann . . . den gefundenen Grt lobend zu schildern. . . . (dadurch) stimmte er den Bischof ungemein froh und gemeinsam sich Glück *) )etzt Gretzbach.

7. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 110

1906 - Gotha : Thienemann
— 110 — Gottes geeignet ist; denn Gott vermag seinen Knechten in der Einöde eine Stätte zu bereiten? So zogen die drei nach der Einöde, betraten die Äcker derselben, und indem sie dort außer Himmel und Erde und ungeheuren Bäumen fast nichts erblickten, beteten sie demütig zu Christus, daß er ihre Füße auf den Weg des Friedens leiten möge. Am dritten Tage kamen sie zu dem Orte, der bis heute Hersfeld genannt wird, und nachdem sie die ringsum gelegenen Stätten besehen und erforscht hatten, beteten sie, daß Christus diesen von ihnen zur Wohnstätte erwählten Ort segnen l /, möge, errichteten dort an der Stelle, wo nun das Kloster gelegen ist, kleine, mit Baumrinde bedeckte Häuschen und blieben dort eine geraume Zeit, Gott in Fasten, Wachen und Gebet heilig dienend. Nach einiger Zeit verließ Sturmi, von heiligem Eifer erfüllt, die Einöde und begab sich zum heiligen Erzbischof Bonifatius, dem er der Ordnung gemäß die Lage des Ortes, die Beschaffenheit des Landes, die Wasserläufe, die Quellen und Täler sowie alles, was zum Orte gehörte, schilderte. Der heilige Mann Erzbischof Bonifatius hörte dies eifrig an und erwog es fleißig in seinem Gemüte, nahm seinen Einsiedler dann mit den Beweisen der größten Liebe auf und ersuchte ihn, eine Zeitlang bei ihm sich aufzuhalten. Nach der süßen Unterredung aber, die er mit dem Lehrer hatte, und nachdem er reichen Trost aus den heiligen Schriften geschöpft, sprach der Bischof folgendermaßen: ,Daß Ihr den von Euch gefundenen Ort bewohnt, scheint mir bedenklich wegen der Nachbarschaft des heidnischen Volkes; es sind ja, wie Ihr wißt, dort sehr nahe die wilden Sachsen. Suchet deswegen einen entfernteren und tiefer in der Einöde belegenen Ort, den Ihr ohne Gefahr für Euch bewohnen könnt?" Nachdem Sturmi nach Hersfeld zurückgekehrt war und seinen Genossen die Worte des Bonifatius mitgeteilt hatte, „nahm er zwei Brüder mit sich und bestieg mit ihnen ein Schiff, um die weiter oberhalb gelegenen Gegenden zu durchsuchen. Sie begannen den Fuldafluß entlang zu schiffen und besichtigten dort alle an den Mündungen der Bergbäche oder Quellen gelegenen Orte. Darauf verließen sie das Schiff, und indem sie die Gegend ringsumher durchwanderten und ihre Aufmerksamkeit auf das Land, die Berge und Hügel lenkten, durchforschten sie die Gegenden oberhalb und unterhalb des Flusses, um einen Ort zu siuden, den der Herr seinen Knechten in der Einöde zur Wohnung bestimmt hätte; am dritten Tage endlich kamen sie zu der Stelle, wo ein Fluß, der die Luodera genannt wird, in die Fulda mündet. Dort wandten sie ihr Schiff um und begannen zur eigenen Zelle heimzuziehen, da ihre Augen nichts fanden, was sie befriedigen konnte." Sturmi reiste nach Fritzlar und erstattete Bonifatius Bericht, kehrte nach eingehenden Unterredungen nach Hersfeld zurück und suchte von neuem nach einem für das zu gründende Kloster geeigneten Ort, diesmal allein.

8. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 21

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 21 — Aufmerksam hörte der heilige Mann ihm zu und erwog alles fleißig in seinem Gemüte. Dann sprach er also zu ihm: „Gefährlich erscheint es mir, den Ort den ihr gefunden habt, zu bewohnen, denn wie du weißt, sind jener Stätte sehr nahe die wilden Sachsen. Darum suchet einen entfernteren und tiefer in der Einöde gelegenen Ort, den ihr ohne Gefahr für euch bewohnen könnt. Da begab sich Sturmi nach der Einöde znrück, und nachdem er seinen Genossen die Worte des Bischofs mitgeteilt hatte, nahm er zwei Brüder mit sich und bestieg mit ihnen ein Schiff. Sie fuhren den Fuldafluß hinauf und besichtigten alle an den Mündungen der Bergbäche und Quellen gelegenen Orte. Am dritten Tage aber wandten sie ihr Schiff um, da ihre Augen nichts fanden, was sie befriedigen konnte. Nach einiger Zeit zog Sturmi allein ab und begann, auf einem Esel sitzend, mit Lebensmittel oersehen, durch die stille Em-öde zu reisen. Eifrig forschend musterte er überall mit scharfem Blick gebirgige und ebene Strecken, beschaute Berge, Hügel und Thäler, betrachtete Quellen, Bergbüche und Flüsse. Psalmen führte er im Munde, und mit Seufzen flehte er zu Gott; nur dann ruhte er, wenn die Nacht ihn zur Rast zwang. Wenn er aber übernachtete, schlug er mit dem Eisen, das er mit sich führte, Holz ab und erbaute einen kreisförmigen Zaun zum Schutze seines Tieres, damit es nicht oon den dort zahlreichen Raubtieren zerrissen würde. Er abev fchlief in Frieden, nachdem er im Namen Gottes das Zeichen des Kreuzes Christi auf feine Stinte gezeichnet hatte. Im weiteren Verlaus feiner Reise kam er an die Straße, auf welcher die Kaufleute oon Thüringen bis nach Mainz ziehen, und an der Stelle, wo sie über den Fuldafluß geht, sah er eine große Menge Slaoen, die sich in dem Flusse badeteu. Am vierten Tag wollte er wiederum sich und seinen Esel vor nächtlichen Angriffen sichern, da hörte er plötzlich ein Geräusch. Lautlos stand er da, eifrig horchend. Wiederum erklang in der

9. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 104

1910 - Ansbach : Seybold
Grundlagen. <Dri segnen möge, errichteten darauf dort an der Stelle, wo nun das Kloster gelegen ist, kleine mit Baumrinde bedeckte Häuschen und blieben dort eine geraume Zeit, Gott in Fasten, wachen und Gebet heilig dienend. Nach einiger Zeit verließ Stürmt . . . die Einöde und begab sich zum Erzbischof Bonifazius, dem er der Ordnung gemäß die Lage des (Drtes, die Beschaffenheit des Landes, die Wasserläufe, die Quellen und Täler, sowie alles, was zum Orte gehörte, schilderte . . . sprach der Bischof folgendermaßen: „Daß Ihr den von Euch gefundenen Grt bewohnt, scheint mir bedenklich wegen der Nachbarschaft der . . . wildert Sachsen. Suchet deswegen einen entfernteren und tiefer in der Einöde gelegenen Ort, den Ihr ohne Gefahr für Euch bewohnen sönnt!“ Darauf begab sich . . . Sturmi . . . nach der Einöde zurück. Als er zu seinen Genossen gekommen war, fand er sie . . . sehnlichst aus seine Ankunft harrend . . . Nachdem er ihnen der Reihe nach die Worte des heiligen Bischofs mitgeteilt, nahm er die zwei Brüder mit sich und bestieg mit ihnen ein Schiff um die weiteren oberhalb gelegenen Gegenden zu durchsuchen. Sie begannen den Fuldafluß entlang zu schiffen und besichtigten dort alle au den Mündungen der Bergbäche oder Quellen gelegenen Orte. Darauf verließen sie das Schiff . . . am dritten Tage endlich kamen sie zu der Stelle, wo ein Fluß, der die Luodera genannt wird, in die Fulda mündet. Dort wandten sie ihr Schiff um und begannen zur eigenen Zelle heimzuziehen, da ihre Augen nichts fanden, was sie befriedigen konnte . . . und gelangten nach kurzer Zeit zu ihren ärmlichen Wohnungen . . . )n dieser Zeit . . . sandte Bonifazius einen Boten, der ihn ersuchen sollte schleunigst zu ihm zu kommen. . . . Am zweiten Tage nach seiner Abreise (gemeint ist Sturmi) kam er zu Fuß wandernd zum Bischof, den er in dem obengenannten Orte Frideslar fand . . . Der Bischof nahm ihn mit sich ... in seine einsame Stube, wo sie lange über geistliche Angelegenheiten verhandelten und über das Mönchsleben weitläufig sich unterredeten. Es war nämlich der heilige Bischof . . . überaus darauf bedacht, ... in die Einöde das Mönchstum einzuführen; weshalb er auch jetzt . . . unter anderm fragte, was er in Betreff der Aufsuchung eines Ortes getan habe . . . Der heilige Bischof sprach: . wolle also nicht vom Suchen ablassen, wisse und glaube, daß Du ihn ganz gewiß finden wirst." So erlaubte er ihm . . . nach seiner geliebten Einöde zurückzukehren. Als er nach feiner Zelle gekommen und die Priester, die er dort fand, begrüßt hatte, setzte er ihnen den Befehl und willen des heiligen Bischofs auseinander. Nachdem er . . . sich ein wenig erholt hatte, sattelte er seinen

10. Das Mittelalter - S. 83

1912 - Nürnberg : Korn
— 83 — So reifte er allein durch die Wildnis, wo er nichts sah als wilde Tiere, Vögel und riesige Bäume. Am vierten Tage, als die Sonne unterging, kam er an einen Fußsteig. Während er dort für den Esel eine Umzäunung baute, hörte er in der Nähe ein Geräusch; er horchte und schlug mit der Axt an einen hohlen Baum. Jetzt näherte sich ihm ein Mensch und rief ihm zu; und als er herangekommen war, sahen sie einander an und begrüßten sich. Sturmi fragte ihn, woher er komme; der Mauu antwortete: „Ich komme aus der Wetterau und führe das Pferd meines Herrn, dem diese Gegend gehört." Beide blieben die Nacht dort; der Mann kannte die Gegend genau und Sturmi erkundigte sich eifrig bei ihm nach den Namen der Orte und dem Lauf der Quellen und Bäche. Am Morgen nahmen sie Abschied von einander und jeder zog seines Weges weiter. Als nun Sturmi den Weg wieder zurückritt, fand er einen Ort, der ihm gefiel und ihn mit größter Freude erfüllte. Er wanderte rings umher und dankte Gott für alles, was er sah; und je weiter er kam, desto mehr gefiel ihm der Platz. Und als er einen großen Teil des Tages mit Herumstreifen verbracht hatte, segnete er den Ort, bezeichnete ihn sorgfältig und trat freudig die Heimreise an. Er sagte den zwei Brüdern, wie er den Ort gefunden habe; dann ritt er zu Bonifatius, lobte den Ort und sprach: „Ich glaube, daß ich den Platz, den du wünschest, nun gefunden habe." Und nachdem er ihm alles erzählt hatte, war Bonifatius ungemein froh, und beide blieben die halbe Nacht beisammen und redeten, wie sie das Kloster bauen und einrichten wollten. Als nun Sturmi mit den Mönchen an den gefundenen Ort reifte und sie dort anfingen, die Bäume niederzuhauen, da kam in den nächsten Tagen ein Mann und sprach: „Diese Gegend gehört mir und andern Leuten; wir verbieten euch, daß ihr euch da ansiedelt." Da reiste Winfrieb zur Pfalz des Frankenkönigs und sprach: „Wir haben in der Einöbe Buchonia am Flusse Fulba einen Platz gefunben, der zur Wohnung für Mönche geeignet ist und unter euerer Herrschaft steht. Wir bitten euch, schenkt uns den Ort, bamit wir bort unter euerem Schutz Gott bienen können." Der König antwortete: „Den von bir erbetenen-Ort Eichloha und alles, was ich bort an Eigentum besitze, gebe ich dem Herrn. Und zwar soll der Platz, den ich euch schenke, nach allen vier Seiten sich bis auf 4000 Schritte erstrecken." Hierauf ging er in die Schreibstube und die Schreiber schrieben die Urfunbe über die Schenkung; der König zeichnete seinen Namen unter die Schrift und hing sein Siegel Erbauung des Klosters Fulda. (744.)

11. Bd. 1 - S. 141

1912 - Leipzig : Dyk
— 141 — Gefilden nichts erblickend; am vierten Tage endlich kam er, noch ein wenig weiter flußaufwärts ziehend, nach Sonnenuntergang an den Fußsteig, der mit seinem alten Namen Ortes-toeca (d. H. Weg des Ortes, des Besitzers dieser Gegend) genannt wurde. Dort gedachte er, sich und seinen Esel gegen die nächtlichen Angriffe zu sichern. Als er damit umging, seine übliche Umzäunung zu errichten, hörte er in nicht weiter Ferne ein Geräusch, von dem er nicht wußte, ob es durch wilde Tiere oder durch Menschen verursacht sei. Ruhig stehenbleibend, horchte er mit aufmerksamen Ohren und hörte wiederum das Geräusch. Da nun der Gottesmann nicht rufen wollte, so schlug er mit dem Eisen, das er in seiner Hand führte, an einen hohlen Baum, indem er einsah, daß Gott ihm einen Menschen zugeschickt. Als dieser den Schall der Schläge vernommen, näherte er sich und rief, und als er herangekommen war, sahen sie einer den andern und begrüßten sich gegenseitig. Als der Gottesmann ihn befragt hatte, woher er käme, antwortete er, er käme aus der Wedereiba (Wetterau) und führe an seiner Hand ein Pferd seines Herrn Ortes. So miteinander sich unterhaltend, blieben beide diese Nacht dort, da jener Mann die Gegenden der Einöde ungemein genau kannte. Nachdem nun der Gottesmann ihm seine Absicht und sein Tun enthüllt, begann jener ihm die Namen der Orte zu bezeichnen und den Laus der Bäche und Quellen zu beschreiben. Da nun diese beiden in dem Orte, der mit seinem alten Namen Aihloh genannt wird, geweilt hatten, brachen sie am Morgen von da auf, segneten sich gegenseitig, und sogleich begann der weltliche Mann seines Wegs weiter nach dem Grapfelt (Grabfeld) zu ziehen. Der Gottesknecht Sturmi aber kehrte von dort zurück, empfahl dem Herrn Christus seinen Weg und seine ganze Hoffnung und begann seinen Zug durch die Einöde, wie er es gewohnt war, allein fortzusetzen. Als er das Aihloh durchwandert und die Gegend ihm mißfallen, kam er zu einem Bergbach, der bis heute Grezzibach genannt wird, und nach Besichtigung der Lage des Ortes und der Beschaffenheit des Landes verweilte er da kurze Zeit; von dort ein wenig sich zurückbegebend, gelangte er an den gesegneten und von dem Herrn schon lange vorbereiteten Ort, wo jetzt das heilige Kloster Fulda belegen ist. Als der heilige Mann Sturmi dorthin gekommen, wurde er sofort von ungemessener Freude erfüllt, froh und erhoben ging er einher, denn er sah ein, daß ihm durch die Verdienste und die Gebete des heiligen Bischofs Bonifatius der rechte Ort vom Herrn gezeigt fei. Und indem er ringsherum wanderte.

12. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 147

1910 - Ansbach : Seybold
Märtyrertod des Bonifatius. mit Beilen und Sägen über die weißen Flächen, bis sie an jenem Platz ankamen, der ihnen zu eigen war. Der sie führte, war Sturmi. Aus Asten und Tannenzweigen erbauten sie sofort Hütten und verstopften die Fugen mit Moos. Dann gingen sie daran die uralten Waldbäume zu fällen, daß ihnen oft der Schweiß trotz der rauhen Jahreszeit auf der Stirne stand. So vergingen zwei Monate. Allgemach schlugen die Bäume aus und auf den Auen blühten viel tausend Blümlein. Da traf eines Tages der Erzbischof Bonifatius aus Mainz ein und hatte viele Arbeiter mitgebracht. Zunächst schaute er den (Drt ein. Der gefiel ihm überaus wohl, also daß er aus vollem Berzen Gott dankte. Dann ließ er eine Grube zur Kalkbereitung anlegen und an die lieblichste Stelle ein Kirchlein bauen. Auch wurde ein Haus errichtet mit vielen kleinen Stübchen für die Mönche und ein Schlafhaus noch besonders und eine Speisehalle. Und während der Wald von den Axtschlägen der Zimmerleute und dem Klopfen der Steinmetzen widerhallte, stieg der heilige Mann zum nahen Berge empor und las voll Eifer in den heiligen Schriften. Ais das Notwendigste fertiggestellt war, nahm der Erzbischof samt seinen Arbeitern Abschied von der geliebten Stätte. Aber schon im nächsten Jahre durften ihn die Mönche wieder bei sich beherbergen. Unvergeßlich blieben einem jeden von ihnen die Stunden, da er ihnen die Klosterregeln auslegte und die Arbeit ihrer Hände ging nochmal so leicht, wenn sie sahen, wie der greise Erzbischof selbst mit Hand anlegte. Um aber das Klosterleben genau kennen zu lernen, begab sich der Abt Sturmi zu den alten Klöstern Italiens und besah ihre Einrichtungen. Jahr für Jahr kam Bonifatius zur geliebten Stätte. Das Kloster Fulda wurde weithin berühmt. Der Märtyrertod des Bonifatius. Sieben Jahre waren schon vergangen, seit Bonifatius als Bischof in Mainz waltete. Oft erinnerte er sich längstvergangener Zeiten; seine Gedanken gingen zurück in sein Heimatland, in sein altes Kloster und dann wanderten sie wiederum ans Meer und glitten hinüber zu den blondhaarigen Friesen, die noch immer Heiden waren. Hier bei den Friesen verweilten sie lange. Und manchmal, wenn er am Rheinstrom spazieren ging, rief er aus: „Ihr fleißigen wellen, wie fließet ihr so eilig dahin! Schiffe traget ihr auf eurem Rücken, die bringen meinen Friesen weltliche Schätze, wer aber bringet ihnen das Evangelium?" Solcher Gedanken ist er nicht mehr los geworden und eines Tages stand es bei ihm fest; „Ich will mich aufmachen, ich will jo*

13. Die Blütezeit des römischen Reiches unter den großen Kaisern, Deutsche und preußische Geschichte bis 1740 - S. 36

1904 - Breslau : Hirt
36 Die Franken. Karl Martell grndete das Bistum Utrecht, dem Willibrord zuletzt vorstand. 32. Bonifatius, der Apostel der Deutschen. Bonifatius, Wyn-fried, wie er mit seinem nichtkirchlichen Namen hie, stammte aus dem Westen von England und lehrte zuerst mit Willibrord bei den Friesen, dann unternahm er eine Reise nach Rom. Hier beauftragte ihn der Papst damit, im mittleren Deutschland zu predigen. Bei einem spteren Aufenthalt in Rom wurde er zum Bischof geweiht. Er wandte sich zuerst zu den Hessen. Die Hessen hatten bereits angefangen, an der Kraft ihrer Götter zu zweifeln, darum fahen sie ruhig zu, als Bonifatius in Geismar die Axt an die heilige Wodanseiche legte, und warteten ab, was gefchehn wrde. Nachdem er sie gefllt hatte, ohne von den Gttern bestrast worden zu sein, lieen sie sich taufen und gestatteten, da er aus den Balken des uralten Baumes eine Kirche baute. In Thringen fand Bonifatius christliche Priester, die mit den Heiden zu-sammeu unter dem Zeichen des Kreuzes Opferschmuse abhielten. Auch hier grndete er Kirchen und sorgte fr eine reinere Verkndigung der Lehre. Um ein so groes Werk, wie es die Bekehrung dieser volkreichen heidnischen Stmme war, glcklich durchzufhren, bedurfte Bonifatius viele Gehilfen. Zwar schlssen sich ihm irische und schottische Mnche willig an, und Angelsachsen zogen ihm zu, um aber fr die Zukunft eine Schule tchtiger Missionare zu schaffen, beschlo er Klster zu grnden. In Hessen schickte er seinen Lieblingsschler, den Bayern Sturmi, aus, um einen fr ein Kloster geeigneten Platz zu suchen. Sturmi ritt tagelang auf seinem Esel in der stillen Einde des Urwaldes, der sich von den Abhngen der Rhn zur Fulda hinabzog, umher und freute sich, wenn er einmal einem Menschen begegnete. Er beschaute Berge, Hgel, Tler, Quellen und Flsse, bis er einen Ort gefunden hatte, der ihm geeignet schien. Diesen bezeichnete er sorgfltig, damit er ihn wieder finden knne. Da er auch dem Bonifatius gefiel, weil er still in fruchtbarer Gegend gelegen und hinreichend weit von den ruberischen Sachsen entfernt war, wurde dort das Kloster Fulda gegrndet. Bonifatius richtete dies sein Lieblingskloster nach dem Vorbilde des italienischen Klosters Monte Casino ein und gab den Mnchen die Regel, d. h. Ordnung des Gottes-dienstes und tglichen Lebens, die der heilige Benedikt den Seinen ver-liehen hatte. Fulda wurde eine wichtige Pflegsttte des geistigen Lebens. Bonifatius geno zuletzt die Untersttzung der Shne Karl Martells, die ihn damit beauftragten, die arg verwilderte Kirche in Auftrasien und in Neustrien zu ordnen. Zum Erzbischos erhoben, erhielt er seinen e>ttz in Mainz. Auf einer Missionsreise nach Friesland wurde er bei Dokkum an der Bordaa von den heidnischen Friesen erschlagen (754). Er ist in Fulda begraben.

14. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 107

1910 - Ansbach : Seybold
Gründung des Klosters Fulda. sprachen die angenommenen Königsboten: „Der König läßt Luch allen feinen Gruß entbieten. Es ist fein Wunsch und Befehl, daß jeder fein ganzes (Eigentum, was er an dem Eichloha genannten Orte zu besitzen meint, den Knechten Gottes zum Bewohnen schenke." Kaum hatten sie dies vernommen, als sie durch Gottes Wink sofort mit allem Fleiß, was sie nur immer dort besaßen, ganz und gar dem Gottesmann Sturmi (der also wieder zurückgekehrt war) übertrugen. Ligil 88. Durch Ausschneiden und Darreichen der Graserde wurde das Gut auf- 288 gelassen, durch Annahme derselben das neue Verhältnis angehoben. ... es wurde eine Erdscholle, ein Stück wasen aus dem Land geschnitten, meistenteils ein Ast oder Zweig darauf gesteckt . . . Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, ^2. wurde bloßes Ackerland oder wiese übertragen, so genügte die Scholle 289 oder das Rasenstück; war es Baumgarten, Waldgrund, Weinberg, so pflegte ein Laubzweig, eine Rebe gebrochen und in die Scholle gesteckt oder auch allein dargereicht zu werden. ^30. Am \2. März traf Sturm, begleitet von sieben Brüdern 290 aus Fritzlar, in Lichloh ein. Hauck, szq. Tag und Nacht dienten sie dem Herrn mit heiligen Psalmen 291 und Fasten, mit Wachen und Beten, sie bestrebten sich in eigener Arbeit den Wald zu fällen und den ©rt... zu säubern. Nachdem jedoch zwei Monate verflossen waren, zog der . . . Erzbischof . . . mit einer großen Menschenmenge zu ihnen und nachdem er alle Vorteile jenes (Drtes erschaut . . . , jauchzte er im heiligen Geiste auf .... Den mit ihm gekommenen Leuten aber befahl er, an der Stelle, wo es ihm und mit ihm den Knechten Gottes gut erschien, eine Kirche zu errichten, den Wald auszuroden und alle Bäume zu fällen; er selbst begab sich auf einen Berg, der bis zum heutigen Tag der Bischofsberggenannt wird, dort betete er anhaltend zum Herrn und las emsig in den heiligen Schriften. . . . Nach Verlaus einer Woche, in der man . . . (auch) eine Grube zur Kalkbereitung angelegt, wanderte der Bischof . . . mit den mitgebrachten Arbeitern dorthin zurück, woher er gekommen war. Ligil 89. Es sollte eine Musterstiftung für Deutschland werden. Lin 292 paar Jahre nach der Gründung begab sich Sturmi nach Italien um die Einrichtungen der dortigen Klöster kennen zu lernen. Begleitet von zwei Brüdern verbrachte er ein volles Jahr dortselbst; am längsten weilte er in Rom. Zurückgekehrt suchte er Bonifatius in Thüringen auf; . . . dieser mahnte ihn Fulda, so viel er könne, zu einem Nachbilde der italienischen Benediktinerklöster zu machen. *) Heutzutage der Frauenberg, benannt nach der Kapelle „unserer lieben Frau", von Ratger, dem dritten Ab't von Fulda erbaut.

15. Das Mittelalter - S. 88

1912 - Nürnberg : Korn
nahm zu von Tag zu Tag. Voll Eifer ordnete nun Sturmi das Leben im Kloster; er setzte einen Mönch als Pförtner an den Eingang, machte einen anderen zum Kämmerer über des Klosters Hab und Gut, einen zum Kellermeister und einen anderen zum Gärtner; auch machte er Mönche zu Lehrern in der Klosterschule und ließ in der Schreibstube Bücher abschreiben auf Pergament, die dann in schwere Ledereinbände gebunden wurden. Dann wählte er unter den Mönchen Baumeister, Maler, Bildhauer und andere Künstler ans, die für das Kloster arbeiten mußten. Nun begann er das Kloster schöner und größer zu bauen; er machte in der Kirche und in allen Gebäuden des Klosters neue Säulen und neue Dächer mit gewaltigem Gebälk. Doch fehlte es an Wasser für die Mühle, die Bäckerei und die Brauerei. Da erforschte er den Lauf des Fuldaflusses; dann versammelte er eine Menge Grabenmacher, leitete das Wasser des Flusses aus seinem Bette und ließ es in einem großen Graben mitten durch das Kloster fließen; das war für die Brüder von großem Nutzen. Endlich setzte er über das Grab des Bonifatius einen Schrein, der aus Gold und Silber gefertigt und mit schönen Bilderwerken geschmückt war. Die Felder und Gärten, Weinberge und Wälder des Klosters mehrten sich Jahr für Jahr; auch der Frankenkönig schenkte dem Kloster ein Gut. Als Sturmi starb, war die frühere Einöde Buchonia mit Kirchen, Höfen und Dörfern erfüllt und vierhundert Mönche lebten in den Zellen.

16. Das Mittelalter - S. 84

1912 - Nürnberg : Korn
— 84 — an das Pergament. Dann gab er Winfried einen Sendgrafen mit und sprach zu diesem: „Versammle alle edlen Leute jenes Gaues und bitte sie in meinem Namen, daß sie alles Eigentum au dem Orte dem Kloster schenken, wie ich es getan habe." Als nun am bestimmten Tage alle versammelt waren, sprach der Königsbote: „Der König sendet euch allen seinen Gruß. Es ist sein Wille, daß jeder sein Eigentum, das er hier an diesem Ort hat, den Mönchen schenke!" Und dann brach der Sendgraf einen grünen Zweig vom Ast, überreichte ihn Sturmi und sprach: „Wie ich dir diesen Zweig überreiche, so gibt dir der König, was er hier besitzt." Jetzt riß einer der Edlen ein Stück Rasen aus dem Boden, gab es Sturmi und sprach: „Wie ich dir dieses Stuck Rasen übergebe, so schenken wir dir den Wald, der unser eigen war." Und Sturmi umritt die Ländereien auf allen vier Seiten und nahm sie in Besitz. Wie es nun Winter war und auf den Ästen der Schnee lag, da kam Sturmi wieder mit sieben Brüdern. Mit der Axt füllten sie die Bäume und der Wald widerhallte von den Schlägen, bis die Stämme in großen Haufen am Boden lagen. Und wie dann der Schnee schmolz im lauen Frühlingswind und die Bäume zu knospen anfingen, da kam eines Tages auch Winfried mit einer großen Menge Arbeiter. Sturmi führte ihn überall herum und zeigte ihm den Ort; und nachdem Winfried den Platz gelobt und Gott gedankt hatte, suchte er eine Stelle für die Kirche und sprach zu den Leuten, die mit ihm gekommen waren: „Rodet den Wald ganz aus, fällt alle Bäume und baut eine Kirche." Und während er sich auf einen Berg in der Nähe begab und dort in der Schrift las, krachten unten im Tal die Stämme. Hierauf machten die Arbeiter eine Grube und bereiteten Kalk und bauten die Kirche, die Zellen für die Mönche, den Schlaf- und den Speisesaal. Und als das Notwendigste fertig war, reiste der Bischof mit feinen Arbeitern wieder heim. Im nächsten Jahre kam er wieder zu feinem Kloster, das man bereits Fulda nannte, wie den Fluß. Hier verlebte er mehrere Tage, unterrichtete die neuen Mönche in den Klosterregeln und belehrte Sturmi, wie er als Abt den Brüdern vorstehen müsse; auch sandte er ihn nach Italien, damit er dort das Klosterleben genauer kennen lerne. Viele Edelleute taten ihre Söhne ins Kloster, damit sie Mönche wurden, und gaben dem Kloster ihre Besitzungen. Da aber die Armut noch .immer groß war, schenkte Winfried den Mönchen mehrere Dörflein, damit die Hörigen ihnen Getreide und Vieh lieferten. Oft kam er während des Sommers nach Fulda; dann faß der alte Mann oben auf seinem geliebten Berg, las in der heiligen Schrift und erholte sich von feiner schweren Arbeit.

17. Das Vaterland - S. 20

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
20 aber brachen sie auf, segneten einander, und der weltliche Mann zog seines Weges weiter nach dem Grabfeld. Sturmi aber kam bald darauf an den gesegneten Ort, wo jetzt das Kloster steht. Da wurde sein Herz mit Freude erfüllt. Er wanderte ringsumher und sagte für alles, was er erblickte, Gott seinen Dank; denn je weiter und länger er ging, desto besser gefiel ihm die ganze Gegend. Dann kehrte er fröhlich zurück. Er suchte Boni- fatius auf und teilte ihm mit, daß er den rechten Ort gefunden habe. Bonifatius aber begab sich zum Frankenkönig und sprach zu ihm: „Wenn es im Willen des allmächtigen Gottes liegt und Eure Hilfe nicht versagt wird, gedenke ich im östlichen Teile Eueres Reiches ein Kloster zu gründen. Jetzt bitte ich Eure Frömmigkeit, uns jenen Ort zu schenken, damit wir in ihm unter Eurem Schutze Christo dienen können." Der König genehmigte die Bitte, versammelte die Fürsten seines Hofes und übergab in ihrem Beisein dem Bischof den geforderten Ort. Er ließ eine Urkunde über die Schenkung schreiben und unterschrieb sie mit eigener Hand. Sturmi aber zog nun mit sieben Brüdern nach dem Ort, und sie begannen die Bäume zu fällen und den Ort zu säubern. Nach zwei Monaten kam der Erzbischof Bonifatius mit einer großen Arbeiterschar zu ihnen, und nachdem er alle Vorteile des Ortes erschaut hatte, war er hocherfreut und brachte Christus Dank und Lob dar. Den Leuten, die mit ihm gekommen waren, befahl er, eine Kirche zu bauen. Nach Verlauf einer Woche, in der man un- zählige Bäume gefällt und Kalk gebrannt hatte, segnete der Bischof die Brüder und kehrte mit den Arbeitern wieder nach Mainz zurück. Das Kloster aber nannte man nach dem Flusse Fulda. Es wurde der Lieblingsort des Bonifatius, in dem er oft und gern weilte. Hier sollte er auch einst seine Ruhestätte finden. Nach Staude und Göpfert. 12. Der Tod des Bonifatius. Am Abende seines Lebens erwachte in Bonifatius die alte Jugendliebe zu den Friesen. Sie zu bekehren, ehe er sein müdes Haupt zur Ruhe legte, war sein letzter Wunsch. Seine Freunde, die ahnen mochten, daß er nicht zurückkehren würde, beschworen ihn mit Thränen, zu bleiben. Er aber kannte den Willen seines Herrn, ließ sein Leichentuch in die Kiste mit Büchern packen, welche er auf seinen Reisen mit sich führte, und bestieg mit 52 Priestern, Mönchen und Dienern ein Rheinschisf, welches ihn bald zu den Friesen brachte. Mit jugendlicher Kraft verkündete er den Namen Christi. So gewaltig wirkten seine Predigten, daß sich viele laufen ließen. Seine Stunde aber nahte. Den 5. Juni 755 hatte Bonifatius zur feierlichen Ein- segnung vieler Getauften bestimmt. Die aufgehende Sonne verkün- digte eben den Anbruch des wichtigen Tages. Da wird die feierliche

18. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 146

1910 - Ansbach : Seybold
Erzählungen. die blauen Berge des Gebirges. )rt dieser schönen Gegend streifte er nun fast den ganzen Tag umher und freute sich ihrer Einsamkeit. Dann begab er sich zu seinen Genossen nach Uersfeld und mit diesen zum Erzbischof. „Nun habe ich den rechten Ort gefunden," sprach er und schilderte ihm alles sehr genau. Und diesmal stimmte der Erzbischof mit frohem Kerzen zu und sagte, das wäre die rechte Stätte für ein Kloster. Und lange unterhielt er sich mit seinem Schüler. Grund und Boden aber, wo das künftige Kloster errichtet werden sollte, gehörte dem fränkischen König Pippin und anderen Edelleuten aus dem Grabfeld. Darum begab sich der greise Gottesheld Bonifatius selber zu dem König und sprach: „Wir haben in der Einöde, die Buchonia genannt wird, neben dem Fluß Fulda einen schönen platz für ein Kloster gefunden. Mir bitten Luch, schenket uns diese Stätte.“ Der König konnte dem Erzbischof nichts abschlagen, sondern sprach: „Alles, was ich dort besitze, sei dein!" Und ein Schreiber fertigte darüber auf einem großen Pergamentpapier eine Urkunde aus. Diese unterschrieb der König mit eigener £?and und überreichte sie dem Erzbischof. Und an die Edlen im Grabfeld, welche an jenem platze auch Besitzungen hatten, schickte er einen Sendgrafen, sie möchten ihr Eigentum an jenem Ort den Knechten Gottes schenken, 3.000 Schritte im Umkreis. Der Sendgraf tat wie ihm geheißen. Eines Tages versammelte sich unter den uralten Maidbäumen viel stattlich Volk, es waren die Edlen aus dem Grabfeld, geführt vom Sendgrafen und die Mönche, an ihrer Spitze der Priester Sturmi. Auch viele Neugierige aus der Umgegend hatten sich eingefunden. Und der Sendgraf begann: „Alles Land hier, das bisher Kroneigentum war, hat der König den Knechten Gottes geschenkt. Nun ist es sein Wunsch, daß auch ihr, edle Männer, den frommen Mönchen das übergebt, was euch an diesem Grt bisher zu eigen war." Die Edlen taten dem König gern den Gefallen. Jeder stach 288.289 mi-j; dem Spaten ein Stück Graserde heraus, brach von einem Baum einen Zweig, steckte ihn in den Rasen, überreichte ihn dem Priester Sturmi und sprach: „So wie ich dir den Rasen überreiche, so übergebe ich dir alles zu ewigem Besitz, was hier bisher mein eigen war." Zuletzt umritt Sturmi das ihm geschenkte Land, das 4000 Schritte im Umfang hatte und es war nun ganz sein. — Noch lag der Schnee auf Berg und i^ügel, auf Ast und Zweig, doch strichen schon laue Lüfte übers Land dahin und das Schnee-wasser floß zu Tale. Acht Mönche in ihren schwarzen Kutten stapften

19. Vaterländische Geschichte - S. 27

1912 - Leipzig : Dürr
— 27 — sehr erfreut, gab ihm zwei Gefährten und sprach: „Ziehet hin in die Einöde an dem Flusse Fulda und suchet einen Ort, der für ein Kloster geeignet ist." Nach langem Umherirren in dem wilden Wald fand Sturm endlich einen Platz, der ihm gefiel. Den halben Tag ging er dort umher, und je mehr er alles Betrachtete, desto mehr dankte er dem Herrn. Er segnete den Ort, hieb ein Kreuz in einen Baum als Zeichen, daß die Gegend dem Christentum gehöre. Dann begab er sich frohen Mutes zu Bonisatins und beschrieb ihm die Gegend. Dieser war ungemein sroh darüber, und lange redeten sie noch miteinander, wie sie das Kloster bauen und einrichten wollten. Bonisatins reiste hierauf zur Pfalz des Frankenkönigs und sprach: „Wir haben in der Einöde am Flusse Fulda einen Platz gesunden, der zur Wohnung für Mönche geeignet ist und unter eurer Herrschaft steht. Wir Bitten euch, schenkt uns den Ort, damit wir dort unter eurem Schutz Gott dienen können." Der König antwortete: „Den von dir erbetenen Ort und alles, was ich dort an Eigentum Besitze, gebe ich dem Herrn, und zwar so, daß die Mark des Ortes sich im ganzen Umkreise bis aus 4000 Schritte erstreckt." Ferner Befahl der König, eine Urkunde über die Schenkung zu schreiben, die er mit eigner Hand unterzeichnete. Als nun der Winter zu Ende gegangen war, zog Sturm mit sieben Brüdern wieder in jene Gegend an der Fulda. Mit der Axt fällten sie die Bäume, daß der Wald widerhallte üon den Schlägen, bis die Stämme in großen Hausen am Boden lagen. Und eines Tages kam dann auch Bonisatins mit einer großen Menge Arbeiter. Sturm führte ihn überall herum und zeigte ihm den Ort; und nachdem Bonisatins Gott gedankt hatte, suchte er eine Stelle für die Kirche und sprach zu den Leuten, die mit ihm gekommen waren: „Rodet den Wald ganz aus, fällt alle Bäume und baut eine Kirche." Und während er sich auf einen Berg in der Nähe Begab und dort in der Schrift las, krachten unten im Tal die Stämme. Hierauf Bereiteten die Arbeiter Kalk und Bauten die Kirche, die Wohnungen für die Mönche, den Schlaf- und Speisesaal. Als alle Bauten schon ziemlich weit gediehen waren, kehrte Bonisatins mit seinen Arbeitern heim. Im nächsten Jahre kam er wieder zu seinem Kloster, das man Bereits Fulda nannte. Der Ort aber Blieb ihm stets Besonders Iie6, und es war ihm eine Wohltat, hier zu weilen und in Frieden sein Andachtsbuch zu lesen. 3. Bonifatius’ letzte kelle und Tod. (755.) Im Hofe des Erzbifchofs zu Mainz wogte das Volk wie Wellen des Meeres. Als der Erzbischos heraustrat, fiel alles auf die Knie, und die Arme aufhebend, ging er langsam hindurch zum Schiffe. Dort wandte er sich noch einmal, grüßte und segnete und lachte freundlich den Kindern zu, welche von den weinenden Müttern aufgehoben wurden, damit sie den Mann Gottes schauten. Die Schisser lösten die Seile, und rheinabwärts schwebte das Schiff, am User lag das Volk auf den Knien und sah dem Fahrzeuge nach, bis es hinter einer Biegung des Stromes verschwand.

20. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 150

1910 - Ansbach : Seybold
150 Erzählungen. Hilfen: fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, der Seele aber nichts anzuhaben vermögen. Freuet euch vielmehr, denn heute noch werden mir ins Paradies eingehen!" Der ganze wütende 302 Haufe stürzte über sie her und machte sie nieder. Da lagen nun die Märtyrer in ihrem Blute. Die Beiden aber waren wie der Sturmwind zu den Schiffen geeilt, nach rotem Gold stand ihr Begehr. Die Kisten wurden erbrochen. Doch was fanden sie? — Statt Gold Bücher, statt Silber beschriebene Blätter. Sie fluchten dem Lhristengott, rissen die Bücher in Letzen oder warfen sie ins Röhricht. Als die Kunde von ihrer Übeltat im Lande sich verbreitet hatte, zog ihnen ein Cbristenheer entgegen und metzelte sie nieder. Dann drang dieses in ihre Häuser und führte ihre Frauen und Kinder, Knechte und Mägde gefangen mit sich fort. Die Gebeine des Bonifatius aber brachten fromme Priester zu Schiff den Rhein hinauf. 3n Fulda haben sie ihn begraben. Seitdem wurde das Kloster bei allen deutschen Christen hoch* i. an berühmt. Kranke und Gebrechliche aller Art wurden an das Grab des heiligen Märtyrers gebracht und erhofften hier Heilung. Vor- 314 nehme Eltern übergaben ihre Kinder dem Abt Sturmi zur Erziehung, reiche Edelherrn verliefen die Welt, suchten im Kloster den Frieden der Seele und schenkten demselben ihre ganzen Besitztümer. Einzelne Mönche zogen aus und erbauten neben den Scheunen, die Abt Sturmi in den Feldern weithin in der Gegend hatte errichten lassen, ihre Zellen. Bald siedelten sich auch andere Leute hier an und bekamen vom Kloster Felder und Wiesen zur Bewirtschaftung. Einen Teil des Ertrags mußten sie an das Kloster abliefern. Sturmi aber beauftragte einen geschickten Mönch die Kloster- 312 kirche mit schönen Bildern auszuschmücken. Dann ließ er viele neue Häuser errichten, in welchen die Mönche Leder zubereiteten, 315 Wollstoffe webten, Bier brauten, Brot buken, damit sie nichts von den Menschen außerhalb des Klosters brauchten. Mitten durch 313 das Klostergelände ließ er einen tiefen Graben auswerfen und da 226 hinein wurde das Wasser des Fuldaflusses geleitet. Bald klapperte hier eine Mühle, die den Klosterbrüdern das Getreide mahlte. Wo einst Waldwildnis war, breitete sich jetzt eine lichte Gegend aus, wo einst die Wölfe geheult hatten, erschallten jetzt Gesänge zum Lobe Gottes.