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1910 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
203. Luitpold, Prinzregent von Bayern. 403
203. Luitpold, ^rinzregent von Wayern.
Seit 1886.
Ein edler Sohn des großen Königs Ludwig I. übernahm nach dem
unglücklichen Geschick, welches das Herrscherhaus im Juni 1886 traf,
die Regierung Bayerns. In spätem Alter, in dem andere die Ruhe
und Bequemlichkeit suchen, wurde dem Prinzen Luitpold nach dem un-
glücklichen Tode seines königlichen Neffen Ludwigs Ii. und bei der
Krankheit seines zum Throne bestimmten zweiten Neffen, des Königs
Otto, die schwere Bürde der Regentschaft übertragen.
Prinz Luitpold Karl Joseph Ludwig von Bayern erblickte am
12. März 1821 in Würzburg als der dritte Sohn des damaligen Kron-
prinzen Ludwig das Licht der Welt. Inmitten eines glücklichen Familien-
lebens genoß er die trefflichste Erziehung und Ausbildung; denn neben
einer zärtlichen, geist- und gemütvollen Mutter stand ihm als Erzieher
ein weiser und gerechter Vater zur Seite. Der junge Prinz widmete
sich dem militärischen Beruf, erhielt aber auch gleichzeitig eiue um-
fassende wissenschaftliche Bildung. An seinem vierzehnten Geburtsfeste
wurde Prinz Luitpold zum Hauptmann im ersten Artillerieregiment er-
nannt und stieg auf seiner militärischen Laufbahn bis zur Stelle des
Generalinspektors des bayerischen Heeres. Im Kriege des Jahres 1866
erwarb er sich als Kommandant der dritten Division bei den blutigen
Gefechten von Helmstüdt am 25. und 26. Juli unverwelkliche Lorbeeren
der Tapferkeit und des Mutes. Obwohl sein Sohn, Prinz Ludwig,
selbst im Gefechte schwer verwundet worden war, blieb Prinz Luitpold
an der Spitze seiner Truppen und ermunterte sie zu tapferem Widerstand.
Im ruhmreichen Feldzuge gegen die Franzosen in den Jahren 1870/71 teilte
er sieben Monate mit dem tapferen Heere alle Entbehrungen und An-
strengungen des Krieges. Prinz Luitpold war es, der dem König Wilhelm
von Preußen das Schreiben überreichte, in welchem König Ludwig Ii.
dem siegreichen Hohenzollern die Kaiserwürde anbot.
Als er im Jahre 1886, von tiefer Vaterlandsliebe beseelt und das
Wohl und die Würde des Landes höher schützend als sein eigenes Ich,
der gebieterischen Pflicht gehorchte und die Regierung übernahm, sprach
er bei seiner, am 28. Juni im Thronsaale der Residenz stattfindenden
feierlichen Eidesleistung die denkwürdigen Worte: „Die alte Königstreue
der Bayern hat sich glänzend bewährt in den schweren, fürchterlichen
Ereignissen, die Mein ganzes Haus und das Königreich mit denselben
Gefühlen der Trauer erfüllen. Am Abend Meines Lebens legt Mir
die Vorsehung die schwere Pflicht auf im Namen Seiner Majestät Unsres
Allergnüdigsten Herrn die Zügel der Regierung zu leiten. Möge es
1912 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Lorenz, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Bayern unter Prinzregent Luitpold.
251
englischer Herrschaft, genießt aber eine weitgehende Selbstverwaltung. Es liefert auf den Weltmarkt hauptsächlich Getreide, Fleisch, Wolle und Gold; hochentwickelt sind das Verkehrswesen und die Arbeiterfürsorge. — Ozeanien ist unter die Mächte aufgeteilt, spielt aber in der Politik gar keine, im Wirtschaftsleben nur eine sehr unbedeutende Rolle.
Bayern unter Prinzregent Luitpold (feit 1886).
Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, wurde geboren am 12. März 1821 zu Würzburg als dritter Sohn Ludwigs I. Ganz im Geiste seines großen Vaters erzogen, widmete er sich frühzeitig künstlerischen und wissenschaftlichen Studien. Größere Reisen erwarben ihm einen weiten Gesichtskreis. Ferner ist Prinz Luitpold von Jugend auf in den verschiedensten militärischen Stellungen tätig gewesen und hat durch seine persönliche Teilnahme an den Feldzügen der Jahre 1866 und 1870/71 das Kriegswesen gründlich kennen gelernt. Gleiche Erfahrung besitzt der Regent in allen Zweigen der Staatsverwaltung, da er seinem königlichen Neffen Ludwig Ii. schon vor dessen Erkrankung als treuer Berater jederzeit zur Seite stand und ihn bei wichtigen Anlässen häufig vertrat. So war der gereifte Fürst in der besten Weise vorbereitet, als ihm das Geschick Würde und Bürde der Regierung übertrug. Beiden ist er bisher in einer Weise gerecht geworden, die ihm die freudige Bewunderung und dankbare Verehrung des Bayernvolkes sichert. Ein streng konstitutioneller Herrscher, wie Max Ii., ein eifriger Freund der Künste und Wissenschaften, wie Ludwig I., und beiden gleich an kerndeutscher Gesinnung, genießt der ehrwürdige Regent bei aller schlichten Einfachheit seines Wesens ein Ansehen, das weit über die Grenzen des engeren und weiteren Vaterlandes hinausgeht. Dies zeigte sich in großartiger Weise ant 90. Geburtssest Luitpolds, das zahllose Beweise der Liebe und 1911 Hochachtung von nah und fern brachte. 12‘
a) Als denkwürdige Tage waren vorausgegangen: die König-Ludwig-Zen-tenarfeier (1888), das Gedächtnisfest der 100 jährigen Regierung des Wittelsbacher Zweiges Birkenfeld (1899), der 80. Geburtstag des Regenten, an dem 1901 dieser die „Prinz-Luitpoldstiftung für gemeinnützige und wohltätige Zwecke" errichtete, ferner die Zweijahrhundertfeier des Bayerischen Befreiungskampfes 1705/06 und schließlich das Hundertjahrsest des bayerischen Königtums. 1906
b) Wichtige Maßregeln auf dem Gebiete der inneren Verwaltung waren: das neue Schulbedarfsgesetz (1902), die Schaffung eines Verkehrsministeriums (1903) und das neue Landtagswahlgesetz, nach welchem in verkleinerten Wahl- 1907 kreisen 163 Abgeordnete durch allgemeines, geheimes und direktes Wahlverfahren gewählt werden; gewählt ist derjenige Kandidat, der im ersten Wahlgang ein Drittel der abgegebenen Stimmen, in einem etwaigen zweiten Wahlgang die relative Mehrheit hat; die aktive und passive Wahlfähigkeit ist geknüpft an den
1912 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Lorenz, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realistische Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
Bayern unter Prinzregent Luitpold.
187
englischer Herrschaft, genießt aber eine weitgehende Selbstverwal-t u n g. Es liefert auf den Weltmarkt hauptsächlich Getreide, Fleisch, Wolle und Gold; hochentwickelt sind das Verkehrswesen und die Arbeiterfürsorge. — Ozeanien ist unter die Mächte aufgeteilt, spielt aber in der Poliük gar keine, im Wirtschaftsleben nur eine sehr unbedeutende Rolle.
Bayern unter Prinzregent Luitpold (seit 1886).
Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, wurde geboren am 12. März 1821 zu Würzburg als dritter Sohn Ludwigs I. Ganz im Geiste seines gwßen Vaters erzogen, widmete er sich frühzeitig künstlerischen und wissenschaftlichen Studien. Größere Reisen erwarben ihm einen weiten Gesichtskreis. Ferner ist Prinz Luitpold von Jugend auf in den verschiedensten militärischen Stellungen tätig gewesen und hat durch seine persönliche Teilnahme cm den Feldzügen der Jahre 1866 und 1870/71 das Kriegswesen gründlich kennen gelernt. Gleiche Erfahrung besitzt der Regent in allen Zweigen der Staatsverwaltung, da er seinem königlichen Neffen Ludwig Ii. schon vor dessen Erkrankung als treuer Berater jederzeit zur Seite stand und ihn bei wichtigen Anlässen häufig vertrat. So war der gereifte Fürst in der besten Weise vorbereitet, als ihm das Geschick Würde und Bürde der Regierung übertrug. Beiden ist er bisher in einer Weise gerecht geworden, die ihm die freudige Bewunderung und dankbare Verehrung des Bayernvolkes sichert. Ein streng konstitutioneller Herrscher, wie Max Ii., ein eifriger Freund der Künste und Wissenschaften, wie Ludwig I., und beiden gleich an kerndeutscher Gesinnung, genießt der ehrwürdige Regent bei aller schlichten Einfachheit seines Wesens ein Ansehen, das weit über die Grenzen des engeren und weiteren Vaterlandes hinausgeht. Dies zeigte sich in großartiger Weise am 90. Gebnrtssest Luitpolds, das zahllose Beweise der Liebe und 1911 Hochachtung von nah und fern brachte. 12-
a) Als denkwürdige Tage waren vorausgegangen: die König-Ludwig-Zen-tenarfeier (1888), das Gedächtnisfest der 100 jährigen Regierung des Wittelsbacher Zweiges Birkenfeld (1899), der 80. Geburtstag des Regenten, an dem 1901 dieser die „Prinz-Luitpoldstistung für gemeinnützige und wohltätige Zwecke" errichtete, ferner die Zweijahrhundertfeier des Bayerischen Befreiungskampfes 1705/06 und schließlich das Hundertjahrfest des bayerischen Königtums. 1906
b) Wichtige Maßregeln auf dem Gebiete der inneren Verwaltung waren: das neue Schulbedarfsgefetz (1902), die Schaffung eines Verkehrsministeriums (1903) und das neue Landtagswahlgesetz, nach welchem in verkleinerten Wahl- 1907 kreisen 163 Abgeordnete durch allgemeines, geheimes und direktes Wahlverfahren gewählt werden; gewählt ist derjenige Kandidat, der im ersten Wahlgang ein Drittel der abgegebenen Stimmen, in einem etwaigen zweiten Wahlgang die relative Mehrheit hat; die aktive und passive Wahlfähigkeit ist geknüpft an den
1907 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Lorenz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realistische Mittelschule
354
Zeitaller des Nationalismus.
der berufensten Irrenrzte ergaben die traurige Tatsache, da Ludwig geistig erkrankt sei. Weil das gleiche auch bei dessen einzigem Bruder Otto der Fall war, trat an den Prinzen Luitpold die schmerzliche Pflicht heran, die von der Verfassung vorgeschriebene Wegentschaft zu bernehmen. Der entmndigte König sollte in Schlo Berg am Wrm-13 Juni fee rztliche Pflege genieen, suchte aber den Tod in den Wellen. Tiefe 1886 Trauer der das erschtternde Ende des geliebten Fürsten erfllte alle Bayernherzen. Nach den Staatsgesetzen kam die Krone an den Prinzen chtto unter Fortdauer der Regentschaft.
Arinz Luitpold, des Knigreichs Wayern Verweser (feit 1886), wurde geboren am 12. Mrz 1821 in Wrzburg als dritter Sohn Ludwigs I. Ganz im Geiste seines groen Vaters erzogen, widmete er sich frhzeitig knstlerischen und wissenschaftlichen Studien. Grere Reisen erwarben ihm einen weiten Gesichtskreis. Ferner ist Prinz Luitpold von Jugend auf in den verschiedensten militrischen Stellungen ttig gewesen und hat durch seine persnliche Teilnahme an den Feldzgen der Jahre 1866 und 1870 das Kriegswesen grndlich kennen gelernt. Gleiche Erfahrung besitzt der Regent in allen Zweigen der Staatsver-waltung, da er seinem kniglichen Neffen Ludwig Ii. schon vor dessen Erkrankung als treuer Berater jederzeit zur Seite stand und ihn bei wichtigen Anlssen husig vertrat. So war der gereifte Fürst in der denkbar besten Weise vorbereitet, als ihm das Geschick Wrde und Brde der Regierung bertrug. Beiden ist er seither in einer Weise gerecht geworden, welche ihm die freudige Bewunderung und dankbare Verehrung des Bayernvolkes sichert. Alle Zweige des ffentlichen Lebens sinden auf der Hhe des Thrones gleich liebevolles Verstndnis und tatkrftige Frsorge. Ein streng konstitutioneller Herrscher, wie Max Ii., ein eifriger Freund der Knste und Wissenschaften, wie Ludwig I., und beiden gleich an kerndeutscher Gesinnung, geniet der ehrwrdige Regent bei aller schlichten Einfachheit seines Wesens ein Ansehen, das weit der die Grenzen des engeren und weiteren Vaterlandes hinaus-^ Mrz geht. Dies zeigte sich in groartiger Weise am 80. Geurtsfest Luit-1901 polds, welches zahllose Beweise der Liebe und Hochachtung von nah und fern brachte.
Vorausgegangen waren die Knig-Lu dwig-Zentenarfeier (1888) sowie das Gedchtnissest der 100jhrigen Regierung des Wittels-bacherzweiges Birkenfeld (1899). Hervorragende Wamverke aus der bisherigen Zeit der Regentschaft schmcken^dse Landeshauptstadt, so z. B. die Prinzregentenstrae mit ihren Prachtschpfungen (Neues Nationalmuseum, Luitpoldbrcke und -terrasse, Friedensdenkmal, Prinzregententheater), der Justizpalast, das Neue Armeemuseum, das Kaiser-Ludwig-Denkmal u. a.
1904 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Lorenz, Karl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
Prinzregent Luitpold von Bayern.
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alle Bayernherzen. Nach den Staatsgesetzen kam die Krone an den Prinzen Htto unter Fortdauer der Regentschaft.
Wrinz Luitpold, des Knigreichs Wayern Merweser (seit 1886),
wurde geboren am 12. Mrz 1821 in Wrzburg ' als dritter Sohn Ludwigs I. Ganz im Geiste seines groen Vaters erzogen, widmete er sich frhzeitig knstlerischen und wissenschaftlichen Studien. Grere Reisen erwarben ihm einen weiten Gesichtskreis. Ferner ist Prinz Luitpold von Jugend auf in den verschiedensten militrischen Stellungen ttig gewesen und hat durch seine persnliche Teilnahme an den Feldzgen der Jahre 1866 und 1870 das Kriegswesen grndlich kennen gelernt. Gleiche Erfahrung besitzt der Regent in allen Zweigen der Staatsverwaltung, da er seinem kniglichen Neffen Ludwig Ii. schon vor dessen Erkrankung als treuer Berater jederzeit zur Seite stand und ihn bei wichtigen Anlssen hufig vertrat. So war der gereifte Fürst in der denkbar besten Weise vorbereitet, als ihm das Geschick Wrde und Brde der Regierung bertrug. Beiden ist er seither in einer Weise gerecht geworden, welche ihm die freudige Bewunderung und dankbare Verehrung des Bayernvolkes sichert. Alle Zweige des ffentlichen Lebens finden auf der Hhe des Thrones gleich liebevolles Verstndnis und tatkrftige Frsorge. Ein streng konstitutioneller Herrscher, wie Max Ii., ein eifriger Freund der Knste und Wissenschaften, wie Ludwig I., und beiden gleich an kerndeutscher Gesinnung, geniet der ehrwrdige Regent bei aller schlichten Einfachheit seines Wesens ein Ansehen, das weit der die Grenzen des engeren und weiteren Vaterlandes hinaus-geht. Dies zeigte sich in groartiger Weise am 80. Geburtsfesti2.Mrz Luitpolds, welches zahllose Beweise der Liebe und Hochachtung von 1901 nah und fern brachte.
Vorausgegangen waren die Knig-Ludwig-Zentenarfeier (1888)
fotie das Gedchtnisfest der 100jhrigen Regierung des Wittels-bacherzweiges Birkenfeld (1899). Hervorragende Bauwerke aus der bisherigen Zeit der Regentschaft schmcken die Landeshauptstadt, so z B dk Prinzregentenstrae mit ihren Prachtschpfungen (Neues Nationalmuseum, Luitpold brcke und -terrasse, Friedensdenkmal, Prinzregententheater), der ^ustizpalast und das Neue Armeemuseum.
Aber Luitpolds Herz schlgt nicht blo fr fein angestammtes Bayern sondern ebenso warm fr das groe deutsche Gesamtvaterland.
Auch darin gleicht er, wie gesagt, seinem Vater und Bruder. Als kurz nacheinander die beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich Iii. ge-storben waren und der junge Erbe derselben zum erstenmal die Ver-treter des deutschen Volkes um sich versammelte, da stand auch der
1891 -
München
: Pohl
- Autor: Riedl, Otto
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
245
10(L Luitpold,
Prinzregent von Bayern.
Ein edler Sohn des groen Knigs Ludwig I. bernahm nach der unglcklichen Wendung, welche die Geschicke der Dynastie im Juni 1886 genommen hatten, die Regierung Bayerns. Im spten Alter, wo andere die Ruhe suchen, wurde dem Prinzregenten Luitpold nach dem Unglck-liehen Tode seines Kniglichen Neffen Ludwig Ii. und bei der geistigen Umnachtung seines zum Throne berufene zweiten Neffen, des Knigs Otto, die schwere Brde der Regentschaft bertragen.
Prinz Luitpold Karl Joseph Ludwig von Bayern erblickte am 12. Mrz 1821 in Wrzbnrg als der dritte Sohn des damaligen Kronprinzen Ludwig das Licht der Welt. Jumitteu eines glcklichen Familienlebens geno er die trefflichste Erziehung und Ausbildung; denn neben einer zrtlichen, geist- und gemtvollen Mutter stand ihm als Erzieher ein weiser und gerechter Vater zur Seite. Der junge Prinz widmete sich dem militrischen Berufe, erhielt aber auch gleichzeitig eine umfassende akademische Bildung. An seinem vierzehnten Gebnrtsseste wurde Prinz Luitpold zum Hauptmann im ersten Artillerieregiment ernannt und stieg auf seiner militrischen Laufbahn bis zur hchsten Stelle des General-inspekteurs des bayerischen Heeres. Im Kriege des Jahres 1866 erwarb er sich als Kommandant der dritten Division bei den blutigen Gefechten von Helmstadt am 25. und 26. Jnli nnverwelkliche Lorbeern der Tapferkeit und des Mutes. Obwohl sein Sohn, Prinz Ludwig, selbst im Gefechte schwer verwundet worden war, blieb Prinz Luitpold an der Spitze feiner Truppen und ermunterte sie zu tapferem Widerstande. Im ruhmreichen Feldzuge gegen die Franzosen war er als militrischer Bevollmchtigter König Ludwigs Ii. dem Hauptquartier der verbndeten Armeen beige-geben und teilte sieben Monate mit dem tapfer Heere alle Entbehrungen und Strapazen des Krieges. Prinz Luitpold war es, der dem König Wilhelm das Schreiben berreichte, in welchem König Ludwig dem sieg-reichen Hohenzollern die Kaiserwrde anbot.
Als er im Jahre 1886, von tiefer Vaterlandsliebe beseelt und das Wohl und die Wrde des Landes hher schtzend als sein eigenes Ich, der gebieterischen Pflicht gehorchte und die Regierung bernahm, sprach er bei seiner am 28. Juni im Thronsaale der Residenz stattfindenden feierlichen Eidesleistung die denkwrdigen Worte: Die alte Knigstreue der Bayern hat sich glnzend bewhrt nach den schweren, frchterlichen
1898 -
Würzburg
: Stuber
- Autor: Klemmert, Hugo
- Hrsg.: Weickert, Kaspar
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
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Lebensweise und Abhärtung, durch Turnen, Fechten, Reiten und Schwimmen Kraft und Gewandtheit geübt.
Am 1. April 1839 trat er dann in das 1. Artillerie-Regiment zu München ein. An diesem Tage stand er Posten und schlief nachts im Wachtzimmer auf gewöhnlicher hölzerner Lagerstätte wie jeder andere Soldat. Gewissenhaft machte er so den Artilleriedienst durch vom Kanonier bis zum Oberst und trat später auf kurze Zeit beim Jnfanterie-Leibregiment und nachher beim 1. Küraffier-Regiment ein, um auch den Dienst dieser Waffengattungen aus eigener Anschauung kennen zu lernen. — In den Jahren 1841, 1843 und 1846 unternahm er große Reisen nach Italien, Spanien, Portugal und Marokko, nach der Türkei, nach Kleinasien, Ägypten und Griechenland und kehrte bereichert an Wissen und Erfahrung, au Welt- und Menschenkenntnis in die Heimat zurück.
2. Seine Thätigkeit unter Maximilian Ii. und Ludwig Ii. Prinz Luitpold erstieg nun nach und nach die höchsten militärischen Rangstufen und war jederzeit bestrebt, die Tüchtigkeit der bayerischen Armee zu heben, besonders aber die Artillerie zu vervollkommnen. Zwischen ihm und seinem Bruder, dem Könige Maximilian Ii., herrschte stets innige Zuneigung und Eintracht. Selten faßte dieser einen wichtigen Entschluß, ohne den bewährten Rat seines Bruders gehört zu haben. Bei wichtigen auswärtigen Anlässen war es immer Prinz Luitpold, der seinen königlichen Bruder vertrat, um dessen schwache Gesundheit zu schonen. Dasselbe schöne Verhältnis bestand auch unter Ludwig Ii. fort. Diesem jugendlichen Monarchen war der erfahrene Oheim und Pate ein väterlicher Freund und kluger Berater, sehr oft sogar Stellvertreter, namentlich in den letzten Jahren der Erkrankung.
Im Jahre 1866 machte Prinz Luitpold den Krieg mit und kommandierte in dem Gefechte bei Helmstadt am 25. Juli die 3. bayerische Division; allein er konnte der Übermacht und der besseren Bewaffnung der Preußen gegenüber trotz aller Umsicht und Tapferkeit nichts ausrichten und mußte den Rückzug antreten. Die Erfahrungen dieses Krieges veranlaßten hierauf äußerst wichtige Änderungen unseres Heerwesens: die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Neube-waffuuug der Infanterie (Hinterlader-Gewehr). Dieser große Fortschritt war hauptsächlich sein Werk und hat sich im Kriege 1870/71 glänzend bewährt. Prinz Luitpold hatte in diesem Feldzuge zwar kein Kommando, aber er befand sich als Vertreter des Königs von Bayern im deutschen Hauptquartiere. Als solcher trug er wesentlich dazu bei,
1918 -
Erlangen [u.a.]
: Deichert
- Autor: Griebel, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
250 X. Von der Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums bis zum Weltkriege.
154. Bayern unter dem Prinzregenten Luitpold (18861913) und unter König Ludwig Iii. seit (1912/13).
(Fortsetzung zu 147.)
A. Prinzregent Luitpold.
Wirken "des Luitpold, der unter dem Titel: Prinzregent, des König-
?or"uemahm?^chs Bayern Verweser" als Vertreter des kranken Knigs der Regentschaft. 5) t t o I. die Regentschaft fhrte, wurde am 12. Mrz 1821 in Wrzburg als Sohn des damaligen Kronprinzen Ludwig geboren. Er erhielt eine sorgfltige Erziehung, welche die reichen Geistesgaben des Prinzen znr Entwicklung brachte und durch Abhrtung und bung den Krper sthlte. Frhzeitig widmete er sich dem militrischen Be-ruf. Nachdem er weite Reisen in das Ausland (Italien, Spanien, Marokko, gypten, Griechenland) unternommen hatte, welche seinem Geiste neues Wissen zufhrten und in ihm den Sinn fr das Schne und das Verstndnis fr die Schpfungen der Kunst weckten, stand er seinem Bruder Maximilian Il und spter seinem Neffen Ludwig Ii. in allen wichtigen Regierungshandlungen als weiser Berater zur Seite. Das Jahr 1866 fhrte ihn auf den Kriegsschauplatz. In dem Gefecht bei Helmstadt (25. Juli) bewies er an der Spitze einer Division rhmenswerte Umsicht, Unerschrockenheit und Tapfer-fett. In den folgenden Jahren erwarb er sich als Feldzeugmeister und (seit 1869) als Generalinspekteur der bayerischen Armee hervor-ragende Verdienste um die Verbesserung des Heerwesens. Unter seiner Leitung wurde die allgemeine Wehrpflicht durchgefhrt. Den Krieg von 1870/71 machte Prinz Luitpold als Vertreter Ludwigs Ii. im deutschen Hauptquartier mit. Die hier angeknpften persnlichen Be-ziehungen zu Wilhelm I. und zu Bismarck erleichterten den Fortgang der Verhandlungen, welche zu den Versailler Vertrgen und damit zur Be-grndung des Deutschen Reiches fhrten. Nach dem Kriege kehrte er zur gewohnten friedlichen Arbeit zurck. Bei der zunehmenden Neigung des Knigs zur Einsamkeit traten immer schwierigere und verantwortungsvollere Aufgaben an ihn heran und endlich mute er k selbst die Zgel der Regierung ergreifen.
Ainzregen? 2. Vertrauensvoll sah das bayerische Volk zu seinem Regenten empor.
Es hoffte, der gereifte, im Rat und in der Tat erprobte Mann werde durch weise Maregeln und entschlossenes Handeln das bedrohte Staats-schiff in den sicheren Hafen geleiten. Ssine Hoffnungen gingen in Erfllung.
Umsichtigen Geistes berblickte Prinzregent Luitpold die Be-drfnisse seiner Untertanen und wandte allen Zweigen des ffentlichen
Landwirtschaft. Lebens seine liebevolle Frsorge zu. Die Landwirtschaft erfuhr eine Erleichterung durch Verminderung der auf ihr ruhenden, aus frheren Zeiten stammenden Lasten (Bodenzinse) und Gewerbe und Industrie
1905 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Hrsg.: Rohmeder, A. F., Loeßl, Vinzenz, Zwerger,, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
46 8 263. Das Geschlecht der Wittelsbacher im Dienste des großen u. s. w.
den freudigsten Widerhall erweckt. Mit Begeisterung werden Meine Truppen
an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffengenossen für deutsches Recht 'und*
deutsche Ehre den Kampf aufnehmen. Möge er zum Wohle Deutschlands
und zum Heile Bayerns werden!"
Als König Wilhelm zu Versailles in den Herrscherpalast der Bourbonen
eingezogen war, da richtete der mächtigste der übrigen deutschen Fürsten, der
jugendliche, patriotische König Ludwig Ii. von Bayern, im Namen sämtlicher
deutscher Fürsten an das Bundesoberhaupt die Einladung, die im Gedächtnisse
des deutschen Volkes nie geschwundene Herrlichkeit deutscher Nation durch
Erneuerung der Kaiserwürde und Übernahme der Kaiserkrone zu vollenden.
Prinz Luitpold, ein Sohn Ludwigs I. und Bruder Maximilians H.,.
war es, welcher dem Könige Wilhelm von Preußen das Schreiben überreichte,
in welchem König Ludwig Ii. dem siegreichen Hohenzollern die Kaiserwürde
anbot. Er teilte auch im ruhmreichen Feldzuge gegen die Franzosen in den
Jahren 1870/71 als Generalinspektor der bayerischen Armee sieben Monate
mit dem tapferen Heer alle Entbehrungen und Anstrengungen des Krieges,
stets in nächster Nähe des obersten Feldherrn, von dem er mit dem Eisernen
Kreuze ausgezeichnet wurde.
Auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers sollte Prinz Luitpold, der so
oft in unmittelbarer Nähe Zeuge der Tapferkeit der deutschen Armee war^
auch Zeuge ihres triumphierenden Einzuges in Berlin sein; und so nahm er
denn an den großartigen Einzugsfeierlichkeiten in Berlin am 16. Juni teil.
Er war auch anwesend in Berlin am 22. März 1877, als der Deutsche Kaisen
sein achtzigstes Lebensjahr vollendete, um seinem kaiserlichen Freunde persön-
lich seine und des bayerischen Hofes innigste Freude an diesem frohen Feste
zu versichern. Der Herbst des Jahres 1883 führte den Prinzen Luitpold zur
Enthüllungsfeier des Nationaldeukmales auf dem Niederwalde.
An die Spitze des bayerischen Staates gestellt, stattete Seine König-
liche Hoheit kurz vor Weihnachten 1886 dem Kaiserhof in Berlin einen Be-
such ab und zur Eröffnung des Reichstages am 23. Juni 1888, nach dem
Regierungsantritte des Kaisers Wilhelm Ii., begab sich der Verweser des
Königreiches Bayern wieder selbst nach Berlin.
Drei Monate später kam sodann Kaiser Wilhelm Ii. nach München.
Bei der Hostafel brachte er einen Toast aus den Prinzregenten aus und
sprach dabei die bemerkenswerten Sätze: „Eure Königliche Hoheit waren es,
die in hochherziger Weise die altbewährte Freundschaft, welche Sie mit Meinem
Großvater verband, auf Mich übertrugen. Wie im Jahre 1870 das bayerische
Königshaus den ersten Schritt zum Neuerstehen Unsres geeinigten Vater-
landes tat, so haben Eure Königliche Hoheit das Beispiel für Deutschlands
Fürsten gegeben und haben als Erster Mir Ihren Rat und Ihre Freund-
schaft in kräftigem Handschlag geboten. Mit dem innigsten Danke für diese
wahre Freundestat verbinde Ich den Dank, der aus vollem Herzen kommt,
unter dem überwältigenden Eindrücke des großartigen Empfanges Ihres
Hauses und Ihres Volkes."
Am 18. Januar 1896, dem 25 jährigen Gedenktage der Neubegründung
des Deutschen Reiches, gab des Königreiches Bayern Verweser bei der in der
Residenz veranstalteten Galatafel den Gefühlen und Empfindungen, die ihn
im tiefsten Herzen bewegten, durch folgenden Toast beredten Ausdruck: „Vor
25 Jahren war es Mir vergönnt, an der Seite des ehrwürdigen, unvergeß-
lichen Kaisers Wilhelm der Proklamierung des neuen Deutschen Reiches bei-
zuwohnen. So wurde damals das sehnsüchtig erhoffte Ziel des deutschen
Volkes nach Einigung erreicht, als Siegespreis nach langem, blutigem Feld-
zuge. Jetzt, nach 25 Jahren, steht das Deutsche Reich, dank dem treuen
1908 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
412
solcher uns anspornen soll der Welt zu zeigen, daß wir dessen nicht
unwürdig sind!" — „Mensch im höheren Sinne des Wortes muß mein
Sohn werden, Mensch und Christ." — „Er achte die Menschheit und
liebe die Menschen." Diese Aussprüche bekunden des Vaters Ansicht
über die Erziehung seiner Söhne.
Luitpold widmete sich mit besonderem Fleiße seiner militärischen
Ausbildung. „Mit dem Dienste eines Gemeinen beginnend", trat er bei
der Artillerie ein. „Er war mit Leib und Seele Soldat." Als frischer
und gewandter Offizier zeigte er sich bei einer Truppenschau, die zu
Ehren des Kaisers von Rußland auf dem Lechfelde abgehalten wurde.
Singend begrüßten ihn seine Artilleristen als „Bayerns ersten Kanonier".
Nach seines Bruders Thronbesteigung trat er als Generalleutnant an die
Spitze der gesamten bayerischen Artillerie. Er war als militärischer Füh-
rer die treueste Stütze seines Bruders.
Prinz Luitpold hatte für des Vaters künstlerische Neigungen ein
feines Empfinden. Er sah die herrlichen Bauten und Kunstsammlungen
seines Vaters entstehen. Wie diesen zog es auch ihn in das Land, in dem
sich der Vater außer dem Schatze der Gesundheit Liebe und Begeisterung
für die Kunst geholt hatte. Er lernte durch zweimaligen längeren Aufenthalt
das herrliche Italien kennen, besuchte das schöne Spanien und bereiste auch
Marokko. Das Jahr 1844 brachte ihm die schöne und geistreiche Prin-
zessin Augusta von Toskana zur Gemahlin. „Die Ehe ist im Himmel
geschlossen", urteilte der glückliche Vater. Dem innigen, von herzlicher
Eintracht getragenen Ehebund entstammen vier Kinder: Prinz Lud-
wig, Prinz Leopold, Prinzessin Therese und Prinz Arnulf.
Als Prinz vermied Luitpold in politische Ereignisse und in die
Staatsgeschäfte entscheidend einzugreifen. Er blieb stets nur ein vor-
sichtiger, wohlwollender Berater. Bei seines Bruders Krankheit aber nahm
er willig die Regierungsgeschäfte auf sich. Und nach dem frühen Tode
des Königs Maximilian Ii. stand er treu und helfend seinem jungen Neffen
zur Seite. Wie die Pflicht gegen das Vaterland gebot, zogen er und seine
Söhne Ludwig und Leopold 1866 mit den bayerischen Truppen gegen den
Feind. In den Gefechten bei Helmstädt in Unterfranken wurde Prinz
Ludwig schwer verwundet. Gleichwohl hielt der Vater beharrlich im
Treffen aus. Bald kam der Befehl weitere Kämpfe einzustellen. An der
Neugestaltung Deutschlands nach 1866, besonders an der Verbesserung
und Neueinrichtung des bayerischen Heerwesens wirkte Luitpold lebhaft
mit.
Als uns 1870 der Krieg aufgezwungen wurde, sprach er sich ohne
Zögern für ein einiges Zusammengehen Bayerns mit den übrigen deutschen
1910 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Autor: Salzgeber, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
412
solcher uns anspornen soll der Welt zu zeigen, daß wir dessen nicht
unwürdig sind!" — „Mensch im höheren Sinne des Wortes muß mein
Sohn werden, Mensch und Christ." — „Er achte die Menschheit und
liebe die Menschen." Diese Aussprüche bekunden des Vaters Ansicht
über die Erziehung seiner Söhne.
Luitpold widmete sich mit besonderem Fleiße seiner militärischen
Ausbildung. „Mit dem Dienste eines Gemeinen beginnend", trat er bei
der Artillerie ein. „Er war mit Leib und Seele Soldat." Als frischer
und gewandter Offizier zeigte er sich bei einer Truppenschau, die zu
Ehren des Kaisers von Rußland auf dem Lechfelde abgehalten wurde.
Singend begrüßten ihn seine Artilleristen als „Bayerns ersten Kanonier".
Nach seines Bruders Thronbesteigung trat er als Generalleutnant an die
Spitze der gesamten bayerischen Artillerie. Er war als militärischer Füh-
rer die treueste Stütze seines Bruders.
Prinz Luitpold hatte für des Vaters künstlerische Neigungen ein
feines Empfinden. Er sah die herrlichen Bauten und Kunstsammlungen
seines Vaters entstehen. Wie diesen zog es auch ihn in das Land, in dem
sich der Vater außer dem Schatze der Gesundheit Liebe und Begeisterung
für die Kunst geholt hatte. Er lernte durch zweimaligen längeren Aufenthalt
das herrliche Italien kennen, besuchte das schöne Spanien und bereiste auch
Marokko. Das Jahr 1844 brachte ihm die schöne und geistreiche Prin-
zessin Augusta von Toskana zur Gemahlin. „Die Ehe ist im Himmel
geschlossen", urteilte der glückliche Vater. Dem innigen, von herzlicher
Eintracht getragenen Ehebund entstammen vier Kinder: Prinz Lud-
wig, Prinz Leopold, Prinzessin Therese und Prinz Arnulf.
Als Prinz vermied Luitpold in politische Ereignisse und in die
Staatsgeschäfte entscheidend einzugreifen. Er blieb stets nur ein vor-
sichtiger, wohlwollender Berater. Bei seines Bruders Krankheit aber nahm
er willig die Regierungsgeschäfte auf sich. Und nach dem frühen Tode
des Königs Maximilian Ii. stand er treu und helfend seinem jungen Neffen
zur Seite. Wie die Pflicht gegen das Vaterland gebot, zogen er und seine
Söhne Ludwig und Leopold 1866 mit den bayerischen Truppen gegen den
Feind. In den Gefechten bei Helmstädt in Unterfranken wurde Prinz
Ludwig schwer verwundet. Gleichwohl hielt der Vater beharrlich im
Tressen aus. Bald kam der Befehl weitere Kämpfe einzustellen. An der
Neugestaltung Deutschlands nach 1866, besonders an der Verbesserung
und Neueinrichtung des bayerischen Heerwesens wirkte Luitpold lebhaft
mit.
Als uns 1870 der Krieg aufgezwungen wurde, sprach er sich ohne
Zögern für ein einiges Zusammengehen Bayerns mit den übrigen deutschen
1914 -
München
: Kellerer
- Autor: ,
- Hrsg.: Bezirkslehrerverein München
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
73
Graf Helmut von Moltke.
Die bewegte Zeit der Befreiungskriege machte auf den damals 13 jährigen Knaben einen tiefen Eindruck. Sein Vater ließ ihn zum Offizier ausbilden. Mit 35 Jahren wurde Moltke in den Großen Generalstab berufen. Mit 58 Jahren wurde er dessen Leiter. Als solcher entwarf er die meisterhaften Feldzugspläne für 1864, 1866 und 1870. Kühle, ruhige Besonnenheit, kühnes Wagen halfen dem „großen Schweiger und Schlachtenlenker" die herrlichen Siege gewinnen. Er wurde fast 91 Jahre alt, so alt wie sein kaiserlicher Herr.
Moltke war der große Feldherr, der die siegreichen Kriege 1866 und 1871 leitete.
1891 f
Ludwig Ii., König von Bayern, 1864—1886.
In kriegerischer Zeit bestieg der jugendliche König Ludwig Ii. den Thron. Nach dem Krieg im Jahre 1866 wurde die bayerische Armee nach preußischem Muster umgestaltet. Im Deutsch-Französischen Kriege stellte sich Ludwig Ii. in deutscher Treue auf die Seite Preußens.
Schwärmerisch liebte König Ludwig die Kunst. Seine besondere Gunst schenkte er dem Dichter und Komponisten Richard Wagner. Ludwig erbaute die prächtigen Schlösser Nen-schwansteiu, Linderhof und Herrenchiemsee. Künstler und Handwerker vereinigten sich zur Ausschmückung dieser Prachtbauten.
Seine Menschenscheu und sein Hang zur Einsamkeit zeigten, daß sein Geist sich zu verdunkeln beginne. Deshalb trat sein Onkel Prinz Luitpold am 10. Juni 1886 für ihn die Regentschaft in Bayern an. Drei Tage darauf fand der kranke &önig den Tod in den Wellen des Starnberger Sees. (Ge-dächtniskapelle bei Berg.) Auf Ludwig Ii. folgte als König dessen Bruder Otto I., der aber wegen geistiger Umnachtung nicht regieren konnte.
Denkmal an der Corneliusbrücke — Nationalmuseum.
Prinzregent Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser.
1886—1912.
Luitpold, ein Sohn König Ludwigs I., war 1821 geboren. '"Prinzregent Sein Leben umspannt fast ein Jahrhundert. Frühzeitig in Luitpold war dem
den höchsten militärischen Stellungen tätig, hatte er schon ein arbeitsreiches Leben hinter sich, als er 1886 die Regentschaft in Bayern übernahm.
Treu hielt er jederzeit zu Kaiser und Reich. Wo immer in seinem Lande Not zu lindern war, griff er helfend dtsrotg-Ecrert-lkstlfuf
für internationale Schul hung
Braun üo^aäg Sehumewtir&ibtiotiieis
Ludwig Ii. bestieg 1864 den Thron. 1870 bewährte er seine treudeutsche Gesinnung.
Ein unheilbares Leiden machte die Einsetzung der Regentschaft notwendig, die
sein Onkel Prinz Luitpold übernahm. 1886.
1886 f
2hm folgte sein Bruder König Otto I.
gesamten Bayerlande, besonders der Stadt München ein gütiger Herrscher.
1858 -
Passau
: Elsässer u. Waldbauer
- Autor: Seyfried, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
112
4 70. Die Bayern hatten beinahe 2-10 Jahre Regenten aus
dem Stamme der Agilolsinger. Der letzte dieses Stammes war
Thaffilo Ii., der vom Kaiser Karl dem Großen (im Jahre 788)
des Thrones entsetzt, und mit seiner Familie lebenslänglich in ein
Kloster gesperrt wurde, von wo er nicht mehr zum Vorschein kam.
71. Nach Thassilo Ii. ward Karl der Große, König der Fran-
ken (nachher Kaiser), Herr über Bayern. Er gab weise Gesetze,
beförderte das Christenthum, Künste und Wissenschaften auf alle
mögliche Weise. Unter Karl dem Großen wurde Bayern ver-
größert, der Kriegsdienst mehr geordnet, Maße und Gewichte
näher bestimmt, der Handel befördert, und Ackerbau durch die
Klöster in Aufschwung gebracht.
72. Beinahe 122 Jahre herrschten Regenten aus dem karo-
lingischen Stamme über Bayern, die den Titel eines König«
führten. Der letzte dieses Stammes war Ludwig Iv., der aus
Gram über die Niederlagen und Verwüstungen, welche die Un-
garn in Bayern anrichteten, in der Blüthe seiner Jugend starb.
73. Nach dem Tode Ludwigs Vi. wählten sich die Bayern
nach ihrem alten Wahlrechte Arnulf Ii., einen Sohn des tapfern
Feldherrn Luitpold zu ihrem Herzoge. Dieser Herzog schlug bei
Neuötling die Ungarn so, daß von vielen Tausenden nur mehr
30 Mann davon kamen.
74. Aber nicht lange herrschten Herzoge aus dem luitpoldi-
schen Stamme, weil die deutschen Kaiser einen Herzog bald
ein- bald absetzten, wodurch es geschah, daß Herzoge aus Sach-
sen, Franken und dem Estensisch-welfischen Hause zur Regierung
Bayerns kamen. Unter der Regierung der Herzoge aus frem-
den Häusern wurde Oesterreich, Steyermark und Kärnthen vom
Kaiser Friedrich I. (auch Rothbart genannt) von Bayern ge-
70. Wie lange herrschten Regenten aus dem agilolfingischen Stamme?
— Wer war der letzte dieses Stammes?
71. Wer gelangte nach Thaffilo Ii. zur Regierung Bayerns? — Wie
regierte Karl der Große? — Was änderte sich unter Karl dem Großen
in Bayern?
72. Wie lange herrschten Regenten aus dem karolingischen Stamme?
— Wer war der letzte dieses Stammes?
73. Wer kam nach Ludwig Iv. zur Regierung über Bayern? •— Was
erzählte uns die Geschichte von diesem Herzoge?
74. Herrschten lange Herzoge aus dem luitpvldischen Stamme? —Was
ereignete sich Merkwürdiges unter der Regierung der Herzoge aus frem-
den Häusern?
1897 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Stich, Hans
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
47
4. Welcher Minister leitete in der Napoleonischen Zeit die Regierung Bayerns? Wie kann seine Regierungsweise bezeichnet, werden? Welche Reformen verdankt ihm Bayern?
* Aufzhlung der wichtigsten Minister Bayerns.
5. Welche Stellung nahm Bayern im deutschen Bund ein?
6. Welche Bedeutung hat das Jahr 1818 fr Bayern?
7. In welchen Bauten bethtigte Ludwig I. feinen historischen Sinn?
8. Was verdankt das heutige Griechenland dem König Ludwig I. ?
9. Wodurch suchte Ludwig I. den Handel Bayerns zu heben?
10. Wodurch wurde Ludwigs I. Abdankung veranlat?
11. Welche Stellung nahm König Maximilian Ii. zu den groen Fragen, welche von 1848 an Deutschland beschftigten? (3)
12. Wodurch suchte Maximilian Ii. den rmeren Volksklassen zu helfen?
13. Welche Niederlagen erlitt Bayern 1866? Unter welchen Bedingungen schlo es Frieden?
14. In welchem Verhltnis stand Bayern zu den brigen deutschen Staaten von 18671870?
15. Welche Verdienste erwarb sich König Ludwig Ii. um die Sache Deutschlands im Jahre 1870/71 ? (2)
16. In welchen Schlachten des Jahres 1870/71 kmpften Bayern mit? In welchen kmpfte ein bayerischer Feldherr selbstndig?
17. Welche Stellung nimmt Bayern im neuen deutschen Reiche ein? Welche Rechte hat es sich vorbehalten?
1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
240. Luitpold, Prinzregent von Bayern.
503
im Massenbetriebe weniger hervortritt und für den Arbeiter die Mög-
lichkeit zur Selbständigkeit sich emporzuringen vermindert wird.
Dadurch sowohl als durch einen in der Überproduktion begründeten
Rückgang in Handel und Gewerbe wurde die Lage der Arbeiter
drückend. Um diese Übel zu beseitigen und dem Arbeiterstande helfend
beizuspringen, wurde im Jahre 1883 das Arbeiter-Krankenversicherungs-
gesetz und im folgenden Jahre das nicht minder wohltätige Unfall-
versicherungsgesetz gegeben. Die Kosten tragen die Berufsgenossen-
schaften, zum größeren Teil die Arbeitgeber, zum kleineren die Arbeiter.
Mit Gewissenhaftigkeit und Treue hatte so der Kaiser für das Wohl-
ergehen aller, selbst der Geringsten seines Volkes, zu sorgen gesucht.
Ruhe gönnte er sich auch im 91. Lebensjahre nicht. Noch in der letzten
Stunde oblag er seinen Herrscherpflichten. Ergreifend war sein letztes
Wort, das er am 9. März 1888 aussprach: „Ich habe nicht Zeit jetzt
müde zu sein." Er starb, von seinem Volke aufrichtig betrauert.
Ihm folgte in der Regierung seines Landes und als Deutscher Kaiser
Friedrich Iii., welchen die Krone aber nur 99 Tage schmückte. In
seinem Sohn und Nachfolger Wilhelm Ii. begrüßt das deutsche Volk
seit dem 15. Juni 1888 seinen dritten Kaiser.
240. Luitpold, H>rirrzregent von Wayern.
1886—1912.
Ein edler Sohn des großen Königs Ludwig I. übernahm nach dem
unglücklichen Geschick, welches das Herrscherhaus im Juni 1886 traf,
die Regierung Bayerns. In spätem Alter, in dem andere die Ruhe
und Bequemlichkeit suchen, wurde dem Prinzen Luitpold nach dem
unglücklichen Tode seines königlichen Neffen Ludwigs Ii. wegen der
Krankheit seines zum Throne bestimmten zweiten Neffen, des Königs
Otto, die schwere Bürde der Regentschaft übertragen.
Prinz Luitpold Karl Joseph Ludwig von Bayern erblickte am
12. Mürz 1821 in Würzburg als der dritte Sohn des damaligen Kron-
prinzen Ludwig das Licht der Welt. Inmitten eines glücklichen Familien-
lebens genoß er die trefflichste Erziehung und Ausbildung; denn neben
einer zärtlichen, geist- und gemütvollen Mutter stand ihm als Erzieher
ein weiser und gerechter Vater zur Seite. Der junge Prinz widmete
sich dem militärischen Beruf, erhielt aber auch gleichzeitig eine um-
fassende wissenschaftliche Bildung. An seinem vierzehnten Geburtsfeste
wurde Prinz Luitpold zum Hauptmann im ersten Artillerieregiment er-
nannt und stieg auf seiner militärischen Laufbahn bis zur Stelle des
1913 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
504
240. Luitpold, Prinzregent von Bayern.
Generalinspektors des bayerischen Heeres. Im Kriege des Jahres 1866
erwarb er sich als Kommandant der dritten Division bei den blutigen
Gefechten von Helmstadt am 25. und 26. Juli unverweklliche Lorbeeren
der Tapferkeit und des Mutes. Obwohl sein Sohn, Prinz Ludwig, selbst
im Gefechte schwer verwundet worden war, blieb Prinz Luitpold an
der Spitze seiner Truppen und ermunterte sie zu tapferem Wider-
stand. Im ruhmreichen Feldzuge gegen die Franzosen in den Jahren
1870/71 teilte er sieben Monate mit dem tapferen Heer alle Ent-
behrungen und Anstrengungen des Krieges. Prinz Luitpold war es, der
dem König Wilhelm von Preußen das Schreiben überreichte, in welchen:
König Ludwig Ii. dem siegreichen Hohenzollern die Kaiserwürde anbot.
Als er im Jahre 1886, von tiefer Vaterlandsliebe beseelt und das
Wohl und die Würde des Landes höher schätzend als sein eigenes Ich,
der gebieterischen Pflicht gehorchte und die Regierung übernahm, sprach
er bei seiner am 28. Juni im Thronsaale der Residenz stattfindenden
feierlichen Eidesleistung die denkwürdigen Worte: „Die alte Königstreue
der Bayern hat sich glänzend bewährt in den schweren, fürchterlichen
Ereignissen, die Mein ganzes Haus und das Königreich mit denselben
Gefühlen der Trauer erfüllen. Am Abend Meines Lebens legt Mir die
Vorsehung die schwere Pflicht auf im Namen Seiner Majestät Unsres
Allergnädigsten Herrn die Zügel der Regierung zu leiten. Möge es Mir
vergönnt sein zum Wohle des treuen und geliebten Landes wirken zu
können. Das ist Mein sehnlichster Wunsch, das walte Gott!"
Und Gott segnete des Prinzregenten Wunsch. Mit unermüdlicher
Treue waltete der edle Fürst seines Amtes. In der Erfüllung seiner
Pflichten konnte er jedem seiner Landeskinder als Vorbild dienen. Alle
seine Regierungshandlungen zeugten von größter Gewissenhaftigkeit. Er
hatte ein warmes, liebevolles Herz für sein Volk und erblickte seines Herzens
Freude in unerschöpflicher Mildtätigkeit und in dem edlen Streben Tränen
zu trocknen, welche von der Not und vom Unglück ausgepreßt waren.
Jedem seiner Untertanen war er zugänglich; an seiner Tafel sah er mit
Vorliebe Vertreter der bürgerlichen Erwerbsstände, der Kunst und der
Wissenschaft. Von seinem Vater hatte er innige Liebe zur Kunst ererbt;
seine höchste Herrscheraufgabe sah er darin, das seiner Obsorge anvertraute
Volk glücklich zu machen und ihm die Segnungen des inneren Friedens
zu erhalten. Dafür lohnte ihn aber auch die Liebe und das Vertrauen seines
Volkes, welches namentlich am 12. März 1891, dem siebzigsten, am 12. März
1901, dem achtzigsten, und am 12. März 1911, dem neunzigsten Geburts-
tage seines erlauchten Regenten, wetteiferte diesem durch Veranstaltung einer
großartigen Feier seine innige Anhänglichkeit und Dankbarkeit zu beweisen.
1914 -
München
: Kellerer
- Autor: ,
- Hrsg.: Bezirkslehrerverein München
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
74
t 12. Dez. 1912.
Da das Leiden König Ottos unheilbar ist, beendete Prinz-regent Ludwig die Regentschaft und erklärte sich zum König. 5. Nov. 1913.
Armen, begabten Künstlern war er ein Vater. In München entstanden unter ihm die herrliche Prinzregentenstraße mit dem Neuen Nationalmuseum, der Iustizpalast, die Friedenssäule und der Wittelsbacher Brunnen. 2m Jahre 1907 wurde unter seiner Regierung der Grund zum Bau des Deutschen Museums gelegt.
Bis ins höchste Alter bewahrte er sich eine seltene Rüstigkeit. „Pflege der Zugend schasst rüstiges Alter." Am 12. Dezember 1912 starb Prinzregent Luitpold, tief betrauert vom ganzen bayerischen Volk.
Sein Denkmal steht vor dem Neuen Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße.
Ludwig Iii., König von Bayern.
Seit dem Tode des Prinzregenten Luitpold lenkt sein Sohn Ludwig die Geschicke Bayerns. Infolge der unheilbaren Krankheit König Ottos war der bayerische Königsthron schon seit 1886 verwaist. Das Land aber wollte wieder einen regierenden König haben. Daher erklärte sich Prinzregent Ludwig zum König von Bayern.
König Ludwig ist geboren am 7. Januar 1845. Er verlebte mit seinem jüngeren Bruder Leopold und den späteren Königen Ludwig Ii. und Otto I. im Schlosse Nymphenburg eine schöne Jugendzeit.
Den Krieg von 1866 machte Ludwig als Meldeoffizier seines Vaters mit und wurde durch eine Kugel schwer verwundet.
1868 vermählte er sich mit der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich. 3m Jahre 1869 wurde Kronprinz Rupprecht geboren.
Treu unterstützte Prinz Ludwig seinen hochbetagten Vater in der Regentschaft Bayerns.
König Ludwig Iii. steht an der Spitze unseres Vaterlandes als ein leutseliger Für st, als ein erfahrener, treuer Hüter seines Landes und Volkes.
1910 -
Nürnberg
: Korn
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1894
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 206 —
als seinen sehnlichsten Wunsch bezeichnete, daß es ihm vergönnt
sein möge zum Wohle des treuen und geliebten Landes wirken
zu können, nachdem ihm die Vorsehung am Abend seines Lebens
die schwere Pflicht auferlegt habe, im Namen Seiner Majestät
des Königs die Zügel der Regierung zu ergreifen.
Seit dieser Zeit übt Prinz Luitpold unter dem Titel eines.
Prinzregenten und Verwesers des Königreichs Bayern die könig-*
liche Gewalt aus. Prinz Luitpold, der dritte Söhn des Königs
Ludwig I., wurde den 12. März 1821 in Würzburg geboren.
Er war ein treuer Berater seines ‘ Bruders, des Königs "
Maximilian Ii., und führte unter der Regierung Ludwig Ii. den **
Vorsitz im Staatsrat. 1866 zeichnete er sich als Feldzeugmeister -
in den blutigen Gefechten bei Heimstatt und Üttingen (24. Juli)
durch Tapferkeit aus; auch an den Kämpfen in Frankreich im
Jahre 1870/71 nahm er ^als Generalinfpekteur ruhmvollen An- *
teil, besonders an den Schlachten von Gravelotte, Beaumoni . .
und Sedan und an der Belagerung von Paris. Er war es, der
dem König Wilhelm von Preußen das Schreiben überreichte, in
welchem Ludwig Ii. im Einverständnis mit den übrigen Fürsten
Deutschlands denselben ersuchte das Deutsche Reich und die
Kaiserwürde wieder herzustellen. Daß sich Prinzregent Luitpold
die Liebe seines Volkes erwarb, bewies dieses an dem achtzigsten
Geburtstag desselben. Möge Gott wie bisher so auch ferner
Bayern und sein Fürstenhaus segnen!
136. Das neue Deutsche Reich.
Frankreich verursachte 1806 unter Napoleon I., daß
Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone niederlegte; von 1806
bis 1871 gab es wohl einen deutschen Bundesstaat, aber
kein Deutsches Reich. Und Frankreich unter Napoleon Iii.
veranlaßte, daß 1871 das neue Deutsche Reidi erstand.
Die Bitte sämtlicher Fürsten Deutschlands die Kaiser-
würde zu erneuern und die Kaiserkrone zu übernehmen,
fand bei König Wilhelm von Preußen Erhörung und am
28. Januar 1871 erklärte er im Spiegelsaale zu Versailles:
„Wir übernehmen- die kaiserliche Würde in dem Bewußt-
sein der Pflifeht..,Jn deutscher Treue die Rechte des
Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu
wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die
geeinigte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen
sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke ver-
gönnt sein wird den Lohn seiner heißen und opfermutigen
Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen
1914 -
Nürnberg
: Korn
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
470
werde. Deshalb wurden ihm durch Vorbild und Lehre ein strenges
Pflichtgefühl, Selbstzucht und Herzensgüte als bleibende Eigen-
schaften anerzogen.
Prinz Ludwig erwählte den Militärdienst als Lebensberuf.
Am 24. November 1861 trat er als Unterleutnant in die Armee ein.
Im Jahre 1864, dem Todesjahre König Maximilians Ii.,
verlor der Prinz seine treue Mutter. Ein unersetzlicher Verlust
für die ganze Familie!
Der Deutsche Bruderkrieg von 1866 rief auch den Prinzen
Luitpold als Befehlshaber und seine Söhne ins Feld. In dem
unglücklichen Gefecht bei Helmstadt am 25. Juli 1866 wurde
Prinz Ludwig als Ordonnanzoffizier seines Vaters durch einen
Schuß in den linken Oberschenkel schwer verwundet. In Aner-
kennung seiner mannhaften Leistungen wurde er zum Hauptmann
befördert und mit dem Militär-Verdienstorden ausgezeichnet. Aber
die Folgen der Verwundung zwangen ihn vom aktiven Militärdienst
auszuscheiden. — Im Februar 1868 vermählte sich Prinz Ludwig
mit der Erzherzogin Maria Therese von Österreich-Este. Diese
Ehe bildete die Grundlage für ein überaus glückliches, echt deutsches
Familienleben, ein Vorbild für hoch und nieder.
Als 1870/71 das Deutsche Reich gegründet werden sollte,
gab es vielfach Widerstand dagegen, auch in Bayern, weil doch die
Einzelstaaten und deren Oberhäupter auf so manche Rechte
verzichten und so manche neue Verpflichtung übernehmen sollten.
Prinz Ludwig erfaßte gleich seinem Vater den Reichsgedanken mit
ganzer Seele und half erfolgreich den Widerstand überwinden,
ist auch seitdem ein treuer Freund von Kaiser und Reich geblieben.
Ein guter Bayer kann auch ein guter Deutscher sein!
Des Prinzen Ludwig öffentliche Fürsorge und Tätigkeit galt
stets dem allgemeinen Bolkswohl, besonders der Landwirtschaft und
dem Verkehrswesen (Fluß- und Kanalschiffahrt). Wichtige Veran-
staltungen (Versammlungen, Ausstellungen, Feste) für Landwirt-
schaft, Schiffahrt, Gewerbe und Kunst besuchte er regelmäßig, oft
als Vertreter seines Vaters, kam dadurch in fast alle bayerische
Städte und wurde dabei allgemein bekannt und durch seine
Leutseligkeit so beliebt, daß er wohl der volkstümlichste Fürst in
Deutschland genannt werden darf.
Bayerns Volk fühlt sich geborgen und wohl unter der
weisen und kräftigen Regierung König Ludwigs Iii. und steht
in Ehrfurcht und Treue zu ihm.
Gott schütze den König und sein Haus!
Seb. Dm.
1889 -
München
: Lindauer
- Autor: Sattler, Maximilian Vincenz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Seite
22. Bayern unter Max Ii Emanuel, Karl Albrecht und /Max Iii Joseph, 16791777 ............ ... 39
23. Die reichsunmittelbaren Gebiete in Franken und Schwaben im
17. und 18. Jahrhundert..............43
24. Die Pfalz unter der neuen Kurlinie, 1685-1777 ..........45
25. Kurpfalzbayern unter Karl Theodor, 17771799 ..........46
26. Bayern unter Max (Iv) I Joseph und Ludwig I, 1799 1848 . 48
27. Bayern unter Max Ii, Ludwig Ii und Otto I, 18481889 . . 57
Tafel I. Die Agilolfinger...............65
Tafel Ii. Die Luitpoldinger..............66
Tafel Iii. Die Ludwigsche oder bayerische Linie der Wittelsbacher bis
auf Maximilian I................67
Tafel Iv. Die Ludwigsche oder bayerische Linie der Wittelsbacher von
Maximilian I bis zu ihrem Erlschen.........68
Tafel V. bersicht aller Linien des Rudolsschen oder pflzischen Hauses 69
Tafel Vi. Die alte Kurlinie von der Pfalz seit Rudolf I .... 70
Tafel Vii. Die mittlere Knrlinie von der Pfalz oder das Haus Simmern 70 Tafel Viii. Die neue Kurlinie von der Pfalz oder die Huser Neu-
brg und Sulzbach................71
Tafel Ix. Die alte Linie von Zweibrcken, 14591569 ..........71
Tafel X. Die mittlere Linie von Zweibrcken, 15691731 .... 71 Tafel Xi. Die neue Linie von Zweibriicken oder das Haus Bischweier-
Birkenfeld, (1569) 1731 bis jetzt...........72
Tafel Xii. Das Haus Veldenz.............72
Tafel Xiii. Prinz-Regent Luitpold und seine Nachkommen .... 73
Tafel Xiv. Die Nachkommen des Prinzen Adalbert......73
Die deutschen Könige und Kaiser von 752 bis auf die Gegenwart . 74 Die Herzge Bayerns vor der Erhebung des Hauses Wittelsbach auf
den bayerischen Thron...............77
Die Herzge Bayerns aus dem Hause Wittelsbach.......79
Die Kurfrsten Bayerns aus dem Hause Wittelsbach......82
Die Könige Bayerns aus dem Hause Wittelsbach.......82
Die Kurfrsten der Pfalz aus dem Hause Wittelsbach.....82
Xvi Zeittafeln...................85
Eine Karte Bayerns und zwei Auflegbltter.